Curse of the Nue von yezz (Byakuya x Renji) ================================================================================ Kapitel 15: Teaching a Dog New Tricks ------------------------------------- Der 3. Offizier hatte Renji den seltsamsten Blick des Morgens gegeben. Renji hatte die normalen Übungen übersprungen und dem 3. Sitz gesagt, dass alle an ihren Kidō-Fähigkeiten arbeiten sollten, während er seitlich an Übungsplatz stand und still wegen seinem Kater litt. Kurz vor der Mittagspause, als sie alleine im Hauptbüro waren, ergriff der Offizier ängstlich das Wort. "Tragen sie streng genommen ihre Uniform nicht vollständig? Ist irgendwas nicht in Ordnung mit Zabimaru?" Aus Reflex glitt Renjis Hand an seine Seite, nur um diese leer vorzufinden. Er versuchte, es zu überdecken, indem er sich dort kratzte, doch ihm war klar, dass der 3. Offizier ihm das nicht abkaufte. "Ich werd ein paar Hakuda-Übungen am Mittag leiten. Warum gehst du jetzt nich Mittag essen?" "Waffenloser Kampf? Aber..." Der 3. Sitz wollte eindeutig noch einmal auf den Grund von Zabimarus Abwesenheit zu sprechen kommen, aber Renji belegte ihn mit einem ernsten Blick. "Ich sagte: Mach Pause." Renji war vielleicht erst für 2 Monate der Vizekommandant, aber jeder der Einheit kannte diesen Ton. "Ja, Vizekommandant." Der Kommandant kam am späten Nachmittag dazu, um das Training zu überwachen. Renji wurde von Byakuyas Aufmerksamkeit und belustigten Hauch in dessen Reiatsu ein wenig aus dem Konzept geworfen. Während einer kurzen Trinkpause, stand der Schwarzhaarige vor Renji. "Vielleicht sollte ich eingreifen, Vizekommandant. Du scheinst meinen Leuten die Kunst der Kneipenschlägerei beizubringen." "Der Kopfstoß is ne richtige Attacke.", verteidigte sich Renji. "Es hat nen Namen und all das, Kommandant." "Das hat es.", stimmte Byakuya zu. Renji konnte erkennen, dass der Kommandant Schwierigkeiten hatte, ein Lächeln zu unterdrücken. Denn sie beide wussten, dass er 'Super-Stoppelbart-Kopfstoß' hieß. Dennoch atmete Byakuya langsam aus. „Wie auch immer, deine Technik ist weit davon entfernt, präzise zu sein.“, fügte er etwas kühler hinzu. Renji zuckte mit den Achseln und trank den letzten Schluck Wasser, bevor er wieder zum Übungsplatz ging. „Das is der Grund, warums Training heißt, Kommandant.“ Aber offensichtlich konnte Byakuya es nicht aushalten, Renjis Variante anzuschauen, denn nach ein paar Minuten, ging er zum Trainingsplatz, zwang Renji zurückzutreten und beäugte seine Einheit. Das einzige Problem war nur, dass, während Byakuya ganz klar ein Meister im Hakuda war, er ein ungeduldiger Lehrer war. Fast niemand konnte seinem Beispiel ohne Anweisungen folgen. Selbst für Renji war es schwer und Byakuya war schnell irritiert, da er sich immer wieder wiederholen oder Schritte in einer langsameren Geschwindigkeit demonstrieren musste. „Also schön. Ich sehe, ich muss es euch mit einem Gegner zeigen. Renji.