Cursed Shadow von _-Merle-_ (- verliebt in einen Dämon -) ================================================================================ Kapitel 28: Das Gefühlschaos ---------------------------- Shiro stand im Bad. Es war leise. Er war alleine. Mit seiner Hand lehnte er sich an die Wand und hatte seinen Blick betrübt auf den Boden gerichtet. Er war still und nachdenklich, denn Kishos Worte machten ihm zu schaffen. Er biss seine Zähne wütend zusammen. Denn irgendwie musste er einsehen, dass Kisho nur die Wahrheit sagte. Es war ihm unangenehm, dass er in seinen Gefühlen wühlte. Und es war ihm unangenehm, dass er sich selber dadurch eine Schwäche zugestehen musste. „Scheiße…“, fluchte er leise und wischte sich durch die Haare. Dabei fiel es ihm nicht mehr leicht, seine Gefühle einfach zu ignorieren. Verärgert über sich selber, öffnete er mit einer schnellen Bewegung die Riemen seiner Lederweste und warf die Weste neben sich auf den Boden. Dann zog er sein weißes Shirt aus und ließ es ebenso neben sich fallen. Über seinen Oberkörper waren die drei Narben gut zu sehen. Seine Haut war bleich und rein. Nur diese drei Narben, die sich über seinen muskelösen Körper zogen, waren dunkler als die restliche Haut. Nachdenklich hielt er seine Hand an seinen Nacken und drehte sich etwas um. Ehe er sich weiter auskleidete, erkannte er sich plötzlich selber im Spiegel und hielt einen Moment inne. Er erkannte den ratlosen Jungen im Spiegel, der zwar wusste was zu tun war, sich jedoch dagegen wehrte. „Wie schwach von mir…“, flüsterte er sich zu und sah enttäuscht weg. „Yuki…“, sagte er leise und legte seine Hand auf den Spiegel. „Ich… darf nicht…“ „Shiro! SHIRO!“, schallte es plötzlich durch das Haus. Sofort schreckte er auf und starrte aus dem Raum heraus. Sein Blick war erschrocken, seine Augen aufgerissen. Er horchte. Dieser Hilferuf rüttelte ihn wieder wach. Es war Kishos Stimme. „Shiro! Yuki… geht es nicht gut!“, hörte er panisch. Ohne zu zögern riss Shiro die Tür auf und rannte mit angehaltenem Atem in den Flur. So schnell er konnte, setzte er einen Fuß nach dem anderen, ohne zu wissen, was auf ihn wartete. Er war aufgebracht und lief der Stimme entgegen. An der Treppe angekommen, starrte er sofort hinauf und erkannte Kisho dort stehen. Er trug mich in seinen Armen und sah bleich zu Shiro hinab. „Ich.. ich weiß nicht was sie hat.“, erklärte er ängstlich. Shiros Blick wurde ernst. Er erkannte, wie ich beinahe bewusstlos von Kisho getragen wurde und mich nicht mehr bewegte. Sofort stürmte er die Stufen hinauf. „Was ist passiert!?“, fragte er streng und prüfte mich mit seinem Blick. Meine Wangen waren errötet doch meine Lippen blass. Schlaff hing mein äußerer Arm herunter und mein Kopf lehnte kraftlos an Kishos Schulter. Ich bemerkte die beiden nicht. Ich war zu schwach. Es fühlte sich an als würde mein Körper blockiert werden. Mein Schädel brummte und meine Ohren hörten nur noch dumpfe Geräusche. Meine Augen nahmen lediglich verschwommene Silhouetten war, wenn ich es überhaupt schaffte, sie einen kleinen Schlitz weit zu öffnen. Ich konnte mich nicht bewegen und fühlte nur, wie mich jemand trug. Plötzlich wurden die dumpfen Geräusche lauter. Jemand regte sich auf. „Du Idiot! Was ist mit ihr passiert?!“, schrie Shiro seinen Gegenüber an. „Ich.. ich.. ich weiß nicht. Ich habe ihr Tee gegeben! Den gleichen wie gestern Abend! Darin war ein wenig Vila-Honig!  Mehr nicht. Sie hat nur einen Schluck getrunken und wurde plötzlich total verwirrt! Sie ist total abwesend!“, stotterte Kisho überfordert. „Vila? Von diesen Feen?!“,  maulte Shiro wütend. Plötzlich fühlte ich, wie jemand meine Stirn berührte. Es war eine kalte Hand. Ich kannte diese Kälte. Ich mochte diese Kälte. Mit meiner letzten Kraft versuchte ich meine Augen zu öffnen. „Shi..ro..“, nuschelte ich leise, doch brach direkt wieder in Kishos Armen zusammen. „Schnell! Hol sofort etwas Kohle! Und Alraune! Sie ist vergiftet!“, befahl Shiro laut. Dann nahm er mich in seine Arme. „W.. was? Kohle?“, fragte Kisho verwirrt. „Mach schon!“, schrie er ihn aber nur an und deutete die Treppe herunter. Kisho nickte und rannte kuschend an ihm vorbei. Nun musste schnell gehandelt werden. Alle waren angespannt. Schnell schob Shiro die Tür meines Zimmers auf und legte mich vorsichtig in das Bett. „Yuki. Bleib wach. Hey.“, sprach er mir leise zu, kniete sich vor mich und faste meine Hand. Jede Bewegung schmerzte in meinem Körper. Mein Magen zog sich zusammen. Aus meinem Mund kamen nur noch undeutliche Wortfetzen die schmerzhaft untermalt wurden. Ich hatte die Augen geschlossen, war jedoch noch bei Bewusstsein. Auch wenn ich nicht wusste, was gerade geschah oder wo ich war, fühlte ich Shiros Hand an meiner. Das war das einzige, was mich davon abhielt die Bewusstlosigkeit komplett zu verlieren. Ich fühlte mich nicht alleine, solange ich seine Hand spürte. „Was ist denn los?“, hörte er nun Kazumi von unten rufen, die sich fragend an das Ende der Treppe stellte und hinauf sah. Ohne meine Hand los zu lassen, drehte er sich zur Tür. „Kazumi! Ich brauche Wasser! Und ein Glas! Schnell!“, rief er ihr sofort zu. Ohne es zu hinterfragen, schreckte Kazumi auf und rannte in die Küche. „Wo bleibt Kisho!“, schrie er nun wütend. Denn die Zeit drängte. Der Inhalt des Tees, der meinen Körper vergiftete, wurde immer stärker. Ich war so müde. Ich wollte nicht mal mehr versuchen mich zu bewegen. Ich wollte nur, dass Shiro weiter meine Hand hält. Mein Körper brannte von innen. Doch seine kalte Hand milderte diesen Schmerz. Er saß die Zeit bei mir ohne mich nur einmal los zu lassen. Kisho rannte aus einem kleinen Hinterzimmer nun wieder zur Treppe. Er spurtete so schnell er konnte. Sein Ohren waren nach hinten geknickt und seine Augen geweitet. In einer Hand hielt er die Kohle und in der anderen das Stück der Alraune. „Hier! Kisho!