Cursed Shadow von _-Merle-_ (- verliebt in einen Dämon -) ================================================================================ Kapitel 36: Die Hoffnung ------------------------ Es war leise. Die Luft stand still. Der Himmel war in einem schwachen, dunklen Blau getränkt, während vereinzelte weiße Sterne herab funkelten um dem Auge einen Weg zum Horizont zu ebnen. Makelloses Schweigen. Weder der Wind noch die Natur verursachten ein Geräusch. Still saß sie da und ließ ihre Beine von dem Balkon herunter hängen. Ihren Kopf lehnte sie auf ihre Arme, welche sie zwischen die Sprossen des Geländers gelegt hatte. Ihre Fuchsohren hingen besorgt herab und ihr Fuchsschwanz lag reglos hinter ihr. Kitsune starrte gedankenverloren in die Dunkelheit. Ihre Augen waren gefüllt mit Sorgen und Ängsten. Beinahe reglos saß sie dort zusammengekauert, wäre nicht ihr seichtes Atmen da, welches ihren Brustkorb leicht auf und ab bewegte. Erst als ein leichtes, rot gelbes Leuchten am Horizont erschien und in ihren Augen reflektierte, blickte sie schwach blinzelnd auf. Ihre Knochen erschienen schwer. Das warme Licht weckte ihren Körper. Doch äußerte sich ihr Aufwachen nur in einem leisen Seufzen, während ihre Augen anstelle der Dunkelheit nun das langsame Aufgehen der Sonne betrachteten. „Kitsune!“, hörte sie nun hinter sich. Ihr Bruder öffnete die Tür zum Balkon. Ohne sich umzudrehen reagierte sie nur mit einem gelangweilten. „Hmh?“ „Da bist du ja! Warst du die ganze Nacht hier?“, fragte Kisho besorgt und trat zu ihr. Doch sie wich seinem Blick aus und sah von ihm weg. „Ich.. konnte nicht schlafen..“, antwortete sie leise. Kisho aber hockte sich neben sie und legte seine Hand brüderlich auf ihren Kopf und tätschelte diesen. „Mach dir keine Sorgen. Sie werden wieder kommen.“, lächelte er liebevoll und versuchte sie zu beruhigen. „Vielleicht sind sie ja gar nicht bei Lilith. Vielleicht… also.. vielleicht… trainieren sie ja nur irgendwo.. oder holen noch etwas! Oder.. ehm..“, Kisho gingen die Ideen aus. Er versuchte sie erfolglos aufzumuntern. Kitsune regte sich noch immer nicht. Er kratzte sich an seiner Wange und dachte nach. „Naja. Oder sie hassen dich einfach und konnten es nicht mehr mit dir hier aushalten!“, grinste er frech und blickte sie erwartungsvoll an. Es dauerte einen Moment, doch langsam drehte sie ihren genervten Blick in die Richtung ihres Bruders. „Das war gemein..“, nuschelte sie leise und sah ihm in die Augen. Kurz erschrak sie sich bei seinem Anblick. Dann sah sie nachdenklich herab und hob ihre Beine zu sich. „Du.. siehst aber auch nicht aus, als hättest du die Nacht geschlafen.“, begegnete sie ihm mürrisch. Kisho runzelte die Stirn. Augenringe waren deutlich unter seinen müden Augen zu erkennen. Seine Haare schienen etwas zerzaust und doch versuchte er sie mit einem herzlichen Lächeln zu beruhigen. „Ach.. da hast du mich wohl erwischt.“, lachte er und streifte sich durch die Haare. Dann setzte er sich neben seine Schwester und lehnte sich zurück auf seine Arme. „Es kann sein, dass ich mir auch ein paar Gedanken mache.“, sagte er und blickte der aufgehenden Sonne entgegen. Dann schloss er die Augen und genoss die sanfte Wärme zwischen der erfrischenden Luft. Mit einem Auge schaute er heimlich zu ihr herüber. Nicht nur unser Verschwinden, sondern auch das Wohlergehen seiner Schwester bereiteten ihm Sorgen. Sie hatte ihren Blick zum Boden gerichtet und streichelte besorgt das Fell ihres Fuchsschwanzes. Sie wirkte müde und erschöpft. „Kisho..“, begann sie leise. „Ja?“ „Glaubst du.. Glaubst du.. dass..“, sprach sie weiter doch begann zu stottern. Aufmerksam richtete er sich zu ihr. Er erkannte ihre nervöse Hand, die besorgt über ihr Fell streifte. Er sah ihre Tränen in den Augen, obwohl sie von ihm weg blickte. Und er hörte ihre Angst, an dem Klang ihrer Stimme. Er konnte nicht mit ansehen, wie sie sich quälte, ihre Sorgen auszusprechen. Also rutschte er etwas zu ihr und nahm sie ihn seine Arme. „Ich glaube, dass sie bald wieder hier sein werden. Und wir uns gar keine Sorgen machen müssen.“, flüsterte er ihr zu und setzte sie vorsichtig auf seinen Schoß. Tapfer schniefte sie, wischte über ihre Augen und drückte sich an seine Brust, ohne eine Träne zu verlieren. „Wirklich?“ Er legte seine Arme vorsichtig um sie und blickte zum erhellten Horizont. „Ich.. hoffe es..“, antwortete er. Seine Schwester umarmend legte er sich langsam auf seinen Rücken und schaute in den von Nacht und Tag vermischten Himmel, bis er schließlich mit Kitsune in seinen Armen Ruhe fand und sofort einschlief. Nach einer Weile wurde Kishos Schlaf von einem immer wiederkehrenden Geräusch gestört. Es war weder das Rascheln der Bäume im Garten, das mit dem Erwachen des Windes begann. Es war auch nicht das Zwitschern der Vögel mit dem Tagesanbruch, dessen sanfte Töne seinen Schlaf sogar nur vertieften. Noch verschlafen blinzelte er leicht und erkannte Kitsune neben sich. Ihr Kopf lag auf seinem Arm und sie schlief. Von ihr konnte dieses Geräusch nicht kommen. Benommen vom Schlaf wollte er die Augen wieder schließen. Doch plötzlich hörte er es wieder. „Kisho! Kitsune!“ Sofort riss er die Augen auf und setzte sich hin. Dabei ließ er Kitsunes Kopf unsanft von seinem Arm fallen, die vom Schmerz erschreckte und erwachte. „Aua..“, säuselte sie müde und legte sich einfach wieder hin. „Hast du das gehört?!“, fragte Kisho jedoch aufmerksam und spitzte seine Ohren. Es war bereits mitten am Tag. Sie hatten nur einige Stunden dort gelegen. Kisho ignorierend, legte Kitsune ihren Fuchsschwanz über sich und schlief weiter. Kisho stand auf und sah sich um. „Ich.. habe unsere Namen gehört. Ganz leise.“, sagte er zu sich selbst. „War das Yuki?“, fragte er und blickte in den Garten herab. Doch es war niemand zu sehen. Er beugte sich über das Geländer, um am Haus vorbei zu schauen. Doch auch dort war niemand. „Kisho! Kitsune! Kazumi!“ „Da!“, sagte er wieder aufgebracht und wurde starr. Versuchte sein Kopf ihm nur einen Streich zu spielen? War er noch zu müde? Oder schlief er etwa noch? Er blickte sich ernst um. Er war sich sicher seinen Namen gehört zu haben. Es klang wie ein leiser Hilferuf. Doch er konnte nicht über den Zaun und den hohen Bäumen hinweg schauen, die um das Haus herum standen. Also ballte er die Faust, kletterte auf das Geländer und sprang auf das geschwungene Dach. „Ist das wirklich Yuki?!