Not with Haste von rokugatsu-go ================================================================================ Kapitel 2: Vergangenheit und Gegenwart -------------------------------------- Genma fiel vor Lachen beinahe das Senbon aus dem Mund. Auch Raidous Versuch, ein Lachen zu unterdrücken, scheiterte kläglich. Anko lachte so hysterisch, dass sie sich schon den Bauch hielt und selbst Yugao kämpfte mit einem Zucken um ihren Mund. „Eigentlich ist das ein ziemlich respektloses Verhalten, das ihr da dem Hokage gegenüber an den Tag legt.“ Yamato versuchte, vorwurfsvoll zu klingen, gleichzeitig konnte er nicht leugnen, dass es schon ein wenig … ungewöhnlich aussah. Heute war der Tag, an dem Kakashis Felsenporträt fertig gestellt worden war. Wobei Porträt vielleicht wirklich das falsche Wort für ein Gesicht war, von dem man eigentlich kaum etwas sehen konnte. „War ja klar, dass du nichts gegen Kakashi sagst“, brachte Anko mit provozierendem Unterton in der Stimme zwischen ihren Lachsalven heraus. „Was soll das denn-“, wollte Yamato sich empören, doch er wurde von Kurenai unterbrochen. „Oh doch, doch. Yamato kann auch etwas gegen ihn sagen, aber nur wenn er sturzbetrunken ist.“ Mit einer Mischung aus Scham und Entsetzen wirbelte er seinen Kopf zu Kurenai herum, welche sich zu der Gruppe von Jonin und Chunin (und Anbu, obwohl Yugao die einzige war) gesellt hatte. Sie alle hatten gehört, dass das Porträt heute fertig geworden war und hatten sich spontan auf einem Dach über den Straßen Konohas versammelt, um das Kunstwerk zu betrachten. „Das war ein Mal! Ein einziges Mal!“, verteidigte Yamato sich erfolglos. „Wieso fängt immer wieder irgendjemand davon an?!“ Und wieso hatte Asuma wirklich jedem davon erzählen müssen?? „Reg dich nicht gleich auf“, sagte Anko, als sie sich eine Träne aus dem Auge wischte. „Kann doch niemand etwas dafür, dass du weniger Alkohol verträgst als ein … kleines Kätzchen.“ Irgendwo im Hintergrund hörte Yamato einige Leute darüber kichern. War das Einbildung oder ließ Anko in letzter Zeit wirklich keine Gelegenheit aus, um ihn lächerlich zu machen? „Wobei ich dich ja schon eher zu Kakashis Ninken zählen würde, so gut wie er dich abgerichtet hat“, legte Anko abschätzig nach und brachte Yamato damit innerlich zur Weißglut. Er würde sie nicht vor allen anderen anschreien, das war nicht seine Art. Allerdings war er es leid, seinen Ärger über ihre neuste Sticheleien einfach hinunterzuschlucken. Sie hatte schon immer gerne ausgeteilt, das wusste er von anderen, aber sie war damit noch nie so auf ihn fixiert gewesen. „Hey, hey“, ging Iruka beschwichtigend dazwischen. „Jetzt höre aber bitte mal auf, Anko.“ „Ja, betrachten wir lieber wieder ...“ Genma blickte wieder zum Hokage-Felsen und brach erneut in Gelächter aus. „Oh man, ich kann das nicht ansehen, ohne zu lachen.“ „Hat einer von euch ihn schon einmal ´Hokage-sama´ genannt? Ich kriege das nicht über meine Lippen, ohne zu grinsen“, sagte Raidou. „Das ist schon ein wenig respektlos“, erwiderte Iruka und legte seine Stirn nachdenklich in Falten, als er seinen Blick von links nach rechts über die Felsenporträts schweifen ließ. „Aber ich finde es auch noch etwas … ungewohnt, ihn als unseren Hokage zu haben.