Let's dream away von Elemmiire (Kapitel 7 kommt) ================================================================================ 7. Kapitel: Alte und Neue Gefühle --------------------------------- Ich glaub in der Story werdet ihr erstmal lange darauf warten, dass mal ne Einteilung kommt. *hüstel* Naja... es geht ja auch um den Inhalt. Dennoch jetzt viel Spaß mit dem Lesen... Ele -----*°*----- Ich wische mir die letzten Tränen vom Gesicht und mustere stumm Moris. Sein Gesicht scheint eingefallener und sein ganzer Körper etwas magerer, aber er lebt und das zählt. Etwas mehr lehne ich mich in die Polster des Sessel und beobachte stumm, wie er einen Tee kocht. Seit er meinen Namen genannt hatte, haben wir kein Wort mehr gewechselt und die Stille gibt mir Zeit meine Gedanken zu ordnen. Wieder fühle ich diesen Wunsch einfach zu gehen, aber er ist lange nicht mehr so stark wie vorher. Moris Anwesenheit gibt mir etwas neuen Mut zurück. Endlich dreht er sich wieder ganz zu mir und reicht mir eine Tasse Pfefferminztee, er selbst nimmt einen Schluck aus seiner Tasse und lässt sich gegenüber von mir auf das Sofa sinken. Vorsichtig nippe ich an dem heißen Getränk, wage es aber nicht mein Wort zu erheben. Nach kurzer Zeit nimmt Moris mir das auch ab und sieht mich fragend an. "Wie geht es dir?", seine Stimme ist ruhig und ich genieße es sie zu hören. Irgendwie hatte sie mir gefehlt. "Ganz gut...", antworte ich knapp. "Du gehörst Chiaro?", fragt er weiter und ich nicke nur zur Antwort. Ein Seufzen entweicht seinen Lippen. "Also waren die Gerüchte über eine fremde Energie in seinem Hause war. Er hat dir doch nichts angetan?" "Nein... ganz im Gegenteil. Eigentlich hat er mich aufgenommen als wäre ich eine von Seinesgleichen. Ich habe viel bei ihm gelernt und er hat mir auch berichtet was passiert ist.", meine Stimme ist bei den letzten Worten leiser geworden. "Und du fragst dich ob es deine Schuld ist?", erstaunt sehe ich ihn an. Ja... ich hatte es mich ganz leise ein paar Male gefragt, aber diesen Gedanken dann sehr weit weg geschoben und eingeschlossen in die tiefsten und dunkelsten Ecken meines Gehirns. "Manche meiner Kameraden geben dir die Schuld, aber ich denke es war nur ein dummer Zufall. Irgendwann wären sie auch so gekommen. Zwar hätten wir deine Hilfe sehr gut gebraucht, aber ich wusste einfach nicht mehr ob ich dir in die Augen sehen könnte.", fährt er nach einiger Zeit fort, als er merkt dass ich nicht antworte. "Ich weiß selbst nicht mehr was damals in mich gefahren ist... es schien als hätte die Welt mir selbst all ihre Wut und Trauer aufgelastet, doch jetzt... jetzt sehne ich mich einfach nur noch nach Ruhe." Langsam nickt er leicht und fährt sich mit einer Hand durch seine Haare. "Was wirst du jetzt tun? Ich würde mich sehr freuen, wenn du hier bleiben würdest. Es ist zwar nicht mehr so schön wie früher, aber es ist eigentlich annehmbar.", ein leichtes Lächeln huscht über seine Lippen. "Auch wenn du die Kanalisation hasst.", fügt er noch hinzu. Ich antworte darauf nicht, drehe nur meine Tasse in der Hand und nehme ab und zu einen Schluck. Immer wieder sehe ich kurz auf, aber er scheint wirklich auf eine Antwort zu warten. "Ich glaube nicht... dass ich hier bleiben kann. Mein Hass auf die Dämonen ist verflogen und es war ein dummer Reflex als ich Cursia half. Irgendetwas in meinem Inneren sagt mir, dass ich jetzt erstmal abwarten sollte." Moris scheint etwas enttäuscht, nickt dann aber und steht auf. "Dann solltest du besser gleich gehen, bevor man dich sucht. Ich werde dir jemanden mitschicken, der dir den Weg aus der Kanalisation zeigt." Wieder bedankte ich mich kurz und drückte noch einmal seine Hand bevor ich aus der Tür ging. Moris blieb hinter mir im Türrahmen stehen und winkte den Hunter her, der mich schon nach meiner Ankunft angesprochen hatte: Craig. Kurz wechseln die beide ein paar