Amnesia von dani (Wenn die Erinnerung streikt) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- ~Uruha POV~ Die Zeit verging viel zu langsam. Zuerst musste ich im Bett bleiben um mich zu schonen. Dann durfte Aoi das Bett nicht verlassen und brauchte Ruhe – er schlief jedes Mal, wenn ich wach war. Ich hatte ihn ganze 3 ½ Wochen nicht sehen dürfen und die Sehnsucht nach ihm brachte mich beinahe um. Sowohl die Ärzte als auch Kai waren da sehr streng und ich körperlich nicht fit genug um mich durchzusetzen. Allerdings machte ich bereits Fortschritte und meine Verletzungen waren bisher recht gut verheilt, sodass ich morgen mit einem Begleiter dieses mir verhasste Krankenhaus endlich verlassen konnte. (Kai hatte sich dafür bereit erklärt auf mich aufzupassen, da Reita im Moment seine Schwester bei sich wohnen ließ. Sonst wäre ich wohl bei meinem besten Freund untergekommen.) Ich würde zwar zur Kontrolle noch ein paar Mal hier her müssen, aber ich war froh endlich raus zu kommen. Meine Abneigung gegen Krankenhäuser besserte sich durch diesen unfreiwilligen Besuch keinesfalls. Der Vormittag bestand wieder aus einem Untersuchungsmarathon, weshalb ich am Nachmittag müde und dösend in meinem Bett lag. Kai war wieder hier um mich zu besuchen, was er bisher jeden Tag getan hatte. Teilweise saß er sogar mit 100 Ordnern auf meinem Zimmerboden, bis man ihm einen Tisch reingestellt hatte, auf dem er arbeiten konnte. Auch Ruki und Reita hatten in den letzten Wochen immer regelmäßig vorbei gesehen. Heute hatten sie zu zweit ein Interview und würden vermutlich nicht mehr vorbeikommen. Während der Besuche waren beide recht ruhig, erzählten von der Pressekonferenz, von den Reaktionen der Presse und den Genesungswünschen der Fans. Das war auch der einzige Kontakt den ich nach draußen hatte. Um ehrlich zu sein hatte ich mir ein Mal einen Bericht in den Nachrichten angeguckt. Ein Bild des Unfallautos hatte mich so aus der Bahn geworfen, dass ich mich nicht mehr traute den Fernseher einzuschalten. Ich wundere mich heute noch, wie wir da lebend rausgekommen waren. Kai hatte den Fernseher eingeschaltet und zappte durch die Kanäle. Ich hatte meine Augen geschlossen, während er die Nachrichten verfolgte – allerdings im Stummmodus und mit Untertitel für Gehörlose, damit ich nicht zwangsläufig alles mitbekam, denn anscheinend wurde immer noch über den Unfall spekuliert. Unser Manager kümmerte sich um alle Anfragen und Meldungen gegenüber der Presse. Auch Ruki, Kai und Reita hatten bereits Stellungnahmen dazu abgegeben. Aber die Spekulationen über den Unfall hörten nicht auf, wurden teilweise sogar noch schlimmer. Anscheinend hatte eine Zeitung verlauten lassen, dass Aoi und ich stark alkoholisiert von einer Party nachhause gefahren waren. Wer auch immer das geschrieben hatte, hatte im Moment wohl ein kleines Problemchen mit unseren Anwälten – oder eher die Zeitung. Ich selbst machte mir nicht viel aus den Pressemeldungen. Dort wurde sehr schnell mal was getippt. Allerdings hatten solche Aussagen auch negative Auswirkungen auf die Band, weshalb unser Manager auch dort sofort eingeschritten war und Anwälte eingeschaltet hatte. Außerdem versuchten immer wieder Journalisten unsere Zimmer zu betreten und Fotos zu machen, oder einen von uns zu einem Interview zu bekommen, weshalb die Sicherheitsmaßnahmen auf den Fluren drastisch verschärft worden waren. Der Duft verschiedener Blumen stieg mir in die Nase. Gott sei Dank roch es nicht mehr so extrem nach Krankenhaus in meinem Zimmer. Die Blumen waren von unseren