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Closed Barrier Murder

Ein Shikamaru Nara-Krimi
von

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Suspicion/Sedition

„D-Das ist doch lächerlich“, brachte Temari keuchend hervor. „Weshalb sollte ich das tun? Weshalb sollte ich Nuriko-chan umbringen?“

„Gute Frage“, brummte Kawarami. „Wieso sollte irgendjemand erst den Sohn des Feudallords, der wohlgemerkt zu diesem Zeitpunkt bereits die Urkunde unterzeichnet hatte, und dann seine Leibwächterin ermorden?“

„Es wird doch sicher noch andere Ninjas hier geben, die Wind-Chakra beherrschen“, sagte Gaara ruhig. Den erwartungsvollen Blick in die Runde hätte er sich sparen können. Natürlich rührte sich niemand.

„Objektiv gesehen sprechen die Tatsachen für sich“, sagte Oushi bedauernd. „Du warst als Letzte in diesem Zimmer. Seither war niemand hier. Nuriko wurde durch Wind-Chakra getötet. Und jedermann weiß, dass Temari aus der Wüste nicht umsonst immer ihren riesigen Fächer mit sich herumschleppt.“

„Und wer einen Sturmwind mit einer großen Waffe entfesseln kann, kann sicher auch mit einem Kunai scharf schneiden“, ergänzte Kumui Graumähne.

Temari wandte sich von einem zum nächsten und fand sich plötzlich in der Mitte eines Kreises, der sich um sie gebildet hatte.

Shikamarus Gedanken rasten. Das konnte doch wohl nicht wahr sein … oder?

„Temari war es nicht“, sagte Gaara überzeugt.

„Weil sie Eure Schwester ist?“, fragte Kawarami angriffslustig. „Es gab schon Geschwister, die sich gegenseitig umgebracht haben.“

„Ich habe ihr von Anfang an nicht getraut“, flüsterte Aya, die sichtlich mit den Nerven am Ende an der Wand lehnte, so weit wie möglich von Nurikos Kopf entfernt.

„Um Himmels Willen, lasst uns endlich hier rausgehen“, flehte der alte Taa. „Ich kann den Anblick nicht mehr ertragen!“

Aber die anderen waren zu sehr mit ihren Verdächtigungen beschäftigt. Erbarmungslos starrten sie Temari nieder, die mit den Zähnen knirschte und die Hände in die Hüften stemmte. „Ich war diejenige, die ihr gut zugesprochen hat“, rief sie in Erinnerung. „Ich habe sie in mein Zimmer gebracht und ihr meinen Futon gegeben. Ich kannte sie nicht, aber wenn ich etwas gegen sie gehabt hätte, hätte ich sie dann nicht einfach sich selbst überlassen sollen, damit sie sich umbringt?“

„Alles nur zur Schau“, murmelte Kawarami. „Für mich ist die Sache klar. Ihr Ninjas könnt eure Befehle von sonstwo erhalten. Treibt man euch nicht schon als Kinder jedes Gewissen aus? Sag mir, Mädchen, wenn dein Kazekage befiehlt, den Botschafter eines anderen Dorfes zu meucheln, schlägst du das dann etwa aus?“

Temari biss die Zähne zusammen. „Ich war es nicht“, wiederholte sie. „Aber ich würde nur zu gern wissen, wer diese Schweinerei begangen hat! Yorino, hast du gar nichts zu sagen?“

Der zweite Riff-Ninja zuckte zusammen, als sie das Wort an ihn richtete. „Ich … Ich kann dazu nicht viel sagen. Ich bin Nuriko gestern zum ersten Mal begegnet. Ich wüsste nicht, wer sie ermorden wollte und warum.“

„Hokage-sama. Kazekage-sama. Die Fakten sprechen ja wohl für sich“, sagte Kawarami. „Wir haben eine eindeutige Schuldige. Ich fürchte um mein Leben, also zeigt uns, dass ihr vernünftige Ninjas seid und legt das Mädchen in Ketten – oder wie immer ihr Shinobi das handhabt. Sagt mir nur nicht, dass ihr gar nichts tun wollt!“

„Temari“, sagte Gaara plötzlich gedehnt. „Bleibst du bei deiner Aussage?“

„Ja!“, rief sie. „Ich habe Nuriko nicht getötet! Als ich das Zimmer verließ, war sie noch am Leben und schlief. Das ist alles, was ich weiß!“

Gaara nickte. „Taa-san wird uns ein neues Zimmer zur Verfügung stellen. Ich muss dich bitten, es für den Rest unseres Aufenthalts nicht zu verlassen. Wir werden in Suna über dich urteilen.“

„Und das soll ich glauben?“, höhnte Kawarami.

„Ihr wollt doch Sicherheit“, meinte der Kazekage abfällig. „Wenn sie eingesperrt bleibt, seid Ihr sicher. Der Rest braucht Euch nicht zu kümmern.“

„Es kümmert mich sehr wohl! Sie hat einen Mord auf fremdem Boden begangen, während eines multinationalen Zusammentreffens! Glaubt nicht, dass Ihr diese Sache allein regeln könnt, Kazekage! Kumui, Noi. Nehmt diese Mörderin fest. Wenn sie sich wehrt, dürft ihr Gewalt anwenden. Wir werden sie dem neuen Feudallord über das Riffreich vorführen. Wenn der unfähig ist, ein Urteil zu fällen, tue ich es selbst.“ Kumui und Noi zogen ihre Kurzschwerter, und Kawarami funkelte Gaara finster an. „Und ich schwöre Euch, solltet Ihr Euch weigern, sie herauszugeben, wird das Reich der Blitze davon erfahren. Es geht hier nicht nur um Euch, vergesst das nicht!“

Temari schluckte, als die Flussninjas sie in die Zange nahmen. Ihre Hand glitt in die Falten ihres Iromujis. Höchstwahrscheinlich war sie sogar fähig genug, beide Flussninjas im Alleingang wegzufegen – wenn überhaupt, waren sie nur auf besserem Chunin-Niveau. Die Beziehungen zwischen den Ländern würden aber ganz entschieden darunter leiden. Wahrscheinlich zögerte sie deswegen.