leise Worte, aber ich höre gar nicht erst zu und gehe wieder die Treppe zum Ausgang hoch. Craig holt mich bevor ich ganz raus trete wieder ein und folgt mir leise. Wir waren schon einige Minuten gegangen bis Craig stehen blieb und mich von unten bis oben musterte. Fragend drehte ich mich zu ihm und hob eine Augenbraue. "Moris wollte mir nicht sagen wer du bist, aber eines ist klar... ihr kanntet euch! Außerdem redete er dich mit dem verfluchten Namen an.", seine Stimme ist kühl und abweisend, aber ich gehe nicht darauf ein. "Welcher verfluchter Name?", stelle ich die Gegenfrage ebenso kalt. "Dragon, ein geheimnisvoller Hunter und Todesbote. Die Dämonen verehren ihn als ihren Messias. Sein Drachen, den er als Erkennungszeichen trug, prangt auf dem Schwert des Dämonenkönigs." Auch wenn ich keinerlei Gefühlsregung zeige, bin ich erstaunt, mein Herz klopft wie wild und etwas in meinen Innern zieht sich zusammen. Ich bin ein Messias für die Dämonen? "Ich habe auch von ihm gehört... aber nicht vieles... erzähl mir von ihm.", fordere ich mit ruhigen Ton und gehe langsamer weiter. "Was gibt es da viel zu erzählen... er war einfach irre. Hat die halbe Stadt in seinen Rachefeldzug in Brand gesteckt, zum Glück kamen nur wenige Menschen ums Leben, aber dafür hunderte, wenn nicht sogar tausende von Dämonen. Die Flammen brannten noch zwei weitere Tage bevor sie ausgingen.", kurz hielt er inne und sah flüchtig zu mir, "Niemand weiß was danach mit ihm passiert ist... einige behaupten er wäre zu den Dämonen übergelaufen in seinem Wahnsinn oder andere, dass er sich selbst umgebracht hat." "Und was denkst du?", mein Blick war starr vor mir auf den Boden gerichtet. "Ich glaube nicht, dass er tot ist, aber irgendwas ähnliches vielleicht.", er zuckte nur mit den Schultern. "Wenn du ihm gegenüber stehen würdest, heute... jetzt in diesem Augenblick... was würdest du ihm sagen?", endlich brannten sich meine Augen in seine, lange sah er zurück, bis er den Blick ab wand. "Ich würde ihn bitten seine Rache zu vollenden und uns von den Dämonen zu befreien. Vielleicht war er irre, aber irgendetwas muss ihn doch dazu gemacht haben, und vielleicht war das was er gemacht hat, das einzig richtige um sie loszuwerden.", er schloss die Augen. "Zwar nennen sie ihn Messias, aber haben sie auch Angst vor ihm als Todesgott... Todesgöttin." Verblüfft starrte ich ihn an und bemerkte erst jetzt, dass wir am Ziel angekommen waren. "Craig... ich danke dir für das Gespräch und das du mich hierher gebracht hast, aber helfen kann ich dir nicht. Genauso wenig kann ich dir sagen wer ich bin, doch eines möchte ich dich fragen. Wenn wir uns jemals wieder sehen, gib mir bitte eine Antwort.", wir standen jetzt in der Gasse in der ich Cursia getroffen hatte, er nickte mir kurz zu. "Meine Frage ist ganz simpel: Was ist an dieser Welt so viel schlechter als die Welt, die von den Menschen regiert wurde?" In seinen Augen stand Verblüffung über die Frage und kurz schien er was sagen zu wollen, doch er schloss wieder den Mund. Ich ging einfach ohne mich umzudrehen. Eigentlich galt diese Frage auch für mich und bevor ich keine Antwort auf sie fand, konnte ich nicht in mein altes Leben zurückkehren. Im Eingang der alten Villa stand Faye, sie wirkte etwas blass, lächelte aber als sie mich sah. "Wo wart ihr solange? Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass euch etwas zugestoßen sei.", sie nahm mir meinen dünnen Mantel ab, denn ich über meinen schwarzen Kleid trug und deutete mir zu folgen. "Der Meister hat euch zum Mittag eingeladen und wir haben kaum noch Zeit euch umzuziehen.", meinte sie eilig und schob mich die Treppe hinauf. Ich sah sie etwas mürrisch an. "Ich glaube er wird es verkraften wenn ich in diesem Gewand mit ihm esse.", antworte ich ruhig und öffnete die Tür zu meinem Zimmer. "Aber... Miss Tine... der Meister wird das nicht gutheißen.", murmelte sie und ich muss Lächeln als sie mich bei meinem Vornamen nennt. Ich finde es angenehm, dass ich hier nicht mehr Dragon sein muss, sondern Tine, die einfache junge Dame. "Er hat mich doch heute noch nicht gesehen. Es wird ihm nicht auffallen!", meine Stimme ist etwas schneidender geworden und die Rothaarige nickt schließlich. "Aber wenigstens die Frisur?", resigniert seufze ich und nicke. Wenn offene Haare nicht angebracht sind, soll sie halt ihren Spaß haben und sie hochstecken. Ich lasse mich auf einen Stuhl sinken und genieße es einfach wie Faye durch meine Haare fährt, ich liebe es, wenn jemand in ihnen rumwuschelt. Wenig später saß ich an einen kleinen Gartentisch gegenüber von Chiaro und aß still das Mittag, was heute mal ein Kartoffelauflauf war. Wir hatten uns gerade mal begrüßt und seitdem schwiegen wir, eigentlich verlief jedes Essen so und ich fragte mich warum Chiaro immer wieder verlangte, dass ich mit ihm aß. "Faye sagte mir, dass du heute schon für eine längere Zeit nicht auffindbar warst?", es war mehr eine Feststellung gewesen als eine Frage. "Ja... das stimmt.", antworte ich brav und sehe hinauf in seine schönen blauen Augen. "Du könntest mir nicht vielleicht verraten wo du warst.", redet er weiter und ich weiß, dass eine Lüge gar nichts bringt, dennoch antworte ich nicht und esse stumm weiter. "Warum werde ich den Gedanken nicht los, dass du etwas mit vier toten Wolfsdämonen von der königlichen Leibgarde zu tun hast?", etwas verblüfft sehe ich ihn an. "Ich...", nervös beiße ich mir auf die Unterlippe. "Weißt du eigentlich was du getan hast?! Du hast nicht nur Dämonen getötet um einem Hunter zu helfen, nein, du warst auch noch in ihrem Unterschlupf!", deutliche Wut funkelt mir in seinen Augen entgegen, aber ich sehe nur verblüfft zu ihm. "Woher wisst ihr, dass ich bei ihnen war?" Ein dunkles Lachen lässt mich zusammenzucken. "Ich bin nicht dumm Dragon, ich frage mich nur ob du es bist, weil du zurückgekommen bist.", ein Schmunzeln legt sich auf seine Züge. "Ich habe schon alles geklärt und es wird kein Verdacht auf dich fallen, aber sei gewarnt, noch so ein Ausrutscher und ich sehe mich gezwungen, dich der Leibgarde zu übergeben. Das bedeutete soviel wie deinen sicheren Tod.", ich nicke leicht, senke den Blick und nuschle leise ein ,Tschuldigung'. "Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Nun gut... was hast du bei den Hunter gemacht?", ich sehe nicht auf und stochere Lustlos auf meinem Essen rum. "Mich mit einem alten Bekannten unterhalten... aber nicht mehr." "Ich glaube dir. Dennoch halte dich besser von ihnen fern Tine, sie sind verrückt und wie oft wir auch versuchen mit ihnen zu reden, so scheinen sie nur die Gewalt als Mittel zu kennen.", er seufzte leise, "Unser König ist kein Barbar und versucht schon lange endlich Frieden mit ihnen zu schließen, aber sie sind wie kleine, störrische Kinder, die nicht zuhören. Es scheint sinnlos, sie werden nicht Ruhe geben, bis der letzte von ihnen im Grab liegt." Innerlich gebe ich ihn etwas recht, die Dämonen scheinen lange nicht mehr so böse, wie ich sie früher sah, nein, mir kommt es eher fast so vor als wären sie in vielerlei Hinsicht klüger als wir Menschen. "Vielleicht könnte ich mit ihnen reden... immerhin war ich früher eine von ihnen?", hoffnungsvoll sehe ich auf, aber Chiaro winkt nur ab. "Weißt du nicht wofür sie dich halten? Eine Irre... eine Komplizin der Dämonen... sie würden nie auf dich hören, außer du kommst mit einen Dämonenkopf in der Hand zu ihnen.", mit diesen Worten steht er auf und macht die Andeutung einer Verbeugung. "Wir werden hoffentlich heute Abend wieder zusammen speisen?", fragt er überflüssig. "Natürlich.", antworte ich nur und er nickt mir noch kurz zu, bevor er mich auf der Veranda alleine lässt. Nach einer Weile stehe auch ich auf und gehe hinaus in den großen Garten, er