Alles rein geschäftlich! von Hotepneith (Izayoi und der Höllenhund) ================================================================================ Kapitel 23: Flitterwochen ------------------------- Izayoi sah sich neugierig um. Schön längst hatten sie das letzte Dorf passiert, die Straße war zu einem Weg geworden, den der Taishou sicher, wenngleich langsam, fuhr. Nur Wald war um sie, dichter Wald, sichtlich unberührt von Menschenhand. „Hier wohnt niemand mehr....“ „Kein Mensch. - Die Gegend kaufte ich vor langer Zeit.“ Er lenkte den Sportwagen auf eine Ausbuchtung. „Und ab hier müssen wir laufen. Ich trage Ihren Koffer und Ihren Einkauf, keine Sorge.“ „Danke.“ Was sollte sie schon sagen? Ihre Sandalen waren kaum zum langen Wandern in der Wildnis geeignet, aber es würde schon gehen. Sie hatte ja auch nur zwei Lagen Kimono angezogen, schon um beweglicher zu sein. Irrte sie sich oder hörte sie ein Rauschen, das nicht von dem hier frischeren Wind stammte? Sie blieb neben dem Auto stehen und wartete, bis der Youkaifürst ihren Koffer nahm und den Wagen mit einem Knopfdruck abschloss. „Es ist nicht mehr weit,“ erklärte er: „Übrigens, da Sie es sicher nicht bemerken: hier, wie auch in allen anderen Richtungen, kommt kein Youkai oder ein magisches Wesen mehr weiter. Es sind gute Bannkreise. Sie brauchen also keine Furcht zu haben, auch, wenn ich weg bin. Menschen kommen hier keine her – und falls doch, so werden sie ebenfalls gehindert.“ Er hatte schließlich vor gut zehn Jahren hier mal einen Photographen gesehen, der mit hochrotem Kopf gegen ein unsichtbares Hindernis anlief. „Aber Sie - und ich - kommen durch.“ „Nun, es sind meine Bannkreise.“ Ein kurzes Lächeln zeigte seine Fangzähne. „Wie mein alter Bekannter Toutousai immer so schön sagt: nur ein schlechter Schmied lässt sich von seinem eigenen Schwert übernehmen. Und Sie befinden sich in meiner Begleitung.“ Folglich käme sie allein nicht durch. Aber sie sagte nichts. Was hätte sie auch in dieser Einöde anfangen sollen? Der Wald, durch den sie hergekommen warne, war unheimlich, ja, undurchdringlich. Wenige Minuten bergauf später erreichte das Paar ein kleines, hölzernes Haus mit einer Terrasse davor. Izayoi atmete durch, als sie erkannte, dass sich am Fuß des Hügels, nur Minuten entfernt, eine kleine, sandige Bucht befand, die nach links und rechts von steilen Hängen abgeschirmt wurde. Davor dehnte sich weit das Meer. Es erinnerte sie an ihren Urlaub mit ihren Eltern, ihrem Bruder. „Ein wunderschöner Ausblick.“ „Es freut mich, dass es Ihnen gefällt.“ Der Inuyoukai öffnete die Tür: „Hier. Es ist nur ein Raum, gebe ich zu. Ich benötige jedoch nicht mehr. - Dort hinten ist sozusagen das Badezimmer.“ Izayoi folgte eilig. Der gesamte Innenraum war übersichtlich, mit einem Bretterboden, ohne Möbel, eine kleinere Tür ging nach hinten. In einer Ecke befanden sich jedoch einige Matten mit Decken. Da er den Koffer und die Einkaufstüte abstellte, meinte sie höflich: „Vielen Dank. Ich werde hier sicher bis morgen zurechtkommen.“ „Gut. Dann werde ich Sie jetzt ein wenig allein lassen und laufen.