You gotta make me move von abgemeldet ((Royai)) ================================================================================ Kapitel 1: Injured ------------------ „Der Wachhund des Oberst schnüffelt also gerne in fremden Angelegenheiten herum, was?“, ein grollend, donnerndes Lachen hallte durch die von der Dunkelheit eingehüllten Gasse, gefolgt von einem schmerzhaften Stöhnen. Starke Krallen bohrten sich in weißes Fleisch, solange bis die lebenserhaltende blutrote Flüssigkeit aus ihr heraus quillt. Wieder ein schmerzlicher Laut, als sich die Krallen noch viel tiefer bohrten und ihrem Opfer die Möglichkeit nehmen zu atmen. Schließlich packten die Krallen noch ein letztes Mal kräftiger zu. Ein lauter verzweifelter Schrei schnitt durch die Stille der Nacht, gefolgt von einem erneuten Lachen, welches sich rapide in ein wütendes Knurren wandelt und schließlich in Sterbelauten endete. „Oberleutnant!!“, hallte es besorgt durch die Gasse, als Riza auf den Boden sackte. Schnell war der Schwarzhaarige bei der Verletzten und zog sie in seine Arme. Unaufhörlich strömte das Blut aus ihren Wunden und das Atmen fiel ihr von Sekunde zu Sekunde schwerer. Sie konnte kaum noch ihr Bewusstsein aufrecht erhalten. Nur ein sanftes Lächeln legte sich einen Moment lang auf ihre Lippen, ehe die angenehme Schwärze nach ihr griff. Leises Murren ertönte in dem sonst stillen Raum, gefolgt von einem leichten Rascheln der Decke. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen und sah sich kurz um. Der Schwindel war unerträglich und die aufkommende Übelkeit, die dadurch entstand, war kaum zu bändigen. Riza atmete tief ein und wieder aus und versuchte damit jene Übelkeit unter Kontrolle zu bekommen, doch sie schaffte es nicht. Schwach richtete sie sich auf. Die schlanken Beine wurden über die Bettkante gehängt, damit sie aufstehen konnte. Wie automatisch legte sich ihre Hand an ihren Mund und sie musste leicht würgen. Wenn sie nicht bald zur Toilette kam, würde ihr ein Malheure passieren und diese Peinlichkeit wollte sie um jeden Preis verhindern. Wie die blonde junge Frau es schaffte ins Bad zu kommen, eilte sie schnell zur besagten Toilette und übergab sich. Nur am Rand hatte sie wahrgenommen, dass sie sich im Krankenhaus aufhalten musste. Betäubt durch vielerlei Schmerzmittel merkte sie nur einen leichten Druck, da wo sich die tiefen Wunden befanden. Schwach betätigte sie die Spülung, schaffte es aber selber nicht mehr sich aufzurichten. Durch das merkwürdige Geräusch angelockt, betrat nun Fuery den Raum. „Oberleutnant?“, der Jüngere sah sich um und entdeckte die junge Frau im Bad. „Oberleutnant!“, schnell war er an ihrer Seite und half ihr wieder ins Bett zu gelangen. Sie war äußerst blass und sah schlecht aus. „Was ist los?“, die dunkle und ruhige Stimme des Oberst ertönte und Roy betrat den Raum mit einer Tasse Tee, vergaß jenen Tee aber, als er die Blonde sah. Mit einem donnernden Geräusch landete die kleine Porzellantasse auf dem Tisch, welche ihren Inhalt fast völlig auf der Tischplatte ergoss, durch das ruckartige Abstellen. Schnell eilte er an ihr Bett und betrachtete sie besorgt. „Rufen Sie einen Arzt!“, befahl Mustang und Fuery salutierte, ehe er hinaus rannte. „Riza?“, nur wenn sie alleine waren sprach er sie mit ihrem Namen an. „Ugh.. Oberst...?“, schwach sah sie zu ihm hinauf und lächelte etwas. „Was ist passiert?“, wollte der Flame Alchemist wissen und strich ihr einige der blonden Strähnen aus der feuchten Stirn. „Mir war nur etwas schlecht...“, murmelte sie müde und schloss ihre Augen wieder. Wahrscheinlich hatte ihr Körper die Medikamente einfach nicht richtig vertragen, was die Übelkeit erklären würde. „Mir geht es sicher bald wieder besser“, sprach Riza leise. Der Schwarzhaarige schüttelte leicht den Kopf und deutete ihr ruhig zu sein. Er bemerkte, dass es sie viel Kraft kosten musste zu sprechen. „Ruhen Sie sich ordentlich aus und kommen Sie wieder auf die Beine. Ich brauche Sie doch immerhin an meiner Seite“, Roy lächelte etwas und brachte damit auch sie ein wenig zum lächeln. Wie schaffte er das nur immer wieder? Selbst in einer solchen Situation hatte er die Fähigkeit sie wieder aufzumuntern. Es dauerte keine fünf Minuten und Fuery kam gemeinsam mit einem Arzt wieder, welcher sich die blonde Patientin noch einmal anschaute. Die beiden Männer mussten solange vor der Tür warten. Der ältere Mann untersuchte die Wunden und seufzte erleichtert. „Sie sind zum Glück nicht wieder aufgegangen. Da hatten sie aber wirklich noch einmal Schwein gehabt, Miss Hawkeye“, er hängte sich das Stethoskop vom Hals ab und untersuchte auch gleich noch ihren Herzschlag, sowie oberflächlich die Lunge. „Alles in Ordnung soweit. Wie ist es mit den Schmerzen?