“, seufzte der Kommandant schließlich. Renji schüttelte leicht mit dem Kopf, um anzuzeigen, dass er dachte, dass das eine ganz schlechte Idee war und sein Kommandant jemanden anderen auswählen sollte. Aber natürlich schaute Byakuya ihn gar nicht erst an und Renji konnte schlecht vor der versammelten Einheit eine Diskussion anfangen. Aber genau das war das Problem an dieser Stelle. Er brauchte jetzt nicht auch noch eine Tracht Prügel vor der Nase seiner Division. Nicht mit all dem zwischen ihnen. Nicht mit dem 'Küsse meine Füße'-Mist, der immer noch ungelöst zwischen ihnen stand. Aber es schien, als hätte er keine Wahl. Er rappelte sich auf, um vor seinem Kommandanten Haltung anzunehmen. Er versuchte dabei begeistert auszusehen. Byakuya im Kampf gegenüber zu stehen, war immer einschüchternd. Doch ohne Zabimaru an seiner Seite fühlte sich Renji extrem angreifbar. Schlimmer noch, er wusste bereits, dass er dessen Schritte nicht vorhersehen oder Kontern konnte, auch wenn der Kommandant seit gut 10 Minuten versucht hatte, ihnen das beizubringen. Renji würde mit seinem Hintern im Dreck enden und auf Byakuyas verschissene Füße starren. „Beginne.“, befahl der Schwarzhaarige und Renji stürmte hervor. Er war sich sicher, dass er ein wenig herumgewirbelt worden war, nachdem sich Renji auf dem Rücken wiederfand. Byakuya schaute von oben auf ihn hinunter. Als sich ihre Augen trafen, konnte Renji das Knurren nicht unterdrücken, welches sich auf seine Lippen legte. Er schüttelte es schnell ab und richtete sich auf und nahm wieder Haltung an. Byakuya beobachtete ihn mit kaum wahrnehmbarer Vorsicht. Der Rothaarige dachte für einen Augenblick, dass Byakuya ihn zur Seite nahm für seinen kleinen Ausbruch, aber nach einem angespannten Herzschlag drehte sich der Kommandant um und begann etwas zu erklären, was diese in diesem Gewirr hätten bemerken sollen. Alle schauten ihn in perplexer Irritation an. Schließlich sprang Renji ein. „Die habn keine Idee, wovon sie reden, Kommandant. Niemand kann ihnen dabei folgen, was sie da tun. Sie sind zu schnell. Sie müssens langsamer vorführen. Viel langsamer. Schritt für Schritt.“ „Wenn ich derart verlangsame, musst du bei deiner eigenen Niederlage mithelfen. Wirst du dich auf den Rücken werfen, wenn ich es anzeige?“ Byakuya musste nach so etwas fragen. Könnte er sich mehr als Hund fühlen, wenn er gefragt wurde, sich vor allen auf den Rücken zu werfen? Renji biss die Zähne zusammen, damit er nicht wieder knurrte. „Natürlich, Kommandant.“ Also gingen sie die Attacke Schritt für Schritt durch, während Byakuya Renji in den verschiedensten unangenehmen Positionen hielt, während er die Einzelheiten der Technik erklärte. An einem Punkt fand sich Renji wieder, wie er auf Byakuyas Schritt starrte, vorgebeugt mir einer Hand auf seinem Rücken. In nächsten Moment, in dem sie stoppten, war Byakuyas Hüfte genau vor seiner und sein Körper wurde fest an den Hintern des Kommandanten gepresst. Er konnte den Geruch von Byakuyas Haaren und den Hauch von Schweiß wahrnehmen. Es erinnerte Renji an Sex. Endlich kam der Augenblick, in der Renji eine Rolle vollführte und rückwärts auf den Boden fiel. Er schlug hart auf dem Boden auf und war dankbar, dass es nun vorbei war. „Übt das.“, sagte Byakuya über ihm. „Renji, komm mit mir.“ Nein. Verschwinde. Lass mich alleine, knurrte Renji in Gedanken. Er zog sich selbst auf die Füße und folgte pflichtbewusst seinem Kommandanten vom Trainingsplatz weg, während der 3. Offizier ihren Platz einnahm und die Einheit in Trainingspärchen einteilte. Während sie unter der Kolonnade entlang gingen, fragte Byakuya, ohne sich zu ihm umzudrehen. „Was machst du? Änderst du deinen Kampfstil?“ „Nein, Kommandant. Ich dacht nur, es wär gut, wenn wir es n wenig vermischen. Sie möchten keine gesamte Einheit mit meinen Schwachpunkten.