Bis ans Ende der Welt... von Chi_desu ((sasu/naru)) ================================================================================ Kapitel 19: Vergebung --------------------- "Das Fuchsungeheuer...", flüsterte Sakura entsetzt. "Es ist wieder frei." Mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination beobachtete Sasuke, wie das gewaltige Monster sich zu seiner vollen Größe erhob und dann den Kopf reckte, um einen markerschütternden Schrei auszustoßen. Ohne Naruto war es so gefährlich wie damals. Es hatte die Macht, das gesamte Dorf zu vernichten. Er kannte inzwischen die Geschichte, wie das Fuchsungeheuer in Narutos Körper verbannt worden war. Der vierte Hokage hatte es eingesperrt und dabei sein eigenes Leben verloren. Furchtlos sah er hoch zu dem gewaltigen Monster, das Naruto in sich getragen hatte. Wenn der vierte Hokage keinen anderen Weg gefunden hatte, um diese Bestie zu besiegen, dann würde er es auch nicht schaffen. Es gab nur diese eine. Vor langer Zeit hatte Kakashi ihm die verbotene Siegeltechnik beigebracht. Vielleicht hatte er schon damals gewusst, dass es eines Tages so weit kommen würde. Eine schwere Last ruhte jetzt auf Sasukes Schultern, aber er spürte keine Angst. Entschlossen starrte er auf seine Hände. Naruto hätte gewollt, dass er das Dorf beschützte. Es war seine Aufgabe, das Fuchsungeheuer zu bannen, so wie es damals der vierte Hokage getan hatte. "Mein Gott...", murmelte Sakura neben ihm. "Wir sind verloren! Im Kampf gegen Itachi's Heer haben wir uns verausgabt. Keiner von uns kann jetzt noch gegen dieses Monster antreten. Es wird uns vernichten." "Sakura.", sagte Sasuke entschlossen. "Hast du noch deinen Kunai?" Sie sah ihn überrascht an, nickte dann aber und zog das Messer aus der Tasche. Er stellte sich ihr gegenüber auf und hielt ihr seinen gesunden Arm hin, mit der Handfläche nach oben. "Mach einen Schnitt.", verlangte er. "Es muss genug Blut fließen für eine Beschwörung." "Was hast du vor, Sasuke-kun?", fragte sie. Der Kunai in ihrer Hand zitterte. "Ich werde es bannen.", antwortete er ruhig. Sie zitterte, setzte aber das Messer an seiner Handfläche an. Mit zusammengekniffenen Augen zog sie es über seine zerschundene Haut und er zuckte zusammen. Blut quoll aus der Schnittwunde und er wartete einen Moment. Dann nickte er zufrieden. "Das wird reichen. Ich danke dir. Für alles." "Was wird mit dir passieren, wenn du es bannst, Sasuke-kun?", fragte sie leise. Er sah sie einfach nur an. Sie kannte die Antwort. Und trotzdem log er: "Ich werde es schon überleben." Sie wollte an diese Lüge glauben, deswegen nickte sie. "Kann ich dir irgendwie helfen?" Er schüttelte beherrscht den Kopf. "Sieh mir zu, beobachte, lerne. Denn wenn ich es nicht schaffen sollte, musst du die Dorfbewohner in Sicherheit bringen und es dann noch mal versuchen." Tapfer nickte sie. "Lebwohl, Sasuke." Stumm nickte er. Obwohl er wusste, dass er nicht zurückkommen würde. Ohne Naruto zu leben wäre eine größere Strafe für ihn gewesen als der Tod. Er drehte sich um und ging dann langsam auf das Fuchsungeheuer zu. Er hatte geglaubt, am Ende seiner Kräfte zu sein. Doch jetzt musste er noch einmal stark sein. Nicht mehr lange, und er würde Naruto in den Tod folgen. Aber vorher musste er es besiegen. Sakura fiel in die Knie. