Alles rein geschäftlich! von Hotepneith (Izayoi und der Höllenhund) ================================================================================ Kapitel 8: Sonntag ------------------ Izayoi bemühte sich ihre Nervosität nicht zu erkennen zu geben, als sie leise am Arbeitszimmer ihres Vaters vorbeihuschte, um nachzusehen, ob im Esszimmer alles für das Mittagessen vorbereitet war. Onigumo war bereits anwesend, das hatte sie mitbekommen,, aber sie wollte doch als gute Hausfrau dastehen, ihren Vater und natürlich auch sich selbst nicht vor dem Cousin blamieren. Da sie alles zufriedenstellend vorfand, beschloss sie wieder in ihre Zimmer zurückzukehren Das Essen sollte erst um vierzehn Uhr stattfinden, da hatte sie noch Zeit. Vor dem Arbeitszimmer ging sie jetzt ein wenig langsamer. Ja, sie war neugierig und das schickte sich nicht für eine Prinzessin, aber immerhin ging es um ihre Heirat, ihre Zukunft... Sie hörte einzelne Worte. Offenbar war nicht sie das Thema des Gespräches sondern irgendwelche Cafes, mit denen ihr Vater wohl nicht ganz einverstanden war, denn Onigumo bemühte sich sehr zu erwähnen, dass alles legal sei, die Angestellten geschützt würden. Sie sollte hier nicht stehen bleiben. Wie sähe das denn aus, wenn Vater oder Cousin sie hier beim Lauschen ertappen würden. So ging sie eilig in ihre Zimmer. Sie musste sich sowieso noch umziehen und ihre Haare bürsten. Und sie würde noch ein wenig im Internet suchen, wie sie es seit Tagen tat. Sie hatte begonnen sich für Youkai zu interessieren, jene Höllenwesen, vor denen ihr Vater sie warnte – aber was sie in den offiziellen Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft fand, war weniger erschreckend als sie bislang stets geglaubt hatte. Gestern hatte es einen Wohltätigkeitsball gegeben, zu dem auch der Rat der beiden Völker erschienen war, natürlich außer dem Kaiser und ihrem Vater, Es hieß, Fürst Fukuwara habe krankheitsbedingt abgesagt....Krankheit, ja, sein Herz, dachte sie besorgt. Er bemühte sich offenkundig sich zu schonen. Sie betrachtete das Bild. Menschen und Youkai in dunklen Anzügen. Das also waren alles Ratskollegen? Sie hatte gedacht, es seien nur acht? Ah, nein, das neben dem Inu no Taishou war offenkundig sein Sohn, dieser Sesshoumaru. Dann waren das andere wohl auch Söhne – und Ehefrauen und Töchter. Keiner der anderen Youkai trug diese seltsamen Fellteile außer dem Fürsten. Sein Erbe besaß allerdings eine Art Boa, die er um die Schulter geschlungen hatte, damit sie nicht am Boden schleifte. Ja, das mussten Rangabzeichen sein. Es hieß, es seien Spenden für Waisenhäuser und Kinderstationen in Krankenhäusern gesammelt worden. Nun, dachte sie mit einem leichten Lächeln, der Taishou konnte seinen Sohn kaum verleugnen. Selbst hier im Profil auf dem Foto sahen sie sich recht ähnlich. Energisch klappte sie den Laptop zu. Sie sollte sich lieber um ihre eigene Zukunft und die der Familie Fukuwara kümmern. Es wurde Zeit hinüber zu gehen und dafür zu sorgen, dass das Essen rechtzeitig serviert wurde. Während der Mahlzeit betrachtete Onigumo immer wieder seine Cousine. Sie sah ihn kaum an, dachte er. Weil er ein Hanyou war? Oder weil sie so schüchtern war? Oder weil sie derart altmodisch erzogen worden war? Eine Mischung aus allem? Er sprach sie einige Male an, über Pflanzen, Spaziergänge und sie antwortete höflich, gesittet, geradezu. Nun, mit ihr als Ehefrau sollte man wenig Probleme haben. Wobei er ehrlich zugab, dass er mit Frauen noch nie Schwierigkeiten gehabt hatte. Er verstand es sie zu überreden fügsam zu sein. Mit Izayoi dürfte es da erst recht keine Probleme geben, so, wie sie gedrillt worden war. Was hatte sie ihn gerade gefragt? „Nein, ich war nicht auf dem Wohltätigkeitsball. Das ist nicht so meine Art...