Hands of blood von lunalinn (Zabuza/Haku) ================================================================================ Epilog: Together ---------------- Panik war das erste Gefühl, das ihn überfiel, kaum dass er die Augen aufgeschlagen hatte. Das Piepen klang furchteinflößend schrill in seinen Ohren wieder und die Tatsache, dass er sich wie gelähmt fühlte, machte es noch schlimmer. Die Schmerzen registrierte er nur nebenbei, denn der Schlauch in seiner Nase verängstigte ihn um einiges mehr. Wo war er? Wer waren die Menschen in den weißen Kitteln, die um ihn herumrannten und auf ihn einredeten? Ein erstickter Laut entwich seiner Kehle, die Augen füllten sich mit Tränen…und dann setzte irgendwas aus. Er bekam keine Luft mehr, sein Körper zuckte hin und her…das Gerede wurde lauter. Dann spürte er plötzlich einen Stich in seinem Arm und die Welt um ihn herum wurde in Watte gehüllt. Als er das nächste Mal zu sich kam, fühlte er sich immer noch merkwürdig benommen. Er konnte keinen richtigen Gedanken fassen, blickte sich nur träge im Zimmer um. Weiße Wände…er blinzelte müde, während er langsam wahrnahm, dass jemand mit ihm sprach. Dumpf drang die raue Stimme an seine Ohren und er erkannte sie nicht direkt. Er war nicht fähig, den Kopf zu heben und drehte ihn daher langsam zur Seite. Zabuza. Nur dieser eine Name manifestierte sich in dem Knäul aus Watte, doch es war genug, um sein Herz rasen zu lassen. Seine spröden Lippen bebten, er wollte etwas sagen, doch es tat zu weh…er konnte nur ein Ächzen hervorbringen. Warm und sanft wurden seine zitternden Hände umschlossen und festgehalten. Er verstand nicht, was Zabuza sagte, doch es war auch nicht wichtig…er war da. Immer noch. Schon wieder konnte er die Tränen nicht zurückhalten, spürte sie von seinem Kinn tropfen. „…wird schon. Ich hau nicht ab…bist doch kein Mädchen…jetzt hör auf zu flennen. Ich bleibe.“ Er hätte gern gelächelt…aber stattdessen konnte er einfach nicht aufhören zu weinen. Er war so überfordert, so erschöpft…und unglaublich erleichtert. Jetzt musste endlich alles gut werden. Im Endeffekt war alles wird gut ein sehr dehnbarer Begriff, wie er im Nachhinein festgestellt hatte. Nichts war plötzlich gut, nur weil sie es lebend aus dieser Hölle rausgeschafft hatten, aber es war ein Anfang. Der Neuanfang, den sie sich alle gewünscht hatten…und keine ihrer Befürchtungen war bisher eingetroffen. Haku strich sich eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr, während er im Schatten eines Baumes saß, auf dem Schoß ein Buch aufgeschlagen. Eigentlich lernte er immer sehr konzentriert, doch die vereinzelten, warmen Sonnenstrahlen fühlten sich so angenehm an, dass sie ihn ganz schläfrig machten. Für einen Moment gab er nach und lehnte sich an die Rinde des Baumes hinter sich, fühlte das weiche Gras unter seinen Händen und ließ den Blick schweifen. Er liebte diesen großen Garten, den Mikoto liebevoll pflegte, so wie sie es auch mit ihrer Familie tat – und mit ihm. Sie erinnerte ihn an seine eigene Mutter, sowohl äußerlich als auch von ihrem Verhalten her. Jedoch hatte Haku schnell erkannt, dass Mikoto um einiges durchsetzungsfähiger war; sie war wie ein Fels in der Brandung und gleichzeitig hielt sie die Familie zusammen. Er hatte sich im Hause Uchiha nicht lange wie ein Fremder gefühlt, weil sie ihn alle ausnahmslos miteinbezogen. Selbst Sasuke, der ihm zuerst mit unverhohlener Skepsis begegnet war, behandelte ihn nun wie einen festen Teil der Familie. Vorhin hatten er und seine Freunde gefragt, ob er mit zum See kommen wollte, doch er hatte abgelehnt. Haku ging mit Sasuke und ihnen in dieselbe Klasse und es war nicht so, dass er sie nicht mochte, nein, im Gegenteil…aber er fühlte sich hier einfach wohler. Schon in der Schule überforderte ihn die Menschenmenge manchmal, doch da musste er sich zusammenreißen. Vom Sportunterricht war er bis auf weiteres befreit worden, auch wenn die Reha nach