scheint mir ja fast schon eher ein eigener Park. Hinter mir höre ich die schnelle Schritte von Faye. "Wo wollt ihr hin?", fragt sie leicht panisch und ich grinse sie nur frech an. "Ich wollt etwas spazieren gehen im Garten... begleite mich doch.", sie seufzt erleichtert und nickt schnell. Nach einigen Schritten biegen wir auf einen Nebenweg und ich betrachte verzaubert die vielen verschiedenen Blumen, die in prachtvollen kleinen und großen Beten am Wegesrand angeordnet sind. "Heute kommt noch der königliche Schneider.", begann Faye nach einer Weile das Gespräch. "Warum?", etwas verirrt sah ich zu ihr. "Wegen dem Ballkleid. Ihr braucht doch ein Neues, man trifft nicht alle Tage den König und ein Kleid von der königlichen Hofschneiderin, Sarami, zu bekommen ist äußerst schwer." "Ich verstehe... wann kommt sie?", frage ich leicht genervt weiter, irgendwie mag ich es nicht so oft wie eine Anziehpuppe behandelt zu werden. "Sie wollte gegen 16 Uhr kommen. Das sind jetzt noch gut zwei Stunden.", antwortet sie mir fröhlich, sehr wohl wissend, dass ich es nicht möchte. "Ihr freut euch bestimmt schon auf den Ball.", verträumt sieht sie zu mir, aber ich ziehe nur eine Augenbraue hoch. "Nicht wirklich... ich finde es eher als belanglos dort hinzugehen, aber Meister Chiaro hat es so gewollt. Ich glaube, ich verstehe immer noch nicht eure Welt wirklich, Faye und etwas sagt mir, dass ich hier Fehl am Platz bin.", antworte ich traurig. "Ihr würdet lieber in eurer alten Welt leben... dort wo ihr meinesgleichen jagen und töten könnt.", es war nur ein flüstern gewesen und ich bleibe schockiert stehen. "Nein... vielleicht früher, aber jetzt nicht mehr. Ich wünsche mir nie wieder töten zu müssen, du weißt nicht wie das ist. Früher und vielleicht sogar jetzt noch... war ich nur eine Maschine die auf Befehl getötet hat ohne wirklich den Grund zu wissen. Wenn ich könnte, würde ich gerne alles rückgängig machen.", sie streichelte mit leicht über den Arm und sieht mich mit ihren warmen grünen Augen an. "Ich glaube euch, aber ich denke, dass es einen Grund für euer Handeln gab und immerhin wärt ihr heute nicht hier bei mir in diesen Garten, wäre das alles nicht passiert.", sie lächelte mich voller Freude an. "Und ich bin überaus glücklich, dass ihr hier seit.", fügte sie hinzu. "Ich bin auch froh dich getroffen zu haben Faye, aber dennoch möchte ich wissen, warum ich immer noch leben muss? Eigentlich will ich nur noch sterben um ihn wieder zu sehen...", gedankenverloren sah ich in den Himmel über mir. Nur ein paar Schäfchenwolken waren zu sehen. "Wer ist diese Person, wenn ich fragen darf?", Fayes Stimme war vorsichtig, aber ich wende meinen Blick wieder zu ihr und lächle etwas. Ich laufe langsam wieder los und nehme mir etwas Zeit bevor ich ihr antworte. "Er war mein Partner... wie haben sehr viel miteinander erlebt und immer hat er mich beschützt. Auch hat er mir immer gesagt, dass er mich liebt und ich wollte es zuerst nicht glauben, mir nicht erlauben darauf einzugehen. Aber als ich es endlich tat... war es zu spät. Er ist vor meinen Augen gestorben...", eine Träne entweicht meinen Auge und fließt mir über die Wange. "Das tut mir sehr leid... ich hätte nicht fragen sollen...", ihre Stimme ist sehr fürsorglich und leise, aber ich winke ab. "Es ist schon in Ordnung. Warum sollte ich daraus ein Geheimnis machen... wenn ich an ihn denke bin ich gleichzeitig glücklich, aber auch will mein Herz zerreizen. Dennoch... ich liebe ihn, dadurch bin ich froh über diese Gefühl.", kurz halte ich inne und sehe noch einmal in den Himmel hinauf. "Was ist mit euch Faye? Hab ihr jemanden, denn ihr liebt?", freundlich sehe ich zu ihr und bemerke den kleinen Rotschimmer, der sich auf ihren Wangen niedergelassen hat. "Nunja... mein Vater hat mich verlobt mit einem aus meinen Clan. Bei Chiaro mache ich ja nur eine Lehre...", sie wirkte etwas