Die Unsterblichen und ich von Ten-nii-san ================================================================================ Kapitel 17: Kapitel 17 ---------------------- Kapitel 17     Sie haute mich um. Sie haute mich regelrecht um. Wie konnte ich nur so mit ihren Gefühlen spielen? Wie konnte ich sie küssen und mehr wollen, wenn ich sie doch gar nicht erst begehren durfte. Sie gehörte zu Derek, aber irgendwie war das nicht richtig. Sie fühlte sich in meinen Armen so gut an. Ihre Haut unter meinen Fingern fühlte sich so richtig an. Je länger ich in ihrer Nähe war, desto mehr wollte ich von ihr. Ich wollte sie nicht mehr nur küssen, ich wollte sie an meinem Körper spüren, ihre Haut unter meinen Fingern spüren. Dylen saß mir gegenüber und ich konnte einfach nicht aufhören sie anzusehen. Sie unterhielt sich zwar mit Loona und Mutter, aber ihr Blick schweifte immer und immer wieder zu mir. Als sich unsere Blicke dann trafen, lächelte sie immer und drehte sich wieder zu Loona um. Unbewusst strich ich mit meiner Zunge über meine Lippen und musste so an den Kuss von eben denken. Wäre Loona nicht aufgetaucht hätten wir uns wahrscheinlich noch öfter geküsst. Auch wenn ich gesagt hatte, dass wir das lassen sollten, hatte ich sie eigentlich wieder küssen wollen. Immer und immer wieder. Sie schmeckte einfach so süß und so verlockend, dass ich einfach das Bedürfnis hatte, sie näher an meinen Körper zu ziehen und sie noch wilder zu küssen, als vorher. Und ich wollte noch mehr von ihr. Ich wollte sie ganz. Aber das ging nicht. Ich verstand gar nicht, wie ich mich so zu ihr hingezogen fühlen konnte. Sie war Dereks Gegenstück, nicht meins. Sie gehörte zu ihm, nicht zu mir. Und doch beobachtete ich Dylen die ganze Zeit … und es gefiel mir. Mein ganzer Körper reagierte auf ein kleines Lächeln von ihr. Dieses kleine, süße Lächeln, dass sie auch schon als kleines Kind gehabt hatte. Sie zog einfach jeden in ihren Bann, mit nur einem kleinen Lächeln. Ich wusste noch, wie sie sich früher immer von Zuhause weggeschlichen hatte, um auf irgendeinen Spielplatz zu gehen. Sie hatte nie mit den Kindern aus dem Rudel spielen wollen. Was wohl auch daran lag, dass sie kein richtiger Wolf war. Sie war etwas besonderes. Sofort kam mir eine Szene in den Kopf. Ich sah sie vor meinem Auge, als würde ich wieder in dem Gebüsch stehen und Dylen beschützen. Sie war gerade mal acht Jahre alt gewesen und hatte sich auch schon wieder aus dem Haus geschlichen, um auf dem Spielplatz zu spielen. Allerdings war sie immer alleine auf diesem und musste erst warten, bis die anderen Kinder auch spielen kamen. Sie hatte sich immer sofort auf eine der vielen Schaukeln gesetzt und angefangen leicht zu schaukeln. Wie gerne ich zu ihr gegangen wäre, nur um sie ein bisschen fester anzuschuppsen, um bei ihr zu sein. Aber es dauerte nie lange bis die Eltern mit ihren Kindern kamen und dann fand Dylen auch schnell jemanden, der mit ihr spielte. Sie hatte sofort Spaß und konnte den Tag einfach genießen. Und abends? Nein, da wollte keiner nach hause. Alle Kinder wollten weiter spielen. Aber wie Eltern nun mal so waren, wurden die Kinder mitgeschliffen und Dylen war wieder alleine. „Erde an Aiden, Erde an Aiden.“ Ich zuckte zusammen, als plötzlich die große Hand meines Vaters vor meinem Gesicht auftauchte und herum wirbelte. Ich blinzelte und sah zu meinem Vater herüber. „Bist du wieder unter den lebenden?“, fragte er und lächelte mich an. „Ich ...“, fing ich an, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Ich war in Gedanken“, sagte ich dann … was ja auch stimmte. Aber welche Gedanken, musste ich ja nicht sagen. „Dylen hat uns gerade erzählt, dass ihr Vater heute Geburtstag hat und eine Party veranstaltet wird“,erzählte Mom. „Und sie hat gesagt, dass du mit ihr hingehen willst“, meinte Dad. Mein Blick huschte zu Dylen, die mich angrinste. Ich konnte nicht mit ihr zu ihrer Familie gehen. Das ging einfach nicht. „Wo ist Derek überhaupt?