Chefs, Kollegen, Freunden und Bekannten gekommen. Die Anteilnahme hatte mich wirklich gefreut. Meine Eltern waren auch oft hier, obwohl wir eigentlich vor dem Unfall nicht so viel Kontakt gehabt hatten. Nicht, weil ich etwa mit Aoi zusammen lebte. Sie akzeptierten ihn als meinen festen Freund und hatten ihn mit offenen Armen in der Familie willkommen geheißen. Jedoch ließ unser Terminplan nicht wirklich viele Treffen zu, wobei es mit meinen Eltern besser war als mit Aois. Diese lebten in Mie, was eine Autofahrt von 4-5 Stunden bedeutete. Wenn wir sie besuchten, dann nur in den Ferien. Ich mochte es bei seiner Familie zu sein. Seine Eltern hatten damals nur gemeint, dass sie es schon hatten kommen sehen – immerhin hatte er mich als Einzigen aus der Band öfters mit nach Mie genommen. Sie hatten sich gefreut, weil sie mich mochten. Seine Mutter zog mich gern als Einrichtungsberater heran, sein Vater liebte es über Sport (Fußball und Basketball) und Musik zu reden. Ich hatte einmal gehört, wie Aois Vater zu ihm sagte: „Das ist der erste passende Kerl, den du je mitgebracht hast.“ Es hatte mich stolz gemacht. Selbst Aois Eltern waren den ganzen Weg her gekommen und besuchten mich oft, seine Geschwister waren in Mie geblieben, riefen aber ab und zu an um zu fragen, wie es ihm und mir ging. Ein leises Klicken zeugte davon, dass die Tür geöffnet wurde. „Hallo“, kam es müde von unserem blonden Vocal, als dieser ins Zimmer trat und die Tür hinter sich schloss. Ich konnte Kais Lächeln beinahe sehen. „Grins nicht so. Das Interview war der reinste Horror! Die warten wie die Aasgeier darauf endlich irgendwelche widersprüchliche Antworten zu bekommen“, stöhnte Ruki und ließ sich auf einen Sessel fallen. Es raschelte, als er die Jacke auszog und sie über die Stuhllehne hängte. Dann war es eine Weile ruhig. Vermutlich verfolgte auch er die Nachrichten. „Schläft er?“ Ich konnte Rukis Blick auf mir spüren. Da ich allerdings zu müde war um zu reagieren, ließ ich es bleiben. „Sieht wohl so aus“, antwortete Kai dann und seufzte verhalten. Rukis Stuhl knarrte leise, als er sich in den Sessel fläzte und die Beine ausstreckte. Wieder schwiegen die beiden, bis der Vocal ein vernehmbares Zischen ausstieß. „Verdammte Scheiße! Wenn ich das Auto sehe wird mir jedes Mal eiskalt! Die beiden müssen wirklich einen Schutzengel gehabt haben, der sie lebendig aus dem Schrotthaufen rausgebracht hat.“ Kais Stimme klang dumpf, als er antwortete: „Einen? Das waren mehrere für jeden!“ Hier konnte ich nur zustimmen. Von dem Auto war nicht mehr viel übrig geblieben. Die Teile hatten eine Spur quer über die gesamte Fahrbahn gezogen. „Uruha darf morgen nach Hause, nicht wahr? Du nimmst ihn mit zu dir?“ Kai nickte wohl, sagte dann aber: „Erstens soll er sich ausruhen und das geht nicht, wenn er selbst für sich sorgen muss und zweitens will ich ihm die eigene Wohnung im Moment nicht zumuten.“ Der Vocal schien zu verstehen. „Du meinst, weil Aoi nicht da ist? Hast du mit ihm darüber gesprochen?“ Ein abgrundtiefer Seufzer kam von Kais Seite. Wieder ein Knarren von Rukis Stuhl und seine Stimme kam näher. Vermutlich hatte er sich vorgelehnt. „Kai?“ Dann Stille. „Du hast es ihm nicht gesagt?“ Kai sagte immer noch nichts. „Was denkst du, wie er reagieren wird, wenn er fragt, ob er ihn besuchen kann? Du glaubst doch nicht, dass er sich immer mit einem ‚Er schläft gerade.’ abfinden wird? Es wundert mich, dass er bisher so klein beigegeben hat!