“, rief seine Mutter ihm zu, als er gerade an der Küche vorbei lief. Sie hielt ihm die Vase mit dem Wasser und ein Glas hin, welches er sich sofort während des Rennens kommentarlos griff. Er war schnell und flink. Dann rannte er die Treppe hoch, wobei er einige Stufen geschickt übersprang. Schließlich kam er in das Zimmer herein. „Hier!“, sagte er laut und reichte Shiro die Kohle, die Alraune sowie das Glas und das Wasser. Plötzlich fühlte ich Shiros Hand nicht mehr. Sie war einfach weg. Das einzige Gefühl an das ich mich klammerte, verschwand einfach. – Shiro? – fragte ich mich verängstigt und ohne Orientierung. Es fühlte sich an, als hätte mich die letzte Energie verlassen. Es fühlte sich an, als würde ich nun in ein tiefes Nichts fallen. Es fühlte sich an, als würde sich das Licht immer mehr von mir entfernen. Es fühlte sich an, als wäre ich alleine. Doch der schlimmste Schmerz war das Aufprallen meines Körpers auf die stille Wasseroberfläche eines endlosen Meeres. Auch die dumpfen Stimmen waren jetzt verschwunden. Würde ich sie nie wieder hören? Doch ich war zu schwach um weitere Gedanken darüber zu verlieren. Irgendwie wurde mir alles egal. Sollte Shiro mich nicht halten, würde ich mich einfach davon treiben lassen. Auch wenn ich es nicht wollte. Shiro kniete vor dem Bett und drehte sich zu Kisho. Die Vase mit dem Wasser und das Glas stellte er auf den Boden und die Kohle nahm Shiro in die Hand. „Schütte etwas Wasser in das Glas! Aber nicht viel!“, sagte Shiro nun und hielt die Kohle über das Glas. „Ja!“ Kisho nickte sofort und hob die Vase etwas an. Während er das Wasser einschüttete, schnipste Shiro mit seiner Hand und das Kohlestück zerbröckelte zu feinem Kohlestaub in das Glas und vermengte sich leicht mit dem Wasser. Das gleiche tat er mit dem Stück Alraune, dass sich als Pulver mit dem Wasser vermischte. „Das reicht.“, meinte Shiro nun gefasst und nahm das Glas hoch. Er handelte schnell und doch versuchte er seine Gedanken beisammen zu halten. Anders als Kisho, der hilflos da stand und von seinen Sorgen gefesselt wurde, handelte Shiro gewissenhaft und  zuverlässig. Und das, obwohl er die gleichen Sorgen mit Kisho teilte. Nachdem nun das Getränk bereit war, drehte er sich schnell wieder zu mir und setzte sich auf den Rand des Bettes. „Yuki.. trink das.“, sagte er leise. Dann legte er seine Hand sanft hinter meinen Kopf und hob ihn etwas an. Das Glas führte er leicht zu meinen Lippen, doch das dunkle Wasser floss an meinen Mundwinkeln wieder heraus. Kisho stand betroffen im Raum und sah fassungslos zu, was geschah. Shiro tat alles was er konnte, doch Kishos Knochen zitterten und ließen ihn sich nicht bewegen. Auch Kazumi kam nun und stand im Türrahmen. Sie hielt sich schockiert die Hand vor dem Mund. Beide trauten sich nicht zu sprechen. „Yuki.“, sagte Shiro nun und stellte das Glas auf den kleinen Schrank neben dem Bett. „Ich hab doch gesagt, du sollst wach bleiben.“, meinte er noch und runzelte verbissen die Stirn. Dann legte er seine Hände auf meine Wangen und wischte mir die Haare aus dem Gesicht. „Yuki. Du wolltest bei mir bleiben.“, flüsterte er mir zu und versuchte erneut das Glas an meine Lippen zu legen. Ich fand mich jedoch an einem anderen Ort wieder. Ich wusste nicht wo ich war. Ich wusste nicht warum ich da war. Ich wusste nicht, wer ich war. Es war dunkel. Ich trieb in dem Gewässer eines schwarzen Meeres vor mich hin und starrte in den schwarzen Himmel. Es war still und unangenehm leise. Nicht einmal die Wellen waren zu hören. Auch der Wind war still. Zu sehen war nichts. Nur die schwarze unendliche Weite. Schwach schloss ich meine Augen wieder und fügte mich der schmerzenden Stille. „Yuki.“, hörte ich jemanden plötzlich leise sprechen. „Wer ist das?“, fragte ich emotionslos und öffnete langsam wieder die Augen. „Wer ist… Yuki..?“ Ich kannte mich selbst nicht mehr. Es war, als hätte ich alles vergessen. Meine Augen verloren ihren Glanz und mein Körper war schwach. „Ich brenne.“, sagte ich leise. „Träume ich? Ich sollte wach bleiben. Aber warum?“ „Yuki.“, flüsterte diese leise Stimme wieder zu mir. „Da.. ist es schon wieder…“, sprach ich zu mir selbst. „Du wolltest bei mir bleiben.“ Ich mochte diese Stimme. „Warum sollte ich.. das wollen…“, fragte ich leise in der Hoffnung, diese Stimme wieder zu hören. Plötzlich fühlte ich eine Kälte an meinen Wangen. „Warum ist es so kalt? .. Ich .. brenne…doch.“, sagte ich verwundert. Aber dann breitete sich diese Kälte weiter aus. Ich spürte sie in meinem Gesicht und an meinem Hals, an meinen Schultern und meinen Händen. „Yuki.“ „Wer… ist Yuki…“, fragte ich wieder und legte meine Hand auf meine kalte Wange. „Woher kenne ich.. diese Kälte?“, zögerte ich. „Wach auf.“ „Aber.. ich kann nicht.“, antwortete ich traurig. „Ich bleibe bei dir.“, flüsterte es mir ins Ohr. „Hör auf Angst zu haben. Ich beschütze dich.“ Verzweifelt legte ich meine Hände vor mein Gesicht. „Ich habe keine Angst.“, begann ich zu weinen. „Ich... ich.. habe keine Angst.. ich.. habe… Angst..“, begann ich zu wimmern. „Yuki. Du wolltest bei mir bleiben.“, sagte die Stimme wieder zu mir. „Wem habe ich das gesagt?“, fragte ich und nahm erschrocken die Hände runter. „Woher kommt diese Kälte?!“, fragte ich nun aufgebracht und riss die Augen auf. Plötzlich sah ich ihn vor mir. „Shiro!“, rief ich laut und streckte meine Hand aus. „Shiro! Hilf mir!