Die Unsterblichen und ich von Ten-nii-san ================================================================================ Kapitel 45: Kapitel 45 ---------------------- Kapitel 45   Ich stand in einer Wohnung. Einer mir unbekannten Wohnung. Und diese gehörte sicherlich einer Frau, denn überall standen Dekoartikel, Fotos von einer glücklich aussehenden Familie und alles sah aus, als sei es bedacht ausgesucht. Sowas konnte nur eine Frau machen. Ich ging auf ein Sidebord zu, auf dem mehrere Bilderrahmen standen. Erst kamen zwei Familienfotos, dann eins von einem kleinen Jungen und dann eins von einer hübschen jungen Frau. Sie hatte schwarze Haare und strahlte in die Kamera. Gerade wollte ich weiter gucken, da wurde die Wohnungstür aufgeschlossen und kein geringerer als Hades betrat die Wohnung. Er sah genauso aus, wie in der letzten Vision. Jung und ohne Bart. „Schatz, bist du da?“, rief er durch die Wohnung und es dauerte auch keine Minute, da kam jemand aus einem Zimmer … aus dem Bad. Und es war die junge Frau von dem Bild. Sie war richtig hübsch gemacht und zog sich gerade Ohrringe an. „Willst du irgendwohin?“ „Ja“, lächelte sie und stupste Hades mit einem langen und manikürten Zeigefinger an. „Und zwar hoch zu deiner Familie.“ Hades stockte und sah sie nur an. „Du hast mir nie von ihnen erzählt und ich finde so langsam sollte ich sie kennenlernen, findest du nicht?“ „Wie kommst du auf so eine Idee?“, fragte Hades jetzt und ballte eine Hand zur Faust. „Schatz, sei doch nicht so sauer“, meinte sie und küsste seinen Mundwinkel. „Hier hat heute morgen jemand geklingelt und hat nach dir gesucht. Aber weil du nicht da warst, habe ich mit ihm geredet. Es war dein Bruder … Seth meinte ich hatte er gesagt. Du hast dich wohl eine Zeit lang nicht mehr gemeldet.“ „Mit Absicht“, murmelte er. „Lass uns doch bitte hoch gehen, Nate. Ich will deine Eltern kennenlernen, ich meine, wer kann schon sagen, dass sie mit einem Gott zusammen ist.“ „Melodie“, seufzte Hades. So hieß sie also. „Komm schon, bitte.“ Sie machte ein Schüppchen und sah ihn ganz lieb an. „Bitte Nate.“ Eine ganze Weile war es still und die beiden sahen sich nur an, bis Hades ergeben aufseufzte und nickte. „Ich liebe dich!“, rief Melodie aus und küsste Hades. Es war ein schönes Bild, auch wenn Hades sich von seiner Familie abgeschottet hatte, hatte er jemanden gefunden, der ihm viel bedeutete. Als nächstes verschwamm alles um mich herum und dann stand ich am Ende der langen Tafel oben bei Dragana und Xander. Es war laut im Speisesaal, weil alle am Tisch saßen. Oben am Kopf Dragana und Xander. Neben Dragana saß Loona, dann kam Seth und dann Darien. Neben ihm war ein Platz gedeckt, aber noch nicht besetzt. Zu Xanders linken waren auch zwei Plätze gedeckt, aber noch frei und dann kam Derek und dann Adam. Doch dann gingen die großen Flügeltüren auf und Hades erschien, hinter ihm stand Melodie. „Nathaniel!“, rief Dragana aus und stand auf. „Schön, dass ihr gekommen seid“, sagte Xander und stand auf, allerdings nicht so aufgeregt, wie seine Frau. „Blieb uns ja nichts anderes übrig“, meinte Hades nur und beide traten an die Tafel; neben mich. „Setzt euch doch“, bat Dragana und zeigte auf die beiden Plätze neben Xander. Hades nahm sich Melodies Hand und zog sie mit sich. Sie setzte er zwischen sich und Derek; bloß nicht zu nahe an seinen Vater. „Danke für die Einladung“, bedankte sich Melodie sehr förmlich. „Quatsch, wir wussten ja gar nicht, dass Nathaniel eine Freundin hat“, lächelte Dragana warm und ich sah sofort, wie Melodie sich ein bisschen entspannte. Hades allerdings saß immer noch Kerzengerade auf seinem Stuhl. „Wie heißt du denn?