Silver for Monsters... von Sherlysoka (...but what works against women?) ================================================================================ Kapitel 7: Lykatrophen ---------------------- Niederwirr war ein kleines Dorf auf einem Hügel, dem Beginn einer Anhöhe. Geralt und Shzakieree galoppierten nebeneinander den Weg hinauf, der zu der Ersten Hütte führte. Sie hatten noch eine Nacht am Anfang des süßen Pfads geruht. Bei der Lakaiin der Muhmen hatte keiner der Beiden wirklich schlafen wollen. Da war ihnen frische Luft und die Gesellschaft ihrer Pferde wirklich lieber. Um vier Uhr waren sie dann aufgebrochen. Es war ein klarer, Sonniger Morgen. Sie waren durch den Sumpf zur Anhöhe geritten, und nun befanden sie sich bereits im Dorf. Geralt sah, das seine Begleitung etwas sagen wollte, doch er hielt die Finger an die Lippen. Er spürte das Misstrauen der Bewohner. So neigte er seinen Kopf höflich. „Ich hörte, ihr habt ein Problem mit einem Geist in einem Baum?“ Eine der Frauen, die gerade ein Huhn rupfte, deutete mit verkniffenem Mund auf einen alten Mann, zwei Hütten weiter. Geralt nickte knapp, und schritt mit Shzakieree auf ihn zu. Der Mann hatte braun grau meliertes Haar und eine große Nase. Er zog an einer Pfeife. „Hexer“, stellte er schlicht fest. „Was bringt euch hier her?“ „Wir hörten von eurem Problem mit dem Baum“, erklärte Shzakieree. „Wir wollten unsere Hilfe anbieten.“ Der Alte schien plötzlich überaus dankbar, und stand auf. „Die Herinnen müssen euch schicken!“ Geralt lächelte. Wenn er wüsste. „Wir müssen mehr über die ganze Sache wissen“, erklärte er. „Wann fing es an, wie und warum.“ Der Mann setzte sich wieder. „Vor Jahrzehnten fing es an. Ich weiß garnicht wie viele Winter... Es passierten schreckliche Dinge beim Baum. Leute aus dem Ort verschwanden und tun es immernoch. Ihre Knochen liegen unter der Eiche. Anfangs zogen noch Männer los, um die Toten zurückzuhohlen, doch es traut sich schon lange keiner mehr. Weil sie alle verschwunden sind. Nie zurückgekehrt. Der Boden unter dem Teufelsbaum ist weiß vor Gebein.“ Er schüttelte erschöpft den Kopf. „Wir wissen nicht weiter. Unsere Kinder sind lahm und verkrüppelt. Hören nicht, oder sehen nicht. Der Geist im Baum sucht uns heim.“ Geralt nahm nachdenklich seinen Nasenrücken zwischen Zeigefinger und Daumen. Seine weißen Haare fielen ihm in die Stirn. „Gut. Wir sehen uns das an.“ Die Pferde ließen sie zurück, als sie sich auf den Weg zum Baum machten. Der Wald war fahl erleuchtet, Wolken zogen vor die Sonne. „Wie kam das mit Ciri zustande?“ fragte Shzakieree schließlich. Geralt merkte, das sie das schon länger beschäftigte. Er schwieg eine Weile. „Sie war meine Belohnung“, sagte er dann. „Ich habe einen Auftrag für einen König und seine Frau erledigt. Mein Preis sollte ihr erstes Kind sein. Als ich erfuhr...“ Shzakieree sah ihn interessiert an. „... als ich erfuhr, das sie ein Mädchen gebaren, lehnte ich ab.“ Jetzt machte sich Empörung auf dem Gesicht der Hexerin breit. „Du hast was?!“ Er Besänftigte sie mit einer Geste. „Es war ein Fehler. Und das weiß ich. Jedenfalls kreuzten sich unsere Wege dreimal. Als mein Onkel Vesemir und ich erfuhren, das Cirilla das alte Blut in sich trug, nahmen wir sie mit nach Kaer Morhen. Und sie war in meiner Obhut. Und obgleich sie nicht meine leibliche Tochter ist, liebe ich sie als wäre sie es.“ Er sah Shzakieree an, das ihr Zorn verflogen war. „Das ist... Es ist schön zu sehen, das auch du Emotionen besitzt“, sagte sie zaghaft. „Weißt du, ich habe nicht die vollständige Mutation durchlaufen...