YAKUZA - тʀᴀυᴇ ɴıᴇмᴀɴᴅᴇм! von Tsuki_no_Hime (mit Trailer) ================================================================================ Kapitel 1: At the new school ---------------------------- Piep. Piep. Piep. Piep. Unter lautem Krachen flog das nervige Gerät an die gegenüberliegende Wand und landete schließlich in Einzelteilen auf dem dunklen Laminatboden. Murrend öffneten sich daraufhin zwei jadegrüne Augen und blickten auf den Wecker, zumindest auf das, was davon noch übrig geblieben war. „Scheißteil.“ Seufzend renkte sie ihre verspannten Knochen wieder ein und machte sich daran sich aus ihrer Decke zu pellen, als ein Klopfen sie inne halten ließ. Gleich darauf öffnete sich die Tür und eine junge Frau mit schulterlangen braunen Haaren und grünen Augen betrat noch immer abgedunkelte Zimmer. Zügig schritt sie auf die Fensterfront zu und zog die Vorhänge beiseite. Sofort wurde der Raum von hellem Sonnenlicht geflutet. Vor dem Bett blieb die Braunhaarige dann stehen und deutete eine kurze Verbeugung an. „Miss Haruno, ich wünsche einen guten Morgen. Ihr Vater wünscht sie dringend zu sprechen.“ „Danke, Raika. Richte Vater bitte aus, dass ich gleich da sein werde.“ Mit einem Nicken verabschiedete sich die Angestellte und ließ die Rosahaarige alleine zurück, welche sofort aufstand und sich fertig machte. Nachdem sie sich geduscht hatte ging sie zu ihrem Kleiderschrank. Ohne lang zu suchen, kramte sie sich eine schwarze Hose und ein schwarzes Top mit V-Ausschnitt heraus. Dazu zog sie ihre schwarzen Stiefel an, die ihr bis zu den Knien gingen. Als Accessoire entschied sie sich für jadegrüne Kreolen, die sie damals von ihrer Mutter vererbt bekommen hat. Ihre langen rosafarbenen Haare band sie mit einem ebenfalls schwarzen Band zu einem hohen Zopf zusammen. Kurz warf sie noch einen Blick in den Spiegel und nickte sich zufrieden zu. Daraufhin verließ nun auch sie auch das Zimmer und beeilte sich, um in die Küche zu kommen. Dort wurde sie bereits erwartet. „Sakura, setz dich!“ Stumm kam sie der Aufforderung ihres Vaters nach. „Heute ist der erste Tag an der neuen Schule. Du weißt, was zu tun.“ Sie gab nur ein Nicken von sich, woraufhin seine Augen einen zufriedenen Glanz annahmen. „Enttäusch mich nicht. Ich werde übrigens für einige Monate nicht da sein. Mein Flieger geht bereits in zwei Stunden.“ Wieder gab sie nur ein stummes Nicken von sich, war sie es doch bereits gewohnt einige Zeit lang alleine zu sein. „Gut. Dann mach dich auf den Weg. Wir wollen ja nicht, dass du an deinem ersten Tag zu spät kommst.“ Man konnte förmlich den Sarkasmus sehen, der in dieser Aussage steckte, dennoch stand Sakura auf und verabschiedete sich von ihrem Vater. Kurz darauf verschwand sie auch schon aus dem Haus, setzte sich in ihren roten Lamborghini Reventon Roadster und brauste die Straßen entlang zur Konoha-School, die sie ab heute besuchen würde. Mit quietschenden Reifen kam sie endlich auf dem Parkplatz des Bildungsinstitutes zum Stillstand. Sofort lagen einige bewundernde Blicke auf dem teuren Auto. Anmutig stieg sie aus und schaute sich erst mal auf dem Hof um, die Blicke der Mitschüler, die noch immer auf dem Auto und nun auch auf ihr lagen, ignorierte sie gekonnt. Als sie sich endlich einen Überblick verschafft hatte, ging sie zielstrebig auf die Eingangstür der Schule zu, die ihr freundlicherweise von einem Jungen in etwa ihrem Alter aufgehalten wurde. Mit einem ihrer seltenen Lächelnd bedankte sie sich bei ihm und schritt dann weiter voran, dahin, wo sie den Kunstsaal vermutete. Sie hatte die ganzen Formalitäten bereits vor einigen Tagen geklärt, so blieb ihr das zum Glück nun erspart. Als sie endlich den gesuchten Raum erreicht hatte, betrat sie ihn und verdrehte daraufhin nur die Augen, als schon wieder alle Blicke auf ihr lagen. „Ey Pinkie, du stehst im Weg.“ Mit angehobener Augenbraue drehte sie sich um und sah in das frech grinsende Gesicht eines rothaarigen Mädchens mit Brille und superknappen Klamotten. Wortlos trat sie einen Schritt zur Seite um das Mädchen durchzulassen, stellte ihr dabei jedoch ein Bein, so dass diese sich nicht mehr halten konnte und sich lang legte. „Nenn mich nie wieder Pinkie!“ Fluchend rappelte sich die Rothaarige wieder auf und blitzte Sakura wütend an. Noch ehe es eskalieren konnte, ertönte hinter Beiden ein lautstarkes Räuspern. „Meine Damen nun beruhigt euch doch.“ Wieder wanderte eine Augenbraue ihrerseits nach oben, während sie skeptisch den Lehrer musterte. Er hatte braune Haare, die zu einem Zopf gebunden waren, eine lange Narbe über der Nase und war etwa einen halben Kopf größer als sie selber. „Du musst Sakura sein. Ich bin Iruka und unterrichte Kunst und Japanisch.“ Als er merkte, dass sie darauf nichts erwiderte, legte er schnell seine Unterlagen auf den Schreibtisch und wendete sich dann an die Klasse. „Sakura wird uns ab heute Gesellschaft leisten. Ich hoffe ihr seid nett zu ihr.“ Somit richtete er sich wieder an die Rosahaarige, die in der Zwischenzeit unauffällig ihr Augenmerk auf eine ganz bestimmte Person in der letzten Reihe gerichtet hatte. „Neben Sasori ist noch ein Platz frei. In der letzten Reihe.“ Ihre Augen glitten zu einem Rothaarigen, der soeben etwas Platz auf dem Tisch schaffte. Sofort begab sie sich zu dem Platz und ließ sich auf dem freien Stuhl nieder. „Bevor wir mit dem Unterricht beginnen. Sakura?“ „Hm?“ „Teilst du mit uns bitte deine Ansicht von Kunst?“ Sie brauchte nicht lange nachdenken, um eine gute Antwort parat zu haben. „Kunst ist für mich eine Komposition aus Vergänglichkeit und Ewigkeit. Man könnte es mit einer Blume vergleichen, die im Winter vergeht und nächstes Jahr wieder erblüht, doch nie vollkommen identisch aussieht.“ „Das ist ein sehr interessanter Gedankengang.“ Dies schien auch ihr Nachbar zu denken, denn nun musterte er sie auch neugierig. Der Rest der Stunde flog nur so an ihr vorbei und schneller als gedacht, klingelte die Schulglocke und läutete die Pause ein. Seufzend nahm sie sich ihre Tasche und verließ das Klassenzimmer. Auf ihrem Plan stand nun eine Freistunde, die sie wohl draußen auf dem Hof verbringen würde. Trotz dessen, dass sie völlig in ihr Buch vertieft war, bekam sie mit, wie sich ihr eine weitere Person näherte. Kurz schaute sie auf und sah dass es sich um einen blondhaarigen jungen Mann mit eisblauen Augen handelte. „Hallo, ich bin Deidara. Stört es dich, wenn wir uns zu dir setzen?“ Kurz angebunden schüttelte sie den Kopf und rückte ein Stück um etwas Platz zu schaffen, dann widmete sie sich wieder ganz ihrem Buch und bekam nur noch am Rande mit, wie nun auch Deidaras Freunde ihnen Gesellschaft leisteten. Ihr war es Recht, so lange sie ihre Ruhe hatte. Sie war nicht drauf aus Freundschaften zu knüpfen, denn das würde alles nur unnötig verkomplizieren. Doch plötzlich erregte etwas ihre Aufmerksamkeit. Schwarze Haare, schwarze Augen mit einem Rotstich und monotone Gesichtszüge. Er kam direkt auf die Gruppe zu. Ein kleines Schmunzeln konnte sie sich nicht verkneifen. Das lief ja alles wie geschmiert. „Hey Itachi. Wo warst du denn so lange?“ „Karin.“ „Rennt sie dir immer noch hinterher?“ Diesmal war es ein Blauhaariger, der das Wort an Itachi richtete, woraufhin dieser nur genervt nickte. Eben Erwähnte kam nun auch auf die Gruppe zu. „Itachi-kun, du hast mir noch gar keine Antwort gegeben, ob du mal Lust hast mit mir auszugehen.“ „Nein. Wie oft denn noch?“ „Und warum nicht?“ „Warum nervst du nicht einfach meinen kleinen Bruder und lässt mich in Ruhe?“ „Aber Ita-“ Noch bevor Karin zu Ende sprechen konnte, klappte Sakura das Buch lautstark zusammen, sprang auf und zog Itachi zu sich, um ihn in einen Kuss zu verwickeln. Geschockt riss die Rothaarige die Augen auf. Nachdem Sakura den Kuss gelöst hatte, funkelte sie Karin angriffslustig an. „Er ist mit mir zusammen. Noch Fragen?“ Beleidigt rauschte Karin ab, drehte sich aber noch ein letztes Mal um. „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“ Und weg war sie. Seufzend setzte sich Sakura wieder hin und klappte erneut ihr Buch auf, als ob nichts gewesen wäre. „Wow, Süße. Das war…“ „…der Wahnsinn.“ Begeistert blickten ein grauhaariger Typ und Deidara zu ihr hinüber, doch auch das schien sie nicht zu beeindrucken, denn sie las entspannt weiter. Irgendwann jedoch fingen ihr die Blicke an, doch auf die Nerven zu gehen, deshalb klappte sie das Buch erneut zu und verstaute es in ihrer Tasche. „Ist was?“ „Nö. Bis auf das jetzt sicherlich bald die gesamte Schule weiß, dass du was mit dem Uchiha hast.“ Mit angehobener Augenbraue verschränkte sie die Arme vor der Brust und musterte Itachi. „Die Wahl hätte schlimmer enden können.“ Der Spruch schien wohl den Stein ins Rollen gebracht zu haben, denn nun stellten sich ihr alle vor und verwickelten sie ab und an auch mit in Gespräche, an denen sie sich meist nur mit knappen Aussagen beteiligte. Kapitel 2: Mission: Friends --------------------------- Als es wieder klingelte, machte sich die Gruppe, inklusive Sakura, gemeinsam auf den Weg zum Klassenzimmer. Während sie Jungs in Unterhalten verstrickt waren ließ sich Konan etwas zurück fallen, um neben Sakura zu gehen. Irgendwoher kam ihr die Rosahaarige bekannt vor, aber sie wusste einfach nicht, woher. „Sag mal, wie kommt es eigentlich das du mitten im Schuljahr zu uns wechselst?“ „Aus geschäftlichen Gründen. Mein Vater hat hier Arbeit gefunden.“ Wenn man es genau betrachtete, war das noch nicht einmal gelogen, aber zu 100 Prozent der Wahrheit entsprechen tat es auch nicht. „Und was arbeitet dein Vater, wenn ich fragen darf?“ Oh man, diese ganze Fragerei könnte echt noch böse enden. Sie musste sich schnell was einfallen lassen, um dieses Gespräch zu beenden. „Er ist Unternehmer. Müllentsorgung und so was.“ Damit schien für sie das Thema beendet. Konan schien vorerst auch zufrieden gestellt. Noch bevor die Blauhaarige erneut ansetzen konnte, um etwas zu sagen, kamen sie auch schon im Klassenzimmer an, wo gerade das reinste Chaos herrschte. Sämtliche Gegenstände flogen durch die Gegend und manche spielten sogar Fangen. Skeptisch besah sich Sakura das Schlachtfeld. Gerade in diesem Moment kam der Tafelschwamm auf sie und Konan zugeflogen. All ihr Denken stellte sich ab und sie handelte nur noch aus Reflex. Schnell schubste sie Konan zur Seite und ließ sich nach hinten fallen, ließ den Schwamm über sich hinweg fliegen und sprang anschließend aus dem liegen heraus wieder geschickt auf die Beine. Wegen dem Stunt lagen nun wieder einmal alle Augen auf ihr. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was sie gerade getan hatte. Noch mehr verraten hätte sie sich auch nicht können. Vielleicht sollte sie das nächste Mal gleich mit ihrer Uzi rumballern und ein Leuchtschild mit sich rumschleppen auf dem drauf stand. ´Ich gehör zu Yakuza. Ein schiefer Blick und ihr seid tot.` Das wäre doch mal was. Und nun zu einer Ausrede… „Diese Fitnessübung ist gut gegen Stressbewältigung.“ Was Dümmeres war ihr auf die Stelle auch nicht eingefallen, oder? Innerlich haute sie sich gerade selber auf die Stirn, doch komischerweise gab es niemanden der sie zweifelnd ansah. Schon bald hatten wieder alle ihre vorherigen Aktivitäten aufgenommen. Okay. Diese Klasse war definitiv nicht normal, aber umso besser für sie. „Hey Süße, das war echt ein gelungener Auftritt.“ Einfach ignorieren. So war zumindest ihr Motto. Mit gezielten Schritten ging sie auf ihren Platz zu und ließ sich auf diesem nieder. Sie setzte ihren bösesten Blick auf und ihre Mitschüler interpretierten das richtig, in dem sie lieber das Weite suchten. Zufrieden verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah aus dem Fenster. Der erste Schritt war schon mal getan und wenn sie ehrlich zu sich selber war, so müsste sie zugeben, dass es einfacher war, als sie zuerst vermutet hatte. Dennoch lag noch ein weiter Weg vor ihr, um ans Ziel zu kommen. Sie brauchte sein Vertrauen und ihre Zielperson war nicht gerade für dieses bekannt. Da würde sie wohl härtere Geschütze auffahren müssen. Plötzlich verstummten die Geräusche um sie herum. Ein Blick zur Tür verriet Sakura, dass soeben wohl der Lehrer den Raum betreten hatte. Es war ein ziemlich bleicher Mann mit langen schwarzen Haaren und gelben Augen. Er erinnerte sie irgendwie an eine Schlange. Schnell nahm jeder seinen Platz ein, danach war es so still, man hätte sogar eine Stecknadel fallen hören können. Dieser Kerl schien eine ziemliche Respektsperson zu sein, außerdem versprühte er eine ziemliche dunkle Aura. Na das würde ein lustiger Unterricht werden. Mal ganz davon abgesehen, dass sie Mathematik eh hasste. Etwas landete plötzlich vor ihr auf der Bank. Bei genauerem hin sehen konnte sie es als zusammengefalteten Zettel identifizieren. Ohne sich umzusehen öffnete sie das Stück Papier und begann sie unsauber hingeschmierten Zeilen zu lesen. //Hey Bitch. Ich erwarte dich nach der Schule hinter der Turnhalle. Wenn du nicht kommst, wirst du dir wünschen nie geboren wurden zu sein! Itachi gehört mir und du hässliche Schlampe wirst ihn mir nicht wegnehmen.// Ein belustigtes Grinsen umspielte ihre Mundwinkel. Da legte es wohl jemand ganz schön drauf an eine Abreibung zu bekommen. „Fräulein Hiroshi, könnten sie bitte nach vorne kommen und die Gleichung lösen?“ Augen verdrehend steckte sie den Zettel in die Hosentasche und kam der Bitte ihres Lehrers nach. Irgendwie war es ungewohnt mit einem neuen Namen aufgerufen zu werden, aber hätte sie Haruno beibehalten, wüsste sofort jeder Bescheid und das konnte sie nicht verantworten. Schnell schrieb sie das Ergebnis an die Tafel und ging dann zurück zu ihrem Platz, nicht ohne Karin vorher noch einen abschätzigen Blick wegen des Briefes zu zuwerfen. Wo war sie denn hier gelandet? Im Kindergarten? Erleichtert atmete Sakura aus, als sie die Doppelstunde Mathematik endlich überstanden hatte. Nun musste sie nur noch Geschichte über sich ergehen lassen und dann konnte sie endlich heim. Da Freitag war, konnte sie morgen sogar ausschlafen. Es hatte schon was Gutes an sich, dass sie mitten in der Woche auf diese Schule versetzt wurden war. Außerdem könnte sie sich so am Wochenende einen Plan zu Recht legen, wie sie am besten sein Vertrauen gewinnen könnte. Vielleicht sollte sie es doch erst mal mit seiner Freundschaft versuchen. Während sie sich weiter Gedanken darüber machte, kam Konan auf sie zugestürmt. „Hey, Sakura. Wir wollten heute Abend alle in einen Club machen, der erst neu eröffnet hat. Ich wollte dich fragen, ob du nicht Lust hättest mit zu kommen.“ Kurz dachte sie darüber nach, bevor sie mit einem Lächeln einwilligte. Das wäre doch ihre Chance. Als sie das neue Klassenzimmer betrat, stellte sie seufzend fest, dass das gleiche Chaos wie zuvor herrschte. Langsam kam sie sich echt verarscht vor. Den fliegenden Gegenständen ausweichend, bahnte sie sich einen Weg zu ihrem Sitzplatz. Verzweifelt ließ sie ihren Kopf auf den Tisch fallen. Dieses Geschrei hielt man ja im Kopf nicht aus. Als die Schulklingel ertönte wurde es wieder still und alle nahmen ihre Plätze ein. Nun setzte auch sie sich wieder ordentlich hin und schaute nach vorne, wo gerade eben ihr ´Geschichtslehrer` zu Tür herein kam. Als sie ihn erkannte, ballte sie vor Wut kochend ihre Hände zu Fäusten. Hatte ihr Vater so wenig Vertrauen zu ihr, dass er einen seiner Männer in ihren Auftrag einschleuste? Nachdem die letzte Stunde nun auch endlich vorbei war, wartete sie geduldig bis alle Schüler den Raum verlassen hatte, bevor sie sich ihre Tasche schnappte und den ´Lehrer` davon abhielt ebenfalls zu verschwinden. Wütend baute sie sich vor ihm auf. „Was willst du hier, Kakashi?“ Kapitel 3: The first impression ------------------------------- Ohne jegliche Gefühlsregung sahen sich die Beiden in die Augen, bis Kakashi den Kontakt abbrach. „Dein Vater bat mich dich im Blickfeld zu behalten. Er geht lieber auf Nummer sicher, nachdem, was letztes Mal vorgefallen ist.“ Sakuras Augen verengten sich zu Schlitzen, aus denen heraus sie den Grauhaarigen anfunkelte. „Du weißt, dass es nicht mein Fehler war und er weiß es auch. Ich brauche keinen Babysitter.“ Seufzend stützte sich Kakashi an den Lehrertisch. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass sein Auftreten nicht auf Begeisterung stoßen würde, aber er wäre schon blöd gewesen, hätte er diesen Auftrag abgelehnt, schließlich kam er von ganz oben und hatte somit äußerste Priorität. „Du kannst mir glauben, dass mir das genauso wenig gefällt wie dir, aber es lässt sich nun mal nicht ändern. Wir können nur das Beste draus machen.“ Sakura gab nur ein abfälliges Schnaufen von sich. „Das Beste wird sein, wenn du mir einfach aus dem Weg gehst.“ Damit rauschte sie davon und ließ Kakashi zurück. Sie hatte jetzt keinen Nerv mehr, sich weiter mit Problemen auseinander zusetzen, die man am besten einfach umgehen konnte. Kaum verließ sie das Gebäude kam allerdings schon das nächste Problem auf sie zu. Karin. „Hast du mich etwa schon vergessen oder hast du einfach nur Angst?“ Genervt verdrehte sie die Augen. Ihr erster Tag und schon durfte sie sich mit irgendwelchen Weibern rumärgern, die nichts außer Zuckerwatte im Hirn haben. Sie war eine Killerin und kein kleines Schulmädchen, das anderen an den Haaren zieht, nur weil sie über ihre Frisur gelästert haben. Dabei ist anzumerken, dass sie es hasst auf ihre ungewöhnliche Haarfarbe angesprochen zu werden, aber das tat hier gerade nichts zur Sache. „Machen wir´s kurz. Ich hab keine Lust mich länger als nötig mit dir zu befassen.“ Rot vor aufgestauter Wut rannte Karin auf Sakura zu, die wiederum spielend leicht auswich. „Was bildest du Miststück dir eigentlich ein, so mit mir zu reden?“ Erneut kam Karin auf sie zu, diesmal jedoch stellte sich jemand schützend vor Sakura und wehrte den Angriff ab. Dieser jemand hatte schwarze Haare. Mehr konnte Sakura leider nicht erkennen, da er mit dem Rücken zu ihr stand. „Es reicht Karin. Was soll der ganze Aufstand hier eigentlich?“ Schuldbewusst senkte die Rothaarige ihr Gesicht und mimte somit ein unschuldiges Lämmchen, was keiner Fliege was zu Leide tun konnte. Sie sollte vielleicht später mal Schauspielerin werden. „Aber Sasuke-kun, diese rosahaarige Schlampe hat angefangen.“ Nun wendete er sich von ihr ab und drehte sich zu sogenannter ´rosahaarigen Schlampe` um. Schwarze emotionslose Augen blitzten ihr neugierig entgegen. Ein Uchiha, ging es ihr durch den Kopf. Na wenn das mal kein Glücksfall war. Nach einer kurzen Musterung drehte er sich wieder zu Karin. „Geh jetzt!“ „Aber…“ „Kein ´aber`.“ Deprimiert leistete Karin der Aufforderung Folge und verschwand aus dem Sichtfeld der beiden Zurückgebliebenen. „Alles okay mit dir?“ Irritiert zog Sakura eine Augenbraue nach oben. Das wurde langsam echt zur Gewohnheit. „Sollte etwa was nicht stimmen?“ Ein Schmunzeln überzog die fein geschwungenen Lippen des Uchihas. „Deine Schlagfertigkeit gefällt mir.“ „Glaub mir, dass ich auch anders zuschlagen kann, falls das gerade eine dämliche Anmache sein sollte.“ Gerade wollte Sasuke etwas darauf erwidern, als er von einem hysterischen Kreischen unterbrochen wurde. „Sasuke-kun! Hast du etwa auf mich gewartet. Das ist ja so süß von dir.“ Blond und blauäugig. So ließe sich das Mädchen, das auf sie zugestürmt kam, am zutreffendsten beschreiben. Name: Ino Yamanaka. Status: Schuldiva. Beste Freundin: Karin. Bedarf es hierbei mehrerer Worte? Das sagte doch eindeutig schon alles. „Ich lass euch Turteltäubchen dann mal alleine.“ Mit einem verschwörerischen Zwinkern machte Sakura sich schnellstmöglich aus dem Staub. Ihr hatte heute schon Karin ausgereicht, da brauchte sie nicht jetzt noch so eine von der Sorte, aber Sasuke tat ihr schon irgendwie leid. Zumindest ein ganz kleines bisschen, man sollte es ja nicht übertreiben mit dem Mitleid. Erleichtert atmete sie auf, als sie endlich vor den heiligen Pforten ihres Anwesens stand. Irgendwie verspürte sie gerade gar nicht das Bedürfnis danach zu Hause rumzusitzen und abzuwarten bis es abends wird. Seufzend trat sie dennoch ein und ging in ihr Zimmer, wo sie die Schultasche in die nächste Ecke schmiss und sich aufs Bett fallen ließ. Keine zwei Minuten später klopfte es bereits an der Tür und Raika trat ein. Höflich verbeugte sie sich vor ihr und stellte dann ein Tablett mit Essen auf den Beistelltisch neben dem Bett. „Raika?“ „Ja, Miss?“ „Ich möchte, dass du etwas für mich tust…“ Ein dämonisches Grinsen umspielte bei diesen Worten ihre Mundwinkel, welches dafür sorgte das es Brünette eiskalt den Rücken herunter lief. Frisch geduscht, fertig gestylt und vollkommen zufrieden verließ Sakura das Anwesen. Es war bereits 21 Uhr und sie hatte mit Konan vereinbart, dass sie sich um zehn am Club treffen. Zwar würde sie mit dem Auto nur etwa eine viertel Stunde brauchen, aber sie war lieber eher da, um sich noch einen Überblick verschaffen zu können. Sie war halt gerne vorbereitet auf unverhoffte Komplikationen, die leider viel zu oft vorkamen. Kein Wunder in dem Gewerbe, welchem sie bereits seit frühster Kindheit in Verbindung mit den zweifelhaften Tod ihrer Mutter nachkam. Man konnte nicht behaupten dass sie es jemals einfach gehabt hatte, aber dennoch hatte sie es geschafft sich selber einen Namen zu machen und dem machte sie auch alle Ehre. Noch ein Grund mehr, dass sie es verachtete sich nun eine neue Identität zugelegt zu haben. Hoffentlich würde es sich auch lohnen, denn der Fall Uchiha ginge an diesem Abend in die zweite Runde. Bisher hatte sie noch jede harte Nuss knacken können und diesmal würde es nicht anders sein. Lächelnd stieg sie in ihren schwarzen BMW M6 und ließ den Motor aufheulen. Sie liebte dieses Geräusch, es entspannte sie und lenkte sie jedes Mal von ihren trübsinnigen Gedanken ab. Im Rückwärtsgang fuhr sie das Auto aus der Garage, die sie schon vorher geöffnet hatte und schloss das Tor danach wieder mit einem Klick auf die dafür vorgesehene Fernbedienung. Nachdem das erledigt war, schaltete sie Musik ein und machte sich nun endlich auf den Weg zum Club. Es dauerte, wie schon vorhergesagt, etwa zehn Minuten, bis sie ankam. Ein Parkplatz war schnell gefunden, so dass ihr die Suche danach glücklicherweise erspart blieb. Sofort stieg sie aus und zupfte sich noch einmal ihre Kleidung zu Recht. Sie hatte sich für eine einfache hellblaue Jeans entschieden, die ziemlich eng anlag und ein graues Top, das oben schräg geschnitten war und nur ihre linke Schulter bedeckte. Dazu trug sie weiße Air Max. Als Highlight trug sie noch eine silberne Kette mit einem Anhänger in Form eines Sichelmondes. Ihre Haare hatte sie diesmal offen gelassen und nun fielen sie ihr locker bis knapp über die Schulter. Auf Make-Up hatte sie total verzichtet. Zügig ging die auf den Eingang des Etablissements zu und bezahlte dort den verlangten Eintritt, bevor sie den Club betrat. Drinnen angekommen sah sie sich erst einmal erstaunt um. Von außen wirkte das Gebäude ziemlich herunter gekommen, so dass sie sich anfangs gefragt hatte, ob sie hier überhaupt richtig war, doch innen herrschte eine ziemlich gemütliche Atmosphäre, wenn man mal die – für ihren Geschmack – viel zu laute Musik, die im Hintergrund spielte, außer Acht ließe. Dass war doch mal wieder der perfekte Beweis dafür, dass man sich nicht zu sehr vom ersten Eindruck blenden lassen sollte. Kapitel 4: Terrible memory -------------------------- Sakura war bereits seit einer halben Stunde in dem Club und hatte so genügend Zeit gehabt diesen mal unter die Lupe zu nehmen, als eine Naricht von Konan auf ihrem Handy einging. Sofort machte sie kehrt und ging zum Eingang um die Akatsuki – so hatte sich die Clique genannt – dort in Empfang zu nehmen. Dort wurde sie vor Freude strahlend von der Blauhaarigen in Beschlag gekommen. „Schön, dass du da bist. Du weißt ja gar nicht wie mühselig es sein kann, ständig alleine mit den Jungs unterwegs zu sein.“ Auf den schmollenden Blick von Pain hin, konnte sie sich ein belustigtes Grinsen nicht verkneifen. Irgendwie war es sogar ganz angenehm mal was mit ´Freunden` zu unternehmen und sich etwas zu amüsieren. Jedoch ließ sie ihren Auftrag dabei nie aus den Augen und ihr würde es auch nie in den Sinn kommen Privates und Geschäftliches miteinander zu vermischen. Das wäre unprofessionell und könnte gefährlich werden. „Lasst uns reingehen. Ich brauch nen Drink.“ Hidan ging voran und der Rest folgte ihm schweigend an die Bar, wo sich jeder erst mal ein Getränk bestellte. Zurzeit war noch nicht viel los, so dass sie nicht lange warten musste, bis sie ihre Bestellungen hatten. Anschließend ließ sich die Gruppe in einer gemütlichen Sitzecke nieder, die etwas abseits der Tanzfläche lag und an der die Musik nur gedämpft wirkte, so dass man auch die Möglichkeit hatte sich anständig unterhalten zu können. „Also Kleines, wie wäre es, wenn du uns mal etwas über dich erzählst?“ „Ich habe da einen besseren Vorschlag. Wie wäre es, wenn ihr mir etwas über euch erzählt… *…und mir so noch etwas Zeit gebt, um mir ein paar Antworten parat zulegen.*“ Unschlüssig sah Kisame zu seinen jahrelangen Freunden, diese wiederrum nur mit der Schulter zuckten. „Okay. Was willst du wissen?“ *Alles über Fugaku Uchiha!* Ganz kurz zuckte ein diabolisches Lächeln über ihre Lippen, welches den anderen aber verborgen blieb. „Weiß nicht. Hat jemand Lust zu tanzen?“ Sofort waren Konan, Tobi – und zur Verwunderung aller am Tisch anwesenden Personen – auch Pain Feuer und Flamme für diesen Verschlag. Wortlos schnappte sie sich Tobi und zog ihn mit sich auf die Tanzfläche, auf der auch Konan samt Pain wenige Sekunden später aufschlugen, sich allerdings etwas weiter abseits positionierten, wahrscheinlich um ungestört zu sein. Wie auf einen Wink des Schicksals hin, begann ein langsames Lied zu spielen. Verwundert blickte Sakura in Richtung des DJ´s. Seit wann wurde Kuschelmusik in einem Club gespielt? Schulterzuckend wandte sie sich wieder ihrem Tanzpartner zu und schmiegte sich etwas an dessen Brust. Verdutzt schaute er erst einmal auf sie herab, da er etwa einen Kopf größer war, doch dann verstand er und schlang seinerseits seine Arme um ihre Taille. Rhythmisch begannen sie sich im Takt der Musik zu wiegen. „Sag mal Tobi…“ „Hm?“ „Itachi, Madara und du. Ihr seid euch alle irgendwie ähnlich. Seit ihr verwandt?“ Leicht vibrierte seine Brust, als er über diese Frage kichern musste. „Ja. Madara ist mein Bruder und Itachi unser Cousin. Er hat ebenfalls einen kleinen Bruder. Sasuke. Vielleicht lernst du ihn auch noch irgendwann kennen.“ Gespielt erstaunt schaute sie auf, um in seine Augen sehen zu können. „Ach, ehrlich? Und was ist Sasuke so für ein Typ?“ Stirnrunzelnd dachte Tobi über diese Frage nach. „Man könnte ihn von der Art her mit Itachi vergleichen. Schließlich ist er so etwas wie ein Vorbild für ihn. Allerdings scheint ihm die harte Führung von ihrem Vater mehr zu zusetzten, als er es zeigt.“ *Bingo!* Wieder huschte ein Grinsen über ihre Mundwinkel. Da hatte sie ja einen richtigen Goldfang gemacht. „Was meinst du damit?“ „Ich weiß nicht, ob ich dir das alles überhaupt erzählen darf.“ Innerlich verdrehte Sakura die Augen. Es war doch immer dasselbe. Mit unschuldigen Augen sah sie zu ihm auf. „Ich kann Geheimnisse für mich behalten.“ Nachdenklich blickte der Schwarzhaarige erst zu ihr und dann zu dem Tisch, wo noch immer der Großteil seiner Freunde saß und sich – in den meisten Fällen – zuschüttete. „Aber nicht hier.“ Verstehend nickte sie. „Ich wird nur eben Jemanden Bescheid geben, dass wir etwas frische Luft schnappen gehen…“ Eine frische Brise wirbelte das Gras auf und vereinzelt wurden Blätter durch die Luft getragen. Ebenso spielte der Wind mit den rosafarbenen Strähnen der jungen Frau, die in Begleitung eines älter aussehenden Jungens, durch die, nur von dem faden Licht der Straßenlaternen beleuchteten Straßen, spazierte. Stille herrschte zwischen ihnen, die zwar keineswegs erdrückend war, aber sich dennoch unangenehm anfühlte. Schlussendlich blieb Tobi stehen. Vor ihnen befand sich ein kleiner Park, in dessen Mitte sich ein wunderschöner aus Marmor gehauener Springbrunnen. Jeweils an der linken und der rechten Seite, befanden sich die Abbilder zweier Meerjungfrauen, die ihre Hände zum Himmel empor hoben, so als wollten sie den Mond einfangen, der in dieser Nacht direkt über ihren Köpfen stand. Es war ein mystisches Bild voller Eleganz und Schönheit. Dennoch wurde diesem nicht weiter Beachtung geschenkt, als Tobi zielsicher auf eine, in der Nähe befindliche, Bank zusteuerte. Schweigend folgte Sakura ihm und ließ sich neben ihm auf der Sitzgelegenheit nieder. „Wo soll ich nur anfangen?“ Gedankenverloren legte der Uchiha den Kopf in den Nacken und besah sich die Sterne. „Es ist schon etwa fünf Jahre her, als Mikoto – Itachis und Sasukes Mutter – unter bisher ungeklärten Umständen verstoben war. Sie war immer eine friedvolle Gestalt gewesen und das Wohl ihrer Familie, insbesondere ihrer beiden Söhne, stand für sie immer an erster Stelle. Fugaku – ihr Mann – war kaum zu Hause. Seine Arbeit, als Chef der örtlichen Polizei, nahm ihn viel zu sehr ein und so lebten sich die Beiden wohl immer mehr auseinander. So kam es auch dazu, dass sie sich immer öfter stritten, bis Mikoto schlussendlich sogar von Scheidung sprach.“ Er legte eine kurze Pause ein und senkte betrübt seinen Kopf gen Boden. „Doch dazu war es dann ja nicht mehr gekommen. Kaum eine Woche später fand man ihre Leiche im Flussbett. Man ging von Selbstmord aus, auch wenn die Indizien dagegen sprachen… Du musst wissen, dass Mikoto auch für mich und Madara wie eine Mutter war. Wir sind Beide ohne Eltern groß geworden…“ Wieder legte er eine Pause ein. Diesmal sah es allerdings nicht danach aus, dass er vorhätte demnächst das Gespräch erneut aufzunehmen. „Ich versteh nicht ganz, was das mit Sasuke und Fugaku zu tun hat.“ Ein Seufzen entrann seiner Kehle. „Er war nicht einmal zu ihrer Beerdigung erschienen. Es war als hätte er sie bereits komplett aus seinem Leben gestrichen. Stattdessen saß er zu Hause und betrank sich. Seit dem Tage an, war er noch schlimmer als vorher. Fugaku war schon immer streng gewesen, doch nie hatte er Hand gegen seine Söhne erhoben.“ Geschockt unterbrach ihn Sakura. „Du meinst, er hat Sasuke und Itachi versprügelt?“ „Wenn es doch nur das wäre…“ Wieder entrann Tobi ein tonloses Seufzen. „Weißt du, von uns Uchihas wird immer verlangt, dass wir perfekt sein müssen. Es ist eine Bürde und ein Fluch, der uns auferlegt wurde. Doch die Beiden hat es wohl am Schlimmsten getroffen. Sie durften sich nicht den kleinsten Fehler leisten, ohne die entsprechenden Konsequenzen davon tragen zu müssen und diese waren nicht sehr schön. Meist war es Itachi, der die Strafen freiwillig in Kauf nahm, um seinen kleinen Bruder zu schützen. Leider gelang ihm das nur nicht immer und so gab es Momente, in denen Sasuke mit Fugaku alleine zu Hause war. Er war damals noch jung und verstand es nicht, aber am Ende hatte man ihm so seiner Kindheit beraubt.“ Ehrliche Wehmut spiegelte sich in Sakuras Gesichtszügen wieder. Sie hatte ja mit vielem gerechnet, aber eine solche Offenbarung schockte selbst sie, sie schon so viel Schreckliches in der Welt gesehen und selbst sogar verursacht hatte. Jedenfalls hatte sie nun kein schlechtes Gewissen mehr, wenn sie bald den Uchiha-Geschwistern ihren Vater nehmen und ihn in die Hölle schicken würde. „Ich glaube es ist besser, wenn wir langsam zurückgehen. Die anderen fragen sich sicherlich schon wo wir so lange bleiben.“ „Da könntest du Recht haben.“ Langsam erhob sich Tobi und streckte seine müden Gelenke, bevor er Sakura seine Hand anbot und ihr aufhalf. Kleine Nebeninformation zu den Charakteren der FF: Zetsu habe ich in zwei Personen aufgespalten, in Shiro (Weiß) und Kuro (Schwarz). Ich weiß, nicht gerade sehr originell von der Idee her. Hoffe ihr nehmt es mir nicht allzu krumm, aber bin total einfallslos was Namen angeht. :) Kapitel 5: Silent death ----------------------- Wenig interessiert lauschte Sakura den Gesprächen der Gruppe, während ihr Blick abwesend die Tanzfläche fokussierte, auf der sie vorhin eine Person ausgemacht hatte, die ihr verdächtig bekannt vorkam. Doch das war unmöglich. Was sollte gerade er hier wollen. Vielleicht hatte sie sich auch einfach nur geirrt. Sie hoffte es… „Was meinst du, Kleines?“ Fragend schaute sie auf, in das breit grinsende Gesicht Kisames. „Seit wann schläft man mit offenen Augen?“ „Ich hab nur nachgedacht. Also, was hab ich verpasst?“ Nun war es Madara, der das Wort ergriff. „Wir haben uns nur gefragt, ob du nicht Lust hättest von nun an öfters etwas mit uns zu unternehmen.“ Mit großen bittenden Augen sah Konan sie an. „Sag bitte ja.“ Was sollte sie jetzt tun? Wenn sie sich wirklich mit ihnen einlassen würde, dann… Nein, das konnte sie unmöglich zulassen. Wie kam sie jetzt bloß wieder aus der Nummer raus? „Ich…“ „Na, wen haben wir den hier?“ Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Jetzt war es offiziell. Sie hatte sich nicht geirrt. Zwar stand er hinter ihr, so dass sie ihn nicht sehen konnte, aber seine Stimme würde sie unter tausenden wieder erkennen. Diese dunkle rauchige Tonlage, vermengt mit einer gehörigen Menge Spott und Überheblichkeit. Langsam stand sie auf und drehte sich zu ihm um. Seine grünen Augen funkelten vor Belustigung und seine roten Haare hingen ihm wirr ins Gesicht und gaben seiner Erscheinung somit etwas Verruchtes. Das würde zumindest die zwei Mädchen an seiner Seite erklären, um die er jeweils einen Arm geschlungen hatte. „Was hast du hier verloren, Kiro?“ Gebannt verfolgten alle Anwesenden diese Konversation, doch konnten sich einfach keinen Reim darauf machen. Wer war der Unbekannte und was hatte Sakura mit ihm zu tun? Diese Frage schien wohl jeden zu beschäftigen. „Na na na… Spricht man so etwa mit seinem großen Bruder?“ Fest ballte sie ihre rechte Hand zur Faust, so dass ihre Fingernägel tief ins Fleisch schnitten und dickflüssiges Blut herausquoll, das lautlos zu Boden tropfte. „Mein Bruder ist vor langer Zeit gestorben.“ „Dafür, dass ich tot sein soll, sehe ich aber noch ziemlich lebendig aus. Meinst du nicht auch?“ Ihr Kiefer spannte sich an, weswegen ihre nächsten Worte ziemlich gepresst klangen. „Was willst du nun hier?“ Seufzend gab er seine Begleitungen frei und schickte sie mit einer Handbewegung fort. „Ich bin deinetwegen zurückgekommen.“ Skeptisch hob sie eine Augenbraue, bis es bei ihr Klick machte. Aus den Augenwinkel heraus besah sie sich ihre ´Freunde`, die noch immer gespannt die Szene im Blickfeld behielten. „Lass und draußen ´weiter reden`.“ Grinsend nickte er ihr zu und ging voraus, während sie ihm schweigend folgte. So weit war es nun also schon gekommen… Da standen sie nun. Mitten in einem stillgelegten Industriegelände in der Nähe des Clubs. Das einzige Licht brachte eine flackernde Laterne, die vor der großen gespenstigen Lagerhalle verweilte und sicherlich auch bald ihren Dienst quittieren würde. Noch immer trug ihr Bruder dieses widerliche Grinsen, welches ihr die Galle hochkommen ließ. „Du bist groß geworden in den letzten Jahren… und hübsch. Ich bin mir sicher, die Kerle laufen dir hinterher wie Hunde ihrem Herrchen.“ Monoton erwiderte sie seinen Blick, den man fast als liebevoll bezeichnen könnte. „Wir sind nicht hier um Smalltalk zu führen. Also sag schon… Wer hat am meisten geboten?“ Missbilligend schnalzte er mit der Zunge, während sein Blick sich nun ebenfalls verhärtete. „Du scheinst deine Hausaufgaben nicht besonders gründlich gemacht zu haben.“ Fragen zog sie ihre Augenbraue ein Stück weit nach oben. „Außerdem hatte mein Auftraggeber den dringenden Wunsch anonym zu bleiben. Das wirst du doch sicherlich verstehen.“ „Seit wann hältst du dich an die Spielregeln?“ „Das Blatt hat sich gewendet, meine liebe Sakura.“ Kurzzeitig stockte ihr der Atem. „Was willst du mir damit sagen?“ „Das wirst du noch früh genug verstehen… Natürlich nur, wenn du die heutige Nacht überlebst.“ Mit diesen Worten stürmte er auf sie zu. Die Klinge des Messers blitze bedrohlich im Schein der Laterne und Sakura blieb zuerst nur die Möglichkeit auszuweichen. Zwar hatte auch sie Waffen an ihrem ganzen Körper – ohne, ging sie nie aus dem Haus – aber erst einmal wollte sie seine Technik analysieren, um dann geschickt parieren zu können. Doch selbst nach etwa zwei Minuten konnte sie kein Muster in seinem Kampfstil erkennen. Griff er etwa nur auf Gut-Glück an? Wie naiv von ihm. Bei ihr musste er sich schon etwas Besseres einfallen lassen. Blitzschnell zückte nun auch sie zwei Messer. Beide hatten eine rote Klinge, der Griff war jeweils in schwarz gehalten und lag sehr gut in der Hand. Spezialanfertigungen. Perfekt für Nah- und Fernkampf, denn man konnte sie auch gut als Wurfmesser benutzen. „Wie sieht´s aus? War das schon alles was du drauf hast? Das ist ziemlich erbärmlich. Du scheinst in den letzten Jahren nicht viel dazu gelernt zu haben.“ Sie wusste, dass sie ihn mit solchen Worten reizte, doch das gehörte alles zu ihrem Plan. Wer wütend ist, denkt oft nicht über seine Handlungen nach und ist somit ziemlich unberechenbar was den Angriff angeht, aber die Verteidigung bleibt in diesem Falle immer ungeschützt. Außerdem hatte Kiro schon immer Probleme damit gehabt seine Emotionen im Zaum zu halten. Pech für ihn. Glück für sie. Wie sie es bereits vorausgesehen hatte, kam er erneut auf sie zu. Als er nah genug war, duckte sie sich unter dem Angriff hindurch und kam hinter ihm wieder zum Stehen. Mit weiteren solcher Manöver schaffte sie es geschickt ihn in die Ecke zu drängen, so dass ihm keine Möglichkeit mehr zur Flucht bliebe. Zu ihrem großen Erstaunen blieb er locker und machte nicht den geringsten Eindruck von Unwohlsein, obwohl er dem Tode doch schon so nah war, dass er förmlich nach ihm greifen konnte. Sie ging näher an ihn heran. Eine Klinge hielt sie an seine Kehle, die andere positionierte sie an seinem Herz. Er wehrte sich nicht, ließ alles willenlos geschehen. Fest blickte sie in seine Augen, suchte nach einem Hinweis darauf, was in ihm vorging, doch es blieb ihr verborgen. Stattdessen fühlte sie etwas Hartes an ihrer Bauchgegend. Der Einlauf einer Pistole. Erkenntnis blitzte in ihren Augen auf. Er hatte das die ganze Zeit über geplant und sie war darauf herein gefallen. Kiro hatte also doch dazu gelernt. Viel bringen würde es ihm jetzt allerdings auch nicht mehr viel. „Du wirst sterben.“ „Ich weiß. Doch ich gehe nicht allein.“ Eisige Stille, durchbrochen von einem Schuss. Die Laterne flackerte ein letztes Mal auf, ehe sie komplett erlosch. Alles versank in Dunkelheit, während sich das Blut lautlos einen Weg über den Kies bahnte. Sasuke war gerade auf dem Heimweg gewesen, als er den Schuss hörte. Sofort machte er sich den Weg zu dem Ursprung des Geräusches, sein Handy diente ihm dabei als Lichtquelle. Vor den offenen Toren des Industriegeländes blieb er stehen und sah sich sorgfältig um. Es war so ruhig. Fast schon unheimlich, wie die Stille sich über diesen Ort gelegt hatte. Vorsichtig drang er weiter vor. Einige Meter vor ihm, hockte eine Person am Boden und hielt sich die Seite. Leise ging er näher heran und konnte noch eine Person ausmachen, die reglos am Boden lag. Er ging noch weiter heran und konnte erkennen, dass es sich bei der hockenden Person um eine Frau mit rosa Haaren handelte. Sakura. Schnell eilte er zu ihr ließ sich ebenfalls neben ihr auf dem kalten Boden nieder. „Sakura? Was ist passiert.“ Abwesend starrte sie auf die regungslose Gestalt und schien ihn gar nicht wahr zu nehmen. Vorsichtig berührte er sie an der Schulter und ließ sie somit wieder in die Realität zurückkehren. In einer unglaublichen Schnelligkeit packte sie seine Hand, drückte ihn zu Boden und verdrehte seinen Arm auf dem Rücken. Erst jetzt erkannte sie Sasuke. Sofort ließ sie wieder von ihm ab, fast so als hätte sie sich an ihm verbrannt. „Was machst du denn hier?“ Sie stand wieder auf, den stechenden Schmerz an ihrer Seite dabei ignorierend, und hielt ihm die Hand hin, um ihm ebenfalls aufzuhelfen. Dankend nahm er ihre Hand und führte ihn weg von der Leiche. Die Leiche ihres Bruders. Sakura wollte nicht, dass er ihn sah, falls er es nicht schon längst hätte. Nach ein paar Metern stoppte sie und hielt sich keuchend die Seite, in der sich langsam ein taubes Gefühl ausbreitete. Sie musste irgendwie die Blutung stoppen. Nun schien auch Sasuke auf ihre Verletzung aufmerksam geworden sein. „Du… Du musst sofort in ein Krankenhaus. Los komm, ich…“ „Nein! Nein, das wird nicht nötig sein. Es geht mir gut.“ „Aber…“ „Mir fehlt nichts. Wirklich!“ Misstrauisch ließ er es dabei bestehen. Er konnte sie ja nicht zwingen einen Arzt aufzusuchen. „Sasuke?“ „Hn?“ „Kein Wort zu Niemandem!“ Sie wusste nicht, ob er dicht halten würde, doch sie konnte es nur hoffen. Um seinetwillen… Kapitel 6: The show must go on ------------------------------ Murrend, geweckt durch das helle Sonnenlicht, welches durch die Fenster und direkt auf ihr Gesicht schien, öffnete Sakura ihre Augen und sah sich erst mal aufmerksam um. Sie war in ihrem Zimmer. Wie war sie hier her kommen? Das letzte an was sie sich erinnern konnte, war ihr Bruder… Sie hatte ihn umgebracht. Eine angenehme Unbeschwertheit durchflutete ihren Körper. Dann hatte sie Sasuke getroffen und… Wie vom Blitz getroffen fuhr sie hoch und fiel gleich wieder japsend wieder zurück. Ihre Seite brannte wie Feuer. Mit der Hand fuhr sie vorsichtig die schmerzende Stelle ab und bemerkte den Verband, der vorsorglich darum gewickelt war. Irgendjemand musste sie nach Hause gebracht haben. Wahrscheinlich Itachis kleiner Bruder. Woher er wusste, wo sie wohnte, blieb vorerst ungeklärt. Dann hatte sich wahrscheinlich Raika oder ein anderer Bediensteter um ihre Verletzung gekümmert. Dementsprechend musste sie wegen zu hohem Blutverlust zusammengebrochen sein. Der Morgen fing ja wirklich schon mal super an. Leise öffnete sich die Tür zu ihrem Zimmer und eine zierlich junge Frau mit kurzen schwarzen Haaren und braunen Augen trat ein. „Guten Morgen, Miss Haruno. Ich hoffe es geht Ihnen etwas besser.“ „Es geht. Was ist mit Sasuke?“ Kurz stutzte die Schwarzhaarige, doch dann schien sie zu verstehen. „Sie meinen den jungen Mann, der sie hergetragen hat? Keine Sorge, er wird sich an nichts mehr erinnern können.“ Zufrieden nickte sie ihrer Angestellten zu. „Du darfst nun gehen, Akemi.