“ „Ich hab hier - „, sie deutete schwach auf ihre Seite, „einen unangenehmen Druck.. seit ich wach bin“, noch immer klang ihre Stimme leise und gebrechlich. Der grauhaarige Mann legte seine Stirn in Falten und nickte dann verstehend. „Die Medikamente scheinen nicht richtig zu wirken. Vermutlich haben Sie sie auch nicht vertragen, was die starke Übelkeit und das Erbrechen erklären würde. Ich gebe Ihnen einen anderes Schmerzmittel, damit es besser wird. Falls dieser Fall nicht eintreten sollte, dann melden Sie sich sofort bei den Schwestern. Mit solchen Verletzungen ist nicht zu spaßen“, erklärte er der Blonden und jene nickte verstehend. Über die Kanüle in ihrer Hand bekam sie ein anderes Schmerzmittel, welches bald wirken sollte. „Sie können wieder zu ihr“, gab er Roy und Fuery zu verstehen. Der Rangniedere war zu erst im Zimmer, Mustang wollte noch einmal mit dem Arzt sprechen. „Wie sieht es aus? Ist alles in Ordnung?“ „Sie müssen sich keine Sorgen machen. Sie hat nur die Medikamente nicht vertragen. Ich habe ihr etwas anderes gegeben, damit sollte es besser sein. Wenn sich keine Besserung zeigt, dann soll sie sich melden. Ansonsten ist alles soweit in Ordnung. Die Wunden werden einige Zeit brauchen, bis sie heilen und sie sollte sich ordentlich ausruhen“, Mustang nickte verstehend und blickte zu der Verletzten. „In einer, spätestens in zwei Wochen kann sie wieder nach Hause.“ Leise betrat der Flame Alchemist wieder den Raum und sah zu dem Brillenträger. „Du kannst für heute Feierabend machen“ „O-okay“, verwundert sah der Kleinere auf, salutierte dann aber und verabschiedete sich von Riza, welche ihm kurz dankend zulächelte. Roy setzte sich an ihr Bett und betrachtete sie wieder besorgt. „Oberst, Sie müssen nicht hier bleiben. Ruhen Sie sich lieber auch etwas aus“, sie wusste zwar nicht wie lange sie schon hier war, aber Roy sah müde und erschöpft aus. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen und machten ihr klar deutlich, dass er schon seit geraumer Zeit keinen Schlaf mehr gefunden hatte. „Das ist schon in Ordnung“, wehrte der Oberst ab, was die Verletzte seufzen ließ. „Wollen Sie so etwa für die Sicherheit Ihrer Untergebenen sorgen, Herr Oberst?“, fuhr sie ihn scharf an. Auch wenn es ihr schlecht ging und sie kaum Kraft hatte zu sprechen, so musste sie ihn dennoch zurechtweisen und ihm aufzeigen, dass er Pflichten zu erfüllen hatte. Roy kratzte sich verlegen am Hinterkopf, seufzte dann aber ergeben und auch etwas niedergeschlagen. 'Ich konnte nicht für deine Sicherheit sorgen...', schwebte ihm dieser Gedanke im Kopf und es schmerzte ihn Riza so sehen zu müssen. Dennoch hatte sie wie immer Recht: er musste sich ausruhen, um dafür zu sorgen, dass ein solcher Vorfall nicht noch einmal passieren würde. Er würde nicht noch einmal zulassen, dass ihr etwas zustieß. „Ist ja schon gut. Ich gehe mich ausruhen“, er hob beschwichtigend die Hände und lächelte schief, ehe er sich vom Stuhl erhob. „Soll ich Ihnen noch einen Tee bringen bevor ich-“ „Herr Oberst“ „Okay, okay... Ich gehe ja schon“, ein leichtes Schmunzeln zierte seine Lippen. „Erholen Sie sich ordentlich. Ich kommen morgen wieder“, verabschiedete er sich und verließ nun endlich das Zimmer. Doch anstatt nach Hause zu gehen und dem Rat seiner treuen Untergebenen zu folgen, brachten ihn seine Füße in sein Büro. Erschöpft ließ er sich an den schweren Holztisch sinken, während er sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen und schließlich über den Nasenrücken fuhr, um die Müdigkeit zu vertreiben, sowie die sich nun meldende Erschöpfung. Sein Blick richtete sich auf die leise tickende Uhr an der Wand. Es war schon 14.27Uhr. Seit nun mehr als 24 Stunden war er auf den Beinen. Wie hatte er sie nur in eine solche Gefahr bringen können? Er wusste doch, dass diese Chimären gefährlich waren und Riza nichts gegen sie ausrichten konnte! Genervt und wütend auf sich selber, nahm er sich die dicke Akte und blätterte in ihr. Noch einmal ging er alle Informationen durch. Wenigstens griffen diese Kreaturen keine Zivilisten an. Jedenfalls noch nicht. Bisher waren ihre Opfer Angestellte des Militärs gewesen und Riza hatten sie nur angegriffen, weil er sie beauftragt hatte herauszufinden, wo sie sich aufhielten. „Verdammt...“, wütend schlug seine Faust auf das massive Holz. Warum war er auch so dumm gewesen zu glauben, dass ihr nichts passieren würde? Nur weil er so optimistisch und von sich selbst überzeugt gewesen war, war ihr etwas zugestoßen! „Ich bin so ein Idiot!“, hatte er nicht ihrem Vater versprochen auf sie aufzupassen? Stattdessen schickte er sie direkt in die Höhle des Löwen. Wie hatte das überhaupt passieren können? Er musste unbedingt einen Bericht darüber haben. Sobald Riza wieder fit war, musste sie ihn schreiben. Nur sie konnte ihm sagen, wie es zu diesem Vorfall kommen konnte. Dennoch war er froh, noch rechtzeitig gekommen zu sein. Was wäre gewesen, hätte er es nicht geschafft? Roy schüttelte diesen lästigen und schmerzhaften Gedanken so schnell wie möglich ab. Er hatte es geschafft und nur das zählte! Noch bis zum späten Nachmittag, jedenfalls glaubte er das, saß der Flame Alchemist über der Akte und grübelte weiterhin über die Beweggründe der Chimären. Allerdings kam er partout nicht auf eine Antwort. „Herr Oberst?“, Roy schreckte auf, als er die plötzlich aufgetauchte Stimme hörte. „Havoc?“, verwundert betrachtete er den immer rauchenden Blonden. „Es ist schon nach 20Uhr. Waren Sie die ganze Zeit hier im Büro?