Who let the dogs out? von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, zwei Katzenbrüder und ein Wandler) ================================================================================ Kapitel 9: Die Halle des Schweigens ----------------------------------- Die Wanderung über die regelmäßig aufgereihten Hügel in der prallen Sommersonne wurde anstrengend, zumindest für die Menschen, aber sie beklagten sich nicht. Es gab keine andere Lösung als weiterzugehen, sich den nächsten Hindernissen zu stellen, gleich, wie müde gerade die Beiden mit magischen Fähigkeiten durch den Wandler schon geworden waren. Kagome blieb plötzlich stehen, als sie das Gefühl hatte, etwas verändere sich. Ihr Geist war langsam geworden, auch, wenn der Körper sich durch den Schlaf in der vergangenen Nacht etwas erholt hatte. Sie drehte den Kopf, nur, um festzustellen, dass auch der Wandermönch innerhielt und sie anstarrte. „Der Wandler...?“ hauchte sie. Er nickte. Ja, der Wandler. Irgendetwas war passiert, aber auch sein Verstand benötigte einen Moment. Die Hundebrüder vor ihnen hatten bemerkt, dass etwas nicht stimmte, und waren stehengeblieben, wandten sich nun um,. „He, alles in Ordnung?“ erkundigte sich Inu Yasha. „Der Wandler...“ Seine menschliche Freundin sah zu ihm: „Dieser ...Druck ist weg.“ „Er scheint uns nicht mehr auszusaugen,“ erläuterte Miroku etwas erleichtert: „Das wäre nur gut. Ich fürchte, allzu lange hätten wir nicht mehr durchgehalten ohne zu altern.“ „Keh!“ machte der Hanyou: „Was hat denn dieser dämliche Shimo jetzt schon wieder auf der Pfanne?“ Er sah beiseite, eine mehr instinktive als bewusste, Anfrage an den großen Bruder. Sesshoumaru stellte für sich fest, dass Inu Yasha tatsächlich, ab und an zumindest, mitdachte. Ja. Wenn der Wandler erloschen war oder wie immer man das bezeichnen wollte, hatte Shimo genug Energie gesammelt. Also war er an den Menschen nicht mehr interessiert. Und damit folglich auch nicht mehr daran ihn und seinen Halbbruder hier festzuhalten. Es konnte nicht mehr lange dauern. Je nachdem, was diese Katzen mit dem Wandler vorhatten. Dann würden sie sich hoffentlich ihnen stellen, ihm stellen. Bis es soweit war, sie diese Welt der Illusionen verlassen konnten, mussten sie eben weitergehen. So drehte er sich wortlos um. Inu Yasha hatte in den vergangenen Tagen immerhin einige Erfahrungen im Umgang mit dem schweigsamen Halbbruder zusätzlich gesammelt und kam sofort an seine Seite, ohne nachzufragen. Ja, der Wandler war weg, das mochte eine Erleichterung für seine Freunde sein, aber das hieß noch lange nicht, dass sie hier herauskommen würden. Hoffentlich hielt sich dieser Shimo an sein Wort und ließ die Menschen dann laufen. Sie waren auf der Höhe des nächsten Hügels angekommen, als die führenden Hundebrüder stehen blieben und die Gegend musterten. Die Menschen schlossen eilig auf, wobei sich Kagome und Miroku lieber an der Seite ihres Freundes hielten. Ein großes Gebäude aus massiven Felsen lag vielleicht tausend Schritte vor ihnen und keiner von ihnen zweifelte, dass dort die Liste der lästigen Hindernisse weitergehen würde. Kagome fühlte sich von dem riesigen, hohen, jedoch fensterlosen Haus zunächst an ein Einkaufszentrum erinnert, schloss jedoch aus, dass Shimo so etwas kannte. Was also sollte das? Aber was auch immer dort wartete, sie würden es wohl herausfinden müssen. Die Halbbrüder begannen mit dem Abstieg, dann Kagome mit Rin an der Hand und Miroku machte den Abschluss. Jedenfalls so lange, bis er große, in Stein gemeißelte, Zeichen an der Wand des Gebäudes erkannte: „Halt!