“ Fassungslos stand Kisho mit seiner Mutter hinter Shiro. Dieser saß auf dem Bett neben mir. Er hielt mich in seinem Arm und drückte mich an sich. „Yuki. Du weißt doch, dass ich bei dir bin.“, sagte er leise. „Also wach auf. Nur kurz.“, wiederholte er immer wieder. „Nur ganz kurz. Vertrau mir.“ „Was.. ist mit ihr?“, fragte Kisho nun zögerlich und ging einen Schritt vor. „Kann ich.. helfen?“ Shiro streichelte meinen Kopf, während er mich an sich drückte. „Nein. Ihre Seele ist in einem Schockzustand.“, antwortete er und blickte über seine Schulter. „Was.. Schock?“, wiederholte Kisho. „Sie wird nach einer Weile von alleine Wach werden. Aber sie muss erst das Wasser trinken, damit das Gift aus ihrem Körper gezogen wird!“, erklärte er. Kisho biss sich auf die Lippe und ballte die Hände. Wütend über seine Hilflosigkeit stand er nur da. Dann biss er sich auf den Finger. „Was kann ich nur tun..“, fragte er leise und sah weg. Plötzlich bemerkte er Kazumis Hand, die ihn am Arm faste. „Kisho!“, sagte sie leise und zeigte auf mich. Kisho riss die Augen auf. „Shiro! Da!“, sagte er laut. „Shi..ro..“, flüsterte ich leise und öffnete meine Augen nur ein Stück. Shiro lehnte sich zurück und schaute mich erschrocken an. Doch ich sah nur eine Silhouette. „Yuki! Trink das!“, sagte er schnell und legte mir sofort das Glas an die Lippen. „Trink das. Einfach trinken. Bitte.“, sagte er mir und schüttete das Wasser in meinen Mund. Ich vertraute ihm. Ich tat das, was er mir sagte ohne zu wissen, wofür. Als ich diese Flüssigkeit in meinem Mund fühlte versuchte ich benommen zu trinken. Mein Kopf war etwas nach hinten geneigt und er stützte mich mit seiner Hand. Ein paar Tropfen flossen an meiner Wange herunter, aber schwerwillig schaffte ich, das dunkle Wasser zu trinken. „Genau. Das ganze Wasser.“, flüsterte er liebevoll und sah sanft zu mir herab. Kisho stand angespannt am Bett. Er wollte gerade gehen aber seine Mutter hielt ihn am Arm. Betrübt blieb er stehen. „Es ist meine Schuld..“, flüsterte er ihr leise zu. Sein Blick war traurig und wütend. Mitfühlend sah Kazumi zu ihm. Dann blickten sie wieder zu uns. „Gut so. Yuki.“, sagte Shiro glücklich und nahm das leere Glas wieder weg. Dann wische er die Tropfen von meinen Wangen und hielt mich noch einen Moment behutsam fest. Ich sah ihn emotionslos und benommen an. Mein Körper war noch zu schwach, sodass ich meinen Kopf nicht aufrecht halten konnte. Doch Shiro legte mich sofort wieder beruhigt hin. Bett. „Jetzt darfst du weiter schlafen.“, sagte er mir. Aber ich hatte Angst die Augen wieder zu schließen. Egal wie sehr ich mich fürchte, wieder in dieses Meer zu fallen und einsam daher zu schwimmen, ich konnte es ihm nicht sagen. Es war, als wäre ich nur eine leere Hülle. Doch Shiro setzte sich mir näher und nahm meine Hand. „Ich bleibe auch bei dir. Versprochen.“, sicherte er mir zu. Seine Worte beruhigten mich. Obwohl ich nicht sprechen konnte, wusste er, dass ich mich alleine fürchtete. Wenn ich wüsste, dass Shiro bei mir wäre, brauchte ich mich nicht zu fürchten. Und er würde bei mir bleiben. Ich war mich sicher, dass er bei mir bleiben würde. Ich wusste, dass er mich nicht alleine lassen würde. Also schloss ich beruhigt meine Augen und ließ meinen Körper wieder fallen. Nun war es ruhig. Kisho trat etwas vor. „Shiro.. ich..“, begann er zu stottern. „Ist schon in Ordnung.“, unterbrach Shiro ihn und sah über seine Schulter, immer noch meine Hand haltend. „Sie wird gesund. Die Kohle und Alraune werden das Gift aus ihrem Körper ziehen. Ich hätte euch die Wahrheit sagen sollen. Dann wäre es nicht dazu gekommen. Es ist nicht deine Schuld.“, erklärte er weiter. Aber Kisho sah ihn verwundert an. „Wahrheit?-“ „Shiro. Wir lassen euch erst einmal alleine. Sag Bescheid, wenn du etwas brauchst.“, unterbrach Kazumi ihren Sohn nun und faste ihm behutsam auf die Schulter. Shiro wirkte etwas erschöpft aber glücklich. Er schwieg nur und nickte ihr zu. „Wir reden später. Komm Kisho. Wir gehen.“, fügte sie hinzu und zeigte zur Tür. Langsam liefen sie schweigend hinaus. Nun hatte  sich die Aufregung wieder gelegt. Doch Kisho sah mich noch einmal besorgt an, bis er dann die Tür hinter sich schloss und wir alleine waren. Mein Schlaf führte mich wieder in das schwarze Meer. Doch dieses Mal trieb ich nicht orientierungslos herum, sondern floss glücklich durch das Wasser. Ich lächelte. Ich wollte mich nicht mehr vor der Ruhe fürchten. Ich wollte sie genießen. Statt panisch Fragen zu stellen, nutzte ich die Zeit mich zu erholen. Denn ich fühlte noch immer Shiros Kälte an meinem Körper. Somit wusste ich, dass ich nicht alleine war. Also ließ ich meine Seele schlafen, ohne zu bemerken, wie schnell die Zeit verging. Ich fühlte mich wohl. Ich fühlte mich beruhigt. Ich fühlte mich sicher. Der Schlaf erholte mich zu tiefst. Es kam mir vor, als wäre ich von allen Sorgen befreit gewesen. Beinahe wollte ich nicht mehr wach werden, sondern mich länger an dieser Ruhe erholen. Langsam merkte ich jedoch, wie mein Köper von alleine erwachte. Meine Arme waren schwach doch nur wegen des tiefen Schlafes. Es war eine angenehme Schwäche die mir zeigte, dass ich entspannt und ausgeruht war. Als ich meine Augen schläfrig öffnete erkannte ich das Zimmer wieder, in dem ich lag. Verschlafen sah ich zur geschlossenen Tür. Ich lag auf dem weichen Kissen, zugedeckt mit der dünnen Decke. Doch als ich an meinem Arm herunter sah, erkannte ich eine Hand über meiner. „Hmh?“, ich klimperte überrascht mit den Augen und bewegte mich leicht. Der Arm war kalt und lag über meinem Körper. Ich wusste, dass es Shiro war, der hinter mir lag. Doch es verschlug mir kurz den Atem. Denn nun bemerkte ich auch seinen Körper hinter mir, der sich an mich kuschelte. Ich hielt die Luft an und riss die Augen erschrocken auf. „Hmgh!