“ „Daher auch das Kidō-Training heute morgen?“ „Ja, Kommandant.“ „Wenn es dir ernst mit diesem Training ist, sollten wir ein Seminar mit einem Hakuda-Experten arrangieren. Ich bin kaum dafür geeignet.“ „Ernsthaft?“, Renji war überrascht zu hören, dass Byakuya auch nur eine Schwachstelle zugab. „Ja. Wenn wir einen wirklichen Meister wie Suì-Féng dazu bekommen könnten, könnten wir alle etwas Wertvolles lernen.“ Renji hielt bei dem Gedanken inne, dass Byakuya tatsächlich an einem Training mit der Division teilnahm. Es wäre durchaus eine Schub für deren Moral. „Sie glauben wirklich, sie zeigt uns ihre Geheimnisse?“, fragte Renji. „Unsere anderen Möglichkeiten wären Aizen oder Komamura.“, Byakuya überlegte einen Augenblick. „Oder der General-Kommandant.“, fügte er dann hinzu. „Scheiße.“, sagte Renji. „All die Typen sind erschreckend.“ „Durchaus.“, erwiderte Byakuya. Auch wenn Renji sein Gesicht nicht sehen konnte, konnte er die Belustigung heraushören. „Schau, was du erreichen kannst.“ Also machte sich Renji später in der Nacht auf zu einem Izakaya in der Nähe der 7. Division. Er kaufte eine Flasche und brachte sie zu Iba, der mit ein paar Typen an einem Tisch in der Ecke saßen. Natürlich nahm Iba immer den 'Mafia'-Platz. Dort, von wo man alle Aus- und Eingänge beobachten konnte. Er machte einen imposanten Eindruck mit der dunklen Brille und seinem quadratischen Haarschnitt. Als er ihn ansah, erinnerte Renji sich daran, wie er beinahe ausgeflippt war, als er zum ersten Mal Ibas Rückentattoo gesehen hatte. Damals war er mit der 11. Einheit im Badehaus gewesen. Der Typ war ein absoluter Yakuza. Zum Glück schien Iba an keine Familie gebunden zu sein, die in Inuzuri ihre Geschäfte betrieben. Dennoch hatte Renji immer einen großen Bogen um ihn gemacht. Renji war erleichtert gewesen, als Iba zum Vizekommandanten der 7. Einheit befördert wurden war. Doch durch ihre Verbindung aus der 11. hoffte Renji nun, dass er besser an Komamura rankommen könnte. Renji knallte die Flasche auf den Tisch, genau vor Iba. „Ich hab nen Vorschlag für dich.“, sagte er. Iba lachte herzhaft. „Schlimmste Anmache überhaupt, Abarai. Ich brauche ein bisschen mehr Romantik als das!“ „Was?“, sagte Renji. „Du verarschst mich, richtig? Die Box im Bad sagt, dein Preis is ne Flasche Sake.“ „Das ist eine alte Werbung. Heutzutage bin ich mindestens 2 Flaschen wert.“ Renji nickte, als würde er es ernsthaft in Erwägung ziehen, zog sich dann ein Stuhl heran und setzte sich zu ihnen. „Huh. Also, verdammte scheiße, du bist scheinbar außerhalb meiner Preisklasse.“, er griff zur Flasche und öffnete sie. „Glaubst du, ne Flasche reicht, um dich um nen Gefallen zu bitten?“ „Vielleicht.“, sagte er langsam, es war klar, dass eine Vorsicht zurückkehrte. „Woran denkst du?“ „Deinen Chef.“, sagte der Rothaarige, während er Ibas Schale füllte und ging dann um den Tisch, um den anderen auch einzuschenken. „Glaubst du, wir könnten ihn uns für ein Hakuda-Seminar borgen?“ Ibas Augenbrauen kamen unter der dunklen Sonnenbrille hervor, als er diese hob. „Ernsthaft. Dafür bist du hierher gekommen?“ „Ja. Was denkst du?“ „Ich denke, das kostet dich mehr als Sake. Ich glaube, wir wollen etwas als Gegenleistung.“ Renji rieb sich das Kinn. Er würde die Nacht ständig Rückblenden aus Inuzuri haben, wenn Iba weiterhin so redete. Besonders in dieserdunklen Ecke der Bar mit dem Geruch von schalem Bier und Männern. „In Ordnung.