Star Trek - Icicle - 05 von ulimann644 (Die Kriegslist des Admirals) ================================================================================ Kapitel 8: Unternehmen Eiszapfen -------------------------------- Nachdem Tearash Corin die vier erreichbaren Offiziere der ICICLE von der neuen Lage unterrichtet hatte, begaben sich der Tellarit und Tar´Kyren Dheran zur Ruhe. Der Andorianer schlief tief und traumlos, eine Folge davon, dass er schon dutzende Male in ähnlichen oder schlimmeren Lagen gesteckt hatte. Etwa eine Stunde, nachdem er erholt aus diesem Schlaf erwacht war, erschienen zwei talarianische Soldaten, die ihnen das erste anständige Essen, seit Beginn ihrer abenteuerlichen Odyssee, brachten. Tar´Kyren Dheran konnte nur hoffen, dass man auch die anderen Mitglieder seiner Besatzung ebenso gut verpflegte, wie ihn und Corin. Während des ausgiebigen Frühstücks musste er immer wieder an die Worte des Betazoiden denken. Sein Freund Valand hatte ihn geschickt. Er fragte sich, in wie fern der Kommandeur der Sektorenflotte-Bajor in diese Angelegenheit verwickelt war. Und vor allen Dingen warum? Diese Aktion fiel doch in den Kommandobereich von Admiral Tarun. Vielleicht hatte Tarun seinen Freund um Unterstützung gebeten, als er, im Zuge der Sektorenmeisterschaften im Degenfechten, auf der Station gewesen war. Das schien dem Andorianer im Nachhinein sogar sehr wahrscheinlich. Dennoch blieben einige Fragen offen. Zum Beispiel, in welcher Verbindung der Betazoide mit seinem Freund und der Sektorenflotte stand. Dieses Unterfangen passte eher zum SFI, denn zu dem Kommandeur einer Sektorenflotte. Ein gewisses Magengrummeln stellte sich bei diesen Überlegungen ein, und der Andorianer sagte sich, dass er möglicherweise das Gras wachsen hörte. Dennoch blieb ein gewisses merkwürdiges Gefühl, bei der Aussage des Betazoiden, dass Valand ihn geschickt hatte, in ihm zurück. Aber möglicherweise hatte Harun Malori damit auch nur gemeint, dass Valand Kuehn die Befehle des SFI an ihn weitergeleitet hatte. Das schien dem Andorianer noch die wahrscheinlichste Variante zu sein. Und die angenehmste. Sein Freund und der SFI. Dheran verwarf diesen unsinnigen Gedanken und konzentrierte sich auf die naheliegenden Probleme. Wenn das Glück auf seiner Seite war, dann würden die Talarianer ihn und seine Besatzung die ICICLE allein in eines der Docks fliegen lassen. In diesem Fall musste Ivarsson das Schiff lediglich rückwärts in das Dock fliegen. Rückwärts deswegen, damit die vorderen Hangartore der ICICLE nach außen gerichtet waren. Anschließend würden sie die automatische Sequenz zum Starten der Jäger, und zur verzögerten Zündung der annähernd 500 Torpedos, aktivieren und mit dem Fluchtshuttle das Weite suchen, bevor sein Schiff in einer gewaltigen Explosion zerrissen wurde, und dabei die Haupt-Werftstation mit ins Verderben zog. Dem Andorianer war klar, dass bis dahin noch dutzende Dinge schiefgehen konnten, doch er war guten Mutes, diesen Einsatz zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Er hoffte, für den Betazoiden, dass er bis dahin die Station verlassen haben würde. Nachdenklich begann er in dem Raum auf und ab zu marschieren, und erschrak beinahe, als Corin ihn ansprach: „Macht Ihnen etwas Sorgen, Captain?“ Dheran blickte den Ensign mit gerunzelter Stirn an. Dann beschloss er dem Tellariten zu sagen, was ihn bedrückte. „Ich bin auf dem besten Wege mein Schiff zu vernichten. Wie würden Sie sich dabei fühlen, Mister Corin.“ „Ich fühle eine gewisse Beklemmung deswegen, obwohl es nicht einmal mein Schiff ist, Captain. Und ich glaube, auch den Übrigen wird es so gehen.