Unerwartet von Fabien (snarry) ================================================================================ Kapitel 15: Weihnachten ----------------------- Damit hättet ihr nicht gerechnet, oder? Aber ich wollte heute unbedingt das Kapitel noch schreiben, weils in der Geschichte nun mal auch gerade Weihnachten ist. Also viel Spaß damit : ) Und: Frohe Weihnachten! ------------------------ Weihnachten Es war der Morgen am 24. Dezember als Harry die Augen aufschlug und heftiges Schneetreiben am Fenster erkennen konnte. Sofort lächelte er. Auch wenn er so gut wie alleine Weihnachten verbringen würde, so umgab ihn der Zauber zu dieser Zeit auch in diesem Jahr. Gerade als er sich vom Fenster wegdrehte tauchte ein undeutlicher Schemen am Horizont auf. Harry kniff die Augen zusammen um es besser sehen zu können. Es schien näher zu kommen. Nach wenigen Sekunden konnte er 2 waagerechte Linien die sanft auf und ab schwangen ausmachen. Ein Vogel! Da er direkt auf ihn zuflog, öffnete Harry schnell das Fenster. Der kalte Wind stieß unzählige Schneeflocken in das Zimmer die wild durcheinander und umeinander tanzten. Die Augen des Gryffindors funkelten bei diesem Anblick. Das sah herrlich aus! Nur wenige Momente später flog auch eine weiße Eule elegant durch das Fenster und setzte sich auf eine freie Stuhllehne. Nach dem Landen schüttelte sie sich um die Federn zu richten und blickte dann mit einem von Glückseligkeit leuchtenden Blick zu seinem Empfänger. „Hedwig!“ begrüßte er seine Gefährtin und hielt ihr seinem Arm hin. Bereitwillig wechselte sie ihren Platz und schnäbelte vertrauensvoll an seiner Wange. „Du hast Spaß gehabt.“ stellte er fest. Das Tier gurrte zur Bestätigung. Dann fielen ihm die Päckchen auf, die der Vogel beim Landen auf das Bett geschmissen hatte. Vier an der Zahl. Und ein Brief. Die waren Bestimmt von Hermine und Ron! Beziehungsweise von den Weasleys. Der junge Potter setzte sich zu seinen Sendungen und fing an sie auszupacken. Das Erste wonach er griff, war von Hermine. Es war klein aber kompakt. Seine Vermutung bestätigte sich, als er ein in Leder gebundenes Buch hervorholte. Es enthielt Heilzauber, die zu seiner großen Überraschung auch Sprüche aufzählten, die haarscharf an schwarzer Magie vorbeischrabbten. Ob Hermine sich dessen Bewusste war? Mit Sicherheit. Wahrscheinlich hatte sie dieses Buch noch vor ihm gelesen. Rons Geschenk war einfallslos aber pragmatisch. Wie jedes Jahr bekam er von ihm ein Besenpflege-Set und Süßigkeiten. Dankbar war er trotzdem dafür. Das dritte Paket fühlte sich weich an und Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er wusste was da drin war. Und richtig, er holte einen selbstgestrickten Pullover von Molly hervor. Zu seiner Verwunderung bemerkte er, dass er jedoch nicht wie üblich seinen Anfangsbuchstaben auf der Brust trug. Stattdessen war das Kleidungsstück schlicht in einem dunklen Grün gehalten. Einfach, aber bisher die beste Idee von der Weasley-Mutter. Es folgte das letzte Paket. Hier hatte er keine Ahnung wer das sein könnte. Vorsichtig packte er es aus und hielt am Ende ein Buch über Notfall-Kräuter, die überall zu finden waren, in den Händen. Aus einem Impuls heraus öffnete er den Buchdeckel und fand darin eine Karte vorliegen. »Frohe Weihnachten Harry. Ich wusste nicht was du magst, deshalb habe ich dir einfach was Persönliches geschenkt. Neville« Erst nach dieser Nachricht erkannte der Gryffindor, dass das Buch schon paar Jahre auf dem Buckel haben musste. Einige Seiten hatten Eselsohren und der Einband hatte auch schon gelitten. Harry war gerührt von Nevills Geste. Und für seinen Heiler-Traum wäre das Buch sicher nur zuträglich. Nun war nur noch der Brief übrig. Der Umschlag war nicht beschriftet. Halt, das stimmt nicht ganz. Nach mehrmaligem Wenden, sah er Initialen in der unteren Ecke. S.S. Der Brief war von Professor Snape! Unbedacht öffnete er den Brief und sah sich plötzlich mit Katzenohren auf seinem Kopf konfrontiert. Ungläubig ertastete er die weichen Lauscher um sich zu vergewissern, dass er sich das nicht einbildete. Warum ist das passiert? Völlig perplex las er die Zeilen. »Sie waren wirklich so töricht und haben diesen Brief ohne ihn vorher zu untersuchen geöffnet. In diesem Falle finden Sie sich heute um 18 Uhr vor meinem Büro ein.