“ Als der Taishou nach Stunden zurückkehrte, war er etwas verwundert das Haus leer zu finden, aber dann entdeckte er seine Gemahlin unten am Meer. Sie saß am Sandstrand, immer noch im Kimono, oder eher wieder, denn leichter Salzgeruch ließ ihn ihren Badeanzug entdecken, den sie auf die Terrasse zum Trocknen gelegt hatte. Es war bedauerlich, dass er den Anblick nicht hatte genießen können, denn jetzt war sie wieder bis zu den Fingerspitzen verhüllt. Aber vermutlich wäre sie dann auch nicht Baden gegangen. Er stand mit zwei Sätzen hinter ihr, ohne dass sie sich bewegte. Eigentlich hatte er vorgehabt auf sich aufmerksam zu machen, aber dann erkannte er an ihrer Haltung, dass sie wohl betete. Warum? Er wich einen Schritt beiseite, um ihr Profil sehen zu können. Sie hatte geweint. War ihr jetzt erst bewusst geworden, was die Ehe mit ihm für sie bedeutete? Bereute sie es bereits? Er hatte eigentlich angenommen ihr entgegenzukommen, aber, was wusste er schon von Menschen und ihren Gefühlen? Sie stand auf und drehte sich um – und erschrak sichtlich. Ihre Hand zuckte unwillkürlich zum Herzen. „Ich wollte Sie nicht verängstigen,“ sagte er eilig: „Aber ich wollte auch Ihr Gebet nicht stören.“ Izayoi atmete tief durch um sich zu beruhigen, dann senkte sie den Kopf. Es war schrecklich unhöflich so zu erschrecken, nur weil der eigene Ehemann hinter einem stand. Sie sollte sich wohl entschuldigen oder wenigstens erklären: „Ich habe für die Seelen meiner Eltern und meines Bruders gebetet....Das letzte Mal, als wir alle beisammen waren, war es am Meer.“ Und nun war lediglich noch sie selbst am Leben. „Ich hatte Sie nur nicht kommen hören.“ Irgendwie sollte sie jetzt allerdings auf den Fürsten eingehen, wenn sie sich schon dermaßen töricht benahm. Er betrachtete sie so nachdenklich. „Sie waren Laufen?“ „Ja.“ Und da er bemerkte, dass sie seine noch immer weißen Hosen musterte: „In meiner anderen Form.“ Sie hatte im Park schon Inuyoukai in ihrer Hundegestalt auf einer Art Rennbahn laufen sehen, dachte auch an den kleinen Welpen mit der so menschenähnlichen Mutter. Verwandlungen waren bei Youkai ja erst möglich, wenn man älter war, das hatte er ihr doch damals erklärt. Dann allerdings schien das völlig normal zu sein. „Darf ich Sie irgendwann einmal auch in Ihrer anderen Gestalt sehen?“ bat sie. Er war überrascht, hatte er doch angenommen, dass dieser Beweis, dass er anders als ein Mensch war, sie erst recht verängstigen würde: „Ich könnte mich jetzt verwandeln. Aber ich fürchte Sie werden erschrecken. Ich bin ziemlich groß.“ „Ich sah schon Inuyoukai,“ versicherte sie, zumal ihre Neugier eindeutig die Oberhand gewann. Sah er aus wie der Hund auf dem bestickten Kimono, den er ihr geschenkt hatte? War das nicht das Familienwappen, wie ihr Vater gemeint hatte, sondern das Abbild des Taishou selbst? Er nickte: „Nun, wie Sie wünschen.“ Instinktiv machte die junge Fürstin doch einen Schritt rückwärts, als die Form des nur scheinbar menschenähnlichen Mannes vor ihr verschwamm, sich verzerrte und zu einem wirklich großen, weißen Hund wurde, um dessen Brust und Schulter sich noch zusätzlich Fell bauschte. Sein Bauch befand sich bereits über ihrem Kopf. Sie sah unwillkürlich empor, suchte den Blick. Die roten Augen schienen zu glühen, verrieten nur zu deutlich, dass er ein Höllenwesen, nein, ein Youkai, ein Tiergeist, war. Aber er sah dem Hund auf dem Kimono, der über die Mondsichel sprang, so ähnlich ...Sie zwang sich zu lächeln: „Sie sind wirklich groß,“ gestand sie. Er war froh, dass sie nicht in Panik verfiel, ja, diese Gestalt zu akzeptieren schien. Das sollte er ihr zeigen. Für einen Moment war sie verwirrt, fast erschrocken, dass sich etwas seitwärts bewegte, dann erkannte sie, dass sein Schweif hin-und herschlug. Er wedelte mit dem Schwanz! Irgendwie fand sie das so niedlich, dass sie fragte: „Darf ich Sie streicheln?