“, fragte er leise und kletterte rasch auf den Balken in der Mitte des Daches. Er rutschte etwas von den Ziegeln herunter, aber hatte sich schnell wieder gefangen. Oben angekommen blickte er vom höchsten Punkt in die Stadt hinab. „Yuki?“, fragte er sich wieder und blickte umher. Er sah die Dämonen durch die Stadt laufen. Er erkannte von dort sogar den Marktplatz und die einzelnen kleinen Seitengassen. Seine Ohren und Augen waren wachsam. Und dann hörte er es wieder. „Kisho!... Kitsune…“ Direkt drehte er sich zu seiner Rechten. Von dort hörte er seinen Namen rufen. Er schaute dem Klang hinterher. Und endlich hatte er gefunden, wonach er suchte. Kisho wirkte erleichtert, als er endlich einen braunhaarigen Kopf in den Seitengassen herumstreunen sah. Erfreut lächelte er als er mich durch die Gassen laufen sah. „Das gibt es nicht! Das war hier doch irgendwo!“, moserte ich leise. „Kisho! Kitsune!! Oder Kazumi! Hört mich einer? … Das Haus kann doch nicht zu übersehen sein! Ich fühle mich hier wie in einem Labyrinth! Und ich glaube auch nicht, dass Kitsune und Kisho mich überhaupt hören…“ Ich war durch die Stadt geschlichen und hatte mich definitiv verlaufen. Als offensichtlicher Mensch, wollte ich nicht über den, mit Dämonen gefüllten Marktplatz spazieren. Daher versuchte ich Kitsunes Haus über die ruhigen Gassen zu finden. Dies stellte sich jedoch schwerer heraus, als ich zuerst dachte. Das kleine Irrlicht, welches mich hier her brachte, flatterte grinsend vor mich und kicherte. Ich begegnete ihr jedoch nur mit einer grimmigen Miene. „Kicher nicht so. Ich verstehe ja irgendwie, dass du das Portal nur vor der Stadt platzieren konntest, weil Atropos nicht will, dass man dich sofort sieht.“, begann ich zu motzen und blieb stehen. „Aber du könntest ja mal hoch fliegen und nachsehen, wo hier so ein ganz großes, hölzernes Haus ist! Das erkennst du sofort! Das sieht anders aus als alle anderen! Und dann zeigst du mir wo ich lang muss!“ Das kleine Irrlicht flog kichernd in die Luft und tanze Pirouetten. Dann flog es vor meine Augen und sah mich mit einem schrägen Blick an, während es ihre Hände hinter ihren Rücken legte. „Hmh.. du verstehst anscheinend gar nicht, was ich meine… Ich glaube ich sollte dir auch gar nicht folgen! Ich weiß, was das letzte Mal passiert ist, als ich einem von euch gefolgt bin!“, sagte ich ihr ernst und hob den Finger. Doch das kleine Irrlicht kicherte wieder und tanzte um meinen Finger herum. Bestürzt ließ ich den Kopf sinken. „Uff… Du hörst wohl nur auf Atropos… Hmh.. Na dann muss ich wohl weiter suchen!“, erklärte ich und legte meine Arme in meine Hüfte. Schließlich blickte ich mich kurz um. Ich stand in einer Gasse zwischen zwei langen, weißen Häusern. Weiter hinten war eine kleine Kreuzung, auf welche ich zusteuerte. Geradeaus ging es zu einer steinigen Treppe. Wohin die anderen Wege führten, konnte ich noch nicht erkennen. „Dann mal los!“, sagte ich laut und hob besorgt die Augenbrauen. „Ich hoffe nur, dass ich nicht wieder in Schwierigkeiten gerate.“ Mit dem Irrlicht zu sprechen half mir, meine Angst zu überwinden. Immerhin hatte ich mich in einer gefährlichen Welt verlaufen und könnte mich nicht einmal wehren, wenn es zu einem Treffen mit einem gefährlichen Dämon käme. Auch wenn das Irrlicht mich anscheinend nicht verstand oder wohl eher nicht verstehen wollte, fühlte ich mich nicht so einsam. Als ich der Kreuzung näher kam, biss ich mir auf die Lippe. „Hmh.. Wo lang?“, fragte ich das Irrlicht. „Links, rechts oder die Treppe gerade- uuh?“ An der Kreuzung angekommen stieß ich plötzlich mit jemanden zusammen. „Uaah!“, ich prallte an dieser Person ab und wollte erschrocken zurückweichen. Doch dieser Mann griff meine Hände und zog mich an sich ran. „Yuki!“, hörte ich Kisho erleichtert rufen. Er drückte mich an sich und umklammerte mich liebevoll. „Kisho?“, fragte ich verblüfft und fand mich in seinen Armen wieder. Er wirkte aufgelöst aber erleichtert. „Yuki. Wir haben uns Sorgen gemacht! Wo warst du denn so lange?“, begegnete Kisho mir und legte seine Hand behutsam auf meinen Kopf. Dann trat er einen Schritt zurück und hielt mich an meinen Schultern. „Und wo sind die anderen beiden?“, fragte er als nächstes und blickte an mir vorbei. „Ich sehe es nicht gerne wenn du alleine hier herum läufst. Immerhin…“. Doch plötzlich hielt er inne. Er nahm die Hände zu sich und blickte mich erschrocken an. „Du.. bist.. ein Mensch! Yuki. Was ist mit deiner Seele?! Wieso erkenne ich jetzt, dass du ein Mensch bist?! Was ist passiert?!“ Ich verzog ertappt meinen Mund und kratzte mir die Schläfe. „Nun… um ehrlich zu sein. Wurde sie mir geklaut.“ „Geklaut?!“, fragte er noch aufgebrachter. „Ja.. also… Kisho. Ich habe nicht viel Zeit!-“ „Wir sollten auch erst einmal hier weg.“, unterbrach er mich besorgt und sah sich kurz um. „Dich soll niemand entdecken.“ Bevor ich antworten konnte, fasste er sofort meine Hand und drehte sich um. „Komm. Hier geht es am schnellsten entlang.“, sagte er zuletzt und lief sofort los. Ich lief ihm mit schnellen Schritten hinterher. Seine Hand umfasste dabei schützend meine. Es erinnerte mich ein wenig an meinen ersten Tag in der Dämonenwelt, als Kitsune meine Hand hielt und mit mir durch das Atrium lief. Während wir uns durch die Stadt schlichen, achtete er darauf, dass er nicht zu schnell rannte, sodass ich Schritt halten konnte und achtete bei jeder Abbiegung darauf, dass wir niemandem begegneten. Es ging eine Treppe hinauf und schließlich ein paar Abbiegungen zwischen den Häusern weiter. Das kleine Irrlicht saß dabei durchgehend auf meiner Schulter und hielt sich sicher an meiner Kleidung fest. Bevor wir um die Ecke liefen, blieb er jedes Mal stehen, um sich zu vergewissern, dass der Gang leer war. Er blieb stehen, hielt seinen Arm hinter sich um mich nicht loszulassen und blickte um die Ecke. Dabei erkannte ich seinen ernsten Blick und bemerkte, dass er sich sorgte. Dies machte es meinem Gewissen nur noch schwerer, ihm zu erklären, was ich eigentlich vor hatte. Bis wir an einem Hintertor des Gartens ankamen, schwieg er, doch hielt ununterbrochen meine Hand. „So. Da sind wir.“, flüsterte er endlich und sah zum kleinen, zugenagelten Tor. Es war etwas mit Pflanzen bewuchert und Bretter verriegelten es sicher. „Da durch?“, fragte ich und zeigte skeptisch auf das, nur noch schwer erkennbare Tor. „Nein. Da drüber.“, antwortete er und nahm mich plötzlich in seine Arme. „Wha! Kisho!