“ Allerdings wären wohl weder Onkel noch Cousine mit seiner speziellen Art der Wohltätigkeit einverstanden. Überdies – er hatte nicht einmal eine Einladung bekommen. Das würde wohl erst der Fall sein, wenn er den Fürstentitel trug und das Familienvermögen zumindest verwaltete – und später auch besaß. Das konnte natürlich erst nach dem Tode seiner Angetrauten passieren, aber zum einen war er als Hanyou einer Menschenfrau an Lebenserwartung überlegen, zum anderen gab es durchaus Möglichkeiten außer Scheidung um sie loszuwerden. Onkel Jiro hatte bereits deutlich gemacht, dass bei einer Scheidung, gleich von welcher Seite aus, das Vermögen allein wieder Izayoi zustände. Nutzlos zu erwähnen, dass er, Onigumo, damit nicht einverstanden wäre. Aber noch sollte er den verständnisvollen Cousin und erfolgreichen Neffen spielen, nicht erkennen lassen, dass er Frauen, zumal Ehefrauen, nur als nutzbringende Dinge einstufte. „Onigumo,“ meinte der Fürst langsam: „Was ist dich schon länger fragen wollte: besitzt du eigentlich Aktien der Gesellschaft?“ „Deiner, verehrter Onkel?“ Onigumo war überrascht. Das war eigentlich kein Thema für ein Essen oder in Gegenwart der doch so ahnungslosen Tochter. Oder auf was wollte Onkel Jiro raus? „Ja, ich habe mir einige vor einigen Jahren zugelegt. Weniger als Geldanlage sondern aus einer gewissen...Verbundenheit. Ich weiß nicht, wie viele, aber es sind keine hundert.“ Fürst Jiro zeigte durch nichts seine Enttäuschung, sondern sagte, als habe er scherzen wollen: „Also hast du bislang keine Sperrminorität....“ Und er konnte ihn nicht dazu bringen sein eigenes Paket wieder aufzustocken,. Hundert – das war viel zu wenig. Auch dies war kein Ausweg. Welcher Fond oder welche Privatperson hatte sie nur. Oder waren sie einfach zerstreut worden? „Davon hättet du bereits Kenntnis, werter Onkel.“ „Natürlich.“ Izayoi war feinfühlig genug um zu erkennen, dass ihr Vater etwas anderes dachte als er sagte. Was war nur los? Aber vor dem Cousin konnte sie unmöglich fragen, nun, eigentlich überhaupt. Es handelte sich um Aktien und Geschäfte, alles, was sie zu hören bekommen würde, wäre, dass sie ihr Köpfchen nicht darüber zerbrechen sollte. So lenkte sie lieber ab: „Das Wetter ist wunderschön, lieber Onigumo. Hättest du Lust ein wenig im Garten spazieren zu gehen?“ Immerhin lautete so die Anweisung ihres Vaters, der auch prompt ergänzte: „Ich ließ den Garten einst für meine Gemahlin zur Hochzeit anlegen. Sie schätzte die altmodische Gartenkultur.“ „Oh, natürlich, gern...