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass Sasuke sein Leben aufs Spiel setzte. Wahrscheinlich kam ihm diese Gelegenheit, Naruto zu folgen, sogar recht. Aber sie hatte keine Möglichkeit, ihn aufzuhalten. Sie wusste nicht, wie die Lage im Dorf war. Kakashi und Sasuke waren die einzigen, die die geheime Technik beherrschten. Wenn Kakashi nicht mehr am Leben war, dann war es ihre Aufgabe, die verbotene Technik zu lernen und falls es nötig werden sollte, selbst anzuwenden. Sie durfte nicht weglaufen. Und sie durfte Sasuke nicht aufhalten, wenn sie nicht noch mehr Menschenleben riskieren wollte. Sasuke ging in die Knie und sprang dann in die Höhe. Seine Stimme schallte über die Wiese: "Gokakyuu no Jutsu!!" Ein Feuerball raste auf das Monster zu, doch anstatt es zu treffen, errichtete er einen Feuerring rund um das Fuchsungeheuer herum. Das Feuer brannte meterhoch und hielt das Monster damit gefangen. Sasuke formte Fingerzeichen und Sakura versuchte ihr bestes, um sie sich einzuprägen. "Fuuinjutsu!", hallte seine Stimme über die Ebene hinweg. Etwas geschah, das konnte sie spüren. Sasuke drehte den Kopf und in seinen Augen lag plötzlich pures Entsetzen. Sakura konnte nur eine fremde Anwesenheit spüren, mächtiger als alles was sie kannte. Sie hatte Angst. Große, unbändige Angst um Sasuke. Er näherte sich der Feuerwand, in der das Fuchsungeheuer noch immer tobte und nach einem Weg suchte, den Flammen zu entkommen. Mit Blut malte Sasuke Zeichen in das verbrannte Gras. Sieben Stück, verteilt in einem Kreis rund um das Monster. Seine Haare und seine Kleidung fingen immer wieder Feuer, aber er klopfte die Funken einfach aus und machte weiter. Woher nahm er diese Entschlossenheit, nachdem sein Geliebter gerade erst gestorben war? Sakura ballte die Hände. Sie wollte ihm helfen. Aber sie durfte nicht. Mit ihrer Gabe prägte sie sich die Blutzeichen ein. Als er fertig war, formte Sasuke ein allerletztes Fingerzeichen. Das Fuchsungeheuer, das bis eben noch wütend in den Flammen hin und her getigert war, erstarrte plötzlich und seine wilden Augen fixierten Sasuke. Gleich würde irgendwas passieren und Sakura hatte große Angst davor. Ein Ruck ging durch Sasukes Körper und dann zerriss sein Hemd. Was ging da vor sich? Das Fuchsungeheuer fixierte auf einmal einen Punkt hinter Sasuke, aber Sakura konnte beim besten Willen nicht erkennen, was es war. Sie begriff, dass hier etwas vor sich ging, was sie aus Außenstehende nicht sehen konnte. Lange stand Sasuke dem Monster einfach nur gegenüber und es schien nichts zu geschehen. Bis sich irgendwann ein Grinsen auf sein Gesicht stahl und er das Fingerzeichen löste. Es wurde totenstill, sie hörte noch nicht einmal mehr das Prasseln des Feuers oder den Wind wehen, sondern nur noch Sasukes Stimme, der zum Fuchsungeheuer sprach: "Ich werde dich wieder einschließen. Aber ich werde nicht mit dir kommen. Ich möchte Naruto wiedersehen. Deswegen kann ich dich nicht vernichten. Ich verbanne dich in den Körper eines Kindes. Mögest du nie mehr erwachen!" Ein Kind? In wessen Körper wollte Sasuke das Ungeheuer bannen? Doch nicht...! Ein grelles Licht ging von Sasuke aus und ging auf das Fuchsungeheuer über. Einen Augenblick lang sah Sakura so etwas wie einen Schatten, der sich von dem Monster löste und auf Sasuke zu kam. Dann wurde das Licht zu hell, sie riss