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Closed Barrier Murder

Ein Shikamaru Nara-Krimi
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, freut mich, dass ihr euch hierher verirrt habt. Gleich vorweg: Ja, das hier ist ein Krimi im Ninja-Verse. Mir ist klar, dass das die Wahrheitsfindung teilweise erschwert, allerdings werde ich alle nötigen Hinweise ausreichend enthüllen, sodass es jedem von euch möglich sein sollte, den Mord selbst aufzuklären, bevor die Lösung verkündet wird.
Also dann, viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hoppla, es ist längst wieder Zeit für ein neues Kapitel! Here we go :)
In diesem Kapitel kommt Shikamaru übrigens auf die Lösung, so viel kann ich verraten. Sobald er also ankündigt, eine finale Überprüfung durchzuführen, seid ihr alle angehalten, kurz mit dem Lesen innezuhalten und den Fall noch einmal durchzudenken, ob ihr auch dahinterkommt. Am Ende des Kapitels gibt es ansonsten noch einen finalen Hinweis, die Auflösung erfolgt dann im nächsten.
Viel Spaß also! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier also das letzte Kapitel. Damit wäre mal wieder eine FF abgeschlossen^^
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Invitation/Irritation

Regel 8: Das Problem des Verbrechens muss […] durch strikt naturalistische Wege gelöst werden. Andere Methoden zur Erlangung der Wahrheit […] sind tabu.

Regel 14: Die Form des Mordes, und die Wege, dies zu ermitteln, müssen rational und wissenschaftlich sein.

- S. S. Van Dine, aus den 20 goldenen Regeln für das Schreiben von Detektivgeschichten
 

Mendokusai. Zum Glück sind wir alle Shinobi.

- Shikamaru Nara
 

Er hatte gewusst, dass diese Sache lästig werden würde. Schon als er sich desinteressiert die Missionsbeschreibung durchgelesen hatte, hatte er es gewusst. Und natürlich war es tatsächlich höllisch mühselig geworden – wenn auch auf eine ganz andere Art, als er erwartet hatte.

Nicht nur die Mission an sich nervte ihn, sondern auch die Aussicht, dabei eine ganz bestimmte Person zu treffen. Es kam ihm selbst schon merkwürdig vor, wie oft sie sich über den Weg liefen, wann immer er für Konohas außenpolitische Beziehungen herhalten musste. Niemand hatte Shikamaru gesagt, dass sie dabei sein würde, aber er hatte es angenommen. Wenn sich Hokage und Kazekage trafen, um einem kleinen Küstenlandstrich zwischen ihren Reichen zur Unabhängigkeit zu verhelfen, dann war natürlich auch Temari mit von der Partie.

Es könnte eigentlich ein hübscher, gemütlicher Ausflug sein, hinge nicht mehr davon ab, als einem Durchschnittsbürger des Reichs des Feuers bewusst war. Selbst die Landschaft im künftigen Reich der Riffe hatte etwas Malerisches, Angenehmes – zumindest bis Shikamaru, Tsunade und der Anbu-Leibwächter spätnachmittags das Ziel ihrer Reise erreichten. Das Haus stand nämlich auf der Spitze einer Steilklippe, an der sich tosend die Wellen brachen. Shikamaru fragte sich, ob er nachts überhaupt würde schlafen können. Aber vielleicht verbot Tsunade das ja sogar.

Das Empfangskomitee bestand – neben einem älteren Mann und einer jungen Frau mit Schürze – ausgerechnet aus den Suna-nin. Kankurou begrüßte Tsunade mit fast schon militärischer Korrektheit, aber Temari schenkte Shikamaru nur ein überhebliches Lächeln. „Ihr seid spät dran. War da jemand zu faul, um aus seinem Bett zu klettern?“

„Nerv nicht“, brummte er und wich ihrem Blick aus. „Es gibt nichts daran auszusetzen, ein Bett einem Stelldichein mit euch vorzuziehen.“

„Also gibst du es zu?“, fragte Temari mit blitzenden Augen.

„Demnach sind die anderen schon alle versammelt?“, fragte Tsunade.

„Fast. Wir warten noch auf Feudallord Kawarami“, sagte Kankurou und wies auf die beiden Nicht-Ninjas neben ihm. „Darf ich vorstellen: der Verwalter dieses Anwesens, der sich freundlicherweise dazu bereiterklärt hat, uns für die Dauer der Zeremonie aufzunehmen.“

Der alte Mann verbeugte sich förmlich. „Ihr könnt mich einfach Taa nennen. Es ist mir eine Ehre.“ Er trug gewöhnliche, farblose Kleidung, hatte farblose Augen und einen weißen Bart, der wie Eiszapfen von seinen Backen hing. „Das ist Aya. Solltet Ihr während Eures Aufenthaltes irgendetwas benötigen, zögert nicht, sie anzusprechen.“

„Auch mir ist es eine große Ehre.“ Die Dienerin verbeugte sich ebenfalls. Sie war vielleicht zwanzig, hatte orangerotes, hochgestecktes Haar und eine derart gerade Haltung, dass Shikamaru allein beim Gedanken daran jeder Muskel im Leib wehtat.

„Folgt uns doch bitte hinein.“ Der alte Taa machte eine einladende Bewegung und öffnete die Tür.

„Taa ist ein ziemlich seltsamer Name, oder?“, murmelte Shikamaru Temari zu, als sie sich hintereinander durch den Türsturz bückten. Kankurou blieb mit den Gastgebern draußen, um auf die weiteren Gäste zu warten.

„Aber einfacher zu merken“, erklärte sie belustigt. „Die Leute in diesem Gebiet sind etwas eigen. Offenbar heißt er in Wirklichkeit Taruniarumaruto.“

„Autsch.“

Das Anwesen war nicht allzu luxuriös, aber annehmbar für die Gründung eines neuen Reiches. Es bestand fast völlig aus Holz; lange, geschliffene Balken umrahmten ein gutes Dutzend an Gästezimmern, wie Shikamaru aus der Missionsbeschreibung wusste. Der Eingangsbereich mündete in einen ebenfalls mit hellem Holz vertäfelten Empfangssaal, wo eine festlich geschmückte Tafel darauf wartete, mit Köstlichkeiten gekrönt zu werden. Zwei hölzerne Treppen führten seitlich auf eine Galerie im ersten Stock, von der weitere Gänge und Türen abzweigten. Weiche, rote dunkle Teppiche verzierten sie auf ungewöhnliche Weise. Und irgendwo hinter der Tafel, am Ende eines verschlungenen Flurs, musste die Küche sein, denn Shikamaru wehte ein Duft in die Nase, der seinen Magen zum Knurren brachte.

„Sogar zu faul gewesen, dir ein Lunchpaket zu schnüren?“, neckte ihn Temari. Shikamaru seufzte. Die Frau war einfach nur lästig.

Vier Plätze an dem langen Tisch waren besetzt. Auf der rechten Seite, ziemlich am Tischende, saß Gaara in seiner weißblauen Kazekage-Kleidung, der die Neuankömmlinge mit seinem ruhigen, immer noch ein wenig verstörend wirkenden Blick musterte. Der junge Mann links, in der Mitte der Tafel, musste der Feudallord in spe sein – der Sohn des Feudallords in spe, berichtigte Shikamaru sich in Gedanken. Der dritte und jüngste, um noch genauer zu sein.

Shikamaru hatte schon ab und zu mit Feudallords zu tun gehabt, meist mit dem aus ihrem eigenen Reich. Die meisten waren entweder zum Zerbrechen schmächtig oder fettleibig und oft wirkten sie nicht besonders hell im Kopf. Dieser hier war jung und kräftig, schlank ja, aber nicht dürr. Und er strahlte Ruhe und Vernunft und ein gewisses Charisma aus. Vielleicht war das der Grund, weshalb sein Vater ihm das Unterzeichnen des Vertrags überließ, und nicht seine sprichwörtliche Angst vor Attentaten.

„Hokage-sama“, sagte er und stand lächelnd vom Tisch auf. „Oder Tsunade-hime? Wie wollt Ihr lieber genannt werden?“ Er kannte sich also ein wenig in seinen Nachbarländern aus, der Gute. Sein Haar war stumpf und braun, aber ordentlich gekämmt. Um seinen sandgelben Mantel wand sich eine rubinrote Schärpe. Einen der markanten Hüte, wie sie Feudallords gern trugen, sah Shikamaru nirgends.

„Hokage reicht“, sagte Tsunade und begrüßte ihn mit einem Kopfnicken. „Ihr seid dann also …“

„Oniyakushi Tarou. Dritter Sohn von Lord Oniyakushi Teito. Aber Tarou reicht.“

„Sehr erfreut.“ Tsunade wandte sich Gaara zu. „Ich hoffe, Ihr hattet auch eine angenehme Reise hierher, Kazekage?“

Gaara nickte, die Augen musterten sie stoisch. „Dieser Landstrich hat lange keine gröberen Krisen mehr gesehen. Es ist recht friedlich hier.“

„Wie es auch sein sollte“, erklärte der Feudallordssohn. „Und diesen Frieden wünschen wir zu erhalten. Deshalb sind wir hier.“ Plötzlich schien ihm etwas einzufallen, und er verbeugte sich tief. „Ich danke Euch beiden vielmals!“, rief er inbrünstig aus. „Ohne die Hilfe der Reiche des Windes und des Feuers wäre unsere Abspaltung niemals gelungen!“

Gaara antwortete gar nicht, Tsunade schenkte ihm immerhin ein schmales Lächeln. „Keine Ursache. Aber noch ist der Vertrag nicht unterschrieben.“

Selbst Shikamaru wusste jedoch, dass Kawarami, dem Feudallord des Reichs der Flüsse, nichts andere übrig blieb, als diesen Teil seines Herrschaftsbereichs aufzugeben. Die großen Reiche, die sein kleines Land begrenzten, hatten beide Druck gemacht, um dem Reich der Riffe zur Unabhängigkeit zu verhelfen.

„Selbstverständlich!“, rief Tarou, als wäre ihm gerade ein schwerer Fehler unterlaufen. „Wir begeben uns weiterhin in Eure Obhut. Es ist eine große Erleichterung, Euch hier zu haben. Vor allem in Begleitung von so berühmten Shinobi.“

Damit meinte er wohl weniger Shikamaru und den Anbu Oushi, den er unmöglich kennen konnte, sondern vielmehr die Tatsache, dass überhaupt ein berüchtigter Anbu mit einer der typischen Katzenmasken die Hokage begleitete.

„Denkt Ihr denn, der Aufwand ist nötig?“, fragte Shikamaru.

Es war einer der Ninjas, die Tarou begleiteten, der antwortete. „Es halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass Feudallord Kawarami die Abmachung immer noch irgendwie kippen will. Wir müssen sehr wachsam sein.“

Ein Räuspern unterbrach das Gespräch. Taa, der Mann mit dem Eiszapfenbart, betrat den Empfangssaal und kündigte das Eintreffen der letzten Gäste an.

Die Leibgarde des Feudallords bestand ebenfalls aus zwei Shinobi. Das Reich des Flusses hatte nur wenige von ihnen zu bieten, wie Shikamaru wusste. Ihre Kleidung war schwarz mit weißen, welligen Streifen; ihre Stirnbänder zierte ebenfalls eine Welle. Allein daran, wie sie sich bewegten, erkannte man, dass sie nicht sehr gut ausgebildet waren.

Lord Kawarami trug einen dieser lächerlichen Hüte, und darunter ein verkniffenes, faltiges Gesicht zur Schau. Er war ein kleiner Mann mit viel zu langen Armen, die ständig in Bewegung waren, als wüsste er nicht, wohin damit. Seine wässrigen Augen musterten die Versammelten. „Was für ein Aufgebot an Shinobi. Sogar ein Anbu aus Konoha. Ihr scheint mir nicht zu trauen“, stellte er mit kratziger Stimme anstelle einer Begrüßung fest.

„Wir sind nur hier, um für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen“, sagte Temari. „Es könnte jemand von außen versuchen, die Zeremonie zu stören.“

„Ja, ja“, meinte Kawarami ungeduldig und winkte ab.

Taa hüstelte. „Da nun alle versammelt sind, erlaubt mir noch einmal, unsere Gäste aufs Herzlichste zu begrüßen. Fühlt Euch wie zuhause, nehmt Platz. Wir werden das Essen auftragen.“

„Erst errichten wir die Barriere“, bestimmte Gaara.

Tsunade nickte und gab Oushi ein Zeichen. Der Anbu folgte dem Kazekage nach draußen, außerdem stand die Kunoichi auf, die noch mit Tarou hier war, und einer der Ninjas des Flusslords begleitete sie ebenfalls.

„Gaara wird selbst an der Barriere mitwirken?“, fragte Shikamaru erstaunt.

„Er hat dafür geübt“, meinte Temari nur. „Es war abgemacht, dass die einzelnen Vertreter nur je zwei Leibwachen mitnehmen. Da Kankurou und ich mitkommen sollten, blieb ihm nichts anderes übrig. Aber das Jutsu ist nicht extra schwierig; Gaara wird nur ein wenig Chakra in die Schriftzeichen der anderen leiten und die Sache hat sich. Lust, es mitanzusehen?“

Shikamaru zuckte mit den Schultern. Lust hatte er keine, aber er wollte auch nicht unbedingt hier herumstehen, bis sie fertig waren. Tsunade kam hier schon zurecht.

Als sie das Haus verließen, sahen sie Oushi, Gaara, die Riff-Kunoichi und den Wellen-Shinobi rund um die Holzbaut stehen. Sie malten mit Tinte Schriftzeichen auf den Felsen, rammten einen Kunai in deren Mitte, versahen ihn mit einem bemalten Stück Papier und formten Siegel. Von einem Wurfmesser zum nächsten sprangen Funken, bis ein zuckender, roter Lichtbogen sie alle verband. Die Ninjas änderten ihre Fingerzeichen, und die roten Linien wuchsen in die Höhe, schufen einen himmelhohen, durchscheinend roten Quader, der das Haus von der Außenwelt abschirmte. Und das war es auch schon. Die Barriere würde aufrecht bleiben, bis die vier sie gemeinsam wieder auflösten – mit anderen Worten, bis morgen früh.

„Wie geht es eigentlich eurem blonden Chaoten, diesem … Naruto?“, fragte Temari, als sie zurück zum Haus gingen. Der Abend war hereingebrochen; die Barriere hielt zwar den Wind vom Ozean fern, aber es war dennoch empfindlich kühl.

„Wieso interessiert dich das?“

„Mich interessiert’s gar nicht“, schnaubte sie. „Aber Gaara. Ich weiß, dass er mich später fragen wird, also frage ich dich.“

„Wie lästig.“ Shikamaru blinzelte in den roten Himmel. Die Barriere ließ den Sonnenuntergang noch intensiver, fast falsch wirken. „Naruto geht’s soweit gut. Er hat’s nur wieder mit dem Training übertrieben. Sein Chakra – sein eigenes – war quasi auf dem Nullpunkt, aber sie behandeln ihn gerade im Krankenhaus.“

„Hört sich aber nicht nach gut an“, meinte sie.

„Ach was.“ Shikamaru winkte ab. „Naruto kriegt so schnell nichts klein. Gib ihm zwei Tage, und er geht allen dort wieder mächtig auf die Nerven.“

Endlich war es Zeit, mit dem Abendessen zu beginnen. Ihrem Rang entsprechend nahmen sie Platz. Die Lords saßen einander gegenüber in der Mitte der Tafeln, neben ihnen ihre Leibwächter. Die beiden Kage als Beobachter saßen weiter am Rand, die anderen Shinobi füllten die leeren Plätze auf, bis alle zwölf Kissen besetzt waren. Der Gastgeber saß am Kopfende der Tafel, seine Dienerin schwirrte in die Küche und brachte Teller mit Fischsuppe, Makrelen, Hummer, Muscheln und allerlei anderem Meeresgetier, dazu cremige, grüne Soßen und Früchte. Endlich konnte Shikamaru seinen Hunger stillen. Die Hokage hatte die ganze Reise über gehetzt.

Während sie aßen, flammten überall am Tisch Gespräche auf. Die hohen Würdenträger waren ins Politische vertieft. Oniyakushi Tarou gab sich in Gegenwart des anderen Fürsten sogar ziemlich gelassen. Shikamaru saß neben dem Shinobi-Leibwächter dieses dritten feudalen Sohnes, ihnen gegenüber Temari und einer der Fluss-Ninjas. Letzterer schien keinen Appetit zu haben, er stocherte nur in seinem Essen herum.

„Iss doch, es stammt alles aus der Gegend“, forderte der Riff-Shinobi ihn auf – zumindest würde er ein Riff-Shinobi sein, sobald die Unterzeichnung über die Bühne gegangen war. Momentan gehörte er noch zum Flussreich wie sein Gegenüber, auch wenn in sein Stirnband, das seine kurzen braunen Haare wirr abstehen ließ, bereits das Symbol von etwas eingraviert war, das mit viel Fantasie wie ein Stein aussah, der aus Ozeanwellen ragte.

„Und eben das beunruhigt mich.“ Der Fluss-Shinobi besah brummend die Garnele zwischen seinen Stäbchen.

„Es wird schon nicht vergiftet sein“, meinte Temari. „Wäre doch dumm von den Oniyakushis, euch vor der Zeremonie umzubringen, oder?“

„Man weiß nie, was in deren Köpfen vorgeht“, knurrte der Mann und funkelte den Riff-Ninja an. „Und viele Gifte können nur Medic-Ninjas identifizieren. Und wir haben keinen Medic-Ninja dabei. Ich habe mir viel Theoretisches über alle möglichen Medizin-Jutsus beigebracht, aber ich habe einfach kein Talent dazu. Und das ist ein Problem.“

„Wieso? Nach dem Essen wird unterzeichnet, dann ist die Sache über die Bühne. Wir schlafen hier und morgen früh gehen wir unserer Wege“, sagte der Riff-Shinobi. „Wir können uns hier entspannen und sogar ein paar Freunde finden, meint ihr nicht? Mein Name ist übrigens Yorino.“

Der Fluss-Ninja machte keine Anstalten, sich vorzustellen. Müsste Shikamaru sich einen Namen für ihn aussuchen, wäre wohl Graumähne treffend. Sein Haar war so lang, dass es ihm bis zur Hüfte reichte, und von einem fahlen Grauton. Die Augen waren schwarz, aber wachsam und misstrauisch. „Und wer sagt, dass in der Nacht nicht irgendwas passiert?“

„Außer dass wir uns gegenseitig aus dem Schlaf schnarchen?“, mischte sich Oniyakushi Tarou lächelnd ein, der das Interesse an den politischen Gesprächen der Kage verloren zu haben schien.

„Ich kenne da jemanden, den das nicht stören wird“, meinte Temari trocken mit bezeichnendem Blick auf Shikamaru. Der seufzte.

„Keine Sorge.“ Das Dienstmädchen ersetzte einen leeren Teller durch einen neuen mit eisgekühlten Muscheln und schien ihr Geplänkel zu ernst zu nehmen. „Das Haus sieht zwar nicht so aus, aber die Wände sind ziemlich dick. Es kommen auf jeden Fall weniger Geräusche durch als bei solchen aus Papier.“ Sie schenkte den Ninjas ein schüchternes Lächeln und ging zurück in die Küche. Graumähne blickte ihr hinterher. Die Diskussion war verglommen.

„Yorino“, brummte Graumähne nach einer schweigenden Weile. „Ich hab von dir gehört. Du bist einer der Besten im Flussreich.“

„Im Riffreich“, korrigierte Yorino ihn.

„Und der persönliche Leibwächter von Oniyakushi Tarou, oder?“, fuhr Graumähne unbeeindruckt fort.

„Genau.“

„Seid ihr nicht beide seine Leibwächter?“, fragte Temari verwundert. „Du und die Kunoichi?“ Sie deutete auf das Mädchen, das zwischen Tsunade und Tarou saß und interessiert ihrem Gespräch lauschte.

„Heute schon.“ Yorino lächelte. „Sie hat bisher nur Missionen für Oniyakushi Teito erledigt, Tarous Vater, und zwar außerhalb des Landes. Tarou und ich waren in den letzten Jahren auch auf vielen diplomatischen Reisen für ihn. Wir haben nur von ihr gehört, aber wir haben sie sozusagen erst gestern kennengelernt.“

„Eine Frage“, sagte Shikamaru zu Yorino. „Warum Riffe?“

Der Ninja lächelte. „Bis du nicht an den Rand der Klippe getreten und hast aufs Meer hinausgesehen?“

„Nur auf den weiter entfernten Teil.“ Sich ein wenig umzusehen gebot die Wachsamkeit, allerdings war er nicht bis ganz an die Kante gegangen.

„Dann hättest du deine Antwort gehabt. Direkt unter den Steilklippen gibt es einige herrliche Riffe. Mit herrlichen Fischen. Es stand sogar zur Diskussion, ob unser Symbol nicht ein Fisch sein sollte, aber Lord Oniyakushi war dagegen“, sagte Yorino verschwörerisch. „Er meinte, wenn Nuriko und ich hier mit Fischen auf den Stirnbändern auftauchen würden, könnte uns keiner mehr ernst nehmen.“

Shikamaru nickte und lehnte sich zurück, um zu Nuriko – er musste die Kunoichi, die an Feudalsohn Tarous anderer Seite saß, meinen – zu spähen. Sie schien sich zu amüsieren, wie sie so mit Tsunade und Gaara sprach. Sie hatte glattes, schwarzes Haar, lang bis auf den Rücken, und ein freundliches Gesicht. Er hatte schon vorher bemerkt, dass sie nicht älter als sechzehn oder siebzehn sein konnte.

Er wandte sich wieder den anderen zu – und blickte direkt in Temaris unverschämtes Grinsen. „Na?“, fragte sie. „Gefällt sie dir?“

„Warum habe ich nur gewusst, dass diese Frage kommen wird?“, seufzte Shikamaru genervt.

„Eine Frage verdient eine Antwort.“

Mendokusai. Ich habe mich nur gefragt, wie jemand, der so jung ist, schon so wichtige Aufträge übernehmen darf.“

„Sie ist wirklich ein Naturtalent“, nickte Yorino. „Die wahrscheinlich fähigste Kunoichi, die das Land der Riffe – und der Flüsse“, ergänzte er mit einem Seitenblick auf den ungerührten Graumähne, „je hervorgebracht hat. Sie ist sechzehn, aber so exzellent in Taijutsu und Ninjutsu, dass sie es sicher bald in die Leibgarde von Lord Teito persönlich schafft.“

Tarou winkte dem alten Taa zu, um ihn zu bitten, die Nachspeise aufzutragen. Er rief die Dienerin – Aya, wenn Shikamaru ihren Namen richtig im Kopf hatte – und ließ sie Pudding, Götterspeise, süßen Kuchen und eine weitere Partie Früchte bringen.

„Und da ist neulich ein Platz freigeworden, oder?“, nahm Graumähne das Gespräch wieder auf, nachdem Aya fort war. „Hab ich gehört. Teito will immer genau neun Leibwächter.“

Yorino machte den Mund auf, um zu antworten, aber sein Herr machte eine abrupte Geste. „Das waren genug Staatsgeheimnisse für heute, Yorino.“

Der Ninja sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, zuckte dann aber entschuldigend die Achseln. „Jetzt seid ihr dran. Ich kenne eure Namen immer noch nicht.“

Nachdem Shikamaru und Temari sich vorgestellt hatten, druckste Graumähne noch ein wenig herum. Er schien Yorino wirklich nicht zu trauen. „Kumui“, sagte er schließlich. „Und ich bin auch einer der Besten, die das Flussreich zu bieten hat.“

„Ich bin gerade froh, dass ein gewisser blonder Idiot flachliegt und ein gewisser anderer Idiot seine überschüssige Kraft auf einer Mission verpulvert“, stellt Shikamaru fest. „Die beiden hätten einen nach dem anderen von euch zum Kampf herausgefordert.“

„Es ist leider eine Tatsache“, sagte der feudale Sohn plötzlich laut. Er hatte sich wieder dem Gespräch der Kage zugewandt. „Wenn der Vogel nur einen Tag früher eingetroffen wäre, hättet Ihr unserem Antrag auf Unabhängigkeit sicher nicht zugestimmt!“

„Überschätzt Euch nicht“, knarzte Lord Kawaramis Stimme. „Als ob wir nur wegen ein paar Aufrührer ein Bündnis mit einem so großen Reich bräuchten.“

„Habt Ihr das gehört?“, rief Tarou und deutete auf das eingefallene Gesicht des Feudallords. „Sie bezeichnen uns als Aufrührer! Vergesst besser nicht, was Ihr heute noch tun müsst, Kawarami! Das Reich der Blitze ist weit weg, aber Konoha und Suna sind heute Gäste auf unserem Boden!“

„Beruhigt Euch“, sagte Gaara mit monotoner Stimme. „Drohungen sind überflüssig. Die Zeremonie wird ordnungsgemäß ablaufen. Niemand hat hier irgendjemandem etwas vorzuwerfen.“

Obwohl Shikamaru Politik nur mäßig interessierte, gehörte dieses Gespräch sehr wohl zu seiner Mission, und er hatte einen konkreten Verdacht, worum es ging. Offenbar hatte Kawarami sich bis zuletzt geweigert, dem Riff-Land die Unabhängigkeit zu gewähren, und sogar beim Reich der Blitze um Unterstützung angesucht. Jedoch war die Zusicherung des Raikage zu spät gekommen, und Kawarami hatte bereits einwilligen müssen.

Die Küchlein und der Pudding neigten sich dem Ende zu. Shikamaru hatte von dem Süßzeug ohnehin nur wenig angerührt, und das nicht, weil er Grubenheber Karies fürchtete. Zu viel Süße fühlte sich immer an, als würde es seine Zunge betäuben. Yorino versuchte noch einmal, Kumui Graumähne in ein lockeres Gespräch zu verwickeln, während Temari Shikamaru über Neuigkeiten aus Konoha ausfragte. Er spürte allerdings, wie die allgemeine Anspannung wuchs. Der Zeitpunkt war fast gekommen. Ein wenig mulmig fühlte selbst er sich jetzt – und hätte er mehr Zucker genommen, wäre ihm garantiert übel.

Nach und nach erstarben die Gespräche bei Tisch. Nun stand das eigentliche Ereignis an, das, obwohl jenes nicht sehr groß war, zur Gründung eines neuen, unabhängigen Feudalreiches führen würde. Irgendwann stand Lord Kawarami demonstrativ auf. „Bringen wir es hinter uns“, sagte er rau.

Tarou nickte, und er und die beiden Kage erhoben sich ebenfalls.

Die Zeremonie würde in einem großen, leeren Raum im Erdgeschoss stattfinden. Auf dem Weg dorthin sahen sie erstmals den Koch, einen beleibten Mann mit papierner Mütze und schmalen Augen. Er beobachtete sie stumm, seiner Pflichten offenbar enthoben. Man hörte das Geräusch von Händen, die in der Küche das Geschirr wuschen – vermutlich Aya, denn Taa, der Hausherr, öffnete schwungvoll die Doppelflügeltür vor ihnen und hieß sie eintreten.