“ Die Hundejungen gehorchten zwar und drehten sich um, aber er hatte das Gefühl, dass ihn zumindest der Ältere gleich in Streifen schneiden würde. So fuhr er eilig fort: „Das könnte Ärger geben. Diese Zeichen...ich hörte davon einmal. Das muss die Halle des Schweigens sein – oder zumindest Shimos Nachahmung davon.“ „Die Halle des Schweigens?“ wiederholte Kagome: „Weißt du mehr darüber?“ „Nun ja, wie der Name schon sagt, man darf dort nicht reden, um nicht zu sterben. Keine Schreie, kein... nichts.“ Der Mönch warf einen raschen Blick zu Inu Yasha: „Auch nicht beim Kämpfen oder so.“ „Keh!“ machte der: „Und was passiert, wenn man doch redet?“ „Dann stirbst du endlich,“ konstatierte sein älterer Halbbruder kühl. Auch er hatte bereits davon gehört. Es war angeblich einst eine Meditationsstätte für Dämonen und Mönche gewesen, als sie sich noch besser verstanden hatten. Erstaunlich, dass dieser Miroku davon gehört hatte. „Rin – schweig.“ Die Kleine nickte nur und jedem der Erwachsenen war klar, dass nichts und niemand sie nun zum Reden bringen würde – bis Sesshoumaru seinen Befehl widerrief. Dieser sah erneut zu dem Hanyou, aus der Kenntnis der letzten Tage innerlich eingestehend, dass man dem einiges mehr erklären musste, sollte der nichts Törichtes tun: „Ein Ton von dir in dieser Halle und du lernst die Grenzen meiner Vorstellungskraft kennen.“ Der Jüngere warf ihm nur einen raschen Blick zu: „He, schon gut. Mit dir will ich mich sowieso nicht unterhalten. - Was weißt du noch, Miroku? Gibt es da Gefahren?“ Der Hoshi nickte: „Ja, ich denke schon. Soweit ich weiß, soll das Schweigen dazu dienen, dass man Selbstbeherrschung erlernt und auch andere nicht ablenkt, die sich ebenfalls darin befinden. Allerdings weiß ich nicht, in wie weit sich Shimo daran gehalten hat, dass es um Meditation geht.“ Ehrlich ergänzte er. „Ich werde mir lieber mein Gürteltuch um den Mund binden.“ „Gute Idee, Kagome, hm?“ Inu Yasha sah zu seiner Freundin und erkannte etwas zu spät das Funkeln in ihren Augen: „Mach Platz!“ fauchte sie. Im nächsten Moment zuckte sie zusammen, stand doch der Ältere der Hundejungen knapp vor ihr – und sie hatte gerade ihre Unzuverlässigkeit zum Thema Schweigen bewiesen. Leider legte sie nun gar keinen Wert darauf die „Grenzen seiner Vorstellungskraft“ kennenzulernen, wenn es darum ging, dass andere den Mund halten sollten. So presste sie ihre Hand vor ihre manchmal etwas zu temperamentvolle Klappe und nickte nur eifrig. „He, lass sie!“ Inu Yasha rappelte sich gerade wieder auf: „Sie wird schon nichts mehr sagen...“ Es war recht nett, dass er sie trotzdem verteidigen wollte, erkannte sie an, und griff zu dem roten Tuch ihrer Schuluniform: „Ich werde mir wohl lieber auch etwas umbinden. Du weißt, manchmal erschrecke ich doch....“ Der Hanyou war ein wenig überrascht, dass sie so nachgab. Meist war sie ebenso stur wie er selbst: „Wenn du meinst....Was ist sonst noch in dieser dämlichen Halle zu erwarten?“ Miroku, der seinen Gürtel bereits in der Hand hatte, schüttelte den Kopf: „Sie sollte als Meditationsort dienen. Mehr weiß ich nicht. Aber Rin bleibt besser zwischen Kagome-sama und mir. Falls dort doch etwas....Unerwartetes kommt.