bestürzt. "Aber ihr liebt jemand anderen als euren Verlobten?", frage ich weiter. "Es steht mir nicht zu darüber zu reden. Mein Vater wird schon das Beste für mich veranlasst haben.", trotz ihrer Worte spürte ich die starke Bedrücktheit von ihr. Also hatte doch einen Makel in dieser Welt gefunden, den auch wir besaßen. Auch hier schien man sich in die Liebe einmischen zu wollen, etwas was ich grausamer finde als den Tod. "Ich hoffe du hast Recht... oder das sich doch noch alles zum Guten wendet.", liebevoll streiche ich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. "Und ich hoffe für euch, dass ihr euch neu verlieben werdet.", entgegnet sie mir, aber ich schüttele den Kopf. "Das will ich gar nicht. Es ist gut so wie es ist." Wir gingen noch einige ungezählte Minuten nebeneinander her, schweigend, jeder in seinen Gedanken gefangen, bevor mich Faye darauf aufmerksam machte, dass wir zurück mussten. Sarami würde sonst noch warten müssen. Ich stand da und betrachtete mich unglücklich im Spiegel. Das schwarz-rote Ballkleid umschlang spielerisch meine Figur. Am Oberkörper lag es noch sehr eng an und an den Armen und Beinen war es ein fließender langer Stoff. Überall waren rote Verzierungen wie Bänder und Rosen, und das Zeichen des Drachen in blutrot prangte auf meinen Oberkörper. Nach langem Kampf mit Fayes Einstellungen hatte ich sie überzeugen können keine Hochsteckfrisur zu machen, mit offenen Haaren gefiel ich mir selber besser und irgendwie auch beschützt. Dennoch waren hier auch ein paar Strähnen kunstvoll zusammengefasst und ich fühlte mich vollkommen falsch in diesen Körper. Das war nicht mehr ich im Spiegel, es war eine Anziehpuppe, die man gerade mal wieder hübsch angezogen hatte, damit man mit ihr angeben konnte. Ich seufzte laut und die Rothaarige sah mich fragend an. "Stimmt etwas nicht? Das Kleid zu eng geschnürt?", fragte sie besorgt, aber ich schüttelte nur leicht den Kopf und setzte mich vorsichtig hin. Nervös spielte ich mit der Drachenkette um meinen Hals, ich hatte es mir angewöhnt, weil sie immer griffbereit schien. Nie nahm ich sie ab. Selbst das Halsband von Chiaro musste ich heute nicht tragen, wie selbstverständlich hatte er es abgenommen, aber irgendwie fühlte ich mich dennoch von der Magie abgeschnitten. Etwas Unbekanntes, was dennoch vertraut schien, hatte seither von mir Besitz ergriffen. Etwas, was mich an eine Raubkatze erinnerte, die zum Sprung ansetzte um ihr Opfer vollständig außer Gefecht zu nehmen. "Ihr seht bezaubernd aus.", verwirrt drehte ich mich in Richtung Stimme und sah zu den jungen adligen Dämonen. Unentschlossen stand ich auf und knickste kurz. "Danke für das Kompliment, aber das kann ich nur zurückgeben." Es stimmte... der einfache Schwarze Anzug mit einem Clanwappen stand ihm ausgezeichnet und er lächelte leicht, bevor er mir den Arm anbot und ich mich einhackte. Ich spürte Fayes traurigen Blick im Rücken, konnte aber nichts tun... zu gern hätte ich mit ihr getauscht. Das Gefühl nicht hierher zu passen verstärkte sich mit jedem Augenblick und ich war froh als ich an die frische Luft kam. Kurz schloss ich die Augen um mich zu konzentrieren auf die innere Unruhe, dann stieg ich auch schon in den Wagen und wir fuhren los. Ich lehnte meine Stirn nur gegen das kühle Fenster und versuchte die wachsende Unruhe zu verstehen. Vor mir ragte ein riesiges Gebäude auf. Es war schwarz und war in der Höhe vollkommen verglast. Es war mir auch schon früher aufgefallen, aber ich hatte mir nie Gedanken gemacht als ich es am Horizont erblickt hatte. Die Kraft, die mich umschlossen hielt, kam eindeutig aus diesem Gebäude und zwei Gefühle in mir kämpften: das Gefühl fliehen zu wollen und das Gefühl, was unbedingt dorthin wollte, denn so ängstlich ich war, so sehr fühlte ich mich auch wohl je näher ich dem Entstehungsort der Kraft kam. "Ist euch schlecht? Ihr seht