Weggefährte von Ye-het ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Grelle, leuchtende Farben und in ihr eine goldene Scheibe, die am Horizont hinauf stieg, kündigten einen neuen Tag an. Eine weite, grüne Wiese erstreckte sich vor mir, auf der ich bereits stand, seit die ersten Sammlerinnen ihren Weg in den Wald suchten. Erst wenn die Scheibe ihren höchsten Punkt erreichte, würde ich sie wiedersehen, mit Holz und toten Tieren bepackt, die sie über lodernden schwarzen Steinen rösteten, während das Eine verbrannte und sie das Andere aßen. Ein Geruch, an den ich mich niemals gewöhnen werde. Während ich die Halme unter mir platt trat und der Wind mein dickes, langes Haar zum tanzen brachte, drang der Laut eines fliegenden Tieres an mein Ohr. Ich regte den Kopf hinauf und nur Momente später erspähte ich das gefiederte Tier mit spitzem Schnabel. Die Vorderbeine eines Adlers und die Hinteren große Pranken, die denen eines Tieres ähnelten, das in entfernten Steppen lebte. Es zog einige Kreise über das nahe gelegene Dorf und ich vernahm Rufe und Schreie aus eben jener Richtung, bis eine Glocke ertönte. Ich wusste, dass diese dazu aufforderte, die Häuser aufzusuchen, die den Bewohnern Schutz boten. Doch ich lenkte meine Schritte zwischen die nahe gelegenen Bäume und Büsche, während ich einige der rennenden Kinder beobachtete, die sich noch vor Augenblicken mit Stöcken duellierten und nun ängstlich nach ihren Müttern riefen. Ich blieb ruhig, aufmerksam und der Greif verschwand, mit einem schreienden Menschen in der Kralle. Es suchte das Weite und den Schutz seines Nests, um ihn zu töten und vielleicht seinen Kindern zum Fraße vorzuwerfen, damit auch diese heranwachsen und sich selbst ernähren konnten. Erneute Ruhe legte sich über den Ort, an dem ich wartete. Vorsichtig verließen Menschen die Behausungen, suchten den Himmel nach jenem Geschöpf ab, dass ihnen solche Angst einjagte. Doch es war verschwunden, für diesen Moment und möglicherweise für diesen Tag. Ebenso wie der Mensch, der Andere zurück ließ, die um ihn trauerten. Und hinter mir knackte das Unterholz, Holz zerbrach und Blätter knirschten. Meinen Kopf riss ich herum, die Augen geweitet, während mein Körper folgte und ich rückwärts die Baumreihen verließ, den Blick in das dunkle Dickicht gelenkt. Zuerst waren es Augen, die mir als Erstes auffielen, fixierten sie mich doch als wäre ich leichte Beute. Der lange, schmale Körper folgte auf ebenso schmalen Pfoten. Ihre Schritte lenkten sie in meine Richtung, knurren drang aus ihren Mäulern, während sie mich weiterhin fixierten und ihre spitzen Reißzähne präsentierten, die sie in mein Fleisch schlagen wollten. Doch war ich im ersten Augenblick noch vor ihnen zurück gewichen, ging ich nun direkt auf den Ersten zu, trat nach ihm. Mein drahtiger, muskulöser Körper spannte sich deutlich an, während ich das Biest am Kopf traf als ich mich aufbäumte und meine eigene Stimme deutlich erklingen ließ. Ein Jaulen gab es von sich, die anderen wischen zurück, so wie auch ich es tat, meine Schritte zur Straße lenkend, Schutz nahe des Dorfes suchend. Denn so dumm mir zu folgen waren sie keineswegs. So ein kleines Rudel würde der Verteidigung eines Dorfes niemals standhalten. Sie würden sterben, ihr Fell vom Körper gezogen und zum trocknen aufgehängt. Barbarisch und doch der übliche Kreislauf, den diese Welt - die ich nie verstehen würde - mit sich brachte. Ich fand ein Plätzchen nahe einer Hütte, an der diverse Körbe mit Gemüse standen. Nicht ganz unbemerkt stibitzte ich eine der Karotten, doch alles was ich erntete war der tadelnde Blick einer alten Frau, die auf einer Bank saß und mit einem Messer das Gemüse bearbeitete. Offensichtlich mochte sie Geschöpfe wie mich. Mir sollte es recht sein. Tollende Hunde fielen übereinander her, rauften sich, während sie sich einem Liebesspiel hingaben, wie nicht nur Tiere es taten. Bisse, die beinahe brutal wirkten und doch nur die Zuneigung ausdrückten, die sie füreinander empfanden. Es waren seltsame Wesen die Schmerz mit Lust verbanden und ihn anderorts verfluchten. Doch vielleicht gehörte es zusammen, ebenso wie die Geburt und der Tod. Kaum war mein Diebesgut verspeist, glaubte ich ein Pfeifen zu vernehmen und ich reckte den Kopf erneut in die Höhe, lauschte. Und tatsächlich, erneut vernahm ich es, ein vertrauter Laut der mir deutlich machte, dass man nach meiner Anwesenheit verlangte, nach meiner Pflicht und meiner Bürde. Meine Nüstern blähten sich auf, während mein Schweif deutlich ausschlug und sowohl Hüfte, als auch Flanke berührte. Mein rechter Hinterhuf scharrte über den staubigen Boden. Meine Ohren zuckten, machten die Richtung aus, aus der das Pfeifen an sie heran drang, bevor ein lautes Wiehern mein Maul verließ und meinem Meister meine baldige Ankunft voraussagte. Denn sofort spannten sich meine Sehnen und Muskeln und ich setzte meine Hufe in Bewegung, folgte dem Weg nach Westen aus dem ich den Ruf vernommen hatte. Und während die Sonne ihre ganze Pracht offenbarte, erblickte ich meinen Meister, der mich stets Plötze und den ich meinen Weggefährten nannte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)