Alles rein geschäftlich! von Hotepneith (Izayoi und der Höllenhund) ================================================================================ Kapitel 15: Schwarzer Freitag ----------------------------- Takemaru Setsuna blickte in den Rückspiegel. Seine junge Herrin wirkte nicht sonderlich glücklich aber gefasst. Nun ja, es war und sollte ja auch, keine Liebesheirat sein, sondern eine geschäftliche Beziehung um das Unternehmen und vor allem den alten Familiennamen zu sichern. Dazu war sie erzogen worden. Er meinte daher auch nur: „Haben Sie spezielle Wünsche, Izayoi-sama? Soll ich direkt vor der Tür bleiben?" „Nein." Sie sah zu ihrem Leibwächter: „Bitte kommen Sie mit hinein. Ja, Onigumo ist mein Cousin, aber ich möchte nicht auch nur einen unschicklichen Anschein erwecken." Ehrlicherweise ergänzte sie: „ Auch Onigumo ist dieser Ansicht und erwähnte ich solle Sie nur mitbringen.“ Vernünftig gedacht. „So gesehen ist es bedauerlich, dass wir keine weiblichen Kolleginnen haben. Aber es ist ja nur vorübergehend. - Nun, ich habe ja auch vor dem Vorzimmer des Taishou auf Sie gewartet. - Darf ich übrigens fragen ob der etwas dazu sagte?“ „Nein, also, er erwähnte nichts. Da er aber selbst stets von Wachen umgeben ist, hielt er es wohl für selbstverständlich. Überdies – sie nennen sich schwerttragende Youkai, da sind sie vermutlich auch kriegerischer gewesen als andere.“ „Ja, das mag sein. - Soweit ich sah kandidiert er für den Aufsichtsrat. Werden Sie ihn unterstützen?“ „Er hat acht Prozent, Takemaru. Es wäre töricht ihn zu verärgern, solange ich nicht selbst....“ Sie brach ab. Nein, das sollte wohl auch er nicht wissen. Ihr Vater und Kanave hatten sich bemüht es nicht auszuplaudern – nun gut, der Taishou hatte es dennoch gewusst, aber sie vermutete inzwischen schwer, dass ihr Vater es ihm gesagt hatte. Immerhin hatte er ihn dazu gebracht ihm zu versprechen sie zu beschützen. Das ging kaum ohne auch mit unangenehmen Dingen herauszurücken. Takemaru parkte: „Die Goldene Laterne, Izayoi-sama.“ Es war ein kleiner Hinterhof mit zwanzig Parkplätzen. Zwei Autos standen hier, ein normales, das er Onigumo zurechnete, und ein Lieferwagen. Die meisten anderen Gäste, die man durch das Fenster schon sehen konnte, kamen wohl zu Fuß. Immerhin befand sich gegenüber der Hauptsitz des Fukuwara-Konzerns, aber auch andere Bürohäuser, und es war Mittagszeit. Er stieg aus, sah sich jedoch noch einmal pflichtbewusst gründlich um, ehe er seiner jungen Arbeitgeberin den Schlag öffnete. Einige Menschen im Lokal erkannten Izayoi und verneigten sich höflich vor der Prinzessin. Sie fragte die Bedienung und wurde zu einem kleinen Nebenraum wieder in den hinteren Teil des Anwesens gebracht, in dem sich ihr Cousin bereits aufhielt, nun höflich den Kopf neigte. Er trug einen Anzug, kniete aber auf den Matten. „Meine liebe Cousine....“ Ein Nicken galt dem Leibwächter. Er war nicht überrascht, eher erfreut, dass der mit hereinkam, neben der Tür stehen blieb. Wunderbar. Jetzt musste nur noch sein Plan so funktionieren wie er es vorgesehen hatte. Perfekte Konzeption zahlte sich eben aus. Überdies dachte dieser Setsuna sicher kaum daran, dass er ein Hanyou war, schneller und kräftiger als ein Mensch. Das, so hatte ihn sein Leben gelehrt, vergaßen Menschen gern. Lange Haare und spitze Ohren, dazu noch Markierungen galten als typische Beispiele der Youkai und Mischlinge gab es einfach zu selten, als dass Menschen da nicht auf sich auf diese geschlossen hätten, zumal wenn man selbst fast jedes Zeichen der anderen Art vermissen ließ. „Ihr Name ist Takemaru, nicht wahr? Setzen Sie sich nur zu uns.