“ „Vorher hatten wir eine spielsüchtige Säuferin, jetzt haben wir einen Pornos lesenden, ständig schläfrig wirkenden, notorischen Zuspätkommer“, warf Kotetsu mit hochgezogener Augenbraue ein und Izumo ergänzte: „Fragt ihr euch auch manchmal, wie das eigentlich auf Außenstehende wirkt?“ „Ich glaube, Kakashi wird trotzdem ein guter Hokage sein“, wandte Yamato mit viel Überzeugung und ein wenig Empörung in der Stimme ein. „Daran hat hier auch niemand Zweifel“, antwortete Genma stellvertretend für die versammelte Menge, die ein zustimmendes Nicken anfügte.   Als die Gruppe sich wenig später auflöste, nutzte Yamato die Gelegenheit, um Anko abzufangen. Bei den wenigen Malen, bei denen er früher mit Anko zu tun gehabt hatte, hatten sie sich eigentlich gut verstanden. „Wenn du irgendein Problem mit mir hast, dann würde ich dich bitten, mir das zu sagen, anstatt immer wieder auf mir herum zu hacken.“ Er fiel mit der Tür ins Haus, sobald die anderen weg waren. Dieses Gespräch wollte er so schnell wie möglich hinter sich bringen. Anko gab ein genervtes Stöhnen von sich. „Sei nicht so empfindlich.“ „Das hat nichts mit Empfindlichkeit zu tun.“ „Na schön. Willst du, dass ich mich dafür entschuldige, dich als Kakashis Ninken bezeichnet zu haben?“ Stur verschränkte sie ihre Arme vor der Brust. „Nein. Ja. Das heißt, …. Das ist nicht der Punkt, um den es mir geht.“ „Dann die Kätzchen-Sache? So wie ich die Geschichte gehört habe, verträgst du wirklich keinen Alkohol und ich weiß nicht, was du gegen den Kätzchen-Vergleich hast.“ Ein tiefer Seufzer ihres Gegenüber verriet Anko, dass es auch nicht das war, worum es hier ging. „Hast du ein Problem mit mir?“ Yamato konnte sich kaum vorstellen, dass ausgerechnet Anko wegen allem, was passiert war, einen Groll gegen ihn hegte. Der Gedanke ließ ihn jedoch nicht los. Anko stützte ihre Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf. „Zugegeben, vielleicht neige ich dazu, Dinge gleich zu übertreiben. Ich vergesse manchmal, dass andere Menschen sensibel sein können. Ich habe kein Problem mit dir. Ich bin nicht gerade begeistert, wenn ich dich sehe und es hilft mir das zu überspielen, indem ich mich über dich lustig mache.“ Erstaunt blinzelte Yamato sie einen Moment lang stillschweigend an. „Du bist nicht begeistert, wenn du mich siehst?“ Erneut gab Anko einen missmutigen Ton von sich. „Muss ich es wirklich noch aussprechen? Du erinnerst mich an das, was passiert ist. Und ich will nicht daran erinnert werden.“ Plötzlich lief Yamato ein kalter Schauer den Rücken hinunter. „Es geht also … um Orochimaru?“ Bei der Erwähnung dieses Namens verfinsterte Ankos Blick sich merklich. „Weißt du das selbst nicht am besten? Es geht immer um Orochimaru. Und es wird immer um Orochimaru gehen. Egal, ob im Original oder in der Kabuto-Fassung.“ Yamato hatte in der Zwischenzeit erfahren gehabt, dass Anko ebenfalls von Kabuto entführt worden war. Sie war kurz nach ihm selbst im Akatsuki-Versteck gefunden worden. Anko war allerdings recht glimpflich davongekommen und eine Woche später schon wieder auf den Beinen gewesen. „Das tut mir leid … aber ...“ Sie erinnerte ihn auch an Dinge, an die er nicht erinnert werden wollte. Jedoch ließ er das nicht an ihr aus. Er wäre der Letzte gewesen, der so etwas getan hätte. „Jaja, schon klar, du kannst nichts dafür. Habe ich ja auch nicht behauptet.