Star Trek - Icicle - 01 von ulimann644 (Das Transwarp-Netz) ================================================================================ Kapitel 3: „To boldly go, where no man has gone before...“ ---------------------------------------------------------- Captain Dheran und Commander Mancharella waren vor einem Moment erst im Transwarp-Kanal des Portals verschwunden, als der Kanal seine Farbe ins Rötliche veränderte, kurz flackerte gleich darauf zusammenbrach. An Viária Al-Ghorms Gesicht konnten die Zurückgebliebenen unschwer erkennen, dass dieser Vorgang nicht vorhergesehen war. Die fünf Offiziere der ICICLE blickten sich bestürzt an und Imania Maray fragte die Cryllianerin drängend: „Was ist geschehen. Dieses Deaktivieren des Kanals war nicht vorgesehen, wenn mich mein Gefühl nicht trügt.“ Auch Viária wirkte besorgt, soweit man das ihrem Gesichtsausdruck entnehmen konnte. „Mir ist schleierhaft, wie das geschehen konnte“, gab sie zu. „Alles deutet darauf hin, dass der Kanal von der anderen Seite aus deaktiviert wurde, was eigentlich nicht sein kann. Unsere primitiven Nachfahren können unmöglich die Funktionsweise der Steuerung herausgefunden und manipuliert haben.“ „Das müssen wir aber nun leider mal annehmen!“ entfuhr es Ensign Corin giftig. „Gibt es von hier aus eine Möglichkeit, den Kanal wieder zu aktivieren?“ „Ja“, bestätigte die Cryllianerin. Aber die Neujustierung auf den Planeten wird eine Weile in Anspruch nehmen.“ „Dann schlage ich vor, dass sie diese Neujustierung so schnell es geht vornehmen werden, bevor unseren Leuten etwas geschieht“, warf die Bordärztin ein. Die Cryllianerin antwortete nicht, sondern ging zum rechten der beiden Portalbögen und legte ihre rechte Hand seitlich auf eine verborgene Sensorkontaktstelle, die lediglich durch ihre gelbliche Farbgebung auffiel. Ein bläuliches Hologramm erschien in Augenhöhe der Frau und verwirrende Buchstaben und Zahlenkolonnen erschienen und verschwanden wieder, in Sinn verwirrendem Wechsel. Dabei schien der Sensorkontakt auf Gedankenimpulse zu reagieren, denn auch jetzt sagte die Cryllianerin kein Wort, sondern blickte lediglich angestrengt auf das Holointerface. Die nächsten zwanzig Minuten vergingen in quälender Langsamkeit für die Offiziere der 5. Taktischen Flotte. Endlich drehte sich die Cryllianerin zu ihnen um und verkündete: „Der Kanal wird sich jeden Moment aufbauen. Dann können Sie ihren beiden Leuten folgen. Um das Portal auf dem Rückweg zu benutzen, müssen Sie lediglich ihre Hand auf die entsprechende Kontaktstelle legen, und an den Aufbau eine Verbindung denken.“ „Wurde auch Zeit“, murrte Lazar mit einem Fuß auf dem Boden scharrend. Wenige Augenblicke später baute sich der Transwarp-Kanal auf und stabilisierte sich. Victoria gab ihren Begleitern einen Wink und ohne zu zögern vertrauten auch sie sich nun dem Portal an, welches sie, nach Aussagen der Cryllianerin, über 450.000 Lichtjahre weit in eine andere Galaxis bringen sollte...   * * *   Zusammen mit Chief-Petty-Officer Scerrin stand Tal´Inuray Filiz vor der nach oben führenden Liftröhre. Missmutig blickte sie den Rigelianer an und meinte finster: „Sieht so aus, als hätten wir die Spur unserer Leute endgültig verloren.“ Sie sog hörbar die Luft ein... ...und stutzte plötzlich. Witternd hob sie den Kopf und Scerrin, der aufmerksam wurde, fragte neugierig: „Haben Sie etwas, Lieutenant-Commander?“ Erneut sog die Andorianerin die Luft ein. Für einen Moment bewegten sich ihre Antennen hin und her, bevor sie sich nach Außen spreizten. Dann blickte sie Scerrin an und fragte: „Riechen Sie das auch?“ Scerrin sog prüfend die Luft ein und fragte dann, mit wenig geistreichem Gesicht: „Was soll ich denn riechen?“ Nochmal atmete die Andorianerin tief durch die Nase ein und ein feines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Sie waren hier, Scerrin. Ganz sicher. Ich rieche diesen typisch moderigen Duft, der Ensign Corin immer umgibt. Besonders wenn er eins seiner geliebten Moorbäder genommen hat.