Die Unsterblichen und ich von Ten-nii-san ================================================================================ Kapitel 44: Kapitel 44 ---------------------- Kapitel 44   Es war schrecklich gewesen. Oben hatten wir immer irgendwelchen Krach gehört und auch Kampfgeräusche waren zu hören und dann auf einmal hatte Hades im Zimmer gestanden. Keiner von uns hatte reagieren können. Er stand plötzlich hinter Jess und hatte sie gepackt. Den Dolch mit seiner schwarzen Klinge hielt er ihr jetzt an den Hals und suchte den Raum mit seinen Augen ab. Ich wusste nicht, was er suchte oder ob er sich nur der Situation bewusst wurde. Er musste natürlich alles unter Kontrolle haben. „Keiner bewegt sich“, meinte er und erblickte dann Dragana. Seine Lippen verformten sich zu einem Lächeln. „Mutter.“ Dragana straffte die Schultern und starrte ihren verbannten Sohn an. „Lass sie los, Hades, und dann wird dir auch nichts passieren“, drohte sie, aber Hades reagierte gar nicht darauf. „Du siehst gut aus.“ Dragana wollte ihm wieder etwas sagen, aber er schnitt ihr das Wort ab. „Aber jetzt sei brav und halt dich zurück. Zu dir und Dad komme ich gleich zurück.“ Dieses … Jetzt war ich sauer, ballte meine Hände und ging einen Schritt auf ihn zu, aber Hades sah mich nur an und dann schossen auch schon vier Schatten aus den Wänden. Einer der Schatten schnappte sich Liliana und fesselte sie auf ihrem Stuhl, der zweite packte sich Dragana und drückte sie an die Wand. Der dritte machte das gleiche mit Loona und der letzte kam auf mich zu. Allerdings wusste ich jetzt, was er vorhatte, also bückte ich mich weg und lief auf Hades und Jess zu. „Nicht!“, rief Jess und da sah ich, dass Hades ihr die Dolchspitze in den Hals bohrte, sodass ein kleines Rinnsal an Blut heraus quoll. „Zu dir, Dylen. Du bist mir wirklich lästig“, meinte Hades und holte einen zweiten Dolch aus seiner Tasche. Diesen schleuderte er gerade auf mich zu. Ich wollte mich gerade auf Seite werfen, aber da packte mich der schwarze Schatten und hielt mich an Ort und Stelle fest. Ich sah schon, wie der Dolch sich in mein Fleisch bohrte und ich spürte auch schon den stechenden Schmerz … aber es kam nichts. Jemand hatte den Dolch aufgehalten … Derek hatte den Dolch aufgehalten. „Nein“, hauchte ich. Derek ging in die Knie und kippte dann nach vorne über. „DEREK!“ „Oh Gott, schrei doch nicht so“, beschwerte sich Hades und schnippte einmal. Der Schatten der mich festhielt, packte mich etwas fester und dann kam noch ein fünfter durch die Wand. Hades übergab Jess und diese wurde auf das Krankenbett gedrückt. Sie wehrte sich, aber sobald sie lag verschwand der Schatten in ihr und sie blieb ganz still liegen. „Es macht so zwar nicht mehr so viel Spaß, aber dank deinem Geschrei, werden meine Brüder sicherlich bald hier auftauchen. Diese Dämonen bringen eh nichts. Viel zu schwach und viel zu dumm, um Götter aufzuhalten.“ Er schnitt Jess in den Arm und füllte etwas von ihrem Blut in eine kleine Ampulle, dann holte er den Zeremoniendolch aus einer Tasche und schnitt sie wieder in den Bauch. „Me afto to ema se fonazo chameni mou dynami. Se epikalo ela mesa mou“, murmelte er fünf Mal vor sich her und dann geschah genau das, was ich schon ein paar Mal beobachtet hatte. Eine leuchtende Macht fuhr aus Jess heraus, beschrieb einen hohen Bogen und fuhr in Hades Körper. Dieser zuckte kurz zusammen, ging in die Knie und stand dann wieder auf. „Es ist immer wieder ein Kick“, grinste er und sah mich an. „Steh auf!“, befahl er Jess. Diese gehorchte auch noch. Sie stand auf und blieb dann neben dem Bett stehen. Sie war wie in Trance, aber nur weil es nicht Jess war, sondern einer dieser Schatten, die in sie gefahren war. Sie hatte keine eigene Kontrolle mehr. „Schwesterchen hast du nicht Lust mal her zu kommen?