“ Der Andorianer nickte stumm und nahm seinen Marsch durch das Zimmer wieder auf. Dheran wusste nicht zu sagen, wie lange er damit zugebracht hatte, als das Schott des Raumes von Außen geöffnet wurde, und Torenan Cidar, diesmal nur mit zwei Begleitern, herein kam. Gekünstelt jovial erkundigte er sich: „Sind Sie nervös, Captain.“ „Die Enge dieses verdammten Ortes macht mir zu schaffen“, knurrte Dheran, was nicht einmal gelogen war, denn dieser Ort ging ihm wirklich auf die Nerven. „Dann wird es ja eine willkommene Abwechselung werden, wenn Sie gleich die ICICLE in eines der Raumdocks steuern werden.“ „Oh ja“, entgegnete der Andorianer, wobei er sich ein zu schadenfrohes Lächeln verkneifen musste. „Das wird es bestimmt.“ Sie verließen den Raum, und holten die übrigen Besatzungsmitglieder ab. Zum ersten Mal, seit gut einer Woche sahen Dheran und Corin dabei ihre Kameraden wieder. In Dherans Gesicht arbeitete es, als er den schlechten Zustand von Pasqualina Mancharella bemerkte, die von Doktor Leandros beim Gehen gestützt wurde.“ Torenan Cidar bemerkte den Blick des Andorianers und meinte fragend: „Vielleicht sollte Ihr Erster Offizier lieber hier bleiben, und sich erholen.“ Tar´Kyren Dheran gab sich Mühe, nicht zu schnell zu widersprechen. Mit verschlossener Miene meinte er: „Der Commander ist für dieses Manöver unabdingbar. Wir sind mit der absoluten Minimalbesatzung von STRATEGICAL STARBASE 71 gestartet. Sie wollen doch eine intakte ICICLE studieren, und nicht, dass wir Ihre hübsche Station demolieren.“ Cidar nickte leichthin. „Es ist Ihre Entscheidung.“ Du Verbrecher wirst dich noch wundern, WAS ich alles entscheide, dachte Dheran grimmig. Laut sagte er: „Für dieses Manöver wird die Kraft des Commanders sicherlich reichen, nicht wahr, Doktor?“ Victoria Leandros, die zu den Eingeweihten gehörte, antwortete prompt: „Aye, Sir.“ Sie marschierten durch die weitläufigen Gänge der Station und fuhren anschließend mit einem geräumigen Lift weiter hinauf, zum äußeren Andockbereich, wo die ICICLE momentan darauf wartete, was mit ihr geschah. Nachdem sie den Andocktunnel der Station durchschritten hatten, und Dheran wieder den Deckboden seines eigenen Schiffes unter seinen Füßen hatte, ballte er unwillkürlich seine Hände zu Fäusten. Dies geschah eine halbe Stunde, bevor sich die Ereignisse überschlugen...   * * *   Auf der Brücke der ICICLE erwachten die Konsolen zum Leben. Tearash Corin war zum Maschinenraum des Schiffes gefahren und hatte die Antriebs-Systeme von Stand-By zu Aktiv hochgefahren. Ein wenig wunderte sich Tar´Kyren Dheran darüber, dass Cidar ihm keine der Wachen mitgegeben hatte. Doch vielleicht war es von Vorteil, dass alle drei Talarianer mit ihm auf der Brücke waren. So konnte man sie besser gemeinsam überrumpeln, ohne dass einer von ihnen die Gelegenheit bekam die Station zu alarmieren. Der Captain schickte Ivarsson und Charall auf ihre Stationen. Bei dem was außer dem Einflugmanöver noch geschehen sollte, wären die beiden ohnehin nur im Weg gewesen. Victoria Leandros hatte Commander Mancharella zu ihrem Sitz gebracht, wo sie sich etwas erholen konnte, für das, was noch vor ihnen lag. Die Spanierin hielt sich tapfer, wie Dheran mit Stolz feststellte. Er wandte sich zu der Ärztin: „Bitte überwachen Sie, zusammen mit Miss Filiz, die Maschinenkontrollen.“ Er zwinkerte ihr schnell zu bevor er hinzufügte: „Warten Sie auf mein Zeichen, bevor Sie übernehmen.