Das Licht in dem Raum war schummrig; nur einige Kerzen brannten an den Holzsäulen in Glasschalen. Ein niedriges Podest war der einzige Einrichtungsgegenstand. Darauf hatte Tarou, offenbar schon im Vorhinein, eine Schriftrolle aufgerollt, die Einzelheiten des Vertrags für alle lesbar.

Tsunade gab Oushi ein Zeichen. Der Anbu trat zur Schriftrolle und untersuchte sie fachkundig. Als er nickte, traten die Feudallords näher.

Nun wurde es heikel. Konnten sie hier drin nicht für besseres Licht sorgen? In den dunklen Ecken des Raumes konnte sich wer weiß was verstecken. Angestrengt besah Shikamaru die Umgebung. „Habt ihr das Haus eigentlich durchsucht, bevor ihr die Barriere errichtet habt?“, flüsterte er Temari zu.

„Klar. Für wen hältst du uns? Hier ist absolut niemand außer uns zwölf, dem Hausherrn, der Dienerin und dem Koch.“

Als Erstes trat Tarou selbst feierlich zu der Schriftrolle, flankiert von seinen Riff-Shinobi, die ernste Mienen aufgesetzt hatten. Der Sohn des neuen Feudallords unterzeichnete schwungvoll und flink. Sie traten zurück, und Lord Kawarami näherte sich dem Podest. Shikamaru unterzog den anderen Ninja, Kumuis Waffenbruder, einer genaueren Untersuchung. Streng genommen konnte er auch eine Frau sein; das war seinem Gesicht schwer zu entnehmen. Es war fein geschnitten und von kurzen, brünetten Haaren eingerahmt. Über die Wangen zogen sich symmetrische Wellentätowierungen.

Oushi schlich mittlerweile im hinteren Bereich des Raumes herum, Kankurou bewachte die große Tür, die Taa hinter ihnen geschlossen hatte. Selbst Temari war angespannt; eine ihrer Hände ruhte auf dem gewaltigen Fächer, den sie nur zum Essen abgelegt hatte. Gaara musterte alle Anwesenden wechselweise und mit stoischer Ruhe, der Sandkürbis an seinem Rücken ein Mahnmal für alle, die von seinen Fähigkeiten wussten.

Lord Kawarami kniete vor dem Podest, seine Ninjas flankierten ihn, jeder mit einer Hand auf dem kurzen Schwert im Gürtel. Der Lord mit dem zerknautschten Gesicht streckte seine Hand nach dem Pinsel aus, der daneben bereitlag, tauchte ihn in das Tintenfass.

Shikamarus Augen huschten schneller im Raum hin und her. Von wo konnte eine Gefahr kommen? Er vertraute den Suna-nins soweit, dass sie alle Fallen in diesem Haus aufgespürt hätten, und die Barriere war von allen vier Fraktionen gemeinsam gewebt worden. Wenn sie jemand durchbräche, würden das alle vier Ninjas spüren. Was konnte also schiefgehen? Eine mechanische Falle vielleicht? Etwas mit dem Podest, das nur sichtbar wurde, wenn eine gewisse Menge Tinte die Schriftrolle bedeckte? Das wäre das Einzige, das sie nicht im Vorfeld überprüfen könnten – aber war so etwas realistisch? Die paar Bissen Nachspeise in Shikamarus Magen sandten nun doch ein leises Gefühl der Übelkeit seine Speiseröhre hoch. Dieser Moment war wichtig; es ging um die Zukunft eines ganzen Landstrichs, der mit der ziemlich martialischen und unkoordinierten Politik des Flussreiches nicht mehr einverstanden war.

Lord Kawarami führte den Pinsel folternd langsam zu der Schriftrolle. Für einige Sekunden hörte man nur das sanfte Wischen der Borsten auf dem Papier. Dann stand der Name des Lords auf dem Vertrag, und Shikamaru spürte förmlich die Erleichterung in diesem Raum.

Als Nächstes unterzeichneten die beiden Kage als Zeugen. Als Gaara sich über das Podest beugte, ertönte von draußen plötzlich ein dumpfes Klirren. Alle Anwesenden zuckten zusammen, Blicke schnellten zur Tür, und Shikamaru zwang sich mit aller Macht, nicht von Gaara wegzusehen. Jemand musste auch das Podest im Auge behalten.

Eine Minute harrten sie aus, Gaara mit dem Pinsel in der Hand. Kein Geräusch folgte dem ersten, kein Wort.

„Von wegen, man hört kaum etwas durch die Wände“, murmelte Temari. Die anderen wandten langsam wieder ihre Aufmerksamkeit der Rolle zu, in der Gaara eben seinen Namen verewigt hatte. Er reichte Tsunade den Pinsel, diese tauchte ihn erneut ein und vollendete die Zeremonie als Repräsentantin des Feudallords des Feuerreiches.

„Gut. Vielen Dank“, sagte Tarou, dessen Vater sich nun wirklich Lord nennen durfe, öffnete die verschränkten Arme und nahm die Schriftrolle an sich.

Die feierliche Stimmung verpuffte, als Kankurou die Doppelflügeltür öffnete und ihnen der alte Taa mit hochrotem Gesicht förmlich entgegenflog. „Ich bitte vielmals um Verzeihung!“, rief er. „Meine dumme Dienerin hat ein paar Teller fallen lassen, obwohl ich sie angewiesen habe, leise zu sein und Eure Zeremonie nicht zu stören! Ich habe meine Pflichten als Gastgeber schändlich vernachlässigt!“

„Es ist doch nichts passiert“, meinte Tsunade milde. „Wir haben uns ein wenig erschrocken, aber die Zeremonie ist ordentlich über die Bühne gegangen.“

Taa warf Tarou einen raschen Blick zu. „Das heißt …“

„Ja“, lächelte dieser und hob bedeutsam die Schriftrolle. „Euer Anwesen steht nun offiziell auf dem Boden des Riffreiches.“

Taa lächelte glücklich, und Shikamaru sah die Dienerin mit verweinten Augen aus der Küche lugen, geduckt, als erwartete sie Schläge. Und der ganze Stress nur wegen ein paar Scherben.

 

Das Essen und die folgende Anspannung hatten Shikamaru noch müder werden lassen. Gemeinsam mit Tsunade und Oushi bezog er ein sporadisch eingerichtetes Zimmer im Erdgeschoss – wobei sporadisch bedeutete, dass nicht mehr als drei Futons und ein Wandschrank auf sie warteten. Shikamaru wäre auch auf dem blanken Holzboden eingeschlafen – dachte er zumindest. Oushi entschuldigte sich förmlich bei der Hokage, seine Katzenmaske immer noch aufgesetzt, und ging auf einen letzten Rundgang. Vielleicht würde er auch gar nicht schlafen, obwohl nun eigentlich nichts mehr schiefgehen konnte. Das Reich der Riffe hatte seine Freiheit, alle Unterschriften waren auf dem Papier gelandet, und morgen nach einem Frühstück würde es für alle wieder in die Heimat gehen.

Tsunade blätterte vor ihrer eigenen Schlafstatt einige Dokumente durch, die sie mit auf die Reise genommen hatte. Gähnend streckte sich Shikamaru samt seiner Kleidung auf dem Futon aus und starrte zur Decke.

Und konnte nicht einschlafen.

Obwohl er sich so müde fühlte wie seit langem nicht mehr, fehlte das klitzekleine Zünglein an der Waage, um ihn in den Schlaf der Gerechten sinken zu lassen. Das musste an den seltsamen grünen Blättern liegen, mit denen der Fisch gewürzt gewesen war. Er hatte einmal irgendwo gelesen, dass sie eine belebende Wirkung hatten.

Mist.

Seufzend stand er wieder auf. „Ich gehe ein wenig frische Luft schnappen. Kommen Sie alleine zurecht?“, fragte er Tsunade.

Diese las die Zeile fertig, dann nickte sie. „Lass dir ruhig Zeit. Und wirf am besten ein Auge auf die anderen. Man kann nie wissen.“

Womit sie vermutlich die alle anderen meinte. Ihm blieb auch nichts erspart.

Die Tafel im Empfangssaal war abgedeckt worden. Kankurou hatte die Dienerin aufgehalten und sprach leise mit ihr. Shikamaru blickte hinauf zur Galerie. Dort standen irgendwo Yorino und Nuriko Wache. Tarou hatte als neuer offizieller Vertreter dieses Landes das größte Gästezimmer erhalten. Er wollte allein gelassen werden, um einen Brief an seinen Vater zu schreiben, den ein Falke überbringen sollte, ehe sie morgen wieder aufbrachen. Gaara und seine Geschwister waren ebenfalls im oberen Stockwerk untergebracht, Lord Kawarami samt seiner Wachen im Erdgeschosse, dem Zimmer der Konoha-nins gegenüber. Die Diener schliefen neben der Küche; Taa hatte ein bescheidenes Zimmer im ersten Stock über dem Eingangsbereich gewählt.

Shikamaru streckte sich gähnend und wandte sich der Eingangstür zu. Draußen war eine laue Nacht angebrochen, fast wärmer als der Abend. Sofort stach einem die rostrote Barriere in die Augen, die der ganzen Umgebung eine unheimliche Note verlieh. Der Felsboden klang laut unter seinen Absätzen, aber Shikamaru hatte auch nicht vor zu schleichen. Er blickte in den Himmel. Direkt über ihm war er pechschwarz, das Leuchten der Barriere verschluckte die Sterne. Der Mond war da und fast voll – und er war blutrot durch das Jutsu zu sehen.

„Bist du unter die Nachtschwärmer gegangen?“ Wie fand sie ihn nur ständig? Temari folgte seinem Blick und legte den Kopf in den Nacken. „Beunruhigend, nicht? Dieser Mond.“

„Gibt Schlimmeres“, meinte er geistlos und musterte sie von der Seite. Auch sie trug noch dieselbe Kleidung, den schwarzen Einteiler, der entfernt an einen Iromuji erinnerte. Ihr Haar war mit schwarzen Bändern in die üblichen vier Zöpfe geteilt.

„Bist du mit Starren fertig?“, fragte sie spöttisch.

„Mit Starren nicht. Mit Mustern schon.“

„Du bist unverbesserlich.“

„Und du bist so lästig wie eh und je.“

Plötzlich lachte sie tonlos. „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du meckerst?“

Er seufzte. „Ständig, wieso?“

„Nicht, was du meinst. Du meckerst, wenn du meckerst. Wenn du genervt bist, klingt deine Stimme richtig witzig.“

Wieder seufzte er, noch schwerer. „Womit habe ich diese Frau verdient?“, fragte er irgendein höheres Wesen, welches auch immer sich geruhte, ihm zuzuhören.

„Da, schon wieder!“, grinste sie fies.

„Solltest du nicht lieber drinnen deinen Kazekage beschützen?“

„Solltest du nicht deine Hokage beschützen?“ Punkt für sie. Als er gerade wieder mit den Augen rollte, erblickte er einen Schatten auf dem Hausdach – und sie im selben Moment wie er. „Hast du das auch gesehen?“, fragte sie.

„Klar“, meinte er gähnend. „Das wird Oushi sein. Er wollte noch ein paar Runden drehen. Vermutlich sieht man die Gegend von dort oben besser ein.“

Temari sah ihn nachdenklich an. „Kennst du diesen Oushi?“

„Bis vor heute nicht.“ Er war ein Anbu, den Tsunade speziell dieser Mission zugeteilt hatte. Oushi war nur sein Deckname dieser Tage.

„Für meinen Geschmack sind hier zu viele Teams, die sich eigentlich gar nicht kennen“, meinte sie.

Shikamaru zuckte mit den Schultern. „Es ist auch keine richtige Mission, bei der es ums Kämpfen und um Teamwork geht. Mehr eine Einschüchterungstaktik, damit dieser Flusslord tut, was er soll. Was auch passiert ist. Mach dir keine Sorgen.“

Temaris Blick war immer noch nachdenklich, als sie hineingingen. Als sich Shikamaru dieses Mal auf seinen Futon warf, schlief er beinahe sofort ein.

Nur um wenige Stunden später durch einen schrillen Schrei wieder hochgeschreckt zu werden.

Für einen Moment tanzten bunte Flecken vor seinen Augen und ihn schwindelte, als er aufsprang. Was war geschehen?

Oushi war noch nicht wieder zurück – oder war er schon wieder fort? Tsunade pinselte eben etwas auf ein Schriftstück und sah ihn alarmiert an. Fast gleichzeitig sprangen sie auf und stürmten aus ihrem Zimmer.

Der Schrei war gedämpft gewesen, wie durch mehrere Wände hindurch, und es war eine hohe Frauenstimme gewesen. Wieder nur ein falscher Alarm? Irgendwie glaubte Shikamaru nicht daran.

Ein dumpfes Pochen wurde hörbar. Kumuis graue Mähne wehte hinter ihm her, als er aus dem Erdgeschoss direkt auf die Galerie sprang. Shikamaru und Tsunade folgten ihm auf demselben Weg. Immer noch klopfte sein Herz wie verrückt von der unsanften Art, aus dem Schlaf gerissen zu werden. Er sah Kankurou und Temari in dem Flur im ersten Stock stehen, vor einer offenen Tür. Irgendjemand schluchzte zittrig, so leise, dass es kaum zu hören war. Shikamaru erkannte das Zimmer als jenes, das Tarou am Abend bezogen hatte. Er drängte sich an Kumui vorbei, um den Raum einsehen zu können.

Tarous Leibwächter standen in dem Zimmer, das nur wenig mehr Einrichtung als das der Konoha-nins aufzuweisen hatte. Nuriko, die Kunoichi, hämmerte mit zusammengebissenen Zähnen gegen die Wand, wieder und wieder, und murmelte einen Fluch wie ein Mantra. Yorino starrte, kreideblich und reglos, in den hinteren Teil des Raumes, und als Shikamaru seinem Blick folgte, weigerte er sich zu glauben, was er sah. Vor allem, weil es verdammt noch mal keinen Sinn ergab!

Hinter einem kleinen Tischchen lag, zur Seite gefallen und mit totem Blick, eine Fläschchen Sake neben sich ausgeschüttet, Oniyakushi Tarou, der dritte Sohn des neuen Feudallords des ebenso neuen Reichs der Riffe. Der Mann, der vor wenigen Stunden seine Aufgabe hier erfüllt und die Unabhängigkeitsverhandlungen zu einem Abschluss gebracht hatte.

Homicide/Suicide

Die Flüche von Nuriko, der Leibwächtern des Toten, wurden immer lauter, ihre Schläge gegen die Holzwand immer heftiger, bis die Balken unter ihrer Kraft erzitterten. Ansonsten war es im ersten Moment totenstill in dem Raum.

Shikamaru ging es nicht anders als Yorino, dem zweiten Wächter. Er konnte nicht anders, als in Tarous glanzlose Augen zu starren. Es war die Mission von ihnen allen gewesen, die Zeremonie zu überwachen und darüber hinaus alle zu schützen, die damit zu tun hatten. Dass der Sohn des neuen Feudallords hier vor ihnen lag, bedeutete nicht weniger, als dass sie versagt hatten.

Tsunade fluchte, lief auf den Toten zu und fühlte den Puls. Richtig, dachte Shikamaru, sie mussten einen kühlen Kopf bewahren. Noch stand gar nicht fest, ob Tarou tot war – dieses abrupte Aufwachen und der Sprint hierher schränkten seine Denkleistung wohl ganz schön ein. Er trat hinzu, um den Körper ebenfalls zu begutachten. Tsunade drehte ihn bereits auf den Rücken und grünes Chakra flammte in ihren Handflächen auf.

Schritte trampelten hinter ihnen im Flur. „Was ist los? Was ist geschehen?“ Taa, der weißbärtige Hausbesitzer, kam hereingestürzt und stieß einen Schrei aus, als er seinen Herrn am Boden liegen sah. „Aya! Was … Was hat er?“ Aya, das schüchterne Dienstmädchen, kauerte in einer Ecke, so weit wie möglich von der Leiche entfernt. Zu ihren Füßen lag ein Serviertablett.

Tsunade biss die Zähne zusammen, hochkonzentriert. Schweiß lief über ihre Stirn. Es dauerte eine schiere Ewigkeit, bis sie mit der Behandlung aufhörte. „Es bringt nichts“, murmelte sie. „Keine Reaktion aus seinem Chakrasystem. Was immer er erwischt hat, es hat verdammt schnell gewirkt.“

Shikamaru tauchte einen Finger in die kleine Sake-Lache am Boden und schnupperte daran. Er erwartete gar nicht, irgendetwas Ungewöhnliches zu riechen, und genauso war es auch.

„Also war es vermutlich Mord?“, fragte ihn Temari.

„Ganz klar Mord. Sonst würde er kaum so daliegen.“

„Der Meinung bin ich auch.“

Tsunade richtete sich auf und rief in den Gang hinaus: „Oushi! Wo bleibst du?“

„Das wart ihr!“ Die brüchige Stimme ließ Shikamaru herumfahren. Nuriko, die kleingewachsene, junge Riff-Kunoichi funkelte Lord Kawarami und seine Begleiter böse an. „Gebt es zu! Ihr habt ihn umgebracht!“

Der verhutzelte Feudalherr rümpfte nur die Nase. „Als ob ich einer vorlauten Göre Rechnung schuldig wäre.“

Wie war das? Unser … Der Sohn des neuen Feudalherrn ist tot!“

„Weil ihr nicht gut genug auf ihn aufgepasst habt. Gebt uns nicht die Schuld an eurer Unfähigkeit“, zischte der Fluss-Ninja, den Shikamaru noch nicht kannte. Die Stimme war eindeutig zu hoch für einen Mann – also war sie tatsächlich eine Frau. Das kantige Gesicht, der drahtige Körperbau und die flache Brust täuschten gelungen darüber hinweg.

„Langsam“, versuchte Shikamaru die Situation zu entschärfen. „Noch ist niemand verdächtig. Tragen wir doch erst mal die Fakten zusammen. Wer hat den Schrei vorhin ausgestoßen?“

Temari deutete stumm auf die Dienerin, die sich an die Wand drückte, in Tränen aufgelöst, und von Taa an der Schulter gerüttelt wurde. „Er ist … Einfach so … Ich habe gar nichts gemacht …“, brachte sie zittrig hervor.

Shikamaru seufzte. Da konnte ja heiter werden.

Flink wie ein Schatten erschien Oushi neben Tsunade. „Hier bin ich.“

„Wo hast du gesteckt?“, fuhr die Hokage ihn an. „Hier ist jemand gestorben, und das halbe Haus wurde zusammengeschrien!“

„Ich weiß“, sagte der Anbu ungerührt, das Gesicht hinter der Katzenmaske verborgen. „Ich war schon im Raum, ehe ihr alle gekommen seid. Gleich, als die Wachen die Tür aufgerissen haben. Dann hab ich das Haus durchsucht.“

„Und was hast du gesehen?“, hakte Tsunade nach und tippte ungeduldig mit ihren Fingern auf den Oberarm.

„Hier drin nicht viel. Eine verzweifelte Dienerin, einen Toten. Draußen auch nicht. Die Barriere ist unberührt, rund um das Haus ist alles sauber.“

„Hilf den anderen beim Untersuchen“, murmelte Tsunade. Das plötzliche Ereignis ließ sie gereizt werden.

Oushi kniete neben Shikamaru und hielt eine Hand über die Leiche. Shikamaru erinnerte sich daran, was Tsunade ihm über die Fähigkeiten des Anbu gesagt hatte: Er war ungeschlagen im Aufspüren von Chakraresten, wie geschaffen für das Aufklären von unnatürlichen Vorkommnissen. Tsunade hatte wohl schon damit gerechnet, dass etwas in der Art passieren könnte … Aber offenbar hatte der reibungslose Ablauf gestern Abend sie ebenso in Sicherheit gewiegt wie ihn.

Während der Anbu am Werk war, ging Shikamaru die Wände des Zimmers ab, klopfte dann und wann gegen das Holz und überprüfte auch die Bodendielen. Man konnte nie wissen, worauf man stieß … Er allerdings stieß auf gar nichts. Keine versteckte Tür, kein zweiter Ausgang. Es gab keine Fenster, durch die irgendein Attentäter in den Raum hätte gelangen  können. „Wart ihr die ganze Zeit vor der Tür und habt Wache gehalten?“, fragte Shikamaru die beiden Riff-Ninjas. Beide nickten, Nuriko mit zornblitzenden, Yorino mit leeren Augen.

Seine Katzenmaske ruckelte, als Oushi schließlich den Kopf schüttelte. „Keine Spuren von fremdem Chakra auf seiner Kleidung. Ich sehe auch keine Wunden oder Ähnliches. Da sind nur die Reste seines eigenen Chakras, die gerade am Erlöschen sind.“

„Also wirklich Gift.“ Shikamaru kratzte sich am Kinn. „Es wirkt, als hätte er ganz normal Sake getrunken und wäre plötzlich umgefallen.“ Er trat auf Aya zu. „Ich weiß, das ist viel verlangt, aber kannst du uns erzählen, was du gesehen hast?“

Die Dienerin sah geradewegs durch ihn hindurch. „Tot … Er ist tot …“

„Aya! Das sind wichtige Leute, mit denen du sprichst!“, sagte Taa scharf.

Das brachte sie zur Besinnung. Sie zuckte zusammen und sah Shikamaru mit neuer Klarheit an. „Ich … Also …“ Sie schluckte trocken.

„Vielleicht solltest du ihr ein Glas Wasser bringen“, meinte er zu Taa. Und zwar unvergiftetes, fügte er in Gedanken hinzu.

Der Hausherr nickte und lief nach unten in die Küche. Aya begann dennoch zu erzählen. „Mir wurde nur gesagt, der edle Herr wolle Sake trinken. Also habe ich ihm eine Flasche gebracht … Mehr nicht.“

„Eine Flasche und eine Schale?“, hakte Shikamaru nach. Neben der Leiche lag eine kleine Sakeschale. Ein Stück war aus dem Rand gebrochen, als sie zu Boden ging.

Aya nickte. „Er hat sich bedankt. Und dann hat er mir Fragen gestellt.“

„Was für Fragen?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Dies und das. Er wollte noch einmal meinen Namen wissen und wie lange ich schon hier arbeite und wie es mir gefällt … Ich habe ihm eingeschenkt, während wir geredet haben, und nach dem ersten Schluck …“ Aya schlug die Hände vor den Mund. „Ich dachte, er macht einen Scherz! Plötzlich ist er umgekippt, einfach im Sitzen umgekippt, und dann hat er sich nicht mehr gerührt!“

„Da habt ihr eure Mörderin“, sagte Lord Kawarami säuerlich. „Schon traurig, wenn einem die eigenen Landsleute umbringen.“

„So etwas würde Aya nie tun!“, rief Nuriko erregt. „Das stinkt mir eher nach einem feigen Attentat, wie es die Fluss-Ninjas immer schon gerne getan haben!“

„Zu denen ihr genauso gezählt habt“, hielt ihr die Fluss-Kunoichi entgegen.

„Darum wollten wir die Unabhängigkeit! Weil wir einfach nicht zu euch passen!“

Dafür hatte die Fluss-Kunoichi nur ein Lachen übrig. „So hehr und edel. Und trotzdem stirbt euer Herr eines so langweiligen Todes.“

Das schien das Fass für Nuriko zum Überlaufen zu bringen. An ihrer Stirn begann eine wütende Ader zu pochen. Im dämmrigen Licht blitzend, tauchte ein Kunai in ihrer Hand auf. „Du, ich werde dich …“ Sie wollte sich auf die andere stürzen, aber Kumui ging gekonnt dazwischen. Nurikos Zorn schien ihre Reaktionen zu hemmen. Der Fluss-Shinobi mit der grauen Haarmähne fing ihre Waffenhand auf und verpasste ihr mit der anderen einen blitzschnellen Schlag gegen den Kehlkopf. Nuriko würgte und stolperte zurück, rang nach Luft.

„Hört sofort damit auf!“, sagte Tsunade scharf. „Wir können hier wirklich keinen Kampf gebrauchen!“

Nur langsam schaffte es Nuriko, ihren Atem zu beruhigen. Dunkle Strähnen klebten ihr am schweißnassen, hochroten Gesicht, aber die Hokage überzeugte sich mit einem Nicken, dass es ihr gutging. Die Kunoichi schwieg, funkelte die Flussleute aber böse an.

„Wir wollen keine voreiligen Schlüsse ziehen“, sagte plötzlich Gaara. Shikamaru hatte ihn gar nicht kommen gehört – wieder dieser lästige Schlafmangel. Selbst jetzt schien der Kazekage die Ruhe in Person. „Tsunade-sama. Sie können das Gift doch sicher identifizieren.“

„Ich kann es versuchen“, sagte die Hokage. „Für eine ordentliche Analyse bräuchte ich allerdings meine medizinische Ausrüstung, und die habe ich nicht dabei. Aber ich gebe mein Bestes.“

„Bis diese Sache nicht geklärt ist, sollten wir die Barriere nicht auflösen“, beschloss Gaara. „Eine neue Nation wurde gegründet und in derselben Nacht ihr Vertreter getötet. Nichts kann die Barriere so einfach verlassen – das sind optimale Bedingungen, um den Mörder zu fassen.“

Shikamaru sah ihn nachdenklich an. Gaara sprach das an, worüber er sich bereit die ganze Zeit Gedanken machte. Es gab genau fünfzehn Personen in diesem Haus – oder, den jüngsten Entwicklungen zufolge, vierzehn Lebende und einen Toten. Die Suna-nins hatten das Gebäude gründlich durchsucht, ehe die Barriere errichtet worden war, und seither war diese undurchbrochen und konnte nur durch das Zusammenspiel der vier Ninjas, die sie errichtet hatten, wieder aufgelöst werden. Das ließ nur einen Schluss zu.

Der Mörder war hier in diesem Haus. Und er hatte entweder mit Shikamaru zu Abend gegessen oder selbiges angerichtet oder hergebracht. Ihm lief es kalt den Rücken hinunter. Shinobi waren von Grund auf vorsichtig und misstrauisch, aber bei einer diplomatischen Mission das Essen vorzukosten, noch dazu, wenn alle aus den gleichen Tellern nahmen, ging zu weit und führte überdies nur zu Reibereien. Und nun war eine Katastrophe passiert. Einen Ninjaangriff hätten sie ohne Zweifel abwenden können. Tarou war von zwei treuen Leibwachen beschützt worden, und einen allzu großen Chakraansteig oder Kampfgeräusche hätten auch die anderen bemerkt.

Aber hier lag ein Nicht-Ninja in einer Sakepfütze, tot, und mit den Mitteln eines Nicht-Ninjas ermordet.

Taa kam zurück mit einem Glas Wasser, von dem die Dienerin in kleinen Schlucken trank. Langsam schien sie sich zu beruhigen. Vermutlich war es das erste Mal, dass sie eine Leiche gesehen hatte – eine Leiche, die sogar noch warm war.

