kind of another love story von Apricot (just say yes, too?) ================================================================================ Kapitel 1: Bright ----------------- I think the universe is on my side Heaven and Earth have finally aligned Days are good and that's the way it should be Kraftlos ließ Aaron sich ins Gras fallen. Der Boden war verdammt gemütlich! Er sollte McGregor später mal danken, dass er so einen unglaublich weichen Garten hatte. Wenn er sich dann später noch daran erinnerte, jedenfalls. Ein Hicksen entfuhr ihm, während er seinen Blick auf den Sternenhimmel richtete. Ui, heute war ja echt ein total klarer Himmel! Ein etwas dämliches Grinsen schlich auf seine Züge, während er ein bisschen in den Sternen versank. Und dabei ignorierte er auch ganz, dass die Sterne sich ein bisschen drehten… Weil jaaah, er war ein bisschen betrunken. Ein bisschen sehr, um genau zu sein. Aber wer wurde auf einer McGregor-Party auch nicht betrunken? Es war ein Ding der Unmöglichkeit, da mehr als eine Stunde zu sein und nicht von jedem abgefüllt zu werden! Dennoch war Aaron jetzt endlich mal alleine, was er eigentlich gar nicht so schlimm fand. Seinen Freund, Caleb hatte er bei seinem besten Freund (von Cally mal abgesehen) Ryan zurück gelassen. Sie hatten sich gerade über irgendwelche Lehrer unterhalten, die Aaron nicht hatte und irgendwann war Aaron einfach abgedüst. Weder Caleb noch Ryan war das groß aufgefallen, aber eigentlich kümmerte das den Bryler nicht weiter – solange die Beiden Spaß hatten, war das schon okay. Hier alleine im Garten an der frischen Nachtluft war es ja auch ganz nett, richtig? Außerdem erinnerten ihn diese Sterne an etwas, je länger er sie so nachdenklich anschaute. Deshalb patschten seine Hände auch nach seinem Handy. Er zog es raus, entsperrte es und fing an, zu schreiben; aber irgendwie wurde das nichts, weshalb er einfach gleich zum Telefonieren über ging. Er scrollte ein bisschen durch die Kontakte, bis er beim ‚D‘ angekommen war. Aarons Zunge lag auf seiner Unterlippe am Mundwinkel, während er angestrengt versuchte, den richtigen Kontakt zu treffen. Und… tada, ja, da klingelte es schon! Ein bisschen übereifrig presste er sein Handy gegen sein Ohr. Es klingelte, wobei Aaron sich überlegte, wie spät es eigentlich war. Zwölf? Eins? Zwei? … oder noch später? Was, wenn jetzt niemand ran gehen würde? Das würde ihm diesen eigentlich echt coolen Abend ziemlich kaputt machen und darauf hatte Aaron eigentlich keine Lust. Aber dann hob jemand ab. „Aaron?“, hörte er eine schläfrige Stimme. „Danny!“, grüßte Aaron seinen großen Bruder. Klar, er lallte ein bisschen, aber das war sicher voll verständlich. Eine kurze Pause folgte, bevor am anderen Ende der Leitung zurück kam: „Bist du besoffen, Aary?“ Aaron konnte das Grinsen förmlich vor seinem inneren Auge sehen, was ihn selber zum grinsen brachte. You sprinkle star dust on my pillow case It's like a moonbeam brushed across my face Nights are good and that's the way it should be „Bist du’s etwa nicht?“, fragte Aaron zurück. „Nope.“ Dan lachte. „Ich hatte ‘nen langen Tag hinter mir… viel Arbeit und so.“ „Wo bist du denn gerade?“ Wieder ein kurzes Schweigen. „Texas“, erwiderte Dan schließlich. „Und gerade hock ich in ‘nem Motel…“ Aaron nickte zustimmend. „Okay… Ist Frauenbesuch da?“ „Ständig.“ Dan klang ironisch-amüsiert, was Aaron zufrieden machte. Also keine Frau da, sehr gut. Dann hatte Aaron ja auch keinen Grund, eifersüchtig zu werden. „Kannse da, wo du bist, Sterne sehen?“ „Äh…“ Jetzt klang Dan doch verwirrt. „Wieso?“ „Dann geh da hin, wo du se sehen kannst“, wies Aaron ihn an. Daraufhin kam erstmal nichts zurück, aber Aaron hörte, wie es auf der anderen Seite der Leitung krackte. Dan stand wahrscheinlich gerade tatsächlich vom Bett auf, was Aaron unheimlich zufrieden machte. Kurz darauf hörte er, wie eine Tür sich öffnete und schließlich redete Dan wieder: „Ich bin draußen, am Geländer. Und jap, ich kann Sterne sehen.“ You make me sing oh, la, la, la You make a boy go oh oh I'm in love, love „Sehr gut!“ Aaron legte einen seiner Arme über seinen Bauch, während er für einen Moment die Augen schloss. Schlechte Idee, da wurde ihm nur noch mehr schwindlig, also schnell wieder die Sterne angucken. „Erinnerst du dich…“, fing er dann an, bevor er hickste und gleich danach ein wenig hustete. „Erinnerst du dich!“, wiederholte Aaron dann nochmal ein bisschen fester. „Als du mir die Sterne gezeigt hast? Da war ich… 16 und.. jiaha, hatte mal wieder Streit mit Cally… also bevor wir zusammen waren, ne? Und du hast mich abgelenkt und mir an deinem Dachfenster irgendwelche Sterne gezeigt… und daran musse ich gerade denken.“, schloss er zufrieden ab. Hatte das jetzt Sinn gemacht? Ach, selbst wenn nicht, Dan wusste schon, was er meinte. Aber Dan erwiderte erstmal schon wieder nichts. „Wieso rufst du an, Aaron? Hast du irgendwelche Probleme?“, fragte er nur schließlich. „Nee“, gab Aaron wahrheitsgetreu zurück. „Die letzten Tage waren echt gut… so sollt’s immer sein, echt.“ Er gähnte ein bisschen, schmatzte daraufhin geräuschvoll und erklärte dann weiter; „Aber wir haben so lang nimmer telefoniert… und die Sterne haben mich grad an dich erinnert, alsooooooooho.“ Jetzt lachte Dan leise. „Sterne erinnern dich also an mich? Wie rührend.“ Aaron rollte seinen Kopf ein wenig zur Seite, wodurch ein paar Grashalme an seinem Hals und seiner Wange kitzelten. „Alles erinnert mich an dich“, flüsterte er ganz, ganz leise, so als ob es schlimm wäre, dass das irgendwer hören könnte. War es ja irgendwie auch, wenn man bedachte, was diese dämliche Geheimnis-Seite ausgelöst hatte… und da konnte man diese harmlose Aussage an seinen Lieblings-Bruder durchaus missverstehen. „Es erinnert mich auch unheimlich viel an dich, Aaron.“, erwiderte Dan sanft. Aarons Kehle schnürte sich auf diese Aussage hin zu, aber nein, nein, er würde jetzt nicht schon wieder heulen! Und er würde seinem Bruder auch nicht abermals vorwerfen, dass er weg gerannt war. Das war jetzt mittlerweile ein ganzes Jahr her, mittlerweile sollte Aaron einsehen, dass Dan nicht mehr zurück kam. Oder eben nur so unheimlich selten... Bevor er sich aber wirklich zu viel dachte, drehte er seinen Kopf zurück um in die Sterne schauen zu können. Gerade rechtzeitig. Did you see that shooting star tonight? Were you dazzled by the same constellation? Did you and Jupiter conspire to get me? „Oh!“, rief Aaron glücklich aus, während er mit der Hand in den Himmel deutete. „Hast du das gesehen?“ „Was gesehen?“ Dan klang schon wieder verwirrt. „Da war eine Sternschnuppe!“ Dan brauchte ein bisschen, bevor er wieder leicht lachend ein „Nein“ zurück gab. „Ach Mensch…“ Aaron ließ seine Hand wieder sinken und auf seinem Bauch landen. „Aber guck mal! Siehst du das Sternbild von dem kleinen und großen Waaagen? Das’s heute voll deutlich!“ Dan erwiderte erstmal nichts, wahrscheinlich, weil er das Sternbild von seiner Position aus suchte. „Ja“, stimmte er dann zu, „Ist es wirklich. Das ist sogar richtig hell…“ „Blendet ja richtig“, stellte Aaron glucksend fest. „Oh mein Gott… Heißt das, wir sind vom selben Sternenbild geblendet?! Das ist super awesome, Danny, so nah war ich dir seit Monaten nich‘!“ „Das stimmt…“ Dans Stimme klang jetzt wieder liebevoll. „Ich vermisse dich, Aary.“ Jetzt war es an Aaron zu schweigen. Er guckte sich die Sterne nachdenklich an, während er seine Unterlippe zwischen seine Lippen zog und ein wenig darauf rum kaute. Sein Bruder weckte in ihm gerade das Verlangen, rum zu gehen und zu singen… und allen zu sagen, dass er verliebt war. Nur dummerweise würde er damit nicht Caleb meinen. „Oh, guck mal, da kann man auch voll den Jupiter sehen!“, stellte Aaron fest, um vom Thema abzulenken. „Was…? Aaron?“ „Klar… da ist der Jupiter, mit dem du dich verschwört hast, oder? Du willst mir gerade den perfekten Sternenhimmel liefern.“ Aaron grinste und schloss seine Augen wieder, während er sich vor seinem inneren Auge das Gesicht von Dan vorstellte. „Da sind allle Planeten… und du, und der Jupiter und der Mond und Neptun sind aaaalle verbündet…“ Er konnte ihn sich so perfekt vorstellen; von seinen Lippen über sein schelmisches Lächeln über die zerstrubbelten Haare bis hin zu den Augen… „Aber ihr macht das schon alle richtig, weil du mich damit echt glücklich machst, Danny.“ Er strahlte förmlich. Und vor seinem inneren Auge sah er jetzt Dannys tiefbraune Augen, und obwohl er Danny gerade nur lachen hörte und er sich in Texas in irgendeinem Motel befand, verlor sich Aaron in diesen eingebildeten Augen. In diesen wunderschönen Augen, die er so verdammt vermisste… I think you and the Moon and Neptune got it right 'Cause now I'm shining bright, so bright And I get lost in your eyes tonight... Kapitel 2: Everytime We Touch ----------------------------- Aaron ging es mies. Richtig mies. Erst hatte Caleb ihn alleine gelassen, dann hatte er den ganzen Abend mit Ryder und dessen Kotze verbringen müssen und jetzt war er gerade noch rechtzeitig heim gekommen um zu sehen, dass Caleb ihn keine Sekunde gesucht hatte und einfach vier Stunden lang mit Ryan gefeiert hatte. Und natürlich kam Caleb gar nicht auf den Gedanken, nach Aaron zu sehen – der ja auch einfach gegenüber wohnte. Er war viel zu beschäftigt mit Ryan, an den er sich beim heimgehen so eng gedrückt hatte. Und zu allem Überfluss war Aaron nicht mal mehr richtig betrunken. Frustriert ging Aaron zu sich nach Hause, sperrte auf und schloss die Tür hinter sich so leise wie es ging. Seine Familie schien schon zu schlafen, awesome. Wahrscheinlich hatten sie zu dritt ein viel, viel geileres Silvester gefeiert als Aaron. Er hätte ja auch einfach daheim bleiben können, anstatt zu dieser dämlichen Party zu gehen! Dan kam selten genug nach Hause und das letzte Silvester, das er mit Dan gefeiert hatte, schien eine Ewigkeit zurück zu liegen. Aber egal, jetzt war es zu spät, Aaron hatte es verkackt und dürfte sich jetzt wohl oder übel in den Schlaf heulen. Toller Ausblick. Aber anstatt gleich hoch zu gehen, ging er erstmal in die Küche. Er hatte Kohldampf und vielleicht war ja noch was vom Silvester-Essen übrig, das sie vorhin gegessen hatten. Tatsächlich war der Kühlschrank aber unheimlich leer – und Aaron wurde gleich noch eine Spur frustrierte. Die Welt schien sich heute einfach gegen ihn verschworen zu haben und er konnte wohl oder übel nichts dagegen tun. Dann hieß es jetzt wohl Bett… oooder… Aarons Blick wanderte von dem noch offenen Kühlschrank zu dem Regal, das beinahe neben dem Kühlschrank hing. Er leckte sich über die Oberlippe, während er den Kühlschrank nachdenklich schloss. Klar, er würde mit den Konsequenzen leben müssen, aber vielleicht… nur vielleiiiicht nur ein klitzekleines bisschen, um ein bisschen runter zu kommen…? Dann würde das einschlafen garantiert einfacher werden… Ohne noch mehr darüber nachzudenken öffnete er den Schrank und bediente sich direkt an Freds Alkoholvorrat, der darin verstaut war. Fred hatte den übelsten, widerlichsten, schlimmsten Schnaps der Weltgeschichte – das hatten Aaron und sein Bruder schon früh rausgefunden. Immer, wenn sie sich daran bedienten, ging es nicht gut aus. So wie an Dans 18. Geburtstag… Aaron schüttelte sich einen Moment, schob den Gedanken dann aber beiseite und nahm den am appetitlichsten aussehenden Schnaps aus dem Schrank. Gleich danach angelte er sich ein Stamperl-Glas aus dem Schrank daneben, füllte das und exte es in einem Rutsch. Aaaah, schlechter Gedanke – seine Kehle brannte sofort, seine Augen füllten sich sogar mit Tränen. Bah, dieses Teufelszeug war einfach immer wieder grausam! Aber egal, nachdem er runter gekommen war füllte er das Stamperl nochmal und exte es ein zweites Mal. Lange würde es sicher nicht dauern, bis er betrunken war. „Aaron?