Unerwartet von Fabien (snarry) ================================================================================ Kapitel 19: Aufgewühlt ---------------------- Lange ist es her und viele Dinge sitzen mir im Nacken. Ich hoffe, die Story ist trotzdem noch nicht vergessen. Habt viel Spaß damit! LG Fabien ------------------------------------------ „Slytherins Medaillon!“, echote Ron und sah zu seiner Freundin, die seinen Blick kurz erwiderte. „Gilt das nicht als verschollen?“, hakte George nach, der gerade sein spärliches Wissen über das Schmuckstück zusammenkratzte. Snape nickte ihm bestätigend zu. „Es wurde Mitte der Zwanziger von der letzten Erbin Slytherins verkauft. Kurz darauf stahl es jemand und danach verliert sich die Spur.“ Harry fragte sich, woher Snape so etwas immer wusste... Vielleicht weil er selbst im Hause Slytherin gelandet war? Gehörte das zu den Dingen die man dort zwangläufig mitbekam? „Jetzt trägt es Dumbledore... Aber würde er so einen Fund wirklich einfach geheim halten?“, hinterfragte Fred. „Nicht ohne Grund, der scheint in dem Falle die Manipulation zu sein. Viel wichtiger ist jedoch die Frage, woher oder von wem er es bekommen hat. Dass Mr. Potter die Präsenz des dunklen Lords daran gespürt hat, ist schon mal ein Hinweis darauf, dass er dahinter steckt. Nur, wieso hat er so eine große Affinität dazu?“ „Vielleicht liegt es daran, dass er der letzte Erbe Slytherins ist?“, warf Harry nachdenklich ein. Diese Information überraschte den Tränkemeister. „Erläutern Sie.“ „Er hat es mir gesagt. Damals, in der Kammer des Schreckens.“ Harry hatte das Gefühl, dass Snape noch irgendetwas dazu sagen wollte, doch er verkniff es sich. „Das würde bedeuten, dass Voldemort wieder an sein Erbstück gelangt ist. Aber wie hat er es Dumbledore untergeschoben?“, fragte Ron. Hermine, die die ganze Zeit im Hintergrund über ungewöhnlich still geblieben war, durchzuckte ein plötzlicher Geistesblitz. Mit einem beinahe euphorischen: „Natürlich!“, schlug sie auf den Tisch, was die übrigen Anwesenden in ihrer Diskussion abrupt inne halten ließ. Doch ihre auffordernde Blicke ließen die Musterschülerin nicht dazu hinreißen, eine verbale Erklärung abzuliefern. Stattdessen zückte sie ihren Zauberstab und sprach: „Accio Tagesprophet vom 19. Mai.“ Besagter Tagesprophet klatschte wenige Momente später von außen gegen das Fenster und wurde von der jungen Gryffindor aus der Luft gefischt. Ihr Blick wanderte zielstrebig durch die Seiten, bis sie endlich die Stelle fand, die sie gesucht hatte. „Mir kam das Medaillon gleich so bekannt vor. Nicht von früher, aber ich wusste das ich es erst vor kurzem irgendwo mal gesehen hatte.“ „Mai ist ein halbes Jahr her!“, informierte Ron sie, um damit zu sagen, dass ein halbes Jahr sicher nicht mehr unter die Zeitspanne „vor kurzem“ fiel. Hermine ignorierte seinen Einwand geflissentlich. „Ich weiß wo es war, bevor es in Dumbledores Besitz kam“, erklärte sie und pinnte die Zeitung auf Snapes Schreibtisch, sodass sämtliche Köpfe sich neugierig darüber beugen konnten. Zu sehen war ein großformatiges Foto von der ehemaligen Inquisitorin, von dem Zeitpunkt als gerade verkündet worden war, dass sie die Stelle um den Posten „Verteidigung gegen die Dunklen Künste“ besetzen würde. Ein Außenstehender hätte ihr Lächeln vielleicht als zuversichtlich eingestuft, doch mittlerweile wussten die Meisten, dass dieses falsche Grinsen auf ihre Vorfreude auf die Umsetzung ihrer sadistischen Methoden Hogwarts neu zu formen, beruhte. Allerdings viel entscheidender als die Interpretation ihrer Gesichtsmimik, war der Gegenstand den sie um den Hals trug. Sehr offensichtlich prangte das Medaillon auf ihrem vermutlich wie immer pinken Pullover. „Wie kommt es, dass es keiner bemerkt hat?