kind of another love story von Apricot (just say yes, too?) ================================================================================ Kapitel 4: Pompeii ------------------ I was left to my own devices Many days fell away with nothing to show Aaron fühlte sich miserabel. Er wusste nicht genau, woran das lag – immerhin war er doch sonst nicht so ein Weichei! Und eigentlich sollte man doch glücklich sein, wenn man endlich mal auszog. Immerhin, jeder wollte doch unbedingt von seinen Eltern weg und auf eigene Faust leben können. So auch Aaron; also, eigentlich. Denn natürlich hatte er sich unglaublich gefreut, endlich von seinem Dad weg zu kommen und mit seinem festen Freund nach Chicago zu ziehen. Hey, er freute sich sogar richtig, dass Ryan mitgekommen war, auch wenn ihre Freundschaft in letzter Zeit nicht gerade auf einem Höhepunkt war. Bis eben war auch eigentlich echt alles noch total cool gewesen. Das College war großartig, der Campus gefiel Aaron unendlich gut und das einzige Manko war das, dass er (noch) nicht in einem Zimmer mit Caleb war. Morgen würden sie mal Beide mit ihren Mitbewohnern reden und schauen, ob sich das nicht ändern ließe. Würde auch sicherlich klappen; und dann würde Caleb hierher ziehen, während direkt im Nebenzimmer Ryan sein würde und sie sich jeden Tag treffen könnten. Verdammt, Aaron hatte heute sogar schon fünf verschiedene Flyer für Partys bekommen, die alleine in der ersten Woche stattfinden würden! Eigentlich war bisher wirklich alles verdammt episch. Nur kam jetzt doch so langsam die erste Welle des Heimwehs, auch wenn er die wirklich gerne unterdrückt hätte. Es war aber auch irgendwie traurig… Lilly war weg, Jamie konnte ihm keine Ratschläge mehr geben, Fred konnte ihn nicht mehr nerven und sogar sein kleiner verrückter Joel fehlte ihm. And the walls kept tumbling down In the city that we love Außerdem hatte er kein Nachtlicht. Das war irgendwie das Schlimmste. Durch Caleb hatte er es zwar öfter geschafft, komplett ohne Nachtlicht im Dunkeln zu schlafen und eigentlich störte es ihn mittlerweile auch gar nicht mehr so, aber an fremden Orten in fremden Zimmern… - und eben dieses Zimmer war stockdunkel und man konnte nicht mal die Hand vor seinen Augen sehen! Mal ganz abgesehen davon, dass das Bett irgendwie unbequem war und sein derzeitiger Zimmerbewohner ganz unangenehm schnarchte. Dann hatte er vorhin auch noch alles auspacken müssen und dabei hatte ihn auch dieses Gefühl der Melancholie erwischt, als er daran gedacht hatte, dass sein Zimmer daheim nie mehr sein Zimmer sein würde; genauso wie seine Version von ‚daheim‘ nie wieder ein ganz normales ‚daheim‘ sein würde. Gah… am Liebsten würde er einfach aufstehen, das Zimmer verlassen und zu Caleb tapsen, zu ihm ins Bett kriechen, mit ihm kuscheln und sich bei ihm ausheulen. Aber das ging einfach nicht, hauptsächlich deshalb, weil es irgendwie geschmacklos gegenüber Caleb wäre. Immerhin freute der sich ja unendlich, endlich aus Churningham weg zu sein und das hatte er den Tag über mehr als deutlich gemacht. Er könnte genauso gut zu Ryan gehen, aber mit dem war die Freundschaft in letzter Zeit eben viel zu kompliziert, als dass er einfach nachts bei ihm aufkreuzen und sich bei ihm ausheulen könnte. Die letzte Option? Richtig: Aaron musste wem schreiben. Aber wem? Gut… im Grunde stellte sich diese Frage nicht. Er könnte mit Lilly und Joel schreiben, aber das tat er sowieso den ganzen Tag und außerdem gab es in so einer Situation nur eine Person, die ihn wirklich aufheitern konnte – egal wie gerne er Lilly und Joel mochte. Deshalb nahm er sich also sein Handy, das sowieso neben ihm auf dem Bett lag. Es war schnell entsperrt, die Person, der er schreiben wollte, schnell gefunden. Es war zwar laut Handy zwar schon 01:57 Uhr nachts, aber da Aaron eh nicht schlafen konnte, hoffte er einfach, dass auch sein Bruder noch nicht schlafen gegangen war. Dans Name hatte er schnell angetippt, die Nachricht schnell geschrieben. bist du noch wach, danny? Aarons Augen zuckten zu der Zeit, an der Dan das letzte Mal online gewesen war. Kurz vor Zwölf. Aaron knirschte ein wenig mit den Zähnen, aber er musste wohl einsehen, dass die Chancen für Dans zurückschreiben eher gering waren. Dennoch starrte er auf sein Handy, so als ob er Dan damit dazu zwingen könnte, zurück zu schreiben. Und siehe da: Sekunden später kam Dan tatsächlich online, bevor auch schon ein wunderbares ‚schreibt…‘ unter seinem Namen stand. Aaron spürte, wie sein Herz einen klitzekleinen Sprung machte. Jap, bin ich. Kann nicht schlafen…, schrieb Dan zurück. Aaron tippste sofort wieder ins Handy. ich auch nicht… ausziehen is total scheiße. Die Antwort kam sofort:Willst du telefonieren? Und Aaron zögerte natürlich nicht lange. Er tippte in seinem Handy aufs Telefon und rief seinen Bruder an, während er das Handy an sein Ohr presste und über sich in die Dunkelheit schaute, als das gewohnte Klingeln kam. Dan hob direkt nach dem ersten Klingeln ab. „Hey, Aaron.