“, wechselte ich das Thema, aber dabei konnte ich Dylen nicht ansehen, also sah ich zu Mom und Dad. Ich wusste, dass sie das nicht gut heißen würde. „Er ist auf jeden Fall nicht mehr hier“, meinte Loona. Ja, das wusste ich auch. „Und erreichen kann ich ihn auch nicht.“ „Er sollte hier sein und sich um Dylen kümmern“, meinte ich ein bisschen leiser, obwohl mir das sehr missfiel. „Er ist überfordert mit der Situation“, meinte Mom nur und sah dann Dylen an. „Süße, das legt sich wieder. Keine Sorge.“ Ich sah zu Dylen, die nur auf den Tisch starrte. „Ich weiß nicht, ob es das sollte“, meinte Dylen. Sie sah bei dem Gedanken an Derek nicht wirklich glücklich aus … was mich sehr zum rasen brachte. Er hatte ihr so weh getan und jetzt spielte er sich so dermaßen auf. „Ich weiß, dass Derek dich schon einmal verlassen hat, aber wenn er ein bisschen Dampf abgelassen hat, dann wird er das nie wieder tun“, versuchte Mom sie aufzumuntern, aber das gelang nicht. Weil ich glaubte, dass sie noch nicht mal deswegen so traurig war. Nein, es hatte nichts mit Derek zu tun, weil sie nichts mehr für Derek empfand. Klar, reagierte sie in seiner Nähe, sie hatten ja auch eine Vergangenheit miteinander, aber sie küsste mich … und das nicht nur einmal. „Das wird schon“, meinte Mom und lächelte. Dylen lächelte sie nur aus Höflichkeit auch an. In dem Moment kamen die Bediensteten aus der Küche, um aufzuräumen. Sadie war auch dabei und trat neben mich, um meinen Teller wegzuräumen. Sie streifte meinen Arm und zuckte dann zusammen. „Tut mir leid“, murmelte sie. „Kein Problem, Sadie“, lächelte ich sie an. Sie lief sofort rot an und biss sich auf die Lippe. Aus Mutters Richtung kam ein Geräusch und erst als Sadie wieder in der Küche verschwunden war kicherte sie. Wir alle sahen sie an und Dad verdrehte die Augen. Sie stupste ihn an und streckte ihm die Zunge raus. „Sadie steht so was von auf dich, Aiden und du bekommst es gar nicht mit“, meinte sie. „Klar, weiß er es, nur er lässt sie nicht an sich ran, weil er einfach selbstgefällig ist“. Regte Loona sich auf und funkelte mich böse an. „Das ist nicht wahr“, verteidigte ich mich. Ich wusste zwar, dass Sadie auf mich stand, aber ich ging einfach nicht darauf ein, weil ich sie nicht verletzten wollte. Ich kannte Sadie jetzt schon etwas länger und sie war eine der Frauen, die eine Beziehung brauchten und keinen Mann für eine Nacht, denn genau das konnte ich ihr nur bieten … denn mein Herz war nicht mehr zu verschenken. „Dein Bruder ist nicht selbstgefällig“, nahm Mutter mich in Schutz. „Er liebt nur sein Leben und massenhaft Frauen.“ Ich seufzte und lehnte mich zurück. „Nein, ich kann ihr einfach nichts bieten, also lasse ich sie erst gar nicht an mich heran“, meinte ich nur und mein Blick traf den von Dylen. Ja, Aiden, du bist echt ein Held. Lässt Sadie nicht ran knutschst aber mit Dylen herum. Das ist wirklich edel. Verdammt. Dylen sah kurz wieder auf den Tisch, stand aber dann auf. „Ich mache mich dann fertig“, meinte sie und sah meine Eltern an. „Wir werden uns ja noch mal sehen.“ Mom nickte und Dylen ging. „Also wirst du sie nicht begleiten?“, fragte Vater, als Dylen aus dem Saal war. Ich ballte meine Hände und stand auch auf, ohne ihm zu antworten. „Aiden?“, fragte Mom. „Ich kann nicht mit zu ihrer Familie“, meinte ich nur. „Das ist auch vernünftig“, mischte sich auch Loona ein. „Du solltest dich von ihr fernhalten.“ Ich sah sie an, sagte aber nichts. Mutter und Vater standen auch auf und gingen an mir vorbei. „Hört auf euch zu streiten“, meinte Mom nur und dann waren die zwei auch schon aus dem Speisesaal verschwunden. Zwischen mir und Loona wurde es still. Aber nicht für lange. Sie war auch aufgestanden und hielt sich jetzt an ihrem Stuhl fest. „Ich weiß, dass ihr euch eben geküsst habt“, sagte sie leise. Ich ballte meine Hände noch fester zu Fäusten, sah Loona aber nicht mehr an. „Wenn du weiter gehst, wird Derek erst Recht ausflippen und Vater wird dich auspeitschen, Aiden.