Die Unsterblichen und ich von Ten-nii-san ================================================================================ Kapitel 25: Kapitel 25 ---------------------- Kapitel 25   Die Dusche war wunderbar gewesen. Ich hatte mir bestimmt zehn Minuten zeit gelassen und hatte mich einfach unter den heißen Strahl gestellt. Auch wenn ich mich beeilen musste, wollte ich mir das gönnen, denn jetzt fing das ganze Abenteuer erst an. Wir mussten nach dem Frühstück sofort los und Aidens Brüder suchen, damit wir den ganzen Schrecken los werden. Immer noch hatte ich das im Kopf, was Aiden gesagt hatte. Diese Typen verwandelten Menschen in Vampire und andere Wesen oder töteten sie einfach nur so, um sie zu besitzen. Und bestimmt waren das nicht nur Menschen, die sie da töteten. Nein, Fähigkeiten von anderen Wesen waren bestimmt nützlich, denn Menschen konnten höchstens gut kämpfen, aber sie waren nicht schnell oder stark oder hatten andere Fähigkeiten. Als ich geduscht hatte, hatte ich mich wieder angezogen und mich an den Esstisch gesetzt, wo Aidens Handy lag. Jetzt starrte ich das Handy bestimmt schon fünf Minuten an. Ich musste sie endlich anrufen, sie starb bestimmt vor Sorge … nicht nur, dass das Haus total kaputt war, nein, ich war ja auch einfach so mit Aiden verschwunden und hatte sowohl Mom als auch Dad und Bec versprochen wieder zukommen. Böse, böse Tochter. Ach, lass mich in Ruhe. Ich sammelte all meinen Mut zusammen und tippte die Telefonnummer von zuhause ein. Es piepte einmal. Zweimal. Dreimal. „O´Conner“, meldete sich die dunkle Stimme meines Vaters. Seufzend sackte ich ein bisschen zusammen. „Dad, ich bins“, sagte ich erleichtert. „Dylen? Oh Gott sei Dank. Deine Mutter dreht völlig durch. Wir wurden angerufen, dass es in deinem Haus eine Explosion gegeben hatte und weil du einfach so verschwunden warst … du kannst nicht glauben, was ich durchmachen musste.“ „Tut mir leid, Dad. Kannst du sie mir mal geben? Dann erlöse ich dich aus deinem Leid.“ „Ja tu ...“ Dad konnte nicht weiter reden, weil im Hintergrund jemand meinen Namen schrie. „Helena, Schatz, bitte beruhige dich. Sie ist es. Ihr geht es ...“ Und schon wurde Dad das Telefon aus der Hand gerissen und meine aufgeregte Mutter schrie mich an. „WO BIST DU?! ICH HABE MIR SO SORGEN GEMACHT!“ Ich hielt das Handy von meinem Ohr weg, damit ich keine Hörschäden davon trug. „Mom, könntest du nicht so schreien?“ „Jetzt gibt sie mir auch noch Befehle, dieses Mädchen“, murmelte sie vor sich her. „Mom, hörst du mir zu?“ „Ja klar hör ich dir zu. Ich habe mir Sorgen gemach, junges Fräulein.“ Ich hasste es, wenn sie mich so nannte. „Ich weiß, Mom, und es tut mir leid ...“ Doch sie ließ mich nicht ausreden. „Wo bist du? Geht es dir gut? Warst du im Haus, als das passiert war?“ Ich fing zwar an, zu reden, aber ich glaubte nicht, dass sie mich ausreden lassen würde, wenn sie nur Aidens Namen hören würde. „Mir geht es gut und ich bin in Sicherheit“, fing ich erst einmal an. Sollte ich ihr sagen, dass ich im Haus gewesen war? Nein, lieber nicht. „Nein, ich war nicht im Haus und … ich war mit Aiden zusammen. Wir haben es von weitem gesehen und bevor noch irgendetwas passiert wäre, sind wir lieber sofort gegangen. Meine Nachbarn waren schon draußen, deswegen haben wir noch keinem Bescheid gesagt.“ „Bist du bei IHM?“ Das letzte Wort kreischte sie fast. „Helena“, stöhnte Dad im Hintergrund. „Ja, ich bin ...“ Und schon wieder schrie sie. Ich hielt das Handy auf Abstand. Genau in dem Moment öffnete sich die Türe und Aiden kam herein. „Ich glaube es nicht, ich habe dir doch gesagt, du sollst dich von ihm fern halten! Warum kannst du nicht einmal hören? Er ist nicht gut für dich“, schrie sie und ich verstand sie auch, wenn ich das Handy nicht am Ohr hatte. Mein Blick huschte zu Aiden, der mich auch ansah. „Dylen, wie kannst du nur so gutmütig sein und Aiden so vertrauen, wenn ich dir doch sage, dass er nicht gut für dich ist, dann kannst du mir schon glauben.