“, grüßte er seinen jüngeren Bruder. „Danny“, stellte Aaron flüsternd fest. „Warum flüsterst du?“ „Will meinen Mitbewohner nicht aufwecken.“, erklärte Aaron leise, auch wenn der gerade so laut schnarchte, dass ihn wahrscheinlich keine tausend Pferde aufwecken könnten. Great clouds roll over the hills Bringing darkness from above „Achso…“ Dan seufzte leise. „Hey, sei froh, dass du einen Mitbewohner hast. Das letzte Mal als ich mit jemanden nicht geschäftlich geredet hab fühlt sich wie ‘ne Ewigkeit an…“ „Keine Frauen in letzter Zeit?“ Aaron runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht, wieso du das immer denkst...“ Dan lachte leise. „Also nein, auch keine Frauen. Wie auch sonst fast nie.“ Aaron kratzte sich nachdenklich am Hals, während er so darüber nachdachte. Er war sich fast sicher, dass Dan ihn nicht anlog, aber gerade das brachte ihm noch ein viel mulmigeres Gefühl. Wenn Dan wollte, dann könnte er sicher One Night Stands haben - oder eine Freundin - und das er es nicht hatte, hieß wohl, dass er Beides nicht wollte. Aber wieso? „Aber… ‘s geht doch gar nich‘ um mich, sondern um dich.“, fuhr Dan schließlich fort. „Also, Aaron, erzähl’s mir… Wieso ist ausziehen scheiße?“ „Keine Ahnung.“ Aaron verzog sein Gesicht und zog seine Decke enger um seine Brust, während seine Augen immer noch die Dunkelheit fixierten. „Ich dachte die ganze Zeit, es ist unglaublich awesome und hab mich andauernd darauf gefreut… aber irgendwie war das Koffer packen schon traurig und ich vermisse jetzt schon alle und… gnah. Ich finde es einfach doof, dass ich jetzt so weit weg wohne und Jamie und Fred und alle meine Freunde so gut wie nie wieder sehe…“ Dan schwieg eine Weile. „Das verstehe ich“, erwiderte er dann schließlich. „Tust du nicht.“ Jetzt quengelte Aaron, wobei das in einer leisen Stimme gar nicht so leicht war. „Du bist doch abgehauen… du hast dich sicher total gefreut, endlich weg fahren zu können.“ „Aaron…“ Dan seufzte leicht. „Du weißt, warum ich weg gefahren bin. Sei jetzt deshalb nicht wieder böse auf mich, okay? … Und ich hab dir das noch nie erzählt, aber ich hab’s gerade mal bis zum Stadtrand geschafft bevor ich geheult hab wie’n Schlosshund. Und das war noch, bevor The Only Exception kam, Aaron, da hab ich’s dann gar nicht mehr gepackt. Du weißt wie oft ich umdrehen wollte, das hab ich dir schon tausend Mal gesagt, aber ich musste so oft heulen, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Es war das schrecklichste, was ich jemals in meinem Leben machen musste… also doch, ich verstehe, wieso du das ganze Ausziehen scheiße findest.“ Jetzt schwieg Aaron für einen Moment. Er konnte aber auch gar nicht reden, weil ein Lächeln an seinen Lippen zupfte und es schwer war, überhaupt klar zu denken. Sein Bruder wusste einfach immer, was er sagen musste. Und immer, mit nur ein paar Worten, erinnerte sich Aaron wieder daran, wie ihn keine Distanz der Welt dazu bringen könnte, Danny nicht zu lieben. Auf die eine oder andere Art und Weise. But if you close your eyes, Does it almost feel like Nothing changed at all? And if you close your eyes, Does it almost feel like You've been here before? How am I gonna be an optimist about this? Nachdem Aaron eine Weile nichts gesagt hatte, seufzte Dan leise. „Hey, Aaron… weißt du, was ich immer gemacht habe, wenn ich dich zu sehr vermisst habe?“ Aaron drückte seine Lippen aufeinander. „Hm?“, brachte er gerade so zwischen seinen leicht zittrig gewordenen Atemzügen hervor. „Ich hab auf meinem Handy Sprachnachrichten von dir gesucht, meine Augen zu gemacht… und mir vorgestellt, dass du neben mir sitzen würdest und direkt mit mir reden würdest.