“ Ich nickte. „Ich weiß.“ „Warum lässt du es dann nicht? Wenn Dylen erfährt, dass du etwas mit ihrer Schwester hattest, wird sie das nicht so toll finden.“ „Ich kann nicht anders, Loona. Ich weiß auch nicht, was das ist, aber ich muss in ihrer Nähe sein.“ „Und dann? Sie wird früher oder später erfahren, was du alles getan hast. Das du auf sie aufgepasst hast und wenn sie wirklich etwas für dich empfinden sollte, wird sie dich hassen, weil du ihr keine andere Wahl gelassen hast, als das sie sich in dich verliebt.“ Ich wollte widersprechen, aber Loona hatte Recht. Ich hatte Dylen keine Chance gegeben, mich kennen zulernen. Ich hatte sie bei der erst Besten Gelegenheit geküsst. Ich hatte nicht daran gedacht, dass sie mich nicht kannte. Ich war für sie ein Fremder gewesen, der sie einfach so küsste, der einfach so in ihr Leben platzte und ihr einen Kuss stahl, der sie total verwirrt hatte. Und irgendetwas musste dieser Kuss ja ausgelöst haben, sonst würde sie mich nicht küssen … würde sich keine Sorgen um mich machen. Mir kam wieder die Szene in der Gasse in den Kopf. Ich hatte gegen diese Dämonen gekämpft, aber plötzlich hatte mich jemand gerufen. Ich hatte ihre Stimme sofort erkannt. Dylen hatte mich gerufen, aber sie hatte nicht meinen Menschlichen Namen benutzt, nein, sie hatte den Gott gerufen. Ares. Sie konnte nicht wissen, wer ich war. Ich hatte nicht darüber nachgedacht, ich hatte nur noch an sie denken können und daran sie zuretten. In Windeseile hatte ich die Dämonen besiegt und hatte mich auf den Weg zu ihr gemacht. Einen Schock hatte ich bekommen, als ich sie auf dem Boden kauern sah. „Bitte tu nichts falsches“, holte Loona mich zurück und ging auf die Türen zu. „Ich will nicht, dass dir etwas passiert.“ Das war schon zu spät. Wenn Derek nur in Dylens Nähe kam, würde er wissen, dass ich sie wieder angefasst hatte. Er würde mich auf ihren Lippen schmecken. Und wenn das geschah, würde ich nicht mehr davon kommen. Ich wusste, dass Dylen zu Derek gehörte und hatte sie trotzdem wieder geküsst. Das hieß: auspeitschen. Und Derek würde darauf bestehen. Ich musste mich wirklich von ihr fernhalten. Ich musste ihre sanfte Haut unter meinen Fingerspitzen vergessen, musste ihren süßen Geschmack vergessen, musste ihren süßen Duft vergessen. Sie war tabu!   Nachdem ich mich umgezogen hatte – ich konnte mit der königlichen Tunika nicht runter auf die Erde – hatte ich mich auf den Weg in den Thronsaal begeben. An der großen Flügeltreppe war ich allerdings stehen geblieben und hatte zu der Zimmertür gesehen, hinter der Dylens Zimmer verborgen war. Ich war so froh gewesen, dass sie nicht bei Derek einquartiert war. Wenn er nicht verschwunden wäre, hätte er sie sicher wieder zu Sachen gezwungen, die sie nicht machen wollte. Denn mit ihm zu schlafen hatte sie bestimmt nicht noch einmal gewollt. Ich erinnerte mich an gestern, wie sie und Skyler darüber geredet hatten und Dylen hatte nicht wirklich glücklich ausgesehen. Und doch hatte sie es zugelassen, weil ihr Körper einfach noch auf Derek reagierte. Sie hatte ihn wohl wirklich geliebt und er war – wie immer – einfach abgehauen, weil er es einfach nicht schätzen konnte, eine Frau für länger zu behalten. … Obwohl ich ja nicht anders war. Nur der Unterschied zwischen ihm und mir war, dass ich klarstellte, dass ich nichts festes wollte. Ich blieb auch nicht eine Woche lang bei einer Frau, damit sie sich in mich verliebte. Eine Nacht und dann war es vorbei. Nur einmal hatte ich jemanden an mich heran gelassen … ein einziges Mal. Daphne. Ja, und wäre sie nicht gestorben hätte ich ihre Familie gespalten. Sie hatte ihren Verlobten verlassen wollen, um