“ Mein Magen sackte plötzlich ab und fuhr einen Looping. Mir wurde schlecht und eiskalt. Meine Atmung beschleunigte sich und ich musste mich zusammenreißen um weiter den Schlafenden zu mimen. Was sollte das schon wieder heißen!? „Mach mir keine Vorwürfe, Ruki! Die Ärzte haben Aufregung verboten. Was meinst du denn, wie er reagieren wird, wenn ich ihm sage, dass es Aoi schlechter geht, als wir ihm bisher erzählt haben!?“ „Was meinst du, wie er reagiert, wenn wir ihm die Wahrheit länger verschweigen!?“, gab Ruki prompt zurück. Ich öffnete meine Augen und sah unseren Sänger zusammenzucken, als er erkannte, dass ich nicht schlief. Kai fluchte leise und musterte mich, so als hoffte er, ich hätte es nicht gehört. „Ihr habt mich angelogen?!“ Die Fassungslosigkeit in meiner Stimme überraschte sogar mich selbst. Ich wusste gerade nicht, was ich zuerst tun sollte: Den beiden den Kragen umdrehen oder zu Aois Zimmer laufen, um die Wahrheit zu erfahren? Ich hasste Lügen und noch mehr hasste ich es von Leuten belogen zu werden, die zu meinen engsten Vertrauten zählten. Doch eigentlich hätte ich damit rechnen müssen. Kai hätte alles getan um zu vermeiden, dass ich mich irgendwie übernahm. In seinen Augen war das wohl richtig gewesen. Das hieß aber nicht, dass es sich für mich richtig anfühlte! Ich hatte ihnen vertraut! Rukis Stuhl schrammte über den Boden, als er sich erhob und sich zu mir aufs Bett setzte. Er griff nach meiner Hand und drückte sie, während ich immer noch mit meiner Selbstbeherrschung kämpfte. „Uruha! Atmen!“ Ich zog zischend Luft in meine Lungen. „Was heißt ihm geht es schlechter? Was ist mit ihm? Ich will zu ihm!“ Ruki sah zu Kai, der sich durch die Haare fuhr und hilflos mit den Schultern zuckte. Ich würde meinen Willen bekommen, das wusste ich, als die beiden unschlüssige Blicke tauschten. Vermutlich hätten sie es mir so oder so gesagt, wenn ich wach geworden wäre. Also nun doch früher als später. „Warum habt ihr mich angelogen? Ihr habt gesagt er schläft ein paar Zimmer weiter!“ Ich verstand den Sinn dahinter immer noch nicht und war verletzt. Sie wussten, wie ich zu Lügen stand. Klar ich hätte mich aufgeregt, aber ich regte mich auch jetzt darüber auf. Ich zitterte vor Angst. Was hieß schlecht? War das der Grund gewesen, warum ich nie zu ihm durfte? Mein Magen zog sich bei den Gedanken, die mir dazu kamen, schmerzhaft zusammen. Ich musste damit aufhören! Ruki räusperte sich und tätschelte meine Hand. „Wir haben dich nicht angelogen.“ Nein, das hatten sie nicht. Sie hatten nur vergessen zu erwähnen, dass sich dieses Zimmer auf der Intensivstation befand und Aoi seit dem Unfall in einem künstlichen Koma lag. Auf mein Drängen hin hatten sie mich in einen Rollstuhl verfrachtet (alleine laufen ging ja nicht – ich durfte mich nicht anstrengen und mit Gips lief es sich schlecht) und mich zu Aois Zimmer gebracht. Nun drückte ich meine Hand gegen die kühle Glasscheibe und kämpfte darum nicht die Fassung zu verlieren. Aois Zimmer war, so wie meines, ein Einzelzimmer. Mehrere Geräte standen um ihn herum und überwachten seine Werte. Immer wieder blinkten Anzeigen auf und verloschen dann wieder. Aber sie konnten nichts Schlechtes bedeuten, sonst wären sicher Ärzte hier, oder? Schläuche führten von seinem Arm zu Infusionsbeuteln, die in dem silbernen, dafür vorgesehenen Ständer hingen. Ich fühlte mich so verdammt hilflos. Kai begann zu sprechen, bevor ich fragen konnte: „Der Airbag ist nicht aufgegangen und er ist mit voller Wucht gegen das Lenkrad geschleudert worden. Die Ärzte können nicht genau sagen, wann er wieder wach werden wird. Er hat einige schlimme Verletzungen. Unter anderem