Star Trek - Icicle - 05 von ulimann644 (Die Kriegslist des Admirals) ================================================================================ Kapitel 1: Flucht von STRATEGICAL STARBASE 71 --------------------------------------------- Persönliches Logbuch Commander Pasqualina Mancharella Sternenzeit: 58711,7   Was wir vorhaben ist purer Wahnsinn! Vor zwei Stunden hat der neue Tag begonnen, der Tag, an dem ich vermutlich meine Sternenflottenkarriere unwiderruflich selbst beende. Zugunsten eines andorianischen Mannes, den ich gerade mal ein halbes Jahr kenne: Captain Tar´Kyren Dheran. Vor drei Tagen wurde Tar´Kyren Dheran, unter mysteriösen Umständen, in Admiral Taruns Büro verhaftet. Allem Anschein nach, hat er versucht, den Admiral, mit einem altertümlichen Revolver, zu erschießen. Doch das halte ich für ein Missverständnis, dass der Admiral geschickt für seine Zwecke ausnutzen will. Hätte der Captain ihn wirklich umbringen wollen, dann würde der Trill mittlerweile nicht mehr leben, dessen bin ich mir sicher. Und nun drohte ihm eine Anklage wegen versuchten Mordes und Meuterei, was die Todesstrafe für ihn bedeuten würde. Ist dieser Andorianer das alles wert, was ich bereit bin aufzugeben? Die Antwort darauf habe ich mir selbst vor wenigen Minuten gegeben. Ja, das ist er – das, und noch viel mehr, denn ich habe mich, mit jeder Faser meiner Existenz in diesen charismatischen andorianischen Mann verliebt. Aber rechtfertigt das wirklich unser Vorhaben? Immerhin ist das was wir vorhaben nicht weniger, als Hochverrat, Verschwörung, schwerer Diebstahl und Desertieren. Wir, das sind neben meiner eigenen Person: Commander Kunanga, Lieutenant-Commander Filiz, Lieutenant-Commander McMahan, Lieutenant-Commander Leandros, Lieutenant Senior-Grade Ivarsson, und die beiden Ensigns Tearash Corin und Charall. Wir alle haben uns dazu entschieden unsere Karriere zu opfern, um unseren Captain und einen talarianischen Strafgefangenen, aus dem Inhaftierungsbereich von STRATEGICAL STARBASE 71 zu befreien, und die U.S.S. ICICLE zu stehlen, um tief in den talarianischen Raum einzudringen. Neben unserem primären Vorhaben, den Captain vor der drohenden Todesstrafe zu retten, wollen wir sekundär versuchen, die Talarianer davon zu überzeugen, die Allianz, gegen welche die Föderation momentan einen blutigen Krieg führt, zu verlassen. Der Vorschlag Letzteres zu versuchen stammt übrigens von Captain Dheran. Allem Anschein nach versucht der Admiral genau das zu verhindern, um möglicherweise die anstehenden Wahlen zum Chiefadmiral zu beeinflussen. Sollte Torias Tarun möglicherweise doch größere Ambitionen haben, als wir alle dachten? Sollte dies so sein, dann werden wir ihm, mit unserer Aktion, einen ziemlich dicken Strich durch die Rechnung machen. Was meine Familie von mir denken wird, daran versuche ich momentan nicht zu denken. Möglicherweise werde ich sie für sehr lange Zeit nicht wiedersehen, und ich spüre dass sich mein Magen zusammenzieht, bei diesem Gedanken. Wir Alle werden möglicherweise zeitlebens nicht mehr in den Föderationsraum zurück kehren können, und diese Tatsache legt sich drückend auf unsere Stimmung. Ein wenig beneide ich Tearash Corin, Namoro Kunanga und Chief McMahan, die bereits unterwegs sind, um unsere spätere Flucht sicherzustellen. Auch für uns Andere wird es bald Zeit aufzubrechen. Dann wird die Zeit des Nerven zermürbenden Wartens endlich vorbei sein, und wir werden uns ganz auf unser Vorhaben konzentrieren müssen...   * * *   Vor wenigen Sekunden hatte Ensign Tearash Corin, der tellaritische Ensign, der zum Technischen Team des Chiefs gehörte, Commander Namoro Kunanga und Lieutenant-Commander Rick McMahan von Bord der ICICLE gebeamt. Der CAG und der Chief führten den ersten Streich in dieser höchst illegalen Operation. Erst wenn beide das verabredete Codesignal sendeten, und damit zu verstehen gaben, dass der erste Teil des Unternehmens funktioniert hatte, würde der zweite Teil, die eigentliche Befreiungsaktion für Captain Dheran und den gefangenen Talarianer starten. Pasqualina warf einen Blick zu Corin und musterte danach die übrigen Begleiter. So etwas wie Stolz keimte in ihr auf, als sie sich bewusst wurde, dass die hier im Transporterraum Versammelten, trotz ihrer verschiedenen Herkünfte und Rassenzugehörigkeiten, eine verschworene Gemeinschaft bildeten, die eins gemeinsam hatte: Unverbrüchliche Kameradschaft und Treue. Sie selbst war ein Teil davon. Und auch wenn sie alle gerade dabei waren, ihre Sternenflottenkarriere gründlich zu ruinieren, wusste sie, tief in ihrem Inneren, dass sie diesen Moment nie würde missen wollen. Sie war der festen Überzeugung, dass sie das Richtige taten. Auch wenn das bedeutete, sich gegen die Gesetze der Föderation zu stellen. Wieder einmal wurde ihr dabei bewusst, dass Gesetzgebung nicht dasselbe wie Recht war – und hier lag das grundsätzliche Dilemma, wenn