“ Scerrin begann ein Stück in die Halle hinein zu gehen und schnupperte misstrauisch. „Ich glaube, Sie könnten Recht haben, aber der Geruch kann auch aus anderer Quelle stammen, Lieutenant-Commander.“ „Ich irre mich nicht“, beharrte Filiz und aktivierte ihren Kommunikator. „Filiz an ICICLE, bitte kommen.“ Es dauerte ein paar Sekunden, bis die markante Stimme des Chief aufklang: „McMahan an Außenteam: Was haben Sie herausfinden können, Miss Filiz?“ Chief, Sie waren hier, auch wenn sich jemand alle Mühe gegeben hat keine Beweise dafür zurück zu lassen. Aber an den moderigen Geruch von Ensign Corins Moorbadmischung hat dabei keiner gedacht. Ich rieche eindeutig diesen unverwechselbaren Duft.“ Ein Schnaufen war die Antwort. Dann fragte der Kanadier sarkastisch. „Wollen Sie mir damit zu verstehen geben, dass Sie in dieser Hinsicht ihrer Nase vertrauen? Das kann doch nicht ihr Ernst sein?“ Dass Sie, als Zusammenschrauber, nichts auf Instinkte geben, hatte ich mir fast gedacht, Chief. Aber ich bin mir ganz sicher: Unsere Leute waren hier.“ „Also schön“, seufzte der Chief entsagungsvoll. „Mal angenommen Sie haben Recht, Filiz. Wo sind unsere Leute dann geblieben und was sollen wir nun Ihrer Meinung nach unternehmen?“ Schicken Sie uns ein Wissenschaftsteam runter und einige ihrer Techniker. Die sollen die Halle auf den Kopf stellen, irgendeinen Hinweis auf den Verbleib unserer Leute muss es ja geben.“ McMahan antwortete nach einem Augenblick zustimmend: Also schön, Sie sollen Ihren Willen haben. Ich schicke ihnen Harling persönlich, dazu zwei seiner Leute und ebenfalls zwei von Meinen. Ich erwarte von Ihnen stündlich einen Lagebericht, Filiz. Halten Sie sich jedoch dazu bereit, ganz schnell an Bord zurück zu kommen. Zwar traten bislang keine weiteren Subraumanomalien auf, aber wir wissen nicht, ob das so bleibt. McMahan Ende.“ „Verstanden, Chief. Ende und Aus.“ Tal´Inuray Filiz wandte sich an Scerrin und sagte: Kommen Sie, wir kehren zurück nach oben und warten auf unsere Wissenschaftler und Techniker.“   * * *   Als Namoro Kunanga das Empfangsportal verließ, fand er die Portalhalle, bis auf ein weiteres der fantastischen Transwarp-Portale, leer vor. Gleich darauf erschienen, nacheinander seine Begleiter bei ihr. Gemeinsam blickten sie sich um, doch von Captain Dheran oder dem XO entdeckten sie keine Spur. Zuerst dachten sie, woanders gelandet zu sein, als der Captain und der Commander, bis der CAG die Umgebung scannte und nachdenklich sagte: „Ich messe schwache Restsignaturen von Phaserenergie an. Außerdem die von unbekannten Partikelwaffen. Hier fand vor kurzem ein Feuergefecht statt. Zudem stammen die Signaturen der Phaser eindeutig von Föderationswaffen; der Captain und der Commander waren zweifelsfrei hier.“ Längst hatten seine Begleiter die Handphaser angehoben und blickten sich kampfbereit um. Commander Kunanga wies in die Richtung, in der laut Tricorder das Schott liegen musste. Vorsichtig näherten sie sich, doch nichts Ungewöhnliches ereignete sich, als es sich öffnete und den dahinter liegenden Gang freigab, der wie alle Gänge dieser Stationen aussah, die sie bisher zu sehen bekommen hatten. „Was immer sich hier ereignet hatte, es muss unglaublich schnell gegangen sein“, vermutete Imania Maray. „Ich kann zwar einige Gedankenmuster auffangen, aber sie sind entfernt. Keines von ihnen ist näher, als 700 Meter.“ „Uns droht also keine unmittelbare Gefahr“, stellte Kunanga sachlich fest. „Offenbar hatten Dheran und der Commander weniger Glück, als wir. Imania, glauben Sie, dass Sie die Beiden aufspüren können, falls sie nahe genug an sie herankommen?“ „Könnte funktionieren, Commander. Allerdings wird es schwierig, falls sie bewusstlos sein sollten, dass vermindert sozusagen die Reichweite.“ „Also schön. Versuchen wir unser Glück. Der CAG wandte sich zu den Anderen. „Wir werden diesen Stützpunkt verlassen. Jetzt wird sich zeigen, ob wir bei den Trainingseinheiten mit Captain Dheran etwas gelernt haben.