“ Überfordert presste ich meine Lippen aufeinander und versuchte mich nicht weiter zu bewegen. – Was macht Shiro denn hinter mir im Bett? – fragte ich mich und tat alles daran, leise zu bleiben. Doch er bemerkte wohl, dass ich wach wurde, denn ich spürte seinen ruhigen und gleichmäßigen Atem hinter mir aufatmen. Dann drückte er mich an sich. „Bleib noch etwas liegen.“, sagte er mir verschlafen leise und umarmte mich stärker. Seit dem Abend zuvor, hatte er sich nicht mehr angekleidet. Daher drang die Kälte seines Oberkörpers auch direkt durch meine Kleidung. Er lag mit mir zusammen unter der Decke und hatte wohl bei mir übernachtet. Als er mich plötzlich an sich drückte riss ich die Augen noch weiter auf. Ich war aufgewühlt und mein Herz begann stärker zu klopfen. – Was macht er da? - Doch war es ein unangenehmes Gefühl, das er in mir auslöste? Mein Körper wurde vor Nervosität heiß doch Shiros Költe kühlte mich wieder ab. Wenn es ein negatives Gefühl in mir auslöste, warum wollte ich nicht, dass es aufhörte? Nervös legte ich meine Hand vor meinen Mund und wurde rot. Warum tat ich nichts dagegen? Eigentlich wollte ich nervös an meiner Kleidung spielen, wie ich es immer tat. Aber ich wollte diese vertraute Berührung von ihm weiter spüren. Auch wenn ich vor Panik aufspringen wollte, wollte ich mehr noch seine herzliche Nähe fühlen. Warum war es mich so wichtig? Warum machte es mich glücklich, obwohl es mich beschämte? Beunruhigt lag ich also da und bewegte mich nicht mehr. Vor Scharm wollte ich am liebsten in das Bett versinken. Was sollte ich nur tun? In dieser Verfassung konnte ich nicht weiter schlafen. Ich spürte Shiro so nahe, wie ich es noch nie gefühlt hatte. Doch umso mehr wollte ich, dass dieses Gefühl für immer anhielt. Was war es nur? „Yuki.. beruhige dich..“, hörte ich Shiro nun flüstern. Ich biss mir auf die Lippen und bekam eine Gänsehaut als er so leise sprach. „Hmmmmghhh…“ Doch ich versuchte mich zurückzuhalten. Zappelig wuselte ich leicht mit meinem Fuß unter der Decke. Was sollte ich nur tun? Meine Gedanken sprangen wüst hin und her. Wie bin ich in diese Situation gekommen? Plötzlich spürte ich, wie Shiro seinen Arm von mir nehmen wollte. „Soll ich gehen?“, fragte er und wollte sich weg drehen. Doch panisch packte ich seinen Arm und drückte ihn schnell an mich. „Nein!“, antwortete ich hastig und hielt ihn fest. Ich kniff die Augen fest zusammen und hielt die Luft an. Ich drückte seine Hand an mich und kuschelte mich näher an ihn. Angespannt umklammerte ich seinen Arm und wollte nicht, dass er geht. Sanft spürte ich nun, wie Shiro seinen Kopf an meinen lehnte. „Alles in Ordnung?“, fragte er nun leise mit einem glücklichen Unterton. Aber ich drehte meinen Kopf beschämt herab. „Hmh..“, bestätigte ich ihn und war im tiefsten Inneren froh, dass er nicht mein Gesicht sehen konnte. Er war so lieb zu mir. Shiro wirkte gar nicht mehr so angespannt wie sonst. Sein ganzer Ärger, den er den vorherigen Tag über hatte, war verschwunden. Wie schaffte er es nur, mich mit seiner egoistischen Negativität zu ärgern und mich jetzt mit seiner lieben Geborgenheit in Verlegenheit zu bringen? „Soll ich bei dir bleiben?“, fragte er als nächstes. Mein Magen begann zu kribbeln und errötet führte ich seine Hand an meiner Wange, so dass ich ihn kuscheln konnte. „Hmh..“, ich nickte ihm zurückhaltend zu und legte meinen Kopf leicht auf seine Hand. Obwohl es mich peinlich berührte, ihm damit zu zeigen, dass ich seine Nähe genoss, beruhigte mich viel mehr das Gefühl zu wissen, dass er wohl auch meine Nähe suchte. Ohne uns zu trauen, es mit Worten auszudrücken, zeigten wir uns gegenseitig, dass wir den anderen brauchten. Es war ein sehr privater Moment, indem ich nur mit meinem Handeln entblößte, was ich wirklich fühlte. Dabei verstand ich mich und meine Gefühle doch selber gar nicht. Oder versuchte ich nur, sie nicht zu verstehen? Ich schloss noch einen Moment die Augen und atmete beruhigend aus. Aber dann sah ich etwas zögerlich auf. „Soll ich bei dir bleiben?“, begegnete ich ihm nun. Sofort bemerkte ich, wie sein Körper sich etwas anspannte und auch er kurz die Luft anhielt. Doch seine Nervosität vertuschte er schnell mit einer innigen Umarmung. „Ja…“, antwortete er. Dann umarmte mich auch sein anderer Arm, der unter meinem Kissen lag und drückte mich einfach an sich. „Yuki. Ich.. ich will, dass du bei mir bleibst..“ Sprachlos lag ich nun in seinen Armen und hörte mein Herz laut klopfen. Mein Kopf lag nun an seiner Schulter und mein Herz raste immer schneller.  „Yuki.“, begann er nun wieder zu sprechen. „Ich brauche dich..“, sagte er still. Überrascht blickte ich auf. „W.. was?“, fragte ich ebenso leise. Doch auch er versteckte sein Gesicht vor mir. „Erinnerst du dich, was ich dir gesagt habe, bevor wir in die Stadt kamen?“, fragte er mich nun. Doch aufmerksam hörte ich ihm nur zu und schwieg. Dann umfasste er mit seiner Hand meine und hakte unsere Finger ineinander. „Du.. sollst für immer bei mir bleiben.. das.. meine ich ernst.“, flüsterte er mir vertrauensvoll zu. „Du.. bist mir so wichtig.. Dabei möchte ich nicht… dass dir etwas passiert.. und doch..“, sprach er zögerlich. Mein Herz sprang beinahe aus meiner Brust. Selbst das Atmen war schwer. Konnte ich überhaupt Atmen? Ich spürte nichts mehr und horchte einfach nur seinen Worten. „Yuki.. alle um mich müssen ständig leiden. Seien es Dämonen.. oder Menschen..