“, ich erschrak als ich den Halt unter meinen Füßen verlor. Verwundert biss ich die Zähne zusammen und blickte zu ihm auf. Meine Wangen erröteten, als ich seinen Körper so nahe spürte. Doch er nahm seine Aufgabe, mich in Sicherheit zu bringen ernst und sah zum Tor. „Festhalten!“, erklärte er mir und griff mich etwas fester. „Hmh!“, ich nickte ihm zu und legte meine Hände um seinen Hals. Dann schaute er hinauf, nahm etwas Schwung aus den Beinen und sprang rasch mit einem hohen Sprung über die Barriere, in den Garten hinein. Wir kamen sicher auf der anderen Seite an und standen noch abgeschottet hinter großen Büschen zwischen Zaun und Garten. Durch das Gestrüpp konnte ich den Garten mit der heißen Quelle erkennen und den bunten Blumen daneben. Noch unbemerkt von den anderen, hielt Kisho mich noch immer in seinen Armen und beruhigte sich allmählich. Abgegrenzt von allem anderen, atmete er kurz auf. „Yuki…“, begann er leise zu sprechen und sah nachdenklich herab. „Hmh?“ Ich drehte mich zu ihm und legte meinen Kopf schief. „Was ist denn?“ Sein Blick kreuzte meinen. Ich presste die Lippen aufeinander, um meine Verlegenheit zu überspielen und starrte ihn mit großen Augen an. Er stand mir so nahe, dass ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte. „Ach.. egal..“, beendete er jedoch seinen Satz. Gleichzeitig wurde ich wieder von ihm abgesetzt während er von mir weg blickte und seufzte. Er war traurig und schien enttäuscht. „Aber Kisho? … Was ist denn?“, fragte ich und sah ihn verwirrt an. Aber sofort kratzte er sich seinen Kopf. „Ach! Schon gut. Ich hatte nur über etwas Dummes nachgedacht… Komm. Lass uns endlich reingehen! Da können wir dann auf Shiro und euren Engelsfreund warten.“, stotterte er und zeigte auf das Haus. Als er jedoch Shiro erwähnte, blieb mir einen Moment mein Atem stehen. Ich hatte das Gefühl, zu viel Zeit verloren zu haben. Ich war zu lange herum geirrt. Ich fühlte mich schuldig, nicht schneller hergefunden zu haben. Für einen Moment hatte ich vergessen, dass ich mich beeilen musste. Umso schlimmer traf mich die Erkenntnis, dass ich die Zeit aus den Augen verloren hatte. Es war wie ein Stromschlag, der meinen Körper durchströmte. „Shiro..“, sagte ich leise und sah Kisho mit einem schockierten Blick an. Dann drehte ich mich um. „Kitsune!“, rief ich aufgebracht und rannte los. „Was?“, Kisho blieb fragend stehen und sah mir nach, während ich nervös zum Haus eilte. Wie ein aufgescheuchtes Tier rannte ich durch den Garten. „Kitsune!!“, schrie ich laut und sah zum Balkon hinauf, auf welchem Kitsune zumeist saß. Sie hockte dort im Schneidersitz und hatte sich mit dem Rücken an das Geländer gelehnt. Ihre Ohren zuckten, als sie meine Stimme hörte. „Yuki?“ Sie drehte sich um und schaute zwischen den Hölzern des Geländers herab. Sie erkannte mich gerade in das Haus hinein rennen. Während des Rennens, zog ich meine Schuhe aus, übersprang die kleinen Stufen der Veranda und hastete in das Haus hinein. „Kitsune!!!“, schrie ich wieder und rannte zur Treppe. Kitsune hatte sich sofort in den Flur begeben und kam mir auf der Treppe entgegen. Ich spurtete die Stufen hinauf. „Kitsune!“, sagte ich erleichtert, als ich sie oben stehen sah. Ein glückliches „Yuki!“, kam mir von ihr grinsend entgegen. Doch sie blieb stehen und dieses Grinsen veränderte sich schnell zu einem verwirrten Blick. „Yuki? Was hast du?“, fragte sie zurückhaltend. Sie legte ihre Hand nachdenklich an ihre Lippen und beobachtete, wie ich die Treppe hinauf stürmte. Schnell übersprang ich einige Stufen und fasste sie bittend an der Schulter. „Kitsune! Du musst mir helfen!“, flehte ich laut und beugte mich zu ihr herab. „W.. was? Was ist denn?“ In diesem Augenblick kam mir Kisho hinterhergelaufen. „Yuki! Was hast du?! Was ist denn plötzlich los?!“, fragte er aufgebracht und blieb an der ersten Stufe stehen. Ich drehte mich zu Kisho. „Ich.. ich habe keine Zeit! Ich muss Shiro helfen! Und.. und Deeon!“ „Was? Aber.. warum? Yuki. Beruhige dich doch. Komm runter, dann sprechen wir in Ruhe.“, antwortete er mir und zeigte zu sich herab. „Nein.. ich muss mich beeilen!“, begegnete ich ihm und streifte mir nervös durch die Haare. „Ich habe schon zu viel Zeit verloren! Shiro ist in Gefahr!“ Doch Kisho überkreuzte seine Arme mit einem leichten Grinsen. „Ach Yuki. Du bist wirklich niedlich.“, kicherte er. „Du weißt doch, dass Shiro niemals in Gefahr sein kann. Er ist die Gefahr!“ Zwischen Kisho und Kitsune her blickend, versuchte ich meine Ruhe zu finden. „Nein. Kisho. Du verstehst das nicht. Dieses Mal ist es wirklich ernst!“, versuchte ich ihm zu erklären. „Warum kann ich deine Menschenseele erkennen Yuki?“, hörte ich plötzlich Kitsune leise hinter mir fragen. Ich hielt inne. Als mich Kishos ungläubiger Blick stichelte und Kitsunes ängstliche Frage im Raum stand, realisierte ich, dass ich ihnen alles erzählen musste. Doch sollte ich ihnen wirklich alles sagen? Sollte ich ihnen verraten, dass Shiro ein Mensch war? Sein größtes Geheimnis, das sein ganzes Leben verändern würde, sollte dieses sich verbreiten? Sollte ich ihnen sagen, dass Shiros Seele tatsächlich Lilith gehörte und Shiro nur ein Dieb war? Was sollte ich ihnen sagen? Was durfte ich ihnen sagen? Was sollte ich ihnen verschweigen ohne sie anzulügen? Nachdenklich biss ich auf meine Lippe und beruhigte mich. Ich musste einen klaren Kopf bewahren um nicht so kurz vor dem Ziel verrückt zu werden. Ich sah zu Kitsune herab, die mich noch immer fragend ansah. Dann schaute ich zu Kisho, der erwartungsvoll seine Augenbraue hob und seine Arme verschränkte. Sie waren meine Freunde. Ich konnte sie nicht belügen. Doch um Shiro zu schützen, konnte ich ihnen auch nicht die ganze Wahrheit sagen. Schließlich atmete ich tief ein. „Entschuldigt…“, begann ich leise zu sprechen. Ich sah von ihnen weg und setzte mich auf die oberste Stufe. Einen kurzen Moment, war es ruhig. Beide warteten gespannt auf meine Erklärung. Während Kitsune sich neben mich hockte, lehnte Kisho sich an das Geländer. Ohne aufzusehen, versuchte ich ihnen meine Sorgen zu erklären. „Shiro und Deeon sind zu Lilith. Sie wollen gegen sie kämpfen. … Seine Seele ist für Lilith von so kostbarem Wert. Sie will seine Seele haben. Sie will ihn töten. Und.. er hatte mir einen Teil seiner Seele gegeben.“ „Das wussten wir doch schon.“, unterbrach Kitsune mich. Kisho trat vor. „Naja, dass Lilith eine Verrückte ist, die es auf Shiro abgesehen hat, habe ich schon irgendwie mitbekommen. Und auch, dass Shiro dir einen Teil seiner Seele gegeben hat, als Schutz.