« Der Brief musste 2 verschiedene Inhalte haben und je nachdem wie Harry sich verhalten hat, stand dort der entsprechende Text. Frustriert seufzte der Schüler auf. So was Blödes! Arbeiten an Weihnachten. Und dann fiel ihm etwas ein. Zwar nicht geplant, aber den Spaß würde er sich nicht nehmen lassen. Eilig schrieb er einen Zettel und schickte Hedwig nochmal los. Harry schlich sich wenige Stunden später - es war kurz vor 18 Uhr - durch die Gänge. Das Schloss war leer, eigentlich musste er nichts befürchten. Außer Dumbledore. Harry und sein Mentor waren zu dem Schluss gekommen, dass der Direktor, nun, da Umbridge ihn nicht mehr kontrolliert, umso gefährlicher für den Gryffindor sein könnte. Die Inquisitorin war weg, aber nicht der Gegenstand, der Dumbledore manipuliert. Albus könnte nun umso leichter seinem Wunsch, den Schüler aus dem Weg zu räumen, verfallen. Doch Harry blieb zum Glück unbehelligt. „Sie sehen niedlich aus, Potter.“ war der trockene, feixende, beinahe amüsierte und alles was sonst noch auf übermäßige selbstzufriedenheit schließende Kommentar Snapes als er die Tür geöffnet hatte. Harry warf ihm einen derart angepissten Blick zu, wie es keine Katze hätte besser hinkriegen können. Und in diesem Moment wünschte er sich, er hätte mehr von diesem Tier bekommen. Die Krallen zum Beispiel. Das Gebiss hätte es auch getan. „Ich hätte von Ihnen einen Schnabel oder eine Schlangenzunge erwartet. Aber Katzenohren?“ „Soweit hergeholt ist das gar nicht. Es ist immerhin Ihrem Haus entsprechend. Ich zeichne eine tölpelhaften Schüler sicher nicht mit einem Merkmal meines Hauses aus.“ sagte Snape und ließ Harry ein. Dummerweise passten sich diese verflixten Ohren seinem Gemütszustand an, welche nun seitlich abstanden. Snape gab sich wirklich alle Mühe ernst zu bleiben, doch seine Gesichtsmuskeln zucken verdächtig. Im Wohnzimmer angekommen musste Harry feststellen, das sich nichts an dessen Zustand verändert hatte. Keine Dekoration, keine Weihnachtskugeln, kein Baum. Empört schaute der Schüler den Professor an. Der ließ sich jedoch nicht zu einer Stellungnahme hinreißen. Das veranlasste den Schüler ein kleines Paket aus seinem Umhang zu ziehen und es dem dunklen Mann hinzuhalten. „Hier, Charles Dickens hat über Sie geschrieben.“ sagte der Gryffindor und drückte ihm ein provokant in Rot eingepacktes Päckchen mit goldener Schleife in die Hände. Beinahe angeekelt hielt der Hauslehrer der Slytherins es promt von sich. „Was ist das?“ „Ein Geschenk. Ich hätte es ja gerne unter den Baum gelegt, aber den scheinen Sie vergessen zu haben.“ „Alternativ kann ich den Kamin empfehlen.“ schlug Severus aalglatt vor. Als Harry ihn nur mit auffordernden Blick anstierte, riss er frostig und ohne mit der Wimper zu zucken das Papier mit einem Ruck auf. Der Inhalt entpuppte sich als ein Buch. „Eine Weihnachtsgeschichte?“ „Kennen Sie es?“ „Wie gesagt, ich mag kein Weihnachten.“ „Es ist ein Klassiker.“ „Ich mag Weihnachten immer noch nicht.“ „Wieso nicht?“ wollte Harry wissen. Doch Snape entbehrte sich einer Antwort. Wieder so ein Geheimnis, dass er nur mit Okklumentik aus ihm herausquetschen könnte. Wenn er besser als sein Mentor war. Irgendwann... in hundert Jahren. Harry seufzte. „Nicht mal Plätzchen? Ich könnte welche machen.“ Die Augenbraue. „Wo wollen Sie denn Plätzchen backen?“ spottete Severus. Harrys Augen huschten nur für den Bruchteil einer Sekunde an Snape vorbei. Der folgte dem Blick und erkannte als Zielort seine eigene Küche. „Träumen Sie weiter. Sie werden da drin mit Sicherheit keine Mehlbombe zünden!“ Ein frustriertes Schnauben entwich dem Gryffindor. „Sir, ich schwöre, dass ich jeden Ihrer Briefe drei Mal untersuche, aber können wir nicht wenigstens über Weihnachten eine Pause machen?“ jammerte Harry. Ja, der Unterricht war verdammt wichtig, aber der Junge brauchte dringend eine kleine Auszeit. „Ich hätte Sie so oder so für heute hierher bestellt. Der Trank ist fertig.