“, hörte er dafür aber ziemlich schnell eine Stimme hinter sich, wobei der sich erschrocken drehte. Wenn das Fred war…! – Aber nein, es war nur Dan. „Scheiße, hast du mich erschreckt, Danny…“ Aaron lachte leise und wischte sich über seine Augen. Bis eben war ihm nicht aufgefallen, dass er die ganze Zeit stumm vor sich hin geheult hatte, aber jetzt war ihm das irgendwie peinlich. Vor allem, weil sich das lachen dadurch ganz schön tränenerstickt und erbärmlich anhörte. „Hey, Aary…“ Dan seufzte leise. Bis eben hatte er sich noch an den Türrahmen gelehnt, aber jetzt betrat er die Küche und kam direkt auf Aaron zu. Dabei kam Aaron nicht umhin, zu bemerken, wie gut Dan aussah: seine Haare waren zwar vom Bett verstrubbelt, unter seinen Augen waren leichte Augenringe und er hatte nichts an bis auf eine ziiiemlich kurze Boxershorts und ein weißes Tanktop… aber trotzdem, er sah einfach unheimlich gut aus. Bevor Aaron da aber zu sehr drüber nachdenken musste, schloss Dan ihn auch schon in seine Arme – in seine nicht sonderlich muskulösen, wahrscheinlich für normale Menschen nicht eindrucksvolle Arme; die Arme, in denen Aaron sich trotzdem immer so unglaublich wohlig und beschützt vorkam – mehr als bei irgendjemand anderem. Wie ein kleines Schloss, ein Dan-Schloss, das ihm sofort so viel Mut machen konnte wie sonst nichts, wenn er nur dahin zurück kehrte… Was für eine seltsame Metapher. Entstand wahrscheinlich an den zwei Stamperln, die er gerade getrunken hatte. Es stimmte aber, dass er sich sonst nirgendswo so gut fühlte und deshalb auch sofort seine Arme um Dan schlang, wobei er sein Gesicht in Dans Halsgrube drückte. „Was ist denn los?“ Dan fuhr mit seiner Hand beruhigend über Aarons Rücken. Der schluckte erstmal heftig, bevor er sich zu irgendeiner Antwort überwinden konnte. „Heute war einfach… alles scheiße“, murmelte er dann. „Caleb… war die ganze Zeit bei Ryan, und ich musste dauernd mit Ryder abhängen und der hat gekotzt und ich musste seine Bettdecke neu beziehen und ihn duschen, Danny, ihn duschen und dann wollte ich heimgehen und hab Ryan und Caleb voll eng aneinander gesehen und keine Ahnung, ich weiß ja, dass Caleb nie was mit Ryan würde, auch wenn er betrunken is‘, aber es ist so gemein dass er mich einfach seit vier Stunden ignoriert hat und ich ihn die ganze Zeit suchen musste und…“ Aaron holte tief Luft, um sich mal selbst von dem Redeschwall zu unterbrechen, den er hier gerade ausstieß. „Ach, Aaron…“, gab Dan schließlich leise zurück, nachdem Aaron eine Weile nichts gesagt hatte. „Das klingt alles echt grausam… Es tut mir Leid, dass dein Silvester so mies gelaufen ist.“ „Mir auch“, nuschelte Aaron, wobei er an sich halten musste um nicht gleich wieder zu schluchzen. „Ich… mag das einfach nich‘ mehr… Ich mag nich‘ so eifersüchtig sein, aber ich mag auch nich‘, dass Caleb mich einfach vergisst…“ Dan drückte Aaron nochmal richtig fest, woraufhin der sich bereitwillig nochmal in seinen Bruder krallte. „Vielleicht solltest du einfach schlafen, Aary“, schlug Dan vor. „Morgen sieht das alles sicher viel weniger schlimm aus…“ „Mh-mh.“ Jetzt löste Aaron sich doch von Dan, nur, um sich wieder umzudrehen und den Schnaps zu nehmen. „Guck… ich will noch was trinken.“ „Ist der von Fred?“, fragte Dan, wobei er näher kam und seine Augenbrauen hochzog. „Bist du verrückt geworden?“ „Nee. Ich will nur betrunken werden.“ Aaron grinste schief, während er sein Stamperl wieder füllte. „Willst du auch?“ Dan schüttelte nur amüsiert seinen Kopf. „Eigentlich wollte ich mir nur’n Glas Wasser holen, Aary“, informierte er seinen Bruder, öffnete dann aber den Schrank und angelte sich ein zweites Stamperl-Glas heraus, das er neben Aarons stellte. „Aber ich denk ja gar nicht daran, dich alleine betrunken werden zu lassen. Das wäre ja unverantwortlich.“ Aaron lachte leise (was durch die Tränen abermals erbärmlich klang), bevor er das Stamperl füllte. „Ich hab aber schon vorhin was getrunken“, sagte Dan. „Also wunder dich nich‘, wenn ich gleich suuuuper besoffen bin.“ „Klingt gut.“ Aaron grinste wieder kurz, bevor er Dan das Stamperl gab. Sie stießen an, leerten das Glas schnell und verzogen danach synchron das Gesicht. „Widerlich“, kommentierte Dan. „Noch mehr?“, fragte Aaron und hielt den Schnaps hoch – und Dan sagte natürlich nicht nein. So ging das eine Weile weiter, bis der Schnaps für normale Verhältnisse schon viiiel zu leer war. „Wir sollt’n ins Bett, Babybruder“, lallte Dan schließlich. Aaron nickte nur, nahm den Schnaps und stellte ihn in den Schrank zurück – so viel Geistesgegenwärtigkeit musste man erstmal haben, bäm! – bevor er den auch wieder schloss. „Aber in deins“, gab Aaron zurück. „‘ch mag in deinem Bett schlaf’n.“ Dan nickte, als wäre das die normalste Aussage der Welt. Gleich danach griff er sich Aarons Hand, um ihn nach oben zu ziehen; und Aaron merkte, wie allein durch diese Berührung sein Herz schneller schlug. Fuuuck! Wie es immer jede einzelne Berührung von Dan schaffte, ihn so verrückt zu machen – selbst zwei Jahre nachdem er ohne ein Wort weggelaufen war! – war einfach unglaublich. Dan ließ Aarons Hand nicht los, bis sie oben im Dachboden angekommen waren. Und selbst hier ließ Dan Aaron nicht sofort los, und Aaron dachte auch gar nicht daran, die Hand seines Bruders loszulassen. Die Tür machte er für Aaron mit einer Hand auf und hielt sie ihm auf, bis er drinnen war. „Schläfst du noch mit Nachtlicht?“, fragte Dan, während er die Tür gleich wieder hinter ihm schloss. „Mhm“, erwiderte Aaron, „Aber das’s schon ok.“ „Nee… momeeent.“ Dan zog Aaron an seiner Hand bis zum Schreibtisch, den Dan wahrscheinlich während er hier gelebt hatte so gut wie nie benutzt hatte. Dafür gab es hier aber eine Schreibtischlampe, die Dan auch gleich anknipste. „Passt das so?“, fragte er mit einem schrägen Blick zu Aaron. „Passt so“, stimmte der zu. Wahrscheinlich hätte das Fenster, das direkt über Dans Bett war auch gereicht, aber Dan machte sich so ‘ne Mühe, da musste Aaron das ja nicht unbedingt betonen. Dan grinste zufrieden und zog Aaron weiter zum Bett, wo er aber inne hielt. „Wir haben ‘n Problem“, sagte er dann und guckte wieder zu Aaron. „Hm?“, fragte der und hob seine Augenbrauen hoch, den Blick erwidernd. „In meinem Bett darf man nix anhaben“, erklärte Dan. „Nix außer ‘ner Boxer jedenfalls.“ Aaron konnte sich zwar nicht an diese Regel erinnern, aber er nahm sie gleich an. „Dann hab ich’s wohl die letzten zwei Jahre falsch gemacht“, stellte er glucksend fest. „Du has‘ in meinem Bett geschlafen?“, gab Dan überrascht zurück. Aaron zuckte als Antwort nur mit den Schultern. Ja, das hatte er – wann immer er Dan zu sehr vermisst hatte. Und er hatte Dan wirklich, wirklich oft vermisst. Er hatte sogar schon überlegt einfach gleich auf den Dachboden zu ziehen, aber das hätte den Raum zu einem Aaron-Raum gemacht, nicht zu einem Dan-Raum… und das war ja gerade der Sinn davon! „Das’s süß.“ Dan grinste. „Aber du muss‘ dich trotzdem ausziehen.“ „Du doch auch“, gab Aaron zurück. „Du hast’n Tanktop an.“ „Hm.“ Dan schaute an ihnen herunter, da, wo ihre Hände sich immer noch hielten. „Ich mag dich aber nich‘ loslassen…“ „Ich dich auch nich‘.“ Aaron seufzte. „Aber’s muss sein, wenn’s die Regeln sind, ne? Alsooo… auf… drei?“ „Auf drei.“, stimmte Dan zu. „Eins… Zwei…“ „… Drei.“ Uuund sie lösten die Hände voneinander. Dan zog sein Tanktop über den Kopf, während Aaron sich seines Shirts, seiner Hose und seiner Schuhen und Socken entledigte. Dan schlüpfte noch ins Bett während Aaron sich auszog, aber Aaron folgte gleich darauf – und legte dabei wieder einen Arm um Dans nackten Oberkörper, einfach nur um ihn berühren zu können. Dan legte seine Arme auch um Aaron, sodass ihre Gesichter nur noch ein paar Zentimeter trennten; und so, dass Aaron Dans Lippen auf seinen Lippen spüren konnte. Eine Weile lang sagten sie nichts, aber das musste auch gar nicht sein. Aaron genoss einfach nur die Nähe und vergaß dabei ganz, wieso er sich so sehr über den Tag so sehr aufgeregt hatte. Eigentlich lief der Tag doch gerade echt gut… I still hear your voice when you sleep next to me I still feel your touch in my dreams Forgive me my weakness but I don't know why without you it's hard to survive Aber dann fielen ihm wieder tausend Gründe ein, wieso diese Welt unfair war. Er war sich nicht ganz sicher, ob es am Alkohol lag oder daran, dass Dan so nah an ihm war, aber jetzt brach er doch wieder in Tränen aus – und wurde sofort enger von Dan gezogen, so, dass Aaron sein Gesicht wieder in seine Halsgrube drücken konnte. „‘s tut mir so Leid wegen Caleb…“, murmelte er leise. „Das… Das’s nich‘ wegen Caleb“, gab Aaron zurück, während er seine Hände in Dans nackten Rücken krallte. „Das’s… wegen dir.“ „Wegen mir?“ Dan klang verwundert; glaubte Aaron jedenfalls, so gut konnte er das nicht mehr einordnen. „Was hab ich denn gemacht?“ „Nichts… ich…“ Aaron nahm einen zittrigen Atemzug. „‘s nur so schwer… ohne dich.“ Er schluckte kurz. „Und ich weiß, dass du jetz‘ bald wieder gehst und… ‘s tut mir Leid, dass ich so rumheul, aber… ohne dich isses so schwer überhaupt weiter zu machen…“ Dan drückte sich enger an Aaron, sagte aber ein paar Momente lang nichts. Vielleicht wusste er einfach nicht, was er sagen sollte; Aaron jedenfalls fuhr mit seiner Hand über Dans nackte Haut und versuchte, jede einzelne Berührung in seinem Kopf abzuspeichern. „Ich bin immer da“, erwiderte Dan schließlich atemlos. „Immer da wenn du mich brauchs‘. Und du has‘ meine Handynummer… und du hast Caleb..“ Aaron schüttelte seinen Kopf – so gut das in seiner Position eben ging. „Ich mag Caleb echt“, nuschelte er leise, „Aber… das… mit dir ist einfach anders. Und ich vermiss dich immer… so sehr.. und morgen bist du sicher wieder weg…“ Dan fuhr mit seiner Hand an Aarons Rücken nach oben, bis er ihm schließlich über den Nacken streichelte. „Ich bin morgen nicht weg“, sagte er leise. „Ich geh morgen nich‘. Versprochen.“ Aaron drückte seine Nase leicht gegen Dans Schulter, bevor er sich wieder löste und ein bisschen hoch rutschte, so, dass er mit seinen verheulten Augen in Dans wunderschöne, rehbraune Augen schauen konnte. „Brüder-Ehrenwort?“, fragte er, was durch sein Lallen und durch seine Tränen wahrscheinlich kaum verständlich war. „Brüder-Ehrenwort“, versprach Dan dennoch leise. Aaron fuhr mit seiner Hand an Dans Wirbelsäule nach oben, während er seine Lippen zusammendrückte und dabei leicht lächelte. „Okay“, sagte er dann leise. „Tut mir Leid… dass ich dich dazu zwinge. Aber’s… ich vermiss dich einfach immer so sehr, Dan…“ So sehr, dass er immer noch manchmal meinte, Dans Stimme zu hören. Und so sehr, dass er immer noch von ihm träumte… „Du glaubs‘ gar nich‘, wie sehr ich dich vermisse, Aaron“, gab er zurück. „Jede Minute… jede Sekunde. Ernsthaft.“ Aaron schaute sorgsam in Dans Augen, in der Erwartung, darin irgendein Funkeln zu sehen – irgendein Anzeichen dafür, dass er ihn anlog. Aber er konnte nichts finden, was seinen Herzschlag nur nochmal beschleunigte. Gott – er war so nah an Danny, und was er da sagte haute ihn einfach so sehr um… es war wie immer: Aaron malte sich aus, wie wenig er Dan noch brauchte und dass er es gar nicht mehr nötig hatte, einen großen Bruder zu haben – oder jedenfalls versuchte er das – und sobald Dan dann wieder da war, konnte Aaron ihm nicht mal mehr in irgendeiner Form böse sein. Er machte es einfach unmöglich… „Ich liebe dich“, flüsterte Aaron leise. Dan zögerte keine Sekunde. „Ich liebe dich auch, Aaron.“, erwiderte er. Und das war genug Grund für Aaron; genug Grund, sich nach vorne zu beugen und die letzten paar Zentimeter zu überbrücken. Solange, bis sich ihre Lippen endlich berührten. 