geltendes Recht nicht gleichzeitig auch gerecht war. Das eigene moralische Rechtsempfinden kollidierte mit dem, was zu tun man geschworen hatte, und heraus kamen dann Situationen, wie die, in der sie und ihre Mitverschwörer nun steckten. Pasqualina Mancharella wollte keinesfalls die Tatsachen beschönigen, aber wenn die Dinge so lagen, wie es offensichtlich der Fall war, dann war ihr Handeln legitim. Wo Unrecht zu Recht wird – wird Widerstand zur Pflicht. Die Spanierin erinnerte sich an diesen alten Leitspruch längst verstorbener Revolutionäre, den ihr Vater sie in jungen Jahren einmal gelehrt hatte. Er hatte ihr auch erklärt, warum diese Einstellung sowohl wichtig, als auch richtig war. Sie ballte ihre Fäuste. Die Würfel waren gefallen und es gab kein Zurück mehr. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass der erste Teil Ihres Rettungseinsatzes für Tar´Kyren Dheran glückte...   * * *   Namoro Kunanga und Rick McMahan rematerialisierten in einem engen Zwischendeck der Station STRATEGICAL STARBASE 71. Beide Männer hatten ihre Visiere noch nicht geschlossen, und Rick McMahan, dem etwas Staub in die Nase geriet, nieste schallend. Namoro Kunanga blickte ihn missbilligend an. „Machen Sie so weiter, Chief, dann ist bald die gesamte Station alarmiert.“ „Eine allergische Reaktion“, verteidigte sich der Hüne und fuhr mit dem Zeigefinger über einen hüfthohen Träger, auf dem eine sichtbare Spur zurückblieb. „Hier müsste mal sauber gemacht werden. Eine Seite der Station, die der normale Tourist nie zu sehen bekommt.“ „Lassen wir das, und machen weiter“, schlug Kunanga grinsend vor. Er aktivierte den Camouflage-Modus seines Kampfanzuges und begab sich zum Zugang der Jeffries-Röhre, über die sie zur Hangarleitstelle, dieser Hangarscheibe zu kommen gedachten. Kunanga öffnete ihn und stieg zuerst in die beengende, schwach beleuchtete Röhre. McMahan folgte ihm dicht auf und schloss den Zugang. Hinter einander krochen Sie, auf allen Vieren, durch die Röhre, bis sie den nächsten Verteilerknoten erreichte, von dem aus drei weitere Röhren in horizontaler Ebene fortführten. Gleichzeitig ging es von hier aus vertikal, sowohl nach oben, als auch nach unten weiter. Kunanga bedeutete Rick McMahan von der Schaltkonsole zurück zu treten und öffnete dann den oberen Zugang. Wieder kletterte er als Erster die Sprossen hinauf, was in den MACO-Kampfanzügen nicht gerade ein Vergnügen war. Aufmerksam las Kunanga die Bezeichnungen der nächsten Ebene um sicherzugehen, dass es auch die Richtige war. Auf der nächsthöheren Ebene orientierte er sich kurz und wartete bis der Chief bei ihm war, bevor er auf die linke Jeffries-Röhre deutete und meinte: „Dort entlang. An ihrem Ende werden wir direkt beim Hauptkontrollraum für Andocksektion-7 herauskommen.“ Der Kanadier nickte und ließ aus dem Waffenpuffer einen Handphaser materialisieren. Diese Kampfanzug-Prototypen, die vom MACO-Alphateam der ICICLE seit einigen Monaten getestet wurden, gefielen ihm. Kunanga folgte seinem Beispiel. Die Visiere ließen sie jedoch geöffnet, damit sie sich weiterhin unterhalten konnten. Sie wagten nicht den Helmfunk zu benutzen, um nicht eventuell vorzeitig angepeilt zu werden. Im Betäubungsmodus würden die Phaser keinen Alarm auslösen – nicht auf dieser Ebene der Station, ein Vorteil, dass die Hangarleitstände nicht zu den kritischen Bereichen gezählt wurden. Nach dieser Aktion wird sich das möglicherweise ändern, überlegte Kunanga als er den Zugang zum Kontrollraum erreichte. Er wartete, bis sich der Chief der ICICLE dicht hinter ihm befand, bevor er, so leise wie möglich die Zugangsluke öffnete. Sie hatten Glück – die beiden Dienst habenden Hangarleitoffiziere saßen mit dem Rücken zur Luke und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen. Irgendein seltsamer Lärm erfüllte den Raum, und erst nach einem langen Moment konnte der CAG sich entsinnen, woran diese seltsamen Geräusche ihn erinnerten: An bolianische Musik. Etwas ähnliches hatte Ensign Charall ihm einmal näher bringen wollen. Schnell verließ Kunanga die Röhre und ging hinter einer Nebenkonsole in Deckung. Als McMahan neben ihm erschien, fragte der Afrikaner flüsternd: „Haben Sie schon einmal so grausige Musik gehört?“ „Nicht mehr, seit der Dudelsack meines Großvaters die Treppe hinunter fiel“, raunte der Kanadier ebenso leise zurück und grinste breit. Er spähte kurz um die Ecke und zog sich dann wieder zurück. „Hier könnte eine Elefantenherde einmarschieren, und diese beiden Vögel würden es nicht bemerken.“ „Gut für uns.