“ Onigumo erhob sich. Aus Gärten machte er sich gar nichts, aber wenn Izayoi wie ihre Mutter das mochte – nun, es gab ärgere Hobbies. Immerhin war sie dann beschäftigt und würde ihm nicht geschäftlich auf die Finger gucken wollen. Nicht, dass sie es gekonnt hätte. Sie war offenkundig dazu erzogen worden sich im Haus zu betätigen. Aber etwas anderes war wichtiger. Was sollte diese Bemerkung mit den Aktien? Jiro Fukuwara machte nichts umsonst. Und als Scherz war das denkbar unpassend bei einem privaten Gespräch. War das eine Aufforderung gewesen sich mehr der Aktien zuzulegen? Oder, dass welche auf den Markt kommen sollten? Es würde wohl nicht schaden sich ein wenig Bargeld zu verschaffen. Dazu müsste er freilich, da er nie auf Aktien gesetzt hatte, ein oder zwei Lokale verkaufen, aber das sollte möglich sein. Immerhin verfügten alle über eine sehr gute Lage und Besucherzahlen. Aber man sollte den Hinweis eines so alten Hasen nicht unberücksichtigt lassen, zumal das dem lieben Onkel offenbar wichtig war. Apropos Fürst Jiro...der setzte sich soeben auf eine Bank. „Geht nur ein wenig,“ sagte er: „Ich ruhe mich etwas aus....“ Was für ein durchsichtiger Vorwand, dachte der Hanyou, um ein Gespräch mit seiner Tochter zu ermöglichen – formell und in allen Ehren aber doch zu zweit. Izayoi neigte auch nur den Kopf und spazierte weiter: „Dies hier ist der so genannte Meditationsgarten. Viele Steine, keine Pflanzen. Der Geist wird leer dadurch...“ „Bist du oft hier, werte Cousine?“ „In diesem Teil, nein. Ich mag das Wasser lieber als Steine. Es ist lebendiger.“ „Dann gehen wir dort hinüber....“ Er musste sie zu einer Zustimmung bewegen: „Ich vermute einmal,“ begann er daher, während sie zu den Quellbrunnen gingen: „Dass Onkel Jiro bereits auch dir gegenüber erwähnte, dass er eine Heirat zwischen uns beiden gern sähe.“ „Ja.“ Was sollte sie sonst dazu sagen? „Ich finde, wir sollten uns ein wenig besser kennenlernen. Das ist nichts, was man überstürzen sollte.“ Izayoi nickte wortlos. Nein. Wenn Vater es ihm nicht gesagt hatte, wie krank er sei und wie wichtig die baldige Entscheidung wäre, durfte sie ihm auch nicht vorgreifen. Falls Onigumo aber so verständnisvoll war, würde er vielleicht auch kein schlechter Ehemann sein. Sie meinte jedoch: „Ich vermute, dass dich der Fürstentitel durchaus reizt.“ Nanu? Blitzte da Intelligenz bei dem schüchternen Mädchen auf? Das konnte er noch weniger leiden als dieses Geschlecht an sich. „Nun, wohl jeden, zumal mein Vater ihn ja trug...Allerdings nicht so sehr, dass ich mir so gern die Mehrarbeit aufhalsen würde. Die würde ich nur dir zuliebe übernehmen.“ „Mehrarbeit?“ Sie blickte irritiert auf. „Liebe Cousine, ich führe eine Restaurantkette – ich bin auch ohne die Unternehmen deines verehrten Vaters, meine Onkels, durchaus wohlhabend und beschäftigt.“ Sie sollte ihn nicht für einen Mitgiftjäger halten. Dem Fürsten hatte er das schon mal plausibel gemacht. Jetzt musste er beide nur davon überzeugen, dass er ein rücksichtsvoller Ehemann wäre, verständnisvoll, kurz, ein Traum jeden Mädchens....Nun, das würde er dann auch durchhalten müssen bis sein werter Onkel das Zeitliche gesegnet hatte, danach war ihm Izayoi ausgeliefert. Aber wozu das im Vorfeld erwähnen. „Natürlich, ich meinte...ich wollte dich nicht beleidigen.“ Braves Mädchen. „Ich verstehe, dass du mit dieser Lage ein wenig überfordert bist. So hattest du dir das nie vorgestellt, oder? Eher, dass ein...Prinz vorbeikommt?“ Ah, sie wurde rot. Dann hatte er wohl recht mit seiner Annahme, dass jedes Mädchen davon träumte. Er breitete ein wenig die Arme aus: „Reden wir etwas, dann wirst du sehen, dass ich zwar kein Prinz bin, aber doch ein potentieller Ehemann.