“ Mit einem Knicks verabschiedete sich die Dienerin und ließ Sakura wieder allein. Gut. Wenn Sasuke sich an nichts erinnern konnte, dann hatte sie somit ein Problem weniger, das sie im Auge behalten musste. Jetzt muss sie nur noch den ´Akatsuki` ihr plötzliches Verschwinden erklären und des Weiteren hoffen, dass sich jemand von ihren Leuten um die Leiche gekümmert hatte. Bei dem Gedanken an ihren Bruder, stieg Abscheu und Ekel in ihr auf. Doch mit seinem Tod hatte sie nun alle Ketten gesprengt, die sie an ihr früheres Leben banden. Ein Leben voller Lügen und Intrigen. Sachte schüttelte sie den Kopf, um diese lästigen Gedanken zu vertreiben. Langsam rappelte sie sich auf und trat vor den großen Spiegel, der an der Tür ihres Kleiderschrankes angebracht war. Vorsichtig wickelte sie den blutigen Verband ab und inspizierte die Verletzung. Es war zum Glück nur ein Streifschuss, der sie getroffen hatte, da sie im letzten Augenblick gerade noch so zur Seite ausweichen konnte. Größtenteils hatte sich schon Grind gebildet, so dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Wunde vollständig verheilt war. Vielleicht würde eine Narbe zurückbleiben, aber damit musste man immer rechnen. Außerdem wäre das nicht die Erste und würde sicherlich auch nicht die Letzte bleiben, die sie noch zugefügt bekommen würde. Es war meist ein Spiel mit dem Leben, bei dem es keine Regeln gab. Doch egal, was auch immer passierte… The Show must go on! Behutsam zog sie sich nun ein T-Shirt an, doch konnte ein leichtes Verziehen ihrer Mundwinkel dabei nicht verkneifen. Sie war zwar Schlimmeres gewohnt, dennoch konnte sie nicht abstreiten, dass es etwas schmerzte. Als sie dann dabei war sich auch noch eine Hose überzustreifen, klopfte es zaghaft an ihre Tür, bevor Raika eintrat. Fragend schaute Sakura zur Tür und wartete darauf, dass die Braunhaarige ihr Anliegen vortrug. „Hatake ist aus dem Spiel. Miss Anko hat sich seiner angenommen, nachdem ich ihr näher gebracht habe, welche Vorteile das für sie hätte.“ Zufrieden nickte sie ihrer Angestellten zu. Auf ihr Personal war eben immer Verlass, im übertragenen Sinne versteht sich. Denn, um sich auf Jemanden verlassen zu können, muss man demjenigen vertrauen und das war etwas was sie niemals tat. Sie vertraute Niemandem. Vorsicht war besser als Nachsicht. In ihrer Branche musste man nun mal mit allem rechnen. Nachdem sie sich fertig angekleidet hatte, machte sie sich auf den Weg in die Küche. Dort angekommen sog sie gierig den Duft nach frisch gekochtem Kaffee in sich auf. Sie liebte dieses Heißgetränk. Man könnte sogar schon sagen, dass sie süchtig danach war. Täglich nahm sie mindestens ein bis zwei Kannen davon zu sich. Raika goss ihr eine Tasse ein und stellte es vor ihr auf den Küchentisch. Dankbar nickte sie der Braunhaarigen zu. Ziellos wanderte Sakura durch die überfüllten Straßen Japans. Ihr rosa Haar wallte leicht im Wind und ihre grünen Augen schauten stumpf in die Ferne, als etwas Nasses auf ihr Gesicht tropfte. Sie schaute hinauf in den Himmel und musste feststellen, dass es wohl bald anfangen würde zu regnen. Über ihr hatte sich bereits eine graue triste Wolkendecke gebildet. E würde wohl nicht mehr lange dauern, bis sich alles auf die belebten Straßen entleerte. Seufzend sah sie sich nach einem Café um, in dem sie Unterschlupf suchen könnte. Eine Erkältung wäre wohl das Letzte, was sie nun gebrauchen könnte, zumal sie heute keine Jacke trug. Sie sollte wohl doch öfters dem Wetterbericht lauschen. Erleichtert entdeckte sie ein kleines Café und steuerte dieses an. Gerade noch rechtzeitig, denn kaum setzte sie einen Fuß in das Lokal fing es an, wie aus Eimern zu schütten. Das nannte man wohl Perfektes Timing. Zielsicher schritt sie auf einen Tisch zu, der etwas abgelegen in der hintersten Ecke des Lokals stand und ließ sich an diesem nieder. Sofort kam eine freundlich lächelnde, aber dennoch gestresst aussehende Kellnerin auf sie zu. Sie schien etwa in ihrem Alter zu sein. Ihre langen dunkelblauen Haare, die fast ins schwarze übergingen, hatte sie mit einem Gummi zusammengebunden, so dass ihr nur einige verspielte Fransen ins Gesicht hingen und ihre ungewöhnlichen Augen, die Sakura an die Perlen einer Muschel erinnerten, wirkten stumpf und übermüdet. Bei genauerem Hinsehen konnte man blasse lila Ränder unter ihnen erkennen. Schlaf oder Ruhepausen schienen bei ihr wohl etwas zu kurz zukommen. „Guten Tag. Darf ich Ihnen schon etwas bringen?“ „Eine Tasse Kaffee, bitte.“ Lächelnd notierte sich die Bedienung die gewünschte Bestellung und eilte sofort weiter zum nächsten Tisch, an dem auch schon einige ältere Herren, wahrscheinlich Geschäftspartner, ungeduldig darauf warteten ihre Bestellungen abzugeben. Während sie darauf wartet, dass nun das Bohnengetränk bei ihr abgeliefert wurde, glitt ihr Blick zu einem der Fenster hinaus, wo sie gebannt dem Wüten des Unwetters folgte. Ihre jadegrünen Augen folgten aufmerksam der Spur der Regentropfen, welche die beschlagenen Scheiben langsam in verworrenen Linien hinab rannen. Das Scheppern einer Tasse holte sie zurück in die Realität. „Haben Sie sonst noch einen Wunsch?“ Verneinend schüttelte die Haruno den Kopf und starrte, mit einer Spur Melancholie in ihrem Blick, in das schwarze Gebräu, dessen würziger Geruch sie vollkommen umgab, wie ein dichter Nebel, dem man nicht entrinnen konnte. Langsam führte sie die volle Tasse zu ihren Lippen und nippte kurz daran, um zu testen wie die Temperatur war. Sie legte es nicht unbedingt darauf an, sich die Zunge zu verbrennen. Ihrer Feststellung nach, konnte sie ohne Gefahr einen größeren Schluck nehmen. Dies setzte sie natürlich sogleich in die Tat um. Sofort rann das heiße Getränk ihre Speiseröhre hinab und eine innere Wärme breitete sich in ihrem Körper aus. Zufrieden aufseufzend stellte sie die Tasse zurück auf den kleinen Teller, der als Untersatz diente. Entspannt lehnte sie sich etwas in ihrem Stuhl zurück und beobachtete unauffällig die Leute, die in dem kleinen unscheinbaren Café dinierten. Man konnte es nicht auf eine Altersklasse spezifizieren, da sowohl Jüngere, als auch Ältere anwesend waren. Das Lokal war jedenfalls ziemlich gut besucht. Ob das wohl nur daran lag, da die meisten Schutz vor dem Regen suchten oder ob hier immer so viel los war, das konnte sie nicht sagen. Plötzlich spürte sie einen kleinen elektrischen Impuls in ihrem Nacken. Ein Zeichen dafür, dass Jemand hinter ihr sie beobachtete. Man konnte meinen, sie hatte einen sechsten Sinn für so was. Mit einer Handbewegung gab sie der blauhaarigen Kellnerin das Signal näher zu kommen, was diese auch sofort tat. „Kann ich Ihnen doch noch Etwas bringen?“ „Könnten Sie mir vielleicht sagen, wer hinter mir sitzt?“ Verwundert über diese ungewöhnliche Bitte, runzelte die junge Kellnerin kurz die Stirn. „Hinter Ihnen sitzen Itachi und Sasuke Uchiha. Sie haben sicherlich schon von Ihnen gehört. Über ihre Familie steht fast täglich eine neue Schlagzeile in der Zeitung.“ Dankbar nickte sie der Bedienung zu, die auch gleich darauf wieder ihrer Arbeit nachging. Merkwürdig. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass die Beiden das Lokal betreten hatten, oder gar schon vorher da gewesen waren. Sich nichts anmerken lassend, trank sie in Ruhe ihren Kaffee aus und legte einen Fünf-Euro-Schein auf den Tisch, bevor sie aufstand und das Café verließ. Der Sturm hatte sich mittlerweile wieder größtenteils gelöst, so dass nur noch vereinzelt sanfte Regentropfen auf die feuchte Erde hinab rieselten. Kaum war sie wieder auf den belebten Straßen kam schon das nächste Unheil auf sie zu. An der gegenüberliegenden Straßenseite standen die versammelten Akatsuki, natürlich ohne Itachi. Fröhlich strahlte Deidara ihr entgegen und kam mit schnellen Schritten auf sie zugestürmt, sobald die Ampel auf Grün geschalten hatte. Sofort wurde sie von dem Blondschopf in eine feste Umarmung gezogen. Als er von ihr abließ, strahlten seine Augen ihr vorwurfsvoll entgegen. „Mensch Saku, wo warst du denn gestern auf einmal? Weißt du, was wir uns für Sorgen gemacht haben, dass dir vielleicht was passiert sein könnte. Jag uns nie wieder so einen Schrecken ein.“ Entschuldigend lächelte sie ihn an. „Ich habe wohl die Zeit vollkommen vergessen, als ich so vertieft in das Gespräch mit meinem Bruder war. Es tut mir echt leid, kommt nicht wieder vor.“ Nun war es Pains tiefe Stimme, die sich an sie richtete. „Das wollen wir auch mal schwer hoffen.“ Kapitel 7: Invitation --------------------- Funkelnd tummelten sich dutzende Sterne am dunklen Firmament, während ein milder Luftzug die Blätter der Bäume ab und an zum rascheln brachte. Doch all das interessierte die beiden Personen, die sich gegenüber standen, gerade nicht. Angespannte Stille umgab sie und keiner der Beiden wusste so Recht was er sagen sollte, bis Kakashi endlich den Anfang machte. „Du kannst froh sein, das Hayato-sama nichts davon mitbekommen hat. Wie konnte dir so etwas überhaupt passieren? Ich dachte, du wärst ein Profi.“ Gereizt schaute Sakura ihm mit festem Blick in die Augen. „Woher sollte ich wissen, dass der jüngere Uchiha in der Nähe ist?“ Ohne mit der Wimper zu zucken ließ er ihren kleinen Ausbruch über sich ergehen. „Du darfst dir keine weiteren Fehler erlauben. Wenn deine Tarnung auffliegt…“ „Das weiß ich selber!“ Seine Augenbrauen zogen sich ein Stück weit zusammen. „Ich hab ihn beobachtet, wie er in dem Café hinter dir saß. Seinem Blick nach zu urteilen, weiß oder vermutet er etwas, was nicht zu unserem Vorteil ist. Du musst das wieder in Ordnung bringen.“ Zornig verengten sich ihre Augen zu Schlitzen, mit denen sie Kakashi angriffslustig anfunkelte. „Seit wann nimmst du es dir heraus, mir Befehle zu erteilen? Soweit ich weiß, kommst du mit deiner Aufgabe auch nicht gerade voran.“ Lächelnd zückte er einen unadressierten Briefumschlag, den er sofort der Haruno überreichte. Verwundert öffnete sie ihn und holte eine cremefarbene Karte heraus, die an den Rändern mit goldenen Verzierungen versehen war. „Das ist…“ „Dein Freifahrtschein in das Anwesen der Uchiha. In einem Monat findet dort eine kleine Feier statt, die es dir ermöglichen wird eventuelle Vorbereitungen für den großen Showdown zu treffen. Der Rest dürfte ein Kinderspiel für dich werden.“ Ein etwas beängstigendes Glitzern trat in ihre grünen Seelenspiegel, weswegen Kakashi lieber noch etwas Abstand einnahm und einige Schritte zurückging. „Ja, das wird es.“ Damit drehte sie sich um und wollte ihren Treffpunkt verlassen, als seine Stimme ein letztes Mal an ihr Ohr drang. „Mit Anko hast du echt eine gute Wahl getroffen, um mich abzulenken.“ Ein kleines Schmunzeln umspielte ihre Mundwinkel, während sie nun ihren Weg fortsetzte. Während ihr Weg sie durch die menschenleeren Straßen führte, gingen ihr einige Gedanken durch den Kopf, welche sie lieber nicht weiter ausführen sollte. Einer davon war: Wieso wollte ihr Vater Fugaku Uchiha tot sehen? Und was meinte ihr Bruder mit ´Das Blatt hat sich gewendet`? All diese Fragen ließen ihr einfach keine Ruhe. Es war, als würde sie etwas Wichtiges und Entscheidendes übersehen haben. Aber was könnte das nur sein? Eigentlich hatte sie bisher jeden Auftrag einfach nur ausgeführt, ohne sich je Gedanken nach dem ´Warum` zu machen, aber dieser war anders. Seufzend blieb sie stehen und lehnte sich an die kühle Mauer eines baufälligen Hauses. Ihre Lunge brannte auf einmal, als wäre sie eben einen Marathon gelaufen und ihr Herz raste vor nichterbrachter Anstrengung. Was war nur los mit ihr? Plötzlich fing ihre Umwelt sich auch noch an zu drehen und ihre Beine fühlten sich schwer an wie Blei. Dann wurde alles schwarz um sie herum. Den harten Aufprall auf dem Asphalt bekam sie nur noch bedingt mit, ehe sie die Ohnmacht willkommen hieß. Flackern öffneten sich ihre grünen Seelenspiegel, während sie unter sich den kalten Asphalt des Bordsteins spürte. Ein pochender Schmerz machte sich in ihrem Kopf breit, wahrscheinlich hatte sie sich bei dem Aufprall eine Platzwunde zugezogen. Das würde zumindest die warme Flüssigkeit erklären, die ihre Schläfe hinab rann. Langsam richtete sie sich wieder auf und stützte sich dabei an die Mauer des Hauses, da ihr Gleichgewichtssinn noch immer nicht gänzlich zurückgekehrt war. Nachdem sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, setzte sie behutsam einen Fuß vor den anderen. Warum kamen diese Schwächeanfälle eigentlich immer zu den ungünstigsten Zeitpunkten? „Sakura?“ Ertappt zuckte sie kaum merklich zusammen und drehte sich zu der Person um, die sie angesprochen hatte. „Du bist ja blass wie eine Leiche. Geht’s dir nicht gut?“ „Doch, alles in Ordnung. Was führt dich denn hier her?“ Sie unterließ es ihn mit Namen anzusprechen, da sie nicht wusste mit wem von den Zetsu-Zwillingen sie es gerade zu tun hatte. Die beiden sahen sich aber auch zum Verwechseln ähnlich. „Ich war gerade bei Tobi. Kuro hatte keine Lust und ist zu Hause geblieben.“ Gerade wollte sie etwas darauf erwidern, als ihr jemand zuvor kam. „Ey Primel, hast du endlich eine Freundin gefunden, oder warum triffst du dich mitten in der Nacht heimlich mit Saku?“ Sie brauchte sich nicht umzudrehen um zu wissen, wer da gerade auf sie zugestapft kam. Hatte man denn nirgendwo mehr seine Ruhe und Privatsphäre? „Du wirst es kaum glauben Hidan, aber ich habe Sakura gerade eben auch erst zufällig hier angetroffen.“ „Du Baka hättest ruhig mal auf mich warten können.“ Kakuzu. Gab es jetzt hier auch noch irgendeine Versammlung, oder warum tauchten soeben fast die ganzen Akatsuki-Mitglieder auf? Frustriert seufzte sie auf. Heute war wohl echt nicht ihr Tag. „Also Cherry. Was macht ein kleines, wehrloses Mädchen wie du um so eine Uhrzeit alleine in so einer schäbigen Gegend?“ Sie ließ es sich nicht anmerken, doch innerlich brodelte sie vor unterdrücktem Zorn. Klein? Wehrlos? Am liebsten würde sie ihm zeigen, wie klein und wehrlos sie wirklich war, doch bevor es dazu kommen konnte, schaffte sie es die Kontrolle über sich zurück zu erlangen. „Ich war nur etwas spazieren.“ Erleichtert atmete sie auf, als sie endlich wieder zu Hause und in ihrem Zimmer angekommen war. Sofort öffnete sie ein Fenster und setzte sich auf das kühle Fensterbrett, ihren Rücken lehnte sie dabei an der Wand an. Eine leichte Brise wirbelte die gefallenen Blätter des Frühherbstes auf, trug eines zu ihr heran, welches sie mit einer ungeahnten Sanftheit dem Wind entnahm. Verharrend wie eine Statue besah sie sich das Blatt, musterte jede einzelne Struktur, prägte sich jedes kleinste Merkmal ein und doch übersah sie etwas. Wieder fehlte etwas. Es war wie ein ewiger Teufelskreis, fast so als wenn jemand ein Spiel mit ihr spielen würde. „Das Blatt hat sich gewendet…“ Wieder diese Worte, doch der Sinn blieb weiter im Verborgenen. Tranceartig übergab sie das Blatt wieder dem Wind, welcher es sofort davon trug. Und plötzlich kam ihr ein weiterer irrwitziger Gedanke. Was, wenn das alles nur eine Prüfung war? Wenn es gar nicht um Fugaku ging? Vielleicht war er nur der Köder. Aber für wen? Irgendwas war faul an diesem Auftrag und langsam verstand sie auch was. Immer mehr fügten sich die letzten Puzzleteile zu einem Ganzen zusammen, bis sie einen Namen ergaben. Jetzt blieb nur noch die Frage nach dem Warum zu klären und sie war sich sicher, dass Sasuke und die Akasuki ihr bereitwillig, wenn auch ohne es zu wissen bei der Aufklärung dieser Frage helfen könnten. Kapitel 8: Dance with me ------------------------ Ein Schmunzeln lag auf ihren geschminkten Lippen, als sie sich im Spiegel besah. Heute war der große Abend gekommen. Aufgrund einer gelungenen Firmenübernahme gab Familie Uchiha ein Fest und sie besaß einen Freifahrtschein. Doch wie es das Schicksal so wollte, war dies kein gewöhnliches Fest, sondern ein Maskenball. So konnte sie sich ungestört umsehen und alles planen, ohne Gefahr zu laufen vorzeitig erkannt zu werden. Sie müsste sich also so unauffällig verhalten wie möglich, doch das sollte sich als kein zu großes Problem darstellen. Leise, fast zaghaft klopfte es an ihre Tür, bevor diese fast lautlos geöffnet wurde und Raika gefolgt von Akemi eintraten. Sakura drehte sich nicht um, beobachtete aber die Gesten ihrer Angestellten durch das reflektierende Glas des Spiegels. „Was habt ihr herausgefunden?“ Demütig senkten die beiden Dienstmädchen nach einem kurzen ausgetauschten Blick ihre Köpfe gen Boden, bevor die Schwarzhaarige zittrig die Stimme erhob. „Nichts, Fräulein Haruno. Gar nichts.“ Eine Augenbraue anhebend drehte sie sich nun doch zu den zwei Frauen herum. „Das ist nicht möglich. Hört euch weiter um und nun geht. Cinderella muss nun ihren Prinzen finden.“ Belustigt zogen sich ihre Mundwinkel ein Stück weit nach oben, als auch schon die Hupe der schwarzen Stretch-Limousine ertönte. Es ging doch nichts über einen stilvollen Auftritt. Schnell schnappte sie sich noch ihre Maske, die auf dem Nachttisch lag und verließ das Haus. Es war kurz nach um neun, als ihr Chauffeur vor dem Anwesen der Uchihas hielt. Seufzend setzte sie ihre Maske auf und stieg aus dem Auto, nach dem ihr die Türe geöffnet wurde. Der schwarze Samt ihres Kleides glänzte im Licht der Laternen wie ein Wasserfall, der ihren schlanken Körper hinab floss. Einige Strähnen ihres Haares, welches sie zu einer Hochsteckfrisur trug, umrahmten ihr Gesicht und gaben ihr somit etwas Verspieltes. Als Abrundung des Outfits diente die schwarze, schlicht gehaltene Maske, die sie vor neugierigen Blicken verbarg. „Sei um zwölf wieder hier.“ Ohne den Fahrer eines Blickes zu würdigen stieg sie elegant die Treppen zum Eingang des Anwesens hinauf. Das Klackern der Pumps zog auch gleich die Aufmerksamkeit der Sicherheitsmänner auf sich, die vor dem Eingang positioniert waren. Mit einem liebreizenden Lächeln wies sie ihre Einladung vor und betrat gleich darauf die Empfangshalle. Interessiert sah Sakura sich um, während sie den Raum durchschritt. Am Ende stand sie vor einer großen prunkvoll verzierten Tür, die anhand der einladenden Musik zum Ballsaal führte. Vor dieser standen wiederum zwei Männer in schicken Anzügen, die ihr die große schwere Tür öffneten. Lächelnd bedankte sie sich bei den beiden und schritt herein. Das erste was ihr ins Auge stach waren die vielen Pärchen, die sich bereits auf der Tanzfläche tummelten und sich elegant im Takt der Musik bewegten. Nach dem sie einige Sekunden still verharrt und dem geselligen Treiben ihr volles Augenmerk geschenkt hatte, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Grund ihres Erscheinens. Diesen konnte sie auch wenig später am hinteren Ende des Saales, umgeben von den wichtigsten Personen der Business-Branche ausmachen. Anhand seiner Haltung und den für ihn sprechenden Gesten konnte sie ihn sofort erkennen. Das war also Fugaku Uchiha. Langsam schmiedete sich in ihrem hübschen Köpfchen ein Plan zu recht, sie musste nur noch einige Vorbereitungen treffen, um diesen verwirklichen zu können. Doch ehe sie dazu kam ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, wurde sie auch schon von einem der anwesenden Männer angesprochen. Das einzig markante Merkmal an ihm, waren wohl seine stark ausgeprägten Wangenknochen, die dennoch in einer substillen Art irgendwie zu seinem restlichen eher zierlichen Körper passten. Den Rest seines Gesichtes konnte sie leider nicht erkennen. „Dürfte ich vielleicht um einen Tanz bitten.“ Eine Stimme, die ihr etliche kleine Schauer über den Rücken jagte. Herb und dunkel. Es erinnerte sie irgendwie an einen Sturm in der Nacht. Mit einem knappen Nicken willigte sie ein, ihm einen Tanz zu schenken und ließ sich bereitwillig auf die bereitgestellte Fläche ziehen. Niemand schenkte ihnen auch nur einen Blick, als sie in der Mitte der Tanzfläche ankamen und ein neues Lied anfing zu spielen. Fast schon zärtlich zog der Unbekannte, der ihr doch so vertraut vorkam, sie in seine Arme. Vertraut schmiegte sie sich an seine Brust, bevor sie sachte begangen sich im Takt der sanften Töne zu wiegen. Sein würzig aromatischer Duft umgab sie wie ein dichter Nebel, hüllte sie vollkommen in seinen Schleier ein und ließ sie alles um sich herum vergessen. Ihr Verstand hatte sich bereits verabschiedet, als er zum ersten Mal seine unverkennbare Stimme ertönen ließ. Doch langsam fand sie einen Weg aus dem dichten Nebel heraus und atmete tief durch. Was tat sie hier eigentlich? Unsanft löste sie sich schnellstmöglich aus seinem Griff und verschwand in der Menge. Den sehnsüchtigen Blick, den ihr der Unbekannte nachwarf, bekam sie dabei nicht mehr mit. Ihre Flucht führte sie auf die große Terrasse des Anwesens, auf der sie eine wunderschöne Aussicht über die ganze Stadt genießen konnte. Doch auch das konnte sie nicht von ihren Gedanken ablenken. Wie konnte sie sich da drinnen gerade nur so gehen lassen? So etwas war ihr bisher noch nie passiert. Seufzend lehnte sie sich an die hintere Wand und legte den Kopf in den Nacken. Doch lange hatte sie nicht die Möglichkeit ihren Kopf wieder frei zu bekommen, denn sie hörte zwei Stimmen immer näher kommen, von denen ihr eine sehr vertraut vorkam. Schnell versteckte sie sich in einem vom Nachtschatten verborgenen Winkel der Terrasse, als auch schon die zwei Personen an der Stelle stehen blieben, an der auch sie bis vor kurzen noch gestanden hatte. „Warum bist du nur so stur und verdoppelst nicht die Wachposten. Man hat es auf dich abgesehen und du nimmst das auf die leichte Schulter. Hast du etwa bereits mit deinem Leben abgeschlossen?“ „Überlege dir, wie du mit mir sprichst. Ich weiß genau was ich tue.“ Kurz herrschte Stille und sie dachte bereits, dass man sie vielleicht entdeckt hatte, doch dann nahm Itachi erneut das Gespräch auf. „Du weißt, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als dich für deine geleisteten Taten in der Hölle schmoren zu lassen. Und wir wissen beide, dass Mutters Tot kein Unfall war. Doch du bist immer noch unser Vater, auch wenn du diese Rolle nie besonders ernst genommen hast.“ Ein Schnauben und schwerwiegende Schritte die sich daraufhin entfernten, waren die einzigen Geräusche, die Sakura daraufhin noch mitbekam. Langsam traute sie sich wieder aus ihrem Versteck, hatte dabei allerdings nicht mit Itachi gerechnet, der noch immer an der gleichen Stelle verharrte. Ruckartig schaute er in ihre Richtung und hob misstrauisch eine Augenbraue. „Wer bist du?“ Langsam, wie in Zeitlupe, führte sie eine Hand an ihre Maske und entfernte diese. Überrascht riss der Uchiha-Erbe die Augen auf. „Du?“ Ein gefährliches Glitzern spiegelte sich in ihren grünen Augen wieder, als sie schnell auf ihn zukam und ihm mit der Handkante in den Nacken schlug. Bewusstlos sackte er zusammen. Aus ihrer kleinen Handtasche holte sie ein Döschen heraus, aus der sie eine Pille entnahm, die sie ihm in den Mund steckte. „Träum was Süßes.“ Mit diesen Worten und den neu gewonnen Informationen verließ sie das Haus und machte sich auf den Heimweg. Schlecht gelaunt schlug sie hinter sich die Haustür zu. „Sakura?“ Mit der Hand am Geländer der Treppe, die hoch zu ihrem Zimmer führte, blieb sie bewegungslos stehen. Nur das Ticken der antiken Wanduhr war in dem abgedunkelten Haus zu hören. „Kakashi… Warum wundert mich das jetzt nicht?“ Seine Schritte schallten geisterhaft durch die Gänge, als er ihr näher kam. „Fugaku ist gewarnt. Er weiß, dass man einen Attentat auf ihn vorhat.“ Frustriert pustete sie sich eine verworrene Haarsträhne aus dem Gesicht. „Warum erzählst du mir das? Wie dir bereits aufgefallen sein sollte, war ich heute dort und diese Informationen sind auch an mir nicht vorübergezogen.“ Grob packte er sie am Oberarm und wirbelte sie zu sich herum, wo er sie fast führsorglich an seinen Körper presste. Ohne sich zu wehren, ließ sie es geschehen. „Du spielst mit dem Feuer. Ich hoffe nur das du dich nicht daran verbrennst.“ „Deine Sorge ist unbegründet. Meine Prioritäten sind schon lange nicht mehr dieselben.“ Verdutzt schob er sie ein Stück weit von sich weg, hielt sie aber dennoch an den Schultern fest und suchte in der immer noch herrschenden Dunkelheit ihren Blick. „Was willst du mir damit sagen?“ Mühelos befreite sie sich aus seinem Griff und lief die Treppe nach oben. Am Ende der Stufen angekommen blieb sie noch ein letztes Mal mit dem Rücken zu ihm stehen. „Das wirst du noch früh genug herausfinden.“ Daraufhin verschwand sie in ihrem Zimmer und ließ Kakashi verwirrt zurück. Kapitel 9: Time cannot erase ---------------------------- Schaftrunken durchquerte sie die Gänge ihres Hauses, magisch angezogen von dem aromatisch würzigen Geruch frisch gebrühten Kaffees. Die dunklen Schatten unter ihren Augen, die von der ruhelosen Nacht herrührten, hatte sie zuvor mit viel Make-Up bedeckt. Erleichtert setzte Sakura sich auf ihren Platz, nahm zufrieden die Tasse entgegen, die ein Butler ihr hinhielt und nahm sofort einen kräftigen Schluck aus dieser. Heiß lief ihr das schwarze Gold den Rachen hinab und hinterließ sofort ein Gefühl neugewonnener Energie. „Miss Haruno?“ Mit einem genervten Brummen tat sie ihre Aufmerksamkeit kund und wartete darauf, dass Raika weiter sprach. „Ich habe da Etwas, was Sie interessieren könnte.“ Sofort war sie gänzlich bei der Sache und trank schnell den restlichen Kaffee aus, um diesen nicht erst kalt werden zu lassen, bevor sie sich von ihrem Stuhl erhob und ihrer Bediensteten zuwandte. Diese überreichte ihr einen großen weißen Umschlag, aus dem sie einige Dokumente und Fotos herausholte. Interessiert besah sie sich diese, während ihr Gesicht das perfekte Pokerface repräsentierte. An ihm konnte man nicht absehen, was wohl gerade in ihr vorging, doch man konnte nur erahnen, dass es wahrscheinlich nichts Gutes sein würde. „So ist das also… Gute Arbeit und nun hol mir Kakashi her.“ In knapper Verbeugung verabschiedete sich die Braunhaarige und machte sich sofort auf den Weg ihren Auftrag auszuführen. Währenddessen packte sie die Unterlagen wieder feinsäuberlich in den Umschlag und ging ins Wohnzimmer. Lange musste sie dort auch nicht warten, denn keine zehn Minuten später trat auch schon Kakashi an sie heran. „Warum hast du mich herbestellt?“ Wortlos überreichte sie ihm den Umschlag, den er sofort öffnete und sich ebenfalls alles durchsah. Dabei ließ sie ihn keine Sekunde aus den Augen. Doch auch anhand seiner Mimik konnte man nicht erkennen, was er wohl gerade dachte oder fühlte. Sie waren halt Profis. „Wusstest du davon?“ Ihre Stimme war kalt wie Eis, so dass einem das Blut in den Adern gefror, und schneidend wie die scharfkantige Klinge eines Messer, das tief ins Fleisch schnitt und bleibende Narben hinterließ. „Ja.“ Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Kleine Funken in ihnen versprühten pure Wut. Vorsichtshalber trat Kakashi einige Schritte zurück, hatte er sie doch noch nie so wütend erlebt, wie in diesem Augenblick. „Warum hast du mir nichts gesagt? Warum erfahre ich erst jetzt, dass meine Mutter eine Affäre mit Fugaku Uchiha hatte? Warum wusste ich nicht, dass Mikoto Uchiha die Schwester meines Vater und die Mutter von Itachi und Sasuke war? Warum? Sag es mir!“ Eine schimmernde Träne der Wut und der Enttäuschung perlte ihre Wange hinab, während sie ihm fest in die Augen sah, der Träne keinerlei Beachtung schenkte, sie vielleicht nicht einmal bemerkte. Zögerlich trat er auf sie zu, wische ihr mit dem Daumen den salzigen Tropfen weg. „Es tut mir Leid…“ Barsch schlug sie seine Hand weg, trat nun ihrerseits einige Schritte zurück. „Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?“ Trotz der unheilvollen Ruhe, die sie ausstrahlte, brodelte sie innerlich. Jetzt ergab langsam alles einen Sinn. Ihr Vater benutzte sie für seine Rache, nur weil er selber zu feige war. Doch er hatte die Rechnung ohne ihre Schlagfertigkeit gemacht. Sie war halt voll und ganz seine Tochter. Sein Fleisch und Blut. Was ihr Vater konnte, dass beherrschte sie schon lange. Kaum wahrnehmbar zogen sich ihre Mundwinkel ein Stück weit nach oben, der Glanz in ihren grünen Augen bedeutete nur eins… Jemand würde sterben. Langsam und so qualvoll wie möglich. Ganz, wie es in gegebenen Umständen Sakuras Art war. „Was hast du vor?“ Und langsam verstand sie es. Ihr bösartiges Grinsen wurde eine Spur breiter, man konnte es nun fast schon als wahnsinnig bezeichnen. „Kiro hatte Recht.“ Verwirrt zog Kakashi eine Augenbraue nach oben. „Sakura?“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung brachte sie ihn vorzeitig zum Schweigen. „Ich möchte, dass du etwas für mich tust…“ Erleichtert ließ sie sich auf die Bank unter der großgewachsenen Eiche des Pausenhofes fallen. Oh, wie sie Schule doch hasste. Hoffentlich verlief wenigstens alles nach Plan, wenn sie sich schon dieser Hölle stellen musste. Ihr scharfsinniger Blick streifte über den gesamten Hof, bis sie bei einem blauhaarigen Mädchen in etwa ihrem Alter hängen blieben. War das nicht die Kellnerin aus dem Café, in welchem sie Unterschlupf vor dem Wetterumschwung gefunden hatte? Schulter zuckend ließ ihren Blick weiterschweifen, blieb schlussendlich bei den Akatsuki stehen. Zumindest einem Teil davon, denn einer fehlte. Itachi. Ein minimales Lächeln auf ihren Lippen verriet sie, doch gab es niemanden der es bemerkte. Ihre Tarnung blieb weiterhin unangefochten. Gerade als sie aufstehen wollte, um zu ´ihren Freunden` rüber zu gehen, schienen diese sie bemerkt zu haben und kamen auf sie zu. Konan, Kisame und Deidara sahen ziemlich niedergeschlagen aus und setzten sich wortlos neben sie auf die Bank. „Was ist denn los?“ Seufzend setzte sich nun auch Pain neben seine Freundin. „Es geht um Itachi. Irgendetwas muss auf dem Ball geschehen sein. Man hat ihn in der Nacht bewusstlos auf der Terrasse aufgefunden und seit da an ist er nicht mehr aufgewacht, fast so als würde er im Koma liegen. Keiner der behandelnden Ärzte hat eine logische Erklärung dafür.“ Gespielt schockiert riss sie ihre Augen auf, bis sich nun auch Sasori zu Wort meldete. „Neben ihm fand man nur einen kleinen grünen Ohrstecker. Also hatte er wahrscheinlich als letztes Kontakt mit einer Frau gehabt.“ Ihre Augen weiteten sich ein kleines Stück mehr und ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, nur um danach doppelt so schnell weiter zu schlagen. Shit. Das hatte sie vollkommen übersehen. „Und weiß man schon, wer diese Frau war?“ „Nein, bisher noch nicht, aber die Polizei geht jeder erdenklichen Spur nach.“ Ein kleiner Stich in ihrem Nacken, verriet ihr dass jemand sie beobachtete. Langsam erhob sie sich. „Ich muss kurz weg. Wir sehen uns dann im Unterricht.“ Damit drehte sie sich um und ging, ohne den misstrauischen Blick zu bemerken, der ihr folgte. „Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch etwas vergessen habe…“ Ihre Schritte nahmen immer mehr zu, umso weiter sie sich von der Gruppe entfernte. Vorsichtig sah sie sich um und verschwand dann unauffällig in einer Seitengasse. Es war doch immer dasselbe durchtriebene Spiel. Sich eine Strähne aus dem Gesicht streifend, lehnte sie sich lässig an die kalte Betonmauer hinter sich. „Also, was willst du von mir?“ Eine kleine Bewegung im Schatten erregte ihre Aufmerksamkeit, dies ließ sie sich allerdings nicht anmerken. „Weißt du das denn nicht, kleine Sakura?“ Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Vorsichtig zückte sie ein Messer, welches sie unter ihrem Ärmel versteckt hatte. „Das wirst du nicht brauchen.“ „Dann zeig dich.“ Die Person, welche sie bisher als Frau identifizieren konnte, trat näher, das Gesicht unter einer Kapuze verborgen. „Dafür ist es noch zu früh, doch bald wirst du mehr erfahren. Heute bin ich nur hier, um dich zu warnen.“ Skeptisch hob sie eine Augenbraue. „Warnen? Wovor?“ Die Unbekannte warf ihr etwas zu, was sie geschickt auffing und sich ansah. Es war ihr Ohrring, den sie auf dem Fest verloren hatte. „Du warst unachtsam. Jemand weiß über dich Bescheid…“ „Wer?“ Doch sie erhielt keine Antwort. Ihre Augen durchsuchten die Gegend, erfolglos. Von der Frau gab es keine Spur mehr. Seufzend verstaute sie den Ohrring in der Hosentasche, als sie auch schon Sasori auf sich zu kommen sah. Schnell ließ sie auch das Messer wieder verschwinden, das sie bis dato noch immer in der Hand gehalten hatte. „Hier steckst du also. Wir haben uns schon Sorgen gemacht, weil du auf einmal so schnell verschwunden warst.“ Kapitel 10: Bad feelings ------------------------ „Und wenn tausend Türme brechen, die letzten Widerstände fallen. Ich werde erhobenen Hauptes den Weg wandern, der es vermag die stählernen Ketten des Selbsthasses zu zerschellen. Und was einst im Glanze begonnen, wird wieder zu Staub.“ Zufrieden nickte Sensei Yamato ihr zu. „Sehr schön. Weiß zufällig Jemand von wem dieses Zitat stammt und was es aussagt?“ Weiter hörte sie nicht zu. Es interessierte sie einfach nicht. Stattdessen schaute sie angestrengt aus dem Fenster. Ihr ging einfach diese Frau nicht mehr aus dem Kopf, die sie vor wenigen Minuten aufgesucht hatte. Und wer war es, der über ihre wahre Identität Bescheid wusste? So viele offene Fragen, die sie regelrecht plagten. Frustriert massierte sie sich die Schläfen. Von dieser ganzen Grübelei bekam sie nur Migräne. „Fräulein Hiroshi, geht es ihnen nicht gut?“ Kaum wahrnehmbar zuckte sie zusammen. „Nein, alles in Ordnung.“ Zufrieden fuhr Yamato mit dem Unterricht fort. Aufmerksam musterte ihr Banknachbar jede kleinste Bewegung von ihr. „Geht es dir wirklich gut?“ Seufzend sah sie ihm in die Augen und nickte ihm kaum wahrnehmbar zu. „Ich denk nur über einige Dinge nach. Mach dir keine Sorgen.“ Skeptisch runzelte er die Stirn, beließ es aber dabei. Sie war ein Dickschädel und würde ihm wohl kaum mehr sagen, also würde es nicht bringen weiter nachzuhaken. Die Zeit flog nur so dahin und eh sie sich versah, war es bereits wieder Nachmittag und sie befand sich zu Hause in ihrem Zimmer. Ganz allein und ohne jegliche Ablenkung. Eigentlich der perfekte Zeitpunkt um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Doch, wo sollte sie anfangen? Lautlos fing ihr Handy an zu blinken. Unterdrückte Rufnummer. Neugierig geworden, hob sie ab und wünschte sich im nächsten Moment es nicht getan zu haben. „Hey Saku.“ „Konan? Was ist denn los?“ Sie machte es sich auf ihrem Bett bequem, während sie geduldig darauf wartete das ´ihre Freundin` weiter sprach. „Ich hatte vor Itachi einen Besuch abzustatten, aber…“ Kurz war es still am anderen Ende der Leitung, bis Konan weiter sprach. „Ich schaff das nicht alleine und wollte dich fragen ob… Würdest du vielleicht mitkommen?“ Ihre Augen weiteten sich. Nein, das ging nicht. Das wäre viel zu riskant. „Warum fragst du nicht Pain oder einen anderen der Jungs?“ Wieder dauerte es einige Sekunden, bevor sie eine Antwort darauf erhielt. „Die sind viel zu sehr damit beschäftigt sich die Birne zuzuschütten. Hidan schmeißt doch heute eine seiner Partys bei sich zu Hause.“ Sakura seufzte. Ja, sie hatte davon gehört. Aber etwas machte sie stutzig. Konan schien die Sache mit dem Uchiha besonders nahe zu gehen. Ob das wohl was zu bedeuten hatte oder interpretierte sie mal wieder zu viel darein? „Darf ich dich mal etwas Persönliches fragen?“ „Klar. Schieß los.“ Sie überlegte. Wollte sie doch vorher ihre Frage sorgfältig abwägen, bevor sie sie Konan stellte. Nicht, das es zu Missverständnissen kam. Am Ende entschied sie sich allerdings doch für die freie Methode, ohne viel drum herum Gerede. „Was läuft da zwischen dir und Itachi? Du scheinst die ja ziemlich große Sorgen um ihn zu machen...“ Konan lachte, doch es klang eher trostlos und wirkte vollkommen verloren. Es passte so gar nicht zu der vorhandenen Situation. „Begleitest du mich? Dann werde ich dir alles erzählen, was du wissen willst.“ „Bis gleich…“ Damit beendete Sakura das Telefonat und machte sich gleich darauf fertig, während in ihrem Kopf ein neuer Plan heranreifte. Neue Situationen erfordern neue Maßnahmen. Und wenn alles gut lief, so könnte sie noch heute den Auftrag beenden. Sie hatte schon länger das Gefühl sich immer wohler zu fühlen bei den Akatsuki und das wollte sie um jeden Prais vermeiden. Auf Abschiedsschmerz, wenn es dann soweit war, konnte sie getrost verzichten. Wie vereinbart trafen sich die beiden Frauen etwa eine halbe Stunde später vor dem Anwesen der Uchihas, doch beschlossen sie vorerst noch nicht hineinzugehen. Stattdessen gingen sie gemeinsam in ein in der Nähe gelegenes Café. Schließlich hatte Konan noch ein Versprechen einzulösen. Nachdem sie bei der Kellnerin ihre Bestellung aufgegeben hatten, wartete Sakura gespannt, was ihr die Blauhaarige wohl im Bezug zu Itachi mitzuteilen hatte und fragte sich dabei, warum es sie eigentlich so sehr interessierte. Ihr Auftrag war doch Fugaku und nicht sein ältester Sohn. Diesen Gedanken verwarf sie allerding wieder, als Konan anfing zu erzählen. „Ich bin damals neu in die Stadt gezogen und kannte hier noch Niemanden. Durch meine zurückgezogene Art war ich eher ein Außenseiter, fand nirgends Anschluss. Nicht, das es mich in irgendeiner Weise gestört hätte, aber durch einen Unfall war ich einige Zeit im Krankenhaus und so gab es auch Niemanden der mich besuchen kam oder sich um mich sorgte. Erst da merkte ich, wie einsam ich doch wirklich war.“ Gespannt lauschte Sakura den Worten und so langsam verstand sie, warum Konan sich so sehr um Itachi sorgte. „Etwa eine Woche vor meiner Entlassung kam Itachi mich besuchen. Er war eigentlich da, weil sein Bruder in eine Schlägerei geraten war und ziemlich lädiert aussah. Durch Zufall hat er mich gesehen. Wir haben nicht viel gesprochen, aber ich habe förmlich seine Anwesenheit gespürt und das bedeutete mir mehr als alles andere. Seit jenem Tag kam er mich täglich besuchen. Einmal brachte er mir sogar Blumen mit.“ Konan musste leise lachen, bei der Erinnerung daran und auch Sakura konnte sich ein ehrlich gemeintes Lächeln nicht verkneifen. So etwas hätte sie Itachi gar nicht zugetraut. „Als ich entlassen wurde holte er mich sogar ab und brachte mich heim. Er half mir den versäumten Schulstoff nachzuholen und mit der Zeit wurden wir irgendwie Freunde. Später stellte er mir sogar die Akatsuki vor. Es war das erste Mal das sie eine Frau bei sich aufgenommen haben und bisher auch das letzte Mal. In dieser ganzen Zeit ist Itachi so etwas wie eine Art großer Bruder für mich geworden…“ Verstehend nickte Sakura ihr zu und verspürte dabei etwas, was sie so noch nie gefühlt hatte. Reue. Es war wie ein Stich in ihr Herz, welches sich krampfhaft zusammenzog. Ihr wurde schlecht von diesem Gefühl und sie hatte Angst bald vollkommen die Kontrolle zu verlieren. Was war bloß auf einmal mit ihr los. Hektisch sprang sie auf. „Ich muss mich kurz frisch machen…“ Verwundert sah Konan ihr nach, wie sie schnell in Richtung Toiletten verschwand. „Was habe ich getan?“ Krampfhaft umklammerte Sakura ihren Kopf, während sie an der Tür der Toilettenkabine herab rutschte. Schimmernde Tränen perlten ungehindert über ihre bleichen Wangen. Überrascht fing sie mit dem Zeigefinger einen der salzigen Tropfen auf und musterte ihn. Wann hatte die das letzte Mal geweint. Sie konnte sich nicht erinnern. Wieder ein Stich in ihr Herz. „Was ist bloß aus mir geworden?“ Sie sah der Träne zu, wie sie an ihrem Finger herab lief und zu Boden tropfte. Leise, fast lautlos, öffnete sich die Tür, die zu den Damentoiletten führte. „Sakura?“ Schnell wischte sie sich mit der Hand über ihr Gesicht, um die letzten salzigen Verräter zu entfernen, bevor sie antwortete. „Ich komme gleich.“ Ihre Stimme zitterte, klang nicht im Geringsten mehr nach der Frau, die sie eigentlich repräsentieren sollte. Tief ein- und ausatmend erhob sie sich wieder von dem kalten, harten Boden und verließ die kleine Kabine. Konan war bereits wieder zu ihrem Platz gegangen, so hatte sie wenigstens die Möglichkeit sich etwas zu beruhigen. Seufzend sah sie in einen der Spiegel, die ihr gegenüber hingen. Ihre Augen waren vom Weinen leicht rötlich. Das war eigentlich das einzige Anzeichen, was auf ihre Schwäche hindeutete und doch störte es sie. Sie war stark, durfte sich keine Schwäche erlauben. Das wurde ihr seit Kindesbeinen an eingeprügelt. Und nun gab sie sich so die Blöße. „Erbärmlich.“ Kopfschüttelnd drehte sie den Wasserhahn auf und wusch sich mit kaltem Wasser das Gesicht, bevor sie erneut in den Spiegel sah. „Und nun geh da raus und reiß dich zusammen.“ Missbilligend zog sie die Stirn kraus. Nun sprach sie auch schon mit sich selber… Kaum das sie wieder auf ihren Platz zusteuerte, begegnete ihr der besorgte Blick von Konan. „Geht es dir nicht gut?“ Ohne auf die gestellte Frage zu reagieren trank sie ihren Cappuccino aus und zog sich die Jacke über. „Lass uns gehen.“ Das Geld legte sie vorher auf den Tisch, bevor die Beiden das Lokal wieder verließen. Wortlos gingen sie nebeneinander her, bis sie vor ihrem Ziel ankamen. Ohne Umschweife betätigte Sakura den Klingelknopf und nur kurze Zeit später öffnete ihnen Sasuke bereits die Tür. Er wusste weswegen sie da waren und ließ sie sofort rein. „Wie geht es ihm?“ Vielsagend wendete der jüngere Uchiha den Blick ab. „Sein Zustand ist bisher unverändert.“ „Können wir zu ihm?“ Kaum merklich nickte er Konan zu und führte die beiden in Itachis Zimmer. Es war ein schrecklicher Anblick, wie der sonst so stolze Uchiha völlig hilflos in dem Bett lag. Seine Gesichtszüge waren zwar entspannt und es schien, als würde er nur schlafen und hatte einen schönen Traum. Doch Konan und Sasuke trauten dem nicht. Sakura hingegen senkte schuldbewusst den Kopf. Ja, Itachi hatte sicherlich einen schönen Traum, doch genau da lag das Problem. Dieser Traum war für ihn so real, dass er ihn gefangen hielt und ihm somit das Erwachen unmöglich machte. Er wusste nicht, dass er nur schlief. Er wusste nicht, dass außerhalb seiner selbst erschaffenen Welt die Wirklichkeit auf ihn wartete. Und das tat sie alles nur, um ihn nicht länger leiden zu sehen. Um ihn zu schützen vor den Machenschaften seines Vaters, der sich seit da an völlig abgekapselt hatte. Sie hatte durch Itachi ein Exempel statuiert und die Botschaft war angekommen. Fugaku hatte Angst. Er wusste, dass es ihn als nächstes treffen würde. Sie räusperte sich, erregte somit die Aufmerksamkeit des jüngeren Uchihas. „Dürfte ich mal das Badezimmer benutzen?“ „Es ist ganz am Ende des Ganges.“ Seine Aufmerksamkeit wandte sich wieder vollkommen seinem Bruder zu, während Sakura das Zimmer verließ, doch nicht aus dem erfragten Grund. Es wurde Zeit zu handeln… Kapitel 11: Last step --------------------- Ihre Schritte waren ruhig und bedacht, während sie das Anwesen durchsuchte. Hier irgendwo musste doch das Arbeitszimmer sein. Doch je weiter sie in das Innerste des Hauses vordrang, desto lauter rief ihre innere Stimme sie sollte umdrehen. Gekonnt ignorierte sie diese und ging immer weiter. Sie war nun schon so weit gekommen, das es als unmöglich erschien jetzt noch einen Rückzieher machen. Schlimm genug, dass sie überhaupt einen Gedanken daran verschwendete. Wie konnte es nur sein, das sie sich in der kurzen Zeit so verändert hatte? Früher waren für sie Reue und Freundschaft Fremdwörter. Sie hatte kein Gewissen. Und nun… Seufzend strich sie sich eine störende Strähne aus dem Gesicht und blickte nach vorn. Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf ihre Lippen. Wer suchet, der findet. Erhobenen Hauptes ging sie auf die dunkle Tür des Arbeitszimmers zu und huschte ungesehen hinein. Interessiert sah sie sich in dem abgedunkelten Raum um. Das erste was ihr ins Auge fiel, war der wuchtige Schreibtisch, auf dem sich dutzende Akten stapelten. Die Wände waren voller Regale, die mit Büchern oder dicken Ordnern voll gestellt waren. Jedoch entdeckte sie nirgends Bilder von der Familie, oder etwas anderes persönliches. Fast so, als würde Fugaku wirklich nur für seine Arbeit leben. Schulter zuckend durchforstete sie die Schränke und einige Unterlagen. Wenn sie schon einmal hier war, konnte sie sich auch gleich mal umsehen. Vielleicht fand sie ja hier einen Hinweis darauf, der sie in ihrem Verdacht bestätigte. Seufzend machte sie es sich in dem schwarzen Ledersessel bequem, vor ihr einige zerstreute Dokumente. Neugierig überflog sie sie, blieb bei einigen interessanten Details hängen. Ihre Augen spiegelten puren Unglauben wieder, als sie die Schriftstücke zur Seite legte. Geschickt fischte sie sich ihr Handy aus der Hosentasche und tippte schnell eine Nummer ein. Es dauerte nicht lange, als sich auch schon eine vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung meldete. „Sakura? Wo bist du?