“, verwundert legte der Leutnant einige Papiere auf seinen Platz, die er am nächsten Tag bearbeiten wollte. „Haben Sie sich seit gestern eigentlich ausgeruht? Sie sehen furchtbar aus“, Roy grummelte leise. „Vielen Dank auch, Havoc“, murrte Mustang, fuhr sich dann aber erschöpft durch die schwarzen Haare. „Ich habe mir noch einmal die Akte zu den letzten Fällen angeschaut...“ „Und? Irgendwas neues entdeckt?“ „Nein...“ „Wie geht es Hawkeye?“ „Den Umständen entsprechend.“ „Also wie Ihnen, Oberst?“, wieder ein leises Grummeln. „Gehen Sie sich endlich ausruhen oder ich geh bei Ihrem 'Vorgesetzten' petzen~“, Jean grinste breit. Die flachen Hände auf den Schreibtisch donnernd, stand Roy auf und warf seinem Untergebenen einen finsteren Blick zu, der sein Gegenüber aber nicht einzuschüchtern schien. „Schlafen Sie gut, Oberst“, zum Abschied winkte Roy dem anderen einfach nur zu und verließ nun endlich das Büro. Ja,... er musste wirklich einiges an Schlaf nachholen. Leise murrend legte er seine Hand in den Nacken und massierte jenen etwas. Er war ziemlich verspannt. Kein Wunder nach den letzten Stunden. Blinzelnd öffnete sie ihre Augen, legte die Stirn aber gleich in Falten und schloss die Lider wieder, als sie direkt in die Sonne blickte. Es war schon früh am Morgen, das Fenster war geöffnet und ließ eine frische Frühlingsbrise in ihr Zimmer wehen. Der Wind trug das sanfte Zwitschern der Vögel herein und machte diesen Morgen zu einem angenehmen. Jedenfalls solange, bis sie wieder wusste wo sie war und warum sie sich hier aufhielt. Schmerzhaftes Stöhnen durchbrach das sanfte Zwitschern. Riza legte ihre Hand an ihre Wunde und keuchte leise. Jetzt wo die Schmerzmittel aufgehört hatten zu wirken, taten diese Verletzungen wirklich bestialisch weh. Diese Chimäre hatte wirklich nicht gezögert und wäre der Oberst nicht gekommen, dann wäre sie jetzt mit Sicherheit tot. Ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Er brachte sich selber in Gefahr, nur um sie zu schützen. Er war wirklich ein dummer Idiot. Dass er sein Leben wegen ihr auf's Spiel setzte... Natürlich war sie ihm dankbar dafür. Sehr sogar, aber er wollte doch Generalfeldmarschall werden. Er konnte doch nicht einfach so sein Leben für sie opfern und damit seinen Traum nie verwirklichen! Ein leises Seufzen verließ ihre Lippen, ehe sie die kleine Klingel betätigte, damit eine der Schwestern kam. Sie brauchte dringend ein paar Schmerzmittel, ansonsten würde sie den Tag nicht überstehen. Die Schwester kam und brachte auch gleich den Arzt von gestern mit, welcher sie lächelnd betrachtete. „Wie geht es Ihnen heute, Miss Hawkeye?“ „Besser, aber die Schmerzen...“ „Verstehe. Ich gebe Ihnen gleich etwas dagegen. Zunächst schaue ich mir die Wunden noch einmal an und wechsle die Verbände“, es dauerte nicht lange und die vier großen Pflaster an ihrer Seite waren erneuert. „Sieht noch ziemlich schlimm aus, wird aber gut verheilen denke ich“, gab der Grauhaarige bekannt, während er ihr die Schmerzmittel wieder durch die Kanüle gab. „Haben Sie diese Mittel besser vertragen?“ „Ja. Danke für die Mühe“ „Das ist doch selbstverständlich“, der Ältere lächelte und verließ schließlich das Zimmer, während die Schwester noch das Frühstück für die Blonde herein brachte. „Vielen Dank“, die braunen Iriden blickten der Schwester nach und starrten noch lange auf die dunkle Holztür, nachdem sie gegangen war. Irgendetwas stimmte mit ihr nicht. Nur was es war, das konnte Riza nicht sagen. Sie war sich aber sicher, dass etwas faul war mit ihr. ~ „Oberleutnant~!“, die fröhliche dunkle Stimme des Oberst erfüllte den Raum und Riza rollte leicht mit den Augen. Er schien sich ja wirklich erholt zu haben, so wie sie es ihm gesagt hatte. „Hallo, Hawkeye“, auch Havoc und Breda waren nun da, um nach ihr zu sehen. „Wie ich sehe, haben Sie meinen Rat angenommen, Herr Oberst?“, verlegen lachte der Schwarzhaarige und kratzte sich am Hinterkopf. „Natürlich ha-“ „Hat er das nicht gemacht“, Havoc konnte es sich einfach nicht verkneifen, wofür er einen erneuten finsteren Blick zugeworfen bekam. „Herr Oberst...“, Rizas Stimme war zwar ruhig, ließ ihn aber dennoch erstarren. Sie klang eiskalt. „Er saß noch bis zum späten Abend im Büro und hat die Nase in die Akten gehalten“, erzählte Jean einfach munter weiter. „Das bedeutet Extra-Arbeit, Havoc“, knurrte Roy und wandte sich wieder an die Blonde, welcher er einen entschuldigenden Blick zuwarf. „Tut mir Leid, aber ich musste noch etwas erledigen“, versuchte er sich aus dieser Misere herauszureden. „Was gibt es wichtigeres als sich auszuruhen, Oberst?“, wollte sie wissen und strafte ihn weiterhin mit einem eiskalten Blick. Roy wurde fast schon ganz klein mit Hut und stupste seine Zeigefinger aneinander, welche er mit dem Blick eines kleinen Jungens betrachtete. „Na ja... Also...“, stotterte er leise, was Havoc zum lachen brachte. „Havoc!“, ermahnte der Schwarzhaarige nun seinen Untergebenen, welcher sich die aufkommenden Tränen aus den Augen wischte. „Tut mir Leid, Herr Oberst“, meinte der Blonde, während er versuchte sich zu beruhigen. Riza konnte nicht anders und schmunzelte ein wenig, setzte aber gleich wieder ihre ernste Miene auf, als Roys Aufmerksamkeit wieder auf sie gerichtete war. „Tut mir Leid, Oberleutnant“, entschuldigte er sich nun aufrichtig. „Aber mir ist es nun einmal wichtig herauszufinden was diese Chimären wollten und was ihr Ziel ist. Können Sie mir, sobald es Ihnen wieder besser geht, einen Bericht über den Vorfall schreiben?