Er liebt mich, er liebt mich nicht 2 von Hoellenhund ([Secret Love]) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Takeda trat auf den Hof hinaus. Hier unten herrschte noch immer reges Treiben – offensichtlich waren noch lange nicht alle Schüler ihren neuen Zimmern zugewiesen worden. Ohne sich bewusst dazu entschieden zu haben, griff Takeda in die Hosentasche seiner Schuluniform und zog sein Handy heraus. Vor noch einem Jahr war dieses kleine Gerät Dreh- und Angelpunkt seines Lebens gewesen - aber seit er die Seikô Gakuen besuchte, hatte er es kaum noch benutzt. Bevor Ishida aus ihrem gemeinsamen Zimmer ausgezogen war, hatte Takeda ihm seine Nummer gegeben, aber bisher hatte er sich nicht gemeldet. Und auch jetzt verkündete kein Hinweis einen verpassten Anruf oder eine SMS. Am liebsten hätte Takeda Ishida auf der Stelle angerufen und ihm gesagt, dass er sich geirrt hatte, dass sein neuer Mitbewohner ein Verrückter war. Aber er wollte nicht den Eindruck machen, dass er ohne Ishida nicht zurecht kam. Und außerdem: Was hätte dieser Anruf schon genützt? Ishida hätte sich nur unnötige Sorgen gemacht. Also ließ Takeda sein Handy zurück in die Hosentasche gleiten, als jemand hinter ihm seinen Namen rief: „Takeda! Wohnst du etwa auch hier?“ Als Takeda den Kopf hob, sah er Hinata, den begabten Mittelschüler aus dem Kendô-Club, der eine ganze Zeit lang zusammen mit Hirakawa trainiert hatte, direkt auf sich zukommen. Doch irgendetwas war anders als sonst. Erst auf den zweiten Blick konnte Takeda sagen, was es war: Hinata war in die dunkelgrüne Uniform der Oberschüler gehüllt – und er schleifte eine große Reisetasche neben sich her. „Sag bloß, du ziehst bei uns ein“, meinte Takeda überrascht, den Blick auf Hinatas Tasche geheftet. „Ja, ich wohne ab heute in Zimmer 101. Mein Mitbewohner heißt Kamui Sakana. Vielleicht kennst du ihn ja.“ „Und ob ich den kenne“, gab Takeda zurück, ein lebendiges Bild von seinem Sitznachbarn mit der Glasbaustein-Brille vor dem inneren Auge. Hinata hätte es bei der Zimmerzuteilung sicher schlechter treffen können. „Ich wohne direkt nebenan. Schade, dass wir nicht in ein Zimmer gekommen sind. Du wärst mir wesentlich lieber als dieser Verrückte.“ Nun war es raus. Am liebsten hätte Takeda sich auf die Zunge gebissen, aber es war zu spät. Er konnte seine Worte nun nicht mehr zurücknehmen. Doch Hinata schien Takeda für diese vernichtende Kritik seinem neuen Mitbewohner gegenüber keineswegs zu verurteilen. Im Gegenteil: Er lächelte leicht, beinahe so, als fühlte er sich geschmeichelt. „Was ist das denn für ein Verrückter?“, fragte er. „Er heißt Haruki Kimura“, gab Takeda zögerlich zurück. „Kimura? Der ist eigentlich kein so schlechter Kerl. Nur ein bisschen schüchtern.“ „Auf mich hat er nicht gerade einen schüchternen Eindruck gemacht.“ Hinata lachte leicht und packte dann seine Tasche, die er für die Dauer ihres Gesprächs neben sich abgestellt hatte: „Wenn du ihn erstmal besser kennst, wirst du verstehen, was ich meine. Kommst du eigentlich wieder zu den Kendô-Club-Treffen, wenn das neue Schuljahr anfängt?“ Takeda zögerte. Seit seinem leichtsinnigen Duell mit Yamato Kuroi hatte er mit dem Training pausiert. Zuerst nur, um seine Verletzung auszukurieren, aber dann... Er hätte jederzeit wieder zum Training kommen können. Kuroi war nach dem Vorfall schließlich dem Club verwiesen worden. Und doch hatte er es nicht getan... Als Takeda nicht antwortete, fügte Hinata hinzu: „Du warst sowieso nie mit vollem Herzen dabei, hab ich Recht? Das einzige Mal, dass ich dich richtig kämpfen gesehen habe, war bei der Trainingspartie gegen Hirakawa.“ Bei der er mir das Handgelenk zertrümmert hat, fügte Takeda in Gedanken hinzu. Aber Hinata hatte Recht. Er war von Anfang an nur in den Kendô-Club eingetreten, um Hirakawa nahe zu sein. Nicht um des Sportes Willen. „Vielleicht suche ich mir einen anderen Club“, sprach Takeda seine Gedanken laut aus. Hinata lächelte leicht: „Zeigst du mir den Weg zu meinem Zimmer?“ Und damit ließ er sich von Takeda in den Wohnheimblock führen. Dieser war mehr als gespannt, was Kimura in der Zwischenzeit mit ihrem gemeinsamen Zimmer angestellt haben mochte. Oder vielleicht wollte er es doch lieber nicht wissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)