“ Das war nicht gelogen. „Frage doch, wenn du etwas von mir wissen willst.“ Er vermutete nicht, dass ihre Fragen auch nur andeutungsweise in jene Bereiche vordringen würden, die er einstweilen zu verschweigen wünschte. Ja, was wollte sie eigentlich wissen? Es war nett von ihm auf ihre Besorgnisse einzugehen, „Hast du auch solch ein Haus?“ „Nein. Ich lebe in einer Wohnung mit vier Räumen. So allein...Natürlich ist eine Familie etwas anderes. Da müsste ich mich eben diesbezüglich verändern.“ „Ja....Du hast keine Leibwächter?“ „Nein. Ich bin recht unbekannt, weißt du. Dein Vater ist Ratsmitglied, Fürst und steht in der Öffentlichkeit. Vielleicht brauche ich sie, wenn...ich meine, falls wir heiraten, aber momentan sicher nicht.“ Mit gewöhnlichen, menschlichen Überfällen wurde er als Hanyou fertig, zumal mit einiger Hilfe seiner Bekannten, – und Youkai machten das in aller Regel nicht. Die Folgen, die auf derartige Idioten warteten, waren dermaßen final, dass kaum einer über die Verträge hinwegsah. Der Inu no Taishou verstand es seine Leute an der Kandare zu halten. Manchmal durchaus zu seinem Bedauern, denn es gab nur wenige Youkai, die ihm bei seinem unterhaltsamsten Geschäftszweig als Kunden dienten, dafür aber gute Einnahmen bescherten. „Du möchtest sicher auch nach einer Heirat ein so großes Haus führen, wie hier, oder? Mit Einladungen?“ Sie mochte nicht zugeben, dass sich die privaten Einladungen ihres Vaters auf einen sehr kleinen Rahmen beschränkten und ihr Einführungsball der erste seiner Art gewesen war: „Ich habe das gelernt...“ „Gut, denn ich nicht. - Siehst du, ich brauche deine Unterstützung.“ Er blieb stehen und berührte ihren Kimonoärmel: „Soziale Sachen und so würdest du doch auch übernehmen?“ „Ja, natürlich.“ Sie starrte zu Boden, als sie murmelte: „Ich...ich würde gern noch etwas wissen...“ „Nun?“ „Hast du ein....eine....ein anderes Interesse?“ Onigumo, der sich viel auf seine Intelligenz und Weltkenntnis zu gute hielt, starrte sie überrascht an. Was sollte das? Was meinte sie? Dann erst dämmerte ihm was seine so altmodisch erzogene Cousine damit andeuten wollte: „Oh, nein. Ich habe keine andere Frau....Übrigens auch noch nie eine Lebensgefährtin gehabt.“ Ach du je. Allein diese Formulierung...Aber das bedeutete auch, dass sie sich nur nach einer dauerhaften Beziehung erkundigt hatte, neben einer möglichen Ehe, nicht nach einzelnen Geliebten. Das klang perfekt. Onkel Jiro hatte sie wirklich fügsam erzogen. Da konnte er sich tatsächlich die Grunderziehung sparen. Sie amtete doch ein wenig auf, zuckte aber unwillkürlich zusammen, als sie seine Hand auf ihrer Schulter spürte. Niemand berührte sie, außer Eliza oder eben, wenn ihr jemand aus dem Auto half oder ähnliches. Das Intimste ihres bisherigen Lebens von Männern waren die Tänze auf dem Ball gewesen. So starrte sie instinktiv ängstlich zu ihm auf, spürte, dass er ihre Wange küsste. Es war ungewohnt, seltsam kalt, und sie spürte wie sie ein Schauder überlief, als eine ungekannte Angst durch ihre Adern stieg. War das der Spinnenanteil in ihm? Es fühlte sich an als blicke sie in einen dunklen Abgrund. In jäher Panik riss sie sich los und floh förmlich, so rasch es der Kimono und ihre Sandalen zuließen, vorbei an ihrem Vater, ins Haus. Onigumo starrte etwas perplex hinterher, zumal er hörte, dass sich Fürst Jiro näherte. Er wollte etwas Entschuldigendes sagen – auch, wenn er diese panische Reaktion nicht begriff – aber sein Onkel schüttelte den Kopf. „Du warst wohl ein wenig zu stürmisch, mein Lieber. Izayoi ist ein sehr wohlerzogenes Mädchen.