“ Das war gefährlich klar formuliert gewesen. Sie hatten sich vorher, da sie nicht wussten unter welchen Umständen das Einflugmanöver erfolgen würde, nicht absprechen können, und so mussten sie nun improvisieren, was das Ausschalten der drei Talarianer betraf. Zum Glück verstand die Ärztin, warum er ausgerechnet sie und die Andorianerin in den Rücken der beiden Talarianer beorderte. Sie bestätigte knapp, auch wenn sie nicht gerade begeistert von der Idee war, dass ausgerechnet Sie einen der beiden Wächter übernehmen sollte, sobald der Captain das Zeichen dazu gab. Wo war Lieutenant Farok, wenn man ihn wirklich mal brauchte...? Dheran hatte sich inzwischen an Lieutenant Rania Singh-Badt gewandt. Da sie bisher nicht hatte informiert werden können, blickte sie den Andorianer immer noch an, wie den letzten Schwerverbrecher. „Lieutenant, Sie werden die Nebenkontrollen des Maschinenleitstandes überwachen“, wies er sie an, und legte einen Ausdruck in seinen Blick, der sie dazu veranlasste, nicht zu widersprechen. Ausgerechnet diesen Pechvogel wollte er nicht im Weg stehen haben, wenn es Zeit wurde zu handeln. Von daher war sie an der seitlichen Backbordkonsole gut aufgehoben, überlegte Dheran. Zusammen mit den drei Talarianern stand der Andorianer an der Taktischen Station, und warf einen Blick zu Torenan Cidar, der sich sichtlich zu entspannen schien, als er realisierte, dass Dheran keinen seiner Offiziere an den taktischen Kontrollen postiert hatte. Der letzte Rest von Argwohn schien in diesem Moment von ihm abzufallen. Auch die Wachen hatten ihre Waffen gesenkt und hielten sie nun nachlässig in den Händen. „Wenn Sie so freundlich wären, uns nun das betreffende Dock zu zuweisen.“ Torenan Cidar nickte wohlwollend, und gab den Kursvektor vor, den Pasqualina Mancharella, wenn auch mit dünner Stimme, an Ivarsson und Charall weitergab. Sie hielt sich prächtig, wie Dheran zufrieden feststellte. Aus dem Maschinenraum meldete Tearash Corin, dass die Dilitiummatrix der beiden Warpkerne ausgerichtet und kalibriert war. Die ICICLE ging auf Kurs – so wie es momentan für Dheran aussah, ein allerletztes Mal. Während des Manövers erkannte er auf dem Hauptschirm ein Frachtschiff, betazoidischer Bauart, dass sich von der Station entfernte. Der Andorianer hoffte inständig, dass es sich dabei um Harun Maloris Schiff handelte. Als kurze Zeit später auf dem Hauptbildschirm das betreffende Dock deutlich erkennbar war, drehte sich Tar´Kyren Dheran in Richtung des talarianischen Admirals, und sowohl Tal´Inuray Filiz, als auch die Bordärztin spannten sich an, wobei die Griechin einen hastigen Blick auf den Bordchronographen warf. Es war genau 12:01 Uhr, am 16.10. 2381, als sich die Ereignisse überschlugen...   * * *   Der talarianische Admiral blickte Tar´Kyren Dheran fragend an, als dieser sich ihm zu wandte. Noch bevor er etwas sagen konnte, handelte der Andorianer. Blitzschnell und beinahe ohne erkennbaren Ansatz schnellte die rechte Faust des Andorianers vor und traf den Talarianer hart auf dem rechten Auge. Der talarianische Admiral strauchelte, und fiel nach hinten über zu Boden, wo er benommen liegen blieb. Zeitgleich stürzten sich die andorianische MACO und Victoria Leandros auf ihre Opfer. Während Tal´Inuray Filiz ihren Wächter mit dem Kopf auf die Taktische Konsole schlug, hatte die Ärztin den anderen Talarianer fest im Schwitzkasten und schnürte ihm langsam aber sicher die Luft ab. Tal´Inuray Filiz versetzte ihrem Gegner einen weiteren Schlag, mit der Handkante, der ihn betäubte. Inzwischen rappelte sich der Admiral hinter ihr wieder auf, und machte Anstalten sich auf Dheran zu stürzen. Tar´Kyren Dheran, der mittlerweile die Waffe des Talarianers, den die MACO eben zu Boden geschickt hatte, an sich genommen hatte, legte auf den Admiral an, der in der