“ Es waren auch drei Schüsseln aufgedeckt worden. „Ich selbst habe zwar keine Leibwächter aber es muss doch sehr anstrengend sein stundenlang ruhig dazustehen. Darf ich dir die Hand reichen, liebe Cousine?“ Izayoi fand das sehr nett und ließ sich beim Hinknien helfen. Onigumo versuchte wirklich freundlich zu sein – nun ja, gab sie zu, er hatte wenn man nach dem Wunsch ihres Vaters ging, auch die besten Aussichten Fürst Fukuwara zu werden, wenn sie ihn heiratete. Sie atmete tief durch: „Danke, Onigumo.“ „Ich würde vorschlagen, dass wir erst essen ehe wir zum Geschäftlichen kommen. Wir sind ja doch unter uns.“ Sie sah ihn an: „Mit dem Geschäftlichen meinst du auch eine Ehe?“ „Natürlich. Erzähle mir nicht, dass du das nicht weißt.“ „Oh doch, das wurde mir immer wieder gesagt“ gestand sie und betrachtete ein wenig neugierig seine Hände. Er war ein Hanyou, aber nichts zeigte irgendwelche Spuren einer Spinne. Vermutlich hatte sie sich da wirklich etwas nur eingebildet. Es würde bestimmt nicht unangenehm sein, wenn er sie damit berührte, und sie würde sich sicher nach der Heirat in ihn verlieben. „Ich vermute, die Anwälte haben dir Vaters Testament auch zugeschickt.“ „Ja. Natürlich war es mir nichts Neues, da Onkel Jiro mit mir bereits darüber geredet hatte. - Ah, die Bedienung.“ Während der Bestellung dachte Onigumo ein wenig zynisch daran, dass das Testament durchaus bis zu einem gewissen Punkt daran Schuld war, dass er Izayoi nicht heiraten würde. Setsuna musste natürlich sowieso aus dem Weg – aber als Ehemann der Erbin würde er selbst immer nur die Verwaltung übernehmen, nie die Kontrolle. Als Alleinerbe schon. Möglichst unauffällig wartete er was Izayoi zu trinken bestellte, dann auch ihr Leibwächter. Wie er erhofft hatte, folgte der der Prinzessin. So würde nur eine größere Kanne mit grünem Tee gebracht werden. Er selbst wählte dagegen Wasser. Der Umweg war leider notwendig, da er die beiden Turteltauben erst betäubt brauchte, ehe er das eigentliche Mittel von Tsubaki spritzen konnte. Sie hatte ihn gewarnt, dass zumindest ein professioneller Leibwächter sich sonst immer zur Wehr setzen würde. Auch, wenn er ein Hanyou war, so war er nicht gerade kugelfest, wie man es zumindest ranghohen Youkai nachsagte, und so befolgte Onigumo den gut gemeinten und auch teuren Rat. Während er scheinbar höflich die Kanne aufnahm und sie Izayoi eingoss, ließ er durch die Tülle die Tablette fallen, wie er es stundenlang vor dem Spiegel geübt hatte. Es würde etwas dauern bis sie sich aufgelöst hatte und dann auch ihre Wirkung entfalten würde, bei Takemaru mehr bei Izayoi vermutlich weniger, da diese noch eine Tasse ohne Schlafmittel erhielt, aber mit ihr würde er garantiert fertig werden. Das eigentliche Mittel würde dann, je nach Konstitution des Opfers, für fünf bis sechs Stunden reichen - genug Zeit, um eilig die liebe Cousine zu verstauen und dann mit ihrem Liebsten einen kleinen Meeresurlaub zu machen. Wenn der aufwachte, würde es schon zu spät sein. Wachte Izayoi ebenfalls auf, würde sie keine Chance zur Flucht haben. Es war eigentlich ganz einfach. Es würde ein Schwarzer Freitag für die Beiden werden. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, erkundigte er sich höflich ob sie schon einmal am Meer war. Erst nach dem Essen, als er glaubte, die ersten Anzeichen von Müdigkeit, ja, Verwirrtheit, bei der Prinzessin und ihrem Leibwächter zu erkennen, wechselte er das Thema: „Wie du weißt, liebe Cousine, ist bereits am Dienstag die Aktionärsversammlung. Ich werde natürlich ebenfalls dort sein und hoffe doch, dass du mich als Vorstand vorschlägst. Das ist dein Recht, auch, wenn der Aufsichtsrat dann über diesen Vorschlag entscheidet, wie du ja bereits vom Taishou weißt. - Ich möchte das Weitere gleich noch besprechen. Entschuldige mich einen Moment.“ Sie würden denken er unterliege einer menschlichen Schwäche – aber er bezahlte und trug durch den Hintereingang zwei große hölzerne Kisten in die Gaststätte, die er bei den Toiletten abstellte. Hier fielen sie kaum auf, hoffte er, zumal, er plante sie schon bald wieder wegzuschaffen. Der Lieferwagen draußen war von ihm gemietet. Takemaru Setsuna blickte sich um. Antrainierter Instinkt warnte ihn vor Onigumo – aber stand es ihm zu eine bloße Vermutung gegenüber der Prinzessin über ihren vom Vater gewünschten Bräutigam zu verlieren? Musste er sich dann nicht sagen lassen, dass ihn das nichts anginge, ja, schlimmer, er unter Halluzinationen leide? Oder noch ärger, eifersüchtig wäre? Nun gut, das war er. Seit er ihr direkt als Leibwächter und Chauffeur dienen durfte verehrte er Izayoi-sama noch mehr als früher schon. Und kein Monster, kein Youkai und auch kein Hanyou, hatte sie verdient. Aber es war natürlich der Wille des verstorbenen Fürsten, auch die schiere Notwendigkeit die Familie weiterbestehen zu lassen, das Unternehmen zu leiten... Was war nur los mit ihm? Plötzlich schien der Boden zu schwanken und seine Herrin auch....Betäubung! „Izayoi-sama....Sie müssen hier weg, rasch, ehe er wiederkommt....“ brachte er pflichtgemäß hervor, unterbewusst bereits in sein Sakko greifend. Sie sah ihn für einen Augenblick überrascht an, langsamer in Gedanken als sonst, dann sah sie erschreckt, wie er zu Boden fiel, die Hand schon in der Jacke, an seiner Waffe. „Takemaru?“ Aber dann hörte auch sie ein seltsames Rauschen in den Ohren, ehe sich ein Schleier vor ihre Augen senkte. Keine Minute später kehrte Onigumo zurück. Das Schlafmittel hatte ja rasch funktioniert. Ob er es zu hoch dosiert hatte? Bei Setsuna würde das nichts ausmachen, aber wenn er seine Cousine nicht wie angekündigt präsentieren konnte, würde er Ärger bekommen. Das war nun einmal das Problem bei illegalen Geschäften – die Partner waren oft reizbar bis gefährlich. Nun gut, er sollte sicher gehen. Und so fesselte er zuerst den Leibwächter, dann der Prinzessin die Hände auf den Rücken, setzte zwei Spritzen, ehe er zwei mal mit seinen Opfern in den Armen zu den Kisten huschte. Perfekt, dachte er. Jetzt nur rasch noch fahren, Izayoi in seine zweite Wohnung bringen, dann zum Flughafen, wie die letzten Wochen das gemietete Flugzeug nach