Kumuis und Nois Gesichter verrieten äußerste Anspannung, als sie geduckt immer näher kamen. Es wurde still in dem Raum. Für Tsunade war die schlimmste anzunehmende Situation eingetreten. Kankurou machte Anstalten, einzugreifen, aber Gaaras Arm schnitt ihm den Weg ab. Taa hielt den Atem an, Yorino und Aya wirkten abwesend, Kawarami grimmig und Oushi unbeteiligt. Temaris Augen funkelten angriffslustig, und es war dieses Funkeln, das die Luft wie mit elektrischem Strom auflud.

Und genau in diese Spannung hinein seufzte Shikamaru. „Mendokusai. Bei dem Lärm, den ihr hier veranstaltet, fällt einem das Denken wirklich schwer.“

Acht Augenpaare richteten sich auf ihn, nur Temari, Kumui und Noi wagten es nicht aufzublicken. „Du hast nicht zufällig eine Lösung für das Dilemma?“, fragte Tsunade.

Shikamaru schnaubte. „Kommt drauf an. Eine Lösung nicht gerade. Aber Temari zu beschuldigen kommt etwas früh.“

„Natürlich. Du nimmst deinen Liebling in Schutz“, brummte Kawarami.

„So sieht man uns also mittlerweile? Mendokusai.“ Er kratzte sich am Nacken und musterte abwesend die Decke. „Wir hängen wirklich zu oft miteinander rum. Alles, was ich sage, ist, dass ihr sie zu früh beschuldigt. Mehr nicht.“

„Sollen wir warten, bis sie uns andere auch umbringt?“, platzte es aus Taa heraus. Er schien Temari auch für die Täterin zu halten. „Wir sind nicht alle Ninjas! Wir können uns nicht verteidigen, wenn es hart auf hart kommt!“

„Temari ist nun mal die Verdächtigste“, meinte Gaara ruhig. „Es bringt nichts, das zu leugnen.“

Shikamaru seufzte. „Also muss ich euch alles erst vorkauen. Hört zu, dass Nuriko durch Wind-Chakra ermordet wurde, gibt eher Anlass zur Annahme, dass Temari unschuldig ist.“ Nun hielten selbst die Flussninjas inne und riskierten einen raschen Blick auf ihn. Shikamaru fuhr fort: „Nuriko hat starke Schlafmittel bekommen. Ein einfaches Messer, und jeder hätte ihr die Kehle durchschneiden können. Selbst Nicht-Ninjas. Diejenigen unter uns, die Kunai dabeihaben, können einen Schlafenden auf hundert Arten damit töten. Es gab keinen Grund, Wind-Chakra zu benutzen, schon gar nicht für Temari. Jeder hier weiß, dass sie Wind-Nutzerin ist. Sie hätte sich nur ihr eigenes Grab geschaufelt.“

„Meiner Ansicht nach hat sie genau das damit getan“, meinte Kawarami.

„Oder ein anderer von uns. Ein anderer Wind-Nutzer hat das Grab gegraben und will sie nun hineinstoßen, um bei der Metapher zu bleiben. Innerhalb unserer Teams kennen wir zwar die Fähigkeiten der anderen, aber sonst? Und nicht mal ich weiß beispielsweise, welche Elemente Oushi beherrscht.“ Shikamaru ließ seine Schulter kreisen, die sich etwas verspannt anfühlte. Es knackte.

„Schön und gut“, sagte Taa. „Aber sie war trotzdem die Letzte, die Nuriko-san lebend gesehen hat.“

„Und gefunden hat sie Aya“, fügte Kumui hinzu. „Und die kann keine Jutsus. Und erst recht keine Wind-Jutsus.“

„Stimmt. Das ist ein Problem.“ Shikamaru begann im Raum auf und ab zu gehen und bemühte sich, nicht zu sehr Nurikos Leiche zu mustern. Die Blicke der anderen folgten ihm. „Aber ich sehe da ein paar Möglichkeiten. Nachdem Temari zu uns an den Tisch gekommen ist, waren wir nicht immer alle zusammen.“

Es war fast witzig mitanzusehen, wie seine Worte die Blicke der anderen steuerten. Nun richteten sie sich alle simultan auf Kumui, der erst gar nicht zu begreifen schien, worauf Shikamaru anspielte. „Hä? Ich soll … Mach dich nicht lächerlich. Ich habe Aya geholfen, sonst nichts.“

„Du bist in die Küche gegangen, zweimal, und dort konnten wir dich nicht sehen. Wer sagt, dass du nicht irgendein Jutsu ausgeführt hast? Ein Wind-Jutsu, zum Beispiel?“

„Ich kann doch gar kein … Und überhaupt, was sollte das für ein Jutsu sein, das Nuriko ein Stockwerk höher den Kopf von den Schultern rollen lässt?“

Shikamaru seufzte und überlegte, wie weit er ausholen sollte. „Als wir gestern Lord Tarous Leiche gefunden haben, hatte Nuriko eine kleine Rangelei mit Kumui. Dabei hat er sie am Hals erwischt. So war es doch, oder?“

„Stimmt, jetzt, wo du es sagst …“, murmelte Kankurou.

