Wie man auf dem Rücken des Windes reitet -James & Lily the Prequel von Teela-chan (James&Lily) ================================================================================ Kapitel 16: Nächtliches Abenteuer --------------------------------- 16. Akt: Nächtliches Abenteuer „Der Mensch ist doch wie ein Nachtgänger, er steigt die gefährlichsten Kanten im Schlafe.“ -Johann Wolfgang von Goethe Der eisige Wind strich durch die Ländereien von Hogwarts. Bis auf das Heulen des Windes und eine Eule, welche in einiger Entfernung zu gurren schien, war es draußen gespenstisch ruhig. Lily Evans lehnte am Geländer des Nordturms und schaute über die weite Landschaft hinweg. Es war nur eine einzige blasse Kontur einer Wolke am Himmel zu sehen. Man konnte sogar den Polarstern erkennen und der helle runde Vollmond erleuchtete das weite Grün bis hin zum schwarzen See, in welchem er sich spiegelte. Nachdenklich berührte sie ihre Lippen und dachte an den Tag der Slug-Party zurück. Sie hatte Severus geküsst, ihren besten Freund! Und das nur, weil sie James Potter nicht küssen wollte. Und das nur aus dem Grund, da es für ihn keine Bedeutung gehabt hätte, so wie nie irgendetwas eine Bedeutung für ihn zu haben schien, mal abgesehen von seinen Freunden und Quidditch. James Potter war arrogant, selbstverliebt und sehr von sich überzeugt. Alles was er tat, tat er aus Langeweile oder zu seiner Belustigung. Es war ihm egal, wenn er die Gefühle von anderen Menschen verletzte, denn er dachte nur an sich, er sah nur sich und seine eigenen egoistischen Bedürfnisse. Lily erinnerte sich daran, dass Nicky ihr erzählt hatte, dass die Potters eine sehr alte und vor allem sehr reiche reinblütige Zaubererfamilie waren und James ein Einzelkind war, welches vermutlich von Geburt an alles bekommen hatte was er wollte. Vermutlich wurde ihm von klein auf gesagt, dass er alles haben und alles werden konnte was er wollte. Für einen winzigen Moment war Lily wütend auf die Tatsache, dass dieser Junge alles hatte und darüber hinaus auch noch sehr talentiert war in allem was er tat, geschweige denn, dass er gut aussah und vor allem bei Schülern und Lehrern gleichermaßen beliebt war, trotz des vielen Ärgers und der Strafarbeiten, welche er und die anderen Rumtreiber ständig bekamen. Wieso hatten auf dieser Welt die einen alles und die anderen gar nichts? Es war schrecklich unfair. Vor allem wenn man sich die Tatsache vor Augen führte, dass er dies alles gar nicht verdient hatte in Anbetracht seines Charakters. Doch trotz all diesem Wissen über James Potter, hatte Lily sich damals einen kleinen Moment lang der Versuchung hingeben wollen. Der Versuchung von James Potter geküsst zu werden. Dafür rügte sie sich noch heute. Wie hatte sie je auch nur den winzigen Bruchteil einer Sekunde darüber nachdenken können? Sie empfand nichts für ihn, dass wusste sie. Sie bekam eine Gänsehaut wenn sie an seinen Gesichtsausdruck dachte, als er sagte, dass ein Kuss keine Bedeutung für ihn gehabt hätte. Und dann... dann kam ihr Severus wieder in den Sinn. Sie hatte damals nicht richtig nachgedacht und statt James Potter einfach ihren besten Freund geküsst. Wobei man es gar keinen richtigen Kuss nennen konnte. Eigentlich hatten sich nur für einen kurzen Moment ihre Lippen berührt. Doch wann ist ein Kuss ein Kuss? Wie lange muss es dauern bis man es als richtigen Kuss zählen kann? Zumindest hat dieser winzige Augenblick damals gereicht, um dem Bann des Mistelzweiges zu entkommen. Und egal von welchem Standpunkt sie es auch betrachtete, so musste sie sich immer wieder vor Augen führen, dass es ihr erster Kuss gewesen war. Sie hatte