Tsunade wandte sich den vier Barriere-Ninjas zu. „Könnt ihr ein kleines Tor in der Barriere öffnen? Ich möchte ein Beschwörungsjutsu ausführen, um nach medizinischem Material und meiner Assistentin zu schicken.“ Shikamaru erinnerte sich, dass die Hokage über ihre Schnecke Katsuyu mit Shizune in Verbindung hatte bleiben wollen, für den Notfall. „Brauchen wir sonst noch etwas, um den Täter zu überführen?“ Diese ihre Frage galt Shikamaru. Also erwartete sie, dass er sich um die Ermittlungsarbeit kümmerte. Mendokusai.

„Ich denke, ich werde damit fertig“, murmelte er. „Außer die Leiche zu untersuchen, können wir genauso gut ohne Hilfsmittel arbeiten.“

„Warten Sie!“, rief plötzlich Yorino, der immer noch kreidebleich war. „Sie wollen ihn doch nicht … aufschneiden oder so …“

„Und wenn?“, fragte Tsunade stirnrunzelnd. „Eine Obduktion ist wahrscheinlich nötig, um die Wahrheit zu erfahren.“

„Das dürfen Sie nicht! Ich … Ich meine … Tarou war mehr als mein Herr. Er war mein Freund. Und ich weiß, dass sein Vater ihn lieber … Er will ihn sicher so zurückhaben, wie er jetzt ist!“ In einem Stück, wollte er wohl sagen.

„Das stimmt“, sprang ihm Nuriko bei.

Tsunade seufzte, Shikamaru innerlich ebenfalls. Wie verdammt unprofessionell für zwei angeblich so hervorragende Ninjas. „Also schön. Von Konoha ist es nur ein Tag bis hierher. Wir lassen ihn einstweilen unberührt. Ich werde ihn nur mit einem Kryostasis-Jutsu belegen, damit die Leiche konserviert bleibt.“ Ihr Blick wurde finster „Wenn die Analyse des Sake oder seines Blutes und die Ermittlerfähigkeit von Shikamaru allerdings nicht ausreichen, werde ich ihn der pathologischen Abteilung von Konoha übergeben, damit das klar ist. Ein ungeklärter Mord an jemandem wie ihm ist sicher nicht im Interesse von Lord Teito.“

Yorino biss sich auf die Lippen und nickte dann unglücklich.

„Entschuldigt“, meldete sich Taa zu Wort. „Sehe ich das richtig? Ihr wollt hier in der Barriere bleiben, bis Ihr den Mord aufgeklärt habt?“

„So ist es.“

„Und sehe ich das richtig, dass der Mörder …“ Taa schluckte unbehaglich.

„Noch hier im Haus ist. Davon gehe ich aus.“

Taa schlug die Hände über dem Kopf zusammen und murmelte etwas Unverständliches.

Shikamaru kratzte sich im Nacken. „Dann fang ich wohl mal mit dem Ermitteln an.“ Obwohl ihm eindeutig der Schlaf fehlte.

„Was gibt es da überhaupt noch zu ermitteln?“, fing Nuriko wieder bitterböse an. „Es ist doch klar, wer dahintersteckt. Das Flussreich war immer dagegen, dass wir uns abspalten, natürlich waren sie das!“

„Ach? Wer war denn ständig in Tarous Nähe? Wem wäre der Mord denn am leichtesten gefallen?“, giftete die Fluss-Kunoichi zurück.

„Seid so gut und haltet euch mit Anschuldigungen zurück“, seufzte Shikamaru. „Ihr macht das alles nur noch viel lästiger.“

„Noi, halt den Mund“, wies Lord Kawarami seine Leibwächterin an. „Und dir, Mädchen, lass mich eines sagen. Wenn ich Tarous Tod wegen der Sache mit der Unabhängigkeitserklärung gewollt hätte, hätte ich nicht gewartet, bis wir alle die Urkunde unterzeichnet hätten. Tot oder nicht, seine Rolle ist erfüllt. Ihr seid jetzt ein eigenständiges Reich.“

Nuriko verstummte, ihr Gesicht wirkte, eingerahmt von losen schwarzen Strähnen, noch finsterer. Was Kawarami gesagt hatte, nagte auch an Shikamaru. Gerade deshalb ergab es keinen Sinn, dass jemand Tarou jetzt töten wollte, nachdem die Zeremonie über die Bühne war. Es sei denn, das alles war von langer Hand vorbereitet gewesen und es hatte nur zu lange gedauert, bis er den richtigen Schluck Sake in die Kehle bekam …

„Also gut“, seufzte er. „Zuerst möchte ich wissen, wo ihr euren Sake gelagert habt.“

 

Der Keller war direkt in den Felsen gehauen, der hier unten recht hell, fast freundlich war. Zusammen mit Shikamaru und Taa stieg noch eine andere Person durch die schmale Luke im Raum neben der Küche.

„Ich würde nur gern wissen, warum du schon wieder auf mir klebst“, maulte er.

„Wir haben genauso viel Interesse daran wie ihr, diese Sache aufzudröseln“, sagte Temari, während sie vor ihm die wackelige Leiter hinunterstieg. Als nur noch ihr Kopf aus der Öffnung ragte, drehte sie sich zu ihm um und fügte mit einem undefinierbaren Lächeln hinzu: „Außerdem kenne ich da einen Shinobi, der so faul ist, dass er die wichtigsten Hinweise am Ende absichtlich übersieht.“

Mendokusai.

„Hier werden die Flaschen und die Nahrungsmittelvorräte gelagert“, sagte Taa, als sie alle unten angelangt waren, und deutete auf die hölzernen Stellagen, die in dem gewölbten Kellerloch aufgebaut waren. Sogar elektrisches Licht gab es hier, eine einzelne Lampe erhellte den Raum. Shikamaru sah getrocknete Früchte, einige unbeschriftete Behälter und in einem Regal gut fünfzig der typischen, tonfarbenen Sakeflaschen. „Die meiste Zutaten für das Essen gestern wurden aber frisch hergebracht.“

„Der Sake auch?“

„Nein, der …“ Taa druckste ein wenig herum und kratzte sich am Hinterkopf. „Der stammt aus meinem Privatbestand. Ich habe immer ein paar Flaschen hier. Ich benutze es als Wochenendhaus, wisst ihr.“

Shikamaru nahm eine der Sakeflaschen, die einladend auf Augenhöhe standen, zog den Korken heraus und schnupperte daran. „Die jetzt alle durchzukosten ist wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Außerdem wäre es sicher nicht klug, wenn Lord Tarou schon ein einziger Schluck umgehauen hat.“ Er stellte die Flasche zurück. „Gibt es hier in der Nähe überhaupt eine Möglichkeit, an Gift zu kommen? Auf natürliche Weise, meine ich. Irgendwelche giftigen Pflanzen, oder Pilze oder Schlangen?“

„Nicht wirklich“, meinte der Hausbesitzer. „Das Einzige, was mir einfällt … Unten an den Riffen gibt es vielleicht noch diese speziellen Korallen. Es heißt, wenn man sie zerstößt, können sie in ausreichender Menge ziemlich gefährlich sein.“

„Also hättet ihr theoretisch die Möglichkeit gehabt, solche Korallen zu ernten und in den Sake zu mischen?“

Taa starrte ihn an, fast so bleich wie sein Eisbart. „Ich … Das … Das würden wir nie …“

Theoretisch, sagte ich.“

Der Hausherr wich seinem Blick aus und knetete seine schweißnassen Hände. „Nun ja, schon. Aber man muss schon ziemlich tief tauchen, um diese Korallen zu finden. Und … ich bin nicht mehr der Jüngste. Mein Rücken tut mir schon beim Treppensteigen weh … Und Aya, ich glaube nicht, dass sie so gut schwimmen kann. Und Miyagi – der Koch –, er ist, nun ja …“

Es war nicht nötig, dass er weiterredete. Miyagis Leibesfülle sprach für sich. „Aber es wäre möglich gewesen, dass ihr irgendjemanden dafür engagiert“, meinte Temari. „Mit ein wenig Geld lässt sich sicher auch ein Ninja dafür finden.“

„Ja … Vielleicht, aber trotzdem …“

Taa verstummte. Er könnte wohl höchstens immer wieder versichern, unschuldig zu sein.

„Was mich stört, ist die Menge“, sagte Shikamaru nachdenklich. „Wenn man wirklich ziemlich viele Korallen zerstoßen muss, ist es vielleicht nicht mit einem Schluck getan. Abgesehen davon, dass wir nicht wissen, ob der Alkohol das Gift nicht irgendwie verändert. Und die Kage werden uns sicher nicht erlauben, jenseits der Barriere auf Korallenjagd zu gehen.“ Er seufzte. Nicht, dass er Lust hatte, dort im felsigen Meer herumzutauchen. Er kratzte sich am Kinn. „Und es kann trotzdem auch sein, dass jemand das Gift selbst mitgebracht hat. Es müssen ja keine Korallen sein.“ Shikamaru überlegte kurz. „Ich würde gern nochmal mit Aya sprechen.“

 

„Du hast die Flasche also nicht aus dem Keller geholt?“, fragte er das Dienstmädchen, das auf einem rohen Holzstuhl in der Küche saß und immer noch etwas blass um die sommersprossengesäumte Nase war.

Aya schüttelte den Kopf. „Wir haben hier einen kleinen Vorrat, wie ihr seht.“ Sie wies auf die Anrichte, wo noch einige Flaschen bereitstanden. „Damit wir nicht bis in den Keller hinunter müssen, falls jemand von den ehrwürdigen Herrschaften Durst bekommen sollte.“

„Hättet ihr denn auch jeden anderen mit diesem Sake bewirtet? Beispielsweise Lord Kawarami?“

„Ja, natürlich“, sagte Aya bestimmt. „Wer immer bei uns zu Gast ist, soll sich wie zuhause fühlen können. Das wurde uns aufgetragen.“

„Was denkst du?“, fragte Temari, als Shikamaru grübelnd den Blick schweifen ließ. „War nur eine Flasche vergiftet? Meinst du, das Attentat hatte eigentlich jemand anderem gegolten?“

„Ich glaube, es ist eher andersherum“, sagte er. „Wenn ich jemanden vergiften wollte, würde ich nicht darauf setzen, dass die Flasche genau den Richtigen erreicht. Ich glaube, wir können ausschließen, dass jemand den Sake hier in der Küche vergiftet hat.“ Er wandte sich wieder Aya zu. „Kannst du uns beschreiben, wie es war, als du Lord Tarou den Sake gebracht hast? Du hast die Flasche hier von der Theke genommen, ja? Was ist mit der Trinkschale?“

„Die Schalen sind in dem Schrank dort drüben.“ Aya deutete auf ein erhöht angebrachtes Kästchen, und als Temari es öffnete, standen dort noch weitere Tonschalen, säuberlich gestapelt. „Ich habe die erstbeste Flasche genommen, dann eine Schale – die oberste –, habe sie auf mein Tablett gestellt und bin gegangen.“

„Hast du auf dem Weg nach oben irgendwo Halt gemacht oder mit jemandem gesprochen?“

„Ja … Also, gesprochen. Mit den Wachen vor Tarous Zimmer. Sie waren es ja, die mir den Wunsch ihres Herrn mitgeteilt haben, Sake zu trinken. Ich habe ihnen gesagt, dass ich den Sake nun hätte, und dann bin ich hineingegangen.“

Wieder sah Temari Shikamaru erwartungsvoll an. „Glaubst du, dass jemand den Sake unterwegs vergiftet hat?“

„Hm.“ Er ließ seine grauen Zellen um diese Möglichkeit kreisen. „Allzu unwahrscheinlich ist es nicht. Schließlich laufen hier seit gestern so einige Ninjas herum. Aber Gift in eine Flasche Sake zu kippen, während eine Dienerin sie relativ nah am Körper transportiert … Ah!“, rief er aus.

„Was hast du?“, fragte Temari aufgeregt.

„Mir fällt gerade etwas ein. Aya, war der Sake offen?“

Die Dienerin sah ihn fragend an. „Äh, nein. Er war zugekorkt, bis ich bei Lord Tarou im Zimmer war.“

„Also das auch nicht.“ Shikamaru seufzte.

„Glaubtest du, jemand hätte ein Stück Korallen-Würfelzucker einfach so nebenbei in die Flasche geschnipst?“, fragte Temari belustigt.

„Möglich wäre es ja.“

Sie ließen Aya allein, schlossen die Tür zur Küche hinter sich und schlenderten nachdenklich den Flur zum Hauptraum entlang. „Wenn die Sakeflaschen tatsächlich aus Taas persönlichem Bestand kommen“, begann Shikamaru, „und wahllos auf der Theke organisiert standen, ebenso die Trinkschalen, und niemand gewusst hat, wer von den Gästen als Erstes Sake bestellen würde, dann kommt tatsächlich nur Aya selbst infrage.“

„Du meinst, dass sie gelogen haben könnte? Dass sie vielleicht selbst unterwegs das Gift in die Flasche getan hat, oder es von jemand anderem hat tun lassen? Aber warum? Warum zu diesem Zeitpunkt?“

„Hm. Tarou hatte seine Rolle erfüllt. Lord Kawarami hat das ja so treffend formuliert. Vielleicht deswegen zu diesem Zeitpunkt. Er hat es geschafft, dass dieses Land jetzt unabhängig ist. Mehr konnten sie von ihm nicht erwarten.“

„Und weiter?“, fragte Temari.

„Wir haben bis jetzt angenommen, dass dieser Mord politischer Natur ist. Aber was, wenn es um etwas viel Banaleres geht? Oniyakushi Tarou kannte vermutlich diese Leute hier. Vielleicht nur flüchtig, aber auch wenn er oft im Ausland unterwegs war, er ist hier im Reich der Riffe aufgewachsen. Vielleicht hat er – oder sein Vater – irgendwann den Groll von Aya oder Taa erregt.“

„Hm, das könnte sein … Dann hätten sie einen Grund, ihn erst nach der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung um die Ecke zu bringen.“

Shikamaru seufzte. „Und genau das stört mich.“

„Warum? Es klingt doch ganz einfach. Das genaue Motiv kennen wir zwar noch nicht, aber es ließe sich so erklären.“

„Eben darum stört es mich.“ Wieder seufzte er. „Es wäre zu einfach. Und es wäre ziemlich dumm.“

„Weil man sie so leicht überführen würde?“

Er nickte. „Stell dir vor, der Sohn deines Feudalherrn stirbt als Gast in deinem Haus. Gibt es einen schnellere Methode, deinen Hals in eine Schlinge zu bekommen?“

„Du meinst also, wir sollten Taa und seine Dienerschaft von vornherein ausschließen, weil sie am verdächtigsten sind?“ Temari runzelte die Stirn.

Ein weiterer Seufzer entrang sich seiner Kehle. „Das hab ich nicht gesagt. Vielleicht ist es aussichtslos, ehe wir kein medizinisches Gutachten haben.“

Temari spitzte die Lippen, bewegte sie nach links und nach rechts, während sie überlegte. „Mir fällt gerade etwas ein. Die Flasche war zwar zugekorkt, aber …“

Er brauchte nur eine Sekunde, um ihren Gedankengang zu erraten. „Die Schale? Glaubst du, dass jemand die Schale vergiftet hat?“

Sie lachte leise. „Ich habe da mal eine Geschichte gehört. Es ging auch um einen unbeliebten Feudallord, der getötet wurde. Man hat den Mörder überführt, aber der Mord war anders geschehen, als man zunächst glaubte. Es war in der Geschichte kein Sake, sondern einfaches Wasser, aber nicht die Wasserflasche war vergiftet, sondern der Boden des Glases war mit einer durchsichtigen Flüssigkeit bestrichen.“

„Hm. Aber auch da hätten wir das Problem. Wenn die Schalen gestapelt im Schrank stehen und jeder beliebige Gast die oberste bekommen könnte …“ Ihm ging ein Licht auf. „Ah, du meinst, dass auf dem Weg jemand die Schale manipuliert haben könnte?“

Sie waren am Rand der Empfangshalle stehengeblieben. Kankurou und Kumui, der Flussninja, standen in der Nähe des Tischs und waren offenbar in ein Gespräch vertieft.

„Es gäbe sicher ein paar Möglichkeiten“, sagte Temari. „Wie du gesagt hast, es laufen hier viele Ninjas herum.“

„Aber das würde einem doch … O nein.“ Der nächste Seufzer. „Der Gedankengang führt mich zu etwas, das mir gar nicht gefällt. Ein Genjutsu. Wie sollten wir das jetzt noch feststellen? Stell dir vor, jemand hätte Aya auf dem Weg nach oben unter ein Genjutsu gesetzt und die Schale ausgetauscht – er hätte sogar die Sakeflasche selbst austauschen können! Oder … noch etwas anderes wäre möglich. Aya hat die Flasche tatsächlich von anderen unberührt hinaufgebracht. Aber vom großen Gästezimmer oben, durch Flur nach vorne, über die Treppe herunter und dann den nächsten Flur nach hinten bis in die Küche – wenn man‘s nicht gerade besonders eilig hat, braucht man da schon eine gute Minute. Was, wenn irgendeiner der anderen Shinobi gehört hat, wie Tarous Wachen bei Aya Sake bestellt haben, flugs übers Geländer gesprungen, in die Küche geeilt ist und dort die oberste Schale bestrichen hat? Oder die erste Flasche vergiftet hat?“

Temari schnaubte. „Der müsste aber alles von langer Hand vorbereitet haben.“

„Vielleicht. Wäre gut zu wissen, ob Tarou die Angewohnheit hatte, als Gast in fremden Häusern Sake zu trinken. Aber wer tut das schließlich nicht?“

„Außer dir, meinst du?“ In Temaris Augen funkelte völlig unangemessener Schalk. „Du hast beim Abendessen kaum welchen angerührt.“

„Weil ich keine Lust auf einen Kater am nächsten Tag habe“, hörte er sich erklären.

„Soll das heißen, das du kaum etwas verträgst?“, neckte sie weiter.

„Weiter im Text“, sagte Shikamaru ungeduldig. „Unser unbekannter Mörder hört also, dass Aya dem Feudallord Sake bringen soll, huscht in die Küche und bereitet das Gift vor. Der Koch war zu diesem Zeitpunkt …“ Die beiden sahen sich an. „Das finden wir heraus.“

 

„Ich war tatsächlich nicht mehr dort“, brummte der dicke Miyagi. „Ich habe mich ein wenig ausgeruht. Es war gar nicht so wenig Aufwand, für all unsere Gäste Essen zuzubereiten. Bitte um Verzeihung. Taa hat mich extra heute dafür antanzen lassen, und ich war müde von der Reise.“

„Das heißt also, du kanntest weder Taa noch den Feudalsohn? Und auch nicht Aya?“, hakte Shikamaru nach, dem das wiederholte Verhören langsam zum Hals raushing.

„Naja, vom Hören“, sagte der Koch gedehnt. „Ich wusste, dass Taa ein reicher Grundbesitzer ist und ihm dieses Haus gehört. Er ist sogar recht bekannt in unserem Reich der Flüsse – jetzt Reich der Riffe, meine ich.“ Er brummte zufrieden. „Aya habe ich erst am Vormittag kennengelernt. Aber ich kann euch sagen, Taa ist ein richtiger Sklaventreiber!“

„Das heißt, bevor man die Leiche gefunden hat, hast du schon selig gschlafen?“, fragte Shikamaru.

„Mjaa, sozusagen.“

„Sozusagen heißt, dass es nicht so war“, stellte Temari trocken fest.

„Naja, ich war noch wach in der Dienstbotenkamer“, wehrte Miyagi ab. „Aber ich lag bereits auf meinem Futon und hab auf den seligen Schlummer gewartet.“

„Dann konnte also tatsächlich jeder zur kritischen Zeit ungesehen die Küche betreten.“ Shikamaru konnte seine Seufzer in dieser Nacht schon gar nicht mehr zählen. „Mendokusai. Das wird immer lästiger. Wenn wir so weitermachen, hat bald jeder das Potenzial, der Mörder zu sein.“

„Alle außer uns beiden“, fügte Temari hinzu.

„Hm. Ich denke, uns beide, Tsunade-sama, Gaara und Kankurou können wir ausschließen.“

„Solltest du so generös mit deinem Vertrauen sein?“, fragte sie rhetorisch.

„Ich bin einfach nur realistisch“, antwortete er trotzdem. „Aber sehen wir mal, was unsere Überlegungen sonst noch so ergeben. Ich hab geschlafen, als man die Leiche entdeckt hat. Tsunade-sama war wach und in unserem Zimmer …“ Er zog die Stirn kraus. „Oushi.“

„Euer Anbu?“

„Er hat die Leiche als Erstes nach Aya gesehen, zusammen mit Tarous Leibwachen.“ Er zögerte. „Das hört sich zwar nach einem irren Zufall an, aber das Haus ist nicht so groß, dass ein Shinobi nicht in Sekundenschnelle dort sein könnte, solange er wach ist.“

„Meinst du, er hat trotzdem etwas damit zu tun?“

„Hm. Sagen wir’s so: Er war wach und er war allein. Er hätte theoretisch die Möglichkeit gehabt, den Sake zu vergiften. Vielleicht nicht mit diesem Korallengift, aber man weiß ja nie. Ninjas haben ja oft ein ordentliches Repertoire an Giften. Vor allem bei Anbus kann ich mir das sehr gut vorstellen. Außerdem kenne ich ihn nicht – ich glaube, nicht einmal Tsunade-sama kennt ihn wirklich. Er ist gut im Aufspüren von aggressivem Chakra und gut in Barriere-Jutsus. Darum ist er mitgekommen.“

„Aber du vertraust ihm nicht?“

Und wieder ein Seufzer. „Irgendwann muss ich anfangen, Leuten zu misstrauen. So … Oushi hatte also die Gelegenheit, wenn auch kein Motiv. Wie hat’s denn bei dir ausgesehen, als du schlafen gegangen bist? Ihr wart doch im gleichen Stockwerk wie das Opfer.“

„Hm“, machte Temari. „Wir waren alle im Zimmer. Kankurou hat an seinen Puppen gebastelt. Macht er oft, wenn er nichts zu tun hat. Gaara hat nur die Wand angestarrt – das macht er oft, wenn er nachdenkt. Und ich …Tja, ich bin nach meinem Schwätzchen mit dir auch zu Bett gegangen.“

„Das heißt, außer einer Kellnerin und einem Anbu, die in den Gängen herumschwirren, und Tarous Wachen, die das Erdgeschoss nicht einsehen konnten, hatten noch Kawarami und seine beiden Ninjas die Möglichkeit.“ Der nächste Seufzer wollte kommen, doch er unterdrückte ihn.

„Also wieder Kawarami“, stellte sie fest.

„Das gefällt mir alles nicht. Wir raten hier nur ins Blaue. Wir brauchen ein Motiv. Wenn wir das Motiv haben, finden wir den Täter. Wer würde den dritten Sohn – ich wiederhole, den dritten Sohn – eines Feudallords umbringen? Ich könnte noch verstehen, wenn sie ihn als Geisel nehmen oder ihm ein schleichendes Gift verabreichen, um seinen Vater zu erpressen, aber das …“

„Vielleicht war es ein Unfall“, schlug Temari vor. „Ein Versehen. Oder es war …“

Mendokusai, sag jetzt bitte nicht Selbstmord.“

„Wieso nicht? Er hat beim Abendessen recht fröhlich gewirkt, aber wenn das gespielt war?“

„Du meinst, er hat seine Rolle erfüllt und sich dann verabschiedet?“ Gegen seinen Willen musste Shikamaru grinsen. „Kann ich mir nicht vorstellen.“

„Und warum nicht?“

„Wer sterben will, legt sich nicht so unbequem auf den Boden“, sagte er überzeugt und reckte besserwisserisch die Nase in die Höhe.

„In deinem Fall würdest du wohl erst ein paar Tage in deinem Sarg probeliegen, was?“, meinte sie humorlos. „Aber wenn das Gift wirklich so schnell wirkt, kann es ihm doch egal sein, wie er auf dem Boden landet.“

Shikamaru schnaubte. „Er hat angeblich ganz normal mit Aya geplaudert. Würde er das tun, wenn er vorhat zu sterben?“ Darauf wusste sie keine Antwort. „Mendokusai. Ich werde mal sehen, ob es Neuigkeiten von Tsunade-sama gibt. Vielleicht hat sie durch Katsuyu irgendwas Nützliches erfahren. Vielleicht sollten wir auch einfach schlafen gehen.“ Er gähnte herzhaft. „Ich bin hundemüde. Ein müder Kopf denkt nicht gern – oder so ähnlich heißt es doch.“

Temari nickte. Sie sah ebenso müde aus, wie er sich fühlte. „Dann werd ich mal zu meinen Brüdern schauen.“

 

„Sie schicken jemanden“, sagte Tsunade auf Shikamarus Frage hin. Sie saß wieder auf ihrem Futon, die kleine Schreibunterlage mit Dokumenten vor ihr, aber es war ihr anzusehen, dass sie sich nicht auf die Arbeit konzentrieren konnte. „Shizune sagte, sie wird zusehen, dass sie bis morgen Mittag hier ist.“

„Wenn man das Gift dann noch nachweisen kann“, murmelte er.

„Ach, ja. Ich habe dieses Konservierungsjutsu angewandt. Das ist ziemlich hohe Heilkunst und verhindert, dass Zellen absterben, selbst wenn der Gasaustausch nicht mehr funktioniert und sie keine Nährstoffe mehr erhalten – und ein paar andere nützliche Nebeneffekte hat es auch. Da Tarou keinen Kreislauf mehr hat, sollte das Gift in seinen Adern isoliert sein.“ Sie legte den Pinsel weg, den sie immerhin wie als Zeichen ihres guten Willens in der Hand hielt. „Hast du mittlerweile irgendwelche Fortschritte gemacht?“

Shikamaru war einfach nur müde und ausgelaugt. „Schön wär’s. Alles, was ich rausgefunden habe, ist, dass so ziemlich jeder der Mörder sein kann. Entweder stecken die Ninjas aus dem Flussreich mit ihrem Herrn unter einer Decke oder es war das Dienstmädchen, oder Oushi. Er war immerhin allein unterwegs, als der Mord geschehen ist.“

„Hm“, machte Tsunade nachdenklich. „Ich hatte gehofft, dass du etwas anderes sagst. Um ehrlich zu sein, hat Shizune mir eine noch Nachricht von den Ältesten übermittelt.“ Shikamaru horchte auf. Tsunades Stirn runzelte sich besorgt, als sie fortfuhr: „Oushi ist vielleicht nicht ganz so sauber, wie wir glauben. Es sind nur Gerüchte, aber die können in so einer Situation viel bedeuten. Oushi hat anscheinend Kontakte zur Anbu Ne.“

Shikamaru schluckte und massierte seine Nasenwurzel, die Auswirkungen des Gehörten überschlagend. „Aber was hätte die Anbu Ne davon, dass der Feudallord stirbt?“

„Da musst du schon in Danzous Kopf blicken“, brummte Tsunade.