“ Aiden zog einen Mundwinkel hoch, sodass er lächelte, aber es war kein richtiges Lächeln. Super, Dylen. „Mom!“, rief ich ihr dazwischen und zu meinem Erstaunen hielt sie auch sofort den Mund. „Ich weiß nicht, was passiert ist und um ehrlich zu sein, ist mir das auch ganz egal. Ich habe Aiden kennengelernt und mir hat er noch nichts schlimmes getan, also werde ich weiter mit ihm rumhängen oder sonst etwas machen. Ich bin alt genug, um selber zu entscheiden und ich würde es begrüßen, wenn du aufhören könntest zu schreien und so über ihn zu reden“, redete ich Klartext und hoffte, dass sie es endlich verstand. Stille. „Aber er ...“ „Nein“, unterbrach ich sie. „Bitte akzeptier es und ich bin mir sicher, dass du ein ganz falsches Bild von ihm hast.“ „Aber Dylen ...“ „Nein, bitte Mom.“ Sie seufzte. „Du bist alt genug.“ Seufzend nickte ich, auch wenn sie es nicht sehen würde. „Und wie geht es jetzt weiter?“ „Aiden und ich werden seine Bruder suchen gehen ...“ „Wird Derek auch dabei sein?“ Augenblicklich bekam ich eine Gänsehaut. Ich wollte nicht an Derek denken, vor allem nicht nach der Nacht mit Aiden. Wenn ich nur daran dachte, dass Derek mich nur ansehen brauchte, um zu wissen, dass ich mit Aiden geschlafen hatte, wurde mir übel … aber jetzt ging es darum, Mom dazu zu bringen mich nicht jede fünf Minuten anzurufen. „Ja, ist er.“ „Dann ist gut. Was ist mit deinem Handy?“ „Das hatte ich gestern nicht mit, dass ist zuhause … also Schrott. Ich werde mir aber ein neues holen.“ „Und deine ganzen Sachen? Ich hoffe doch, dass er dich nicht nackt ...“ „Helena! Lass Dylen doch mal in Ruhe. Sie weiß schon was sie tut“, mischte sich Dad ein. Sofort musste ich lächeln. Dad war einfach der Beste. „Gib sie mir.“ „Nein, ich muss noch ...“ Ich hörte wieder einen Telefonwechsel. „Schatz, wenn irgendetwas ist, dann ruf an. Wir helfen dir … und pass auf dich auf.“ „Ja, Dad.“ Damit legten wir auf und ich konnte nur den Kopf schütteln. Dad war einfach der Beste. Aiden kam aus der Küche und brachte Aufschnitt und Brötchen mit. „Alles geklärt?“, fragte er und setzte sich mir gegenüber hin, mit einem neuen Kaffee in der Hand. „Ja, auch wenn sie nicht einverstanden ist, bleibe ich hier“, meinte ich nur. Aiden nickte. „Willst du auch noch einen Kaffee?“ Ich nickte und er stand noch mal auf, um mir einen neuen Kaffee zu holen. Okay, Dy, streng dein Hirn an. Du musst Aiden zeigen, dass du nicht das gleiche von ihm denkst wie deine Mom und das es dir egal ist, was auch immer da zwischen ihnen und ihm gewesen war. Als Aiden dann wieder kam und mir meinen Kaffee vor die Nase stellte, packte ich ihn am Handgelenk und brachte ihn so dazu, mich anzusehen. „Das was meine Mom eben gesagt hat“, fing ich an. „Das ist mir egal. Mir ist egal, was zwischen euch passiert ist.“ „Wenn du wüsstest“, murmelte er, löste meine Hand und setzte sich mir gegenüber. Jetzt war ich verwirrt. Ich wollte ihm doch nur sagen, dass es mir egal ist. „Was?“ „Egal. Wir sollten uns beeilen und dir dann ein paar neue Sachen kaufen.“ Vielleicht schaffte ich es, ihn zum Lachen zu bringen. „Gefällt dir das nicht, was ich anhabe?“, lächelte ich ihn an und versuchte ein bisschen zu flirten. „Doch, aber wenn du nicht angestarrt werden willst, sollten wir dir was anderes holen und es kann sein, dass wir angegriffen werden. Willst du mit hohen Schuhen kämpfen?