mit mir zusammen zu sein. Und nicht nur ihren Verlobten. Sie wollte ihr Rudel und ihre Familie verlassen, die sich um noch ein Mädchen vergrößern sollte. Ich hatte sie gebeten noch zu warten, sich alles noch mal zu überlegen. Ich hatte sie geliebt, mehr als mein Leben und genau deswegen, wollte ich nicht, dass sie ihres nur für mich aufgab. Dazu kam noch, dass ich genau wusste, dass sie nicht mein Gegenstück war und doch hatte ich sie geliebt. Aber Derek spielte nur mit den Frauen. Allerdings kam er damit bei Dylen nicht weit. Durch ihre Abwehrhaltung und das ständige Anmotzen wusste ich, dass sie eigentlich nichts mehr für Derek empfand. Dafür hatte er ihr einfach zu weh getan. Und ein weiterer Grund waren unsere Küsse, unsere Berührungen. Sie würde das alles nicht zulassen, wenn sie noch Gefühle für ihn hatte … oder überhaupt bereit dafür war, wieder etwas für ihn zu empfinden. „Wirst du sie jetzt begleiten?“, fragte Mutter sofort, als ich in den Thronsaal eintrat. „Hast du heraus gefunden, wo Derek steckt?“, stellte ich eine Gegenfrage. „Er hat sich gemeldet“, antwortete mir Vater. „Er macht sich auf den Weg um Seth zu suchen.“ „Und was ist mit Dylen? Er fängt einfach so an unsere Brüder zu suchen, ohne einen Gedanken an Dylen zu verschwenden?“Das war komisch. Er war doch so erpicht darauf, dass sie jetzt zu ihm gehörte. Warum sollte er sie also alleine lassen? „Doch, hat er“, ertönte hinter mir Dylens sanfte und melodische Stimme. Ich schloss die Augen und ließ es zu, dass ich den Klang ihrer Stimme genoss. „Er hat mich angerufen und gefragt, ob ich mit ihm gehe.“ „Und jetzt bist du hier, um dich zu verabschieden?“, stellte Mutter fest. „Ja, aber ich werde ihn nicht begleiten.“ Sofort machte ich meine Augen wieder auf und sah Dylen an, die mittlerweile neben mir stand. Sie trug immer noch die Jeans und das T-Shirt, allerdings hatte sie sich noch einen Blazer angezogen. „Ich muss arbeiten gehen und zu dem Geburtstag meines Vaters.“ Sie machte eine kleine Pause und sah mich dann an. „Würdest du mich runter bringen?“ Zu ihren Füßen hatte ich schon ihre Tasche erblicken können, also war sie Start klar. „Du kannst nicht alleine nach unten“, protestierte meine Mutter. „Es ist zu gefährlich.“ Vater nickte. „Du solltest sie begleiten, Aiden“, sagte er, meinte es aber als einen Befehl und dem hatte ich eigentlich nichts gegen zu bringen, aber ich musste. „Vielleicht sollte ich mit Derek tauschen“, meinte ich, aber Dylen rief sofort dazwischen. „Nein!“, rief sie und sofort lagen alle Blicke auf ihr. Sie wurde leicht rot und biss sich auf die Lippe. „Also … Ich meine … also.“ Ich wusste, was sie meinte, aber wenn Mom das auch herausfand, war das nicht so gut. Auch Loona funkelte mich an. Sie hatte auch verstanden, worum es ging. „Das ist eine gute Idee“, mischte sie sich auch ein, aber keiner hörte ihr so wirklich zu. Dylen sah hilfesuchend zu mir. Aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Lass Derek da mal aus dem Spiel. Ich denke, er muss erst einmal mit dem Gedanken klar kommen, dass er jetzt eine Frau zuhause hat“, meinte Vater und lächelte Dylen an. Allerdings gefiel mir dieses Lächeln nicht wirklich. Es sagte irgendetwas aus. Aber was wusste ich nicht. „Dann verschwindet, aber Aiden“, hielt meine Mutter uns noch auf. „Lass dich auch blicken und melde dich. Ihr müsst das nicht alleine meistern.“ Ich verdrehte die Augen und Dylen hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht zu kichern. „Ja, Mutter“, meinte ich nur und nahm mir Dylens Tasche. Dann hielt ich ihr meine Hand hin, aber sie schlang sofort ihre Arme um meine Mitte und drückte sich an mich. Ihre Augen kniff sie ganz fest zu. „Bitte kein Schwindelgefühl“, bat sie mich bestimmt zwanzig Mal. Ich lächelte nur, legte meinen Arm um sie und dematrealisierte uns.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)