“ „Kakshi, ich hab jetzt keine Zeit für lange Erklärungen. Hast du getan, worum ich dich gebeten habe?“ Kurz war es still, im Hintergrund war nur das Rascheln von Papier zu hören. „Ich glaube, das wird dir nicht gefallen.“ Augen verdrehend lehnte sie sich in dem Bürostuhl zurück, während sie wortlos darauf wartete, das Kakashi weiter sprach. „Du hattest Recht, es gibt einen weiteren Zusammenhang zwischen euren Familien. Ein Kind, das während der Affäre deiner Mutter entstanden ist. Es war ein Mädchen, doch keiner weiß, was mit ihr geschehen ist. Dazu existieren keinerlei Daten, so als ob…“ „Nein, sie lebt. Ich bin ihr bereits begegnet.“ Darauf hatten weder sie noch Kakashi etwas zu sagen, weswegen sie das Telefonat beendete. Sie wusste nun alles, was es zu wissen gab. Dennoch entschied sie sich dazu, sich erst um ihren Auftrag zu kümmern, bevor sie sich um ein weiteres Familienmitglied Gedanken machen würde. Das hatte noch Zeit. Ihr Blick glitt hinauf zu der Wanduhr, die über der Tür angebracht war. Sie musste zurück, nicht das Konan oder Sasuke noch Verdacht schöpften, weil sie so lange weg war. Aber sie würde nicht gehen ohne Fugaku noch ein Abschiedsgeschenk dazulassen. Vorerst räumte sie schnell noch die Dokumente und Akten an ihren vorgesehen Platz, bevor sie ein kleines Fläschchen aus der Innentasche ihrer Jacke hervorholte. Gerade, als sie dieses aufschrauben wollte, öffnete sich die Tür und Jemand trat ein. Geschockt blickte sie auf den 'Überraschungsgast'. „Was tust du denn hier?“ Schnell versteckte sie die Ampulle hinter ihrem Rücken, wohlbewusst, dass er sie wahrscheinlich eh schon längst bemerkt hatte. Unbeeindruckt trat Sasori näher. „Ich bin hier, um dich vor einem riesengroßen Fehler zu bewahren.“ Diese Stimme. Geschockt riss sie die Augen auf. Sasori. Er war es die ganze Zeit… „Verschwinde. Das hier hat dich nicht zu interessieren.“ Starr schaute sie ihm in die Augen, versuchte den Unmut aus ihrem Blick zu verbannen, doch ihm konnte sie nichts vormachen. Er hatte sie schon längst durchschaut. Wusste, dass sie nicht so stark war, wie sie sich nach außen hin gab. „Was bringt es dir ihn zu töten?“ Augenblicklich versteifte sie sich, ihr Blick wandte sich ab. Sie schaffte es nicht länger ihm in diese leeren braunen Augen sehen zu müssen, die keinerlei Emotionen wiedergaben. „Wieso tust du das? Warum mischst du dich in Dinge ein, die dich nichts angehen?“ Sasori trat näher an sie heran, während sie immer mehr zurückwich und Abstand suchte. „Ich weiß wer du bist. Deine Augen haben dich verraten. Diese Kälte und der matte Glanz. Du musst schon viel durchgemacht haben, doch es ist ganz allein deine Entscheidung, ob du auch so weitermachen willst…“ Schnippisch schnalzte sie mit der Zunge, hob ihre Augenbraue an. „Spielst du dich nun als Moralapostel auf? Wir haben alle unser Päckchen zu tragen. Nicht jeder hat die Wahl, was er aus seinem Leben machen will. Und nun entschuldige mich, ich muss noch Jemanden in die Hölle schicken.“ Zu schnell, als das er sie hätte aufhalten können, eilte sie an ihm vorbei aus dem Zimmer und verließ sogar auf schnellstem Weg das Haus. Fluchend ging sie die Straße hinab, steuerte direkte auf ihr Auto zu. Was hat sich Sasori nur bei dieser Aktion gedacht? Wie konnte er nur so dumm sein sich ihr in den Weg zu stellen? Sie hätte ihn für klüger gehalten, aber anscheinend hatte sie sich geirrt. Frustriert lehnte sie ihre Stirn an das kühle Lenkrad. Da musste sie nun wohl auf Plan C zurückgreifen, dabei hätte doch alles so einfach sein können. Obwohl ein Gutes hatte die ganze Sache ja. Dieses Versteckspiel fand endlich ein Ende. Außerdem bevorzugte sie schon immer die direkte Methode. Ihre Walther P22 – ein Geschenk von Kakashi – brauchte schließlich auch mal wieder Auslauf. Zufrieden lächelnd startete sie den Motor und drückte den Verbindungsknopf der Freisprechanlage. Wieder ertönte das allbekannte Tuten, bis sich eine Frauenstimme meldete. „Miss Haruno, was kann ich für Sie tun?“ „Schick mir bitte die GPS-Daten des letzten bekannten Aufenthaltsortes des Zielobjektes. Ich werde mich nun sofort darum kümmern.“ „Wie Sie wünschen.“ Die Verbindung wurde getrennt und keine zwei Minuten später kamen auch schon die gewünschten Daten auf ihrem Handy an. Der silberne Mercedes – ihr Zweitwagen – brachte sie binnen einer Stunde an ihren Zielort. Der Hauptfirmensitz der Uchiha-Kooperation. Wie töricht, sich genau dort zu verstecken. Sie parkte das Auto in einer der Seitenstraßen, die etwas entfernt von dem großen Gebäude lagen und befestigte die Waffe durch ein Strumpfband an ihrem Oberschenkel, gut getarnt durch den Stoff des knielangen Rockes. Gekonnt band sie noch schnell die Haare zu einem hohen Pferdeschwanz, bevor sie ausstieg und selbstbewusst auf die Firma zuging. Nun war es also soweit. Tief durchatmend betrat sie das Gebäude und sah sich um. Sie zählte etwa fünf Security, die sie jedoch nicht weiter beachtete. Diese auszuschalten, wäre dann wohl doch etwas zu auffällig. Freundlich lächelnd ging sie auf die Dame zu, die gelangweilt hinter der Rezeption saß. „Entschuldigen Sie, ich bin auf der Suche nach Fumiko Matsui.“ Aufmerksam gewordene rehbraune Augen begegneten den ihren. „Die bin ich.“ „Sehr schön. Oh, verzeihen Sie. Ich sollte mich vielleicht erst einmal vorstellen. Wie unhöflich von mir. Mein Name ist Rin Tsuji. Ich arbeite für ihren Freund. Er bat mich Ihnen auszurichten, dass er Sie um sechs im Restaurant Ichiraku´s erwartet und Sie sollen sich doch bitte etwas Hübsches anziehen.“ Aufgeregt sprang die Blondine auf. „Meinen Sie, er wird endlich um meine Hand anhalten.“ Gekünstelt lächelte die Haruno sie an. „Schon möglich. Er wirkte jedenfalls sehr nervös.“ Verträumt spielte die Angestellte am Saum ihrer Bluse, bevor sie plötzlich niedergeschlagen den Blick senkte. „Aber ich muss noch bis heute Abend die Kalkulation für Uchiha-sama erstellen, sonst bin ich meinen Job los.“ Ihr Lächeln wurde etwas breiter. „Gehen Sie ruhig. Ich habe Erfahrungen darin und werde mich darum kümmern, wenn Sie gestatten. Ihr Boss muss es doch nicht erfahren.“ Fröhlich sprang die Blondine ihr um den Hals, bevor sie das Bürogebäude überstürzt verließ, gefolgt von dem misstrauischen Blicken der Wachmänner. Na, das lief doch alles super. Innerlich grinsend ging sie hinter die Rezeption und setzte sich auf den ziemlich rückenunfreundlichen Stuhl. Suchend durchstöberte sie die Papiere, die in einer ziemlichen Unordnung auf dem Schreibtisch verstreut lagen, bis sie endlich fand was sie suchte. Zu einfach. Ungesehen zückte sie ihr Handy und tippte flink die Nummer der Rezeption ein. Gleich darauf klingelte das Telefon. Unter den strengen Augen der Security hob sie ab und tat, als würde sie mit einem der höheren Angestellten telefonieren. Als sie aufgelegt hatte, fuhr sie sich ´gestresst` durch die Haare. „Jungs, es scheint als würde man euch in der dritten Etage benötigen. Anscheinend ist dort ein äußerst unzufriedener Kunde, der mit einer Knarre rumfuchtelt.“ Sofort sprangen die Wachmänner an und machten sich auf den Weg. Innerlich klopfte sie sich selbst auf die Schulter. Endlich konnte sie loslegen. Recherche war halt alles. Nun musste sie sich aber beeilen. Ihr Zeitfenster betrug etwa zehn Minuten, bis die Wachen bemerken würden, dass sie gefaked wurden. Doch bis dahin war sie längst weg. Eilig verließ sie die Rezeption und fuhr mit dem Fahrstuhl in die letzte Etage des Bürogebäudes. Oben angekommen zog sie ihre Waffe und schlich den Korridor entlang, bis sie vor der letzten Tür hielt und diese leise öffnete und den Raum betrat. Die Vorhänge des Büros waren komplett zugezogen, sodass der Raum in Dunkelheit gehüllt wurde. Kein Lichtstrahl drang in das innerste vor. Misstrauisch ging sie auf eines der großen Panoramafenster zu und zog den Vorhang ein Stück weit auf. Es war verdächtig still. Zu still. Fast schon unheimlich. Sie drehte sich um, erhaschte einen genauen Blick auf den Schreibtisch und den dahinter befindlichen Chefsessel, der mit der Rückenlehne zu ihr stand. Dennoch sah sie, dass eine Person auf diesem saß. Langsam ging sie auf den Stuhl zu und drehte diesen vorsichtig um. Erschrocken stolperte sie einen Schritt zurück. „Was zum Teufel…“ Sie musterte die Leiche genauer. Das war eindeutig Fugaku, in dessen Schädel ein kleines Einschussloch klaffte. Ihr war also bereits jemand zuvorgekommen. Blieb nur die Frage offen, wer? Jedoch hatte sie keine Zeit sich nun weiter damit auseinanderzusetzen. Ohne einen Blick zurück zuwerfen verschwand sie eilig aus dem Büro und anschließend auch aus dem Gebäude. Damit war der erste Teil ihrer Mission wohl ausgeführt, nur schade dass man ihr den Spaß vorenthalten hat, doch sie würde raus bekommen wer dahinter steckte und diesen zur Rechenschaft ziehen. Kapitel 12: New identity ------------------------ Es dauerte nicht lange, als ein silberner Mercedes die Einfahrt der Haruno-Villa hinauf fuhr. Sakura war nur gekommen, um sich einige Sachen zu holen und anschließend für unbestimmte Zeit unterzutauchen. Sich umsehend, dass ihr auch niemand gefolgt war, betrat sie schließlich das ansehnliche Haus. Im Inneren des Gebäudes war es still. Fast schon beängstigend ruhig. Langsam zog sie ihre Waffe. Sie wusste, dass sie nicht alleine war. Man konnte es Intuition nennen, doch sie nannte es Instinkt. Einen Instinkt, den sie sich über Jahre hinweg antrainiert hatte. Mit gezückter Waffe durchschritt sie das Anwesen. Schlussendlich blieb sie in der Küche stehen. Forschend sah sie sich um, erkannte einen Schatten in der hintersten Ecke des Raumes. Seufzend steckte sie ihre Waffe wieder weg. „Ich habe keine Zeit für diese Spielchen. Was willst du?“ Die Person trat näher, blieb vor ihr stehen. „Dein Auftrag ist beendet.“ Sie Grinste, entblößte somit ihre strahlend weißen Zahnreihen. Ihr Grinsen jagte ihm einen kurzen Schauer über den Rücken, welchen er sich jedoch nicht anmerken ließ. „Nein. Er hat gerade erst begonnen.“ Kakashi schüttelte nichtssagend den Kopf und warf ihr eine gepackte Reisetasche vor die Füße. Er wusste was sie vorhatte, wusste dass sie sich in den Selbstmord trieb und doch hielt er sie nicht auf. „Du bist genau wie er.“ Sie wusste von wem er sprach. Die Rede war von ihrem Bruder. Damals wurden sie oft miteinander verglichen. Doch sie war nicht wie er. Er wach schwach. Hatte sich verkauft. Sie ging ihren eigenen Weg, hatte ihre eigenen Regeln. Niemand stellte sich ihr in den Weg. „Was wird aus den Akatsuki?“ „Sie stellen keine Bedrohung dar.“ Misstrauisch zogen sich seine Augenbrauen ein Stück weit zusammen. „Der Akasuna kennt deine wahre Identität.“ Wieder verließ ein tonloses Seufzen ihre Kehle. „Er wird mich nicht verraten.“ „Warum bist du dir da so sicher.“ Nun schmunzelte sie, doch es wirkte nur aufgelegt. „Ich sah es in seinen Augen.“ Mit Absicht verwendete sie die Wörter, die Sasori ihr entgegen gebracht hatte. Die Augen waren der Spiegel der Seele eines jeden Menschen. Dies hatte sich schon oft erwiesen. Ohne noch ein Wort zusagen, schnappte sie sich die Reisetasche und verschwand. Kakashi hatte wirklich an alles gedacht, wie sie feststellte, als sie in der Reisetasche nach etwas bestimmten suchte. Lächelnd besah sie sich die braunhaarige Perücke und die Schatulle mit den ebenfalls braun gefärbten Kontaktlinsen. Nachdem sie beides angelegt hatte und sich auch andere Kleidung, die für gewöhnlich nicht im Geringsten ihrem Stil entsprachen, angezogen hatte, verstaute sie sorgfältig die Tasche hinter einem der umstehenden Container. So weit so gut. Unauffällig trat sie aus der Seitengasse. Es war kurz vor Mitternacht, so dass kaum noch Leute auf denn sonst so belebten Straßen waren. Jetzt hatte sie jedoch noch eine Sache zu erledigen, bevor sie diese Stadt hinter sich lassen konnte. Wahrscheinlich sogar für immer. Sie kehrte nie an einen Ort zurück, wenn es nicht von unbedingt nötig war. Die Gefahr doch noch erkannt und zur Rechenschaft gezogen zu werden, war viel zu riskant. Ihr gegenüber befand sich eine Telefonzelle. Geradewegs ging sie auf diese zu und steckte eine Münze in den Schlitz, bevor sie schnell eine Nummer tippte. Ein Knacken verriet ihr, das Jemand am anderen Ende abgehoben hatte. „In einer halben Stunde vor der alten Kirche.“ Damit beendete sie das Gespräch wieder. Mehr gab es nicht zu sagen. Ihr ´Gesprächspartner` würde schon wissen, um was es geht. Gedankenverloren machte sie sich auf dem Weg zum vereinbarten Treffpunkt und spielte währenddessen mit einem kleinen Fläschchen, welches sie in ihrer Jackentasche bei sich trug. Es war echt komisch, das alles so gekommen ist. Aus einem ihr unerfindlichen Grund fiel es ihr diesmal sogar schwer loszulassen. Sie wollte Tokio nicht verlassen. Nein. Sie wollte die Akatsuki nicht verlassen. Ihre Freunde. Kopfschüttelnd vertrieb sie diese verwirrenden Gedanken. So etwas durfte sie sich nicht erlauben, vor allem nicht wenn sie daran dachte, was ich noch bevor steht. Pünktlich erreichte sie die Kirche und wartete auf den Fälscher. Seinen Namen kannte sie nicht. Niemand kannte ihn oder hatte ihn je zu Gesicht bekommen. Doch stören tat es sie nicht. Ganz im Gegenteil. Solange er gute Arbeit leistete. Bisher zumindest war sie mit den gelieferten Ergebnissen immer zufrieden. Etwa hundert Meter vor sich kam eine Person auf sie zu. Das musste er wohl sein. Wie immer trug er einen langen schwarzen Ledermantel, sein Gesicht wurde durch eine Kapuze verdeckt. Vor ihr blieb er stehen. Sie spürte seinen durchdringenden Blick auf sich ruhen, erwiderte ihn ohne jegliche Gefühlregung. Wortlos überreichte er ihr einen Umschlang und sie tat es ihm gleich. Geld gegen Ware. So war der Deal. Als er sich vergewissert hatte, dass der Betrag stimmte, machte er wieder Kehrt. Sie sprachen nie. Es war eine stille Übereinkunft, bei der jeder wusste was er als nächstes zu tun hatte. Ohne die kleinste Regung besah sie sich ihren neuen Ausweis und den Reisepass. Er war ein Profi auf seinem Gebiet. Selbst Jemand, der sich mit Fälschungen auskannte, würde diese nicht durchschauen. Nun schaute sie auf den Namen. Ran Ishida. So würde sie also vorübergehend heißen. Ihr Alter war beständig geblieben. Schulter zuckend steckte sie die Dokumente in die Innentasche ihrer Jacke und trat den Rückweg an. Sasori fluchte innerlich. Er wusste wer sie war und doch hatte er es nicht geschafft sie aufzuhalten. Die Geschichte um Fugakus Tot hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitete. Noch am selben Tag lief es als Sondermeldung auf allen Kanälen. Sein Blick schweifte kurz zu Sasuke, der zusammengesunken auf dem Sessel ihm gegenüber saß. Konan redete beruhigend auf ihn ein, doch das schien er gar nicht mehr wahrzunehmen. Ein tonloses Seufzen entrann seiner Kehle. Itachi lag noch immer in seinem Koma ähnlichen Zustand und bekam von dieser ganzen Misere nichts mit. Ob er nun hierbei von Glück sprechen sollte, oder nicht, das wagte er nicht zu beurteilen. „Ich bin froh, dass er umgebracht wurde.“ Es waren Stunden vergangen, als der die Worte über Sasukes Lippen kamen. Seine Augen wirkten matt und kraftlos und doch lag eine Ehrlichkeit darin, die so gar nicht zu dem sonst so verschlossenen Jungen passte. „Es erleichtert mich, dass weder Itachi noch ich weiterhin diese Last ertragen müssen.“ Die nächsten Worte kamen einem Flüstern gleich und doch ähnelten sie einem Schrei. „Endlich sind wir frei.“ Konan wandte den Blick nicht von Sasuke, sie gab lediglich ein knappes Nicken von sich. Sie konnte ihn verstehen. Die ganze Situation. Seine Gedanken und Gefühle. Jeder, aus der Akatsuki, wusste um die Familiengeschichte der Uchihas. Und doch… Sie war wohl am meisten mit in diese integriert, war sie doch eine der wenigen – vielleicht sogar die einzige – der Itachi alles erzählte, sich ihr komplett anvertraute, ohne Angst vor Zurückweisung zu haben. Er hatte schon öfters mit dem Gedanken gespielt es selbst zu beenden. Niemand hätte ihn ausgehalten. Fugaku war ein grauenhafter Mann, der vor nichts zurück schreckte. Früher oder später wäre so ein Ende absehbar gewesen. Ihre Augen schlossen sich, nur um sich ihren eigenen Gedanken besser klar werden zu können. „Sakura…“ Wer erwartete schon eine Mörderin, hinter solch zarten Frauenhänden? Sasuke stand vor dem Bett seines Bruders und sah auf diesen hinab. Ein kühler Windhauch erfasste ihn. Verwundert schaute er zum Fenster, welches speerangelweit offen stand. Er war sich sicher, dass er es wieder geschlossen hatte nach seinem letzten Besuch. Langsam ging er auf das Fenster zu, sah hinaus in die sternenklare Nacht, bevor er es wieder schloss. Seufzend drehte er sich um und erblickte auf dem Nachttisch neben dem Bett einen Zettel. Auf diesem lag ein kleines Fläschchen. Seine Augenbrauen hob sich etwas an, als er den Zettel zur Hand nahm und begann die fein geschwungene Schrift zu lesen. „Das mit uns wäre nie was geworden.“ Ein Schmunzeln überzog seine Lippen, waren diese Worte doch eine klare Andeutung auf ihre erste Begegnung. Als nächstes nahm er die Ampulle an sich. Auf dieser befand sich ein kleiner weißer Aufkleber, der mit ´Patol 32.49` beschriftet war. Er hatte noch nie davon gehört. War das vielleicht das Gegenmittel für Itachi? Kapitel 13: Little sister ------------------------- Nun hatte sie also ihre letzte Anlaufstelle erreicht. Kanuma. Eine kleine, unbedeutende Stadt Japans. Hier sollte also alles ein Ende finden? Angespannt schaute sie hinauf in den Himmel, der von einer grauen Wolkendecke überzogen war. Von weither hörte sie bereits das laute Donnergrollen näher rücken, während ein Blitz, für kurze Zeit, den Schatten der Nacht wie ein Schwert durch schnitt. Mit jeder Sekunde wurde sie unruhiger. Ein Verhalten, welches sonst mehr als untypisch für sie war. Schwerfällig presste sie die Luft aus ihren Lungen, hatte gar nicht mitbekommen wie sie den Atem angehalten hatte. Ihre Sinne konzentrierten sich einzig und allein auf das Naturschauspiel, auf das nahende Gewitter, das sich immer mehr zusammenzog. Von irgendwoher vernahm sie das Läuten der Kirschturmglocke, deren Zeiger Mitternacht schlugen. Langsam setzte sie sich in Bewegung, ging gemächlichen Schrittes ihrem vorhergesehenen Tod entgegen. Doch vielleicht ging auch alles nach ihren Gunsten aus. Sie hatte jedenfalls keine Angst, denn es war ein Spiel. Ihr letzter Zug war noch nicht ausgeführt. Vereinzelte Regentropfen fielen auf sie herab, durchnässten immer mehr ihre Kleidung. Eine leichte Gänsehaut bildete sich, zwecks der aufkommenden Kälte, auf ihren unbedeckten Armen. Gekonnt ignorierte sie dieses Gefühl der Schwäche und ging immer weiter, bis ihre Schritte schließlich stoppten. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße befand sich ein Hotel, welches den Namen ´Kyūkei fainaru` trug, was so viel wie ´Letzte Ruhe` bedeutete. Ein Grinsen umspielte ihre Mundwinkel. Diese Ironie war doch echt was Schönes. Das Grinsen verschwand wieder, machte einer nichtssagenden Monotonie Platz, als sie die Straße überquerte und das Hotel betrat. Drinnen war es angenehm warm und trocken. Die Empfangshalle wirkte riesig und, trotz der schäbigen Gegend, erstaunlicherweise freundlich. Die braunen Haare flogen wild umher, als sie ihren Kopf ruckartig drehte, hatte sie doch eine Bewegung aus ihrem Augenwinkel wahrgenommen. Sofort entspannte sie sich wieder, als sie nur einen Angestellten des Hotel auf sich zukommen sah. Er sah nur ein paar Jahre älter aus als sie selbst und wirkte ziemlich gestresst. Tiefe Augenringe zeichneten sich auf seinem blassen Gesicht aus. „Verzeihung Miss, aber wir sind wegen der bevorstehenden Pressekonferenz total ausgebucht.“ Genervt verdrehte sie die Augen, bevor sie den Jungen mit einer schnellen Handbewegung niederschlug. Ohne dem Schwarzhaarigen noch weiter Beachtung zu schenken setzte sie ihren Weg fort. Sie musste in die dritte und somit vorletzte Etage des Gebäudes, in der sich derjenige befand gegen den sich all ihr aufgestauter Hass und ihre Verabscheuung richteten. Kaum das sie allerdings die Treppe, die nach oben führte betreten hatte, kamen ihr einige Sicherheitsmänner entgegen. Langsam verlor sie echt die Geduld. Sie war ihrem Ziel so nahe, das sie nicht vor hatte sich jetzt noch aufhalten zu lassen. „Wer sind Sie?“ Einer der Wachmänner sah zu dem Bewusstlosen und dann wieder zu ihr. Seine zittrigen Finger wanderten langsam zu der Pistole, die in einem Waffenhalter um seine Hüfte gebunden war. „Das würde ich an deiner Stelle nicht tun.“ Ihre Stimme klang scheidend, strotzte nur so vor unterdrücktem Zorn. Nun stand sie also vier bewaffneten Männern entgegen, die alle – wie sollte es auch anders sein – ihre Pistolen auf sie richteten. Dachten sie wirklich, dass sie sich von so was aufhalten ließ? Anscheinend hatten sie keine Ahnung, mit wem sie sie es gerade zu tun hatten. „Ihr habt echt einen beschissen Tag gewählt euch mit mir anzulegen. Aber da ich gerade keine Lust habe sinnlos Blut zu vergießen, gebe ich euch die einmalige Chance jetzt einfach zu verschwinden und wir vergessen das Ganze hier einfach. Was haltet ihr davon, Jungs?“ Sie konnte förmlich sehen wie es in den Köpfen der Männer begann zu arbeiten, doch irgendwie schienen sie nicht gewillt ihrem gut gemeinten Rat Folge zu leisten. *Dann eben auf die harte Tour.* Blitzschnell zog sie ihre Waffe und richtete sie direkt auf den Kopf von einem der Sicherheitsangestellten. Panisch weiteten sich dessen Augen, bevor sie einen stumpfen Ton annahmen und er leblos zu Boden fiel. Hinter ihm tauchte plötzlich eine weitere Person auf. Sie hatte die Kapuze fest in ihr Gesicht gezogen, so dass man ihre Gestallt nicht erkennen konnte. „Hallo Schwesterherz.“ Die Unbekannte schaute auf, streifte sich dabei die Kapuze vom Haupt. Lange dunkelblaue Haare kamen zum Vorschein und kalte perlenweiße Augen blitzen ihr entgegen. Gemeinsam erledigten sie noch die anderen drei Wachmänner, die versucht hatten Verstärkung anzufordern, bevor sie sich gegenüber standen. „Du hast mir also den Auftrag versaut. Das war aber ganz und gar nicht nett von dir.“ Gespielt entrüstet schüttelte sie den Kopf. Hinata grinste. „Er wollte abhauen. Was blieb mir denn für eine Wahl.“ Nun bildete sich auch auf Sakuras Lippen ein Grinsen. „Also. Seit wann weißt du es?“ Wortlos warf Hinata ihr eine Kette zu, die sie geschickt auffing. Die Kette an sich war nichts Besonderes. Sie war silbern und hatte einen kleinen Anhänger in Form einer kleinen, runden Platte – so wie eine Münze. Auf der Vorderseite prangen die Initialen MH. Misaki Haruno. „Die gehörte Mutter. Wo hast du die her?“ Hinata seufzte. „Ich erklär dir später alles, vorher gibt es noch eine Kleinigkeit, die wir erledigen müssen.“ Nun setzte Sakura wieder ihre gleichgültige Maske auf, von ihrer Verwirrung war nichts mehr zu sehen. „Warte hier auf mich. Ich regle das alleine.“ Skeptisch zog die Blauhaarige ihre Augenbrauen zusammen und zuckte anschließend mit den Schultern. „Lass dich nicht killen.“ Sakuras Lachen drang an ihre Ohren und ließ ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen, als sie auch schon aus ihrem Sichtfeld verschwand. Gelangweilt setzte sich Hinata auf die Stufen der Treppe und hoffte, das ihre Schwester das auch wirklich schaffte. Sie wollte sie nicht wieder verlieren, jetzt wo sie sie doch erst wieder gefunden hatte. Es kam der Haruno eine Ewigkeit vor, bis sie endlich ihr Ziel erreicht hatte. Tief ein- und ausatmend drückte sie, ohne zu klopfen, die Klinke des Hotelzimmers herunter und betrat lautlos den Raum. Hinter sich schloss sie ab und steckte den Schlüssel in die Tasche ihrer Hose. Wie eine Katze schlich sie durch den Raum und sah sich nach allen Seiten um, als ein Lufthauch hinter ihr sie erzittern ließ. „Ich habe gehört dein Auftrag war ein voller Erfolg.“ Die Stimme ihres Vaters hatte eine Tonlage, die ihr ganz und gar nicht gefiel und doch blieb sie unbeirrt stehen, hatte ihm weiterhin den Rücken zugedreht. Sie spürte, wie er näher kam, sein Atem kitzelte ihren Nacken und seine Körperwärme ging auf sie über. Ekel stieg in ihr auf, doch sie unterdrückte den Würgereflex, der sich automatisch einstellte. Zart, fast wie ein Windhauch, strichen seine Fingerkuppen ihre Wirbelsäule entlang, blieben bei ihrem Lumbalwirbel stehen. Ihr Körper fing kaum merklich an zu zittern, als ihr Vater auch schon wieder von ihr abließ und sich einige Schritte entfernte. „Du hast lange gebraucht. Ich hätte eher mit dir gerechnet.“ Sie schluckte. Wusste er, was sie vorhatte? Er konnte es sich sicherlich denken, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. „Setz dich.“ Es war eine Aufforderung, die keine Widerworte duldete. Langsam ging sie auf das Sofa zu, welches ihr direkt gegenüber stand. Auf dem Tisch davor standen bereits zwei Gläser parat. Ein Grinsen zuckte über ihre Mundwinkel. Er hatte sie also erwartet. Schweigend nahm sie Platz, ihr Vater setzte sich neben sie. Er nahm sein Glas und deutete an es ihr gleich zu tun. „Nun. Lass uns anstoßen.“ Gerade als er das Glas an seine Lippen führen wollte klopfte es an der Tür. Schlecht gelaunt stand er auf und blieb vor dieser stehen. „Den Schlüssel.“ Mit einer flinken Bewegung warf sie ihm den gewünschten Gegenstand zu, welchen er geschickt auffing und die Tür öffnete. Vor ihm stand einer der Wachmänner. „Wir haben ein Problem…“ Er warf einen kurzen Blick auf seine Tochter, eh er das Zimmer verließ. Es dauerte nicht lange, bis er wieder zu ihr stieß und sich ohne jegliche Gefühlsregung neben sie setzte. „War es was Wichtiges?“ Sie fragte nicht weil es sie interessierte, sondern nur um überhaupt etwas zu sagen, was ihn etwas aus der Reserve lockte. „Nur das Übliche.“ Sie nickte. „Also, wo waren wir stehen geblieben.“ Er warf ihr einen forschen Blick zu und streckte seine Hand nach ihrem Glas aus. „Du hast doch sicherlich nichts dagegen einzuwenden, das ich deines nehme.“ Er grinste. Hämisch und wissend. „Nur zur Vorsicht, versteht sich.“ Wieder nickte sie nur und nahm nun ihrerseits das Glas, welches er ihr entgegenhielt. Sein Blick lag die ganze Zeit über auf ihr, versuchte herauszufinden was sie nun vorhatte. Unberührt nahm sie einen tiefen Schluck von dem Getränk. Der Alkohol brannte angenehm in ihrer Kehle, hinterließ ein wärmendes Gefühl. Beruhigt nippte nun auch er an seinem Cognac. Sakura schmunzelte, was ihm keinesfalls entging. Gerade wollte er sie danach fragen, als er geschockt die Augen aufriss und gierig nach Luft schnappte. „Du kleine-“ Der letzte Teil des Satzes ging in einem Röcheln unter, als er langsam zu Boden sackte. Zyankali war echt ein bemerkenswertes Gift. Lächelnd trank sie den letzten Schluck aus und stand dann auf. „Bastard.“ Ihm einen letzten abstoßenden Blick schenkend verließ sie das Hotelzimmer. Unten, in der Empfangshalle, wartete bereits wie vereinbart Hinata auf sie. Sie warf ihr einen kurzen Blick zu und verschwand mit ihr aus dem Hotel, bevor die Polizei aufkreuzte und anging Fragen zu stellen. Das war wohl das Letzte, was sie nun gebrauchen könnte. Kapitel 14: Education --------------------- Ein abgelegenes Motel bot den beiden jungen Frauen Unterschlupf. Nicht gerade das Hilton, aber besser als nichts. Sie durften jetzt nicht auffallen, mussten sich vorerst zurückziehen. Doch ein ungutes Gefühl beschlich Sakura. Es war, als hätte sie irgendwas in dem Hotelzimmer übersehen. Sie kam nur einfach nicht darauf was. „Sag, was hast du nun vor?“ Augen ohne jeglichen Glanz durchbohrten sie, es fühlte sich an wie Nadelstiche auf der Haut. Sie wandte den Blick ab, schaute aus dem kleinen, schmutzigen Fenster hinaus in die unendlich erscheinende Finsternis, die sich wie ein Schatten über die kleine Stadt gelegt hatte. Ein tonloser Seufzer entrann ihrer trockenen Kehle, bevor sie ihren Blick erneut auf Hinata richtete. „Erzähl es mir. Ich will endlich die Wahrheit wissen. Warum das alles?“ Fahrig strich sich Hinata einige wirre Strähnen aus dem Gesicht. Ihr Blick ersuchte das Medaillon, was Sakura krampfhaft umklammerte. Es war nicht nur ein Schmuckstück. Dahinter steckte eine Botschaft. Eine Botschaft die es zu entschlüsseln galt. Noch war die Zeit nicht reif. Doch bald würde sie es sein. Kopfschüttelnd erhob sie sich von der alten Matratze und trat ebenfalls an das Fenster heran, dabei stets von den Blicken ihrer Schwester begleitet. „Bis vor zwei Jahren wusste ich nichts von dir und auch nicht, wer meine leibliche Mutter ist… war. Ich hatte ein behütetes Heim, Familie, Freunde und sogar einen festen Freund.“ Kurz machte sie eine Pause. Alte Erinnerungen überschütteten sie, wie eine Lawine. Wehleidig schloss sie die Augen, versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Sie war nicht so stark wie Sakura, auch wenn sie sich äußerlich so gab. „Jeden Tag, nach der Schule, lief ich immer einen Umweg durch den Park. Ich liebte diesen Ort, konnte dort meinen Gedanken nachhängen und hatte meine Ruhe. Es war der letzte Tag vor den Ferien, als mich eine fremde Frau ansprach. Ihr Körper und ihr Gesicht wurden von einem dunklen Kapuzenmantel bedeckt. Sie drückte mir ein Päckchen in die Hand und sagte mir: Ich solle die richtige Entscheidung treffen, ein Leben würde davon abhängen.“ Wieder machte sie eine Pause, dachte an diese merkwürdige Situation zurück. „In dem Päckchen befand sich das Medaillon und ein Foto von dir. Auf der Rückseite des Bildes standen dein Name und dein Wohnort. Ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte und wollte schon die Frau fragen, als ich merkte, dass sie nicht mehr da war. Sie war einfach spurlos verschwunden, wie ein Geist. Vielleicht hätte ich es einfach dabei belassen sollen, doch mein Interesse war geweckt. Ich verbrachte Wochen damit mehr Informationen herauszubekommen, doch nirgendwo fand ich auch nur einen Anhaltspunkt. Also beschloss ich meiner einzigen Spur zu folgen und nach Tokio zu gehen. Dort suchte ich mir einen Job in einem Café, schließlich musste ich mich nun selbst über Wasser halten. Es war wohl eher ein Zufall, der sich durch ein Unwetter in dieses Café verschlagen hat. Ich hab dich sofort erkannt, aber mir nichts anmerken lassen. Deine Augen wirkten so matt und nichtssagend, beinahe schon kalt. Was ist dir nur geschehen? Jedenfalls fand ich auch heraus, auf welche Schule du gehst und besorgte mir ebenfalls dort einen Platz. Ich wollte in deiner Nähe sein. Irgendetwas zog mich förmlich an und diesem Drang konnte und wollte ich einfach nicht widerstehen.“ Geduldig hörte Sakura zu. Langsam ergab vieles einen Sinn, doch noch immer waren viele Fragen ungelöst. Wer war nur diese Unbekannte? Das war wohl die größte Frage, die sie derzeit beschäftigte. „Wie kamst du auf Fugaku?“ Hinata lehnte ihre Stirn an die kühle Scheibe des Fensters und schloss müde ihre Augen. Die Antwort würde Sakura nicht gefallen, dessen war sie sich sicher. „Kakashi hat mich aufgesucht…“ Diese Worte lösten nicht einmal die kleinste Gefühlsregung auf Sakuras Gesichtszügen aus und doch brodelte es in ihr. Kakashi hatte sie also belogen. Bloß gut, dass sie auch ihm nicht vollkommen getraut hatte. Diese Enttäuschung wäre sonst schwer wegzustecken gewesen. Aber, warum hatte sie nichts mitbekommen? Sonst tat sie sich doch auch nicht schwer damit Leute zu durchschauen. Was war aus ihrem unanfechtbaren Urteilsvermögen geworden. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf, als ihr das Bild von Sasori in den Sinn kam, wie er versuchte sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Warum dachte sie jetzt ausgerechnet daran? Ihre Augenbrauen zogen sich ein Stück weit zusammen. „Wir müssen zurück.“ Hinate wollte widersprechen, doch sie merkte schnell, dass es wohl nicht den gewünschten Effekt bringen würde, als unterließ sie es gleich. Zurück… Sie hielt es für keine gute Idee, zumal die Akatsuki noch immer dort waren und die Wahrscheinlichkeit hoch war ihnen zu begegnen. Was treib ihre Schwester nur zu einer derartig unvernünftigen Entscheidung? „Darf ich dich etwas fragen?“ Abwesend nickte Sakura ihr zu, während ihr Aufmerksamkeit eher auf dem Schmuckstück in ihrer Hand lag. „Kakashi hatte etwas von einem Auftrag erzählt, der schief gegangen war… Was ist passiert?“ Sakuras Augen überzog ein trüber Schleier aus Wehmut und Verzweiflung. Fest biss sie sich auf die Unterlippe, bevor die nächsten Worte wie von selbst aus ihrer Kehle drangen. „Ich habe Jemandem vertraut.“ Ihre Stimme war monoton und sachlich, doch Hinata hörte deutlich den unterdrückten Klang von Wut aus ihr heraus. ------------------------------------------------------------------------------- Es war früh am Morgen, die Sonne war kurz davor aufzugehen und die Straßen waren noch menschenleer. Die Gegend in der sich Sakura befand, war dunkel und kalt und glich eher der Kulisse eines Horrorfilms. Kento – ihr Partner – stand direkt neben ihr und spielte seelenruhig mit der Waffe in seiner Hand. Sie hingegen verschaffte sich einen Überblick über die Ortschaft. „Was denkst du? Frontal?“ Kento steckte die Waffe weg und musterte das Bürogebäude, als würde er irgendetwas Bestimmtes suchen. „Laut Auftrag handelt es sich um eine ganze Gruppe von weit mehr als 30 Personen, die die Zielperson schützen. Ich denke, wir sollten vorsichtig sein. Yūsei ist für seine Intrigen bekannt. Er ist also kein Mann, der das Schicksal herausfordert.“ Zustimmend nickte Sakura ihm zu. Das machte es natürlich nicht gerade einfach, aber zusammen würden sie das schon hinbekommen. Sie waren beide keine Anfänger auf ihrem Gebiet. Außerdem arbeiteten sie öfters zusammen und kannten somit die Stärken und Schwächen des Anderen, was sie zu einer gemeinsamen Ergänzung brachte. Außerdem kannten sie sich schon von klein auf und haben sogar schon im Sandkasten zusammen gespielt. „Ich werde vorgehen. Du gibst mir von hinten Deckung. Wir bleiben am besten zusammen, dann sind wir am stärksten.“ Nun war es an Kento zu nicken und diesem Plan somit zuzustimmen. Vorsichtig betraten sie das Gebäude, tasteten sich langsam immer weiter vor. Es war sehr still, wie als wären sie allein. Kein einziges Geräusch erreichte ihren Gehörgang. Hatten sie vielleicht falsche Informationen über den Aufenthaltsort der Zielperson bekommen? In einer stummen Geste gab Sakura ihrem Partner ein Zeichen, das sie runter in den Keller mussten, dort wo sich angeblich ein geheimes Labor befinden sollte, von dem sie noch einige Dokumente mitnehmen sollten. Sie kamen gut voran. Niemand stellte sich ihnen in den Weg. Nicht einmal Sicherheitsmänner, die sonst normalerweise Rundgänge in dem Gebäude liefen, kamen ihnen entgegen. Das bestätigte Sakura nur in ihrem Verdacht, das etwas ganz und gar nicht stimmte. Trotzdem beschloss sie weiter zu gehen. Kento würde sie schon rechtzeitig warnen, falls ihr etwas entgehen sollte. Außerdem hatte sie bisher noch nie einen Auftrag abgebrochen oder versiebt und sie würde nun garantiert nicht damit anfangen. Es wäre eine Schande für ihren guten Ruf. Bald schon kamen sie ganz unten an. Vor ihnen befand sich eine dicke Eisentür, die durch ein Passwort und einen Handscanner vor unbefugtem Eintreten geschützt war. Kento begab sich sofort an die Arbeit. Er war derjenige, der sich am besten mit dem lahmlegen solcher Sicherheitsmaßnahmen auskannte. Nach einigen Minuten öffnete sich lautlos die Tür. Sie zog ihre Waffe und betrat vorsichtig den Raum. Grelle Neonlampen beleuchteten das Labor, doch noch immer war weit und breit keine Menschenseele. Wo waren nur die ganzen Wissenschaftler, die nun eigentlich hier sein sollten? „Hier stimmt etwas nicht.“ Misstrauisch sah sie sich um. Wurde Yūsei etwa gewarnt? Aber das würde nicht sein Fernbleiben erklären. Er war Niemand, der sich versteckt. Sie hörte, wie sich die Tür hinter ihr wieder schloss. Kento trat neben sie, schaute sich ebenfalls sorgfältig um. „Wir sollten die Akten nehmen und verschwinden. Die Zielperson ist nicht hier.“ Kopfschüttelnd schaut sie hoch in die Ecke der Wand. Die Überwachungskamera war genau auf sie gerichtet. Er hatte sie also ganz genau im Blickfeld. Mit einem gezielten Schuss zerstörte sie die Kamera. Nun musste sich die Ratte aus ihrem Loch trauen. Das Licht flackerte kurz, bevor es gänzlich erlosch. Sie wich zurück, bis sie die Wand in ihrem Rücken spürte. Was zu Teufel ging denn jetzt ab? Die Dunkelheit machte es ihr schwer etwas zu erkennen, also schloss sie die Augen und atmete tief durch. Wenn man nicht sehen konnte, dann musste man eben all die anderen Sinne benutzen. Sie hörte leise Schritte. Die Gangart war viel zu schwer für Kento, also konnte sie ihn schon mal ausschließen. Noch mehr Schritte. Es befanden sich nun mehrere Personen im Raum. Ihr Atem war ruhig und beherrscht. Sie durfte nun keine unnötigen Geräusche verursachen, die ihren Standpunkt preisgeben würden. „Ich habe mich schon lange danach gesehen, endlich mal die kleine Tochter von Hayato-san kennen zu lernen. Nur schade, dass es unter diesen Umständen sein muss.“ Sie musste sich zurückhalten, um nicht laut aufzulachen, stattdessen legte sich ein Schmunzeln auf ihre Lippen. Yūsei spielte mit ihr. Er wollte sie verunsichern. Sakura griff in ihre Hosentasche und holte eine Münze hervor, die sie in die andere Ecke des Raumes schnipste. Während alle Aufmerksamkeit auf dem mutwillig verursachten Geräusch lag, schlich sie sich näher an die Stimme heran. „Warum vergisst du nicht den Auftrag und arbeitest für mich? Wir könnten Partner werden.“ Sie hörte leisen Atem vor sich und spürte den Lufthauch einer Bewegung. Vorsichtig umging sie die Person, die sie als einen der Security vermutete. „Was hast du vor? Willst du mir eine Kugel in den Kopf jagen? Der Raum ist hermetisch abgeriegelt. Wenn du mich umbringst, wirst du auch nicht mehr rauskommen.“ Er hatte Angst und versuchte dies durch Androhungen zu überspielen. Sie kannte diese Taktik zu genüge. Lautlos steckte sie die Waffe weg und zog stattdessen ein Messer. Wo war Kento eigentlich? Sakura versuchte sich anhand der Geräusche auf diese zu konzentrieren, die zu ihrem Partner passten. Der Versuch schlug fehl. Allerdings konnte sie darauf nun keine Rücksicht nehmen. Sie musste objektiv bleiben und durfte sich nun nicht ablenken lassen. Kento würde schon zurechtkommen. Vor ihr stand wieder jemand. Der Durchgang war zu schmal, als das sie sich wieder vorbei drängen konnte. Mit Absicht verursachte sie ein Geräusch, was sie Aufmerksamkeit der Security mit sich trug. Schnell duckte sie sich ab, als auch schon das Blitzfeuer eröffnet wurde. Gellende Schrei und ersticktes Röcheln, dann wurde wieder alles still. Durch die Lichtreflektionen der Schüsse hatte sie die Möglichkeit gehabt kurzzeitig einen Blick in die Dunkelheit zu werfen. Yūsei stand etwa drei Meter von ihr entfernt in der hintersten Ecke vor einem der Labortische. Fünf Männer standen noch zwischen ihnen. So viel sie erkenne konnte, waren zwei von ihnen bis auf die Zähne bewaffnet. Sie waren dann wohl das Kamikaze-Team. Das hatte sie bisher nur einmal erlebt und das war kein schöner Anblick gewesen. Als eines ihrer Opfer dem Tod so nahe war, schwor er sich sie mit sich in die Hölle zu nehmen und gab den Auftrag eine Bombe zu zünden. Sie entkam nur ganz knapp und mit schlimmen Verbrennungen, die allerdings nicht lebensbedrohlich waren und nur ein paar unschöne Narben hinterlassen hatten. Sakura hatte kein Interesse daran so etwas noch einmal durchmachen zu müssen. Äußerste Vorsicht war geboten. Hier hatte sie keine Möglichkeit schnell zu entkommen. Wie er schon sagte, die Tür war hermetisch abgeriegelt und selbst Kento würde einige Zeit brauchen diese zu öffnen. Sie schlich weiter, umging gekonnte die restlichen Wachposten, bis nur noch einer vor ihr war. Plötzlich ging das Licht wieder an. Erschrocken sah sie in das Gesicht ihres Gegenüber, der ein bösartiges Lächeln auf seinen Lippen trug. Entsetzt weiteten sich ihre Augen. Das durfte doch nicht wahr sein. „Kento… Warum?“ Dann wurde alles schwarz um sie herum… ------------------------------------------------------------------------------- Sakura atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen, was schwierig in Anbetracht der Erinnerungen war. „Kakashi hat mich da raus geholt, doch Yūsei und Kento waren schon weg.“ Mitfühlend legte Hinata ihr die Hand auf die Schulter. Sie konnte den Schmerz ihrer Schwester fühlen und spürte ebenso einen Stich in ihrem Herzen. „Es war nicht deine Schuld.“ Kopfschüttelnd senkte die derzeit Braunhaarige ihren Kopf. Doch es war ihre Schuld, auch wenn sie es selbst so oft abgestritten hatte. Sie hätte auf ihren Instinkt hören sollen, wie sie es sonst immer tat, doch ihr Stolz und ihr Vertrauen standen ihr im Weg. Es war dumm von ihr, doch die Vergangenheit konnte sie nicht mehr ändern. Noch einmal würde sie den gleichen Fehler jedoch nicht mehr machen. Kapitel 15: Back to beginning ----------------------------- Manchmal war das Leben nichts weiter als eine Aneinanderreihung unglücklicher Umstände. Das war einer der Gedanken, die Hinata im Kopf umher gingen, als sie, an Sakuras Seite, durch die nächtlichen Straßen Tokios lief. Sie zweifelte immer noch daran, dass es eine gute Idee war, zurück zu kehren. Was hatte Sakura nur vor? Vor einem stillgelegten Lagerkomplex blieb die Rosahaarige plötzlich stehen. Ihre Mine wirkte starr und abwesend. Verwundert runzelte Hinata die Stirn und musterte ihre Schwester. Schwester… Sie würde wohl noch einige Zeit brauchen, um sich daran zu gewöhnen. Schließlich dachte sie bisher, dass sie ein Einzelkind sei. Genauso, wie sie glaubte ihre Familie zu kennen. Das Leben ging in der Tat oft merkwürdige Wege. „Sakura?“ „Ich kenne diesen Ort…“ Sie kramte in ihrer Tasche und holte eine dünne Mappe hervor, die sie Hinata entgegen hielt. Neugierig nahm diese sie entgegen und schlug sie sofort auf, um den darin befindlichen Inhalt zu studieren. Darunter waren auch einige Bilder, auf denen sich der Grundriss dieses Gebäudekomplexes abbildete. Scheinbar war dies früher eine Zigarettenfabrik. Hinata verstand nicht, was daran so Besonders war. „Diese Akte habe ich aus Fugakus Büro.“ Das ergab natürlich einen Sinn. Doch, was wollte Fugaku mit einer geschlossenen Zigarettenfabrik? Vielleicht- „Lass uns gehen.