“ Ich ließ meine Schultern hängen und seufzte. Okay, die romantische oder leidenschaftliche Stimmung zwischen uns, war wohl dahin. „Ja, vielleicht ist es besser“, meinte ich und nahm mir ein Brötchen, dass ich mit etwas Marmelade beschmierte. Nach dem Frühstück hatte ich Aiden duschen geschickt und ich hatte die Frühstückssachen aufgeräumt. Dabei hatte ich immer nur daran denken können, wie ich die Laune von Aiden wieder aufhellen konnte. Ich wollte nicht, dass wir so weiter machten. Ich wollte mit ihm spaßen und ihn vielleicht auch noch küssen. Wie konnte Mom nur immer so gemein sein? Warum musste sie so schreien, warum konnte sie mir nicht vertrauen? War das so schwer? Gerade kam ich aus der Küche, als auch Aiden aus dem Bad kam. Er hatte die Blue Jeans und das T-Shirt wieder an, seine Haare waren allerdings noch leicht nass. „Können wir los?“, fragte er, als er sich die Jacke nahm und anzog. Die Jacke schmiegte sich auch an seinen Körper. Dann ging er zu seinem Schrank, holte unter ihm eine Tasche heraus und packte ein paar Sachen ein. Innerhalb von zwei Minuten war die Tasche gepackt. Er schwang die Tasche und schulterte sie. In der Zeit hatte ich mir meine Stiefel angezogen und war auch Start klar. „Und wie wollen wir zu deinem Bruder kommen?“, fragte ich, als wir die alte Treppe des kleinen Hauses herunter gingen. „Im nächsten Ort habe ich ein Auto. Da können wir dir auch neue Klamotten holen.“ Eine halbe Stunde später waren wir im nächsten Ort angekommen, wo Aiden eine kleine Garage besaß in der ein silberner Audi a3 stand. Ein schönes Auto und die Farbe würde nicht so auffallen. Ich meine, Silber oder schwarz fährt doch heutzutage jeder. Obwohl auch knallige Farben trend werden. Ich war nur froh, dass das Auto nicht organge oder neon grün war. Mit Silber konnte ich arbeiten. Dazu war es noch ein Viersitzer, also hatten wir genug platz. Aiden hatte gewartet, bis das Taxi, mit dem wir gefahren waren, wieder verschwunden war und hatte dann erst die Garage geöffnet. Jetzt allerdings parkten wir auf einem kleinen Parkplatz hinter einem Einkaufscenter. Aiden und ich trennten uns, da er noch Geld und etwas zu essen besorgen wollte. Ich sollte mir einen Laden aussuchen und mich einkleiden. Das sagte er so einfach, denn sobald ich in einen Laden gegangen war, sah ich tausende Sachen, die mir gefielen. Aber ich musste jetzt mal mein Hirn anstrengen und logisch denken. Was wäre wohl am logischsten, was ich anziehen könnte? Einen Minirock, damit du Aiden wieder verführen kannst. Auf keinen Fall! Eine Jeans und ein Top. Ja, eine richtig enge Röhrenjeans und ein bisschen Bauchfrei. Damit kann ich ja noch leben, aber jetzt halt die Klappe, ich muss überlegen. Ich fand schnell eine Röhrenjeans, die ich mir einmal in schwarz und blau mitnahm. Das war ja einfach, aber Oberteile zu suchen und auch schöne zu finden, war einfach schrecklich. Allerdings durfte ich auch nicht zu wählerisch sein. Sie mussten einfach und praktisch sein. Drei Mal lief ich jetzt schon durch den Laden. Ich hatte schon schöne Tops oder T-Shirts gefunden, aber ich war mir nie sicher. Meine Güte, Dylen, jetzt stell dich nicht so an. Ich drehte noch eine Runde und nahm mir einfach das erste, was mir gefiel. Ein weißes T-Shirt mit einem Frauenkopf, dann ein längeres Top, was ich in weiß, blau und braun mitnahm. Es dauerte noch zwanzig Minuten bis ich endlich an die Kasse gehen konnte, um zu bezahlen. Am Ende hatte ich 3 Tüten in der Hand. In der einen waren weiße Sneakers. In den beiden anderen waren die zwei Röhrenjeans, die drei längeren Tops, das T-Shirt mit dem Frauenkopf, ein brauner Cardigan, eine schwarze Strickjacke, Unterhosen und Socken. Einen BH hatte ich nicht geholt, ich hatte ja einen an. Als ich bezahlt hatte, war ich in eine der Umkleiden gegangen und hatte mich umgezogen. Eine neue