“, begann er. Doch er stellte sich aufrecht hin. „Ich frage mich nur, warum er plötzlich in Gefahr sein soll. Wir wissen doch alle, dass Shiro stark genug ist. Besonders mit seinem Engelsfreund. Und ich frage mich, wo nun der Teil seiner Seele ist, die in dir war?“ Ich schluckte. „Also.. Mir wurde die Seele gestohlen.“, erwiderte ich. Dabei erinnerte ich mich an Namis verrückten Blick, als sie mir die Seele auf der Brust riss. Ein leichter Schauer überkam mich. Doch ich blieb tapfer. „Nami, meine beste Freundin… Sie.. ist auch ein Engel. Sie … steht auf Lilith Seite..“, erklärte ich mit schwerer Stimme. „Shiro hatte mich zu ihr in Sicherheit gebracht. Wir wussten nicht, dass Nami schon die ganze Zeit auf Lilith Seite stand. … Sie hat mir die Seele entrissen und will sie zu Lilith bringen. Also wird Lilith von ihr Unterstützt. Deeon und Shiro … ich habe Angst, dass Lilith und Nami sie in einen Hinterhalt locken. Ich weiß nicht, zu was Nami noch in der Lage ist. Ich.. habe solche Angst.. Ich will nicht, dass ihnen etwas passiert… Und wenn sie auch noch sehen, dass Nami meinen Teil der Seele hat. Ich.. ich war zu schwach.. ich konnte mich nicht wehren. Ich will nicht, dass sie meinetwegen den Kampf verlieren... Ich muss zu ihnen. Kitsune muss mich durch das Atrium leiten. Sie ist die einzige die mir sagen kann, wo ich hin muss. Ich gehe auch alleine! Ich muss Nami aufhalten, bevor etwas Schlimmes passiert.“, niedergeschlagen legte ich meine Hände vor meine Augen. „Ich.. will doch nicht mehr weinen..“ Meine Haare verdeckten den Rest meines Gesichtes. Mein Magen schmerzte. Meine Sorgen wurden immer größer, je länger ich darüber nachdachte. „Yuki..“, beide blickten mich mit besorgter Miene an. „Du hast jetzt den ganzen Weg alleine hier hin geschafft?“, fragte Kitsune. Ohne sie anzusehen nickte ich leicht. „Ja..“, antwortete ich kurz. „Ohne Shiro? Und als Mensch?!“ „J.. ja…“ Plötzlich fühlte ich Kishos Hand auf meinem Arm und erschrak. „Yuki. Sag nicht, dass du schwach bist.“, sprach er mit sanfter Stimme und lächelte. Dann runzelte er die Stirn. „Du.. hast.. etwas so unmögliches geschafft! Weißt du eigentlich, dass es der blanke Wahnsinn ist, dass du es ohne Shiro von der Menschenwelt bis hierhin geschafft hast?! Du bist ganz und gar nicht schwach.“, versuchte er mich aufzumuntern. Dann kniete er sich vor mich. „Und weißt du, Shiro ist auch nicht schwach. Ich bin mir sicher, dass er das schafft. Selbst wenn Lilith Unterstützung bekommt.“, sagte er und legte seine Hand sanft unter mein Kinn. Langsam hob er meinen Blick zu ihm auf. „Mach dir bitte keine Sorgen.“ Auch wenn Kishos Worte mich beruhigten, überzeugten sie mich nicht. Ich sah ihm traurig in die Augen. „Ich.. kann jetzt nicht so kurz vor dem Ziel aufgeben. Ich.. habe zugelassen, dass Nami gewonnen hat. Jetzt muss ich Nami aufhalten und meinen Fehler wieder beheben. Ich kann.. Shiro nicht im Stich lassen. Ich habe das Gefühl, dass ich zu ihm muss.“, begegnete ich ihm besorgt. „Bitte.. vertrau mir.. Ich.. muss, ich MUSS einfach zu ihm. Ich habe das Gefühl, dass sonst etwas Schreckliches passieren wird!“ Kisho lehnte sich zurück und dachte nach. „Du willst also wirklich zu dem verrücktesten Dämon und dein Leben riskieren, obwohl Shiro vermutlich schon längst den Kampf gewonnen hat?“, fragte er mich ernst. „Und was ist, wenn du Shiro nur ablenkst, wenn du dorthin gehst? Du weißt, wie fixiert er auf dich ist.“ Ich errötete etwas und setzte mich aufrecht hin. Aber dann nickte ich ihm entschlossen zu. „Ja!“, sagte ich beharrlich. „Bitte Kisho! Ich könnte mir vorstellen, dass Shiro sich eher um mich sorgt, wenn Nami mit der Seele dort auftaucht! Ich kann nicht hier bleiben oder zurück. Ich weiß dass ich gehen muss! Ich muss zu ihm. Ich habe.. dieses Gefühl.. und.. es lässt mich nicht los. Ich muss ihm helfen! Bitte Kisho.. vertrau mir!…Ich.. Ich werde gehen. Auch wenn ich es alleine tun muss! Einfacher wäre es nur mit Kitsunes Hilfe.“ Nach meiner Ansprache wurde Kisho still. Er stand auf und drehte sich langsam von mir weg. Dabei legte er seine Hand an sein Kinn und lehnte sich an die Wand. Also wandte ich mich an Kitsune. „Bitte.“, sagte ich ihr. „Du.. musst mir nur sagen, wo sie sein könnten und wo ich hin muss. Du lebst schon so lange in dem Atrium und kennst dich am besten dort aus. Ich werde es schon schaffen!“ Aber Kitsune runzelte zurückhaltend die Augenbrauen. „Yuki... das ist nicht so einfach! Das Atrium ist so kompliziert aufgebaut.. nur eine falsche Tür und.. du landest bei Lilith Monstern!“ „Aber du kennst doch die richtigen Türen, oder?!“ „Schon.. aber.. es ist... Es ist unmöglich dir das nur zu sagen. Du wirst dir das niemals alleine merken können! Und eine Karte habe ich nicht…“, begegnete sie mir mit einem Kopfschütteln. „Sie wird es sich auch nicht alleine merken müssen!“, kam es plötzlich von Kisho. Überrascht blickte ich zu ihm. „Hmh?“ Er grinste mich an und zeigte auf sich selber. „Ich werde mitkommen!“, meinte er überzeugend und stellte sich auf einer Stufe vor uns. „Komm Yuki! Ich will mit dir wetten!“, begann er als nächstes. „Ich werde mit dir dorthin gehen und dir beweisen, dass es Shiro gut geht und er alles im Griff hat! Und wenn ich gewinne… dann…“ „Dann was?!“, fragte ich. „Dann bekomme ich..”, sprach er weiter und sah mich entschlossen an. „Was bekommst du dann?” Er hob den Finger. „Sagen wir, ich bekomme dann einen Kuss!” „Einen wa-?” „Und wenn du gewinnst.”, unterbrach er mich, „Werde ich dir das allerbeste Essen kochen, das du als Mensch essen kannst!”, funkelte er mich an. Einen Moment blickte ich ihn erstaunt mit offenem Mund an. „Mein Bruder scheint sich ziemlich sicher zu sein…”, warf Kitsune leise ein. Ich drehte mich zu ihr. Doch sie kauerte sich nachdenklich zusammen und zog ihre Beine an. Dann legte sie ihr Kinn auf ihre Knie. „Ich möchte nicht, dass ihr geht.”, flüsterte sie. Ich nickte ihr liebevoll zu. „Mach dir keine Sorgen. Es wird nichts passieren.”, lächelte ich und reichte ihr meinen kleinen Finger. „Versprochen!” Kitsune schaute mich kurz an. Dann wanderte ihr Blick auf meinen Finger. Sie zögerte kurz doch dann hakte sie ihren Finger um meinen. „OK!”, stimmte sie, die Lippen aufeinander pressend zu. „Also nimmst du mich mit?”, fragte Kisho überrascht. „Ich… bin mir sicher. Ich.. möchte dich nicht in die Sache mit rein