“ „Ich...ich bitte um Verzeihung, verehrter Onkel, aber....ich...ich habe eigentlich wirklich nichts...Ehrenrühriges getan...“ Nicht, dass diese dämliche Pute jetzt alles zerstört hatte. Dafür müsste er sie wirklich bestrafen... „Hast du sie umarmt?“ „Äh, die Hand auf die Schulter gelegt....“ Ja, das war schon relativ intim, auch der schüchterne Kuss, zumal bei dieser altmodischen Erziehung, aber, das war doch quasi seine Verlobte. Hoffentlich blieb es dabei. Fürst Jiro nickte nur: „Sie wird sich beruhigen. Du solltest ihr hinterher gehen. Und merke dir eines, vor allem für die Hochzeitsnacht – sei behutsam. Nicht einmal ich umarme sie.“ Dann war unberührt wohl noch untertrieben, jedoch eine gute Erklärung. Aber das war eine Aufforderung gewesen: „Ja, verehrter Onkel.“ Er gehorchte. Izayoi war in das erstbeste Bad im Haus gestürzt und kühlte sich die Hände und das Gesicht . Hatte sie überreagiert? Vermutlich. Immerhin sollte ihr Cousin sie doch heiraten. Und ein Kuss auf die Wange mochte in diesen modernen Zeiten als harmlos gelten. Sie hatte das wohl wieder nicht gewusst....Wie so vieles. Onigumo hatte sich bemüht sie zu beruhigen – und sie lief ihm davon. Das war bestimmt nicht gut. Ihre seltsame Angst vor seiner Berührung kam gewiss auch nur aus ihrer Unerfahrenheit. Warum sollte er auch spinnenartig wirken – er sah gar nicht danach aus. Das war nur ein reines Vorurteil. Sie trocknete sich ab und ging hinaus. Sie sollte sich wohl bei ihm entschuldigen... Ja, das war sie Vater schuldig. Sie bemerkte, wer sich ihr näherte: „Takemaru? Ich brauche Sie nicht.“ „Sicher?“ Ihr Leibwächter verneigte sich: „Ich sah nur, dass Sie aus dem Garten kamen...“ „Äh, ja. Ich...ich war ein wenig erhitzt und wollte mich abkühlen.“ Der dunkle Blick glitt fast besorgt über sie: „Sie lügen schlecht, Izayoi-sama. Soll ich Sie zurück zu dem Fürsten begleiten?“ „Nein, danke.“ Ach du liebe Güte, jetzt hatte sie ihren Quasi-Verlobten wohl blamiert: „Es ist wirklich in Ordnung. Es...es lag nur an mir. Es ist alles in Ordnung. Mein werter Cousin und mein verehrter Vater waren sehr freundlich und entgegenkommend zu mir. Es war nur die Rede über eine mögliche Heirat, die mich ein wenig aufregte. Man heiratet nicht so oft...“ Takemaru Setsuna neigte höflich den Kopf. Es hatte ihn nichts anzugehen, aber er konnte nicht verhindern, dass er in den letzten Wochen mehr als nur ein Beschützergefühl für Izayoi entwickelt hatte. Und dass ihn ihr warmes Lächeln jetzt bis ins Innerste ergriff. Für dieses Lächeln wäre er bereit zu sterben. „Danke, Takemaru,“ sagte sie leise: „Ich weiß Ihre Besorgnis wirklich zu schätzen. Aber es gibt nichts, vor dem Sie mich beschützen müssten.