'cause everytime we touch I get this feeling and everytime we kiss I swear I could fly Can't you feel my heart beat fast? I want this to last Need you by my side Zu sagen es wäre unglaublich wäre eine Untertreibung. Sie hatten schon mal sowas wie einen Fast-Kuss gehabt, aber das hier, dieser ernsthafte Kuss ließ Aarons Herz so schnell schlagen und gab ihm noch dazu ein gewaltiges Gefühl der Schwerelosigkeit. Und das Beste von allen: Dan drückte sich nicht von ihm weg, erinnerte ihn nicht an Caleb, nein, er küsste ihn zurück. Eine Weile lang blieb es nur bei dem Kuss, aber das war Aaron noch lange nicht genug. Er fing an, seine Lippen leicht zu bewegen und gab sich dabei größte Mühe – er wusste, dass Dan Erfahrung hatte und er wollte, nein, er musste der Beste sein, den Dan jemals geküsst hatte! Dass sie dabei beide betrunken waren und der Kuss wohl eher schludrig als alles andere war, kümmerte Aaron herzlich wenig. Für ihn war es perfekt. Er würde diesen Geschmack nie wieder vergessen können, das wusste er jetzt schon; und er würde ihn auch garantiert nicht aufgeben. Dadurch, dass sie ihre Lippen bewegten, schaffte Aaron es auch schließlich seine Zunge zum Einsatz zu bringen. Er schaffte es aber nicht mal bis zu Dans Mund, weil der ihn schon auf halbem Weg zurück küsste – und als ihre Zungen sich berührten, glaubte Aaron sein Herz förmlich aussetzen zu spüren. Er hatte noch nie so heftige Gefühle gehabt wie jetzt, und er glaubte nicht, dass er sich jemals wieder so gut fühlen könnte. Das hier überstieg noch seine kühnsten Träume und die Tatsache, dass sie nicht aufhörten, sondern weiter ihre Lippen gegeneinander bewegten und ihre Zungen dabei miteinander spielten – das… das war einfach umwerfend. Während sie damit weiter machten, ließ Aaron seine Hand in Dans Haare wandern und befühlte mit der anderen weiter Dans Rücken. Dan fuhr mit seiner Hand ebenfalls über Aarons Rücken, wobei jede einzelne Berührung sich in Aarons Haut brannte. Mit seiner anderen Hand wanderte Dan auch nach unten, bis zu seinen Boxern, an denen er sich aber auch nicht lange aufhielt. Seine Fingerspitzen wanderten schnell darunter, so, dass er Aarons Hintern berührte – eine Stelle an Aaron, bei der er mit Fug und Recht behaupten konnte, dass sie noch niemand außer er selbst angefasst hatte. Aarons Herz machte einen Sprung, wobei er jetzt erst spürte, wie unglaublich steif Klein-Aaron schon war. Das tat ja fast schon weh! Und Dan musste es sicher auch spüren, denn seine Hüfte drückte sich an Dans – so, dass auch Aaron spüren konnte wie erregt Dan war. Oh Gott, und dann war da noch der Kuss, Dans Hand… das war einfach alles viel zu viel für ihn. Was aber noch lange nicht hieß, dass er damit aufhören wollte. Er rieb seinen Körper an Dans, genoss die Berührungen seines Bruders und ließ seine eine Hand jetzt auch mal nach unten wandern, um sich Dans Boxer zu greifen. Der war so hart, dass es sicher schon weh tun musste in der Boxer die er an hatte, also zog er ein bisschen daran… und beim Gedanken, Dan gleich nackt sehen zu können wurde Aaron schon wieder schwindlig vor Erregung. Es war nicht so leicht, Dans Boxer nach unten zu bekommen, aber gerade als er es zu schaffen schien geschah etwas viel, viel schlimmeres: Dan löste sich. Aaron hielt seinen Atem an und öffnete seine Augen wieder, während die Hand aus seinen Boxershorts verschwand. „Wir dürf’n das nicht tun“, sagte Dan schnell, wobei seine Stimme leicht zittrig klang. „Wir könn’n das nich‘ tun…“ 'cause everytime we touch I feel the static and everytime we kiss I reach for the sky Can't you hear my heart beat so? I can't let you go Want you in my life Aaron wusste gar nicht, wie er darauf reagieren sollte. Fast wäre er wieder einfach in Tränen ausgebrochen, aber dazu war die Erregung noch zu frisch, das Herzklopfen noch zu stark. Stattdessen machte er einfach das für ihn Naheliegendste und griff nach Dans Handgelenk, das jetzt wieder zwischen ihnen lag. Ohne was dazu zu sagen drückte er Dans Hand auf seinen Brustkorb. Er war sich nie ganz sicher, auf welcher Seite jetzt das Herz lag, aber er machte es sicher intuitiv richtig. „Spürste das?“, fragte Aaron schließlich, wobei er seinen Blick auf Dan gerichtet hielt. „Mein Herz… schlägt nie so schnell, außer wenn du bei mir bist, Danny“, sagte er leise. „Und wenn du mich berührst, dann überschlägt es sich fast… auch… wenn’s nur ‘ne beiläufige Berührung is‘, aber das reicht mir, weil ich dich so sehr liebe…“ Aarons Hand wanderte an Dans Handgelenk entlang, über seinen Arm. Glücklicherweise nahm Dan seine Hand dabei aber nicht von Aarons Brustkorb weg. „Und gerade beim Kuss war das… mein Herz packt’s gar nich‘ mehr, Danny, und ich erst recht nich‘. Ich will nich‘, dass das aufhört und… biiitte, Danny. Ich brauch dich echt so sehr…“ Dan behielt seine Hand an Aarons Brustkorb gedrückt, löste sie aber nach einer Weile wieder – nur, um sie wieder um Aaron zu legen. „Ich liebe dich auch“, erwiderte er wieder. „So sehr…“ Und damit war alles gesagt. Ihre Lippen trafen wieder aufeinander, der Kuss ging weiter; wenn auch ein wenig verzweifelter, weil Aaron Angst hatte, dass Dan wieder Zweifel haben könnte. Aber die schien er nicht zu haben, denn seine Hand wanderte abermals in Aarons Boxershorts, wo er Aarons Hintern leicht drückte. Aaron ließ seine Hand ebenfalls wieder an Dans Körper herab wandern, um schlussendlich wieder an Dans Boxern zu ziehen. Weil das in ihrer Position aber eher medium gut ging, drehten sie sich schließlich – so, dass sie nicht mehr seitlich lagen, sondern so, dass Danny auf Aaron lag. So hatte Aaron auch keine Probleme mehr damit, Dannys Unterhose nach unten zu ziehen; und mit ein bisschen Gestrampel von Danny war sie auch schon komplett weg. Bei Dan hatten sich mittlerweile beide Hände an Aarons Hintern gelegt, wobei er seine jetzt freiliegende Erregung immer noch gegen Aarons verpackte Erregung drückte. Aaron konnte gar nicht anders, als dann und wann leise in den Kuss zu stöhnen – genauso wie Dan, übrigens. Der zog schließlich aber auch Aarons Unterhose nach unten, wobei der als Form der Mithilfe seine Hüfte leicht hob. Auch er musste nur noch ein bisschen strampeln, bis er sie schließlich gar nicht mehr anhatte; aber dann lagen sie endlich nackt aufeinander, so, dass sich Klein-Aaron und Klein-Dan endlich direkt berührten. Ein verdammt wahnsinniges Gefühl. Aber noch kein Grund, den Kuss zu lösen – Aaron machte weiter damit, seine Hüfte gegen Dans zu drücken und der rieb seine Hüfte weiter gegen Aarons. Dabei befühlte Dan auch weiter seinen Hintern, während Aaron dasselbe bei Dan machte. War einfach am erreichbarsten! Außerdem, fuck, fühlte Dans Händen sich unter seinen Händen echt gut an. So ging das eine Weile weiter, bis Aaron schließlich leise in den Kuss redete. „In der Kommode…“ – Kuss ging kurz weiter – „Neben dem Bett…“ – Und wieder… - „Is‘ Gleitcreme.“ Jetzt löste Dan sich doch wieder von ihm, schwer atmend. „Was?“, fragte er verwirrt. „Da is‘ Gleitcreme“, sagte Aaron und fuchtelte mit der Hand in Richtung Kommode. „Die hab’ch da rein gelegt.“ Und als Dan ihn daraufhin nur verwirrt anschaute, merkte Aaron, wie er wieder zu grinsen begann. „Du glaubs‘ gar nich‘, wie oft ich mir in deinem Bett einen runtergeholt hab seit du weg bis‘…“ Jetzt grinste Dan auch kurz. „Du bis‘ so dreckig, Aaron“, kommentierte er, bevor er kurz von Aaron kraxelte. Die perfekte Gelegenheit, im Licht des Mondes und der Schreibtischlampe Dans nackten Körper anzuschauen; mit der Erregung, die da so lustig wackelte… und gleichzeitig so unglaublich heiß aussah. Dan holte aus der Schublade die Gleitcreme, bevor er wieder zurück zu Aaron kraxelte und wieder über ihn ging. „Und genau das lieb ich an dir“, vollendete er seinen Satz und küsste Aaron wieder kurz. Your arms are my castle your heart is my sky they wipe away tears that I cry The good and the bad times we've been through them all You make me rise when I fall „Und jetz‘?“, fragte Dan dann, während er sich wieder von Aaron löste. „Soll ich dich einfach..? Ich hab das noch nie mit ‘nem Kerl gemacht…“ „Echt nich‘?“ Aaron gluckste leise. „Du bis‘ doch bi, Dan.“ „Ja.“ Dan lachte ein bisschen, „Aber ich wollte, wenn ich mit ‘nem Kerl was hab, nur mit dir was haben, Aary.“ Das war… unheimlich süß. Aaron merkte, wie er leicht rot anlief, als Dan sich zwischen Aarons Beine aufsetzte und die Gleitcreme wieder nahm. „Also… soll ich einfach?“ „Klaaar.“ Aaron hob seine Beine ein bisschen, um Dan besseren Zugang zu gewähren. „Aber mach… schnell. Ich will dich in mir…“ Dan zog seine Augenbrauen hoch, während er in seine Hand Gleitcreme drückte. „Das“, stellte er fest während er die Tube wieder beiseite schmiss, „Is‘ mit Sicherheit das heißeste was ich jemals gehört hab.“ Er gluckste zufrieden, verrieb die Gleitcreme und machte sich dann gleich an die Arbeit. Er setzte einen Finger an… „Mach gleich mehr“, sagte Aaron schnell, während er seine Hände in die Bettlaken krallte. „Echt, ich… halt das nich‘ mehr lange aus.“ Und nein, nicht weil er gleich seinen Orgasmus hätte. Er schaffte es einfach nicht, noch so lange ohne Dan durchzuhalten! Er hatte jetzt echt lange genug gewartet, dass er es jetzt eeendlich haben könnte… „Mein Wunsch is‘ dein Befehl“, sagte Dan grinsend, bevor er ein paar Mal blinzelte und verwirrt drein guckte. „Oder so.“ Dan schaute während er das sagte so herrlich, dass Aaron gar nicht anders konnte, als zu lachen – und noch während er das tat drückte Dan gleich drei Finger in Aaron, dessen Lachen sich sofort in ein Stöhnen verwandelte. „Oh, shit“, sagten sie Beide synchron, woraufhin Aaron wieder ein atemloses Lachen entfuhr, in das Dan gleich einstimmte. „Du bist so eng!“, stellte Dan fest, während er seine Hand probeweise ein paar Mal raus- und reinschob. „Das ist… fuck. Das ist super heiß.“ „Hast du das bei einer Frau noch nie gemacht?“, fragte Aaron leicht verwirrt nach, während er seine Hüfte ein wenig gegen Dans Finger drückte. „Noch nie“, gab Dan zurück, wobei er seine Finger leicht voneinander drückte – oder es jedenfalls versuchte. „Auch für dich aufgehebt.“ Aarons Herz machte einen Sprung, aber er konzentrierte sich dennoch ganz auf Dans Finger, die da so probeweise weiter in ihn stießen. „Dann… mach’s auch gleich.“ Dan schob seine Finger wieder in Aaron und hörte auch mit dem Bewegen nicht auf, als er zu Aaron schaute. „Sicher?“ „Sicher“, stimmte Aaron zu. Dan nickte langsam, bevor er seine Finger aus ihm zog. Anschließend fuhr er nochmal von außen über Aarons sensible Stelle, was Aarons Zehen nochmal dazu brachte, sich zu krümmen – es fühlte sich einfach viiiel zu gut an. Gleich danach nahm Dan seine Hand aber wieder weg von Aaron, um stattdessen das Gleitgel zu benutzen um jetzt seine Erregung einzudecken. Er machte sich dabei so viel wie nur irgendwie möglich auf Klein-Danny, wobei das Geräusch das er beim vor- und zurückziehen seiner Vorhaut machte, Aaron nur noch mehr motivierte. „Maaach“, drängelte Aaron Dan, der wieder kurz zu ihm hoch grinste, sich dann aber wieder in Position begab. „Alter… ich hoff das tut jetz‘ nich‘ weh“, murmelte Dan, während er sich wieder über Aaron beugte. Er kam mit seinem Kopf nicht sonderlich weit, nur bis zu seinem Hals, aber das war schon okay – Aaron fuhr über Dans Schulterblatt, als er endlich seine Hüfte vordrückte. Und fuck, es war krass! Aaron hatte schon ein bisschen experimentiert außerhalb seiner Finger, aber das war trotzdem nichts im Vergleich zu Dans kompletter Männlichkeit. Aber nicht unbedingt im negativen Sinne – es fühlte sich verdammt geil an, je tiefer Dan eindrang und Aarons Herz hörte auch gar nicht auf, wie wild zu pochen. Nachdem Dan schließlich bis zum Ansatz in Aaron war, schaute er wieder zu Aaron. „Tut es weh?“, flüsterte er leise, woraufhin Aaron den Kopf schüttelte. „Es ist toll“, flüsterte er zurück, woraufhin Dan wieder lächelte. „Perfekt…“ Und mit den Worten beugte er sich ein bisschen hoch, wobei Aaron sich auch ein bisschen hoch kämpfte – so, dass sie sich wieder anständig küssen konnten. Ja, Tatsache: Das machte das Ganze nochmal besser. Dan fing schließlich an sich zu bewegen: Langsam, zögerlich, während er sorgsam über Aarons Seite strich. Aaron umklammerte mit beiden Armen Dans Hals, damit der gar nicht auf den Gedanken kam den Kuss jemals wieder zu lösen; auch wenn die Bewegung da unten ihn wirklich höllisch ablenkte. Außerdem wurde ihr Kuss schließlich doch unterbrochen, allerdings nur, weil Aaron stöhnen musste. „Fuck“, keuchte er leise gegen Dans Lippen, „Das war… hundert Pro mein G-Punkt.“ Dan hob seine Augenbrauen leicht. „Du meinst… das?“ Er rollte seine Hüfte wieder langsam in Aaron, der darauf wieder ein Stöhnen ausstieß. „Ja, fuck…“ Aaron lachte awkwardly, während Dan lächelte und seine Lippen wieder auf Aarons drückte. Das Keuchen mehrte sich jetzt – von beiden Seiten, sowohl von Aaron als auch von Dan. Dennoch fingen sie ihre Lippen danach immer wieder auf, hörten nicht auf; und Dan wurde auch nicht markant schneller, sondern legte sich bloß einen stetigen Rhythmus zurück, indem es für sie Beide am angenehmsten war. Dabei traf er immer und immer wieder auf Aarons besondere Stelle, was den immer wieder schwindlig machte; aber daran sich selbst zu befriedigen dachte Aaron gar nicht. Die einzige Erregung, die er wollte, war gerade die von Danny und Danny machte seinen Job auch wirklich verdammt gut… „Aary“, murmelte er schließlich leise in den Kuss, „Ich komme gleich… ist es okay, wenn ich in dich…?