Yggdrasils Essenzen von Silwyna (Vier Jahre nach den Ereignissen von "Broken Soul") ================================================================================ Kapitel 11: Tanzende Sterne, wütende Sterne ------------------------------------------- 11. Kapitel – Tanzende Sterne, wütende Sterne       „Hat denn keiner gesehen, wohin die drei gegangen sind?“, hakte Steve nach. Seine Nerven waren zum zerreißen gespannt. Seit dem vorigen Abend waren Natasha, Lady Sif und Pepper spurlos verschwunden, nachdem sie gemeinsam einen Spaziergang gemacht hatten. Keiner im S.H.I.E.L.D.-Lager schien mitbekommen zu haben, was vorgefallen war, denn von den Auszubildenden von Coulson und Maria Hill hielt sich so spät keiner mehr außerhalb der Schlafräume auf. „Ähm…“, brachte eine junge Frau mühsam hervor, die gerade so die Schwelle zu Erwachsenen überschritten  hatte und hob verschüchtert die Hand. „… ich bin mir nicht sicher, a-aber ich… ich glaube gestern Nacht habe ich Kampfgeräusche gehört!“ „Warum bist du damit nicht gleich zu mir gekommen?!“, fragte Maria, schärfer im Ton  als es eigentlich geplant war und sah wie das Mädchen noch mehr in sich zusammensank. Phil machte eine beschwichtigende Geste zu der Zeugin. „Schon gut, Lyra! Agent Hill, ich weiß, deine Truppe ist ein Musterbeispiel an Disziplin, doch in anderen Gruppen hier ist es nicht ungewöhnlich, dass gelegentlich ein paar Schüler aneinandergeraten. Bestimmt hat sie gedacht, das sei der Fall, nicht wahr?“, fragte er und schenkte Lyra ein aufmunterndes Lächeln. Zaghaft nickte die junge Frau und die Angelegenheit war durch. „Also, fassen wir mal zusammen…“, begann Tony, dessen rechte Hand ungewöhnlich zuckte. Es war als zittere sie in der Aussicht, sich denjenigen der ihm Pepper genommen hatte, um den Hals zu schließen. Abgesehen davon, dass er einfach nur aufgewühlt war. „… unsere Mädels waren gestern Abend einen Spaziergang machen, Girl Talk, was auch immer! Die Kleine hier…“, er deutete auf Lyra. „ hat gehört, dass jemand gekämpft hat. Wonach klingt das für euch?“, er sah abwartend in die Runde. Steve ging mit angespannten Kiefermuskeln im Kreis, Clint und Bruce tauschten deprimierte Blicke aus und zwei verbliebenen der tapferen Drei machten den Eindruck, als würden sie jeden, der ihnen auch nur im Ansatz verdächtig schien, in Stücke zerlegen. Die Stille dröhnte in den Ohren, so geladen war sie. „Es gibt zwei Möglichkeiten….“, dachte Volstagg laut, mit dem Daumen über die Klinge seiner gigantischen Axt fahrend. „… entweder die Frauen haben sich gegenseitig angegriffen, was ich bezweifle, oder aber…“ „Eine Entführung!“, beendete Fandral den Satz für seinen besten Freund. Entführt! Entsetzt keuchte Steve auf, der Gedanke, dass seine Natasha gewaltsam fortgebracht worden war, ließ ein schmerzhaftes Gemisch aus Zorn, Verzweiflung und Traurigkeit in ihm hochkochen. Für den Moment war es ihm sogar gleich, dass sie ihn vielleicht betrogen hatte. Das Einzige was er wollte war sie wieder in Sicherheit zu wissen. Ein Seitenblick auf Tony verriet ihm, dass es seinem Kameraden im Bezug auf Pepper –abgesehen von der Sache mit der Untreue- genauso ging. Er war ebenfalls am Rande des Wahnsinns vor Sorge. „Das…“, begann Coulson in die Stille zu sprechen. „ wäre das Schlimmste was in dieser Situation passieren könnte. Was, wenn es die Leute von Thanos und Anhang waren?“ „Das ist auch meine Vermutung, was die Entführer angeht!“, warf Bruce schließlich ein. Seine Mimik verriet ganz deutlich seine Anstrengung, nicht sofort zum Hulk zu werden. „Und das ist auch unser größtes Problem!“, stellte Clint fest. Er konnte gut verstehen, wie sich Steve und Tony jetzt fühlten, denn Ähnliches hatte er nach dem Verlust seiner Frau Laura durchgemacht. Doch hoffte er für seine Freunde, dass dies temporär blieb und nicht dauerhaft, wie bei ihm. „Wir sollten oben Bescheid geben, oder?