ihren ersten Kuss vergeudet, nur um einem Mistelzweig zu entkommen. Damals, als sie noch nicht wusste, dass sie eine Hexe war, hatten ihre Eltern ihr immer Märchen vorgelesen. Geschichten von Prinzessinnen, mit langem goldenen Haar, von Prinzessinnen, die ihren Schuh verloren, von Prinzessinnen, die vor ihren Neidern in den Wald flüchten mussten, von Prinzessinnen die einen Frosch küssten, welcher sich in einen strahlenden Prinzen verwandelte. Doch eines hatten all diese Geschichten immer gemeinsam. Abgesehen davon, dass das Gute immer über das Böse triumphierte, fand jede dieser Prinzessinnen ihre wahre Liebe, jedes dieser Mädchen schenkte ihr Herz dem Mann, von welchem sie ihren ersten Kuss bekamen und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Lily hatte sich damals so sehr gewünscht, dass ihr genau das auch eine Tages passieren würde. Sie hatte sich ihr Leben schon ausgemalt in den buntesten Farben. Sie würde ihren Schulabschluss machen und versuchen aufs College zu gehen. Sie würde diesen einen Mann finden, der sie über alles liebte und sie würde die einzige Frau auf der Welt sein, die ihn glücklich machen könnte. Es würde nicht mehr brauchen als ein sanftes Lächeln, um die Reinheit seines Herzen zu erkennen. Lily hatte sich ihre Hochzeit ausgemalt ganz in weiß und sich überlegt wie sie ihre Kinder nennen würde. Sie wollte zuerst einen Jungen, der so aussah wie er und dann ein Mädchen oder am besten gleich Zwillinge... Damals... damals war sie acht Jahre alt gewesen. Doch die Realität sah anders aus. Das Schicksal hatte einen anderen Weg für sie geplant. Und alles begann auf dem Spielplatz damals, an dem sie zum ersten Mal den Jungen mit den schwarzen Augen und dem schwarzen Haar in den zerlumpten Klamotten wahrgenommen hatte. Der Junge, der am Fluss lebt. Der Junge, der ihr erzählte, dass sie eine Hexe ist. Der Junge, der ihr von Hogwarts erzählte. Der Junge, der sie nach Hogwarts begleitete. Der Junge, welcher ihr bester Freund wurde. Severus. Was noch viel schlimmer war als die Tatsache, dass sie ihren ersten Kuss wegen einem Mistelzweig verschenkt hatte, war die Tatsache, dass sie ihren besten Freund Severus seinen ersten Kuss gestohlen hatte! Und das würde sie nicht wieder gut machen können... sie würde es nicht zurücknehmen können. Sie hatte damals einfach nicht nachgedacht und war nur froh gewesen, James Potter entkommen zu können. Es war egoistisch von ihr gewesen und sie bereute es noch heute. Sie hatten damals noch darüber gesprochen. Lily hatte ihm die Situation erklärt und Severus hatte gesagt, dass er nicht sauer auf sie wäre. Doch sie hatte die Traurigkeit in seinen Augen erkannt. Es musste ihm doch etwas ausgemacht haben, dass sie ihm seinen ersten Kuss gestohlen hatte. Während der eisige Wind ihr über die Haut fuhr und eine Spur von Gänsehaut zurückließ, bemerkte sie wie sich die Tür zum Nordturm leise öffnete und wieder schloss. Sie wandte sich nicht um, während ihr der eisige Wind wieder durch den Umhang wehte und sie am ganzen Körper frösteln ließ. »Ich habe leider nicht viel Zeit. Du wolltest mich sprechen?« »Ja«, hauchte Lily und dort wo ihr warmer Atem die kalte Luft berührte bildete sich Dampf. Die Gestalt trat aus der Dunkelheit hervor ins helle Licht des runden Vollmondes. Einen Moment sagte niemand etwas. »Kann es sein, dass du wütend auf mich bist? Vielleicht noch wegen dem Kuss damals oder weil ich über die Ferien zu meiner Familie gefahren bin, statt hier bei dir zu bleiben?