Bewegung verharrte, und den Andorianer mit hasserfülltem Blick an funkelte. Das letzte was er sah, war die furchtbare Entschlossenheit in den blau-violetten Augen des Andorianers. Dheran feuerte die Waffe ab. Ein greller Energiestrahl fuhr Torenan Cidar durch die Brust und tötete ihn auf der Stelle. „Du Verbrecher wirst niemals wieder eine Frau foltern“, sagte der Andorianer kalt. Mittlerweile hatte auch die Ärztin ihren Gegner überwunden, entwaffnet, und mit seiner Waffe, die ihm entfallen war, niedergeschlagen. Während Rania Singh-Badt, beinahe wie paralysiert die Ereignisse verfolgte, erklärte Dheran: „Wir betäuben die Wachen und bringen die drei in eine der unteren Rettungskapseln. Bevor wir von Bord fliehen, werden wir die betreffende Kapsel abschießen. Miss Singh-Badt, ich habe jetzt keine Zeit für Erklärungen, nur so viel: Wir befinden uns auf eine Geheimmission, die vom Admiral geplant wurde. Ich konnte Sie alle aber nicht einweihen, damit Sie, selbst unter der schlimmsten Folter, nichts verraten.“ Er ignorierte den noch immer ungläubigen Blick der Inderin und fuhr sie erbost an: „Stehen Sie nicht herum, helfen sie gefälligst der Ärztin und Miss Filiz dabei, die Talarianer von der Brücke zu schaffen!“ Auch für Charall kam das alles etwas plötzlich, und erst als ihr Ivarsson aufmunternd zu nickte, war sie bereit, die Worte des Captains zu glauben. „Captain, ich...“ Dheran blickte in das schuldbewusste Gesicht der Inderin und meinte unwillig: „Nicht jetzt, Lieutenant, die Zeit drängt.“ Er wollte sich wieder der Taktischen Konsole zu wenden, als Rania Singh-Badt drängend erklärte: „Ich habe ein Unterprogramm aus dem System eliminiert, als wir auf der Flucht vor der RAG waren.“ Der Andorianer fuhr herum, als wäre hinter ihm eine Granate eingeschlagen. „Sagen Sie das nochmal!“ Rania Singh-Badt wünschte sich ein Loch um darin zu versinken, denn langsam dämmerte ihr, dass sie den erwähnten Plan nachhaltig torpediert hatte. „Als ich auf der Flucht die Konfiguration der hinteren Torpedorampen überprüft hatte, da fiel mir auf, dass es ein Unterprogramm zum Fernzünden der Torpedos gibt, welches nachträglich eingefügt worden war. Sir, ich dachte doch... Ich wusste doch nicht, dass...“ „Sie haben das Programm komplett gelöscht?“, fragte der Andorianer heiser und blickte die Inderin an, als würde er sich jeden Moment auf sie stürzen. „Aye, Captain“, brachte die Inderin kleinlaut hervor. Der Andorianer verspürte für einen Moment das unbändige Verlangen, zum ersten Mal in seinem Leben, eine Frau zu verprügeln. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt und zischte die Inderin wütend an: „Schnappen Sie sich den Toten und schaffen Sie ihn in die Rettungskapsel, oder ich schicke sie gleich hinterher.“ Die junge Inderin machte sich errötend daran, den Befehl des Captains auszuführen, während dieser sich eilig zur Taktischen Konsole begab und einen Systemcheck vornahm. Zumindest das Programm zur Fernsteuerung der Jäger war noch vorhanden. Die Gedanken des Andorianers jagten sich. „Wie sieht unser Plan-B aus, Captain?“, fragte die Spanierin mit schwacher Stimme. „Ich denke mir gerade einen aus“, versetzte der Andorianer grübelnd. Nach wenigen Augenblicken hatte er eine Entscheidung getroffen und sagte mit fester Stimme zu Lieutenant Ivarsson: „Mister Ivarsson, steuern sie zunächst das Schiff weiter auf das Dock zu. Kurz vor dem Einflug, wenn das Schiff ausgerichtet ist, werden Sie, auf mein Kommando, das Schiff beschleunigen, nachdem wir die Jäger des Schiffes gestartet haben, und diese ferngesteuert auf die vier kleineren Basen zu halten. Gleichzeitig werden wir aus allen sechs hinteren Torpedorampen auf die Station feuern. Sobald die Station knapp außer Reichweite unserer Torpedos ist, werden wir eine scharfe Wende fliegen, und die Station frontal angreifen.