“, fragte Tony verunsichert. Mit „oben“ meinte er Asgard, obwohl die Welt der Asen nicht parallel über der Erde lag, sondern um sie kreiste wie es alle Welten umeinander taten. „Heimdall kann uns bei der Suche helfen, das stimmt!“, schloss Fandral und jähe Hoffnung keimte in ihnen allen auf. Sie mussten nur Glück haben, vielleicht verbargen sich ihre Feinde nicht ständig vor Heimdalls allsehenden Augen. Aber es gab noch ein kleines Problem: „Sollten wir wirklich durch die Portale nach Asgard gehen? Jetzt, wo welche von uns entführt worden sind?“, fragte Maria besorgt. „Was mit denen passiert, die die Portale kreuzen, haben wir gesehen. Aber wenn du dir trotzdem Sorgen machst, kann ich einfach unseren Super-Brüdern eine Nachricht schicken. Die beiden haben, auch wenn sie in Alfheim sind, bessere Chancen Heimdall zu erreichen als wir, denke ich. Loki kennt doch irgendwelche Zwischenpfade, oder so was in der Art!“, schlug Clint vor. Er hatte vor Laura mit einer Botschaft zu Loki zu schicken. Es war zwar verdammt umständlich Thor und Loki zu informieren und dann diese zu Heimdall zu schicken, aber vielleicht war es gerade weil es so über sechs Ecken gedacht war, schlichtweg sicherer? „Gut, du informierst Conan* und unseren Supermagier und wir überlegen uns in der Zwischenzeit, wie wir unsere Süßen wieder zurückholen! Steve? Wir beide werden nachher mal zu den Drachen gehen. Vielleicht haben die eine Idee und mit etwas Glück können sie außerhalb der Atmosphäre auch fliegen!“, Tony klatschte begeistert –so begeistert wie er in dieser Situation eben sein konnte- in die Hände. Immerhin hatten sie schon einmal einen Plan! Nicht der beste, das stand fest, aber auf keinen Fall würden sie die Entführung von Sif, Natasha und Pepper einfach so hinnehmen. „Auf geht’s Avengers!“ Mit diesen Worten drifteten sie in kleinen Gruppen auseinander um alles Geplante in die Tat umzusetzen. Außer Bruce, der nicht Tony in ihr Labor folgte, sondern Steve  mit dem er ein paar Worte unter vier Augen wechseln wollte. „Warte mal!“, rief er dem ewigjungen Soldaten hinterher. Dieser drehte sich mit verbitterter Miene zu ihm um. „Hör mal Bruce, ich weiß wir müssen gerade jetzt alle an einem Strang ziehen, aber ich habe wirklich keine Lust ausgerechnet mit dir zu sprechen!“, die Art wie er das sagte, konnte man schon fast als Anfauchen bezeichnen. Seltene Töne von Steve Rogers. „Ich weiß! Clint hat euren Streit unfreiwillig mitbekommen und mich ins Vertrauen gezogen!“ „Und? Stimmt es!?“, knurrte Steve hinter zusammengebissenen Zähnen hervor. Woher diese Wut auf seinen Kollegen kam, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.  Als Natasha ihm eröffnet hatte, sie hätte mit Bruce geschlafen, war er traurig gewesen, das stimmte. Nieder geschlagen… aber wütend? „Würdest du mir glauben, wenn ich >Nein< sage?“ „Nicht wirklich!“, gab Steve seufzend zu, doch er beruhigte sich ganz langsam wieder. Bruce würde nicht das Gespräch suchen, wenn es nicht etwas gäbe, das es richtig zu stellen galt, so gut kannte er den Wissenschaftler inzwischen. Außerdem gab es bei jeder Geschichte so viele Versionen, wie es Beteiligte gab. Nur wenn man sie alle zusammenfügte, fand man die Wahrheit. „Erzähl‘ schon! Was war zwischen euch beiden?“ „Ich habe sie untersucht!“ Steves Sorge um seine Freundin –offiziell hatte keiner von ihnen die Beziehung beendet – wuchs ins Zehnfache. Nicht nur, dass sie entführt worden war, offenbar hatte sie auch gesundheitliche Probleme gehabt. War sie etwa krank? Hatte sie Schmerzen gehabt? „Was…“, begann Steve doch bevor er auch nur eine Frage richtig ausformuliert hatte, fuhr Bruce fort: „Ihr war öfter schlecht geworden und sie meinte sie fühle sich, ich zitiere, >verändert<. Ich konnte ihr auch sagen, wieso. Aber sie wollte es mir einfach nicht glauben. Erst nach dem fünften Test, war nicht mehr daran zu rütteln...“ „Was hat sie!“ „Natasha ist schwanger!!!“       „Wie weit ist es noch, Loki?