“ Kunanga und McMahan erhoben sich lautlos. Der Commander machte dem Chief mit Handzeichen deutlich, dass er selbst den Bajoraner rechts übernehmen würde, und der Kanadier den Bolianer links übernehmen sollte. Dann legten sie an, zielten sorgfältig und feuerten ihre Phaser ab. Die beiden Hangarleitoffiziere sackten in ihren Sitzen zusammen. „Das hätten wir“, meinte McMahan zufrieden und begab sich zur Kontrollkonsole. Auf der ICICLE wartete Charall darauf, dass einer von ihnen beiden, höchst offiziell, über Hangarleit-Frequenz, Kontakt mit dem Schiff aufnahm und das Codewort durch gab. Das war am sichersten, und würde nicht weiter auffallen. Kunanga, der sich neben dem Zugangsschott aufbaute und es verriegelte, blickte kurz zu McMahan, als er Charall das Codewort: Aufbrecher mitteilte. Dem Plan zufolge würde Charall nun Commander Mancharella informieren, dass ihr Plan bis hierher funktioniert hatte. Teil Zwei des gewagten Unternehmens würde vermutlich in diesem Moment starten, und McMahan und er konnten nun nichts weiter tun, als abzuwarten, um im richtigen Moment das Schott für die ICICLE zu öffnen, um dem Schiff die Flucht zu ermöglichen.   * * *   Als Ensign Charall das verabredete Codewort erreichte, handelte sie umgehend. In Transporterraum-1 nahm Pasqualina Mancharella ihre Meldung entgegen und gab dann Tearash Corin, der hinter den Transporterkontrollen stand, den Befehl, sie und ihr Team auf die Station zu beamen. „Halten Sie den Standort, an den Sie uns beamen, erfasst, Mister Corin“, wies sie den Tellariten an bevor sie entmaterialisierte und zusammen mit Tal´Inuray Filiz, Victoria Leandros und Lou-Thorben Ivarsson in einem schwach beleuchteten Lagerraum wiederverstofflichte. Sie blickte sich kampfbereit um, doch alles blieb ruhig. Hinter ihr blickte Doktor Leandros zu Ivarsson und fragte verschmitzt: „Wie fühlen Sie sich als Hahn im Korb?“ „Verspüren Sie den Drang, ein Ei legen zu müssen?“, kam seine Gegenfrage. Die andorianische MACO blickte die beiden an, als würde sie an ihrem Verstand zweifeln und flüsterte Commander Mancharella zu: „Die Zugangsluke befindet sich weiter links, neben der Wandkonsole für die Inventurkontrolle. Die Spanierin erkannte sie und gab ihren Begleitern ein Zeichen, ihr zu folgen. Sie öffnete die Luke und kletterte in die Jeffries-Röhre. Tal´Inuray Filiz bildete hinter Ivarsson den Abschluss. Während sie durch die Röhre krochen nahm sich die Andorianerin vor, später mit Ivarsson darüber zu sprechen, was die Ärztin mit ihrer Bemerkung gemeint hatte. In dem Verteilerknoten mussten sie sich eng an einander drängen, als Commander Mancharella das Zugangsschott zum nach unten führenden Vertikalschacht öffnete. Wieder machte die Spanierin den Anfang und kletterte behände die Sprossen hinunter. Die Ärztin folgte mit genügendem Abstand, bevor sich Ivarsson anschloss. Wieder machte die Andorianerin den Schluss. Unangefochten erreichten sie den Verteilerknoten, drei Decks tiefer und Pasqualina Mancharella wandte sich zu dem Norweger. „Ihr großer Auftritt, Mister Ivarsson. Wenn Sie die Sicherheitssperre der Zugangsluke zur Inhaftierungsebene nicht korrekt umgehen, dann stecken wir in der Tinte, das ist Ihnen hoffentlich klar.“ Ivarsson grinste jungenhaft und meinte: „Kleine Fische, Commander. Sollte es dennoch schief gehen, gebe ich einen aus.“ Damit verschwand er in der Jeffries-Röhre. „Na, der hat ein sonniges Gemüt“, knurrte die Ärztin, während sie beobachtete, wie Tal´Inuray Filiz ihren Handphaser materialisieren ließ, und dem Steuermann der ICICLE dicht auf folgte. Diesmal machte sie den Abschluss und verriegelte die Luke hinter sich. Während sie schließlich vor der Luke warteten und der Norweger die Seitenverkleidung vor der Luke abmontierte, schien sich die Zeit zu dehnen. Obwohl Ivarsson zügig arbeitete kam es der Ärztin so vor, als würden sie bereits eine halbe Ewigkeit in dieser Röhre stecken, bis er endlich die Luke öffnete und hinaus spähte. Unglücklicherweise war der anwesende Wachhabende gerade im Begriff, sich in seine Richtung zu wenden, als er hinaus schlich. Ivarsson ging zwar sofort flach zu Boden, doch der Offizier bemerkte die Bewegung und zog seinen Phaser. In der Röhre hatte die Andorianerin bemerkt, das etwas nicht ganz so war, wie es sein sollte, und sie handelte schnell, wie sie es gewohnt war. Mit der Linken die Luke aufstoßend, erkannte sie mit größter Geschwindigkeit die Situation, visierte den Wachhabenden an und feuerte. Schnell sprang sie aus der Röhre und sah sich um. Niemand war zu sehen. „Nachziehen!“, zischte sie ihren Begleitern zu und rannte zur Kontrollkonsole, um zu überprüfen, ob der am Boden liegende Sicherheitsoffizier möglicherweise Alarm gegeben hatte. Sie hatten Glück. Der Betäubte hatte instinktiv gehandelt, anstatt zuerst die Bereitschaft zu alarmieren. Ein Fehler, der gerade jungen, unerfahrenen Sicherheitsleuten passierte. Ivarsson erhob sich und begab sich eilig zu der Andorianerin, während Commander Mancharella und Doktor Leandros rechts und links des Schotts Aufstellung nahmen und ebenfalls ihre Handphaser anforderten. Man wusste nicht, ob das Wachpersonal mittlerweile eventuell um eine weitere Wache aufgestockt worden war. Vielleicht patrouillierte im Gang, der zu den Zellen führte, eine weitere Person. „Achtung! Ich öffne das Schott!