einem halben Jahr längst abgeschlossen war. Es war ihm nur recht und wer hinter seinem Rücken aus diesem oder einem anderen Grund schlecht über ihn sprach, bekam direkt eine Ansage von Sasuke, Naruto oder Sakura. Er musste schmunzeln, als er daran dachte; Zabuza musste sich wirklich nicht darum sorgen, dass er auf sich allein gestellt sein könnte. Natürlich wollte er sich nicht sein Leben lang auf andere verlassen, sondern auch etwas aus eigener Kraft schaffen, doch Rückhalt konnte nicht schaden – und den bekam er von allen Seiten. „Mutter sagt, ich soll aufpassen, dass du nicht dehydrierst…oder verhungerst.“ Haku blinzelte, hatte die Augen für ein paar Sekunden geschlossen gehabt, und sah zu der Person auf, die sich soeben neben ihn ins Gras setzte. Verdutzt fasste er das Tablett, das mit grünem Tee und kleinen Süßigkeiten gefüllt war, ins Auge…dann schaute er wieder zu dem Älteren, dessen Mundwinkel zuckten. „Ich befürchte, sie will dich mästen.“ Haku musste abermals schmunzeln, ehe er nach einem der Dorayaki griff und es langsam aus der Folie schälte. „Wie geht es dir, Itachi-san?“, fragte er freundlich. Im Gegensatz zu Zabuza, der den Uchiha immer noch für seinen Zustand verantwortlich machte, hatte er ihm nie etwas nachgetragen. Ohne seine Einmischung hätte sich nichts verändert und außerdem hatte sich der Uchiha bei ihm entschuldigt. Haku wollte mit diesem Kapitel seines Lebens abschließen und die Therapeutin, zu der er einmal die Woche ging, arbeitete mit ihm darauf hin. „Ich will mich nicht beschweren.“ Was bedeutete, dass Itachi immer noch passive Recherche-Arbeiten betrieb, anstatt sich aktiv in einem Fall einbringen zu dürfen. Natürlich redete der Uchiha nicht über seine Arbeit, aber er hatte die beiläufige Bemerkung vor einiger Zeit aufgeschnappt. „Ich auch nicht“, erwiderte er mit einem Lächeln, woraufhin der Uchiha nickte. „In der Schule kommst du zurecht?“ Haku biss einmal in das Dorayaki in seiner Hand, schmeckte die süße Bohnenpaste. Damals hatte er nicht entscheiden dürfen, was er zu essen bekam…jedenfalls nichts, was seiner schlanken Linie gefährlich werden konnte. „In manchen Fächern mehr, in machen weniger…aber Sasuke hat sich schon angeboten, mir zu helfen.“ Itachi hob eine Braue, während er nun selbst nach den Süßigkeiten griff. „Er verhält sich ja richtig erwachsen“, hörte er ihn murmeln. Haku blickte ihn belustigt an; nicht nur wegen des Kommentars, sondern auch, weil der Ältere sich soeben sehr genüsslich das süße Zeug auf der Zunge zergehen ließ. Kisame hatte mal gemeint, dass das seine Schwachstelle war…was wirklich amüsant war, wenn man bedachte, wie beherrscht Itachi sich sonst gab. „Bist du nur zu Besuch hier?“, fragte er offen und Itachi hielt kurz inne. „Ja…“, erwiderte er gedehnt. „Ich bleibe aber nicht lange.“ Haku sah ihn abwartend an, doch es kam nichts mehr, so dass er es dabei beließ. Es ging ihn ja auch nichts an. Still saßen sie eine Weile nebeneinander und genossen die Sonne, wobei Haku wirklich überlegte, ob er kurze Hosen in Betracht ziehen sollte. Schon das Shirt hatte ihn Überwindung gekostet, denn er fühlte sich in dicken Pullovern um einiges wohler. Die Narbe an seinem Ellenbogen, wo der Knochen gebrochen worden war, erinnerte ihn immer daran, dass er beinahe gestorben wäre. Ebenso wie die kleinen Narben an seinem Kinn und über der Nase…seine Haut war sehr hell, da fiel es nicht so arg auf, doch sie waren da. Manchmal bekam er das Zucken in seinem linken Augenlid nicht unter Kontrolle, das war unangenehm, aber trotz allem war er glimpflich davongekommen. Haku hob den Blick, als Mikoto an der Terrassentür auftauchte – und sie war nicht allein. Sein Herz machte einen Satz, so wie immer, wenn er diesen Mann sah. Natürlich freute er sich auch, Kisame zu sehen…er blickte zur Seite, als Itachi aufstand. „Ich muss los. Bis bald“, verabschiedete er sich knapp und Haku sah ihm perplex hinterher. Er beobachtete, wie