Freundschaftsbeweise von Rabenkralle ================================================================================ Epilog: Epilog -------------- Mit starrem Blick ging Ino den Pfad entlang. Der Weg war rutschig durch den Matsch, doch sie achtete nicht darauf, besonders vorsichtig zu sein. Sie setzte einen Fuß vor den anderen und blickte nicht zurück. Sie wollte nicht daran denken, was geschehen war und sie wollte keinen Gedanken an das verschwenden, was sie erwartete. Bei jedem Schritt fühlte sie, wie kaltes Metall ihren rechten Oberschenkel streifte. Es war die Schusswaffe ihres besten Freundes, die sie immer noch in der Hand hielt, die Waffe, mit der sie ihn auf seinen Wunsch hin getötet hatte. Doch sie dachte nicht daran, verdrängte jegliche Eindrücke, die sie an das erinnerten, was vor nicht einmal einer Stunde geschehen war. Im Moment gab es nur sie und den ausgetretenen Pfad, der sich nach oben schlängelte. Ino beschleunigte ihren Gang und ließ die letzte Biegung hinter sich. Sie passierte die Stelle, an der das Gelände deutlich flacher wurde und stockte. Am Eingang des Waldes stand jemand. Sie blinzelte ungläubig und der Mann setzte sich in Bewegung. Ein breites Lächeln lag ihm auf den Lippen, als er direkt vor ihr stoppte. »Ino, da bist du endlich!«, flötete Naruto gut gelaunt. »Die anderen haben schon Wetten abgeschlossen, wann ihr hier ankommt.« Sie starrte ihn nur an und sagte nichts. War sie in einem schlechten Film gefangen oder hatte sie alles nur geträumt? Was zur Hölle war der Grund, warum er völlig unversehrt und mit seiner schelmischen und vor Freude überschäumenden Miene vor ihr stand? Er war doch von der anderen Gruppe gefangen genommen und zu deren Lager geführt worden. Sollte das ein makaberer Scherz sein, den diese Leute mit ihr trieben? Fassungslos öffnete sie den Mund. »Was machst du hier?«, hauchte sie. »Ich dachte, du währst …« Sie verstummte. Narutos Lächeln wich einem ernsten Gesichtsausdruck. »Das war ich auch«, erwiderte er, »aber wie es der Zufall so wollte, ist ihr Anführer ist ein alter Freund von mir.« Ino warf den Kopf hin und her. Das konnte nur ein Witz sein. »Sie haben dich gezwungen, das zu sagen, weil sie uns beide leiden sehen wollen, stimmt’s?« Er legte seine Hand auf ihre Schulter. »Nein«, sagte er ruhig, »Gaara und ich waren in der Grundschule im selben Sportverein. Im vierten Jahr ist er von seinem Onkel zurück zu seinen Eltern gezogen. Wir haben uns seitdem nicht gesehen, aber wir haben uns sofort wiedererkannt.« Mit halbgeöffnetem Mund starrte sie vor sich hin. Sie glaubte nicht, dass Naruto ihr eine Lüge auftischte, doch dieser Zufall war ihr fast schon zu zufällig. »Er hat sich auch sofort bei uns entschuldigt. Vor allem im Namen seiner Geschwister. Die beiden haben dich und Shikamaru ziemlich in die Mangel genommen.« Er räusperte sich, dann warf er arglos ein: »Apropos, Shikamaru: Wo ist er eigentlich?« Als sie seinen Namen hörte, kam plötzlich alles wieder in ihr hoch. Sie sah seine fahle Haut, sein Blut, das sich unter ihm ausbreitete, sein dankbares Lächeln, das ihm auf den Lippen lag, nachdem sie geschossen hatte. Ino ließ die Waffe fallen und senkte ihren Blick. Ihre Brust schnürte sich zusammen, ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie biss sich auf die Unterlippe, um sie zu unterdrücken, so lange es ihr möglich war. Doch es gelang ihr nicht. Als sie blinzelte, tropfte die erste Träne zu Boden. Und ihr folgten weitere, bis sie auch das laute Schluchzen nicht mehr in sich verschlossen lassen konnte. »Er ist tot«, flüsterte sie, »und es ist meine Schuld.« Sie schnappte nach Luft und rief verzweifelt: »Ich habe ihn umgebracht!« Naruto schwieg. Er legte seinen Arm um sie, zog sie an sich und ließ sie erst los, als die letzte Träne geweint war. ~ Ende ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)