etwas blass aus...", Chiaro stand neben mir und sah mich komisch wissend an. "Nein... mir ist nur etwas flau im Magen... wird schon gehen.", flüsterte ich leise zur Antwort und er nickte schwach, bevor ich mich wieder bei ihm einhackte und er mich hinein geleitete. Wir kamen in eine riesige, dennoch schlichte Vorhalle in Schwarz- und Silbertönen und schon bald wurde das Clanoberhaupt vom Windclan von mehreren Personen angesprochen. Sie tauschten ein paar Floskeln aus und ich lächelte brav bis wir weitergingen und auf die nächsten trafen. So brauchten wir eine Ewigkeit bis wir in den großen Ballsaal traten, der genauso schlicht war wie die Vorhalle. Das einzig auffällige war an einer Wand ein großes Banner mit dem roten Drachen und unwillkürlich strich ich über den Drachen auf meinen Oberkörper. Es waren eindeutig die Gleichen, was mich stutzig machte, immerhin erscheint es einen nicht normal mit dem Königswappen auf der Haut rum zu laufen. Ich kam nicht dazu die Frage zu stellen, denn Chiaro reichte mir etwas. Verwundert starrte ich auf die schwarz-rote Maske, die da war um die obere Gesichtshälfte zu verdecken, in meinen Händen. "Was?", ich sah zu ihm und bemerkte, dass er auch eine trug nur in silbern und er war nicht der Einzige. Alle trugen eine... sogar die augenscheinlichen Bediensteten und vorsichtig probierte ich meine auf dem Gesicht, wo sie perfekt passte. Ich spürte, wie sie hinten zusammengebunden wurde und sie somit fest war. "Oh... Meister Chiaro!", eine etwas rundere, ältere Frau kam auf uns Beide zu. "Man hat sich ja lange nicht gesehen!" Ein Lächeln trat auf ihr Gesicht, was komisch aussah zu ihrem mit bunten Federn geschmückten Maske und dem dazu passenden knallgelben Kleid. Irgendwie war die Frau sympathisch... sie hatte etwas von einer gutmütigen, durchgeknallten älteren Tante. "Viel zu lange Baronin. Wie geht's dem werten Gatten?", das Gesicht des jungen Mannes blieb emotionslos, aber eine Spur von Freundlichkeit lag in seiner Stimme. "Wahrscheinlich gut. Gleich nachdem wir hier waren, hat er sich natürlich zu seinen Freunden in eine Ecke gesetzt, wo sie sich gegenseitig anschweigen und dabei diese grässlichen Zigarren rauchen und Cognac trinken.", sie seufzte leicht. "Aber viel interessanter ist doch das schöne Kind an eurer Seite. Wer ist eure hübsche Begleiterin?", anscheinend versuchte sie mit neugierigen Blicken unter meine Maske zu schlüpfen um etwas zu sehen, was ihr natürlich nicht gelang. "Ich muss euch enttäuschen, das hier ist nicht meine Begleiterin für den Abend, wie man eigentlich unschwer erkennen kann.", erstaunt sahen ihn meine goldschimmernden Augen an. Ich war nicht seine Begleiterin? Aber war in Gottes Namen machte ich dann bitte hier?! "Ich war mir nicht sicher... dennoch könnte ihr mir doch ihren Namen verraten und vielleicht auch wer euch sonst begleitet.", diese Frau schien mir eine typische Tratschtante zu sein. "Fragt sie doch einfach selbst und was das andere betrifft. Faye... meine Schülerin. Irgendwann muss sie ja auch den Umgang mit anderen Menschen pflegen." Okay... nun war ich völlig perplex, weil ich hundertprozentig wusste, dass Faye nichts von ihrem Glück wusste und weil der Winddämon ein komisches Lächeln auf den Zügen hatte, was vollkommen untypisch für ihn war, jedenfalls aus meiner Sicht. "Faye? Das ist doch die Tochter von Lemes? Ich glaube nicht, dass ihr Vater das gutheißen wird, immerhin soll sie schon verlobt sein mit Fenris. Hoffentlich wirst du da nicht bald zu Asche verbrannt... Lemes ist ziemlich heißblütig wenn es um seine Tochter geht." "Wenn nicht wäre er wohl kaum das Clanoberhaupt vom Feuerclan. Faye ist meine Schülerin und deswegen sehe ich darin kein Problem.", das Lächeln war wieder verschwunden. "Du vielleicht nicht, aber Fenris bestimmt. Er ist ziemlich Besitzergreifen und hat sich ja auch dagegen gewährt, dass du ihr