Die Unsterblichen und ich von Ten-nii-san ================================================================================ Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Kapitel 12   Oh Gott, war mir schwindlig. Mein Kopf drehte sich und ich musste mich irgendwo fest halten. Zum Glück stand Derek neben mir. Ich packte seinen Arm und hielt mich fest. „Du hättest mich ja auch vorwarnen können“, warf ich Derek vor. „Für uns ist es nicht so unangenehm“, verteidigte Derek nur und legte mir seinen Arm um die Taille. Das machte er schon zum dritten Mal. Als ich zugestimmt hatte, her zu kommen, war er mir die ganze Zeit hinterher gelaufen und hatte mich bei jeder Gelegenheit angefasst. Es war mir richtig unangenehm, aber das konnte ich ihm irgendwie nicht sagen. Ich redete mir ein, dass ich vielleicht doch noch irgendetwas für ihn empfinden könnte … wenn ich nichts mehr für ihn empfinden würde, dann hätte ich nicht mit ihm geschlafen. Also musste da doch noch irgendetwas sein. „Jetzt weißt du, dass es für nichtunsterbliche nicht so ist“, meinte ich und löste mich von ihm. Mein Blickfeld drehte sich nicht mehr, also konnte ich auch wieder alleine stehen und brauchte mich nicht mehr an ihn klammern. Jetzt konnte ich mir meine Umgebung ansehen, was mich schon nach dem ersten Blick nach Luft schnappen ließ. Ich meine, ich wusste, wo es hin ging, aber so hatte ich mir das Vorreich des Himmels nicht ausgemalt. Ich dachte, das es einfach etwas berauschendes war, etwas was man sich nicht vorstellen konnte, mit bunten Farben und ungewöhnlichen Formen … aber ich stand einfach nur in einem großen Thronsaal. Alles hier sah so alt aus und trotzdem schien es … normal. „Deinem Blick zu urteilen bist du überrascht“, ertönte hinter uns eine sanfte Frauen Stimme. Sofort reagierte ich auf die Stimme. Ich wurde ruhiger und entspannter. „Ich wollte nichts außergewöhnliches, ein Schloss reichte mir“, lachte die Stimme und trat an uns vorbei. „Mutter, ein Schloss ist etwas außergewöhnliches“, meinte Derek. Ich konnte nicht antworten. Ich musste sie einfach ansehen und Bauklötze staunen. Die Frau zu der diese wunderschöne Stimme gehörte, war selber wunderschön. Jetzt wusste ich auch, woher Derek sein Aussehen hatte. Aber das war nebensächlich. Die Göttin aller Göttinen ging auf ihren Thron zu und setzte sich galant hin. Ihr langes weißes Kleid war bis eben noch über den Boden geschliffen und lag jetzt zu ihren Füßen. Ihre langen roten Haare waren geflochten und fielen ihr über die Schulter und dann sah ich ihr in die Augen. Ich hatte Gerüchte gehört, dass sie weiße Augen haben sollte, aber diese Gerüchte waren falsch. Ihre Augen waren ganz anders. Sie sahen aus, wie ein Regenbogen, weil sie alle möglichen Farben hatten. Sie war eine richtige Schönheit. Es gab kein Makel an ihr, kein Gramm Fett, keine Haut Unreinheiten. Nichts. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Verbeugte man sich vor ihr? Leicht beugte ich meinen Oberkörper nach unten. „Kind, lass das“, lachte sie plötzlich und ich stellte mich schnell wieder auf. „Es tut mir leid, Mam … ähm … Göttin … ähm ...“ Oh man, wie peinlich. Ich wusste noch nicht mal, wie man sie ansprach. Die Göttin aller Göttinen lachte wieder. „Dragana, Süße“, meinte sie nur und ich nickte. Am besten ich sagte nur noch das Nötigste. „Sie ist ein bisschen aufgeregt“, meinte Derek und legte mir seine Hand auf den Rücken. Ich lächelte verkrampft und biss mir dann auf die Lippe. „Das ist Dylen O´Conner.“ „Das habe ich mir schon gedacht. Dein Bruder sagte mir schon, dass ihr in den nächsten Stunden da sein würdet.“ Aiden hatte sich eben schon von uns verabschiedet und war hier her gekommen. Er hatte gemeint, dass er uns nicht stören wollte und das er noch etwas erledigen musste. Ich hatte das nicht so gut gefunden, da ich Angst hatte, dass Derek mich wieder überwältigte und ich irgendeine Dummheit begehen würde … zum Glück war das nicht passiert. Derek ließ einen Laut ertönen und drückte mich weiter auf seine Mutter zu. „Wir müssen ...