Urlaubsfoto von Jaelaki ([Seto & Joey | Puppyshipping reloaded]) ================================================================================ Kapitel 1: Urlaubsende ---------------------- Sommerwind strich über seine Arme. Das Meer rauschte und breitete sich so unendlich weit vor ihnen aus, bis zum Horizont, wo der Himmel mit dem Meer verschmolz. Der weiche Sand speicherte die Wärme der Sonne, die er auf seinen nackten Füßen spürte. Eine Möwe flog über das Wasser. Die Apokalypse. Und er mittendrin. Doch außer ihm, bemerkte es scheinbar niemand.   Der Sonnenschirm war zu klein, der Strand zu sandig, die Möwen kackten überallhin, die Touristen verschmutzten seinen Arbeitsort mit Lärm und Dosen – und dann war da noch der Fakt, dass – Wheeler lehnte sich neben ihm zurück und starrte in den wolkenlosen Himmel, die Augen ein wenig zusammengekniffen – was seinem dümmlichen Gesichtsausdruck noch einen Hauch von Anstrengung verlieh. Die Wellen rauschten im Hintergrund. Seine blonden Haare fielen in Strähnen in sein Gesicht, die er sich aus der Stirn strich, während er und Wheeler einen stillen Kampf ausfochten. Ihre Blicke ineinander verkeilt. Die Sonne strahlte im Hintergrund. »Du solltest es wirklich einfach drauf schmieren. Es hilft und es –« »Wheeler«, knurrte er und Besagter zuckte die Schultern, beugte sich halb über ihn. Auf seiner sonnengebräunten Haut glänzten im Halbschatten die Tropfen des Salzwassers. »Aber mecker mich nicht wieder voll, wenn es nachher brennt.« »Ich brauche keine Sonnencreme«, beharrte Seto Kaiba und hackte auf seinen Laptop ein, als versuchte der, ihm den Hautschutz anzudrehen. Sein Gegenüber beeindruckte das so sehr, wie nach seinem Argument, dass er der Angestellte und nicht der Chef war und nur der Chef Urlaub genehmigen konnte. Wheeler hatte sonst gerne eine simple Weltanschauung – aber da versagte schon seine Aufnahmefähigkeit. Wäre Wheelers Sturheit ein Gebäude, es würde die Zentrale der KC übersteigen.   »Das Meer ist super! Willst du nicht –« Natürlich nicht. »Du tropst. Verschwinde.« Wheeler seufzte, schwieg einen Moment und schaute in die Ferne, blinzelte in die Sonne und beobachtete dann, wie seine Tochter und die von Mokuba am Strand nur ein paar Meter weiter eine Burg bauten. Mokuba lächelte, während ihm Lin erklärte, wo der Weiße Drache dort wohnte. »Weißt du, der Sinn von Urlaub ist eigentlich, nicht zu arbeiten«, fuhr Wheeler fort und hatte wieder diesen Ausdruck drauf, der ihm die Geduld wie Fäden aus der Haut zog. »Und ich erkenne darin keinen Sinn, Hündchen.« Mit einem Seufzen verschränkte Joey Wheeler die Arme hinter seinem Kopf und lehnte sich zurück, so dass er aus Setos Sichtweite gen Handtuch auf dem Boden verschwand. Nicht, dass es ihn davon abgehalten hätte, ihm den letzten Nerv zu rauben. Wheeler hatte kein Talent, das er vermochte wertzuschätzen. Er hatte Probleme mit Prozentrechnung und verstand nicht, was der Wert von Aktien war. Er konnte sich keine Strategien für Spiele zurechtlegen, sondern stolperte von einer Niederlage zur nächsten – verlor er mal nicht, dann lag das nicht an seiner Organisation, sondern daran, dass der andere Spieler noch schlechter war als Wheeler – oder es war einfach Zufall. Wheeler nannte es Schicksal. Schon das Wort verursachte Seto Migräne. Wheeler konnte nicht singen und tat es trotzdem dauernd. Er begriff nicht, warum es Schuhschränke gab und sah erst nach dem Versuch ein, warum man rote Socken nicht in die Wäsche mit weißen Hemden steckte. Eine ganze Ladung rosa Hemden lag noch in der Waschküche. Der Gedanke daran zog die Galle in seine Speiseröhre. Das einzige, was Wheeler wirklich konnte, war ihn so lange zu nerven, bis er Dingen zustimmte, an die er sich nicht erinnerte, überhaupt darüber verhandelt zu haben. Und dann stieg er in ein Flugzeug und flog mit seiner Familie in den Urlaub. Seto verzog seinen Mund.   »Ich glaub, du weißt gar nicht, was du für ein Glück hast, Seto. Du vergeudest es. Du siehst nur deinen Laptop und –« »Ich hoffe, dir ist klar, Wheeler, dass ich hier versuche zu arbeiten. Du wolltest in den Urlaub. Du bist im Urlaub. Was willst du noch?« Wheeler öffnete den Mund, schloss ihn wieder, kräuselte die Stirn und schien seine Worte zu überdenken. Vielleicht waren es zu viele gleichzeitig in seinem Kopf, was zu einem Kurzschluss führte. Seto atmete tief ein und las den Antrag auf – »Warum kannst du nicht einmal ein paar Stunden aufhören zu arbeiten und die Zeit hier – genießen? Mit mir? Mit uns?«, brummte Wheeler missmutig, obwohl es auch wie eine Bitte klang überwog der Vorwurf. Ja, Seto Kaiba hörte den Vorwurf, aber er konnte die Kritik nicht verstehen. Das einzige, was er verstand war, dass Wheeler ihn abhielt von Dingen, die in seinem Leben Normalität sein sollten. Seto fuhr sich mit den Fingern über die Nasenwurzel. »Weil Arbeit nicht so nervig ist wie du, Wheeler.« Stille. Die Wellen rauschten im Hintergrund. Die Sonne strahlte. Alles in allem: zu viel Sonne, zu viel Meer, zu viel Strand – einfach zu viel Urlaub. »Schön.« Es klang nach allem anderen als dem. »Wenn du bemerkt hast, was für ein Riesenarsch du bist – treib's mit deiner Firma.« »Wir wissen doch beide, dass du das bis heute Abend vergessen hast«, spottete Seto ohne aufzublicken. Als er keine großspurige Antwort erhielt, sah er über den Rand des Bildschirms und kniff seine Lippen zusammen. Joey war bereits weg, joggte zu seiner Tochter, nahm sie in den Arm und wirbelte sie herum, bis sie vor lauter brummendem Glück im Bauch lachte. Seto erinnerte sich, wie Mokuba damals so gelacht hatte. Mit einem Schnauben lenkte er seinen Blick zurück auf den Bildschirm.   Früher hatte er angenommen, dass diese Sache irgendwann im Sand verlaufen würde. In der Zukunft, die sich – seiner Meinung nach – schon lange in Gegenwart gewandelt hatte (nämlich spätestens seitdem Joey bei ihm eingezogen war). Wheeler wohnte bereits einige Jahre bei ihm, lebte mit ihm im Haus und ging mit seiner Tochter dem unglaublich traditionellen Wunsch nach, so etwas wie ein normales Leben zu führen. Mit ihm – Seto Kaiba. Absurd. Sie taten so, als wäre diese Sache eine Sache, von der sie beide wussten, was jeder von ihnen erwartete – dabei wusste Seto nicht einmal, wie er diese Sache nennen sollte. Außer eben Sache. Natürlich reflektierte er nur gedanklich darüber. Wheelers Fähigkeit der Reflexion war doch eher –   »Bitte sag mir nicht, dass du schon wieder arbeitest, Seto.« Mokuba warf ihm einen genervten Blick zu, während er zu ihm schlenderte. Anders als Wheeler, vergeudete er keine Zeit damit, ihn von der Umgebung überzeugen zu wollen – stattdessen setzte er auf emotionale Erpressung. »Wenn du Joey und dir einen Gefallen tun willst –« Wenn Seto es recht bedachte, dann waren Urlaubstage wie Weihnachten – nur ohne Baum und Plätzchen. Es waren Tage, an denen erwartet wurde, dass man sie gerne mit dem entsprechenden Freund oder Familienmitglied verbrachte. Dass es Leute gab, denen die gesellschaftlichen Konventionen gleichgültig waren, interessierte die Gesellschaft nicht – Joey Wheeler ignorierte das und Mokuba erst recht. Und dass er eine Firma zu leiten hatte, schien außer ihm selbst auch keiner zu begreifen.   »Mokuba, ich habe keine Zeit, mir eine weitere Debatte über den Sinn und Unsinn von Urlaub anzutun.« Sein Bruder seufzte. »Und ich keinen Nerv dazu. Ich weiß, dass du manchmal Probleme hast in Situationen, in denen –« »Mokuba, wenn ich gerne einen therapeutischen Rat hätte, riefe ich meinen Psychologen an.« Für einen Augenblick schaute er ihn überrascht an. Sein Bruder blinzelte. »Du hast einen Psychologen?« »Natürlich nicht«, spöttelte er. Er war doch kein psychisches Wrack. Seit wann galt es als besorgniserregend, wenn er arbeitete? Hatte Wheeler seinen Ruf so zerstört? »Mach dich nicht lächerlich«, setzte er nach und wandte sich wieder gen Laptop. »Weißt du, es ist nicht –« »Mokuba.« Seine Geduld lag in nur hauchdünnen Scheiben unter jeder Silbe. »Wir wollten später Eis essen gehen. Hättest du –« Mit einem Blick, der – seiner Meinung nach – die Apokalypse versprach, betrachtete er seinen Bruder und schnaubte verächtlich. »Ich wünsche euch viel Spaß.« Vielleicht hätte er doch lieber seinen Hubschrauber nehmen sollen und verschwinden – kurz nachdem Wheeler ihm enthusiastisch mitgeteilt hatte, dass er einen Flug gebucht hatte zum Beispiel oder vor dem Packen oder gestern, als sie hier angekommen waren. Er hätte ein paar Tage untertauchen können und sich von Roland die Akten in seinen Drittwohnsitz bringen lassen. Dann säße er jetzt am Schreibtisch statt – »Guck mal, Seto!« Karin stand vor ihm, ihre Stimme klang aufgeregt. Mit einem unterdrückten Grollen schaute er vom Bildschirm auf. Unter dem Strohhut lugten ihre blonden Locken hervor und als sie ihren Kopf hob, hielt er inne. Ihr Lächeln strahlte bis in ihre Augen, die ihn an Mokuba erinnerten, obwohl sie nicht blau waren, und an Wheeler, obwohl sie nicht braun waren – sondern grün. Ihr Röckchen war voller Sandflecken und Matsch, ihr T-Shirt verkündete, dass sie den Sommer liebte. Zumindest hatte sie ihm erklärt, dass das Herz für liebe stand. Nicht, dass er gefragt hätte. Sie offenbarte ihm ihre Hände, als hielte sie einen Schatz und schaute ihn mit einer Mimik an, die nur eine Antwort erlaubte. Der Widerstand verpuffte, als sie sich zu ihm lehnte und ihm zuflüsterte: »Das sind wunderschöne Muscheln, stimmt's? Findest du auch?« Er strich ihr über die Wange und spürte, wie etwas an seinem Mundwinkel zog. »Ja, Karin. Sie sind wunderschön.« Er hatte den Eindruck, dass sie leuchtete und er sonnte sich in ihrem Strahlen. Er fühlte sich so dunkel, wie ein Schatten mitten am wolkenlosen Himmel. Es war absurd. Als sie zu Lin durch den Sand tapste, schaute er ihr nach, dann wanderte sein Blick über die Sandbänke, das Meeresufer. Das Meer und der Himmel erhoben sich in Wheelers Rücken wie ein Gemisch aus Blau, während er mit Lin und Karin die Burg weiterbaute, auf einen Turm deutete und behauptete, da würde die Prinzessin leben. Die beiden Mädchen versuchten, sie zu finden. Mit einem Flatsch landete ein Softball auf dem Gebilde und riss den Turm mit sich, rollte über die Mauer, und machte die Brücke platt. Lin und Karin starrten die Zerstörung an, verzogen die Münder und begannen eine Jammertirade. Seto schloss kurz die Augen, sein Mund verengt zu einer Geraden. Mokuba tröstete, Wheeler behauptete, dass sie die Burg zusammen wieder aufbauen würden, noch größer und besser und Mokubas Frau beugte sich zu den beiden Mädchen herunter, drückte ihnen jeweils eine Flasche Saftschorle in die Hände, während sie über die Köpfe von Karin und Lin strich und ermutigte sie, den Turm wieder aufzurichten. Seto schnaubte in sich hinein. Das Meer würde die Burg früher oder später ohnehin mit sich