“ Ach ja, in dieser Form konnte er ja wohl nicht reden. Vermutlich war das der Grund, warum er die Menschengestalt bevorzugte. Aber er schien zuzustimmen, denn der riesige Hund vor ihr legte sich nieder und bettete den mächtigen Kopf auf seine Vorderläufe, sie dabei nicht aus dem Auge lassend. Sie trat näher, berührte vorsichtig seine Schulter hinter dem Fell. Irrte sie sich oder entspannte er sich? War er etwa besorgt gewesen, dass sie so Furcht vor ihm hätte? Sie machte einige Schritte vor, schluckte aber ein wenig, als sie das doch große Maul mit den Zähnen so direkt vor Augen hatte. Da passte bestimmt ein ganzer Ochse hinein. Der Taishou gab sich solche Mühe sie nicht zu verängstigen, dachte sie dann, da sollte sie wirklich auf ihn eingehen. Immerhin hatte ihr Vater ja gesagt, dass es ihre Pflicht als Ehefrau sei über kleine Fehler hinwegzusehen. Größe war wohl ein kleiner Fehler. Sie hob den Arm um seine Wange zu erreichen, darüber zu streichen: „Ich habe keine Angst,“ sagte sie: „Sehen Sie?“ Ja, das merkte er. Nur zu deutlich, dachte der Inuyoukai, der sich plötzlich mehr als wünschte, sie würde das auch in seiner Menschenform tun. Seltsam. Ja, er hatte schon, wenngleich sehr wenige, menschliche Frauen beschlafen – aber irgendwie hatte er da nie seine Hundegestalt angenommen, um sie zu beruhigen. Irgendetwas lief anders, als er es mit dieser geschäftlichen Ehe geplant hatte. Sie wich erneut zurück: „Ich danke Ihnen.“ Irgendwie wäre es doch besser den Mann vor sich zu sehen, mit ihm zu reden, trotz seiner seltsamen Schulterfelle. Er verwandelte sich wieder: „Ist Ihre Neugier gestillt?“ „Ich...ich wollte wissen, ob Sie das sind, ich meine, auf dem Kimono,“ gestand sie etwas verlegen. „Ich...Mir gefiel dieser Hund.“ „Ja, das bin ich.“ Er war amüsiert. Damit hatte er nicht gerechnet. Nun, wohl mit einigem nicht. „Ich sah, dass Sie im Meer waren. Ihr Badeanzug...“ erklärte er eilig. Nicht, dass sie annahm er würde sie heimlich beobachten. „Darf ich das nicht?“ „Selbstverständlich. Ich wollte Sie nur darauf hinweisen, dass sich im äußeren Garten meines...unseres Anwesens eine warme Quelle befindet, in der Sie baden können. Ayame wird sicher dafür sorgen, dass Sie ungestört sind.“ „Sie ist sehr nett,“ versicherte sie sofort. „Danke für das Angebot. Ich werde sicher darauf zurückkommen.“ „Sie sollten allerdings tagsüber baden. Wenn wir nach Hause kommen, geht stets Sesshoumaru. Ein Zusammentreffen könnte zu....innerfamiliären Schwierigkeiten führen.“ Wenn er seinen Sohn richtig einschätzte, wäre dem schlicht der Anblick einer Menschenfrau in der Quelle zuwider und er würde seine Stiefmutter ohne nachzudenken rauswerfen, dafür müsste er selbst ihn als Schutzherr Izayois tadeln, mindestens. „Es liegt mir fern solche Schwierigkeiten heraufbeschwören zu wollen, Taishou,“ beteuerte Izayoi. Nun ja, Sesshoumaru war als Youkai sicher viel älter, aber er wirkte, als habe er so um ihr Alter. Man konnte da schon auf Ideen kommen. Und solche Gerüchte waren schwer wieder zurückzuholen. Was dann der Taishou mit ihr anstellen würde wollte sie lieber nicht wissen. Vater hatte immer gesagt, dass die Ehre eines Hauses auf der Treue der Ehefrau beruhte. „Ich wollte gerade zum Haus gehen und etwas trinken...