Secrets, Guns and Suits von Sunwings ([Zorro x Nami]) ================================================================================ Kapitel 2: Perception. ---------------------- Second. Perception.   Nami ließ sich auf ihre nackten Knie fallen und schluckte einen Fluch herunter, der den Teufel in der Hölle wahrscheinlich einen glücklichen Tanz hätte aufführen lassen. Aber in diesem Moment war es ihr egal. Ihr war alles egal außer den Dutzenden Orangenbäume, die durch die trockenen Wochen verdammt viele Blätter verloren hatten. Sie liebte diese Bäume, weil es das Wertvollste war, was ihre Mutter Nami hinterlassen hatte. Bellmere hatte sich aufgeopfert um jeden dieser Bäume am Leben zu erhalten. Schlamm gluckste und Steinchen schnitten ihr in die Haut, aber sie nahm den Schmerz nicht einmal wahr. Mit feuchten Augen erinnerte sie sich daran, wie ihre Mutter ihr den richtigen Umgang mit den Orangenbäumen beigebracht hatte. Sie lagen ihr wirklich am Herzen, dass konnte sie immer ihren strahlenden Augen entnehmen, als sie davon sprach eine Orangenplantage aufzuziehen. Natürlich in einem anderen Staat. Nicht hier im verfluchten Michigan. Nami hatte immer vorgehabt, einmal nach New York zu ziehen, oder irgendwohin nach California. Doch leider war alles anders gekommen. Damals in dieser einen Nacht, hatte sich ihr Leben komplett verändert und sie war seitdem nur noch auf eines aus: Rache.   „Nami-Maus! Darf ich dir einen Kaffee bringen? Oder ein Stück Kuchen?“, ertönte es plötzlich hinter ihr und sie wurde somit aus ihren Gedanken gerissen. Genervt drehte sie sich um. Sanji stand mit strahlenden Augen vor ihr und betrachtete sie von oben bis unten. Sie sollte sich angewöhnen, nicht so freizügig herum zu laufen, wenn Sanji in der Nähe war. Er arbeitete auf der Farm nebenan und sie kannte ihn schon, seit sie zusammen im Sandkasten gespielt hatten. Einmal hatte sie mit ihm geschlafen, und seitdem belästigte er sie den ganzen Tag wenn sie mal zu Hause war. Durch ihren ‚Ausrutscher‘ hatte sie ihm die Hoffnung auf mehr gegeben und sie konnte sagen was sie wollte, aber er ließ nicht locker. Verdammter Alkohol! Das einzige Positive an der Sache war, dass er sich um ihren Garten kümmerte, wenn sie mal wieder länger unterwegs war. „Nein danke Sanji“, erwiderte sie so freundlich wie möglich. Enttäuschung machte sich in seinem Gesicht breit, doch so wie sie ihn kannte würde er nicht lange schmollen. Mit einem traurigen Seufzen wandte er sich wieder um und verschwand hinter der Hausecke. Vermutlich auf den Weg nach Hause.   Nami wandte sich indes wieder zu ihren Orangenbäumen um. Behutsam nahm sie eine der Früchte in die Hand. Nicht mehr lange und sie würden reif sein. Erneut kam ihr die Erinnerung an Bellmere in den Kopf und sie dachte auch wieder an ihre Schwester Nojiko, die sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Gerade als ihr Tränen in die Augen stiegen, hörte sie einen Automotor und das Knirschen von Reifen, die sich in die geschotterte Einfahrt gruben. Wer konnte das sein? Keine ihrer Freundinnen hatte sich für einen Besuch angekündigt. Nicht, dass sie viele davon hatte...   Nami geriet ins Stocken. Was, wenn es der Auftragskiller war? Unruhe machte sich in ihr breit und sie rannte zu der Scheune neben ihrem Haus, was in ihren Gummistiefeln gar nicht so einfach war. Dort drin hatte sie immer eine Schrotflinte gelagert. Leider war ihre Pistole in ihrem Schlafzimmer, aber die Flinte würde es zur Not auch tun.   Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schob sie unter ihre Baseballkappe, wobei sie ihre Wange mit Schlamm beschmierte. Falls es der Killer war, konnte es ihr egal sein wie sie aussah. Immerhin hätte sie dann nicht mehr lange zu leben. Mit einem letzten Blick auf ihren Garten, zog sie ihre abgeschnittene Latzhose hoch und machte sich auf den Weg zu dem kleinen Haus. Nervös nagte sie auf ihrer Unterlippe herum. Die Schrotflinte hielt sie fest in ihrer Hand, welche bereits wieder zitterte. Sie versuchte, nicht daran zu denken, was sie um die Hausecke erwarten würde. Aber immerhin war sie bewaffnet. Hoffentlich hatte Sanji bereits das Weite gesucht und lungerte nicht noch vor ihrem Haus herum. Bevor sie die Einfahrt erreichte, presste sie sich an die Hauswand, lugte vorsichtig um die Ecke. Sie entdeckte einen schwarzen Pick-Up mit getönten Scheiben. Eine Gänsehaut legte sich über ihren Körper. Definitiv ein Auto, indem man Leichen transportierte. Als plötzlich jemand auf ihre Schulter tippte, drehte sie sich mit einem lauten Kreischen um. Ihr Gegenüber hielt sich erschrocken die Ohren zu. „Man, hör auf so zu schreien!“ „Du hast mich erschreckt!“, schrie sie zurück und realisierte erst jetzt richtig, dass es der Killer war. Schnell hob sie ihre Schrotflinte an und zielte auf seinen Kopf, den Finger bereit auf dem Abzug. „Woah ganz ruhig Baby.“ „Was willst du?!“ Ein anzügliches Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er sie von oben bis unten musterte. Genauso wie gestern Nacht. „Oh, ich weiß ganz genau was ich von dir will.“   Schock und Entsetzen über seine Dreistigkeit wären schon genug gewesen, um sie aus der Fassung zu bringen, aber … dieses … Gesicht. Warum war ihr das gestern nicht aufgefallen? Er war anders als alle Männer, die sie je gesehen hatte. Harte, unversöhnliche, kantige Züge und ein Mund, der gewiss für nichts anderes auf dieser Erde war als für … wirklich schlimme, unaussprechliche Dinge. Über sein linkes Auge zog sich eine fiese Narbe, die ihn allerdings nicht minder attraktiv wirken ließ. Der Makel faszinierte Nami nur noch mehr. Sein gesundes Auge war beinahe schwarz, bohrte ein Loch durch sie hindurch, direkt in ihre Seele. Plötzlich war es ihr überhaupt nicht mehr egal, dass sie gerade eben ihre Wange mit Schlamm beschmutzt hatte. In ihrer dreckigen Latzhose und dem weißen Shirt, das bereits grau war, sah sie bestimmt nicht aus wie der schlaflose Traum aller Männer. Sie stockte. „I-Ich rufe die Polizei“, drohte sie etwas ruhiger. Dies entlockte ihm ein kurzes Lachen. „Das glaube ich nicht. Immerhin bist du diejenige, die mit einer Waffe auf mich zielt.“ „Aber du willst mich umbringen ...“, entgegnete sie. Er runzelte seine Stirn. „Glaub mir, wenn ich das wollte, hätte ich dich schon längst dran gekriegt.“ Mit einem Kopfnicken zeigte er in die Richtung, in der Sanji wohnte. „Dein Stalker beobachtet uns aus dem Fenster. Lass uns dieses Gespräch drinnen fortsetzen.“ Nami zögerte kurz. Sie wollte Sanji nicht auch noch in die Sache mit reinziehen. „Du willst mich nicht umbringen?“ Er schmunzelte. „Nein. Obwohl das eigentlich mein Job wäre“, gab er zu. „Trotzdem werde ich dich am Leben lassen.“ Nami überlegte genau. Wollte er sie nur in Sicherheit wiegen und sie dann, sobald sie im Haus waren rücklings erstechen? Seine Augen beobachteten jede ihrer Bewegungen. Er hatte sogar bemerkt, dass Sanji sie beobachtete, was bemerkenswert war. Immerhin lag das Haus zwanzig Meter entfernt und das Fenster, indem sie ihren Nachbar nun auch ausmachen konnte, ziemlich klein. Er musste wirklich gut in dem sein was er machte. Zitternd bedeutete sie ihm, ihr zu folgen. Mit festen Schritten, so hoffte sie zumindest, ging sie in ihr kleines Haus hinein. Sie spürte seinen Blick auf ihren Rücken, konnte beinahe fühlen, wie genau er sie musterte.   