“ Er wandte sich zu Charall. „Sobald die Wende erfolgt ist machen Sie die Pulsphaser bereit und feuern ebenfalls, sobald wir innerhalb der Reichweite sind.“ Beide Offiziere bestätigten. Tar´Kyren Dheran nahm neben Pasqualina Mancharella Platz und blickte sie besorgt an, wobei er seine rechte Hand vertraulich auf ihren Unterarm legte. Die Spanierin lächelte gequält. „Und das nennst du einen Plan-B?“ „Ich weiß, dass es sich eher nach einem Plan-F anhört“, gab der Andorianer leise zu, wobei er darüber hinweg ging, dass Pasqualina ihn eben geduzt hatte. „Aber unsere Optionen sind momentan etwas begrenzt. Kunanga hat, zusammen mit McMahan unsere Jäger soweit vorbereitet, dass sie die kleineren Werftstationen selbsttätig angreifen, und sich danach in Kamikaze-Manier auf die Stationen stürzen, wenn sie ihre Torpedos verschossen haben.“ Die Spanierin nickte schwach, und Dheran nahm seine Hand von ihrem Arm. Dann erhob er sich widerstrebend und schritt zu den beiden Offizieren an NAV und CON. „Das wird ein harter Ritt werden, aber wir haben hier die einmalige Gelegenheit, den Feind empfindlich zu treffen, und ihm klar zu machen, dass er auch in seinem eigenen Territorium nicht unverwundbar ist. Und unseren eigenen Leuten zeigen wir, wie so etwas gemacht wird.“ „Aye, Captain“, antworteten beide Offiziere entschlossen. Selbst der Bolianerin war nun anzumerken, dass sie wieder voll hinter Dheran stand. Im nächsten Moment öffnete sich das Schott des linken Turbolifts, und nach einander betraten Filiz, Leandros und die junge Inderin wieder die Brücke. Dheran, der seinen Zorn auf Rania Singh-Badt mittlerweile wieder weitgehend eingedämmt hatte, machte sie mit dem neuen Plan vertraut. Dann schärfte er ihr ein: „Vergessen Sie Ihren Fauxpas, Lieutenant. Ich brauche Sie jetzt mit all Ihrem Können für diesen Einsatz. Dabei können Sie einiges von dem, was Sie versiebt haben, wieder gutmachen. Und wehe, Sie enttäuschen mich, dann werden Sie mich einmal richtig wütend erleben.“ „Ich werde mein Bestes geben, Captain.“ Dherans Antennen spreizten sich: „Nun, dann sind wir uns ja einig.“ Victoria Leandros, die einen medizinischen Tricorder mitgebracht hatte, kümmerte sich indessen um Pasqualina Mancharella und sagte besorgt. „Die Giftbehandlung durch Torenan Cidar hat dem Metabolismus des XO ernsthaft geschadet. Der Commander muss dringend auf die Krankenstation, aber selbst dort kann ich ihr nur einen Aufschub verschaffen. Wenn wir STRATEGICAL STARBASE 71 nicht innerhalb von wenigen Tagen erreichen, dann kann ich für nichts garantieren, Sir.“ Der Andorianer presste die Lippen zusammen. „Nehmen Sie Commander Mancharella mit, Doktor.“ Dann wandte er sich zu Lieutenant-Commander Filiz. „Miss Filiz, Sie werden für den XO einspringen. Vorübergehend sind Sie der Erste Offizier des Schiffes.“ Die Andorianerin nickte ernst und schritt zu ihm hinunter. „Aye, Captain.“ Tar´Kyren Dheran wusste, dass die Andorianerin die Prüfungen zur Kommandobefähigung abgelegt hatte, als sie vor zwei Jahren zum Lieutenant-Commander befördert worden war. Sie hatte also durchaus das Zeug dazu, den Posten des XO auszufüllen. Letztlich würde ihr in der momentanen Lage auch gar nichts anderes übrig bleiben. Dheran stand einen halben Schritt vor seinem Sessel und konzentrierte sich wieder auf den Einsatz. Sentimentalitäten konnte er sich im Moment nicht erlauben, deshalb verdrängte er seine Sorge um Pasqualina. „Blick achtern, Mister Ivarsson.