24 Hours von Bagira (Verbleibende Zeit: 24 Stunden) ================================================================================ Kapitel 3: 22 St. 32 min. 47 sek. --------------------------------- „Lange nicht mehr gesehen, ne? Was hast du so die letzten Jahre getrieben?“ Ok, er hatte immer noch diese tiefe und von Amüsement getränkte Stimme. Um der Antwort zumindest kurz zu entgehen nahm ich mein Glas, welches er mir ja wieder aufgefüllt hatte, zur Hand und trank einen großen Schluck daraus. Einem Gespräch werde ich jetzt wohl nicht mehr entgehen können, also bleibt mir nichts Anderes übrig, als zu antworten. Ich könnte immer noch austrinken und abhauen …… NEIN. Antworte ihm einfach. Sätze, warum verlasst ihr mich jetzt?! „Ähhh….Ich habe als Fotografin in einem Fotostudio hier in der Nähe gearbeitet und du?“ Ha, na wenn das nicht mal ne gute Antwort war, naja zumindest der letzte Teil. Das mit dem ‚ähhh‘ hat nie meine Lippen verlassen. Einfach wie in einem Film beim Schnitt aussortiert. „Ich arbeite hier in der Bar. Du hast als Fotografin gearbeitet, jetzt etwa nicht mehr?“ MOMENT, HALT STOPP, ZURÜCKSPULEN!!! Er arbeitet hier?! Hier, in MEINER Lieblingsbar und ich bin ihm bis jetzt noch nie begegnet? Warum dann ausgerechnet jetzt?! Ohhh Schicksal, ich komm bald zu dir und dann kannst du was erleben! Eine vor meinem Gesicht wedelnde Hand riss mich aus meinen Mordgedanken an dem Schicksal. Verblüfft blickte ich zum Besitzer der Hand. Ach ja, er erwartete ja eine Antwort. Was war noch mal die Frage? „K-könntest du die Frage nochmal wiederholen?“ Ein herzhaftes Lachen ging von ihm aus und ich wollte am liebsten unter dem Tisch entschwinden. Ich. Will. Hier. WEG! „So vergesslich wie eh und je.“ Jaja, mach dich nur über mich lustig, ist ja nicht so. „Ich habe gefragt, ob du jetzt etwa nicht mehr als Fotografin arbeitest.“ Achso, das war das Gerausche im Hintergrund meiner Gedanken. Was soll ich ihm denn jetzt sagen? Wenn ich sage, ich hätte gekündigt wird er fragen wieso und das Gespräch liefe in eine ziemlich nervtötende Richtung. Dasselbe würde passieren, wenn ich ihm sage, dass ich einfach nicht mehr hingehe, weil es eh total egal ist, ob ich heute komme oder nicht. „Ich habe gekündigt. Irgendwie.“ Was? Wieso? Anscheinend kamen die Befehle von meinem armen Hirn heute nicht ganz bei meinem Mund an. Schnell griff ich nach meinem Glas und leerte es. Einfach den fragenden Blick deines Sitznachbarn ignorieren. Nur nicht darauf eingehen. Mit hochgezogenen Augenbrauen wurde ich von der Seite gemustert. Oh bitte behalte die Frage einfach für dich. Ich will sie nicht beantworten. „Wieso hast du denn gekündigt? So viel ich weiß ist das Fotostudio hier in der Nähe doch eines der besten in der ganzen Stadt.“ Ok Glück, du kannst dich gleich zusammen mit dem Schicksal auf deinen baldigen Tod bereit machen. Seufzend lies ich die angestaute Luft durch meine Nase entweichen und wendete meinen Blick wieder dem Schwarzhaarigen zu. Ich blickte ihn lediglich stumm an und überlegte, was ich am besten sagen könnte. Ich habe woanders einen besseren Job bekommen? Ich werde in eine andere Stadt ziehen und deshalb werden wir uns auch (glücklicherweise) nie wieder über den Weg laufen? Letzteres wäre sogar ganz gut, denn es würde auch als Antwort genügen, sollte er vorschlagen sich öfters zu treffen. Ich schwenkte mein leeres Glas in einer Hand und warf kurz einen Blick auf die schmelzenden Eiswürfel darin. „Ich brauche ihn nicht mehr. Morgen um diese Zeit bin ich tot.