«, fragte die rothaarige plötzlich in die Stille hinein. »Nein, ich bin nicht sauer auf dich. Wegen beidem nicht und das habe ich dir auch schon mehrmals gesagt. Es war... vollkommen in Ordnung«, antwortete er beinahe atemlos. Lily presste die Lippen aufeinander und wandte sich nun zu ihrem Gesprächspartner um. Beide musterten sich so scheu, als hätten sie sich heute zum ersten Mal in ihrem Leben getroffen. Lily betrachtete Severus Gesicht mit einen nachdenklichen Blick. »Habe ich sonst irgendetwas getan, was dich verstimmt hat? Ich meine ich-« »Oh Merlin, nein Lily du hast nichts getan«, fiel er ihr ins Wort. Er legte seine Hand auf ihr Handgelenk und schenkte ihr ein müdes Lächeln. Severus Snapes Gesicht wirkte um einige Jahre gealtert. Seine schwarzen Augen hatten nicht mehr den Glanz, den sie noch vor einigen Wochen gehabt hatten und die tiefen Augenringe auf seiner blassen Haut ließen ihn müde und ausgelaugt aussehen. Was war in den letzten Wochen nur mit ihm passiert? »Was ist dann los mit dir Severus? Du bist schon seit ich wieder wieder in Hogwarts bin so... « Lily versuchte die richtigen Worte zu finden. »...so abweisend«, brachte sie ihren Satz beinahe flüsternd zu Ende. »Das bildest du dir ein«, winkte er ab. »Du würdest es mit doch sagen oder? Wenn ich dir irgendwie helfen kann?« Severus griff Lily nun mit beiden Händen an den Oberarmen und sah sie eindringlich an. »Mir geht’s gut Lily.« Lily konnte deutlich in seinen Augen erkennen, dass es nicht so war. Das er es nur sagte, damit sie sich keine Sorgen machte. Doch was immer es war, was Severus bedrückte, er wollte es ihr nicht sagen. Er verheimlichte etwas vor ihr. »Okay, aber wenn du deine Meinung änderst und ich dir doch helfen kann sag es mir bitte.« »Das werde ich. Danke.« Severus kratzte sich verlegen am Kopf. »Ich muss jetzt los. Ich treffe mich noch mit-« »Mulciber?«, fiel Lily ihm ins Wort. »-Freunden.« »Er ist unheimlich Sev!« Severus sah sie nicht an, er starrte auf einen Punkt an ihr vorbei. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen. Sein Gesicht wirkte nachdenklich, seine Haltung verkrampft. »Er ist nicht so... wie du denkst.« »Das bezweifle ich doch stark«, empörte sich Lily. »Vertrau mir Lily«, bat er sie nun eindringlich. Er starrte sie so eindringlich an, dass Lily errötete und den Blick senkte. »Ich muss jetzt wirklich los. Am besten gehst du auch wieder in deinen Gemeinschaftsraum. Es ist bereits Ausgangssperre.« Mit einer hastigen Geste verabschiedete er sich von ihr und verschwand in der Dunkelheit. Lily lehnte sich seufzend an das Geländer des Nordturms und schloss für einen Moment die Augen. Sie hoffte inständig, dass es Severus wirklich gut ging und er nichts anstellen würde, was er später bereuen würde, denn er war nicht so wie die anderen Slytherins, davon war sie fest überzeugt. * * * Severus Snapes Verstand warnte ihn bereits, dass es gefährlich werden würde, dennoch schlich er in der Dunkelheit allein durch die Gänge des Schlosses. Mit erhobenem Zauberstab schlich er am Bild der dreiäugigen Hexe vorbei und versuchte sich an den einzigen Geheimgang zu erinnern, den er bisher in Hogwarts ausfindig machen konnte. Der Geheimgang befand sich im vierten Stock, irgendwo hinter einem Wandspiegel. Doch der vierte Stock war riesig und hatte viele versteckte Gänge. Es dauerte fast eine ganze Stunde bis er endlich fündig wurde. Er rückte den Spiegel beiseite und betrat den geräumigen Geheimgang, welcher ihm direkt in die Nähe der Gewächshäuser beim verbotenen Wald bringen würde. »Lumos«, murmelte er in die Dunkelheit und die Spitze seines Zauberstabes begann zu leuchten, immer heller bis es schließlich den gesamten Gang erleuchtete. Schnellen Schrittes ging er voran und nach nur wenigen Minuten erreichte er