“, sagte die Andorianerin. Im nächsten Moment glitten die beiden Schotthälften zischend zur Seite und der XO und die Ärztin zielten mit ihren Phasern in den Gang. Doch Niemand war anwesend und so entspannten sich beide Frauen sehr schnell wieder. „Sie bleiben hier!“, wies Pasqualina Mancharella die Ärztin an und rannte den Gang hinunter. Beide Gefangenen waren noch wach. Dheran hatte den Talarianer am Mittag darauf hingewiesen, was er und seine Offiziere vor hatten, und so hatten beide am Nachmittag einige Stunden geschlafen. Die Spanierin blickte kurz zu dem Talarianer hinüber, der sich an der Zellenwand bereit hielt, und wandte sich dem Captain zu. „Wir holen Sie und den Talarianer jetzt heraus, Tal´Inuray und Ivarsson knacken gerade den Sicherheitscode der Zellen. Danach müssen wir hier heraus, und zwar im Eiltempo.“ Sie blickte über die Schulter und meinte zu dem Talarianer. „Damit meine ich, wir rennen so schnell wie möglich hier heraus – sobald sich die Energiefelder abschalten weiß die OPS nämlich Bescheid.“ „Ich habe verstanden!“, erwiderte der Talarianer brummend. „Bekomme ich eine Waffe, sobald wir draußen sind?“ „Das Einzige, was Sie von mir bekommen werden, wenn wir draußen sind, ist ein Schlag vor den Hals, wenn Sie noch mehr solcher dummen Fragen stellen“, drohte ihm die Spanierin an und wandte sich wieder Dheran zu. „Ich hoffe nur, dass wir das Richtige tun.“ „Für Bedenken ist es zu spät, Commander. Jetzt heißt die Parole: Vorwärts.“ „Teufel auch!“ Vom Eingang zum Gang kam der Ruf von Viktoria Leandros: „Bereithalten! Ivarsson schaltet gleich die Kraftfelder aus! Drei – Zwei – Eins – JETZT!“ Beide Kraftfelder flammten kurz auf und erloschen. Gleichzeitig schossen der Talarianer und der Andorianer aus ihrer Zelle und rannten, wenige Meter hinter Pasqualina Mancharella, so schnell sie konnten, durch den Gang. Im Kontrollraum hatte Ivarsson die Ärztin und Filiz bereits wieder zur Jeffries-Röhre geschickt. Er selbst wartete darauf, dass eine Rückfrage der OPS einlaufen würde – und zweifellos würde man eine männliche Stimme erwarten, die Meldung machte. Gleichzeitig mit dem Anruf aus von der OPS hetzte Commander Mancharella in den Kontrollraum, dicht gefolgt von Dheran und dem Talarianer. Keine Sekunde zu früh, denn kaum waren sie aus dem Gang heraus, als die Sicherheitsprotokolle Ivarssons Barrieren umgangen hatten und ein Kraftfeld vor dem geöffneten Schott aufbauten. Während der Talarianer bereits in der Röhre verschwunden war und Dheran ihm folgte, hörte die Spanierin, wie Ivarsson den Stellvertreter Tolarons hinhielt und ihm versuchte weiszumachen, dass man es mit einem Computerfehler zu tun hatte – in Wirklichkeit aber alles in Ordnung sei. Als sie selbst dem Andorianer folgte hörte sie den Norweger sagen: „Einen Moment bitte, Sir, ich habe das Problem gleich behoben...“ Damit verriegelte er des Eingangsschott, verließ seinen Platz und rannte zur Zugangsluke. Nachdem er sie hinter sich geschlossen hatte zerschlug er kurzerhand die Zugangsschaltung, mit dem Phasergriff. Bereits im nächsten Moment wurde er ein Stück in die Röhre geschleudert, als sich auch vor der Zugangsluke ein Kraftfeld aufbaute. Für einen Moment blieb der Blonde benommen liegen, bevor er sich ächzend aufrappelte und den Kameraden folgte. Dabei versuchte er sich vorzustellen, wie lange es dauern würde, bis man auf der OPS misstrauisch genug geworden war, um Alarm auf der gesamten Station zu geben. Sie hatten gerade eben den Lagerraum erreicht, und Pasqualina hatte bereits Kontakt mit Corin aufgenommen, als der Alarm durch die Station zu dröhnen begann. Sie gewannen dieses Wettrennen, wenn auch denkbar knapp. Kaum waren sie entmaterialisiert, als für sämtlichen Ebenen, rund um die Inhaftierungsebene der Verschlusszustand befohlen wurde. Alle Schotts und Luken wurden vom Stationscomputer verriegelt und zusätzlich durch Kraftfelder gesichert. Zusätzlich wurden Transporterscrambler aktiviert, die ein Fortbeamen unmöglich machen sollten. Niemandem würde fortan das Verlassen dieser Ebene gelingen. Dass die Aktion bereits erfolgreich abgeschlossen war, wusste man auf der OPS zu diesem Zeitpunkt noch nicht.   * * *   Tearash Corin war erleichtert, als er endlich das Signal von Commander Mancharella erhielt, sie zurück an Bord zu holen. Noch während des Transports bemerkte er die typischen Randerscheinungen jener Interferenzen, die von aktivierten Transporterscramblern verursacht wurden. Nur mit Mühe gelang es dem Tellariten die Muster der Zurückkehrenden stabil zu halten und sie im Transportraum zu materialisieren. „Das war knapp!“, rief er den Ankömmlingen entgegen. „Fast hätte ich Ihre Muster verloren. Vermutlich gab es bereits Alarm auf der Station!“ „Gute Arbeit, Mister Corin!“, erwiderte Commander Mancharella. „Jetzt auf ihre Station – zeigen Sie uns, ob der Chief zurecht so große Stücke auf Sie hält.