„Dabei könnte er sein Chakra auf ihre Haut gebracht haben“, fuhr Shikamaru fort. „Und als er in der Küche war, allein oder mit Aya, die ihn sicher auch nicht ständig beobachtet hat, hat er das Chakra per Fernzündung aktiviert. Ohne seine Fähigkeiten zu kennen, können wir das nicht ausschließen.“

„Das ist das Lächerlichste, was ich je gehört habe“, murmelte Kumui. Ein Schweißtropfen lief über seine Schläfe.

„Kumui beherrscht kein solches Jutsu“, sagte Noi.

„Natürlich würde ein Shinobi seinen Kameraden nicht ausliefern“, erkärte Shikamaru mit einem säuerlichen Lächeln. „Falls ihr jetzt argumentieren wollt, dass Kumui wohl keinen Grund für den Mord hat, denkt über Folgendes nach. Nuriko stammt aus demselben Land wie Aya. Ihren Worten von gestern zufolge kannten sie einander. Was, wenn Aya aus irgendeinem Grund einen Groll gegen sie hegte? Kumui und sie sind ein recht merkwürdiges Paar. Sie scheinen sich ebenfalls näher zu kennen – auf jeden Fall benehmen sie sich seltsam, wenn sie miteinander reden.“

Und nun wandten sich alle nach Aya um, die knallrot angelaufen war. Ihre Finger krallten sich in ihre Schürze. „Ich … kenne ihn nicht“, behauptete sie, und ihr Gesichtsausdruck behauptete das genaue Gegenteil.

„Lass Aya aus dem Spiel, du verdammter Konoha-Shinobi“, knurrte Kumui.

Shikamaru zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ah? Warum denn? Was kümmert es dich?“

„Mir ist auch aufgefallen, dass mit den beiden etwas nicht stimmt“, murmelte Kankurou.

„Der nächste Schritt in meiner Theorie.“ Shikamaru wusste, dass er sich weit aus dem Fenster lehnte, aber er suchte ja nicht wirklich nach dem Mörder – im Moment nicht. Es ging ihm darum, etwas klarzustellen. „Aya und Kumui stecken hinter beiden Morden. Aya hat Tarous Trinkschale vergiftet, oder Kumui hat es für sie getan. Und Kumui hat Nuriko mit irgendeinem Jutsu belegt und es jüngst ausgelöst. Wenn wir davon ausgehen, dass Aya die Gründung des Reichs der Riffe abwarten und dann Tarou und Nuriko für irgendeine vergangene Tat bestrafen wollte, und Kumui einfach in sie verliebt ist und sie unterstützt hat …“

„Halt den Mund!“, knurrte Kumui.

„Kumui, sag uns, was dahintersteckt“, verlangte Kawarami. „Oder hilfst du neuerdings jeder Dienerin dabei, den Tisch abzuräumen?“

Kumui seufzte resigniert und starrte zu Boden. „Ich bin nicht verliebt“, legte er fest. „Wir kennen uns. Flüchtig. Wir haben uns mal auf einer anderen Mission von mir getroffen. Und ich dachte mir, ich könnte die Gelegenheit nutzen und über alte Zeiten reden. Und sie besser kennenlernen. Und das ist doch wohl nicht verboten.“

Aya presste die Lippen aufeinander und wich allen neugierigen Blicken aus. Sie zog es vor, keinen Kommentar abzugeben.

„Also keine Verliebten, aber ein Pärchen, das nicht weiß, wie es miteinander umgehen soll und ob es sich nicht vielleicht doch verlieben kann“, fasste Shikamaru zusammen. „Und trotzdem kann das jetzt eine Lüge sein.“

„Hört du endlich mal damit auf?“, fauchte Kumui ihn an.

„Mir scheint das alles ein wenig weit hergeholt, Shikamaru“, mischte sich Oushi ein. „Außerdem ist das fremde Chakra an ihrem Hals schon länger inaktiv.“

„Gut, dass du dich zu Wort meldest. Ich habe nämlich noch einen zweiten Verdächtigen, und was ich euch jetzt sage, wird vielleicht plausibler klingen.“ Shikamaru musterte den Anbu mit gelangweiltem Blick. „Oushi. Oder wie auch immer du dich sonst nennst. Du sagst, es war Wind-Chakra.“

„Absolut.“

„Aber wenn das eine Lüge ist, kann es sonst niemand von uns nachprüfen. Zumindest nicht im Moment. Wir müssten die Barriere verlassen und jemanden herholen, der es kann. Was aber kein Problem darstellt, wenn wir bis dahin eine Schuldige gefunden haben.“

Er hätte gern gesehen, welches Gesicht Oushi unter der Maske machte, aber im Grunde war das auch egal. „Ich bin ein Anbu von Konoha.“

„Eben. Du kannst an einen Spezialauftrag gebunden sein, genau wie Kawarami-sama es Temari unterstellt hat. Du hast heute Nacht kurz mit Nuriko gekämpft. Vielleicht hast du sie mit irgendeinem Jutsu markiert. Ich sage ja nicht, dass du sie schon da getötet, dann einen Klon von dir selbst in sie verwandelt und die Leiche dann damit ausgetauscht hast.“

„Jetzt machst du dich lächerlich.“

„Sicher? Kannst du beweisen, dass es nicht die Wahrheit ist? Du warst es auch, der festgestellt hat, dass Tarous Leiche keine Spuren von fremdem Chakra aufgewiesen hat. Wenn das auch gelogen war, kann er durch ein beliebiges Jutsu gestorben sein.“

„Sein Zimmer war bewacht, und es hat keine Fenster“, warf der Anbu ein, immer noch ruhig.