Unterhose, die schwarze Röhrenjeans, das braune Top, den braunen Cardigan und natürlich die Seakers. Meine alten Klamotten packte ich in eine Tüte und verließ dann schnell den Laden. So etwas hatte ich eben noch nie gemacht und irgendwie war es komisch, mich da in dem Laden umzuziehen und dann mit den neuen Sachen heraus zu spazieren. Mit Schuhen machte man das ja manchmal, aber mit Anziehsachen hatte ich sowas noch nie gemacht. Draußen wartete Aiden auch schon auf mich. Na ja, er wartete nicht wirklich, er sah sich um und als ich aus dem Laden kam, hatte er mir zugenickt. Er trug auch zwei Taschen, die mit Essen und trinken voll waren. Zusammen gingen wir zurück zum Auto und setzten uns hinein. „Ich hab dir ein neues Handy besorgt“, sagte Aiden und holte aus einer der Taschen ein einfaches Smartphone heraus. „Ich hab es schon eingerichtet und hab meine Nummer gespeichert.“ „Danke.“ Zum Glück hatte ich die zwei wichtigsten Telefonnummern in meinem Kopf. Die von Sky und die meiner Eltern. „Und wo müssen wir jetzt hin? … oder weißt du das nicht?“ „Nicht richtig. Ich weiß, wo Adam früher gewohnt hat, aber ich glaube nicht, dass er da noch wohnt.“ „Habt ihr keine Nummern getauscht? Ich meine, ihr seid Brüder, wie kann man da nicht die Nummer des anderen haben?“ Aiden drehte den Schlüssel im Zündschloss und startete somit den Motor. „Ich habe Adam schon 80 Jahre nicht mehr gesehen.“ 80 Jahre? „Das verstehe ich nicht, warum so lange? Habt ihr nicht das Bedürfnis euch zu sehen? Scherze zu machen?“ „Dylen, ich bin alt. Seit es keine Könige mehr gibt oder Diktatoren sind wir fünf in alle Winde verstreut gewesen und haben gelebt. Früher war noch alles anders, aber wir haben uns auch mit entwickelt.“ Ich schluckte und musste mich richtig anstrengen ihm zu zuhören. Alt. … Natürlich musste er alt sein, er war einer der Götter, obwohl ich nicht wusste welcher, aber ich konnte davon ausgehen, dass er ALT war. „Alt“, murmelte ich. Dann war Derek auch ...Mir klappte der Unterkiefer herunter. Ich hatte mit alten Säcken geschlafen. Ich hatte Sex mit zwei steinalten Typen. „Dir muss doch bewusst gewesen sein, dass wir nicht 800 Jahre alt sein können?“ „Darüber hab ich mir gar keine Gedanken gemacht, um ehrlich zu sein“, murmelte ich und kam mir irgendwie blöd vor. Sie waren Götter, klar dass sie nicht so jung waren. „Tut mir leid, meine Reaktion war unpassend.“ Aiden zuckte nur die Schultern und fuhr auf die Autobahn. „Ich bin ehrlich, wir reden auch nicht oft über unser Alter, es schreckt eben jeden ab.“ „Ja, Derek und ich haben auch nie über sein Alter geredet“, murmelte ich. Dafür hatten wir ehrlich gesagt keine Zeit. „Wir haben generell nicht viel geredet.“ „Derek eben, mach dir nichts drauß. Er hat da andere Vorzüge.“ Sofort wurde ich rot und sah aus dem Seitenfenster. Auch wenn Aiden recht hatte, wusste ich gar nicht mehr, warum ich mich eigentlich mit Derek eingelassen hatte. Ich hatte schon etliche Beziehungen gehabt und das nicht nur wegen dem Sex. … Allerdings waren sie ja auch Unsterbliche und wirkten anders auf die Leute. Klar, schieb es auf die Unsterblichen. Die sind alles Schuld. Stimmt doch gar nicht. Bei Derek war es anders gewesen und jetzt bei Aiden auch, aber bei ihm ist es noch mal etwas anderes. Ich wollte mehr über ihn wissen, ich wollte wissen, wie er früher war. Jetzt da ich mir bewusst war, dass er wirklich soooo alt war, wollte ich ihn mir in allen möglichen Zeitaltern vorstellen. Zum Beispiel im Mittelalter. Ich konnte mir Aiden einfach nicht in einem edlen Gewand vorstellen. Aber das wäre ja eh Xander vorbehalten gewesen. Diese langen roten Mäntel und die langen Gewänder. Nein, Aiden wäre ein Prinz gewesen und hätte eine lange Tunika getragen, einen Gürtel mit einem Schwert um der Hüfte, braunen Stiefeln, schwarzer Hose und Umhang. Allerdings könnte ich ihn mir auch im Robin Hood verschnitt gut vorstellen können. Mit Köcher, Pfeil und Bogen auf dem Rücken. „Worüber denkst du nach?