“, sagte Renji. „Nenn mir den Preis.“ „Eine Kidō-Demonstration von deinem Kommandanten.“ Scheiße. Würde Byakuya zu so etwas zustimmen? „In Ordnung. Ich bring das Angebot zurück zur 6.“ „Gib mir morgen deine Antwort und ich werde alles in die Wege leiten.“ Da es von einer anständig geführten Verhandlung verlangt wurde, zumindest von dort, wo sie beide herkamen, verbrachte Renji den Rest der Nacht damit, Sake auszuschenken und mit Iba und seinen Männern zu trinken. Renji schnitt das Thema beim Frühstück am nächsten Morgen an. Trotz seines schmerzenden Kopfes war er früh genug aufgestanden, um die Küche zu informieren, dass sie genug für 2 bringen sollten. Aber dann hatte er so lange mit Miki geredet, dass es nur Sinn gemacht hatte, dass er selbst das Tablett mitnahm, Byakuya und er saßen an ihrem gewöhnlichen Platz auf dem Boden und aßen gegrillten Lachs. Renji schaffte es gerade so, nicht zusammenzuzucken, als ihm der Schwarzhaarige Tee ausschenkte. „Also.“, sagte er, nachdem er die Absprache erklärt hatte. „Bist du dazu bereit?“ „Ich glaube, dass hängt davon ab, wie tiefgreifend die Demonstration sein soll.“, grübelte Byakuya und knabberte an seinem Fisch. Er trug einen grau-blauen Kimono mit gestickten silbernen Drachen, die über seine Schultern tanzten. Die Farben betonten einen blassen, blauen Hauch in Byakuyas grauen Augen, den Renji bisher nie bemerkt hatte. „Vielleicht wenn es kurz ist.“, seufzte er. „Erinner dich dran, dass Iba seine Finger im Spiel hat. Es ist ein Handel. Wenn du nur wenig gibst, werden wir noch weniger zurückbekommen.“ „Können sie nicht anfangen?“ Renji lächelte. Auch wenn Byakuyas Stimme ruhig und gleichmäßig war, konnte er das leichte, bockige Jammern des anderen heraushören. Verdammt, er war wirklich niedlich, wenn er seinen Tee noch nicht hatte. „Nein. Sie tun uns den Gefallen. Erinnerst du dich?“, sagte Renji und griff über den Tisch, um ein bisschen eingelegtes Gemüse mit seinen Stäbchen zwischen ihnen aufzuteilen. „Und nebenbei, vertrau mir: Sie wollen Iba nich betrügen. Er würde es ihnen nich vergessen, bis es Vergeltung gab. Rache.“ „Wahrhaftig. Vielleicht solltest du nach einem etwas weniger furchteinflößenden Unterhändler suchen.“ „Du meinst wie Momo? Ich bin mir sicher, dass Aizen sogar umsonst hierher kommen würde. Wir könnten einfach die Tore öffnen und ihn hineinmarschieren lassen.“ Byakuya schüttelte leicht den Kopf, offensichtlich genauso von Renjis Idee verstört, wie der Rothaarige selbst. „Ich dachte an den aufgeblasenen Clown, den Suì-Féng als Vize hat." Renji schaufelte sich mehr Reis auf seinen Teller. "Yeah, ich könnte ihn sicherlich bequatschen, wenn ich gewillt bin, sein Ego etwas zu streicheln. Ehrlich gesagt glaube ich aber, dass er den Aufwand nicht wert ist. Sie würde niemals etwas machen, zudem Ōmaeda zugestimmt hat. Wenn du sie möchtest, musst du sie direkt ansprechen.“, er brach ein rohes Wachtelei auf und gab es über seinen Reis, bevor er es verrührte. „Wir können es auch einfach vergessen, weißt du. Es war nur eine Idee. Deine Idee, wenn ich das hinzufügen darf.“ „Ja, ich glaube, dass war es.“, Byakuya nippte an seinem Tee. „Also schön. Wenn du mein Demonstrationspartner bist, mache ich es.“ „Warte, was?“, Renji zeigte auf seine Nase. „Du wirst mich mit Kidō beschießen?“ „Eher fesseln.