„Ich bleibe bei meiner Theorie mit dem Mord aus der Ferne. Es gibt Siegel, die man lösen kann, selbst wenn man einige Wände davon entfernt ist. Mit einem Jutsu hättest du Gift oder dein eigenes Chakra oder etwas anderes an Tarous Körper anbringen und ihn dann nach Belieben töten können. Bei Nuriko muss es dir noch viel leichter gefallen sein.“

Oushis Schweigen war überheblich, als wüsste er genau, wie ernst Shikamaru die Sache meinte. Allerdings ging seine Rechnung auf; sogar der aggressive Kawarami ging nicht auf die Unwahrscheinlichkeit dieser Schlussfolgerung ein, nachdem sie seinen Anhänger entlastete.

„Und zuletzt habe ich noch eine dritte Theorie.“ Shikamaru wandte sich Tsunade zu, die seinem Blick verblüfft begegnete. „Sie haben Nuriko ein Schlafmittel gegeben, sagen Sie. Verzeihen Sie bitte meine nächsten Worte, wenn Sie so gut sein wollen. Was, wenn es gar kein Schlafmittel war? Nuriko ist dann vielleicht aufgewacht, während wir gefrühstückt haben. Sie hat sich an gestern erinnert und beschlossen, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Vielleicht hat sie sich den Kopf selbst mit einem Wind-Jutsu abgeschnitten. Wir könnten Yorino fragen, aber er kennt sie angeblich noch nicht lange. Es wir schwierig herauszufinden, ob sie das Wind-Element beherrschte. Sie könnten das vermutlich, Tsunade-sama. Aber Sie sind die Verdächtige.“

Tsunade starrte ihn an, die Stirn gerunzelt, als er so dreist war, sie zu beschuldigen. Immerhin sagte sie nichts, sondern erwartete irgendeinen Plan seinerseits.

„Sie könnten natürlich auch mit Oushi unter einer Decke stecken. Sie verabreichen Nuriko die falschen Medikamente, sie wacht auf, vielleicht unter Drogeneinfluss, tötet sich mit irgendeinem x-beliebigen Jutsu, für das man sonst keine Waffe braucht, und Oushi behauptet, es wäre Wind-Chakra, und schafft eine perfekte Opferrolle. Wenn man’s genau nimmt, könnte ich auch mit Ihnen unter einer Decke stecken, vergesst das nicht. Immerhin kommen wir aus demselben Dorf. Und wenn ich jetzt noch ein paar Genjutsus in meine Theorie einbaue, kann es jeder begabte Ninja gewesen sein, und hinter Tarous Tod könnten sogar seine Leibwächter stecken.“

Die Flussninjas starrten ihn mittlerweile nur mehr fassungslos an. „Du … Was versuchst du hier eigentlich zu beweisen?“, stieß Noi hervor.

„Was ich am Anfang gesagt habe“, erwiderte er lässig. „Dass es zu früh ist, Temari zu beschuldigen. Wir sind so weit wie gestern. Solange wir nicht auf ein konkretes Motiv stoßen, kann es jeder und keiner gewesen sein. Wenn wir die Falsche festsetzen und uns in Sicherheit wiegen, tja, dann …“ Er ließ die Worte in ihren Gedanken ausklingen. Besonders Kawarami würde er damit erreichen.

Nach und nach schienen sich die anderen mit Shikamarus Theorie der vielen Theorien abzufinden. „Schön“, sagte der Flusslord schließlich. „Wir warten auf die medizinische Unterstützung. Ich will mittlerweile gar nicht mehr die richtige Lösung. Ich will einfach eine Lösung, die ich akzeptieren kann. So muss man das wohl mit Ninjas handhaben.“ Er rümpfte die Nase. „Ich will trotzdem nicht, dass diese Wind-Kunoichi weiter in dem Fall herumschnüffelt. Ich traue ihr nicht. Am besten, ihr sperrt sie irgendwo ein.“

„Dazu gibt es wohl keinen Grund mehr, oder?“ Nachdem sie so lange geschwiegen hatte, war Temari wieder auf Angriffskurs.

Kawarami starrte sie abfällig an, dann machte er auf dem Absatz kehrt. „Kumui, Noi, zu mir. Wir gehen, ehe die Leiche hier zu stinken anfängt.“ Taa und Aya folgten ihm fluchtartig, Yorino torkelte ebenfalls aus dem Raum.

„Tut mir leid, Tsunade-sama“, sagte Shikamaru, als sie den Tatort noch einmal unter die Lupe nahmen. „Ich habe einfach nur aufgezählt, was alles irgendwie möglich wäre.“

„Schon gut“, sagte sie. „Ich dachte mir so etwas schon.“ Die Runzeln in ihrer Stirn waren noch immer da. „Du weißt, dass allein wegen der vielen Möglichkeiten Ninja-Morde kaum aufzuklären sind?“

„Hm, ja. Es ist lästig, aber es ist so“, murmelte er und setzte ein grimmiges Gesicht auf. „Aber diesen Fall hier will ich lösen. Ich habe gerade große Lust, uns Ninjas solche Freiheiten nicht zu gönnen.“

 

Gaara hatte tatsächlich verfügt, dass immer jemand in Temaris Nähe war – so war es am diplomatischsten. „Ich hätte nie gedacht, dass aus dir mal der Retter in der Not werden könnte. Vermutlich sollte ich mich bei dir bedanken“, sagte sie, als sie am Geländer der Galerie vor dem Zimmer der Suna-nins standen. „Auch wenn ich deine Hilfe gegen diese zwei Kümmerlinge nicht gebraucht hätte.“

Shikamaru hatte sich schon gedacht, dass ihr seine Aktion nicht schmecken würde. Er lächelte säuerlich. „Interpretier da mal lieber nicht zu viel hinein. Ich habe nicht dich gerettet, sondern das Haus hier. Und vielleicht den Frieden zwischen fünf Reichen, wenn man das der Blitze dazuzählt.“

„Und, was denkst du? Wer war es wirklich?“, fragte sie.