Süden nehmen. Falls jemand etwas von dem Treffen hier erzählte – und das würde rauskommen – so waren die Zwei verschwunden, als er sie kurz verlassen hatte. Das war fast die Wahrheit und würde hoffentlich glaubwürdig erscheinen, zumal wenn er von dem vertrauten Umgangston zwischen den Beiden berichtete. Hand in Hand der untergehenden Sonne entgegen zu spazieren um einer Pflichtheirat zu entkommen, Romantik pur. Das klang doch glaubhaft, zumal sicher auch Setsunas Kollegen sein Faible für seine Arbeitgeberin aufgefallen war. Izayoi war und blieb spurlos verschwunden, wie andere Mädchen vor ihr, und wenn der Leibwächter eines Tages gefunden würde gälte der als Badeunfall. Jetzt musste er sich aber tummeln. Sein Zeitplan war eng. Takemaru Setsuna erwachte mit dem Gefühl, dass etwas Schreckliches passiert wäre. Die Prinzessin! Er öffnete die Augen und schloss sie sofort wieder, da er geblendet wurde. Was war nur los? Sein Untergrund war hart und schwankte. Als er versuchte sich vor dem hellen Licht zu schützen, musste er feststellen, dass seine Hände auf seinem Rücken zusammengebunden waren. Es musste Sonne sein, denn er spürte die warmen Strahlen jetzt auch auf der Haut. Moment. Auf der Haut? Er wandte den Kopf beiseite um Schatten zu erhalten und öffnete erneut die Augen. In der Tat. Er befand sich auf einem Schiff, gefesselt, und seine einzige Bekleidung bestand aus einer, ihm eigentlich zu kleinen, Badehose. Onigumo! Das war die einzige Erklärung. Was hatte der Mistkerl vor – und wo war: „Izayoi-sama?“ brachte er hervor. Etwas platschte ins Wasser und er drehte den Kopf in diese Richtung, ein wenig erleichtert, die Prinzessin hier nicht zu sehen. „Izayoi ist gut behütet.“ Onigumo kam heran: „Ich sollte sagen schade für dich, dass du wach geworden bist. Du hättest fast deinen Tod verpasst.“ „Was hast du mit ihr vor?“ fragte der Leibwächter gepresst. „Du denkst an sie und nicht an dich? Wie rührend. - Offiziell werden alle glauben, dass ihr beide untergetaucht seid, romantische Liebe um einer aufgezwungenen Heirat zu entkommen. Klingt doch nach Schlagzeilen. Natürlich wirst du das hier nicht überleben, werter Takemaru. Niemand kommt mir ungestraft in die Quere.“ „Willst du mich über Bord werfen?“ Instinktiv zerrte der Samurai an seinen Fesseln: „Und die Prinzessin?“ Angelernte Reaktionen stets alle verfügbaren Informationen zu sammeln funktionierten selbst jetzt noch. Und seltsamerweise dachte er an den Rat seines Ausbilders: „Menschen reden gern über das, was sie getan haben und tun. Jemand, der einen Anderen umbringt, kann darüber nicht reden. Bring ihn dazu und du schindest Zeit...“ „So neugierig? Ja, ich werde dich über Bord werfen. Ich dachte schon du bleibst betäubt, aber es geht auch so.“ Onigumo ging etwas abseits und nahm eine lange Stange mit einem Haken daran, beugte sich über die Reling, wieder hörte man ein leises Platschen: „Du wirst das Ertrinken noch schätzen, denke ich. Und bei einem Unfallopfer sucht niemand nach einem Täter. Ja, hier.“ Er zog etwas aus dem Wasser, dass sein Gefangener nicht sehen konnte, ließ es wieder zurück. „Und was meine liebe Cousine betrifft, so werde ich sie heute Abend noch versteigern. Die Kunden stehen auf schöne, junge Mädchen. Was dann mit ihnen passiert, weiß ich nicht. Wirklich. Das kannst du mir glauben. Ich bin nicht so naiv erfahren zu wollen, was Youkai anstellen können.