“ „Aye, Sie werden schon sehen, wozu ich in der Lage bin!“ Damit verschwand er aus dem Transporterraum. Die anderen folgten ihm, bogen jedoch an der nächsten Gangkreuzung nach rechts ab, zu Turbolift-1. Auf der Brücke, wies Dheran den Talarianer an, sich auf den Platz des Counselors zu begeben. Doktor Leandros übernahm auf Geheiß von Mancharella die Wissenschaftliche Station, und Tal´Inuray Filiz die OPS, während die Spanierin selbst die Taktik übernahm. Ivarsson nahm seinen gewohnten Platz neben Charall ein, die bereits alle Systeme hochgefahren hatte, und erleichtert war, nicht länger allein auf der Brücke ausharren zu müssen. Dheran, der vor seinem Sessel stand, blickte über die Schulter zu Pasqualina, nickte ihr aufmunternd zu. „Signal an Kunanga und den Chief: Sie sollen das Außenschott öffnen.“ Dann wandte sich an Charall: „Ensign, die Andockklammern lösen.“ Während die Bolianerin bestätigte, wandte sich Dheran bereits dem Steuermann zu: „Mister Ivarsson sobald das Schiff frei ist, werden...“ „Andockklammern sind blockiert!“, meldete Charall mit vibrierender Stimme. „Ich habe die Schaltung bereits wiederholt, keine Reaktion.“ Dheran fuhr herum zu Tal´Inuray Filiz, die fieberhaft die Schiffssysteme analysierte und ihn dann mit leicht ungläubigem Gesichtsausdruck ansah. „Jemand hat die Andockklammern blockiert und auf manuelle Kontrolle geschaltet. Wir müssen die Klammern direkt an den Katamaranen entriegeln!“ „Verdammt!“, entfuhr es Pasqualina Mancharella. „Die Panzerpforten der Hangarsektion öffnen sich bereits, man weiß also in der OPS Bescheid, dass jemand an den Kontrollen sitzt, der dort nichts zu suchen hat. Computer: Wer befindet sich außer den Anwesenden auf der Brücke und im Maschinenraum noch an Bord?“ „Lieutenant Rania Singh-Badt befindet sich auf Deck-8, linker Katamaran.“ Dheran verbiss sich einen Fluch und befahl: „Filiz, Sie werden sich mit unserer Ärztin zum rechten Katamaran begeben und ihn entriegeln. Sollten Sie auf Lieutenant Singh-Badt treffen, dann machen Sie diesen Unglücksmenschen vorübergehend unschädlich. Commander, Sie kommen mit mir – Charall, Ivarsson: Sie bleiben mit unserem Gast hier. Informieren Sie Kunanga und McMahan, dass sie die Stellung etwas länger halten müssen, als geplant!“ Während Filiz und Leandros Turbolift-2 betraten und die Brücke verließen, fuhren Dheran und Mancharella mit Turbolift-1 zu Deck-8 hinunter. Pasqualina reichte dem Andorianer ihren Phaser und ließ für sich das Pulsphasergewehr materialisieren. Dabei knurrte sie: „Dieser Unglücksrabe entwickelt sich langsam zu einem wirklichen Ärgernis!“ Dheran lachte grimmig: „Dir passt nicht, dass sie mir ein paar mal zufällig in die Arme fiel, oder?“ Der Blick der Spanierin sprach Bände. „Einmal ist Zufall – zweimal großer Zufall. Aber bei drei Vorkommnissen dieser Art kann man schon auf merkwürdige Gedanken kommen, findest du nicht?“ „Selbst wenn du Recht hättest, sie wäre nicht mein Typ.“ „Das ist auch dein Glück!“ Die Spanierin ignorierte den amüsierten Gesichtsausdruck des Andorianers und kontrollierte die Einstellung ihrer Waffe. Dheran blickte sie wieder ernst an und meinte launig: „Einstellen auf Betäuben!“ Die Spanierin blickte ihn mit gespielter Entrüstung an. „Also wirklich...“ Der Lift hielt an und beide konzentrierten sich. Sie nahmen zu beiden Seiten des Schotts Aufstellung. Als es sich öffnete, spähte der Andorianer, mit angeschlagener Waffe hinaus in den Gang. Niemand war zu sehen. Trotzdem blieb der Andorianer vorsichtig und gab Pasqualina ein Handzeichen, ihm zu folgen. Die Spanierin hatte ihren Tricorder zur Hand genommen und scannte die Umgebung. Nach einem Moment deutete sie zum Gang, der zu den Kontrollen des rechten Andockklammer führte. Vor dem Schott zum Kontrollraum deutete Dheran zu einer Zugangsluke, die sich links des Schotts befand. „Du umgehst den Kontrollraum und dringst von der anderen Seite ein“, flüsterte er ihr zu. „Wenn du die Luke zum Kontrollraum erreicht hast, dann klickst du zweimal auf den Kommunikator.“ Die Spanierin nickte knapp, überlegte kurz, und reichte ihm dann ihr Gewehr, während sie ihm gleichzeitig den Phaser aus der Hand nahm. Diese Waffe würde sie in den Jeffries-Röhren weniger behindern. Dheran nickte ihr zu und beobachtete, wie sie in der Röhre verschwand. Die Zeit schien sich endlos in die Länge zu ziehen, bis sein Kommunikator zweimal schwach zirpte. Er öffnete das Schott und stürmte, mit angeschlagenem Phasergewehr, in den Kontrollraum. Rania Singh-Badt, die soeben dabei war, die Kontrollkonsole zu öffnen, um auch die manuelle Schaltung zu unterbinden, blickte den Captain halb überrascht, halb feindselig an und erhob sich langsam. Dabei verbarg sie den Handphaser in ihrer Linken, hinter der Konsole, während sie entschlossen sagte: „Ich werde dieses Schiff nicht starten lassen, Captain. Was Sie, und die Crew vorhaben, ist Hochverrat.