“ „Wie unhöflich, entschuldigt. Mein Name ist Melodie“, antwortete Melodie sofort. „Wie habt ihr euch denn kennengelernt?“, fragte Seth sofort drauf los. „Seth“, mahnte ihn Xander streng und sah Melodie dann an. Diese lächelte nur. „Lass Nathaniel uns erst einmal vorstellen.“ Und das war ein Befehl und kein Vorschlag. Also ging Hades alle durch, angefangen mit Xander. Melodie hörte gespannt zu und lächelte jeden an. Eigentlich war alles total normal und ich freute mich sogar ein bisschen für Hades. Das hier war eine Vision in der er mal nicht einstecken musste. Es war friedlich. Als Hades bei dem leeren Platz ankam, sah er diesen erst ein paar Sekunden an und ging dann weiter über zu Adam … stimmt, Aiden fehlte, das war mir gar nicht so richtig aufgefallen. „Seit ihr nicht zu sechst?“, fragte Melodie, als Hades geendet hatte. „Doch sind wir schon, nur Aiden ist im Moment noch verhindert“, erklärte Adam mit einer ruhigen Stimme. „Er kommt immer später“, zuckte Seth mit den Schultern. „Ne Angewohnheit von ihm.“ „Oder eher eine Provokation“, murmelte Darien. „Hört auf“, befahl Dragana und widmete sich dann wieder Melodie. „Ich würde gerne die Frage meines Sohnes wieder aufrollen. Wie habt ihr zwei euch denn kennengelernt?“ Sehr direkt diese Frau … wie immer. Melodie wollte gerade antworten, als wieder die Flügeltüren aufgestoßen wurden. Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es Aiden war. Diese Präsenz, die er ausstrahlte, war einfach nur unglaublich, aber nicht im positiven gemeint. Er hatte schon bei unserem ersten Treffen bedrohlich gewirkt, aber ich hatte echt nicht erwartet, dass es früher noch schlimmer gewesen war. Alle sahen zur Türe, sodass ich mich auch umdrehte und den Neuankömmling ansehen musste. Aber das war nicht Aiden, nicht der Aiden, den ich kannte. Die Dunkelheit in ihm war fast greifbar und seine Augen … es waren die eines anderen, die von Ares. Er ging an mir vorbei und setzte sich dann auf seinen Platz. „Schön, dass du es einrichten konntest“, meinte Xander und sofort sah ich ihn an. Irgendetwas hatte sich in seiner Stimme verändert. Durch Melodie hatte er sich angestrengt nett und beruhigt zu klingen, aber jetzt war es ganz anders. Sein Ton war strenger geworden. „Hatte Hunger“, meinte Aiden nur und das mit der gleichen Stimme, die mir eine Gänsehaut verpasst hatte, als ich sie das erste Mal gehört hatte. Diese Stimme, die einfach nur Gefahr ausstrahlte. „Oh Gott“, hauchte es aus Melodies Richtung. Sie starrte Aiden an und kam nicht mehr aus dem Staunen heraus. „Er ist wirklich so, wie man es sagt.“ Da wurde Aiden auch hellhörig und sah sie an. „Wie man es sagt?“, fragte er und Melodie blinzelte. Sie biss sich auf die Lippe und fuhr sich durch die Haare. „Ja“, hauchte sie. „Was sagt man denn über mich?“ „Das man Angst vor dir haben kann oder aber auch nicht.“ Aiden grinste, aber es war nicht schön. Es sah eher so aus, als hätte er sich gerade seine nächste Beute ausgesucht. Und Melodie ging darauf ein. Sie fing echt tatsächlich an, mit ihm zu flirten, obwohl sie als Hades Freundin hier war. Das kann doch nicht sein. Automatisch machte ich einen Schritt zurück und dann fiel ich, ich fiel in ein schwarzes Loch. Über mir bildete sich die letzten Bilder meiner Vision. Es war der Garten des Schlosses und da standen sie. Melodie und Ares, sich küssend. Das Bild veränderte sich und zeigte mir etliche Frauen, für die Hades je etwas empfunden hatte und dann standen sie doch wieder an der Seite einer seiner Brüder. Und dann war es vorbei und ich schwebte in einem schwarzen Raum. Alles um mich herum war dunkel und ich konnte nicht ausmachen, wo ich war. Was war los? Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, aber dann wurde ich zurück in meinen Körper geschleudert. Meine Augen rissen auf und ich stand im Thronsaal. Es war noch alles verschwommen, aber nach und nach sah ich alles klar. Aber mir war nicht klar, warum ich plötzlich im Thronsaal stand und nicht wie eben im Krankenzimmer. Ich versuchte meine Arme zu bewegen, aber es ging nicht. Was … was ist hier los? Warum kann ich mich nicht bewegen? Neben mir standen Jess, Loona und Liliana, die sich aber auch nicht bewegten. Aber sie starrten einfach nur vor sich her. „Ich werde dich in Stücke reißen, Hades, wenn Jess auch nur ein Haar fehlt“, hörte ich Adams markante Stimme. „Dann sollte sie dir vielleicht ein paar Haare rupfen“, lachte Hades und dann bewegte Jess sich. Ein Dämon warf ein Schwert in ihre Richtung. Ich dachte erst, es würde sie treffen, aber Jess fing es, als sei es nichts. Sie packte es fester und lief einfach so auf Adam zu. Schnell sah ich mich um, um zuwissen, was hier überhaupt passiert war, als ich in meiner Vision gefangen war. Seth und Darien waren von Vampiren und Dämonen umzingelt, zudem waren ihre Hände auch noch auf den Rücken gefesselt. Adam und Xander standen uns entgegen und hatte so wie es aussah, ihre Gegner besiegt. Dann sah ich Aiden, der vor dem Thron stand und nicht er war … seine Augen hatten einen düsteren Ausdruck und ich merkte sofort, dass es Ares war, der jetzt die Kontrolle über Aidens Körper hatte. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es so richtig war, dass beide es so entschieden hatten und nicht nur Ares alleine. Gegenüber von ihm stand Hades und hatte somit den ganzen Raum im Blick, da hinter ihm nur noch die großen Flügeltüren waren. Ein ohrenbetäubendes Geräusch ertönte und meine Augen fuhren sofort zu Adam und Jess, die sich jetzt gegenüber standen. Adam hatte seinen Bogen zur Abwehr benutzt. „Jess, hörst du mich? Du musst dich dagegen stemmen und die Kontrolle wieder bekommen“, redete er auf sie ein, aber der Schatten in ihr grinste nur und holte wieder aus. Adam wich aus, zog automatisch einen Pfeil aus seinem Köcher und zielte auf Jess. „Schieß doch“, sagte eine fremde Stimme, aber dazu bewegten sich Jess Lippen. Das war unangenehm. Es war eine tiefe und angsteinflößende Stimme, die da aus Jess zartem Körper kam. „Ich wünschte, ich könnte dir zeigen, wie sie in meinem Kopf schreit und versucht mich hinauszuwerfen“, lachte der Schatten. Dann machte er einen Sprung zur Seite und hechtete wieder auf Adam zu. Dieser reagierte sofort und schoss Jess vor die Füße. Sie musste stoppen und sah Adam an. Der Schatten lachte laut und warf den Kopf zurück. „Wie lächerlich.“ Er sprang einfach über den Pfeil hinweg und griff Adam an. Jetzt setzten sich auch Loona und Liliana in Gang. Sie liefen auf Xander zu und attackierten ihn. Allerdings konnte ich mich nicht darauf konzentrieren, da auch meine Füße sich plötzlich bewegten. Nein! Ich will stehen bleiben! Aber meine Füße hörten nicht, sie trugen mich weiter voran … voran zu Aiden. Erst da sah ich das Portal neben dem Thron, aus dem etliche Wesen heraus traten. Die Jungs hatten gar keine Chance. Hades hatte sich so eine riesige Armee aufgebaut, dass die Jungs immer und immer mehr Gegner bekamen. „Was hast du vor, Hades?“, fragte Ares gefährliche Stimme, ließ mich aber nicht aus den Augen. „Weißt du, ich wollte nur mal sehen, wie ihr euch so macht, wenn eure liebsten euch angreifen“, sagte Hades Stimme plötzlich direkt hinter mir. Ich war stehen geblieben und stand jetzt genau vor Aiden. „Ich werde nicht gegen sie kämpfen, Hades.