“ Noch bevor Hinata protestieren konnte, schlängelte sich Sakura durch einen Spalt der aneinandergereihten Zäune, bis sie gänzlich von der Dunkelheit verschluckt wurde. Wenig später erkannte Hinata in der Ferne ein schwaches Licht. Ein feines Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. Sakura war wohl stets für jeden Fall gewappnet. Kopfschüttelnd machte sie sich nun ebenfalls auf den Weg. Der innere Teil des Gebäudes war düster und heruntergekommen und erinnerte Hinata somit eher an die Klischee-Kulisse eines Horrorfilms. Von den Wänden bröckelte der Putz, in den Ecken fanden sich größtenteils Exkremente von Tieren, und Gott weiß von wem oder was, auch Rattenkadaver waren keine Seltenheit. Von dem Dach ganz zu schweigen, welches kaum noch vorhanden war. Viel ließ sich hieraus wohl nicht mehr machen, es sei dann man würde es komplett abreisen. Eine komplette Neusanierung würde wohl mehr Geld verschlingen. Warum wollte Fugaku also mit diesem Komplex? Oder ging es ihm nicht um das Gebäude, sondern eher um das Grundstück? Hinata schüttelte den Kopf. Das konnte sie sich noch weniger vorstellen. Ihr Blick fiel auf die Rückansicht Sakuras, die stumm vor ihr lief und konsequent dem, durch die Taschenlampe, schwach beleuchteten Gang folgte. Das Ziel kannte wohl nur sie selber. Abrupt stoppten ihre Schritte, sodass Hinata aufpassen musste, nicht in sie hinein zu laufen. Angespannt drehte Sakura sich zur ihr um und durchsuchte mit ihren Augen aufmerksam die Umgebung. „Wir sind nicht alleine.“ „Woher-?“ „Vertrau mir.“ Zögerlich nickte Hinata schwach. Blieb ihr denn eine andere Wahl? Mit einer knappen Geste deutete Sakura ihr an, dass sie sich ab der nächsten Kreuzung aufteilen würden. Der Gedanke behagte ihr so gar nicht, dennoch willigte sie auch hierzu mit einem Nicken ein. Sie vertraute Sakura, auch wenn dies wohl nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Ein trauriger Seufzer entrann ihrer Kehle. Vorsorglich hielt Hinata ihre Barette 92 im Anschlag, während sie verborgen im Schatten einer Ecke auf Sakuras Signal wartete. Ihre Hände zitterten leicht vor Aufregung und Nervosität. Sie hatte Angst, das ließ sich nicht bestreiten. Auch die Szene im Hotel kam ihr eher so vor wie der Ausschnitt eines Filmes, welchen sie einst mal gesehen hatte. Stattdessen war es bittere Realität. Sie hatte diese Männer tatsächlich erschossen. Verkrampft drückte sie sich enger an die kalte, harte Wand. Nie hätte sie geglaubt jemals zu einer Mörderin zu werden… Besorgt warf Sakura einen Blick auf die andere Seite, wo sie Hinata vermutete. Es musste wahrlich schwer für ihre Schwester sein, ohne jegliche Vorbereitung in diesen Sog aus Mord und Kriminalität geworfen zu werden. Dafür schlug sie sich aber dennoch sehr gut, auch wenn Sakura wusste, das es nur gespielt war. Tief in ihrem Inneren war Hinata eben noch ein kleines Mädchen, das die Welt mit Kinderaugen sah. Sie beide waren völlig gegensätzliche Charaktere. Trotzdem war Hinata hier – bei ihr. Warum? Sie verstand es einfach nicht. Ein leises Knacken ließ sie aufhören. Schmunzelnd drückte sie sich ebenfalls fester an die Wand und zog ihr Messer. Pistolen machten einfach zu viel Lärm, welcher Aufmerksamkeit erregen würde. Außerdem wollte sie nicht unnötig ihre Kugeln verschwenden. Ein weiteres Knacken. Sie beschloss die Sache alleine in die Hand zu nehmen. Hinata sollte nicht tiefer fallen, als sie wieder aufstehen konnte. Und wenn es ihre letzte gute Tat werden sollte. Sie würde ihre Schwester beschützen. Das war sie ihr schuldig. Langsam und leise, wie eine Raubkatze auf Beutefang, schlich sie an der rauen Wand entlang, orientierte sich dabei an den winzigsten Geräuschen, die das Zentrum ihres sensiblen Gehörgangs erreichten. Sie konnte ihren Gegner atmen hören. Schwer und unkontrolliert. Eine absichtliche Fährte. Sie lächelte und blieb stehen. Die Dunkelheit brachte nicht nur Tücken mit sich, auch viele Vorteile, die sie zu ihren Gunsten auslegen konnte. Wieder ein Knacken. Zuerst musste sie wissen, mit wem sie es zu tun hatte. Niemand konnte wissen, dass sie wieder in der Stadt war. Und warum lauerte man ihr ausgerechnet hier auf? Es kam ihr vor, dass, je mehr Antworten sie fand, umso mehr offene Fragen kamen auf sie zu. Warum mussten Familienfehden auch immer so aus dem Ruder laufen? Beinahe hätte sie dem Sarkasmus zum Trotz aufgelacht. Sie machte zwei weitere kleine Schritte nach links, als ein raues Auflachen sie erneut zum inne halten bewog. „Du hast dich kein Deut verändert, Chéri.“ Diese Stimme… Nein, das war ganz und gar unmöglich. Sie schüttelte sacht den Kopf. Das bildete sie sich nur ein. Was sollte auch ausgerechnet er hier zu suchen haben. Er hatte doch gar nichts mit der ganzen Sache zu schaffen. Oder? Laute, fast schon provozierende, Schritte traten immer mehr in ihre Richtung. Ihr Atem wurde hektisch und eine eisige Gänsehaut überzog ihren Körper. Was war plötzlich los mit ihr? Durchatmend schloss Sakura die Augen, versuchte sich wieder etwas zu beruhigen. *Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren.* Die Schritte kamen immer näher, bevor sie stoppten und es wieder ruhig wurde. Zu ruhig. Sie vermutete ihn in etwa einem Abstand von fünf Metern von ihrem Standpunkt aus. Kurz warf sie einen Blick in Richtung Hinata. Kein Ton drang an ihr Gehör. *Egal was passiert, bleib wo du bist.* Sie hoffte Hinata erhörte ihre Gedanken. Noch einmal tief durchatmend federte Sakura sich von der Wand ab. Es wurde Zeit dieses Versteckspielchen zu beenden. Äußerlich gelassen schritt sie ebenfalls in die Mitte der Gangkreuzung. Ein Meter. Zwei Meter. Drei Meter. Vier Meter. Ihre Schritte stoppten. Der Griff um das Messer in ihrer Hand verstärkte sich. Nun hieß es: Auge um Auge. Zahn um Zahn. Wer auch immer der Mann war und für wen er arbeitete, er würde wohl keine Möglichkeit mehr haben seinen Auftraggeber zu informieren. Ein Schuss erhallte in eisiger Stille, durchbrach für den Bruchteil einer Sekunde die herrschende Dunkelheit. Mit einem dumpfen Geräusch sackte ein Körper zu Boden, welcher von Blut besudelt wurde. Ein leises Keuchen erfolgte. „Du?“ Die Lider wurden immer schwerer und die Sicht verschwamm, bis die Augen sich gänzlich schlossen. Kapitel 16: The snake in the grass ---------------------------------- „Die Kugel hat einige innere Organe verletzt. Wir haben alles in unserer Macht stehende getan, nun liegt es einzig und allein an ihr. Die nächsten 48 Stunden sind entscheidend. – Es tut mir aufrichtig leid, das wir Ihnen keine besseren Nachrichten überbringen können.“ Ein schwermütiger Seufzer entrann Hinatas trockener Kehle, als sie auf das blasse Gesicht ihrer Schwester hinab blickte und behutsam deren kalte Hand umfasste. 48 Stunden… 2 Tage… Sakura lag nun schon mittlerweile fast zwei Wochen in diesem steril gehaltenen Zimmer, welches bestialisch nach Desinfektionsmittel stank. Ihr Zustand war unverändert. Bis heute fragte Hinata sich, wie es soweit kommen konnte. Das war nicht die Sakura gewesen, die sie kannte. Sie hätte sich nie so einfach anschießen lassen. Was war es, was sie so dermaßen aus der Fassung gebracht haben könnte? Immer und immer wieder hallte die gleiche Frage wie ein Mantra durch ihren Kopf. *Nun mach doch endlich deine Augen auf. Du kannst mich doch nicht einfach hier zurück lassen, kaum das wir endlich zueinander gefunden haben.* „Wie geht es ihr?“ Ohne dass sie es bemerkt hatte, war Akemi hinter sie getreten und legte ihr fast schon fürsorglich eine Hand auf die Schulter. Sie und Raika kamen fast täglich ins Krankenhaus, um sich nach dem Wohlergehen ihrer Vorgesetzten zu erkundigen, die doch eher so etwas wie eine Freundin für die Beiden war. Schließlich hatte sie sie immer gut behandelt, im Gegensatz zu Sakuras Vater. Auch Kakashi war einmal da gewesen, allerdings nur für wenige Minuten, bevor er voreilig wieder das Krankenhaus verlassen hatte. Eine Handlung, die Hinata mit Verwunderung zur Kenntnis genommen hatte. „Unverändert.“ Beide schwiegen. Akemi machte es sich auf einem der harten Holzstühle bequem, von dem zwei an einem Tisch neben dem Bett positioniert waren. Hinata hatte mit der Kante des Bettes vorlieb genommen. Sie wollte keinen Zentimeter von der Seite ihrer Schwester weichen. „Kurz bevor es zu diesem… ’Unfall’ kam, hat Fräulein Haruno mir eine SMS zukommen lassen. Sie bat mich, mich über das leerstehende Fabrikgelände kundig zu machen.“ Interessiert drehte Hinata ihren Körper etwas in Akemis Richtung, um diese ansehen zu können. Sakura hatte nie etwas davon erwähnt. Wann hatte sie Zeit gehabt eine SMS zu schicken, ohne dass sie es mitbekam? „Es gehen Gerüchte um, nichts konkretes, in denen immer wieder die Rede von einer gescheiterten Übernahme ist. Des Weiteren munkelt man über Schwarzaufträge und Geldwäsche.“ „Verstehe. Fiel der Name Uchiha?“ „Nicht in diesem Bezug. Es wurden jedoch Verträge gefunden, die eine Verbindung zwischen Haruno-sama und Uchiha-sama aufzeigen. Scheinbar hatten sie einst vor ihre Imperien zu fusionieren und diese Fusion mit diesem Gelände wirkkräftig zu machen. Angemeldet sollte es allerdings auf eine eigenständige Firma werden.“ Dankbar nickte Hinata der Schwarzhaarige zu und wandte sich dann wieder um. Nachdenklich blieb ihr Blick erneut auf dem puppengleichen, leblos wirkenden Gesicht ihrer Schwester hängen. Das ergab alles überhaupt keinen Sinn. Erst der zweifelhafte Tod von Mikoto und Misaki, dann der Auftrag und plötzlich kam noch heraus, dass Fugaku und Hayato einst an einem Strang gezogen hatten. Von diesen ganzen unerklärlichen Zwischenereignissen ganz zu schweigen. „Ich weiß, dass ich nicht befugt bin, dich um etwas zu bitten, aber würdest du mir dennoch einen Gefallen tun?“ „Was kann ich für Euch tun, Haruno-san?“ Haruno-san… Noch etwas, woran sie sich wohl erst noch gewöhnen musste. Das Alte musste weichen, um dem Neuen Platz zu machen. Eine neue Stadt, neue Gesichter, ein neuer Name. Es kam ihr so vor, als wäre sie ein völlig neuer Mensch, gedrängt in ein neues Leben, welches sie sich nie gewünscht hatte. Trotzdem war sie glücklich gewesen. Kurzzeitig. „Ich muss wissen, was es mit dieser Frau auf sich hat, die Sakura und mich aufsuchte. Sie ist wohlmöglich die Einzige, die etwas Licht in das Dunkel bringen kann.“ „Verzeiht, dass ich Euch enttäuschen muss, aber wir sind bereits seit geraumer Zeit an diesem Fall dran. Leider bisher ohne Erfolg. Es scheint fast, als wäre sie nur ein Geist.“ Das war nicht möglich. Jeder hinterließ irgendwo irgendwelche Spuren, egal wie gut er auch versuchte, sie zu verwischen. Es gab keinen Menschen, der sich einfach so in Luft auflösen konnte. Seufzend strich sie sich eine verworrene Strähne ihres langen dunkelblauen Haares aus dem Gesicht. Es hatte keinen Sinn. Sie musste sich wohl damit abfinden, dass sich ihre einzige Spur im Sand verlaufen hatte. „Gibt es Neuigkeiten, die Akatsuki betreffend?“ Akemi schüttelte den Kopf, was Hinata jedoch nicht wahrnahm. „Sie scheinen die Suche eingestellt zu haben. Allerdings berichtete ein interner Informant erst kürzlich davon, dass Itachi Uchiha Stellungnahme in dem Mordfall seines Vaters bezogen hatte. Plötzlich sprachen alle Indizien für einen Raubmord. Der Täter wurde bereits gefasst. Ihn erwartet eine lebenslange Haftstrafe.“ Ein Ausdruck der Verwunderung schlich sich auf Hinatas Gesichtszüge, als sie sich erneut zu Akemi drehte. Wenn sie recht verstand, dann hatte Itachi Sakura gedeckt, weil er glaubte, sie wäre für den Anschlag auf seinen Vater verantwortlich. Hinata wollte sich gar nicht erst ausmalen, wen er alles dafür bestechen musste, um jegliche Beweiße und Spuren zu manipulieren, oder gar zu vernichten. Aber warum hätte er das tun sollen, nach allem was er wegen Sakura durchmachen musste? „Ist diese Quelle zuverlässig?“ Knapp nickte Akemi ihr zu. Hinata blieb keine andere Wahl als dem Glauben zu schenken. Trotz dessen blieb ihre Verwunderung darüber bestehen. „Was ist mit Kakashi?“ „Er gibt sich die Schuld für Haruno-samas Zustand. Doch, Ihr braucht Euch nicht weiter zu sorgen. Raika kümmert sich gut um ihn.“ Deshalb war er also so schnell verschwunden und war seit daher kein einziges Mal mehr zu Besuch. Betrübt wandte Hinata ihren Blick gen Boden. Kakashi konnte eigentlich am allerwenigsten für die momentane Situation. Wäre er nicht gewesen, hätte es sogar schlimmer ausgehen können. „Akemi, dürfte ich eine weitere Bitte an dich richten…?“ Erstarrt blickte Itachi auf das Display seines Handys. Die eingegangene SMS hatte er sich bereits schon zum zwölften Mal durchgelesen, doch schien er die dort abgebildeten Worte kaum mehr wahrzunehmen. Das konnte doch nur ein ganz übler Scherz sein. Das musste einfach ein Scherz sein. Sonst wollte er nicht länger Uchiha heißen. „Erde an Itachi. Weilst du noch unter den Lebenden?“ Er schüttelte kurz den Kopf, um wieder zur Besinnung zu kommen und steckte das Handy dann schließlich wieder in die Hosentasche, bevor er sich mit einem undurchschaubaren Blick an Shiro wandte, der bis dahin auf ihn gewartet hatte, während der Rest seiner Freunde bereits vorgegangen waren. Sie hatten nach langer Zeit mal wieder einen gemeinsamen Ausflug geplant. Wie es schien würde dieser nun wohl ins Wasser fallen. Zumindest für ihn. „Richte den Anderen doch bitte aus, dass ich dringend weg musste. Mir ist kurzfristig ein Termin mit dem Notar dazwischen gekommen.“ Noch bevor Shiro die Möglichkeit hatte Einwand zu erheben, hatte Itachi schon auf der Stelle kehrt gemacht und war schnellen Schrittes um die nächste Ecke verschwunden. Irritiert blickte der wenig ältere der Zetsu-Zwillinge ihm hinter her, bevor er Schulter zuckend zu seinen Freunden aufholte, um ihn die Worte Itachis zu übermitteln. //Die Schlange lauert oftmals verborgen im Gras ihrer Beute auf… Komm zum Pier, wenn dein kleiner Bruder nicht ihr Opfer werden soll.// Kapitel 17: Missing ------------------- „Ich rege mich, verdammt noch mal auf, wann und wo ich will!“ Sasuke war außer sich. Da kamen einfach die Freunde seines großen Bruders zu ihm, um ihm mitzuteilen, dass eben dieser sich einfach abgeseilt hatte und auch auf keine Anrufe mehr reagierte. Und er durfte sich nicht einmal darüber aufregen? Ist doch wohl klar, dass er sich Sorgen machte. Schließlich war es noch gar nicht all zu lange her, dass- Nein, darüber wollte er jetzt gar nicht nachdenken. „Hat er sonst noch etwas gesagt, oder sich irgendwie anders verhalten, als gewöhnlich?“ Konan wollte gerade etwas sagen, als ihr Shiro jedoch zuvor kam. „Er hat von einem plötzlichen Termin beim Notar gesprochen, aber wärst du dann nicht auch darüber in Kenntnis gesetzt wurden?“ Erschöpft ließ sich Sasuke auf das schwarze Ledersofa fallen, welches das Wohnzimmer der Uchiha-Villa zierte. Träge fuhr er sich durch die bereits zerzausten Haare. Immerhin war es bereits mitten in der Nacht und die Clique hatte ihn quasi aus dem Bett geklingelt. Nicht, dass er es ihnen übel nehmen würde. Immerhin ging es hier gottverdammt um seinen Bruder, der plötzlich wie vom Erdboden verschluckt schien. Auf eine Katastrophe folgte wohl immer eine nächste. „Sasuke, ich… Wenn ich gewusst hätte-“ Mit einer unwirschen Handbewegung brachte Sasuke Shiros Worte zum Abbruch. Er konnte nichts dafür. Niemand konnte etwas dafür. Schließlich konnte keiner ahnen, dass sich Itachi wohlmöglich mal wieder in Schwierigkeiten ritt. Eine andere Erklärung gab es einfach nicht für dessen Verschwinden. Wenn er doch nur einen Anhaltspunkt hätte. Irgendetwas und sei es auch so banal… *Wo bist du nur?* „Fräul-“ „Bitte, Raika. Ich wäre dir und Akemi sehr zu Dank verpflichtet, wenn ihr mich endlich duzen würdet.“ „Wie Ih- …du wünscht.“ Zufrieden nickt Hinata der Braunhaarigen zu. Es geschahen also doch noch Fortschritte. „Also, was wolltest du mir mitteilen?“ Plötzlich wirkte Raika ziemlich angespannt. Eine Anspannung welche sich auf den ganzen Raum auszuwirken schien. Nervös verkrampfte Hinata ihre Hände in dem schlichten, schwarzen T-Shirt, welches sie trug. Es war ein Stück aus Sakuras Kleiderschrank. Hinata bildete sich sogar ein, das noch der Geruch ihrer Schwester an diesem haftete. „Kakashi rief gerade an. Itachi Uchiha ist verschwunden. Er konnte die Spur bereits zum Pier zurück verfolgen.“ Vom Schlimmsten ausgehend, weiteten sich Hinatas Augen. Der Schock stand ihr wörtlich ins Gesicht geschrieben. „Eine Entführung?“ Raika schüttelte den Kopf, wirkte dabei jedoch seltsam abwesend. Wie Hinata feststellte, war Raika so wie so in letzter Zeit einfach nicht mehr sie selbst. Ob das mit Sakuras Unfall zusammen hing oder einen gänzlich anderen Grund hatte, das vermochte Hinata nicht zu beurteilen. „Kakashi geht nicht davon aus, und wenn ich ehrlich sprechen dürfte, so zweifle ich auch daran. Es passt einfach nicht in das Gesamtschema. Niemand würde in der momentanen Situation von der Entführung eines Uchiha-Erben profitieren. Da musste irgendwas Anderes dahinter stecken.“ Nachdenklich krauste Hinata die Stirn. Raika hatte Recht. Das ergab gar keinen Sinn. Doch, wenn es sich um keine Entführung handelte, was war es dann? Wie meinte Sakura einst zu ihr? Wenn es aussah wie eine Ente und quakte wie eine Ente, musste es noch lange keine Ente sein. Natürlich! Das war es also… Eine Ente. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem verstehenden Lächeln. „Ich denke, es war nur Zufall, dass es ausgerechnet Itachi erwischt hat. Es hätte genauso gut jeder Andere gewesen sein.“ „Du meinst…?“ Knapp nickte Hinata ihr zu, das Lächeln war längst schon gewichen. Es war eine Falle. Daran gab es keinerlei Zweifel. Der Frage war allerdings, wer sich diese Mühe machte und warum? Der Stuhl kratzte über das Parkett, als Hinata ihn zurückschob um aufzustehen. Mit einer geübten Bewegung band sie sich ihr langes Haar zu einem schnellen, unordentlichen Pferdeschwanz, bevor sie sich von Raika abwandte und die Küche verließ, in der sie bis dahin mit der Braunhaarigen am Tisch gesessen ist. Zielstrebig steuerte Hinata die Haustür an. Wenig später hatte diese bereits das Haus verlassen. Abwesend blickte Raika ihr hinterher. „Was soll das heißen: Sie ist verschwunden?“ Unruhig huschte der Blick des Arztes hin und her, während er nervös seine Hände knetete. So etwas war ihm in seiner ganzen Laufbahn noch nicht passiert. Er hatte gerade Visite, als er plötzlich das Zimmer seiner Patientin total verwüstet vorfand. Das Bett jedoch war leer. Niemand der Pfleger oder Schwestern hatte etwas Ungewöhnliches bemerkt. „Es tut mir aufrichtig leid. Ich weiß nicht, wie so etwas geschehen konnte.“ Verzweiflung und unterdrückte Wut glommen in ihren Augen auf. Ihr Kopf war völlig leer und doch wirbelten tausend Gedanken in diesem wild umher. Es kam ihr vor, wie ein schlechter Traum. Ohne ein weites Wort zu verlieren, machte sie auf dem Absatz kehrt und ließ den Arzt zurück, der ihr noch immer unwohl hinterher blickte. Sorgfältig blickte Kakashi sich um, suchte nach Hinweißen, die das Verschwinden des ältesten Sohnes des Uchiha-Hauses aufdecken könnten. Bisher tappte er noch völlig im Dunklen. Über ihm brach die Nacht längst schon herein und machte es ihm dahin schwieriger, irgendetwas zu erkennen. Es war wie die Suche nach dem Heu im Nadelhaufen. Plötzlich vibrierte sein Handy. Ein eingehender Anruf. Unterdrückte Nummer. Er hob ab. „Hatake.“ Es rauschte am anderen Ende der Leitung. Dann ein Knacken. „Das Schoßhündchen ist nun also zum Spürhund aufgestiegen. Welch spektakuläre Wendung.“ Er kannte die Stimme nicht und doch kam sie ihm seltsam vertraut vor. Die Tatsache, dass der Fremde sich scheinbar auch noch über ihn lustig machte, trug nicht gerade der Milderung seiner Laune bei. „Wer ist da?“ „Das tut nichts zur Sache. Ich möchte dir lediglich einen gut gemeinten Rat zukommen lassen: Es gibt Menschen, die sehen es gar nicht gerne, wenn man ihnen nachschnüffelt.“ Wieder ein Knacken. Die Verbindung brach ab. Abwesend starrte Kakashi auf sein Handy, bevor er es wieder in seine Jackentasche steckte. Mit einer lässigen Geste fuhr er sich durch die Haare und striegelte diese somit etwas zurück. Wenn man sich schon die Mühe machte, ihm einen solchen ’Rat’ zukommen zu lassen, musste er auf der richtigen Spur sein. Es lag nur auf der Hand, dass es hier irgendetwas gab, was er nicht finden sollte. Er drehte sich einmal um die eigene Achse. Der Kai lag außerhalb der Stadt. Es gab hier nicht viel, außer kleinere und größere Frachtschiffe an den dazugehörigen Anlegestellen und einige Lagercontainer, in denen sich das Frachtgut befand. Es sei denn… Er kramte das Handy wieder hervor und tippte schnell eine Nummer ein. Es dauerte nicht lange, bis das Gespräch verbunden war. „Akemi, kannst du etwas für mich tun?“ Kapitel 18: The search in the darkness -------------------------------------- Misstrauisch blickte Kakashi auf den Jüngling, der gerade an einer der Lagerhallen rumpfuschte. Er konnte sich nicht so Recht vorstellen, dass- „Fertig, Meister.“ Stutzend ging er auf die männliche Blondine zu, die ihn angrinste wie ein Honigpferd. Tatsächlich. Das Schloss war geknackt. Innerhalb von nicht ganz fünf Minuten. Das Bürschchen schien wohl ziemlich etwas auf dem Kerbholz zu haben, auch wenn er nicht gerade so aussah. Anerkennend nickte Kakashi ihm zu. „Gute Arbeit, Kleiner.“ Empört blähte eben genannter ’Kleiner’ die Wangen auf. „Mein Name ist Naruto. Außerdem haben wir in etwa fast dieselbe Größe.“ Mit einer lässigen Handbewegung winkte Kakashi ab. Er hatte nun wahrlich keinen Nerv mit diesem Bengel über ihren Größenunterschied zu debattieren. Anderseits gab es da schon noch einige Dinge, die ihn brennend interessierten… „Dürfte ich fragen, wo du diese Handfertigkeit erlernt hast, Naruto?“ Immerhin schien er nicht älter als 17 Jahre. Logischerweise musste er ebenfalls noch Schüler sein. Des Weiteren machte Naruto auf ihn nicht gerade den Eindruck, als würde er tagtäglich irgendwo einbrechen. Wobei… Diesem Grinsekater würde er alles zutrauen. Mit einem Mal wirkte Naruto jedoch wie ausgewechselt. Das Grinsen war von seinen Lippen gewichen, machte stattdessen einem melancholischen Lächeln Platz, welches so gar nicht in sein Gesicht passen wollte. Er war eine Frohnatur, das hatte Kakashi bereits in den ersten Sekunden ihrer Begegnung feststellen dürfen. „Sagen wir einfach, meine Vergangenheit verlief nicht gerade rosig. Außerdem hatte ich einen guten Lehrer.“ Verschwörerisch zwinkerte er Kakashi zu, der daraufhin nur die Augen verdrehte. Das war also dieser Schützling von dem Sakura einst sprach. Ihren Worten nach, hatte sie ihn damals ziemlich herunter gekommen unter einer Brücke aufgegabelt. Scheinbar musste sie auf Anhieb irgendetwas in ihm gesehen haben, was ihm verborgen blieb. Sakura sprach von Potential. Na, ob sie sich da mal nicht geirrt hatte… „Suchst du eigentlich was Bestimmtes in diesen ollen Lagerräumen?“ Kakashi gab ein knappes Nicken von sich, schenkte Naruto dabei jedoch wenig Beachtung. Sein Blick war fest auf das, einen Spalt weit geöffnete, Tor gerichtet. Die Chancen standen eins zu vierunddreißig, wie er vorhin in einem Moment der Langeweile berechnet hatte. Er konnte unmöglich jeden dieser Container durchsuchen, um eine Spur zu finden, die es vielleicht gar nicht gab. Was, wenn er sich irrte? Nein. Der Anruf bewies das Gegenteil. Hier war irgendetwas. Er musste es nur noch finden. „Ich geh rein. Halte du derweil die Stellung. Sollte di-“ „Schon klar. Ich mach das nicht erst seit heute. Bleib locker.“ Der Kleine hatte ja wirklich die Ruhe weg. Insgeheim bewunderte Kakashi ihn dafür, auch wenn er noch immer misstrauisch im Bezug auf Naruto war. Er wusste einfach nicht was er von diesem halten sollte. Mit einem letzten prüfenden Blick auf den Blondschopf, drang er schließlich in das Innere der Lagerhalle vor. Sein Handy diente ihm dabei als Taschenlampe. Unzählige Kisten stapelten sich bis hoch an die Decke. Nichts Ungewöhnliches. Oder…? Er sah sich die Kisten genauer an. Auf den meisten erkannte er das Logo von Hitachi. Die Hitachi Ltd. Corporation war ein Elektrotechnik- und Maschinenbaukonzern. Ein weltweit aktives Unternehmen, welches seinen Hauptsitz in Tokio hatte und dort als eines der 10 größten Unternehmen galt. Des Weiteren erkannte er auch noch das Logo von Takeda Pharmaceutical - ein forschendes, weltweit tätiges Pharmaunternehmen mit Schwerpunkt auf verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Soweit Kakashi sich recht entsinnen konnte, war es sogar das größte Pharmaunternehmen Japans. Leider brachten ihn diese Informationen nicht gerade weiter. Scheinbar hatte er wohl den falschen Container erwischt. Er wollte gerade die Halle verlassen, als ihm etwas auffiel, auf einer der Kisten, die nahe an dem Eingang positioniert waren. Auf dieser war ein ihm völlig unbekanntes Emblem angebracht. Er ging näher heran, um es genauer inspizieren zu können. HI. Ihm wollte partout keine Firma einfallen, die diese Initialen aufwies. „Kleiner?“ Kaum hatte er seine Stimme erhoben, tauchte auch schon Genannter genau vor ihm auf und schaute ihn fragend an. Wortlos deutete Kakashi auf die Kiste, welche sich Naruto daraufhin ebenfalls ansah und nachdenklich beide Augenbrauen zusammenzog, bis sich Erkenntnis in seinen Gesichtszügen widerspiegelte. „Das Zeichen der Hyūga Insearch.“ Hyūga. Der Name kam ihm irgendwie bekannt vor. Natürlich. Hinata. Ihre Pflegefamilie hieß so. Aber diese waren doch in Kōbe ansässig. „Was weißt du darüber?“ „Es ist ein eher kleineres Familienunternehmen, welches erst seit zwei Generationen besteht und derzeit in den Händen von Hiashi Hyūga ist. Als Nachfolger ist dessen Neffe Neji Hyūga vorgesehen, der Verlobte von der Pressesprecherin - TenTen Aikawa. Der Hauptsitz der Firma ist im Stadtbezirk Nada-ku in Kōbe. Das Unternehmen selbst wurde auf dem Fundament des Aktiengeschäftes aufgebaut. Sie investieren dabei hauptsächlich in die Gründung neuer, bis dato noch gänzlich unbekannter, Firmen. Diese stoßen sie allerdings meist nach einem halben bis einem Jahr wieder ab.“ Überrascht hob Kakashi beide Augenbrauen. Woher bezog Naruto nur all diese Informationen? Wer war dieser Junge nur? Wortlos verließ Naruto wieder das Lager, gefolgt von Kakashi. In der Zwischenzeit war draußen bereits tiefste Nacht angebrochen. Ein Blick auf seine Uhr bestätigte Kakashis Vermutung. Weit nach Mitternacht. Zwei Uhr morgens. Und sie waren bisher noch kein Stück weiter, was den Verbleib von Itachi Uchiha anbelangte. Abwesend blickte Naruto auf das stille Gewässer des Hafens. „Ich wuchs selber in Kōbe auf, bis ich regelrecht nach Tokio geflüchtet bin. Eigentlich hatte ich mich bereits schon aufgegeben, dann traf ich jedoch Sakura. Ich weiß nicht, was geschehen wäre, hätte sie mich damals nicht gehalten, als ich kurz davon war zu fallen. Sie gab meinem Leben wieder einen Sinn. Dafür stehe ich ewig in ihrer Schuld.“ Knapp nickte Kakashi ihm zu, auch wenn diese Erläuterung so gar nicht zu Sakuras Wesenszug passte. Sie tat nichts ohne Hintergedanken. Was also sah sie damals für einen Sinn in dieser Handlung? Nicht, das er nicht von Narutos Qualitäten überzeugt war, immerhin hatte er ihm bereits eine Kostprobe seines Könnens geliefert, aber es gab sicherlich noch weitaus Fähigere auf diesem Gebiet. Warum ausgerechnet Naruto? Was hatte dieser Jüngling nur an sich, was ihn unersetzbar machte? Das Klingeln seines Handys riss ihn aus seinen verworrenen Gedankengängen, die sich stets nur im Kreis drehten. Ohne einen Blick auf das Display zu werfen, hob er ab. „Hatake?“ „Sie werden sich vielleicht nicht an mich erinnern. Mein Name ist Konan Tsuji. Ich war eine Ihrer Schülerinnen, bevor Sie plötzlich den Lehrdienst quittiert haben.“ Eine seiner Schülerinnen? Warum rief sie an, auch noch um so eine Zeit, und woher hatte sie überhaupt seine Privatnummer? Verwirrt zog er seine Stirn kraus und sah aus dem Augenwinkel, wie selbst Naruto verblüfft zu ihm herübersah. Scheinbar hatte er auch noch ein sehr gutes Gehör. Fast wurde ihm dieser Junge etwas unheimlich. „Ich habe mir Ihre Nummer aus dem Archiv der Schule geliehen. Verzeihen Sie bitte, aber es ist ein Notfall. Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll.“ Gestresst fuhr er sich mit der freien Hand durch die Haare. Es schien wirklich wichtig zu sein, ein Notfall, wie sie berichtete. Außerdem hörte er deutlich heraus, wie ihre Stimme zitterte. Ob aus Angst oder etwas gänzlich anderem, das vermochte er nicht zu beurteilen. Hier kam er im Moment sowieso nicht weiter. Die Dunkelheit erschwerte es ihm zusätzlich. Was hatte er also groß zu verlieren…? „Wo bist du, Konan? Ich komme zu dir und erklärst du mir alles in Ruhe.“ Seine Stimme hatte etwas Beruhigendes an sich. Eine Seite, die er bisher selber nicht an sich kannte. Seufzend kramte er seinen Autoschlüssel aus der Jackentasche und gab Naruto ein kurzes Zeichen, das er ihm folgen sollte. „Auf der Brücke im Koraku Park.“ „Bleib dort. Ich bin in zehn Minuten da.“ Kapitel 19: Back to the past ---------------------------- Man sagte, Zeit würde alle Wunden heilen. Doch das stimmte nicht. Man gewöhnte sich nur an den Schmerz. Meist hinterließen Wunden Narben. Nicht alle sah man und doch waren sie da. Auch hierbei gab es Unterschiede, zwei Kategorien von Wunden und Schmerzen. Es gab die Körperlichen und die Seelischen. Zweites waren wohl die Schlimmsten. Auf sie konnte man keine Pflaster kleben und man konnte sie auch nicht mit Salben einschmieren, auf das sie besser verheilten. Ein gebrochenes Herz konnte man nicht flicken. Einen Vertrauensbruch konnte man nicht ungeschehen machen. Manche Dinge ließen sich einfach nicht vergessen und erst recht nicht wieder richten. Meist vermochte selbst die Zeit nicht, die Tatsachen außer Gefecht zu setzen. Vergessen und Vergeben. So einfach war es nur in den seltensten Fällen. Meistens war ein Happy End einfach nicht vorgesehen. Naruto dachte nicht gerne an die Vergangenheit. Er wollte vergessen, doch oft schien die Zeit gegen ihn zu sein und ihn mit allen Mitteln daran hindern wollen, den Blick in die Zukunft zu wagen. Er erinnerte sich noch ganz genau daran: An seine Kindheit, seine Jugend und allem voran an einen ganz bestimmten Tag im Frühherbst vor zwei Jahren… ------------------------------------------------------------------------------- Er liebte den Herbst. Wahrscheinlich wegen der bunten Farben, die doch immer mehr in Vergessenheit gerieten. Das Leben war meist nur noch grau und eintönig. Als er mit seinen Freunden darüber sprach, zeigten diese wenig Verständnis. Warum sollten sie auch. Für sie war er setz nur ein Träumer, manchmal auch nur der Idiot, über den es sich leicht lachen lies. Oft blickte er stundenlang aus dem Fenster, schien nichts mehr weiter wahrzunehmen, als die natürliche Landschaft, welche sich da draußen vor dem Glas erstreckte. Er hatte selten die Möglichkeit sie hautnah zu erleben. In dem Inneren dieses Gebäudes, welches sich selbst als ’Kinderpflegheim’ bezeichnete, kam Naruto sich eher vor wie ein Gefangener. Seine Eltern starben bereits früh nach der Geburt. Ob er Verwandte hatte, wusste er nicht. Doch wenn es so wäre, hätten sie sicherlich bereits Kontakt zu ihm aufgenommen. Oder wollten sie nichts mit ihm zu tun haben? Eigentlich hatte er es längst schon aufgegeben, nach Antworten auf diese Fragen zu suchen. Was brachte es auch, wenn er ewig in der Vergangenheit wühlte? „Hey Fuchs, wir wollen uns heute Abend wieder raus schleichen und zur alten Scheune gehen. Bist du dabei?“ Fuchs. Den Spitznamen hatte er schon lange weg. Er wusste nicht woran es lag. Vielleicht wegen den drei langen Narben, die sich auf einer seiner Wangen entlang zogen und deren Entstehung selbst ihm unbekannt war - Er hatte sie schon, seit er sich entsinnen konnte. – oder lag es doch eher an dem fuchsichen Grinsen, welches sich oftmals über seine schmalen Lippen zog? Kopfschüttelnd verbannte er diesen irrsinnigen Gedankengang wieder und wandte sich schließlich einem seiner besten Freunde hier im Heim zu. Sein Name war Benjiro Kagurazaka. Er war zwei Jahre älter, als er selbst, hatte braune, schulterlange Haare und war so etwas, was man umgangssprachlich wohl als Sorgenkind bezeichnete. Ihre Heimleiter waren längst schon an ihm verzweifelt. Milde lächelnd gab Naruto schließlich ein knappes Nicken von sich und wandte sich schließlich wieder seiner Lieblingsbeschäftigung zu. Aus dem Fenster sehen. „Das wird so abgefahren. Raiga, einer der Neuen – du weißt schon, dieser gruslige, stille Typ – hat sogar dafür gesorgt, das Bier vorrätig ist. Frag mich nicht, wie er das angestellt hat.“ Nach seiner kleinen Rede, ließ Benjiro ihn wieder alleine. Wahrscheinlich sammelte er noch ein paar willige Mitstreiter für ihre kleine Expedition ein. Es interessierte Naruto auch nicht sonderlich. Abwesend legte er seine rechte Hand auf das kühle Glas des Fensters. Bald wäre er draußen, wenn auch für kurze Zeit. „Was gibt es denn da draußen so Spannendes zu sehen?“ Ayame, eine der Pflegerinnen, war neben ihn getreten. Sie war wohl die Einzige, der das Wohl der Kinder auch wirklich am Herzen lag. Erst kürzlich hatte sie ihr soziales Jahr erfolgreich hinter sich gebracht und wurde gleich darauf fest übernommen, was einigen der älter Eingesessenen eher ein Dorn im Auge war. Wahrscheinlich lag es an ihrer mütterlichen Art und ihrem grenzenlosen Engagement, mit dem sie versuchte, den Kindern ein besseres Leben zu ermöglich. Im Gegensatz dazu war Miss Fuuma, die Heimleiterin, ein wahrer Drache, wie sie oftmals in ihrer Abwesenheit benannt wurde. Sie versetzte nicht nur die ganze Belegschaft in Angst und Schrecken und zog diese somit automatisch auf ihre Seite, sondern verteilte auch unter den Kindern die saftigsten Strafen für das kleinste Fehlverhalten. „Sag mal, Ayame. Macht dir die Arbeit hier eigentlich Spaß?“ Verwundert blickte sie Naruto an, bevor sie ebenfalls aus dem Fenster schaute, ein leichtes Lächeln legte sich dabei auf ihre Mundwinkel. „Natürlich, auch wenn es manchmal nicht ganz einfach ist. Aber wie kommst du überhaupt darauf?“ „Ich hab mich nur gefragt, wann auch du uns verlassen wirst, wie so viele vor dir.“ Dann wären sie wieder alleine und mussten sich wieder ganz auf sich gestellt gegen die Erwachsenen behaupten. Allerdings sprach er diesen Gedanken nicht laut aus. Ayame verstand trotzdem die Botschaft hinter seinen Worten. Seufzend setzte sie sich auf eines der kleinen Betten, welches in dem eher kargen Schlafraum untergebracht war und klopfte sacht mit der Hand neben sich. Sofort setzte Naruto sich neben sie. „Damals wohnte ich mit meinem Vater zusammen in einer kleinen, heruntergekommenen Fischereihütte, direkt am Meer. Fast jeden Sonntag ruderten wir mit dem Boot einen Bekannten raus zum angeln, doch nie biss auch nur ein einziger Fisch an.“ Aufmerksam lauschte er ihrer Erzählung. Was wollte sie ihm damit nur mitteilen? „Irgendwann belauschte ich dann ein Gespräch zwischen meinem Vater und seinem besten Freund. Er fragte ihn, warum er denn ständig die falschen Köder verwendete, wenn er doch wüsste, dass er damit nichts fangen würde. Weißt du, was mein Vater ihm daraufhin antwortete?“ Zaghaft schüttelte Naruto den Kopf. Er verstand immer noch nicht, worauf Ayama hinauswollte, dennoch fand er es aber auch schön, etwas aus ihrem Leben zu erfahren. „Er sagte: Ich bin kein Fischer, sondern nur ein einfacher Mann, der all die Zeit nutzt, die ihm bleibt.“ Lächelnd griff sie mit beiden Händen hinter ihren Nacken und hielt ihm daraufhin eine Kette vor die Nase, die er mit einem vielsagenden Blick ihrerseits entgegen nahm. Die Kette bestand aus einem einfachen schwarzen Lederband, welches durch einen länglichen, blauen Schmuckkristall gefädelt war. Sie war nicht kostbar, zumindest nicht vom finanziellen Wert her. „Kurz bevor ich nach Kōbe gekommen bin, um hier meine Lehre zu machen, hat mein Vater mir diese Kette als eine Art Talisman geschenkt. Sie sollte mir Glück bringen. Nun soll sie ihren Dienst weiterhin für dich verrichten.“ Sprachlos blickte Naruto zu Ayama, die sich daraufhin erhob und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen aus dem Schlaftrakt entfernte. Nachdenklich haftete sich sein Blick wieder auf die Kette in seinen Händen, bevor er sich diese um den Hals band und unter seinem T-Shirt verschwinden ließ. Es war bereits dunkel draußen, als sich eine kleine Gruppe den Weg durch das dichte Geäst des, an das Waisenhaus angrenzenden, Waldgebiets bahnte. Das einzige Mädchen unter ihnen, ihr Name war Rin, hatte sich dabei fest an seinen Arm geklammert. Immer wieder hörte Naruto dicht an seinem Ohr ihrer erschrockenen Laute und spürte, wie sie zusammenzuckte. Beruhigend nahm er sanft ihre Hand in seine. Kurz darauf hatten sie das Gebiet auch schon durchquert. Vor ihnen erhob sich die dunkle Silhouette einer alten Scheune. Sie war zu so etwas, wie ihrem Bunker geworden, in dem sie ihre Sorgen kurzzeitig draußen ausschließen konnten. Vorsichtig löste er sich aus Rins Umklammerung und beschleunigte seine Schritte, als er plötzlich einen Schatten vor der Scheune hocken sah. Leises Wimmern und Schniefen drang an seinen Gehörgang. Er blickte kurz neben sich, wo Benjiro stand und ihm knapp zunickte. Also war es wohl an Naruto die Vorhut zu beziehen. Langsam ging er auf die Gestalt zu und ging schließlich vor ihr in die Hocke. Er erkannte ein junges Mädchen. Sie schien etwa in seinem Alter zu sein. Bedacht legte er ihr eine Hand auf die Schulter, was sie erschrocken zusammenzucken und schließlich aufblicken ließ. „Hey. Mein Name ist Naruto und wer bist du?“ „Ich bin-“ ------------------------------------------------------------------------------- „Wir sind da. Warte hier auf mich.“ Aus seinen Gedanken gerissen blickte Naruto Kakashi nach, wie er aus dem Auto stieg und schlussendlich im Schatten der Nacht verschwand. Automatisch führte er seine rechte Hand hinauf zu seinem Kragen und umklammerte wenig später den Anhänger seiner Kette, die er seit jenem Tag nie abgelegt hatte. Kapitel 20: Against the truth ----------------------------- Wie vereinbart wartete Konan bereits an ihrem vereinten Treffpunkt. Kakashi erkannte sie bereits von Weitem. Sie stand einfach nur da, auf dem kleinen Steg welcher über das Wasser führte, und hielt ihren Blick unverwandt auf das Geländer gerichtet, auf welchem ihre Hände sich abstützten. Laut seiner Beurteilung machte Konan einen zerbrechlichen Eindruck, dabei hatte er bisher stets das Bild von einer toughen Frau vor sich. Was mag ihr nur zugestoßen sein, das sie sich damit auch ausgerechnet an ihn gewandt hatte? Seine Schritte wurden langsamer, bis er schließlich knapp neben ihr zum Stillstand kam. „Als Ihr Unterricht bereits beendet war, blieb Sakura länger bei Ihnen. Ich habe durch Zufall das Gespräch mitbekommen. Sie haben nie Lehramt studiert, habe ich Recht?“ Er wusste nicht, worauf sie hinaus wollte. Hatte sie ihn nur deswegen herbestellt, um seine erschaffene Tarnung auffliegen zu lassen? Das konnte er sich nicht vorstellen, weswegen er beschloss mitzuspielen. „Ja.“ „Sind Sie ihr Partner? – Vergessen Sie diese Frage wieder. Es spielt eigentlich gar keine Rolle.“ „Weswegen sind wir hier?“ Mit dieser Frage kam Bewegung in Konan, als sie sich etwas von dem Geländer abstieß und sich zu ihm drehte. Ein melancholisches Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab, welches ihre Augen jedoch nicht erreichte. Sie wirkten stumpf und müde. Dunkle Ränder hatten sich unter diesen gebildet. „Wissen Sie, ich habe lange darüber nachgedacht, woher Sakura mir so bekannt vorkommt. Ich habe ihre Lüge geglaubt… Nein, ich wollte sie glauben, doch eigentlich kannte ich längst schon die Wahrheit.“ Ihr Lächeln vertiefte sich ein Müh, wirkte unendlich traurig. Ihr Blick ersuchte die Ferne. Sie schien plötzlich ganz woanders, in ihrer eigenen Welt, schien ihn gar nicht mehr wahr zu nehmen. „Manchmal ist eine Lüge so viel einfacher zu ertragen. Sie verstehen sicherlich, was ich meine.“ Nun sah sie Kakashi direkt an, durchbohrte ihn förmlich mit ihren dunklen, braunen Augen. Es war das erste Mal, dass er einem Blick nicht Stand halten konnte. Gepeinigt schloss er die Augen. Er hörte den Sand, wie er unter ihren Schritten knirschte, als sie näher kam, noch bevor er den frischen Duft nach Minze und etwas anderem, was er nicht einzuordnen wusste, wahrnahm. Es war wenig überraschend für ihn, als er kurz darauf etwas Kaltes an seiner Schläfe spürte. „Du wirst nicht abdrücken.“ Langsam hob er seine Lider, ersuchte nun seinerseits ihren Blick, welchen sie in gleicher Intensität erwiderte. „Warum nicht?“ „Weil eine Lüge nie einfach ist. Sie tut immer weh.“ Er sah den Schmerz in ihren Augen, als er sie mit diesen Worten konfrontierte. Eine einzelne Träne perlte ungehindert aus ihrem Augenwinkel, bevor sie langsam die Waffe sinken ließ. Vorsichtig nahm Kakashi sie ihr ab und betrachtete sie eingehend. Eine schwarze Walther P22, neun Millimeter, mit silbernem Lauf. An dem Griff erkannte er eine lange, schmale Einkerbung. Sie gehörte Sakura. Er hatte sie ihr einst geschenkt. Vorsorglich steckte er die Waffe in die Tasche seiner Jacke. „Warum sind wir hier, Konan?“ Mit zittriger Hand griff sie in ihre Jackentasche und holte einen weißen Umschlag hervor, dem sie ihm entgegenhielt. Verwundert nahm er ihn entgegen und zog, als sie es ihm mit einem auffordernden Nicken bestätigte, ein kariertes Blatt Papier aus diesem. Ein Brief? Er faltete diesen auseinander, als ihm auch schon ein Foto entgegen fiel. Überrascht sah er es sich an. Auf dem Bild sah er eine Schwarzweißaufnahme von mehreren Kindern und zwei älteren Frauen. Unter den Kindern waren es sieben Jungs und fünf Mädchen. Zwei der Mädchen, sie saßen in der vordersten Reihe jeweils an den äußeren Rändern, schauten ziemlich ernst in die Kamera, während alle anderen Kinder ein erfreutes Lächeln, oder verschmitztes Grinsen auf den Lippen trugen. Eines der beiden Mädchen, sie hatte schulterlange, leicht gewellte Haare und ein ausgefranstes Pony, hatte neben diesem ernsten Ausdruck in den Augen und dem harten Zug, den ihre Lippen gebildet hatten, auch noch ihre Arme abweisend vor der Brust verschränkt. Sie schien sich überhaupt nicht wohl zu fühlen. Das andere Mädchen hingegen wirkte zwar auf den ersten Blick ziemlich ernst und verschlossen, dennoch erkannte Kakashi die Traurigkeit in ihren Augen. Irgendetwas musste ihr wohl kürzlich widerfahren sein, bevor dieses Foto geschossen wurde. Er schob das Bild vorerst wieder in den Umschlag zurück und beschloss sich nachher noch einmal damit zu befassen. Schließlich hatte Konan es ihm sicherlich nicht umsonst in die Hand gedrückt. Geduldig faltete er danach den Brief gänzlich auseinander und begann sich die, ordentlich in Druckbuchstaben verfasste, Wörter durchzulesen. »» Es ist schon immer wichtig gewesen, wer wir sind und was wir aus unserem Leben machen. Täglich treffen wir Entscheidungen und sei es nur so banal. Jeder Schritt führt uns in eine gewisse Richtung und sind wir diesen Schritt erst einmal gegangen, gibt es kein Zurück mehr. Ich denke, wir müssen nur das Vertrauen in uns selber finden. Wir müssen lernen zu verstehen und zu akzeptieren, aber dürfen uns dabei nie selbst aus den Augen verlieren. Manchmal wird der Weg vielleicht steinig sein und der Himmel von dicken, grauen Wolken verhangen, aber vielleicht bringt der nächste Tag wieder Sonnenschein mit sich. Wer kann schon sagen, was die Zukunft in sich birgt? «« Diese Zeilen habe ich einst in meinem Tagebuch verfasst. Es waren meine innigsten Gedanken, welche ich nun mit dir teilen möchte. Ich tue das nicht etwa, weil ich mich um dich sorge. Nein, ich tue es, weil wir uns gar nicht so unähnlich sind. Du denkst, niemand sieht den Schmerz in deinen Augen, ich sehe ihn täglich, wenn ich in den Spiegel blicke. Es wird nie aufhören weh zu tun. Es wird nie so werden, wie es einmal war. Und doch, oder gerade deswegen, darfst du niemals aufgeben. Ƞosce te ipsum! Erkenne dich selbst. Ohne eine Mine zu verziehen, faltete Kakashi den Brief wieder zusammen und steckte ihn ebenfalls zurück in den Umschlag. Konan hatte die ganze Zeit über nicht den Blick von ihm abgewandt. Es kam ihm vor, als würde sie bis tief in seine Seele blicken können. „Es ist nicht länger mehr ein Spiel.