“, sprach er weiter und wurde immer betrübter. Was wollte er mir damit sagen? Ich fühlte die Bedeutung seiner Worte, doch ich konnte sie nicht verstehen. Nein. Ich hatte nur versucht sie zu überhören. In meinem Herzen wusste ich ganz genau, was er sagen wollte. Schweigend ließ ich seine Hand los und drehte mich einfach zu ihm. Das Kissen raschelte leicht, als ich mich bewegte und ich legte mich ihm direkt gegenüber. Als ich ihn ansah, erkannte ich eine kleine Träne an seiner Schläfe herunter kullern. Er blickte mir dennoch tief in die Augen und schwieg. „Shiro..“, sprach ich leise. Ich wollte nicht, dass es ihm schlecht ging. Ich wollte nicht, dass er weinte, ich wollte nicht… ich wollte nicht, dass er alleine war. Mit seinen Gedanken, seinen Gefühlen und seinen Problemen. Ich wollte doch für ihn da sein. Ich wollte doch auch bei ihm bleiben. Plötzlich füllten sich auch in meinen Augen Tränen. Doch es waren keine Tränen der Trauer. Auch keine Tränen der Unsicherheit. Meine Tränen entstanden aus einem Gefühlschaos, aus welchem sich immer mehr meine Freude hervor kämpfte. Denn mir wurde immer mehr klar, was ich fühlte.   Als ich ihn da liegen sah, wie er mir ehrlich in die Augen blickte wurde mir ganz warm ums Herz. Seine hellen, beinahe weißen Augen schauten mich so liebevoll an. Ich sah diese Augen gerne. Besonders, wenn sie mir so nahe waren wie jetzt, empfand ich sie als wunderschön. Seine Haare lagen ihm etwas im Gesicht und seine Helle, kalte Haut war leicht rot an den Wangen. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich mehr für ihn empfand als ich dachte. „Shiro.“, sagte ich leise und kniff die Augen zusammen. Dann presste ich mich an seine Burst und umarmte ihn fest. „Shiro. Ich will doch auch bei dir bleiben!“, gestand ich ihm und verlor dabei einige Tränen. Sie flossen an meinen Wangen herunter, auf seine Brust. Überrascht nahm er mich in seinen Arm und erwiderte meine Umarmung. Er legte seine Arme um mich und seine Hand auf meinen Hinterkopf. „Yuki..“, kam es überrascht von ihm. Doch dann lächelte er. „Das freut mich..“, sagte er beruhigt und drückte mich fest an sich. Doch ich begann zu immer mehr zu weinen. „Ich… will doch gar nicht weinen..“, nuschelte ich. „Warum.. ist das so..?“, fragte ich überfordert und traute mich nicht, ihn loszulassen. Doch Shiro lehnte sich etwas zurück und sah mich liebevoll an. Trotz seines Lächelns verlor auch er Tränen. „Ich weiß es nicht. Doch ich denke, dass es gut so ist, wie es ist.“ Als ich auch seine Tränen sah, war ich erst erschrocken. Doch dass er genau so überfordert war wie ich, beruhigte mich. Denn wir halfen uns gegenseitig durch dieses Gefühlschaos, ohne dass jemand von uns das alleine durchstehen musste. Ich beruhigte mich, als ich sein liebes Lächeln sah. In diesem Moment, sah er nur mich. In diesem Moment, waren nur wir beide zusammen. In diesem Moment, gab es für mich nichts Wichtigeres als seine Nähe. Nun lächelte auch ich. Unsere Tränen hatten sich tief in uns angesammelt. Und nun hatten wir zusammen einen Augenblick gefunden, an dem wir diese zeigen konnten. Auch wenn wir weinten, war es kein Schmerz, der uns dazu brachte, sondern das Gefühl der Freude. Ich legte meinen Kopf nun wieder an seine Schulter und atmete langsam aus. Auch wenn ich aufgewühlt war und meine Tränen nicht stoppten zu fließen, begann ich mich langsam zu beruhigen. Shiro nahm mich wieder in seine Arme und lehnte seinen Kopf an meinen. Dann schloss er die Augen und begann auch gleichmäßig zu atmen. Es verging einen Moment, bis ich einfach nur in seinem Arm lag und wir nichts sagten. Träumend legte ich nur meine Hand vor meinen Mund und blickte ins nichts. Ich wollte mit ihm einfach dort liegen. Doch ich fragte mich, wie es hierzu überhaupt kam. Warum lag Shiro neben mir? Warum hatte ich das Gefühl, dass etwas Schlimmes passiert war? „Shiro..“, begann ich nun. Ich hörte ein müdes „Hmh?“, von ihm. „Was.. ist gestern passiert?“, fragte ich ihn leise ohne die Umarmung zu lösen. Aber Shiro atmete tief ein und wieder aus. „Darf ich dir das später erzählen? Ich möchte.. das noch etwas genießen…“, antwortete er müde mit geschlossenen Augen. „Ich möchte nicht, dass der Moment unterbrochen wird… nicht schon wieder.“, sagte er leise. „Es sei denn, es stört dich.“, fügte er noch hinzu, mit dem sicheren Unterton, dass ich keine Einwände zeigen würde. Ich presste die Lippen zusammen, dann sah ich nachdenklich herab. „Mhmh..“, verneinte ich. Was er sagte, dachte auch ich. Ich wollte diese Zeit ebenso genießen. Einfach nur bei ihm. Auch wenn ich neugierig war. Wieder wurden meine Wangen rot und vor Scharm sah ich weg. Doch gerade als ich meinen Kopf wieder zögerlich nach unten richtete, lehnte Shiro sich nach vorn und Küsste meine Stirn. Es war einsanfter, kalter Kuss. Doch ich habe begonnen, mich in diese Kälte zu verlieben. Überrascht blieb ich einfach nur liegen und bewegte mich nicht mehr. Als ich dann aber auf der Haut seines muskulösen Oberkörpers eine der drei Narben erkannte, wachte ich wieder auf. „Warum.. trägst du eigentlich kein Oberteil?“, fragte ich nun stumpf. Doch ich bemerkte direkt sein breites Grinsen. „Hmh. Stört es dich?“, antwortete er nur. Sofort schreckte ich mit rotem Gesicht zurück, drückte mich von ihm weg und sah ihn mit großen Augen an. „Also! Das.. das habe ich nicht gemeint! Also.. ich…“ Doch Shiro faste einen meiner ausgestreckten Arme und zog mich lächelnd an sich. „Ich wollte nur Duschen. Und dann hörte ich Kisho um Hilfe rufen.“, erklärte er und hielt meine Hand behutsam. „Du.. hast also die ganze Nacht bei mir gelegen?“, fragte ich zögernd und sah etwas weg. „Natürlich. Ich habe es dir versprochen.“ Nun wurde ich wieder rot, richtete meinen Kopf herab aber sah schüchtern mit meinen Augen zu ihm hinauf. „Und.. warst du wach.. oder hast du auch geschlafen?