reißen. Ein Junge – vielleicht sechs Jahre – rannte an Seto vorbei, stotterte eine Entschuldigung, als er den Ball hochnahm und ihn an seinen Brustkorb presste. Seine geröteten Wangen bissen sich mit dem Farbton seiner rotblonden Haare, während seine Augen die Farbe des Meeres hatten. Er betrachtete den Schaden, den der Ball angerichtet hatte, mit einem zerknirschten Gesicht. »Tobi«, rief ihm eine rothaarige Frau hinterher, welche nur wenig zeitverzögert zu der Gruppe dazu stieß. Sie reihten sich um die halb zerstörte Burg, als trauerten sie um einen alten Bekannten. Seto verdrehte die Augen. »Ich helf euch! Ich helf!«, schnatterte Tobi und sank neben den beiden Mädchen auf seine Knie und sie formten mit ihren kleinen Händen Türme, die Mauer und eine Brücke über einen imaginären Burggraben. »Entschuldigen Sie!«, wandte sich die Frau an die Erwachsenen, strich sich eine Locke ihres Haares zurück, das in der Sonne aussah, als stünde es in Flammen und lächelte verlegen. »Wir wollten nur –« »Kein Problem!«, wiegelte Wheeler ab und kratzte seinen Hinterkopf. Setos Blick blieb an Joey hängen, der das Lächeln der Frau erwiderte und hob die Augenbrauen. Seine Hände schwebten über der Tastatur, als Wheeler sich der Frau vorstellte. »Amy«, erwiderte sie und er drückte ihre Hand. Mokuba und Yukiko fielen in das Gespräch mit ein. Sie wechselten ein paar Worte, die Seto ausblendete, während er Wheeler fixierte, der seinen Blick nicht von der Frau wendete, bis sie sich zu ihrem Sohn drehte. »Komm, Tobi, wir wollen hier nicht weiter stören.« »Aber Mama! Ich muss doch meinen Freunden helfen!«, protestierte er. Die Dokumente, die Seto noch zu bearbeiten hatte, auf dem Bildschirm geöffnet, doch Wheelers Lachen brauste durch seine Glieder, als der den Jungen anschaute, dann die Frau und grinsend vorschlug: »Wir wollten ein Eis essen gehen. Möchten Sie sich anschließen?« Tobi bettelte, Lin und Karin ergriffen jeweils eine Hand von ihm und schaute mit großen Augen in die Erwachsenenrunde. Amy atmete tief durch und gab sich schließlich mit einem Seufzen geschlagen. Seto wandte seinen Blick zurück auf den Bildschirm. Die Apokalypse. Und er mittendrin. Doch außer ihm, bemerkte es scheinbar niemand.   »Seto! Seto!« Karin raste zu ihm und kletterte halb auf seinen Schoß, so dass sie den Bildschirm seines Laptops verdeckte. Sie wusste, wie sie seine Aufmerksamkeit erzwang. »Wir gehen Eis essen! Komm mit! Wir haben einen neuen Freund und –« Sie strahlte ihn an, spielte mit ihren Fingern an seinem Hemd. Der Junge stürmte nach vorne, schoss den Ball über die Ecke des Handtuchs, auf dem Seto saß. Lin jagte hinterher und Karin sprang von seinem Schoß und hängte sich dran. Mokuba und Yukiko, seine Frau, schlenderten an ihm vorbei. Er bemerkte den Blick. Sein Bruder forderte ihn nur mit seinen Augen auf, den Laptop zur Seite zu legen und sich ihnen anzuschließen. Für einen Abend nicht der Firmenboss, sondern der große Bruder, der Onkel, der Schwager zu sein und der – Amy klemmte ihre Haarsträhne hinters Ohr, lachte über etwas, das Wheeler ihr gesagt hatte, doch er nickte, während sie zögerte. Sicherlich eine unangemessene Bemerkung. Vielleicht über ihn. Dann hielt Wheeler auf ihn zu und sie folgte ihm. »Amy – Seto, Seto – Amy«, erklärte Wheeler. Wenn er erwartet hatte, dass Seto aufstand – stattdessen hob er gelangweilt den Blick, nickte ihr kurz zu und fixierte erneut den Bildschirm. Joey nannte es Urlaubsbekanntschaften. Er nannte es Zeitverschwendung. »Sie sind wirklich – das ist ja«, plapperte sie und er verdrehte innerlich die Augen. »Ich kenne Ihre neue