“ Dieser lachte und gab mir einen Dolch in die Hand. „Jetzt wirst du wohl müssen.“ Ich sah langsam zu meiner Hand … wo jetzt der Dolch mit der schwarzen Klinge steckte. Allerdings war die Klinge nicht schwarz, sondern Blut bedeckt. „Es ist natürlich Dylens Blut, es wäre ja langweilig wenn nicht, oder nicht?“ Automatisch packte ich den Dolch fester und hielt ihn dann vor meinen Körper. Nein, bitte. Ich konnte doch nicht gegen Aiden kämpfen. Nicht mit diesem Messer, nicht mit meinem Blut. Wenn ich ihn nur damit streife, werde ich ihn töten. Komm schon, zu irgendwas muss ich doch gut sein. Ich strengte mich an, um wieder die Kontrolle zu bekommen, aber dieser Schatten wehrte mich einfach ab. Ich hatte gar keine Chance gegen ihn. … Oder redete ich mir das nur ein? Ich musste mir einfach sagen, dass ich stark genug war. Wir mussten hier gewinnen, sonst würde die ganze Welt in Trümmern liegen. Mein Körper machte sich selbständig und lief auf Aiden zu. Er sprang nach hinten und wich meinen Schlägen aus. Lange würde er das nicht mehr aushalten. Und vor allem kam der Thron immer näher. Aber Aiden sprang einfach hoch und landete auf der Rückenlehne. Er sah mir in die Augen und flüsterte dann etwas. Ich verstand durch den ganzen Lärm hinter mir nichts, aber ich vertraute ihm. Er würde schon das richtige tun. Aiden sprang von der Rückenlehne … direkt auf mich zu. Er packte meinen Arm, in dem ich den Dolch hielt, verdrehte ihn mir auf den Rücken und hielt mich so vor seinem Körper fest, sodass wir jetzt Hades gegenüberstanden. Er stoppte kurz, aber dann zog er einfach ein Messer und ging auf uns los. Aiden packte mich ein bisschen fester und dann schubste er mich einfach zur Seite. Ich stolperte, konnte mich aber gerade noch fangen und drehte mich um. Hades schoss auf Aiden zu, der sich etwas bückte und Hades Arm packte. Dann rollte er ihn über seine Hüfte und knallte ihn auf den Boden. Meine Füße waren auch wieder in Bewegung. Sie hielten auf Aiden zu, der Dolch immer voran. Mit einem gezielten schlag auf mein Handgelenk, ließ ich den Dolch los, der jetzt im hohen Bogen auf Aiden zuflog. Doch er fing ihn, ohne einen Kratzer davon zu tragen. Mein Körper blieb stehen, bewegte sich nicht mehr. Auch Hades war stocksteif stehen geblieben, als er gesehen hatte, dass Aiden den Dolch in Händen hielt. Denn Hades brauchte kein Blut einer Gefährtin, um getötet zu werden. Dragana hatte für ihn keinen Zauberspruch gehabt, weil er zu der Zeit schon lange verbannt gewesen war. Für ihn hieß allein der Dolch seinen Tod. Für einen kleinen Moment dachte ich wirklich, dass wir ihn jetzt endlich hatten. Nach dieser langen Zeit des Versteck spielens und dem Hin und Her, aber da stellte Hades sich normal hin und legte den Kopf in den Nacken. Als nächstes Lachte er. Er lachte laut und schon fast hysterisch, sodass auch hinter uns die Kämpfe aufhörten. „Jetzt dreht er total durch“, murmelte jemand und Hades lachen verstummte. Seine Arme streckte er über seinen Kopf aus und grinste ein breites Grinsen. Und erst da fiel mir wieder ein, dass er nicht nur Lilianas Macht in sich trug, sondern auch Jess, Loonas, Dereks … und meine. „Keiner von euch wird mich aufhalten“, rief er und dann gab es nur noch eine Explosion. Ich wurde durch die Luft geschleudert und knallte gegen die Wand. Das helle Licht der Explosion wurde immer dunkler und dunkler, bis um mich herum alles schwarz war.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)