“ „Wurde es“, widersprach Hermine. „Lunas Vater hatte im „Klitterer“ ebenfalls einen Bericht darüber verfasst, der mir aber zu Beginn des neuen Jahres von Umbridge abgeknöpft wurde. Dort hatte man sie auf den Anhänger angesprochen, doch sie meinte, es wäre nur ein Duplikat. Nun, es ist eine Aussage, der jeder mehr Glauben schenken würde, als wenn sie behauptet hätte, es sei das Echte. Also hat niemand weiter nachgebohrt.“ „Aber seid Anfang des Schuljahres trägt sie es nicht mehr und sie war unausstehlich! Unter einem Fluch hat die sicher nie gestanden“, mutmaßte der jüngste männliche Weasley. „Nein, aber sie hat Dumbledore gelenkt. Wenn das Medaillon wirklich Voldemort gehört und ein Teil von ihm den Direktor schwächt, dann kann das eigentlich nur eins bedeuten.“ „Sie gehört zu Du-weißt-schon-wem“, schlussfolgerte Ron Hermines Gedanken. Harrys Blick huschte unauffällig aber besorgt zu dem Tränkemeister. Umbridge hatte Snape nicht getraut... Wenn sie wirklich in Voldemorts Reihen war, stand Snapes Position nicht gerade auf solidem Boden. „Wieso hast du eigentlich diese Ausgabe aufbewahrt?“, wollte das Schachgenie von seiner Freundin wissen. „Nur zur Sicherheit. Du-weißt-schon-wer ist zurück und alles was mit „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ zu tun hat, hatte auch irgendwie mit ihm zu tun“, erklärte das schlaue Mädchen. „Das ist unheimlich“, kommentierte ihr Freund. „Das ist grandios“, entfuhr es Snape. Beide Sätze fielen gleichzeitig. Erschrocken schaute Ron zu dem Tränkemeister auf, der ihn spottend und beinahe mitleidig ansah. „Nur ein Trottel erkennt den Ehrgeiz und die Prävention darin nicht“, schnappte er und griff sich die Zeitung um den Artikel genauer unter die Lupe zu nehmen. Hermine indes, war ein wenig ungläubig, dass Snape, dem das sicher nicht aufgefallen war, ihr ein Kompliment gemacht hatte und schaute irritiert zu Harry. Der grinste nur und hielt sich einen Finger an die Lippen als Zeichen dafür, dass sie diesen definitiv unikaten Moment nicht zerstören sollte, indem sie den Tränkemeister darauf aufmerksam machte und zwinkerte ihr zu. „Wie sind also die nächsten Schritte?“, griffen Fred und George den Faden wieder auf. „Wir müssen eine Situation erschaffen, indem wir Dumbledore das Medaillon abnehmen können“, sagte Severus. „Nochmal Chaos?“, schlug Fred vor. „Ich schätze er wird aus seinem Fehler, ohne Schutzschild durch die Gegen gelaufen zu sein, gelernt haben“, befürchtete Harry und Snape gab ihm Recht. „Ich schlage vor, wir treffen uns in zwei Wochen wieder hier und bis dahin traue ich Ihnen zu ein paar Ideen ausgearbeitet zu haben.“ So war das Treffen beendet und alle bis auf Snape verließen das Büro. Doch Harry blieb an der Tür stehen, schloss sie und drehte sich zu seinem Lehrer um, welcher dies mit Skepsis zur Kenntnis genommen hatte und das obligatorische Zucken der Augenbrauen gab dem Schüler das Zeichen, dass er sprechen sollte. „Sie haben mich Harry genannt“, begann er. „Daran würde ich mich erinnern“, sagte der Ältere abwehrend. Harry ließ das unkommentiert und schickte ihm stattdessen die Erinnerung von letzter Nacht und der junge Potter hätte schwören können, dass Snape in diesem Moment Zauber wie Okklumentik und Legillimens aufs Schärfste verfluchte. „Nein.“ Es war die Antwort auf die ungestellte Frage des Duzens, doch Harry hatte nicht vor seinen Lehrer einfach so vom Haken zu lassen. „Naja, ich habe Ihnen auch nicht das „Du“ angeboten, also entweder wir gehen auf unsere Vornamen über oder Sie entschuldigen sich“, reizte er den Tränkemeister. Der schnaubte beinahe amüsiert. „Sie sind ganz sicher ein Gryffindor?“ Der junge Potter grinste nur spitzbübisch. „Anderer Vorschlag. Ich habe Sie einmal beim Vornamen genannt, dieses eine Mal steht nun auch Ihnen zu.“ Warum Snape wohl so beharrlich auf das Siezen bestand? Harry fehlte für diese Diskussion jedoch die Energie. Er hatte schließlich eine Menge Magie verbraten um seinen Lehrer zu retten. „Okay“, sagte er stattdessen nur und drehte sich zum Ausgang. „Sie gehen? Sie nutzen die Chance nicht?