“, holte Aiden mich aus meinen Überlegungen. Ich sah ihn wieder an und lächelte verlegen. „Ich hab mich dich im Mittelalter vorgestellt.“ Aiden lachte laut und schüttelte den Kopf. „Was denn? Ich mag das Mittelalter, auch wenn es mit der Hygiene nicht viel hatte, aber trotzdem.“ „Das Mittelalter war toll“, stimmte er mir zu und wechselte die Spur, dann gab er Gas. „Bogen oder Schwert?“ „Beides.“ Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Das hätte ich mir doch denken können. „Wie war das früher?“ „Es war nicht immer so, dass Mom und Dad sich versteckt hielten. Am Anfang waren wir Götter. Aber nach und nach wollte Mom nicht mehr nur oben leben und kam herunter auf die Erde. Im Mittelalter haben Adam und ich viel Mist gebaut“, erzählte er mir lächelnd. „Ward ihr Bauern oder was?“, ärgerte ich ihn ein bisschen. „Herzog. Mom war noch nie so, dass sie sich aufspielte. Ihr reichte ein Stückchen Land und ein Dorf, was sie betüteln konnte.“ Ich boxte ihn leicht in den Arm. „Du bist gemein.“ „Hauptsache wir wurden zu Bällen eingeladen.“ „Auf denen ihr euch eh nie benommen habt.“ „Oh was meinst du denn? Saubere Kleider und Benehmen. Mit Prinzessinen tanzen.“ „Aber heiraten musstest du doch nicht, also so schlimm war es doch nicht.“ „Nein, das wohl nicht.“ „Und wie habt ihr das gemacht, dass ihr nicht erkannt wurdet?“ „Ganz einfach. Wir veränderten ein bisschen unser Aussehen, verschleierten unsere Herkunft. Nahmen andere Namen an. Und irgendwann täuschten wir dann einen Unfall vor und lebten wieder ein paar Jahre oben. “ „Also seid ihr immer gesprungen?“ „Mom wollte mit den Menschen in Kontakt bleiben, weißt du. Sie braucht den Kontakt.“ Ja, das Gefühl hatte ich auch. Dragana war eine sanfte Person und vermied es ihren Status zu verwenden, um jemanden zu unterwerfen. Xander war da ganz anders. Und Aiden hatte von beiden etwas. Er war stark und strahlte das auch aus, aber wenn man ihn kannte, dann war er liebevoll, er beschützte jemanden, auch wenn er selber dabei sterben sollte. Wie selbstverständlich beugte ich mich zu ihm herüber und küsste seine Wange, meine Hand legte ich auf seinen Oberschenkel. Aiden sah mich kurz an, musste aber dann wieder auf den Verkehr achten. „Bereust du das von letzter Nacht?“, fragte ich und sah zu meiner Hand, die immer noch auf seinem Oberschenkel lag. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“ „Meine Mom hat blöde Sachen gesagt. Nicht nur eben, sondern auch gestern und … es ist mir eben wichtig, es zu wissen. Es ist schon komisch, zu wissen, dass ihr euch kennt, aber ich möchte nicht danach fragen, ich möchte es nicht wissen. Das einzige was ich wissen möchte ist, wer du bist, was dich ausmacht. Ich möchte dich selber kennenlernen und nicht auf andere hören, die denken, dich zu kennen.“ Stille. Er antwortete nicht, sagte auch so nichts, aber dann löste er eine Hand vom Lenkrad und nahm meine Hand in seine. Er verschränkte unsere Finger und küsste sanft meine Knöchel. „Bereust du es?“, stellte er eine Gegenfrage. „Bereust du es dich schon wieder mit einem Unsterblichen eingelassen zu haben, ohne mehr von ihm zu wissen?“ Ohne zu überlegen schüttelte ich den Kopf. „Ich weiß nicht was es war, aber nachdem du mich vor Logan gerettet hast, wusste ich, dass da irgendwas ist, was ich kenne. Nein, ich bereue nichts, keinen einzigen Kuss und auch letzte Nacht nicht.“ „Gut.“ Ich sah Aiden an. „Ich auch nicht.“  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)