“ Sesshoumaru nahm das als Angebot zur Kenntnis. Gut. Dann brauchte er sich nur noch um den vorlauten, impulsiven Hanyou....Moment. Genau das und der dürften das größte Problem darstellen. Aber wie dieser Narr auf den Vorschlag sich knebeln zu lassen reagieren würde konnte er sich vorstellen. Der jüngere Halbbruder erwartete förmlich diesen Satz und knurrte: „Nein, das werde ich sicher nicht machen. Rin braucht ja auch nichts.“ Das stimmte, nur lagen zwischen Rin und Inu Yasha ungefähr die gesamten japanischen Inseln was den Punkt Selbstkontrolle betraf. Hier würde vermutlich nur ein Duell und ein Sieg durch ihn selbst den Jüngeren dazu bringen sich den Mund verbinden zu lassen. Nutzlose Zeitverschwendung. Erst einmal waren Shimo und sein Bruder dran. „Schweig!“ befahl er daher nur und ging weiter. Inu Yasha war sofort neben ihm. Am liebsten hätte er dagegen protestiert so herumkommandiert zu werden, aber damit würde er diesem Typen ja nur recht geben. Er würde eben beweisen, dass er ebenso den Mund halten konnte, wie Rin. Jawohl. Er war zuverlässig. Im Näherkommen entdeckten sie eine Tür, eher ein Portal, aus ähnlichem Material wie die gesamte Halle, zweiflügelig und etwas höher als ein Mensch. Lautlos öffneten sich die Flügel vor dem Quintett. Dahinter herrschte Halbdunkel, keine vollkommene Finsternis, was einen möglichen Kampf erleichtern würde, wie die Halbbrüder in seltener Einigkeit dachten. Die gewisse Helligkeit entstammte den Wänden, wie alle erkannten, als sie die Halle betreten hatten und das Tor prompt hinter ihnen ebenso lautlos wieder zuschwang. In der Mitte der linken Seite und in deren weit entfernten Hintergrund waren ebensolche Portale zu erkennen – und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war eines davon falsch oder führte noch tiefer in die Welt der Illusionen. Allerdings gab es noch einen zusätzlichen Haken. Fast kreuz und quer verliefen tiefe, mehr oder weniger breite, Spalten durch den Boden, eine Art Labyrinth formend, durch das die Menschen, die bis hierher gelang waren, wohl hindurch finden sollten, um zu den Ausgängen zu gelangen. Die Hundebrüder konnten dumpfe, aber bewegte, Luft wittern, sicheres Zeichen, dass diese Spalten nicht nur sehr tief hinabreichten, sondern womöglich auch noch bewohnt waren. Umso wichtiger wäre es hier rasch – und natürlich lautlos - durchzukommen. Sesshoumaru wich beiseite. Inu Yasha unterdrückte gerade noch seine Frage, was das denn werden sollte, als er die kurze Kopfbewegung bemerkte – die Menschen sollten voran gehen. Aha. War sich der Herr Halbbruder etwa nicht sicher wie er den Weg durch diesen Irrgarten finden sollte oder hatte er irgendetwas wahrgenommen, das ihm verborgen blieb? Jedenfalls ging auch der Hanyou einen Schritt zurück. Kagome blickte fragend zu Miroku. Sie hatte zum einen Rin an der Hand, zum anderen hatte der Wandermönch in den letzten Monaten bewiesen, dass er mitdenken konnte – jedenfalls, solange keine hübsche Frau in Reichweite war. So nickte der und machte den Anfang, musterte gründlich das Rätsel, das Shimo hier seinen Gefangenen vorgelegt hatte. Es musste einen Weg geben, schließlich hatte der Kater bislang fair gespielt. Nur – zu welcher Tür? Auch er war der Überzeugung, dass bloß eine richtig sein konnte. Gab es etwa nur einen Weg hier durch – dann gab es auch nur eine Lösung. Gab es aber jeweils einen Weg zu beiden