“ „Auf keinen Fall, Hades! Du kannst mich nicht so leicht kontrollieren“, protestierte Loona und starrte ihrem Bruder entgegen. Hades schloss die Augen und ließ seinen Nacken knacken. „Würdest du dich jetzt bitte bewegen?“, ignorierte er einfach Loonas Proteste. Sie wollte sich wieder wehren, aber da verschwand der Schatten einfach in ihr und prompt war es still. Stattdessen machte sie genau das, was Hades verlangte. Sie ging auf das Krankenbett zu und legte sich brav drauf. „Hör auf!“, rief ich und versuchte, den Schatten los zu werden. Ich werde auf keinen Fall zulassen, dass er in mich fährt und ich alles tue was Hades will. Damit haben die beiden sich aber geschnitten. So leicht lasse ich mich nicht kontrollieren. Jetzt lief es genauso wie bei Jess ab, nur dass er Loonas Blut nicht brauchte, um einen der Jungs auszuschalten. Er schnitt sie, sprach die Worte und schon war Loonas Macht die seine. Wie Jess stand Loona einfach auf und stellte sich neben das Bett. „Oh fühlt sich das gut an“, schnurrte Hades und ließ die Schultern kreisen. Hades schnippte einmal und eine Lichtkugel erschien in seiner Handfläche. „Wunderbar, wer will als nächstes?“ Hades drehte sich zu uns um. Sein Blick blieb an Liliana hängen, allerdings war sie immer noch zu schwach und außerdem hatte er ihre Macht schon längst. Sie war kein Problem mehr für ihn. Übrig blieben nur noch Dragana und ich. Und bei ersteren wusste ich nicht, ob es auch so leicht war, ihr die Macht zu nehmen, wie uns. „Hades, lass es. Deine Brüder werden dich besiegen und dann war all das Leid umsonst“, fing Dragana an und sah ihren Sohn an. Sie konnte sich nicht wehren und sie hatte es auch gar nicht vor. Sie zählte auf ihre Mutterinstinkte und versuchte es mit Reden, was bei Hades aber nicht anschlug. Er würde sich nicht ändern, das hatte er schon vor Jahren nicht, also würde er es auch jetzt nicht tun. „Nathaniel, bitte.“ Hades zuckte zusammen und sah jetzt doch nicht mehr so gelassen aus. Mit Hass in den Augen sah er seine Mutter an. „Ich heiße nicht so.“ „Doch, so habe ich dich immer genannt und das weißt du. Nathaniel ...“ „Stopp!“, schrie Hades plötzlich. Das war also seine Schwachstelle. Dragana versuchte es nochmal, aber da rastete Hades voll aus. In weniger als ein paar Sekunden war er bei ihr und schnürte ihr den Hals zu. „Nate ...“, hauchte Dragana leise. „Nicht, Hades hör auf!“, rief ich und kämpfte gegen den Schatten an. „Lass sie los!“ „Nenn mich nie wieder so. Ich bin nicht dein Sohn, den du herumkommandieren kannst, wie meine Brüder. Ich bin mehr als das! Ich bin der Herrscher der Welt und wenn das hier vorbei ist, werdet ihr schon einsehen, dass ich nur dafür gemacht worden bin“, knurrte er und drückte noch mal fester zu. Dragana schnappte nach Luft, aber dann drehten sich ihre Augen nach oben und sie sackte Bewusstlos in sich zusammen. Im nächsten Moment wurde die Türe aufgebrochen und für einen kleinen Augenblick hatte ich gehofft, es sei Aiden … aber es waren nur Hades Handlanger. „Nimmt diesen Abschaum mit“, bellte Hades laut und drehte sich dann zu mir um. „Und jetzt bist nur noch du dran, Dylen.“ Ich spürte wie der Schatten in mich hinein glitt und wie sich meine Beine plötzlich von selber bewegten. „Nein, nein!“, protestierte ich noch, aber es half nichts. Erst wurde alles schwarz, ich sah nichts mehr und dann fiel ich. Plötzlich wurde alles hell, sodass ich meine Augen zusammen presste. Und plötzlich stand ich im Thronsaal, in einem hell erleuchteten Thronsaal. Vögel zwitscherten und die Sonne schien hinein. Es war sonst still und da begriff ich, dass ich wieder eine Vision hatte. Eine Vision, die mir vielleicht helfen konnte. „Ihr bekommt mich eh nicht!“, rief eine Mädchenstimme und im nächsten Moment kam ein weißhaariges Mädchen in den Thronsaal gestürmt. Sie kam durch die großen Glastüren, die in den Garten führte. „Wir sind zu sechst, klar bekommen wir dich!