Meister wirst." Fenris war also der nicht geliebte Verlobte von meiner kleinen Aufpasserin. Soweit ich wusste, war Fenris in der nordischen Mythologie ein Wesen in der Gestalt eines Wolfes und das gefährlichste aller Ungeheuer. Da konnte man nur hoffen, dass dieser Fenris nicht genauso war. "Tine?", fragend sah ich zu meinen Nichtbegleiter, wie sie ja herausgestellt hatte. "Hmn?", gab ich klug von mir. "Ich habe gerade gesagt, dass ich jetzt Faye herscheuchen werde..." "Was dir unheimlichen Spaß macht... Warum hast du es ihr nicht gleich gesagt, dass sie dich begleitet?", etwas säuerlich sah ich ihn an. "Hey... es sollte eine Überraschung werden, außerdem freu ich mich schon auf ihr perplexes Gesicht, wenn sie da ist und ich es ihr sage.", ein gemeines Grinsen trat auf sein Gesicht, weil er genau wusste, wie er sie ärgern konnte und es auch unbestritten gerne tat. "Du bist gemein.", meinte ich nur tonlos. "Und? Ich steh dazu.", ich seufzte nur resignierend und freute mich aber insgeheim, dass Faye doch kam. Dann war ich wenigstens nicht so allein, denn sonst kannte ich ja hier keinen außer Chiaro, der gerade mehr als nur fies grinsend neben mir stand und etwas zornig ins Handy bellte. Ja... das machte ihm offensichtlich mehr als nur Spaß. Ging es eigentlich noch verliebter? Schmunzelnd sah ich mich um. In der Ferne erkannte ich die Federn der Baronin, die, als ich in Gedanken versunken war, wohl weiter gezogen ist. Neben mir legte der junge Dämon wieder auf und schien außerordentlich guter Laune. "Warum bin ich hier Chiaro?", fragte ich leise und er sah mich nur lange an. "Ich kann dir nur soviel sagen, dass du hier aus einem bestimmten Grund bist, und sich alles im Laufe dieses Abends klären wird. Jedenfalls hoffe ich das.", er wand seinen Blick ab und ging. Ließ mich einfach allein am Rande des Saal stehen und ich spürte, dass ich ihm nicht folgen konnte, denn in diesem Moment spürte ich die Kraft deutlicher den je, welche mich hierher gezogen hatte, aber ebenso schnell schwächte sie wieder ab und ließ mich je allein... Lange stand ich am Rande und sah dem Treiben um mich herum zu. Zwischendurch hatte ich nur ein Wort mit einem Bediensteten gewechselt, der Champagnergläser verteilte und wieder Leere aufsammelte. Faye war eingetroffen und hatte sich erstmal ordentlich mit Chiaro gestritten und ihn zu Schnecke gemacht, bis er sie mit ein paar scharfen Worte zur Ruhe gebracht hatte und ihr schlussendlich eine sehr kunstvolle Maske in rot und silber angelegte. Nebenbei war noch ihr Vater aufgetaucht und hatte einen Nervenkrieg mit ihrem Meister ausgetragen, der eindeutig an den Winddämonen ging. All das hatte ich nur teilnahmslos mitbekommen, genauso teilnahmslos wie ich jetzt die Beiden auf der Tanzfläche beobachtete und das Glas zu meinem Mund führte. Faye hatte mich ignoriert. Ich bin mir sicher, dass sie mich gesehen hat, aber ihr Blick war sofort wieder weggeschweift. Mir wurde mit jeden Moment unklarer, welchen Grund es geben könnte für mich, hier zu sein. "Darf ich um diesen Tanz bitten?", ich sah in zwei tiefe blaue Meere, die mir erschreckend vertraut waren. Unverholen starrte ich den jungen Mann an, der vollkommen in schwarz gekleidet war und auf dessen Brust der gleiche blutrote Drache prangte, wie auf meiner, als wären wir Beide dafür geschaffen zusammen zu sein. Die Maske verdeckte sein Gesicht, aber sein Duft und seine Nähe schienen mich gefangen zu nehmen, jede einzelne Zelle meines Körpers... Es war eine Explosion in meinem Innern und wie im Traum streckte ich die Hand aus um die mir Angebotene anzunehmen und genauso ließ ich mich zur Tanzfläche bringen um mich im Takt der Musik zu bewegen. Längst hatte ich die stehen gebliebenen Tanzenden um mich herum vergessen, genauso wie ich nicht erkannte, dass die Kraft, die mich gefangen hielt, von ihm ausstrahlte. Es war alles so egal... alles