Camping and Consequenzes von Bitorus ================================================================================ Kapitel 2: Der Morgen danach ---------------------------- Stan: Ich wachte auf rieb mir zuallererst einmal prompt die Augen... Ich versuchte es zumindest, doch nur meinen rechten Arm konnte ich bewegen, bis ich merkte, weshalb mein linker Arm blockiert war und so ein Druck auf meinem Oberkörper lastete. Es war Kyles Kopf, der meinen Oberkörper als Kissen zweckentfremdete. Zusätzlich hatte er es sich auf meinem Arm gemütlich gemacht. Schmunzelnd strich ich ihm leicht über seine weichen, roten Locken und schaute mir seinen Gesichtsausdruck an, wie er ganz ruhig die Augen geschlossen hielt und sanft auf meinen nackten Oberkörper (meine Hose trug ich noch, es war nichts passiert) ein- und ausatmete. Vorsichtig löste ich mich von ihm, gab ihm noch einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zelt. Schnell richtete ich mich auf, kramte aus meiner Tasche ein blau-weißes Shirt hervor und zog es an. Es war erstaunlicherweise warm genug, um zumindest mittags nicht mehr als ein Shirt tragen zu müssen. Nach einem Blick auf meine Digitaluhr verstand ich, warum: Es war bereits 10:47 an einem Sonntag, und die Sonne stand bereits hoch am Himmel. "Scheiße", brachte ich nur heraus; ich hatte meinen Eltern versprochen, um 12 Uhr zu Hause zu sein, und wir mussten noch alles aufräumen. Glücklicherweise hatte mir Onkel Jimbo für den Abend seinen Pick-up zur Verfügung gestellt, da brauchte ich nur alles drauf zuschmeißen, und die großen Aufräumarbeiten waren erledigt, also fing ich schon einmal an, währenddessen dachte ich etwas über die gestrigen Geschehnisse nach. Es war gut, dass ich es gesagt habe, und noch besser, dass er genau so empfand... Ich liebte ihn wirklich, und ich wollte mit ihm zusammen sein, und nicht nur so wie mit Wendy. Ich bedeutete ihm sehr viel und er mir, aber ich wollte es erst einmal insgeheim machen, bis ich alles Andere auf die Reihe bekam. Was genau das heißen sollte, wusste ich auch nicht, aber bis wir damit wirklich an die Öffentlichkeit gehen konnten, wollte ich noch etwas warten. Nicht, dass es so endete wie zwischen Wendy und mir, dafür war er mir zu wichtig. Nach ein paar Minuten des Aufräumens hörte ich ein Rascheln im Zelt, Kyle ist nun wohl auch wach geworden. Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte ich mich nun zu ihm um und nahm ihn in den Arm. "Hey, gut geschlafen?" Er nickte. "Besser als in den letzten Wochen? Auf jeden Fall." Ich stand ihm nun gegenüber, sah ihn verliebt an und nahm seine Hände. Er errötete leicht. Verlegen schaute ich ihn an. Was ich nun sagen wollte, fiel mir schwer, weil ich wusste, dass er das nicht so gern hörte, aber es musste sein. "Kyle, wir sind doch jetzt zusammen, oder?" Er schaute mich verwirrt an. "Öhm, ich denke schon, also nur, wenn du willst..." Ich lächelte leicht, Kyles gewohnte Unsicherheit. Wie süß er doch war. Ich kam etwas näher und schaute ihm tief in die Augen. "Ich liebe dich, Kyle, und ich will mit dir zusammen sein. Nur..." Ich wurde etwas leiser, "Bitte ich dich, es vorerst noch geheim zu halten... Es ist nicht... nicht wegen dir, oder so - ich meine, die meisten Leute halten und sowieso schon für schwul, weil wir die ganze Zeit zusammen abhängen..." Jetzt war ich auf einmal