“ „Gehen Sie von der Konsole weg, dann muss ich nicht auf Sie schießen, Lieutenant. Ob es Ihnen nun gefällt oder nicht, das Schiff wird starten.“ Der Andorianer hob seine Waffe leicht an, und kam auf sie zu. Mit einer schnellen Bewegung trat die junge Inderin zur Seite, und zielte mit ihrem Phaser auf den Captain, doch noch bevor sie abdrücken konnte, wurde ihr Unterarm von jemandem gepackt, der sie zu sich herum zog. Sie erkannte nur noch ein paar funkelnde, dunkle Augen, bevor etwas in ihrem Gesicht zu explodieren schien, und ihr Bewusstsein löschte. Rückwärts wurde die Inderin gegen Dheran geworfen, der sie im linken Arm auffing. Etwas ratlos blickte der Andorianer in das wütende Gesicht der Spanierin und meinte: „Diesmal ist es deine Schuld, nicht ihre.“ Er ließ sie vorsichtig zu Boden gleiten und half Pasqualina dabei die Kontrolle über die Andockklammer wieder auf die Brücke zu schalten. Danach drückte er ihr sein Gewehr in die Hand und hob sich die immer noch bewusstlose Inderin auf die Schulter. „Ich wusste gar nicht, dass du so einen eiserne Rechte hast. Beeile dich bitte, die Inderin wird bald wieder zu sich kommen.“ „Dann kann ich ihr ja gleich noch eine verpassen.“ Dherans Antennen spreizten sich und neugierig hakte er nach: „Irre ich mich, oder nutzt du die Situation gerade aus?“ Gegen ihren Willen musste die Spanierin grinsen. „Vergiss es. Sperren wir sie in die Brig?“ „Nein, ich möchte sie nicht allein dort unten lassen. Wer weiß, was dieser Pechvogel dort anstellt. Außerdem haben wir niemanden über, der dort auf sie aufpassen kann, und ihr Verpflegung bringt. Nein, wir sperren sie in deinen Bereitschaftsraum ein, nachdem du deine persönlichen Sachen in meinen gebracht hast.“ „Ganz wie du meinst.“ Sie machten sich auf den Rückweg. Kurz vor Erreichen der Brücke nahm Tal´Inuray Filiz Kontakt zu ihm auf, und meldete, dass sie und Doktor Leandros ebenfalls die Sabotage der Inderin rückgängig gemacht hatten. Dheran aktivierte seinen Kommunikator und erwiderte: „Gut gemacht, Lieutenant-Commander Filiz. Doktor Leandros soll bitte einen Abstecher zur Krankenstation machen und ein Hypospray mit einem Sedativum mitbringen. Sie trifft mich dann im Bereitschaftsraum des Commanders.“ Die Andorianerin zog die richtigen Schlüsse aus seiner Anweisung und meinte: „Sie wollen also den Lieutenant für eine Weile außer Gefecht setzen.“ „Richtig, wir können uns nicht auch noch um Lieutenant Singh-Badt kümmern. Und Sie wissen, wozu dieser Pechvogel fähig ist. Dheran, Ende.“ „Aye, Sir!“ Dheran blickte zu der Spanierin. „Beeilen wir uns besser, ich fürchte Kunanga und der Chief werden uns die Tür nicht lange aufhalten können.“ Dann gab er Ivarsson Bescheid, dass die ICICLE startbereit war.   * * *   Der CAG und der Chefingenieur der ICICLE fluchten um die Wette. Vor wenigen Augenblicken hatte Sub-Commander Tolaron persönlich einen Audio-Kanal zu ihrem Leitstand geöffnet und die bedingungslose Kapitulation verlangt. McMahan hatte versucht den Romulaner hinzuhalten, doch bereits nach wenigen Sätzen einsehen müssen, dass sich der Chef der Sicherheit auf STRATEGICAL STARBASE 71 auf keinerlei Verhandlungen einlassen würde. Er wiederholte lediglich seine Forderung. Bereits eine Minute, nachdem sie keine Anstalten gemacht hatten auf die Forderungen des Romulaners einzugehen, hatten die beiden Offiziere der ICICLE festgestellt, dass die Lebenserhaltung für ihren Bereich abgeschaltet worden war. Ohne ihre Anzüge hätten die beiden Männer bereits aufgeben müssen. Sie schlossen ihre Helme und aktivierten ihre Helmfunkgeräte. „Dieser grünblütige Mistkerl würde uns glatt ersticken lassen!“, tobte der Chief und schüttelte seine Faust in die Richtung, in der er die OPS der Station vermutete. Kunanga hatte ganz andere Sorgen, als er auf die Displays seiner Geräte blickte. „Jemand versucht von Draußen, die Sicherheitssperren des Schotts zu umgehen. Noch kann ich verhindern, dass jemand das Schott öffnet, aber bestimmt nicht mehr sehr lange. Suchen Sie sich besser eine gute Deckung, Chief und machen Sie ihren Phaser, und einige Betäubungsgranaten klar.“ McMahan blickte für einen kurzen Moment unschlüssig zu Kunanga, bevor er zum Schott rannte und sich dicht daneben an die Wand drückte. „Die werden ihr blaues Wunder erleben, wenn sie versuchen hier einzudringen.“ Kunanga warf einen Blick aus den Panzerfenstern und stellte fest, dass die ICICLE immer noch nicht abgelegt hatte. Er öffnete einen Kanal zum Schiff und bekam Verbindung zu Ensign Charall, die ihn davon unterrichtete, dass Jemand die Andockklammern sabotiert hatte, was den Dunkelhäutigen dazu veranlasste ein kurzes Stoßgebet zu sprechen. Dann erwiderte er mit deutlicher Unruhe in der Stimme: „Charall, wir können uns nicht mehr sehr lange halten, fürchte ich. Wenn das Schiff entkommen soll, dann beeilt euch besser!