“ WAS WAR HEUTE NUR LOS MIT MIR?! So viel habe ich doch noch gar nicht getrunken. Entsetzt über meine eigenen Worte beobachtete ich weiter das sich wieder verflüssigende Wasser. Ob er es vielleicht für einen schlechten Scherz hielt? Große Augen lagen auf meinem rötlichen Haarschopf, bevor eine Vibration die Brust meines unliebsamen Gesprächspartners erfasste und er wieder lachte. Gut, er hielt es für einen Scherz. Glück du darfst noch ein wenig länger leben. „Deine Scherze waren schon immer etwas makaber. Was ist jetzt der wirkliche Grund?“ Er konnte es einfach nicht lassen, dieser neugierige kleine argh. Ich warf ihm einen ernsten Seitenblick zu, stellte mein Glas auf den Tisch und stand auf. Ich hatte keinen Bock mehr auf das Ganze hier. Betrinken konnte man sich an vielen Orten und solange er hier hockte und mich volquasselte war ich nicht gewillt in meiner Lieblingsbar zu bleiben. Ich schnappte mir meine Handtasche und ging zum Tresen, um zu bezahlen. Danach würde ich einem anderen Punkt auf meiner Liste nachgehen. Vielleicht dem Banküberfall, das versprach zumindest Aktion. „Warte mal, war das etwa ernst gemeint?!“ Ich drehte mich um und sah in ein leicht erblasstes und ein wenig schockiert wirkendes Gesicht. Wann war er denn aufgestanden und ist mir hinterhergegangen? Ich löste meine Hand aus seiner Umklammerung und stapfte genervt zum Ausgang. Warme von Pollen durchtränkte Luft empfing mich und die Geräusche einer belebten Innenstadt umspielten meine Ohren. Das einzige, was mich störte, war das Geräusch der Tür in meinem Rücken. Sie öffnete sich und schloss sich danach wieder. Wieso bin ich nicht einfach gerannt und schnell in den Menschenmassen untergetaucht? „Wenn das wirklich dein letzter Tag ist, dann kannst du ihn doch nicht einfach allein in irgendeiner Bar zu tun und dich volllaufen lassen. Komm, wir unternehmen jetzt etwas zusammen. Ich habe heute sowieso frei.“ Ich warf ihm einen Blick über meine Schulter zu. „Und wenn ich nichts mit dir unternehmen möchte?! Es ist, wie du sagtest, mein letzter Tag und wie ich ihn verbringe geht nur mich etwas an.“ Hörte man mir meine schlechte Laune an? Hoffentlich. „Weißt du was, ich habe Hunger. Lass uns was essen gehen, ich kenn nen netten kleinen Laden ganz hier in der Nähe. Ich hoffe du magst italienisch.“ Er hatte mein nein einfach überhört und zog mich nun wie selbstverständlich durch die engen Gassen zu diesem Italiener. Und das schlimmste, ich wehrte mich nicht mehr, sondern lies es einfach geschehen. Aber nur aus drei Gründen. Bei ihm brachte es sowieso nichts, ich hatte ebenso Hunger und irgendwo war es mir auch schon egal. Immer weiter gingen wir durch die verzweigten Gassen der Altstadt und landeten schließlich vor einem kleinen Restaurant. Irgendwie kam es mir verdammt bekannt vor, auch wenn ich leider beim besten Willen nicht sagen konnte woher oder warum. Durch eine rot gestrichene Holztür betraten wir das urige Lokal.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)