“, rief ein Junge. Das Mädchen lief auf mich zu, aber durch meine letzten Visionen wusste ich, dass sie mich nicht sehen konnte, dass ich lediglich ein Beobachter war. Kurz vor mir blieb die Kleine stehen und ich konnte in ihre Augen sehen, in perlen weiße Augen. Loona. Aber im nächsten Moment kam eine Horde Jungs in den Thronsaal … und ich erkannte jeden der sechs. Ein kleiner blondhaariger Junge, mit recht langen Haaren, lief voran. Das war Darien. Ihm folgten ein kleiner Seth und ein kleiner Derek. Hinter den beiden trabte Adam, der einen selbstgebastelten Dreizack in der Hand hielt, und als letztes liefen Aiden und Hades neben einander. „Ich sollte die Prinzessin sein, die ihr vor einem Drachen rettet. Und nicht der Drache, den ihr tötet“, beschwerte sich Loona und war prompt von ihren Brüdern umzingelt. „Das macht aber keinen Spaß“, meinte Hades. „Prinzessinen retten ist was für Prinzen“, stimmte Aiden zu. „Wir sind Krieger.“ „Dann will ich aber nicht mehr mitspielen“, protestierte Loona und stampfte auf. „Du musst unser Drache sein“, bestand Seth darauf. „Nein.“ In dem Moment kam Dragana in den Saal und verschränkte die Arme vor der Brust. „Jungs, ärgert ihr wieder eure Schwester?“, fragte sie und sah auf ihre Sprösslinge hinunter. „Nein, Loona wollte Drache spielen“, verteidigte Derek die Jungs. „Stimmt nicht“, rief Loona aus, schlüpfte zwischen den Jungs hindurch und versteckte sich hinter ihrer Mutter. „Ihr wisst doch, dass ihr auch mal mit Loona spielen sollt“, pflichtete Dragana den Jungs bei. „Tun wir doch“, meinte Hades. Sie seufzte und sah auf die Uhr. „So jetzt Schluss mit spielen. Loona du gehst zu deinem Unterricht. Adam, du gehst schwimmen. Derek, Aiden, Darien, ihr geht trainieren. Seth, ab zum Fliegen“, kommandierte Dragana. „Ja Mama“, sagten die sechs lieb und verstreuten sich dann in alle Richtungen, nur Hades blieb vor seiner Mutter stehen. „Und du gehst zu deinem Vater.“ „Ja Mama“, sagte er und senkte den Kopf. „Nathaniel, streng dich an“, lächelte sie. Mit einem Ruck wurde ich nach hinten geschleudert und war plötzlich nicht mehr in dem schönen Thronsaal. Jetzt stand ich tatsächlich an den Toren der Hölle. Vor mir standen Xander und auch Hades … der gleiche kleine Hades, wie gerade eben. Er war vielleicht zehn Jahre alt und stand hier, vor den Toren der Hölle? „Streng dich was mehr an, Hades. Du musst die Tore beherrschen und alles Böse einschließen. Wenn du nur einen Fehler machst, wird die ganze Welt in Trümmern liegen“, pflichtete Xander ihm bei. Hades schwitze und man sah ihm an, dass er einfach noch zu klein, zu unerfahren hierfür war. „Ich kann nicht, Papa“, keuchte der Kleine. „Du musst!“ „Ich kann nicht.“ Ich wollte gerade einen Schritt auf den kleinen Jungen zugehen, auch wenn ich nichts hätte ausrichten können, aber da wurde ich wieder durch die zeit geschleudert und stand wieder im hellen Thronsaal. Diesmal saßen Dragana und Xander auf dem Thron und unterhielten sich. Ich hörte nicht, was sie sagten, aber als nächstes wurden die Flügeltüren aufgerissen und sechs Männer betraten den Saal. Es waren die gleichen sechs Götter, die ich jetzt kannte. Sie waren jetzt älter und viel reifer. „Wir gehen aus, nur damit ihr Bescheid wisst“, meinte Darien und verbeugte sich vor seinen Eltern. Die anderen taten es ihm nach. Sie drehten sich um und wollten gehen, aber da stand Xander auf. „Nate“, sagte er nur und schon blieb Hades stehen. Die anderen drehten sich zu Xander um, aber dieser nickte nur und entließ sie somit. „Du hast noch etwas zutun.“ „Ja Vater“, sagte Hades leise und verschwand auch. Und ich wusste genau, wohin. Wieder runter zu den Höllentoren. „Du hättest ihn doch einmal ziehen lassen können“, murmelte Dragana und ich drehte mich sofort zu ihr um. „Er hat sich das doch nicht ausgesucht.