einen Schädelbasisbruch und ein Schädel-Hirn-Trauma …“ Kai sprach weiter, doch ich konnte ihm nicht folgen. Schon wieder hatte ich das Gefühl, dass mir der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Schädelbasisbruch? Schädelhirntrauma? Ich wusste zwar, dass beides schlecht war, aber wie schlecht? Und welche Folgen hatte das für ihn!? Sein Brustkorb hob sich im Takt, den die Beatmungsmaschine vorgab. Ich schluckte trocken. Das Ding sorgte nicht gerade dafür, dass meine Anspannung nachließ. Ein Arzt trat ins Zimmer und ich verspannte mich noch mehr. Doch er nahm nur ein Klemmbrett von einem Haken und kontrollierte die Werte. Als hätte Ruki meine Gedanken gehört antwortete er: „Das hier ist Standartprozedur bei schweren Kopfverletzungen.“ Ich fragte nicht weiter nach. Es war schlimm genug zu sehen, wie er in diesem Bett lag, mit Geräten um sich herum, die ihn am Leben hielten. Meine Hände zitterten und mir war ganz elend. „Dieser verdammte Unfall! Dieses vermaledeite Arschloch, das das verfluchte Fernlicht nicht ausgeschalten hat!!“ Meine beiden Begleiter sahen sich aus großen Augen an, dann wanderte ihr Blick zu mir. „Was?“, fauchte ich. Bebend atmete ich ein und versuchte mich nach diesem Ausbruch etwas zu beruhigen. Fehlanzeige. Irgendwie verspürte ich das Verlangen auf irgendetwas einzuschlagen, nur um meine Wut und die Hilflosigkeit abzuschütteln. So kannte ich mich selbst nicht. Ich war normalerweise nicht gewalttätig! Mir war eiskalt, als ich meine Hand von der Glasscheibe zurückzog, an meine Lippen presste und hart schluckte um die Tränen zurückzuhalten, die langsam hochkamen. Gerne wollte ich zu ihm gehen, doch ich traute mich nicht. Ich hätte ihm alles abgenommen, aber auch das war keine Option. „Kai? Wie schlimm ist es wirklich?“, fragte ich heißer. Der Arzt kam wieder aus dem Zimmer, schloss leise die Tür und blieb bei uns stehen. Er hatte den letzten Teil unseres Gesprächs mitbekommen. Ich kannte ihn von irgendwoher. Vermutlich hatte er auch mich zwischenzeitlich behandelt. „Seine Kopfverletzungen sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Nach einem schweren Sturz oder eben einem Unfall mit Kopfbeteiligung, schwillt das Gehirn ebenso an wie andere Körperteile es tun, denken Sie zum Beispiel an einen Armbruch …“ Na ganz toll! Ich war eh schon in Panik und dann musste er mir das erzählen!? Der Arzt wartete mein Nicken ab und erklärte weiter: „Das Problem entsteht dadurch, dass es dafür unter der Schädeldecke keinen Platz gibt. Das ist gefährlich, weil durch den Druck Blutgefäße eingeklemmt werden, die für die Sauerstoffversorgung wichtig sind. Ohne Sauerstoff sterben Zellen ab und das ist ein hohes Risiko für Folgeschäden.“ Ich zuckte zusammen und starrte wieder auf Aoi. Mir wurde wieder übel und meine Finger verkrampften sich in die Decke, die ich auf meinem Schoß hatte, damit mir nicht zu kalt wurde. Wie schlimm stand es um ihn? Der Arzt folgte meinem Blick. „Bei gravierenden Verletzungen nach Unfällen ist es der beste Weg den Körper zu entlasten, wenn man den Patienten in ein künstliches Koma versetzt. Dadurch wird das Gehirn in einen stabileren Zustand versetzt, indem die Funktion zwar gedrosselt wird, dadurch besteht aber auch weniger Bedarf an Durchblutung und Nährstoffen. Außerdem vermindert das Aufregungen seitens des Patienten und Schmerzen“, erklärte der Arzt dann. Ich hob den Kopf und musterte ihn. Wollte er mich beruhigen!? Ich schüttelte den Kopf und sah wieder in das Zimmer. „Ich bin kein Mediziner, aber ich weiß, dass es nicht gut ist, wenn man in einem Koma liegt!