“, nun war der Schwarzhaarige wieder völlig ernst. Riza nickte. „Natürlich, Herr Oberst“, sie hob ihre Hand zur ihrer Stirn und sah ihn mit festem Blick an. „Sehr gut“, Roy war erleichtert darüber und setzte sich nun wieder, wie den Tag zuvor in den Stuhl neben dem Bett. „Wie sind die Schmerzen heute?“ „Es tut noch weh, Sir. Aber ich denke es wird die Tage besser werden“, versuchte sie ihn zu beruhigen. „Das gut. Sie müssen schnell wieder auf die Beine kommen“, sonst würde das Büro bestimmt noch im Chaos versinken, wenn sie nicht da war und sie dazu aufforderte ihre Arbeit zu erledigen. Wäre Riza nicht, würde mit großer Wahrscheinlichkeit vieles einfach liegen bleiben. „Leutnant Havoc?“ „Ja, Sir?“ „Ins Büro. Nimm den Stapel der auf meinem Schreibtisch liegt und bearbeite ihn!“ „Aber Oberst!“ „Kein aber! Geh!“, Havoc fluchte leise vor sich hin, während er das Zimmer verließ und auch Breda ihm folgte nachdem er sich verabschiedet hatte. „Du und dein großes Mundwerk“, hörten die beiden anderen noch, ehe die Tür ins Schloss fiel und sie endlich alleine waren. Roy ließ die Schultern sinken und seufzte schwer und lange. „Ich komme einfach nicht darauf, was ihr Ziel sein soll... Diese Kreaturen greifen die Soldaten scheinbar wahllos an und es steckt keinerlei Muster dahinter...“, der Schwarzhaarige lehnte sich ein wenig zurück und betrachtete nun die Blonde, während er seine Ellenbogen auf den Lehnen abstützte und die Finger miteinander verschränkte. „Ich kann Ihnen dazu leider auch nichts sagen. Die Chimäre, die mich angegriffen hatte, hat nichts gesagt und auch nichts angedeutet“, Riza wusste nicht, ob sie ihr ungutes Gefühl schildern sollte, welches sie verspürte, wenn diese eine Schwester in ihrer Nähe war. Vielleicht war es auch nur eine Einbildung und mit ihr war alles in Ordnung. „So ein Mist... Es muss doch einen Hinweis geben. Sie müssen irgendeinen Grund haben, weswegen sie nur die Militärs angreifen!“, es machte ihn rasend, nicht zu wissen, was diese Chimären vor hatten. „Früher oder später werden sie ihn sicherlich preisgeben“, meinte Riza nachdenklich. „Dann ist es aber vielleicht schon zu spät!“, meinte Roy nun aufgebrachter als er eigentlich wollte. „Huh?“, fragend sah sie den anderen an, schwieg aber und stellte ihm keine unangenehmen Fragen, wofür er ihr wirklich dankbar war. Entnervt fuhr er sich mit der Hand über die Stirn und atmete tief ein und aus, um sich wieder zu beruhigen. Er wollte nicht, dass sie diesen Grund erst erfahren würden, wenn es schon soweit zu spät war, dass er Riza nicht mehr schützen konnte. Er wollte nicht noch einmal zulassen, dass sie so schwer verletzt wurde. Es war seine Schuld und das durfte auf keinen Fall wieder passieren. Roy erhob sich und versuchte wieder zu lächeln. „Ich muss noch einige Sachen erledigen. Ruhen Sie sich gut aus, Oberleutnant“, Riza nickte etwas und der Schwarzhaarige verließ ihr Zimmer, so dass sie nun wieder alleine war. Ein Seufzen entfloh den Lippen der Blonden und sie senkte den Blick ein wenig. Sie wusste nicht, was sie hier tun sollte. In ihrer Lage konnte sie dem Oberst ja auch nicht helfen. Eher im Gegenteil. Sie würde ihm im Weg stehen in ihrem Zustand. Wie konnte sie sich auch nur von dieser Chimäre schnappen lassen? Alles lief perfekt... bis sie zu unachtsam war. „Verdammt...“, nun war sie es, die sich mit der Hand durch die langen blonden Haare fuhr und sich verfluchte. Sie wollte ihm helfen, wollte dass dieser Fall so schnell wie möglich aufgeklärt wurde und nun? Nun war sie selber eines der Opfer geworden, wenn auch durch eigenes Verursachen. Leise beschimpfte sich die Schützin und verfluchte sich für diese Dummheit. 11.05.2015 Kapitel 2: Fear --------------- Zwei Wochen waren nun vergangen und sie konnte endlich nach Hause. Fuery hatte sich rührend um Black Hayate gekümmert und war fast schon etwas traurig darüber, dass er ihn nun wieder an seine rechtmäßige Besitzerin zurück geben musste. „Danke Fuery“, sie lächelte ihm dankbar zu und streichelte dem kleinen Hund über den Kopf, welcher sich mehr als nur freute die Blonde endlich wiederzusehen. „Denken Sie daran, Oberleutnant. Sie sollten sich noch ordentlich ausruhen“ „Ich weiß. Keine Sorge“, Riza würde sich allerdings endlich um den Bericht kümmern. In den zwei Wochen war Roy jeden Tag für einige Stunden zu ihr gekommen und hatte diese einsamen Stunden, die sie alleine verbringen musste, wieder aufleben lassen. Doch hatte er immer wieder gezeigt, wie wichtig es ihm war die Gründe für das Handeln der Chimären herauszufinden. Auch in diesen vierzehn Tagen wurden wieder zwei Militärs angegriffen. Einer der Männer war beim Geheimdienst angestellt, der andere ein normaler Polizist. Sie konnte genau sehen, wie sehr es Roy störte und auch irgendwie mitzunehmen schien, dass er noch nicht voran gekommen war. Riza verabschiedete sich von dem Brillenträger und schloss die Tür leise hinter sich, ehe sie ihre Sachen aus der Tasche packte