“ Der Norweger bestätigte, und Dheran blickte über die Schulter zu Rania Singh-Badt. „Sind Sie bereit, unsere Jäger zum Einsatz zu bringen, Lieutenant?“ „Bereit, Captain!“ Dheran blickte zum Hauptschirm, auf dem das Raumdock näher und näher kam. Als Ivarsson begann, das Schiff merklich zu verzögern, sagte der Andorianer in die Stille des Runds: „Front-Hangartore öffnen, und die Startsequenz der Skorpion-Jäger initiieren.“ „Hangars werden geöffnet, Sir“, bestätigte die Inderin knapp. Gleich darauf fügte sie hinzu: „Unsere Jäger verlassen den Hangar.“ Dherans nächstes Kommando erfolgte umgehend: „Rettungskapsel mit den Talarianern abschießen, Lieutenant. Feuer frei für die hinteren Torpedorampen.“ Gleichzeitig wandte sich Tal´Inuray Filiz an Ivarsson: „Beschleunigen, Mister Ivarsson. Ein Viertel Impuls voraus.“ Während die ICICLE einen Satz nach vorne machte, verwandelte sie sich in ein tödliches Instrument, das Zerstörung über die talarianische Station brachte. Jedem an Bord des leichten Trägers war klar, dass nun auch dem letzten Talarianer dämmerte, was hier vor sich ging. Zweifellos würden die Stationskommandanten nun sämtliche talarianischen Kriegsschiffe, die sich in der Nähe aufhielten, alarmieren. Grellweiße Quantentorpedos jagten in Sekundenabständen aus den sechs hinteren Torpedo-Launchern und schlugen, mit verheerender Wirkung, in der Werftstation ein. Explosion auf Explosion erfolgte hinter dem Schiff. Kurze Zeit später meldete Rania Singh-Badt knapp: „Schiff ist außer Schussweite!“ Noch bevor Dheran einen entsprechenden Befehl erteilen musste, wendete der blonde Pilot die ICICLE hart und startete einen direkten Anflug auf die Station. Gleichzeitig aktivierte Charall den taktischen Bereich ihrer Konsole. Beides wurde von Tar´Kyren Dheran zufrieden registriert. Diese Crew funktionierte hervorragend, und das würde er später vor dem Admiral nicht verschweigen. Wenn es ein Später für sie gab... Als die Station wieder in Reichweite kam, ließ Rania Singh-Badt ihre schlanken Finger über die Sensortasten ihrer Konsole huschen. Erneut jagten Wellen von Quantentorpedos auf die Station zu. Noch bevor sie dort einschlugen, blähte sich am rechten Rand des Hauptbildschirms ein grellweißer Feuerball auf, gefolgt von einem zweiten, und Dheran schlug mit der geballten, rechten Hand auf die Sessellehne. „Wir haben zwei!“ „Zwei weitere verheerende Explosionen hinter der Planetenoberfläche“, meldete die junge Inderin triumphierend. Dheran und Filiz sahen sich begeistert an. „Der CAG wird zwar nicht jubeln, aber sein Jagdgeschwader hat sich bewährt.“ Dann blickte er wieder angespannt auf den Hauptschirm, auf dem die gewaltige Werftstation gerade hinter grellen Explosionen Verschwand. Immer näher kam die Station, und als die Entfernung 30.000 Kilometer unterschritt feuerte Charall zusätzlich die schweren Pulsphaser des Schiffes ab. Grell gelbe Phaserimpulse jagten, aus dem zusätzlichen Waffenmodul und von den Spitzen der Warpgondeln auf die Station zu. Im nächsten Moment jagte das Schiff der AKIRA-KLASSE dicht über die Werftstation hinweg, und Lieutenant Singh-Badt feuerte erneut aus den hinteren Torpedorampen auf die gewaltige Station. „Folgeexplosionen auf der gesamten Station!“, meldete die Junge Inderin erregt, und Lou-Thorben Ivarsson beschleunigte die ICICLE mit Maximalwerten. „Auf Warp gehen, Mister Ivarsson!“, befahl Dheran ruhig, und noch während hinter dem Schiff die Station in kleine Stücke zerrissen wurde, verschwand die ICICLE in einer grellen Lichterscheinung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)