Drinnen angekommen bat sie ihm einen Stuhl am Esstisch an, den er dankend annahm. Als sie ihn so betrachtete, kam er ihr wirklich mehr als fehl am Platz vor. Sein breiter Oberkörper ließ den Stuhl, auf dem er saß, beinahe winzig wirken und der ramponierte Tisch ächzte unter dem Gewicht seiner Ellbogen, als er sich darauf abstützte. Schmunzelnd ließ sie sich ihm gegenüber auf den Stuhl fallen, rückte aber etwas vom Tisch ab. Sie wollte so viel Abstand wie möglich zu dieser Killermaschine haben. Die Schrotflinte ließ sie dabei nicht aus den Händen. Mit dieser fühlte sie sich wenigstens etwas sicherer. Er betrachtete ihr Gesicht, musste grinsen. „Da ist übrigens Schlamm auf deiner Wange“, teilte er ihr mit und Nami hatte kurz das Gefühl, als wollte er sich vorlehnen um ihr den Schmutz vom Gesicht zu wischen. Vermutlich täuschte sie sich und er hätte ihr am liebsten mit einem Messer den Hals aufgeschlitzt. Wäre ja so gut wie dieselbe Handbewegung. Sie ignorierte seinen Hinweis trotzig und klammerte sich nur umso mehr an ihre Schrotflinte. „Ich werde dich nicht umbringen. Du kannst die Waffe ruhig weglegen.“ Dadurch verfestigte sich ihr Griff nur noch. „Auf keinen Fall!“, antwortete sie ihm. „Was willst du dann von mir? Immerhin habe ich dein Gesicht gesehen. Ich dachte, in der Jobbeschreibung eines Auftragkillers steht an oberste Stelle, dass man seine Identität niemals preisgeben darf.“ „Du kennst nur mein Gesicht, was willst du damit anfangen?“ Oh, sie wüsste sehr gut was sie damit anfangen würde. Ganz besonders mit seinen hübschen Lippen. „Ich denke, die Polizei beschäftigt sehr gute Phantomzeichner und hat Zugriff auf fast alle Überwachungskameras. Meinst du nicht, dass es ein leichtes für sie wäre, dich zu finden?“ Hart presste er seine Lippen aufeinander, doch er ging nicht weiter auf die Sache ein. „Was willst du von ihm?“ Er musste seinen Namen nicht aussprechen. Nami wusste nur zu gut wen er damit meinte. Mit dieser Frage hatte sie aber nicht gerechnet. Warum interessierte ihn das? „Das geht dich nichts an!“, herrschte sie ihn an und stand auf. „Ich will, dass du gehst.“ Doch er bewegte sich keinen Zentimeter, stattdessen sah er sie unergründlich an. Sein Auge blitzte ihr entgegen und Nami interessierte sich plötzlich brennend dafür, was mit seinem anderen geschehen war. Sie musste sich zusammenreisen, damit sie ihn nicht gleich danach fragen würde. Stattdessen fragte sie: „Warum hast du Interesse an ihm? Wer ist dein Auftraggeber?“ Er grinste. „In der Jobbeschreibung eines Auftragkillers steht geschrieben, dass man niemals seinen Auftraggeber bekannt geben darf.“ Nami überlegte. Lange. Dieser Kerl war wirklich eine Killermaschine und vermutlich hatte er einige Kontakte, die ihm nur zu gerne verraten würden, wo sich ihr Zielt aufhielt. Das könnte sie sich doch zunutze machen, oder? Sie war eigentlich eher der Typ, der alleine arbeitete, aber warum sollte sie sich ihr Leben nicht ein wenig einfacher machen? Lächelnd beugte sie sich zu ihm und reichte ihm ihre Hand. „Ich bin übrigens Nami.“ Er runzelte seine Stirn, erwiderte die Geste jedoch. „Zorro.“ Nami legte den Kopf schief. Konnte dieser Kerl nicht einen weniger attraktiven Namen haben? So wie Kevin oder Rudolph? Stattdessen hatte dieser sexy Typ diesen geheimnisvollen Namen, welcher ihn noch unwiderstehlicher machte. Die Welt war so unfair. „Gut, Zorro. Wie wäre es, wenn wir uns zusammentun?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)