ziehen…”, antwortete ich ihm und runzelte nachdenklich die Augenbrauen. „Tze! Natürlich komme ich mit! Du kannst dir den Weg doch nicht alleine merken. Außerdem schickt man eine junge Dame nicht einsam auf eine Reise. Also egal was du denkst. Ich lasse dich nicht alleine. Außerdem möchte ich mich selber davon überzeugen, dass ich meine Wette gewinne.”, grinste er von sich selbst überzeugt. Sofort lief mein Gesicht rot an. „HEY! Ich habe der Wette nicht zugestimmt!!!”, protestierte ich laut und ballte die Fäuste. Doch Kisho wandte sich nur kichernd von mir ab. „Hehe. So liebes Schwesterchen. Jetzt musst du mir nur sagen, wo wir hin sollten. Wir werden zurück sein, bevor Mutter wach wird!”, forderte er Kitsune auf und lehnte sich über die Stufen zu ihr. „Nein…”, begegnete sie ihm jedoch. „Was?”, verwundert legte er seinen Kopf schief. „Ich… ich komme auch mit…”, antwortete sie zögerlich, beinahe schon zwanghaft. Doch Kisho lächelte ihr brüderlich zu. „Hey. Du musst das nicht machen. Mutter bringt mich um wenn dir etwas zustoßen würde.” „Ein Grund mehr, dass du auf uns aufpasst! Kisho!”, ihre Stimme wurde lauter und energischer. „Ich komme mit und helfe euch! Ich helfe Yuki. Ich helfe Shiro und Deeon!... Und.. vielleicht … vielleicht … ja auch Mephisto…”, sprach sie weiter und senkte ihren Blick als sie Mephisto erwähnte. Kisho und ich bewunderten ihren Mut. Obwohl sie viele schlimme Erinnerungen mit diesem Ort verbunden musste, wollte sie mit uns dort hin. Wir sahen sie stolz an. Doch dann unterbrach Kisho die Stille. „Hey. Und was ist mit mir?”, fragte er und wuschelte durch ihre Haare. „Dir ist nicht mehr zu helfen!”, antwortete sie ironisch und zuckte mit den Schultern. „Aua… das hat weh getan…”, jammerte Kisho und hielt sich seine Brust. Doch dann blickte er mich euphorisch an. „Also dann! Yuki! Lass uns gehen.”, meinte er und reichte mir sicher seine Hand. Ich schaute ihn dankend an. Ich war glücklich ihre Hilfe zu erhalten. Ich war glücklich nicht alleine zu sein. Ich war so glücklich, endlich das Ziel zu sehen. Von Glück erfüllt, legte ich meine Hand in Kishos und nickte ihm sicher zu. „Dann Mal los.”, sagte ich und stand mit ihm auf. Doch im nächsten Augenblick stellte Kitsune sich neben uns und überkreuzte die Arme. „Aber.. wie sollen wir so schnell zum Atrium kommen?”, warf sie nachdenklich ein. Doch ich grinste. „Oh! Stimmt ja. Ich habe vergessen, euch jemanden vorzustellen!”, sagte ich und blickte auf meine Schulter. Gleichzeitig zeigte sich das kleine Irrlicht, das sich hinter meinen Haaren und unter meinem Kragen versteckt hatte. Nur langsam kam es hervor und blieb auf meiner Schulter stehen. Schüchtern blickte sie an einer Strähne meines Haares vorbei. „Hey. Sei nicht schüchtern. Das bist du doch sonst auch nie!“, forderte ich sie auf und hielt ihr meine Hand hin. Sie blickte einen Moment auf meine Handfläche, dachte nach und machte schließlich einen kleinen Sprung auf meine Hand. „Sie kann wie Shiro Portale erschaffen! Mit ihrer Hilfe bin ich hergekommen!“ „Ist das eine Fee?“, fragte Kitsune und kam neugierig näher. Auch Kisho sah sich das kleine Wesen genauer an. „Nein. Das ist ein…-“ „Ein Irrlicht.“, hörten wir plötzlich von der untersten Stufe. „Hmh?!“, überrascht drehten wir uns alle zur Treppe herab. Kazumi stand am Geländer und blickte zu uns herauf. „Mutter!“; sagte Kisho schnell und wandte sich ihr zu. „Du bist schon wach?!“ Ohne auf seine Nervosität einzugehen sah sie mit ruhiger Miene zu dem Irrlicht. Ein sanftes Lächeln zeigte sich auf ihren Wangen und sie legte ihren Kopf glücklich zur Seite. „Na du kleines.“, sprach sie. „Kommst du von Atropos?“ „Du kennst Atropos?“, fragte ich erstaunt. Plötzlich sprang das kleine Irrlicht auf. Sie hüpfte in die Luft und starrte Kazumi mit einem neugierigen Blick an. Dann musterte sie Kazumi von Kopf bis Fuß und legte ihren Kopf fragend schief. Kazumi schien ruhig und besorgt. Statt ihres dauerhaften, liebevollen Lächelns, sah sie uns ernst an und beinahe traurig. „Ich.. kannte sie. Atropos und ihre Schwestern. Damals waren wir gute Freunde.. aber das ist eine lange Geschichte… Sag, Yuki, hat Atropos dich geschickt um Shiro zu retten?“, fragte sie und legte ihre Hand auf das Geländer. Ich lief zu ihr herunter. „Nein.“, antwortete ich. „Ich will Shiro helfen, weil.. ich.. ein ungutes Gefühl habe. Atropos wollte nicht, dass ich gehe, sie hat mich nicht geschickt… aber wirklich aufgehalten hat sie mich auch nicht..“ Ich dachte nach und sah zur Seite. Plötzlich hörte ich ein kummervolles Schluchzen. Verwundert blickte ich in Kazumis weinende Augen. „K.. Kazumi..!“ „Mutter! Was ist?!“ Kisho kam sofort herunter gerannt und faste besorgt die Hand seiner Mutter. Sie versuchte hoffnungslos ihre Trauer zu unterdrücken, doch konnte sie ihre Emotionen einfach nicht vor uns verstecken. „Shiro.. er.. gehört zu uns. Doch ich habe ihn zu lange alleine gelassen. Und nun.. ich.. ich hätte ihn beinahe schon einmal verloren. Ich.. hätte ihn nicht gehen lassen dürfen. Jetzt verliere ich ihn wirklich.“ Sprachlos stand ich nur da und starrte sie an. Sie schien wie eine leidende Mutter, die ihrem Kind hinterher trauerte. Sie machte sich Vorwürfe. Sie weinte. Ihr Ansehen schmerzte in meiner Seele. „Mutter. Bitte weine nicht. Bitte. Ihm wird es gut gehen! Da bin ich mir sicher. Du kennst ihn doch. Er ist stur und macht was er will. Du musst dir keine Schuld geben!“, versuchte Kisho sie zu trösten. Auch Kitsune trat zu Kazumi und umarmte sie. „Mama…“ Sie so leiden zu sehen machte auch mich traurig. Es rührte mich und doch fühlte ich plötzlich tiefe Angst. Dass Kazumi so um Shiro trauerte, machte mich nachdenklich. Es schürte nur noch mehr die Panik in mir, Shiro zu verlieren. Doch als ich mich dabei ertappte, eine kleine Träne zu verlieren, wischte ich diese sofort von meiner Wange. „Kazumi!“, sagte ich aufrichtig und stellte mich vor sie. „Ich hole Shiro wieder zurück! Du brauchst dir um ihn keine Sorgen machen!“ Entschlossen und mit geschwollener Brust zeigte ich mit dem Daumen auf mich. „Ich werde ihn zurück bringen!“ Die drei Füchse sahen mich schweigend an. Langsam legte sich ein verweintes Lächeln auf Kazumis Gesicht. Sie ging auf mich zu und legte ihre Hände auf meine Wangen. „Ich werde dich niemals darum bitten. Aber.. ich wäre glücklich, wenn… du ihn wieder zurückbringen würdest.“ Ich grinste breit und legte meine Hände auf ihre. „Natürlich!