Shikamaru zuckte die Achseln. „Du bist immer noch die Hauptverdächtige.“

„Also hast du mir doch einen Gefallen getan“, meinte sie grinsend. Was genau sie daran toll fand, war ihm ein Rätsel.

„Sonst habe ich trotzdem am ehesten noch Oushi in Verdacht“, sagte er. „Aber nachweisen kann ich ihm nichts.“

„Wird schwierig, immerhin ist er ein Anbu.“

„Darum will ich ja auf Shizune warten. Allzu lange kann es nicht mehr dauern. Bei all den Möglichkeiten hätte ich gerne Gewissheit, ob der erste Mord tatsächlich ein Giftmord ist.“

„Und der zweite?“

„Keine Ahnung. Ich überlege immer noch, wie das alles zusammenpasst.“ Shikamaru hockte sich so hin, dass er das Kinn auf das Geländer senken konnte, und sah nach unten in die Empfangshalle. Noi stand vor der Tür ihres Herrn Wache, ansonsten war niemand da. „Mich stört diese Willkür. Erst Tarou, dann seine Leibwächterin. Sie war nach seinem Tod zwar recht impulsiv, aber trotzdem hat sie niemandem etwas getan. Und die meisten Leute hier kennen einander nicht mal. Wir können hundertmal annehmen, dass irgendjemand irgendjemanden nicht mag, aber dass sie einander zufällig wieder hier über den Weg laufen, zufällig eine Gelegenheit sehen und sich zufällig auch so sehr hassen, dass sie sich umbringen würden …“ Er seufzte. „Da ist mir die Sache mit Kumui und Aya Zufall genug.“ Die beiden gingen sich momentan noch mehr aus dem Weg als zuvor. Kumui schien über irgendetwas zu brüten, denn er hatte begonnen, ziellos durch das Anwesen zu stromern.

Die Ausbeute im Zimmer der Suna-nins war ziemlich mager. Da waren nur Kankurous Puppenteile und Gaaras Kazekage-Kleidung, ein paar Dinge des täglichen Gebrauchs und das Tablett mit dem Essen, das Aya Nuriko hatte bringen wollen. Kankurous Marionetten waren an sich ziemliche Tödlichkeiten, also hatte Shikamaru ihn gefragt, ob sie jemand unbemerkt aus dem Erdgeschoss bedienen könnte. Kankurou hatte nur gemeint, das hätte er merken müssen, und niemand wäre in die Nähe seiner Ausrüstung gekommen, um Chakrafäden zu knüpfen. Und dass Kankurou selbst der Mörder war, wollte er auch nicht glauben. Temaris Fächer war ebenfalls im Zimmer gewesen, aber er lehnte ordentlich zusammengeklappt an der Wand. Nuriko hätte sich damit unmöglich das Leben nehmen können. Aber es musste Selbstmord gewesen sein, irgendein verrückter, völlig übertrieben inszenierter Selbstmord! Es gab einfach keine Möglichkeit, Nuriko zu töten, wenn alle Ninjas die ganze Zeit über im Erdgeschoss gewesen waren, es sei denn, Kumui hätte in der Küche tatsächlich etwas anderes getan als Geschirr in die Spüle zu stellen und mit Aya zu flirten.

Shikamaru schlug sich gegen die Stirn. Verdammt, wie hatte er so dumm sein können? Dieser Schlafmangel war wirklich furchtbar. „Der Koch! Wir haben ganz den Koch vergessen!“

Temari sah ihn fragend an. „Miyagi-san? Aber könnte der denn …“

„Gerade er könnte es! Er war die ganze Zeit in der Küche, er hätte die Sakeschalen vielleicht irgendwie so anordnen können, dass es Tarou erwischt. Und Nuriko … Keiner von uns hat ihn gesehen, während wir gefrühstückt haben, oder?“

„Du glaubst, er hat sich im oberen Stock versteckt und wir haben nur gedacht, dass er in der Küche ist?“, fragte sie verblüfft. „Und während wir in unserem Zimmer einen Aufruhr veranstaltet haben, hat er sich wieder nach unten geschlichen?“

„Das haben wir gleich.“ Shikamaru deutete auf Kumui, der eben den Gang vom Zimmer der ersten Leiche entlangkam.

Yorino, der gerade die Treppe heraufstieg, zuckte zusammen, als er ihn sah. „Du … Was hast du dort getrieben?“

„Mir die Leiche nochmal angesehen“, sagte der grauhaarige Ninja düster. „Ihr anderen macht ja keine Fortschritte.“

„Niemand sollte Tarou berühren, bis die medizinische Ausrüstung kommt“, sagte Shikamaru, als er und Temari hinzutraten.

