It catches up with you von arimakis ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Das Licht des Vollmondes tauchte Tokio in dunkle, aber gleichzeitig sanfte Schatten. Er stand auf dem Hochhaus, die Lippen auf einander gepresst, den erst vor kurzem entwendeten Stein in der zitternden Hand haltend, den Arm gen Mond gestreckt. Bitte bitte bitte... Lass mich nicht erneut hängen. Mondlicht schien durch den Stein aber dieser reagierte nicht. Es passierte nichts. Missmutig ließ er den Arm sinken und vergrub sein Gesicht in der freien Hand, atmete tief ein und wieder aus. Er konnte ein abfälliges Schmunzeln nicht unterdrücken. „Erneut ein Fehlschlag, huh?“, wisperte er zu sich selbst. Wie viele sind das nun schon? Zu viele. Sein Verstand lieferte ihm automatisch die Antwort. Kid zog scharf die Luft ein, als sich ein Gefühl der Ohnmacht in ihm breit machte. Er musste sich nun zusammenreißen, er war schließlich immer noch auf dem Dach des Gebäudes, in dem unzählige Polizisten nach ihm suchten. Zähneknirschend starrte er den Stein wenige Minuten an, ehe er ihn zusammen mit einer Notiz auf den Boden ablegte. Er hätte den Stein zu gerne seinem liebsten Kritiker überlassen, aber dieser war heute nicht anwesend. Vielleicht auch besser so. In seiner jetzigen Verfassung wollte er lieber nicht gesehen werden. Noch bevor die Task Force aufkreuzte, verschwand Kid in die dunkle Nacht. . . . Im Haus der Kurobas wurde die Stille von leisem Schluchzen unterbrochen. Kaito hatte sich auf seinem Bett ein gekauert, die Hände in die Tagesdecke festgekrallt (wobei man nicht erkennen konnte, ob es sich wirklich um diese handelte, oder um den Umhang von Kid), das Gesicht ins Kissen gepresst. Das Jackett war achtlos auf das Bett geworfen worden, welches nun halb herunter hing, der Hut und die Handschuhe lagen auf dem Boden in der Mitte des Zimmers. Die Krawatte nur halb geöffnet. „Wieder ein Fehlschlag- warum konntest du- wieso-“, presste Kaito unter schnellen Atemzügen hervor. „Es tut mir so leid- so leid.“ Du hast mich wieder enttäuscht, Kaito. Sein Körper erzitterte als er die ihm nur allzu bekannte Stimme wahrnahm. „D-dad.“, krächzte er und schüttelte schwach seinen Kopf, versuchte somit die Stimme zu vertreiben. Schau dich an, Kaito. Was hast du denn bisher erreicht? Der wievielte Versuch war das nun? Kaito schluckte hart. „Hör auf... Ich werde es noch schaffen. Ich bin-“ Armselig, das bist du. Du bist es nicht würdig, mein Vermächtnis fortzusetzen. In seinem Inneren breitete sich ein ekelerregendes Gefühl aus, die Welt drehte sich um ihn, unaufhörlich, immer schneller. Er fiel. Kaito spürte, wie sich sein Brustkorb immer mehr zusammenzog. Beruhige dich, Kaito. Beruhigedichberuhigedichberuhigedich. Das hast du doch schon so oft hin bekommen, du musst nur... Hyperventilierend krallte er sich mit den Fingernägeln in seinen rechten Unterarm und hinterließ tiefe Einkerbungen. Das Blut rauschte in Kaitos Ohren, als er den Griff um seinen Unterarm verstärkte. Es zeigte Wirkung; die Stimme wurde leiser, verstummte gänzlich. Er versuchte sich an die Atemübungen zu erinnern, die ihm sein Hausarzt vor wenigen Jahren geraten hatte. Vorsichtig ein und wieder aus atmen, das bekommst du doch hin, oder? Ein und wieder aus, ein und aus... Er schloss die Augen und wiederholte die Übungen, bis er wieder kontrolliert und regelmäßig atmete. Kaito verharrte noch einige Minuten in seiner liegenden Position, ehe er sich langsam aufsetzte und mit müdem und gesenkten Lidern sich und sein unmittelbares Umfeld betrachtete. Blut klebte an seinen Fingern, an seinem Arm, auf dem Bett, seinem Umhang, überall. Sein Blick blieb an seinem Arm hängen. Wie viele Narben sind das nun? Er lachte nur stumm auf. . . . „Guten Morgen, Kaito“, begrüßte Aoko ihn, als sie sich am nächsten Tag neben ihn an den Schultisch setzte. „Hast du es schon mitbekommen? Kid ist schon wieder entkommen...“, berichtete sie sauer und legte ihm den Zeitungsbericht vor die Nase. Ein breites Grinsen schlich sich auf Kaitos Lippen. „Er ist ja auch super! Niemand kann ihn erwischen.“ „Du Blödmann, natürlich wird er irgendwann hinter Gittern landen! Und wenn ich ihn persönlich fangen muss.“ „Du? Das will ich sehen“, lachte er ungehemmt und konnte gerade so der Faust seiner Kindheitsfreundin ausweichen. „Du kannst ja noch nicht mal mich erwischen.“ Nun kochte Aoko buchstäblich und jagte Kaito mit dem Besen durch das Klassenzimmer. Ein Morgen, wie jeder andere auch. In diesen Momenten war seine Welt in Ordnung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)