“, sagte Byakuya leichtfertig, als würden sie über das Wetter reden. „Byakurai könnte selbst deine dicke Haut beschädigen, fürchte ich.“ Kidō-Fesseln? Wie während des Sex? Heilige Scheiße, was wäre, wenn es ihn anmachte? Eine Art Bondage-Demonstration vor der 7. Division? Es war schon schwierig genug gewesen, durch Byakuyas Hakuda-Demonstration zu kommen. Was wäre, wenn er mitten in der Vorführung einen Steifen bekommen würde? Das wäre mehr als unangenehm. Und was sollte er dagegen tun? Einfach hinlegen und es hinnehmen? Renji war sich nicht sicher, dass er nicht dagegen ankämpfen würde. Dann wären alle Leute in der Lage zu sehen, wie hilflos er dagegen war... Es wäre wie in der Allee... Nur vor einer Menschenmenge. Er war dabei, von der ganzen Sache zurückzutreten, als der Kommandant kurz nickte. „Ja. Das wäre perfekt. Bring Zabimaru mit. Wir werden es interessant gestalten.“ Etwas Kaltes breitete sich in Renjis Magengegend aus. Er wollte nicht, dass Byakuya Zabimaru mit Kidō bekämpfte. Nicht nach dieser einen Nacht. „Ja. Na schön.“, sagte Renji und schaute nach einem Ausweg. „Kommandant Komamura wurde bisher noch nicht eingeweiht. Ein Typ, der sich hinter einem Korb versteckt möchte vielleicht nicht in der Öffentlichkeit eine Vorstellung geben.“ Byakuya hob eine dünne Augenbraue, als wolle er Renji warnen, nicht so einfach ein schwerwiegendes Geheimnis des Kommandanten anzusprechen. „Ich bin mir sicher, dass er das wird. Soweit ich weiß, hat er nur wenige Freunde. Ich glaube, er würde es genießen, ein paar Bewunderer zu gewinnen.“ „Nope. Tut mir leid, er wird es nich tun.“, sagte Renji und stellte eine Flasche vor Iba ab. „Mein Kommandant ist zu schüchtern.“ „Eher zu verschwiegen.“, sagte Iba. „Ich hätte eh nicht damit gerechnet.“ Renji nickte und und trank seinen Sake. Er hielt den Blick auf den Tisch gerichtet. Er war ein fürchterlicher Lügner, aber er würde Iba niemals die Wahrheit sagen. Dass er zurückzog, weil er Angst hatte, gegen Byakuya zu kämpfen. Und zu verlieren. In der Öffentlichkeit. Sie tranken eine Weile ohne zu sprechen. Renji überlegte gerade, wie er aus der Situation kommen würde, bevor er zu betrunken war, denn er hatte immer noch einen leichten Kater. „Bist du in Ordnung, Abarai? Ich habe gemerkt, dass du Zabimaru nicht bei dir trägst.“, riss ihn Iba aus den Gedanken. Und wieder glitt seine Hand an seine Hüfte, bevor er sich selbst stoppen konnte. „Yeah, nun ja. Ich versuche... friedlich zu sein.“ „Es steht dir nicht.“, lachte Iba. „Es passt nicht zu dir.“ „Nein?“, Renji blickte resigniert auf. „Nein. Was zum Teufel, Mann! Du bist ein Krieger. Hast du den alten Leitfaden vergessen? 'Kämpfe!'“, sagte Iba und knallte dabei seine Schale auf den Tisch, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. All seine Jungs nickten und grunzten zustimmend. Ein paar prosteten Renji zu oder klopften ihm aufmunternd auf die Schulter. Renji bedachte Ibas Männer mit einem 'Fass-mich-nicht-noch-einmal-an-wenn-du-deinen-Arm-behalten-möchtest'-Blick. „Na ja, es ist viel... komplizierter als das. Die Lage drüben ist aktuell angespannt.“ „Oh, ja. Ärger mit dem Kuchiki-Mädchen.“, sagte Iba mit einem Nicken. „Auch eine Freundin von dir, aus der alten Zeit, richtig?“ „Richtig.“, bestätigte Renji. Er blickte auf den Boden und realisierte, dass es Zeit war, aus dem Gespräch zu kommen. Noch bevor er etwas Dummes sagte oder zu viel preisgab. „Es tut mir leid, dass ich eure Zeit vergeudet habe.