“ Sie fanden einen Gang vor, der denen in den anderen beiden Stützpunkten der Cryllianer glich und an dessen Ende sich zwei der schon bekannten Liftröhren anschlossen. Sie benutzten die nach oben gepolte Röhre und erreichten wenig später den Ausgang des Stützpunktes. Nach allen Seiten sichernd traten sie ins Freie und blickten sich um. Das Gebäude, aus dem sie heraustraten lag inmitten einer parkähnlichen Landschaft. Vereinzelt stehende Büsche und Bäume wiesen gelb-grüne fremdartig geformte Blätter auf. Der Rasen besaß annähernd dieselbe Färbung. Unbekannte Blumen, in allen Farben des Regenbogens, verströmten einen fast betäubenden Duft. Die orange-rote Sonne des Systems stand dicht über den Wipfeln der Bäume. Ob sie auf- oder aber unterging, ließ sich noch nicht sagen. Einen Moment lang ließen die fünf Offiziere den Eindruck der fremden Umgebung auf sich wirken, bevor sie Imania Maray, die nun die Marschrichtung vorgab, in Richtung einer breiten Baumfront folgten. Dort wurde der Baumbestand etwas dichter, jedoch konnte man das Terrain immer noch auf mehr als hundert Meter gut einsehen. Vorsichtig bewegten sich die Fünf zwischen den Bäumen weiter. Nach einer Weile meldete sich Imania über Funk. „Ich glaube, wir nähern uns einer größeren Ansiedlung, die Gedankenimpulse, die ich empfange, werden zahlreicher.“ „Dorthin werden die Fremden den Captain und den Commander vermutlich gebracht haben“, orakelte Victoria Leandros und warf einen Blick zum Himmel hinauf, an dem erste, unbekannte Sternenkonstellationen zu erkennen waren. „Das Glück ist mit uns, es scheint so, als würde es bald Nacht auf diesem Planeten.“ Sie gingen weiter, bis Lieutenant-Commander Maray, die sich am weitesten vorne befand plötzlich abtauchte. „Deckung!“ rief sie den Begleitern über Funk zu. „Vor uns liegt eine Stadt, keine fünfhundert Meter entfernt.“ Die Anderen folgten Maray´s Beispiel und Kunanga arbeitete sich bis zu der Betazoidin vor. Als er endlich neben Maray lag bot sich ihm ein phantastischer Anblick. Er sah auf eine gewaltige Stadt, die sich in einem, vor ihnen abfallenden, breiten Tal erstreckte. Der CAG schätzte die größte Ausdehnung der Stadt auf mindestens drei Kilometer. Das Auffallendste an dieser Stadt war zweifellos die Bauweise der Gebäude. Diese besaßen durchwegs die Form riesiger, hellblauer Pilze, wobei die Außenwände der Häuser sich vom „Stiel“ aus langsam immer stärker nach außen wölbten, bis sie im oberen Bereich mehr als den dreifachen Durchmesser besaßen. Die meisten dieser Gebäude waren nicht mehr, als zwanzig Meter hoch, obwohl einige von ihnen, hauptsächlich im Zentrum dieser merkwürdigen Stadt, auch bis auf eine Höhe von etwa fünfzig Meter aufragten.“ „Ich denke, wenn wir überhaupt Glück haben, dann in einem der großen Gebäude im Zentrum der Stadt“, vermutete Kunanga, nachdem er sich von dem fantastischen Eindruck der Stadt befreit hatte. „Ich muss schon sagen, diese Viária Al-Ghorm hat etwas seltsame Vorstellungen von Primitivität. Wir ziehen uns ein Stück in den Hochwald zurück und warten die Dunkelheit ab. Dann werden wir unser Glück versuchen.“ Er wandte sich an den Rest des Teams. „Und ich bitte mir aus, dass sich Keiner an übertriebenen Heldentaten versucht. Unseren beiden Kameraden ist nicht damit gedient, wenn auch wir in Gefangenschaft geraten. Falls wir beim ersten Versuch keinen Erfolg haben, werden wir uns zurückziehen um es später erneut zu versuchen, klar?“ Seine Begleiter bestätigten und langsam zogen sie sich zurück, um die Nacht auf diesem fremden Planeten abzuwarten. Dabei dachte Namoro Kunanga wieder an die Worte der Cryllianerin. Vielleicht hatte sie das Wort Primitiv in einem anderen Zusammenhang mit den Bewohnern dieser Stadt gemeint. Er fröstelte plötzlich bei diesem Gedanken... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)