“ „Das tun die wenigsten“, meinte Geralt beiläufig. „Jedenfalls dachte ich immer, ein kompletter Mutant hat keine Emotionen und Menschlichkeit mehr in sich“, beendete sie. Geralt schnaubte amüsiert auf. „Dazu braucht es keine Mutationen, Shzakieree. Ich kenne monstergleiche Menschen, ohne einen Tropfen Magie im Blut.“ Die Hexerin lächelte. „Und Cirilla hat wirklich das alte Blut in ihren Adern?“ Geralt nickte. „Deshalb hat sie die Gilde auch verlassen. Sie war eine Gefahr für sich selbst, auf so engem Raum, mit so vielen Menschen um sich.“ Nach einer Stunde Fußmarsch erreichten sie die Eiche. Ihr Stamm war dicker als so manches Haus, und ihre Wurzeln schlungen sich um ein Felsplateau, das zur einen Seite hin stark abfiel. Schon als sie den ersten Schritt auf den Baum zumachten, wurde es kalt. Der Himmel, der sich während ihres Gespräches verdunkelt hatte wurde schwarz. Weiter weg donnerte es. Unter ihren Füßen knackten ausgeblichene Menschenknochen. „Nett hier...“ Geralt sah sich um. Sein Medallion vibrierte wie verrückt. „Spürst du das auch“, fragte Shzakieree beunruhigt. Der Hexer nickte. „Lykantroph.“ Tatsächlich kam eine Kreatur aus dem Wald. Der Werwolf hielt einen blutigen Arm in seiner Klaue und knurrte wütend. Die beiden Hexer zogen ihre Silberschwerter. Zusammen gingen sie auf ihn los. Shzakieree erwischte ihn an der Schnauze, und Geralt stieß nach dem Bau des Monsters. Der Werwolf jaulte, und schlug nach der Hexerin. Mit einer Klaue erwischte er sie am Hals, bevor sie ihm diese Abschlagen konnte. Geralt sah besorgt, wie sie verbissen weiterkämpfte. War er wirklich besorgt um sie? Kurz darauf hatten sie den Lykantrophen erledigt. Shzakieree sank neben dem toten Wesen nieder, und tastete nach ihrem Hals. Der Hexer sah das Blut auf ihrer Hand glitzern. Er Ging neben ihr in die Hocke, und nahm ihre Hand von der Wunde weg. Fast hätte er schockiert ausgeatmet. Die Wunde war tief, der Wolf hatte ihre Kehle fast verfehlt. Er riss einen Stoffstreifen aus seinem Hemd, und drückte ihn auf die Wunde. „Tut es sehr weh?“ Sie biss die Zähne zusammen, und schüttelte den Kopf. Doch Geralt sah es ihr an. Ihre Hände, blutverschmiert, zitterten und ihre Augen waren glasig. Er Ließ sie Langsam ins Gras sinken. „Möchtest du einen Trank? Ich habe Schwalbe.“ Ihm war klar, das sie keine Selbstheilungskräfte haben konnte. Nichtmal er hatte besonders ausgeprägte. Sie schüttelte erneut ihren Kopf. „Geh allein in den Baum.“ Sie deutete auf eine Höhle im Fels, die Geralt noch garnicht aufgefallen war. Er wischte ihr etwas Blut vom Schlüsselbein. Auch so verwundet war sie noch wunderschön... „Kommt garnicht in Frage. Ich lass die hier nicht zurück, verstanden?“ Er blickte ihr intensiv in die Augen. Ihre Lieder flatterten. „Bleib wach, hörst du!“ Er tätschelte energisch ihr Wange. Dann holte er ein kleines Fläschen hervor, entkorte es, und ließ Schwalbe in Shzakierees Mund tropfen. Angespannt wartete er. Dann, endlich hörte das Blut auf aus der Wunde zu Sprudeln. Er band den Stoffstreifen über die Wunde, und strich ihr sanft übers Haar. Nach einer Weile, die ihm vorkam wie eine Ewigkeit, öffnete sie schlagartig die Augen. „Ich hatte gesagt, ich will keine Schwalbe“, murmelte sie vorwurfsvoll. Ein kleines, Erleichterungslächeln stahl sich auf Geralts Gesicht. „Du hast hier aber nichts zu sagen, Kleine.“ Er half ihr hoch, und stützte sie. „Gute Idee, in meiner Verfassung gegen einen Baumgeist zu kämpfen“, meinte sie ironisch. Der Hexer sah sie belustigt an. „Ich pass doch auf dich auf.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)