“, er stand dabei auf. „Mach dir darüber keine Sorgen.“, sagte Iba und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Reiß dich zusammen und lege dein Zanpakutō wieder an, Trottel.“ „Es ist schon wieder mitten in der Nacht, Renji.“, sagte Rukia von ihrem Stuhl aus. Sie drehte sich um, damit sie ihn direkt anblicken konnte. Ihre großen, violetten Augen bebten ein wenig. „Sollte ich mir Sorgen machen?“ „Nein.“, antwortete Renji und lehnte sich mit den Schultern gegen die Gitterstäbe. „Ich wollt nur reden. Hören, wie dein Tag war.“ Sie lachte. Es war ein süßes, selbstironisches Geräusch. „Mein Tag war scheiße, Renji. Wie war deiner?“ „Meiner war seltsam.“, gab er zu und verschränkte die Arme vor der Brust. Er starrte ausdruckslos auf das Muster der großen, verschlossenen Tür. „Dein Bruder hasst mein Zabimaru.“ „Was? Warum?“ Renji drehte seinen Kopf, um sie anzublicken. Doch sie hatte ihm wieder den Rücken zugedreht und schien nach oben auf den Mond zu schauen, welcher durch das vergitterte Fenster schien. „Ich denke, Byakuya hat Angst vor ihm. Vor Zabimaru.“ „Schwachsinn!“, sagte Rukia fest und drehte sich so plötzlich herum, dass der Stuhl auf dem blanken, sauberen Boden quietschte. Ihre Hände umgriffen die Ecken fest. „Mein Bruder hat vor nichts Angst.“ „Ich weiß es nich, Rukia.“, sagte er sanft und freundlich. Er hat darüber bereits tagelang nachgedacht, meist unbewusst. Es war etwas, dass unter der Oberfläche wandelte und an ihm nagte. „Ich denke, Byakuya war in den letzten Tagen ständig verängstigt. Ich weiß, dass er Angst hat, dich zu verlieren.“ Sie schüttelte den Kopf, ihr Stirnrunzeln vertiefte sich und stahl sich auch an die Stelle zwischen ihren Augen. „Du kennst ihn kein bisschen. Sein Herz ist bereits verschlossen, abgeschirmt. Er wird keine einzige Träne für mich verlieren.“ „Vielleicht nich.“, stimmte Renji zu. „Aber vielleicht, weil sein Herz bereits gebrochen ist. Ich bin mir nich sicher, ob er in der Lage ist, nach dem Tod seiner Frau, jemanden zu lieben. Ich weiß nich, ob er überhaupt weiß, wie. Vielleicht hat sie all die Arbeit erledigt. Ich kann mir vorstellen, wie sie ihn an die Hand nahm und ihn durch die ganze Sache führte.“, der Rothaarige lachte leise darüber, auch wenn es irgendwie Sinn machte. Hisana musste die Geduld einer Heiligen gehabt haben, um es mit Byakuyas Reizbarkeit aufzunehmen. Aber wer wusste, wie er damals wirklich gewesen war? „Weißt du, ich hab überlegt, ob er nich vielleicht auch Angst davor hat, zu lieben. Er kann es nich ausstehen, selbst kleine Kämpfe zu verlieren. Liebe muss ihn absolut verängstigen, denn du kannst sie nich einfach festhalten. Du kannst sie deinem Willen nich unterwerfen. Du musst loslassen, einverstanden sein, es fallen zu lassen und dass sie dich mit ihr hinunterreißt.“ Als Rukia nicht antwortete, drehte Renji seinen Kopf, um sie direkt anzuschauen. Sie starrte ihn mit geöffnetem Mund an. „Was?“, fragte er und nahm etwas Haltung an, als sie ihn weiterhin so anschaute. „Wann hast du so viel über Liebe gelernt?“ „Ich war schon einmal verliebt, weißt du.“, sagte Renji. Seine Augen glitten von ihr weg und er entspannte sich etwas. Dabei blickte er wieder die Tür an. „Und ich musst loslassen. Manchmal muss man das, wenn man jemanden so sehr liebt.