„Fällt Ihnen etwas ein?“

Ihre Finger falteten andächtig die Dokumente zusammen und legten sie zur Seite. „Danzou würde vermutlich irgendeinen Vorteil für Konoha herausschlagen wollen. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass er Feudallord Teito eine Nachricht überbringen lässt wie: Eure Ninjas haben es nicht geschafft, Euren Sohn zu beschützen; sie werden es auch nicht schaffen, Euer neues Land zu beschützen. Besser, Ihr gliedert Euch in das Reich des Feuers ein oder nehmt verstärkt Ninjas aus Konoha in Eure Reihen auf.

„Wäre ihm so etwas zuzutrauen?“

Sie schnaubte unglücklich. „Es ist Danzou, über den wir hier sprechen. Ihm ist alles zuzutrauen.“

„Ja, aber es scheint mir etwas viel Aufwand für ein paar neue Kunden.“

Tsunade verschränkte die Arme und sinnierte: „Wenn der Rifflord seinen eigenen Shinobi nicht mehr traut und stattdessen beispielsweise Anbu als seine Wächter nimmt, wobei diese vielleicht noch als seine Berater fungieren, dann wäre sozusagen Danzou der Herr des neuen Reiches. Auf jeden Fall würde es seinen Einflussbereich vergrößern.“

Darüber musste Shikamaru erst mal nachdenken. Er hasste solche politischen Machtgeplänkel. Vor allem, da das hier auf den ersten Blick wie ein überaus einfach gestrickter Mord ohne allzu weitreichende Hintergedanken aussah – irgendwie wollte er nicht glauben, dass eine derart große Sache dahintersteckte.

„Das wird ja immer schöner“, seufzte er. „Am Ende kommen wir darauf, dass Gaara ein doppeltes Spiel spielt.“

„So ein Ermittlungsergebnis ist tunlichst zu vermeiden!“, sagte Tsunade streng.

„Ja, aber ...“

„Nichts aber. Sollte Gaara oder generell Suna irgendetwas damit zu tun haben und Gaara damit einverstanden sein, dann hast du es nicht herauszufinden! Unsere Beziehung zum Reich des Windes ist mehr wert als die zum Reich der Riffe.“

„Ich weiß. Schon gut“, murmelte er und verdrehte die Augen. „Es ist ja nicht so, als würde ich ihn verdächtigen.“ Mühsam unterdrückte er ein Gähnen. „Wenn Ihr es mir erlaubt, würde ich jetzt gerne ein paar Stunden schlafen. Ich habe alles gesehen, was sich zu sehen lohnt, und wenn ich wieder Leute verhöre, ist es besser, wir sind alle miteinander ausgeruht.“

Tsunade nickte. Und Shikamaru stellte sich schon mal auf wirre Träume ein.

 

Die Träume blieben zwar aus, dafür wurde er mal wieder von einem Schrei geweckt – oder eher einem aufgeregten Ruf, bestehend aus mehreren, drängenden Wörtern. Diesmal brauchte er länger, um aus den Federn zu kommen. Noch ehe er Mendokusai murmeln konnte, war Tsunade auf den Beinen und bei der Tür. „Was ist denn da draußen los?“, hörte er sie rufen.

Blinzelnd sah Shikamaru Oushi in der Halle stehen. „Gute Frage“, murmelte der Katzen-Anbu und sah ratlos zur Galerie hinauf. „Kann man einen Selbstmordversuch als das schlechte Gewissen des Mörders interpretieren?“

Resumption/Assumption

Eigentlich sollte er sich schämen dafür, so ruhig geschlafen zu haben. Sie befanden sich in einem Haus voller fremder Ninjas, und einer von ihnen war definitiv ein Mörder. Gut, Shikamaru schlief mit einem Anbu und der Hokage von Konoha in einem Zimmer, aber trotzdem würde ihm ein wenig Wachsamkeit nicht schaden.

Trotz allem war ein Selbstmordversuch das Letzte, das er erwartet hätte.

Als Shikamaru nach Tsunade aus dem Zimmer stürmte, war seine Wachsamkeit wohl immer noch nicht ganz gegeben. Bei all dem Wirbel, der in seinen Ohren dröhnte, bemerkte er kaum den Kunai, der ihm direkt vor die Füße flog, und um ein Haar wäre er gestolpert. Er blinzelte. Oushi war jetzt oben auf der Galerie, wo die beiden Treppen sich trafen, und kämpfte anscheinend mit jemandem. Das Haus war noch hell erleuchtet, dennoch erkannte Shikamaru erst auf den zweiten Blick Nuriko, die Riff-Kunoichi. Wortlos heulend drosch sie auf den Anbu ein, wirbelte herum, versuchte davonzulaufen – und im nächsten Moment peitschten von jeder Seite Sandwellen auf sie beide ein, rissen sie auseinander und sperrten sie in ein grobkörniges, braunes Gefängnis. Gaara stand auf der Galerie, die Arme ausgestreckt. Seine Kazekage-Kleidung hatte er gegen seine üblichen Ninjaklamotten eingetauscht. Nuriko versuchte unter großer Anstrengung die Arme zu bewegen, steckte aber fest und ließ keuchend einen zweiten Kunai los.

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Gaara scharf.

„Lasst sie nicht los, Kazekage!“, rief Yorino, der den Flur entlangstolperte. Shikamaru und Tsunade waren mit einem Satz oben bei ihnen, ebenso Kumui, während Noi bei Lord Kawarami im Erdgeschoss blieb. „Sie – sie hat den Verstand verloren!“

„Ich habe nicht den Verstand verloren“, ächzte Nuriko. Ihr schwarzes Haar klebte auf ihrer verschwitzten Stirn.

„Sie wollte sich umbringen“, sagte Oushi nüchtern. „Yorino wollte sie davon abhalten, aber sie hat sich losgerissen.“ Er deutete auf den Treppenabsatz. „Ich bin eingesprungen und habe ihr den Kunai fortgeschlagen. Dann ging sie auf mich los.“

„Es ist alles meine Schuld! Ich muss dafür büßen!“, schrie Nuriko, dass es Shikamaru in den Ohren klingelte.

„Hast du Oniyakushi Tarou getötet?“, fragte Gaara sachlich.

Die Kunoichi verstummte mit einem Schlag. „Nein … Wie könnte ich …“

„Dann musst du nicht dafür büßen. Büßen wird sein Mörder.“

„Aber ich war damit beauftragt, ihn zu beschützen!“ Tränen liefen das junge Gesicht hinunter. „Ich habe versagt, versagt, versagt!“

„Wir haben alle mehr oder weniger versagt“, meinte Shikamaru und kratzte sich am Hinterkopf. Vielleicht hätte dem Mädchen auch ein wenig Schlaf gutgetan. Im Schlaf fingen Leute nicht plötzlich an, über Vergangenes nachzudenken und sich Vorwürfe zu machen.

Nuriko schien sämtliche Muskelspannung zu verlieren. Wie ein nasser Lumpen sackte sie in Gaaras Sandkäfig zusammen, schluchzend und zerstört. Temari trat zu ihr. „Lass sie los, Gaara.“ Als sich der Sand zurückzog, drückte sie die bebende Kunoichi an sich. „Ganz ruhig. Niemand gibt dir die Schuld. Hast du dir so zu Herzen genommen, was diese Fluss-Schreckschraube gesagt hat?“

Shikamaru war froh, dass Noi gerade nicht in der Nähe war.

„Oushi“, sagte Tsunade streng. „Was sollte das?“

„Was meinen Sie?“

„Du hast den Schrei gehört und warst wach – immer noch. Und trotzdem hast du erst eingegriffen, als Yorino bereits versucht hat, seine Kameradin von einer riesigen Dummheit abzuhalten.“

Shikamaru erinnerte sich. Kurz nachdem er zum zweiten Mal heute aus dem Schlaf gerissen worden war, hatte er Oushi in der Halle stehen und Tsunade die Situation erklären sehen – obwohl er längst Nurikos Selbstmordversuch hätte verhindern können.

Das Gesicht des Anbus war immer noch hinter der Maske verborgen, als er sagte: „Verzeihung, Tsunade-sama. Ich hielt es nicht für so wichtig.“

„Nicht wichtig?“, fuhr sie ihn an. Dann wurde ihre Miene finster. „Wir sprechen uns noch.“

Oushi verbeugte sich nur und zog es vor, nach unten zu verschwinden.

„Also.“ Shikamaru massierte seine Kopfhaut und wandte sich hilflos an Yorino, der aussah, als überfordere die Beinahe-Tat seiner Kameradin ihn völlig. „Kannst du mir sagen, was gerade eben los war, bevor der Kunai-Lärm angefangen hat?“ Er konnte sich erinner, dass die beiden Riff-Ninjas ein neues Zimmer zugewiesen bekommen hatten, hier im Obergeschoss, und sie hatten sich zum Schlafen dorthinein verzogen. Zu bewachen hatten sie ja nun niemanden mehr.

„Was ist denn los?“ Taa stürmte die Galerie entlang, im Nachthemd und mit einer lächerlichen Zipfelmütze, die farblich gut zu seinem Bart passte. Seinen Rücken schien er plötzlich gar nicht mehr zu spüren.

„Wir … Wir haben ganz normal geredet“, meinte Yorino und betrachtete seine jüngere Kollegin unwohl, die von Temari zu deren Zimmer bugsiert wurde. „Darüber, dass der Tod von Lord Tarou schrecklich ist und dass wir wohl nicht allzu nützlich waren …“

„Und das ist ein perfektes Thema“, stellte Kumui fest. Seine graue Haarmähne war noch zerzauster als üblich, offenbar hatte auch er schon geschlafen.

„Ich wusste doch nicht, dass sie gleich durchdrehen würde“, erklärte Yorino und breitete hilflos die Arme aus. „Ich habe immer gehört, dass sie emotional sehr belastbar ist und eine Spitzen-Kunoichi, selbstsicher, stark und pflichtbewusst.“

„Und bei einer Übermacht an zerstörtem Pflichtbewusstsein hört wohl auch ihre emotionale Belastbarkeit auf“, meinte Tsunade. „So junge und erfolgreiche Shinobi sind oft verbissen. Oder eher, sie werden so gut, weil sie sich selbst ihren Wert beweisen wollen. So etwas kommt häufiger vor, als man glaubt. Ich werde nachher nach ihr sehen.“

Für den Moment schienen alle stillschweigend damit einverstanden, dass sich Temari um das Mädchen kümmerte. Sie führte sie in das Zimmer des Kazekage und redete die ganze Zeit beruhigend auf sie ein. Shikamaru hätte nicht gedacht, dass sie so viel Einfühlungsvermögen besaß, aber er stellte fest, dass es ihm gefiel.

 

Nach den jüngsten Ereignissen schlief niemand mehr – außer dem Feudallord der Flüsse. Yorino schien sich schuldig zu fühlen und suchte Gaaras und Kankurous Nähe, als hoffe er, der Kazekage könnte auch sein schlechtes Gewissen zerstreuen. Die Fluss-Shinobi zeigten sich wie erwartet höhnisch ob der Riff-Ninjas, aber immerhin stocherten sie nicht in offenen Wunden. Als Temari und Tsunade endlich aus Temaris Zimmer kamen, dämmerte es draußen bereits. „Sie schläft“, erklärte die Suna-Kunoichi.

„Freiwillig?“, fragte Shikamaru.

„Ich habe ihr ein Beruhigungsmittel gegeben“, meinte Tsunade und schüttelte den Kopf. „Das Mädchen hat sich da regelrecht in was hineingesteigert. Wusstest du, dass sie so empfindlich ist?“

Die Frage galt Yorino, der den Mund wie ein Fisch auf- und zuklappte, ehe er eine Antwort über die Lippen brachte. „Ich kannte sie nicht persönlich; wie gesagt hält der Feudallord viel von ihr. Ich habe gehört, dass sie leicht reizbar und ein wenig verbissen ist, aber …“

„Und trotzdem hast du Salz in ihre Wunden gestreut“, stellte Shikamaru fest.

Er sagte es ohne Tadel, aber Yorino senkte betreten den Kopf. „Tut mir leid“, nuschelte er.

Als klar war, dass niemand mehr an Schlaf dachte, wies Taa das Dienstmädchen Aya viel zu früh an, die Tafel zu decken. Wirklich hungrig fühlte sich Shikamaru auch nicht. Er schlenderte ziellos im Anwesen hin und her, allein diesmal, und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Es fühlte sich an, als hätte er noch nicht alle Möglichkeiten von gestern ausreichend ausgeschöpft – und außerdem glaubte er, dass ihm die Lösung des Falls eher einfiel, wenn er eine Nacht drüber schlief. Aber man ließ ihn ja nicht.

Es war vielleicht halb sechs, als er an der Küche vorbeischlurfte, wo der Koch mit unübersehbar schlechter Laune das Frühstück zubereitete. Kross gebratener Speck duftete in dem Raum, der Reiskocher war an. „Sag mal, Miyagi-san“, sagte Shikamaru, „woher kommt eigentlich der Strom hier? Die Barriere schirmt uns von der Außenwelt ab, und ich glaube kaum, dass durch das Felsgestein hier Kabel verlegt wurden.“

Der beleibte Mann sah missmutig auf. „Da ist ein Generator“, sagte er. „Wenn du im Dienerzimmer die Metalltür aufmachst, kommst du in einen kleinen Raum. Das Ding brummt so laut, dass man kaum schlafen kann. Wieso fragst du?“

„Nur so.“

Weil er keinen besseren Plan hatte, suchte Shikamaru den Generator auf und fand alles wie beschrieben. Es war eine monströse Maschine, deren Funktionsweise von außen kaum zu entschlüsseln war. Ansonsten stieß er auf nichts Ungewöhnliches. Was hatte er erwartet? Eine Kiste mit der Aufschrift Gift?

Zurück im Flur begegnete ihm Oushi. „Auch planlos?“, fragte er ihn.

„Bist du etwa planlos?“, versetzte der Anbu. Er trug seine Maske immer noch. „Ein Ninja sollte immer ein Ziel haben. Ich gehe das Anwesen systematisch ab. Wo ein Mord passiert ist, kann es auch einen zweiten geben. Es ist meine Pflicht, die Hokage zu beschützen.“

Während du die anderen nicht so dringend beschützen musst, dachte Shikamaru und erinnerte sich an das, was Oushi sich vor Sonnenaufgang geleistet hatte. Tsunades Worte gingen ihm durch den Kopf. Die Prioritäten waren klar verteilt: An erster Stelle kam Konoha, dann das Bündnis mit Suna, und dann erst irgendwann die kleineren Reiche. Innerlich seufzte er. Verdammte Politik. Jetzt wollte er umso mehr, dass es einen einfacheren Grund für Tarous Tod gab als politische Zänkereien. „Und ist dir auf deinen Rundgängen schon irgendwas aufgefallen?“, fragte er.

„Zweierlei.“ Der Anbu hob die Finger. „Erstens, der Riff-Shinobi. Yorino. Er ist völlig neben der Spur. Hat mich nicht einmal bemerkt, als ich an ihm vorbeigegangen bin.“

Shikamaru bohrte gelangweilt in seinem Ohr. „Er wird in einem ähnlichen Tief sein wie seine Kameradin. Und die Ninjas aus diesem Land sind generell nicht so gut ausgebildet wie wir.“

„Das ist es nicht. Wenn Tsunade-sama plötzlich sterben würde, was würdest du tun?“

Shikamaru stutzte. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Der Schlafmangel machte ihm tatsächlich zu schaffen. „Ich würde vermutlich alles tun, um ihren Mörder zu finden.“

„Eben. Und Yorino tut gar nichts. Er träumt nur vor sich hin.“

Das musste nichts heißen, dennoch nahm Shikamaru sich vor, Tarous Leibwächter genauer im Auge zu behalten. Wer sagte schon, dass dessen eigene Leute frei jeden Verdachts waren? Als sein engster Vertrauter wusste Yorino sicher eine Menge über Tarous Angelegenheiten, womöglich die schmutzigen Seiten seiner Seele oder sonstwas. „Und zweitens?“

„Zweitens Kumui und Aya.“

„Was ist mit ihnen?“

„Die Art, wie sie sich ansehen. Sie kennen sich. Kumui starrt ihr regelrecht hinterher. Aya wiederum gibt sich Mühe, ihm aus dem Weg zu gehen, blickt lieber jeden anderen an als ihn.“

„Und da soll noch einer sagen, Anbu haben’s nicht so mit dem Zwischenmenschlichen“, meinte Shikamaru sarkastisch.

Oushi zuckte mit den Schultern. „War nur eine Beobachtung. Vielleicht irrelevant.“ Er ging weiter den Flur entlang, als könnte aus der Küche Gefahr drohen. Shikamaru betrat die Empfangshalle und sah die Fluss-Kunoichi Noi vor der Tür ihres Herrn gähnen. Kumui war nirgends zu sehen. Taa huschte im oberen Stockwerk umher – was gab es eigentlich für ihn immer so Wichtiges zu tun? Weder kochte er, noch deckte er den Tisch. Im Grunde war seine Anwesenheit überflüssig.

Tsunade hatte Neuigkeiten für Shikamaru, als er ihr Zimmer betrat. „Ich habe ein paar Versuche mit dem verschütteten Sake angestellt“, sagte sie. „Soweit es mir möglich war, habe ich medizinisches Chakra hindurchgeleitet und anschließend untersucht. Mit Sicherheit kann ich es erst sagen, wenn Shizune mir die richtige Ausrüstung bringt, aber der Sake selbst scheint nicht vergiftet gewesen zu sein.“

„Also ist das Gift wirklich irgendwie in die Schale gelangt“, stellte Shikamaru fest.

„Möglich. Falls noch etwas darin klebt, kann ich es jedoch nicht mehr feststellen.“

„Können Sie nicht auch irgendwie die Blutbahnen der Leiche untersuchen?“, fragte er ohne viel Hoffnung.

Tsunade schnaubte. „Ich würde es tun, wenn wir dann Gewissheit hätten. Aber es besteht eine vierzigprozentige Wahrscheinlichkeit, dass meine Untersuchungsmethode das falsche Ergebnis liefert.“

„Das ist ziemlich hoch.“

„Eben. Darum halte ich es für besser, wenn wir Tarou in seiner Kryostase lassen und auf Shizune warten.“

Shikamaru seufzte, gähnte, und kratzte sich am Kopf. Wenn nur nicht immer alles so kompliziert wäre … „Tsunade-sama … Sie würden mich nicht zufällig auch in Kryostase versetzen, wenn ich Sie darum bitte?“

Die Hokage runzelte die Stirn. „Abgesehen davon, dass das Jutsu bei Lebenden nicht wirkt, will ich trotzdem, dass du weiterhin versuchst, Hinweise zu sammeln.“

Mendokusai. Mir bleibt auch nichts erspart“, murmelte er.

In dem Moment klopfte es an die Zimmertür und Taa kündigte an, dass das Frühstück bereitet wäre.

 

Es gab Reis, Eier und Speck und ein paar andere, fürstliche Leckereien. Nur dass heute lediglich ein Fürst übrig war. Als Shikamaru sich an die neu gedeckte Tafel setzte, waren alle bis auf Temari und Oushi versammelt. Der Anbu kam aus dem Gang zur Küche. Vielleicht hatte er es sich nicht nehmen lassen wollen, den Keller noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Er legte seine Maske nicht ab, als er Platz nahm, und Shikamaru fragte sich, ob er überhaupt essen würde. Gestern hatte der Anbu auch keine Anstalten gemacht, Taas Kostbarkeiten anzurühren. Er nahm die Sache mit dem anonymen Leibwächter wohl sehr ernst und würde erst alleine etwas zu sich nehmen.

Temari war wohl noch in ihrem Zimmer. Die Kage warteten, bis alle bei Tisch waren, und selbst Kawarami schlug noch nicht zu. Ungeduldig verrenkte er sich den Hals, aber die Tafel stand direkt unter der Galerie, und man konnte von hier aus nicht nach oben zu den Zimmertüren sehen. Wo blieb sie nur so lange?

Shikamarus vom Schlafmangel gereizte Nerven mussten es ihm natürlich antun, alle möglichen Szenarien durchzudenken und bei den schrecklichsten hängen zu bleiben. Er sah Temari vor sich, wie sie vergiftet in ihrem Zimmer lag, oder auf der Galerie, keine drei Meter über ihnen … Gerade als er begann, sich wirklich Sorgen zu machen, sah er ihre Hand auf dem Treppengeländer, und kurz darauf kam ihr blonder Haarschopf in sein Blickfeld. Als sie sich auf den Platz Shikamaru gegenüber setzte, seufzte er, halb erleichtert, halb genervt von ihrer Verspätung.

Und natürlich interpretierte sie seinen Seufzer falsch. „Ärgerst du dich, weil du immer mal wieder was essen musst, damit dein Körper in Schuss bleibt? Schon anstrengend, nicht?“ Sie wirkte nicht ganz so neckisch wie gestern, als würde sie es eher aus irgendeinem verqueren Pflichtgefühl heraus sagen.

„Wir hätten es schneller hinter uns, wenn eine gewisse Person nicht ewig lange die Treppe runter gebraucht hätte“, gab er zurück.

Temari zuckte mit den Schultern. „Ich habe noch versucht, Nuriko-chan aufzuwecken.“

„Das hättest du dir sparen können“, mischte sich Tsunade ein. „Sie wird mindestens noch bis Mittag schlafen.“

„Ich werde ihr ihre Portion dann ins Zimmer bringen“, erklärte Aya freundlich.

Richtig, dachte Shikamaru. Es war nicht geplant, dass sie länger als bis zum Frühstück blieben. Er fragte sich, wie lange Taas Vorräte reichen würden – oder was er gewillt war herzugeben. Die Kage hatten schließlich deutlich gemacht, dass sie hierbleiben würden, bis der Mord an Oniyakushi Tarou geklärt war.

Es war eine unangenehme Situation, in derselben Sitzordnung wie gestern zu essen, wenn zwei der Stühle leer waren. Das Unbehagen äußerte sich bei allen auf andere Weise. Gaara war noch stiller, Kankurou mürrischer, Tsunade ebenso. Die Fluss-Ninjas hingegen diskutierten leise miteinander über den Mordfall. Temari zog Shikamaru kaum auf, und er selbst spazierte über den schwindelnd hohen Hängebrücken der Möglichkeiten. Als seine Gedanken wieder einmal zu Oushi glitten, war es fast, als hätten die Flussleute ihn gehört.

„Jeder, der sein Gesicht nicht zeigt, ist verdächtig, finde ich“, sagte Noi, das muskulöse Ninjamädchen. Sie sah Tsunade offen an. „Noch dazu hat euer Anbu eine sehr unauffällige Statur. Wer sagt uns, dass immer derselbe unter seiner Maske ist? Kennt Ihr ihn überhaupt selbst?“

„Oushi ist ein Shinobi aus Konoha und genießt mein vollstes Vertrauen“, behauptete Tsunade. Etwas anderes blieb ihr wohl nicht übrig.

Die Diskussion zog sich noch hin und eine Frage von Treue oder Untreue schälte sich heraus, und wieder kam die Versammlung zu keinem Ergebnis, außer dass keine der Fraktionen ihre eigenen Mitglieder verdächtigen wollte. Was im Umkehrschluss bedeutete, dass für jeden ganz klar irgendjemand aus den anderen Ländern der Täter sein musste.

Als die meisten satt waren, schickte Aya sich an, die Reste abzuräumen. „Warte, ich helfe dir“, bot Kumui an und stand auf.

„Das ist nicht notwendig!“, sagte die Dienerin eine Spur zu schnell. „Bitte, setz dich wieder. Es ist die Aufgabe der Dienerschaft, die Gäste zu bewirten.“

„Und es ist die Aufgabe von Shinobi, Nicht-Shinobi zu helfen“, beharrte Kumui. „Und es ist viel zu tragen für eine einzige Person.“

„Ich … Du …“ Kumui Graumähne hielt schon einen Tellerstapel in Händen, also seufzte Aya. „Hier entlang, bitte.“ Shikamaru zog eine Augenbraue hoch und folgte den beiden mit seinem Blick, bis sie in der Küche verschwanden.

„Es wäre gut, wenn sich die Fluss-Ninjas nicht überall einmischen würden“, sagte Kankurou plötzlich.

„Wie meinen?“, fragte Kawarami lauernd.

„Vorhin habe ich Kumui gesehen, wie er ins Zimmer der Leiche gegangen ist. Und eure Kunoichi hat, ehe ihr euch an den Tisch gesetzt habt, draußen etwas nachgesehen.“

„Ich habe nur die Barriere überprüft“, verteidigte sich Noi.

„Das ist nicht notwendig“, warf Gaara ein. „Als eine der vier, die sie aufgebaut haben, müsstest du spüren, wenn etwas dabei nicht stimmt.“

„Vorausgesetzt, du hast Vertrauen in deine Fähigkeiten“, sagte Kankurou nicht ohne Spott. Noi biss sich auf die Lippen und schwieg.

„Ich habe die beiden angewiesen, den Mord aufzuklären“, sagte Kawarami freiheraus. „Dazu dürfen sie tun, was sie für richtig halten.“

„Genau das meinte ich“, erwiderte Kankurou. „Temari und Shikamaru sind diejenigen, die damit beauftragt wurden. Wenn so viele Ninjas hier herumlaufen und alles durcheinander bringen, machen sie es ihnen nur schwer damit.“

„Du glaubst doch nicht, dass ich euch diese Sache so einfach anvertraue?“, höhnte Kawarami. „Jeder weiß, dass Konoha und Suna verbündet sind. Und wir warten eben auf Verstärkung aus Konoha, um die Sache mit dem Gift zu klären – soll ich etwa einfach so glauben, dass das Reich des Feuers nichts damit zu tun hat? Ich werde den Teufel tun und euch die Ermittlungen überlassen!“

Wunderbar. Die Saat des Misstrauens keimte fröhlich vor sich hin. Das würde noch extrem lästig werden.

„Wollt Ihr damit etwas sagen, Lord Kawarami?“, fragte Tsunade mit schmalen Augen.

„Nur, dass ich vor den großen Shinobi-Ländern auch etwas zu befürchten habe“, erklärte der verhutzelte Mann. „Wenn ein Fürst stirbt, warum dann nicht auch der andere?“

Kumui und Aya kehrte zurück und das Gespräch erstarb. „Ein paar Reste sind noch da“, sagte Graumähne lächelnd. „Und ich helfe dir, die auch noch wegzutragen, ja?“

Ayas Wangen waren leicht gerötet. „Danke“, sagte sie und ihre Stimme klang ein wenig nervös. „Es ist nicht allzu viel. Da du mir deine Hilfe angeboten hast, würde es dich stören, wenn du den Rest allein in die Küche bringst?“

Kumuis Kinnlade klappte hinunter. „Und was tut dann die Dienerin?“

„Ich bringe Nuriko-san ihre Portion. Du wirst doch sicher den Anstand haben, nicht zu einer schlafenden Frau ins Zimmer zu gehen?“

Touché, dachte Shikamaru. Nuriko schlief zwar garantiert noch, aber sie als Schild vor Kumuis Aufdringlichkeit zu benutzen war ein Schachzug, den er Aya nicht zugetraut hätte. Dabei hatte er gedacht, die Dienerin wäre nicht allzu hell im Kopf.