“ Matt nickte er. Er fühlte sich plötzlich so unsagbar müde und ausgelaugt. „Die beiden Mädchen…“ „Sie kennen die Wahrheit bereits.“ Unruhig steckte Kakashi seine Hände in die Hosentaschen. Mit der rechten Hand umgriff er eine leere Patronenhülse. Sakuras schmerzerfüllter Schrei hallte in seinen Gedanken wieder. „War sie bei dir?“ Betrübt schüttelte Konan den Kopf. Sie wünschte sich, ihm eine andere Antwort hätte geben zu können. Leider war dem nicht so. Sie vermisste Sakura, doch ahnte sie gleichzeitig auch, dass sie niemals wieder kommen würde. Es war einfach zu viel geschehen. Sie musste lernen zu akzeptieren. „Haben Sie es ihr je gesagt?“ Nun schüttelte er den Kopf. Er hatte ihr so viel verschwiegen, aus Angst und weil er sie schützen wollte. Doch mittlerweile fragte er sich, ob er nicht einen Fehler begangen hatte. Sie hatte ein Recht darauf alles zu erfahren. „Konan.“ „Hm?“ Eine seiner Hände bahnte sich einen Weg zurück aus der Hosentasche und griff gleich darauf in die Tasche seiner Jacke, um wie Pistole wieder hervor zuholen, welche er ihr mit dem Griff voran entgegen streckte. Zaghaft griff sie danach. „Bei dir ist sie vorerst besser aufgehoben.“ Ohne auf ihre Reaktion zu achten oder auf einen Einwand zu warten, drehte er sich um und verließ ihren Treffpunkt. Es wurde Zeit zu handeln. Kapitel 21: The player of the game ---------------------------------- „Das Gespräch scheint dich ja ziemlich mitgenommen zu haben.“ Kakashi schwieg. Das tat er schon, seit er wieder zu Naruto ins Auto gestiegen war. Was sollte er auch sagen? Naruto würde es eh nicht verstehen. Er war selbst noch nicht so weit, die Parallelen miteinander zu verknüpfen. Sein Kopf war wie leer gefegt. Seufzend fuhr sich Naruto durch die wild abstehenden, blonden Haare. „Während deiner Abwesenheit hat Akemi mich angerufen. Es wird dir nicht gefallen, was sie mit mitgeteilt hat.“ Ohne Naruto zu beachten, fuhr Kakashi weiter stur geradeaus, auf der unbefahrenen Landstraße. Wohl nur er selbst kannte das Ziel, welches augenscheinlich aus der Stadt heraus führte. „Sakura-san wird vermisst.“ Interessiert beobachtete Naruto Kakashis Reaktion, die lediglich darin bestand, dass sich dessen Hände um das Lenkrad verkrampfen und er die Lippen fest aufeinander presste. Ein weiterer Seufzer entrann Narutos Kehle. Er mochte Schweigen nicht, und noch weniger mochte er so ein Schweigen. Nachdenklich blickte er aus dem Fenster auf die vorüber ziehende Landschaft, die in den milden Schein der Morgendämmerung getaucht war. Es wirkte auf ihn, wie ein malerisches Bild von Farben und Formen. Ein leichtes Lächeln überzog seine Mundwinkel. „Das darf doch nicht wahr sein!“ Mit einer ausschweifenden Geste fegte eine junge Frau sämtliche, quer verstreute Dokumente vom Tisch. „Miss Har- Hinata, nun beruhig dich doch. Er wird sicherlich seine Gründe für dieses Handeln haben.“ „Gründe?“ Fast schon kreischend drang dieses Wort über ihre Lippen, während sie hastig aufsprang und der Stuhl, auf dem sie bis eben noch gesessen hatte, dabei polternd auf den parkettierten Boden krachte. „Was denkt dieser Idiot sich nur dabei?“ Schwer schnaufend stützte sie sich auf dem dunklen Mahagonitisch ab, der zwar als Esstisch diente, aber kurzerhand wegen seines größeren Umfanges als Schreibtisch umfunktioniert wurde. Tief durchatmend versuchte sie sich wieder etwas zu beruhigen, was jedoch einige Minuten in Anspruch nahm, die Raika ihr nur allzu gerne gewährte. Sie war solche Ausbrüche bereits von Sakura gewohnt. Zum Teil sogar noch Schlimmere. Nicht nur einmal, musste sie danach zerborstene Scherben zusammen kehren. Dieses Phänomen lag wohl in der Familie. „Hat er dich in sein Vorhaben eingeweiht?“ Hinatas Stimme klang beherrscht, obwohl Reika deutlich den gepressten Unterton in dieser heraushörte. Vorsorglich ging sie einen Schritt zurück, während sie ein leichtes Kopfschütteln andeutete. „Er bat mich jedoch die Akatsuki im Blickwinkel zu halten, allem voran eine gewisse Konan Tsuji. Anbei erwähnte er etwas über… Lass mich kurz nachdenken. – Ich glaube der genaue Wortlaut war: Gewebtes Spinnennetz.“ „In welchem Zusammenhang?“ „Wie ich seinen Worten entnehmen konnte, ist das alles hier scheinbar ein abgekartetes Spiel. Es war weder Zufall, das Sakura auf die Akatsuki traf, noch, dass du nach Tokio kamst. Das alles war von vornherein geplant.“ Nachdenklich blickte Hinata an Raika vorbei, hinaus aus dem Fenster, hinter welchem ein Sturm wütete. Genauso, wie in ihrem Inneren. Das ergab gar keinen Sinn. Nichts davon. Gedanklich versuchte sie alles, ihr bedeutend erscheinende, zu rekonstruieren. Es begann alles mit dem Auftrag Fugaku aus dem Verkehr zu ziehen. Das Stichwort hieß Rache. Hinata zweifelte, das es nur an der Affäre lag. Die Frage blieb offen. Der Auftrag wurde jedoch erledigt, auch wenn es ungeplant durch ihre Hand geschah. Punkt zwei. Die ’Unbekannte’. Sie erschien und verschwand, wie ein Geist. Dennoch schien sie genau über alles Bescheid zu wissen. Woher? Entweder hatte sie gute Quellen, oder- Aber das war ganz und gar unmöglich. Hinata beschloss sich später weiter damit auseinanderzusetzen. Mehr Sorgen bereitete ihr derzeit die dritte Partei, die neu ins Spiel eingestiegen war. Sie war sich sicher, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Vorfall in der stillgelegten Zigarettenfabrik und Itachis Verschwinden geben musste. Wenn sie nur wüsste, wer der Mann war, der diese Worte gegen ihre Schwester gerichtet hatte… „Du hast dich kein Deut verändert, Chéri.“ Sakura hatte ihn erkannt. Ihre letzte Reaktion ließ keinen Zweifel daran. Es war alles so verwirrend. Kakashis Worte kamen ihr wieder in den Sinn. Gewebtes Spinnennetz. Alles geplant. Wie sollte das möglich gewesen sein? Niemand hätte vorhersehen können, dass sie Kōbe verließ, um in Tokio nach ihrer Schwester zu suchen. Auch hätte keiner ahnen können, dass Sakura sich letztendlich gegen ihren eigenen Vater richten würde. Aufstöhnend führte sie ihre Zeigefinger zu den Schläfen und begann diese in kreisenden Bewegungen zu massieren. Alles was ihr dieses im Kreis gedenke bescherte, waren Kopfschmerzen. „Du kennst Kakashi schon weitaus länger als ich. Was meinst du, welche Richtung er eingeschlagen haben könnte?“ „Ich weiß es nicht. Er agiert nicht nach seinem gewohnten Muster, zumal Naruto noch bei ihm ist. Sonst pflegte er stets den Alleingang und ließ sich für keinen Kompromiss erweichen.“ Ruhig beugte sich Hinata ein Stück runter und hob den Stuhl auf, welchen sie wieder ordentlich hinstellte, bevor sie sich seufzend auf diesem nieder ließ. Sie verlangte nicht viel, aber nach diesen ganzen Hiobsbotschaften konnte ruhig mal wieder eine gute Nachricht bei ihr eintreffen. Nur ein kleine. Ein laues Licht am Ende eines dunklen Tunnels. „Hinata-sama, ich konnte soeben Kakashis Handy orten. Er ist auf dem Weg nach Nikkô.“ Zufrieden ruhte Hinatas Blick auf Akemi, die im Durchgang zur Küche stand und merkwürdig nervös wirkte. Auch Raika schien plötzlich von einer inneren Unruhe erfasst. Skeptisch hob Hinata eine Augenbraue. „Was ist in Nikkô?“ Kaum merklich nickte Raika Akemi zu, die daraufhin eilig aus der Küche verschwand. Verwundert runzelte Hinata die Stirn. „Was ist hier los?“ Ihre Stimme hatte einen scharfen Unterton angenommen. Langsam wurde es ihr echt zu viel. Sie war mittlerweile nicht mehr fern von einem Nervenzusammenbruch. In Momenten wie diesen, wünschte sie sich, nie nach Tokio gekommen zu sein. Sie hätte weiterhin ein normales Leben führen können mit ihrer Adoptivfamilie und ihren Freunden. Verzweifelt überschlug sie ihre Hände über dem Kopf. Nun gab es kein Zurück mehr. Und wenn sie ehrlich zu sich selber war, so wollte sie das auch gar nicht. Sie würde jede Hürde in Kauf nehmen. Schließlich war Sakura die einzige Familie, die sie sich wünschte. Kaum das sie diesen Gedanken zu Ende gebracht hatte, tauchte Akemi fast lautlos neben ihr auf und legte ihr einige Mappen und bereits geöffnete Briefumschläge vor die Nase. Verwirrt nahm sie einen der Umschläge an sich und holte etwas aus diesem heraus. Ein Foto. Schwarzweiß und auf der Rückseite leicht vergilbt. Das Bild an sich zeigte zwei kleine Mädchen und eine Frau mittleren Alters. Im Hintergrund erkannte man einen alten Tempel, wie sie häufiger in der japanischen Kultur vorkamen. Fragend schaute sie in das neutral wirkende Gesicht der Schwarzhaarigen. Hinata verstand einfach nicht, was es mit diesem Foto auf sich haben sollte. Was war so Besonders daran? „Sie genauer hin. Fällt dir denn gar nichts auf?“ Erneut besah sie sich das Bild, allem voran die darauf abgebildeten Personen. Diese Augen… Geschockt weitete sie ihre Augen. Sie kannte diese beiden Mädchen. „Sakura und Konan.“ Leise wisperte sie diese Worte voller Unglauben. Sakura hatte nie etwas erwähnt, das sie Konan bereits länger kannte. Was hatte das alles zu bedeuten? „Und diese Frau? Wer ist sie?“ Nun war es Raika, die ihre Stimme erhob, schneidend, wie ein der Hieb eines Schwertes. Ein glatter Schnitt. „Sie ist eure Mutter.“ Kapitel 22: Three ways, one destination --------------------------------------- Tränen flossen unaufhörlich über ihre geröteten Wangen, während ihr Pain sanft über den Rücken strich und ihr beruhigende Worte zuflüsterte. Es half nichts, stattdessen konnte sie die aufsteigenden Schluchzer nicht länger unterdrücken. „Ich kann einfach nicht mehr.“ Ihr ganzer Körper zitterte, allem voran ihre Hände, die Sakuras Waffe fest umklammert hielten, wie als wäre diese ein Rettungsanker. Das war sie nicht. Eher das Gegenteil. Sie würde wohlmöglich ihr Untergang sein. „Warum hast du nicht eher was gesagt? Wir sind deine Freunde… deine Familie.“ „Ich hatte Angst, Pain. Schreckliche Angst sogar. Was hätte ich denn tun sollen, wenn ihr euch auch von mir abgewandt hättet?“ Mit einer ruckartigen Bewegung zog Pain Konan an seine Brust und umschloss sie zusätzlich mit seinen Armen, bevor er seine Wange auf ihrem Haupt betete. Er würde immer für sie da sein. Er würde sie auffangen, egal wie tief sie auch fallen möge. „Wir lassen dich nie allein. Das verspreche ich dir.“ Konan sollte nie wieder bittere Tränen vergießen. „Pain?“ Vorsichtig löste sie sich ein Stück weit von ihm, um ihm in die Augen blicken zu können. Fest erwiderte er ihren Blick, der so viel aussagte und doch stumm blieb. Zärtlich legte er seine Hand auf ihre Wange, wischte mit dem Daumen die letzten, verbliebenen Tränenspuren weg. „Danke für alles.“ Langsam beugte sich Konan ein Stück weit vor und hauchte ihm schließlich einen sanften Kuss auf die Mundwinkel. Es war ein stummer Abschied. Pain wusste das, dennoch hielt er sie nicht auf, als sie sich nun gänzlich von ihm löste und schließlich ohne einen letzten Blick, oder gar ein Wort, verschwand. Erst aus seiner Wohnung, bald schon aus der Stadt, vielleicht sogar ganz aus seinem Leben… „Temari, mach die scheiß Tür auf!“ Genervt schlenderte die Blondine an ihrem Stiefvater vorbei zur Tür, an der es soeben lautstark geklingelt hatte, und öffnete diese. Vor ihr stand eine Person, anhand der Statur eine Frau, komplett in schwarz gekleidet, mit einer Kapuze, die ihr Gesicht vor neugierigen Blicken verbarg. Gelangweilt formte sie mit ihrem Kaugummi eine Blase, die sie gleich darauf wieder zum platzen brachte. Langsam führte die Frau ihre Hände zu der Kapuze und streifte diese zurück. Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf Temaris Lippen, als sie einen Schritt beiseite trat und die junge Frau herein ließ. Es hatte lange genug gedauert. Sie hatte bereits viel eher mit ihr gerechnet. Wortlos schritt die Besucherin an ihr vorbei und blickte in den kleinen, schäbigen Raum, der wohl das Wohnzimmer darstellen sollte. Sie konnte nicht mehr darin als einen kleinen Schrank, einen Fernseher und ein Sofa erkennen, auf dem ein dicklicher, kahlköpfiger Mann sein Posten bezogen hatte. Dreckige Kleidung, verschmutztes Gesicht, eine Bierflasche in der Hand. Angeekelt rümpfte sie ihre Nase und wandte sich schließlich wieder an Temari. „Hast du ihm also immer noch nicht den Gnadenschuss verpasst.“ Schulter zuckend ging Temari zu der Treppe, deren knarrenden Holzdielen auf den Dachboden führten, auf welchem sie ihr Areal bezog. Stumm folgte ihr die junge Frau, bevor sie sich oben angekommen auf die alte Matratze setzten, die Temari als Nachtlager diente. Mehr war in diesem Kämmerchen nicht vorhanden, wenn man mal die Stehlampe und das Buch neben der Matratze außer Acht ließ. „Also, was kann ich dir Gutes tun?“ „Ich brauche deine Hilfe.“ Temari hörte nur allzu deutlich, wie schwer es ihrem Besuch, der schwarzhaarigen Frau, gefallen ist, diese Worte laut auszusprechen. Wie könnte sie unter solchen Umständen ablehnen? Knapp nickte sie ihr zu und beugte sich im nächsten Moment ein Stück vor zu einem der Holzbretter, um dieses anzuheben und eine darunter befindliche Kiste hervor zu holen. Unter wachsamen Blick öffnete sie die Kiste und holte einen Ausweis, der wahrscheinlich gefälscht war, einen Schlüssel, mehrere Stapel Geldscheine und eine Waffe heraus. Eine Hamada. Typisch japanisches Modell. „Und wohin geht die Reise?“ „In die Vergangenheit.“ Ein Seufzen entrann Hinatas Kehle, während sie abwesend in den Spiegel des Schminktisches blickte, der, neben dem überdachten Kingsize-Bett, als Blickfang in Sakuras Zimmer diente. Vibrierend machte ihr Handy auf sich aufmerksam. Erneut seufzte sie, als sie es an sich nahm und die eingegangene MMS öffnete. Diese enthielt ein Foto. Ein Foto von: Fugaku Uchiha, Hiashi Hyūga und Hayato Haruno. Sie kannten sich also. Deren Alter auf dem Foto zu urteilen, sicherlich schon seit der Schulzeit. Warum verwunderte sie diese Tatsache nicht im Mindesten? Nachdem sie die Tastensperre aktiviert hatte, legte sie das Handy wieder auf das Tischchen und blickte erneut in den Spiegel. Das Puzzle war fast komplett, doch noch immer fehlte ein entscheidender Teil, damit man das Gesamtbild auch als ein solches erkennen konnte. Fugaku, ihr leiblicher Vater, auch wenn sie diesen Gedanken ungern zuließ, war der gemeinsame Feind. Warum? Was hatte ihn schlussendlich zu einer Zielscheibe gemacht? Und warum landete sie nach ihrer Geburt direkt bei der Familie Hyūga? Eine weitere Frage war, was auch ihrer Mutter, Misaki Haruno, wurde? Ihre Spur verlief sich irgendwann im Sand. Zögerliches Klopfen an der Zimmertür riss sie unsanft aus ihren verworrenen Gedanken. „Bist du sicher, dass du das tun möchtest?“ Leise schloss Raika die Tür hinter sich wieder und trat langsam auf Hinata zu. Hinter ihr blieb sie stehen und nahm sich eine Bürste, die auf dem Schminktisch lag, bevor sie mit dieser begann Hinatas Haar zu kämmen und anschließend leicht zu flechten. Einfach damit sie etwas zu tun hatten. Ihre Hände zitterten in ungewohnter Nervosität. „Kennst du das Gefühl zu rennen und doch stets auf derselben Stelle zu treten?“ Hinata lächelte. Falsch. Traurig. Verloren. Es tat weh, dennoch brachte sie die Kraft auf, dieses Lächeln aufrecht zu erhalten. Betrübt senkte Raika ihren Blick. Mit einer filigranen Bewegung verband Raika den Zopf mit einem Gummi und legte die Bürste anschließend wieder an ihren Platz, bevor sie sich umdrehte und auf das große Bett zuging, auf welchem sie sich auch sogleich niederließ. Ihr Rücken war gekrümmt, die ganze Haltung wirkte eingefallen und kraftlos, der Blick erreichte nur die Nähe des Bodens. „Das Gefühl von dem du sprichst… Ich kenne es nur zu gut. Vielleicht…“ Sie brach ab, noch bevor die folgenden Worte, die ihre Gedanken hergaben, über ihre Lippen drangen. Besorgt wandte Hinata sich nach ihr um, zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. „Was hast du?“ „Ich steh nun schon seit sechs Jahren im Dienst der Harunos. Damals war Sakura gerade erst elf Jahre alt. Sie hatte nie eine normale Kindheit oder gar ein normales Leben. Keine Freunde. Keine Feste. Kein Spaß. Alles was ihr Vater ihr genehmigte, wenn man es denn so nennen möchte, waren die täglichen Ausflüge auf den Schießstand.“ Erneut verfiel Raika in Schweigen, welches diesmal länger andauerte. Geduldig, mit einem Deut Melancholie in ihrem Blick, gab Hinata ihr die nötige Zeit, um erneut zur Sprache anzusetzen. Es dauerte vielleicht zehn Minuten. „Sie war ein Naturtalent, doch mit der Zeit veränderte sie sich. Nicht zum positiven. Du glaubst, deine Schwester zu kennen, doch dem ist nicht so. Ihr wahres Ich lauert tief in ihrem Inneren und wartet nur darauf frei gelassen zu werden. Und wenn es soweit ist-“ Raika schüttelte den Kopf, wie als würde sie sich selber verbieten wollen diesen Gedanken zuzulassen. Es brachte nichts, dennoch beschloss sie ihn für sich zu behalten. „Ich war ihr immer treu ergeben, das schließt aber nicht aus, dass ich Angst hatte.“ Angst? Nachdenklich glitt Hinatas Blick ab Raika vorbei zu dem Bild, welches auf dem Nachttisch neben dem Bett aufgestellt war. Ein Foto von Sakura. Es war schon älter und das Glas des Bilderrahmes war gesprungen. Trotz dessen kam ihr das Foto merkwürdig vertraut vor. „Ihr seid euch so unähnlich wie Tag und Nacht, trotz dessen, dass das gleiche Blut durch eure Adern fließt. Es mag mir vielleicht nicht zustehen, das zu sagen, aber ich glaube, du bist zu schwach ihrem Pfad zu folgen. Gut möglich, dass ich mich irre, aber…“ „Aber?“ „Haruno-sama hat sich bisher nie in die Karten blicken lassen.“ Seufzend massierte sich Hinata mit der rechten Hand die Nasenwurzel. Es war ihr schon länger aufgefallen, das Raika wenig Verständnis dafür aufbrachte, dass sie ihr bisheriges Leben aufgegeben hatte, um jenem blutigen Pfad zu folgen, den ihre Schwester hinterlassen hatte. Es war keineswegs Unloyalität gegenüber Sakura, die Raika dazu leitete, viel mehr hatte Hinata das Gefühl, dass die Braunhaarige sich um sie sorgte. Bestand Grund dafür? „Ich danke dir für deine offenen Worte, Raika, das tu ich wirklich, aber ich fürchte, nicht jeder Pfad gabelt sich am Ende des Weges.“ Kurz machte sie eine Pause, bevor sie erneut das Wort ergriff. „Außerdem kann ich Sakura nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Wer weiß, was ihr widerfahren ist.“ Wieder setzte sie zu einer Pause an, die diesmal wenige Atemzüge länger anhielt. „Im Übrigen hattest du mit einer Sache Unrecht. Es ist nicht nur das gleiche Blut was uns verbindet…“ Es war weitaus mehr. Mehr, als Hinata beschreiben konnte. Ihre Leben waren miteinander verknüpft, schon seit ihrer Geburt. Yin und Yang konnten nur gemeinsam existieren. Kapitel 23: Nikkô ----------------- Es fühlte sich befremdlich an wieder an jenem Ort zu sein, der bis zu einem gewissen Grad Himmel und Hölle beherbergte. Doch zugleich war es auch erleichternd, diese Erkenntnis, dass nun bald alles vorbei sein würde. Der Anfang war doch immer das Ende von etwas vorherigem. Äußerlich ruhig und gefasst verharrte Temaris Blick auf der kalten, uneinladenden Fassade des Hauses. Rotbrauner Lehmstein. Schief hängende Fensterläden. Verwilderte Efeuranken. Drinnen würde es nicht besser aussehen. Das tat es schon vor elf Jahren nicht. Elf Jahre waren eine lange Zeitspanne. Vieles hatte sich verändert, doch eins würde wohl auf ewig gleich bleiben – dieses Haus hatte noch immer denselben Effekt. Es jagte Temari einen eisigen Schauer über den Rücken. „Man kann den Schmerz und all das Leid förmlich noch in den Wänden spüren…“ Mechanisch stimmte Temari dieser Aussage mit einem Nicken zu. Sie bildete sich sogar ein, die schwarze Dunst des Todes über der alten Überdachung schweben zu sehen. Das war ganz und gar unmöglich, doch nicht abwegig in Anbetracht all der Geschehnisse, die in diesem Haus statt fanden. Die Leute erzählten sich bereits Geschichten. Manch einer behauptete sogar, es würde spuken. Japan lebte von Legenden. Temari konnte darüber nur verächtlich die Mundwinkel verziehen. Der Tod war allgegenwärtig, doch Geister… Die gab es ja nun wirklich nicht! „Ich wusste gar nicht, dass du eine melancholische Seite an dir hast.“ Schmunzelnd trat ihre Freundin näher an das Haus heran, bis sie mit ihren Fingerspitzen die kühle, raue Wand ertasten konnte. Das leichte Lächeln wich einem nachdenklich, betrübten Gesichtsausdruck, bevor sie sich wieder Temari zuwandte. Ihre Mine war neutral, doch ihre Augen schimmerten vor unterdrücktem Wehmut. „Es wird Zeit.“ Kurz schwieg Temari, ehe sie zu ihrer Freundin aufschloss und erneut die Stimme erhob. „Wenn das hier alles vorbei ist…“ „…dann wird die Sühne der kleinste Preis sein, den es zu bezahlen gilt.“ Hinata hatte recherchiert. Nikkô war nur eine unbedeutende Stadt, im Norden Tokios, die an Tradition und Glauben festhielt. Nichts Besonderes und doch bescherte ihr der Gedanke an jene Stadt eine Gänsehaut. Warum war das so? Sie glaubte nicht an Zufälle oder Omen, dennoch konnte sie nicht abstreiten, dass irgendetwas in ihr sich davor scheute, den Weg fortzusetzen. Vielleicht… Abweisend schüttelte sie den Kopf. Nein, sie würde keinesfalls umkehren. Sie wusste zwar nicht warum, aber eines war ihr klar, nur in Nikkô würde sie Antworten auf all ihre Fragen finden. Zumindest einen Großteil davon. „Hinata-san?“ Akemi war dicht neben sie getreten und hätte Hinata sie angesehen, so hätte sie Besorgnis in ihren Gesichtszügen stehen stehen. Doch die Blau-haarige blieb weiterhin regungslos, gab nur einen brummenden Ton von sich, als Zeichen dafür, dass sie dem Dienstmädchen, welches eigentlich keines war, ihre vollste Aufmerksamkeit zukommen ließ. „Konan Tsuji hat soeben Tokio verlassen. Außerdem hat man Kakashi vor wenigen Stunden in Koga gesichtet. Er hat dort in einem Motel eingecheckt.“ Hinata zwang sich ein Nicken ab und lehnte sich ein wenig in ihrem Stuhl zurück, während sie träge ihre Augen schloss. „Des Weiteren ist Sakura-sama mittlerweile an ihrem Ziel angekommen, laut ihrer SMS, die sie mir zukommen lassen hat…“ Sofort wurde Hinata hellhörig und schaute die Schwarzhaarige verwundert und auffordernd zugleich an. Sakura hatte ein SMS geschrieben? Das war mehr als merkwürdig. Warum sollte sie freiwillig den Kontakt aufnehmen und gleich noch ein paar Informationen über ihren Verbleib durchsickern lassen? Irgendwas stimmte da doch nicht. „Zeig mir die Nachricht.“ Akemi, welche bereits mit dieser Aufforderung gerechnet hatte, streckte Hinata ihr Handy entgegen, welche es ohne lange Umschweife an sich nahm. Die Tastensperre war bereits gelöst und die SMS geöffnet. Sofort schweiften ihr studierender Blick über das geschriebene Wort, sog jedes Detail in sich auf. Nur sechs augenscheinlich belanglose Worte. Sechs Worte, hinter denen jedoch eine gänzlich andere Botschaft steckte. „Bin in Nikkô. Folgt mir nicht.“ Sakura wollte, dass man ihr nachkam. Scheinbar hatte ihr Spiel gerade erst begonnen und Hinata hatte keine andere Wahl, als sich auf dieses einzulassen. Die Entscheidung war längst schon gefallen. Abwesend blickte Konan aus dem Fenster des Zuges, welcher sie vorerst nach Utsunomiya bringen würde. Dort würde jemand warten, der sie geradewegs nach Nikkô bringen würde. Zu Sakura. Die Frau, die ihr das Leben geschenkt und im selben Atemzug genommen hatte. Zu Sakura, die sie eigentlich hassen müsste und doch liebte, wie eine Schwester. Jetzt wo sie die Wahrheit kannte, war alles um so vieles komplizierter geworden. Lieber hätte sie weiterhin in Ungewissheit gelebt und an eine Lüge geglaubt. Ein schwermütiger Seufzer entrann ihrer Kehle, als sie die Landschaft immer mehr an sich vorbei ziehen sah. „Verzeihung, dürfte ich mich zu Ihnen setzen?“ Knapp nickte sie, ihr Blick weiterhin aus dem Fenster gerichtet. Es war ihr egal, wer ihr Gesellschaft leistete. Alles war nichtig und unwichtig im Vergleich zu ihrem Ziel, welches sie immer weiter von ihrer Heimat und ihren Freunden fort trieb. Ob sie die Akatsuki je wiedersehen würde? Sie war sich dem durchdringenden Blick der Fremden durchaus bewusst. Es fühlte sich seltsam an, so gemustert zu werden. Dennoch unternahm sie nichts dagegen, ließ es stillschweigend über sich ergehen und doch war sie froh, als die Frau endlich ging und sie wieder alleine ließ. Erleichtert schaute sie auf den nun leeren Platz und bemerkte auf diesem einen Briefumschlag. Weiß und unscheinbar. Ob sie ihn wohl vergessen hatte? Eigentlich hätte sie es dabei belassen und den Umschlag einfach ignorieren sollen, doch irgendetwas trieb sie dazu, diesen an sich zu nehmen. Auf der Rückseite stand in geschwungenen Linien ihr Name geschrieben… Der Zug hielt noch immer, was Konan dazu bewog förmlich aufzuspringen und der Fremden hinterher zu eilen, doch kaum das sie die Tür erreicht hatte, schloss diese sich und der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Aus dem Fenster jedoch erhaschte sie einen kurzen Blick auf eine Frau, die fast schon in der Menge unterging. Sie wirkte gänzlich unscheinbar und doch hatte sie etwas an sich, dessen Konan sich einfach nicht entziehen konnte. Und als die Frau endgültig aus ihrem Blickfeld verschwunden war, warf Konan einen Blick auf den Brief, den sie noch immer in der Hand hielt und der plötzlich so unsagbar schwer wog. Tief durchatmend, und sich zur Ruhe zwingend, öffnete sie schließlich den Umschlag und holte ein liniertes Platt Papier hervor, welches sie sogleich auffaltete und die darauf geschriebenen Zeilen mit den Augen überflog. Und je mehr sie zu lesen bekam, umso verwirrter war sie im Nachhinein. »Schuld wird oft mit Schuld beglichen. Das ist das traurige Schicksal derer, die in dem Spiel des Lebens mitwirken wollen, weil sie glauben, die Regeln zu ihren Gunsten auslegen zu können. Weil sie glauben gewinnen zu können und trotzdem verlieren werden. Irgendwann wird sicher jeder der bitteren Wahrheit stellen müssen. So, wie auch du es musstest, kleine Konan. Du suchst nach Antworten auf deine Vergangenheit und du denkst zu wissen, manch eine Antwort bereits zu kennen, doch dein Verstand verstrickt dich immer mehr in Lügen und Widersprüchlichkeiten. Mit dem Wissen wächst der Zweifel, das müsste dir sehr wohl bekannt sein. Im Endeffekt ist es jedoch nicht von Belang, was man weiß, oder eben nicht weiß. Immerhin sind wir alle nur Figuren. Wir wurden dafür erschaffen unsere Rollen perfekt zu spielen und das tun wir auch. Doch nun ist der Zeitpunkt gekommen, den ersten Zug zu machen. Wie wird deiner aussehen?« Sie las den Brief ein weiteres Mal, runzelte dabei nachdenklich ihre Stirn. Diese Frau, wer auch immer sie war, hatte ihr diese Zeilen sicherlich nicht aus einer Laune heraus zukommen lassen. Sie hatte sorgfältig über ihre Worte nachgedacht und diese erstaunlich präzise und doch nichtssagend gewählt, sodass es Konan wahrlich schwer fiel, einen Sinn aus diesen Sätzen heraus zu filtern. Wobei es eher die letzte Frage war, derer sie einfach nicht ausweichen konnte. Wie würde ihr Zug aussehen? Konan wusste es nicht, doch eines konnte sie mit Gewissheit sagen: Die Antwort darauf würde sie nur in Nikkô finden. Kapitel 24: The truth of serpent -------------------------------- Schatten der Vergangenheit werden zum Geschehen der Gegenwart, während sie die Zukunft zerstören. Naruto dachte viel über diesen Aphorismus nach, während er abwesend aus dem Fenster des Motelzimmers schaute. Den Regen, der schon eine ganze Weile in seichten Tropfen vom Himmel fiel, nahm er dabei kaum noch wahr. Obwohl das Wetter gänzlich zu seiner Stimmung zu passen schien. Doch was interessierte ihn schon die derzeitige Wetterlage? Seinetwegen konnte die Welt da draußen zugrunde gehen und alles Leben mit sich nehmen. Es war ihm egal. Seufzend lehnte er seine Stirn gegen das kühle Fensterglas, als er hörte, wie die Tür knackte und kurz darauf jemand das Zimmer betrat. Müde schloss er die Augen. Er hätte es eigentlich ahnen müssen. „Für deine Verhältnisse hast du diesmal ziemlich lange gebraucht, Raika.“ Die Angesprochen gab ein leises Lachen von sich, während sie ruhig näher kam und sich schließlich dicht neben ihn stellte, ihren Blick auf den tristen, grauen Parkplatz warf, der von dem Fenster aus gut zu überblicken war. „Seit wann so ungeduldig, Naruto?“ Er warf ihr aus dem Augenwinkel einen genervten Blick zu, der sie jedoch nur noch mehr zu amüsieren schien. Ein erneutes Seufzen entrann seiner Kehle, bevor er sich wieder in eine aufrechte Position begab und die Braunhaarige ungeduldig ansah. „Also, was willst du?“ Kurz schien sie wahrhaftig über diese Frage nachzudenken, doch Naruto wusste es besser. Sie hielt ihn lediglich hin. Eigentlich kannte er die Antwort bereits. Sie lächelte leicht, als sie Verständnis in seinen Augen aufblitzen sah. „Du hast gut gespielt, doch nicht gut genug. - Kakashi ist nicht länger hier, du kannst du also aufhören, die Fassade aufrecht zu erhalten.“ Raika war nicht dumm. Natürlich hatte sie ihn längst schon durchschaut. Es wunderte ihn nicht im geringsten. Allerdings fragte er sich, warum sie wirklich hier war. Er glaubte kaum, das seine Rolle als einfacher Bauer so wichtig war, als das man ihn den nächsten Zug machen ließ. Er hatte sein Soll bereits erfüllt. Für ihn gab es nichts mehr zu tun. „Wie lautet Sakura-samas nächster Auftrag für dich?“ Seine Gesichtszüge blieben neutral. Keine einzige Regung zeigte sich auf diesen und doch war er innerlich aufgewühlt. Auch das hatte sie also herausgefunden. In der Tat, Sakura hatte ihm nicht zu viel versprochen, was ihre Angestellten betraf. Vielleicht war er doch noch nicht gänzlich aus dem Rennen… „Konan Tsuji wird genau um 15.45 Uhr in Utsunomiya ankommen. Ein gewisser Kabuto Yakushi – unter dem Decknamen Akito Kohara – wird sie dort erwarten. Sie dürfen nicht aufeinander treffen. Unter Möglichkeit soll eine direkte Konfrontation mit Yakushi vermieden werden. Sollte dies nicht möglich sein-“ Raika verstand und tippte auf mit dem Zeigefinger gegen die Waffe, die sie an ihrem Hosengurt befestigt hatte. Naruto gab ein bestätigendes Nicken von sich. „Und was ist mit Itachi Uchiha?“ „Er lebt. Mehr hat dich derzeit nicht zu interessieren.“ Die Braunhaarige gab ein unwilliges Nicken von sich, ihre Lippen waren dabei zu einer schmalen Linie zusammen gezogen. Was hatte dieser Bengel nur an sich, das ihm Haruno-sama scheinbar so viel mehr zu vertrauen schien, als ihr? Eine Sache, über die sie sich schon oftmals Gedanken gemacht hatte, ohne jemals eine Antwort darauf gefunden zu haben. Wortlos machte sie Kehrt. Nachdenklich schaute Naruto ihr hinterher. *Viel Glück. Du wirst es brauchen.* Temari hatte es sich derweil auf einem alten, abgenutzten Sofa im Keller des baufälligen Hauses gemütlich gemacht und musterte Sakuras Rückansicht, die irgendetwas zwischen all dem jahrelang angehäuften Müll und den heruntergekommenen, verbliebenen Möbelstücken zu suchen schien. „Dieser Naruto, von dem du vorhin gesprochen hast…“ „Er hat seine Gründe mir gegenüber loyal zu sein.“ Die Blondine gab ein abfälliges Schnaufen von sich und verschränkte abweisend die Arme vor der Brust, als Sakura sich ihr endlich zuwandte. In ihrer rechten Hand hielt sie eine alte, bereits vergilbte Mappe. Sie war nicht sehr dick, aber dennoch besaß sie wohl ihren Wert. Fragend lüpfte Temari eine Augenbraue, woraufhin ihr Sakura die Mappe entgegen warf, die sie geschickt auffing und sofort aufschlug. Auf dem ersten Zettel war eine Liste mit Namen. Am oberen Rand war jenes Jahr vermerkt, welches das letzte dieses Hauses darstellte. Studierend glitt ihr Blick über die Namen und sie begann zu verstehen. Natürlich. Das war also der Verbindungspunkt. Warum war sie da nicht eher drauf gekommen? Sie legte das Blatt zur Seite und fand ein Foto vor. Es war ebenso vergilbt und die Farbe war bereits ziemlich verblasst. Dennoch konnte man noch gut alles erkennen. Ein leichtes Schmunzeln machte sich auf ihren Lippen breit. „Die Kindheit ist der Abschnitt des Lebens zwischen dem Schwachsinn des Säuglings und der Torheit der Jugend, nur zwei Schritte entfernt von der Sünde des Erwachsenenlebens und drei von der Reumütigkeit des Alters.“ „Pierce? Du erstaunst mich immer wieder.“ Lachend legte Temari das Bild ebenfalls zur Seite und wandte sich schließlich den letzten beiden zusammen getackerten Blättern zu. Gelangweilt überflog sie die schwerverständlichen Sätze, bevor es auf der zweiten Seite schließlich interessant wurde. „Hier ist ein Betrag von über 228 Millionen Jen* angegeben, aber nicht woher er kam und wohin er geflossen ist.“ Stirnrunzelnd blickte Temari von dem Blatt auf und sah direkt zu Sakura, die gerade dabei war, sorgfältig und man könnte es sogar fast schon liebevoll nennen, ihre Waffe zu polieren. „Weiter unten wirst du auf die Initialen der Hyūga Insearch stoßen. Eine Tochterfirma der Uchiha Corporation.“ Verständnis flackerte in Temaris klaren blauen Augen auf. „Geldwäsche also. Und was hat das alles mit deinem Vater- ... Sakura, was verschweigst du mir?“ Ihre Augenbrauen waren fest zusammen gezogen, während ihre Gesichtszüge sich minimal verhärtet haben. Ein Zeichen dafür, das es Temari wirklich ernst war. Sakura kannte sie gut genug, um zu wissen wann es Zeit wurde, die Karten auf den Tisch zu legen. Außerdem wusste sie, das Temari selbst ihr gegenüber keinen Halt machen würde, ihre heißgeliebte Beretta zu ziehen. Wenn es die Umstände erforderten, so wurde aus ihr ein kaltblütiger Killer, ohne jegliche Skrupel. Die Vergangenheit hatte ihnen beiden ihre Menschlichkeit entzogen… „Erinnerst du dich noch an den Leiter des Kinderheims?“ Nachdenklich biss sich Temari auf die Unterlippe. Eine Angewohnheit, die sie stets unterbewusst ausführte und einfach nicht ablegen konnte. Als sich vor ihrem inneren Auge ein Bild aus der Vergangenheit manifestierte, nickte sie Sakura knapp zu. „Du sprichst von Orochimaru, aber was…?“ Ihre Augen weiteten sich in plötzlicher Erkenntnis, während sie sich erschrocken eine Hand vor den Mund schlug. Der Schock hielt jedoch nicht lange an. Es war für Temari schon immer ein leichtes gewesen, ihre Gefühle gut zu unterdrücken. Eine Gemeinsamkeit mehr, die sie mit Sakura verband. Kraftlos ließ sie ihre Hand wieder sinken und schaute ihrer Freundin fest in die Augen, die diesen Blick ebenso standhaft erwiderte. „Gefühle haben schon immer schwach gemacht. Ein Fehler, der beglichen werden musste. Du warst zu gut, als das man dieses Talent einfach verschwenden konnte.“ In Temaris Augen konnte Sakura einen leichten Anflug von Trauer erkennen, der allerdings so schnell wieder verschwand, wie er gekommen war. „Also war es meine Schuld, das Gaara und Kankuro…“ Ruckartig erhob sich Temari, ihre Augen blitzen ihr gefährlich entgegen. „Ich habe meine Brüder auf dem Gewissen. Willst du mir das damit sagen?“ Sakura seufzte. Es war ihr verboten gewesen Freundschaften zu schließen. Sie hätte sich daran halten sollen, doch stattdessen… Gaara und Kankuro waren auch für sie wie Brüder gewesen. Zu einem Teil hatte Temari Unrecht. Es war ihrer beider Schuld gewesen. Der Tod von Temaris Brüdern war nichts weiter als ein Exempel, welches statuiert wurde. So konnte sich ihr Vater Gewiss sein, das sie es sich nie wieder wagen würde ihn zu hintergehen und gleichzeitig konnte er ein weiteres Werkzeug zu seiner Sammlung hinzufügen. Er hatte gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, wie man so schön sagte. „Orochimaru war meinem Vater schon längere Zeit untergeben gewesen, wie sonst hätte ausgerechnet er zu einem solchen Posten kommen sollen. Mit genügend Geld lässt sich eben alles beeinflussen und so hatte er gleichzeitig die volle Kontrolle über seine selbsternannten ‘Schützlinge‘. Natürlich wusste mein Vater, das Orochimaru nicht unbedingt die treuste Seele war, aber er führte seine Auftrage immer, und ohne irgendwelche Fragen zu stellen, zu vollster Zufriedenheit aus. - Mit Geld wächst die Macht und mit Macht schwindet die Skrupel.“ Während dieser Rede hatte sich Temaris rechte Hand in ihrer Jacke verkrallt. Es fiel ihr diesmal wahrlich schwer, sich nicht ihren aufsteigenden Gefühlen hinzugeben. Am liebsten hätte sie geschrien, geweint, geflucht und irgendjemanden geschlagen. Stattdessen verharrte sie ruhig in ihrer Position. Nur das Zittern der linken Hand, welche noch immer schlaff an ihrer Seite herab hing, verriet ihre innerliche Aufgewühltheit. „Du hast alles mit angesehen?“ Ein knappes Nicken seitens Sakura war die einzige Antwort, die sie daraufhin erhielt. Nun war es Temari, die einen kläglichen Seufzer ausstieß. Vorerst würde sie diese Sache wohl auf sich beruhen lassen. Es gab wichtigere Dinge, die derzeit oberste Priorität besaßen. Um die Schlange würde sie sich zu einem späteren Zeitpunkt kümmern. Noch war das letzte Wort nicht gesprochen! „Ist das der Grund, weshalb du Naruto unter deine Fittiche genommen hast? Weil er ‘Potenzial‘ besaß?“ Gründlich dachte Sakura über diese Frage nach. Wahrscheinlich war dies wirklich einer der Gründe, die sie dazu bewogen hatte, jedoch spielte ein anderer Faktor eine ebenso große Rolle bei dieser Entscheidung. Ein Faktor, der Temari wohl nicht sehr gefallen würde… „Naruto Uzumaki ist das Patenkind von Mikoto und Fugaku Uchiha.“ Wie die Rosa-haarige es sich bereits gedacht hatte, schloss Temeri ergeben die Augen und ließ sich wieder zurück in die Polster des Sofas sinken, bevor sie ihren Kopf auf dessen Lehne bettete. „Ich hasse die Uchihas…“ * 228 Millionen Jen ~ etwa ~ 2 Million Euro Kapitel 25: Gathering of players -------------------------------- Es war nicht immer leicht in einer Welt zu leben, die von Machtspielchen, Korruption und Verrat beherrscht wurde. Das wusste Konan wohl mehr, als manch ein anderer. Schließlich wurde auch sie einst zu einem Spielball jener menschlichen Launen, die ihr Schicksal somit bestimmt hatten. Ein Schicksal welches sie sich nie gewünscht hatte und welches nun doch ihr ganzes Sein beherrschte. Zurückblickend fragte sie sich, wie es so weit kommen konnte und wie es sein konnte, das sie das alles vergessen hatte. Spöttisch lächelnd schüttelte sie den Kopf, sodass sich einige blaue Strähnen, aus ihrem locker verknoteten Zopf lösten. Nein, vergessen hatte sie es keineswegs. Viel eher wurde sie ihren Erinnerungen beraubt. Nicht nur ihr wurde diese ‘Gnade‘ zuteil. Vielen erging es so. Einige von ihnen lebten bereits schon nicht mehr. Mit Wehmut dachte sie dabei an Mikoto Uchiha. Die Yakuza hatte wahrlich ihre Mittel und Wege um Unschönheiten aus dem Weg zu schaffen. Wer zu viel wusste, der war nicht länger von Bedeutung und musste beseitigt werden. Ein Menschenleben war in dieser Welt nicht viel wert. Außerdem gereichte es nur von Vorteil, wenn man einen Verbündeten bei der Polizei hatte. Da war es doch kein Problem, ein paar Beweise zu manipulieren und die andere geschickt unter den Teppich kehren zu lassen. Doch – und damit kam sie zu einem Knackpunkt, den sie bis dahin nicht einmal einer geringfügigen Bedeutung zugemessen hatte – was hatte es mit der Uchiha-Corporation auf sich? Immerhin war Fugaku der Polizeivorsitzende, also hatte er doch gar keine Zeit sich ebenso noch um eine ganze Firma zu kümmern. Und Itachi… Erneut schüttelte sie den Kopf. Sie machte sich viel zu viele Gedanken über Dinge, die sie eigentlich gar nicht interessieren sollten. Wichtiger war es vorerst Sakura zu erreichen. Sie ahnte, was die Rosa-haarige vorhatte und es gefiel ihr keineswegs. Vielleicht würde sie ihre Meinung überdenken, wenn sie endlich die Wahrheit erfahren würde. Wenn sie endlich erkennen würde, dass… „Nächster Halt – Utsunomiya.“ Nun war sie also da. Noch etwa 30 Kilometer, die sie von Sakura trennten. Eine Strecke, die unüberwindbar schien. Doch Konan gab nicht auf, egal wie sehr ihr Gefühl sie davon abhalten wollte, ihren Weg fortzusetzen. Sie war nun schon viel zu weit gekommen, um umkehren zu können. Als sie den Zug verlassen hatte, erkannte sie bereits schon in einigen Metern Entfernung den grauen Haarschopf, der sie abholen sollte. Er sah genauso aus, wie auf dem Foto, welches man ihr zukommen lassen hatte. Das war also Akito Kohara. Das Gefühl in ihrer Bauchgegend nahm stetig zu. Tief atmete sie durch, bevor sie schließlich wieder Schritt aufnahm und auf ihn zuging. Ein leichtes Lächeln machte sich daraufhin auf seinen Lippen breit, welches auf sie ebenso falsch wirkte, wie seine ganze Identität. Er war nicht der, der er vorgab zu sein. Der Ausdruck in seinen Augen hatte ihn ebenso verraten, wie die Hand in seiner Jackentasche. Wissen und Macht lagen oft nah beieinander. Lässig lehnte Raika an ihrem schwarzen Isuzu D-Max. Sie war zu spät, dessen wurde sie sich bewusst, als sie Kabuto in das Innere des Bahnhofs hatte gehen sehen. Unter diesen Umständen müsste sie wohl doch zu Plan B greifen. Sie musste nur den richtigen Zeitpunkt abpassen und hoffen, das Konan wirklich so intelligent war, wie man ihr nachsagte. Sollte ihr etwas zustoßen, würde Sakura-sama wohl nicht sehr erfreut sein. Eine Tatsache, die sie gerne vermeiden würde. Seufzend schob sie die Sonnenbrille auf ihrer Nase zurecht, als sie aus dem Augenwinkel auch schon einen blauen Haarschopf ausmachen konnte. Bei genauerem hinsehen, konnte sie auch Yakushi ausmachen. Ihrem geschulten Auge entging dabei weder, das Konan sichtlich angespannt war, noch das Yakushi eindeutig eine Waffe in seiner Jackentasche bei sich trug. Raikas Mundwinkel verzogen sich zu einem angedeuteten Grinsen, als sie den Beiden mit gewissem Abstand folgte. Es würde schnell gehen. So wie es aussah, wollte der Grauhaarige nicht viel Zeit verlieren. Er würde Konan in eine ruhigere Zone führen und ihr dort die Sache schnell über die Bühne bringen. Sein Problem bestand allerdings darin, das er viel zu sicher und gleichzeitig zu unvorsichtig war. Yakushi würde verlieren. Die Dame trumpfte über den Läufer. Es war genauso, wie sie es sich gedacht hatte. Bald schon waren die Zielpersonen in einer Seitenstraße abgebogen. Raika erkannte sofort, das es sich um eine Sackgasse handelte. Konan hätte keine Chance zur Flucht. Bedacht schlich sie näher, lauschte Yakuschis Worten, die er Konan leise und boshaft entgegen zischte. Leider war er dabei so leise, das sie nur Satzfetzen auffassen konnte. „...tot sehen...weißt zu viel...Hayato-sama...nicht kommen dürfen...