“ Er sprach abgehakt und hörte nicht auf, seine Hüfte zu bewegen, aber Aaron nickte schnell als Antwort. „Mach“, motivierte er Dan, wobei er es in der Tat sowas von überhaupt nicht abwarten konnte, noch mehr von Dan in sich zu spüren. Dan lächelte und rollte seine Hüfte noch ein paar Mal, wobei er seine Lippen wieder auf Aarons drückte. Er war so verfickt sanft – viel sanfter als man es von ihrem betrunkenen Zustand erwarten könnte. Das machte es aber keineswegs weniger perfekt, eher im Gegenteil, es machte das Ganze noch ein bisschen schöner. Und schließlich spürte Aaron es; er spürte, wie sich etwas Warmes sich zu Dan unten gesellte, während der noch ein paar Mal seine Hüfte in Aaron bewegte. Aaron spürt, wie Dans gesamte Muskulatur sich gegen seinen Körper anspannte und genoss das Gefühl, dass er dadurch bekam. Ein paar Momente später zog Dan sich schließlich ganz aus Aaron zurück, wobei er den Kuss auch gleich ganz löste. „Ich liebe dich so sehr…“, murmelte er. 'cause everytime we touch I get this feeling and everytime we kiss I swear I could fly Can't you feel my heart beat fast? I want this to last Need you by my side „Ich dich auch.“ Aaron lächelte zufrieden, während er seine Hand nach unten wandern ließ, um sich selbst auch noch zum Höhepunkt zu bringen. „Nich‘…“ Dans Hand legte sich ein wenig linkisch an Aarons Handgelenk. „Mach… nich‘.“ Er küsste Aaron nochmal kurz, bevor er sich löste. „Mach du bei mir auch… wir müssen Beides ausprobieren. Ich will Beides mit dir machen…“ Aaron starrte seinen Bruder ein paar Sekunden lang an. Aber er ersparte sich schließlich die ganzen Fragen, ob Dan das wirklich wollte und ob er darüber nachgedacht hatte – das machte Sinn, und er verstand, wieso Dan es wollte. Womöglich wäre das die einzige Möglichkeit, die sie hätten und dann mussten sie es einfach in beiden Richtungen ausprobieren… Dan hatte recht. „Okay“, sagte Aaron also schließlich, wobei er fühlte wie seine Erregung vor Antizipation zuckte. Dan lächelte zufrieden, und in einer schnellen Bewegung hatten sie sich Beide gedreht; so, dass jetzt Aaron auf Dan lag. Sie gaben sich noch Mühe, ihre Beine in Position zu bringen, sodass Dans Beine jetzt gespreizt waren, aber das klappte dann schon ganz gut. „Hab ich dir schon gesagt, dass ich dich liebe?“, fragte Dan, während Aaron sich aufsetzte und sich ebenfalls Gleitgel auf die Hände machte. Der schaute zu Dan hoch, während er es auf seinen Fingern verrieb. „Nur ungefähr fünfhundert Mal heute“, gab er lachend zurück, während er seine Finger flach an Dans Hintereingang drückte. Erstmal rieb er sie ein wenig dagegen, um alles ein bisschen rutschiger zu machen, so gut das eben ging. „Aber du kannst es mir ruhig immer wieder sagen.“ „Ich liebe dich, Aary“, sagte Dan also schließlich wieder. Aaron lächelte, während er seinen Mittelfinger vorsichtig und langsam in Dan arbeitete. „Ich liebe dich auch, Danny.“, murmelte er, während Dan sich anspannte. Aarons Hand fuhr zur Beruhigung über Dans Oberschenkel und über seinen Bauch, in der Hoffnung, dass sich das wieder legen würde. „So sehr…“ Aaron nahm einen zweiten Finger dazu, den er probeweise ein wenig rein- und raus aus Dan bewegte. Fuck, ja, sein Bruder war eng – viel enger als jede Frau, bei der Aaron jemals was mit seinen Fingern gemacht hatte! Aber auch mit Frauen hatte er das nie gemacht, was er jetzt mit Dan machte, also war das wohl irgendwie naheliegend… „So unglaublich sehr, Danny.“ Und damit kam noch sein Ringfinger dazu, wobei Dan sich abermals anspannte. Aaron kamen so langsam doch Zweifel, aber er bewegte seine Finger weiter rein und raus aus Danny, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie er da jemals rein kommen sollte. „Das ist so gut…“, kommentierte Dan aber schließlich und Aaron schöpfte wieder ein wenig Zuversicht. Nachdem er sich ein bisschen mehr positioniert hatte, kam ihm auch ein anderer Gedanke; er massierte mit seinen Fingern ein wenig an der Seite, bis er schließlich einen ganz bestimmten Punkt erreichte. Ha, er hatte doch gewusst, dass ihm das nochmal helfen würde! Und als er Dan an der Stelle massierte, entfuhren seinem Bruder auch wieder das eine oder andere Stöhnen und Aaron konnte beglückt dabei zusehen, wie Klein-Dan wieder wuchs – obwohl er ja gerade erst gekommen war. Aber schließlich zog Aaron seine Hand wieder raus, wobei Dan zu ihm hoch schaute. „Jetzt will ich dich aber auch in mir“, stellte er fest. Und das ließ Aaron sich sicher nicht zweimal sagen! „Dein Wunsch is‘ mein Befehl“, sagte er den Spruch diesmal richtig herum, während er wieder nach dem Gleitgel griff und das auf Klein-Aaron verteilte. Ebenfalls eine dicke Schicht, immerhin wollte er seinem Bruder alles andere als weh tun. Er setzte auch relativ schnell an, auch, wenn sich das nach wie vor alles so unglaublich eng anfühlte und brachte sich selbst auch wieder so in Position, dass er über Dan lag. Zum Glück hatte er in den letzten zwei Jahren noch einen Wachstumsschub bekommen – so, dass er ohne große Probleme wieder zu Dans Mund kommen konnte. Aaron drückte seine Lippen auf diesen, während er seine Hüfte langsam und zögerlich nach vorne bewegte. Und fuck; es fühlte sich auch verdammt anders an als eine Frau! Und zwar ungefähr eine Millionen Mal besser. Aaron war sich nicht sicher, ob das wirklich an der Stellung oder vielmehr daran lag, dass es eben Danny war, aber auf jeden Fall war es unglaublich. Wie Dan arbeitete er sich nur zögerlich vor und strich dabei beruhigend über Dans Seiten, der kurz darauf auch seine Beine um Aaron schlang, um dem wahrscheinlich besseren Zugang zu geben. Nachdem Aaron so weit in Dan war, wie es ihm nur irgend möglich war, stockte er für einen Moment; einerseits um das Gefühl zu genießen, dieses vollkommene, perfekte Gefühl, und andererseits um Dan die Gelegenheit zu geben, sich daran zu gewöhnen. „Das“, sagte Dan dann schließlich, „Ist das geilste. Gefühl. Ever.“ Mit seinen Händen fuhr Dan über Aarons Rücken, der zu seinem Bruder runter lächelte. „Dito“, sagte er leise, während er sich wieder ein wenig aus Dan zog, nur um wieder laaangsam nach vorne zu stoßen. Er wollte Dan nicht weh tun, auch wenn alles in ihm danach schrie, einfach schnell zuzustoßen… Aber eigentlich brauchte er das gar nicht, weil er dafür Dan küssen konnte. Mit seiner Zunge umspielte er abermals Dans, während er, ähnlich wie Dan, langsam und beständig schließlich einen Rhythmus fand, in dem er in Dan stoßen konnte. Seine Hände landeten dabei schließlich an Dans Hüfte, die er vielleicht ein biiischen gröber als nötig packte. Aber sonst blieb er sanft, rollte seine Hüfte auch vergleichsmäßig sanft – und fühlte an der Art, wie Dans Körper sich anspannte und er in Aarons Mund stöhnte, dass er eine ähnliche Stellte traf wie Aaron vorhin bei ihm. 'cause everytime we touch I feel the static and everytime we kiss I reach for the sky Can't you feel my heart beat so? I can't let you go Want you in my life Und jedes von Dans Stöhnen spornte ihn nur noch mehr dazu an, weiter zu machen. Seine Hüfte bewegte sich fast schon automatisch, nicht schnell, aber auch nicht mehr sonderlich langsam – aber dennoch noch betont sanft, weil er Dan niemals weh tun könnte, egal in was für einer Art und Weise. „Dan…“, murmelte Aaron schließlich, wobei er auch nicht aufhörte, seine Hüfte zu bewegen. „Wenn ich gleich komme, dann…“ „Ich wäre beleidigt, wenn du nicht in mir – ngh! – kommst.“ Dan zeigte sein übliches Grinsen, das nur von einem kurzen Keuchen unterbrochen wurde. Wie Dans Gesicht sich dabei vor Lust verzog, wie er seine Augen zusammenkniff und wie seine Lippen sich leicht öffneten, nur um den Laut entkommen zu lassen… es war ein unglaublicher Anblick und fast hätte Aaron ihn nicht mehr geküsst, damit er dieses Bild nochmal sehen könnte. Fast. Aber dann küsste Aaron Dan doch wieder, machte weiter mit seinen Bewegungen, stieß weiter in Dan… und schlussendlich kam er – den wahrscheinlich besten Orgasmus seines Lebens. Wellen der Erregung durchfuhren Aaron, brachten ihn dazu, Dans Namen zu stöhnen und hätten ihn fast dazu gebracht, mit seinen Hüftbewegungen aufzuhören. Aber damit weiterzumachen war noch viel, viel besser, auch wenn seine Bewegungen jetzt ein wenig abgehackt waren… aber Dan schien das gar nicht zu stören, denn der stöhnte nur als Aaron in ihm kam. Und obwohl Aaron am Liebsten nie aufgehört hätte, löste er sich schließlich von Dan und zog sich aus ihm, bevor er sich schwer atmend neben Dan legte. „Wow…“, murmelte er leise, wobei sich ein Grinsen auf seinen Lippen bildete. „Ja“, stimmte Dan zu, während er sich zu ihm rüber rollte und ihm einen Kuss auf die Wange gab. „Wow…“ Aaron drehte seinen Kopf wieder, bevor er seinen ganzen Körper drehte – nur, damit er seine Arme wieder um Dan legen konnte. „Das war wunderschön“, sagte Aaron dann schließlich, bevor er Dan nochmal einen schnellen Kuss gab. „Ich wünschte, wir könnten das jeden Tag machen…“ Dan erwiderte nichts auf diese Aussage. Stattdessen nahm er sanft Aarons Handgelenk, führte es an dessen Brust – und natürlich verstand Aaron die Aufforderung und drückte seine Handfläche flach an Dans Brustkorb, wo er sofort das hämmernde Herz darunter spürte. „Kannst du es fühlen?“, fragte Dan, wobei er fast gar nicht mehr lallte. Aaron drückte seine Lippen für einen Moment aufeinander, um zu verhindern, dass er allzu dämlich grinste. „Ja“, sagte er dann, „Ich kann’s fühlen.“ „Ich glaub auch nich‘, dass mein Herz jemals so schnell geschlagen hat… Und ich glaub nich‘, dass ich jemals jemanden so sehr geliebt hab wie dich.“ Er löste seine Hand wieder von Aarons Handgelenk, um stattdessen seinen Arm wieder um Aaron zu legen. Der machte dasselbe zögerlich bei Dan, auch, wenn er den Klang von Dans Herzschlag sofort vermisste. „Also eigentlich weiß ich das“, murmelte Dan während er sich wieder an ihn drückte. „Das hab ich schon immer gewusst. Seit ich denken kann ungefähr. Und deshalb wünschte ich auch, dass wir das jeden Tag machen würden…“ Aber Aaron wusste, dass das nicht ging – wieso auch immer. Aber er wollte darüber nicht nachdenken, er wollte nur genießen, dass er so nah an Dan war… und dass er wahrscheinlich nie wieder so nah an Dan sein würde. Deshalb zog er sich einfach wieder an seinen Bruder, schloss seine Augen und genoss die kleine Seifenblase, in der Dan und er sich gerade noch befanden. 'cause everytime we touch I get this feeling and everytime we kiss I swear I could fly Can't you feel my heart beat fast? I want this to last Need you by my side… „Ich liebe dich“, flüsterte Aaron ein letztes Mal. Vielleicht verstand Dan mit der Verzweiflung in seinem Tonfall, wie sehr Aaron ihn an seiner Seite brauchte... „Ich liebe dich auch.“ Dan küsste ihn nochmal; und für einen Moment glaubte Aaron daran, dass doch alles noch perfekt werden könnte. Kapitel 3: Rock N Roll ---------------------- When it's you and me We don't need no one to tell us who to be We'll keep turning up the radio Ryder ließ seine Füße kurz über den Boden zappeln. Er war noch nicht groß genug dafür, dass er ganz den Boden erreichen konnte – oder der Stuhl war einfach zu hoch. Ja, das musste es sein. Der Stuhl war zu hoch! Dummerweise war das bei der Heulboje rechts neben ihm nicht der Fall. Aaron Brylers Beine waren aus irgendeinem Grund schon lang genug, dass er den Boden erreichen konnte. Irgendwie eine Unverschämtheit, wenn man bedachte, was für ein Baby er war, so wie der in seine Hände schluchzte. Ryders eigene Hände hatten sich um die Sitzfläche geklammert. Er fühlte sich unwohl, natürlich tat er das. Aarons Vater redete gerade mit der Lehrerin und sagte, dass es ja gar nicht so schlimm war, was Ryder gemacht hatte – und dass es in ihrer Situation einfach noch schwer wäre. Pfft, was sollte das denn heißen?! Dann könnte Ryder ja wohl auch bitte heimgehen! Aber das ging wohl erst, wenn Ryders Vater kommen würde. Und der ließ sich nicht blicken. „Ich kann ihn auch heimbringen, wenn Sie wollen.“ Ryders Kopf schnellte nach oben. „Das wäre wirklich freundlich von Ihnen, Mister Bryler.“ „Nennen Sie mich Jamie.“ Aarons Vater lächelte, aber Ryder merkte, wie seine Kinnlade leicht nach unten sackte. Nööö! Er wollte nicht mit Aaron und seinem Vater heimfahren! Aber Aarons Vater kam jetzt schon, drückte die Schulter von der Heulsuse neben ihm und hob ihn anschließend mit Leichtigkeit in seine Arme hoch. „Na, komm schon…“, sagte er zu Aaron und strich ihm über die Schulter. Ryder verzog sein Gesicht und schaute beschämt weg. Es war immer peinlich, weinende Kinder zu sehen. Vor allem in seinem Alter. „Ryder?