die Luke, welche er mit ein wenig aufwand ratternd aufschwingen ließ. Er kletterte am Rand hinauf und befand sich am Rande des verbotenen Waldes. Im Schutz der Bäume schlich er sich näher an den Rand, sodass er die peitschende Weide im Mondlicht besser erkennen konnte. Mit zusammengekniffenen Augen fixierte er den Baum eine Weile, welcher in dieser Nacht erstaunlich ruhig blieb. Normalerweise machte dieser Baum seinem Namen alle Ehre und peitschte bei der kleinsten Bewegung mit seinen Ästen in der Gegend herum. Eine Weile blieb Severus im Schutz der Bäume stehen und überlegte was er nun tun sollte. Er wirkte unentschlossen und seine Hand umfasste krampfhaft seinen Zauberstab. Seit über einem Jahr hegte Severus Snape eine Vermutung darüber, was das mysteriöse Fehlen von Remus Lupin betraf. Denn dieser verschwand einmal im Monat für mindestens zwei Tage. Er hatte zwar schon mehrmals überprüft, dass Remus Lupin tatsächlich während der Unterrichtszeiten im Krankenflügel lag, doch war er nie auf die Idee gekommen dies auch in der Nacht zu überprüfen, bis zu dem Tag an dem er durch einen Zufall oder durch einen Wink des Schicksals, gesehen hatte wie Madame Pomfrey Remus Lupin aus dem Schlossportal führte. Damals hatte er zu lange hinter einer Ritterrüstung gekauert, sodass er die beiden auf den Ländereien nicht mehr ausfindig machen konnte. Seither war Severus auf Remus Lupin fixiert gewesen. Er beobachte sein Verhalten noch genauer als sonst und stellte argwöhnisch fest, dass dieser sich seit Beginn des Schuljahres und seiner Ernennung zum Vertrauensschüler von Tag zu Tag besser mit Lily zu verstehen schien. Dies behagte Severus gar nicht, zum einen, da er ihn nicht ausstehen konnte, da auch er zu Potters Clique gehörte und zum anderen wegen seiner Vermutung. Sollte er Recht behalten wäre Lily in Gefahr und das würde er nicht zu lassen. Er nahm all seinen Mut zusammen und ging auf die peitschende Weide zu. Dabei hielt er seinen Zauberstab fest umklammert. Heute Nacht würde er herausfinden, was es wirklich mit Remus Lupin auf sich hatte. Denn diesmal hatte er eine Spur, einen konkreten Hinweis. Er hatte das Gespräch zwischen Sirius Black und Peter Pettigrew in der Bibliothek belauscht. Er hatte gehört wie sie über Remus Lupin gesprochen haben, über die peitschende Weide und das des Rätsels Lösung in der heulenden Hütte liegen musste. Das einzige was ihn daran stutzen ließ war Sirius Black. Denn dieser hatte ihn gesehen. Er hatte gemerkt, dass Severus zumindest einen Teil seines Gespräches mitbekommen hatte. Doch als Severus ihn damit konfrontierte, tat Sirius Black nicht das was er sonst immer tat. Er stritt es nicht ab, er stichelte nicht, er beleidigte ihn nicht er verhexte ihn nicht, nein Sirius Black tat etwas völlig anderes. Er bestätigte seine Aussagen Peter Pettigrew gegenüber und forderte Severus heraus es in der Nacht selbst herauszufinden und dann ging er. Severus hatte ausgiebig darüber nachgedacht warum Sirius Black sich so verhalten hatte, doch er ist zu keinem sinnvollem Schluss gekommen. Es konnte kein Trick gewesen sein, da Black nicht wissen konnte, dass er zu dieser Zeit in der Bibliothek sein und das Gespräch belauschen würde. Das was er gesagt hatte musste einfach stimmen. Doch warum sollte er Remus Lupin verraten? Er war sein Freund, dachte er zumindest. Severus hielt seinen Zauberstab fest umklammert und hielt nebenbei Ausschau nach Black. Sein Verstand begann ihn zu warnen, dass es möglicherweise doch ein Trick gewesen sein konnte. Vielleicht lauerte Black hier irgendwo. Als er sich dem Baum näherte begann die Weide plötzlich mit seinen Ästen