Türen mussten sie sich entscheiden. Er dachte nach. Offenbar hatten auch die Halbbrüder keine Ahnung, denn er hätte gewöhnlich irgend eine Regung bei Sesshoumaru erwartet, dass er hier so lange nur rumstand und nachdachte. Hm. Eine der Türen war falsch...oder waren beide richtig? Führten sie nur zu den nächsten Prüfungen hier? Er wanderte mit dem Finger symbolisch durch die freien Plätze, prallte immer wieder auf Spalten, aber dann bemerkte er, dass es nach links einen Weg gab – vorbei an zwei sehr breiten Spalten, die einmal von rechts und von links kamen, und jeder Menge kleinerer, die alle die selbst für Menschennasen dumpfe Luft ausstrahlten. So wandte er sich um und deutete zu dem linker Hand von ihnen liegenden Portal, ehe er sich langsam auf den Weg durch das Labyrinth machte, sofort gefolgt von Kagome und Rin. Die Halbbrüder warteten ab. Beide waren sicher, dass sie einfach über diese Spalten springen konnten, aber sie wollten aufpassen. Irgendetwas existierte in mindestens einer der Spalten, da waren sie sich buchstäblich schweigend einig. Und das sollte keine Gelegenheit erhalten sich über die Menschen herzumachen. Überdies: falls Miroku sich geirrt hatte, könnten sie ebenso den Rückweg der Drei decken. Lange Minuten vergingen ohne dass etwas Störendes geschah. Die Menschen hatten bereits eine der breiten Spalten – die von rechts auf sie zulaufende – passiert und waren der Tür und damit hoffentlich dem Ausgang schon ein gutes Stück nähergekommen, als Sesshoumaru eine deutlichere Witterung in die Nase bekam. Nur ein Hauch, aber mehr als zuvor. Ja. Etwas war dort unten in den nicht einsehbaren Tiefen, etwas, das sich bewegte. Und zwar auf die Menschen zu. Er hob den Kopf. Sie mussten von der zweiten breiteren Spalte weg, so schnell es ging weiter: „Hoshi!“ Immerhin verstand dieser Miroku und rannte los, gefolgt von den beiden Mädchen, dachte er noch, ehe ihn der fast triumphierende Blick Inu Yashas daran gemahnte, dass soeben ER geredet hatte, seine mangelnde Selbstbeherrschung wohl just bewiesen hatte. Darüber verärgert zog er. Der Hanyou sah ihn auch prompt erschreckt an, hoffentlich schuldbewusst, nein, nicht ihn sondern etwas hinter ihm! Er fuhr herum, noch während sein Halbbruder ebenfalls zum Schwert griff. Zu spät. Etwas schoss zwischen sie, eine riesige, schlangenartige Gestalt, und schleuderte sie auseinander. Sesshoumaru gelang es gerade noch mit einem Überschlag sich am Rand der Spalte zu fangen. Und er musste feststellen, dass sein Plan, da einfach hinüberzuspringen, wohl nicht funktionieren würde. Da war Magie am Werk, im Zweifel Shimos, und verhinderte, dass er fliegen konnte, ja, sein Youki voll einsetzen konnte. Er wandte sich um. Was war das gewesen? Und wie konnte man es töten? Das fragte sich auch soeben Inu Yasha. Um nicht fortgeschleudert zu werden, hatte er mit der Rechten mehr instinktiv als überlegt nach etwas an dem Wesen gegriffen. Jetzt stellte er fest, dass es sich um ein gewundenes Horn handelte, dass sich seitlich am Kopf des Lindwurms befand. Ein Drache, den sich Shimo wohl selbst ausgedacht hatte. Leider war das Reptil von seinem neuen Anhängsel nicht sonderlich begeistert und warf seinen Kopf herum um den Hanyou loszuwerden. Dieser klammerte sich mit der Rechten an das Horn. Als er rücklings auf der Schlange landete, packte er das zweite Horn über seinem Kopf. Dergestalt war