Spielreihe für Grundschulkinder. Tobi liebt es, Duelmonster-Figuren nachzubauen. Am besten gefällt ihm die Technik-Reihe, obwohl die ja für ältere Kinder –« »Wunderbar«, schnitt er ihr das Wort ab. Alles an seinem Ton zeugte von seinem Desinteresse. »Ja, also –« Ihr Blick wanderte zu Joey, der auf seiner Unterlippe kaute. »Ich komme nach«, teilte er ihr mit und sie nickte, setzte sich in Bewegung, folgte Mokuba und den Kindern, die einige Meter weiter standen und scheinbar Muscheln aus dem Sand bargen. Er ignorierte Wheeler, als er sich zu ihm auf das Handtuch setzte. Trotzdem sah er jede Sommersprosse auf dessen Nase vor sich. Die Augen waren gar nicht ganz braun, sondern hatten einen grünlichen Stich, wenn man ganz, ganz nah war. Seine Lippen – Seto presste seinen Mund zusammen. »Hey«, seufzte Wheeler und fuhr sich über die Augen, als wäre er müde. »Sie ist wirklich nett. Lass uns doch einfach –« »Sie warten auf dich«, informierte er ihn, warf ihm einen Blick zu und kräuselte seine Lippen. Sie warteten nicht auf ihn. Er würde die Stimmung versauen und die Bekanntschaft unwohl fühlen lassen. Er hatte so eine Wirkung auf Menschen. Oder er würde nur genervt durch deren Anwesenheit. »Ich habe zu arbeiten.« Nur Wheeler schien das nicht zu begreifen. »Och, Seto. Wir –« »Ja, ihr. Viel Spaß.« Wheeler seufzte und erhob sich träge, schüttelte seine Badehosen neben dem Handtuch aus, was Seto zum Grollen brachte. »Sorry.« Er grinste verlegen und kratzte seine Wange. Er stand da und zögerte. »Seto«, begann er, »wenn du willst, können wir auch was alleine –« »Du kannst die Verträge aktualisieren und die Bewerbungen um die Bereichsleitung –« »Ja, ja, schon kapiert«, murrte Wheeler und wühlte mit seinem Fuß im Sand. »Also –« Wheeler wusste immer etwas zu sagen, er plapperte und scherzte. Er scherte sich nicht, ob ihn jemand schräg ansah. Er genoss es, im Mittelpunkt zu stehen, aber er hatte auch keine Probleme damit, wenn er es nicht tat. Es war seltsam, wenn er um Worte rang. Seto nickte ihm zu und Wheeler setzte sich in Bewegung, dann zögerte er, hielt inne und lehnte sich zu ihm. Seine Lippen fuhren über seinen Mund. Der Laptop zwischen ihnen, doch Joey zog Seto mit dem Hemd näher, schien keinen Gedanken an das teure Gerät zu verschwenden. Als er sich zurücklehnte, zog ein Kribbeln über Setos Haut. Er stierte ihn an. Joeys Gesicht nur eine Hand breit von seinem entfernt. »Bis später«, wisperte Joey und Seto spürte seinen Atem die Wange entlang streichen. Mit einem schiefen Lächeln stand Joey auf und schlenderte mit den Händen in den Hosentaschen zu Mokuba, dessen Frau, Amy und den Kindern. Setos Blick folgte ihm. Dieses taube Gefühl, das ihm ein Prickeln bescherte, ignorierte er. Die Art Prickeln, bei der man wusste, dass der Arm oder das Bein einen Moment lang schmerzen würde, wenn man dagegen etwas unternahm. Oder der Magen. Der Kopf. Sein Inneres. Er sah ihm nach und beobachtete, wie Joey sich ihnen anschloss. Die rothaarige Frau verwickelte ihn in ein Gespräch. Seine Tochter sprang um die beiden herum, Lin hüpfte entgegengesetzt. Das Bild war komplett und er saß abseits. Er wandte den Blick ab und zwang ihn zurück auf den Bildschirm. Sommerwind strich über seine Arme. Das Meer rauschte und breitete sich so unendlich weit vor ihnen aus, bis zum Horizont, wo der Himmel mit dem Meer verschmolz. Der weiche Sand speicherte die Wärme der Sonne, die er auf seinen nackten Füßen spürte. Eine Möwe flog über das Wasser. Das Ende. Und er mittendrin. Doch außer ihm, bemerkte es scheinbar niemand.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)