Missmutig schlüpfte der Ninja mit der grauen Haarpracht in die Rolle eines Dieners und sammelte die übrigen Teller und Schalen ein, während Aya die Treppe hochstieg. Shikamaru stand ebenfalls auf und streckte sich. Der gemütliche Teil war getan, ab jetzt rief wieder Ermittlungsarbeit. Dabei wusste er gar nicht, wie er weitermachen sollte.

Ein Schrei, der in Shikamarus Ohren klingelte, ganz ähnlich dem einen, den er gestern schon gehört hatte. Ein Poltern, oben wurde eine Tür aufgerissen. „Taa-sama!“, hörte er Aya kreischen. „Schnell! Es ist etwas … Es ist schrecklich!“

Wer noch nicht stand, sprang sofort auf. Shikamaru hatte plötzlich ein ganz mieses Gefühl. Wieder hielten sich die Shinobi nicht mit Treppensteigen auf. Während Kawarami und Taa noch die Stufen hinauffluchten, standen die anderen schon vor der offen stehenden Tür und starrten in das Zimmer der Suna-nins.

Shikamaru stieß eine leise Verwünschung aus. Es war wieder ein Mord geschehen. Und das, während sie alle zusammen an der Tafel gegessen hatten. Plötzlich wurde ihm übel. Gegen diesen Anblick war Tarous verrenkter Leichnam harmlos.

Nuriko lag immer noch auf Temaris Futon – das heißt, das meiste von ihr. Das ehemals weiße Laken war blutdurchtränkt, die rote Spur zog sich über die Holzdienen fort bis zur gegenüberliegenden Wand, wo Nurikos Kopf lag.

„Sie ist tot“, murmelte Aya kreidebleich. „Sie ist tot … Ihr Kopf …“

„Das ist doch unmöglich!“, rief Kankurou. „Wir waren doch alle gerade unten!“

„Wenn jemand die Treppen heraufgegangen wäre, hätten wir ihn gesehen“, murmelte Tsunade.

Temari hatte die Hand vor den Mund geschlagen. „Oh nein … Denkt ihr, sie ist aufgewacht und hat da weitergemacht, wo wir sie unterbrochen haben?“

Für einen Moment schwiegen die anderen. „Unmöglich“, meinte Shikamaru und diesmal hörte er das Vibrieren seine Stimme, von dem sie gestern gesprochen hatte, selbst. „Hier ist nirgendwo eine Tatwaffe zu sehen.“

„Außerdem sollte sie noch einige Stunden schlafen“, sagte Tsunade überzeugt. „Es kann nicht sein, dass ich einen Fehler gemacht habe.“

„Die Sand-Kunoichi“, krächzte Kawaramis Stimme plötzlich. Er stand schwer atmend neben Taa in der Tür und funkelte Temari an. „Was willst du uns vormachen? Du warst als Letzte in diesem Zimmer!“

„Ja, aber …“ Sie unterbrach sich. „Sie hat noch gelebt, als ich zu euch gegangen bin! Sie hat friedlich geschlafen, ganz sicher!“

„Wir würden doch wohl Blutspuren auf Temaris Kleidung sehen, wenn es anders wäre“, sprang ihr Kankurou bei, als Kawarami nur böse starrte.

„Ein guter Ninja kann es vermeiden, dass er mit Blut besudelt wird“, sagte Noi tonlos.

„Augenblick.“ Oushi drängte sich nach vorn. Immer noch war er die Ruhe in Person, ganz der Muster-Anbu. Er trat zu Nurikos Körper und streckte eine Hand darüber aus, wie schon heute Nacht über Tarou. Dann ging er noch zu ihrem Kopf und tat dort dasselbe. Schließlich drehte er sich zu Tsunade um. „Diesmal ist es eindeutig. Sie wurde von einem Ninja getötet. Da sind noch Spuren von fremdem Chakra an der Wunde.“

„Und weiter?“, drängte Tsunade. „Kannst du feststellen, wessen Chakra es ist?“

Der Anbu schüttelte den Kopf. „Dazu ist die Wunde schon zu alt. Das Chakra ist schon ziemlich verblasst und hat sich mit Nurikos eigenem vermischt. Was ich aber sagen kann, ist, dass es ein sehr aggressives Chakra war – Wind-Chakra. Der Täter dürfte damit nur einen einzigen Schlag gebraucht haben.“

Shikamaru starrte Temari an und sah, wie das Gesicht der besten Wind-Nutzerin, die er kannte, alle Farbe verlor.

Suspicion/Sedition

„D-Das ist doch lächerlich“, brachte Temari keuchend hervor. „Weshalb sollte ich das tun? Weshalb sollte ich Nuriko-chan umbringen?“

„Gute Frage“, brummte Kawarami. „Wieso sollte irgendjemand erst den Sohn des Feudallords, der wohlgemerkt zu diesem Zeitpunkt bereits die Urkunde unterzeichnet hatte, und dann seine Leibwächterin ermorden?“

„Es wird doch sicher noch andere Ninjas hier geben, die Wind-Chakra beherrschen“, sagte Gaara ruhig. Den erwartungsvollen Blick in die Runde hätte er sich sparen können. Natürlich rührte sich niemand.

„Objektiv gesehen sprechen die Tatsachen für sich“, sagte Oushi bedauernd. „Du warst als Letzte in diesem Zimmer. Seither war niemand hier. Nuriko wurde durch Wind-Chakra getötet. Und jedermann weiß, dass Temari aus der Wüste nicht umsonst immer ihren riesigen Fächer mit sich herumschleppt.“

„Und wer einen Sturmwind mit einer großen Waffe entfesseln kann, kann sicher auch mit einem Kunai scharf schneiden“, ergänzte Kumui Graumähne.

Temari wandte sich von einem zum nächsten und fand sich plötzlich in der Mitte eines Kreises, der sich um sie gebildet hatte.

Shikamarus Gedanken rasten. Das konnte doch wohl nicht wahr sein … oder?

„Temari war es nicht“, sagte Gaara überzeugt.

„Weil sie Eure Schwester ist?“, fragte Kawarami angriffslustig. „Es gab schon Geschwister, die sich gegenseitig umgebracht haben.“

„Ich habe ihr von Anfang an nicht getraut“, flüsterte Aya, die sichtlich mit den Nerven am Ende an der Wand lehnte, so weit wie möglich von Nurikos Kopf entfernt.

„Um Himmels Willen, lasst uns endlich hier rausgehen“, flehte der alte Taa. „Ich kann den Anblick nicht mehr ertragen!“

Aber die anderen waren zu sehr mit ihren Verdächtigungen beschäftigt. Erbarmungslos starrten sie Temari nieder, die mit den Zähnen knirschte und die Hände in die Hüften stemmte. „Ich war diejenige, die ihr gut zugesprochen hat“, rief sie in Erinnerung. „Ich habe sie in mein Zimmer gebracht und ihr meinen Futon gegeben. Ich kannte sie nicht, aber wenn ich etwas gegen sie gehabt hätte, hätte ich sie dann nicht einfach sich selbst überlassen sollen, damit sie sich umbringt?“

„Alles nur zur Schau“, murmelte Kawarami. „Für mich ist die Sache klar. Ihr Ninjas könnt eure Befehle von sonstwo erhalten. Treibt man euch nicht schon als Kinder jedes Gewissen aus? Sag mir, Mädchen, wenn dein Kazekage befiehlt, den Botschafter eines anderen Dorfes zu meucheln, schlägst du das dann etwa aus?“

Temari biss die Zähne zusammen. „Ich war es nicht“, wiederholte sie. „Aber ich würde nur zu gern wissen, wer diese Schweinerei begangen hat! Yorino, hast du gar nichts zu sagen?“

Der zweite Riff-Ninja zuckte zusammen, als sie das Wort an ihn richtete. „Ich … Ich kann dazu nicht viel sagen. Ich bin Nuriko gestern zum ersten Mal begegnet. Ich wüsste nicht, wer sie ermorden wollte und warum.“

„Hokage-sama. Kazekage-sama. Die Fakten sprechen ja wohl für sich“, sagte Kawarami. „Wir haben eine eindeutige Schuldige. Ich fürchte um mein Leben, also zeigt uns, dass ihr vernünftige Ninjas seid und legt das Mädchen in Ketten – oder wie immer ihr Shinobi das handhabt. Sagt mir nur nicht, dass ihr gar nichts tun wollt!“

„Temari“, sagte Gaara plötzlich gedehnt. „Bleibst du bei deiner Aussage?“

„Ja!“, rief sie. „Ich habe Nuriko nicht getötet! Als ich das Zimmer verließ, war sie noch am Leben und schlief. Das ist alles, was ich weiß!“

Gaara nickte. „Taa-san wird uns ein neues Zimmer zur Verfügung stellen. Ich muss dich bitten, es für den Rest unseres Aufenthalts nicht zu verlassen. Wir werden in Suna über dich urteilen.“

„Und das soll ich glauben?“, höhnte Kawarami.

„Ihr wollt doch Sicherheit“, meinte der Kazekage abfällig. „Wenn sie eingesperrt bleibt, seid Ihr sicher. Der Rest braucht Euch nicht zu kümmern.“

„Es kümmert mich sehr wohl! Sie hat einen Mord auf fremdem Boden begangen, während eines multinationalen Zusammentreffens! Glaubt nicht, dass Ihr diese Sache allein regeln könnt, Kazekage! Kumui, Noi. Nehmt diese Mörderin fest. Wenn sie sich wehrt, dürft ihr Gewalt anwenden. Wir werden sie dem neuen Feudallord über das Riffreich vorführen. Wenn der unfähig ist, ein Urteil zu fällen, tue ich es selbst.“ Kumui und Noi zogen ihre Kurzschwerter, und Kawarami funkelte Gaara finster an. „Und ich schwöre Euch, solltet Ihr Euch weigern, sie herauszugeben, wird das Reich der Blitze davon erfahren. Es geht hier nicht nur um Euch, vergesst das nicht!“

Temari schluckte, als die Flussninjas sie in die Zange nahmen. Ihre Hand glitt in die Falten ihres Iromujis. Höchstwahrscheinlich war sie sogar fähig genug, beide Flussninjas im Alleingang wegzufegen – wenn überhaupt, waren sie nur auf besserem Chunin-Niveau. Die Beziehungen zwischen den Ländern würden aber ganz entschieden darunter leiden. Wahrscheinlich zögerte sie deswegen.

Kumuis und Nois Gesichter verrieten äußerste Anspannung, als sie geduckt immer näher kamen. Es wurde still in dem Raum. Für Tsunade war die schlimmste anzunehmende Situation eingetreten. Kankurou machte Anstalten, einzugreifen, aber Gaaras Arm schnitt ihm den Weg ab. Taa hielt den Atem an, Yorino und Aya wirkten abwesend, Kawarami grimmig und Oushi unbeteiligt. Temaris Augen funkelten angriffslustig, und es war dieses Funkeln, das die Luft wie mit elektrischem Strom auflud.

Und genau in diese Spannung hinein seufzte Shikamaru. „Mendokusai. Bei dem Lärm, den ihr hier veranstaltet, fällt einem das Denken wirklich schwer.“

Acht Augenpaare richteten sich auf ihn, nur Temari, Kumui und Noi wagten es nicht aufzublicken. „Du hast nicht zufällig eine Lösung für das Dilemma?“, fragte Tsunade.

Shikamaru schnaubte. „Kommt drauf an. Eine Lösung nicht gerade. Aber Temari zu beschuldigen kommt etwas früh.“

„Natürlich. Du nimmst deinen Liebling in Schutz“, brummte Kawarami.

„So sieht man uns also mittlerweile? Mendokusai.“ Er kratzte sich am Nacken und musterte abwesend die Decke. „Wir hängen wirklich zu oft miteinander rum. Alles, was ich sage, ist, dass ihr sie zu früh beschuldigt. Mehr nicht.“

„Sollen wir warten, bis sie uns andere auch umbringt?“, platzte es aus Taa heraus. Er schien Temari auch für die Täterin zu halten. „Wir sind nicht alle Ninjas! Wir können uns nicht verteidigen, wenn es hart auf hart kommt!“

„Temari ist nun mal die Verdächtigste“, meinte Gaara ruhig. „Es bringt nichts, das zu leugnen.“

Shikamaru seufzte. „Also muss ich euch alles erst vorkauen. Hört zu, dass Nuriko durch Wind-Chakra ermordet wurde, gibt eher Anlass zur Annahme, dass Temari unschuldig ist.“ Nun hielten selbst die Flussninjas inne und riskierten einen raschen Blick auf ihn. Shikamaru fuhr fort: „Nuriko hat starke Schlafmittel bekommen. Ein einfaches Messer, und jeder hätte ihr die Kehle durchschneiden können. Selbst Nicht-Ninjas. Diejenigen unter uns, die Kunai dabeihaben, können einen Schlafenden auf hundert Arten damit töten. Es gab keinen Grund, Wind-Chakra zu benutzen, schon gar nicht für Temari. Jeder hier weiß, dass sie Wind-Nutzerin ist. Sie hätte sich nur ihr eigenes Grab geschaufelt.“

„Meiner Ansicht nach hat sie genau das damit getan“, meinte Kawarami.

„Oder ein anderer von uns. Ein anderer Wind-Nutzer hat das Grab gegraben und will sie nun hineinstoßen, um bei der Metapher zu bleiben. Innerhalb unserer Teams kennen wir zwar die Fähigkeiten der anderen, aber sonst? Und nicht mal ich weiß beispielsweise, welche Elemente Oushi beherrscht.“ Shikamaru ließ seine Schulter kreisen, die sich etwas verspannt anfühlte. Es knackte.

„Schön und gut“, sagte Taa. „Aber sie war trotzdem die Letzte, die Nuriko-san lebend gesehen hat.“

„Und gefunden hat sie Aya“, fügte Kumui hinzu. „Und die kann keine Jutsus. Und erst recht keine Wind-Jutsus.“

„Stimmt. Das ist ein Problem.“ Shikamaru begann im Raum auf und ab zu gehen und bemühte sich, nicht zu sehr Nurikos Leiche zu mustern. Die Blicke der anderen folgten ihm. „Aber ich sehe da ein paar Möglichkeiten. Nachdem Temari zu uns an den Tisch gekommen ist, waren wir nicht immer alle zusammen.“

Es war fast witzig mitanzusehen, wie seine Worte die Blicke der anderen steuerten. Nun richteten sie sich alle simultan auf Kumui, der erst gar nicht zu begreifen schien, worauf Shikamaru anspielte. „Hä? Ich soll … Mach dich nicht lächerlich. Ich habe Aya geholfen, sonst nichts.“

„Du bist in die Küche gegangen, zweimal, und dort konnten wir dich nicht sehen. Wer sagt, dass du nicht irgendein Jutsu ausgeführt hast? Ein Wind-Jutsu, zum Beispiel?“

„Ich kann doch gar kein … Und überhaupt, was sollte das für ein Jutsu sein, das Nuriko ein Stockwerk höher den Kopf von den Schultern rollen lässt?“

Shikamaru seufzte und überlegte, wie weit er ausholen sollte. „Als wir gestern Lord Tarous Leiche gefunden haben, hatte Nuriko eine kleine Rangelei mit Kumui. Dabei hat er sie am Hals erwischt. So war es doch, oder?“

„Stimmt, jetzt, wo du es sagst …“, murmelte Kankurou.

„Dabei könnte er sein Chakra auf ihre Haut gebracht haben“, fuhr Shikamaru fort. „Und als er in der Küche war, allein oder mit Aya, die ihn sicher auch nicht ständig beobachtet hat, hat er das Chakra per Fernzündung aktiviert. Ohne seine Fähigkeiten zu kennen, können wir das nicht ausschließen.“

„Das ist das Lächerlichste, was ich je gehört habe“, murmelte Kumui. Ein Schweißtropfen lief über seine Schläfe.

„Kumui beherrscht kein solches Jutsu“, sagte Noi.

„Natürlich würde ein Shinobi seinen Kameraden nicht ausliefern“, erkärte Shikamaru mit einem säuerlichen Lächeln. „Falls ihr jetzt argumentieren wollt, dass Kumui wohl keinen Grund für den Mord hat, denkt über Folgendes nach. Nuriko stammt aus demselben Land wie Aya. Ihren Worten von gestern zufolge kannten sie einander. Was, wenn Aya aus irgendeinem Grund einen Groll gegen sie hegte? Kumui und sie sind ein recht merkwürdiges Paar. Sie scheinen sich ebenfalls näher zu kennen – auf jeden Fall benehmen sie sich seltsam, wenn sie miteinander reden.“

Und nun wandten sich alle nach Aya um, die knallrot angelaufen war. Ihre Finger krallten sich in ihre Schürze. „Ich … kenne ihn nicht“, behauptete sie, und ihr Gesichtsausdruck behauptete das genaue Gegenteil.

„Lass Aya aus dem Spiel, du verdammter Konoha-Shinobi“, knurrte Kumui.

Shikamaru zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ah? Warum denn? Was kümmert es dich?“

„Mir ist auch aufgefallen, dass mit den beiden etwas nicht stimmt“, murmelte Kankurou.

„Der nächste Schritt in meiner Theorie.“ Shikamaru wusste, dass er sich weit aus dem Fenster lehnte, aber er suchte ja nicht wirklich nach dem Mörder – im Moment nicht. Es ging ihm darum, etwas klarzustellen. „Aya und Kumui stecken hinter beiden Morden. Aya hat Tarous Trinkschale vergiftet, oder Kumui hat es für sie getan. Und Kumui hat Nuriko mit irgendeinem Jutsu belegt und es jüngst ausgelöst. Wenn wir davon ausgehen, dass Aya die Gründung des Reichs der Riffe abwarten und dann Tarou und Nuriko für irgendeine vergangene Tat bestrafen wollte, und Kumui einfach in sie verliebt ist und sie unterstützt hat …“

„Halt den Mund!“, knurrte Kumui.

„Kumui, sag uns, was dahintersteckt“, verlangte Kawarami. „Oder hilfst du neuerdings jeder Dienerin dabei, den Tisch abzuräumen?“

Kumui seufzte resigniert und starrte zu Boden. „Ich bin nicht verliebt“, legte er fest. „Wir kennen uns. Flüchtig. Wir haben uns mal auf einer anderen Mission von mir getroffen. Und ich dachte mir, ich könnte die Gelegenheit nutzen und über alte Zeiten reden. Und sie besser kennenlernen. Und das ist doch wohl nicht verboten.“

Aya presste die Lippen aufeinander und wich allen neugierigen Blicken aus. Sie zog es vor, keinen Kommentar abzugeben.

„Also keine Verliebten, aber ein Pärchen, das nicht weiß, wie es miteinander umgehen soll und ob es sich nicht vielleicht doch verlieben kann“, fasste Shikamaru zusammen. „Und trotzdem kann das jetzt eine Lüge sein.“

„Hört du endlich mal damit auf?“, fauchte Kumui ihn an.

„Mir scheint das alles ein wenig weit hergeholt, Shikamaru“, mischte sich Oushi ein. „Außerdem ist das fremde Chakra an ihrem Hals schon länger inaktiv.“

„Gut, dass du dich zu Wort meldest. Ich habe nämlich noch einen zweiten Verdächtigen, und was ich euch jetzt sage, wird vielleicht plausibler klingen.“ Shikamaru musterte den Anbu mit gelangweiltem Blick. „Oushi. Oder wie auch immer du dich sonst nennst. Du sagst, es war Wind-Chakra.“

„Absolut.“

„Aber wenn das eine Lüge ist, kann es sonst niemand von uns nachprüfen. Zumindest nicht im Moment. Wir müssten die Barriere verlassen und jemanden herholen, der es kann. Was aber kein Problem darstellt, wenn wir bis dahin eine Schuldige gefunden haben.“

Er hätte gern gesehen, welches Gesicht Oushi unter der Maske machte, aber im Grunde war das auch egal. „Ich bin ein Anbu von Konoha.“

„Eben. Du kannst an einen Spezialauftrag gebunden sein, genau wie Kawarami-sama es Temari unterstellt hat. Du hast heute Nacht kurz mit Nuriko gekämpft. Vielleicht hast du sie mit irgendeinem Jutsu markiert. Ich sage ja nicht, dass du sie schon da getötet, dann einen Klon von dir selbst in sie verwandelt und die Leiche dann damit ausgetauscht hast.“

„Jetzt machst du dich lächerlich.“

„Sicher? Kannst du beweisen, dass es nicht die Wahrheit ist? Du warst es auch, der festgestellt hat, dass Tarous Leiche keine Spuren von fremdem Chakra aufgewiesen hat. Wenn das auch gelogen war, kann er durch ein beliebiges Jutsu gestorben sein.“

„Sein Zimmer war bewacht, und es hat keine Fenster“, warf der Anbu ein, immer noch ruhig.

„Ich bleibe bei meiner Theorie mit dem Mord aus der Ferne. Es gibt Siegel, die man lösen kann, selbst wenn man einige Wände davon entfernt ist. Mit einem Jutsu hättest du Gift oder dein eigenes Chakra oder etwas anderes an Tarous Körper anbringen und ihn dann nach Belieben töten können. Bei Nuriko muss es dir noch viel leichter gefallen sein.“

Oushis Schweigen war überheblich, als wüsste er genau, wie ernst Shikamaru die Sache meinte. Allerdings ging seine Rechnung auf; sogar der aggressive Kawarami ging nicht auf die Unwahrscheinlichkeit dieser Schlussfolgerung ein, nachdem sie seinen Anhänger entlastete.

„Und zuletzt habe ich noch eine dritte Theorie.“ Shikamaru wandte sich Tsunade zu, die seinem Blick verblüfft begegnete. „Sie haben Nuriko ein Schlafmittel gegeben, sagen Sie. Verzeihen Sie bitte meine nächsten Worte, wenn Sie so gut sein wollen. Was, wenn es gar kein Schlafmittel war? Nuriko ist dann vielleicht aufgewacht, während wir gefrühstückt haben. Sie hat sich an gestern erinnert und beschlossen, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Vielleicht hat sie sich den Kopf selbst mit einem Wind-Jutsu abgeschnitten. Wir könnten Yorino fragen, aber er kennt sie angeblich noch nicht lange. Es wir schwierig herauszufinden, ob sie das Wind-Element beherrschte. Sie könnten das vermutlich, Tsunade-sama. Aber Sie sind die Verdächtige.“

Tsunade starrte ihn an, die Stirn gerunzelt, als er so dreist war, sie zu beschuldigen. Immerhin sagte sie nichts, sondern erwartete irgendeinen Plan seinerseits.

„Sie könnten natürlich auch mit Oushi unter einer Decke stecken. Sie verabreichen Nuriko die falschen Medikamente, sie wacht auf, vielleicht unter Drogeneinfluss, tötet sich mit irgendeinem x-beliebigen Jutsu, für das man sonst keine Waffe braucht, und Oushi behauptet, es wäre Wind-Chakra, und schafft eine perfekte Opferrolle. Wenn man’s genau nimmt, könnte ich auch mit Ihnen unter einer Decke stecken, vergesst das nicht. Immerhin kommen wir aus demselben Dorf. Und wenn ich jetzt noch ein paar Genjutsus in meine Theorie einbaue, kann es jeder begabte Ninja gewesen sein, und hinter Tarous Tod könnten sogar seine Leibwächter stecken.“

Die Flussninjas starrten ihn mittlerweile nur mehr fassungslos an. „Du … Was versuchst du hier eigentlich zu beweisen?“, stieß Noi hervor.

„Was ich am Anfang gesagt habe“, erwiderte er lässig. „Dass es zu früh ist, Temari zu beschuldigen. Wir sind so weit wie gestern. Solange wir nicht auf ein konkretes Motiv stoßen, kann es jeder und keiner gewesen sein. Wenn wir die Falsche festsetzen und uns in Sicherheit wiegen, tja, dann …“ Er ließ die Worte in ihren Gedanken ausklingen. Besonders Kawarami würde er damit erreichen.

Nach und nach schienen sich die anderen mit Shikamarus Theorie der vielen Theorien abzufinden. „Schön“, sagte der Flusslord schließlich. „Wir warten auf die medizinische Unterstützung. Ich will mittlerweile gar nicht mehr die richtige Lösung. Ich will einfach eine Lösung, die ich akzeptieren kann. So muss man das wohl mit Ninjas handhaben.“ Er rümpfte die Nase. „Ich will trotzdem nicht, dass diese Wind-Kunoichi weiter in dem Fall herumschnüffelt. Ich traue ihr nicht. Am besten, ihr sperrt sie irgendwo ein.“

„Dazu gibt es wohl keinen Grund mehr, oder?“ Nachdem sie so lange geschwiegen hatte, war Temari wieder auf Angriffskurs.

Kawarami starrte sie abfällig an, dann machte er auf dem Absatz kehrt. „Kumui, Noi, zu mir. Wir gehen, ehe die Leiche hier zu stinken anfängt.“ Taa und Aya folgten ihm fluchtartig, Yorino torkelte ebenfalls aus dem Raum.

„Tut mir leid, Tsunade-sama“, sagte Shikamaru, als sie den Tatort noch einmal unter die Lupe nahmen. „Ich habe einfach nur aufgezählt, was alles irgendwie möglich wäre.“

„Schon gut“, sagte sie. „Ich dachte mir so etwas schon.“ Die Runzeln in ihrer Stirn waren noch immer da. „Du weißt, dass allein wegen der vielen Möglichkeiten Ninja-Morde kaum aufzuklären sind?“

„Hm, ja. Es ist lästig, aber es ist so“, murmelte er und setzte ein grimmiges Gesicht auf. „Aber diesen Fall hier will ich lösen. Ich habe gerade große Lust, uns Ninjas solche Freiheiten nicht zu gönnen.“

 

Gaara hatte tatsächlich verfügt, dass immer jemand in Temaris Nähe war – so war es am diplomatischsten. „Ich hätte nie gedacht, dass aus dir mal der Retter in der Not werden könnte. Vermutlich sollte ich mich bei dir bedanken“, sagte sie, als sie am Geländer der Galerie vor dem Zimmer der Suna-nins standen. „Auch wenn ich deine Hilfe gegen diese zwei Kümmerlinge nicht gebraucht hätte.“

Shikamaru hatte sich schon gedacht, dass ihr seine Aktion nicht schmecken würde. Er lächelte säuerlich. „Interpretier da mal lieber nicht zu viel hinein. Ich habe nicht dich gerettet, sondern das Haus hier. Und vielleicht den Frieden zwischen fünf Reichen, wenn man das der Blitze dazuzählt.“

„Und, was denkst du? Wer war es wirklich?“, fragte sie.