“, sagte Aarons Vater da auch schon zu ihm. „Dein Vater ist arbeiten. Wenn du willst, kann ich dich aber noch heim fahren…“ „Das geht schon, Mister.“ Ryder senkte seinen Kopf wieder, während seine Wangen sich rot färbten. Ein bisschen schlecht fühlte er sich ja schon. „Du wohnst in der St. Michael-Avenue, oder, Ryder? Das ist kein Problem, das liegt ja fast auf dem Weg. Komm ruhig mit.“ Ryder drückte seine Lippen aufeinander. Anstatt zu antworten rutschte er von dem Stuhl, stand auf den Beinen und stellte sich mit immer noch gesenktem Kopf neben Aaron und seinen Vater. Der nahm Aaron jetzt nur noch auf einen Arm, wodurch Aaron weiter in Jamies Schulter weinte; Jamie dagegen benutzte seine freie Hand aber um Ryder durch die Haare zu fahren. „Mach dir keine Sorgen, kleiner Racker“, sagte er. „Du hast nichts weiter Schlimmes gesagt.“ „Mhm.“ Ryder schob seine Hände in die Hosentaschen und schaute weiter zum Boden, als auch noch die Lehrerin sich vor ihn beugte. „Du musst manchmal aufpassen, was du sagst, ja, Ryder?“, sagte sie zu ihm. „Mhm.“ Ryder schaute immer noch nicht auf. Sie lächelte, nickte und stand wieder auf. „Dann bis morgen, Aaron und Ryder.“ Ryder nuschelte was von wegen „Bis morgen“, während Aaron nur weiter schluchzte. Gott, hörte das denn nie auf? Zu dritt verließen sie das Klassenzimmer, wobei Ryder selbstverständlich immer noch nicht aufschaute. „Wir müssen noch Aarons Bruder abholen, okay, Ryder?“ „Mhm.“ Ryder guckte kurz hoch, um zu schauen, wo’s lang ging und dann folgte er Jamie auch schon. Zu den Drittklässlern, um genau zu sein – ein Stockwerk über ihnen. Dort wartete schon geduldig ein Junge vor den Spinds und stieß sich gerade davon ab, als er Jamie sah. „Na endlich, Dad.“, sagte er, grinste kurz – hörte dann aber sofort auf zu grinsen, als er merkte, dass Aaron weinte. Ryder schaute kurz auf. Jaaah, er kannte diesen Jungen. Hatte ihn mal in der Pause gesehen, umrandet von einer Traube an Leuten. So ein Beliebter aus den höheren Klassen. „Was hat denn Aary schon wieder?“, fragte er nach. „Ach… er hat sich nur ein bisschen mit Ryder hier angelegt.“ Jamie lächelte und legte seine Hand wieder wie selbstverständlich auf Ryders Kopf, um da nochmal durch zu wuscheln. „Aber jetzt ist alles wieder gut. Nicht wahr, Aaron?“ Er wackelte mit Aaron auf seinem Arm ein bisschen, aber der schluchzte nur weiter, als wäre er nicht eben angesprochen worden. Jamie seufzte. „Was hast du denn gesagt?“, fragte Dan, womit er sich aber an Ryder richtete. Jamie stockte. „Er hat gar nichts – “ „Ich hab nur gesagt, dass seine Mom eine Schlampe ist.“, warf er ein. Er hatte keine Ahnung, was das bedeutete. Aber momentan sagten das alle in der Klasse und wenn die Lehrer das hörten, wurden sie immer böse – alleine deshalb musste man es natürlich öfter sagen, so ganz im Geheimen. Dan starrte Ryder an, der sich dann doch plötzlich unwohl fühlte. Jamie seufzte. „Dan…“ „Das sagt jeder“, erklärte Ryder also. „Das ist gar nicht schlimm. Aaron hat einfach angefangen zu weinen!“ Jetzt schwankte seine Stimme doch wieder in einen vorwurfsvollen Tonfall um. Aber das war ja auch verständlich, oder? Aber bevor er noch mehr darüber nachdenken konnte, war Dan schon zu Ryder gegangen – und bevor der sich überhaupt verteidigen konnte, landete eine Faust in seinem Gesicht. „Dan!“, gab Jamie sofort von sich, aber Ryder ließ sich das natürlich nicht gefallen. Er schlug sofort zurück, Dan machte wieder mit und innerhalb weniger Sekunden kabbelten sie sich. „Dan! Ryder! Hört sofort auf!“ Jamie, der Aaron kurz abgesetzt hatte, zog die zwei Streithähne auseinander. „Das ist doch keine Art, Dan! Du kannst doch nicht einfach Ryder schlagen!“ „Er hat Mom beleidigt!“ Ryder merkte, dass auch Dan kurz vorm weinen war. Was hatten diese Brylers eigentlich?! „Er weiß doch nichts davon, Dan!“ Jamie seufzte, bevor er sich an Ryder wandte: „Und du solltest dieses Wort nicht sagen. Das ist wirklich ein böses Wort, Ryder.“ Pah! Als ob das Ryder jetzt noch kümmerte! Er verschränkte einfach seine Arme vor der Brust, schaute wieder vehement nach unten und ignorierte jetzt alles um ihn herum. Jamie seufzte, bevor er Aaron wieder auf den Arm nahm. Der weinte nämlich immer noch. Gleich danach ging es aber zum Glück auch schon ins Auto, wo Jamie nochmal betonte, dass Ryder und Dan sich nicht nochmal streiten sollten. Ryder und Dan sagten Beide nichts, sondern funkelten sich nur an. Das einzige Mal als Ryder noch was sagte, war, als Jamie nach der genauen Hausnummer fragte. Jamie ließ ihn heraus, führte ihn noch bis zur Tür und klingelte da, wo kurz darauf Ryders Mutter aufmachte. Die fing natürlich sofort an, sich über Ryders blutende Stellen im Gesicht zu beschweren. Ryder ignorierte das, weil er zu beschäftigt damit war, zu dem Jungen im Auto zu schauen. Der Junge, Dan, schaute ihm hinterher und machte mit seiner Hand eine sehr obszöne Geste. Ryder streckte ihm dafür nur noch die Zunge raus. So ein… „Vollidiot!“ Der 9-jährige Ryder lachte, als Dan ihn zum ungefähr achtzehnten Mal mit einem blauen Panzer abwarf. Ernsthaft, hatte der Junge heute einen Lauf an diesem doofen Item?! Das war ja krank! Dan lachte und boxte Ryder gegen die Schulter. „Du bist ein Vollidiot!“, gab er zurück, überholte Ryder dann aber mit Karacho…. Und kam vor Ryder ins Ziel. Boah! „Du bist so doof!“ Ryder lachte. „Alter! Beim nächsten Rennen gewinn ich aber siiicher!“ Bevor sie aber das nächste Rennen spielen konnten, klopfte jemand an die Tür – und wenige Momente später öffnete sie sich und ein Junge schaute rein, ein wenig zögerlich. „Uhm…. Daaan?“ Ryder bemerkte – minimal missgünstig, zugegeben – wie sich Dans Aufmerksamkeit sofort komplett auf seinen kleinen Bruder schob. „Ja, Aaron?“, fragte er sofort nach; „Sind wir zu laut? Haben wir dich geweckt? Das tut uns Leid.“ Ryder warf Dan einen kurzen Seitenblick zu. Nein, das tat ihnen überhaupt nicht Leid! Es war nicht ihre Schuld, dass Dans Zimmer direkt neben Aarons lag und es war erst recht nicht ihre Schuld, dass sie bei Mario Kart ein wenig lauter wurden. Das hier waren Videospiele, man! Da musste man eben ein wenig lauter werden! „Jiah…“ Aaron rieb sich über den Nacken und zog seine Unterlippe zwischen die Zähne, um darauf rum zu kauen. „Also nein… ihr dürft ruhig lauter sein, ich…“ Er warf einen kurzen, vielsagenden Blick auf Ryder. Soso. Er hatte also nicht gedacht, dass Ryder hier war – sonst hätte er sich auch sicher nicht getraut, irgendwas zu sagen, haha! Ryder grinste schief, einfach, weil er über diesen Idioten triumphiert hatte. „Du kannst auch einfach mitspielen“, bot Dan an. „Morgen ist keine Schule und Ryder wollte eh übernachten. Zu dritt macht Mario Kart sowieso mehr Spaß.“ Ah… und schon war Ryders selbstsicheres Grinsen wieder verschwunden. „Wirklich?“, fragte Aaron hoffnungsvoll. Offensichtlich wollte er nicht wieder ins Bett. „Klar“, sagte Dan. „Sicher…“, grummelte Ryder. Wenn es um Aaron ging, konnte er Dan sowieso fast nie was ausschlagen. Also setzte sich die Göre dazu, nahm sich einen dritten Controller – und holla, als ob das noch nicht schlimm genug gewesen wäre, war er auch noch verdammt gut! Wahrscheinlich zockte er das jeden Tag mit seinem Bruder… Schiebung! Unfair! Manipulatioooon!!! Aber trotzdem spielten sie weiter – und nach einer Weile war es auch gar nicht mehr so schlimm, dass gerade Aaron hier war. Er war eigentlich ganz okay, wenn man so mit ihm zockte. Er nahm sogar Beleidigungen auf und warf selber welche, auch, wenn man sich natürlich nach jedem Spiel sagte, dass man es gar nicht so meinte… gehörte sich ja schließlich so. Irgendwann hockte Ryder auf dem Schlafsack vor Dans Bett; er mochte es, wenn er ein bisschen näher am Fernseher saß. Aber erst, als ihm schon fast die Augen vom ganzen spielen zufielen und sie gerade eigentlich dabei waren, die Strecke auszusuchen, passierte wieder was ungewöhnliches. „Guck mal“, sagte Dan leise. Ryder drehte sich um und sah, wie Aaron seinen Kopf auf Dans Schulter gelehnt hatte, die Augen geschlossen… und offensichtlich schlief. „Ha…“ Ryder grinste träge. „Wir sollten ihm ‘n Streich spielen.“ „Hm…“ Dan legte einen Arm um seinen Bruder. Ryder zog seine Augenbrauen hoch, ließ das aber unkommentiert. „Oder wir schlafen einfach“, schlug er vor, „Ich bin auch schon hundemüde.“ Auch wieder wahr. Gähnen stimmte Ryder zu, bevor er auch schon brav aufstand und das Licht ausmachte, bevor er in der Dunkelheit in den Schlafsack schlüpfte. Sie waren ja klug genug gewesen, sich schon davor umzuziehen und die Zähne zu putzen und sowas, sonst hätten sie das jetzt noch tun müssen. „Gute Nacht, Ryder“, sagte Dan noch, gaaanz leise. „G’te Nacht…“, brachte Ryder noch nuschelnd hervor. Da war er wohl doch müder gewesen als gedacht. Erst, als die Sonnenstrahlen am nächsten Tag durch das Zimmer schienen, wurde Ryder wieder aufgeweckt. Es war noch früh am Morgen, das merkte er, aber Ryder stand gerne früh am Morgen auf. Zuerst rieb er sich aber nochmal die Augen, gähnte ausgiebig und setzte sich dann im Schlafsack auf. Immer noch ein müde guckte er, ob Dan noch schlief… und wurde von einem ganz anderen Bild überrascht. Ja, da lag Dan, aber da lag auch Aaron. Sie lagen eng aneinander gekuschelt, aber so, dass Aarons Gesicht zu Ryder gewandt war; hinter ihm lag ganz eng anliegend Dan, einen Arm um die Hüfte seines jüngeren Bruders gelegt, um ihn in eine engere Umarmung zu ziehen. Es war ein durch und durch komisches Bild, das Ryder erstmal ein paar Sekunden anschauen musste, um es anständig zu verarbeiten. Er hatte das Gefühl, hier etwas zu sehen, was er nicht sehen dürfte; und dabei kuschelten die zwei doch nur ein bisschen. Hm… Aber gut: das konnte man ja ausnutzen. Es dauerte nicht lange, bis Ryder ein paar Filzstifte gefunden hatte. Er schlich sich an die Zwei heran und leise, leise, bis er nah genug war, die Kappe vom Filzstift zu entfernen. Und dann, langsam und vorsichtig, damit er niemanden aufwecken würde, begann er die Zwei anzumalen. Oh ja, schon nach ein paar Strichen merkte er, was das hier werden würde. Ein wahres… „… Kunstwerk!“ Der zwölfjährige Ryder blinzelte träge. Die Kunst-Stunde war fast vorbei, sie mussten nicht mal mehr was zeichnen, ihre Lehrerin stellte jetzt nur noch irgendwelche Bilder aus der Klasse vor, die sie ganz besonders toll fand. Dann musste der jeweilige Schüler vorgehen, erklären, wieso er das gezeichnet hatte und dann am besten noch sagen, was ihn inspiriert hatte. Ehrlich, eigentlich war das eher eine Strafe als eine Belohnung. Gerade hielt sie ein Bild hoch, auf dem zwei Bären abgebildet waren – in irgendeinem Wald, mit Elchen im Hintergrund. Ryder war sich nicht ganz sicher, was das darstellen sollte: sie hatten eine Szene von einem ihrer Lieblingsfilme zeichnen sollen. Die meisten hatten nach einer Weile herausgefunden, dass Zeichentrickfilme viel leichter als Filme mit echten Menschen waren – und das, was ihre Lehrerin da zeigte, war wohl auch irgendein ein Zeichentrickfilm, aber wie gesagt, Ryder hatte keine Ahnung welcher. „Aaron?“, sagte Miss Knope, ihre Kunstlehrerin, gerade. „Würdest du bitte vorgehen und der Klasse präsentieren, was du da gezeichnet hast?“ Alle Blicke der Klasse richteten sich auf Aaron. Ein nervöses Stuhlscharren war zu hören, bevor Aaron mit hoch rotem Kopf nach vorne ging und zögerlich das Bild nahm, um es hoch zu halten. „D-der Film von dem Ausschnitt…“ Aaron zögerte. „Also, das hier soll eine Szene aus Bärenbrüder darstellen.“ Er nahm einen tiefen Atemzug. „Ein Zeichentrickfilm. Ist ein bisschen älter. Da geht es um einen Jungen, der sich in einen Bär verwandelt. Und dann kriegt er sowas wie einen Bären-Freund. Einen… Bärenbruder.“ Vereinzelte Lacher waren in der Klasse zu hören, was Aaron wohl ein bisschen ermutigte. „Also, in dem Film geht es darum, dass der große Bär sozusagen den Keinen akzeptieren muss“, erklärte er weiter. „Und am Ende sind sie halt wie Brüder. Aber dann hat der große Bär in seiner Menschenform noch echte Brüder, aber der eine ist gestorben, weshalb er überhaupt zu einem Bär wurde und –“ Jetzt stockte er doch wieder. „Wieso hast du das Bild denn gezeichnet?