“ Gedanklich fluchte die Braunhaarige. Das dauerte ihr alles viel zu lange, außerdem wollte sie wissen, worum es ging, aber würde sie noch näher heran gehen, bestünde die Gefahr, das er sie entdecken würde. Verärgert zog sie die Augenbrauen zusammen, bevor sie ihre Colt M1911 aus der Halterung nahm. Sie hatte keine Lust länger zu warten. Doch kaum, dass sie diesen Gedanken erfasst hatte, hörte sie einen gedämpften Schuss. Erschrocken keuchte Raika auf und stürmte um die Ecke. Gerade so bekam sie mit, wie Kabutos lebloser Körper schwerfällig zu Boden sackte. Konan hatte die Waffe noch immer im Anschlag, dennoch wusste Raika sofort, das sie nicht abgedrückt hatte. Konan wirkte genauso erschrocken, wie sie selber. Außerdem zitterte ihre Hand so stark, als das sie unmöglich hätte genau zielen können. Aber wer…? Verwundert schaute sie sich um, sich wohl bewusst, das Konan sie entdeckt hatte und panisch ansah. Ein leiser Seufzer entrann ihrer Kehle, als sie Akemi entdeckte, die lässig auf sie zu schlenderte. Hinata dicht hinter ihr. Während ihre Kollegin geradewegs auf sie zu kam, ging die Haruno direkte auf die Blau-haarige zu, die sichtlich verstört wirkte. „Es sieht dir gar nicht ähnlich, so lange zu zögern.“ „Ich hatte meine Gründe.“ Skeptisch hob Akemi eine Augenbraue, beschloss aber nicht näher darauf einzugehen. Raika hatte es schon immer bevorzugt ihrer eigenen Wege zu beschreiten. Sie ließ sich ungern vorschreiben, wie sie eine Aufgabe zu erledigen hatte. Dies hatte oft schon zu Problemen geführt, dennoch ließ sich nicht leugnen, das die Jüngere wusste, was sie tat. Und wenn sie meinte, einen Grund für ihr Handeln zu haben, dann glaubte Akemi ihr. Bedingungslos. „Wir sollten gehen.“ Hinata gab ein knappes Nicken von sich und erfasste Konans Hand, die sich allmählich wieder zu beruhigen schien. Gemeinsam kamen sie auf die Beiden zu. Ein leichtes Lächeln machte sich auf Konans Lippen breit, als sie Akemi erblickte. „Danke.“ Schnaufend wandte sich die Angesprochene um. „Ich habe das nicht für dich getan.“ Zusammen verließen sie den Ort des Geschehens. Er würde wohl noch einige Zeit dauern, bis man die Leiche entdecken würde. Bis dahin wären sie längst in Nikkô angekommen. Außerdem dürfte es für die örtliche Polizei schwer werden verwendbare Spuren zu finden. Sie waren Profis. Und Fehler passierten nun mal nur Amateuren. Wenig später befanden sie sich erneut vor dem Bahnhof, wo noch immer Raikas Auto parkte. Grinsend, und mit vor der Brust verschränkten Armen, wartete bereits Naruto bei diesem auf sie. Natürlich. Raika hätte es eigentlich gleich wissen müssen, dass er Akemi und Hinata auf ihre Spur geführt hatte. Gefährlich blitzten ihre braunen Augen ihm entgegen. Schweigend folgte Temari ihrer Freundin durch die nächtlichen Straßen Nikkōs. Man nannte sie auch: die Sonnenschein-Stadt. Ein spöttisches Lächeln zuckte über Temaris Mundwinkel. Wenn die Leute wussten, das dieser Ort allmählich zu einem Mafia-Treff verkam, würden man ihn wohl eher in Todes-Stadt umbenennen. „Wo gehen wir eigentlich hin?“ Grinsend blieb Sakura stehen und drehte sich zu ihr um, ein amüsiertes Funkeln in den Augen habend. „Es gibt kein bestimmtes Ziel. Mir war nur nach einem kleinen Spaziergang.“ Skeptisch zog die Blondine ihre Stirn kraus, bevor sie merkte, das Sakura es durchaus ernst meinte. Genervt strich sie sich eine störende Haarsträhne hinter das Ohr und stemmte anschließend die Hände in die Hüfte. „Und warum war meine Anwesenheit dabei für dich unabkömmlich?“ „Meinetwegen.“ Überrascht drehte Temari sich um. Interessant. Damit hätte sie nun wirklich am allerwenigsten gerechnet. „Sasuke-kun, ich hoffe du hattest eine angenehme Anreise.“ Missbilligend schnalzte Temari mit der Zunge. Warum war er hier? Was hatte Sakura nur vor? Kapitel 26: Piece of the Past ----------------------------- „Orochimaru-sama.“ Belustigung blitzte in den gelben Augen des Schwarzhaarigen auf, während er dabei zusah, wie sich sein Untergebener ehrfürchtig vor ihm verbeugte. „Yūsei, was verschafft mir die Ehre deines Besuches?“ Noch immer in ehrfürchtiger Manier erhob sich der Angesprochene wieder aus seiner gebückten Haltung, sodass er der Schlange – wie man ihn in ihren Kreisen auch gerne nannte – genau gegenüber stand. Seine Gesichtszüge ließen keine Regung erkennen, dennoch wusste Orochimaru um die Angespanntheit des Anderen. Yūsei war noch nie ein begnadeter Schauspieler gewesen. Und ihm konnte er erst recht nichts vormachen. Ein boshaftes Grinsen machte sich auf seinen schmalen Lippen breit. „Wir konnten nun endlich ihre Identität und ihren Aufenthaltsort ermitteln.“ Sein Grinsen wurde eine Spur breiter. Es hatte auch lange genug gedauert. Doch nun war endlich die Zeit gekommen, um- Bevor er diesen Gedanken zu Ende bringen konnte, ertönte ein lauter Knall und Yūsei ging zu Boden. Kurz darauf ertönte das bekannte Geräusch einer Patronenhülse, die auf dem steinigen Untergrund aufschlug. Orochimaru brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen wer diesen Schuss soeben von sich gegeben hatte. Die Antwort lag bereits auf der Hand. Bedacht erhob er sich von seinem Sitzplatz und trat auf die Mitte des Raumes zu, von wo aus eine Person unverzüglich aus dem Schatten trat und strickt auf ihn zukam. „Ich mag es gar nicht, wenn man hinter meinem Rücken agiert. Und Yūsei war mir längst schon ein Dorn im Auge.“ „Diesen Fehler habt Ihr ja nun behoben, Hayato-sama.“ Gefährlich blitzten die dunklen Augen des Harunos ihm entgegen. Ein eisiger Schauer lief dem Schwarzhaarigen über den Rücken. „Du solltest deine Zunge hüten, sonst muss ich mir ebenso überlegen, ob du noch weiter von Verwendung bist.“ Ergeben gab Orochimaru ein knappes Nicken von sich. Er war sich durchaus bewusst, das Hayato Haruno keine falschen Versprechen machte. Dafür hatte er schon viel zu viel erlebt und er hatte nicht vor vorzeitig abzudanken. Immerhin stand er noch voll in der Pracht seiner Blütezeit. Belustigt, über seine eigenen Gedanken, verzogen sich seine Mundwinkel zu einem angedeuteten Grinsen. „Also, was kann ich für Euch tun, Hayato-sama?“ Zufrieden gestimmt durch den nötigen Respekt, der ihm nun entgegen gebracht wurde, wandte sich Hayato um und verließ den Raum. Kurz bevor er diesen jedoch komplett verließ, vernahm Orochimaru noch jene acht Worte, auf die er die ganze Zeit über gehofft hatte. „Es wird Zeit meiner Tochter einen Besuch abzustatten.“ Jetzt hatte es also begonnen. Das Ende… Gelangweilt musterte Temari den jüngeren Uchiha, während sich dieser sichtlich unwohl in ihrer Nähe zu fühlen schien. Sakura war schon vor einiger Zeit verschwunden. Laut ihren Worten, wollte sie sich noch ein wenig die Beine vertreten gehen. Eine Lüge, die Temari einfach dabei beließ. Die Rosa-haarige würde sie schon darüber in Kenntnis setzen, sobald sich Neuigkeiten ergeben hätten. Hoffte sie zumindest „Also, weswegen bist du hier, Uchiha?“ Seine Haltung versteifte sich noch ein wenig mehr, hatte er doch nicht damit gerechnet, das sie ihn ansprechen würde. Sakura hatte ihm bereits mitgeteilt, wie sie zu den Uchiha stand. Er konnte es der Blondine nicht einmal verübeln. Selbst er begann allmählich seine familiäre Abstammung zu hassen. Ein Hass, der stetig wuchs. „Itachi… Sakura sagte mir, dass er hier irgendwo sei und-“ Mit einer abrupten Geste brachte sie ihn zum schweigen. Ihre Gesichtszüge wirkten völlig neutral, doch in ihren Augen konnte er deutlich etwas aufblitzen sehen, was ihm noch weniger gefiel, als ihr gesamtes Verhalten ihm gegenüber. Ihre nächsten Worte verschlimmerten die ganze Lage nur noch. „Sie hat dich also als Opferlamm auserkoren.“ Schwer schluckend senkte Sasuke seinen Blick. Was, wenn Temari Recht hatte? Innerlich schüttelte er den Kopf. Nein, daran durfte er gar nicht erst denken. Sakura mochte zwar der Yakuza angehören und eine Mörderin sein, dennoch schloss das nicht die Tatsache aus, das sie noch immer ein menschliches Wesen mit Gefühlen und einem Gewissen war. Außerdem wagte er es sogar, sie eine Freundin zu nennen. Nein, sie würde davor Sorge tragen, das ihm nichts geschah. Ihre Augen… Sasori hatte Recht. Die Zunge vermochte es zwar zu lügen, doch die Augen waren der Spiegel der Seele. Sie sprachen stets die Wahrheit. Und Sakuras Augen waren wohl die ehrlichsten, in die er bisher gesehen hatte. Entschlossen hob er wieder den Blick und sah Temari fest an. „Ich werde keinen Rückzieher machen, wenn du darauf spekulierst. Ich vertraue ihr. Das solltest du auch tun.“ Höhnisch lachte sie auf. Lange schon hatte sie niemand mehr so amüsiert. Wusste dieser Uchiha-Bengel eigentlich, was er da soeben von sich gegeben hatte? Es dauerte einige Zeit, bevor sie sich wieder vollkommen beruhigt hatte. Dennoch konnte sie die Belustigung nicht gänzlich aus ihren Gesichtszügen vertreiben. „Vertrauen?“ Sie lehnte sich etwas weiter vor, stützte die Ellbogen auf ihren Knien ab und den Kopf auf ihre zusammengefalteten Hände. Ein Position, die etwas offenes und doch nichtssagendes an sich hatte. „Wenn du wirklich so denkst, bist du naiver als ich bisher angenommen habe. Der alte Grundsatz ‘Auge um Auge‘ macht schließlich alle blind.“ Damit lehnte sie sich wieder zurück, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, gab somit Sasuke genügend Zeit ihre Worte wirken zu lassen und gründlich über diese nachzudenken. Ob er sie annahm und was er schließlich daraus machte, blieb gänzlich ihm überlassen. „Temari?“ „Hm?“ Nachdenklich blickte Sasuke auf die blonde Frau, die noch immer völlig entspannt ihm gegenüber saß. Konnte er es wirklich wagen, ihr diese Frage zu stellen, die ihn schon längere Zeit beschäftigte? Er beschloss einfach alles auf eine Karte zu setzen. Ob sie darauf antworten würde, war ganz ihr überlassen. „Was genau ist da zwischen dir und Sakura?“ „Temari?“ Grummelnd zog sich die Angesprochene die Decke über den Kopf. Sie hatte keine Lust jetzt schon aufzustehen. Es war doch Wochenende. Die einzige Zeit, wo sie wirklich ausschlafen durften. Ihr Bruder schien das aber anders zu sehen. Ungeduldig zog er an ihrer Decke, bis er es schließlich schaffte, ihr diese gänzlich zu entreißen. Murrend steckte sie ihren Kopf nun stattdessen unter ihr Kissen. Es war viel zu hell. „Jetzt steh schon auf Temari. Hast du denn schon vergessen, wer heute kommt? Außerdem hält uns Kankuro einen Platz im Speisesaal frei.“ Noch immer etwas verschlafen rappelte das blonde Mädchen sich auf. Es hatte einfach keinen Sinn mehr weiter schlafen zu wollen. Und der Aussicht auf Frühstück war sie auch nicht ganz abgeneigt. Erst dann registrierte sie den Mittelteil, den Gaara ihr soeben gesagt hatte. Das hatte sie wirklich vollkommen vergessen. Ohne weiter auf ihren Bruder zu achten, sprang sie förmlich auf, schnappte sich ein paar Sachen aus ihrem Kleiderschrank und huschte mit diesen ins Badezimmer. Grinsend blickte Gaara ihr hinter her und schüttelte anschließend den Kopf. Ein Wunder, das er heute mal kein kaltes Wasser gebraucht hatte… Sie hatten gerade den Essensaal erreicht und sich auf ihre Plätze begeben, als es plötzlich verdächtig still wurde. All die Kinder, die bis dahin vergnügt miteinander geredet und Späße gemacht hatten, stellten ihre Aktivitäten ein, als sie sahen, wer soeben den Raum betreten hatte. Angespannt hielt Temari die Luft ein. Fugaku Uchiha und Hayato Haruno. Wen diese hier waren, dann… Und da sah sie auch schon den rosa Haarschopf, der hinter dem Rücken des Haruno hervor lugte. Während Orochimaru – der Leiter des Heimes – die beiden Männer überschwänglich begrüßte, warf Sakura ihr und ihren Brüdern ein schüchternes Lächeln zu, bevor sie ihre Gesichtszüge wieder komplett verschloss und monoton nach vorne blickte. Bloß kein Aufsehen erregen. „Sakura, warte hier.“ Ihr Vater warf ihr einen mahnenden Blick zu und verschwand anschließend mit Orochimaru und Fugaku nach draußen. Sie konnte nur vermuten, das sie in Richtung des Büros gingen. Im Enddefekt war es ihr egal, was sie dort wieder für Machenschaften planten. Wichtig war für Sakura nur, das sie endlich ihre Freunde wieder sah. Es war nun schon viel zu lange her. Sofort kam ein blonder Wirbelwind auf sie zu gestürmt. Gleich darauf auch Kankuro und Gaara, die sie beide in eine herzliche Umarmung zogen, die sie nur allzu gerne erwiderte. Das Gefühl von körperlicher Nähe kam ihr viel zu selten zu gute, sodass sie diese Augenblicke voll auskostete. Währenddessen hatten auch die anderen Kinder ihre vorherigen Aktivitäten wieder eingestellt, sodass reges Treiben in dem Raum herrschte und kaum jemand auf das Vier-Gespann achtete. „Wie geht es euch?“ Ein optimistisches Lächeln machte sich auf Temaris Lippen breit, während sie belanglos mit den Schultern zuckte. „Das Essen ist schrecklich, ansonsten lässt es sich aushalten.“ Kankuro, der wegen dieser Aussage schmunzeln musste, gab daraufhin nur ein bestätigendes Nicken von sich. Und Gaara – der jüngste der Geschwister – sprach das aus, was sich die anderen Beiden nicht getraut hatten. „Es sind schon wieder Kinder verschwunden und neue dazu gekommen. Ich habe Angst, Sakura-san.“ Ein trauriger Ausdruck schlich sich in die grünen Augen der Haruno-Tochter. Natürlich wusste sie um die Umstände des Heimes, aber es stand nicht in ihrer Macht etwas dagegen zu unternehmen. Sie war immerhin nur ein Kind. Beruhigend legte Temari ihr eine Hand auf die Schulter. „Es ist in Ordnung. Irgendwann kommen wir hier raus und dann gehen wir ganz weit weg und dich nehmen wir mit.“ Der Traum eines Kinder, welcher sich nie erfüllte… „Wir waren einst Freunde. Doch das ist schon lange her.“ Ein trüber Schleier legte sich über ihre Augen, die sonst immer so klar wirkten. Temari war wie ein Fels in der Brandung, doch nun hatte sie eher etwas zerbrechliches an sich. Eine Eigenschaft, sie so gar nicht zu ihr passen wollte. Nein, Temari war alles andere als zerbrechlich. Sie war stark. Ihre Maske saß wieder perfekt. Kapitel 27: The truth of dare ----------------------------- Nikkō. Endlich war er an seinem Ziel angekommen. Viel zu lange hatte es gedauert. Nun war er endlich wieder hier. Auch wenn er sich gerne andere Umstände gewünscht hätte. Leider ließ es sich nicht ändern. Mit einem schwermütigen Seufzer ging er in die Hocke, legte die weiße Orchidee auf das Grab vor sich. „Es tut mir leid. Du hast mich gebeten, sie zu beschützen und ich habe versagt. Sakura ist erwachsen geworden und sie hat den gleichen Sturkopf entwickelt, wie auch du einen hattest.“ Ein melancholisches Lächeln zuckte über seine Mundwinkel. „Sie weiß es noch nicht und ich… Warum hast du das getan?“ Nur mit Mühe gelang es ihm seine aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Er würde keine Schwäche zeigen. Er hatte es ihr damals geschworen, nicht um sie zu trauen. Und egal wie schwer es ihm auch fiel, er bewahrte dieses Versprechen stets in seinem Herzen. „Kakashi.“ Sofort erhob er sich und drehte sich zu der überaus bekannten Stimme um. Diese würde er unter tausenden wiedererkennen. „Sakura…“ Langsam, wie als würde sie sich fürchten, trat sie näher an ihn heran. Mittlerweile waren es nur noch wenige Schritte, die sie voneinander trennten, als sie wieder stehen blieb. Seine Körper versperrte ihr noch immer die Sicht, auf den Grabstein. Doch auch ohne ihn anzusehen, wusste sie, welchen Namen sie darauf lesen würde. „Mikoto Uchiha.“ Betrübt senkte der Grau-haarige seinen Blick, konnte den ihren einfach nicht länger standhalten. Nur das Rascheln des Grases verriet ihm, das sie näher kam und sich schließlich genau neben ihn stellte und sanft eine Hand auf den kalten, glatten Stein legte. „Hallo Mutter.“ Erschrocken riss der der Hatake seine Augen auf und wandte sich zu der Rosa-haarigen um, die abwesend geradeaus blickte. „Ich wusste es, Kakashi. Ich wusste es die ganze Zeit über.“ „Sakura, ich…“ Er brach ab, fand einfach nicht die richtigen Worte, die er ihr entgegen bringen sollte. Doch das war auch gar nicht nötig. Die Haruno verstand ihn auch so. „Sie haben die Rollen getauscht.“ Zögerlich nickte Kakashi. Seine Kehle fühlte sich plötzlich an, als würde sie von innen zugeschnürt. Woher wusste Sakura das? Es wurden nirgends Spuren hinterlassen. Er hatte selber dafür Sorge getragen, das alle Dokumente vernichtet wurden. „Meine Mutter… Du hast sie geliebt, habe ich Recht?“ Wieder brachte er lediglich ein Nicken zustande. Ein leichtes Lächeln legte sich daraufhin auf ihre Lippen. „Erzählst du mir endlich, was damals geschehen ist?“ Es war eine sternenklare Nacht, in der Misaki Haruno ihn zu einem Treffen im nahegelegenen Nikkō Kokuritsu Kōen zum Chūzenji-See bestellte. Ein Ort, an dem sie sich schon oftmals verabredet hatten, wenn die Rothaarige mal wieder jemanden zum reden brauchte. Jemanden, den sie vollkommen vertrauen konnte. Stillschweigend standen sie sich schließlich gegenüber. Misakis Blick schien unergründlich und traurig zugleich. Kakashi hatte schwer mit sich zu kämpfen, sie nicht einfach in den Arm zu nehmen und ihr beruhigende Worte zuzuflüstern. Es war kein Geheimnis, was er für sie empfand – das war es schon lange nicht mehr – doch sie hatte ihn stets abgewiesen. Sie tat es aus Angst und sie tat es, um ihn zu schützen. Liebe empfand sie für ihren Mann schon lange keine mehr. Einzig und alleine ihrer Tochter zuliebe, blieb sie noch bei ihm. Doch Sakura wurde älter. Somit entzog sie sich immer mehr ihrem Schutz und ließ sich von Hayato beeinflussen. Es tat ihr in der Seele war, das mit ansehen zu müssen. „Misaki, warum sind wir hier?“ Betrübt senkte sie ihren Blick. Es war für ihn Zeichen genug dafür, das es diesmal etwas wirklich ernstes war, was sie beschäftigte. Innerlich spannte er sich immer mehr an. „Ich habe ein Gespräch zwischen meinem Mann und Hiashi Hyūga belauscht. Es…“ Ihre Stimme versagte ihr den Dienst, sodass sie abbrach und ihm einen hilfesuchenden Blick zukommen ließ. Zögerlich trat er einen Schritt auf sie zu, wagte es jedoch nicht weiter zu gehen. „Was hast du gehört?“ Tief atmetet sie durch, bevor sie ihren Blick wieder hob. Noch immer hatten sie einen traurigen Glanz, der ihn dazu veranlasste, ihr sanft eine Hand auf die Wange zu legen, an die sie sich sofort schmiegte. Seine Nähe übte stets schon etwas Beruhigendes auf sie aus. „Sie planen einen Attentat auf Mikoto, um Fugaku eine Warnung zukommen zu lassen. Hayato meinte, dass Fugaku wohl einiges an Geld und beweißlastigen Unterlagen beiseite geschafft hatte und das sie nun ein Exempel statuieren müssten und Mikoto sowieso nicht von Bedeutung sei…“ Kakashi fragte sich in diesem Moment wie ein Mensch nur so kaltherzig sein konnte, seine eigene Schwester… Dann besann er sich jedoch wieder auf den Grund ihres Treffens, der damit sicherlich noch nicht beendet war. „Kakashi, ich… Würdest du mir einen Gefallen tun, wenn ich dich darum bitten würde?“ Zögerlich nickte der Hatake, sich nicht im klaren darüber seiend, was dies für Auswirkungen haben sollte. Ihre nächsten Worte, sollten die letzten sein, die er von ihr zu hören bekommen würde. „Pass gut auf meine kleine Tochter auf und egal was geschieht, bitte vergieße um meinetwegen keine Tränen.“ Damit drückte sie ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, bevor sie sich wieder löste und sich sofort umwandte. Er hatte nicht einmal mehr die Möglichkeit zu reagieren, oder sie irgendwie aufzuhalten. Und plötzlich war sie weg. Das Gefühl in seinem Inneren sagte ihr bereits, das er sie nun wohl endgültig verloren hatte. Als er zwei Tage später in der Zeitung von dem Autounfall erfuhr, in dem ebenso eine ganze Familie verwickelt wurde, von der nur ein kleines Mädchen überlebte, bestätigte sich diese Annahme nur noch. Unbemerkt tropfte eine einzelne Träne zu Boden… Vollkommen ruhig hatte Sakura seinen Worten gelauscht, doch innerlich zitterte sie vor unterdrückten Gefühlen. Ihre Mutter hatte sich also für Mikoto geopfert. Warum? Umso mehr sie darüber nachdachte, umso mehr schien die Antwort in weite Ferne zu rücken. „Das Mädchen, welche bei dem Unfall…“ „Konan.“ Verstehend nickte Sakura ihm zu. „Sie hat gesehen, wer hinter dem Steuer saß?“ Diesmal war es Kakashi, der ein bestätigendes Nicken von sich gab. Ein leises Seufzen entrann Sakuras trockener Kehle. „Nach dem sie wieder genesen war brachte man sie nach Nikkō. Dein Vater wollte sicher gehen, dass diese Sache niemals an die Öffentlichkeit gerät. Außerdem hätte es Aufmerksamkeit erregt, wenn ein kleines Kind plötzlich, kurz nach solch einem tragischen Unfall, doch noch unter mysteriösen Umständen verstorben wäre. Daher war es doch nur ganz praktisch, über ein Kinderheim zu befehligen.“ Nickend wandte sich Sakura schließlich an. Sie hatte genug gehört. Den Rest konnte sie sich zusammen reinem. „Kakashi?“ Fragend drehte der Angesprochene sich zur der Rosa-haarigen um, die weniger Meter entfernt mit dem Rücken zu ihm stehen geblieben war. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, was er jedoch durch seine derzeitige Position nicht sehen konnte. „Danke.“ Auch um seine Mundwinkel zuckte nun ein leichtes Lächeln. Frustriert massierte sich Hinata die Schläfen, während Raika und Naruto im Hintergrund fröhlich weiter diskutierten. Bis vor kurzem dachte sie noch, das sie sich in einer ernsten Lage befanden und wahrscheinlich bald schon in den Tod gehen würden, nun glaubte sie jedoch, dass ihre größte Sorge sei, diesen Kindergarten im Zaum zu halten. Und so etwas nannte sich gefährliche Killer… „Hinata, alles in Ordnung?“ Beunruhigt sah Konan sie von der Seite an. Auch für sie musste diese ganze Situation wohl nicht ganz einfach sein. Immerhin hatte sie nun endlich ihr Gedächtnis wiedererlangt, welches die ganze Zeit über dank speziell entwickelten Drogen unter Verschluss gehalten wurde. Es war überhaupt ein Wunder, das sie das Heim überlebt hatte. Sie war eine von wenigen. „Alles bestens. Warum bist du eigentlich zurück gekommen, Konan? Doch nicht etwa, weil du Sehnsucht nach ‘Zuhause‘ hattest?“ Das vorletzte Wort sprach Hinata mit so viel Abscheu aus, wie es ihr nur möglich war. Das Nichiyō no tani, der Name des Heims, welcher etwa so viel wie ‘Tal der Sonne‘ bedeutete, war wohl alles andere als eine Heimat für die Kinder gewesen. Und sonnig war es dort erst recht nicht. Eher war es dunkel und kalt. Genauso wie die Inhaber jenes Gebäudekomplexes. „Ich bin hier, um mit der Vergangenheit abzuschließen. Ein Grund, der uns wohl alle hier her geführt hat.“ Damit hatte die Blau-haarige durchaus Recht. Doch klang es bei ihr so einfach. Mit der Vergangenheit würde man nie endgültig abschließen können. Sie war der Teil eines Menschen, der ihn zu dem gemacht hatte, was er in der Gegenwart war und in der Zukunft sein würde. Irgendwann würde dies Konan auch verstehen… Kapitel 28: Memories -------------------- Sakura dachte noch lange über das Treffen mit Kakashi nach. Natürlich hatte sie längst schon gewusst, das ihre Mutter tot war. Sie hatte es gespürt, ganz tief in ihrem Herzen. Dennoch tat diese Gewissheit nicht halb so weh, wie sie angenommen hatte. Eigentlich hatte sie ihre Mutter nie richtig gekannt. Sie ging, als sie selber noch klein war. Vielleicht sieben Jahre alt, oder acht. Trotzdem erinnerte sie sich noch daran, wie ihre Mutter oftmals mit ihr ins Heim gefahren ist, um sich dort nach den Kindern zu erkundigen und sie heimlich mit ihren Freunden spielen zu lassen. Ihre Mutter war wohl die einzige, der wirklich etwas an den Waisenkindern lag. Sie brachte häufig Spielsachen und Süßigkeiten mit, teilte diese hinter den lauernden Augen der Schlange gerecht auf. Zu einem jener ersten Besuche hatte sie auch Temari und ihre Geschwister näher kennen gelernt. Anfangs war es merkwürdig und das Wort Freunde fühlte sich so fremd an, doch ihre Mutter hatte sie richtiggehend dazu animiert es zuzulassen. Ein leises Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie wehmütig daran zurück dachte. Misaki Haruno war wirklich ein ganz besonderer Mensch gewesen und sie war stolz darauf, diese Frau ihre Mutter nennen zu dürfen. Zu einem gewissen Teil war es wohl auch ihr Tod, denn Sakura rächen wollte. Doch es war nicht nur das, was zu ihren Gründen gehörte, die sie dazu animiert hatte, die Reise nach Nikkō anzutreten. Sie wollte doch nur endlich frei sein. Frei von den korrumpierenden Machenschaften ihres Vaters und seinen Sklaven, wie sie sie so gerne beschimpfte. Als wenn er ihr so billig seinen Tod verkaufen könnte. Es war doch alles bloß geheuchelt, genauso wie alles, was er sowohl ihrer Mutter als auch ihr selber einstweilen entgegen gebracht hatte. Liebe war stets schon ein Fremdwort ohne jegliche Bedeutung für ihn gewesen. Es war innerlich schon lange kalt und tot. Eigenschaften, die er ihr genauso eingepflanzt hatte. Und der Samen ist stetig gewachsen und hatte sich ausgebreitet, sie wie eine Krankheit befallen. Es war lange her, das sie wirklich Gefühle empfunden hatte. In ihrer Welt war dafür kein Platz vorgesehen. Nichts als Hass verspürte sie mehr. Zumindest sollte sie das nicht. Doch gab es Momente… Als sie Konan begegnet war. Der Tanz mit Sasori. Das erste Treffen mit ihrer Schwester. Das Grab ihrer Mutter. Da spürte sie etwas. Etwas, das ihr sagte, das sie doch noch am Leben war. Etwas, das ihr zuflüsterte, das doch noch nicht alles gänzlich verloren war. Trotzdem, oder gerade deswegen, hatte sie Angst diesen Empfindungen und der leisen Stimme in ihrem Hinterkopf zu trauen. Es tat weh enttäuscht zu werden, mehr noch als der Einschuss einer Kugel. Obwohl man es durchaus miteinander vergleichen konnte. Es fühlte sich an, wie als würde ihr Herz regelrecht zerfetzt werden. Ein Grund mehr, warum sie es stets vermied, den Menschen ihr Vertrauen zu schenken. Es schmerzte so unsagbar. Doch was blieb am Ende, wenn sie sich von allem und jeden abwandte. Einsamkeit. Ihr wohl schlimmster Feind und gleichzeitig bester Freund. Ihre Augen bekamen einen melancholischen Ausdruck, als sie vor dem geschlossenen Ladenfenster eines Spielzuggeschäftes verweilte. „Mama, schau mal der Teddy. Er guckt genauso komisch, wie der neue Junge aus dem Heim. Naruto heißt er, glaub ich.“ Schmunzelnd strich Misaki ihrer Tochter über die schulterlangen, hellbraunen Haare. „Möchtest du ihm den schenken? Vielleicht guckt Naruto dann nicht mehr so komisch.“ Das was Sakura als komisch benannt hatte, waren eigentlich Trauer und Einsamkeit. Ihre Tochter kannte diese Bezeichnungen nicht, oder sie ließ es sich einfach nicht anmerken. Ein trauriger Seufzer drang über Misakis Lippen. „Aber ich… Kannst du ihm den nicht einfach geben?“ Schüchtern blickte Sakura sie mit großen, grünen Augen an, sodass sich erneut ein Lächeln auf ihre Lippen legte, bevor sie mit ihrer Tochter an der Hand den kleinen Laden betrat. Trauer. Einsamkeit. Sie war aufgewachsen mit diesen Begriffen, auch wenn sie es immer versucht hatte zu verbergen. Und als ihre Mutter dann eines Nachts an ihrem Bett gesessen und geweint hatte, da… Sakura schüttelte den Kopf. Sie hatte sich schlafend gestellt in jener Nacht und doch konnte sie nicht verhindern, das ihr ebenfalls Tränen aus dem Augenwinkeln geperlt waren. Es waren die letzten Stunden ihrer Mutter, kurz bevor sie sich an Mikotos Stelle hinter das Steuer des Autos setzte. Sie hatte sich die Haare gefärbt und geglättet. Die ähnliche Größe und Statur kam diesem Unterfangen ebenso zugute. Kakashi dachte zwar, das er alle Beweise vernichtet hatte, aber er hatte es wohl nicht über sich gebracht, Misakis Abschiedsbrief, den sie ihm zukommen lassen hatte, ebenso zu verbrennen. Die Menschen lebten von Erinnerungen und wenn Liebe mit im Spiel war… „Du musst nicht mehr länger alleine stark sein, Sakura.“ Verborgen hinter einer Maske von Monotonie, drehte sie sich um. Es verwunderte sie, das Hinata sie hier gefunden hatte, ebenso wie sie nicht damit gerechnet hatte, das ihre Schwester alleine sein würde. „Du bist bekommen.“ Ein leichtes Lächeln zupfte an Hinatas Mundwinkeln. „Du hast nach mir gerufen.“ Die Antwort berührte Sakura, auch wenn sie das niemals zugeben würde. Auch wenn Hinata sagte, sie müsse die Bürde nicht länger alleine tragen, so wusste sie es doch besser. Die Blauschwarz-haarige war hier. Mehr konnte sie nicht verlangen. Mehr durfte sie einfach nicht verlangen. Denn am Ende würde sie es sein, die eine Entscheidung treffen musste. „Beantworte mir eine Frage, Hinata. Vertraust du mir?“ „Ja.“ Die Antwort kam sofort, bewog Sakura dazu näher auf ihre Schwester zuzugehen und schließlich dicht vor dieser stehen zu bleiben. Sanft, fast schon liebevoll, nahm sie Hinata in den Arm und beugte sich zu ihrem Ohr. „Das solltest du nicht tun. Es könnte dich dein Leben kosten.“ Die Worte kamen einem Hauch gleich, so leise wie sie gesprochen wurden. Trotzdem, obwohl dies wohl Sakuras Absicht gewesen war, jagten sie ihr keine Angst ein. Und auch als sie einen Stich in ihrem Nacken spürte und ihr kurz darauf Schwarz vor Augen wurde, bevor sie endgültig das Bewusstsein verlor, waren ihre letzten Gedanken: *Ich werde dir immer vertrauen, Schwester.* Es verwunderte Temari nicht im geringsten, das Sakura mitten in der Nacht alleine zurückkam. Nur Naruto schien seltsam abwesend und bedrückt. Nachdenklich hielt er seinen Blick in die Ferne gerichtet, schien nichts mehr von seiner Umwelt wahrzunehmen, selbst die leisen Stimmen um ihn verklangen immer mehr. Es war bereits dunkel draußen, als sich eine kleine Gruppe den Weg durch das dichte Geäst des, an das Waisenhaus angrenzenden, Waldgebiets bahnte. Das einzige Mädchen unter ihnen, ihr Name war Rin, hatte sich dabei fest an seinen Arm geklammert. Immer wieder hörte Naruto dicht an seinem Ohr ihrer erschrockenen Laute und spürte, wie sie zusammenzuckte. Beruhigend nahm er sanft ihre Hand in seine. Kurz darauf hatten sie das Gebiet auch schon durchquert. Vor ihnen erhob sich die dunkle Silhouette einer alten Scheune. Sie war zu so etwas, wie ihrem Bunker geworden, in dem sie ihre Sorgen kurzzeitig draußen ausschließen konnten. Vorsichtig löste er sich aus Rins Umklammerung und beschleunigte seine Schritte, als er plötzlich einen Schatten vor der Scheune hocken sah. Leises Wimmern und Schniefen drang an seinen Gehörgang. Er blickte kurz neben sich, wo Benjiro stand und ihm knapp zunickte. Also war es wohl an Naruto die Vorhut zu beziehen. Langsam ging er auf die Gestalt zu und ging schließlich vor ihr in die Hocke. Er erkannte ein junges Mädchen. Sie schien etwa in seinem Alter zu sein. Bedacht legte er ihr eine Hand auf die Schulter, was sie erschrocken zusammenzucken und schließlich aufblicken ließ. „Hey. Mein Name ist Naruto Uzumaki und wer bist du?“ „Ich bin Hinata… Hinata Hyūga.“ Freundlich lächelte er ihr zu und erhob sich wieder, streckte er ihr die Hand entgegen, um ihr ebenfalls aufzuhelfen. „Freut mich dich kennen zu lernen, Hinata. Aber sag mal, was machst du denn hier so ganz alleine?“ Traurig senkte die Angesprochene ihr Gesicht, sodass er die aufkommenden Tränen in ihren Augen nicht sehen konnte. „Ich… Ich bin von zu Hause weggelaufen.“ Nun traten auch Rin und Benjiro näher, die sich bis dahin eher im Hintergrund gehalten hatten. Die anderen Kinder hatten sie zurückgeschickt. Ihr Ausflug musste wohl vertagt werden. „Möchtest du uns erzählen was passiert ist“, sprach nun auch Rin sanft auf das verschüchterte Mädchen zu, die jedoch nur unwillig den Kopf schüttelte. Sie wollte doch niemanden mit ihren Problemen belasten. Eine Sorge, welche völlig unbegründet war. Naruto war immerhin noch nie Jemand gewesen, der einfach aufgegeben hatte. Und so brachte er Hinata doch noch dazu, ihnen ihre Geschichte zu erzählen. „Meine Eltern waren immer gut zu mir. Ich dachte sie lieben mich, genauso wie ich sie auch liebe, aber heute Abend… Sie haben sich ganz dolle gestritten und mein Vater hat gesagt, das ich ein großer Fehler war und noch andere ganz gemeine Dinge…“ Mitleidig streichelte ihr Benjiro über den Rücken. Er kannte das. Seine Eltern hatten sich damals auch oft gestritten, meist wegen ihm, weil sie einfach mit seiner Erziehung überfordert waren und kaum Geld hatten, sodass sie beschlossen, ihn einfach in einem Heim abzugeben. Er hatte nur mal irgendwo gehört, dass sie mittlerweile umgezogen waren und es ihnen besser ginge. Mittlerweile tat es nur noch halb so weh. „Du solltest nach Hause gehen und mit deinen Eltern reden. Vielleicht hast du nur etwas falsch verstanden.“ Naruto schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, welches Hinata eher halbherzig erwiderte, bevor sie ein schwaches Nicken zustande brachte. Kurz darauf wollte sie sich schon abwenden und Narutos Rat befolgen, wurde von eben jenem aber aufgehalten und fand sich wenig später in dessen Armen wieder. Eine Chance, die sich auch Rin und Benjiro nicht entgegen ließen. Und als Hinata sich wenig später mit einem ehrlichen Lächeln von den Dreien verabschiedete, ahnte sie nicht, das sie Naruto eines Tages wieder treffen würde… Studierend musterte Sakura Narutos Gesichtszüge. Er erinnerte sich also. Langsam schien ihr Plan gänzlich aufzugehen. Es fehlte nur noch eine Zutat. Damit wandte sich ihr Blick dem jungen Uchiha zu, der sich gerade in einem anregenden Gespräch mit Raika befand. Ihre Augen verdunkelten sich. Kapitel 29: At night -------------------- Als Hinata zu sich kam, sah sie nichts als endlose Schwärze. Von irgendwo hörte sie das leise, konstante Plätschern von herunterfallenden Wassertropfen, während sie ein modriger Geruch umgab. Ächzend rappelte sie sich aus ihrer derzeitigen Position auf und massierte sich die Schläfen, obwohl sie sich sicher war, das es wohl auch nicht viel bei ihren Kopfschmerzen bringen würde. „Du bist wach.“ Erschrocken sah sie in die Richtung aus der die Stimme gerade gekommen war und kniff anschließend angestrengt die Augen zusammen, doch ihre Sicht blieb die gleiche. Es war einfach viel zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Dennoch kam ihr die Stimme merkwürdig vertraut vor. „Itachi?“ „Hn.“ Tief atmete Hinata durch. Okay, sie befand sich also alleine mit Itachi irgendwo im nirgendwo und… Und das war es auch schon. Mehr wusste sie eigentlich gar nicht. „Wo sind wir hier?“ Kurze Zeit blieb der Uchiha still, nur seine regelmäßigen Atemzüge, welche sie erst jetzt wahr nahm, verriet noch immer seine Anwesenheit. „Sag du es mir.“ Verwundert zog sie die Stirn kraus. Was meinte Itachi denn damit? Woher sollte sie denn… Ein plötzlicher Gedanke schoss ihr in den Kopf. Aber das konnte doch nicht… Warum ausgerechnet hier? „Das Waisenhaus…“ Nur ein Flüstern drang über ihre spröden Lippen. Trotzdem schien Itachi es genau verstanden zu haben. Sein zustimmendes Brummen war ihr Antwort genug. „Wie lange bist du schon hier und wer…? Was ist hier nur los?“ Mittlerweile war sie gänzlich aufgestanden und tastete sich langsam voran, immer darauf bedacht nirgendwo dagegen zu laufen, bis sie schließlich doch gegen einen Widerstand stieß. Etwas weiches. Vorsichtig beugte Hinata sich herab und ertastete Haare und schließlich raue Haut. Erneut atmete sie tief durch. „Sag mir bitte, dass du das bist, Itachi.“ „Hn. Könntest du jetzt bitte aufhören mich zu befummeln? Dafür ist nun nicht gerade der geeignetste Zeitpunkt.“ Trocken lachte Hinata auf. Schön, dass der Uchiha in dieser ausweglosen Situation seinen Humor wenigstens nicht verloren hatte. Bringen tat es ihnen allerdings auch nicht viel. Frustriert ließ sie sich neben ihm nieder. Plötzlich hörte sie etwas immer näher kommen. Es klang wie Schritte auf steinigem Boden, die an den Wänden widerhallten. Dumpfe, schwere Schritte, wie die eines Mannes. Und dann öffnete sich eine Tür, ganz in der Nähe der Stelle, an der sie erwacht war. Das grelle Licht, welches nun in den Raum fiel, blendete sie und veranlasste sie, gepeinigt die Augen zusammen zukneifen. „Wie ich sehe, habt ihr euch mittlerweile miteinander bekannt gemacht.“ Der Mann, Hinata konnte ihn noch immer nicht erkennen, doch seine Stimme kam ihr entfernt bekannt vor, trat näher und stellte schließlich zwei Teller vor sie ab. Immerhin mussten sie nicht hungern, wobei sie sich nicht sicher war, ob nicht vielleicht etwas untergemischt wurde. Eventuell war hungern doch keine so schlechte Idee… Kaum das sie diesen Gedanken zu Ende gebracht hatte, ging der Mann vor ihr in die Hocke. Nun konnte sie ihn ganz genau vor sich sehen. Er hatte orangene Haare, die etwas ins hellbraune übergingen. Seine Augen waren ebenso in einem hellen Braunton. Die Statur war definitiv durchtrainiert, fast schon bullig. Jedenfalls nicht Hinatas Geschmack, wie sie nebenbei feststellte. Außerdem hatte er ein Tattoo an der linken Halsschlagader. Ein Auge, wenn sie richtig erkannte. „Bereust du es, deiner Schwester vertraut zu haben? Immerhin hat sie dich ohne jegliche Skrupel in unsere Hände übergeben.“ Ein bösartiges Grinsen lag auf seinen Lippen, während er diese Worte sprach. Am liebsten hätte Hinata es ihm aus dem Gesicht geprügelt. Nur mit Anstrengung schaffte sie es sich zurückzuhalten. Trotzdem gaben seine Worte ihr zu denken. Er hatte Recht mit dem, was er sagte. Sakura hatte sie verraten. Daran gab es keinerlei Zweifel. Aber warum? Innerlich schüttelte sie den Kopf. Dafür gab es sicherlich eine logische Erklärung. „Dürfte ich vorher erfahren, mit wem ich das Vergnügen habe, wenn ich mich mit demjenigen schon über meine Familiengeschichte unterhalten soll?“ Das Grinsen entschwand sofort aus seinen Gesichtszügen, stattdessen blickte er ihr vollkommen neutral entgegen. Itachi, der die ganze Zeit über vollkommen ruhig geblieben war, verspannte sich auf einmal merklich. Als nächstes bekam sie nur noch einen stechenden Schmerz an ihrer Wange mit und wie ihr Kopf zur Seite ruckte. Er hatte sie geohrfeigt. Dieser miese Bastard hatte es tatsächlich gewagt, Hand an sie zu legen. Wütend ballte sie die Hände zu Fäusten. „Du solltest auf deine Wortwahl achten, Vögelchen. Nicht jeder hier ist so kulant wie ich.“ Ein Ratschlag, den sie nicht beherzigen würde. Immerhin ließ sie sich doch nicht den Mund verbieten. Sie war eine Haruno. Auch wenn sie erst kürzlich davon erfahren hatte… Sasuke wurde durch sanftes Rütteln an deiner Schulter geweckt. Verschlafen öffnete er die Augen und sah Akemi neben sich hocken. Mit einem Finger auf den Lippen, deutete sie ihm an, leise zu sein. Knapp nickt er ihr zu. Zufrieden wies sie ihm nun an ihr zu folgen, was er sofort tat. Er hatte es schon lange aufgegeben irgendwelche Fragen zu stellen. Eine Antwort erhielt er eh nie. Als sie endlich das Zimmer verlassen hatten, trat Sakura auf sie zu. Ihr Gesicht war die Perfektion der Monotonie. Kein einziger Riss zeigte sich in dieser selbstauferlegten Maske. „Ich habe dir versprochen, das du deinen Bruder bald wiedersehen wirst und ich halte stets meine Versprechen. Doch bevor wir dazu übergehen, lass mich dir eine Frage stellen.“ Aufmerksam lauschte er ihren Worten, während ein mulmiges Gefühl in ihm aufstieg. Einmal mehr fragte er sich, wie er überhaupt in solch eine Situation geraten konnte. „Wie weit bist du bereit für Itachis Leben zu gehen?“ Verwirrt zog er die Augenbrauen ein Stück weit zusammen. Was meinte sie damit? Und was erwartete sie wohl, was er darauf antworten würde? Ihrem abwartenden Blick nach zu urteilen, würde er die Antwort wohl selber finden müssen. Ein Seufzen verließ Sakuras Kehle. Das dauerte ihr alles viel zu lange. „Würdest du jemanden umbringen, wenn du müsstest?“ Sasuke dachte gründlich darüber nach, bevor er schließlich entschlossen nickte. „Und würdest du selber für ihn in den Tod gehen?“ Wieder nur ein Nicken. Zufrieden erwiderte Sakura das Nicken und wandte sich schließlich an Akemi, die bis dato einfach nur stummer Beobachter dieser Unterhaltung gewesen war. „Ich würde die Kollateralschäden gerne so gering wie möglich halten. Du kennst deine Aufgabe?“ Diesmal war es Akemi die nur ein einfaches Nicken von sich gab. Wozu unnütze Worte verschwenden? „Gut. Mein verehrter Herr Vater müsste bald eintreffen und bis dahin möchte ich, dass du Konan zu Kakashi bringst. Er erwartet euch bereits am alten Kino.“ Wortlos wandte sich die Schwarzhaarige um und kehrte in das Zimmer zurück, aus welchem sie vor kurzem auch Sasuke geholt hatte. Wenig später kam sie auch schon mit Konan heraus, die ziemlich munter wirkte, dafür, dass sie bis eben noch geschlafen hatte. Ohne die Beiden weiter zu beachten, galt ihr Augenmerk nun wieder dem jüngeren Uchiha, der sich sichtlich unwohl zu fühlen schien. „Du hast sicherlich einige Fragen und ich denke, das nun der passende Zeitpunkt gekommen ist, dir diese zu beantworten.“ Plötzlich wirkte Sakura gar nicht mehr so tough. Eher machte sie auf Sasuke einen müden und kraftlosen Eindruck. Die Maske zerbrach in tausend Einzelteile. „Du brauchst mir nichts zu erklären. Sag mir nur, was ich machen soll.“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie seine Worte vernahm. Eine solche Antwort hatte sie wirklich nicht erwartet. Aber es imponierte ihr durchaus. Scheinbar besaß er doch mehr Mumm, als sie ihm zugetraut hatte. Damit hatte er sich den Rang des Bauern durchaus verdient. Mal sehen, was noch aus ihm werden würde… „Naruto und Temari werden eine kleine Exkursion mit dir starten. Ich hoffe, das alles reibungslos verlaufen wird. Noch mehr Probleme kann ich momentan echt nicht gebrauchen.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und wollte den Raum verlassen, als Sasukes seine Stimme erhob und sie damit zurück hielt. „Sakura?“ Kurz machte er eine Pause, während sie ihm weiterhin den Rücken zugewandt verharrte und einfach nur abwartete. Eigentlich wusste er nicht recht, was er sagen sollte. Es war eher eine Kurzschlussreaktion von ihm gewesen, der ihn dazu bewog ihren Namen zu nennen. Trotzdem gab es da etwas, was er ihr schon lange mitteilen wollte. Vielleicht war jetzt ein guter Zeitpunkt, wohl möglich sogar der letzte. „Damals, als ich dich in dem Fabrikgelände aufgelesen und nach Hause gebracht habe, hat Raika mich auf einen Tee herein gebeten. Ich habe ihn aus Versehen verschüttet und…“ Mit einer Geste ihrer Hand, brachte die Haruno ihn zum schweigen. Halb drehte sie sich zu ihm um. In ihren Augen spiegelte sich Verständnis wieder, während um ihre Mundwinkel ein angedeutetes Lächeln zu erkennen war. Es wirkte falsch und ehrlich zugleich. „Ich weiß es schon lange. Es ist okay.“ Ein Stechen breitete sich in Sasukes Herzen aus. Es tat ihm weh Sakura so zu sehen. Wie viel musste sie wohl schon leiden? Wie viel konnte ein einziger Mensch ertragen? Damit verschwand sie endgültig aus seinem Blickwinkel. Kapitel 30: Rules of survival ----------------------------- Es war erstaunlich wie wandelbar das Leben doch innerhalb eines kurzen Zeitraumes war und welche Auswirkungen dieser Aspekt für das Spiel hatte. Denn nichts anderes war es, was sie hier taten. Sie spielten. Jedem wurde eine Figur zugeteilt und ausnahmslos jeder spielte seine Rolle. Bis sich die Könige irgendwann zum finalen Zug gegenüberstehen würden. Die Regeln waren einfach: Es gab keine. Nur Bedingungen, die man an sich selber stellte: Sei schneller, sei stärker und handle klüger. Man musste voraus sehen können, welchen Zug der andere wohl machen würde. Doch das war nicht das Problem. Nicht wenn man wusste, wer sein Gegner war. Sakura wusste dies nur zu gut. Immerhin war es ihr eigener Vater, der sie herausgefordert hatte. Ja, es war nur ein Spiel. Doch dieses Spiel würde durchaus tödlich enden. Die Frage war nur für wen. Am Ende konnte es nur eine Seite sein, die den Sieg von sich tragen könnte. Wer aufhören würde zu spielen, der könnte nicht mehr gewinnen. Sakura war alleine. Eine kurze Auszeit. Die Ruhe vor dem nahenden Sturm. Sie saß auf einer Bank an einem verlassenen Haltestellenhäuschen weit abseits des Zentrums. Weit und breit keine Menschenseele. Einfach nur Ruhe. Und in diesem Moment erlaubte sie es sich, einfach nur die Sterne anzusehen und alles zu vergessen, sich Träumen hinzugeben, die nie in Erfüllung gehen würden. Nur für einen kurzen Augenblick alles andere auszublenden. Die Welt existierte nicht länger. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie eine Sternschnuppe am nachtschwarzen Himmel vorbei schweifen sah. *Ich wünschte…* Noch immer lächelnd schüttelte sie den Kopf. Wünsche sollten denen vorbehalten sein, die es sich gestatten konnten, an Wunder zu glauben. Für sie gab es so etwas nicht. Wunder… Nein, sie musste stets hart dafür kämpfen, wenn sie ein bestimmtes Ziel erlangen wollte. Ihr wurde nie etwas geschenkt. Es hätte sie nur abgeschwächt, meinte ihr Vater einst zu ihr. Vielleicht hatte er Recht. „Was würdest du dir wünschen, wenn du die Möglichkeit dazu hättest, Raika?“ Lautlos, wie ein Schatten, trat eine Person näher an sie heran. Nur das fahle Mondlicht gab sie zu erkennen. Es wunderte die Braunhaarige nicht im geringsten, das Sakura sie längst schon bemerkt hatte. Trotzdem erstaunte sie dieser Umstand jedes Mal aufs neue. Bedacht setzte sie sich auf den freien Platz neben der Haruno und guckte ebenso hinauf zu den Sternen. „Freiheit. Ich würde mir wünschen, endlich frei zu sein.“ Das Lächeln entschwand Sakuras Lippen, machte einem melancholischen Gesichtsausdruck Platz. Freiheit… Ein wirklich ehrbarer Wunsch, den sie gänzlich nachvollziehen konnte. Freiheit war es doch schon immer, was die Menschen angestrebt hatten. „Freiheit bedeutet Verantwortlichkeit. Das ist der Grund, warum die meisten Menschen sich sowohl nach ihr sehnen, als auch sich vor ihr fürchten. Sie haben Angst davor Entscheidungen treffen zu müssen und für diese zu bürgen. Es gibt Niemanden mehr, der ihnen diese Last abnimmt. Also ist es wirklich so klug, frei sein zu wollen?“ Nachdenklich zog Raika die Stirn kraus. Diese Worte aus Sakuras Mund waren nicht absonderlich. Es entsprach durchaus ihrem Charakter, solche und andere Dinge eher rational zu betrachten. Für sie waren Worte wie Freiheit eben wirklich nur das. Worte. Zumindest ließ die Rosa-haarige das alle glauben. Doch Raika wusste es besser. Sie hatte das sehnsuchtsvolle Aufblitzen in Sakuras Augen gesehen. Es ließ sich nicht länger verbergen, genauso wie sich Gefühle nie komplett unterdrücken ließen. Sie waren wandelbar wie die Zeit und unkontrollierbar wie der Sturm. Ein leises Schmunzeln schlich sich auf Raikas Lippen. „Das Geheimnis der Freiheit liegt zwischen einer großen Menge Mut und einer kleinen Prise Dummheit.“ Dieser Aussage hatte Sakura nichts mehr entgegen zusetzen. Vielleicht hatte Raika Recht, doch im Enddefekt war es jedem selber vorbehalten, ob er diesen Schritt denn nun wagen würde oder doch lieber weiter sein Leben in Gefangenschaft fristete. Langsam erhob sie sich von ihrem Platz und wandte ihrer Untergebenen den Rücken zu. „Oftmals ist es auch eine einzige Entscheidung, die das Schicksal zwingt, die Karten neu zu mischen.“ Daraufhin blieb die Braunhaarige stumm und sah nur dabei zu, wie Sakura immer weiter aus ihrem Sichtfeld verschwand. Nur ihr Schritte hallten noch immer leise an den Häuserwänden wieder, doch auch sie verklangen bald schon in der endlos erscheinenden Nacht. „Sakura wird alleine gehen. Wir werden sie nicht auf diesem Weg begleiten.“ Ungläubig schaute Konan zu Kakashi, der völlig ruhig wirkte, selbst nachdem er diese harten Worte von sich gegeben hatte. Das konnte doch unmöglich sein Ernst sein. Hilfesuchend schaute sie zu Akemi, die diesem Gespräch jedoch nur wenig Beachtung zuzumessen schien. Viel eher war sie damit beschäftigt ein altes japanisches Wurfmesser zu polieren. Was wollte sie bitteschön mit einem Kunai? „Aber das könnte ihr Tod bedeuten. Sakura kann unmöglich alleine-“ „Sie hat ihre Entscheidung getroffen. Nun muss sie die Konsequenzen daraus ziehen.“ Erzürnt wandte Konan sich ab. Sie konnte es einfach nicht fassen, das Kakashi Sakura einfach so ihrem Schicksal überlassen wollte. Er war immerhin ihr Freund und einer ihrer engsten Vertrauten. Wie konnte er nur so stur und kaltherzig sein? Sonst hatte ihn Sakuras Meinung doch auch nie interessiert. Warum jetzt? Nun kam auch wieder Leben ihn Akemi, die das Kunai zur Seite legte in sich in ihre Richtung drehte. „Sakura-sama ist nicht so hart, wie sie immer allen Glauben machen will. Sie machte sich Sorgen um unser aller Wohlbefinden. Sollte sie also einen von uns dort sehen, könnte sie sich nicht mehr völlig konzentrieren. Dabei ist doch das wichtigste, dass sie einen klaren Verstand behält, wenn sie ihrem Vater erneut gegenüber tritt. Hab Vertrauen. Sie weiß genau, was sie tut.“ Mehr als ein zaghaftes Nicken brachte Konan nicht zu Stande. Natürlich vertraute sie Sakura, aber dennoch hatte sie ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache. Was war, wenn sich die Spielregeln ein weiteres Mal ändern würden? Außerdem gab es da noch etwas, was sie beschäftigte. „Was wird aus Hinata und Itachi?“ Diesmal war es wieder Kakashi, der das Wort ergriff. Er war wohl der Einzige, der komplett in Sakuras Plan eingeweiht war. „Sie sind in Sicherheit, wenn auch nicht gerade an einem Ort, der ihnen viel Vergnügen bereiten dürfte. Mit der Zeit wird sich alles regeln.“ Konan war noch immer unsicher, was die Situation anbelangte. Sie verstand das alles einfach nicht. Außerdem wusste sie nicht, welche Rolle sie selber bei dem Spiel spielte. Es war alles so verworren. Genauso, wie vor elf Jahren. Der Tag, an dem man sie in dieses Heim brachte, nur um sie einige Jahre später, zu ihrem vierzehnten Geburtstag, zurück nach Tokio zu schaffen. Wortlos, ohne jegliche Erklärung und Erinnerung an das Geschehene. Sie erinnerte sich noch genau daran. Man finanzierte ihr eine kleine Wohnung und meldete sie in der Konoha-School an. Es war schwer für sie Freunde zu finden, darum fristete sie ihren Alltag meist allein, bis sie wenige Wochen später erneut das Opfer eines Autounfalls wurde und mit mittelschweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Dort lernte sie Itachi kennen und mögen. Mit der Zeit gehörte sie fast schon zur Familie und verbrachte oft ihre Zeit in dem großen Anwesen der Uchihas. Jedoch schlich sich allmählich, umso mehr ihre Erinnerungen fortschritten, ein schrecklicher Gedanke in ihren Kopf, der sich ausbreitete, wie eine Seuche. Vielleicht war dieser Unfall gar kein Unfall. Vielleicht wollte man nun das nachholen, was man vor Jahren versäumt hatte. Sie musste aus dem Weg geschafft werden. Oder war es gar nur eine Warnung, die man ihr damit zukommen lassen hatte? Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Konzentriert hatte Sasuke seine Augen zusammengekniffen. Ruhig atmetet er ein und aus, während er sein Ziel genau fokussierte. Sein Puls beschleunigte sich immer mehr. Die Waffe in seiner Hand wog schwer wie einige Kilo Blei, welches ihn zu Boden reißen wollte. Temari, neben ihn, musterte eindringlich, während Naruto, auf der anderen Seite, die gleiche Stellung wie er bezogen hatte. „Jetzt kannst du dir noch Zeit lassen, bald könnte dich jedes Zögern und Blinzeln dein Leben und das deiner Freunde kosten.“ Schwer schluckend legte er den Finger auf den Abzug. Er musste nur abdrücken. Eine kleine Bewegung. Nicht schwer und doch schien die Spanne unüberwindbar für ihn. Er hatte noch nie eine Waffe, ob geladen oder nicht, in der Hand gehalten. Er hatte es auch nie vorgehabt. Doch nun blieb ihm keine andere Wahl. Entweder er war es, der die Waffe führte, oder ein anderer, der sie gegen ihn richten würde. Sasuke drückte ab. Ein zufriedenes Lächeln umschmeichelte Temaris Lippen. Der Uchiha-Bengel hatte wahrlich ein geübtes Händchen. Nur ganz knapp die Mitte verfehlt. Na hoffentlich schlug er sich unter realen Bedingungen genauso gut. Beieindruck klopfte sie ihm auf die Schulter. „Naruto wird dir noch ein paar Tricks beibringen, während ich einen kleinen Anruf tätigen gehe. Und immer dran denken: Eine Waffe kann entweder zu deinem Schutz werden, oder zu deinem Verhängnis.“ Das war Narutos Signal, der nun ebenso zielte und abdrückte. Wie zu erwarten, traf er den Dummie direkt ins Herz. Kapitel 31: Black and White - and Grey -------------------------------------- Selig lächelnd lag ein kleines Mädchen im Gras und verfolgte mit ihren ebenso grasgrünen Augen die vorbeiziehenden Federwolken. Frei und schwerelos glitten sie über den azurblauen Himmel, hatten keine Sorgen und Ängste. Was für ein schönes Leben. „Denkst du, das wirklich Engel da oben leben?“ Nachdenklich kräuselte Sakura die Stirn, während ihr Blick den von Konan ersuchte, die direkte neben ihr im Gras lag. Oftmals war es so, das sie einfach nur miteinander verschwiegen, waren sie beide nicht die gesprächigsten Personen, trotz ihres jungen Alters, doch heute schien alles anders. An diesem Tage wirkte Konan viel distanzierter. So als würde sie wirklich etwas sehr beschäftigen. Ein Umstand den Sakura sowohl erstaunte, als auch verwunderte. Erneut glitt ihr Blick empor in den Himmel. „Du meinst deine Eltern, habe ich Recht?“ Sakura brauchte Konans Reaktion nicht zu sehen, um ihr Schweigen zu verstehen. Ein trauriger Ausdruck legte sich auf ihre Gesichtszüge. „Manchmal genügt es ganz fest an etwas zu glauben. Oftmals ist es schließlich der Glaube, der uns stark macht und uns alles andere vergessen lässt. Er öffnet uns neue Türen, die uns auch ganz neue Welten aufzeigen und wer weiß, was sich schlussendlich hinter diesen verbirgt.“ Ein leichtes, aber durchaus zufriedenes Lächeln legte sich daraufhin um Konans Mundwinkel. Ebenfalls lächelnd schüttelte Sakura sachte den Kopf und ergriff sanft Konans Hand. „Deine Eltern sind immer bei dir, vergiss das nicht.“ Als Sakura aus ihrem Traum erwachte, in dem sich der Bruchteil einer Erinnerung widergespiegelt hatte, fühlte sie sich noch immer müde und ausgelaugt und ihr Kopf drohte zu zerplatzen. Ein gehauchtes Wimmern entrann ihrer trockenen Kehle. „Du solltest das nicht tun. Es wäre ein Fehler alleine zu gehen.“ Erschrocken zuckte die Rosa-haarige zusammen, bevor sie sich mit zusammengekniffenen Augen in dem abgedunkelten Zimmer umsah. Sie hatte gar nicht mitbekommen, das jemand bei ihr war. Es wusste doch niemand, wo sie sich verschanzt hatte. „Komm raus und zeig dich.“ Die Person, welche anhand der Stimme eindeutig eine Frau war, kam dieser direkten Aufforderung sofort nach und gesellte sich zu ihr auf das kleine, klapprige Bett. Kaum das sie den Eindringling jedoch erblickte, weiteten sich ihre Augen. „Mutter? Aber das ist… Das ist nicht möglich. Du bist tot.“ Lächelnd strich die ältere Haruno ihrer Tochter über den Kopf, woraufhin Sakura sofort die Augen schloss. Wie hatte sie diese Nähe und Vertrautheit doch vermisst. „Und du bist krank, kleine Kirschblüte.“ Langsam hoben sich ihre Lider wieder, bevor sie ihre Mutter ganz genau an fixierte. Sie hatte sich kein Stück verändert, was keinen Tag gealtert, seit ihrem letzten Kontakt. Eine unbeholfene Träne entschwand ihrem Augenwinkel. „Bist du deswegen hier?“ Noch immer lächelnd schüttelte Misaki den Kopf. „Deine Zeit ist noch nicht gekommen.“ „Und doch bist du hier.“ Das Lächeln verschwand von den Lippen ihrer Mutter, während diese betrübt den Blick abwandte. „Ich habe dich alleine gelassen, als du mich am meisten brauchtest. Lass mich nicht noch einmal diesen Fehler machen.“ Eine zweite Träne perlte über Sakuras blasse Wange. „Du kannst mir nicht helfen…“ „Nein, das kann ich nicht, aber ich kann dich beschützen. Geh nicht, kleine Kirschblüte. Er ist zu stark für dich.“ Nun war es Sakura, die den Blick leidvoll abwandte und gen Boden neigte. „Ich habe keine andere Wahl. Es geht nicht um dich, oder gar um mein Wohl, Mutter. Es geht um Kontrolle und Macht und darum diese Konsonanten zu nutzen, um diejenigen zu schützen, die man liebt.“ Kurz hüllten sich Beide in angespanntes Schweigen, bis Sakura erneut das Wort ergriff und Misaki somit daran hinderte, ihre vorherigen Worte anzufechten. „Als du damals gegangen bist… Anfangs habe ich dich gehasst dafür. Mittlerweile verstehe ich es jedoch. Du hast deinen Weg gewählt, nun muss ich ebenso den meinen gehen.“ Zärtlich umfasste Misaki die Hand ihrer Tochter, welche den leichten Druck sofort erwiderte. „Du bist erwachsen geworden, doch damit geht auch große Verantwortung einher. Entscheidungen und Konsequenzen. Man hat immer die Wahl, vergiss das nicht.“ Betrübt schüttelte Sakura den Kopf. Sie wusste, was ihre Mutter vorhatte, ebenso wie diese wusste, das ihre Worte einer Lüge entsprachen. Der Versuch der Aufmunterung, wenn man es denn als einen solchen betrachten wollte, schlug deutlich fehl. „Darf ich dir eine Frage stellen?“ Wortlos gab Misaki ein knappes Nicken von sich, welches Sakura nur undeutlich in der noch immer anhaltenden Finsternis des kleinen Raumes wahrnehmen konnte. Dennoch genügte es ihr, um mit jener Frage fortzufahren, sie ihr schon so lange auf der Seele brannte. „Bereust du es, dich damals für Mikoto geopfert zu haben?“ Erneut schüttelte die ältere Haruno nur den Kopf. Ihr gehauchtes ‚Nein‘ ging fast gänzlich in der Stille unter. „Wir sind alle nur Werkzeuge, das müsstest du am besten wissen, aber Mikoto… Sie ist der Schlüssel. Das war sie schon immer.“ „Und deswegen hast du sie gerettet?“ Nun schon zum dritten Mal schüttelte Misaki den Kopf, diesmal ein leichtes Lächeln dabei auf den Lippen tragend. „Ich habe sie beschützt, auch wenn es dafür schon längst zu spät war…“ „Warum? Was ist…?“ Keuchend schlug Sakura die Augen auf. Es war nur ein Traum. Natürlich war es das, schließlich glaubte sie nicht an die Existenz von Geistern oder Zwischenwelten. Langsam beruhigte sich ihr Herzschlag wieder und sie wurde sich gewahr, was sie so unsanft aus dem Schlaf gerissen hatte. Blindlings tastete sie nach ihrem Handy. Eine eingegangene Nachricht. Naruto. »321-1431 - 23-25« Der Nikkō Tōshō-gū also. Ein Shintō-Schrein. Welch ein ironischer Treffpunkt. Ihr Vater war doch immer wieder für ein Überraschung gut. Doch ein Blick auf die Zeit machte sie stutzig. Das ergab gar keinen Sinn. Hayato Haruno war wahrscheinlich der Inbegriff der Perfektion. Er mochte das Gleichnis und die Akkuratesse. Was also hatte ihn dazu bewogen, seinen Zeitplan auf so eine ‘unebene‘ Uhrzeit zu legen? Nachdenklich zog sie ihre Stirn in Falten, bis Erkenntnis in ihren Augen aufblitzte. Natürlich. Wie hätte sie das nur vergessen können? Sie befanden sich in einem Spiel. Es war nur logisch, das ihr Vater sie das nicht vergessen ließ. Er spielte mit ihr, so wie eine Katze mit einem Wollknäul, nur das die Wolle in diesem Fall von Drähten gespickt war. 2.3.2005 – Der Todestag ihrer Mutter. Ihr Vater wusste es also. Es sollte sie nicht verwundern. Wahrscheinlich ließ er sie schon die ganze Zeit über beschatten. Ein trockenes Lachen drang über ihre Lippen. Natürlich tat er das. Sie wusste es doch schon längst. Seufzend öffnete sie die Tastatur ihres Smartphones. „TK0“ Naruto würde schon wissen, was zu tun ist. Ein weiteres Seufzen ausstoßend, ließ sie sich zurück in das Kissen fallen und schloss noch einmal ihre Augen. Nicht etwa um noch etwas zu schlafen, sondern eher um ihren nervösen Herzschlag zu beruhigen. Die Angst, die allmählich in ihr aufstieg, ließ sich nicht länger leugnen oder gar unterdrücken. Zitternd ballt sie ihre Hand zu einer Faust. Es war gerade erst kurz nach acht Uhr, als Sakura auf dem Weg zu dem vereinbarten Treffpunkt war. Sie war viel zu früh dran, doch deswegen machte sie sich keine Sorgen. Eher sorgte sie sich um den Ausgang dieses Spiels. Wenn sie verlieren würde, und die Wahrscheinlichkeit zeigte dies deutlich auf, auch wenn sie es nicht gerne zugab, dann… Ja, was dann? Es würde nicht nur sie umbringen, sondern auch vielen Unschuldigen das Leben berauben. Einst war es ihr egal, was mit Anderen geschah. Sie kämpfte, um ihr eigenes Überleben zu sichern. Doch mittlerweile sah sie die Dinge anders. Sie sah um so vieles klarer. Die Welt bestand nicht nur aus Schwarz und Weiß. Eine Tatsache, die sie schwerlich am eigenen Leib erfahren musste. Fluchend zog sie an einem grauen Subaru Justy vorbei, der viel zu weit unter der vorgegebenen Geschwindigkeitsbegrenzung fuhr. Kapitel 32: Shadow of the past ------------------------------ Kalter Backstein schmiegte sich an ihre Hand und brachte sie kurzzeitig zum frösteln. Auf ihren unbedeckten Armen erkannte man deutlich, wie sich ihre Härchen kurzweilig aufstellten. Sakura seufzte, ehe sie ebenfalls ihre Stirn gegen das Gemäuer lehnte und bedächtig dem leisen Flüstern des Windes lauschte, welcher ihr unverständliche Dinge zusprach. Vielleicht wollte er sie warnen, ganz gewiss wollte er das sogar, aber es war ihr einerlei. Nichts hatte länger eine Bedeutung. Bald wäre es ohnehin vorbei. Ein zynisches Lächeln erschien auf ihren rot geschminkten Lippen. So viel zum Thema – Überleben. Es war doch von vornherein klar gewesen, das sie nicht heil aus dieser Sache heraus kommen würde. Es galt doch schon immer der Vorsatz: Leben um Leben. *Meines gegen deines, Schwester.* Erneut seufzend stieß sie sich wieder von der Wand ab und erkundete das Areal, ringsherum um den Schrein, der Tokugawa Ieyasu, dem Gründer der Tokugawa-Dynastie, gewidmet war. Seit 1999 gehörte der Nikkō Tōshō-gū ebenfalls zum Welterbe. Sie grinste. Ihr Vater machte nicht einmal vor der Verschmutzung einer solch heiligen Stätte halt. Wobei… Hatten die Menschen nicht auch einst Blutopfer erbracht? Warum also mit alten Traditionen brechen? Schmunzelnd strich sie über die abstrakten Verzierungen an der Fassade des Hauptgebäudes. Wie schade, das davon bald nicht mehr viel übrig bleiben würde. Nicht, wenn alles nach Plan verlief. Ohne weitere Umschweife betrat sie schließlich den Durchgang, der schon die ganze Zeit über offen stand und ihr ankündigte, das sie bereits erwartete wurde. Nur zu gerne, kam Sakura der offenkundigen Einladung nach. Warum noch länger Zeit vergeuden? Sie hatten lange genug gespielt. Im Inneren des Gebäudetraktes herrschten sowohl Stille als auch Dunkelheit um die Vorherrschaft, doch sah sie deutlich eine geringe Lichtquelle, die unter einer Bodenplatte hervor stach. Dies war dann wohl eine geheime Falltür, die in den verborgenen Teil des Schreins führte. Normalerweise waren diese gut getarnt. Ihr Vater wollte ihr jedoch vermutlich das aufwändige Suchen ersparen. Wie gnädig von ihm. Kopfschüttelnd beugte sie sich hinab, um die Tür anzuheben und konnte sich im nächsten Moment ein Augenverdrehen nicht länger verkneifen. Statt den Fackeln, die überall an den Wänden verteilt hingen, hatte sich irgendeiner der Bediensteten seines Vaters die Mühe machen müssen, überall Kerzen aufzustellen. Er war doch nicht etwa zwischenzeitlich zu einem Romantiker mutiert? Das würde zumindest auch die Kirschblüten erklären, die ebenfalls auf dem Gang verstreut wurden. Alles erinnerte an das Video, welches sie als kleines Kind gesehen hatte. Der Tag, an dem er ihre Mutter den Heiratsantrag machte. Und wieder einmal entrann ein tonloser Seufzer ihrer Kehle. Vorsichtig kletterte sie die steilen Stiegen hinab, jedoch nicht, ohne den Eingang hinter sich wieder zu schließen, und machte sich anschließend daran den unterirdischen Gang zu beschreiten, dessen Ende man von ihrer Position aus nicht absehen konnte. Dies lag nicht zuletzt an dem Umstand, das sie bald schon vor einer Gabelung stand. Zwei weitere Wege führten nach recht und einer geradeaus. Frustriert fuhr sie sich mit der Hand durch die widerspenstigen, rosa gefärbten Haare, ehe sie diese mit routinierten Handgriffen und dem schwarzen Haargummi, den sie um ihr Handgelenk trug, zusammenband. Wenn es noch nur einen Hinweis auf die richtige Richtung gab. Leider war dem nicht so. Auch Kerzen fand sie keine weiteren vor. Warum musste es auch ausgerechnet ein Labyrinth sein. Als wäre ihr Orientierungssinn nicht so schon schlecht genug. „Du solltest nach links gehen.“ Ruckartig drehte sie sich um und weitete sogleich erstaunt ihre Augen, als sie die Gestalt erblickte, die plötzlich hinter ihr erschienen war. Wo kam sie her? Sie hatte sie nicht kommen gehört. Doch das war nun erst einmal zweitrangig. Viel wichtiger war die Kapuze, die noch immer ihr Gesicht vor neugierigen Blicken verbarg. „Willst du nicht langsam mal mit diesem Versteckspiel aufhören?“ Es vergingen einige Sekunden, in denen sie sich einfach nur gegenüber standen, bevor die Frau tatsächlich ihrer Bitte nachkam und langsam eine Hand an den Saum der Kopfbedeckung legte, um diese nach hinten zu streifen. Schwarze, lange Haare kamen zum Vorschein, sowie ihr dunkelbraune Augen ernst entgegen blitzten. „Du bist groß geworden, Sakura.“ Schnaubend verschränkte die Angesprochene ihre Arme vor der Brust und lüpfte skeptisch eine Augenbraue. „Das ist alles, was du mir zu sagen hast...Mikoto?“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf die vollen Lippen der Schwarzhaarigen. Es wirkte so unendlich traurig und verloren. Unter anderen Umständen hätte Sakura wohl möglich Mitleid mit ihr gehabt. So, jedoch, empfand sie nichts weiter als Abscheu. Sie war der Grund, weswegen ihre Mutter einst ihr Leben gab. „Misaki wollte dich nie dieser Gefahr aussetzen. Sie hat dich geliebt und darum habe ich stets ein Auge auf dich gehabt. Es war nicht-“ „Erspare mir das. Ich bin nicht hier, um mit dir Smalltalk zu betreiben.“ Verständnisvoll, aber auch betrübt, nickte Mikoto ihr zu, ehe sie sich gänzlich von dem langen Mantel bereite und diesen achtlos zu Boden gleiten ließ. Sakura schmunzelte. Sie erkannte einen Dolche und zwei Pistolen, ganz zu schweigen von den Waffen, die sie wahrscheinlich noch unter ihrer Kleidung verborgen trug. Die Uchiha war eindeutig vorbereitet zu diesem Treffen erschienen. „Dein Vater weiß längst, das wir da sind“, erklärte Mikoto auch sogleich, was diesmal Sakura lediglich mit einem Nicken abtat. „Bevor wir die Party sprengen… Diese alte Zigarettenfabrik. Was weißt du darüber und was hat dieser Komplex mit dem Heim zu tun?“ „Willst du wirklich jetzt darüber reden?“ Die Schwarzhaarige schien wahrlich fassungslos. Wie konnte Sakura in so einer Situation nur an so etwas unabhängig Belangloses denken? Jedoch sagte ihr der Gesichtsausdruck der Haruno deutlich, das sie eben genau das wollte. Sie wollte Klarheit. Jetzt. Wahrscheinlich war es auch besser so. Sie durfte sich später keine Ablenkung leisten. „Du erinnerst dich sicherlich noch an die ganzen verschwunden Kinder.“ Mehr als ein erneutes Nicken erhielt Mikoto daraufhin nicht, weswegen sie auch sogleich ihre Erklärung fortführte. „Es ging um Menschenhandel. Einige von ihnen wurden ins Ausland verschifft. Nicht alle überlebten. Manche von ihnen wurden einfach nur als Kuriere benutzt.“ Kuriere? Verwundert runzelte Sakura die Stirn, bevor es klick machte. Ohne das sie die Chance hatte, etwas zu sagen, setzte Mikoto auch schon fort, hatte sie ihren Gesichtsausdruck doch richtig gedeutet. „Ja, ihnen wurden Drogen-Pakete eingesetzt, die sie über die Grenzen schmuggeln sollten. Der Hauptabnehmer war kein geringerer als Hiashi Hyuuga, der erst durch die Einnahme dieser Geschäfte, genügend Mittel zur Verfügung hatte, die Hyuuga-Inserch groß aufzuziehen und damit zu einem der Großunternehmer des Landes aufstieg. Zumindest indirekt. Später investierte er in kleinere Unternehmen, um diese bald wieder abzustoßen, aber davon hast du sicherlich bereits gehört.“ Kurz machte sie eine Pause, um Sakura genügend Zeit zu geben, diese Worte auf sich wirken zu lassen, bevor sie fortfuhr. „Diese Unternehmen waren nichts weitere als Strohfirmen zur Geldwäsche, wovon letztendlich das meiste herausgeschlagene Kapital wieder an seinem Ursprungsort landete und in diverse Experimente gesteckt oder als Bestechungsmittel verwendet wurde.“ „Lass mich raten: Mein Vater war der Strippenzieher?“ Mikoto nickte. Sakura atmete tief durch. „Und was hatte Fugaku mit dieser ganzen Sache zu schaffen?“ Demütig senkte die Ältere ihren Blick. Dieses Thema war ein schwarzes Tuch für sie. Schon viel zu lange, hatte sie nicht mehr an ihren Mann gedacht und ebenso versucht alle Erinnerungen an diesen abzuschütteln. Er war Vergangenheit. Letztendlich hatte auch er sein Opfer erbringen müssen. „Hinata. Sie war sowohl seine, als auch Misakis Tochter. Ein Kind, welches aus Hayatos Sicht nie hätte existieren dürfen, weswegen er sie schließlich aus seinem Blickfeld verbannte und in Hiashis Obhut übergab. Ihr Tod hätte wohl zu viel Aufsehen erregt. Deine Mutter hatte es bereits kommen sehen, doch Fugaku… Nun, er wirkte ziemlich ungehalten, als er davon erfuhr.“ „Was meinst du damit?“ Sekunden der Stille zogen sich hin wie Stunden des endlosen Schweigens und Sakura stellte sich unweigerlich die Frage, weswegen Mikoto eigentlich so trocken mit dem Ehebruch ihres Mannes umging. Was hatte sie übersehen. Wie als hätte sie diese Frage laut ausgesprochen, gab ihr die Schwarzhaarige auch sogleich eine Antwort darauf. „Du musst wissen, das die Ehe zwischen Fugaku und mir nur fungiert war. Hayato wollte somit eine gewisse Kontrolle auf ihn ausüben, war er doch das schwächste Glied in der Kette. Hingegen Misaki und Fugaku ernsthafte Gefühle füreinander hegten. Ein Umstand, der deinem Vater schon immer ein Dorn im Auge war.“ Nun ergab das alles irgendwie einen Sinn, wenn auch keinen besonders tiefsinnigen. Missbilligend schnalzte Sakura mit ihrer Zunge. Ihr Vater war doch solch ein Heuchler. Jahrelang bläute er ihr ein, das Gefühle schwach machen würden und selbst drehte er vollkommen durch, nur weil seine Liebe stets eine einseitige gewesen war. „Warum wollte mein Vater dann gerade an dir sein Exempel statuieren, wenn Mutters Ableben Fugaku doch weitaus tiefer getroffen hätte?“ „Ich war schon immer nur ein Opferlamm. Das war meine Rolle des Spiels und ist es auch weiterhin.“ Mehr sagte Mikoto nicht dazu, doch die Haruno verstand auch so. Es war nichts weiter als eine Drohung. Ein Seufzer entrann ihrer Kehle, bevor sie der Schwarzhaarigen den Rücken zu wandte. „Wenn ein Bauer die gegnerische Grundreihe erreicht, kann auch er sich in eine Dame umwandeln.“ Nachdenklich blickte Mikoto der Rosahaarigen hinterher, bevor diese gänzlich von der Schwärze des Ganges verschluckt wurde. Ein leichtes Lächeln legte sich daraufhin auf ihre Züge. *Du hattest Recht, Misaki. Sie ist etwas ganz Besonderes.* Kapitel 33: Death of a peasant ------------------------------ Zeit konnte so unterschiedlich vergehen. Manchmal glich eine Sekunde einem Augenaufschlag und ein anderes Mal wiederum, schien es, als wäre eben diese Zeitspanne plötzlich eingefroren. So erging es momentan Sakura. Wahrscheinlich mochte das auch an dem Umstand liegen, das sie bewegungslos in unendlicher Dunkelheit verharrte, während ihr ganzer Körper trotz Anspannung unkontrolliert zitterte. Nicht jetzt, flehte sie in Gedanken. Bitte nicht jetzt. Keuchend lehnte sie ihre Stirn gegen die kühlende Wand des unterirdischen Gemäuers und schloss erschöpft die Augen. Warum kamen diese Schwächeanfälle immer in den ungünstigsten Situationen? Tief durchatmend versuchte sie sich zu beruhigen. Eine Ohnmacht war das Letzte, was sie nun gebrauchen konnte. Krampfhaft krallte sie ihre rechte Hand in den dunklen Stoff ihrer schwarzen, locker sitzenden Jeans. Erneut atmete sie tief durch. Ein Mal. Zwei Mal. Beim dritten Mal öffnete sie wieder ihre Augen und stützte sich langsam von der Wand ab. Ihrer Mutter – zumindest das Bildnis ihres Unterbewusstseins – hatte Recht. Sie war krank. Ihre Zeit war sicherlich bald schon abgelaufen. Was hatte sie also noch großartig zu verlieren? Auf wackligen Beinen setzte sie schließlich ihren Weg fort und schaffte es demzufolge auch nur knapp auszuweichen, als plötzlich ein Kunai auf sie zugeschossen kam. Ninja-Waffen? Ernsthaft? Routiniert griff sie nach der Baretta inox, die bis dato an ihren linken Oberschenkel geschnallt war. Es war eigentlich Temaris Waffe, die diese ihr allerdings kurz vor ihrem Aufbruch vermacht hatte. Als Glücksbringer, so ihre Worte. Sakura schnaubte. An so etwas wie Glück glaubte sie nicht. Zumindest war ihr bisher noch keines begegnet. „Du bist alleine gekommen, Chéri. Bist du nun mutig, oder dumm?“ „Sag du es mir...Kento.“ Sein kehliges Lachen ließ ihr die Galle hochkommen. Es wirkte so falsch und...tot, wäre wohl die zutreffende Bezeichnung gewesen. Keinerlei Gefühl ließ sich diesem Ton entnehmen, ebenso wie der Belustigung in der so verhassten Stimme. Eine Belustigung, die auch nur Fassade war. Kento war nichts weiter als eine Marionette, die gesteuert wurde. Diese hatten keine Gefühle und zeigten keine Emotionen. Niemals. Doch sie hatten auch einen großen Makel. Wenn man ihre Schnüre zerschnitt, wurden sie unbrauchbar. Ein zynisches Grinsen glitt über Sakuras Lippen. „Weißt du, ich habe fest gehofft, das du meinen Willkommensgruß überleben wirst und weißt du auch warum?“ Seine Schritte waren leise, dennoch nicht leise genug, als das sie ihn nicht näher kommen hörte. Bald darauf stand er ihr auch schon gegenüber und war dennoch nichts weiter als eine graue Silhouette in der anhaltenden Schwärze. „Damit du zusehen kannst, wie alle, die dir etwas bedeuten, zuerst ihren Tod finden werden.“ Unbeeindruckt sah sie ihm entgegen. „Mir bedeutet Niemand etwas.“ Missbilligend schnalzte Kento mit der Zunge, was sie mit einem Grinsen quittierte. Hatte er wirklich geglaubt, sie mit so einer lapidaren Drohung aus der Reserve locken zu können? Er hatte in den letzten Jahren wohl deutlich seine Menschenkenntnis eingebüßt. „Du kannst allen anderen etwas vormachen, Chéri, aber ich weiß, wie es tief in deinem Inneren aussieht. Du warst schon immer leicht zu durchschauen gewesen.“ Skeptisch lüpfte die Rosahaarige eine Augenbraue. Ach, war sie das? Grinsend schüttelte sie den Kopf. Was für ein ungelungener Bluff. „Willst du noch ewig große Reden schwingen, oder können wir endlich zur Sache kommen? Meine Zeit ist begrenzt.“ „Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber du wirst dich noch etwas in Geduld üben müssen.“ Mehr sagte er nicht, bevor er sich plötzlich umdrehte und ging, dennoch verstand sie sofort die unausgesprochene Botschaft und folgte ihm. Blieb ihr denn eine andere Wahl? Sie seufzte, während sie mit Erleichterung feststellte, das es immer heller wurde und sie schließlich in einen beleuchteten Gang einbogen. Die Fackeln, an den Wänden, zeichneten geisterhafte Schemen auf eben diese und Sakura stellte sich unweigerlich die Frage, warum ihnen bisher noch Niemand über den Weg gelaufen war. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, das ihr Vater nur in Kentos Begleitung zu diesem Treffen erschienen war. Ihre Frage löste sich bald darauf jedoch wieder in Luft aus, als ihnen zwei Personen entgegen kamen, die beide eine Art Tiermaske trugen. Irritiert runzelte sie die Stirn. Hatte sie irgendwas verpasst? Mit Beunruhigung registrierte sie, das die Maskierten einfach an ihnen vorbei gingen, einer von ihnen Kento dabei nur knapp und versucht unauffällig zunickte. Schulterzuckend hakte sie das Thema damit einfach ab. Wer wusste schon, was ihr Vater hier wieder für ein Spielchen ins Leben einberufen hatte. Vor einer großen, alten Holztür blieben sie schließlich stehen und Sakura konnte kurzzeitig erkennen, wie die Hand ihres ehemaligen Partners zuckte. Es war ein eindeutiges Zeichen seiner Nervosität, welches sie noch vom damals kannte. Fast hätte sie geschmunzelt, bis der Ernst der Lage sie wieder einholte und sie schnell ihr Messer zückte, um den Bauern mit einem gezielten Schnitt an der Halsschlagader aus dem Spielfeld zu verbannen. Er war nicht länger von Bedeutung, auch wenn sie ungern aus dem Hinterhalt agierte. Im Endeffekt hatte sie ihm damit einen Gnadentod zukommen lassen. Außerdem hatte seine Haltung ihr nur all zu deutlich gemacht, das er längst um sein Ende Bescheid wusste, wenn auch nicht durch ihre Hand. Monoton warf Sakura einen Blick auf seine zusammen gesunkene Gestalt, die sie mit aufgerissenen Augen bedachte, während er röchelnd beide Hände an seinen Hals gepresst hatte. Seine gurgelnden Worte, ließen sich nur schwer entziffern, doch sie wusste, das es sicherlich nichts Nettes war, was er mit seinen letzten Atemzügen von sich gab. Amüsiert ging sie vor ihm in die Hocke. „Du hast doch nicht etwas geglaubt, das du mich ein weiteres Mal in eine Falle locken kannst, oder?“ Wenn dem so war, dann war er törichter, als sie bisher angenommen hatte. Als wenn derselbe Trick bei ihr zwei Mal funktionieren würde. „Du wi...t n...cht ü...er...b´n.“ Sanft, fast schon liebevoll, lächelte sie ihn an und streifte dabei hauchzart mit der blutigen Klinge des Messers über sein abgewinkeltes Bein, bis sie bei seinem Oberschenkel angekommen war. Dort hatte die Stelle seiner Hose ein größeres Loch, welches sie sofort ausnutzte, um die Messerspitze gezielt darauf abzusetzen und fest in die freiliegende Haut zu bohren. Gequält verzog er das Gesicht. Bald hätte er ohnehin nicht mehr viel auszustehen. Seine Lider begannen bereits immer mal wieder hinab zufallen. „In diesem Spiel geht es nicht ums überleben, sondern darum lange genug am Leben zu bleiben. Und nun zu meiner Frage. Was befindet sich hinter dieser Tür?“ Mit mehr Druck durchbrach die Klinge nun die Haut und stieß damit etwas ins Fleisch, woraufhin sofort dickflüssiges Blut aus der Wunde quoll. Eigentlich war sie kein Fan solcher Folter-Methoden, wobei… Konnte man das denn als foltern bezeichnen, wenn das Opfer eh schon halb tot war? Kopfschüttelnd vertrieb sie den Gedanken wieder und zog die Klinge etwas in ihre Richtung, sodass ein schmaler Schnitt entstand, der wahrscheinlich irgendwann eine Narbe hinterlassen hätte. „I...h w...de g...ni...ts sa...n.“ Seufzend setzte sie den Schnitt weiter fort, diesmal wesentlich länger, sodass er fast das Knie erreichte. Kento gab dabei einen merkwürdigen Laut von sich, der irgendwas zwischen Stöhnen und Gurgeln war und Sakura zum grinsen brachte. Vielleicht konnte man es doch als Folter bezeichnen. „Hm. Dann werde ich wohl raten müssen. Da du gezögert hast, gehe ich einfach mal davon aus, das der Inhalt auch dich betroffen hätte. Und da diese komischen Vögel von vorhin, scheinbar auch schnell das Weite gesucht haben, muss es etwas weitreichendes sein, so etwas wie...Sprengfallen. Gehe ich Recht in dieser Annahme?“ Er musste nichts sagen. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Es war eben gar nicht so leicht seine Contenance zu bewahren, wenn dem Tode schon so nah war. Ob er wohl schon das Licht erblickt hatte? Sah man überhaupt ein Licht, wenn man in die Hölle einfuhr? Sakura schnaubte. Seit wann machte sie sich um solchen Unfug Gedanken? Ihrer Meinung nach gab es weder den Himmel noch dessen Gegenpart. Der Körper starb und die Seele – sofern es denn wirklich eine geben sollte – starb mit ihm und verrottete irgendwann unter der Erde. So einfach war das. Noch ein letztes Mal stach sie tief in das Fleisch, ehe sie die Klinge entfernte, diese an Kentos Hose sauber wischte und sich schließlich wieder erhob, bevor sie das Messer zurück in die Halterung steckte, gleich neben der Pistole, die vorhin bereits bei dem Waffentausch ihren Weg zurück gefunden hatte. Gelangweilt blickte sie zu dem Braunhaarigen herab, der rasselnd atmete, bis dieses Geräusch plötzlich verstummte. Innerlich zollte sie ihm Respekt. Er hatte wirklich lange durchgehalten. Ohne ihn noch eines weiteren Blickes zu würdigen, nahm sie sich eine Fackel aus der Halterung und machte Kehrt. Hier gab es nichts mehr für sie zu tun. Kapitel 34: Deliferance ----------------------- Gequält stöhnte Hinata auf. Der Boden wurde langsam echt hart, sie war bereits komplett durchgefroren und irgendetwas stach ihr schon seit geraumer Zeit in den Rücken, genau an der Stelle, wo der Öffnungsmechanismus ihres BH´s war. Mit Mühe versuchte sie an die Stelle zu gelangen, gab es nach kurzer Zeit jedoch wieder auf. Ihre Glieder waren mittlerweile durch die Kälte schon so steif geworden, das jede Bewegung schmerzte. Das half nur noch eins… „Itachi?“ „Hn.“ „Könntest du mir bitte den BH öffnen?“ Stille. Errötend senkte sie den Blick. Er musste doch jetzt sicherlich sonst was von ihr denken. Nur gut, das er ihr Gesicht in der Dunkelheit nicht richtig erkennen konnte. „Soll das ein Scherz sein?“ Sie schüttelte den Kopf, bevor sich sich entsann, das er auch diese Geste nicht sehen konnte, bevor sie ihm auch noch eine wörtliche Auskunft erteilte. Bald darauf spürte sie auch schon eine seiner Hände auf ihrem Rücken, welche bald schon unter ihr viel zu dünnes T-Shirt fuhr und sich zu ihrem BH vortastete, welcher bald schon mit einem geübten Handgriff geöffnet wurde. Erleichtert atmete sie aus. Wenigstens diese Qual hatte nun ein Ende. „Danke.“ Wieder erhielt sie keine Antwort. Zumindest verging einige Zeit, bis… „Zieh ihn aus.“ Wieder bemerkte sie, wie ihr Gesicht zu glühen begann, ehe sie beschloss, dieser deutlichen Forderung nachzukommen. Er hatte sicherlich einen triftigen Grund dazu. Itachi war immerhin nicht irgendein Perverser, der nun seine Chance gekommen sah. Hoffte sie zumindest. Umständlich zog sie sich deswegen das Shirt über den Kopf, woraufhin ihre Knochen lautstark protestierten und entfernte schließlich auch komplett den Büstenhalter. Diesmal war sie sogar regelrecht froh, das es so dunkel war, dennoch hielt sie sich beschämt einen Arm vor ihre Oberweite, als Itachi ihr das Unterwäschestück auch schon abnahm. Schnell zog sie sich ihr Oberteil wieder drüber. Bald darauf hörte Hinata auch schon was ratschen und war sich sicher, das ihr BH nun wohl nicht länger als ein solcher zu identifizieren war. Was hatte der Uchiha nur vor? „Hn.“ Bildete sie sich das nur ein, oder schwang in diesem Wortlaut sogar ein Hauch von Belustigung mit? Kopfschüttelnd rieb sie sich über die unbedeckten Arme und registrierte nebenbei, wie der Uchiha sich erhoben hatte und vorsichtig an ihr vorbei schlich. „Was hast du vor?“ Ihr Frage blieb unbeantwortet, stattdessen hörte sie nur ein klappern und klacken. Verwundert runzelte sie die Stirn, ehe sie sich ebenfalls erhob und langsam voran tastete, um zu ihm aufzuholen. Kaum hatte sie ihn erreicht, ertönte auch schon sogleich ein lautes Knacken, welches von einem quietschenden Unterton begleitet wurde. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, packte Itachi die Blauhaarige am Handgelenk und zog sie aus dem Spalt der nun offenstehenden Tür. Ein amüsiertes Grinsen zuckte dabei über seine Mundwinkel. Sakura war wirklich ausgefuchst. Hatte sie doch wirklich ein stabiles Drahtgeflecht in dem Büstenhalter ihrer Schwester versteckt. Jetzt zahlte sich die strenge Hand seines Vaters also doch noch aus. So hatte er sich beibringen müssen, wie man Schlösser mit allen möglichen Gegenständen knackte, nur weil dieser des öfteren der Meinung war, seine Söhne einschließen zu müssen, wenn diese mal nicht nach ihrer Pfeife tanzten. Itachi schnaubte. Glücklicherweise brauchte er sich damit nun nicht länger auseinander zu setzen. Es gehörte der Vergangenheit an. „Warum ist hier denn Niemand?“ Aus seinen Gedanken gerissen blickte er auf Hinata, die dicht neben ihm lief und sich verwundert nach allen Seiten umsah. Erst jetzt registrierte er, das es wirklich verdächtig still war. Hatten ihre Entführer sie wirklich alleine gelassen? Schulterzuckend ging er weiter. Da wog sich Jemand wohl zu sehr in Sicherheit. Zufrieden blickte er auf die Tür, die immer näher in ihr Sichtfeld rückte, bevor diese plötzlich aufgerissen wurde. Erschrocken zuckte er zurück und schob Hinata schnell hinter sich, bis er erkannte, wer ihnen auf einmal gegenüber stand. „Sasuke…?“ Erleichterung huschte über die Gesichtszüge seines Bruders. „Endlich habe ich euch gefunden.“ Er machte gerade ein paar Schritte vorwärts, als er hinter sich ein Klicken hörte. Stocksteif blieb er wieder stehen, während er sah, wie Itachi die Augen weitete und Hinata, die bereits wieder hinter ihm vorgekommen war, ein ersticktes Keuchen ausstieß. Der Knall der daraufhin ertönte, hallte wie ein Echo in den Köpfen aller Anwesenden wieder, ebenso der dumpfe Knall, den Sasukes Körper von sich gab, als er auf dem harten Boden aufschlug. Die Person, die hinter Sasuke zum Vorschein kam, trug ein bitteres Lächeln auf den Lippen. Einer war aus dem Rennen, blieben nur noch zwei. Mittlerweile hatte sich der anfängliche Schock bei Itachi wieder gelegt und er stürmte schnell zu seinem Bruder, schmiss sich regelrecht neben diesem auf die Knie und schüttelte ihn an den Schultern, woraufhin etwas Blut über die Mundwinkel des Jüngeren perlte. Seine Augen blieben geschlossen. Unbedacht benetzten immer mehr Tränen Itachis Gesicht. Das musste alles nur ein schlechter Traum sein. Sein Bruder konnte doch nicht einfach so vor seinen Augen… Finster blickte er zu der Person, die dieser Szene keinerlei Beachtung schenkte, sondern stattdessen ihr ganzes Augenmerk Hinata zukommen lassen hatte. „Ich bring dich um, du-“ Er verstummte abrupt, als der Lauf der Pistole diesmal auf ihn zielte. „Um dich wird sich Jemand anders kümmern, Kleiner. Ich bin nur hier um Missi abzuholen. Ihr Schwesterchen wird sich sicherlich über ein Wiedersehen freuen.“ Damit kam hinter ihr eine weitere Person zum Vorschein, die Itachi brutal an den Haaren packte und auf die Beine zog, nur um ihn im nächsten Moment fest gegen die nah stehende Wand zu drücken. „Spiel nicht zu lange mit ihm.“ Als nächstes hörte Itachi nur noch einen schrillen Schrei und sah aus dem Augenwinkel, wie Hinata bewusstlos zusammen sackte. Jedoch konnte er dieser Szene nicht lange Beachtung schenkten, da ihn bald schon ein fester Schlag ins Gesicht traf und ihn zurück in die Realität beförderte. Gelangweilt schlenderte Sakura noch immer durch die unterirdischen Gänge des Schreins, die kein Ende zu nehmen schienen. Wer hatte diese Konstruktion nur entworfen? Der gehörte eindeutig erschossen. Frustriert blies sie sich eine, aus dem Zopf gelöste, Strähne aus dem Gesicht. Es war nur klar, das ihr Erzeuger sie mit dieser Aktion erschöpfen wollte. Blöd nur, das sie nicht vorhatte, ihm diesen Triumph zu gönnen. Schade, das er damals nicht einfach krepiert war. Von wegen, es gab kein Mittel gegen Zyankali. Wahrscheinlich hatte es etwas mit den Experimenten zu tun, von denen Mikoto gesprochen hatte. Das war sicherlich auf Orochimarus Mist gewachsen. Als ehemaliger Chemieprofessor hatte er diesbezüglich zumindest einiges an Erfahrung. Seufzend blieb sie stehen, zog die Pistole, drehte sich galant um die eigene Achse und drückte ab. Mit Zufriedenheit hörte sie auch alsbald einen dumpfen Aufschlag, der nach dem Knall erfolgte. Treffer und versenkt. Erneut seufzend blicke sie nun zu den zwei Verbliebenen, die ebenso Masken trugen, wie die, denen sie vorhin in Kentos Begleitung begegnet war. Skeptisch lüpfte sie eine Augenbraue und richtete ihre Waffe, genau in die Mitte der beiden Männer, um im Notfall schnell agieren zu können. „Geht hier irgendwo ´ne Faschings-Fete?