Kunst ≠ Kunst von Fara_ThoRn (~ Kunst ist nicht gleich Kunst) ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 08 - Abschlepper ----------------------------------- Kapitel 08 - Abschlepper Helles Licht quält mich, obwohl ich meine Augenlider noch geschlossen habe. Wahrscheinlich ist auch das der Grund, weshalb ich grade wach werde. Das Licht nervt! Was aber ganz und gar nicht nervt, ist der warme Körper in meinen Armen. Binnen Sekunden ist das helle Licht vergessen, denn in meiner Erinnerung tauchen die Bilder von letzter Nacht auf. Ich habe tatsächlich mit Rick geschlafen! Nicht nur das. Ich lag auch noch unten! Mir wird ganz komisch zumute, als ich mir den vergangenen Abend genauer ins Gedächtnis rufe. Komisch, aber auch unglaublich gut fühlen sie sich an, diese Erinnerungen. Ich liege auf der Seite und Rick fest an mich gedrückt. Ich riskiere es, meine Augen dem Sonnenlicht auszusetzen und schaue an mir runter. Rick schläft noch, wie ich unschwer an seinen ruhigen Atemzügen und den noch geschlossenen Augen erkennen kann. Mein Körper ist der perfekte Sonnenschutz für ihn. Glück für ihn, Pech für mich, denn langsam nervt mich der helle Schein wirklich. Wenn ich nur wüsste, wie der scheiß Vorhang zugeht! Einfach zuziehen kann man ihn nicht. Um das zu testen, müsste ich aus dem Bett, und das will ich unmöglich. Das muss auch irgendwie automatisch gehen. Aber wo ist die Fernbedienung? Ich schaue mich um. Sie liegt natürlich auf dem kleinen Wandregal, das ausgerechnet auf Ricks Seite herumhängt, und ich somit nicht drankomme, es sei denn, ich schiebe Rick aus meinen Armen. Scheiß Technik! Ungern will ich Rick jetzt auch noch deswegen wecken. Aber ich hasse es, früh morgens von der Sonne angestrahlt zu werden. Bleibt nur eins: Decke über'n Kopf! Ich zerre also die Decke hoch, womit ich aber Rick dann doch wach mache. Murmelnd öffnet er seine Augen. "Morg'n. … Schon wach?" Er sieht nach oben, wo ich die Decke über uns halte. "Der Vorhang geht nicht zu." Weltpremiere! Ein ganzer Satz von mir kurz nach dem Aufwachen! Wortlos dreht sich Rick um, greift nach der Fernbedienung und drückt einen Knopf.  "Der hier." Er zeigt mir, welches kleine Knöpfchen uns vor der sengenden Morgenröte schützt. Leise summend schiebt sich der graue Vorhang schützend ums Bett. Jetzt liegen wir in unserem kleinen, gemütlichen Kokon aus weicher Bettwäsche und einem schützenden Vorhang um uns herum. "Was kannst du hier eigentlich nicht mit dem Ding steuern?", lache ich. "Die Kaffeemaschine", erwidert er trocken. "Dann taugt die Fernbedienung nix! Schmeiß sie am besten gleich weg." Ein kleines Lächeln huscht über seine Gesichtszüge. "Ich werde beim nächsten Kaffeemaschinenkauf darauf achten", verspricht er mir und dreht sich mit dem Rücken zu mir. Eingehüllt in sanftes Dämmerlicht, dank Fernbedienung, werde ich allmählich wach. Allerdings ist es im Bett viel zu gemütlich um jetzt schon auf zu stehen. Außerdem ist die Aussicht auch nicht schlecht grade. Trotz Ausschluss der Skyline. Hauchzart fahre ich mit meinen Zeigefinger über den Rücken vor mir. Eine feine Gänsehaut bildet sich dort wo ich ihn berührt habe. "Was wird das?", murmelt er ins Kissen. "Nichts", sage ich und mache weiter. Langsam bewege ich mich tiefer, tauche kurz in die Spalte, mache einen kleinen Schlenker und zeichne die Rundung oberhalb seiner Spalte nach. Interessant zu sehen, wie auch hier eine kleine Gänsehaut entsteht. Bevor ich weiter unten ankomme, stoppe ich und gehe den selben