“ „Natürlich. Kommen Sie.“ Als sie sich aus der Einkaufstüte den Eistee holte, fiel ihr Blick auf die Matten. Nur ein Bett....und das hier waren nicht ihre eigenen Räume. Wollte er hier mit ihr....Sein Wort bezog sich ja nur auf das Haus, oder? Sie drehte sich um. Er war ihr nicht gefolgt sondern stand auf der Terrasse und blickte auf das Meer. Bevor sie womöglich sinnlos Angst hatte, sollte sie ihn einfach fragen. Er würde sie nicht anlügen. Und immerhin – wenn er sein Recht wollte, könnte sie mit ihm reden, hoffte sie. „Äh, Taishou...“ Sie ging zum ihm, sah dann zu Boden, als sie sich bewusst wurde, wie heikel ihr Plan war. Er war nicht nur ihr Ehemann sondern ihr Fürst – und hatte nach Youkairecht jede Macht über sie. „Was möchten Sie?“ Ohne weiter nachzudenken stellte sie die erste Frage, die ihr einfiel: „Wo möchten Sie heute Nacht schlafen?“ Sie wurde rot. Das war denkbar ungeschickt. Er sah irritiert zu ihr, dann begriff er: „Sie schlafen im Haus, auf den Matten. Ich bleibe im Garten und betrachte den Nachthimmel, genieße die Natur. Ich benötige keinen Schlaf.“ „Entschuldigung...“ Sie wäre am liebsten im Boden versunken. Sie musste ihm ja töricht vorkommen. „Zweifeln Sie nie an meinem Wort, Izayoi.“ Was sollte sie schon anderes antworten: „Nie.“ Aber sie spürte einen Schauder. In seiner Stimme hatte eine derartige Schärfe gelegen, dass ihr klar war, dass sie ihn nicht nur ein wenig verärgert hatte. Sie verbeugte sich tief und verharrte so, unsicher, wie sie aus dieser Situation herauskommen sollte. Er konnte ihre Angst wittern. Nun ja, sie war kaum einundzwanzig Jahre, sehr zurückhaltend erzogen, sie wusste wohl vieles nicht und die Welt der Tiergeister und magischen Wesen war ihr nicht nur fremd, sondern ihr wurde gelehrt sie zu verabscheuen. Er sollte wohl ein wenig nachsichtiger sein. Schon ihm diese Frage zu stellen hatte sie bestimmt Mut gekostet und sie hatte kaum seine Ehre anzweifeln wollen. Eher war das ein Zeichen, dass sie ihm vertraute oder zumindest zu vertrauen begann. „Gut. - Dann gehen Sie, lesen Sie, schlafen Sie, was immer Sie wollen.“ Er bemerkte, dass sie sich nur langsam aufrichtete, und wiederholte: „Es ist gut.“ Eigenartig. Vor seiner Hundegestalt hatte sie weniger Angst als vor seiner Menschenform. Was hatte Jiro ihr nur über ihn erzählt? Oder eher, was machte er selbst falsch? Immerhin hatte sie aus freien Stücken in diese Ehe eingewilligt. Befürchtete sie etwa körperliche Strafen? Ja, er hätte sie mit einer Handbewegung töten können, aber doch niemandem, der seinem Schutz anvertraut war. Ja, erkannte er dann. Und woher sollte sie das wissen? Er selbst hatte ihr gesagt, dass er der Herr war, der alleinige Richter...So ergänzte er, nicht sicher, ob er sich nicht damit doch zum Narren machte: „Ich versprach Sie nur auf Ihren Wunsch anzurühren. Immer. Denken Sie daran, falls Sie Angst haben ich würde Sie schlagen oder sonst etwas.“ Izayoi atmete tief durch. Ja, das hatte sie befürchtet. Konnten Youkai Gedanken lesen? Oder zumindest ihre Fürsten? „Danke.