nach ihm zu schlagen. Er konnte nur knapp ausweichen und rannte wieder ein Stück zurück, außer Reichweite der Schlagkraft des Baumes. Doch wenn er wirklich herausfinden wollte was hier gespielt wurde musste er den Stamm des Baumes erreichen, worunter sich laut Black ein weiterer Geheimgang befinden musste, welcher direkt zur heulenden Hütte führte. Bei seinem nächsten Versuch sich dem Stamm zu nähern wurde er volle Kante in die Breitseite geschlagen und einige Meter zurück geschlagen. Er rieb sich die Rippen und murmelte etwas unverständliches, woraufhin sein Zauberstab kurz aufleuchtete. Seine Rippen waren sicher etwas angeknackst, doch er wollte nicht aufgeben. Er leuchtete mit seinem Zauberstab den Rasen ab und suchte nach einem möglichst großen Stein, welchen er zur Weide hinüber warf, diese holte sofort aus und schlug auf die Stelle wo der Stein landete. Er bewegte sich weiter über die Landschaft und suchte nach weiteren Steinen oder großen Ästen, welche er der peitschenden Weide entgegen warf. Dieses Experiment verriet ihm zwei Dinge. Zum einem, reagierte der Baum auf bloße Bewegungen. Sie schlug nicht nur nach Lebewesen, sondern auch nach Gegenständen, wenn diese in die Nähe des Baumes gelangten. Und zum anderen bemerkte er, dass die Weide immer von rechts auszuholen schien, wenn diese nach etwas schlug. Severus warf noch einen letzten Stein, welcher seine bisherige Theorie bestätigte. Er schluckte und klammerte sich an seinem Zauberstab. Er ging zur rechten Seite und näherte sich dem Baum soweit, dass ihn die Äste nicht erreichen konnten. Mit Schwung warf er den Stein auf die linke Seite, woraufhin die Weide wieder von rechts ausholte und das war sein Stichwort loszurennen. Severus rannte so schnell, wie er noch nie in seinem Leben gerannt war. Er spürte förmlich den eisigen Luftzug, der nichts gutes zu verheißen schien. Die Äste der peitschenden Weide schlugen bereits in die entgegengesetzte Richtung, doch der Stamm war bereits nahe. Severus rannte und warf sich förmlich vor den Stamm des Baumes, um einen weiteren Schlag auszuweichen, denn würde er nochmal in die Breitseite getroffen werden, so würde es vermutlich nicht bei ein paar angeknacksten Rippen bleiben. Severus duckte sich unter dem Ast weg, warf sich auf dem Boden und rollte gegen den Stamm. Doch statt davor zum stehen zu kommen fiel er in ein Loch im Boden. Er spürte den Schmerz an seinen Rippen und wandte sich einen Moment lang im Dreck. Er blinzelte und seine Augen versuchten sich an die plötzliche Dunkelheit zu gewöhnen. Er tastete nach seinem Zauberstab und fand ihn einen halben Meter von ihm entfernt. Mit einem gemurmelten Lumos, ließ er die Spitze seines Zauberstabes glühen und erleuchtete den dunklen Tunnel, welcher nur in eine Richtung führte. Schräg über ihm schien das Loch zu sein, durch welches er in den Tunnel gelangt sein musste. Sirius Black hatte soweit nicht gelogen. Es gab wirklich einen geheimen Tunnel unter der peitschenden Weide. Er konnte das Ende nicht erkennen, doch es musste schon ein kurzer Fußmarsch sein, wenn der Tunnel wirklich zu heulenden Hütte führen sollte. Einen Augenblick lang zögerte er und überlegte, ob er wirklich weiter gehen sollte. Doch umzukehren kam wirklich nicht in Frage. Er musste herausfinden, ob er mit seiner Vermutung Remus Lupin gegenüber Recht behalten sollte. Zudem ließ sein erhöhter Adrenalinspiegel von dem kleinen Abenteuer mit der peitschenden Weide seinen Puls rasen und sein Herz höher schlagen. So nahm er die Beine in die Hand und ging mit erleuchtetem Zauberstab schnellen Schrittes den Tunnel entlang. Nach einigen hundert Metern, trat