Weg wieder zurück. Rick seufzt wohlig auf und räkelt sich vor mir. Als ich an seinen Nacken angekommen bin, ersetze ich meinen Finger durch meine Zunge. "Mike. Das ist Folter!", beschwert sich das zappelnde Ding neben mir. "Nach der Nacht gestern, hast du es nicht anders verdient." Erneut beginne ich meine Zunge über seinen Rücken streifen zu lassen. Sein Hintern biegt sich mir entgegen, als ich dort ankomme. Aber ich komme seinem Wunsch nicht nach und stoppe vor seinem Steißbein. "Mach doch weiter! Bitte!" Ah, schon besser! Doch so leicht kommt er mir nicht davon. Er hat mich gestern auch zappeln lassen. Also fange ich noch mal von vorne an. "Man merkt, dass du ein sadistischer Sportlehrer bist." Hat man da noch Worte? Ich gebe ihm einen Klaps auf den Hintern. "Das gibt zwei Strafrunden!" "Nein!" "Doch!" Rick dreht sich um, überwältigt mich und drückt mich in die Kissen. Ich bin zu überrascht, um mich dagegen zu wehren. "Jetzt hör mal zu! Ich habe mich lange genug von solchen wie dir herumkommandieren lassen! Aber heute nicht mehr! Verstanden?" Versucht er gerade, böse auszusehen? Davon unbeeindruckt hebe ich eine Augenbraue. "Wird das hier ein Zwergenaufstand?" Rick lacht. "Idiot!" Na danke auch! Lange kann ich ihm allerdings nicht böse sein, denn er drückt mir im selben Atemzug seine Lippen auf. Hmm ... Küssen kann er echt verdammt gut! Ich lege meine Hände auf seinen Hintern und knete ihn durch. Sofort schnurrt mein Fotograf wie ein Kätzchen. Er saugt an meinen Lippen als bestünden sie aus Milch und lockt meine Zunge hervor, indem er sie mit seiner leicht anstupst und sich wieder zurück in seine eigene Mundhöhle zieht. Meine Zunge folgt ihr neugierig, gespannt was beim Nachbarn so abgeht. Wild wird sie dort begrüßt und genießt hier die bevorzugte Behandlung. Wir werden immer gieriger und keuchen laut um die Wette, während ich spüre, wie wir beide immer erregter werden. Rick wandert mit den Händen an meinen Seiten entlang hoch bis zu meiner Brust und spielt mit meinen harten Nippeln. Heiß rinnen mir kleinere Schauer durch den Körper. Das ist echt heiß! Da wir so langsam an Luftmangel leiden, trennen wir unsere Lippen wieder voneinander. Die Ruhe hält allerdings nicht lange an, denn Rick macht sich auf den Weg nach unten und fängt an, über meinen Hals zu lecken. Das bringt mich zum Lachen. "Was machst du da?! Bist du ein Hund?!", frage ich ihn gackernd. Fragend funkeln mich seine grünen Augen an. "Magst du das nicht?" "Lecken kannst du wo anders. Aber nicht an meinem Hals. Das kitzelt." "Ah. Kitzelig? Und was ist mit küssen?" Rick macht sich dran, meinen Hals mit Küssen zu übersehen. Ich gebe ihm mehr Spielraum, indem ich meinen Hals überstrecke. "Das ist besser …", schnurre ich. "Ja ...?" Er erreicht mein Ohr. "Was hast du vorhin mit 'wo anders lecken' genau gemeint?" Die freche Zunge penetriert meine Ohrmuschel. Ich atme tief durch und will antworten, als mein scheiß Handy klingelt. Maries Klingelton. Rick hält kurz inne. "Willst du dran gehen?" So ungern ich auch antworte, aber es muss wohl sein. "Ja. Das ist Marie." Rick steht auf und holt für mich mein Handy aus der Hosentasche, da ich ja noch immer ein verletzter Faulenzer bin. Er setzt sich wieder zu mir und reicht mir das klingelnde Ding. "Danke." "Ich muss auch noch die Fotos von gestern Abend bearbeiten. Marie will sie so schnell wie möglich haben." Sie versaut uns unser Wochenende! Weiber! "Morgen Marie." /Morgen Hübscher. Ich wollte nur fragen wie es dir geht./ "Gut, wieso?" Ich schubse Rick von mir, der versucht zu lauschen. /Dir ging es doch nicht gut gestern und Rick hat dich doch nach Hause gefahren. Du bist doch daheim?