“ Außerdem war lügen gerade bei Inuyoukai keine gute Idee. Eiseskälte stieg in dem Leibwächter auf: „Das wagst du nicht! - Das wird rauskommen.“ „Du hast es noch nie mit intelligenten Leuten zu tun gehabt, hm?“ Der Hanyou legte die Stange wieder hin. „Ich sagte doch schon: offiziell seid ihr Zwei durchgebrannt. Und nach zehn Jahren werde ich Izayoi für tot erklären lassen und bin der Alleinerbe und Fürst.“ Takemaru rang nach Atem, in schlichter Todesangst, aber auch aus Sorge um seine Schutzbefohlene. „Du bist Abschaum! Und kein Youkai würde dir ein Menschenmädchen abkaufen! Darauf steht die Todesstrafe.“ „Aber, das haben sie doch schon gemacht. Natürlich, wenn der Taishou davon erfahren würde...Aber was der Gute eben nicht weiß...“ Onigumo trat neben den Leibwächter: „Tja. Ich habe keine Zeit mit dir zu plaudern.“ Er hob den sich Wehrenden hoch und schleuderte ihn mit übermenschlicher Gewalt über Bord. Der Aufprall im Wasser war hart, aber im nächsten Sekundenbruchteil traf etwas anderes Takemaru peinigend am ganzen Unterleib, als ob er jäh im Feuer steckte. Noch ehe ihn der abrupte, fürchterliche Schmerz schreien ließ, begriff der Verstand, was passiert war: Onigumo hatte ihn in eine Kolonie Würfelquallen geworfen. Ein Badeunfall, in der Tat, mit eindeutigen Spuren. Erneut zwang ihn die schier unerträgliche, brennende Qual des Nesselgiftes zum Brüllen Luft zu holen, obgleich er wusste, dass er nur Wasser atmen würde. Der letzte Gedanke, den er hatte, ehe eine gnädige Schwärze den Schmerz schwinden ließ: „Izayoi!“ Der Hanyou startete das Schiff erneut, sobald er sah, dass sein Opfer in den Wellen verschwand. Perfekt. Jetzt musste er nur schleunigst zurück, seine in den vergangenen Wochen aufgebaute Routine festigen, frische Früchte in das Flugzeug laden und zurückfliegen. Das Cousinchen würde ihn sicher schon vermissen. Izayoi erwachte nur langsam. Das Essen...Was war da nur geschehen? „Takemaru?“ flüsterte sie, ehe sie die Augen öffnete. Zunächst verschwamm alles vor ihren Augen, dann jedoch erkannte sie ein Zimmer, Matten, auf denen sie lag. Das Licht an der Decke brannte, es war kein Fenster zu entdecken. „Takemaru?“ fragte sie ängstlich. Niemand war hier. Sie wollte ihr Haar aus dem Gesicht streifen, aber musste erkennen, dass ihre Hände auf dem Rücken gefesselt waren. Entsetzt richtete sie sich auf. Takemaru! Er hatte sie noch wegschicken wollen. Was nur hatte Onigumo mit ihm gemacht? Und, was hatte ihr Cousin mit ihr hier vor? Er konnte doch nicht wirklich davon ausgehen, dass ihre Entführung nicht auffallen würde, ja, er Geld erpressen würde. Außerdem, was sollte das? Mit einer Heirat würde er doch alles bekommen? „Takemaru!“ Niemand antwortete. „Onigumo...?“ Das klang ängstlich. Nichts in ihrem gesamten Leben hatte sie auf solch eine Lage vorbereitet. Sie spürte, wie sie unkontrolliert zu zittern begann. Irgendwie schaffte sie es zurück an die Wand zu rutschen, sich dagegen zu lehnen und die Beine an sich zu ziehen, der einzige Schutz, den sie besaß. Jemand würde kommen, und dann....? Dann würde irgendetwas geschehen, das sie wohl nicht einmal erfassen konnte, von dem sie keine Ahnung besaß, das aber sicher grässlich wäre. Takemaru! Izayoi begann zu weinen, Sie wusste nicht, wie lange sie so gesessen hatte, als die Tür geöffnet wurde. Sie war einen Sekundenbruchteil fast froh ihren Cousin zu sehen, ehe sie mit absoluter Sicherheit wusste, dass er es war, der sie hierher gebracht hatte. „Wo...ist Takemaru?