“, fragte Snape unterschwellig überrascht. „Doch sicher. Später“, antwortete Harry und schenkte ihm ein diabolisches Grinsen. „Frohes neues Jahr“, fügte er noch hinzu und ließ den Tränkemeister hinter sich. Die neue Besetzung für das Fach Verteidigung war eine Lusche. Mr. Miller setzte den selben, öden, theoriebehafteten Unterricht von Umbridge fort, war ansonsten aber recht unauffällig. Er war so fade, dass er irgendwie selten wahrgenommen wurde. So kam es, dass Snapes Idee, dass Harry seine Freunde in Verteidigung unterrichtete, spruchreif wurde. Auch Seamus und Neville begeisterten sich für die Idee und konnten es kaum erwarten zu beginnen. Es gab allerdings noch eine entscheidende Hürde zu überwinden. Nämlich einen geeigneten Raum zu finden. Auch nach zwei Stunden Brainstorming am Abend in der Bibliothek, fiel ihnen nichts ein und sie einigten sich darauf, beim nächsten Hogsmeadwochenende Fred und George um Rat zu fragen. Harry sehnte sich jenes schon beinah von allem ablenkende Wochenende herbei, denn er hatte ein Problem. Snape wurde aus irgendeinem Grund unausstehlich. Es fing langsam an und steigerte sich die Woche über dramatisch. Der Gryffindor fühlte sich wieder wie in seinem ersten Jahr in Hogwarts. Der Tränkemeister wurde patzig, stellte die schwierigsten Fragen, damit er an ihm herummeckern konnte oder wurde ungeduldig wenn es um das Training nonverbaler Magie ging. Anfangs hatte sich Harry einfach ein dickes Fell übergezogen, aber Snapes Launen machten auch ihn dünnhäutig. Wieso war der Mann plötzlich so? Was war passiert? Am Montag hatten sie sich sogar richtig angeschrien und der Streit war so schlimm gewesen, dass sie beinahe aufeinander losgegangen wären. Es hatte banal angefangen. Eine falsch beantwortete Frage, ein persönlicher Kommentar und schon war die Büchse der Pandora geöffnet. „Was ist los mit Ihnen?! Hat Dumbledore Ihnen irgendetwas untergeschoben?“ „Mitnichten! Dafür reichen Sie allein schon aus! Sie sind unfähig wie ein Sack Reis!“ „Sie können mich mal!“ „Raus, Potter!“ Harry kehrte die Abende frustriert und den Tränen nahe zum Gryffindorturm zurück, trat gegen den Bettpfosten oder boxte ins Kissen hinein, doch Ron und Hermine erzählte er nichts. Das musste doch wieder besser werden! Es war so toll mit Snape, wenn sie miteinander auskamen und Harry hatte diese Freundschaft als ziemlich gefestigt empfunden. Doch dass ihr Verhältnis wieder so instabil war, tat ihm mehr weh, als er sich eingestehen wollte. Am nächsten Abend blieb die Tür zu Snape für Harry verschlossen. Er hatte mehrmals angeklopft doch nichts geschah. Der Schüler glaubte nicht, dass der düstere Mann unterwegs war und er hatte nicht vor zu gehen, denn er hatte gestern Nacht einen Entschluss gefasst. Egal wie schlimm Snape zurzeit drauf war, er war sein Freund. Er wusste das und der Lehrer auch. Freunde ließen sich einfach nicht im Stich und sowas sollte keine Hürde sein. Severus Launen hatten einen Grund, und Harry wollte ihn damit nicht alleine lassen. Und mag diese Logik auch naiv sein: Er war auch sein Mann. Die Tür hatte sich nach wie vor nicht ein Millimeter bewegt. Harry blickte jeweils nach links und nach rechts um sich zu vergewissern, dass niemand in der Nähe war. Dann schuf er ein Schild, dass alles in der näheren Umgebung schützte – bis auf die Tür. Und dann legte er los. „Bombarda!“ Der erste Zauber klopfte nur den Staub aus dem Holz. Danach feuerte er einen Bombarda Maxima hinterher. Das öfters hintereinander. Harry wurde nicht müde es immer wieder zu tun – die Tür schon. Nach einer halben Stunde sprang sie aus den Angeln und landete krachend in Snapes Wohnzimmer. Dieser stand indes nur minder überrascht vor dem Eingang und schaute unberührt auf die malträtierte Tür die zu seinen Füßen lag. „Glückwunsch Potter, Sie haben Jahrtausende alte Zauber außer Kraft gesetzt und mal wieder das Unmögliche geschafft.