Er liebt mich, er liebt mich nicht 2 von Hoellenhund ([Secret Love]) ================================================================================ Kapitel 20: ------------ In den darauffolgenden Tagen hatte Takeda nur wenig Gelegenheit, Hirakawa zu sehen. Nach dem Unterricht verschwand er zumeist ohne Umschweife in die Bibliothek und am Abend ging er früh zu Bett. Als Vorsitzender des Kendô-Clubs und Klassensprecher hatte er alle Hände voll mit den Vorbereitungen für das Sommerfest zu tun, das immer näher rückte. Erst am Samstag gelang es Takeda, ihn um die Mittagszeit vor der Bibliothek abzufangen. „Hey, Hirakawa!“, rief er ihm zu, als er seinen Freund auf den Hof hinaus treten sah. Takeda hatte bereits eine ganze Zeit auf einer der nahen Bänke gewartet. Aber irgendwann mussten schließlich auch Workaholics wie Hirakawa etwas essen. Und diesen Zeitpunkt hatte Takeda mehr oder weniger gut abgepasst. „Hey“, gab Hirakawa zurück, ohne Takeda mehr als einen Seitenblick zu schenken. Er schien in Gedanken irgendwo weit fort von hier. Doch Takeda ließ sich nicht beirren: „Wollen wir zusammen essen? Ich hab Bentos mitgebracht.“ Hirakawas Blick glitt zu der Plastiktüte in Takedas Hand hinab. „Supermarkt-Bento? Du hättest es wenigstens selbst machen können“, gab er abweisend zurück, doch Takeda konnte sehen, dass seine Augen funkelten. „Bin ja nicht dein Hausmädchen.“ „Schade“, sagte Hirakawa mit ernster Stimme und schnaubte dann amüsiert, ehe er Takeda zu ihrem Lieblingsplatz unter den Kirschbäumen führte. Es war ein wunderschöner, sonniger Tag und so waren sie nicht die einzigen, die ihr Mittagessen im Freien genossen. Nur wenige Meter von ihnen entfernt saßen drei Mittelschüler beieinander und schienen in ein Gespräch vertieft. Takeda zog die Bentos aus seiner Tüte und reichte eine der Plastikschachteln an Hirakawa weiter. Während er den Deckel aufklappte und eines der Reisbällchen probierte, starrte Hirakawa nur darauf. „Das sieht lecker aus“, stellte er fest und es klang überrascht. „Hier in der Nähe ist ein kleiner Laden, die machen die Bentos selber.“ „Man spricht nicht mit vollem Mund.“ Takeda verdrehte genervt die Augen, doch als er nun zu Hirakawa aufblickte, war sein Groll genauso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war. Er machte wirklich einen glücklichen und entspannten Eindruck – zum ersten Mal, seit die Vorbereitungen für das Sommerfest angefangen hatten. Und das erfüllte auch Takedas Herz mit Glück. Eine ganze Zeit lang saßen sie einfach nur schweigend beieinander und aßen ihre Bentos. Ein erfrischender Windhauch streifte über sie hinweg und brachte die üppig grünen Blätter der Bäume über ihren Köpfen zum Rascheln. „Das stimmt. Ich meine, guck dir die beiden doch an.“ Takedas Kopf ruckte nach oben. Der Wind hatte einen Gesprächsfetzen der Mittelschüler, die unweit entfernt saßen, zu Takeda und Hirkawa hinüber getragen. Und einer von ihnen starrte sie ganz offensichtlich an, bevor er Takedas Blick bemerkte, zusammenzuckte und den Kopf in einer hektischen Bewegung herumriss, um in die entgegengesetzte Richtung zu starren. „Reden die etwa über uns?“, entfuhr es Takeda wütend. Hirakawa schien noch immer mehr an seinem Bento interessiert. „Vergiss es.“ „Wie, vergiss es? Das heißt also, sie reden wirklich über uns. Und das nicht zum ersten Mal, habe ich Recht?“ Nun hob Hirakawa den Kopf und blickte Takeda direkt in die Augen: „Es macht mir nichts aus.“ „Das sollte es aber!“, fuhr Takeda noch einmal auf. Dann senkte er die Stimme ein wenig: „Woher wissen die von uns? Ich meine: Das sind Mittelschüler, denen laufen wir doch so gut wie nie über den Weg. Meinst du, einer von ihnen hat irgendwas gesehen? Oder...“ Takeda unterbrach sich. Er konnte spüren, wie nachdenkliche Fältchen seine Stirn kräuselten. „Vielleicht hat Kuroi Gerüchte gestreut, um sich an uns zu rächen.“ „Wie kommst du denn darauf?“, gab Hirakawa ebenso leise wie Takeda zurück. „Kuroi ist jetzt im Iaidô-Club. Und vor ein paar Tagen haben wir das erste Mal wieder miteinander gesprochen. Ich habe mein Schwert bekommen und Kuroi nicht, obwohl er schon länger dabei ist als ich. Das muss ihn wahnsinnig wütend gemacht haben.“ Hirakawa schüttelte leicht den Kopf: „Kuroi mag zwar skrupellos sein, aber er weiß, wann er verloren hat. Er ist nicht dumm.“ „Wie kannst du auch noch Partei für ihn ergreifen?“ Takeda verstand die Welt nicht mehr. „Ich ergreife keine Partei, ich denke logisch. Das solltest du auch mal versuchen.“ „Sehr witzig.“ Takeda warf noch einen Blick zu den Mittelschülern hinüber, die ihre Unterhaltung mittlerweile im Flüsterton fortsetzten. Es machte ihn fuchsteufelswild, dass sie hinter Hirakawas Rücken über ihn herzogen. Am liebsten wäre er zu ihnen hinüber gegangen und hätte ihnen mal ordentlich die Meinung gegeigt. Aber er war sich sicher, dass Hirakawa darüber nicht gerade glücklich gewesen wäre. Und so blieb ihm nichts, als böse Blicke wie Pfeilspitzen zu diesen Klatschmäulern hinüber zu schleudern. Wie hatte es nur so weit kommen können? Hatten sie sich einmal zu oft in der Öffentlichkeit gestritten? Oder hatte jemand beobachtet, wie Takeda im Bademantel in Hirakawas Zimmer geschlichen war? Nichts wäre schlimmer gewesen als das. Und doch… Wie hatte sich das bis zu den Mittelschülern durchsprechen können? Takeda konnte das Gefühl, dass Kuroi hier seine Finger im Spiel hatte, einfach nicht abschütteln. Hirakawa konnte schließlich nicht immer Recht haben. Oder? Mit einem Seufzer ließ sich Takeda rücklings ins Gras sinken und starrte in den ebenmäßig blauen Himmel empor, der zwischen den Kirschbaumblättern hervor glitzerte. In Zukunft würden sie noch viel vorsichtiger sein müssen, so viel stand fest. Schließlich stand Hirakawas Ruf auf dem Spiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)