Kumui zuckte mit den Schultern. „Das sagt eure Kage. Und Mein Lord sagt, ich soll selbst ermitteln. Und ich hab ihn nicht angerührt, keine Sorge.“

Yorino beobachtete ihn weiterhin argwöhnisch und tat einen Schritt nach hinten zur Zimmertür seines Herrn, blieb dann aber unschlüssig stehen. Shikamaru wandte sich an Kumui. „Eine Frage, wenn du gestattest.“

Er verzog den Mund. „Wenn’s sein muss.“ Er war immer noch sauer auf ihn – na toll.

„Als du mit Aya in der Küche warst“, Shikamaru ignorierte sein Augenrollen, „habt ihr da irgendwo den Koch gesehen?“

„Nein. Aya meinte, der wäre in der Dienstbotenkammer.“

„Habt ihr da nachgesehen?“

„Nein, wieso?“

Shikamaru nickte. „Gut, das war’s.“ Kumui schnaubte und ging nach unten in sein eigenes Zimmer. Yorino blieb in Hörweite, aber Shikamaru erzählte einfach mal von seiner Theorie. „Wir waren alle in unseren Zimmern oder im Anwesen unterwegs. Der Koch hätte sich vielleicht irgendwie an uns vorbeischleichen können, wenn er es geschickt angestellt hätte. Taa hat uns zu Tisch gerufen, Aya hat aufgetragen, und alle haben geglaubt, Miyagi schläft in der Dienstbotenkammer. Dabei hat er sich in einem der leeren Zimmer hier oben versteckt, gewartet, bis wir essen, und sich dann zu Nuriko geschlichen. Warum, sei jetzt erst mal dahingestellt.“

„Aber sofern Oushi die Wahrheit gesagt hat, ist Nuriko durch ein Windjutsu gestorben“, warf Temari ein. „Und wenn ich ehrlich bin, kann ich mir schon vorstellen, dass es stimmt. Die Wundränder sind ziemlich ausgefranst, sowas ist typisch bei Klingen mit Windchakra. Und so ein plumper Kerl könnte sich gar nicht an uns Ninjas vorbeischleichen, meinst du nicht?“

„Das ist auch kein Problem. Wir haben bisher nur angenommen, dass Miyagi kein Ninja ist. Was, wenn er ein Attentäter ist, der sich hier eingeschlichen hat?“

„Obwohl er so dick und unsportlich ist?“ Sie legte die Stirn in Falten.

„Ich kenne einen Shinobi, der auch nicht gerade der Schlankeste ist, aber sag ihm das bloß nicht“, erwiderte Shikamaru grimmig. „Komm mit, ich habe eine Idee.“

 

„Ja, ich war die ganze Zeit über hier“, sagte der dicke Koch und patschte mit der Hand auf den Futon in der Dienerkammer. „Ich habe euch alle einen irre Lärm schlagen hören, aber ich wollte mir nicht schon wieder meinen wohlverdienten Schlaf stehlen lassen.“

„Zwei Gäste in eurem Haus sind tot“, sagte Temari trocken. Ihren Fächer hatte sie neben sich abgestellt. „Du solltest gar nicht ruhig schlafen können.“

Miyagi blies die ohnehin schon runden Backen auf. „Eure Ninjastreitigkeiten gehen mich nichts an. Ich soll kochen und abwaschen, mehr hat Taa-san nie von mir verlangt.“

„Verstehe“, sagte Shikamaru, marschierte zurück zur Tür und dann, als er so weit von Miyagi entfernt war wie möglich, wirbelte er herum und schleuderte einen Kunai auf den dicken Koch.

Es ging alles ganz schnell. Das entsetzte, aufgedunsene Gesicht brannte sich in Shikamarus Netzhaut, im nächsten Moment entfesselte Temaris Fächer einen Sturmwind, der das Wurfmesser knapp vor Miyagis Gesicht fortwehte und gegen die Wand prallen ließ. Der Koch hatte nicht einmal einen Schrei ausgestoßen. „W-w-was soll das?“, keuchte er.

Shikamaru seufzte enttäuscht. „Also schön. Du bist kein Ninja.“

„Natürlich nicht, verdammt! Wollt ihr mich umbringen?“

„Verzeih uns“, bat Temari mit einem säuerlichen Lächeln. „Wir mussten es unbedingt feststellen, und das schien uns der beste Weg.“

Der beste Weg? Ihr seid ja irre! Und für so was koche ich!“, polterte der Koch.

„Beruhig dich wieder.“ Shikamaru bohrte in seinem Ohr. „Deine Lautstärke ist unerträglich.“

Sie ließen ihn in seiner Kammer zetern und schlossen sorgsam die Tür hinter sich. Shikamaru nickte Temari zu. „Zwei noch.“

Sie wiederholten den Test mit Taa und dann mit Aya. Keiner der beiden wies die Ninjareflexe auf, die nötig gewesen wären, um sich zu verteidigen. Jedem von ihnen rettete nur Temari das Leben. Und keiner war besonders erfreut über diese Vorgehensweise – Aya wirkte sogar, als würde ihr im nächsten Moment das Herz stehen bleiben.

„Also hat keiner der drei Nuriko ermordet“, murmelte Shikamaru, als sie eine Runde um das Haus drehten, einfach um ungestört zu sein. „Schade. Ich hatte schon wieder Aya fest im Visier.“

„Weil sie als Erste beide Leichen entdeckt hat?“

„Ja. Sie könnte Tarou ganz leicht vergiftet haben, und sie war allein bei Nuriko im Zimmer.“ Shikamaru kratzte sich am Kinn. „Verdammt. Die schöne Theorie ist hinüber. Mendokusai.

„Wir werden nicht zufällig noch Kawarami testen, oder?“, fragte Temari, wohl mehr rhetorisch.