“, half ihre Kunstlehrerin nach. Aaron warf ihr einen dankbaren Blick zu. „Ich mag die Bedeutung des Films… also, dass Brüder sich ganz nahe stehen. Und dass sie sich gegenseitig beschützen und aneinander wachsen können und sowas wie beste Freunde sind. Immer füreinander da… und immer füreinander wichtig. Und der Film zeigt wie vielschichtige eine Brüderbeziehung sein kann und wie wunderschön es ist, einen Bruder haben zu können und dass man sich einander viel bedeuten sollte und das finde ich auch irgendwie richtig so, und deshalb hab ich den Film auch wirklich gemocht. Sonst sind Geschwister in Filmen immer nichts Besonderes, aber hier ist es ja schon im Titel drinnen und ich finde es unglaublich schön, einen ganzen Film nur auf eine Brüderbeziehung zu konzentrieren, weil das das Wichtigste im Leben ist und das fängt der Film auch echt gut ein und deshalb…“ Wieder stockte er, aber wahrscheinlich, weil ein Großteil der Klasse jetzt ziemlich dämlich schaute. „Deshalb hab ich das Bild gezeichnet.“, schloss Aaron ab, wobei sein Kopf jetzt noch röter war als davor. Bevor er noch was sagte raste er aber schon fast wieder auf seinen Platz, der Stuhl scharrte ein zweites Mal, als Aaron ihn wieder an den Tisch zog und dann schaute Aaron nur noch verlegen auf das Bild, das er vor sich gelegt hatte. „Jedenfalls ist es ein sehr gelungenes Bild…“, sagte ihre Kunstlehrerin schließlich und fuhr dann auch damit fort, das nächste Bild zu nehmen und den nächsten Schüler bloßzustellen. Aber Ryder schaute weiterhin zu Aaron, der nervös über seinen Nacken fuhr. Die Anderen würden das, was Aaron gerade gesagt hatte, sicher wieder vergessen. Aber Ryder wusste, dass er das nie vergessen würde. Und langsam aber sicher begann er sogar, eine Vermutung zu bekommen, die aber so ungeheuerlich war, dass er sie niemals laut aussprechen würde. Übrigens genauso wie eine andere Sache, die er mittlerweile seit einer Weile von sich selbst vermutete, und niemals laut aussprechen würde… „Ich bin schwul.“ Ryder nahm einen tiefen Atemzug und hörte auf, in seinem Zimmer auf und ab zu gehen. Es hatte doch mehr Überwindung gekostet, das tatsächlich auszusprechen, als er ursprünglich erwartet hatte. Aber jetzt war es draußen und jetzt… konnte er nur noch abwarten und dabei zuschauen, wie sein bester Freund darauf reagierte. Dan sagte aber erstmal nichts, sondern schaute Ryder nur sprachlos an. Aber dann kam doch ein: „Bist du sicher? Du bist doch erst dreizehn.“ Ryder fuhr sich mit der Hand nervös über seine Oberschenkel. „Du hattest mit 13 schon Sex“, stellte er nüchtern fest. „Dann werde ich ja wohl wissen dürfen, mit wem ich Sex haben will.“ „Vierzehn.“, korrigierte Dan ihn. „Außerdem habe ich das bereut…“ Ryder zog seine Augenbrauen zusammen. Bereut hatte er es, ja, aber nur, weil das Mädchen sich als Psycho-Tante rausgestellt hatte. Den Sex an sich hatte er ganz sicher nicht bereut – Ryder konnte sich noch viel zu gut daran erinnern, wie Dan ihm davon erzählt hatte, aufgeregt wie ein kleines Kind. Ryder hatte seine Begeisterung nicht so 100%ig teilen können, aber er verstand schon, wieso Dan mit ihm darüber hatte reden wollen. Eine beste Freundin hatte Dan zu dem Zeitpunkt noch nicht und selbst wenn, mit Mädchen redete man über sowas nicht. Und er war eben Dans bester Freund, dem erzählte man alles! Klar, er könnte es auch Aaron erzählen, aber warum Dan solche Dinge lieber für sich behielt… genauso wie ein Großteil der anderen Beziehungen, die Dan vor seinem 14. Lebensjahr gehabt hatte… Ryder verstand schon, wieso das passierte. Und er begann immer mehr daraus zu lesen. Aaaaber darum ging es eigentlich gerade gar nicht. „Dann eben mit 14“, lenkte Ryder ein. „Aber ich sollte trotzdem schon ein Jahr davor wissen können, mit wem ich schlafen wollen würde, oder?“ Dan zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern. „Stimmt wohl…“, sagte er. Es folgte wieder eine kleine Pause. „Hast du es deinen Eltern schon gesagt?“ „Nee.“ Ryder verzog sein Gesicht. „Das hat schon gestimmt, dass du der Erste bist, dem ich das sag. Ehrlich…“ Dan schaute nachdenklich zu ihm und langsam aber sicher begann Ryder, sich unwohl zu fühlen. Nein, er hatte jetzt nicht unbedingt mit einer positiven Reaktion gerechnet, aber hatte doch gehofft, dass Dan sich irgendwie für ihn… freuen würde. So schlimm war es doch nicht, dass er schwul war, oder? Dann mochte er eben Kerle. Das war doch nur so, als ob er wie ein Mädchen gepolt war. Das konnte doch Dan – seinen allerallerallerbesten Freund!! – nicht stören, oder? Ryder wollte wirklich nicht, dass ihre Freundschaft wegen sowas Dummen kaputt ging. Vor allem weil Dan ihm natürlich echt wichtig war! … Auch wenn er das niemals laut sagen würde. „Ryder“, sagte Dan dann. „Ich glaube, ich kann mich auch in Kerle verlieben.“ Und schon wieder herrschte Stille vor, aber mehr, weil jetzt Ryder von dieser Neuigkeit geschockt war. „Und Frauen“, schob Dan fast ein wenig hastig an. „Ich glaube ich steh auf Beides.“ „… Geht das überhaupt?“ Ryder lachte ein wenig nervös. „Ja… Das heißt… bisexuell.“ Dan lächelte ihn kurz an. Ryder erwiderte das Lächeln. „Das ist… das ist total toll!“, stellte er fest, bevor er das nächstbeste tat, was ihm einfiel: er umarmte Dan, auch wenn der noch auf Ryders Sofa saß. „Ist es wirklich“, erwiderte Dan und umarmte ihn zurück, wodurch sich ein Grinsen auf Ryders Lippen bildete. „Denk jetzt aber nicht, dass ich dich küsse“, stellte Ryder gleich mal klar als er sich wieder löste. „Alles klar?“ Dan lachte. „Alles klar“, stimmte er zu. „Hast du deinen Eltern schon davon erzählt?“, fragte Ryder dann aber gleich neugierig. „Nee. Du bist auch der Erste, dem ich das sag… Ich bin mir da auch erst seit Kurzem sicher.“ „Du hast noch nicht mal Aaron davon erzählt?“ Jetzt rutschte Dan doch wieder ein wenig nervös auf dem Sofa rum. Ryder fiel das auf, natürlich fiel ihm das auf. Ihm fiel eine Menge auf, was Dan anging – zum Beispiel wusste Ryder auch, dass Dan sicher erst nicht ‚seit Kurzem‘ bisexuell war. Konnte schon sein, dass er es selber nicht besser wusste, aber Ryder wusste es besser. „Nee“, sagte Dan dann schließlich. „Wieso nicht?“ Jetzt setzte Ryder sich doch nochmal neben Dan. „Keine Ahnung“, erwiderte Dan schulterzuckend. „Aber darum geht es doch gar nicht. Es geht doch um dich, Ry-“ „Ich glaube, es würde ihn aber freuen“, unterbrach Ryder Dan. Dan zögerte. „Wieso sollte ihn das freuen? … Ich glaube, er fände mich dann komisch. Und er sieht doch zu mir auf…“ „Es würde ihn freuen, wenn du ihm davon erzählst“, wiederholte Ryder nochmal. „Glaub mir.“ „Hast wohl recht.“ Dan lächelte breit und klopfte Ryder auf die Schulter. „Zum Glück weißt du immer, was besser für mich ist!“ „Nein, Dan.“, sagte Ryder, so ernst wie ihm das nur irgendwie möglich war. „Das ist kein Ratschlag. Ich mein das ernst. Du musst es ihm sagen. Und sag ihm, dass er der Erste ist, dem du das erzählst. Weil du ihm vertraust…“ Jetzt schaute Dan doch ein wenig verwirrt. „Wieso ist dir das so wichtig, Ryder?“ „Das… hat nichts mit mir zu tun.“ Ryder schnaubte. „Manchmal glaub ich dass ihr zu blöd seid um zu verstehen, wie viel ihr euch bedeutet.“ „Du magst Aaron nicht mal. Woher willst du das wissen?“ Dan klang nicht mal sauer, er klang einfach nur… neugierig. „Erzähl’s ihm einfach? Du wirst schon sehen, dass er das nicht schlimm finden wird.“ Ryder lächelte jetzt wieder, weil er da auch gar nicht mehr drüber reden wollte – schließlich wollte er nicht aus Versehen sagen, was er wirklich dachte. Außerdem ging es doch eigentlich eh noch um was Anderes! „Und es ist wirklich unglaublich toll, dass du es okay findest, dass ich schwul bin, Dan“, sagte er deshalb nochmal, mit einer viel glücklicheren Note als eben noch. Woah, er sollte Schauspieler werden. „Es ist auch unglaublich toll, dass du es okay findest, dass ich bisexuell bin“, erwiderte Dan schief grinsend. „Und es ist super, dass du so ein guter Freund bist.“ „Das klang jetzt echt schwul. Sicher, dass du nicht doch ganz schwul bist?“ Ryder lachte und Dan stimmte gleich darauf ein, aber Ryder meinte diese Frage eigentlich ernst. Dan sollte wirklich mal nachdenken, was seine Prioritäten waren… weil, ernsthaft, guter Wille hin oder her, aber zu seinem Glück zwingen konnte Ryder ihn auch nicht. Auch, wenn er ganz offensichtlich alles dafür tat! Aber vielleicht verstand Ryder das alles auch einfach falsch. „Ich verstehe es absolut nicht falsch“, knurrte Ryder. „Es tut mir Leid, dir das sagen zu müssen, aber dein Bruder ist ein Arschloch.“ „Ryder…“ Dan seufzte, legte aber gleich darauf seine Hände auf Ryders Schultern. „Es tut mir wirklich, wirklich Leid…“ „Ach, scheiß drauf!“ Ryders Augen füllten sich wieder mit Tränen. „Vor zwei Jahren hab ich dir gesagt, dass du Aaron sagen sollst, dass du bi bist. Ich hab dir nicht gesagt, dass du ihm sagen sollst, dass ich schwul bin! War dir das irgendwie zu schwer?! Hätte ich dir das aufschreiben sollen?!“ Dan drückte seine Lippen aufeinander. „Ich hab vor Aaron keine Geheimnisse.“, erwiderte er. „Nein! Nein, überhaupt nicht! Außer, dass du ihm jeden einzelnen One-Night-Stand und jeden Typen und jedes Mädchen mit dem rummachst verheimlichst, oder?! Oh, oder hast du Aaron von Justin erzählt?! Wie du ihn fast auf der Tanzfläche gevögelt hättest, ja?! Oder soll ich das für dich machen?!“ Ryder konnte dabei zusehen, wie Dans Zuversicht ein wenig aus seinem Gesicht verschwand. „Das ist was anderes“, murmelte er. „Das bedeutet doch nichts. Außerdem hab ich nur mit ihm rum geknutscht…“ „Ich schwör zu Gott, Dan Bryler, ich bin so froh, dass ich nich‘ so eine Nutte wie du bin. Ich heb mir meine verfickte Jungfräulichkeit wenigstens auf, für jemanden, den ich wirklich liebe – und wenn ich mich mal verlieben werde, dann werde ich mich wenigstens nicht wie ein beschissener Feigling verhalten und ihr nichts davon sagen! Und erst recht vögel ich dann dann niemand anderen, nur weil es leichter ist!“ Das saß. Gut so, Ryder wollte, dass es saß. Ryder wollte, dass es weh tat. Er war noch nie in seinem Leben so wütend auf Dan gewesen – außer vielleicht bei ihrer allerersten Begegnung, als der ihm gleich mal zur Begrüßung eine reingehauen hatte. Wobei das hier wirklich alle Grenzen überkreuzte… Dan lief kreidebleich an. „Was meinst du damit?“, fragte er. Seine Stimme klang leicht zittrig, was fast Mitleid in Ryder geweckt hätte. Fast. „Ach, fick dich doch einfach.“, knurrte Ryder und löste sich von Dan. Er drehte sich weg von ihm und verschränkte seine Arme vor seinem Bauch – und das machte er hauptsächlich, weil er sich selbst davon abhalten wollte, jetzt und sofort in Tränen auszubrechen. Zum Glück konnte ihn so jetzt gerade niemand sehen außer Dan, da sie sich in einem leeren Klassenzimmer befanden… auch wenn außerhalb der Tür Schüler vorbei gingen, weil gerade Pause war. „Es… tut mir Leid, dass Aaron das weiter erzählt hat“, murmelte Dan schließlich. „Ich glaube nicht, dass er es an viele weiter erzählt hat… und auch nicht, dass er es böse gemeint hat…“ Ryder lachte auf; und das klang unheimlich traurig. Das Lachen war tränenerstickt und freudlos. „Und wieso weiß es dann die ganze High School? Obwohl ich erst seit einer Woche hier bin und ungefähr niemanden kenne?“ „Das ist jetzt zwei Jahre her, Ryder.“ Dan legte zögerlich wieder eine Hand auf Ryders Schulter und ging wieder nach vorne, um vor Ryder stehen zu können. Der heulte mittlerweile richtig, weshalb er, bevor Dan ihn sehen konnte, seine Hände von dem Bauch nahm und stattdessen vor sein Gesicht hielt. Er wollte nicht, dass Dan ihn so heulerisch sah. „Sowas verbreitet sich… vielleicht hat Aaron es zwei Personen gesagt, und die haben das dann weitererzählt und..“ Dan schluckte. „Wem hast du es denn noch erzählt?“ „N-nur dir.“ Ryder versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken. Klappte aber natürlich nicht – awesome. „U-und eigentlich dachte ich, i-ich kann dir vertrauen…“ Immerhin konnte Dan auch seine beschissene Klappe darüber halten, mit wem er alles rum machte und wie viele Leute er wöchentlich abschleppte! Wieso dann bitte nicht über Ryders Sexualität?! Wieso war das kein Tabu-Thema bei Aaron?! „Es tut mir so… unendlich Leid, Ryder.“ Ryder spürte, wie sich Arme um ihn legten. Er wehrte sich nicht; stattdessen nahm er seine Hände wieder vom Gesicht und umarmte Dan auch, wobei er sein Gesicht in Dans Schulter vergrub. „Das hätte nicht passieren dürfen…“ Hätte es wirklich nicht. „I-ich will nicht der schwule Junge sein“, raunte Ryder leise. „Es gibt n-niemanden bei den Freshmen, der sich sonst geoutet hat… alle… alle werden mich für total tuntig und weibisch halten…“ Dan drückte ihn ein wenig enger an sich. „Du bist aber nicht tuntig und weibisch, Ryder“, versicherte er ihm. „Du bist unglaublich männlich und awesome, okay? Und das werden die anderen auch kennen. Sie werden dich schon nicht auf deine Sexualität beschränken… solange du das nicht selber tust! Du bist mehr als das, Ryder, ja? Deine Sexualität macht dich nicht aus… überhaupt nicht.