“, fragte ich als nächstes. Ich wusste, dass er kaum schlief und Schlaf gar nicht nötig hatte. Doch es wäre mir unangenehm gewesen, wenn er die gesamte Nacht, wach neben mir liegen müsste. Aber er sah mich an. Ich hatte Shiro noch nie so beruhigt und glücklich gesehen. „Wenn du bei mir bist, könnte ich Jahre lang tief Schlafen.“, beantwortete er meine Frage unterschwellig und lächelte mich mit dem süßesten Grinsen an, das er hatte, so dass es mir die Sprache verschlug. Aber er zwinkerte mir darauf direkt zu. „Na gut. Lass uns aufstehen. Du wirst bestimmt hungrig sein. Dieses Mal passe ich aber auf, was du zu dir nimmst.“ Neugierig stemmte ich mich auf, sodass Shiros Arm frei war und er aufstehen konnte. „Moment. War das der Grund für letzten Abend? Dass ich etwas Falsches gegessen habe? Ich kann mich kaum erinnern…“, sagte ich erschrocken und sah ihm nach, wie er vom Bett aufstand. Shiro richtete kurz seine Hose und drehte sich zu mir. „Ich denke, das sollten wir unten bei den anderen beiden besprechen.“, sagte er nur und legte seine Hände gelassen in seine Hosentaschen. Er sah glücklich aus und das machte mich glücklich. Unsere Tränen unsere Angst und unsere Sorgen waren wieder verschwunden. „Hmh.. na gut…“ , nickte ich ihm zuversichtlich zu. Langsam raffte auch ich mich auf. Doch gerade, als ich die Decke von mir nahm hörten wir plötzlich ein lautes, aufdringliches Quietschen aus dem Flur. „Ahhhh!“ Perplex sahen wir uns gegenseitig an. „Was war das?!“, fragte ich erschrocken. Doch Shiro sah nur aufmerksam zur Tür. Dann hörten wir Kazumi rufen. „Kitsune!“, freute sie sich laut. „Mama! Ich bin wieder da!“, kam es quietschend von der zweiten Stimme. Jetzt sah ich noch erstaunter zu Shiro. „Kitsune?!“, fragte ich perplex. Sofort liefen wir gleichzeitig zur Tür und Shiro riss sie auf. Dann stürmten wir den Flur entlang bis zur Treppe. Am Geländer blieben wir stehen und schauten zum Eingang hinunter. Ich traute meinen Augen nicht. Ich starrte überrascht herab und klimperte mit den Augen. Es war tatsächlich Kitsune, die dort unten stand und ihre Mutter fröhlich umarmte und dann auch ihren Bruder begrüßte. „Kitsune..? Aber.. wie?“, fragte ich stotternd und sah zu Shiro. Aber sein Blick wurde plötzlich finster und wütend. Er biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste. Als ich erneut herunter blickte, erkannte ich Deeon, der gerade den Eingang betrat. Erschrocken hielt ich die Luft an. „Shiro.“, sagte ich nun auffordernd und zog ihm am Arm in das nächste Zimmer. Seine Wut zurückhaltend atmete er schwer und folgte mir. „Yuki. Das ist unnötig. Er hat uns schon bemerkt, lange bevor er überhaupt hier ankam.“; grummelte er mürrisch und überkreuzte seine Arme, während er wütend zu Tür sah. „Und ich.. habe ihn nicht bemerkt..“, fügte er leise hinzu. Aber ich ging auf ihn zu. „Shiro! Wie konnten sie uns finden!“, fragte ich schockiert. Plötzlich bekam ich Angst. Ich erinnerte mich an den Grund, weshalb wir überhaupt hier waren. Wir waren geflüchtet. Schockierend musste ich feststellen, dass ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeworfen wurde. Kein Baden in der angenehm warmen Quelle. Kein streicheln von Wolpertinger oder Einkaufen in der Stadt. Es war wieder die harte Realität. „Glaubst du, dass einer von ihnen.. dich bei Lilith verraten hat?“, fragte ich zögerlich und biss mir auf die Lippe. Nervös begann ich an meinem Ärmel zu spielen und wurde zappelig. „Shiro… was… machen wir jetzt?“, fragte ich aufdringlich und runzelte die Augenbrauen. Still stand Shiro da. Er war das genaue Gegenteil von mir. Denn er versuchte die Ruhe zu bewahren und auf alles gefasst zu sein. „Ich.. kann mir nicht vorstellen, dass Kitsune die Verräterin ist. Aber wenn sie uns hintergehen wollte und Deeon auch, hätten sie sich nicht so demonstrativ angekündigt und den Haupteingang mitten am Tag benutzt. Auch wenn ich mir wünschte, dass es Deeon wäre.“, nun hob er seine Hand und ballte eine Faust. „Denn dann hätte ich noch einen Grund ihn zu töten.“ Ich sah nachdenklich zu Boden. „Also.. glaubst du.. wir können ihnen vertrauen? Aber wie haben sie uns denn gefunden? Ich schwöre! Ich hatte nicht schon wieder so einen komischen Traum wo ich nach meinem Aufenthaltsort gefragt wurde!“, sagte ich schnell und hob die Hände. Nun legte Shiro nachdenklich seine Hand an sein Kinn. „Hmh.. nur wir beide und der Verräter wissen, dass wir verraten wurden. Richtig?“, fragte er grüblerisch. Ich nickte ihm zu. „Ja.. ehm und dieser Typ.. Darius hat uns das auf dem Dach des Atriums gesagt. Mehr wissen das nicht. .. denke ich.“ „Wir sollten aufpassen, was sie sagen. Erstmal sollten wir wissen, wie sie uns gefunden haben..“, meinte Shiro und blickte herab. Nun klopfte es an der Tür. „Shiro? Yuki? Wir haben Besuch.“, hörten wir Kisho zaghaft sprechen. Dann schob er die Tür auf. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er zögerlich und blickte zu uns. „Kisho.“, sagte ich und deutete herein. „Natürlich.“, antwortete ich ihm und lief zur Tür. Doch ich erkannte seinen traurigen Blick, wenn er mich ansah. „Was hast du?“, fragte ich ihn und versuchte mir nichts vom dem Gespräch mit Shiro anmerken zu lassen. „Yuki… es.. tut mir leid.. wegen gestern..“, sagte er betrübt und sah herab. Aber Shiro trat nun vor und faste ihm an die Schulter. „Ich sagte doch, es war nicht deine Schuld.“, meinte er. „Wir sollten runter gehen. Ich möchte euch sowieso etwas sagen. Da kommt der Besuch gerade recht.“, fügte er hinzu und sah mich an. Was meinte er damit? Was wollte er besprechen? Wollte er etwa Lilith ansprechen? Kisho blickte nun überrascht auf. „Hmh?