er plötzlich auf einen Widerstand und stellte fest, dass es Knochen sein mussten von einen kleineren Tier. Vielleicht eine Katze oder ein Kaninchen? Nach weiteren Schritten wurde ihm plötzlich mulmig zumute und er verspürte immer mehr das Gefühl, dass er in diesem Tunnel nicht alleine war. Severus war nie besonders mutig gewesen, er schlich sich nachts nicht im verbotenen Wald herum, wie es Potter und seine Freunde taten und er legte sich auch nie mit jemanden an, von dem er wusste, dass er der unterlegene Gegner sein würde. Severus arbeitete mit seinem Verstand, er durchdachte die Dinge rational und versuchte nach einer Lücke im System zu suchen, nach einem Makel in der Abwehr seines Duellierpartners oder nach einer Möglichkeit Gefahren direkt zu umgehen. Doch heute Nacht handelte er völlig wider seine Maxime. Das bewies allein die Tatsache, dass er sich nachts in einem gruseligen Tunnel herumschlich und seiner Vermutung entsprechend, nach einem Monster suchte. Doch seine Neugier hatte alles ausgeblendet. Er war begierig darauf zu erfahren, ob er Recht hatte und plötzlich erkannte er ein paar weiß blitzender Zähne in der Dunkelheit. Er hörte das leise hecheln eines Tieres und erkannte mit Krallen besetzte Tatzen in der Dunkelheit und plötzlich verließ ihn der Mut. Wie erstarrt blieb er in der Dunkelheit stehen und rührte sich nicht. Er traute sich nicht mal seinen Zauberstab zu erheben um mehr als die bloße Kontur des Tieres zu sehen welches in nur wenigen Metern Entfernung kauerte und gerade ein Kaninchen in Stücke riss. Das Wesen bemerkte Severus sofort und wandte sich zu ihm um. Man konnte hören, wie die Nase des übergroßen Tieres die Luft und den Geruch des Tunnels einsog und sich schleichend auf ihn zu bewegte. Wie erstarrt blieb Severus stehen und sog scharf die stickige Luft des Tunnel ein. Das Tier schien sich aufzurichten und stand nur noch auf seinen Hinterpfoten. Es fletschte seine Zähne und entblößte sein gigantisches Gebiss. Das Fell an seinen Hinterpfoten bäumte sich auf und das animalische Heulen des Tieres ließen Severus' Nackenhaare sträuben. »Stupor!« Rief plötzlich eine Stimme und das gigantische Tier wurde einige Meter zurückgeschleudert. »Lauf!« Rief die Stimme ihm abermals zu und Severus löste sich sofort aus seiner Starre. Er wandte sich um und rannte den Tunnel zurück. Vor ihm lief derjenige, der ihn gerade vor dem Tier gerettet hatte. Severus konnte in der Dunkelheit nur seine Konturen erkennen und die Spitze seines leuchtenden Zauberstabes, doch er wusste genau wer ihm soeben das Monster vom Hals gehalten hatte. Der Tunnel schien endlos lang zu sein. War er wirklich schon soweit vorgedrungen gewesen, bis er auf das Monster traf? In einiger Entfernung glaubte er einen Mondstrahl in der Dunkelheit zu erkennen. Das musste der Ausgang sein. Das Loch in das er gefallen war. Doch plötzlich spürte er etwas ganz anderes in seinem Nacken. Er spürte den Boden unter ihm leicht vibrieren und es waren nicht seine eigenen Schritte, noch die seines Vorläufers. Er hörte wie abermals Zähne gefletscht wurden und das Wesen, welches ihnen mit immer schneller werdendem Rhythmus folgte ein kehliges Knurren von sich gab. Kurz vor dem Ausgang blieb Severus stehen und wandte sich tatsächlich noch einmal um, doch in diesem Moment wünschte er sich sogleich er hätte es nicht getan, denn das pelzige Monster war keine 10m von ihm entfernt. »Beeilung Snape!