“ Ryder würde das so gerne glauben. Er würde so gerne glauben können, dass ihn niemand verarschen würde und dass alle es einfach hinnehmen würden, dass er schwul war – aber so oft wie er in der ersten Woche jetzt ‚Schwuchtel‘ gehört hatte, funktionierte das wohl nicht. „Sei einfach selbstbewusst“, redete Dan weiter. „Sei einfach du selbst, Ryder. Dann halten sie schon ihre Klappe. Du bist kein Opfer, Ryder, noch nie gewesen und du wirst auch nie eins sein. Also lass dich nicht als solches behandeln.“ Wahrscheinlich hatte er recht. Irgendwie. Er könnte es ja mal versuchen – er war ja auch wirklich selbstbewusst, er war mehr als seine Sexualität und vielleicht… ganz vielleicht hatte Dan ja recht. Und vielleicht half es ja auch, dass nach einer Woche jeder seinen Namen kannte? Es konnte ja nicht nur schlecht sein! „Und wenn du Hilfe brauchst, bin ich immer da, ja? Du hängst mit einem Junior ab. Das ist ungefähr super cool… und der Glee-Club steht dir auch immer offen. Du liebst es doch, zu singen… Thompson fände es sicher toll, wenn du beitreten würdest.“ Okayyy… Immerhin gab Dan sich Mühe – und das, obwohl Ryder solche Dinge über ihn gesagt hatte. Und… gewisse Dinge angedeutet hatte. Immer noch mit geröteten Augen löste sich Ryder ein bisschen von Dan, wischte sich über die Augen und lächelte seinen besten Freund schon wieder an – so gut das mit den zittrigen Lippen und dem noch halb nassen Gesicht halt ging. „Danke, Dan…“, sagte er leise. „Du bist… es tut mir Leid, was ich gesagt habe. Du bist keine Schlampe.“ Dan lächelte zurück, sah aber irgendwie trotzdem ein bisschen traurig aus. „Schon okay, Ryder…“ „Aber dein Bruder“, lenkte Ryder ein und er spürte, wie Dan sich unter ihm verspannte. Herrgott, wie um alles in der Welt hatte das noch niemand außer Ryder mitbekommen können!? „Dein Bruder ist ein echter Homo.“ „Das…“ Dan lachte leise. „Nein, du hast recht. Ich bin der Bi-Bryler und er ist der Homo-Bryler. Klingt auch gar nicht abwegig, wenn man bedenkt, dass Aaron ungefähr zwanzig Kalender mit nackten Frauen in seinem Zimmer hat.“ „Homo-Bryler“, wiederholte Ryder und lachte selber nochmal leise. Wieder ein erbärmliches Lachen, aber immerhin. „Das gefällt mir.“ So sehr, dass er sich vornahm, Aaron auch nie wieder mit richtigen Namen anzusprechen – und Strafe musste sein. ‚Homo-Bryler‘ kam der Strafe ja auch sehr angemessen, was? „Und denk dir nichts, wenn irgendwelche Footballer dir sagen, dass es schlimm ist, dass du auch was mit Kerlen anfängst.“ Hatten sie mal bei Dan gemacht, Ryder wusste das – aber natürlich hatte das Dans Ruf nicht wirklich geschadet. „Die sind doch eh alle nur homophob, weil sie tief in sich drinnen kleine Tussis sind die am Liebsten von Kerlen wie dir gevögelt werden würden.“ Jetzt lachte Ryder, ein bisschen ehrlicher sogar. Wobei der Gedanke interessant war, dass die ganzen Möchtegern-Heteros gar nicht so hetero waren, wie sie immer taten. Nicht nur interessant, sondern auch irgendwie… anregend? Hm… Aber wie auch immer, jetzt hatte Ryder gerade wirklich andere Probleme. „Wahrscheinlich…“ Ryder lächelte sogar nochmal, um seine Worte zu untermalen. Ja, okay, Dan war irgendwie Schuld, dass seine ganze Schule über seine Sexualität Bescheid wusste. Aber andererseits: Ryder wusste manchmal wirklich nicht, was er ohne Dan tun sollte. „Du gehst weg, oder?“ Dan stockte mitten in der Bewegung. Er war gerade dabei gewesen, die Konsole her zu richten – und Ryder fehlte es einfach langsam an Geduld. Er wusste, wieso Dan diesen ‚Bro-Abend‘ unbedingt machen wollte. „Was?“ Dan zog seine Augenbrauen zusammen, schaltete die Konsole aber nichtsdestotrotz an. „Du willst abhauen.“ Ryder rutschte nervös auf dem Bett hin und her. „Irgendwann nach der Prom. Ich weiß nicht wann genau, aber du haust ab. Deshalb datest du Chuck. Deshalb willst du einen Bro-Abend mit mir. Deshalb… schließt du mit allem ab und willst alle nochmal glücklich machen.“ Er fröstelte bei dem bloßen Gedanken daran. Ryders Misstrauten hatte mit Chucky angefangen – als Dan sie gefragt hatte, ob sie mit ihm zur Prom gehen würde. Das war das erste Date, das Dan hatte, seit die Sache mit Aaron an die Glocke gehängt wurde. Wahrscheinlich würde er eine tolle Woche mit ihr haben, mit ihr zur Prom gehen, sie danach nochmal richtig schön vögeln und das war’s dann. Aber irgendwie schien Dan nicht zu verstehen, dass das einfach nicht klappte. „Ryder…“ Dan lachte. Jedenfalls sollte es wohl ein lachen werden, aber es klang ziemlich freudlos; trotzdem setzte Dan sich normal in Bewegung und hockte sich neben Ryder, bevor er ihm den Controller reichte. Als ob überhaupt nichts wäre. „Das ist doch Schwachsinn. Wieso sollte ich abhauen? Mein Leben war noch nie so geil wie jetzt.“ Ryder starrte ihn ein paar Sekunden lang an. „Lüg mich nicht an“, sagte er dann langsam. „Ich kenne dich. Schon seit Ewigkeiten. Fuck, ich hab das Gefühl ich kenn dich besser als dein beschissener kleiner Bruder und dem erzählst du alles. Ich kenne dich, Dan, ich weiß wann du lügst und ich weiß, was du willst. Und du willst abhauen.“ Dan warf ihm ein Lächeln zu, bevor er das Videospiel startete. „Wenn das darum geht, dass ich aufs College gehen werde… das tut mir Leid, Ryder, aber ich werde nicht weit weg gehen und wir werden uns noch dauernd sehen und – “ „Es geht nicht um’s verfickte College!“ Jetzt langsam reichte Ryder es doch. Er schnappte sich Dans Controller und legte ihn beiseite, bevor er seinen besten Freund anfunkelte. „Du willst abhauen. Hör auf das zu leugnen. Ich weiß nicht, wann du mir das erzählen wolltest oder ob du mir überhaupt davon erzählen wolltest, aber du willst es.“ Dan erwiderte Ryders Blick immer noch. Das selbstbewusste Grinsen blieb auch noch ein paar Sekunden da, aber es sank ein wenig… und schließlich schaute er doch weg von Ryder. „Hör zu, Dan.“ Ryder legte seinen eigenen Controller beiseite und rutschte näher an Dan, um seine Hand auf dessen Schulter zu legen. „Ich will dir nicht sagen, dass das falsch ist. Ich will dich auch nicht aufhalten und dir sagen, dass du es nicht tun solltest oder so’n Scheiß. Aber schau mich an. Schau mich an, Dan.“ Dan schaute langsam wieder auf. „Aaron wird dich vermissen.“, fuhr Ryder fort. „Aaron wird dich unheimlich vermissen. Ich weiß nicht, was du dir einredest und ob du dir selbst sagst, dass ihm Caleb reicht, aber das stimmt nicht. Er wird dich unglaublich vermissen und sich wahrscheinlich erstmal eine Woche im Zimmer einsperren, weil er so beschäftigt mit heulen sein wird.“ Dans linkes Auge zuckte kurz. Er schien was sagen zu wollen, aber Ryder ließ das gar nicht erst zu. „Aber das ist okay, ja? Ich verstehe, wieso du weg willst. Und dass es nicht aus selbstsüchtigen Gründen ist. Wenn du weg bist, hat er sicher weniger Probleme… und er ist sich nicht mehr unsicher und er wird nicht mehr die ganze Zeit daran denken, dass er nur dich will und – er wird nicht mit Caleb Schluss machen.“ Ryder zögerte. „Obwohl er das wahrscheinlich würde, wenn du nicht gehen würdest. Ich weiß, dass er das würde. Du weißt es wahrscheinlich auch, tief in dir drinnen. Und ich finde, dass es für euch am besten wäre, aber… Ich weiß, dass du das nicht so siehst, dass du denkst, das wäre das Beste für ihn und dass du ihn glücklich sehen willst und den ganzen Scheiß… und ich weiß, dass nichts was ich sage dich von etwas Anderem überzeugen könnte.“ Dans Augen wurden feucht, aber er wandte den Blick nicht von Ryder ab. „Das…“ „Ist nicht der einzige Grund, ja.“ Ryder winkte ab. „Das ist lächerlich, ja, aber du denkst wirklich, dass das nicht der einzige Grund ist.“ Dan könnte behaupten, was er wollte – Ryder wusste es sowieso besser. Wahrscheinlich glaubte Dan sogar sich selbst. Dass er einfach weg aus Churningham wollte, dass ihn all diese Probleme mit Chuck nervten, dass seine veröffentlichten Geheimnisse ihn zu sehr belasteten. Aber: Ryder wusste es besser, Ryder kannte die Gefühle, die Dan für Aaron hatte – schon bevor es die Seite veröffentlicht hatte, fuck, wahrscheinlich sogar bevor Dan es selbst akzeptiert hatte! Und er wusste, was Aaron mit ihm machte. Er wusste, dass er ein ganz anderer Mensch in Aarons Nähe wurde und er wusste auch, dass das genug Grund für Dan war, um alles hinter sich zu lassen. Weil ihm dieser kleine Scheißer so verfickt viel bedeutete, mehr, als sich irgendein normaler Mensch wahrscheinlich vorstellen könnte. „Aber was ich dir eigentlich sagen will…“ Und schon wieder zögerte Ryder kurz. „Was ich dir eigentlich sagen willst, ist, dass es okay ist. Es ist okay, wenn du weg willst.“ Dan wischte sich über die Augen. „Das ist doch bescheuert…“ Er drückte seine Lippen aufeinander. „Aber… wirklich?“ „Mehr als okay.“ Ryder lächelte, bevor er seine Arme um seinen besten Freund legte. Dan erwiderte die Umarmung sofort – so gut das eben ging, wenn man nebeneinander saß. „Ich verstehe, warum du das tun willst, Dan. Ich sage nicht, dass es richtig ist, aber ich verstehe es und ich will nicht, dass du dich schlecht fühlst. Und, Dan…“ Ryder nahm einen tiefen Atemzug. „Ich weiß, das ist viel verlangt, aber ich will dich nich‘ verlieren. Ehrlich nich‘. Vielleicht denkst du ich brauch dich nich‘ mehr, aber das is‘ Bullshit.“ Und jetzt löste Ryder sich doch wieder ein wenig, damit er Ryder richtig anschauen konnte. Damit der auch zurück schaute, legte er seine beiden Hände an Dans Wangen und drehte seinen Kopf zu sich, damit der gar nicht erst auf den Gedanken kam, weg zu schauen. „Versprich mir, dass du mit mir schreibst. Mich anrufst.“ Ryder runzelte seine Stirn. „Versprich’s mir, okay?“ Dan entfuhr ein kurzer, zittriger Atemzug, der gegen Ryders Lippen schlug. „Der Sinn vom wegrennen ist irgendwie, mit niemanden mehr Kontakt zu haben… oder?“ Ryder grinste schief. „Dann mach ‘ne Ausnahme für mich.“ Er zögerte einen Moment lang. „Ich hab auch was für dich, dann, ja? Als Gegenleistung, sozusagen.“ Dan schnaubte kurz. „Ryder… ich glaub, du verstehst das nicht…“ „Ich kümmere mich um Aaron.“ Jetzt lächelte Ryder sogar richtig, weil das sein bester Trumpf war, den er spielten konnte. „Ich pass auf ihn auf. Kümmer‘ mich darum, dass mit ihm alles glatt läuft. Wenn er Probleme mit Caleb oder sowas bekommt… und ich kümmer‘ mich um ihn im Glee Club. Und wenn irgendwer ihm blöd kommt, zahl ich’s ihm heim.“ Aaaber das war noch lange nicht alles. Ryder hatte sozusagen einen Trumpf im Trumpf, ha. „Und ich erzähle dir davon. Ich erzähle dir alles, was Aaron macht, damit du dir keine Sorgen machen musst. Und du kannst mir alles sagen, was ich ihm sagen soll und – und ich glaub, dass du das willst, oder?“ Und jetzt ließ er Dan doch los. Der zögerte auch gar nicht lange und zog ihn wieder in eine richtige Umarmung, so, dass er ihn auch nicht mehr ansehen musste. „Alter…“, murmelte Dan. Er drückte Ryder ein bisschen enger, „Ich hatte nie vor... dich zu verstoßen. Du… ich wollte sogar fragen, ob du mir wegen Aary Bescheid sagst…“ Fuck, Ryder war gut! „Dann ist das ja jetzt geklärt, oder?“ Er grinste nochmal. Dan löste sich wieder und lachte leicht. „Alles geklärt“, stimmte er zu. „Danke, Ryder. Danke… dass du das verstehst… und danke, dass du das weißt, bevor ich es mir wirklich überlegt hab…“ „Immer, man. Für dich immer.“ Ryder grinste. „Beste Freunde für immer, richtig, man?“ „Beste Freunde für immer. Klar.