Shikamaru zuckte die Achseln. „Du bist immer noch die Hauptverdächtige.“

„Also hast du mir doch einen Gefallen getan“, meinte sie grinsend. Was genau sie daran toll fand, war ihm ein Rätsel.

„Sonst habe ich trotzdem am ehesten noch Oushi in Verdacht“, sagte er. „Aber nachweisen kann ich ihm nichts.“

„Wird schwierig, immerhin ist er ein Anbu.“

„Darum will ich ja auf Shizune warten. Allzu lange kann es nicht mehr dauern. Bei all den Möglichkeiten hätte ich gerne Gewissheit, ob der erste Mord tatsächlich ein Giftmord ist.“

„Und der zweite?“

„Keine Ahnung. Ich überlege immer noch, wie das alles zusammenpasst.“ Shikamaru hockte sich so hin, dass er das Kinn auf das Geländer senken konnte, und sah nach unten in die Empfangshalle. Noi stand vor der Tür ihres Herrn Wache, ansonsten war niemand da. „Mich stört diese Willkür. Erst Tarou, dann seine Leibwächterin. Sie war nach seinem Tod zwar recht impulsiv, aber trotzdem hat sie niemandem etwas getan. Und die meisten Leute hier kennen einander nicht mal. Wir können hundertmal annehmen, dass irgendjemand irgendjemanden nicht mag, aber dass sie einander zufällig wieder hier über den Weg laufen, zufällig eine Gelegenheit sehen und sich zufällig auch so sehr hassen, dass sie sich umbringen würden …“ Er seufzte. „Da ist mir die Sache mit Kumui und Aya Zufall genug.“ Die beiden gingen sich momentan noch mehr aus dem Weg als zuvor. Kumui schien über irgendetwas zu brüten, denn er hatte begonnen, ziellos durch das Anwesen zu stromern.

Die Ausbeute im Zimmer der Suna-nins war ziemlich mager. Da waren nur Kankurous Puppenteile und Gaaras Kazekage-Kleidung, ein paar Dinge des täglichen Gebrauchs und das Tablett mit dem Essen, das Aya Nuriko hatte bringen wollen. Kankurous Marionetten waren an sich ziemliche Tödlichkeiten, also hatte Shikamaru ihn gefragt, ob sie jemand unbemerkt aus dem Erdgeschoss bedienen könnte. Kankurou hatte nur gemeint, das hätte er merken müssen, und niemand wäre in die Nähe seiner Ausrüstung gekommen, um Chakrafäden zu knüpfen. Und dass Kankurou selbst der Mörder war, wollte er auch nicht glauben. Temaris Fächer war ebenfalls im Zimmer gewesen, aber er lehnte ordentlich zusammengeklappt an der Wand. Nuriko hätte sich damit unmöglich das Leben nehmen können. Aber es musste Selbstmord gewesen sein, irgendein verrückter, völlig übertrieben inszenierter Selbstmord! Es gab einfach keine Möglichkeit, Nuriko zu töten, wenn alle Ninjas die ganze Zeit über im Erdgeschoss gewesen waren, es sei denn, Kumui hätte in der Küche tatsächlich etwas anderes getan als Geschirr in die Spüle zu stellen und mit Aya zu flirten.

Shikamaru schlug sich gegen die Stirn. Verdammt, wie hatte er so dumm sein können? Dieser Schlafmangel war wirklich furchtbar. „Der Koch! Wir haben ganz den Koch vergessen!“

Temari sah ihn fragend an. „Miyagi-san? Aber könnte der denn …“

„Gerade er könnte es! Er war die ganze Zeit in der Küche, er hätte die Sakeschalen vielleicht irgendwie so anordnen können, dass es Tarou erwischt. Und Nuriko … Keiner von uns hat ihn gesehen, während wir gefrühstückt haben, oder?“

„Du glaubst, er hat sich im oberen Stock versteckt und wir haben nur gedacht, dass er in der Küche ist?“, fragte sie verblüfft. „Und während wir in unserem Zimmer einen Aufruhr veranstaltet haben, hat er sich wieder nach unten geschlichen?“

„Das haben wir gleich.“ Shikamaru deutete auf Kumui, der eben den Gang vom Zimmer der ersten Leiche entlangkam.

Yorino, der gerade die Treppe heraufstieg, zuckte zusammen, als er ihn sah. „Du … Was hast du dort getrieben?“

„Mir die Leiche nochmal angesehen“, sagte der grauhaarige Ninja düster. „Ihr anderen macht ja keine Fortschritte.“

„Niemand sollte Tarou berühren, bis die medizinische Ausrüstung kommt“, sagte Shikamaru, als er und Temari hinzutraten.

Kumui zuckte mit den Schultern. „Das sagt eure Kage. Und Mein Lord sagt, ich soll selbst ermitteln. Und ich hab ihn nicht angerührt, keine Sorge.“

Yorino beobachtete ihn weiterhin argwöhnisch und tat einen Schritt nach hinten zur Zimmertür seines Herrn, blieb dann aber unschlüssig stehen. Shikamaru wandte sich an Kumui. „Eine Frage, wenn du gestattest.“

Er verzog den Mund. „Wenn’s sein muss.“ Er war immer noch sauer auf ihn – na toll.

„Als du mit Aya in der Küche warst“, Shikamaru ignorierte sein Augenrollen, „habt ihr da irgendwo den Koch gesehen?“

„Nein. Aya meinte, der wäre in der Dienstbotenkammer.“

„Habt ihr da nachgesehen?“

„Nein, wieso?“

Shikamaru nickte. „Gut, das war’s.“ Kumui schnaubte und ging nach unten in sein eigenes Zimmer. Yorino blieb in Hörweite, aber Shikamaru erzählte einfach mal von seiner Theorie. „Wir waren alle in unseren Zimmern oder im Anwesen unterwegs. Der Koch hätte sich vielleicht irgendwie an uns vorbeischleichen können, wenn er es geschickt angestellt hätte. Taa hat uns zu Tisch gerufen, Aya hat aufgetragen, und alle haben geglaubt, Miyagi schläft in der Dienstbotenkammer. Dabei hat er sich in einem der leeren Zimmer hier oben versteckt, gewartet, bis wir essen, und sich dann zu Nuriko geschlichen. Warum, sei jetzt erst mal dahingestellt.“

„Aber sofern Oushi die Wahrheit gesagt hat, ist Nuriko durch ein Windjutsu gestorben“, warf Temari ein. „Und wenn ich ehrlich bin, kann ich mir schon vorstellen, dass es stimmt. Die Wundränder sind ziemlich ausgefranst, sowas ist typisch bei Klingen mit Windchakra. Und so ein plumper Kerl könnte sich gar nicht an uns Ninjas vorbeischleichen, meinst du nicht?“

„Das ist auch kein Problem. Wir haben bisher nur angenommen, dass Miyagi kein Ninja ist. Was, wenn er ein Attentäter ist, der sich hier eingeschlichen hat?“

„Obwohl er so dick und unsportlich ist?“ Sie legte die Stirn in Falten.

„Ich kenne einen Shinobi, der auch nicht gerade der Schlankeste ist, aber sag ihm das bloß nicht“, erwiderte Shikamaru grimmig. „Komm mit, ich habe eine Idee.“

 

„Ja, ich war die ganze Zeit über hier“, sagte der dicke Koch und patschte mit der Hand auf den Futon in der Dienerkammer. „Ich habe euch alle einen irre Lärm schlagen hören, aber ich wollte mir nicht schon wieder meinen wohlverdienten Schlaf stehlen lassen.“

„Zwei Gäste in eurem Haus sind tot“, sagte Temari trocken. Ihren Fächer hatte sie neben sich abgestellt. „Du solltest gar nicht ruhig schlafen können.“

Miyagi blies die ohnehin schon runden Backen auf. „Eure Ninjastreitigkeiten gehen mich nichts an. Ich soll kochen und abwaschen, mehr hat Taa-san nie von mir verlangt.“

„Verstehe“, sagte Shikamaru, marschierte zurück zur Tür und dann, als er so weit von Miyagi entfernt war wie möglich, wirbelte er herum und schleuderte einen Kunai auf den dicken Koch.

Es ging alles ganz schnell. Das entsetzte, aufgedunsene Gesicht brannte sich in Shikamarus Netzhaut, im nächsten Moment entfesselte Temaris Fächer einen Sturmwind, der das Wurfmesser knapp vor Miyagis Gesicht fortwehte und gegen die Wand prallen ließ. Der Koch hatte nicht einmal einen Schrei ausgestoßen. „W-w-was soll das?“, keuchte er.

Shikamaru seufzte enttäuscht. „Also schön. Du bist kein Ninja.“

„Natürlich nicht, verdammt! Wollt ihr mich umbringen?“

„Verzeih uns“, bat Temari mit einem säuerlichen Lächeln. „Wir mussten es unbedingt feststellen, und das schien uns der beste Weg.“

Der beste Weg? Ihr seid ja irre! Und für so was koche ich!“, polterte der Koch.

„Beruhig dich wieder.“ Shikamaru bohrte in seinem Ohr. „Deine Lautstärke ist unerträglich.“

Sie ließen ihn in seiner Kammer zetern und schlossen sorgsam die Tür hinter sich. Shikamaru nickte Temari zu. „Zwei noch.“

Sie wiederholten den Test mit Taa und dann mit Aya. Keiner der beiden wies die Ninjareflexe auf, die nötig gewesen wären, um sich zu verteidigen. Jedem von ihnen rettete nur Temari das Leben. Und keiner war besonders erfreut über diese Vorgehensweise – Aya wirkte sogar, als würde ihr im nächsten Moment das Herz stehen bleiben.

„Also hat keiner der drei Nuriko ermordet“, murmelte Shikamaru, als sie eine Runde um das Haus drehten, einfach um ungestört zu sein. „Schade. Ich hatte schon wieder Aya fest im Visier.“

„Weil sie als Erste beide Leichen entdeckt hat?“

„Ja. Sie könnte Tarou ganz leicht vergiftet haben, und sie war allein bei Nuriko im Zimmer.“ Shikamaru kratzte sich am Kinn. „Verdammt. Die schöne Theorie ist hinüber. Mendokusai.

„Wir werden nicht zufällig noch Kawarami testen, oder?“, fragte Temari, wohl mehr rhetorisch.

„Tsunade-sama würde uns den Hals umdrehen“, brummte er. „Aber man hat nie von Feudallords gehört, die gleichzeitig Ninjas gewesen wären. Zumindest nicht hier. Kawaramis Adelslinie hat nie auch nur einen Funken Talent für Jutsus aufgewiesen. Die Linie der Oniyakushi übrigens auch nicht, so weit habe ich mich schon informiert.“ Er blickte ergeben in den Himmel. Wo die Barriere ihn nicht tönte, war er strahlend blau. Gerne hätte er sich jetzt auf den Felsen gelegt und die Wolken beobachtet. „Wäre es sehr verkehrt, auf einen dritten Mord zu hoffen? Wir brauchen Hinweise.“

Temari knuffte ihn in die Seite. „Mir reichen zwei. Es muss doch eine Lösung mit den Hinweisen geben, die wir bereits haben. Was ist mit Yorino?“

„Was soll mit ihm sein?“

„Er hätte ein Motiv. Neid. Hast du vergessen, wie er beim Abendessen von Nurikos Fähigkeiten geschwärmt hat?“

„Klang für mich eher nach Bewunderung“, murmelte er.

„Was du nicht nachempfinden kannst, oder?“, fragte sie mit funkelnden Augen.

„Nicht wirklich“, meinte er ehrlich. „So jung und schon so viel Stress erlebt. Und jetzt tot.“

„Er hat selbst gesagt, sie wäre wie geschaffen für den fürstlichen Leibwächterposten. Vielleicht ging ihm das gegen den Strich.“

„Und darum bringt er zuerst seinen Herrn und dann sie um? Was hat er davon? Bei seinem Feudallord ist er jetzt garantiert unten durch. Außerdem wollte er sie doch davon abhalten, Selbstmord zu begehen. Und ganz ehrlich, ich traue ihm mittlerweile nicht einmal mehr zu, seine Feinde ohne zittrige Hände zu töten.“

„Wahrscheinlich hast du recht“, seufzte Temari. „Vergiss es.“ Als hätte sie seine Gedanken gelesen, setzte sie sich auf einen der warmen Felsen und lehnte sich an das glatte Gestein in ihrem Rücken. „Was ist?“, fragte sie nach einer Weile. „Setz dich schon her. Ich weiß, dass du nicht gern stehst.“ Sie grinste.

Seufzend tat er, wie geheißen. „Der Ausflug hätte so gemütlich werden können“, brummte er.

„Weißt du, dass diese Art von dir dich zwar irgendwie ausmacht, aber nicht sonderlich männlich ist?“

Er tat es mit einem Achselzucken ab. „Von mir aus. Ich kenne auch weiblichere Frauen als dich.“

Nun funkelten ihre Augen streitlustig, als sie sich zu ihm herüber beugte. „Soll ich dir mal zeigen, wie männlich-aggressiv ich sein kann?“

„Lieber nicht“, meinte er. „Schon gut. Du bist ein Transgender-Ninja, der nach Belieben das Geschlecht wechseln kann, von ganz männlich bis nach ganz weiblich.“

Dafür traf ihn ein Schlag in die Seite, der heftiger war, als er sein müsste.

„Amüsiert ihr euch?“, ertönte eine Stimme, und ein Schatten fiel über Shikamaru. Oushi hockte auf dem Felsen hinter ihnen.

„Nicht halb so sehr, wie du glaubst“, murmelte Shikamaru. „Gibt es was?“

„Unsere Freundin aus Konoha ist da. Wir wollen die Barriere ein Stück weit öffnen.“

„Da fällt mir ein, wie geht es eigentlich mit der Barriere weiter?“, fragte Temari. „Nuriko ist doch jetzt tot. Sie kann sie nicht mehr auflösen.“

„Wenn wir anderen uns konzentrieren, können wir ihren Chakrapunkt aufnehmen. Die Barriere hängt dann nur noch von uns dreien ab. Wir müssen immer noch zusammenhalten, um sie zu öffnen.“

„Das heißt, wenn ein Barriereninja alle anderen tötet, hat er alleinige Kontrolle über die Barriere?“

„So kann man es sagen. Ist das wichtig?“

„Vermutlich nicht.“ Seufzend stand Shikamaru auf. „Aber es ist gut zu wissen.“

 

Tsunade kam persönlich aus dem Haus, um Shizune zu empfangen. Als Oushi, Gaara und Noi sich aufstellten und sich ein kleiner, rechteckiger Bereich in der Barriere öffnete, hob sie überrascht die Augenbrauen. „Sakura?“

„Tsunade-sama.“ Die rosahaarige Kunoichi verbeugte sich förmlich vor ihrer Lehrerin und ließ den Blick über die Versammelten schweifen. Hinter ihr trat Sai durch das Tor in der Barriere, und die Shinobi schlossen es wieder. „Wir bringen Ihnen die medizinische Ausrüstung.“ Sie beide trugen schwere Rucksäcke, Sai zusätzlich eine große Schriftrolle. „Shizune lässt sich entschuldigen. Es ist etwas dazwischengekommen.“

„Ein Notfall?“, fragte Tsunade besorgt.

„Naruto“, lautete die Antwort.

Die Hokage verzog den Mund. „Verstehe. Kommt mit rein.“

Als sie den felsigen Weg zum Haus hinaufstiegen, drängte sich Shikamaru an Sakuras Seite. „Was hat unser Chaot denn wieder angerichtet?“

Sakura schenkte ihm ein unglückliches Lächeln. „Er hat doch mehr von seinem Chakra verbraucht, als wir angenommen hatten. Ich erzähle es dir am besten, wenn wir allein sind.“ Sie deutete auf die fremden Ninjas, die sie begleiteten, und Shikamaru nickte.

 

Zurück in Tarous Zimmer bereiteten Sakura und Tsunade gemeinsam die Untersuchung vor. Immer noch auf dem Rücken liegend, sah Tarou aus, als würde er schlafen, dabei war er seit einem halben Tag tot. Die Sakelache vor ihm hatte sich bereits in den Holzboden gefressen und bildete einen unschönen Fleck. Die Schale und Ayas Tablett lagen beide noch herum; niemand hatte versehentlich Beweise verwischen wollen, und die Medic-nins würden sie im Anschluss ebenfalls untersuchen.

Tsunade löste ihr Kryostasis-Jutsu mit einem simplen Handzeichen, ohne dass Shikamaru irgendeine besondere Reaktion an der Leiche entdecken konnte. Dann legten sie den Toten auf das entrollte Schriftpapier, malten Zeichen auf seine Brust, ließen kontrolliert Chakra durch seinen Körper strömen, entnahmen ihm Blutproben, untersuchten sie unter einem Mikroskop und zusätzlich mit irgendeinem verkabelten Kasten, in den Tsunade Chakra leitete. Shikamaru verstand nun, warum Tsunade die Untersuchung aufgeschoben hatte. Es war wirklich ein Heidenaufwand, und medizinische Jutsus erforderten tatsächlich vorsichtige Finesse. Ein weiterer Grund, warum Shikamaru Medic-Ninjas nicht beneidete.

Schließlich betrachtete Tsunade mit dem Mikroskop ein letztes Mal die beiden Glasplättchen, zwischen die sie Tarous Blutprobe gequetscht hatten. Sie forderte Sakura auf, ebenfalls noch einen Blick darauf zu werfen, dann nickten die beiden Frauen einander zu. „Eindeutig“, sagte Tsunade, und Shikamaru spitzte die Ohren, um zu erfahren, was sie rausgefunden hatten.

Occlusion/Allusion

„Was ist jetzt? Macht es nicht so spannend“, sagte Temari ungeduldig. Die anderen standen in der Tür und hatten von dort der Untersuchung zugesehen. „Woran ist er gestorben?“

Sakura sah sie verwundert an. „Ich dachte, ihr wärt euch bereits ziemlich sicher gewesen?“

„Sag es uns einfach“, bat Shikamaru.

„Es war wirklich Gift“, sagte Tsunade. „Oniyakushi Tarou wurde durch Gift ermordet. Genauer gesagt war es das Gift der Bleichtropfen-Pflanze. Es dringt in das Nervensystem des Opfers ein und tötet es binnen Sekunden. Von außen ist die Vergiftung kaum sichtbar, aber man kann das Gift ziemlich gut nachweisen.“

„Also wurde er vergiftet, als er gerade mit Aya hier geredet hatte?“, hakte Shikamaru nach.

„Es sieht ganz danach aus.“ Tsunade warf einen Blick auf die Leiche. „Mein Kryostasis-Jutsu macht es unmöglich, jetzt noch den genauen Zeitpunkt herauszufinden, aber das Gift wirkt wirklich extrem schnell, also ja.“

„Dann werden Sakura und Sai wohl noch eine Weile hierbleiben müssen“, meinte Shikamaru unglücklich. „Es sei denn, Sie wollen wenigstens die beiden schon gehen lassen. Es könnte noch eine Weile dauern, bis wir den Mörder haben. Mir fällt nämlich partout nichts mehr ein.“

„Sie müssen fort“, forderte Kawarami. Shikamaru hatte schon fast vergessen, warum er seine Stimme so ungern hörte. „Wir können hier nicht noch mehr Konoha-nins gebrauchen. Wollt Ihr uns durch schiere zahlenmäßige Überlegenheit in die Enge treiben?“

„Ihr seht Gespenster“, sagte Tsunade, wenig erfreut über Shikamarus offene Ankündigung. „Sakura und Sai haben zur Ermittlungsarbeit beigetragen. Ihr solltet dankbar sein.“

„Dankbar bin ich, wenn der Mörder gefunden ist. Einstweilen schickt sie besser zurück. Raus aus der Barriere. Sollen sie doch in einem Dorf in der Nähe auf Euch warten. Ich habe keine Lust, ständig von Konoha-nins umgeben zu sein!“

Tsunade seufzte. Sie musste den misstrauischen Feudallord mittlerweile ebenso lästig finden wie Shikamaru. „Also schön. Sakura, Sai, ihr werdet …“

In dem Moment hüstelte Taa. „Entschuldigt. Wir haben das Mittagessen aufgetragen. Wenn es mir gestattet ist, würde ich die Neuankömmlinge dazu einladen, um wenigstens einen Teil meiner Reputation wiederzugewinnen.“

„Wir sind wirklich hungrig“, erklärte Sai unbekümmert. „Das wäre sehr nett. Wenn man sein Essen anbietet, kann man sich Freunde machen, das hast du richtig erkannt.“

Taa lächelte verlegen, unsicher, wie er auf diese Worte reagieren sollte, aber letztendlich landeten sie alle wieder an der Tafel, und mit Sai und Sakura waren wieder alle Plätze gefüllt. Das Mahl bestand aus zusammengekratzten Resten, aber es konnte sich trotzdem sehen lassen. Shikamaru merkte sogar, dass er richtig hungrig war. Auf Kawaramis Drängen hin kostete Taa jeden Teller vor, dann erst langten die anderen zu, wenngleich sie ebenfalls misstrauisch waren. Shikamaru war sich sicher, dass der Koch ihnen zumindest ins Essen gespuckt hatte, nach dem, was sie am Vormittag veranstaltet hatten.

Die Atmosphäre war angespannt. Sakura und Sai wollten Einzelheiten über den Mord hören, und wenigstens Sakura war entsetzt, dass mittlerweile ein zweiter stattgefunden hatte. Also entschied Shikamaru, die beiden Fälle zu rekapitulieren und in einem Aufwasch die Fakten zu erklären.

„Der erste Mord geschah gestern am späten Abend. Die Fluss- und Windninjas waren in ihren Zimmern. Tsunade-sama und ich ebenfalls. Der Koch, Miyagi, hat in der Dienstbotenkammer geschlafen. Taa ging durch das Haus, um nachzusehen, ob jemand etwas brauchte, wenn ich das richtig im Kopf habe.“

Der alte Mann mit dem weißen Bart nicke.

„Oushi drehte ein paar Runden und die Riff-Ninjas bewachten das Zimmer von Oniyakushi Tarou von außen. Irgendwann verlangte er nach Sake, und seine Ninjas gaben die Bitte an Aya, die Hausdienerin, weiter. Laut ihrer Aussage ging sie in die Küche, nahm dort wahllos eine Sakeflasche und die erstbeste Trinkschale, und brachte sie auf direktem Weg zu Tarou ins Zimmer. Tarou trank und unterhielt sich mit ihr und fiel dann plötzlich tot um. Aya schrie, und die ersten anderen in dem Zimmer waren Yorino, Nuriko und Oushi.“

Shikamaru sah sich um und holte sich von jedem der Überlebenden ein Nicken. Sakura hing gebannt an seinen Lippen, und auch Sai wirkte interessiert. Kawarami dagegen tippte ungeduldig mit dem Finger auf dem verschränkten Oberarm.

„Oushi durchkämmte daraufhin das Haus, während wir anderen in das Zimmer liefen. Tsunade-sama versuchte, Tarou wiederzubeleben, aber es klappte nicht.“

Die Hokage nickte. „Das Gift des Bleichtropfen ist wirklich tückisch. Sogar mit einem Gegenmittel wäre es schwierig gewesen, ihn zurückzuholen. Übrigens konnte ich mit Sakuras Hilfe tatsächlich feststellen, dass auf dem Boden der Trinkschale noch Spuren des Giftes sind.“

„Somit war es entweder reiner Zufall, dass es gerade Tarou erwischte, oder Aya – oder Nuriko oder Yorino – hat die Schale vergiftet, als sie gerade auf dem Weg zu ihm war. Vielleicht stecken sie alle unter einer Decke, oder die beiden Ninjas haben Aya abgelenkt.“

„Ich schwöre, dass ich nichts bemerkt habe“, sagte die Dienerin und umklammerte ihr Tablett. Sie war am Tisch stehen geblieben, um den Ausführungen zuzuhören.

„Hast du gar nichts dazu zu sagen?“, fragte Gaara Yorino, der zusammenzuckte, als hätte er bis jetzt geschlafen.

„Was? Ich … habe gar nichts getan. Wirklich nicht. Aya ist an uns vorbei in das Zimmer gegangen, sie ist nicht mal stehen geblieben. Sie hat nur gesagt, dass sie den Sake bringt, und wir haben ihr die Tür geöffnet.“

„Wie schade, dass die tote Riff-Kunoichi das nicht mehr bezeugen kann“, höhnte Noi.

Shikamaru nickte bedächtig. „So gesehen bist du verdächtig, Yorino. Du hast vielleicht gemeinsam mit Nuriko deinen Herrn ermordet und danach sie, irgendwie, um sie zum Schweigen zu bringen. Das könnte man meinen. Aber Nuriko ist danach völlig ausgerastet. Wenn sie an dem Mord beteiligt war, würde sie später derartige Gewissensbisse entwickeln, dass sie sich selbst umbringen wollte?“

„Möglich ist es“, meinte Kankurou.

„Ich lasse das mal im Raum stehen“, sagte Shikamaru, den es bereits nervte, so lange reden zu müssen. Aber je genauer er dabei war, desto weniger lästige Rückfragen würde es geben. „Mitten in der Nacht, nachdem Yorino und Nuriko geredet hatten, fasste sie plötzlich den Entschluss, sich umzubringen. Yorino, Oushi und schließlich Gaara konnten sie davon abhalten. Tsunade-sama und Temari brachten sie in das Zimmer der Suna-nins im ersten Stock, und Tsunade-sama gab ihr ein Schlafmittel. Danach trafen wir uns alle hier zum Essen.“

„Wobei Temari-san als Letzte ihr Zimmer verließ“, ergänzte Noi.

„Danke, das hätten wir ohne dich fast vergessen“, meinte Temari säuerlich.

„Oushi kam kurz vorher aus der Küche zurück“, fuhr Shikamaru fort. „Dann aßen wir, und von hier aus kann man die Galerie oben nicht einsehen. Kumui half Aya schließlich beim Abräumen. Er war noch in der Küche, als sie Nuriko ihre Ration bringen wollte. Dann schrie sie wieder, als sie Nurikos Leiche entdeckte. Wir waren sofort oben und fanden das Mädchen geköpft vor; wenn man Oushi glauben darf, durch Wind-Chakra.“

Der Anbu nickte, Sakura schluckte.

Shikamaru seufzte. „Und ab hier wird es lästig. Wir waren fast alle hier versammelt. Aya war mit ihren Tellern beschäftigt, Taa-san hat wieder mit uns gegessen und Miyagi-san war laut eigener Angabe in der Dienstbotenkammer neben der Küche. Das kann niemand genau bestätigen, aber da er eindeutig kein Shinobi ist und demzufolge kein Wind-Chakra bündeln kann, kann er nicht Nurikos Mörder gewesen sein.“ Er lehnte sich zurück. „Und damit wäre alles gesagt. Wir alle haben Alibis, keiner hat anscheinend irgendetwas mit dem Mord an Nuriko zu tun. Hat noch jemand Anmerkungen?“

„Es scheint mir immer noch am logischsten, wenn Temari-san die Übeltäterin wäre“, meinte Noi.