und in die Waschmaschine warf. Danach machte sie sich gleich an die Arbeit den Bericht zu schreiben: „Berichterstattung Oberleutnant Riza Hawkeye zum Fall vom Tag XX.XX.1915 Vorliegender Befehl von Oberst Roy Mustang: Infiltrieren der Chimären, sowie wichtige Informationen zu deren Vorgehensweise sammeln.Wenn möglich: Ziel erfassen. Am oben genannten Tag sollte es zur Ausführung des Befehls kommen. Durch Zeugenaussagen konnte herausgefunden werden, dass sich die Chimären zum Großteil in die Kanalisation zurückgezogen haben. Ich folgte einem der Verdächtigen, Salvator genannt, in jene Kanalisation und versuchte etwas von ihren Gesprächen aufzunehmen. Die erhaltenen Aufnahmen wurden Oberst Mustang zugestellt, enthalten aber kaum Informationen über die Gründe der Chimären. Bei meinem Rückzug ist es zu einem fatalen Fehler meinerseits gekommen, durch welchen man mich bemerkt und schließlich entdeckt hatte.“ Riza machte eine kurze Pause und lehnte sich gegen die Lehne ihres Stuhls, ehe ein Seufzen ihre Lippen verließ und sie sich noch einmal durchlas, was sie bisher geschrieben hatte. Sie wollte nicht weiterschreiben. Sie musste die Wahrheit niederschreiben. Sie hatte keine andere Wahl, aber.... Was würde Roy von ihr denken, würde er diese Zeilen lesen? Verzweifelt fuhr sie sich über den Nasenrücken und biss sich auf die Unterlippe. In ihren eigenen vier Wänden war es ihr erlaubt Schwäche zu zeigen... „Ich trat die Flucht aus der Kanalisation an und wurde von Salvator verfolgt bis in eine dunkle Gasse. Es war bereits Nacht, somit konnte ich ihn kaum sehen ohne Licht. Salvator ist eine Wolfschimäre, somit konnte er meine Witterung aufnehmen und mich leicht verfolgen. Schusswaffen sind gegen Chimären nicht effektiv und richten kaum Schaden bei ihnen an. Ein Grund weshalb ich auf den Einsatz meiner Handfeuerwaffe, sowie meines Gewehres verzichtet habe. Dann -“ Sie wollte es nicht. Sie konnte es nicht. Riza stand auf und nahm sich ein Glas Wasser, mit welchem sie sich an ihr Fenster lehnte und nach draußen blickte. Es war noch früh am Morgen, als man sie nach Hause geschickt hatte und nur ein paar Stunden waren seither vergangen. Von Mustang hatte sie bisher noch nichts gehört, aber wahrscheinlich hatte er noch nicht einmal mitbekommen, dass sie schon zu hause war und würde noch einmal extra ins Krankenhaus laufen. Ein kurzes Lächeln legte sich auf ihre Lippen und sie schüttelte den Kopf. Manchmal war er wirklich ein Idiot. Ein liebenswerter Idiot. Kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gebracht, klopfte es an ihre Tür. Verwundert sah sie auf und trat auf jene zu, ehe sie sie öffnete und ein schwarzhaariger junger Mann vor ihr stand und sie breit angrinste. „Bin ich doch tatsächlich umsonst nochmal ins Krankenhaus gefahren. Und ich dachte, ich könnte Sie nach Hause begleiten, Riza“, Roy trat einfach ein und sah sich kurz in ihrer Wohnung um. Es war alles sauber, nirgendwo stand Schnickschnack und alles hatte seine Ordnung. Sein Blick blieb an dem schon begonnenen Bericht heften. Der Flame Alchemist legte die Stirn in Falten und betrachtete das letzte Stück. Warum hatte sie dort abgebrochen? Was war 'dann'? Er war neugierig, musste sich aber wohl gedulden, bis sie den Bericht fertig hatte und ihn ihm geben würde. „Sie müssen sich nicht sofort damit abmühen, Riza“, meinte Roy und drehte sich zu ihr, doch er stoppte als er ihren Blick sah. Für einen Moment lag Trauer in den sonst so starken Augen. Oder hatte er sich das nur eingebildet? „Alles okay?“, er ging ein paar Schritte auf sie zu, doch Riza wich gekonnt aus, indem sie sich an ihm vorbei schlängelte und in die Küche ging, um auch ihm ein Glas Wasser zu machen und in die Hand zu drücken. „Wollen Sie noch lange bleiben?“, lenkte sie das Thema ab und Mustang verstand. Sie wollte nicht reden, dann würde er sie auch nicht dazu zwingen und dafür schien sie ihm auch mehr als nur dankbar zu sein. „Ich wollte nur nach Ihnen sehen, Riza. Aber ich denke ich kann Sie guten Gewissens alleine lassen. Falls aber doch etwas sein sollte, dann melden sie sich umgehend bei mir“, er trank das Glas leer und stellte es neben dem Bericht ab. „Jawohl, Sir“, Hawkeye salutierte und Roy nickte zufrieden, ehe er ihre Wohnung wieder verließ. Im Hausflur blieb er stehen und sah über seine Schulter hinweg noch einmal zu ihrer Wohnungstür. Er hatte sich das nicht eingebildet. Es lag eindeutig Trauer in ihren Augen. Aber warum? Was machte sie traurig? Vorsichtig lehnte Riza ihre Stirn an die Holztür und seufzte leise. Er hatte immer das richtige Timing. Immer. Ob sie es für gut empfand oder nicht. Hayate stupste sie leicht am Bein an und sah zu ihr hinauf. Riza lächelte sanft und hockte sich kurz zu ihm hinunter, um ihn in ihre Arme zu nehmen. „Was mach ich nur?“, fragte sie ihn leise, auch mit dem Bewusstsein, dass er ihr nicht antworten konnte. Die Blonde löste sich wieder von ihm und setzte sich erneut an den Bericht., las noch einmal die letzte Zeile. „Ein Grund weshalb ich auf den Einsatz meiner Handfeuerwaffe, sowie meines Gewehres verzichtet habe. Dann wurde mir bewusst gemacht, dass die Chimären über jeden einzelnen des Militärs peinlich genau Bescheid wussten. Sie kennen die Schwächen aller wichtigen Männer|Frauen und nutzen diese gegen jene die sie angreifen. So auch gegen mich. Sie kennen Details die es mir nicht möglich machten mich gegen die Chimäre zu wehren, wenn ich nicht wollte, dass andere in Gefahr gerieten.