Kisame dem Uchiha auf halbem Weg entgegen kam, ein breites Grinsen auf den Lippen, während Itachi sich wie immer sehr reserviert gab. Sie wechselten ein paar Worte, er sah Itachi nicken und dann verschwanden die beiden zusammen im Inneren des Hauses. Haku entging nicht, wie Kisame bei den letzten Metern nach Itachis Hand griff…und es sah nicht so aus, als würde dieser die Berührung lösen wollen. Als die beiden weg waren, schaute er zu Zabuza, der noch mit Mikoto in der Tür stand und sich mit ihr unterhielt. Es wunderte ihn, wie gut sich die zwei verstanden, doch er war froh darüber, denn sonst wäre es wesentlich schwerer gewesen, sich zu treffen. Die Regeln waren einfach; Zabuza durfte ihn sehen, am Wochenende auch mal mit ihm weggehen, aber um 22 Uhr hatte Haku wieder zuhause zu sein. Sicher gab es Ausnahmen, aber auch sonst konnte er die Regeln akzeptieren…er war schließlich minderjährig und sogar Zabuza hatte sich nicht beschwert. Schon davor hatten sie sich nicht 24 Stunden am Stück sehen können und auch, wenn ihm die gemeinsamen Nächte oft fehlten, weil er manches Mal schlecht schlief, wollte er lernen, selbstständiger zu werden. Zabuza versuchte es ja ebenfalls, kam vermutlich gerade von der Arbeit…und soweit er wusste, lief es bei ihm sehr gut. Wundern tat es ihn nicht, denn der Hüne konnte alles schaffen, wenn er wollte…an Willen und Kraft hatte es ihm nie gefehlt. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als Zabuza schließlich auf ihn zukam, während Mikoto wieder im Haus verschwand. Schon bei Kisame war es ihm aufgefallen…die beiden wirkten…anders. Imposant waren sie immer gewesen, würden sie auch immer sein, aber diese bedrohliche, angespannte Aura war verschwunden. Sicher, manchmal kam das aggressive Verhalten noch durch, doch es wurde besser. Haku gefiel die Ruhe, die Zabuza nicht mehr nur in seiner Nähe ausstrahlte, sondern auch, wenn er beispielsweise mit Mikoto redete. Es musste schwer sein, zu lernen, dass nicht jedes Wort Provokation oder Angriff war…so wie sich Haku daran gewöhnen musste, dass nicht jede Berührung anzüglich gemeint war. Naruto hatte ihn einmal überfallen, ihn von hinten ziemlich überschwänglich umarmt – und Haku damit den Schock seines Lebens verpasst. Danach hatte Sakura ihm eine Kopfnuss verpasst und auch Sasuke hatte seinen besten Freund ordentlich zusammengestaucht. Letztendlich hatte Haku ihn in Schutz genommen…er konnte es nicht wissen. Es lag an ihm selbst, damit umzugehen oder deutlich zu sagen, wenn er etwas nicht wollte. Er musste jetzt nicht mehr stillhalten oder schweigen…die Zeiten waren vorbei. Endgültig. „Bist fleißig?“ Haku wandte sich Zabuza zu, der sich neben ihm ins Gras fallen ließ und einen Blick auf das Buch in seinem Schoß warf. „Ein bisschen…“, gab er zurück und sah ihn interessiert an. „Wie war die Arbeit?“ „War angenehmer, als es noch nicht so verdammt heiß war…aber passt schon. Kisame und ich haben eher frei bekommen. Schätze, die meisten Leute hocken bei der Affenhitze lieber im Freibad, als in der Werkstatt…und es gab bisher keine Notfälle.“ Haku nickte verstehend, hörte ihm weiterhin zu. Es langweilte ihn nie, wenn Zabuza davon sprach, wie er an Autos rumschraubte…und er hatte auch nicht das Gefühl, dass dieser sich zwingen musste, ihm zuzuhören, wenn er die Schule erwähnte. „Kisame und der Uchiha fahren wohl auch zum See.“ Haku seufzte innerlich. „Und du wolltest nicht mit?“ „Allein? Und denen beim Flirten zusehen? Da mache ich lieber Überstunden, egal, wie heiß es ist…“, kam es abwehrend zurück. Als Haku nichts dazu sagte, stöhnte Zabuza leise. „Mich zwingt keiner, hier zu sein, Haku.“ „Ich weiß, aber…“ „Nichts aber. Ist gut so, wie es ist…und jetzt will ich nichts mehr davon hören.