“, fing er an, aber Dragana hob die Hand und stoppte ihn so. „Aiden sagte schon, dass Logan aufgetaucht ist.“ „Was hat er denn noch alles erzählt?“, murmelte Derek und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich biss mir auf die Lippe. Hoffentlich hatte er nicht erzählt, dass wir uns geküsst hatten. „Also ich möchte mich schon mal im Voraus bedanken, dass ich ein bisschen hier bleiben darf“, meinte ich und lenkte Draganas Aufmerksamkeit auf mich. Sie sah mich auch sofort an und musterte mich. „Die Jungs haben mich sehr gedrängt unter zu tauchen.“ „Mit Logan ist nicht zu spaßen, Dylen. Aiden hatte es schon mal mit ihm zutun.“ „Und das hat nicht gut geendet“, meldete sich eine weitere Stimme. Ich drehte mich um und eine weitere Frau betrat den Saal. Ich erkannte sie sofort, sie konnte man nicht verwechseln. Durch ihr langes weißes Haar und diese unglaublichen weißen Augen, war sie unverkennbar. Loona, die Mondgöttin. Ich hatte Geschichten von ihr gehört, dass sie nur ein weißes Wesen war, dass in den Träumen von Kindern erschien … aber so sah sie nicht aus. Sie war ein Mensch, nur dass sie so ungewöhnliche Haare und Augen hatte, aber genau das machte sie wunderschön. „Er war ein bisschen verletzt, ja, aber er ist doch wieder aufgestanden“, meinte Derek und zuckte gleichgültig die Schultern. „Und du siehst scheiße aus, Derek. Die Typen haben dir echt zugesetzt, kann das sein? Aiden sah auch nicht besser aus.“ Sofort hielt ich inne. Aidens Rücken … hatten sie ihn schon untersucht? „Ihr solltet euch erst einmal frisch machen und eure Wunden behandeln lassen, danach reden wir weiter“, meinte Dragana. „Wir werden Dylen mitnehmen.“ Was?! Ich alleine mit … „Ist das okay für dich?“, holte Draganas Stimme mich aus meinen Gedanken. „Wir beißen auch nicht“, lächelte Loona. „Bei den beiden bist du gut aufgehoben“, meinte auch Derek, beugte sich vor und küsste meine Wange. Ich war total perplex. Meine Hand fuhr an meine Wange. Er konnte also auch sanft sein. Aber bevor ich noch etwas sagen konnte, drehte er sich um und ging. „Er ist schon süß, oder?“, lächelte Dragana mich an, als Derek schon längst weg war. Ich sah sie an. Ich wollte nichts schlechtes sagen, aber … mein Bild von Derek war nun mal geprägt und ich konnte ihm von jetzt auf gleich nicht verzeihen. Dragana und Loona kamen auf mich zu und Dragana schnappte sich einfach meinen Arm. „Wir gönnen uns jetzt ein Bad und deine Wunden werden versorgt“, meinte sie. „Mir geht es aber gut“, sagte ich und wurde dann auch schon von Dragana begutachtet. „Wo du es sagst, du siehst gar nicht so mitgenommen aus. Aiden erzählte, dass du angegriffen worden bist.“ „Das bin ich auch, aber bevor diese Typen mir ernsthaft schaden konnten, war Aiden da und hat mich gerettet.“ „Egal, wir nehmen trotzdem ein Bad.“ Sie zog mich mit aus dem großen Saal in einen langen Gang. Dieser war aus dem gleichen Stein, wie auch der Thronsaal. Das ganze Schloss musste aus diesem Stein sein. Die Wände waren nämlich nicht gestrichen oder tapeziert, nein, sie waren einzig aus dem Stein, aus dem das Schloss erbaut wurde. Und genau das machte es so schön und ließ es alt wirken. An den Wänden hingen in regelmäßigen Abständen Kunstwerke … also was genau das alles darstellen sollte, wusste ich nicht, aber genau dann waren es doch Kunstwerke … oder? „Schenk den Gemälden keine Beachtung“, meinte Loona neben mir. „Warum? Sie sind doch hübsch, allerdings kenne ich mich mit Kunst nicht so aus. Von wem sind sie?“, fragte ich ernsthaft, aber ich bekam nur ein Lachen von Dragana als Antwort. „Was ist denn so lustig?