“ Aber Shiro deutete zur Treppe. „Los. Lass uns gehen.“ Gemeinsam traten wir also aus dem Raum und liefen die Treppe hinunter. Ich war etwas nervös. Immerhin wusste ich nicht, wie ich auf Deeon und Kitsune reagieren sollte. Zurückhaltend lief ich also herunter. Ich erkannte als erstes Deeon, der neben Kazumi und Kitsune stand. Er blickte mich ebenfalls zuerst an und lächelte leicht. Dieses Lächeln konnte ich jedoch nicht erwidern. Denn mein Gefühl sagte mir, dass Deeon mir nie etwas tun würde, doch meine Angst sagte mir, dass auch er der Verräter sein könnte. „Yukiiii!“, hörte ich nun Kitsune rufen. Als wir unten ankamen, rannte dieses kleine glückliche Fuchsmädchen mit wedelndem Schwanz auf mich zu und sprang mir in die Arme. „Wow.. hey..“ Ich fing sie auf und hielt sie in meinem Arm. Es machte mich glücklich sie zu sehen, doch meine Sorgen unterdrückten meine Freude. „Kitsune..“, versuchte ich zu lächeln. „Yuki! Wir haben uns so Sorgen gemacht!“, sprach sie nun weiter. „Aber ich wusste, dass ihr hier sein würdet! Ich bin so froh, dass es euch gut geht!“, begann sie sofort zu plappern. „Was? Was ist denn geschehen?“, fragte Kazumi nun überrascht. Es war mir unangenehm, doch mein Blick fiel immer wieder auf Deeon. Doch als ich sah, dass auch er mich anblickte, schaute ich nervös weg. Er wirkte beruhigt und glücklich mich zu sehen. Aber sein Blick wechselte nun zu Shiro, der sich mürrisch neben mich stellte. „Was wollt ihr hier?“, fragte er nun grob. Doch Kitsune ließ sich von seiner Art nicht abschrecken und sprang auch ihm in die Arme. „Shirooo!“, quietschte sie ebenso schrill. Doch er trat gelangweilt einen Schritt zur Seite und wich ihr aus. Ihr Sprung glitt an ihm vorbei uns die fiel geradewegs auf den Boden. „Aua!“, es rumste laut und sie hockte nun auf den Boden. Schmerzhaft grinsend rieb sie sich den Kopf. „Ah.. wenn Shiro so gemein ist, ist ja alles beim alten.“, kicherte sie. „Du bist einfach ein Tollpatscht!“, kam es nun grinsend von Kisho, der sich vor sie stellte und ihr den Arm hin hielt. „Gar nicht!“, grummelte sie ihn an. „Natürlich!“, begegnete er ihr darauf und hob sie vom Boden auf. Nun sah ich Kisho und Kitsune zusammen. Abgesehen von ihrem Aussehen, verhielten sie sich auch wie Geschwister. Ich lächelte beglückt sie zusammen zu sehen. Denn sie waren wohl eine lange Zeit getrennt. „Deeon. Was willst du hier?“, hörte ich nun wütend von Shiro. Sie standen sich wie Rivalen gegenüber. Deeon blieb ruhig, doch in Shiro begann die Wut zu kochen. „Erst sehe ich dich Jahre lang nicht, und dann plötzlich so oft.“, fauchte er ihn an. Doch Kitsune rannte zu ihm. „Nein Shiro!“, sagte sie und packte seinen Arm. Mit der anderen zeigte sie auf Deeon. „Er hat mich gerettet!“, sagte sie schnell und nahm ihn in Schutz. Überrascht ging ich vor. „Gerettet?“, fragte ich. Auch Shiro sah sie fragend an. „Es stimmt!“, antwortete sie. „Sei nicht so wütend auf Deeon. Er hat mir geholfen aus dem Atrium zu entkommen! Wir haben euch gesucht!“ „Warum entkommen?“, fragte Shiro mürrisch, ihren Worten nicht glaubend. „Lilith hat das Atrium übernommen.“, begann Deeon nun zu erklären. Erschrocken sahen wir ihn an. „Was?“ Doch dann hörten wir Kitsune besorgt reden. „Lilith tauchte plötzlich auf Renektons Ball auf..“, sagte sie und richtete ihren Blick herab. „Sie hat dich gesucht Shiro.. aber … du warst nicht da… Und dann.. kam plötzlich Bastet. Und… stellte sich ihr in den Weg..“, Kitsunes Stimme wurde immer trauriger und ihr Blick düsterer. „Wir hatten alle so viel Angst. Und nur sie traute sich, etwas zu unternehmen. Ich weiß nicht.. ob.. es mutig oder dumm war… Natürlich konnte sie Lilith nichts anhaben. Sie.. lag blutend am Boden. Mit nur einer Handbewegung hat sie Bastet besiegt.“ Mein Herz blieb kurz stehen. Zu atmen fiel mir schwer. Ich konnte nicht fassen, was sie sagte. „Ist.. Bastet..“, stotterte ich leise. „Nein..“, unterbrach sie mich aber und sah zu mir auf. Sie hatte Tränen in den Augen. „Bastet lebt. Aber zur Strafe, hat sie Renekton vor uns allen getötet…“ Plötzlich begann sie zu weinen. „Renekton ist tot… und sie hat das Atrium übernommen… Wir sind… alle panisch weg gerannt. Sie hat Renektons Wachen getötet. Sie hat aus Spaß die Kronleuchter fallen lassen.. nur um zu sehen, wer davon erschlagen wird. Sie hat die Tore verschlossen und hat ihre Monster gerufen die einfach in die Massen rannten und Dämonen zerfleischten..“, weinend ließ sie sich auf ihre Knie fallen. „Kitsune!“, sagte Kisho laut und hockte sich neben sie. Er nahm sie tröstend in den Arm. „Was.. hat das alles zu bedeuten?!“, fragte er aufgebracht. Aber Kitsune klammerte sich an ihn und griff mit ihrer kleinen Hand in seine Kleidung.. „Ich.. ich konnte gerade so entkommen. Mephisto und ich schafften es aus dem Saal. Es war so schrecklich… Er hat meine Hand genommen, und rannte mit mir davon. Auch draußen hörten die Schreie nicht auf. Liliths Monster waren auch dort und griffen alles an, was flüchtete. Sie kreischten und rannten alle durcheinander. Sie stießen alles und jeden um. Mephisto… nahm mich auf den Arm.. und rannte.. er rannte einfach immer weiter… und.. ich..“, doch Kitsune begann immer lauter zu wimmern. Sie weinte immer mehr. Sie begann aus tiefsten Herzen zu schreien und zu weinen. Ihr wimmern trieben auch mir die Tränen in die Augen. Das kleine hilflose Mädchen lag dort in den Armen ihres Bruders und konnte nichts tun außer zu schreien. Es quälte sie. Die Bilder in ihrem Kopf und die Schreie waren zu grausam. Ihr Körper begann zu zittern. Weinend drückte sie ihr mit Tränen durchnässtes Gesicht an Kishos Schulter. Sie konnte nur noch weinen und leiden. Entsetzt hielt ich die Hand vor dem Mund und sah hilflos zu. Mein Köper war steif vor Schock. Mein Herz raste. Meine Gedanken waren voller Panik. „Kitune.. alles wird gut.. Kitsune..