er erst einmal gesichert, wenngleich er auf diese Weise Tessaiga nicht ziehen konnte. Ein wilder Ritt, so Rücken an Rücken mit einem Drachen, dachte er. Was trieb eigentlich der Hauptschuldige für diese vermaledeite Lage? Konnte der Herr Halbbruder denn seinen Mund nicht halten? Nie sagte der was, aber ausgerechnet jetzt...schön, er hatte die Menschen gewarnt, aber...Wo steckte der denn? Musste er hier denn alles allein machen? Wie kam er bloß an sein Schwert ohne bei einer der heftigen Kopfbewegungen vor dem Maul des Drachen zu landen? In diesem Moment sah er auf und erkannte seinen Halbbruder über sich. Der Hundeyoukai musste einen gewaltigen Sprung hingelegt haben um derart oberhalb des Reptils zu sein. Er hatte noch Tokejin in der Rechten und richtete es soeben nach unten aus. Inu Yasha sah etwas entgeistert, dass das wohl ein Angriff auf diesen Drachen werden sollte. Leider befand er sich zwischen der Klinge und diesem. Was sollte er jetzt nur tun...? Schön, Sesshoumaru wollte anscheinend nicht unbedingt ihn treffen, Tokejin zielte auf den sich wild bewegenden Kopf, aber das konnte ebenso gut aus Versehen passieren – oder eher, er als erwünschter Mit-Schaden gelten, wenn Sesshoumaru bäuchlings auf dem Genick des Drachen landete und damit auf ihm - ihn mit den Dornen seiner Rüstung aufspießte. Das galt es zu verhindern. So packte der Halbdämon nur die Hörner noch fester, als er ein heftiges Aufbäumen seiner Unterlage nutzte und sich emporschwang. Während er seine Klinge in den dicken Schädel des Reptils trieb, erkannte Sesshoumaru fassungslos, dass der Hanyou seine Beine um seine Hüften schlang, sich an ihm festklammerte. Das war doch die Höhe! Als ob er je derartigen Kontakt zu einem solch jämmerlichen Wesen wünschte oder gar beabsichtigt hatte. Inu Yasha klammerte sich sowohl an die Hörner als auch an seinen Halbbruder, bemüht, bei den Stößen des Reptils den Schwertabfangdornen dessen Rüstung zu entkommen, den und die von sich wegzuhalten. Das hatte der Hundeyoukai eben auch verstanden und ignorierte die Berührung, nur darauf konzentriert, Shimos nette Überraschung zu töten. Hoffentlich gelang das – es war eine Welt der Illusionen. „Sess...!“ brachte der Jüngere hervor, als er erkannte, WAS sich da aus dem zweiten Graben erhob. Drache Nummer Zwei und sie hatten schon bei einem nicht gerade gut ausgesehen. Wo steckten Kagome und der Rest? Er wandte den Kopf und versuchte sie zu entdecken, aber alles, was er erkennen konnte war eine offene Tür, dahinter eine Landschaft. Sie waren draußen. Gut. Immerhin das. Aber er musste jetzt echt selbst was tun. Sein Halbbruder besaß nur einen Arm und stieß damit seine Klinge irgendwo oberhalb seines eigenen Kopfes in den Drachenschädel. Das zweite Reptil holte gerade Atem für einen Feuerstoß – und er war der Einzige, der noch zu einem Schwert greifen konnte, ja, musste. So ließ er mit der Linken das Horn los und fasste nach Tessaiga. Gleichzeitig schlang er seine Beine fester um die schmale, metallumgürtete Taille seines Halbbruders und klammerte sich mit rechten Hand in dessen Haar und Boa, als er keuchte: „Wenn ich gewusst hätte, dass DAS die Grenze deiner Vorstellungskraft ist..." Sesshoumaru hätte gern passend darauf geantwortet, aber er war zu sehr damit beschäftigt seine Hand um Tokejin zu klammern und die Klinge immer weiter in ihre sich aufbäumende Unterlage zu