“ Jetzt verstand ich gar nichts mehr. „Das sind Bilder, die meine Brüder und ich gemalt haben, als wir noch kleine Hosenscheißer waren. Mom fand sie so toll, sodass sie sie einrahmen ließ und aufhängte.“ „Meine kleinen Künstler“, meinte Dragana lächelnd und voller Stolz. Was?! Das waren Gemälde von Aiden und Derek? … Deswegen sah es auch nach nichts aus. Und doch musste ich lächeln. Es war so normal, sich die Bilder seiner Kinder an die Wand zu hängen, auch wenn es unsterbliche Kinder waren … oder Götterkinder, wie auch immer. Wir gingen den langen Gang noch etwas weiter, bis Lonna nach links abbog und eine Treppe nach unten nahm. Dragana folgte ihr, aber ich blieb erst einmal stehen. Auch rechts führte eine Treppe nach unten und ich fragte mich, ob diese beiden Teile des Kellers zusammen gehörten. „Dylen kommst du?“, rief Loona. Ich nickte bloß und folgte ihnen. „Das Schloss ist schon groß“, meinte ich, als ich bei ihnen ankam. „Ein bisschen Luxus muss doch auch vorhanden sein, oder?“, grinste Dragana. Ich lächelte auch und stimmte ihr zu. Sonst hätte sie ja auch auf der Erde leben können. Aber vielleicht war es unten auf der Erde viel gefährlicher für sie. „Aber stör dich nicht daran“, meinte sie und ging auf eine Türe zu. Loona machte diese auf und wir gingen in ein riesiges Badezimmer … wohl eher ein Erholungscenter. Der Raum war riesig und gefliest. Zu unserer Rechten waren drei Massageliegen, weiter vor uns war ein großer Whirlpool, links war ein Pool in den Boden eingelassen und weiter hinten befanden sich noch zwei Türen. „Die Türen führen zu zwei Duschen“, meinte Loona, als sie sah, wie ich zu diesen gesehen hatte. „Ein bisschen Luxus, was?“, scherzte ich. Dragana lachte nur und zuckte mit den Armen. „Es ist auf jeden Fall praktisch“, meinte sie. Loona holte uns Handtücher und dann zogen wir uns auch schon aus, um uns in den Whirlpool zu setzten. Erst zogen sich die beiden einfach aus und setzten sich in das warme Wasser. Ich brauchte eine Weile, um mich dann endlich auszuziehen. Ich meine, ich kannte die beiden gerade mal ein paar Minuten und dann sollte ich mich schon vor ihnen ausziehen? Und was war das eben mit Aiden? Das … Jetzt sag nicht, das ist was anderes. Ja, okay, das war nichts anderes. Nachdem ich mich dann auch in den Whirlpool gesetzt hatte, war es erst still zwischen uns. Ich meine, ich wusste noch nicht mal was ich hier machen sollte. Das hier war noch alles ein bisschen unwirklich für mich. Ich saß hier mit zwei Göttinen in einem Whirlpool und sollte Smaltalk mit ihnen machen. Hey, wenn du Derek heiratest, dann sind das deine Schwiegermutter und deine Schwägerin. Halt die Klappe. Ich will noch nicht darüber nachdenken müssen. „Das ist ja schrecklich hier“, holte Loona mich aus meinem innerlichen Zwiegespräch. „Wie hast du die Jungs denn kennengelernt?“ „Hat Derek noch nie von mir gesprochen?“, war ich total perplex. „Nein, er redet nicht von Frauen … also nicht mit uns.“ „Und vor allem nicht mit mir“, meinte Dragana, lächelte aber dabei. „Wahrscheinlich ist ihr Vater da eher der Ansprechpartner, obwohl die fünf sich nicht oft hier blicken lassen.“ Ja, weil sie sich bestimmt lieber mit Frauen beschäftigten. „Aber sie kommen ab und zu her. Die längste Zeit war Aiden nicht hier gewesen.“ „Stimmt. Er war mal neun Jahre nicht hier gewesen“, stimmte Loona zu. „Neun Jahre?“, fragte ich verblüfft. „Vielleicht hatte er in dieser Zeit ja eine Freundin“, grinste Loona. Dragana schüttelte den Kopf. „Das glaube ich weniger. Da war sie schon tot gewesen“, sagte Dragana. Mir stockte der Atem und sofort fiel mir ein, was er eben zu mir gesagt hatte, als ich seine Brandnarbe erkundet hatte. Jemanden den ich geliebt hatte. Geliebt hatte … vielleicht hatte er neun Jahre lang getrauert. „Also, woher kennst du Derek?