“, erkundigte sich Jane als es in Alfheim auf den späten Nachmittag zuging. Am Morgen waren sie vom Schloss in Richtung des sogenannten „Silberlicht-Waldes“ aufgebrochen, weil Thor und Loki den beiden Frauen ein besonderes Ereignis zeigen wollten: Einige Auserwählte Magierinnen würden in der Nacht ein Ritual für die Gesundheit der Elfenkönigin und der ihres noch ungeborenen Kindes durchführen. Nach mehreren Stunden zu Pferd war der Wald nun beachtlich nahe gerückt. „Den Waldrand werden wir bald erreicht haben, da können wir dann eine Pause einlegen. Wenn der Mond am höchsten steht, führen Thor und ich euch beide ins Zentrum des Waldes!“ Erynor, der mit ihnen ritt, lächelte versonnen. Er selbst würde  dem Zauber nicht beiwohnen, irgendjemand musste ja auf Cara und Damion aufpassen, da es erst spät in der Nacht sein würde, wenn die vier in den Wald gingen. Doch er erinnerte sich nur zu gut, wie er damals seiner großen Liebe bei einem solchen Ritual einen Antrag gemacht hatte. Das alles war natürlich schon Jahrhunderte her und seine Frau weilte nicht mehr in Alfheim, sondern im Sternenlicht. Wie Loki es angekündigt hatte, erreichten sie den Wald schneller als erwartet. Glücklich darüber, endlich wieder die eigenen Beine benutzen zu können, glitt Darcy aus dem Sattel und kaum hatte sie Cara, die die ganze Zeit über brav vor ihr gesessen hatte, vom Pferd geholfen, stürmte das Kind gemeinsam mit Damion umher. Solch eine neue Umgebung musste schließlich ausgiebig erkundet und die Möglichkeiten zum Spielen herausgefunden werden. Jane seufzte hörbar, als die beiden kleinen Wirbelwinde im Wald verschwanden. „Keine Sorge, ich habe einen kleinen Bannkreis geschaffen, Jane. Allzu weit hinein werden sie nicht können, aber der Radius ist groß genug, damit sie ausgiebig toben können!“, beruhigte Erynor die junge Frau und schnippte kurz mit dem Fingern. Als sei dies ein Signal gewesen, leuchtete ein roter Kreis auf dem Boden auf und verschwand kurz darauf wieder. „Trotzdem fürchte ich, kein Baum wird vor Damion sicher sein!“, stellte Jane fest und Darcy grinste, als sie an den letzten Vorfall dieser Art dachte. „Er schlägt genau nach seinem Vater, Liebes! Thor hielt jeden Baum in Mutters königlichen Garten für eine Kletterherausforderung, als er in dem Alter war!“, witzelte Loki und bekam einen schiefen Seitenblick von seinem Bruder. „Und das weißt du so genau weil…?“ „Mutter es mal erwähnte!“ „Mutter… das war ja klar!“ „Sie erzählte auch, dass du sehr oft den direkten Abgang vom Baum bevorzugtest, anstatt einfach herunter zu klettern. Das tut doch weh, Thor! Selbst jemand wie du sollte das wi-…“ Ein Tuch, das ihm doch glatt ins Gesicht geworfen wurde, unterbrach Lokis amüsierten Redeschwall. Mit empörter Miene fischte er das Stück Stoff  von seinem Gesicht und ließ es vor sich schweben. „Na endlich bist du still!“, lachte Thor und ließ sich auf einem umgeknickten Baumstamm nieder. „Das kriegst du wieder!“, meinte Loki bloß und schleuderte das Tuch mit solch einem Schwung –magisch verstärkt natürlich – auf Thors Magengegend, dass dieser rückwärts vom Baumstamm kippte und mit einem dumpfen Geräusch auf dem Rück im Gras landete. Jane und Darcy hatten schon bei Lokis Geschichte über Klein-Thor und das Bäume raufklettern kichern müssen, doch nun, wo der Donnergott so unelegant umfiel brach das Lachen lauthals aus ihnen heraus, bis ihnen die Gesichtsmuskeln und der Bauch davon wehtaten. „Was lacht ihr denn?“ Damions Kopf lugte aus dem Gebüsch hervor und keinen Sekunden folgte der von Cara. Erynor, für den Thors und Lokis Verhalten schlichtweg unreif war, seufzte laut. „Dein Vater und dein Onkel führen sich wie kleine Kinder!“ Der mahnende Ton in seiner Stimme war nicht zu überhören und veranlasste Thor und Loki dazu, gleichzeitig, die Augen zu verdrehen. Eines der wenigen Zeichen, die zeigten wie tief ihre Verbindung noch immer ging. „Macht euch lieber nützlich und baut die Zelte für heute Nacht auf. Ich gehe Wasser holen und wehe, ihr jagt den Wald in die Luft, während ich weg bin!