“ Als wären seine Worte prophetischer Natur gewesen, glitten die beiden Schotthälften ohne Vorwarnung zur Seite. Doch bevor jemand auf der anderen Seite dazu kam etwas zu unternehmen hatte Rick McMahan eine Betäubungsgranate nach draußen geworfen. Eine zweite folgte, und noch bevor beide detonieren konnten gelang es Kunanga den Öffnungsimpuls zu widerrufen und das Schott erneut zu schließen. McMahan erhöhte schnell den Output seines Phasers, visierte den Rahmen des Schotts an und feuerte auf einen Punkt zwischen Schott und Rahmen. Dabei rief er Kunanga zu: „Schnell! Helfen Sie mir! Wir verschweißen das Schott, das bringt uns sicherlich ein paar Minuten!“ Kunanga rannte zur anderen Seite des Schotts und folgte dem Beispiel des Kanadiers. Beide zogen eine Naht von fast einem halben Meter, an der sich das verflüssigte Material von Schott und Rahmen mit einander verband. Danach zogen sie sich vom Schott zurück und gingen hinter der Hauptkonsole in Deckung. „Die lassen sich wirklich Zeit!“, tobte McMahan und blickte beunruhigt zum Schott. Es konnte nicht lange dauern, bis es aufgesprengt werden würde, und dann würde ihre Lage sehr schnell unhaltbar werden. Zwei weitere Minuten später färbte sich ein etwa einen Quadratmeter großes Stück des Schotts in einem grellweißen Ton. Es war soweit – und die ICICLE war noch immer nicht gestartet. „Umsonst!“, hämmerte es hinter der Stirn von Kunanga. „Der Captain und die Anderen werden es nicht schaffen.“ Dennoch machte er sich, wie der Chief bereit, um die Herrschaft dieses Kontrollraumes bis zur letzten Sekunde zu kämpfen...   * * *   „Endlich!“, rief Ensign Charall erleichtert aus, als Dheran und Pasqualina Mancharella wieder auf der Brücke erschienen. Sie war gerade dabei, die Andockklammern zu lösen. „Kunanga kann die Stellung nicht mehr lange halten! Wir sollten längst weg sein!“ „Geht schon los“, warf Ivarsson von der CON ein. „Ich starte den Impulsantrieb.“ Der Talarianer, der sich bewundernswert ruhig verhalten hatte, beobachtete auch jetzt sehr aufmerksam, wie die beiden Offiziere der 5.Taktischen Flotte an der vorderen Doppelkonsole die notwendigen Schaltungen zum Start vornahmen. Ein dumpfes Summen war durch das gesamte Schiff zu hören, welches schnell zu einem hellen, leisen Hintergrundgeräusch wurde. Im nächsten Moment erschienen auch Filiz und der die Ärztin auf der Brücke. Mittlerweile hatte der Andorianer die bewusstlose Inderin in Commander Mancharellas Bereitschaftsraum gebracht, und kehrte nun zurück auf die Brücke. Commander Mancharella stand hinter der Taktik und erkundigte sich: „Ist das Schiff bereit zum Start, Mister Ivarsson?“ Der Norweger bestätigte: „Ja, Commander. Ich beschleunige das Schiff bereits.“ „Sehr gut! Steuern Sie das Schiff so schnell aus dem Hangarbereich, wie Sie es verantworten können, Ivarsson!“ Tar´Kyren Dheran blickte auf den Hauptschirm und kniff die Augen zusammen. Für einen Moment hatte er geglaubt sich zu irren, doch dann erkannte er, dass sich das Panzerschott der Hngarsektion langsam schloss. „Ivarsson, wenn Sie Bruch machen, dann wird es für Sie bestenfalls ein Kriegsgerichtsverfahren posthum geben, damit wir uns richtig verstehen“, drohte der Andorianer und setzte sich auf die Vorderkante seines Sessels. „Das ist doch mal wirklich eine Herausforderung!“, versetzte Ivarsson trocken. Das Schiff der AKIRA-KLASSE schoss rasend schnell auf den schnell enger werdenden Spalt zu, wobei es sich um seine Längsachse zu drehen begann. Pasqualina Mancharella spürte in diesem Moment, dass sie noch Nerven besaß. Ihre Hände krampften sich so fest um das Geländer der Taktischen Konsole, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Ivarsson!“, schrie sie, und sie glaubte ihr Herz würde aussetzen. Im nächsten Moment gab es ein metallisches Kreischen, und eine fürchterliche Erschütterung durchlief das Schiff. Instinktiv verkrampfte sich die Spanierin und wartete auf den finalen Schlag, der sie über die Konsole schleudern würde, doch er blieb aus. Ein Blick auf den Hauptschirm genügte um zu realisieren, dass die linke Warpgondel der ICICLE das Panzerschott nur gestreift hatte. Sie befanden sich im freien Raum. Die Stimme des Andorianers brachte sie endgültig in die Wirklichkeit zurück. „Volles Programm, Mister Ivarsson. Den Kurs hat Charall hoffentlich schon festgelegt.“ „Aye, Sir“, bestätigte Ivarsson. „Kurs liegt an. Gehe auf Maximum-Warp.“ Lieutenant-Commander Filiz gab ihre gezwungene Haltung an der OPS auf und ihre Antennen bewegten sich dabei unruhig in verschiedene Richtungen. Auch Victoria Leandros löste sich aus ihrer Starre und meinte wütend: „Dieses Manöver hat mich einige Jahre meines Lebens gekostet, Mister Ivarsson.