“, tröstete Kisho sie leise und umarmte sie fest. Ihr wimmern wurde leiser und ihre Schreie hörten auf. Doch Deeon trat vor. „Als die Masse aus Renektons Saal rannten, war ich mitten drin. Auch mich wollten ihre Monster befallen.“, sprach er weiter. „Ich erkannte Mephisto zwischen den Dämonen flüchten und wollte zu ihm. Ich dachte, dass auch du bei ihnen wärst. Wir rannten uns entgegen. Mephisto drückte mir Kitsune in den Arm und sagte, dass wir dich suchen sollten. Und dann wurde auch er von eines dieser Monster weggerissen. Ob er noch lebt, weiß ich nicht. Ich floh zu dem nächsten Fenster, sprang durch die Scheiben und flog mit Kitsune davon.“ Nun war es leise. Wir mussten den Schock verarbeiten. Fassungslos stand ich nur da. Wir waren still. Doch Shiro ballte seine Fäuste. Dann schritt er wütend auf Deeon. „Warum hast du nichts getan?!“, schrie er ihn an. „DU BIST EIN VERFLUCHTER ENGEL! WARUM HAST DU NICHTS GETAN?!“ „Weil ich nicht konnte!“, antwortete Deeon. „DU BIST FEIGE GEFLOHEN! ALS ENGEL! DU HAST MEPHISTO IM STICH GELASSEN!“, brüllte er weiter und gestikulierte wutentbrannt. „Ich brauche deine Hilfe!“, kam es laut von Deeon. „Meine Hilfe? MEINE Hilfe?! Wie wäre es, wenn du anderen Mal hilfst und nicht feige davon fliegst!“ „Ich konnte nichts tun!“, kam es aber wieder von Deeon. Aber Shiro trat ihm noch näher und sah ihm hassend in die Augen. „DU WOLLTEST NICHTS TUN! Du bist nur ein Gefallener, der nie wieder in den Himmel kommen wird!“ „DAS REICHT!“, schrie Deeon nun. Plötzlich entstand eine Druckwelle von Deeon, die uns alle zu Boden riss. Die Wände wackelten, Vasen und Blumentöpfe zappelten, dass sie beinahe herab schepperten. Die Türen wurden aufgerissen und Bilder fielen von den Wänden. Als ich mich am Boden wiederfand sah ich erschrocken auf. Nur Shiro stand noch, jedoch etwas zurückschreckend vor Deeon und hielt sich kraftvoll auf den Beinen. Wir beide starrten perplex auf Deeon. Denn er stand mitten im Raum und hatte einen Engelsflügel ausgebreitet. Nur einen. „Deeon..“, sprach Shiro verwundert. „Du… hast nur einen Flügel?!“, fragte er verwirrt und stellte sich wieder aufrecht hin. Ich versuchte aufzustehen und starrte Deeons Flügel an. „Das ist… wie bei Nami..“, stotterte ich und raffte mich auf. Sein weißer Flügel strahlte hell. Einige Federn flogen durch die Luft und sanken sanft herab. Als ich meine Hand öffnete, fiel eine Feder auf meine Handfläche. Träumend sah ich sie an. Sie war so warm. Sie war so weich. Sie vernichtete einen Moment meinen Kummer. Doch ich blickte verzweifelt auf und verlor eine Träne. „Warum..?“, fragte ich Deeon. Ich erkannte diese Feder. Die gleiche lag in dem Schlafzimmer meines Vaters. Deeon zog seinen Flügel etwas ein und lief mit langsamen Schritten auf mich zu. Vor mich stellte er sich hin und legte seine Hand sanft auf meine. „Ich habe es versprochen..“, sagte er leise und lächelte mich an. Dann wischte er sanft die Träne von meiner Wange. „Wem?“, fragte ich ihn. Nun legte er seine Hand auf meine Wange und sah mir in die Augen. „Deiner Mutter, Misaki.“, antwortete er leise. Ich riss meine Augen auf. Wieso kannte er den Namen meiner Mutter? Was hatte das alles zu bedeuten? Deeon schloss die Augen und atmete tief aus und wieder ein. Dann richtete er seinen Blick zum Boden. „Irgendwann muss ich es ja doch erklären... Deine Seelen.. habe ich nur aus einem Grund geklaut..“, sprach er zu Shiro. Dann sah er wieder zu mir. Es fiel im schwer zu sprechen doch es war, als würde er endlich eine riesen Bürde los werden. „Ich habe deine Seelen geklaut, um Yuki zu retten…“, erklärte er. Erschrocken nahm ich die Hände zu mir und ging von ihm weg. „Was? Ich.. verstehe das nicht?!“, fragte ich und schüttelte den Kopf. „Misaki und du wärt bei deiner Geburt gestorben. Doch sie bat mich, dich zu retten und auf dich aufzupassen.“ Ich hielt mir verwirrt die Hände an den Kopf. „Nein.. nein.. das.. geht nicht.. Warum… nein..“ Mir wurde plötzlich schwindelig. Mein Herz raste. Mein Puls stieg rasend an. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich dachte an meinen Vater, der jede Nacht um meine Mutter weinte. Ich dachte an meinen Großvater, der mir die Schuld an Mutters Tot gab. Ich dachte an die Zeit, in der ich einsam und alleine war. „Warum.. hast du sie nicht gerettet?“, fragte ich leise und ging von ihm weg. „Mein Bruder, wollte nicht, dass sie überlebt.“, erklärte er. „Dein Bruder?!“, fragte ich laut und starrte ihn an. „Er passt auf, dass Menschen keinen Kontakt zu der Dämonenwelt haben. Doch Misaki.. wusste, dass ich ein Engel war. Ich.. hatte mich in sie verliebt. Und hatte somit ihr Schicksal besiegelt, ihren Tot…“ Ich riss die Augen auf. „Was?!“, fragte ich wütend. „Und… Nami?“, zitterte meine Stimme. Deeon sah vorwurfsvoll weg. „Ich.. habe sie erschaffen, damit sie dich vor meinem Bruder beschützen kann, falls er dir doch etwas antun würde… Sie hat die andere Hälfte meiner Engelskraft…“, gestand er. Mein Körper war starr. Meine Welt stürzte gerade ein. Ich wollte ihm nicht glauben. Ich konnte es einfach nicht. „Du.. hast meine Mutter getötet..“, warf ich ihm vor und begann zu weinen. Ich starrte ihn mit verurteilenden Blicken an. Dann schüttelte ich ungläubig den Kopf. „Nein.. nein!“, sagte ich leise und weinte. Schnell drehte ich mich um rannte weg. Ich wollte nur noch weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)