“ Sie schmunzelte, als der Vogelmaskentyp seine Hand langsam in Richtung seines Gürtels wandern ließ, in dessen Schnalle mehrere Wurfmesser steckte. Sein Partner hielt ihn jedoch mit einem knappen Kopfschütteln davon ab, diese Waffen in Gebrauch zu nehmen. „Hayato-sama, erwartet dich bereits.“ Ihre Schmunzeln vertiefte sich ein wenig. „Ach, tut er das?“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, kam der Größere, der eine Fuchsmaske trug, näher auf sie zu und schritt alsbald an ihr voran. Wenig später folgte der Kleinere, nachdem er einen kurzen Blick, auf ihren toten Partner geworfen hatte. Schien wohl ein Freund von ihm gewesen zu sein. Schulterzuckend wartete sie, bis die Beiden an ihre vorbei gegangen waren, bevor sie ihnen mit etwas Abstand folgte. Ihr Vater hatte wohl seine soziale Ader entdeckt, wenn er ihr sogar extra einen Eskorte-Service zukommen ließ. Schweigend setzten sie den Weg fort, der sich immer mehr in die Länge zog. Hoffentlich würde sie später wieder hier raus finden. Nur mit Mühe, konnte Sakura ein Auflachen unterdrücken. Dieser Gedanke war eher unwahrscheinlich, was nicht nur an ihrem fehlenden Orientierungssinn lag. Sie würde hier unten ihr Ende finden. Das war genauso sicher, wie das Amen in der Kirche. Blut gegen Blut. Ein Preis, den sie gerne bereit war zu zahlen, wenn dieser miese Bastard, der sich ihr Vater nannte, nur endlich in die Hölle einfahren würde. Monoton blickte sie nun auf die unscheinbare Holztür, neben der sich die beiden Maskenträger positioniert hatten und sie augenscheinlich auffordernd ansahen. Eine Gänsehaut erfasste ihren Körper. Diesmal hatte sie keinerlei Zweifel daran, das sie ihr Ziel erreicht hatte. Es waren nur noch wenige Meter, die sie von ihrer Erlösung trennten. Eine Spanne, sie so klein war und in diesem Moment doch unüberwindbarer erschien, als jemals zuvor. Tief atmete sie durch, als sie sich an den beiden Männern vorbei drängte und die Tür gewaltsam aufstieß. Zwei eiskalte braune Augen blitzten ihr sogleich ´erfreut` entgegen. „Lange nicht mehr gesehen...Vater.“ Kapitel 35: The masks fall -------------------------- „Lange nicht mehr gesehen...Vater.“ Hayato Haruno gab einen glucksenden Laut von sich. Keine Beleidigung? Keine Drohung? Ihre gespielt monotone Reaktion war wirklich amüsant. „Schön, das du meiner Einladung gefolgt bist.“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung bedeutete er den beiden Männern, die seine Tochter zu ihm geführt hatten, die Tür hinter dieser wieder zu schließen und zu verschwinden. Immerhin musste Jemand dafür Sorge tragen, das keine ungebetenen Gäste ihre kleine, private Party störten. Zumindest sollten sie es wenigstens noch etwas hinauszögern, denn das bald schon einige Besucher hier auf der Matte stehen würde, dessen war er sich ganz sicher. Ein schiefes Grinsen zuckte über seine Mundwinkel, bevor er das Glas Scotch, welches er bis dato in den Händen gehalten hatte, an seine Lippen führte und dieses mit einem kräftigen Schluck leerte. Anschließend stellte er das Glas achtlos auf den antik aussehenden Holztisch und trat einige Schritte auf die Rosahaarige zu. „Du hast mich lange warten lassen.“ Sakura schnaubte. War das seine einzige Sorge? „Dafür werde ich es umso schneller beenden.“ Missbilligend schnalzte er mit der Zunge. „Aber, aber. Der Spaß hat doch gerade erst begonnen.“ Gerade in dem Moment, in dem er diese Worte ausgesprochen hatte, trat eine Person aus dem Schatten. Es war ein junger Mann, etwa in ihrem Alter. Sie kannte ihn nicht persönlich, dennoch wusste sie sofort, um wen es sich handelte, hatte sie doch schon einige Berichte über ihn in diversen Magazinen gelesen. Neji Hyūga. Baldiger Alleininhaber der Hyūga Inserch, Sohn eines Immobilienmoguls und einer Sterne-Köchin, sowie Hiashi Hyūgas Neffe und Verlobter der Pressesprecherin TenTen Aikawa. Überrascht neigte Sakura ihren Kopf, während sie den Braunhaarigen, der ihr ohne jegliche Gefühlsregung entgegen blickte, ausgiebig musterte. Sie hatte ihn sich irgendwie Größer vorgestellt. Kaum hatte sie diesen Gedanken erfasst, nickte er auch schon kurz in jene Richtung, aus der er selber zum Vorschein getreten war. Gleich darauf erblickten Sakuras Augen auch schon eine weitere maskierte Person, die Hinata mit sich brachte. Besagte landete ziemlich grob in Nejis Armen, bevor der Maskierte wieder wortlos verschwand. Sakura seufzte. Hier wimmelte es ja geradezu vor diesen Fratzen. Dann besah sie sich ihre Schwester genauer. Ihr schien es gut zu gehen, wenn man mal von den Fesseln und dem Schock absah. Unruhig huschten die Augen der Blauhaarigen in dem großen Raum umher, bis sie auf ihr zum erliegen kam und Sakura eindeutige Erleichterung in diesen ausmachen konnte. Ein kleines Lächeln zupfte um ihre Mundwinkel, welches genauso schnell wieder erlosch, wie es gekommen war. Ihr Vater hingegen, lachte plötzlich schallend auf. „Eure Wiedersehensfreude ist ja echt rührend. Leider wird sie nicht von langer Dauer sein. Neji…“ Angesprochener nickte knapp und führte seine Kusine in Richtung der Wand, wo Sakura einige Fessel-Konstruktionen ausmachen konnte, an welche er sogleich die Blauhaarige festmachte. Ungläubig blinzelte die Haruno einige Male, um das Bild auf sich wirken zu lassen. Ihr Vater schien echt Langeweile gehabt zu haben, bezweifelte sie doch, das solch eine Anfertigung zur Standardausrüstung eines Schreins gehörte. Dennoch zollte sie Hinata innerlich Respekt. Sie hielt sich wacker, auch wenn sie die Panik nicht ganz aus ihren Gesichtszügen verbannen konnte. Abwertend blickte sie zu ihrem Vater, der sich deutlich zu amüsieren schien. „Sieht dir gar nicht ähnlich, sie so lange am Leben zu lassen, wo sie dir doch so viel Ärger bereitet hat.“ Schmunzelnd schüttelte Hayato den Kopf. „Sie hat mich von einer großen Plage befreit, meinst du nicht auch, das sich das Täubchen dafür eine Belohnung verdient hat?“ Er wusste also, das sie Fugaku auf dem Gewissen hatte. Hätte sie auch gewundert, wenn es nicht so gewesen wäre. Immerhin… Schnell vertrieb sie diesen Gedankengang wieder. Damit würde sie sich später befassen. „Nun aber zu dir, Musume. Da ich ein sehr gnädiger Mensch bin, gewähre ich dir eine letzte Chance deine Fehler wieder gut zu machen und Buße zu leisten.“ Damit warf er ihr einen Dolch vor die Füße, welcher ihr nur allzu vertraut war. Es war der ihrer Mutter. Ebenso war ihr klar, was genau er ihr mit seinen Worten zu verstehen geben wollte. Entweder sie würde Hinata umbringen und wäre zukünftig wieder Daddys kleiner Liebling oder sie würde sich weigern und damit noch weiter in Ungnade fallen. Diese Entscheidung fiel ihr nun wirklich nicht schwer. Galant bückte sie sich nach dem Dolch, hob ihn auf und schleuderte ihn im nächsten Moment auch schon gezielt auf ihren Erzeuger, der lediglich einen Ausfallschritt zur Seite machte, um dem Wurfgeschoss zu entkommen. Scheppernd prallte die Stichwaffe schließlich von der steinernen Wand ab. „Ich hätte wirklich angenommen, das du schlauer wärst. Vielleicht habe ich doch auf das falsche Pferd gesetzt.“ Damit hatte sich nun wohl auch geklärt, wer ihren Bruder damals auf sie angesetzt hatte. Sie gab einen missbilligenden Laut von sich, als sie daran zurück dachte. Das Kiro jemals so tief sinken würde… „Willst du noch lange große Reden schwingen, oder kommen wir langsam mal zur Sache?“ Angedeutet schmunzelnd, wandte sich ihr Vater erneut Neji zu, der die ganze Zeit über still neben Hinata verharrt hatte. Nun ging er auf eine Halterung zu, die ganz in seiner Nähe angebracht war und in der zwei Katanas steckten. Beide zog er heraus und überbrachte diese dem älteren Haruno, welcher seinen Blick andächtig über die spiegelnden Klingen der Schwerter schweifen ließ. Verwundert runzelte Sakura ihre Stirn, als er ihr auch schon eines der Schwerter vor die Füße warf, welches sie sogleich an sich nahm und genau inspizierte. Er wollte doch nicht etwa…? „Du denkst in die richtige Richtung, meine Liebe. Ich hegte schon immer eine geheime Vorliebe für traditionelle Waffen. Es macht dir doch nichts aus, oder?“ Die letzte Frage war nur drauf abgezielt, sie bloßzustellen. Diese Freude hatte sie jedoch nicht vor ihm zu gönnen, weswegen sie lediglich ein Schnauben von sich gab und knapp den Kopf schüttelte. „Mir ist jede Waffe recht, mit der ich dich in die Hölle schicken kann.“ Belustigt lachte Hayato auf. „Dein Sinn für Humor hat mir schon immer so gut an dir gefallen. Es ist das ich nicht mehr lange etwas davon haben werde.“ Mit diesen Worten preschte er förmlich auf sie zu, sodass sie im letzten Moment nur noch ausweichen und das Katana vor sich halten konnte. Warum war dieser alte Sack in seinem Alter auch noch so schnell? Manche konnten mit diesen Jahrzehnten, die er schon auf dem Buckel hatte, kaum noch kriechen und der hüpfte noch herum, als wäre er gerade erst zwanzig. Nachdenklich zog Sakura die Stirn kraus, während sie seinen erneut Angriff geschickt passierte. Ob er wohl Aufputschmittel zu sich nahm? Während sie so darüber philosophierte, bemerkte sie, wie sie immer mehr in Bedrängnis geriet. Scheiße, schoss es ihr durch den Kopf, als sie nun ihrerseits zu einem Schlag ausholte. Schwertkampf war noch nie ihre Spezialität gewesen. Sie hatte bisher lediglich ein Mal eins in den Händen gehalten...als Kind. Von Übung konnte da wahrlich keine Rede sein. Mit einem kräftigen Ruck stieß sich die Rosahaarige vom Boden ab, gerade noch Rechtzeitig, bevor das Katana ihres Vaters, ihr wahrscheinlich noch die Versen aufgeschlitzt hätte. Wenn das so weiter ginge, sähe es echt lau für sie aus. Wieder krachten sie Klingen klirrend aufeinander, während sie im Augenwinkel zu Hinata schielte, die das Geschehen mit aufgerissenen Augen beobachte. Schnell verlagerte sie ihre Konzentration jedoch wieder zurück auf ihren Vater, der gerade seinen ersten Treffer erzielt hatte. Zum Glück hatte er sie nur gestreift, was allerdings nicht bedeutete, das die Wunde, die er ihrem Oberarm zugefügt hatte, nicht ziemlich brannte. Eindeutig. Mit diesen Waffen war er ihr weit überlegen. Eine Tatsache, die er nur zu gut wusste und ihr deutlich vorhielt. Ruckartig riss Sakura nun das Katana hoch und versuchte die Bewegungsabläufe des Älteren zu kopieren, bis sie eine kleine Schwachstelle entdeckte und diese auch sogleich ausnutzte. Damit konnte sie auch sogleich einen Treffer auf ihrem Konto verbuchen, wenn auch nur einen kleinen. Der Schnitt an seiner Wange, begann kaum zu bluten. Innerlich fluchend, versuchte sie wieder etwas Abstand zu erzielen, um kurzzeitig neue Kraft tanken zu können. Leider ließ er es nicht dazu kommen und blieb ihr stets hartnäckig auf den Versen. Verdammt! Sie begann diesen Bastard immer mehr zu hassen. Konnte er nicht endlich krepieren? Knapp wich sie dem herannahenden Hieb aus, in dem sie sich einmal um die eigene Achse drehte und parierte den nächsten mit einer eher gebückten Haltung, da er ziemlich tief kam. Wenn ihr nicht bald etwas einfallen würde, dann… Erschrocken zuckte sie zusammen, als die Tür, durch die sie vorhin geführt wurde, plötzlich lautstark aufgerissen wurde und gegen die Wand knallte. Vogel- und Fuchsmaske schon wieder? Ihr Vater schien nicht sonderlich begeistert über diese Störung zu sein und doch war er abgelenkt genug, das sie nun ihrerseits zu einem Schlag ansetzten konnte, denn er dennoch ziemlich geschickt zurückwies. Frustriert stieß sie einen Schwall Luft aus. „Was wollt ihr?“, bluffte er den beiden Maskierten harsch entgegen. Als keine Antwort erfolgte, blitzte er ihnen ziemlich ungehalten entgegen, bevor er skeptisch eine Augenbraue lüpfte, als diese ihre Masken ungeachtet fallen ließen. Belustigt gluckste er auf, was für Neji scheinbar ein abgemachtes Zeichen gewesen war, zückte er doch kurz darauf eine Pistole und schoss in Richtung der beiden Personen, die sich schnell als Kakashi und Mikoto zu erkennen gegeben hatten. Bald darauf waren sie auch schon von weiteren Maskenträgerin eingekreist, die wohl dafür Sorge tragen sollten, das sie Sakura nicht zur Hilfe kommen konnten. Amüsiert zuckten die Mundwinkel der Rosahaarigen. Als wenn sie Hilfe nötig hätte. Irgendwie würde sie den Spieß schon umwenden, auch wenn sie bisher noch keine Ahnung hatte, wie sie das genau anstellen sollte. Allzu lange konnte sie sich darüber allerdings keine Gedanken machen, war ihr Vater doch schon längst wieder gänzlich in seinem Element und wieder musste sie feststellen, wie schnell und gelenkig er doch war. Was auch immer er für Substanzen zu sich nahm, sie schienen zu wirken. Zu gut, wie sie befand. Angestrengt imitierte sie erneut seine Abläufe und stellte nach einiger Zeit fest, das es ein klares Muster gab, nach welchem er vorging. Rechter Schlag. Oben links. Unten links. Querhieb. Oben Rechts. Ab da an musste sie ausweichen, das er ihre Beine nicht erwischte. Das einzige Probleme hierbei war wirklich seine Schnelligkeit und Ausdauer, mit der er sie fast in den Wahnsinn trieb. Kapitel 36: End of his game --------------------------- Sakuras Herz schlug, als wäre sie einen Marathon gelaufen, während sie stetig Hayatos Hieben auswich. Dieser Mistkerl hatte ihr komplettes Leben zerstört. Er hatte so eiskalt Leute umgebracht, die ihr etwas bedeuteten. Ihre Mutter und Temaris Brüder. Er hatte alle möglichen Menschen für seine widerwärtigen Zwecke missbraucht. Kiro, Kento, die Kinder aus dem Waisenheus, Mikoto...sie selbst. Ebenso dachte sie daran, wie er beinahe noch zwei weitere Leben auf dem Gewissen hatte. Hinata und Konan. Dieser Scheißkerl hatte nichts als Schaden angerichtet. Eine unbändige Wut pumpte wie zähflüssige Lava durch ihre Venen. „Du bist langsam geworden. Setzt dir das Gift denn wirklich so zu?“ Kurz weiteten sich ihre Augen, bevor ein erneuter Schlagabtausch erfolgte. Gift also. Warum war sie nicht im mindesten verwundert? Erneut schielte sie kurz zu Hinata, fragend und abwartend, was diese mit einem leichten Nicken und einem betrübten Gesichtsausdruck quittierte. Seufzend verlagerte Sakura etwas ihre Position, duckte sich unter dem kommenden Schlag hinweg und holte ihrerseits von unten aus. Klirrend trafen ihre Klingen aufeinander. Plötzlich erschallte ein lauter Aufschrei. Schmunzelnd drehte sie sich um ihre eigene Achse und schaffte es so irgendwie hinter den Älteren zu kommen. Zumindest kurzzeitig, bis dieser sich ebenso schnell wieder zu ihr umdrehte. Wenigstens hatte sie nun somit nicht mehr die Wand in ihrem Rücken. „Du bist nicht der Einzige, der vorgesorgt hat.“ Mit Verwunderung erhaschte ihr Vater einen Blick über ihre Schulter, nur um im nächsten Moment erzürnt die Augenbrauen zusammen zu ziehen. Neji und Hinata. Seite an Seite. Unmöglich. Sakura hätte nicht wissen können, das er ebenso involviert war und selbst wenn… Wie hatte sie es geschafft, diesen auf ihre Seite zu ziehen, ohne das er etwas mitbekommen hatte? „Ich weiß zwar nicht weswegen du dieses ganze Spiel hier inszeniert hast, aber ich weiß, das jeder Falschspieler mindestens ein Ass im Ärmel hat. Deines war nun wirklich nicht schwer zu erraten gewesen.“ Sakura schmunzelte, als sie an den Tag zurück dachte, an dem sie Temari aufgesucht hatte. Es war kurz bevor sie an deren Wohnung ankam… Genervt saß sie in ihrem Auto und spielte abwesend mit einem Feuerzeug, während sie ab und zu an der, bereits zur Hälfte abgebrannten, Zigarette zog. Sie hatte schon seit etlichen Monaten nicht mehr geraucht, wollte es sogar gänzlich aufgeben, aber im Moment war ihr einfach danach. Nikotin beruhigte ja bekanntlich die Nerven. Hoffentlich war das nicht nur ein Amen-Märchen. Beruhigung konnte sie nun wirklich gut gebrauchen. Gedanklich rekonstruierte sie die vergangenen Wochen ab dem Zeitpunkt des Spielbeginns und landete schlussendlich immer wieder bei Hinata. Warum hatte sich Hiashi Hyūga bisher noch nicht eingemischt? Immerhin ging es doch quasi um seine Ziehtochter, die einfach getürmt war. Bereitete dieser Umstand ihm denn gar keine Sorgen. Was hatte sie übersehen? Und plötzlich machte es Klick. Es gab einen weiteren Spieler. Einen, den sie bisher komplett ausgeblendet hatte. Ein diabolisches Grinsen spiegelte sich auf ihren Lippen wieder, bevor sie die aufgerauchte Zigarette lässig aus dem offenen Fenster schnippte und zu ihrem Handy griff. Die gesuchte Nummer war schnell gefunden und wurde auch sogleich eingewählt. Es dauerte auch nicht lange, als eine vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung erklang. »Tamura.« »Hier Sakura. Ich könnte deine Hilfe gebrauchen.« »Sakura? ...... Um was geht´s?« Sie hatte doch gleich gewusst, das sie auf ihn zählen konnte, ohne das er ein großes Fass aufmachen würde. Erleichterung durchflutete ihren Körper, während ihr Lächeln sich etwas vertiefte. »Es ist nur ein kleine Sache. Ein kleiner Botengang, wenn man es denn so nennen will. Du musst hierbei lediglich einen Brief, den ich dir in den nächsten Tagen zukommen lasse, neu frankieren und persönlich einem gewissen Neji Hyūga überbringen. Wie du das anstellst, sei ganz dir überlassen, aber halte dich möglichst unauffällig.« Kurz war es still und Sakura gab ihrem Gesprächspartner alle Zeit, um die Worte auf sich wirken zu lassen, bevor… »Wie erreiche ich ihn?« …sie zufrieden aus dem Fenster auf die gegenüberliegende Straßenseite blickte. »Demnächst findet eine Presse-Veranstaltung im Bayside Hotel Azur Takeshiba statt. Seine Verlobte zählt zu den geladenen Gästen und wenn mich meine Informationen nicht täuschen, dann nimmt er ebenfalls stets an derlei Festlichkeiten teil, um öffentliche Verbindungen zu stärken.« Sakura konnte nur erahnen, wie ihre Gesprächspartner nickte, während sie sich eine neue Zigarette ansteckte und schließlich abwertend schnaubte. Sie sollte echt aufhören. Frustriert blies sie den Schwall blass-blauen Dunst aus. »In Ordnung, ich werde mich darum kümmern.« »Sehr schön.« Wieder herrschte einige Sekunden Stille, die sich dahin zogen, wie zäher Kaugummi und dennoch brachte sie es nicht über sich einfach aufzulegen. Warum? Seine unausgesprochene Frage umwaberte sie ebenso, wie der Qualm der Zigarette. Seufzend schmiss sie den kaum angerührten Glimmstängel wieder aus dem Fenster. »Es geht ihr gut. Das ist es doch, was du wissen willst, oder?« »Und dir?« »Ich muss nun auflegen. Habe vielen Dank...Pain.« Damit beendete Sakura das Telefonat und ließ sich etwas zurück in die Lehne des Autositzes sinken, ehe sie ergeben ihre Augen schloss und leise glucksend den Kopf etwas hin und her wippen ließ. Das war einfacher, als sie gedacht hatte. Außerdem hatte sie sich eingebildet, so etwas wie ehrliche Sorge in seiner Stimme ausgemacht zu haben und das nicht nur im Bezug auf Konan… Liebenswert, aber auch ziemlich amüsant. „Ich gestehe, meine Liebe, das war ein geschickter Zug von dir, aber meinst du wirklich, das mich der Verlust eines Bauern sonderlich stört?“ Schmunzelnd schüttelte sie den Kopf und ging nun ihrerseits in den Angriff über, statt länger nur auszuweichen. Im Schach hatte jede Seite acht Bauern, die in diesem Spiel nichts weiter als Opferlämmer waren. Hayato Haruno hatte folgende aufgestellt: Kento, Kiro, Neji, Mikoto und Yūsei. Das waren zumindest die, von denen sie wusste, von den unbekannten Konsonanten mal abgesehen, auch wenn sie diesbezüglich schon einen Verdacht hegte, den Hinata ihr vorhin teilweise bestätigt hatte. Ihre Bauern, hingegen, beschränkten sich auf zwei Personen: Hinata und Sasuke. Hinata hatte sie für Itachi geopfert, sowie sie Sasuke für ihre Schwester geopfert hatte. Mittlerweile hatte die Blauhaarige sich in einen Turm gewandelt, während Mitoko endlich die Rolle der Dame angenommen hatte. Ob sich ihr Vater dessen schon bewusst war? »Wir sind alle nur Werkzeuge, das müsstest du am besten wissen, aber Mikoto… Sie ist der Schlüssel. Das war sie schon immer.« Was ihre Mutter nur damit gemeint haben könnte? Kopfschüttelnd vertrieb sie diesen Gedanken wieder. Damit würde sie sich später auseinandersetzen, wenn ihr kein irrer Psychopath ans Leder wollte. Langsam wurde Sakura echt ungeduldig. Es musste doch irgendeinen Weg geben, das Ganze etwas schneller zu Ende zu bringen. Sie hatte kaum noch Kraft, während er noch nicht einmal ansatzweise erschöpft wirkte. Wie lange prügelten sie eigentlich schon aufeinander ein? Zwei Stunden? Drei? Fast kam es ihr sogar vor, wie Tage, auch wenn das natürlich völliger Schwachsinn war. Vielleicht war sogar die Stundenangabe ziemlich übertrieben. Dennoch ging es ihr einfach zu langsam. Erschrocken zuckte sie zusammen, als plötzlich ein weiterer lauter Schrei ertönte. Diese Tonart würde sie unter tausenden wiedererkennen. Kakashi. Verdammt. Galant drehte sie sich erneut um ihre eigene Achse, um sich im Sekundenbruchteil ein Bild des Geschehens machen zu können. Er kniete schwer atmend auf dem Boden. In seinem Körper steckten mehrere Kunai. Einer hatte sein Schulterblatt komplett durchbohrt. Seine Kleidung war gerissen und Blut-überströmt. Mikoto, die selber nicht sehr viel frischer aussah, hatte alle Hände voll damit zu tun, die weiteren Angreifer von ihm fern zu halten. Neji und Hinata waren nur begingt eine Hilfe, waren sie doch selber eingekesselt. Wo kamen diese Typen nur alle her? Vorhin waren es noch nicht so viele. Wieder trafen ihre Klingen aufeinander, während sie erneut einen Positionstausch vollzog, um ein besseren Blick auf das Geschehen haben zu können und plötzlich stockte ihr der Atem… „Du mieser Bastard“, zischte sie ihrem Vater entgegen, der daraufhin nur ein kehliges Lachen von sich gab. Scheinbar wurden doch nicht alle Kinder ins Ausland verschifft. Stattdessen hatte er doch allen Ernstes eine Armee Bauernopfer erschaffen. Die Männer hinter den Masken waren höchstwahrscheinlich nicht älter als sie selber. Einige vielleicht sogar jünger. Bei manchen von ihnen waren die Masken zersplittert, weswegen sie ihre Gesichter erkennen konnte. Jugendliche. Nur selten fanden sich Erwachsene in deren Reihen wieder. Jetzt war es nicht mehr länger Wut, die durch ihre Venen pumpte. Mittlerweile war es blanker Hass. Das Spiel war vorbei. Nun wurde Ernst gemacht. Kapitel 37: Between heaven and hell ----------------------------------- »Heute ist der erste Tag an deiner neuen Schule. Du weißt, was du zu tun hast.« Es war alles nur ein krankes Spiel. Er hatte sie einfach hinters Licht geführt...sie verraten. Sie war für ihn nichts weiter als eine Marionette gewesen. Eine tiefe Furche entstand in Sakuras Stirn, während sich ihre Augenbrauen fest zusammen zogen. »Dein Vater bat mich dich im Blickfeld zu behalten...« Kakashi. Auch er war nichts weiter als ein weiteres Opfer der Machenschaften seines Vaters gewesen. Unbedeutend. Austauschbar. Es wäre so einfach gewesen, wenn… Ja, wenn sie nicht seine Töchter wäre. Sie hatte schließlich den besten Lehrer gehabt. Ein bösartiges Grinsen zuckte über ihre Mundwinkel. »Das Blatt hat sich gewendet...« Kiro. Kurz huschte ein trauriger Ausdruck über ihre olivegrünen Augen. Er war doch ihr großer Bruder gewesen. Sie hatte ihn geliebt. Damals. Doch diese Zeit war längst vorbei. Er hatte sich verkauft und für Geld einfach alles getan. Mord. Erpressung. Raub. Es war nichts weiter als ein Geschäft. Das war es nie. Zumindest nicht bis zu diesem Tag, als er sie endgültig verließ, nur um Jahre später wieder aufzutauchen. Ihr Vater war schon immer ein hervorragender Puppenspieler gewesen. Nun blitzte in ihren Augen blanke Mordlust auf. »...es ist ganz alleine deine Entscheidung, ob du auch so weiter machen willst...« Hatte Sasori wohl möglich doch Recht? Zaghaft schüttelte Sakura den Kopf. Ihre Hiebe gewannen an Intensität. »Du hast dich keinen Deut verändert...« Sie schnaubte abwertend, als ihr Kentos Worte in den Sinn kamen. Er hatte doch keine Ahnung gehabt. Sie war nicht mehr das kleine Mädchen, das blindlings vertraute und sich monoton an ihren Fäden steuern ließ. Nein, diese Zeiten waren längst vorbei. Sie war erwachsen geworden, ging ihre eigenen Wege und strebte ebenso ihre eigenen Ziele an. Einem stand sie genau Gegenüber. Ihr Überlebenswille kehrte mit einem Schlag zurück. Sie würde nicht sterben. Nicht heute! »Du hast nach mir gerufen.« Hinata. Kurz huschten ihre Augen zu der Blauhaarigen, die sich verbittert gegen zwei erwachsene Männer zu behaupten versuchte. Ihre Waffe lag einige Meter von ihr entfernt. Geschickte duckte sie sich unter den sich nähernden Fausthieb hinweg und holte gleichzeitig mit ihrem Bein aus, brachte einen der Männer zum schwanken. Jedoch nur kurzzeitig. *Du schaffst das, Schwester. Ich vertraue dir.* Und wie als hätte diese ihre Wörter gehört, begegneten sich kurz ihre Blicke, ehe die Jüngere ihr knapp zunickte und einen erneuten Angriff startete, der einen der Männer sofort außer Gefecht setzte. Stolz erwiderte die Sakura das Nicken. »Denkst du, das wirklich Engel da oben leben?« Sie war kein Mensch, der an Ammenmärchen glaubte. Für sie zählte schon immer nur das, was sie sehen und anfassen konnte. Doch jetzt – in diesem einen Augenblick – wünschte sie sich nichts sehnlicher, als an die Existenz von Engeln glauben zu können. Und mit einem Mal wurde sie von einer inneren Ruhe erfasst, die so gar nicht zu ihrem kräftig schlagenden Herzen passen wollte. Ihr Griff um das Katana verstärkte sich zunehmend. „Lass es uns endlich beenden...Vater.“ Wie als hätte er nur auf diese Worte gewartete, legte er etwas an Geschwindigkeit zu, versuchte sie erneut in eine unbestimmte Richtung zu drängen, doch diesmal hatte sie andere Pläne. Ein lautes Klirren ertönte, als ihr stählernen Klingen hart aufeinander trafen. Unnachgiebig sahen sie sich dabei in die Augen, während sie alles anderes um sich herum ausblendete. Nur er zählte. Sein Grinsen würde bald schon verblassen. Wie in Trance machte sie einen Ausfallschritt zur Seite und zückte ihr Messer. Mit einem gezielten Sprung brachte sie etwas mehr Abstand zwischen sie und feuerte gleichzeitig geradewegs das Messer in Nejis Richtung. Es verfehlte ihn. Genauso war es beabsichtige. Sie konnte nur hoffen, das er verstand und das tat er. Nun wurde es langsam Zeit für den großen Showdown. Hier konnte ihr nun Niemand mehr helfen. Nur am Rande bekam sie mit, wie ihre Verbündeten samt der restlichen Maskenträger aus dem unterirdischen Raum verschwanden. Nur vereinzelte blieben zurück. Vier, maximal fünf. Es bedurfte nur eines Wortes seitens Hayato, bis auch diese endlich verschwanden. Fünfzehn Minuten. Mehr Zeit blieb ihr nicht mehr, laut der großen Wanduhr am Ende des Raumes. Es war nicht viel, aber es würde reichen müssen. Ihrem Vater schien ihren Blick wohl nicht entgangen zu sein, denn kurz darauf stieß er erneut ein kehliges Lachen aus. „Ich hoffe, du verlässt dich nicht zu sehr auf deine Freundinnen. Die Bombe wird nämlich nicht hoch gehen.“ Mit Mühe schaffte sie es, ihr Schmunzeln zu verbergen. Temari und Konan waren also aufgeflogen. Mit nichts anderem hatte Sakura gerechnet. Doch hielt er sie wirklich für so blöd, das sie komplett planlos zu ihm kam? Es gab immer eine Ausweichmöglichkeit. In ihrem Fall sogar zwei. Monoton blickte sie ihm entgegen, verbarg nur schwerfällig ihr Grinsen, und konzentrierte sich gänzlich auf seine Bewegungsabläufe, die nun doch etwas von ihrer Geschmeidigkeit eingebüßt hatten. Und endlich – nach all der langen Zeit – erkannte sie seine Schwachstelle, die sie sich sogleich zunutze machte. Warum war ihr nicht schon eher aufgefallen, das er den rechten Arm kaum bewegte? Noch ehe er reagieren konnte, drückte ihm die spitze Klinge ihres Katana direkt in den Kehlkopf. „Game over.“ Entgegen ihrer Erwartung jedoch, zuckten die Mundwinkel ihres Vaters als Zeichen seiner deutlichen Belustigung. Das war auch der Moment, als Akemi und Raika in den Raum gestürmt kamen. Beide mit geladenen Waffen und beide genau in die Richtung zielend, wo sie noch immer mit ihrem Vater in derselben Position verharrte. Interessant. Doch leider hatte er sich auch dieses Mal verkalkuliert. Wie konnte sie nur jemals zum ihm aufgeblickt haben? Sie war ihm stets einen Schritt voraus. Das leise Zischen eines gedämpften Schusses, riss sie sogleich wieder aus ihren Gedanken. Hayato erstarrte. Akemi hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund und Sasuke, der mit seinem Heranschleichen eine super Erfolgschance als Ninja hätte, blickte abwertend auf die zusammen gesunkene Person zu seinen Füßen. Betrübt seufzte Sakura auf. Raika war also die Verräterin gewesen. Schade. Sie hatte die Brünette ernsthaft gemocht. Schulterzuckend wandte sie sich wieder ihrem Erzeuger zu. „Willst du noch was los werden?“ „Fahr in die Hölle.“ „Heute nicht.“ Mit einem kräftigen Ruck stieß sie die Klinge in seinen Hals. Seine Augen weiteten sich, das Katana glitt aus seiner Hand und landete scheppernd auf dem Boden. Endlose Erleichterung durchflutete Sakuras Körper. Diesmal würde selbst dieser Bastard nicht mehr von den Toten auferstehen können. Betont langsam zog sie das Langschwert wieder auf ihm heraus, was am Ende von einem schmatzenden Geräusch begleitet wurde. Angewidert verzog sie das Gesicht, als ihr eine Blutfontäne entgegen spritzte, bevor der leblose Körper in sich zusammen sackte. Jetzt hatte sie überall sein Blut kleben. Selbst nach seinem Ableben schaffte er es dieser Mistkerl noch, sie zu nerven. „Sakura?“ Seufzend ließ sie von ihrem Vater ab und blickte in Richtung des ihrer Angestellten und des jüngeren Uchiha, welcher so eben ihren Namen geflüstert hatte. Mühsam ging sie einige Schritte auf die Beiden zu, bevor ihr kurzzeitig schwarz vor Augen wurde und sie bedrohlich schwankte. Jedoch hatte sie sich diesmal schnell wieder im Griff und stieß einen erneuten Seufzer aus. „Geht schon mal vor. Ich komme nach.“ „Aber Miss-“ „Tut, was ich sage!“ Nickend verbeugte sich die Schwarzhaarige knapp, nur um sich gleich darauf wieder aufzurichten und Sasuke am Arm zu packen. Ohne weiter Widerworte zog sie ihn erbarmungslos hinter sich her, bis sie gänzlich aus ihrem Blickfeld verschwunden waren. Demütig blickte sie sich schließlich in dem Raum um. Wie viele Menschen hatte bei diesem Spiel ihr Leben geben müssen? So viele Unschuldige… Ein trauriger Ausdruck legte sich auf ihre Augen, als sie neben einem braunhaarigen Jungen in die Hocke ging. Er schien nicht älter als vierzehn. „Noch so jung…“ Nur gemurmelt drangen diese Worte über ihre Lippen, bevor sie mit zwei Fingern seine Lider herab zog und ihren Blick schließlich weiter seinen Körper hinab gleiten ließ, bis sie dessen Todesursache gefunden hatte. Ein Dolch inmitten seines Herzens. Der Dolch ihrer Mutter. Mit einem kräftigen Zug, zog sie die Waffe aus seinem leblosen Körper und betrachtete den todbringenden Gegenstand. Er sah relativ gewöhnlich aus. Ein schwarzer Griff und eine silberne Klinge. Doch die rote Gravur – bestehend aus japanischen Kanji - auf dem Eisenguss zauberte ihr ein feines Lächeln auf die Lippen. Shikai nami shizuka. Die ganze Welt ruht in Frieden. Mit einem letzten Blick auf das friedlich wirkende Gesicht des Jungen erhob sie sich wieder und steckte den Dolch in ihren Gürtel, als sie auch schon sich nähernde Schritte hörte und kurz darauf die Erde bebte. „Lass uns gehen.“ Kapitel 38: Old acquaintance ---------------------------- Auf eine Erschütterung folgte die nächste. Die Erde bebte. Kleinere und größere Gesteinsbrocken brachen aus der Decken, verfehlten oftmals nur knapp die zwei Personen, die sich eilig einen Ausgang aus dem Tunnelsystem bahnten. Konzentriert blickte sich eine von ihnen um. Ihre grünen Augen dabei leicht zusammen gekniffen. Kleine schwarze Punkte begannen vor ihr zu tanzen und nahmen schränkten somit ihre Sicht ein. Die Schritte wurden immer abgehackter. Verdammt. Allmählich schwand ihre Kraft. Endlos sickerte das Blut durch die offenen Wunden. Am schlimmsten hatte es wohl ihre Seite erwischt. Ein kleiner Moment der Unachtsamkeit, der eine fatale Folge mit sich brachte. Keuchend drückte Sakura ihre Hand auf die schmerzende Stelle, während ihre Schritte sich wieder ein wenig beschleunigten. Eine weitere Erschütterung brachte sie zum taumeln. Nur mit Mühe schaffte sie es auf den Beinen zu bleiben. Wenigstens kurzzeitig, bis sie komplett den Boden und ihren Füßen verlor. Überrascht blickte sie auf die Maske, die etwas abbildete, das einer Katze nicht gänzlich unähnlich sah. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, bevor die Bewusstlosigkeit sie übermannte. Besorgt blickte Hinata auf den immer mehr zusammenstürzenden Schrein. Ihre Schwester hätte längst schon wieder draußen sein müssen. Wo blieb sie nur so lange und warum war sie nicht mit Akemi und Sasuke zurück gekommen? Naruto, der den Zündmechanismus noch immer in der Hand hielt, warf der Blauhaarigen einen aufmunternden Blick zu. „Sie kommt sicherlich gleich.“ Knapp nickte sie, hielt ihren Blick jedoch weiterhin gebannt auf das Gebäude gerichtet, um das sich mittlerweile eine dicke Staubwolke gebildet hatte. Sie konnte kaum noch etwas erkennen. Nur Schemen und Umrisse. „Wie geht es den Anderen?“ Vorsorglich warf Naruto einen Blick über seine Schulter, erkannte, wie Kakashi bewusstlos auf dem Boden lag und Akemi, die neben ihm kniete, notdürftig die schlimmsten Wunden versorgte. Um eine medizinische Versorgung, wohl möglich sogar einen längeren Krankenhausaufenthalt, würde er dennoch nicht herum kommen, hatte er doch ziemlich viel Blut verloren. Sein Blick schweifte weiter zu Sasuke, der neben Itachi und Neji an einer niedrigen Mauer gelehnt saß und den Kopf in den Nacken gelegt hatte. Sein Blick war abwesend in den Himmel gerichtet. Für einen Außenstehenden hatte er sich ziemlich gut gemacht. Nicht nur, das er erbarmungslos Jemanden erschossen hatte, auch den eigenen Tod hatte er ohne zu Zögern in Kauf genommen, wenn auch nur fungiert. Es bedurfte nur einer kugelsicheren Weste und einer Blutpastille, die man in jedem Kostümladen erwerben konnte. Das Raika auf so einen billigen Trick herein gefallen war, war Naruto auch weiterhin unbegreiflich. Von wegen Profi. Schließlich blickte er zu Konan, Mikoto und Temari. Während die ersten Beiden ab und an ein paar Worte wechselten, erwiderte die Blondine ihren Blick und nickte ihm knapp zu. Es war ein Zeichen ihres Respekts, welcher ihn mit Stolz erfüllte. Ein minimales Lächeln zuckte über seine Mundwinkel, bevor er sich wieder Hinata zuwandte. „Es hätte weitaus schlimmer kommen können.“ Damit hatte er wohl Recht. Die Blauhaarige stieß einen leisen Seufzer aus. Würde sie je vergessen können, was in den letzten Wochen geschehen war? Sie hatte gemordet. Das Blut klebte noch immer an ihren Händen. Was jedoch das Schlimmste daran war: Es hatte ihr nichts bedeutet. Müsste sie nicht mindestens Reue empfinden? Bevor sie sich weiter darüber Gedanken machen konnte, sog Naruto scharf die Luft ein. Schnell erkannte sie auch den Grund für seine Reaktion und zuckte gleich darauf erschrocken zusammen, als Temari plötzlich an ihrer Seite erschien. Ihr Blick lag gebannt auf der Person, die soeben aus dem dunstigen Schleier trat und eine weitere Person auf den Armen trug. Sofort zückte Temari ihre Waffe, ließ den Maskierten keine Sekunde lang aus den Augen. Unbeeindruckt schritt dieser weiter auf sie zu, blieb schließlich kurz vor ihrer Gruppe stehen und ging leicht in die Hocke, um Sakura möglichst sanft auf den Boden zu legen, ehe er sich wieder aufrichtete. Trotz seiner Maske, konnte man erkennen, wie er erst Naruto und Hinata ganz genau musterte, bevor er schlussendlich bei Temari stehen blieb. Starr erwiderte sie den bohrenden Blick, während sie ihre Waffe wieder sinken ließ. Von ihm ging keinerlei Bedrohung aus. Das spürte sie und ihr Gespür hatte sie noch nie verlassen. „Sie wird bald sterben.“ Diese Stimme. Sie kam ihr so vertraut vor und war ihr gleichzeitig so unbekannt. In ihren Gedanken versunken, registrierte Temari erst viel später den Inhalt seiner Worte und blickte abwesend auf die junge rosahaarige Frau, die sie einst eine Freundin nannte. Dabei bekam sie auch nicht mit, wie der Maskierte wieder verschwand. Niemand hielt ihn auf. Es war nicht länger wichtig. Das Spiel war vorbei. Ein Ruck erfasste Hinatas Körper, als sie auch schon neben ihrer Schwester auf die Knie sank. Unachtsam perlte eine einzige Träne aus ihrem Augenwinkel und tropfte lautlos auf das Gesicht der Bewusstlosen. Konnte dieser Alptraum nicht bald ein Ende nehmen? Sie wollte ihre Schwester nicht verlieren. Diese war doch die einzige Familie, die sie noch hatte. „Akemi!“ Sofort war die Angesprochene an ihrer Seite, während sich nun Konan neben Kakashi gesellt hatte, um die Arbeit der Schwarzhaarigen fortzuführen. „Weißt du, welches Gift Raika ihr verabreicht hat?“ „Fliegenpilz. In einer geringen Menge fügt er kaum Schaden zu, wenn man mal von diversen körperlichen Belastungsstörungen und Nervenschädigungen absieht, doch ab einer Dosis von etwa einen Kilogramm endet die Einnahme durchaus tödlich. Bleibt nur die Frage offen, wie viel man ihr bereits verabreicht hat und innerhalb welchen Zeitraums.“ Überrascht blickte Hinata auf. Das war nicht Akemi, die ihr soeben geantwortet hatte. Stattdessen fand sie sich nun einer älteren, blonden Frau gegenüber, die neutral ihren Blick über alle Anwesenden schweifen ließ, welcher schließlich bei den beiden Schwestern zum erliegen kam. Temari, die weiterhin neben ihr stand, verkrampfte sich zunehmend. Kannte sie diese Frau etwa? „Wer seid Ihr und woher bezieht Ihr diese Information?“ Die Blondine schmunzelte und ging schließlich ebenfalls in die Hocke. „Es ist mein Job so etwas zu wissen.“ Ihr Job? Hinata stutzte. War sie etwa Giftmischerin oder gar eine Kräuterhexe? Kopfschüttelnd vertrieb sie diesen schwachsinnigen Gedanken wieder. Dafür war nun wirklich keine Zeit. „Können Sie ihr helfen?“ „Das liegt durchaus in meinem Fähigkeiten-Bereich, ja. Allerdings bezweifle ich, das zwei hier anwesende Damen es gut heißen würden, sollte ich Hand an das Kätzchen legen.“ Das Klicken einer Waffe, welche nun wohl entsichert wurde, bestätigte die Annahme der Älteren nur noch. Verwundert runzelte Hinata die Stirn, ehe sie in Richtung des Geräusches blickte. Temari hatte ihr Ziel genau fokussiert und auch Konan war zwischenzeitlich an ihrer Seite erschienen. Ihr Blicke waren eiskalt und bescherte somit der jüngeren Haruno eine unangenehme Gänsehaut. Wer war nur diese Frau, die all jenen Hass auf sich zog. Seufzend rappelte diese sich wieder auf. „Du solltest nun gehen...Tsunade-hakase.“ Der Name war nichts weiter als ein gefährliches zischen, in welchem eine unausgesprochene Drohung mitschwang. Lässig zuckte die Angesprochene ihre Schultern und wandte sich schließlich ab. „Sollte Sakura je wieder zu sich kommen, weiß sie, wo sie mich findet.“ Irritiert sah Hinata der Blondine hinterher. Einen Augenblick später war diese auch schon verschwunden. Schwerfällig erhob sie sich wieder und blickte sich erstaunt um. „Wo sind denn Alle?“ „Akemi und Mikoto bringen Kakashi ins Krankenhaus. Es gibt dort einen Arzt, der keine Fragen stellt. Naruto hat noch etwas zu erledigen und die Anderen sind bereits auf dem Rückweg nach Tokio. Es gibt keinen Grund länger hier zu bleiben.“ Verständnisvoll nickte sie Temari zu. War sie denn wirklich so abwesend gewesen, das sie deren Verschwinden nicht mitbekommen hatte? „Wir sollten auch gehen. Es ist hier nicht länger sicher.“ Diese Worte kamen von Konan, die sich etwas über Sakura gebeugt hatte, um deren Puls zu fühlen. Er war nur noch sehr schwach vorhanden. Außerdem hatte sie angefangen zu zittern, hinzukommend, hatte sich ebenfalls ein feiner Schweißfilm auf ihrer Haut gebildet. Fieber. Konan seufzte. Ein Kampf war gewonnen. Doch ob sie den Innerlichen auch überstehen würde? Angestrengt versuchte sie die Rosahaarige anzuheben, was ihr eher schwerlich gelang. Sofort war Temari an ihrer Seite und auch Hinata wirkte mit. Zusammen schafften sie es schließlich Sakura gänzlich aufzurichten und Temari auf den Rücken zu hieven, damit diese sie bequemer tragen könnte, war sie doch die Stärkste von ihnen. Jahrelanges Training zahlte sich eben doch ab und zu aus. Ein feines Schmunzeln schlich sich auf die Lippen der jungen Blondine, während sie den beiden anderen Frauen in eine unbestimmte Richtung folgte. Hauptsache weg von diesem Ort, der sicherlich bald schon von sämtlichen Behörden wimmeln würde. Ein Wunder, das diese überhaupt so lange auf sich warten ließen. Erschöpft öffnete Sakura ihre Lider und sah sich sogleich orientierungslos um. Viel erkennen konnte sie jedoch nicht, war die einzige Lichtquelle in dem dunklen Raum doch nur eine halb hinunter gebrannte Kerze, die gerade genug Helligkeit spendete, um nicht gänzlich den Verstand zu verlieren, war ihr diese endlose Dunkelheit doch nicht gänzlich geheuer. Nicht nachdem, was alles geschehen war. „Du bist endlich wach.“ Ein schmales Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sich die Matratze neben ihr senkte. „Viel eher bin ich wohl tot, wenn du hier bist.“ Die junge Frau, die sich bei ihr nieder gelassen hatte, griff sanft nach ihrer Hand und schüttelte beruhigend den Kopf. „Hast du es denn wirklich so eilig mit dem sterben?“ „Warum bist du hier, Mutter?“ „Ich war die ganze Zeit über bei dir. Du hast dich tapfer geschlagen.“ Sakuras Lächeln vertiefte sich ein wenig. Endlich war es vorbei. Ihr Vater würde Niemanden länger Leid zufügen können. Eine unendliche Wärme durchflutet ihren Körper. Fühlte sich so Freiheit an? „Gibt es eigentlich Engel?“ Liebevoll blickte Misaki auf ihre Tochter hinab. Kannte sie die Antwort nicht schon längst? Plötzlich wurde Sakura jedoch wieder Ernst. Ihr Lächeln erlosch und somit nahmen ihre Augen einen matten, nachdenklichen Ausdruck an. „Was soll ich jetzt nur tun…? Wo ist mein Platz im Leben…?“ Darüber hatte sie sich bisher nie Gedanken machen müssen. Ihr ganzes Leben war darauf ausgerichtet gewesen, den Befehlen ihres Vaters Folge zu leisten. Erst jetzt merkte sie, wie einsam dieses Leben doch gewesen war. Ohne Freunde. Ohne eine liebevolle Familie. Ohne Freude. Nur Tod, Verrat und Trostlosigkeit. Ein müder Seufzer entrann ihrer trockenen Kehle. „Du bist nun nicht länger alleine, meine Kirschblüte. Denk nur an all die Menschen, die dir in deiner schwersten Zeit die Hand gereicht haben. Du musst sie nur ergreifen.“ Betrübt senkte Sakura ihre Lider. War es dafür nicht längst schon zu spät? „Ich habe keine Zeit mehr.“ „Die Zeit ist ein sehr widerspenstiges Gut, die oftmals viel zu schnell verrinnt. Deine, hingegen, wurde angehalten. Doch es gibt Jemanden, der sie wieder zum laufen bringt. Vertrau ihr. Sie wird dir helfen.“ Vertrauen… Dieses Wort hinterließ noch immer einen bitteren Nachgeschmack. Schon so oft hatte man es schamlos ausgenutzt. Es hätte sie bald umgebracht. Beim nächsten Mal würde es kein Zurück mehr geben, dessen war sich sicher. Sollte sie dennoch auf den Rat ihrer Mutter hören, die doch nur in ihrem Unterbewusstsein existierte? „Ich...ich kann nicht.“ „Dann wird die Dunkelheit von nun an dein stetiger Wegbegleiter sein.“ Damit verschwand das Abbild ihrer Mutter und hinterließ nichts weiter als trostlose Einsamkeit, die ihr fast die Luft zum atmen raubte. Sie wollte das nicht. Nie mehr. Und mit diesem Gedanken erlosch die Kerze und tauchte ihre Umgebung in endlose Schwärze. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)