“ Sie sagte nichts. Das hatte er auch nicht erwartet. Es war ein offenes Geheimnis. Eine Sache, über die sie nie geredet hatten, aber immer da war. „Aber weißt du, was ich gelernt hab?“, fuhr Renji wie zu sich selbst fort. „Liebe verschwindet nich, wenn du sie aufgibst. Ich denk sogar, je mehr du gibst, desto größer wird sie, umso mehr hast du der nächsten Person zu bieten.“ Nachdem er diesen tiefgründigen Gedanken formuliert hatte, seufzte er. „Was gut ist, denn, dass schwöre ich, die nächste Person ist ein absoluter Gefühlskrüppel.“ Rukia war für eine Weile still. „Triffst du dich mit Kira?“, fragte sie dann plötzlich. Renji schnaubte. „Scheiße, Rukia. Du weißt, dass Kira nich mein Typ ist. Wie oft muss ich dir das noch sagen? Wir warn nur Zimmergefährten. Warum glaubst du mir nie?“ „Weil das ein Codewort ist. Und er ist liebenswert. Ich finde, ihr beide würdet ein tolles Pärchen abgeben.“ „Nur in seinen kranken, kleinen Fantasien.“, zog er sie auf. „Kira war noch nich einmal in Kerle interessiert, als wir auf der Akademie waren. Er war total in Momo verknallt.“ „Das wäre niemals etwas geworden.“, Rukia stützte ihr Kinn auf der Rückenlehne ab. So entspannt hatte sie seit ihrer Rückkehr zur Soul Society nicht mehr ausgesehen. Es wärmte Renjis Herz ein wenig, sie so voller Leben zu sehen. So wie sie eigentlich war. „Momo braucht jemanden, der ihr Anweisungen gibt.“ „Huh. Das ist etwas grob.“ „Ich meinte nicht während dem Sex!“, aber dann überdachte es Rukia einen Augenblick. „Vielleicht auch dabei. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie während ihrer Akademie Jungfrau gewesen war.“ „Ich hab das auch immer vermutet.“, stimmte Renji zu. Danach fielen sie in eine angenehme Stille. „Wird alles in Ordnung werden, Renji?“, fragte Rukia nach einem langen Augeblick. „Ich weiß es nich.“, gab er zu. Er drehte den Kopf, um sie anzublicken. Sie kniete auf ihrem Stuhl und schaute ihn an. Ihre Hände auf ihren Rücken. Hoffnung und Angst waren in ihren Augen zu erkennen. Das Mondlicht verpasste ihrem Haar einen silbernen Schimmer. Aber sie sah so klein und schwach aus. Er riss sich zusammen, sah ihr in die Augen und hielt den Blickkontakt. „Aber wir geben nich auf, keiner von uns. Verstanden?“ Sie gab ihm ein kleines, schüchternes Lächeln, als wüsste sie, was er da tat. „Ja, Vizekommandant.“ Am nächsten Morgen stand Byakuya unter der Kolonnade, nippte an seinem Tee und beobachtete Renji auf dem Trainingsplatz. „Bist du dir sicher?“, fragte er. „Denn als ich mit Komamura gesprochen hatte, schien er eher begeistert gewesen zu sein.“ Die Morgenluft war kühl und feucht vom Gewitter in der späten Nacht. Renji umgriff die Teeschale fest, damit sie seine Hände wärmte. Er hatte nicht erwartet, dass Byakuya so weit gegangen war. Er nahm einen Schluck, um zu verdecken, dass er sich eine Strategie zurecht legte. „Ich weiß es nich. Vielleicht ist was dazwischen gekommen oder Iba hatte was dagegen.“, es war eine lächerliche Lüge und er hasste es, Iba derart dazwischen zu werfen, doch es war das Beste, was Renji in der kurzen Zeit eingefallen war. „Ich werde noch einmal mit dem Kommandanten direkt reden.“, sagte Byakuya. „Wir können nicht zulassen, dass unsere Vizekommandanten einen beidseitig hilfreichen Austausch unterbinden.“ „Richtig.“, seufzte Renji. Er war so erledigt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)