“ Kaum war Erynor im Schatten der Bäume verschwunden, warfen sich die Brüder hinter seinem Rücken einen Blick zu, der so viel aussagte wie „Hör dir das Gelaber mal an“. Ganz in unreifer Jugendlicher-Manier. „So kenne ich euch beide ja gar nicht!“, stellte Jane, immer noch lachend, fest. Ihr wurde zum ersten Mal vor Augen geführt, dass ihr Mann und ihr Schwager im Stand waren, genauso viel Chaos zu stiften wie die beiden kleinen Kinder und dass Loki trotz seiner Wandlung zum Magier der für  die Hilflosen kämpfte, trotzdem noch ganz der Gott des Unheils sein konnte, wenn er wollte. „Eigentlich sind wir ziemlich oft so. Früher als Kinder schon und seit wir wieder zusammen leben haben wir uns sozusagen wieder >eingespieltNicht nur die beiden!<, dachte sich Loki, als er Darcys Mimik betrachtete. „Sie sind perfekt füreinander, nicht wahr?“, fragte er schließlich leise und Darcy stimmte nickend zu. Wie stark die Gefühle des Donnergottes und seiner Frau zueinander waren, strahlte beinahe so hell aus den beiden heraus, wie die Sterne. Aus irgendeinem Grund stimmte es die beiden Beobachter auch ein wenig traurig. „Glaubst du, unsere Beziehung hätte auch so tief gehen können, wäre das mit meinem Doppelgänger nicht passiert?“ „Loki, bitte nicht…“, Darcy hielt ihm einfach den Mund zu, um jede weitere Aussage dieser Art zu unterbinden. Für einen Sekundenbruchteil zuckte ein anderes Bild durch ihre Gedanken: Loki und sie, wie sie im Meer standen und er  es gewesen war, der ihr  den Mund zuhielt. Damals hatte alles angefangen… „Es lässt sich nicht mehr rückgängig machen! Wir können nur das Beste aus dem machen, was uns gegeben ist!“, flüsterte sie, während Loki ihre Hand von seinem Mund wegnahm „Können wir das?“, fragte er betrübt und hoffend zugleich. „Wollten wir es nicht auf uns zukommen lassen?“, er hielt ihre Hand noch immer und der Blick den er ihr schenkte glitt warm durch sie hindurch. Er hatte es schon wieder geschafft, ihr rationales Denken auszuhebeln, genau wie er es früher schon getan hatte. Verdammt, wie schaffte er das nur? Die Alten Gefühle von damals überrollten sie beide, mischten sich mit neu hinzugekommenen und die Wucht dieser Mischung riss beide geistig fort. Einem plötzlichen Impuls folgend zog Loki Darcy zu sich, so dass sie streng genommen auf seinem Schoß saß. Es war fast die gleich Situation, wie bei ihrem Schwertkampf am Tag zuvor, nur umgekehrt. „Lass mich raten…“, begann Darcy und ihre Stimme zitterte ein wenig, „… genau das hast du jetzt vor?“ „Allerdings!“, brachte Loki gerade noch hervor, bevor er seinem Mund etwas gänzlich anderes zu tun gab. Vergessen war für den Moment der immer kräftiger anschwellende Elfengesang, das Rauschen des aufkommenden Windes wurde uninteressant, sogar die Tatsache, dass unmittelbar vor ihnen ein Zauber durchgeführt wurde, rückte in weite Ferne. Loki und Darcy waren fort, das einzige was sie wahrnahmen, war der jeweils andere, während ihre Lippen einen altbekannten und gleichzeitig völlig neuen Tanz miteinander wagten. Als würden sie sonst ertrinken, so hielten sie einander fest während sie sie küssten als gäbe es kein Morgen mehr und genossen es einfach beieinander zu sein. Ein leuchtend heller Schein riss das Paar aus der eigenen kleinen Welt. Wie betäubt waren sie, fanden erst nach einigen Sekunden in die Realität zurück, nach Luft ringend und glücklich darüber, welche Richtung ihr „Date“ eingeschlagen hatte. „Da oben!“, flüsterte Loki und sah zum Himmel, Darcy immer noch in seinen Armen haltend. Er dachte nicht einen Augenblick daran, sie loszulassen. „Die Sterne…“, hauchte Darcy und sah wie gebannt hoch. Ihre Verwunderung kam nicht von ungefähr, die Gestirne sie… tanzten! Ein anderes Wort fiel ihr für diesen Anblick schlichtweg nicht ein. Die hellen Funken am Himmel –einige bloß, nicht etwa alle – zogen kreisende Bahnen, bildeten für wenige Augenblicke verschlungene Muster und Symbole. So etwas Schönes hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen!   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)