den Arm hoch, um ihre Augen zu schützen. Als es verloschen war, und sie wieder sehen konnte, war das Fuchsungeheuer verschwunden. Sasuke stand noch aufrecht auf der Wiese. "Sasuke-kun!", schrie sie und rannte auf ihn zu. "Du hast es geschafft! Du hast..." Sie verstummte, als seine Knie nachgaben und er langsam nach hinten fiel. Erschrocken fing sie ihn auf und sank mit ihm ins Gras. Er zitterte am ganzen Körper. Sein Blick war trüb und die Haare an seinen Schläfen waren grau geworden. Er hatte nicht einmal mehr die Kraft, sich aufzurichten. "Sasuke.", wimmerte sie. "Nein, tu mir das nicht an. Nicht du auch noch." "Verzeih mir...", krächzte er. "Mein Sohn... ich hatte... keine Wahl..." Sakura begriff, was er sagen wollte. "Du hast das Fuchsungeheuer in den Körper unseres Sohnes gebannt, nicht wahr?", fragte sie. Aber die Antwort kannte sie schon. Es war kein anderes Kind mehr in der Nähe gewesen, weil alle anderen in Sicherheit gebracht worden waren. Sasuke hatte seinem einzigen Sohn die gleiche Bürde auferlegt wie der vierte Hokage einst Naruto. Aber sie konnte ihn dafür nicht hassen. "Es tut mir... so leid...", keuchte er. Sein Atem wurde immer flacher. "Ich wollte Naruto wiedersehen..." "Ist schon gut.", flüsterte sie. "Dein Sohn wird es verstehen. Bitte, Sasuke. Du darfst nicht sterben. Du bist jetzt der neue Hokage. Verlass uns nicht, wir brauchen dich." Er schaffte es, trotz seines Zustands zu lächeln. Sakura weinte, schon wieder. "Du bist der Hokage, Sasuke-kun." Seine Hand packte ihr Handgelenk und drückte es schwach. Noch einmal bäumte sein Körper sich auf und schwarze Male überzogen seine Haut. Vielleicht... ja, vielleicht konnte er sich selbst heilen? "Sasuke!", rief sie, erfüllt von neuer Hoffnung. "Ja, gib nicht auf!" Die schwarzen Male loderten wie Feuer und tatsächlich verschwanden ein paar kleine Kratzer. Aber er schaffte es nicht. Er hatte zu viel Chakra bei der Beschwörung verbraucht. Sein Griff um ihr Handgelenk löste sich und seine Augen fielen zu. Sakura begriff, dass es vorbei war. Sie konnte spüren, wie seine Aura erlosch und dann war es vorbei. Die schwarzen Male verblassten und ein beinah friedlicher Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Die Augen weit aufgerissen starrte sie ihn an. Sie wollte weinen, so sehr weinen, schreien, aber es ging nicht mehr. In ihrer Brust schmerzte es, aber es kamen keine Tränen mehr. Sie hatte zu viel Schreckliches gesehen. Sie konnte nicht einmal um die große Liebe ihres Lebens trauern. Der Schmerz würde erst später kommen. Traurig streichelte sie über seine Stirn. "Lebwohl, Sasuke." Sie stand auf. "Lebwohl." Später würde sie mit den Dorfbewohnern zurückkehren und die beiden Helden zusammen beerdigen. Jetzt musste sie zurück zu ihrem Dorf und ihnen helfen, die Feinde zurückzuschlagen. Sie nahm ein abgerissenes Stück von Itachis Mantel mit sich. Es würde ihr helfen, die Schlacht zu gewinnen. Denn Itachis Tod würde eine Wende herbeiführen. Sie warf einen letzten Blick auf Sasuke, dann fuhr sie herum und rannte los. Am Tag der Beerdigung war es, als weinte der Himmel. Es regnete und alle, die gekommen waren, wurden völlig durchnässt. Man hatte ein schlichtes Denkmal für die Helden errichtet, die das Dorf mit ihrem Leben verteidigt hatten. Außerdem würde man ihre Gesichter in die Felsen