“ Kaum mehr als ein Hauch, ehe sie sich umwandte und förmlich in das Haus floh. Ach, sie hatte sich wohl recht beschämend dargestellt. Unerfahren, töricht und viel zu emotional. Nichts, was einer Fürstin ziemte. Was er jetzt wohl von ihr halten mochte? In seinen Augen war sie ja sowieso wie ein Kind, das sollte sie ihm nicht auch noch beweisen. Der Taishou verließ die Veranda um den Sonnenuntergang zu betrachten. Es tat ihm Leid, wenn sie so ängstlich vor ihm stand, anscheinend vollkommen ahnungslos, was sie erwarten mochte. Ja, er hatte ihr gesagt, dass sie nun dem Recht seines Volkes unterstand, aber er hatte nicht bedacht, dass sie die Vorteile nicht sehen konnte, da sie sie nicht kannte. Sie hatte keine Ahnung davon, dass er als ihr Ehemann und Fürst auch ihr bedingungsloser Schutz war. Ayame sollte ihr zwar die Youkaiwelt erklären, aber das hatte sie in dem halben Tag Ehe ja kaum vermocht. Er drehte um, klopfte demonstrativ an den Türrahmen, ehe er ihn beiseiteschob. Sie saß hinten auf der Matte, offenbar nachdenklich, aber wenigstens nicht verzweifelt: „Hätten Sie Lust den Sonnenuntergang mit anzusehen? Es ist ein hübsches Schauspiel.“ Er betrat den Raum nicht, dachte sie erleichtert, und das sollte wohl ein Friedensangebot sein. Nun, es war jedenfalls besser als hier allein im zunehmenden Dunkel zu sitzen und sich zu fragen, was man noch alles missverständlich machen konnte. Menschen und Youkai waren sehr unterschiedliche Kulturen. „Ja, gern.“ Sie stand auf. „Ich werde Sie später zurück zu dem Bett begleiten, wundern Sie sich nicht,“ sagte er: „Es gibt hier keine Kerzen. Ich habe vergessen, dass Sie im Dunkel nichts sehen können.“ „Oh, ich dachte daran, als Sie sagten es gäbe hier keinen Strom.“ Izayoi lächelte etwas und bückte sich zu ihrem Koffer, nahm die Taschenlampe mit einem leisen Triumphgefühl. Sie hatte an etwas gedacht, das diesem so mächtigen Mann entgangen war. Sie lächelte wieder. Gut. Ihr Lächeln, ihr so friedlicher Geruch....er schätzte beides viel zu sehr um zusehen zu wollen, wie es durch ein Zusammenleben mit ihm verblasste. Onigumo hatte mit Mühe Kontakt zu dem Mann aufgenommen, der ihm vor Jahren den falschen Ausweis besorgt hatte. Der hatte ihn in einem Ausflugslokal in einem Freizeitpark treffen wollen, genug Zeugen, aber keiner, der mithörte. „Kann ich schon machen, aber den Preis kennen Sie.“ „Ja.“ Der Hanyou zögerte kurz, dann meinte er: „Sie sind Youkai. Gibt es irgendeine Möglichkeit an Sesshoumaru heranzukommen?“ „Schön, damit ist der Auftrag erledigt.“ „Äh, was?“ Der Youkai funkelte ihn an: „Ich bin immer bereit zu helfen das Land zu verlassen. Jeder macht mal einen Fehler und die Konsequenzen sind tödlich. Ich habe nichts gegen Fälscher oder Diebe. Nur gegen Idioten. Und sich mit Sesshoumaru anlegen zu wollen ist mehr als idiotisch.“ „Das sagen alle. Ja, er ist der Sohn seines Vaters....und ich meinte es ja auch nur symbolisch...“ Er brauchte diesen Pass oder er konnte das Land nicht verlassen. Spätestens nach dem Mord an diesem jungen Inuyoukai wäre das zwingend. Und der war absolut notwendig geworden, nachdem ihm die Nachricht über die Hochzeit des Taishou mit Izayoi förmlich in allen Medien ins Auge gestochen hatte. Der Sohn musste eben für seinen Vater - und dessen Unverschämtheit ihm selbst alles zu nehmen - büßen. „Hat er dich erwischt bei was auch immer? Oh nein, er ist nicht nur der Sohn seines Vaters. Der Taishou ist wirklich schlimm genug, aber manchmal kennt er so etwas wie Gnade. Bei Sesshoumaru kannst du das knicken, Kumpel. Er ist auch der Sohn seiner Mutter. Früher, vor den Verträgen mit den Menschen, hat er genug Narren umgebracht, die meinten sich an ihn wagen zu müssen. Inzwischen macht das keiner mehr – er ist immerhin erwachsen.