“ 'Wenn ich nicht wollte, dass der Oberst in große Gefahr geriet...', dachte sie bei sich und schluckte schwer. Wenn die anderen Chimären wussten, dass sie noch am Leben war und das wussten sie mit Sicherheit schon, dann würde sie auch weiterhin als Zielscheibe dienen. Da war sie sich sicher. Die anderen des Militärs sagten nie aus, weswegen sie von ihnen auch bisher keinerlei Informationen hatten sammeln können und sich auf die Aussagen der Zivilisten verlassen mussten. „Ich erhielt diese Informationen mit hoher Wahrscheinlichkeit nur, weil die Chimäre vorhatte mich zu töten und ich diese Informationen nicht hätte weitertragen können. Die Chimäre griff mich an und verletzte mich dabei schwer, wodurch der Krankenhausaufenthalt erforderlich war. Durch die Hand des Oberst wurde die Chimäre getötet und konnte somit nicht mehr als Gefangener und somit auch nicht als Zeuge dienen. Der Tod war notwendig, da sonst mein Tod verursacht worden wäre sowie eine Flucht Salvatores bestanden hätte.“ Sie beendete den doch recht kurzen Bericht mit ihrer Unterschrift und steckte das Blatt Papier in einen großen Umschlag, welchen sie verschloss und auf ihrem Küchentisch liegen ließ. Sie wusste nicht, ob es wirklich klug war, wenn Roy den Bericht las oder ihn überhaupt in die Finger bekam, aber so wie sie ihn kannte, würde er kein Auge zumachen ehe er nicht dieses Blatt gelesen hatte. Allerdings würde er sich bestimmt wieder anfangen Sorgen zu machen. Die Chimären wussten mehr über sie, als ihr lieb war. Sie wussten alles über sie. Auch wenn sich Riza noch immer fragte von wem sie die Informationen hatten. „Verdammt...“, was sollte sie jetzt machen? „Oberleutnant!“, Riza zuckte kaum merklich zusammen obschon der lauten und fast schon wütend klingenden Stimme des Oberst. Sie schlug die Hacken zusammen, hob die Hand und sah ihn mit festem Blick an. Es waren wieder ein paar Wochen vergangen und Riza hatte sich soweit erholt, dass sie den Dienst wieder antreten konnte. „Kommen Sie mit!“, Mustang wirkte wirklich sehr verärgert und Riza konnte sich denken weshalb. „Breda, Falman, Fuery, Havoc?! Raus!“, er hatte die Tür mit einer solchen Wucht aufgerissen, dass die vier Männer ihn mit großen Augen ansahen. Die Blonde war ein paar Schritte hinter ihm stehen geblieben und betrachtete die vier stumm, während sie das Büro tuschelnd verließen und sich ihr Blick kurz auf die Schützin richtete. Kaum waren sie weg trat Roy zu seinem Schreibtisch und klatschte voller Zorn eine dünne Akte auf die Tischplatte, ehe er zum Fenster ging und die Arme hinter seinem Rücken verschränkte. Leise hatte sie die Tür hinter sich geschlossen und trat nun ebenfalls an den massiven Tisch heran, allerdings schwieg sie und wartete darauf, dass Roy etwas sagen würde. Das tat er aber erst nach einer ganzen Weile.. „Sehen Sie sich die Akte an und erklären Sie mir was das soll!“, befahl er ihr und lauschte angestrengt in die Stille hinein. Er hörte ein Rascheln, dann das leise aufklappen der Akte. „Was...? Was wissen sie?“, er hatte sich Tagelang Gedanken darum gemacht, was diese Ungeheuer gegen Riza in der Hand hatten. Es hatte ihn so rasend gemacht, dass er es nicht wusste. Es hatte ihn noch viel wütender gemacht, dass sie ihm nichts gesagt hatte! „Ich weiß nicht, was ich Ihnen noch erklären sollte, Herr Oberst. Es steht alles wichtige in dem Bericht“, meinte sie neutral, auch wenn er die leichte Verständnislosigkeit heraushören konnte. „Tut es eben nicht!“, wurde er laut, weswegen Riza, unbemerkt von ihm, zusammenzuckte und ihn erschrocken ansah. „Riza!“, Roy drehte sich zu ihr um und versuchte sich wieder etwas zu beruhigen. „Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie in Gefahr sind?“, er machte sich verdammt nochmal Sorgen um seine Untergebenen, vor allem aber um sie! Warum zum Teufel verschwieg sie ihm eine solch wichtige Angelegenheit?! „Ich wollte Sie damit nicht in Gefahr bringen“, war ihre einzige Aussage dazu und der Flame Alchemist musste sich beherrschen nicht irgendetwas in diesem Büro zu Brennholz zu verarbeiten. Stattdessen rieb er sich über den Nasenrücken und presste die Lippen einen Moment zusammen. Er hatte Hughes... seinen besten Freund schon verloren. Sollte er da etwa auch noch sie verlieren, weil sie ihm nicht sagte, dass sie in Gefahr war? Sie wollte er um keinen Preis dieser Welt verlieren! Niemals! „Riza... Sie gehören nun mit zu den Opfern. Sie müssen reden, wenn es schon nicht die anderen tun. Was haben diese Monster gegen Sie in der Hand und woher haben sie die Informationen über Sie? Ich bitte Sie. Sagen Sie etwas!“, sie mussten doch endlich voran kommen in diesem Fall. Sie mussten endlich wissen womit sie es zu tun hatten! „Ich kann nicht, Herr Oberst“ „Sie verweigern den Befehl?“, fragte er fast schon fassungslos. „Riza...