“, nickte ich ihr zu. „Ihm wird schon nichts passiert sein! Ich bin immer noch der Meinung, dass es ihm gut geht! Er feiert bestimmt nur seinen Sieg! Dann lasst uns nicht noch mehr Zeit verlieren! Ich will nicht, dass Mutter sich weiterhin so um den Sturkopf sorgen muss!“, sprach Kisho nun und lief in den Raum hinein. Doch Kazumi sah mir auffällig tief in die Augen. „Wenn es ihm gut ginge.. Hätte Atropos dich nicht mit einem Irrlicht gehen lassen…“, flüsterte sie mir leise zu und wandte sich schließlich von mir ab. Erschrocken sah ich ihr nach. Was hatte das zu bedeuten? „Yuki! Komm her. Wir werden das jetzt regeln!“, kam es entschlossen von Kisho, der mitten im Raum stand. „Und Kitsune. Du musst wirklich nicht mitkommen!“, meinte er und zeigte mit dem Finger auf seine Schwester, die noch zurückhaltend hinter ihrer Mutter stand. Sofort rümpfte sie aber beleidigt die Nase. „Hey! Ich habe doch gesagt, dass ich mitkomme! Ende!“ und stellte sich mit den Händen in der Hüfte neben ihn. Gegenseitig gaben wir uns Mut um uns gegenseitig nicht zu offenbaren, dass die Furcht doch irgendwo in uns lauerte. „Ihr geht mit?“, fragte Kazumi erschrocken. „Klar! Keine Sorge. Wir werden ganz vorsichtig sein. Und falls es doch gefährlich wird, verschwinden wir sofort wieder!“, antwortete Kisho. „Aber-“ „Mutter!“, unterbrach er sie. Sie starrte ihn sprachlos an. „Shiro wird es gut gehen. Und uns wird nichts passieren.. Und außerdem..“, sprach er weiter und lächelte liebevoll. „Sind wir es ihm schuldig.“ Traurig senkte sie ihren Blick und stimmte ihm unterschwellig zu. Dann nickte sie bedrückt. „Hmh..“ Kitsune sah zu ihr auf. „Mama. Ich werde mich darum kümmern, dass die beiden nichts Dummes anstellen! Versprochen! Und wir sind ganz schnell wieder da!“ Den Tränen nahe, konnte Kazumi auch ihr nur ein unfreiwilliges Nicken zugstehen. „Na komme schon Yuki.“, forderte Kisho mich erneut auf und machte eine leichte Kopfbewegung zu sich und Kitsune. Noch immer grübelnd über Kazumis Worte, runzelte ich die Stirn und kam wieder zu mir. „Ja..!“ Ich stellte mich zu beiden. Das Irrlicht folgte mir und schwebte in kreisenden, verspielten Flügen um mich herum. Als ich meinen Blick kurz hinter mich drehte, erkannte ich Kazumis traurigen Gesichtsausdruck, ihre besorgte Haltung und die Augen einer verängstigten Frau, die nicht wusste ob ihre Entscheidung die richtige sein würde. Ohne meinen Blick von ihr abzuwenden sprach ich zum Irrlicht. „Bring uns bitte zum Atrium. Zum Atrium Mercatura.” Das kleine feenartige Wesen kicherte leise. Dann tanzte sie verspielt durch die Luft. Sie drehte sich einige Male und flog schließlich hinter uns in einem Kreis. Gleich darauf entstand auch sofort ein Portal, das Blau aufleuchtete. Statt diesem staunend entgegen zu treten wie Kisho und Kitsune, richtete ich meinen Blick nur auf Kazumi. Mir wurde noch nicht klar, was sie sagen wollte. Doch hatte ich ein ungutes Gefühl dabei. Unsere Blicke trafen sich unauffällig, während die anderen das Portal betrachteten. Kazumi schien mir etwas sagen zu wollen. Doch sie hielt inne. „Bitte… kommt unbeschadet zurück…”, flüsterte sie und hielt die Hand vor ihren Mund. „Wir kommen wieder Mutter! Mit Shiro! Der wird sich wundern! Mach dir keine Sorgen. Und wenn etwas passieren sollte, haben wir ja ganz schnell ein Portal.”, grinste Kisho breit. „Dann kommt!”, forderte er uns auf und deutete auf das Portal. Wir stellten uns nebeneinander vor das blau schimmernde Portal und warteten einen Moment. Ich holte tief Luft, starrte auf das helle Blau und nickte. „Alles klar.”, begann ich. Schließlich wagte ich den ersten Schritt furch das Portal. Ich fühlte diese bekannte Wärme. Ich spürte das Strahlen des Lichtes auf meiner Haut. Mir war das Gefühl eines Portals schon bekannt. Doch noch nie fürchtete ich mich so sehr vor der anderen Seite. Und noch nie fühlte ich dieses Verlangen, endlich anzukommen. Es war nur ein Moment. Eine kleine Sekunde durch diesen weißen, strahlenden Gang dessen Größe unendlich erschien und doch nur so lang wie ein Schritt war. Als ich die Augen nervös geradeaus richtete, blendete mich dieses Strahlen. Mein Herz klopfte. War es Angst, die ich in mir spürte? Angst vor der Ungewissheit, oder war es doch Freude, endlich das Ziel erreicht zu haben? Das stahlende Licht erlosch und gleich darauf fand ich mich an einem kalten Ort wieder. Ich sah direkt auf ein riesiges, altes, braunes Tor. Es war das Tor des Atriums. Ich betrachtete es lange und wartete, bis Kisho und Kitsune bei mir waren. Bevor ich das Tor öffnete, irritierte mich jedoch ein kleines Leuchten hinter mir. Es flog steil ab und wieder auf. Als ich mich umdrehte, fand ich das Irrlicht geschwächt fliegend. Es konnte sich nur schwer in der Luft halten. „Was hast du denn?”, fragte ich sie. Doch Kisho hielt vorsichtig seine Hände unter ihr. „Sie ist bestimmt erschöpft.”, erklärte er und ließ sie langsam auf seine Handfläche landen. „Du solltest etwas schlafen. Das ist vermutlich zu viel für so ein kleines Wesen.”, sagte er leise und beobachtete, wie das Irrlicht auf ihren Knien zusammenbrach und schwer atmete. „Komm. Hier hast du genug Platz. Keine Sorge.”, vorsichtig zeigte er ihr eine kleine Brusttasche innerhalb seines Oberteils. Die Augen kaum offen haltend stand das Irrlicht wieder auf. Sie torkelte müde über seine Finger und hopste bedenkenlos in seine Tasche. Ich musste lächeln, als ich sah, wie zärtlich Kisho mit dem Irrlicht umging. „Schlaf gut. Das hast du dir verdient.”, flüsterte ich liebevoll. Schließlich wandten wir uns wieder dem Tor und spähten gemeinsam durch einen kleinen Spalt in den Eingang des Atriums. Dort war es dunkel und leise. Mit einem Quietschen öffnete ich das Tor. Mich überkam ein mulmiges Gefühl, denn es schien alles anders als gewohnt. Kein Dämon lief herum, keine Wesen drängelten durch die breiten Gänge und der Lärm schien verstummt. Nichts ähnelte dem sonst so belebten Ort. Es erinnerte an eine ausgestorbene Stadt. Als wir nun vorsichtig hinein traten, sah Kitsune sich beunruhigt um. „Irgendwas ist hier nicht richtig...“, murmelte sie leise. „Hmh.. Scheint doch alles normal zu sein? Nur etwas leer… Meint ihr nicht?“, begegnete Kisho ihr jedoch mit positivem Unterton. Doch seine Schwester trat vor und blickte in die dunkle Halle hinein. „Nein.. ganz und gar nicht!