treiben. Und das war der alleinige Halt, den sie nun zu zweit noch auf dem tobenden Reptil besaßen. Inu Yasha starrte seitwärts, seine einzige Möglichkeit abschätzend. Zugegeben, er hatte seine breite Klinge noch nie quer geschwungen, rücklings auf einem Drachen liegend, unterhalb seines Halbbruders, aber es musste eben sein. Außerdem ging er bei der Bakuryyuha gewöhnlich der Energie entgegen, das konnte er hier auch knicken. Aber wenn er das nicht hinbekam, waren sie alle beide wohl gegrillt. Und der Feuerstoß raste auf den Drachen zu, auf dem sie sich befanden, allerdings so gezielt, dass es den wohl kaum erwischen würde. Leider dachte dieser Kater mit und hatte seinen Geschöpfen Schläue eingepflanzt. Da war die Energie des Drachen, in Tessaiga seine eigene....Er ließ die Rückschlagwelle los. Dann geschah alles gleichzeitig. Inu Yasha fühlte, wie seine Unterlage spurlos verschwand, dass er stürzte, sich dabei instinktiv noch an seinen Halbbruder klammerte, ehe auch dieser Halt weg war. Er prallte hart auf den Boden der Halle, raffte sich aber eilig auf. Mit zwei Drachen auf dem Hals war Wehleidigkeit nicht gerade etwas, was man sich leisten sollte. Hustend starrte er in das Zwielicht, das sich durch den Staub nur noch verdunkelt hatte. Endlich konnte er etwas erkennen. Tiefe Furchen waren in den Fliesen zu erkennen, neue Spalten waren entstanden. Tessaiga eben. Sonst war nichts zu entdecken, kein Drache, kein... „Äh, Sesshoumaru?“ Die drei Menschen hielten erst außerhalb der Halle an. „Was war das?“ keuchte Kagome: „Ein Drache?“ Sie hörten Gerumpel in dem Gebäude, das eigenartigerweise nun fast fünfhundert Meter hinter ihnen war. „Sie kämpfen...sollten wir nicht...ihnen helfen?“ „Nein!“ Miroku, kaum besser bei Atem, sah sich um: „Das schaffen die Jungs schon....Und wir haben es auch geschafft...Das hier ist ein Gebirge, ein breites Tal, aber ich glaube sagen zu können, dass wir nicht mehr in der Welt der Illusionen sind...Das muss die echte Landschaft sein.“ Jetzt sah sich auch die junge Miko genauer um: „Möglich,“ gab sie zu: „Irgendwie fühlt es sich anders an..normaler... Rin-chan, wenn du irgendwas merkst, sag es uns, ja? Du hast ja auch diese Typen zuerst bemerkt.“ Die Kleine nickte, schwieg aber. Immerhin hatte ihr Sesshoumaru-sama noch nicht wieder erlaubt zu sprechen. „Was aber nicht heißt, dass wir nicht in Problemen stecken.“ Der Wandermönch deutete seitwärts: „Dort spüre ich eine ungeheure Kraft, Youki, aber was für eines...“ „Der Wandler?“ Kagome blickte unwillkürlich in die angegebene Richtung. „Der Wandler, ja. Und im Zweifel...nein, nicht der Wandler. Das bewegt sich, hierher....das könnte Shimo sein oder dieser Shin, oder beide...Jedenfalls niemand, dem wir in unserem Zustand über den Weg laufen sollten.“ „Wo bleiben denn die Beiden bloß?“ Kagome sah zu der Halle: „Wir können doch kaum wieder in die Falle gehen. Aber wenn uns Shimo hier erwischt...“ Ja, dachte Miroku, das war klar: „Gehen wir dort hinüber, das ist etwas weg von dieser Energiequelle. Vielleicht will er nur die Halle ansehen oder nachgucken, was die Jungs da treiben, und er kommt nicht zu uns....“ Eine vage Hoffnung, aber besser als keine, und so folgten die Mädchen ihm einen grasigen, mit Büschen bestandenen Hang aufwärts, das breite Tal mit dem rauschenden Bergbach unter sich lassend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)