der Unsichere von uns Beiden, so, wie ich herumdruckste... "aber ich muss mich auch an die neue Situation gewöhnen... Ich meine, bis gestern Abend ahnte ich nicht einmal, dass ich schwul sein könnte..." Ich fühlte mich allerdings überhaupt nicht schwul, ich fühlte mich nur zu einer Person hingezogen, die zufällig eben ein Junge war. Er nickte nun lächelnd. "Natürlich, Stan... Ich muss mich ja auch erst einmal mit der Situation zurechtfinden. Bis dahin ist es vielleicht wirklich das Beste, es geheim zu halten." In seinen Augen konnte ich allerdings eine gewisse Enttäuschung entdecken, und ich fühlte mich verdammt schlecht deswegen. Ich meine, Kyle ist mir der wichtigste Mensch auf der Welt, jetzt mehr denn je, und ich wollte ihn nicht verletzen. Aber das musste sein. Ich wollte wirklich nur ein paar Tage warten, um es dann erst zu verkünden. Zweifelte ich jetzt schon an unserer Beziehung? Nein... Nein, ich glaube, ich zweifelte nur an mir... Ich durfte das nicht verbocken. Kyle: Ich war ein wenig traurig darüber, dass Stan unsere Liebe vorerst geheim halten wollte... umso mehr wusste ich, dass ich bis zu unserem offiziellen Outing mit irgendjemandem darüber reden musste, sonst hätte ich das nicht ausgehalten. Nachdem wir also fertig aufgeräumt hatten, und Stan sich von mir mit einem langen Kuss verabschiedet hatte, rief ich gegen Abend Kenny an und bat ihn, zu mir zu kommen. Wenn es eine Person gab, die mit wirklich NICHTS in sexueller Hinsicht Berührungsängste hatte und mich mit Sicherheit verstehen konnte, dann war das Kenny. Gegen sechs Uhr abends klingelte es dann an der Tür und ich ließ meinen blonden Freund herein. Er hatte seinen orangenen Parka inklusive Kapuze an und begrüßte mich, als ich die Tür noch nicht ganz geöffnet hatte mit einem fröhlichen "Mhrm Hmmm Rmm rmm!" Ich lachte. "Kenny, wir sind nicht mehr in der vierten Klasse, lass den Scheiß!" Er rollte kurz gespielt ernst mit den Augen, ehe er seine Kapuze herunternahm und seinen Parka in der Garderobe aufhing. Er hatte eine dunkelgrüne Hose und ein rotes Shirt an, seine blonden Haare gestylt wie immer. Er mochte zwar nicht viel Geld haben, auf seinen Style achtete er aber sehr. Wir gingen nach oben in mein Zimmer, nachdem wir meinen Dad, der vorm Fernseher saß, gegrüßt hatten. Ich setzte mich aufs Bett und schaute auf den Boden. Ich wusste zwar, dass Kenny es verstehen würde, aber schwer fiel es mir trotzdem. Er hockte sich mir gegenüber falschherum auf einen Stuhl und stützte sich auf der Lehne ab. Er merkte, dass es mir schwerfiel, also lächelte er mich nett an. "Also, was ist los, Kyle? Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst." Ich schluckte. "Naja, das ist was Großes, Kenny, und ich dachte, du würdest das am Ehesten verstehen." "Nun spuck's schon aus, Kyle!", forderte er mich ungeduldig auf. "Stan und ich, wir... naja... wir haben uns gestern an Starks Teich irgendwie... geküsst." Kenny staunte nicht schlecht, bis er anfing, breit zu Grinsen, doch er ließ mich ausreden. "Und naja... wir haben uns gegenseitig unsere Liebe gestanden und sind jetzt irgendwie... zusammen. Und das soll ich eigentlich keinem erzählen..." Sein Grinsen verschwand nicht. "Und wo ist jetzt das Problem?" "Das Problem?... Naja... Ich und Stan?" Er beugte sich leicht vor. "Ja, du und Stan. Jetzt mal im Ernst, seit ich euch