Mein kleines Hündchen von NekoBastet (Als Junge geboren, zum Haustier erkoren...) ================================================================================ Kapitel 2: Bio, aber schlechte Chemie! -------------------------------------- „Hast du eigentlich die Schulordnung gelesen?“, fragte Adoka plötzlich. Sie hatten sich gerade mit ihrem Essen einen Platz am Fenster gesucht. Von dort konnte man auf den Innenhof der Schule sehen. Yuuki zuckte auf Adokas Frage desinteressiert mit den Schultern. „Überflogen vielleicht.“, antwortete er entsprechend knapp. Was sollte da schon drin stehen, fragte er sich. Die typischen Dinge bestimmt, die ohnehin überall verboten sind. Ein Ruck an seiner Schulter lies seine gleichgültige Maske kurz bröckeln. „Du hast dich also nirgendwo eingetragen?“, fragte sie mit bedrohlich zitterndem Unterton und zog weiter an der Uniform. Mit etwas Kraft entwand sich Yuuki ihren Fängen. „Eingetragen?“, erkundigte er sich verwirrt und erntete ein Seufzen. „War irgendwie klar.“, sagte sie mitleidig grinsend. „Alsooo?“, fragte Yuuki. Adoka räusperte sich. „Alsooooo...“, äffte sie den Neuen nach. „... jeder hier an der Schule soll sich an den Arbeitsgemeinschaften, also AGs, am Nachmittag beteiligen. Die Schulleitung findet, dass eine so tolle Schule, wie diese hier eine ist, auch entsprechend repräsentiert werden sollte und deshalb muss jeder etwas Sinnvolles zum Wohle und Ruf der Schule beitragen. Das wird in den AGs und Nachmittagskursen gemacht. Aber nahezu alle Sportkurse zählen nicht, sonst würde die ja jeder wählen.“ „Oh, nein, dann habe ich mich noch nirgendwo eingetragen. Was passiert, wenn ich keine AG habe?“, fragte Yuuki. Ada-chan kaute nachdenklich auf dem Strohhalm ihres Safts herum. „Ich denke mal, du kommst entweder in die Anti-AG, oder in irgendeine, bei der die Mitglieder noch Unterstützung brauchen.“ „Was ist denn bitte die Anti-AG?“, fragte Yuuki lachend. Adoka erklärte ihm sofort. „Ganz einfach, das ist die Zwangs-AG für diejenigen, die sich für keine AG eingetragen haben. Die Unentschlossenen sozusagen. Normalerweise wählen aber sogar die faulsten Leute lieber freiwillig eine AG, bevor sie in die Anti-AG kommen. Da muss man nämlich teilweise richtig dumme Aufgaben machen.“ Yuuki schüttelte den Kopf. „Na, das klingt ja toll... Am besten frage ich bei Gelegenheit nochmal die Schulleitung, da muss ich sowieso noch ein paar Unterlagen abgeben.“ Das mit den AGs war sicherlich nicht so schlimm, wie es eben den Anschein gemacht hatte. „Trotzdem solltest du dir die Schulordnung durchlesen. Vor allem die älteren Schüler lassen keinen Moment aus, jüngere Schüler zu ärgern, aber manchmal verpetzen die jüngeren die älteren auch. Außerdem sammelt jede Klassenstufe aufgeteilt in je zwei Klassen Punkte für gutes Verhalten. Wir als 10-2 sind also mit der 10-1 verbündet, während 10-3 und 10-4 ein Team bilden.“ Yuuki sah verwirrt drein. „Wer hat sich denn diesen Mist ausgedacht?“ Adoka verdrehte die Augen. „Mal wieder die Schulleitung. Die meinen, dass ein gesundes Wettbewerbsdenken unsere Leistungen fördert. Diejenigen mit den meisten Punkten bekommen am Ende des Halbjahres einen für die Stufenhöhe angemessenen Preis und der ist immer unterschiedlich.“ „Seltsames Spiel.“, fand Yuuki. Er hatte das Gefühl, als würden noch so manche Überraschungen an dieser Schule auf ihn warten. Nach einigen Minuten stand Adoka schließlich auf. „Lass uns weitergehen, wir haben doch schon längst aufgegessen.“ „Klar, gute Idee.“, willigte Yuuki ein. In der Pause führte Adoka Yuuki noch an einigen anderen Hallen für verschiedene sportliche Aktivitäten, an zwei weiteren Kantinen und anderen Schulräumen vorbei. Ihre Reise endete schließlich vor den Biologieräumen. „Das hier ist eines der Forschungshäuser. Hier geht’s mehr um Biologie und Chemie, dafür sind in dem anderen Gebäude Physikräume und ein paar Räume für die wissenschaftlichen AGs.