“ ließ Snape ihn wissen. Überrascht schaute Harry auf und sein Herz fing schneller an zu schlagen. Der Trank für die Augenkorrektur! Den letzten Monat hatte das Gebräu geruht. Die letzte Zutat die sie zugegeben hatten, sollte einen Farbumschwung bringen, doch ist die Reaktionszeit ziemlich variabel. Mal dauert es nur eine Woche, aber es gab auch Berichte von einem halben Jahr. Was die unterschiedlichen Reaktionsdauer verursacht, hat bis jetzt noch niemand herausgefunden, aber in ihrem Fall hatten sie sich darauf geeinigt, dass Snape ihm Bescheid sagen würde, sollte es soweit sein. Und das ist heute. Ob Snape das geplant hatte? Der Tränkemeister schien wie üblich jeden Gedanken des Gryffindors lesen zu können, denn ohne die Frage gestellt zu haben antwortete er. „Nein, wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich so einen kitschigen Zeitpunkt bestimmt nicht gewählt. Ich ahnte wann in etwa der Trank fertig ist. Dass es nun ausgerechnet heute sein würde, wusste ich jedoch bis zum Schluss nicht.“ Während er gesprochen hatte, war er zu seiner Labortür gegangen, hatte sie geöffnet und ihm auffordernd zugenickt. Harry bemühte sich seine Aufregung nicht anmerken zu lassen. Sein Herz klopfte bis zum Hals und nahm ihm die Energie einen klaren Gedanken zu fassen. Er würde ohne Brille sehen können! Diese Vorstellung war irgendwie berauschend. Als sie den Kessel erreichten, beugte sich der Schüler neugierig darüber um die derzeitige Farbe und Konsistenz zu betrachten. Seine Katzenohren waren gerade aufgestellt und drehten sich ganz leicht um nichts zu verpassen. Von der Seite aus konnte er Snape husten hören, das arg nach einem getarnten Auflacher klang. Der Gryffindor wollte ihm einen missmutigen Blick zuwerfen als ihm ein schwarzes Tuch hingehalten wurde. „Hier, binden Sie es sich, nachdem Sie es getrunken haben, um.“ Diese Forderung quittierte Harry mit einem misstrauischen Blick und Snape setzte zur Erklärung an. „Ihr Augenlider müssen nach der Einnahme geschlossen sein und sollten so wenig Bewegung wie möglich fabrizieren. Halten Sie Ihre Augen nur gerade aus. Die Augenbinde hilft dabei.“ „Für wie lange?“ „Etwa 2 bis 3 Stunden. Dann sollte der Trank seine Wirkung getan haben.“ Harry bekam noch eine Kelle in die Hand gedrückt und dann ging es los. Er schöpfte ein wenig aus dem Gefäß ab und führte es an den Mund. Das Gebräu schmeckte widerlich. Süß und gleichzeitig schwefellastig. Er musste ein Würgen unterdrücken. Snape verkniff sich einen Kommentar. Der Geschmack war so penetrant, dass er glatt die Augenbinde im Anschluss vergaß, also übernahm Severus den Part. Harry spürte einen leichten und schmeichelnden Stoff der über seine Haut in Augenhöhe strich und dann war es dunkel. Der Tränkemeister stand direkt hinter ihm und er fühlte die Wärme die von ihm ausging. Der Professor knotete gerade die Enden zusammen, doch ihn so nah hinter sich zu spüren machte den jungen Potter ziemlich wuschig. Wieder so eine Reaktion, die er nicht richtig einordnen konnte. „Ich führe Sie.“ die tiefe vibrierende Stimme klang verdächtig nahe an seinem Katzenohr. Die Gänsehaut ignorierend, ließ er sich von Snape, dessen Hand mittlerweile auf seiner Schulter weilte, aus dem Labor leiten. Er bugsierte den Schüler in ein Sessel und setzte sich in den gegenüber. „Jetzt heißt es warten.“ Und Harry wartete. Er war immer noch ein wenig irritiert von den Gefühlen die er gerade verspürt hatte, saß in dem Sessel und rührte sich fast nicht. Mit der Zeit beruhigte er sich und nahm immer mehr Geräusche war. Der Kamin war an. Manchmal ein Flügelschlagen an den Fenstern. Ein sanftes Rieseln, dass er nicht identifizieren konnte. Sogar Snapes leises Atmen hörte er. Und das umblättern von Seiten! „Können Sie mir etwas vorlesen?“ war sein spontaner Einfall. Auch wenn Harry nichts sehen konnte, wusste er, dass ihn der Lehrer wohl ziemlich entgeistert anschauen musste. Und die Stimme gab ihm recht. „Ich soll was?“ Im selben Moment fand auch Harry, dass das eigentlich eine Schnapsidee war, die aus einem Wunsch herrührte, der ihm in der Vergangenheit verwehrt wurde. Mittlerweile war der Schüler wohl zu alt dafür, aber früher hatte er sich oft gewünscht vorgelesen zu bekommen. Er hatte es sich immer entspannt und heimelig vorgestellt. Der Schüler verzog das Gesicht. Er würde besser einen Rückzieher machen. Doch ehe er etwas sagen konnte, hörte er die tiefe und seidenweiche Stimme von dem Tränkeprofessor die ihm tatsächlich aus dem Buch vorlas, das er gerade aufgeschlagen hatte. Harry grinste, als er feststellte, dass es »Eine Weihnachtsgeschichte« war. Der Schüler lehnte sich zurück und entspannte sich merklich. Er entspannte sich so sehr, dass er im Sessel einschlief. Mit einem Lächeln auf den Lippen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)