kenne, seid ihr unzertrennlich. Um mal ganz ehrlich zu sein, es hätte mich gewundert, wenn das nie passiert wäre, das hat sich doch schon in der vierten Klasse angekündigt!" Er lachte kurz. "Ich freue mich für euch, wirklich. Mach dir doch keine Gedanken... Du liebst ihn und er liebt dich, oder? Dann lass es doch einfach passieren!" Seine Worte haben mich etwas beruhigt, aber ganz leise Zweifel nagten immer noch an mir. "Aber er wollte doch, dass wir es erst mal geheim halten... Ich meine, ich glaube ihm, dass er mich liebt... aber ich fürchte, dass er sich insgeheim noch irgendwie davor sträubt, schwul zu sein... Er befürchtet vielleicht die Reaktionen der Anderen..." Kenny lächelte mich beruhigend an. "Lass ihm etwas Zeit. Wahrscheinlich hat er bis gestern Abend noch nie daran gedacht, was mit einem Jungen anzufangen, schon gar nicht mit seinem besten Freund... Glaub mir, ihr kriegt das hin. Und zur Not könnt ihr euch auf mich auch immer verlassen. Ihr packt das." Am nächsten Morgen sah ich Stan im Schulflur, und es fiel mir verdammt schwer, mich zurückzuhalten... Wie er da stand, seinen Rucksack locker geschultert, die schwarzen Haare, die seine Stirn bedeckten und die großen blauen Augen... Es traf mich wohl doch schwerer, es geheim zu halten, als anfangs gedacht... Als er mich erblickte, lächelte er mich verträumt an, und ich konnte nicht anders, als ihn in den Arm zu nehmen. Das war noch im unauffälligeren Rahmen, da eine Umarmung unter uns auch unter normalen Umständen nichts Ungewöhnliches gewesen wäre. Er hauchte mir dabei nur schnell ins Ohr "Erste große Pause, Abstellraum." Ich nickte kurz verschmitzt, als Kenny und Butters hinzukamen. "Hey Leute, wie geht's denn so? Wie war euer gemeinsamer Campingabend, Stan?" Unser vorlauter blonder Freund Kenneth konnte ein wissendes Grinsen nicht unterdrücken. Mein geheimer Freund blickte ihn zuerst schockiert, dann mit einer Mischung aus Scham und Wut in die Augen. Butters verstand, wie man es von ihm kannte, mal wieder nur Bahnhof. Ich kratzte mich derweil nervös an meinem Ohrschützer - ich spürte, dass Stan im Abstellraum mit mir darüber reden werden würde. Was dann auch geschah. Am Kragen zog er mich durch die einen Spalt geöffnete Tür in den Abstellraum und schloss sie hinter direkt hinter mir. Der Raum, in dem wir uns befanden, war klein und quadratisch, vollgestellt mit Putzmittel und allerlei anderen Gerätschaften, die man eben aus solchen Räumen kennt. Licht spendete eine einfache Glühbirne, die leicht schaukelnd von der Decke hing. Stan drückte mich direkt an sich, schaute mir einen Moment lang intensiv in die Augen und gab mir einen langen Kuss auf den Mund, den ich natürlich freudestrahlend erwiderte. Ich genoss das Gefühl, wenn seine weichen Lippen an meine drückten, ich genoss die Zuneigung, die mir sein Blick schenkte, ich genoss es einfach, in seiner Nähe zu sein. Nach dieser süßen Begrüßung durch meinen süßen ehemals besten Freund wurde sein Blick zumindest wieder ein bisschen ernster, obwohl er sich anscheinend alle Mühe gab, möglichst ernst zu wirken, was ihm aber offensichtlich nicht so gut gelang... Er schien wirklich glücklich in meiner Nähe zu sein. "Kyle... Sag mal, was hat Kenny da vorhin gemeint? Weiß er... Bescheid?" Ich traute mich nicht, ihm in die Augen zu sehen. "Ja... Ich wusste, ich musste mit irgendwem