“ Dan lachte wieder leise. Und damit war alles gesagt, was Ryder hören wollte. What if you and I Just put up a middle finger to the sky? Let 'em know that we're still rock 'n roll Kapitel 4: Pompeii ------------------ I was left to my own devices Many days fell away with nothing to show Aaron fühlte sich miserabel. Er wusste nicht genau, woran das lag – immerhin war er doch sonst nicht so ein Weichei! Und eigentlich sollte man doch glücklich sein, wenn man endlich mal auszog. Immerhin, jeder wollte doch unbedingt von seinen Eltern weg und auf eigene Faust leben können. So auch Aaron; also, eigentlich. Denn natürlich hatte er sich unglaublich gefreut, endlich von seinem Dad weg zu kommen und mit seinem festen Freund nach Chicago zu ziehen. Hey, er freute sich sogar richtig, dass Ryan mitgekommen war, auch wenn ihre Freundschaft in letzter Zeit nicht gerade auf einem Höhepunkt war. Bis eben war auch eigentlich echt alles noch total cool gewesen. Das College war großartig, der Campus gefiel Aaron unendlich gut und das einzige Manko war das, dass er (noch) nicht in einem Zimmer mit Caleb war. Morgen würden sie mal Beide mit ihren Mitbewohnern reden und schauen, ob sich das nicht ändern ließe. Würde auch sicherlich klappen; und dann würde Caleb hierher ziehen, während direkt im Nebenzimmer Ryan sein würde und sie sich jeden Tag treffen könnten. Verdammt, Aaron hatte heute sogar schon fünf verschiedene Flyer für Partys bekommen, die alleine in der ersten Woche stattfinden würden! Eigentlich war bisher wirklich alles verdammt episch. Nur kam jetzt doch so langsam die erste Welle des Heimwehs, auch wenn er die wirklich gerne unterdrückt hätte. Es war aber auch irgendwie traurig… Lilly war weg, Jamie konnte ihm keine Ratschläge mehr geben, Fred konnte ihn nicht mehr nerven und sogar sein kleiner verrückter Joel fehlte ihm. And the walls kept tumbling down In the city that we love Außerdem hatte er kein Nachtlicht. Das war irgendwie das Schlimmste. Durch Caleb hatte er es zwar öfter geschafft, komplett ohne Nachtlicht im Dunkeln zu schlafen und eigentlich störte es ihn mittlerweile auch gar nicht mehr so, aber an fremden Orten in fremden Zimmern… - und eben dieses Zimmer war stockdunkel und man konnte nicht mal die Hand vor seinen Augen sehen! Mal ganz abgesehen davon, dass das Bett irgendwie unbequem war und sein derzeitiger Zimmerbewohner ganz unangenehm schnarchte. Dann hatte er vorhin auch noch alles auspacken müssen und dabei hatte ihn auch dieses Gefühl der Melancholie erwischt, als er daran gedacht hatte, dass sein Zimmer daheim nie mehr sein Zimmer sein würde; genauso wie seine Version von ‚daheim‘ nie wieder ein ganz normales ‚daheim‘ sein würde. Gah… am Liebsten würde er einfach aufstehen, das Zimmer verlassen und zu Caleb tapsen, zu ihm ins Bett kriechen, mit ihm kuscheln und sich bei ihm ausheulen. Aber das ging einfach nicht, hauptsächlich deshalb, weil es irgendwie geschmacklos gegenüber Caleb wäre. Immerhin freute der sich ja unendlich, endlich aus Churningham weg zu sein und das hatte er den Tag über mehr als deutlich gemacht. Er könnte genauso gut zu Ryan gehen, aber mit dem war die Freundschaft in letzter Zeit eben viel zu kompliziert, als dass er einfach nachts bei ihm aufkreuzen und sich bei ihm ausheulen könnte. Die letzte Option? Richtig: Aaron musste wem schreiben. Aber wem? Gut… im Grunde stellte sich diese Frage nicht. Er könnte mit Lilly und Joel schreiben, aber das tat er sowieso den ganzen Tag und außerdem gab es in so einer Situation nur eine Person, die ihn wirklich aufheitern konnte – egal wie gerne er Lilly und Joel mochte. Deshalb nahm er sich also sein Handy, das sowieso neben ihm auf dem Bett lag. Es war schnell entsperrt, die Person, der er schreiben wollte, schnell gefunden. Es war zwar laut Handy zwar schon 01:57 Uhr nachts, aber da Aaron eh nicht schlafen konnte, hoffte er einfach, dass auch sein Bruder noch nicht schlafen gegangen war. Dans Name hatte er schnell angetippt, die Nachricht schnell geschrieben. bist du noch wach, danny? Aarons Augen zuckten zu der Zeit, an der Dan das letzte Mal online gewesen war. Kurz vor Zwölf. Aaron knirschte ein wenig mit den Zähnen, aber er musste wohl einsehen, dass die Chancen für Dans zurückschreiben eher gering waren. Dennoch starrte er auf sein Handy, so als ob er Dan damit dazu zwingen könnte, zurück zu schreiben. Und siehe da: Sekunden später kam Dan tatsächlich online, bevor auch schon ein wunderbares ‚schreibt…‘ unter seinem Namen stand. Aaron spürte, wie sein Herz einen klitzekleinen Sprung machte. Jap, bin ich. Kann nicht schlafen…, schrieb Dan zurück. Aaron tippste sofort wieder ins Handy. ich auch nicht… ausziehen is total scheiße. Die Antwort kam sofort:Willst du telefonieren? Und Aaron zögerte natürlich nicht lange. Er tippte in seinem Handy aufs Telefon und rief seinen Bruder an, während er das Handy an sein Ohr presste und über sich in die Dunkelheit schaute, als das gewohnte Klingeln kam. Dan hob direkt nach dem ersten Klingeln ab. „Hey, Aaron.“, grüßte er seinen jüngeren Bruder. „Danny“, stellte Aaron flüsternd fest. „Warum flüsterst du?“ „Will meinen Mitbewohner nicht aufwecken.“, erklärte Aaron leise, auch wenn der gerade so laut schnarchte, dass ihn wahrscheinlich keine tausend Pferde aufwecken könnten. Great clouds roll over the hills Bringing darkness from above „Achso…“ Dan seufzte leise. „Hey, sei froh, dass du einen Mitbewohner hast. Das letzte Mal als ich mit jemanden nicht geschäftlich geredet hab fühlt sich wie ‘ne Ewigkeit an…“ „Keine Frauen in letzter Zeit?“ Aaron runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht, wieso du das immer denkst...“ Dan lachte leise. „Also nein, auch keine Frauen. Wie auch sonst fast nie.“ Aaron kratzte sich nachdenklich am Hals, während er so darüber nachdachte. Er war sich fast sicher, dass Dan ihn nicht anlog, aber gerade das brachte ihm noch ein viel mulmigeres Gefühl. Wenn Dan wollte, dann könnte er sicher One Night Stands haben - oder eine Freundin - und das er es nicht hatte, hieß wohl, dass er Beides nicht wollte. Aber wieso? „Aber… ‘s geht doch gar nich‘ um mich, sondern um dich.“, fuhr Dan schließlich fort. „Also, Aaron, erzähl’s mir… Wieso ist ausziehen scheiße?“ „Keine Ahnung.“ Aaron verzog sein Gesicht und zog seine Decke enger um seine Brust, während seine Augen immer noch die Dunkelheit fixierten. „Ich dachte die ganze Zeit, es ist unglaublich awesome und hab mich andauernd darauf gefreut… aber irgendwie war das Koffer packen schon traurig und ich vermisse jetzt schon alle und… gnah. Ich finde es einfach doof, dass ich jetzt so weit weg wohne und Jamie und Fred und alle meine Freunde so gut wie nie wieder sehe…“ Dan schwieg eine Weile. „Das verstehe ich“, erwiderte er dann schließlich. „Tust du nicht.“ Jetzt quengelte Aaron, wobei das in einer leisen Stimme gar nicht so leicht war. „Du bist doch abgehauen… du hast dich sicher total gefreut, endlich weg fahren zu können.“ „Aaron…“ Dan seufzte leicht. „Du weißt, warum ich weg gefahren bin. Sei jetzt deshalb nicht wieder böse auf mich, okay? … Und ich hab dir das noch nie erzählt, aber ich hab’s gerade mal bis zum Stadtrand geschafft bevor ich geheult hab wie’n Schlosshund. Und das war noch, bevor The Only Exception kam, Aaron, da hab ich’s dann gar nicht mehr gepackt. Du weißt wie oft ich umdrehen wollte, das hab ich dir schon tausend Mal gesagt, aber ich musste so oft heulen, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Es war das schrecklichste, was ich jemals in meinem Leben machen musste… also doch, ich verstehe, wieso du das ganze Ausziehen scheiße findest.“ Jetzt schwieg Aaron für einen Moment. Er konnte aber auch gar nicht reden, weil ein Lächeln an seinen Lippen zupfte und es schwer war, überhaupt klar zu denken. Sein Bruder wusste einfach immer, was er sagen musste. Und immer, mit nur ein paar Worten, erinnerte sich Aaron wieder daran, wie ihn keine Distanz der Welt dazu bringen könnte, Danny nicht zu lieben. Auf die eine oder andere Art und Weise. But if you close your eyes, Does it almost feel like Nothing changed at all? And if you close your eyes, Does it almost feel like You've been here before? How am I gonna be an optimist about this? Nachdem Aaron eine Weile nichts gesagt hatte, seufzte Dan leise. „Hey, Aaron… weißt du, was ich immer gemacht habe, wenn ich dich zu sehr vermisst habe?“ Aaron drückte seine Lippen aufeinander. „Hm?“, brachte er gerade so zwischen seinen leicht zittrig gewordenen Atemzügen hervor. „Ich hab auf meinem Handy Sprachnachrichten von dir gesucht, meine Augen zu gemacht… und mir vorgestellt, dass du neben mir sitzen würdest und direkt mit mir reden würdest.“ Jetzt klang es auch irgendwie schwierig für Dan, das alles zu sagen, aber dennoch machte er weiter. „Also tust du mir einen Gefallen und machst deine Augen für einen Moment zu, Aaron? Wahrscheinlich ist es in deinem Zimmer eh stockdunkel und du hast sowieso Angst ohne Nachtlicht… also kann das keinen großen Unterschied mehr machen, oder?“ Aaron schloss ohne zu zögern seine Augen. „Sind zu“, nuschelte er leise. „Schau mal…“ Dan nahm einen tiefen Atemzug. „Stell dir vor, ich würde direkt neben dir liegen. Stell dir vor, ich würde gerade ganz normal mit dir reden, als würde ich deine Hand berühren, als würde ich dir einen kleinen Kuss auf die Wange geben…“ Aarons freie Hand wanderte ohne sein Zutun zu seiner Wange, während sein Herz schneller pochte. Das ist nicht normal, murmelte eine kleine Stimme in Aarons Kopf. Er redet davon, dir einen Kuss auf die Wange zu geben. Das hat er noch nie ernsthaft gemacht. Aber es war nach zwei Uhr nachts und es ging Aaron schlecht, also durfte man vielleicht wenigstens für eine Minute in einer eigenen, schönen Welt leben. „Stell dir vor, du würdest wegen dem Ausziehen weinen und musst dich nur rüber lehnen, damit du mir in die Schulter weinen kannst. Stell dir vor, wie ich dich in den Arm nehme, über die Haare streicheln und sage, dass alles gut wird… - weißt du noch? So wie damals, als du dich mit Caleb gestritten hast…“ Oh ja. Aaron wusste noch allzu gut, wie Dan ihn umarmt hatte und wie all seine Probleme mit Caleb zu einer unglaublichen Nichtigkeit geschrumpft waren, als sein Bruder ihn so gehalten und ihm dabei so sehr geholfen hatte. „Ja“, gab er deshalb mit atemloser Stimme zurück. „Ja, das weiß ich noch…“ But if you close your eyes, Does it almost feel like Nothing changed at all? „Siehst du?“ Aaron hörte förmlich das leichte, sanfte Lächeln das sich auf Dans Zügen ausbreitete. „Ich wünschte, ich könnte gerade wirklich bei dir sein und dich trösten, Aaron. Ich wünschte eigentlich immer, dass ich bei dir sein könnte… Ich hoffe das weißt du. Und ich hoffe auch, dass es dir gerade reicht, wenn ich einfach nur mit dir rede… Ich kann es nicht ertragen, wenn du traurig bist – selbst wenn du so weit weg bist. Wahrscheinlich konnte ich deshalb wohl nicht schlafen… Du weißt schon, Bruder-Instinkt.“ Aaron merkte, wie ihm ein leichtes Lachen entfuhr, auch wenn er sich gleichzeitig fühlte, als müsste er wegen all der Gefühle weinen. Er wusste nicht, wieso Dan so krasse Gefühle in ihm auslösen konnte, aber es funktionierte immer innerhalb von Sekunden. „Weißt du, Aaron, manchmal wünsche ich mir, das alles wieder wie früher wäre.“, redete Dan weiter. „Dass du noch in der zehnten und ich in der zwölften Klasse wäre, dass wir zusammen in einem Haus wohnen würden, dass ich gerade mal die Treppe runter und die erste Tür rechts müsste, um zu dir zu kommen.“ Aaron merkte, wie sich ein trauriges Lächeln auf seinen Lippen bildete. Er wischte sich schnell über die Augen, bevor er darauf was erwiderte. „Das wünsche ich mir auch manchmal“, erwiderte er leise und merkte dabei, dass man wahrscheinlich hörte, dass er eben fast geweint hatte. Aber andererseits wollte er auch, das Dan das wusste. „Deshalb ruf ich dich auch so oft an, Dan, weißt du? Weil, wenn ich dich anrufe und weiß, dass du immer mit mir redest… egal wie spät es ist…“ Jetzt lächelte Aaron doch wieder leise vor sich hin. „Dann fühlt es sich an, als ob sich niemals etwas geändert hatte. Ich muss einfach meine Augen schließen, mit dir reden und… schon ist alles so, als ob du niemals gegangen wärst…“ Aaron hörte, wie Dan einen zittrigen Atemzug nahm und erst jetzt wurde Aaron klar, dass Dan auch fast weinte. Das machte es für Aaron eigentlich nur noch viel schlimmer, auch, wenn er gar nicht so wirklich weinte – jedenfalls für den Moment war Aaron nämlich unglaublich glücklich, alleine schon deshalb, weil er mit Dan reden konnte. Natürlich, das Weinen sprach nicht gerade dafür… aber Dan verschaffte ihm immer diesen Mix an Gefühlen, immer. „Für mich fühlt es sich auch manchmal so an, Aaron“, gab Dan schließlich zurück. „Als ob du direkt hier wärst, neben mir… und allein die Vorstellung macht mich unendlich glücklich.“ „Mich auch“, gab Aaron zurück, immer noch mit geschlossenen Augen. Aber es stimmte, Dan hatte ihn sein Heimweh innerhalb von Sekunden vergessen. Jetzt war in seinem Kopf auch gar kein Platz mehr für Heimweh; da war nur noch Platz für Dan. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)