„Tsunade-sama würde uns den Hals umdrehen“, brummte er. „Aber man hat nie von Feudallords gehört, die gleichzeitig Ninjas gewesen wären. Zumindest nicht hier. Kawaramis Adelslinie hat nie auch nur einen Funken Talent für Jutsus aufgewiesen. Die Linie der Oniyakushi übrigens auch nicht, so weit habe ich mich schon informiert.“ Er blickte ergeben in den Himmel. Wo die Barriere ihn nicht tönte, war er strahlend blau. Gerne hätte er sich jetzt auf den Felsen gelegt und die Wolken beobachtet. „Wäre es sehr verkehrt, auf einen dritten Mord zu hoffen? Wir brauchen Hinweise.“

Temari knuffte ihn in die Seite. „Mir reichen zwei. Es muss doch eine Lösung mit den Hinweisen geben, die wir bereits haben. Was ist mit Yorino?“

„Was soll mit ihm sein?“

„Er hätte ein Motiv. Neid. Hast du vergessen, wie er beim Abendessen von Nurikos Fähigkeiten geschwärmt hat?“

„Klang für mich eher nach Bewunderung“, murmelte er.

„Was du nicht nachempfinden kannst, oder?“, fragte sie mit funkelnden Augen.

„Nicht wirklich“, meinte er ehrlich. „So jung und schon so viel Stress erlebt. Und jetzt tot.“

„Er hat selbst gesagt, sie wäre wie geschaffen für den fürstlichen Leibwächterposten. Vielleicht ging ihm das gegen den Strich.“

„Und darum bringt er zuerst seinen Herrn und dann sie um? Was hat er davon? Bei seinem Feudallord ist er jetzt garantiert unten durch. Außerdem wollte er sie doch davon abhalten, Selbstmord zu begehen. Und ganz ehrlich, ich traue ihm mittlerweile nicht einmal mehr zu, seine Feinde ohne zittrige Hände zu töten.“

„Wahrscheinlich hast du recht“, seufzte Temari. „Vergiss es.“ Als hätte sie seine Gedanken gelesen, setzte sie sich auf einen der warmen Felsen und lehnte sich an das glatte Gestein in ihrem Rücken. „Was ist?“, fragte sie nach einer Weile. „Setz dich schon her. Ich weiß, dass du nicht gern stehst.“ Sie grinste.

Seufzend tat er, wie geheißen. „Der Ausflug hätte so gemütlich werden können“, brummte er.

„Weißt du, dass diese Art von dir dich zwar irgendwie ausmacht, aber nicht sonderlich männlich ist?“

Er tat es mit einem Achselzucken ab. „Von mir aus. Ich kenne auch weiblichere Frauen als dich.“

Nun funkelten ihre Augen streitlustig, als sie sich zu ihm herüber beugte. „Soll ich dir mal zeigen, wie männlich-aggressiv ich sein kann?“

„Lieber nicht“, meinte er. „Schon gut. Du bist ein Transgender-Ninja, der nach Belieben das Geschlecht wechseln kann, von ganz männlich bis nach ganz weiblich.“

Dafür traf ihn ein Schlag in die Seite, der heftiger war, als er sein müsste.

„Amüsiert ihr euch?“, ertönte eine Stimme, und ein Schatten fiel über Shikamaru. Oushi hockte auf dem Felsen hinter ihnen.

„Nicht halb so sehr, wie du glaubst“, murmelte Shikamaru. „Gibt es was?“

„Unsere Freundin aus Konoha ist da. Wir wollen die Barriere ein Stück weit öffnen.“

„Da fällt mir ein, wie geht es eigentlich mit der Barriere weiter?“, fragte Temari. „Nuriko ist doch jetzt tot. Sie kann sie nicht mehr auflösen.“

„Wenn wir anderen uns konzentrieren, können wir ihren Chakrapunkt aufnehmen. Die Barriere hängt dann nur noch von uns dreien ab. Wir müssen immer noch zusammenhalten, um sie zu öffnen.“

„Das heißt, wenn ein Barriereninja alle anderen tötet, hat er alleinige Kontrolle über die Barriere?“

„So kann man es sagen. Ist das wichtig?“

„Vermutlich nicht.“ Seufzend stand Shikamaru auf. „Aber es ist gut zu wissen.“

 

Tsunade kam persönlich aus dem Haus, um Shizune zu empfangen. Als Oushi, Gaara und Noi sich aufstellten und sich ein kleiner, rechteckiger Bereich in der Barriere öffnete, hob sie überrascht die Augenbrauen. „Sakura?“

„Tsunade-sama.“ Die rosahaarige Kunoichi verbeugte sich förmlich vor ihrer Lehrerin und ließ den Blick über die Versammelten schweifen. Hinter ihr trat Sai durch das Tor in der Barriere, und die Shinobi schlossen es wieder. „Wir bringen Ihnen die medizinische Ausrüstung.“ Sie beide trugen schwere Rucksäcke, Sai zusätzlich eine große Schriftrolle. „Shizune lässt sich entschuldigen. Es ist etwas dazwischengekommen.“

„Ein Notfall?“, fragte Tsunade besorgt.

„Naruto“, lautete die Antwort.

Die Hokage verzog den Mund. „Verstehe. Kommt mit rein.“

Als sie den felsigen Weg zum Haus hinaufstiegen, drängte sich Shikamaru an Sakuras Seite. „Was hat unser Chaot denn wieder angerichtet?“

Sakura schenkte ihm ein unglückliches Lächeln. „Er hat doch mehr von seinem Chakra verbraucht, als wir angenommen hatten. Ich erzähle es dir am besten, wenn wir allein sind.“ Sie deutete auf die fremden Ninjas, die sie begleiteten, und Shikamaru nickte.