“ „Ich mir auch nicht, aber einer muss es tun.“ Und was Zeus sagte, war Gesetz. Ein weiteres Mal wurde ich aus dieser Vision gezogen und fand mich diesmal vor einem Club wieder. Es war wirklich viel los und ich wusste wirklich nicht, wo ich hier war und vor allem, was das zu bedeuten hatte, aber da kam Derek mit einer Blondine aus dem Club. Die Leute vor dem Club hatten nur grelle Farben an , die Männer trugen Vokuhilas, in verschiedenen Variationen, meistens Achselshirts oder Westen und die Frauen waren ganz bunt. Die kleine Blondine in Dereks Armen trug ihre Haare hoch toupiert mit Haarband und dazu ein löchriges, neonfarbiges Top und neonfarbige Lederleggins. Ich war in den 80ern gelandet. Bei der Gelegenheit, sah ich mir Derek mal genauer an. Seine Haare waren mit ganz viel Gel zurecht gemacht, außerdem trug er eine neonblaue Röhrenjeans. Er sah bescheuert aus, aber so sah früher die Mode aus. Als nächstes sah ich Hades, wie er sich, mit einer brünette im Arm, durch die Leute drängelte, um zu Derek zu kommen. Allerdings sah er nicht so aus, wie ich ihn kannte. Er hatte keinen Bart und er sah noch nicht so hart aus, nicht so verbittert und blutrünstig. Seine schwarzen Haare standen in alle Richtungen ab und seine Sachen sahen auch ganz anders aus, als die von Derek. Er trug eine weiße Jeans, ein pinkes Poloshirt, was er in die Hose gesteckt hatte und eine viel zu große Anzugsjacke. Seine brünette Begleitung drückte sich total fest an seinen Arm und so wie es aussah, würde sie ihn auch nicht mehr los lassen. Sie trug Netzstrumpfhosen in Pink, pinke Stulpen, weiße Pumps und dazu ein trägerloses Kleid. Und ich musste sagen, sie war wirklich hübsch. Derek machte sich gerade eine Zigarette an und stieß den Rauch in Richtung Hades aus. „Du auch?“, fragte er und hielt Hades seine Schachtel hin; seine Zigarette gab er seiner Begleitung weiter, die einen tiefen Zug nahm. Hades nickte, nahm sich eine und machte sie dann auch an. Die Brünette nahm ihm einfach die Zigarette aus dem Mund und nahm auch einen Zug, den Rauch stieß sie in kleinen Ringen wieder aus. Dabei kicherte sie und krallte sich noch mehr in Hades Arm. „Hey Jungs“, rief plötzlich jemand und schon sah ich die anderen vier. Seth führte die kleine Gruppe an und hob zur Begrüßung den rechten Arm. Er hatte eine hautenge Jeans an und dazu ein Achselshirt. Ich weiß echt nicht, was die früher daran toll gefunden haben. Auch Darien und Adam hatten fast die selben Klamotten an. Hautenge Röhrenjeans oder auch normale Jeans mit Achselshirt oder Shirt und Anzugjacke. Und dann sah ich Aiden. Er schlenderte eher vor sich her, sein Blick war zu keinem wirklich gewandt und doch machten ihm alle platz … so wie es auch bei unserem Ersten Treffen gewesen war. Aiden strahlte einfach etwas feindseeliges aus, etwas bedrohliches. Und doch sahen ihm die Mädels nach und ich musste sagen, er sah gar nicht mal so schlecht aus. Eine Röhrenjeans in Zebrastyle, ein Achselshirt und dazu rote Chucks. Seine muskulöse Brust und seine starken Arme kamen durch das Achselshirt total gut zur Geltung. Gleichzeitig seufzten ich und Hades Begleitung auf. Sofort sah ich zu ihr und mit jedem Schritt, den Aiden auf uns zumachte, desto mehr entfernte sie sich von Hades. „Sind das deine Brüder?“, fragte sie, die Augen fest auf Aiden gerichtet. Hades sah erst sie, dann Aiden an, dann wieder sie. In seinen Augen veränderte sich etwas und er zog seinen Arm gänzlich aus der halbherzigen Umarmung seiner Begleitung. Dieser Ausdruck war, als würde er diese Szene kennen … als würde es immer passieren. Und schon war seine Begleitung nicht mehr an seiner Seite, sondern stand grinsend vor Adam und Aiden. Hades seufzte und dann wurde ich wieder hin und her geschleudert. Es war fast so, als würde ich Hades Leben durchlaufen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)