„Und ich glaube auch, dass sie es war“, schloss sich Kumui Graumähne ihr an. „Was ist mit der Theorie geschehen, dass sie Nuriko ganz einfach den Kopf abgeschlagen und dann seelenruhig mit uns gegessen hat?“

„Das schon wieder?“ Shikamaru seufzte.

„Es scheint im Moment die einzige sinnvolle Erklärung“, meinte Gaara gedehnt.

„Gaara, du glaubst doch wohl nicht …“, begann Temari, doch ihr Bruder unterbrach sie.

„Was ich glaube, ist nebensächlich. Es ist nun mal ein Faktum, dass du das Zimmer zuletzt verlassen hast. Dennoch“, sagte er lauter, „sollten wir ein Urteil erst fällen, wenn wir beide Morde erklären können. Ich glaube nämlich, dass sie sehr wohl etwas miteinander zu tun haben. Und so lange bleibt die Barriere aufrecht.“

Tsunade stimmte ihm zu, und Shikamaru fragte sich zum ersten Mal, ob er Temari nicht doch falsch einschätzte. Was, wenn sie irgendeine Geheimmission durchführte und ihn nicht ins Vertrauen ziehen konnte? Wenn ihr Pflichtgefühl sie zum Handeln zwang? Wer sagte, dass Shikamarus Bekannten automatisch unschuldig waren? Oder sah er einfach schon Gespenster? Verstohlen schaute er sie an, und sie bemerkte seinen Blick. „Ich war es nicht“, sagte sie beschwörend. Shikamaru nickte langsam, zu langsam. Sie schnaubte und wandte sich ab.

Für den Moment war er froh, dass Tsunade ihm untersagt hatte, gegen Suna zu ermitteln. Dennoch hätte er die Wahrheit gerne entziffert.

Das Essen endete mit unbehaglicher Anspannung. Shikamaru konnte die feindseligen Blicke spüren, die in alle Richtungen schossen. Er fragte sich, wie es wäre, wenn sie nicht alle mehr oder minder abgebrühte Ninjas wären. Der eine oder andere hätte sicher schon die Nerven verloren, wenn er wüsste, dass er mit einem Mörder vom selben Tisch aß.

Während sie sich erhoben, diskutierten Feudallord Kawarami und die beiden Kage noch darüber, wer denn nun überhaupt Befugnis hätte, die beiden Leichenfundorte zu betreten. Der eine war immerhin das Zimmer des Kazekage persönlich, der andere momentan zugänglich für jeden. Zu viele Köche verdarben den Brei, wie Gaara anmerkte, und er und Tsunade plädierten dafür, die Nachforschungen allein Shikamaru zu überlassen. Kawarami war natürlich dagegen. Er krächzte etwas von einem unfairen Vorteil, weil sie beide Verbündete wären, und dass seine Ninjas hier in diesem Land wohl noch am ehesten zuhause wären, und am Ende wollte er sogar seinen neuen Verbündeten, den Raikage, in diesem Fall zur Hilfe holen. Schließlich schlossen sich alle drei in Kawaramis Zimmer ein, mit Noi und Kumui als Wachen, und die Schauplätze blieben vorerst für alle offen.

Und um das auszunutzen, brachte Shikamaru nach dem Essen Sakura und Sai nach oben. Temari folgte ihm ungebeten. Am oberen Treppenabsatz war Taa eben in ein Gespräch mit Yorino verstrickt. „Du bist mir für unser Leben verantwortlich, hörst du? Die anderen sind alle Ninjas, und Kawarami hat seine Leibgarde, aber Aya, ich und Miyagi-san können uns nicht wehren. Du als Shinobi des Riffreiches musst uns beschützen, bis diese Wahnsinnigen …“ Er verstummte, als er Shikamaru sah. „Bis sie diesen Wahnsinnigen gefunden haben“, rettete er sich.

„Bis wir Wahnsinnigen die Barriere auflösen, meintest du“, sagte er unbekümmert. „Ich geb mir die größte Mühe.“

„Das bedeutet viel bei ihm“, ergänzte Temari, doch sie klang nicht mehr so hämisch wie sonst. Die Last des Verdachts drückte auf ihre Stimmung.

Taa verbeugte sich nur schweigend und trat einen Schritt zurück. Yorino hingegen wirkte nicht so, als hätte er ihm überhaupt zugehört. Er hatte nur immer zaghaft genickt. Nun folgte er Shikamaru mit Blicken und fasste sich dann sichtlich ein Herz. „Shikamaru-kun. Du wirst … Ihr werdet den Mörder fassen, oder?“

„Ja, klar. Es ist zwar unglaublich mühsam, aber es wird schon“, meinte er.

Yorino schluckte und verbeugte sich. „Danke. Weißt du … Wir waren gute Freunde. Tarou und ich, meine ich. Und Nuriko war eine Kunoichi unseres Landes.“

„Schon klar.“

„Mach dir keine Sorgen“, sagte Sakura noch aufmunternd, dann setzten sie ihren Weg fort. „Das ist ja schrecklich“, war das Nächste, das sie sagte, als sie Temaris Zimmertür öffneten und Nurikos Leiche begutachteten.

„Laut Oushi war es ein Chakramord“, sagte Shikamaru. „Und das ist ein Riesenproblem. Wenn nämlich ein Ninja der Mörder ist, wird’s lästig. Es gibt genügend fiese Tricks, auf die ich niemals kommen könnte. Und wenn er uns unter ein Genjutsu gestellt hat, sind wir am Ende schon selbst alle tot und wissen es nicht.“

„Ha-ha. Falls das lustig sein sollte, hab ich schon Besseres gehört. Sogar von dir“, meinte Temari trocken.

„Ich glaube nicht, dass ihr auf ein Genjutsu hereinfallen würdet.“ Sai kniete neben der Leiche.

„Er hat recht“, sagte auch Sakura. „Die Einzigen in diesem Haus, die Genjutsus beherrschen könnten, sind zum einen die Riff-Ninjas und die Fluss-Ninjas. Nach allem, was ich über sie weiß, können sie nicht mit dem Niveau der großen Ninjadörfer mithalten. Ein Genjutsu von ihnen würdet ihr garantiert durchschauen. Zum anderen Oushi.“

„Nur, wenn Oushi der Mörder wäre, können wir uns auch nicht auf die Aussage mit dem Wind-Chakra verlassen. Oder was die nicht vorhandenen Chakraspuren auf Tarous Leiche angeht. In dem Fall wäre ein Genjutsu gar nicht notwendig, um uns zu täuschen“, schlussfolgerte Shikamaru und seufzte. „Mendokusai. Ein perfektes Paradoxon. Aber gut, höchstwahrscheinlich kein Genjutsu.“

„Aber die Nicht-Ninjas könnten doch wohl auch von den Riff- oder Fluss-Shinobi mit einem Genjutsu getäuscht werden, oder? Weil sie ja wohl keine Erfahrung damit haben“, sagte Sakura.

„Das vermutlich schon“, bestätigte Sai.

„Tatsächlich hat Aya beide Leichen zuerst gefunden“, überlege Shikamaru. „Aber das tut wenig zur Sache. Wir sind jedes Mal sofort bei ihr gewesen und haben uns die Leichen auch angesehen. Nichts deutete darauf hin, dass sie irgendwelche Gespenster gesehen hat.“

Die Luft im Raum mit der Toten schien dicker zu werden. Die vier verließen das Zimmer und lehnten sich an die Brüstung der Galerie, wie es Shikamaru und Temari heute schon einmal getan hatten.

„Ich wünschte, ich wäre jetzt im Dorf und könnte einfach nur entspannen“, seufzte Shikamaru nach einer Weile. „Da fällt mir ein, was ist jetzt mit Naruto? Ist es was Ernstes?“

Sakura schüttelte den Kopf. „Er hat sich nur komplett verausgabt. So schlimm war es noch nie. Sein Chakra hat seinen Körper ziemlich aufgewühlt, also haben wir ihn in eine Art Chakrastarre gesetzt, damit seine Organe sich beruhigen können.“

„Hört sich trotzdem gefährlich an“, kommentierte Temari.

Sakura winkte ab. „Es ist nur ein simples medizinisches Jutsu. Shizune ist nur bei ihm geblieben, weil wir nicht wissen, wie das Chakra des Neunschwänzigen auf die Behandlung reagiert. Ansonsten kann das jeder halbwegs talentierte Medic-nin. Ein paar Fingerzeichen, medizinisches Chakra auf einen Chakrapunkt angewendet, fertig. Es funktioniert so ähnlich wie Tsunade-samas Kryostasis-Jutsu. Naruto ist quasi eingefroren und sein Chakra wurde fast auf den Nullpunkt gebracht.“

„Hört sich nach einer praktischen Gefechtsfertigkeit an“, meinte Temari.

Sakura lachte. „Man muss sich trotzdem konzentrieren, und die Chakrainfusion dauerte ein paar Sekunden, und noch ein paar, bis sie wirkt. So viel Zeit hat man meistens nicht.“

„Zeit“, murmelte Shikamaru. Dann riss er die Augen auf. „Mendokusai!“, stöhnte er.

Die anderen sahen ihn alarmiert an „Was hast du?“

„Den Mörder. Nein, nicht ganz, aber eine Theorie.“ Plötzlich sah er den Gedankengang genau vor sich, die Wendungen, die er nahm, die Räume der Möglichkeiten, die er durchwanderte, ein heller Strahl, der einen Weg durch ein Labyrinth wies, das sie viel zu kompliziert angegangen waren.

„Verdammt, fällt dir kein anderes Wort ein als Mendokusai, um das anzukündigen?“, war das Erste, das Temari herausbrachte. Die anderen beiden starrten ihn aufgeregt an.

Er achtete nicht auf ihren Vorwurf. „Temari, ich brauche nochmal deine Hilfe.“

 

„Ich hoffe, das ist wichtig“, knurrte Kawarami. „Dass mich ein gewöhnlicher Speichellecker aus meinem Zimmer und einer wichtigen Besprechung zitiert, ist unerhört.“

„Im Moment gibt es nichts Wichtigeres, als den Fall aufzuklären, oder?“, versetzte Shikamaru.

Er stand oben auf der Galerie, zwischen den beiden Treppenabsätzen. Die anderen hatten sich in der Empfangshalle versammelt und sahen zu ihm hoch. Tsunade hob erwartungsvoll die Augenbrauen. „Soll das heißen, dass du etwas herausgefunden hast?“

„Noch nicht. Aber gleich. Tretet etwas auseinander, ich möchte euch etwas zeigen.“

Sie sahen sich an, alle, und nach und nach verteilten sie sich in der Halle. Kawarami und die Fluss-Ninjas blieben stur und misstrauisch beieinander, aber das hatte Shikamaru nicht anders erwartet. „Also. Es ist so …“ Während er sprach, fischte er lässig einen Kunai aus der Tasche – und warf ihn mit voller Kraft.

Das Wurfmesser bohrte sich seinen Weg ins Erdgeschoss, in die Mitte der Versammelten. Die Flussninjas packten ihre Schwertgriffe, Gaaras Miene war ausdruckslos, Kankurou öffnete die Lippen zu einem Fluch, Aya, Taa und Miyagi zuckten zusammen, Oushi spannte sich instinktiv an – ehe sie alle erkannten, auf wen Shikamaru gezielt hatte.

Temari ließ ihren Fächer wuchtig durch die Luft sausen, entfesselte einen kleinen Wirbelwind und fegte das Messer kurz vor Yorinos Nasenspitze fort, der noch sekundenlang kreidebleich und wie betäubt Shikamaru anstarrte.

Dieser nickte. „Danke. Jetzt bin ich mir sicher.“

„Kannst du uns dann verraten, was das gerade war?“, fragte Tsunade, eine Ader pochte ärgerlich auf ihrer Stirn. „Das ist eine diplomatische Mission. Du hattest besser einen guten Grund dafür, eine Waffe zu ziehen.“

Wieder nickte Shikamaru und kam langsam die linke Treppe herunter. „Der Grund ist, dass ich den Fall nun gelöst habe. Beide Morde, um genau zu sein. Bevor ich es erkläre, muss ich aber ein kleines Missverständnis aufklären. Wir hatten alle keine Ahnung, weil wir ihn nämlich nie zuvor gesehen haben.“ Er blieb am unteren Ende der Treppe stehen und deutete mit einem Nicken auf Yorino. „Darf ich vorstellen? Oniyakushi Tarou, dritter Sohn des neuen Feudallords des Reichs der Riffe.“

Confusion/Conclusion

Hätte er hier, mitten in der Halle, ein zerstörerisches Feuer-Jutsu losgelassen, die Wirkung hätte nicht größer sein können. Die Hälfte der Anwesenden wurde plötzlich totenstill, die andere brach in verwirrtes Gerufe aus. Shikamaru achtete nicht darauf, er fixierte den Mann, der sich als Yorino ausgegeben hatte, mit forschendem Blick. Ohnehin war es mit dessen Nerven in den letzten Stunden nicht weit her gewesen. Nach dieser Enthüllung sank er zu Boden, kauerte sich auf die Knie und starrte ins Leere. Shikamaru meinte, einen Schweißtropfen auf seiner Wange glitzern zu sehen.

„Stimmt es, was dieser Bengel sagt?“, krächzte Kawarami erregt. „Red‘ schon, oder hast du deine Zunge verschluckt?“

„Ihr solltet nicht so mit ihm reden“, mischte sich Temari ein. Shikamaru hatte sie in seine Gedankengänge eingeweiht, und sie hatte ihr Ego zurück. Selbstbewusst trat sie neben ihn und ließ das Ende ihres Fächers demonstrativ auf den Boden krachen. „Er ist Euer diplomatisches Konterfei, Kawarami-sama. Der Stellvertreter von Oniyakushi Teito.“

„Nachdem er offenbar keinen Ton herausbringt“, sagte Gaara kühl, „wäre es ganz gut, wenn du fortfährst, Shikamaru. Was hat das zu bedeuten?“

„Ist das nicht schon offensichtlich? Oniyakushi Tarou und sein Leibwächter Yorino waren gute Bekannte, laut eigener Aussage sogar Freunde. Sie waren oft miteinander unterwegs und auf vielen Reisen ins Ausland. Selbst Nuriko kannte sie nur vom Hören her, wie wir gestern Abend erfahren haben. Eigentlich ist es eine Schande, dass wir nicht schon früher darauf gekommen sind. Was ist das Naheliegendste, wenn man der verängstigte Sohn eines Feudallords ist, der mit seinem Leibwächter zu einer wichtigen Zeremonie erscheinen soll, und wenn keiner der dort Anwesenden ihre Gesichter kennt?“

„Sie haben die Plätze getauscht?“, fragte Kankurou.

Shikamaru nickte. „Ich werde euch später erzählen, wie ich darauf gekommen bin. Derjenige, der oben im ersten Stock neben einer getrockneten Sake-Pfütze liegt, ist jedenfalls Yorino, der Riff-Shinobi. Und das hier ist Tarou-sama, wie er leibt und lebt. Stimmt’s?“

Mit zittrigen Beinen stand der Mann schließlich auf. „Es stimmt“, murmelte er leise, den Blick immer noch gesenkt. „Und es war gut so, wirklich gut.“

„Tut mir leid“, meinte Shikamaru. „Aber das war es nicht.“ Tarou blickte ihn fragend an, als erkenne er, dass mehr dahinter steckte als nur das Bedauern, dass jemand gestorben war.

„Das heißt also, dass, während dieser Mann hier in der Ninjakluft über keinerlei Shinobi-Fähigkeiten verfügt, der Tote im oberen Stockwerk sehr wohl Jutsus benutzen konnte?“, hakte Gaara nach.

„Genau das heißt es. Und wenn wir diesen Umstand berücksichtigen, tun sich plötzlich eine unglaubliche Menge neuer Möglichkeiten auf. Und es beantwortet die Motivfrage.“

„Erklär uns das“, verlangte Kawarami.

Mendokusai, da muss ich so weit ausholen, dass ich die Lust daran verliere“, seufzte Shikamaru.

Temari sprang für ihn ein. „Gestern beim Abendessen haben wir miteinander geredet. Tarou-sama, der sich als Yorino ausgab, hat einige Bemerkungen über Nuriko gemacht. Und Yorino, der in seinen geborgten Feudallord-Klamotten daneben saß, hat sie gehört.“

„Und was genau waren das für Bemerkungen?“, fragte Tsunade.

Shikamaru übernahm wieder das Ruder. „Etwas in die Richtung, wie fähig Nuriko doch wäre, nicht wahr? Tarou-sama hat sie in hohen Tönen gelobt und gemeint, sie würde bald in Oniyakushi Teitos Privatgarde eintreten dürfen, weil dort kürzlich ein Platz frei geworden wäre. Wir haben diesem Umstand bisher wenig Beachtung geschenkt, weil wir dachten, es wäre Yorino gewesen, der das gesagt hatte. Was ist schon Großes dabei, wenn ein Shinobi eine Kameradin lobt und sichtlich begeistert von ihren Fähigkeiten ist, richtig? Aber jetzt, da wir wissen, wer es wirklich gesagt hat, nimmt alles eine ganz andere Note an.“ Er sah Tarou an und hatte einen Funken Verachtung und ansonsten Mitleid für ihn übrig. „Oniyakushi Tarous Worte haben nämlich beträchtlich mehr Gewicht als das Geplapper seines Leibwächters. Wenn Tarou-sama sagt, Nuriko wird es sicher bald in die Leibgarde des Feudallords schaffen, muss sich das für Yorino, der ja als Einziger seine wahre Identität kennt, so anhören wie: Sobald wir hier fertig sind, schreibe ich eine Empfehlung an meinen Vater, damit er Nuriko in seine Garde aufnimmt. Nach erfolgreicher Vertragsabwicklung wären sie sicher zu Teito-sama gereist. Und der beste Freund und langjährige, treue Beschützer des dritten Sohnes fühlt sich natürlich vor den Kopf gestoßen.“

„Also überlegt er, wie er seine momentane Identität nutzen kann, um Nuriko eins auszuwischen“, fuhr Temari fort. „Tarou-sama und Yorino wussten beide, dass sie von Pflichtgefühl zerfressen war. Und offenbar hatte Yorino eine ziemlich konkrete Vorstellung davon, was sie tun würde, wenn plötzlich der wichtigste Auftrag ihres Lebens fehlschlagen würde.“

„Er wollte sie in den Selbstmord treiben?“, fragte Tsunade fassungslos.

„Das vermuten wir zumindest. Er hätte es ja auch fast geschafft, wenn ihr euch erinnert“, sagte Shikamaru. „Um Nurikos Stolz zu zerschmettern und sie als völlige Versagerin vor sich selbst dastehen zu lassen, musste er nur eins tun: seinen Tod vortäuschen und sie glauben lassen, es wäre Tarou-sama gewesen, der gestorben ist.“

„Moment“, rief Kankurou dazwischen. „Ich dachte, wir wären uns sicher, dass Ta… dass Yorino wirklich tot war?“

„Das sollten wir glauben“, sagte Shikamaru fürs Erste nur. „Es war ein simples Jutsu, das er angewandt hat. Dank Sakura und einem gewissen blonden Chaoten aus unserem Dorf bin ich dahintergekommen.“ Er nickte der rosahaarigen Kunoichi zu, die schweigend seinen Ausführungen lauschte.

„Ich verstehe“, murmelte Tsunade. „Er hat eine Chakrastarre bei sich selbst angewandt.“

„So ist es. Yorino hat seine letzten Momente schlau inszeniert. Er bestellt ganz unverfänglich Sake; seine Leibwachen leiten den Wunsch weiter. Aya-san bringt ihm eine Flasche. Sie ist keine Kunoichi, also war es ihm vermutliches ein Leichtes, sie unter ein billiges Genjutsu zu setzen, damit sie nicht mitbekam, dass er Fingerzeichen wob und seinen eigenen Chakrapunkten medizinisches Chakra zuführte. Vielleicht hat er das sogar ohne Genjutsu getan, während Aya ihn nicht direkt angesehen hat.“

„Schließlich trinkt Yorino den Sake, wartet, bis sein Jutsu wirkt, und fällt kraftlos um“, sagte wieder Temari. „Seine Organe frieren durch das Jutsu förmlich ein, und der winzige Rest Chakra, der in seinem Leib bleibt und mit dem er das Jutsu noch regulieren kann, wird von Oushi als letzter Hauch interpretiert, der sich bald auflösen wird. Und keine Spur von einem fremden Chakra an ihm. So war es doch, oder?“

Oushi nickte. Entweder war er sprachlos, oder er zog es vor, nicht zu antworten.

„Aya schreit und lockt damit uns auf den Plan“, fuhr Shikamaru fort. „Wir sehen die Leiche und denken sofort an Gift. Tsunade-sama versucht noch, ihn wiederzubeleben, aber das funktioniert nicht. Verständlich, wenn der Körper gar nicht tot ist und die Organe vom eigenen Chakra blockiert werden. Ich bin mir sicher, wenn Sie eine andere Behandlung eingesetzt hätten, wäre er ganz flugs wieder aufgewacht.“ Tsunade nickte verdattert.

„Wir verlassen den Raum und beginnen mit unseren Ermittlungen – und das alles, noch bevor überhaupt jemand gestorben ist“, sagte Temari.

„Inzwischen benutzt Tsunade-sama ihr Kryostasis-Jutsu, um die Leiche frischzuhalten. Sie haben mir selbst gesagt, dass es bei Lebenden keine Wirkung zeigt“, ergänzte Shikamaru. Die Hokage verzog den Mund. Er konnte verstehen, dass sie es als persönliche Schande ansah, nicht längst selbst darauf gekommen zu sein. „Yorinos Plan scheint sogar aufzugehen. Tarou-sama spricht noch ein wenig mit Nuriko, und sie wird sich ihres Verfehlens erst so richtig bewusst. Wir können sie allerdings davon abhalten, Selbstmord zu begehen, und lassen sie im Zimmer des Kazekage mit Medikamenten schlafen. Dann treffen wir uns alle zum Frühstück.“

„Und als ich das Zimmer verlassen habe, war Nuriko wirklich noch am Leben“, sagte Temari nun gewichtig.

„Und wie ist sie dann gestorben? Sagt jetzt nicht, sie hat sich auch tot gestellt, und der Kopf ist ihr ganz von selbst von den Schultern gesprungen.“ Kawarami wollte wohl höhnisch klingen, aber irgendwie schienen ihm die Schlussfolgerungen der beiden zu imponieren, und vor diesem Hintergrund versagte seine Maskerade.

„Wir waren alle am Frühstückstisch versammelt“, erinnerte Shikamaru. „Miyagi-san war ebenfalls im Erdgeschoss. Und vom Tisch aus konnten wir nicht auf die Galerie sehen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass sich zu dem Zeitpunkt noch eine andere lebende Person im Haus befand – und zufälligerweise im erste Stock, nur einen Katzensprung vom Zimmer des Kazekage entfernt.“

„Yorino“, murmelte Tsunade düster.

„Er hat wohl seine Chakrastarre aufgehoben, um nachzusehen, ob sein Plan Früchte getragen hat. Der Lärm, den Nuriko veranstaltet hat, war ziemlich laut. Vermutlich hat er gehört, was geschehen ist – oder er hat unseren Gesprächen beim Esstisch zugehört und die richtigen Schlüsse gezogen. Ich glaube mich zu erinnern, dass wir über Nuriko gesprochen haben und davon, dass sie in Temaris Zimmer schläft. Der Läufer auf der Galerie dämpft die Geräusche ziemlich gut. Ein Ninja wie Yorino kann natürlich lautlos darüber schleichen. Und übrigens, dreimal dürft ihr raten, welches Element er in seiner Funktion als Ninja wohl beherrscht hat.“

„Wind“, sagte Noi, nachdem sie alle einen Moment geschwiegen hatten.

„Nachdem ich alle Möglichkeiten durchgespielt hatte, habe ich erkannte, dass auch der vermeintlich Tote Nuriko hätte ermorden können. Dazu müsste er erstens noch am Leben sein – was sich mit der Chakrastarre erklären lässt – und zweitens ein Wind-Ninja sein. Das hat mich letztendlich auf den Gedanken mit dem Rollentausch gebracht.

Weiter im Text: Yorino erkennt, dass sein Plan doch nicht aufgegangen ist. Wenn er seine Scharade fallen lässt, hat ihm das überhaupt nichts gebracht. Aber er erfährt, dass Nuriko schläft, und wittert seine Chance. Jeder glaubt, er sei tot – und wenn seine Rivalin sich nicht selbst töten kann, übernimmt er das eben. Um jeden Zweifel zu zerstreuen, dass der totgeglaubte Oniyakushi Tarou dahinter steckt, ermordet er Nuriko auf überaus ninjatypische Art: mit einem Wind-Jutsu.“

„Und anschließend schleicht er ungerührt in sein eigenes Zimmer zurück, legt sich neben seiner Sakepfütze auf den Boden und versetzt sich wieder in Chakrastarre. Und überlässt uns unseren Verdächtigungen“, sagte Temari, nicht ohne Vorwurf in der Stimme.

„Schön und gut.“ Gaara klang nicht überzeugt. „Wäre die Geschichte hiermit erledigt, hätte ich nichts einzuwenden. Aber danach sind Sakura und Sai gekommen und haben Yorino untersucht.“

„Richtig“, brummte Kawarami. „Ich dachte, ihr hättet Gift in seinen Blutbahnen und in der Trinkschale gefunden? Wollt Ihr uns erzählen, Ihr hättet euch geirrt, Ihr, die berühmte Tsunade-hime?“

„Wir haben uns nicht geirrt“, legte Tsunade mit verschränkten Armen fest. „Ich bin sicher, die beiden haben auch dafür eine Erklärung.“

„In der Tat.“ Shikamarus Mund war bereits trocken vom vielen Reden. Eigentlich hatte er geglaubt, er könnte den lange ersehnten Triumph ein wenig auskosten, aber er wollte es nur noch hinter sich bringen. „Bis hierher könnten man meinen, der Täter wäre gar nicht hier unter uns. Immerhin hat Yorino, der oben liegt, Nuriko umgebracht und zum Schein auch sich selbst. Aber das Gift wurde eindeutig festgestellt. Und es war noch nicht lange in seinem Körper. Wir nahmen an, das wäre der Kryostase geschuldet, aber mittlerweile wissen wir ja, dass Tsunade-samas Jutsu gar nicht gewirkt hat. In Wahrheit wurde Yorino das Gift erst kürzlich verabreicht. Es ist also tatsächlich ein Mörder hier in der Halle.“

Sofort wichen die Nicht-Ninjas zu den Wänden zurück, als rechneten sie mit einer Eskalation. Vermutlich war es ganz vernünftig. Niemand wusste, wie der Täter reagieren könnte, wenn er erst enttarnt war. Shikamaru hatte Sai und Sakura eingeweiht, zur Not konnten sie zu viert schnell reagieren.