darüber reden, und da ich niemanden kenne, der lockerer mit Sexualität umgeht als Kenny, dachte ich mir, das ist eine gute Idee... Außerdem können wir ihm vertrauen, dass hat er schon oft genug bewiesen." Gespielt flehend schaute ich meinem Freund erneut tief in die Augen. "Ich hoffe, du bist nicht sauer auf mich..." Ich glaube, auch er konnte sich schlecht von meinem Blick lösen, und fing an, zu grinsen. "Ich kann das verstehen..." Er küsste mich noch einmal kurz, und wickelte verspielt eine meiner Locken um seinen Finger. "Und wie könnte ich sauer auf jemanden sein, der so süß ist?" Er lachte, als wir von draußen die Pausenglocke hörten, und nahm darauf noch schnell meine Hände. "Ich bitte dich nur, es ab jetzt wirklich keinem mehr zu erzählen. Ich verspreche dir, nicht mehr lange, dann können wir es allen sagen. Solange du nichts dagegen hast, versteht sich." Ich lächelte ihn verträumt an, gab ihm noch einen Abschiedskuss und ließ, bevor ich mich wieder zur Tür aufmachte. "Ich will mich nur nicht verstecken, Stan." Stan: Zuhause angekommen schmiss ich meinen Rucksack gleich in die erste Ecke, die mir ins Blickfeld kam, und warf mich ohne Umschweife aufs Bett, das Gesicht ins Kissen gedrückt. Ich musste in Ruhe nachdenken, und das ging hier nun mal am Besten. Ich liebte Kyle, ohne Frage, und ich spürte, dass er mich auch liebte. Es hatte sich schon wirklich lange angebahnt, und jetzt geschah es. Eigentlich hätte es mich gar nicht so überraschen dürfen... Aber naja, jetzt war es passiert und eigentlich hätte ich ja froh drüber sein müssen. Aber irgendwas war da noch... irgendein Zweifel nagte noch immer an mir, irgendetwas, das mich daran hinderte, es in die Welt hinauszuschreien. Im Grunde genommen war es mir egal, was die meisten Anderen über mich dachten, einige dachten wahrscheinlich sowieso schon, dass Kyle und ich ein Paar waren, das war also nicht das, was mir unterbewusst Sorgen bereitete... Verzweifelt klapperte ich alles ab, was mir in den Sinn kam... Meine Schwester? Die war mir in den letzten Jahren nicht mehr so körperlich überlegen gewesen, darum hatte ich vor ihr auch nichts zu befürchten... Meine Eltern? Die würden das schon verstehen... Cartman? Pfff, als ob ich 'nen Scheiß drauf gegeben hätte, was der von mir hielt... Wendy? Hmmm... Nein, mit der habe ich abgeschlossen! Kyle würde jetzt sagen, sie hätte mich nicht verdient, und ich glaube, er hatte Recht... Blieb nur noch eine Person. Ich. Hatte ich wirklich immer noch ein Problem damit? Ein Problem damit, schwul zu sein? Meinen besten Freund zu lieben? Ja... Ich glaube, das war es. Aber das durfte es nicht sein. Ich wollte mich doch darauf einlassen... Und ich musste es, Kyle zuliebe. Ich wollte nicht, dass er unglücklich wegen mir ist. Ich wollte ihn doch glücklich machen, und ich würde alles dafür geben. Ich musste mich überwinden. Über meinen Schatten springen. Hoffentlich würde es mir danach besser gehen... das musste es. Witzig, dass ich mir meiner Liebe zu Kyle so sicher war, und alles dafür tun würde, dass sie niemals endete, aber mir nach wie vor ein mulmiges Gefühl blieb. Aber mein Entschluss war gefasst. Ich musste das durchziehen, Kyle - und letzten Endes auch mir - zuliebe. Ich wusste, dass es das einzig Richtige war. Ich musste mich nur überwinden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)