einmeißeln, neben denen der vorangegangenen Hokages. Das ganze Dorf hatte sich an dem kleinen Denkmal versammelt, jedenfalls die, die den Kampf überlebt hatten. Konohagakure hatte große Verluste erlitten. Aber sie waren wieder frei und die Bedrohung Itachi war gebannt. Als die Zeremonie vorbei war, blieb Sakura mit ihrem Sohn noch eine Weile am Grab stehen. Sie wusste nicht, wie sie Saiyuki erklären sollte, dass sein Vater nie mehr zurückkehren würde. Oder dass sein eigener Vater ihn mit diesem Fluch belegt hatte, der ihn Zeit seines Lebens begleiten würde. Und sie wusste nicht, wie sie sich verabschieden sollte. Naruto war ihr ein teurer Freund gewesen, und Sasuke... es gab keinen Begriff für das, was Sasuke ihr bedeutet hatte. Bis zum Ende hatte sie ihn geliebt, auch wenn sie ihn für Naruto aufgegeben hatte. Er hatte sie beschützt, und ihr geholfen, über sich hinauszuwachsen. Und er hatte ihr einen Sohn geschenkt. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und eine wohl bekannte Stimme sagte: "Es tut mir sehr leid, Sakura." Sie drehte sich um und zwang sich, zu lächeln. "Kakashi-sensei." Er war lädiert, aber sie war froh, dass er den Kampf überlebt hatte. "Oh, und Lee-san." Auch Lee hatte in der Schlacht einiges abbekommen. "Du sollst mich doch nicht mehr Sensei nennen.", schalt Kakashi sie freundlich. "Du bist jetzt die Stärkere von uns. Du hast Naruto und Sasuke Kraft gegeben." "Aber ich konnte ihnen nicht helfen." "Doch das konntest du. In deinem Sohn lebt ein Stück von beiden weiter. Er hat es dir nie gesagt... aber Sasuke war sehr stolz auf seinen Sohn." Sie lächelte, aber diesmal ehrlich. Auch wenn sie Tränen in den Augen hatte. "Und was nun?" "Wir werden Konohagakure wieder aufbauen.", antwortete er leichthin. "Und wir werden dafür sorgen, dass niemand die beiden Helden vergisst, die das Dorf gerettet haben. Ich bin schon sehr gespannt, wen die Dorfältesten zum neuen Hokage ernennen werden. Ich glaube, du bist auch eine der Kandidaten." Sie wurde leicht rot. Obwohl es im Moment eine Menge anderer Dinge gab, die sie mehr interessierten, als ausgerechnet den Posten des Hokage anzunehmen. Aber da gab es ja noch Lee, oder Neji. Sie wollte sich lieber darauf konzentrieren, sich um Saiyuki zu kümmern. Kakashi streichelte Saiyuki über den Kopf. "Ich weiß, wie es sich anfühlt, seinen besten Freund zu verlieren, Sakura. Sei tapfer." Er zog sich zum ersten Mal seine Maske runter und küsste sie auf die Stirn. Dann ließ er sie und Lee-san allein. "Ähm... Sakura-chan... ich weiß nicht, was ich sagen soll.", murmelte er unsicher. Sie hob Saiyuki auf ihren Arm und nahm Lee dann bei der Hand. "Ist schon gut. Der Gedanke, dass sie jetzt zusammen sind, tröstet mich. Ich... ich würde mich freuen, wenn du noch bei mir wohnen bleibst, solange, bis du was eigenes gefunden hast. Und vielleicht... gehen wir mal aus?" "Gerne, Sakura-chan." Sie ließ seine Hand nicht los und zog ihn zurück in Richtung des Dorfes. Kurz bevor das kleine Denkmal außer Sichtweite war, drehte sie sich noch mal um. Sie schloss die Augen und nahm Abschied. Sie würde die zwei bestimmt irgendwann, irgendwie, wieder sehen. Und bis dahin würde sie tapfer sein. Lebtwohl, ihr zwei. Ich hoffe, ihr habt euren Frieden gefunden. ~OWARI~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)