„Zu meinem Leidwesen war ich nicht der Erste, der hinter Yorinos und Tarou-samas Verwechslungskomödie gekommen ist. Das geschieht, wenn man mir meinen Schlaf nicht gönnt. Einer der hier Anwesenden hat den Trick mit der Chakrastarre durchschaut und sich gedacht, er könnte doch mitspielen und Yorino nach dem Mord an Nuriko wirklich vergiften. Er muss ihm das Bleichtropfen-Gift eingeflößt und dann etwas davon auf den Boden der Trinkschale, die immer noch in seinem Zimmer herumlag, gestrichen haben. Yorino stirbt, wahrscheinlich ohne zu wissen, wie ihm geschieht. Und aus seinem Theaterspiel wird Realität. Tsunade-sama und Sakura untersuchen schließlich die Leiche, erkennen das Gift, und alle glauben, Yorino wäre schon seit gestern Abend tot.“

„Wer war es dann?“, fragte Kawarami. Er runzelte seine Stirn so heftig, dass sein Gesicht aussah, als könnte es bald auseinanderfallen. „Wer hat Yorino vergiftet?“

„Derjenige, der das Chakrastarre-Jutsu als Erstes durchschaut hat“, antwortete Shikamaru. „Derjenige, der sich nach eigener Aussage viel theoretisches Wissen über alle möglichen medizinischen Jutsus angeeignet hat. Nicht zu vergessen derjenige, den der echte Tarou-sama in Yorinos Zimmer erwischt hat.“ Shikamaru Augen fixierten Kumuis pechschwarze. Der Ninja war schon die ganze Zeit über verdächtig still gewesen.

Du? Du warst das?“, polterte Kawarami los. „Du hast bemerkt, dass er noch nicht tot war, und hast nichts gesagt?“

„Im Gegenteil“, sagte Temari. „Er hat diesen kleinen Schönheitsfehler in der Geschichte ausgebessert und Yorino tatsächlich umgebracht.“

Kumui ließ demütig den Kopf hängen. Er leugnete nichts, was Shikamaru an sich schon als halbes Geständnis wertete. „Warum hast du das getan?“, fragte Kawarami seinen Untergebenen. Kumui schwieg immer noch.

„Das kann ich Euch sagen“, antwortete Shikamaru für ihn. „Zumindest habe ich eine Vermutung. Er wollte sich bei Euch beliebt machen.“

Kawarami blinzelte. „Indem er mir so etwas Wichtiges vorenthält?“

„Indem er es uns allen vorenthält.“ Shikamaru richtete seine Worte nun auch an die anderen. „Was glaubt ihr, warum hat Tarou-sama sich uns nicht zu erkennen gegeben?“

„Weil er Angst hatte“, vermutete Sakura, während der echte Tarou ihn nur unglücklich ansah.

„Richtig. Er hat geglaubt, Yorino wäre einem Attentat zum Opfer gefallen, das eigentlich ihm galt. Genau deswegen haben die beiden ja die Plätze getauscht. Nun stellt euch alle mal vor, wie es nun weitergehen wird, da wir den Schwindel aufgeklärt haben. Die Urkunde kann man anfechten, da keiner aus der Oniyakushi-Familie sie unterschrieben hat, sondern nur ein Shinobi in deren Diensten. Aber das macht nichts, Tarou-sama und Kawarami-sama sind beide noch hier. Sie werden den Vertrag neu unterzeichnen, und alles ist in Butter. Wir können die Barriere auflösen und uns auf den Heimweg machen.“ Shikamaru kratzte sich am Kopf. „Was, wenn wir einfach nicht darauf gekommen wären? Wenn wir tatsächlich Temari die Schuld an Nurikos Tod gegeben hätten? Yorino hätte irgendwann aufwachen und uns den Schwindel erklären müssen. Sicher hätte er eine Geschichte erfunden, wonach er die Feinde seines Herrn mit dieser Aktion aus der Reserve locken wollte, oder weiß der Kuckuck was. Oder er wäre weiterhin als Oniyakushi Tarou aufgetreten, der dank einem riesengroßen Wunder doch nicht gestorben ist – etwas in dieser Richtung. Vielleicht hätten wir ihn dann verdächtigt, oder der Verdacht um Temari wäre schon zu gefestigt gewesen. In jedem Fall hätte es sich aufgeklärt, und der Vertrag hätte erneut unterzeichnet werden können, diesmal richtig. Und immer noch hier vor aller Augen.“

„Oder Yorino hätte sich einfach totgestellt, bis man ihn begraben hätte, oder etwas in der Art“, fügte Temari hinzu. „Als Ninja hätte er sicher einen Weg gefunden, sich zu befreien. Wenn er dann zu seinem Herrn zurückgekehrt wäre, hätten wir kaum davon erfahren. Und für seine Dienste hätte er sicher den Posten in der fürstlichen Leibgarde erhalten, für den er sogar seine Kameradin umgebracht hat.“

„Das ist auch eine Möglichkeit, ja“, bestätigte Shikamaru. „Wie auch immer. Jedes dieser Szenarien läuft darauf hinaus, dass entweder der echte Oniyakushi Tarou die Urkunde unterzeichnet hätte – wohlgemerkt hier, während unserer Versammlung –, oder dass die Maskerade unbemerkt geblieben wäre.“

„Ich verstehe nicht ganz, worauf ihr hinauswollt“, brummte Kawarami.

„Es ist ganz einfach“, mischte sich Gaara ein, der den Gedankengang zu Ende gedacht hatte. „Das Flussreich wollte dem Riffreich nie die Unabhängigkeit gewähren. Erst als sich zwei große Ninjadörfer eingemischt haben, habt Ihr zugestimmt. Euer Bündnis mit dem Raikage kam auch zu spät. Hier in dieser Barriere müsst Ihr tun, worüber wir bereits übereingekommen sind, und den Vertrag unterzeichnen. Selbst wenn sich herausstellt, dass wir alle von einem Doppelgänger veräppelt wurden, solange der echte Tarou-sama am Ende seine Unterschrift gibt, müsst ihr das Riffreich abtreten. Aber wenn Ihr wieder in Eurem eigenen Land seid und einer Eurer Untergebenen Euch erzählt, dass der Vertrag ungültig ist, weil der Falsche unterzeichnet hat, dann könntet Ihr darauf pochen, dass man Euch vorsätzlich reinlegen wollte. Ihr müsst nur wieder nach Hause zurückkehren, und der träge Verwaltungsapparat arbeitet wieder für Euch.“

„Ich verstehe“, meinte nun auch Tsunade. „Ihr könntet eine neue Aushandlung verlangen. Eine klassische Verzögerungstaktik. Ihr könntet behaupten, dass Ihr gar keine Gelegenheit hattet, den Vertrag ordentlich abzuschließen, weil der echte Vertreter des Riffreiches sich nicht zu erkennen gegeben hat. Und Ihr könntet den Reichen des Feuers und des Windes folgende Botschaft übermitteln: Das Riffgebiet gehört von Rechts wegen immer noch mir. Oniyakushi Teito wollte mich betrügen, also ist unsere Abmachung ungültig. Ich werde mir das Gebiet wieder einverleiben, es gehört mir. Wenn ihr euch einmischt, macht euch das zu Verbündeten dieser Betrüger. Der Kazekage und ich müssten Euch gewähren lassen, weil das Recht offenbar auf Eurer Seite steht. Und mit dem Raikage in Eurem Rücken habt Ihr sogar ein geeignetes Druckmittel. Diese kleine Angelegenheit könnte einen neuen Ninjakrieg entfesseln.“

Kawarami schloss die Augen, als würde er grübeln. „Ist das wahr?“, fragte er Kumui.

„Alles für das Reich der Flüsse“, murmelte der Ninja nur, den Blick immer noch gesenkt.

Der Feudallord nickte und wandte sich an die Kage. „Einer meiner Leibwächter hat in meinem Namen einen Mord und eine riesige Dummheit begangen. Ich werde das selbstverständlich selbst verantworten. Kumui wird der Prozess wegen Überschreitung seiner Kompetenzen gemacht, darauf habt Ihr mein Wort. Ich lade alle hier Versammelten ein, dem beizuwohnen. Ihr werdet sehen, dass er bestraft wird.“

Die anderen schwiegen nur. Shikamaru und Temari wechselten einen bezeichnenden Blick. Natürlich würde das alte Runzelgesicht es nicht zugeben, wenn es selbst hinter der Sache steckte. Sie konnten unmöglich nachweisen, dass Kumui Kawarami von der Sache erzählt und erst entsprechende Anweisungen erhalten hatte und nun als Sündenbock herhalten musste. Fast tat der Ninja Shikamaru leid.

Das Schweigen dehnte sich aus, ehe überraschender Weise Tarou das Ruder übernahm. „Da wir nun so weit gekommen sind, lasst mich den Vertrag unterzeichnen“, sagte er leise, traurig, fast schüchtern. Sein bester Freund war gestorben, dachte Shikamaru, und es war kein besonders ehrenvoller Tod gewesen.

Kawarami war schließlich der Erste, der in den Raum stapfte, in dem gestern die Zeremonie abgehalten worden war – ganz so, als wolle er seinen guten Willen beweisen. Shikamaru seufzte tief, als die Sache damit für ihn mehr oder weniger erledigt war. Überall flammten noch Gespräche über diese lange, vertrackte Nacht auf, aber er hatte alles gesagt, was er wusste. Temari gab ihm einen Klaps auf die Schulter. „Gut gemacht“, grinste sie leise und folgte Gaara dann in den Zeremonienraum.

Bis Tarous Unterschrift endlich auf der Schriftrolle landete und Gaara, Noi und Oushi zu dritt die Barriere sinken ließen, rechnete Shikamaru fest damit, dass noch irgendetwas Lästiges passieren würde. Irgendein weiterer Mord, der auf den ersten Blick gar keinen Sinn machte und an dessen Erklärung er sich erst wieder quälend langsam würde herantasten müssen. Aber endlich war ihm das Glück hold. Der ganze Rest ging sang- und klanglos und vor allem ohne zusätzlichen Stress über die Bühne.

Die Sonne stand schon tief, als die fünfzehn Leute sich vor dem Anwesen trennten und Shikamaru endlich wieder die Luft von jenseits der Barriere roch. Taa hatte offenbar nicht vor, das Anwesen in nächster Zeit wieder zu benutzen; er hatte seine Sachen gepackt und nahm Aya und den Koch mit in eine andere Residenz, von denen er ja offenbar genügend besaß. Weil sie Sakura im Krankenhaus von Konoha haben wollte, wies Tsunade Sai und Oushi die unschöne Aufgabe zu, Tarou in die Hauptstadt des neu gegründeten Reiches zu seinem Vater zu begleiten. Das Anwesen wurde im Namen des neuen Feudallords versiegelt. Tsunade hatte über die beiden Leichen ein temporäres Kryostasis-Jutsu gewirkt, das sie lange genug konservieren würde, bis Oniyakushi Teitos Leute sie fortschafften, gegebenenfalls erneut untersuchten und schließlich beisetzten.

Kawarami und seine beiden Begleiter marschierten ohne ein Wort des Abschieds davon. Wahrscheinlich würde er sein Versprechen halten und Kumui öffentlich bestrafen; Shikamaru glaubte nicht, dass er da Skrupel hätte. Er war nach wie vor davon überzeugt, dass der Feudallord den Mord an Yorino befohlen oder zumindest in die Tat eingewilligt hatte, aber so war das Leben im Reich der Mächtigen. Immerhin war das Reich der Riffe nun unabhängig, und niemand konnte mehr etwas daran rütteln. Dafür sollten alle Beteiligten wohl dankbar sein.

„Also dann“, sagte Temari, als sich auch die Suna-nins verabschiedeten. So gut gelaunt hatte Shikamaru sie schon lange nicht mehr gesehen. „Vielleicht solltest du das Ninja-Dasein an den Nagel hängen und Detektiv werden“, schlug sie ihm vor.

„Hör mir damit auf“, murmelte er und wich ihrem Blick aus. „Ich nehme in Zukunft nur noch Missionen an, bei denen ich nicht Gefahr laufe, das frühzeitige Ableben anderer erklären zu müssen.“

„Dann wäre dein Talent aber verschwendet“, erklärte sie belustigt und hob grüßend die Hand. „Wir sehen uns. Vermutlich schneller, als wir beide erwarten.“

„Ja“, sagte er. „Vermutlich. Ist ja immer so.“

Als die Sandninjas ihnen den Rücken zuwandten und ihrer Wege gingen, schlugen auch Tsunade, Sakura und Shikamaru die Richtung ein, die zurück nach Konoha führte. „Du willst also künftig nur Missionen haben, bei denen du nicht mit Toten zu tun hast?“, fragte Tsunade nach kurzem.

„Das war zwar nur so daher gesagt, aber wenn es sich einrichten lässt, gerne.“ Aufträge ohne Mord- und Totschlag waren für jemanden wie ihn wohl genau richtig, denn streng genommen fielen dann auch sämtliche Missionen weg, in denen er kämpfen müsste.

„Dann habe ich genau die richtige für sich“, erklärte Tsunade, und das Grinsen auf ihrem Gesicht gefiel Shikamaru ganz und gar nicht. „Naruto wird bald wieder auf dem Damm sein, du kennst ihn. Ich habe schon überlegt, jemanden dazu abzukommandieren, ihn beim Training zu überwachen, damit er es nicht gleich wieder übertreibt. Klingt das nicht lohnenswert?“

Naruto beim Training überwachen? Shikamaru konnte sich nichts Anstrengenderes vorstellen. „Ich hab’s mir überlegt. Ich nehme alles zurück.“

Tsunade und Sakura lachten, dann wurde die Hokage wieder ernst. „Jetzt mal ganz ohne Scherze: Gut gemacht. Ich hoffe, ich kann auf dich zählen, sollte mal wieder etwas Ähnliches vorfallen, für das wir deinen Intellekt brauchen.“

Shikamaru betrachtete unglücklich die Wolken am Himmel. Gelb waren sie im Licht des Sonnenuntergangs. Er seufzte schwer. „Mendokusai. Bleibt mir was anderes übrig?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war das erste von sechs Kapiteln. Ich hoffe, ihr seid mir während der Einleitung nicht weggeschlafen, ich wollte alles bis zum Mord in einem Kapitel haben ;)
Das nächste Kapitel gibt es in (grob geschätzt) 10 Tagen. Bis dann! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und das war das nächste Kapitel. Shikamaru ist einfach kein Schlaf vergönnt^^
Ich hoffe, es war nicht zu viel Information auf einmal und man konnte den Gedankengängen unserer beiden Detektive folgen. Freue mich über jedwede Rückmeldung :) Falls jemand bei neuen Kapiteln eine ENS haben will, sagt einfach Bescheid. Vier kommen noch. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
... schön langsam kommt Bewegung rein. Bin schon gespannt, was ihr zu dieser Entwicklung sagt :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vermutlich sollte ich hier keinen Cliffhanger machen, aber das Kapitel war ohnehin mehr ein Durchspielen der Möglichkeiten. Ich hoffe, es hat euch soweit gefallen. Danke an alle, die mir immer wieder Kommentare hinterlassen haben! Da die FF etwas eher Ungewöhnliches ist, freut es mich besonders, dass auch sie ihre Fans gefunden hat :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ohne viel Worte: Eines kommt noch ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war es mit Closed Barrier Murder. Ich hoffe, die Erklärung war nachvollziehbar und ihr hattet vielleicht den einen oder anderen Aha-Moment ;) Und natürlich hoffe ich, dass euch die FF gefallen und ein paar unterhaltsame Stunden beschert hat.
Es gibt nun übrigens einen neuen Shikamaru-Nara-Krimi: Corpse Battle
Und noch eine kleine Werbung für einen etwas anderen, längeren Naruto-Krimi im AU, in dem auch die anderen Charaktere vorkommen: The Wolves among us
Bleibt mir nur Danke zu sagen an jene, die wirklich mitgerätselt haben und mir auch Kommentare dagelassen haben, und natürlich an alle, die diese kurze FF gelesen haben!
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Kommentare zu dieser Fanfic (32)
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Von:  Nudelchen
2022-02-10T00:06:14+00:00 10.02.2022 01:06
Hey ^^

Auch deine zweite (na ja, eigentlich erste) Shikamaru-Krimi-FF fand ich wirklich toll. Ich hatte auch hier wieder super viel Spaß, die Geschichte zu lesen und mit zu überlegen, wer denn wohl der Täter sein könnte, bzw. wie er die Morde begehen konnte. Nicht dass ich es geschafft hätte, aber es hat einfach Spaß gemacht. xD
Es war dann auch entsprechend sehr spannend, wie der Fall aufgelöst wurde. Der Trick hinter dem zweiten Mord, der letztendlich ja eigentlich der erste war, war sehr raffiniert.
Auch hier also wieder ein großes Lob für die Konstruktion dieses interessanten Kriminalfalls!

Im direkten Vergleich mag ich die Fortsetzung „Corpse Battle“ tatsächlich noch ein bisschen lieber, da ich dort einfach die Atmosphäre des Settings so cool fand, mir die von dir neu erfundenen Charaktere noch etwas mehr ans Herz gewachsen sind und ich dort auch, wie ich zumindest fand, die speziellen Fähigkeiten der jeweiligen Charaktere noch stärker in den Mord und das Danach eingebunden wurden, was ich wirklich sehr beeindruckend fand. Das soll jedoch auf keinen Fall heißen, dass diese FF weniger gut gewesen wäre. Sie war ebenso toll gemacht und ich hatte, wie zu Beginn bereits geschrieben, richtig viel Spaß beim Lesen!

Liebe Grüße
Nudelchen ^^

Von:  YUAL-Jury
2017-08-01T11:25:12+00:00 01.08.2017 13:25
Herzlichen Glückwunsch, UrrSharrador, zur YUAL-Kür: August 2017!

Sherlock Holmes in der Welt der Ninja gibt es nicht? Das geht doch nicht? Nun, du hast uns und den Lesern eindeutig das Gegenteil bewiesen. Mit galanter Wortwahl und einem Höchstmaß an gut strukturierter Beschreibung hast du es uns einfach gemacht, in die kriminalistische Welt der Intrigen und Morde abzutauchen. Shikamaru als unfreiwilliger Detektiv hat uns zwar einmal zu oft sein Lieblingswort genutzt, überzeugt aber in seiner Denkweise und in seinem Handeln mühelos. Die Kapitelenden machen es unmöglich nicht sofort weiterzulesen und mit dem Ende strafst du jeden noch so großen Zweifler, dass es keine überraschenden Lösungen gibt.
Vom Anfang bis zum Ende fesselnd - wir warten geduldig auf weitere Fälle für Shikamaru Holmes und Temari Watson.

Es gratuliert,
die YUAL-Jury
Antwort von:  UrrSharrador
02.08.2017 12:20
Hallo liebe YUAL-Jury,
vielen Dank für die Kür!
lg
Von:  TemariLOVE
2016-10-02T09:35:15+00:00 02.10.2016 11:35
Wow! Du schreibst echt gut! Respekt! Ist dir wirklich gelungen!
Antwort von:  UrrSharrador
21.10.2016 13:33
Danke für deinen Kommentar :) Wenn dir die FF gefallen hat, ich habe bereits einen weiteren Shikamaru-Krimi am Start. Muss nur noch Zeit finden, ihn hochzuladen^^ Hoffe, dass es nicht mehr so lange dauert ... Kann dir auch Bescheid sagen, wenn es so weit ist.
Von:  Stef_Luthien
2015-09-21T17:24:12+00:00 21.09.2015 19:24
Ich will unbedingt mehr hiervon.^^ Es war verdammt spannend, aber iwie fand ich das Ende doch überraschend, da ich dann doch eher was anderes vermutet habe.
Wie bist du auf diese Idee gekommen? Ich fand das echt interessant, bisher ist das glaub ich das erste Mal das sowas in nem Krimi den ich gelesen habe vorgekommen ist.^^
Vllt hätte Shikamaru echt Detektiv werden sollen und Temari seine Partnerin, einfach damit sie nicht mehr einfach so des Mordes verdächtigt werden kann. XD

Und ich bin sehr interessiert an deinem neuen Krimi.^^

LG,
Asuna
Antwort von:  UrrSharrador
21.09.2015 20:10
Danke für deinen Kommi :) Schön, dass es dir gefallen hat. Dann sag ich Bescheid, wenn der nächste Krimi online kommt ;)
Ich weiß nicht mehr genau, wie ich darauf gekommen bin. Ich wollte einen Krimi schreiben und hab dann Brainstorming gemacht, und iwie war dann diese Idee dabei^^
Stimmt, die beiden wären ein gutes Team. Und es würde sie von jedem Verdacht befreien, in den Augen des jeweils anderen zumindest XD
lg
Von: Swanlady
2015-09-12T09:17:41+00:00 12.09.2015 11:17
Nein, ich werde mich nicht ärgern, weil ich darauf wirklich nicht gekommen wäre. :D Ein Rollentausch ist natürlich das perfekte Werkzeug, um den Leser schön zu verwirren und passt demnach wirklich gut ins Krimi-Genre.
Am Ende war natürlich alles nachvollziehbar und ich war überrascht, dass es doch noch einen echten Mörder gab, das hat mir sehr gefallen (so seltsam das auch klingt, sich über einen Mörder zu freuen...). Man hat Shikamaru richtig angemerkt, dass er erst einmal genug hat und froh ist, das Ganze aufklären zu können. Und Temari ist auch wieder aufgeblüht - kein Wunder, da man sie endlich nicht mehr verdächtigt hat. Die knappe Verabschiedung war passend, wenn auch ein bisschen schade. ;)

Hut ab dafür, dass du dich an das Genre gewagt hast - und dann auch noch im Naruto-Universum. Ich hätte definitiv nichts gegen einen weiteren Shikamaru Nara-Krimi. :)
Irgendwann werde ich mir die Geschichte wohl noch einmal durchlesen und mich auf die Suche nach Hinweisen machen. Bis dahin - Glückwunsch zur abgeschlossenen und rundum gelungen FF!

LG,
Swanlady
Antwort von:  UrrSharrador
14.09.2015 16:25
Hi, danke für deinen Kommi :)
Vielleicht war das Rätsel wirklich ziemlich schwer^^ Ich werd versuchen das nächste durchschaubarer zu machen XD
Ich verstehe dich, ohne einen echten Mörder hätte einfach was gefehlt^^
Danke schön, freut mich, dass sie dir gefallen hat! Dann werd ich dir beim nächsten Krimi Bescheid sagen. Da dürfen natürlich auch wieder Shikamaru und Temari gemeinsam ermitteln - ich mag die beiden mittlerweile total^^
lg
Urr
Von:  EL-CK
2015-09-11T18:29:54+00:00 11.09.2015 20:29
Erstmal ich HABE Interesse an den beiden Krimis ;)

So und jetzt zum Kapitel. .. die Erklärung ist toll, nachvollziehbar und logisch. .. Shika ist halt doch der geborene Detektiv (wie gut er wohl gewesen wäre, wenn er hätte schlafen dürfen) XD
Antwort von:  UrrSharrador
14.09.2015 16:22
Danke für deinen Kommi :) Alles klar, du wirst benachrichtigt XD
Haha, er hätte es sicher von Anfang an durchschaut. Ich werde ihn wohl nie schlafen lassen, sonst wirds langweilig^^
Antwort von:  EL-CK
14.09.2015 18:01
Gute Entscheidung... lieber ein genervter Shika als ein langweiliger Krimi XD

Achja.... gern geschehen....
Von: Swanlady
2015-09-01T15:03:25+00:00 01.09.2015 17:03
Es ist zu heiß, um einen Verdacht zu äußern (ja, das ist meine Ausrede). :D Du hast mich allein schon mit deinem Vorwort hibbelig gemacht, ich würde am liebsten sofort wissen, was und wer und wo und wann!
Es hat mir aber gefallen, dass Shikamaru noch einmal alle Möglichkeiten durchgegangen ist, so hatte man als Leser nochmal eine schöne Zusammenfassung. :) Das Auftauchen von Sai und Sakura hast du in dieser Hinsicht also wunderbar genutzt.
Dafür, dass er Temari einen winzigen Sekundenbruchteil tatsächlich verdächtigt hat, hat er sich eine Kopfnuss verdient, aber so ist er nun mal. Geht eher rational und logisch an die Sache heran.
Es hat also etwas mit Zeit zu tun, das habe ich verstanden, aber schlauer bin ich deshalb trotzdem nicht. Am Ende werde ich mich ärgern, weil ich nicht drauf gekommen bin, hmpf.

Ich freue mich schon auf das letzte Kapitel. Lass uns nicht zu lange warten - auch wenn es schade ist, dass die Geschichte dann vorbei ist. :)

LG
Swanlady
Antwort von:  UrrSharrador
11.09.2015 16:29
Danke für deinen Kommi (etwas verspätet, aber doch^^)!
Jap, da dürfte er ruhig ein bisschen ein schlechtes Gewissen haben XD
Mal sehen, ob du dich ärgerst ;) Ich lese das Kapitel nur noch schnell Korrektur, dann wirds hochgeladen.
lg
Von:  Stef_Luthien
2015-08-31T19:55:20+00:00 31.08.2015 21:55
Musstest du hier aufhören? :( Es wurd grad so mega spannend. ;)
Ich muss das ganze aber nochmal morgen durchgehen, ich bin grad einfach ein wenig zu müde, um einen Verdacht zu äußern. XD
Aber das der 3. Sohn noch lebt war jetzt doch überraschend. Ich mag wissen, warum er sich als Yorino getarnt hat? :)
Bitte lass uns nicht zu lange auf die Auflösung warten ;)

LG,
Asuna
Antwort von:  UrrSharrador
06.09.2015 21:04
Danke für deinen Kommi - freut mich, dass ich dich überraschen konnte :) Für das Finale nehm ich mir mal den 10. vor.
lg
Von:  EL-CK
2015-08-31T18:38:13+00:00 31.08.2015 20:38
Interessant. .. der dritte Sohn des Feudallords des Reichs der Riffe lebt also doch noch. .. und der Tote?!?! War das der "echte" Yorino oder wer ganz anderes?? Und war dieses Versteckspiel der Grund für die Morde?!? Ich bin mal auf Shika's Erklärungen gespannt ;) ;) ;)
Antwort von:  UrrSharrador
06.09.2015 21:02
Danke mal wieder^^ Du darfst gespannt sein ;) Oder vielleicht kommst du auch selbst noch drauf XD
Von:  Hundehertz
2015-08-27T21:34:56+00:00 27.08.2015 23:34
Ps du bist die oder der erste dem/die ich das hertzechen hinter meinem Markenzeichen Satz Gesetz habe
Antwort von:  UrrSharrador
30.08.2015 19:53
Danke für deinen Kommentar! Hm interessante Theorien - die Auflösung kommt schon bald ;)
Freut mich, dass dir die FF gefällt und dass du miträtseln magst :) Übrigens, der ganze Ablauf und Shikamarus Schlussfolgerungen sind bereits in Stein gemeißelt, ich übernehme also keine Ideen aus den Kommentaren ;)
Dann fühl ich mich geehrt wegen dem Herz XD
lg
Urr


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