“, erklärte Adoka. „Wahrscheinlich habe ich einen Teil der Gebäude, an denen wir vorbeigekommen sind, schon wieder vergessen.“, entschuldigte sich Yuuki. Adoka klopfte ihm auf den Rücken. „Ach, das geht hier jedem so an seinem ersten Tag. Du wirst dich schneller zurecht finden, als du denkst.“, munterte sie ihn auf. „Bio haben wir übrigens mit 10-4 zusammen.“, sagte sie noch, dann gingen sie in den Bioraum - oder eher Saal – rein. Fast alle Plätze waren schon belegt. Adoka setzte sich an einen der vorderen Tische zu einem kichernden Mädchen. Sie hatte langes, leicht gelocktes, braunes Haar und sah süß aus, wie Yuuki fand. „Hey, wie geht’s? Ich bin der Neue, Yuuki Nao.“, sprach er sie also an. Eigentlich war er nie der Typ dafür gewesen, von selbst Leute anzusprechen, aber er hoffte, dass er möglichst viele Kontakte knüpfen könnte, bevor er noch in der Menge untergehen würde. Sie zuckte leicht zusammen und Adoka legte ihr locker den Arm um die Schulter. „Riku-chan ist ein bisschen schüchtern, also nimm es ihr nicht übel, klar?“, verteidigte sie gespielt ihre Freundin. Yuuki hatte Verständnis, schließlich war er früher auch nicht gut darin gewesen, sich mit Fremden zu unterhalten. „Gehen wir in die gleiche Klasse?“, fragte Yuuki schließlich. Riku gab einen leisen, quiekenden Laut von sich, der wie ein „Kann sein“ klang. Unsicher klammerte sie sich an den Saum ihres Uniformrockes. Noch immer hatte sie ihn nicht angesehen, allerdings konnte Yuuki sehr gut erkennen, wie sich ein leichter Rotschimmer auf die Wangen des Mädchens legte. Dann meldete sich Adoka wieder zu Wort. „Yuuki, such dir einen leeren Platz. Ganz hinten die Reihe ist hauptsächlich noch frei. Die Plätze hier sind nämlich am ersten Tag festgelegt worden.“ Yuuki sah sich nach hinten um. „Okay, wir sehen uns dann später.“, meinte er und winkte Adoka und Riku noch einmal zu. Schließlich fand er einen leeren Tisch in der letzten Reihe und setzte sich. Eigentlich hatte er nicht ganz hinten sitzen wollen. Hier konnte er sich nicht richtig konzentrieren und verkroch sich zu oft in seinen Gedanken. Dennoch würde er sein Bestes geben. Als er seinen Schreibblock aus der Tasche holte und sich wieder aufrichten wollte, knallte er gegen etwas Hartes. „Ah, was....“, fauchte er, hielt sich den Kopf und sah nach oben. Dort wartete die Unterseite eines dicken Biologiebuches auf sein Gesicht. Wer auch immer da das Buch über ihn hielt, dem war es auf jeden Fall mit der Zeit zu schwer und so ließ die Person es direkt auf Yuuki fallen. Sofort zuckte er weg und hielt sich den Kopf. „Hey, bist du verrückt?“, keifte er und sah sich zu dem Schuldigen um, der ihm das Buch hat ins Gesicht fallen lassen. Wen er vor sich sah, gefiel dem Jungen überhaupt nicht. Bedrohlich kam die Person über ihm näher und beugte sich zu ihm runter, bis er mit dem Gesicht direkt vor seinem war. „Heb mein Buch gefälligst auf.“, sagte er mit knurrender, tiefer Stimme. Das war er also schon wieder. Akira Ryuji, das Monster der Schule. Aber Yuuki war viel zu abgelenkt von dem Schmerz in seiner Nase, als der Anweisung von diesem aufgeblasenen Möchtegern Folge zu leisten. „Heb es doch selbst auf, du hast es schließlich auch runter geworfen.“, zickte Yuuki zurück. Er merkte nicht, wie die ersten Schüler sich besorgt zu den beiden umdrehten. Akira-kun blieb von Yuukis Trotz unbeeindruckt. „Ich wiederhole mich nur ungern. Tu, was ich dir sage, du Hund.