/ Ihre Stimme hört sich komisch an. "Ja. Wieso?", lüge ich. /Weil ich vor deiner Wohnungstür stehe und wie bescheuert klingle. Aber keiner macht mir auf./ Ups. Gut, das konnte ich nicht wissen. Das konnte wirklich keiner Ahnen! "Bis eben war ich noch ..." /Lüg mich nicht an! Wo bist du und wie heißt sie?/ Sie klingt nicht sauer, sondern eher neugierig. "Marie, bitte! Ich bin eben erst wach geworden. Ich erzähl dir später alles." Am anderen Ende der Leitung bleibt es still. Rick neben mir gibt auch Ruhe, wofür ich ihm dankbar bin. Marie ist zwar die Letzte, die mir Vorwürfe wegen der vergangenen Nacht machen würde, aber sie muss ja nicht gleich alles wissen. /Na gut/, seufzt sie. /Aber ich weiß, dass du mir was verschweigst! Das klären wir unter vier Augen. Schlaf noch schön!/ Und aufgelegt hat sie. Ich lege das Handy auf den Nachttisch. "Sie ist ganz schön neugierig, hm?" Rick kuschelt sich wieder an mich und drückt mich in die Matratze. "Ist sie. Aber meist meint sie es nur gut." Rick grinst anzüglich und hockt sich über mich. "Wo waren wir stehen geblieben?", fragt er, und beugt sich zu mir hinunter. Ich muss sagen, er versteht sich wirklich perfekt darin, mich auf andere Gedanken zu bringen. Besonders mit seiner Zunge ... *** Rick sitzt am Laptop und sieht die Bilder der Uniform-Party durch. Er trägt eine Brille und ich muss mich dazu zwingen nicht ständig zu ihm rüber zu schauen. Er sieht einfach zu putzig damit aus. ... Scheiße noch mal! Süß? Putzig? So 'nen Kitsch denke ich doch sonst nicht! Ich muss gestern auf der Party meine Eier verloren haben. Oder Rick hat sie mir letzte Nacht ... lassen wir das! Rick ruft mich zu sich. "Schau mal! Das Bild ist echt gut geworden!" Ich humple zu ihm aufs Sofa und setze mich neben ihn. Auf dem Bildschirm sieht man mich und Marie. Ich mit dummen Gesichtsausdruck und Marie, die mir die Wange küsst, wieder mal perfekt gestylt. "Das Bild kommt aber nicht auf Maries Website?!" "Nein. Das ist zu unprofessionell. Ist aber trotzdem schön." Geschmackssache ...  "Bis auf den Kerl in Bundeswehrkleidung", ergänze ich. "Quatsch! Du siehst so aus, als kommst du gerade von Schlachtfeld." "Deswegen ja." "Pfft. Idiot!" Und damit wendet er sich wieder den anderen Bildern zu. Eine Zeit lang schaue ich ihm dabei zu, wie er die Fotos farblich optimiert, zuschneidet oder retuschiert. "Bringst du Marie die Bilder vorbei, oder schickst du sie ihr?" "Mal sehen. Ich bringe die Bilder immer ganz gern selbst vorbei, wenn der Aufwand dafür nicht zu groß ist. Dann kann ich gegebenenfalls noch schnell was ändern. Aber meistens sind meine Kunden zufrieden." Ein bearbeitetes Bild später: "Hast du heute noch was vor, Mike?" "Nö. Wieso?" "Ich muss noch einkaufen. Falls du mit willst." Ich überlege kurz. "Lieber nicht. Mein Kühlschrank ist voll. Sonst kaufe ich wieder nur unnötiges Zeugs." "Ähm ..." Das Foto gerade scheint seine volle Aufmerksamkeit zu beanspruchen. "... Gut. Dann bring ich dich zu deiner Wohnung. ... So! Fertig!" Keine schlechte Idee. Ich brauche dringend frische Kleidung. Ich trage immer noch mein Bundeswehr Outfit. Rick schiebt einen CD-Rohling in den Laptop und zieht die Fotos drauf. "Dann machen wir uns am besten gleich los." Huh ... Will der mich los haben? Ich werde gepackt und schon hängt mir mein mit Brille geschmückter