“ „Seine Mutter?“ Onigumo erinnerte sich an eine schöne, elegante Hundedame: „Ich sah Bilder von ihr in der Zeitung...“ Der Youkai grinste ihn haifischähnlich an: „Ja, attraktiv, anmutig....Ein Narr hat vor einigen Jahrhunderten gemeint sie entführen zu müssen. Sie hat sich das sogar gefallen lassen, warum auch immer, und hat den Idioten dann wortwörtlich zu Hackfleisch verarbeitet. Als der Taishou vorbeikam, soll er ihr nur gratuliert und sie dann geheiratet haben. Wir hoffen doch alle, dass der gute Taishou so lange lebt, bis sein Erbe gelernt hat, dass Massenmord nicht IMMER die richtige Entscheidung ist. - Also, Pass oder nicht.“ „Ja, natürlich....“ Sollte er wirklich die Finger von dem Hundejungen lassen? Nein. Es hatte wohl noch niemand mit Spinnengift versucht. Dagegen half nichts, das bewiesen die Weibchen dieser Arten ja. Alles, was er benötigte, war ein Moment der Unaufmerksamkeit an einer möglichst leeren Stelle. „Gut. Ich brauche zwei Wochen. Ja, diese Dinger sind fälschungssicher, schon vergessen? Das muss alles stimmen. Oder sogar drei, je nachdem, wie ich an die Vorlagen komme.“ Und die lagen immerhin im Innenministerium, gut gesichert. „Dann treffen wir uns in..zwei Wochen wieder hier, gleich, ob fertig oder nicht.“ „Gut. Um zehn, am Sonntag.“ Da waren genug Familien schon hier um unauffällig in der Menge verschwinden zu können. Als Izayoi aufstand, fand sie sich allein. Auch auf dem Grundstück selbst war niemand zu entdecken. Sie vermutete, dass der Taishou noch einmal frei laufen wollte, die Natur genießen wollte, und suchte sich ihr Frühstück zusammen, trank den mitgebrachten Eistee, ehe sie hinunter zum Strand ging. Baden mochte sie nicht, da sie nicht wusste, wann er zurückkehrte, und sie sich ihm nicht im Badeanzug präsentieren wollte. Das wäre ihr doch peinlich gewesen. Aber sie zog sich Sandalen und Strümpfe aus, um mit hochgehobenen Kimono ein wenig das Wasser zu spüren. Der Taishou war gestern beim Sonnenuntergang wieder vollkommen ruhig gewesen, anscheinend hatte er ihr ihren Patzer verziehen. Sie musste unbedingt in den nächsten Tagen viel mit Ayame sprechen, lernen, in welcher Welt sie jetzt lebte. Immerhin konnte sie nun sicher sein, dass ihr Ehemann nicht handgreiflich werden würde. Ja, es war nur ein Wort, aber er schien sehr auf seine Ehre bedacht. Sie sah auf, als sie etwas am Strand um die felsige Ecke der sandigen Bucht kommen sah – einen riesigen, weißen Hund, um dessen Brust sich Fell bauschte. Unwillkürlich hob sie die Rechte und winkte: „Guten Morgen, Taishou,“ rief sie. Der Inuyoukai blieb kurz stehen. In seiner Menschenform begrüßte sie ihn – bislang – nie mit diesem Lächeln und einem Winken. In der Tat, sie fürchtete sich nicht vor einem mehrmetergroßen Hund mit riesigem Gebiss sondern vor ihrem Ehemann. Damit hatte er zuvor wahrlich nicht gerechnet. Und sie in dieser Gestalt zu verführen war schlicht unmöglich. Nun, was sollte es. Sie waren in Flitterwochen und seine Gemahlin begrüßte ihn freundlich. So nahm er Anlauf und rannte schwanzwedelnd auf sie zu, ein Verhalten, dass in Izayoi, auch, wenn sie es nie aussprechen würde, das Bedürfnis weckte nach einem Stock zu suchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)