“, zischte er. Dass er sich gestört fühlte, konnte man auch in seinem wütenden Blick sehen. Yuuki fühlte sich wie in einer Zwickmühle. Sollte er wirklich wie ein Hund das Stöckchen seines Herrn holen und sich damit vollkommen blamieren, oder sollte er dem Monster die Stirn bieten und damit riskieren, sein nächstes Opfer zu werden? Was machte der Kerl überhaupt hier? Er sah viel älter aus, als dass er in die zehnte Klasse gehen könnte. Zumindest war er viel größer als Yuuki selbst. Auf jeden Fall musste eine Lösung her! Blamieren oder auf Risiko spielen? Ein kurzer Blick in den Saal signalisierte Yuuki, dass er immerhin mittlerweile die Aufmerksamkeit aller Anwesenden hatte. Adoka schüttelte besorgt den Kopf. Wie war das mit 'fern halten'? Doch eines war Yuuki klar: Er würde nicht für irgendeinen eingebildeten Typen, der sich für was Besseres hielt, auf dem Boden herum kriechen. Er würde sich nicht vor all den Leuten herumkommandieren lassen! Dies hier war SEIN Schuljahr. SEIN Neuanfang. Das würde ihm keiner versauen. „Was denkst du dir eigentlich, wer du bist? Heb deinen Mist selbst auf und sei froh, dass ich immerhin nicht verletzt bin. Das tat verdammt weh!“, wehrte sich Yuuki also auf eine sehr sanfte Art. Hoffentlich überzeugten seine Worte... Wie sehr sich Yuuki geirrt hatte, merkte er sofort. Ihm wurde der Stuhl so schnell unter dem Hintern weggezogen, dass er sich kaum noch auffangen konnte. „Hast du sie noch alle?“, rief Yuuki vor Schreck, rappelte sich dann aber wieder auf und packte den viel größeren Jungen am Kragen. Der grinste ihn nur gehässig an. „Das ist mein Platz, also bleib schön auf dem Boden, wo du hingehörst.“, lachte Akira-kun, löste den Griff mit nur einer Bewegung und zog Yuuki mit seinem Fuß die Beine unter dem Körper weg, sodass er wieder auf dem Boden lag. Diesmal blieb Yuuki liegen. Er atmete schwer und ihm taten so einige Gliedmaßen weh. „Na, weinst du, Kleiner?“, lachte sein Gegner ihn weiter aus. Er kniete sich zu Yuuki auf den Boden und riss seinen Kopf an den Haaren hoch. „Lass mich dein verheultes Gesicht sehen, Kindchen.“ Yuuki schrie auf, als ihm an seinen Haaren gezogen wurde und er musste unweigerlich in das Gesicht seines Peinigers sehen. Doch Yuuki weinte nicht. All diese Sprüche, dass er zu klein für sein Alter und überhaupt eh noch ein Kind sei, kotzten ihn an. Die Gefühle seines vergangenen Traumes, den er schon oft genug durchleben musste, kamen in ihm hoch und ließen ihn einen Moment lang seinen Schmerz vergessen. „Ich bin kein Kind.“, zischte er. „Mein Name ist Yuuki Nao. Merk ihn dir gefälligst!“, schrie er die letzten Worte, holte aus und versetzte seinem Gegenüber einen festen Faustschlag ins Gesicht. Akira-kun ließ sofort von ihm ab und hielt sich die Wange. Unbändiger Zorn blitzte in seinen Augen auf. „Du wagst es...“, hauchte er. „WAS IST HIER LOS?“, schrie ein dickbäuchiger, bärtiger Mann mit dröhnender Stimme durch den gesamten Saal. Alle wandten sich von dem Schauspiel in der obersten Reihe ab und starrten nach vorn. „Akira-kun und du, neuer Schüler, steht vom Boden auf! Im Dreck wälzen könnt ihr euch draußen und geprügelt wird sich hier erst recht nicht! Ihr müsst eine halbe Stunde nachsitzen! Du, Neuer, setzt dich neben Akira-kun. Na wird’s bald!“ Yuuki schrie innerlich. Zwar hasste er Gewalt, aber im Moment würde er diesem Vollidioten von Akira-kun am liebsten noch eine verpassen. Er robbte noch etwas von dem Schulmonster weg und rappelte sich dann auf. Demonstrativ hob er das Buch, das tatsächlich nur eine Armlänge neben ihm lag, nicht auf und setzte sich auf den anderen Platz. Sein Gegner sammelte sein Buch auf und setzte sich dann neben Yuuki. Während der Lehrer die Stunde eröffnete, schob Akira-kun Yuuki einen abgerissenen Zettel zu. Unsicher las Yuuki ihn. „Ich bringe dich um.“ Yuuki erschauderte. Wenn er den Zettel jetzt schnell schnappen und dem Lehrer zeigen würde, könnte er vielleicht nachweisen, dass das Großmaul neben ihm ihn provoziert hat und sich das Nachsitzen ersparen. Allerdings wollte Yuuki es lieber allein klären. So schrieb er als Antwort: „Nicht, wenn ich dich vorher umbringe.“ und einen zwinkernden Smiley dahinter. Er hörte noch, wie Akira-kun verächtlich schnaubte. Dann konzentrierte sich Yuuki wieder auf den Unterricht. 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