«, rief ihm die Stimme zu, welche bereits durch das Loch an der peitschenden Weide geklettert war. Dies ließ er sich nicht zweimal sagen und rannte auf das Loch zu. Er stellte seinen Fuß an die bröckelnde Wand aus Erde und versuchte an ihr empor zu klettern. Doch das Monster war schneller und schnappte bereits nach seinem Umhang. Als Severus einen Blick zurückwarf, ließ er vor Schreck den Zauberstab fallen und klammerte sich an den Stein in der Erde, welches im Moment das einzige war, was ihm zwischen dem Ausgang und dem Tier hielt. Plötzlich griff ihm eine Hand an den Umhang in seinem Nacken und zerrte daran. Das Monster hatte bereits sein Gebiss in seinem Umhang versenkt, als ihm sein Gegenüber von oben eine Hand entgegen streckte. James Potters Hand. »Nun nimm sie schon, oder willst du gefressen werden?« Severus überwand seinen Stolz und griff nach seinem Arm, um sich von James an die Oberfläche ziehen zu lassen. Es blieb keine Zeit zum verschnaufen oder sich darüber zu wundern warum die peitschende Weide ruhig blieb, denn das Monster hatte ebenfalls damit begonnen aus dem Loch zu klettern. James riss Severus auf die Beine und gebot ihm zu laufen. Die beiden Jungen rannten auf den verboten Wald zu in Richtung der Gewächshäuser. Severus wunderte sich keineswegs darüber, dass James Potter den Geheimgang zu kennen schien. James wandte sich um und erblickte das gigantische pelzige Wesen welches ihnen hinterherrannte, er feuerte einen weiteren Stupor nach ihm, doch verfehlte er das Wesen nur knapp. »Du darfst dich ruhig selbst verteidigen Schniefelus«, spottete James Potter während er die Luke öffnete. »Mein Zauberstab ist noch in dem Tunnel«, rief er ihm hechelnd zu bevor auch er vor der Luke zum stehen kann. »Du solltest besser auf dein Hab und Gut achten!«, erwiderte James gelangweilt und schubste Severus in den Tunnel. »Accio Schniefelus Zauberstab!«, rief James und wartete darauf, dass ihm Severus Snapes Zauberstab entgegenflog. Der Wolf, welchen man im hellen Mondlicht nun gut erkennen konnte setzte gerade zu einem Hechtsprung auf ihn an, als sich ihm plötzlich ein großer, zotteliger schwarzer Hund entgegenstellte und ihn abwehrte. »Pad!«, rief James, welcher gerade Snapes Zauberstab auffing. Der Hund wandte sich zu ihm um und bedeutete ihm mit einem kurzem Nicken seines Kopfes, dass er die Beine in die Hand nehmen sollte. James nickte dem Hund zu und sprang ebenfalls in den Tunnel. Doch dieser Moment der Unachtsamkeit des schwarzen Hundes sollte ihm zum Verhängnis werden, da der Werwolf ihm bereits beiseite rang und auf die Luke zuhechtete. James kam hinter Severus auf dem Boden auf, warf ihm seinen Zauberstab zu und schubste ihn nach vorn. »Was stehst du hier noch rum? Lauf!«, fuhr er ihn an und beide rannten den unterirdischen Gang entlang. Severus wandte sich ein paar Mal zu dem Tier um und stellte fest, dass es ebenfalls den Geheimgang betreten hatte. »Es wird uns ins Schloss folgen!«, sagte er plötzlich und blieb stehen. Er richtete seinen Zauberstab auf das Tier. »Bombarda maxima!«, rief Severus genau in dem Moment als James Potter an seinem Arm riss. »Nein!«, schrie er und der Zauber verfehlte sein Ziel. Er traf stattdessen die Decke des Geheimganges von der sich alsbald ein Steinrutsch löste und den Gang immer mehr zuschüttete. Staub qualmte auf und die beiden Jungen rannten hustend zum Ende des Geheimganges. Severus Snape kam hustend zum stehen und lehnte sich gegen die kalte Steinmauer, während James Potter die mit seinem Zauberstab die herabgefallenen Steine beleuchtete. »Super gemacht Schniefelus!«, erwiderte James Potter im bissigen Tonfall. Der Gang war komplett zugeschüttet, nicht mal eine Ratte würde da noch irgendwo durchpassen. Dieser Geheimgang würde von nun an für immer unbrauchbar sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)