“ Oder auch nur könnten. Onigumo war stehengeblieben, als er sein Mittel zum Erreichen des Fürstentitels und einiger Millionen im Gespräch mit einem anderen Mann entdeckte. Wer war das? Der trug Uniform, also wohl ein Angestellter. Anfang Dreißig, ein Mensch, schätzte er. Und den lächelte sie so an – ihn floh sie, obwohl er sich solche Mühe gegeben hatte? Was war der? Und viel schlimmer – was bedeutete der ihr? Er drehte ab und hatte als Gast und Verwandter des Hauses bei einem scheinbar beiläufigen Gespräch mit einem Gärtner in wenigen Minuten den Namen herausgefunden. Takemaru Setsuna. Der Chauffeur und Leibwächter Izayois. Ja, war denn sein Onkel schon etwas bis sehr verkalkt? Ein so streng erzogenes Mädchen – und bekam einen relativ jungen, aber wohl durchaus gut aussehenden Mann als Leibwächter zugeteilt? Kein Wunder, dass sie sich in ihn verliebt hatte, bei solch romantischen Träumen, denen sie nachhing. Und ebenso kaum verwunderlich, dass dieser Takemaru seine Chance gesehen hatte und sich an sie herangemacht hatte. Jeder Narr wusste doch, was eine Heirat mit ihr bedeutete. Das konnte er, Onigumo, ihm nicht durchgehen lassen. Dieser Kerl hatte es geschafft sich zwischen ihn und seine Ziele zu stellen. Und dafür würde er bezahlen. Alles, was er selbst tun musste, war, schleunigst einen Detektiv auf den zu hetzen. Jeder Mensch hatte Fehler. Onkel vertraute dem Mistkerl, sonst hätte er ihm kaum zu seiner Tochter befohlen, also sollte er wirkliche, handfeste, Beweise liefern, damit der rausgeworfen wurde. Falls das nicht ging, so sollte er sich schon mal einen Plan B überlegen, sobald er alle Daten vorliegen hatte. Eines war jedenfalls klar: Takemaru Setsuna musste verschwinden. Schnell und ohne Aufsehen. Und er sollte sich jetzt vorsorglich mal bei seiner naiven Cousine entschuldigen, die jetzt offenbar wieder in den Garten wollte: „Izayoi...“ Sie fuhr förmlich herum, neigte aber eilig den Kopf: „Es..es tut mir Leid, Onigumo...“ „Nein, mir tut es Leid. Ich habe für einen Moment vergessen, wie strikt du erzogen wurdest, und gab einem Impuls nach. Ich fand dich da einfach nett und hübsch und....Nun ja.“ Was konnte er noch mehr an Komplimenten für ein weibliches Wesen aufbringen? Sie wurde rot: „Ich bin nur so erschrocken....Das hat noch nie jemand gemacht, weißt du....“ „Ich habe es bemerkt. Und ich kann dir versichern, dass ich künftig darauf Rücksicht nehmen werde.“ Zumindest, solange Onkel noch lebte, der Fürstentitel noch vergeben war, und Jiro die Hand auf dem Geld hatte. Dann würde eben immer irgendeine andere dumme Pute unter ihm leiden müssen, wenn er sich bei seiner Angetrauten zurücknahm. Er schätzte Dominanz – und eines Tages würden ihm Menschen und Youkai beiderlei Geschlechts zu Füssen liegen. „Komm jetzt, dein Vater erwartet uns im Garten.“ Tatsächlich atmete Fürst Jiro auf, als er Tochter und Neffen in Eintracht auf sich zukommen sah. Ja. Onigumo war wohl etwas etwas vorschnell gewesen, nun gut. Das war bei einem jungen Mann nicht verwunderlich, ebenso, dass jemand, der diese neumodischen Sitten kannte, leicht Izayoi verschrecken konnte. Womöglich sollte er selbst seine Tochter doch noch aufklären was ihr Gatte von ihr wollte? Aber, das sollte doch Miss Oberton erledigt haben, für was hatte er denn eine Erzieherin fast zwanzig Jahre beschäftigt. Nein, Izayoi kannte sicher die Theorie, war nur ein wenig über das kühne Vorgehen erschrocken. Nun, Onigumo hatte zugesagt sich zurückzunehmen und sie musste sich eben an das gewöhnen, was ihr Mann von ihr verlangte. Respekt und Gehorsam würde sie ihm jedenfalls entgegenbringen, da war Jiro Fukuwara absolut sicher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)