“, erschöpft ließ er sich in seinen Stuhl fallen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Das wurde ihm gerade alles viel zu viel. Er wollte sie in Sicherheit wissen, er wollte sich sicher sein, dass es ihr gut ging, dass sie nicht in Gefahr war. „Gehen Sie“, meinte er leise und wandte sich von ihr ab. „Kommen Sie erst wieder hier her, wenn Sie reden werden!“, Riza schien nicht gehen zu wollen, jedenfalls hörte Roy nichts derartiges. „Das ist ein Befehl!“, gab er schroff zu verstehen und verfluchte sich im nächsten Augenblick selber. „Tut mir Leid...“, entschuldigte er sich bei ihr. „Dennoch... Gehen Sie, Oberleutnant“, er wusste nicht, ob es richtig war sie solange zu suspendieren, bis sie sich endlich dazu entschlossen hatte zu reden. Doch im Moment... Das leise klacken der Tür ließ ihn hart schlucken. Was war das? Ihr Herz raste und alles in ihr schrie förmlich danach es ihm zu sagen. Aber sie konnte nicht. Würde sie ihm etwas sagen, dann wäre er in Gefahr und das konnte sie nicht zulassen. Aber so wütend und verzweifelt hatte sie ihn noch nie erlebt. Dennoch... wenn er wusste, dass die Chimären alles über sie wussten, dann würde er nur noch rasender werden. Sie konnte nicht zulassen, dass er sich der Wut derartig übergab. Das konnte sie einfach nicht. Leise hallten ihre Schritte durch die Gänge des Hauptgebäudes und trugen sie nach draußen. Ihr Blick richtete sich zu dem Fenster, welches zu Roys Büro gehörte. Sie sah weg und machte sich auf den Weg nach Hause. Ihr war ganz schlecht von diesem Gespräch. Sie hatte seinen Befehl verweigern müssen. „Eine Schande, nicht wahr?“ „Huh?“, ruckartig drehte sie sich um und entdeckte einen jungen Mann mit blondem Haar, welcher auf sie zukam und ihr seine Hand unter das Kinn legte. Somit zwang er sie, ihn anzuschauen. „Wir haben unsere Augen und Ohren überall~“, säuselte er vergnügt und lachte, ehe er sie leicht von sich stieß. „Du willst nicht, dass ihm etwas passiert und verweigerst seinen Befehl? Du gehst das Risiko ein, dich mit ihm zu streiten, damit er geschützt ist. Du bringst dein eigenes Leben lieber in Gefahr, als ihn leiden zu sehen. Wie tapfer du doch bist“, der junge Mann schüttelte den Kopf und lachte nur wieder. „Wir werden euch ausrotten ihr widerlichen Militär-Idioten! Und danach werden wir das Kommando übernehmen!“, fauchte er und um ihr zu beweisen, dass er keine Scherze machte, ließ er seine Krallen erscheinen und fuhr ihr damit über die Wange, sodass ein tiefer Kratzer entstand und sich blutrot färbte, ehe der Fremde sie alleine auf der Straße zurückließ. Ängstlich stieß sie die Luft aus den Lungen. Sie hatte das Gefühl gelähmt zu sein. Selbst das Gespräch mit dem Oberst haben sie belauscht? Aber wie? Doch zeigte ihr genau dies, dass sie ihm unmöglich etwas erzählen konnte. „Uh...“, Riza schluckte schwer und hielt sich den Magen. Die Übelkeit wurde nur wieder verstärkt. Er hatte ihr verraten, was ihr Ziel war. Schlagartig riss sie die Augen auf und drehte sich suchend nach dem Mann um, fand ihn aber nicht. Er war einfach wie vom Erdboden verschwunden. Noch immer raste ihr Herz und sie wusste nicht, was sie tun sollte. Angst schnürte ihr die Kehle zu und sie war sich im Klaren, dass sie Mustang nun auf keinen Fall etwas sagen konnte. Schnellen Schrittes trat sie den Heimweg an und hoffte darauf, dass ihr niemand folgen würde. „Was machen wir jetzt?“, Havoc sah der Blonden beunruhigt nach. Die vier Männer hatten, wenn auch unbeabsichtigt, das Gespräch belauscht und das war wohl auch gut so. „Wir müssen dem Oberst Bescheid geben“, Breda war sich sicher, dass Riza nichts sagen würde. Es war sowieso schon verwunderlich, dass sie so schnell aus dem Hauptgebäude gekommen war. Ob sich die beiden gestritten hatten? „Breda, geh mit Fuery zum Oberst und sag ihm was wir gesehen haben. Ich gehe ihr mit Falman nach“, die drei anderen nickten verstehend und machten sich sofort auf den Weg. „Herr Oberst!“, Breda stieß die Tür auf und salutierte eilig, ehe er zu ihm an den Platz rannte. „Was ist los?“, er wirkte völlig ruhig und das obwohl er vor wenigen Momenten noch außer sich vor Wut war. „Wir haben beobachten können, wie Oberleutnant Hawkeye von einem Mann bedroht wurde. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich um eine der Chimäre. Wir konnten nicht hören, was sie miteinander besprochen haben, aber es schien von großer Bedeutung zu sein. Hawkeye wirkte sehr verstört und ängstlich nachdem der Mann gegangen war“, erläuterte Breda eilig. „Havoc und Falman folgen ihr gerade, um für ihre Sicherheit zu garantieren“, fügte Fuery noch an, um dem Oberst wenigstens diese Sorge nehmen zu können. Roy war aufgesprungen und lief unruhig vor dem Fenster auf und ab. Wenn die beiden in ihrer Nähe waren, dann war er wenigstens beruhigt, dass ihr nichts passieren konnte. Ob es vielleicht doch gut gewesen war, sie zu suspendieren? „Wie sollen wir jetzt vorgehen, Oberst?“, Breda betrachtete den unruhigen Mann einen Moment, ehe er kurz zu Fuery blickte, der wohl ebenso wenig Ahnung hatte. „Woher wisst ihr so genau, dass es eine Chimäre gewesen sein muss, wenn es doch ein scheinbar normaler Mann war?