“, nahm Loona ihre Frage wieder auf. Ich seufzte, drehte mich um und verschränkte die Arme auf dem Whirlpool Rand. „Ich hab Derek vor einem halben Jahr in einem Club kennengelernt. Ich hab gekelnert an dem Abend und mich haben viele Typen angegraben und mich belästigt“, erzählte ich los. „Also hat er dich vor diesen Typen gerettet“, freute sich Dragana und klatschte begeistert in die Hände. „Ja, so in etwa. Ich war gestolpert und er hat mich aufgefangen, danach fing unsere … wie nenn ich es denn jetzt? .. Romanze an.“ „Romanze?“, hackte Loona nach. Ich nickte seufzend und legte meinen Kopf auf meine verschränkten Arme. „Wir waren eine Woche zusammen und dann ist er verschwunden und dann habe ich ihn erst gestern wieder getroffen.“ „Wie nett“, sagte Loona sarkastisch und da begriff ich erst, was ich gesagt hatte. Schnell drehte ich mich wieder um und sah Dragana an. „So war das nicht gemeint, also … Derek ist ganz nett und er … also er ...“, wollte ich mich heraus reden, aber Dragana schüttelte nur den Kopf. „Ich weiß schon. Derek war noch nie so tiefgründig … das war eigentlich noch keiner von den fünfen, außer Adam. Er konnte schon immer gut mit Frauen. Vielleicht braucht ihr beide noch etwas zeit, um euch noch besser kennenzulernen.“ Ich glaube nicht, dass das was brachte, aber ich wollte nicht jetzt schon blöd bei den beiden da stehen. „Ich wusste gar nicht, dass Derek sich überhaupt verliebt hatte, aber als er gestern bei mir gewesen war, war er irgendwie ganz anders.“ Ich lehnte mich zurück und fuhr mit den Fingern durch das Wasser. „Weißt du, ich kann zwar nicht in die Zukunft sehen, aber ich kann in den Sternen lesen. Derek hat mich gefragt, ob ich das für ihn tun könnte.“ „Was genau können Sie denn in den Sternen lesen?“, fragte ich jetzt neugierig. „Es bleibt bei du, Dylen“, lächelte Dragana, allerdings fühlte ich mich noch nicht so wohl dabei. „Mom, kann Verbindungen zwischen Menschen lesen“, informierte Loona mich. „Sie konnte sehen, welche Göttin du bist.“ „Hebe, die Göttin der ewigen Jugend. Haben die Jungs mir schon erzählt“, nickte ich. „Und ich muss sagen, du wirst deinem Titel gerecht“, lächelte Loona und sank noch ein bisschen tiefer ins Wasser. „Auch wenn du noch nicht so alt bist. Schön bist du trotzdem.“ Ich wurde sofort rot und sank bis zur Nase ins Wasser. „Ihr zwei seid aber auch wunderschön“, blubberte ich vor mich hin. Die beiden lächelten nur. „Aber um zurück auf die Jungs zu kommen. Ist das die Wunde, die Aiden behandelt hat?“, fragte Loona und zeigte auf den Verband, den ich erst einmal dran gelassen hatte. Ich schluckte und sah zu meinen Brüsten herunter. „Ja“, murmelte ich. „Dann ist es ja kein Wunder, dass Aiden ein dickes blaues Auge hat“, lachte Loona und machte eine wegwerfende Handbewegung. Ich sah sie nur verständnislos an. „Seine Nase war auch ein bisschen rampunierter als sonst.“ Wie konnte sie das nur so auf die leichte Schulter nehmen. „Ich fand es nicht so schön, zu sehen, wie Derek Aiden verprügelte.“ „Männer sind nunmal so, Dylen“, wollte Dragana mich beruhigen. „Ich denke, die beiden haben das geklärt. Es war ja nur ein Missverständnis. Derek neigt dazu, schnell auszurasten.“ Missverständnis? Ach du scheiße. Wenn sie raus bekamen, warum Aiden und Derek sich wirklich geschlagen hatten … dann war ich dran. Loona stupste ihre Mutter an und lächelte. „Und wie hast du Aiden kennengelernt?“, fragte sie ganz neugierig. Super, wie sollte ich das denn erzählen? Also ich hab ihn in einem Club angebaggert und dann hat er mich in einer Gasse gerettet und mich dann geküsst. Ja, klar, das war eine super Geschichte. „Wir … also … irgendwie hat er es damit, mich zu retten“, zuckte ich die Schultern. Loona grinste sofort breit. „Bist du dir sicher, dass du nicht doch die Liebesgöttin bist?“, lachte sie.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)