was zählte, war die Person, die mich sicher über den Boden schweben ließ und dessen Sein meines vollkommen anzog und ausgleicht. Irgendwann blieben wir einfach stehen und ich konnte immer weiter in seine Augen fallen, die ich so schmerzlich vermisst hatte und die eigentlich gar nicht hier sein konnten. Er wandte den Blick ab und zog mich unter erstaunten Blicken von der Tanzfläche, hinter einen Vorhang und auf einen verborgenen Balkon. Die Frische Luft ließ mich aus meiner Gedankenlosigkeit aufschrecken und ließ mich erkennen wie irreal das Ganze war. Ich wusste, dass das nicht die Augen waren von demjenigen von dem ich es gerne hätte und unwillkürlich rollte eine Träne meine Wange hinab. Es war schändlich... nur weil jemand ähnliche Augen hatte, hatte ich mich hinreißen lassen zu träumen... zu hoffen. Eine sanfte, warme Hand fuhr sanft über meine Wange und wischte die Träne weg und hinterließ ein angenehmes Kribbeln auf der Haut. Ich traute mich nicht aufzusehen. Wollte mich nicht noch einmal so verlieren in einem Wunsch. "Sieh mich an...", seine Stimme war beschwörerisch und mit seiner Hand drückte er leicht mein Kinn nach oben, sodass ich gar keine Wahl hatte. "Du weißt wer ich bin?", fragte er mit leiser warmer Stimme. Ich schüttelte heftig den Kopf. "Das kann nicht sein... du bist tot! Ich hab gesehen, wie du fielst!", wieder überwältigten mich meine Gefühle und ich krallte mich in dem Stoff seines Anzugs, mein Kopf sank gegen seine Schulter und leise weinte ich. Alles war so vertraut... so echt, aber mein Verstand schrie mir entgegen, dass es nicht sein konnte. Sanft löste er sich von mir und trat einen Schritt zurück. Langsam öffnete er den Knoten an seinen Hinterkopf und die Maske fiel scheppernd auf den Boden, während mein Herz aussetzte. Dort stand er. Lächelte mich mit seinem typischen Lächeln an und öffnete die Arme, aber ich konnte mich zuerst nicht bewegen. Erst langsam überrollte mich die Erkenntnis, dass er wirklich vor mir stand und jeder Zweifel wurde weg geschoben. Ich streifte meine Maske ab und ließ sie zu einfach fallen, bevor ich mich in seine Arme warf und mich einfach nur an ihn drückte um jeden Eindruck zu genießen, der jetzt auf mich einwirkte. Sein unvergleichlicher Duft von Äpfeln, das Kribbeln wo wir uns berührten, das Feuer in meinem ganzen Körper und das vollkommene Gefühl von Geborgenheit und Liebe. Vorsichtig sah ich hinauf in seine sanften Augen. "Gourry..." "Ssshh..." Er legte mir einen Finger auf die Lippen und strich vorsichtig darüber. Langsam, unendlichen langsam beugte er sich hinunter, während seine Hand weiter hinunter in meinen Nacken wanderte und ich mich leicht auf die Zehenspitzen stellte. Erst flüchtig streiften sich unsere Lippen und ich schloss die Augen, weil ich schlichtweg von den überschwemmenden Gefühlen überwältigt war, die diese kleine Berührung auslöste. Es schien mir als drohte ich unterzugehen als er dann fordernd seine Lippen auf meine presste und mir zeigte, wie sehr er auch mich vermisst hatte. Wie eine Ertrinkende klammerte ich mich an ihn fest und bewegte meine Lippen vorsichtig gegen seine, wollte ihm zeigen, dass es mir genauso ging wie ihm. Der Kuss wurde mit jeder Sekunde intensiver und wir lösten uns erst schwer atmend als wir beide Probleme mit dem Atmen bekamen... -----*°*----- Gewidment besonders safira und Vina. Wo ich jetzt mal klarstellen muss, dass ich Lust habe weiterzuschreiben, aber meistens so im Stress bin wegen der Schule und anderen Dingen, dass ich nie Zeit finde. >.< Dann schaff ich immer nur wenig... und das dauert eben seine Zeit, weil ich dauernd auch noch von anderen angebettelt werde was anderes zu schreiben. *seufz* Hoffe dennoch ich schaffs noch in diesem Leben die Geschite zu beenden. Aber geplant sind bis jetzt ja eh 9 oder 10 Kapitel. eure Ele Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)