Wahre Liebe von steffinudel ================================================================================ Kapitel 20: Kapitel 20 ---------------------- Kapitel 20 An diesem Abend unternahmen Anne und Gilbert noch einen gemeinsamen Spaziergang. Sie schlenderten hinunter zum See der in ein rötliches Licht, der untergehenden Sonne getaucht war. Sie hielten einander an den Händen und genossen das Bild des Friedens. „Wie gefällt dir Avonlea?“ Fragte Gilbert und legte den Arm um ihre Taille. Anne blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Sie blickte in seine Augen und flüsterte: „Es ist wunderschön hier, Gil. Ich glaube es gibt keinen schöneren Ort auf dieser Welt.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Gilbert zog sie näher an sich heran und hielt sie in seinen Armen. „Jeder Ort mit dir ist wunderschön, Anne.“ Flüsterte er leise und Annes Herz ließ lustige kleine Hüpfer bei seinen Worten. Für eine Weile flüsterten sie sich süße Worte ins Ohr und küssten einander immer wieder. Es wurde langsam dunkel und die klare Nachtluft wurde fühlbar kälter. Sie beschlossen nach Hause zu gehen und hielten einander an den Händen. Am nächsten morgen, fuhr Gilbert gemeinsam mit seinem Vater nach Carmody. Er wollte ihm helfen, eine neue Kuh auf dem Markt auszusuchen. Anne beschloss einmal alleine durch Avonlea zu schlendern. Sie lief beim Postamt vorbei und schickte einen Brief an das Waisenhaus ab. Sie hatte den Kindern versprochen ihnen zu schreiben. Inzwischen kannten alle Gilberts Verlobte und grüßten sie freundlich. Sie schlenderte langsam aus dem Dorf heraus. Auf einer Wiese außerhalb des Dorfs wuchs eine Unmenge von wilden Osterglocken. Anne konnte nicht wiederstehen und pflückte einen riesigen Strauß. Seufzend steckte sie ihre Nase zwischen die Blumen und sog deren wohltuenden Duft ein. Auf dem Rückweg kam sie an der Kirche vorbei, hinter der, der kleine Friedhof von Avonlea lag. Kurzentschlossen ging sie hinein. Ziellos lief sie zwischen den teilweise verwitterten Grabsteinen umher und versuchte die Inschriften zu entziffern. Plötzlich blieb sie ruckartig stehen. Zwei Gräber lagen dicht beieinander und auf beiden stand der Name „Cuthbert“. Hier lagen Matthew und Marilla Cuthbert begraben. Die Menschen, bei denen Anne damals so gerne geblieben werden. Vorsichtig strich sie über Matthews Grabinschrift und entfernte dabei einen Ast der von der über dem Grab stehenden Birke herunter gefallen war. Traurigkeit übermannte sie. Sie hatte Matthew und Marilla zwar nur kurz gekannt, aber sie trotzdem lieb gewonnen. Sie sah auf die Osterglocken, die sie ihn ihren Armen hielt und fasste einen Entschluss. Sie teilte den Strauß und legte jeweils die Hälfte auf Matthews und Marillas Grab. Als sie nach einer Weile den Friedhof wieder verließ, traf sie auf Diana Wright, die gerade aus dem Pfarrhaus trat. „Miss Shirley“, lächelnd kam Diana auf sie zu. „Wie schön sie hier zu sehen.“ „Bitte, nennen sie mich doch Anne.“ „Aber nur, wenn sie mich Diana nennen.“ Sie sahen sich an und beide lachten. „Ich war gerade bei Mrs. Allan“, fuhr Diana fort. „Die Ärmste hat eine furchtbare Grippe bekommen und ich hab mal kurz nach ihr gesehen. Was hast du hier gemacht.“ „Ich war auf dem Friedhof“, Anne begann ihr die Geschichte von Matthew und Marilla zu erzählen. „Schade, dass du damals nicht hier bleiben konntest. Wir wären bestimmt schon längst Freundinnen geworden.“ Diana lächelte ihr liebevoll zu. „Das glaube ich auch. Haben die Cuthberts eigentlich damals einen Waisenjungen aufgenommen?“ Fragte Anne neugierig weiter. „Nein, ich hab auch nie gewusst, dass sie je die Absicht hatten einen aufzunehmen. Green Gables steht jetzt schon seit vielen Jahren leer. Irgendein entfernter Verwandter hat es geerbt, aber der wohnt in Charlottetown und schert sich nicht darum. Es ist wirklich schade, dass so ein hübsches Fleckchen verlassen da liegt.“ „Ja“, antwortete Anne abwesend. Sie waren während ihrer Unterhaltung zurück zum Dorf gelaufen. Plötzlich stand die blonde Frau vom Vortag vor ihnen. „Hallo Josie“, sagte Diana und Anne konnte aus ihrer Stimme entnehmen, dass sie nicht besonders erfreut über dieses Treffen war. „Hallo Diana“, antwortete Josie mit unfreundlicher Stimme. „Guten Tag, Miss Shirley. Ich hoffe Avonlea ist ihnen nicht zu eintönig. Aber bestimmt ist es in ihrem Waisenhaus auch nicht viel besser.“ Sie lächelte Anne heimtückisch an. „Avonlea ist keinesfalls eintönig und das Waisenhaus ganz bestimmt auch nicht. Mir jedenfalls gefällt es.“ Konterte Anne selbstbewusst. „Na ja, jedem wie man es gewohnt ist. Bestimmt kennen sie es einfach nicht anders. Ich frage mich nur, was Gilbert an ihnen findet. Überall gibt es hübsche Mädchen, warum er ausgerechnet eine rothaarige vorzieht?“ Abschätzig blickte sie auf Anne. In Anne fing es an zu kochen. Seit ihrer Kindheit war sie sehr empfindlich, was ihr Haar betraf. „Lieber bin ich rothaarig, als so arrogant und eingebildet, wie manch andere Leute“, antwortete sie rasch. Josie schnaubte verächtlich und warf ihr blondes Haar nach hinten. „Benehmen scheint man ihnen im Waisenhaus auch nicht beigebracht zu haben. Aber was will man schon von einem Waisenkind erwarten.“ Ihre Augen blitzten sie an. Annes Wangen wurden purpurrot und in ihren Augen fing es an zu glitzern. Sie stand kurz vor einem Wutausbruch. Diana bemerkte, wie es in Anne kochte und versuchte die Situation zu retten. „Ich an deiner Stelle wäre nicht so vorlaut, Josie. Gutes Benehmen ist nicht gerade eine Stärke von dir.“ Konterte Diana. Josie schnaubte noch einmal vernehmlich und zog dann wortlos von dannen. Diana lachte: „Reg dich nicht auf Anne. Es ist es nicht wert, sich über eine Pye aufzuregen. Sie sind wohl der schlimmste Clan in ganz Avonlea. Außerdem ist Josie nur neidisch, weil du mit Gilbert verlobt bist. Nur zu gerne, hätte sie ihn selbst geangelt. Aber glaub mir, sie hatte nie nur die Spur eine Chance. Wer würde schon freiwillig eine Pye heiraten?“ Diana zog skeptisch die Augenbrauen hoch und beide fingen an zu lachen. Sie plauderten noch eine Weile miteinander, bevor sie sich endgültig verabschiedeten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)