Fotograf an den Lippen. Kurz, aber stürmisch erobert er meinen Mund und schaut mich dann frech an. "Abendessen? Heute? Bei mir? Ich hol dich ab!" Ich reiß ihm gleich die Brille ab! Das lenkt mich übelst ab. "Nein." "Oh ..." Enttäuschter Blick. "Abendessen bei mir", ordere ich an. Wird Zeit, dass er mal mit zu mir kommt. "So geht's auch!", lacht er und raubt mir erneut einen Kuss und meinen Verstand gleich mit. *** Rick hat mich vor meiner Wohnung abgesetzt und nach einer kurzen Diskussion, er wollte mich unbedingt nach oben bringen, ist er auch brav wieder gefahren. Nach einer Dusche und frischen Klamotten, fühle ich mich schon besser. Kurzentschlossen beschließe ich, gleich mal Marie zu besuchen. Besser ich bringe es gleich hinter mich. Den Kaffee noch schnell hinunter gespült und ab geht's.  Da ich auf mein Auto verzichten muss, fahre ich mit der Straßenbahn. Zum Glück kann ich schon nach drei Stationen aussteigen. Ich hasse öffentliche Verkehrsmittel. Besonders im Sommer mieft es überall unerträglich und der Sitz, wenn man den einen ergattert, klebt einem am Arsch fest. Widerlich! Ich steige schnellstens aus und laufe das letzte Stück bis zu Maries kleinem Haus. Sie wohnt am Stadtrand und hat von ihrem Opa damals dieses kleine Haus geerbt. Mit Vorgarten und einem kleinen Hinterhof, indem wir öfters Grillen und es uns gut gehen lassen. Dort bewohnt sie die oberste Etage und im Erdgeschoss befindet sich ihr 'Nähstübchen' mit samt Ausstellungsraum. Vorn, zur Straße hin, ist sogar ein kleines Schaufenster, wofür extra eine Wand herausgerissen wurde. Ich trete an die Tür und klingle oben. Heute arbeitet sie bestimmt nicht, doch keiner öffnet. Dann mal im Laden probieren. Und wirklich, Marie öffnet mir. "Hey! Schon so früh? Hast musst echt ein schlechtes Gewissen haben!", begrüßt sie mich. "So ähnlich." Ich umarme sie, drücke ihr einen Kuss auf und trete ein. "Das passt ja! Rick? Schau mal wer da ist!" Rick ist da? Wollte der nicht zuerst noch einkaufen? Er sieht mich ebenso überrascht an, wie ich ihn. "Mike?! Ich dachte du bist Zuhause?" "Augenscheinlich nicht", grinse ich und setzte mich ihm gegenüber. Ich konnte mich noch grade so beherrschen, mich nicht neben ihn auf die kleine Couch zu setzen. Marie stellt mir ein Glas vor die Nase. "Zuhause war er ganz sicher nicht. Er hat gestern jemanden abgeschleppt." Meine beste Freundin scheint in Plauderlaune zu sein. "Ach? Hast du?" Rick lächelt mich wissend an. "Ich war brav! Es war eher so, das man mich abgeschleppt hat", gebe ich retour. "Du armer Kerl! Bestimmt eine Blondine", ärgert mich Marie. Sie weiß, dass ich keine Blondies mag. "Nein. Brünett." "Mit großen Brüsten!" "Eher nicht", korrigiere ich. Rick hört uns nur zu und grinst sich eins ins Fäustchen. Ich würde gerne wissen was er denkt ... "Dafür gab es andere Qualitäten." Die gab es eindeutig! Gibt's immer noch ... "Und welche? Tätowiert? Gepierct?" "Du bist echt nicht neugierig! Weiter verrate ich nichts." Ich fülle mein Glas mit Wasser und nehme einen Schluck. "Ein bisschen Infos habe ich ja wohl verdient! Immerhin bist du gestern einfach abgehauen! Unter dem Vorwand, dir tut dein Fuß weh! Und dann klaust auch noch meinen Fotografen! Was sollte das eigentlich?" Ich liebe es, wenn sie die einfachsten Dinge nicht zusammenzählen kann. Sie ist intelligent, aber manchmal übersieht sie das Offensichtlichste. "Rick war so nett mich zu fahren." Ich konnte das große Fragezeichen über ihren Kopf fast sehen. "Habt ihr genug Fotos