“ Der Arzt nickte bedächtig. „In einem normalen Koma nicht, nein. Aber das hier ist kein wirkliches Koma. Tatsächlich versetzt man den Patienten mithilfe von Medikamenten in einen Zustand tiefer Bewusstlosigkeit. Schmerz und Bewusstsein werden mithilfe von Narkose- und Schmerzmitteln gezielt und dauerhaft ausgeschaltet und wir Ärzte kontrollieren seine Grundfunktionen mehrmals am Tag.“ Das sollte also heißen, dass sie es im Griff hatten, oder nicht? Es erleichterte mich, dass Aoi anscheinend keine Schmerzen hatte. „Wofür braucht er dann dieses Beatmungsgerät?“ Ich hatte so viele Fragen, war mir nicht sicher, was das alles hieß. „Sehen Sie die blaue Decke?“ Ich setzte mich im Rollstuhl auf und mein Blick folgte dem Fingerzeig des Mannes. Dann nickte ich. „Für was ist die gut?“ „Wie schon gesagt versuchen wir zu vermeiden, dass Folgeschäden entstehen. Daher wird in so einem Fall der Körper auf 32 bis 34 Grad Celsius gekühlt. Das verlangsamt den Stoffwechsel und das Gehirn braucht weniger Sauerstoff.“ Ich sah ihn verwirrt an. Und was hatte das nun mit meiner Frage zu tun? Er ließ es nicht dazu kommen, dass ich nachfragen musste. „Diese niedrige Körpertemperatur lässt sich nur im künstlichen Koma aushalten. Beides, Kühlen und künstliches Koma, dient dazu, möglichst schwerwiegende Folgeschäden im Gehirn zu vermeiden. Da aber im Koma die gesamten Körperfunktionen sozusagen heruntergefahren werden, setzt auch die Atmung aus und die Patienten müssen künstlich beatmet werden.“ Aha, daher also der Schlauch… „Und wann können Sie ihn wieder aufwecken?“ Der Arzt runzelte die Stirn und sah durch die Scheibe in das Krankenzimmer. „Das können wir leider nicht so genau sagen. Jeder Patient ist anders. Wir überprüfen seine Werte laufend. Sobald wir davon ausgehen können, dass die kritische Phase der Drucksteigerung im Schädel von Shiroyama-san beendet ist, werden wir die Narkosemittel allmählich reduzieren und ihn langsam aus dem Koma holen. Sollte der Druck jedoch wieder zunehmen, müssen wir ihn wieder in den Ursprungszustand zurückversetzen. Leider kann man nie genau sagen, wie schnell die Patienten auf die Reduktion der Narkosemittel reagieren. Es kann schnell gehen, aber auch sehr langsam. Das hängt alles davon ab, wie tief die Narkose war, vom Alter, von der Befindlichkeit des Patienten, von der Schnelligkeit in der der Körper die Medikamente abbauen kann, von den eingesetzten Medikamenten …“ Er wollte gerade Luft holen um fortzufahren, als Kai sich räusperte. Der Arzt stieß die Luft wieder aus. „ … kurzum, es hat mehrere Faktoren.“ Plötzlich setzte ein durchdringendes Piepsen ein. „Entschuldigen Sie mich. Ein Notfall!“ Und schon hastete der Arzt den Gang hinunter, während ich mich wieder Aoi zuwandte. Ich wusste nicht so genau, ob ich nun beunruhigt oder erleichtert darüber sein sollte. Aber die Ärzte schienen hier alles im Griff zu haben. Ruki legte seine Hand auf meine Schulter und strich mir über den Rücken. „Er ist soweit stabil Kouyou. Die Ärzte tun alles, damit er wieder aufwacht.“ Kai legte mir seine Jacke um und ging neben mir in die Knie um mir in die Augen sehen zu können. Erst jetzt merkte ich, dass ich zitterte. Mir war kalt. Aber ich war mir nicht ganz sicher, ob es generell kalt war, oder ob diese Kälte aus meinem Inneren kam. „Er ist verdammt zäh. Du weißt, dass er dich hier niemals freiwillig allein zurücklassen würde, oder? Aoi kämpft. Und du musst nun auch an ihn glauben und für ihn da sein.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)