“ Anko atmete hörbar aus. „Das wird auch irgendwann wieder vorbei gehen. Ich will ja auch nicht an Orochimaru oder Kabuto denken, wenn ich dich sehe. Das kannst du mir glauben. Geht dir doch bestimmt nicht anders, oder?“ „Naja, irgendwie schon“, gab Yamato betroffen zu. „Ich kann es dir nicht verdenken. Ich mag diesen Zustand so gar nicht. Soll ich dir was verraten? Ich habe mich selbst dabei erwischt, wie ich diesem Uchiha-Bengel aus dem Weg gehe.“ Anko machte eine weiteres äußerst entnervtes Geräusch. „Und vor ein paar Wochen hatte ich einen Idioten im Team, der meine Loyalität gegenüber Konoha in Frage gestellt hat. Man, was habe ich den zusammen gefaltet.“ Yamato konnte es sich lebhaft vorstellen. „Solche Blicke, wie der Typ mir zugeworfen hat, hatte ich mir jahrelang ansehen müssen, nachdem sich mein Lehrer als geistesgestörter Verräter herausgestellt hatte. Das brauche ich echt nicht nochmal“, wetterte Anko weiter. Für einen längeren Moment trat Stille zwischen ihnen ein. Yamato konnte Ankos Wut gut nachvollziehen. Außerdem … wenn jemand schon Anko einen Strick aus den Geschehnissen im Krieg drehte … dann gab es sicherlich doch welche, die dies auch mit ihm machten. „Der Ninken-Witz war vielleicht zu viel“, fuhr Anko wieder ruhiger fort. „Man braucht gute Freunde, um mit all dem klar zu kommen, stimmt´s? Ich bin froh, dass ich Kurenai habe. Und ihr kleines Monster.“ Bei der Erwähnung von Kurenais Tochter schlich sich ein Grinsen auf Ankos Gesicht. „Wobei ich wette, dass die Kleine mehr Alkohol verträgt als du.“ „Naja“, antwortete Yamato ein wenig schelmisch. „Bei der Mutter wundert mich das nicht.“ „Hey.“ Anko schlug ihm anerkennend auf die Schulter. „Der war gut.“   Als bereits der Abend dämmerte, stand Yamato wieder auf dem Dach und betrachtete den Hokagefelsen. Dieses Mal zusammen mit der lebendigen Vorlage des neusten Porträts. „Ganz ehrlich“, fragte Kakashi. „Wie findest du es?“ „Nun ja“, begann Yamato unsicher. „Es … sieht dir ähnlich.“ Daraufhin ließ Kakashi den Kopf hängen. „Es sieht bescheuert aus, oder?“ „Nein!“ Der Jüngere wedelte hastig abwehrend mit den Händen. „Es sieht gut aus. Also, das, was man sieht.“ „Dir gefällt mein rechtes Auge?“, schmunzelte der Rokudaime. „Und deine Haare. Ich finde, da hat der Künstler hervorragende Arbeit geleistet.“ „Ehrlich, Tenzou, du kannst sagen, wenn du es bescheuert findest.“ „Nein.“ Yamato schüttelte den Kopf. „Ich mag es. Wirklich.“ Kakashi warf ihm ein dankbares Lächeln zu. „Ich habe gehört, du hast heute schon meine Ehre verteidigt.“ „Wer hat es dir verraten?“, erwiderte Yamato und räusperte sich etwas verlegen. „Genma. Er hat mir auch gesagt, dass Anko dich im Moment ziemlich oft im Visier hat.“ „Ja, aber das habe ich schon mit ihr geklärt.“ „Wirklich?“ Erstaunt sah der frühere Kopierninja zu seinem Kohai. „Was erstaunt dich daran?“ „Ich hatte angenommen, du würdest Anko lieber aus dem Weg gehen.“ „Ich darf Anko nicht mit Orochimaru oder Kabuto assoziieren. Das wäre nicht fair ihr gegenüber.“ Erneut lächelte Kakashi und sagte nach einer kurzen Pause: „Um auch mal etwas Ehrliches zu sagen: Ich bin gerade recht stolz auf dich.“ Yamatos Gesichtsfarbe glich sich der untergehenden Sonne an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)