für deine Website?", lenke ich ab. Das Thema beenden wir erstmal. Ich will nicht mit ihr darüber reden, wenn mein Abschlepper mir direkt gegenüber sitzt, und vielleicht gar nicht will, dass seine Kundin davon Wind bekommt, warum er gestern wirklich mit mir abgehauen ist. "Oh, ja. Einige. Bald kann ich richtig mit meiner Seite angeben." Marie strahlt und ich freue mich für sie. Ihr Modelabel scheint endlich an Fahrt zu gewinnen. Wurde auch mal Zeit. Die drei letzten Jahre waren hart für Marie. Der Umbau des Hauses und die ganzen Utensilien für ihre Kollektionen fraßen eine Menge Geld. Ich unterstütze sie wo ich nur kann, aber leider habe ich auch keinen Geldscheißer an der Hand. Also machte ich es mir zur Aufgabe, sie mit durchzufüttern, wenn es denn mal wieder nötig sein sollte. Die Arme wäre mir schon einige Male beinahe noch verhungert, weil sie sich lieber Stoffe kauft, als was für ihren Magen. Auch am und im Haus verbrachte ich viele Wochenenden und Abende, die ich mit Reparaturen verbrachte. Das jetzt alles so gut für sie läuft macht mich sogar stolz. Sie hat es bald geschafft. Da bin ich mir sicher. Rick steht plötzlich auf und klappt seinen Laptop zu. "So. Das war's auch schon! Ich mach mich mal auf den Weg. Einkaufen." Ah ja! Da war noch was. "Soll ich dir was mitbringen Mike? Weil du doch nicht kannst." Zis zis zis! Wer lügt den da? "Vielleicht einen Wein für später. Entscheide du." "Habt ihr was vor?", fragt Marie, die ebenfalls aufgestanden ist. Ich schaue zu Rick auf, der etwas verloren wirkt. "Haben wir was vor heute?", frage ich scheinheilig. "Ähm ... ja ... Wir wollten doch essen." Fragend sucht er meinen Blick. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob er damit einverstanden wäre, wenn ich jetzt was von letzter Nacht verraten würde. Deshalb fahre ich das Gespräch wieder in sichere Gefilde. "Ich lade ihn als Dankeschön für gestern Nacht zum Essen ein", erkläre ich helfend. Nicht das er sich noch um Kopf und Kragen stottert. "Das ist aber nett von dir, Mike. So kenne ich dich gar nicht." Ja, Marie du bist auch immer so nett zu mir. Frechheit! "Ich mach mich dann mal! Wir sehen uns! Tschüss!" Fast hat man das Gefühl, er würde flüchten. "Tschüss Rick ... Was hat er denn?" Marie schaut ihm hinterher. Ich sollte mit ihm reden. Das will ich jetzt geklärt haben. Nicht, dass Marie nachher mich doch noch ausquetscht und ich mich verplappere. Dann muss ich wenigstens kein schlechtes Gewissen haben, falls ich es tue. "Komisch, oder? Ähm, Mike?" Aber ich bin auch schon auf den Beinen und humple so schnell es geht zur Tür. Vielleicht kann ich ihn ja einholen. "Mike?!" "Hab vergessen ihm was zu sagen. Bin gleich wieder da!" Die Tür endlich erreicht, rufe ich nach dem Flüchtling, der gefährlich nahe an seinem Auto ist. Er hört mich aber und bleibt stehen. Sofort will er auf mich zu kommen, doch ich halte ihn auf. "Warte! Ich bin gleich da!" Ich möchte vermeiden das Marie uns hören kann. Keuchend bleibe ich vor Rick stehen. "Scheiße. Ich verliere ... noch meine ... Form!" "Willst du dich setzten?" Ich schüttle den Kopf. "Hör mal", beginne ich. "Wenn du nicht willst, dass ich Marie was sage, dann lass ich es." "Wegen letzte Nacht?" "Ja." "Ich dachte, dir wäre es peinlich." "Nein. Wieso kommst du darauf?" Vor Marie ist mir fast nichts peinlich. Sie kennt meine schlimmsten Seiten. Meine wirklich, schlimmsten, schlimmsten Seiten. "Welcher Hetero erzählt gern, dass er von einem Kerl flach gelegt wurde?", fragt mich