Er liebt mich, er liebt mich nicht 2 von Hoellenhund ([Secret Love]) ================================================================================ Kapitel 18: ------------ Takeda träumte von Hirakawa. Er kam mit zielstrebigen Schritten auf ihn zu, blieb direkt vor ihm stehen und blickte auf ihn hinab. Takeda wollte die Arme nach ihm ausstrecken, doch irgendetwas stimmte nicht. Es war Hirakawas Gesichtsausdruck, finster und verzerrt. „Was macht ihr hier draußen?“ Hirakawas kalte Stimme, so scharf wie zerbrochenes Glas. Takeda blinzelte. Das war kein Traum. Neben ihm zuckte Hinatas Kopf nach oben und Kimura gähnte. Es hatte ja so kommen müssen. So oder so ähnlich. „Wir machen Frühsport“, sagte Takeda so schnell, dass er sich dabei beinahe auf die Zunge gebissen hätte. Erst als die Worte seinen Mund bereits verlassen hatten, wurde ihm bewusst, wie dumm diese Ausrede klang. Es war einfach das erste gewesen, was ihm in den Sinn gekommen war – vermutlich weil Kimura gestern Abend davon gesprochen hatte. „Frühsport“, echote Hirakawa mit derselben kalten Stimme wie zuvor. Es war mehr als offensichtlich, dass er Takeda nicht glaubte. Kimura öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Hinata fuhr energisch dazwischen: „Genau, Frühsport. Wir sind gerade zurückgekommen und wollten uns noch ein bisschen ausruhen, bevor der Unterricht anfängt. Oder, Haruki?“ Kimura hatte das Gesicht verzogen, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen, nickte zu Takedas Überraschung aber eifrig. Es war seltsam. Von einer Sekunde auf die andere waren sie drei zu Komplizen geworden. Beinahe so wie die drei Musketiere: Einer für alle und alle für einen. Doch diese schöne Phantasie hatte einen kleinen Haken: Hirakawa war nicht mit von der Partie. Und das schien ihm durchaus bewusst zu sein. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er bedachte Takeda mit einem eisigen Blick, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ, ehe er sagte: „Ich hasse es, wenn du mich anlügst.“ Takedas Herz setzte einen Schlag lang aus. Er war so besessen davon gewesen, den Vorfall mit Kimura vor Hirakawa geheim zu halten, dass er überhaupt nicht darüber nachgedacht hatte, wie sehr er Hirakawa damit ausschloss. Ehe Takeda noch etwas erwidern konnte, wandte Hirakawa sich ab. Ohne weiter darüber nachzudenken, sprang Takeda auf und rannte ihm nach, bis er ihn kurz vor der Eingangstür einholte und ihm den Weg versperrte. „Es tut mir Leid“, begann Takeda, während er nach Atem rang. Er wollte Hirakawa in die Augen sehen, doch er konnte es nicht. Also hielt er den Kopf gesenkt, als er fortfuhr: „Kimura ist gestern Abend nicht ins Wohnheim zurückgekommen und Hinata und ich haben ihn gesucht. Und als wir dann zurück waren, sind wir nicht mehr reingekommen.“ „Wieso habt ihr mir nicht Bescheid gesagt?“ Hirakawas glatte, kalte Stimme hatte einen Sprung. Die Enttäuschung, die daraus hervor sickerte, schien Takeda einzuhüllen und mit sich in einen schwarzen, bodenlosen Abgrund zu ziehen. „Ich wusste, dass du sauer sein würdest. Weil ich mich schon wieder mit Kimura gestritten habe“, gab Takeda zurück, seine Stimme nicht viel mehr als ein Flüstern. „Das heißt also, du konntest mir nichts sagen, weil du mir nicht vertraust.“ Jedes Wort war ein Nadelstich in Takedas Herz. Er spürte, wie die sich die Winkel seiner Augen mit Tränen füllten und senkte den Kopf noch tiefer, um es zu verbergen. Als er sprach, klang seine Stimme erstickt: „Ich bin ein Idiot.“ Einige Herzschläge lang herrschte Stille, dann sagte Hirakawa: „Ich weiß. Vertrau mir das nächste Mal einfach, in Ordnung?“ Seine Hand berührte Takedas Haar so flüchtig, dass er es kaum spürte. Dann ging er um ihn herum und verschwand im Wohnheimblock. Takeda verharrte noch einen Augenblick länger, bis er sich sicher war, das seine Tränen versiegt waren, ehe er den Kopf hob, und zu der Stelle blickte, an der er Hinata und Kimura zurückgelassen hatte. Hatten sie sein Gespräch mit Hirakawa verfolgt? Aber nein. Zu Takedas Überraschung waren die beiden wie vom Erdboden verschwunden. Dieser Hinata... Manchmal hatte Takeda das Gefühl, dass er mehr wusste, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)