“ Man musste sich um seine Mitarbeiter kümmern, das war ihr immer eingeschärft worden, gleich, wie die eigene Lage war, und diese in das Unterbewusstsein übergegangene Mahnung funktionierte auch jetzt. Onigumo schüttelte den Kopf: „Was für Turteltäubchen, wirklich. Wo ist Izayoi? Wo ist Takemaru? - Es freut mich, Cousinchen, dass es dir schon wieder so gut geht. Steh auf!“ Da sie sich nicht bewegte: „Hoch mit dir oder ich helfe dir nach.“ „Ich kann ...so nicht aufstehen....Bitte, was soll das, Onigumo?“ Er stellte fest, dass sie mit den auf den Rücken gefesselten Händen und den schweren Kimono wohl tatsächlich ein Problem hatte, und packte ihren Arm, zerrte sie nicht sonderlich rücksichtsvoll auf die Beine: „Fangen wir an: ich werde Titel und Vermögen der Fukuwaras bekommen. Dein geliebter Takemaru...tja, das ist wohl eher eine religiöse Frage, denn er ist tot. Und du wird dich jetzt duschen und umziehen. Ich möchte dich ein paar Leuten präsentieren, die mir eine Menge Geld für dich bezahlen wollen.“ Er musste sie halten, da sie fast gefallen wäre: „Gefällt dir der Plan nicht, liebe Cousine? Es gibt Youkai, die nicht mit den Verträgen einverstanden sind. Ich weiß nicht, was sie mit den Mädchen machen, aber du wirst es bald herausfinden. - Komm jetzt. Falls du nicht willst, kann ich dich recht gut auch selbst ausziehen und waschen. Aber dann bekommst du beim Verkauf auch keine Kleidung, verstanden?“ Sie begriff vor allem nur, dass er, ihr einziger und letzter Familienangehöriger, ihren Leibwächter umgebracht hatte und sie einem wohl noch grässlicheren Schicksal überlassen wollte, Youkai, Höllenwesen: „Aber, warum...ich...heiraten?“ würgte sie irgendwie hervor, ließ sich aber mitziehen. Was blieb ihr anderes übrig? Der Kraft eines Hanyou hatte sie, noch dazu in ihrem geschockten Zustand, nichts entgegen zu setzen. Onigumo öffnete eine Tür: „Hier, das Bad. Du hast genau fünfzehn Minuten ehe ich reinkomme. Dann solltest du geduscht sein und dort den Yukata anhaben. Nur den. Keine Unterwäsche oder sonstigen Unsinn. Vielleicht wollen sie auch die Ware genauer betrachten.“ „Du...du hast das schon öfter gemacht,“ erkannte sie entsetzt. „Los jetzt.“ Sie konnte sogar jetzt noch mitdenken. Gut. Dann würde sie vielleicht nicht hysterisch werden, das senkte den Preis. „Fünfzehn Minuten.“ Er schob das Mädchen in das Bad und schloss die Tür, nahm sein Handy, ehe er rasch einen längeren Text eintippte und als als Gruppenmail an seine Interessenten verschickte, ehe er es wieder löschte. Nur nie etwas gespeichert lassen, war seine Devise. Angekündigt hatte er den Verkauf bereits, nun folgten noch Ort und Konditionen, wie immer sehr kurzfristig. Nur für den Fall, dass da jemand falsch spielte, und ihn doch an die Polizei verraten wollte. Und in gut zwei Stunden würde er das Problem Izayoi ein für alle Mal los sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)