Rick nicht sehr taktvoll, wie ich finde, und knibbelt an seinem Autoschlüssel herum. "Ich erzähle es ja nicht gleich jedem! Bei Marie ist das was anderes. Und ich habe gedacht, du willst nicht, dass sie es erfährt. Sie ist schließlich deine Kundin." Rick senkt seinen Kopf und greift sich an die Stirn. "Sie muss uns für total bekloppt halten!", lacht er und nimmt mich in den Arm. "Von mir weiß sie eh schon das ich bekloppt bin." Ich erwidere seine Umarmung und fange seine Lippen ein, ziemlich sicher, dass uns Marie mittlerweile genaustens beobachtet. Ich freue mich gleich auf ihr Gesicht! Einige Autofahrer, die an uns vorbei fahren, geben mir schon einen kleinen Vorgeschmack darauf. "Ich sollte losfahren. Nicht, dass wir schuld an einem Auffahrunfall werden." Rick hat recht. "Okay. Dann bis heute Abend. So um 19 Uhr?" "Lieber eher ...", grinst er frech und ich kann nicht anders, als ihn erneut zu überfallen. Aber nur kurz, dann schiebe ich mich aus seinen Armen und gehe einige Schritte rückwärts. "Bis dann", winke ich. Rick zwinkert mir zu, steigt ein und fährt davon. Ich atme tief ein. "Und jetzt auf zu Marie!", sporne ich mich an und humple langsam zurück. "WAS WAR DAS EBEN?!" Herrlich! Sie steht in der Tür, plustert sich auf und starrt mich mit großen Augen und offenen Mund an. "Die Brünette, die mich gestern abgeschleppt hat." "Du verarschst mich! Das machst du extra! Du hast Rick dazu überredet, mir einen Streich zu spielen! Das ist nicht dein Ernst!" Sie 'flitzt' mir hinter her und stellt sich vor mich, als ich mich wieder gesetzt habe. "Du hast nicht mit ihm geschlafen!" "Doch." "Lüg mich nicht an!" "Tue ich nicht. Wir haben wirklich miteinander geschlafen. Zwei Mal sogar …" "Zwei …?! Wieso?" Ähm … Aus Langeweile? Warum schläft man wohl miteinander? "Er ist nett", sage ich schulterzuckend, in dem Wissen, dass Marie das schier wahnsinnig machen wird. "NETT?" Marie wird immer lauter. Na? Ich hab's doch gesagt. "Beruhige dich. Und setze dich lieber, bevor du noch umkippst." Sie hört tatsächlich auf mich und plumpst neben mir auf die Couch. "Das ist wirklich dein Ernst!?" "Jepp." "Also bist du schwul?" Ich überlege kurz. Bin ich? "Nö." "Bi?" "Marie, hör auf damit. Ich wusste bis gestern Abend noch nicht mal, dass das jemals passieren könnte. Ich war neugierig und Rick hat mir einiges gezeigt. Mehr ist da noch nicht." Habe ich eben wirklich NOCH nicht gesagt? "Dir einiges gez... Das gibt's nicht!" Marie sieht mich teils geschockt, teils amüsiert an. "Ich glaub's echt nicht. Du und …" Sie seufzt und beugt sich vor zum Tisch. Nimmt sie grade wirklich die Sektflasche und trinkt aus ihr? Ich muss sie wirklich sehr geschockt haben. "Ich habe es vorher schon mal kurz vermutet. Das du und Rick einen guten Draht zueinander habt. Und vielleicht dachte ich sogar, dass da eventuell ein Wenig mehr sein könnte, aber dann sagte ich mir: Nein! Niemals! Mike würde das nicht tun. Niemals würde Mike mit einem Kerl … Niemals!" "Jetzt tut er es aber. Schlimm?" Ich schaue sie an und greife auch nach der Sektflasche. Schmeckt gar nicht so schlecht, direkt aus der Pulle zu trinken. "Bist du jetzt sauer auf mich?" Die Flasche wird mir wieder entrissen. "Nein. Kann ich doch gar nicht. Ich hab ja damit angefangen." Wir lachen beide. "Dann mal die Tassen hoch, auf meinen neuen Schwulen Ex! PROST!" "Und auf meine lesbische Ex! PROST!", plappere ich nach und hebe die Flasche an meinen Hals. ****** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)