“ sagte er resigniert. Harry, der sich so in sein Vorhaben rein gesteigert hatte, tat es plötzlich Leid, was er da getan hatte. Vielleicht hatte Snape heute ja wirklich nur seine Ruhe gewollt, denn er wirkte nicht mehr so unbeherrscht wie in den letzten Tagen. Wortlos und in der optimistischen Hoffnung, dass das keine größeren Konsequenzen haben würde, hob er seinen Zauberstab und wollte die Tür wieder einsetzen als Snape seinen Zauberstab zückte und sie zur Seite wischte. Erschrocken hielt Harry inne. Bis jetzt war der Tränkemeister ruhig geblieben, aber ein Donnerwetter war eigentlich unausweichlich. „Sie stehen auf der falschen Seite“ sagte der Professor monoton. Der Gryffindor schenkte ihm einen irritierten Blick. „Bleiben Sie.“ forderte Snape und trat zur Seite. Zögerlich betrat der Schüler die Räume. Warum war Snape so ruhig? Würde der große Sturm noch kommen? Er folgte seinem Lehrer in die Küche. Es würde sich noch herausstellen, dass es tatsächlich an diesen Abend einen Sturm zu überstehen gab. Allerdings anders, als Harry es sich dachte. „Sir, ist alles in Ordnung?“ fragte er vorsichtig als er eine Weile unbehaglich in der Küche stand und der Tränkemeister ihm den Rücken zugewandt hatte, um Tee zuzubereiten. Eigentlich wusste Harry, dass ganz und gar nichts in Ordnung war. Snape stand wie eine Statue vor dem Teekessel und hatte, seit er die Teedosen dazugestellt hatte, nichts weiter in diese Richtung unternommen. Er wirkte angespannt, der Kopf war leicht gesenkt und seine Hände lagen ruhig aber zu Fäusten verkrampft auf der Arbeitsplatte. Ein gequälter Seufzer entfuhr dem sonst so beherrschten Mann. „Es tut mir leid, dass ich die letzten Tage so furchtbar zu Ihnen war.“ Obwohl sein Körper angespannt war, klang seine Stimme unglaublich müde. „Professor?“ Harry war langsam zu Snape hinüber gegangen. Als er ihn erreichte, konnte er einen Blick auf sein Profil erhaschen. Er hatte die Augen geschlossen und schien sehr mit sich zu ringen. Der Schüler fragte sich, wieso Snape wollte, dass er hier blieb, wo er doch so offensichtlich um seine Selbstkontrolle kämpfte. Selbstkontrolle war den Tränkemeister schließlich immer wichtig gewesen. Das ließ für Harry nur einen Schluss zu. Snape wollte jemanden da haben. Heute schien aus irgendeinem Grund ein Tag zu sein, an dem er die Einsamkeit nicht zu ertragen schien. Er brauchte nur die Erlaubnis sich gehen lassen zu dürfen. Da sein Lehrer immer noch nicht reagierte, griff Harry zu einem heiklen Mittel. Er legte behutsam seine Hand auf Snapes Unterarm. „Severus“ versuchte er es nun mit seinen Vornamen. Das bewirkte tatsächlich eine Reaktion. Snapes Augenlider öffneten sich schlagartig und wahrscheinlich aus Routine lag ein Hauch von Aufbegehren in seinem Blick. Nun aber lag ein anderer Ausdruck darin. Harry war sich nicht sicher, ob das Snape bewusst war aber in diesem Moment sah er einfach nur zerstört aus. Kaputt, leer und gebrochen. Es tat dem Schüler in der Seele weh seinen Lehrer so zu sehen. Vorsichtig drehte er Snape zu sich - der das widerstandslos zuließ -, lies seine Hände nach oben wandern und legte seine Arme um seinen Hals. Harrys Umarmung war fest. Es sollte dem Tränkemeister Halt geben. Snape reagierte darauf zögerlich, aber nach wenigen Sekunden spürte Harry seine Hände auf seinem Rücken. Nach wenigen Momenten schlang er seine Arme fester um den Körper des Gryffindors und ließ sich fallen. Ihm entfuhr ein abgehakter Schluchzer, doch Tränen flossen an diesem Abend keine. Harry wusste nach wie vor nicht was mit Severus los war. Auch ihn wühlte dieser Moment auf. Doch er blieb und versuchte seinem Freund eine Stütze zu sein. An diesem ungewöhnlichen Dienstag den 09.01.1996. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)