“ Haku erwiderte den ernsten Blick des Älteren und er wusste, dass dieser es auch so meinte. Etwas schön zu reden, war nicht Zabuzas Art…und eigentlich freute er sich ja auch, dass er da war. Anstatt weiter darauf herumzureiten, lehnte er sich mit einem Lächeln an die breite Brust des Hünen, der direkt einen Arm um ihn legte. Er schloss die Augen, als Zabuza mit seinen rauen Fingern seine Seite streichelte und seine Lippen für einen Moment auf sein Haar drückte. „…sind schon wieder fast so lang wie früher“, hörte er ihn murmeln. „Denkst du, ich wirke männlicher, wenn ich sie kurz schneiden lasse?“ „…wie kurz?“ „Weiß nicht.“ „Hm…ich denke nicht, dass das was ändern würde. Ist das wichtig?“ „Meine Haarlänge?“ „Männlich zu wirken.“ Haku schmunzelte, als er die Augen wieder öffnete und nach oben schaute. Die fehlende Begeisterung stand Zabuza nur allzu deutlich ins Gesicht geschrieben. „Eigentlich…“, begann er und umfasste Zabuzas große Hand mit seiner eigenen. „…ist es mir egal, solange ich dir gefalle.“ Der Hüne blickte ihn verdutzt an…dann knurrte er dunkel, so wie immer, wenn er verlegen war. „Quatschkopf…“ Sein Herz raste wieder, als Zabuza seine Stirn an die seine legte und ihm in die Augen schaute. „…du gefällst mir immer.“ Nun war es an Haku, verlegen zu sein, was sich bei ihm jedoch deutlicher zeigte. Er spürte das Blut in seine Wangen schießen, abwenden konnte er sich trotzdem nicht. Er liebte das Kribbeln in seinem Bauch, wenn Zabuza ihn küsste…so wie jetzt. Mit einer Sanftheit, die man ihm nicht zutrauen würde…und dennoch mit etwas Druck, der deutlich machte, dass er sein war. Es war schön…und es kam ihm nicht eine Sekunde lang falsch oder dreckig vor. Jeder Blick, jedes Wort und jede Berührung dieses Mannes zeigte Haku, wie viel er ihm wert war…und er wollte es genießen. Als Zabuza sich wieder von ihm löste, blieb er an ihn gelehnt, atmete durch. Das Herzklopfen verschwand nicht, das warme Gefühl in seinem Bauch ebenfalls nicht…doch gleichzeitig hatte er ein schlechtes Gewissen. Er ahnte, dass Zabuza seine Unschlüssigkeit nicht entging, so dass er es zur Sprache bringen musste. „Ich…“, fing er an, aber der Hüne unterbrach ihn direkt. „Darüber haben wir doch schon gesprochen“, meinte er nur, während er wieder seine Seite streichelte. „Ja, aber…“ „Nichts aber. Wir haben Zeit“, schnitt er ihm erneut das Wort ab. „Eine Menge Zeit…und die nehmen wir uns. Für alles.“ „Hm…“ „Außerdem kastriert mich Mikoto, wenn ich dir jetzt noch mehr an die Wäsche gehe…“ Haku wurde rot, starrte den anderen ungläubig an. „Ich würde doch nicht…also nicht hier…ich…“ Zabuza grinste angesichts seines Gestammels, schüttelte dann aber entschieden den Kopf. Haku schauderte, als der andere eine Hand an seine Wange legte und mit dem Daumen über sein Kinn streichelte. Instinktiv lehnte er sich dagegen, fühlte sich trotz des leidigen Themas wohl. „Ich erwarte nichts von dir“, brummte Zabuza ihm zu. „So wie es ist, ist es gut.“ Haku glaubte es ihm und wenn er ehrlich war, war er wirklich noch nicht dazu bereit. Er konnte nicht abschätzen, wann er es sein würde…aber irgendwann wollte er es bestimmt. Zabuzas Nähe tat ihm so unheimlich gut, dass er nicht glauben konnte, dass es ihn nie danach verlangen würde. Nur eben…jetzt nicht. Er musste es dennoch von ihm hören, dass es okay für ihn war. „Zabuza?“ „Hm?“ „Danke…für alles.“ Erneut wurde er ruppig an die breite Brust gedrückt und es ließ das Kribbeln zurückkehren. Nichts war perfekt und es gab noch so vieles, was auf sie zukommen würde…aber das hier war ein vielversprechender Anfang. „Quatschkopf…“, wiederholte Zabuza und es ließ Haku lächeln. Ja, so konnte es definitiv bleiben. Was die Zukunft auch bringen würde, sie würden es bewältigen. Mit einer Perspektive…und Unterstützung. Zum ersten Mal in ihrem Leben...und sie würden zusammen sein. Es war alles, was Haku je gewollt hatte…und er hatte so viel mehr bekommen. Es war schön…und er würde es genießen, solange er konnte. Seine Finger schlossen sich fester um Zabuzas größere Hand...nein, er würde nicht mehr loslassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)