“ Der Norweger schluckte lediglich, als könne er selbst nicht ganz fassen, was eben passiert war. Nachdem er das Schiff bis auf Warp 9,98 beschleunigt hatte, blickte er ein wenig unsicher zu Captain Dheran. Der Andorianer stand langsam auf und stellte sich an seine Seite. Ungewöhnlich ruhig sagte er: „Entweder Sie besitzen das beste Augenmaß in der gesamten Föderation, oder sie sind ein noch unverschämterer Glückspilz, als ich, Lieutenant. Wie auch immer, dieses Manöver wird Ihnen so schnell niemand nachmachen. Sie haben da mit einem ziemlichen Knall von der Station Abschied genommen, das wird der Admiral nicht so schnell vergessen.“ „Das fürchte ich auch“, bemerkte Ivarsson düster. „Captain, zehn Schiffe mit Föderationssignaturen folgen uns mit Warp 9,97!“, meldete Commander Mancharella von der Taktik. „Ich würde sagen, der Admiral hat die RAG in Marsch gesetzt. Noch sind wir geringfügig schneller, aber die Verfolger werden alles daran setzen, noch mehr aus ihren Schiffen herauszuholen.“ Dheran nickte ihr zu. „Verstanden, Commander.“ Er tippte seinen Kommunikator an und nahm Verbindung mit dem Tellariten im Maschinenraum auf, der zwischen den beiden Warpkernen des Schiffes, im hinteren Bereich der Primärhülle lag. „Ensign Corin, wir brauchen maximale Geschwindigkeit. Können wir die beiden Warpkerne überlasten?“ „Ja!“, rief Tearash Corin unnötig laut aus. „Aber dies ist nicht über einen längeren Zeitraum empfehlenswert!“ „Kommen Sie mir nicht wie Mister Farok, sondern gehen Sie einfach mit der Leistung so weit herauf, wie Sie es verantworten können, ohne dass die ICICLE auseinander fliegt!“, knurrte der Andorianer giftig zurück, und unterbrach die Verbindung. Pasqualina Mancharella blickte kurz von ihren Kontrollen auf und wechselte einen schnellen Blick mit Dheran. Dieser hob neugierig seine Augenbrauen und fragte: „Was wissen Sie über den Dienstplan bezüglich der Red-Alert-Group?“ Es war Tal´Inuray Filiz, die an Stelle des Commanders antwortete: „Ich habe den aktuellen Dienstplan aufgerufen, Sir. Diese Woche bilden folgende Schiffe die RAG: Die SIRIUS als Verbandsleitschiff. Dann noch: HORNET, CALYPSO, CASSINI, INVINCIBLE, ALBATROS, ARGONAUT, RANGER, DARK STAR und die VALIANT.“ „Danke, Lieutenant-Commander.“ Dheran machte ein nachdenkliches Gesicht. „Ariane Degenhardt kommandiert die HORNET, ein Schiff der AKIRA-KLASSE. Sie hat im Dominion-Krieg von sich reden gemacht. Diese Frau soll eine kompromisslose Kämpferin sein und wird vermutlich alles daransetzen uns zu stellen. Akira Jez-Son von der ARGONAUT ist ein ähnlicher Typ. Auch er kommandiert eine AKIRA und wird nicht locker lassen.“ „Dass O´Donnell den Verband führt, könnte ein Vorteil sein“, orakelte Pasqualina Mancharella. Als sie den fragenden Blick des Captains aufschnappte, erklärte sie: „Nun, Chris O´Donnell und ihre Schwester haben sich, als wir letztens im GRAVITRON waren, anscheinend sehr gut verstanden. Möglicherweise können wir daraus Kapital schlagen.“ „Warum erfahre ich das erst jetzt?“ Der Andorianer wirkte verärgert, was sich auch am nach Innen biegen seiner Antennen zeigte. Er wandte sich schließlich ab und starrte mürrisch auf den Hauptschirm. „Sir, möchten Sie die Zusammenstellung der Daten des RAG-Verbandes sehen?“ „Auf meinen Sesseldisplay.“ Der Captain studierte die angezeigten Daten: Captain Jez-Son und Captain Degenhardt kommandierten Schiffe der AKIRA-KLASSE. Weiter setzte sich der Verband aus einem Schiff der STEAMRUNNER-KLASSE, einem Schiff der NORWAY-KLASSE, zwei Schiffen der komplett überarbeiteten MIRANDA-KLASSE, einem Schiff der SOVEREIGN-KLASSE, einem Schiff der NEW ORLEANS-KLASSE, einem Schiff der INTREPID-KLASSE und einem Schiff der AMBASSADOR-KLASSE zusammen. Nicht der schnellste Verband, aber dafür sehr gut bewaffnet. Selbst die hervorragende Bewaffnung der ICICLE konnte es nicht gegen die, aller zehn Schiffe aufnehmen, ihnen blieb also nur ihre Geschwindigkeit auszunutzen. Genau in diesem Moment drang die Stimme des Steuermanns in seine Gedanken. „Captain, ich fürchte wir haben ein klitzekleines Problem!“ Wie zur Bestätigung dieser Worte begann das Schiff leicht zu vibrieren. Nach einigen Sekunden verstärkten sich die Vibrationen und der Norweger sagte mit unheilschwangerer Stimme: „Ich fürchte, die linke Warpgondel hat bei unserer überstürzten Flucht geringfügig Schaden genommen, Captain.“ „Was verstehen Sie unter geringfügig Lieutenant?“ Wir können das Tempo nicht halten, ohne dass uns die Gondel in spätestens fünfzehn Minuten abreißt.“ „Aha“, machte Dheran. „Welche Geschwindigkeit können wir halten, ohne dass Derartiges passiert?“ „Warp 9,65 Sir. Bestenfalls.“ Der Andorianer realisierte, was das bedeutete, so wie auch alle anderen an Bord der ICICLE. Er atmete tief durch, bevor er seine nächsten Kommandos gab: „Commander Mancharella: Schutzschilde auf Maximum, sobald die Schiffe in Feuerreichweite kommen. Hintere Quantentorpedos laden und die Phaser bereithalten.“ „Aye, Captain bestätigte die Spanierin tonlos und machte das Schiff bereit, auf die eigenen Leute zu feuern... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)