“, antwortete sie ihm und schüttelte den Kopf. Während sie mutig in die Halle trat, folgten wir ihren kleinen Schritten. „Es ist so ruhig. Ich.. ich spüre keine Anwesenheit. Hier sind weder Bewohner, noch Lilith Monster.. aber. Warum ist denn absolut keiner hier?! Ich verstehe das nicht..“ Dann trat auch Kisho vor. „Du hast Recht. Ich bemerke auch niemanden hier.“ Er lief voraus und blieb in mitten des Eingangsbereiches stehen. Dann blickte er auf und sah zu den vielen Etagen hinauf. „Und hier hast du gelebt Schwesterchen?“ „Nicht so laut!“, ermahnte sie ihn schnell und wedelte mit ihrer Hand. „Aber hier ist doch niemand!“ Mit schnellen Schritten lief er weiter an der großen Treppe vorbei und sah sich mit einem Blick nach links und rechts um. Die Gänge waren leer. Die Geschäfte geschlossen und zugenagelt. Ich lief ihnen vorsichtig hinterher und sah mich ebenfalls um. „Aber.. sollte Lilith nicht hier sein? Ich.. war mir sicher…“ Zweifelnd legte ich die Hand an mein Kinn. - Habe ich mich geirrt? - „Wieso ist denn niemand hier?“ Während ich ihnen nachlief und gedankenversunken auf das Holz am Boden blickte, blieb Kisho geschockt stehen. „Wo du es gerade erwähnst..“, kam es erschrocken von ihm und er drehte sich zu uns. „Hört ihr das?“, fragte er. Kitsune und ich sahen verwundert zu ihm und hielten die Luft an. Wir alle blieben still und horchten in die Stille. Ich hörte nur das Pochen meines Herzens und fühlte die Furcht in meinen Fingern. Plötzlich schallten Schritte durch den großen Raum. Ich riss die Augen auf. „Da kommt jemand!“, flüsterte ich schockiert und wurde starr vor Schreck. „Was?!“ Auch Kitsune konnte sich vor Angst kaum bewegen. Doch sofort griff Kisho unsere Hände und rannte mit uns in den nächsten schmalen Gang zwischen zwei Geschäften. „Seid leise!“, flüsterte er ernst und versteckte uns. Schnell lehnten wir uns an die Wand. Ich legte die Hände vor meinen Mund um keine Geräusche von mir zu geben. Kisho stand an erster Stelle und hob seinen Arm schützend vor mich. Kitsune hielt sich ängstlich an meiner Kleidung. Mein Herz begann zu rasen. Mein Atem wurde schwer. Mein Blick war starr auf das Ende des Ganges gerichtet. Die Schritte wurden immer lauter. Mein Körper wurde immer angespannter. War es ein Monster von Lilith? Schließlich vernahmen wir zwei Stimmen. „Es.. tut mir leid.. Ich wusste nicht, dass es einen Unterschied macht..“, sagte jemand mit einer tiefen zurückhaltenden Stimme. „Tze! Du liebe Güte. Das ist doch wirklich nicht dein Ernst! Es kann ja wohl nicht sein, dass mich so ein tollpatischger Typ wie du begleiten muss!“, sprach schließlich der andere. Ich runzelte die Stirn. Mir kam diese Stimme des zweiten Mannes bekannt vor. Sie klang aufdringlich und arrogant. „Pff! Und wenn du so schüchtern bist, macht dich das total unsexy!“, fauchte die helle Stimme schließlich. Direkt wanderte mein Blick zu Kitsune. Auch sie starrte mich sofort an. „Mephisto!!!“, sprachen wir gleichzeitig. „Me-Was?!“, fragte Kisho und drehte sich zu uns. Doch ohne uns aufhalten zu können, liefen wir bereits an ihm vorbei. „Wartet!“, flüsterte er uns schnell hinterher. Noch bevor wir gedankenlos aus unserem Versteck heraussprangen, packte Kisho mich an der Schulter und seine Schwester an ihrem Fuchsschwanz. „Hey! Stopp!“ „Aua!“, Kitsune blieb stehen und drehte sich ihrem Bruder zu. „Keine Sorge! Das ist…“, sie blickte mit strahlenden Augen zu ihm auf. „Das ist Mephisto! Er hatte mich damals gerettet! Und.. ich dachte.. er wäre tot…“ Dann drehte sie sich wieder den Stimmen zu. „Aber anscheinend lebt er noch!“ „Ja und warum lebt er noch?!“, Kisho überkreuzte seine Arme. „Das ist doch egal! Er ist mein Freund!“ Während Kitsune mit Kisho diskutierte dachte ich nach. Kisho hatte nicht Unrecht. - Weshalb sollte Mephisto noch hier herum laufen? Wurde er nicht von einem Monster von Lilith angegriffen? Nicht umsonst dachten alle, er wäre tot. Und warum ist es hier so still. Wieso sind weder die Einwohner noch die Monster im Atrium? Kisho und Kitsune konnten doch niemanden im Atrium spüren? Und warum ist jetzt ausgerechnet Mephisto hier!? – „Da stimmt etwas nicht!“, sprach ich und unterbrach beide. „Aber das ist definitiv Mephisto!“ „Und warum ist er noch hier? Und warum könnt ihr ihn nicht spüren?“, begegnete ich Kitsune. Kitsune sah ertappt zu Boden. „Ich.. weiß nicht.. aber.. ich kann Mephisto vertrauen. Das weiß ich.. Und dass er noch lebt.. Ich.. ich muss ihm danken. Vielleicht ist ja alles wieder gut? Ich muss mit ihm sprechen! Er kann uns doch sagen, was passiert ist?!“, schließlich blickte sie wieder hoffnungsvoll auf. „Hmh… keine Schlechte Idee..“, auch ich dachte darüber nach, Mephisto auszufragen. Vielleicht wüsste er mehr. Nun unterbrach Kisho uns. „Moment. Aber was ist mit dem anderen Typen?! Wenn sie für Lilith arbeiten?” „Ich werde nachsehen!“, antwortete ich sofort. „Was?!“ Ich grinste Kisho an. „Naja! Ich werde vorsichtig um die Ecke sehen! Und ich versuche Mephisto herzuholen. Ihm können wir wirklich vertrauen.“ „Nein, nein… dann mache ich das!“, schüttelte Kisho den Kopf. „Dich kennt er doch gar nicht! Und Kitsune ist zu klein. Sie erkennt er nicht von Weitem. Also! Ich werde nachsehen!“, überstimmte ich ihn. Kisho biss die Zähne zusammen. „Hmmmgrr… Ja! Dann sei aber vorsichtig!!“ Ich kniff ein Auge zu und hob den Daumen. „Natürlich!“, grinste ich breit. Anschließend lief ich direkt zum Ende des Ganges. Meine Schritte wurden vorsichtiger und kleiner. Leise drückte ich mich an die Wand und horchte den Stimmen. Noch immer sprach Mephisto unüberhörbar laut. „Du solltest unbedingt was an deinem Selbstbewusstsein ändern! Ist ja schlimm dich zu ertragen!“ Noch während er sprach erhaschte ich einen kleinen Blick um die Ecke. Ich wurde positiv überrascht, als ich zwei Männer vor der großen Treppe stehen sah. Ein Mann mit schwarzem Anzug und roten Haaren stand dort und unterhielt sich mit einer Art Ziegenmenschen. Es war tatsächlich Mephisto der mit einem Satyr sprach. Der Satyr hielt zurückhaltend eine Phiole in der Hand und ließ sich von Mephisto die Visiten lesen. Als ich sie sah, lächelte ich glücklich. „Es ist wirklich Mephisto..“, flüsterte ich mir zu und machte einen Schritt aus dem Gang heraus. Der Satyr hatte mir den Rücken zugedreht und Mephisto stand ihm gegenüber. Sein Blick war genau in meine Richtung gedreht. Ich wollte unbedingt die Gelegenheit nutzen! Also hob ich auffällig die Arme und winkte Mephisto zu. Doch er unterhielt sich noch weiterhin mit dem Satyr und schüttelte den Kopf. „Mal ehrlich. Weißt du wie man Selbstbewusstsein überhaupt schreibt?” „J.. ja… Ich werde mein Selbstbewusstsein ändern..