“ Jetzt klang es auch irgendwie schwierig für Dan, das alles zu sagen, aber dennoch machte er weiter. „Also tust du mir einen Gefallen und machst deine Augen für einen Moment zu, Aaron? Wahrscheinlich ist es in deinem Zimmer eh stockdunkel und du hast sowieso Angst ohne Nachtlicht… also kann das keinen großen Unterschied mehr machen, oder?“ Aaron schloss ohne zu zögern seine Augen. „Sind zu“, nuschelte er leise. „Schau mal…“ Dan nahm einen tiefen Atemzug. „Stell dir vor, ich würde direkt neben dir liegen. Stell dir vor, ich würde gerade ganz normal mit dir reden, als würde ich deine Hand berühren, als würde ich dir einen kleinen Kuss auf die Wange geben…“ Aarons freie Hand wanderte ohne sein Zutun zu seiner Wange, während sein Herz schneller pochte. Das ist nicht normal, murmelte eine kleine Stimme in Aarons Kopf. Er redet davon, dir einen Kuss auf die Wange zu geben. Das hat er noch nie ernsthaft gemacht. Aber es war nach zwei Uhr nachts und es ging Aaron schlecht, also durfte man vielleicht wenigstens für eine Minute in einer eigenen, schönen Welt leben. „Stell dir vor, du würdest wegen dem Ausziehen weinen und musst dich nur rüber lehnen, damit du mir in die Schulter weinen kannst. Stell dir vor, wie ich dich in den Arm nehme, über die Haare streicheln und sage, dass alles gut wird… - weißt du noch? So wie damals, als du dich mit Caleb gestritten hast…“ Oh ja. Aaron wusste noch allzu gut, wie Dan ihn umarmt hatte und wie all seine Probleme mit Caleb zu einer unglaublichen Nichtigkeit geschrumpft waren, als sein Bruder ihn so gehalten und ihm dabei so sehr geholfen hatte. „Ja“, gab er deshalb mit atemloser Stimme zurück. „Ja, das weiß ich noch…“ But if you close your eyes, Does it almost feel like Nothing changed at all? „Siehst du?“ Aaron hörte förmlich das leichte, sanfte Lächeln das sich auf Dans Zügen ausbreitete. „Ich wünschte, ich könnte gerade wirklich bei dir sein und dich trösten, Aaron. Ich wünschte eigentlich immer, dass ich bei dir sein könnte… Ich hoffe das weißt du. Und ich hoffe auch, dass es dir gerade reicht, wenn ich einfach nur mit dir rede… Ich kann es nicht ertragen, wenn du traurig bist – selbst wenn du so weit weg bist. Wahrscheinlich konnte ich deshalb wohl nicht schlafen… Du weißt schon, Bruder-Instinkt.“ Aaron merkte, wie ihm ein leichtes Lachen entfuhr, auch wenn er sich gleichzeitig fühlte, als müsste er wegen all der Gefühle weinen. Er wusste nicht, wieso Dan so krasse Gefühle in ihm auslösen konnte, aber es funktionierte immer innerhalb von Sekunden. „Weißt du, Aaron, manchmal wünsche ich mir, das alles wieder wie früher wäre.“, redete Dan weiter. „Dass du noch in der zehnten und ich in der zwölften Klasse wäre, dass wir zusammen in einem Haus wohnen würden, dass ich gerade mal die Treppe runter und die erste Tür rechts müsste, um zu dir zu kommen.“ Aaron merkte, wie sich ein trauriges Lächeln auf seinen Lippen bildete. Er wischte sich schnell über die Augen, bevor er darauf was erwiderte. „Das wünsche ich mir auch manchmal“, erwiderte er leise und merkte dabei, dass man wahrscheinlich hörte, dass er eben fast geweint hatte. Aber andererseits wollte er auch, das Dan das wusste. „Deshalb ruf ich dich auch so oft an, Dan, weißt du? Weil, wenn ich dich anrufe und weiß, dass du immer mit mir redest… egal wie spät es ist…“ Jetzt lächelte Aaron doch wieder leise vor sich hin. „Dann fühlt es sich an, als ob sich niemals etwas geändert hatte. Ich muss einfach meine Augen schließen, mit dir reden und… schon ist alles so, als ob du niemals gegangen wärst…“ Aaron hörte, wie Dan einen zittrigen Atemzug nahm und erst jetzt wurde Aaron klar, dass Dan auch fast weinte. Das machte es für Aaron eigentlich nur noch viel schlimmer, auch, wenn er gar nicht so wirklich weinte – jedenfalls für den Moment war Aaron nämlich unglaublich glücklich, alleine schon deshalb, weil er mit Dan reden konnte. Natürlich, das Weinen sprach nicht gerade dafür… aber Dan verschaffte ihm immer diesen Mix an Gefühlen, immer. „Für mich fühlt es sich auch manchmal so an, Aaron“, gab Dan schließlich zurück. „Als ob du direkt hier wärst, neben mir… und allein die Vorstellung macht mich unendlich glücklich.“ „Mich auch“, gab Aaron zurück, immer noch mit geschlossenen Augen. Aber es stimmte, Dan hatte ihn sein Heimweh innerhalb von Sekunden vergessen. Jetzt war in seinem Kopf auch gar kein Platz mehr für Heimweh; da war nur noch Platz für Dan. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)