 

Zurück in Tarous Zimmer bereiteten Sakura und Tsunade gemeinsam die Untersuchung vor. Immer noch auf dem Rücken liegend, sah Tarou aus, als würde er schlafen, dabei war er seit einem halben Tag tot. Die Sakelache vor ihm hatte sich bereits in den Holzboden gefressen und bildete einen unschönen Fleck. Die Schale und Ayas Tablett lagen beide noch herum; niemand hatte versehentlich Beweise verwischen wollen, und die Medic-nins würden sie im Anschluss ebenfalls untersuchen.

Tsunade löste ihr Kryostasis-Jutsu mit einem simplen Handzeichen, ohne dass Shikamaru irgendeine besondere Reaktion an der Leiche entdecken konnte. Dann legten sie den Toten auf das entrollte Schriftpapier, malten Zeichen auf seine Brust, ließen kontrolliert Chakra durch seinen Körper strömen, entnahmen ihm Blutproben, untersuchten sie unter einem Mikroskop und zusätzlich mit irgendeinem verkabelten Kasten, in den Tsunade Chakra leitete. Shikamaru verstand nun, warum Tsunade die Untersuchung aufgeschoben hatte. Es war wirklich ein Heidenaufwand, und medizinische Jutsus erforderten tatsächlich vorsichtige Finesse. Ein weiterer Grund, warum Shikamaru Medic-Ninjas nicht beneidete.

Schließlich betrachtete Tsunade mit dem Mikroskop ein letztes Mal die beiden Glasplättchen, zwischen die sie Tarous Blutprobe gequetscht hatten. Sie forderte Sakura auf, ebenfalls noch einen Blick darauf zu werfen, dann nickten die beiden Frauen einander zu. „Eindeutig“, sagte Tsunade, und Shikamaru spitzte die Ohren, um zu erfahren, was sie rausgefunden hatten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vermutlich sollte ich hier keinen Cliffhanger machen, aber das Kapitel war ohnehin mehr ein Durchspielen der Möglichkeiten. Ich hoffe, es hat euch soweit gefallen. Danke an alle, die mir immer wieder Kommentare hinterlassen haben! Da die FF etwas eher Ungewöhnliches ist, freut es mich besonders, dass auch sie ihre Fans gefunden hat :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: Swanlady
2015-08-21T17:02:50+00:00 21.08.2015 19:02
Genau das meinte ich - die Möglichkeiten sind praktisch endlos, wenn die Hauptverdächtigen Shinobi sind. :o In diesem Fall war das aber wohl gut so, denn so konnte Shikamaru Temari erst mal dezent den Hals aus der Schlinge ziehen. Ich habe mittlerweile auch schon absolut jeden verdächtigt, aber im Moment gibt es noch zu viele Optionen. Du hast nicht zufällig einen weiteren Mord geplant, um die Zahl der Verdächtigen nochmal zu reduzieren? *hust*
Es gab so viele Dinge, die mir an diesem Kapitel gefallen haben. Allen voran wie immer die Shikamaru & Temari Interaktionen, aber auch Shikamarus Charakerisierung selbst. Und dann tauchen statt Shizune auch noch Sakura mit Sai auf, wunderbar! :) Die kurze, humoristische Erwähnung Narutos hat mir sehr gefallen - besonders, da sie so schön doppeldeutig ist. Ob nun Narutos Chakraverlust oder er selbst der Notfall ist, wird durch Tsunades stumme Akzeptanz offen gelassen, was ich sehr amüsant fand.
Ich bin gespannt, was sie herausgefunden haben. Bis zum nächsten Kapitel!
Antwort von:  UrrSharrador
27.08.2015 20:33
Danke mal wieder für deinen Kommi :)
Also hofft nicht nur Shikamaru auf einen dritten Mord? ;)
Freut mich, dass es dir gefallen hat :D
lg
Von:  Stef_Luthien
2015-08-17T20:56:20+00:00 17.08.2015 22:56
Wieder ein supi dupi Kapitel ;) Diesmal bin ich erstmal wieder bei 0. Ich werde das nächste Kapitel abwarten und dann vllt nochmal eine Vermutung äußern. XD
Das kommt jetzt ziemlich früh, aber: Bitte schreib mehr von solchen guten Krimigeschichten *-*

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel und auf doe Untersuchungsergebnisse (das Ende hier war schon was fies :( ). ;) :)

LG,
Asuna
Antwort von:  UrrSharrador
27.08.2015 20:18
Danke für deinen Kommi!
Uh, freut mich, wenn du mehr willst :D Wenn mir noch ein Fall einfällt, werde ich sicher noch so einen Shikamaru-Krimi schreiben :)
lg
Von:  EL-CK
2015-08-17T19:36:57+00:00 17.08.2015 21:36
Da erscheint jetzt also 2/3 von Team 7 auf der Bildfläche... warum denn auch nicht ;)

Antwort von:  UrrSharrador
24.08.2015 19:41
Danke für deine Kommis :) Und willkommen hier bei dieser FF, sozusagen^^ Auch wenn sie schon fast vorbei ist XD
Jep, iwie fand ich es nett, wenn noch mehr andere Bekannte auftauchen.
Bis die Sache erledigt ist, lasse ich Shika sicher nicht mehr schlafen XD
Antwort von:  EL-CK
24.08.2015 19:49
Lieber spät als nie ;)


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