“, zitterte der Satyr. „ARGH!“, Mephisto ballte die Faust und schlug ihm einmal auf den Kopf zwischen seinen Hörnern. „Du dumme Ziege! So ängstlich wirst du das nie verbessern!“, meinte er verärgert. „Ja…ja.. entschuldige..“, zögerlich senkte der Satyr seinen Kopf und rieb sich die Stelle zwischen seinen Hörnern. Doch Mephisto seufzte. „Hach.. aus dir wird…- Hmh? Was zum...?!“ Als sein Blick nicht länger vom Satyr versperrt wurde, wanderte Mephistos Aufmerksamkeit auf etwas, sich im Hintergrund Bewegendes. Ich hob noch immer die Arme und wedelte immer weiter, bis er mich sah. Mephisto blieb einen Moment die Stimme weg. Er erkannte mich vor dem Gang stehen und riss die Augen auf. Starr blickte er mich an und sprach nicht weiter. „W… was ist denn…?“, fragte der Satyr vorsichtig und stellte sich wieder aufrecht hin. Er erkannte Mephistos Blick und wollte sich umdrehen. „LOS JETZT!“, fauchte der Rothaarige jedoch, und boxte ihm gegen die Schulter. „Nachher bekomme ich noch wegen DIR Ärger, weil du so trödelst!“ „A.. aber du hast doch..“ „LOS!“ Mephisto zeigte die Treppe hoch und sah ihn streng an, ohne dem Satyr Zeit zu geben, sich zu äußern. Sofort nickte dieser ihm zu und faste die Phiole fester. „J… Ja!“ Mephisto erkannte die ängstliche Haltung des anderen und seine zitternden Hände. Dann wanderte sein Blick auf die Phiole, die er vor sich hielt und an sich drückte und schließlich auf seine unsicheren Hufe, die die Stufen hinauf liefen. Schnell dachte er nach. Als der Satyr einen nächsten Schritt auf den Stufen hinauf lief, blieb Mephisto in seiner Nähe und stellte ihm heimlich ein Bein. Im nächsten Moment stolperte der andere Dämon. „WAAA!“ Man hörte ihn laut schreien, auf der Treppe rumpeln und schließlich klirrte etwas zu Boden. „Die Phiole!!!“, kreischte Mephisto laut und hielt sich die Hand an seine Wange. „DU IDIOT!“, schrie er laut und zeigte auf die zerbrochenen Scherben. Zitternd kniete der Satyr sich auf die Treppe und versuchte sich zu besinnen. „Ich.. ich.. es.. tut mir leid.“ „ARGH! Das hilft mir jetzt auch nicht!! TZE!“ Er hielt sich die Hand vor die Augen. Dann holte er tief Luft und versuchte sich zu beruhigen. „Hmh.. Weißt du was? Ich hole eine neue! Geh du rauf und sag ihnen, dass es noch etwas dauert!“, erklärte er und lief direkt die Stufen wieder herunter. Ein letztes Mal drehte er sich zu dem anderen um. „Los jetzt! Bevor wir beide noch Stress bekommen! Mach! Hop! Los!“, forderte er ihn auf, ohne ihm die Möglichkeit zu geben, etwas anderes zu akzeptieren. „Ja… ja! Ich gehe! Ich sage Bescheid!“, schnell stand der Ziegendämon auf und rannte sofort die Treppe hinauf. Endlich war Mephisto alleine. Mit einem aufmerksamen Blick sah er sich um und lief wieder in die Eingangshalle herab. Sein Blick war ernst und er hielt seine Umgebung im Auge. Kontrolliert lief er mit einem schnellen Schritt den Weg an der Treppe vorbei, bis zu dem Gang, in welchem ich mich mit Kitsune und Kisho zurückgezogen hatte. Mephisto blieb streng und er versuchte sich immer wieder unauffällig umzusehen. Einen letzten Blick machte er über seine Schulter, bis er endlich um die Ecke lief und vor uns im Gang stand. „Mephisto!!!“, quietschte Kitsune und sprang ihm sofort um den Hals. „Argh!“, überrascht versuchte er sich auf den Beinen zu halten, lief er weiter in den Gang hinein und ließ Kitsune wieder herunter. „PSSST! Bist du verrückt?!“, fragte er und sah sich erneut um. „Mephisto! Du.. lebst!“, Kitsune hatte Tränen in den Augen, als sie ihn vor sich stehen sah. Sie machte einige Schritte zurück und strahlte ihn glücklich an. Aber Mephistos misstrauischer Blick wanderte von ihr über Kisho und schließlich zu mir. „Was.. macht ihr hier?!“, war seine erste Frage. Er wirkte ernst und erschöpft. Als ich ihn betrachtete, erkannte ich sein von Leid und Schmerzen geprägtes Gesicht. Unter seinen Augen zeigten sich schwere Augenringe und an seiner Wange trug er tiefe Narben bis zu seinem Hals. Schließlich fiel mir der leere Ärmel seines schwarzen Jacketts auf. Vor uns konnte er endlich seine gespielte Art ablegen. „Mephisto… was ist.. passiert..?“, fragte ich entsetzt und starrte ihn erschrocken an. Er runzelte die Stirn. „Was passiert ist?“, fragte er und kam mir näher. „Lilith ist passiert!“, antwortete er und deutete auf seine Schulter, an welcher sein Arm fehlte. „Und ihr solltet nicht hier sein! Macht, dass ihr wieder verschwindet!“, sprach er uns wütend zu. Nun trat Kisho vor. „Hey. Wir wollen-“ „Mir ist egal was ihr wollt.“, unterbrach Mephisto ihn jedoch. „Wer bist du überhaupt?! Ach.. das kann mir auch egal sein!“, dann schloss er müde die Augen und sah uns wieder mit einem eindringlichen Blick an. „Geht einfach. Hier gibt es nichts für euch.“, erklärte er zuletzt, als er sich wieder von uns abwenden und gehen wollte. „Wir wollen zu Shiro!“, begegnete ich ihm schnell und fasste ihn an seiner Hand. Überrascht blieb er stehen und sah zu mir herab. „Wir wollen Shiro und Deeon helfen! Sie wollten herkommen! Sie wollten gegen Lilith kämpfen! Mephisto, ich werde nicht ohne Shiro und Deeon gehen!“, sprach ich ihm voller Entschlossenheit zu. Unsere Blicke kreuzten sich. Während meine Augen im Feuer der Motivation brannten, erstach mich sein kalter, emotionsloser Blick. „Du.. weißt es noch nicht?“, fragte er leise. „Was?“ Seine Worte weckten in mir eine schreiende Angst, die ich zu unterdrücken versuchte. Doch er blickte zwischen uns dreien her. „Ihr wisst es nicht? Und ich dachte nur.. ihr seid naiv, dass ihr hergekommen seid…“ „Was wissen wir nicht?!“, kam es genervt von Kisho. „Sprich weiter!“, forderte er ihn auf. Doch Mephistos Blick wandte sich mir wieder zu. „Yuki..“, sagte er leise und fasste mich mit seiner Hand an meiner Schulter. „Yuki.. Deeon und der Schattenmann, ich meine Shiro, haben verloren..“, sagte er leise. Ich riss die Augen auf und starrte ihn panisch an. Mein Körper ließ sich nicht mehr von mir kontrollieren. Mein Herz raste. Es fühlte sich an, als würde ich neben mir stehen. Es fühlte sich wie ein Traum an. Es fühlte sich nicht real an. Ich wollte, dass es nicht real war. Aber Mephisto sah mir tief in die Augen. „Sie.. haben gegen Lilith verloren... “, wiederholte er mit zitternder, einfühlsamer Stimme. „Sie sind tot. Yuki…” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)