“ „Er hat sie an der Wange verletzt, nachdem er sich für einen sehr kurzen Moment transmutiert hatte“, warf der Brillenträger ein. Roy fauchte leise. Er hätte sie nicht gehen lassen sollen. „Verdammt..“, er wusste nicht was sie tun sollten. Er war völlig ratlos. Riza würde ihm nichts sagen und solange das der Fall war, konnten sie auch nicht eingreifen. Sie würde ihnen allen den Kopf abreißen, da war er sich sicher. „Wie genau sah der Mann aus?“ „Blondes kurzes Haar, großgewachsen, Ihre Größe vielleicht, auf ein Alter von 25-30 zu schätzen, helle Jeans, ausgeblichenes blaues T-Shirt“, beschrieb Breda. Nachdenklich sah er aus dem Fenster. Eine Fahndung war zu auffällig, damit würde er sie nur in Gefahr bringen. Selber nach ihm suchen? Das würde ihn auch in Gefahr bringen, was ihm persönlich egal war, der Blonden aber nicht. Dann würde er wahrscheinlich nicht einmal durch die Hand der Chimäre sterben. Ein kurzes Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. Riza würde ihm den Kopf für so eine Dummheit abschlagen. „Im Moment können wir nichts weiter machen, als auf die Sicherheit vom Oberleutnant zu achten. Ihr wechselt euch aller sechs Stunden ab, verstanden? Seit davor ausgeruht. Hier im Büro erledige ich alles. Hawkeye habe ich für unbestimmte Zeit vom Dienst suspendiert, sie wird also nicht hier auftauchen“, die beiden jungen Männer sahen Mustang erstaunt an, nickten dann aber. „Wir kümmern uns darum“, sie salutierten und machten sich dann auf den Weg, um Havoc und Falman Bescheid zu geben. Als das leise Klacken der Tür ihm verriet, dass er wieder alleine war, ließ er die Schultern sinken und fuhr sich verzweifelt durch das schwarze Haar. „Wieso hast du nichts gesagt...?“, fragte er sich leise und seufzte schwer. Er konnte ihr doch helfen... Tagelang kam die Blonde nicht mehr aus ihrer Wohnung. Nur wenn Hayate an die frische Luft musste, nahm sie ihn an die Leine und ging mit ihm eine kurze Runde um den Block. Dabei hatte sie immer ihre Waffe griffbereit und achtete peinlich genau auf ihre Umgebung. Havoc und die anderen bemerkte sie allerdings nicht, worum sie wohl auch froh sein würde. Sie würde dem Oberst und den anderen vier Männern die Leviten lesen, würde sie wissen, dass sie von ihnen beschattet wurde. Nach stundenlanger Überlegung war sie noch immer nicht zu einem Entschluss gekommen. Würde sie dem Oberst sagen, was die Chimären wussten und dass sie sie bedrohten, dann würde er in seiner Wut untergehen und alles kurz und klein schlagen, was ihm in den Weg kam, um diese Bestien zu erledigen. Wenn sie ihm aber weiterhin nichts sagte, dann konnte sie nicht richtig für seine Sicherheit garantieren und deswegen hatte sie sich doch damals bei ihm gemeldet. Sie wollte ihm zur Seite stehen und ihm helfen und ihn schützen. Entkräftet hielt sie sich an ihrer Tasse fest und starrte die schon längst kalt gewordene Flüssigkeit an die sich darin befand. Die dunklen Pupillen richteten sich stumm auf die an der Wand hängende Uhr, welche leise vor sich hin tickte. Es war bereits 18.34Uhr. Eigentlich müsste er noch im Büro sein. Wie immer um diese Uhrzeit. Ergeben schloss sie die Augen, atmete tief durch und stand schließlich auf. Ruckartig öffnete sie ihren Kleiderschrank und blickte hinein. Die Schutzweste hing noch immer unberührt an der Kleiderstange. Einen Moment überlegte die Blonde, nahm sich die Weste dann aber schlussendlich und zog sie sich über, ehe sie eine Jacke darüber zog und nach ihren Waffen griff, welche in die Holster gesteckt wurden. Sie wollte doch nur zu dem Oberst. Hatten die Chimären ihr schon solch derartige Angst gemacht, dass sie nur noch mit dieser Schutzweste in der Lage war zu ihm zu gehen? Scheinbar. Riza verfluchte sich für diese Angst. Aber durch ihre Hand sind schon so viele Menschen gestorben und es werden mit Sicherheit noch viele weitere sterben. Sie wollte nicht, dass auch noch Roy in Gefahr geriet nur wegen ihr. Aber dennoch... Sie musste es ihm sagen. Sie hatte keine andere Wahl mehr. Entschlossen verließ sie ihre Wohnung, unbemerkt davon, wie Havoc sich bei Roy meldete. „Jaqueline hier. Elizabeth hat sich so eben zum Tanz begeben“, meinte er und der Schwarzhaarige verstand. „Na dann begleite sie doch, meine Liebe~“, trällerte er vergnügt, was er aber alles andere als war, wie der Blonde wusste. Die ganzen Tage über hatte er sich mehr Sorgen um Riza gemacht, als er je vermutet hätte. Jene lief die dunklen Straßen entlang, immer auf der Hut und immer bereit die Waffe zu ziehen. „Hast du dich doch entschlossen, sein Leben auf's Spiel zu setzen? Willst du wirklich deinen König in Gefahr bringen?“, panisch drehte sie sich um und richtete die geladene Waffe auf den jungen blo- Nein. Das war … „Sie...?“, ein Kichern folgte. „Wir sagten doch: Wir haben unsere Augen und Ohren überall. Selbst im Krankenhaus.“ „Also doch...“ „Du hast es bemerkt? Und nichts zu deinem Oberst gesagt? Wie unklug“, die junge Krankenschwester trat aus dem Schatten hervor. „Ein weiterer Gast hat sich zu uns gesellt“, meinte Havoc leise und erstaunt. „Wer bereitet euch zwei Hübschen denn die Ehre?“ „Eine junge wunderschöne dunkelhaarige Schwester der Pflegerinnen“, umschrieb der Blonde und hörte wie Roy von seinem Stuhl aufgesprungen war. „Das kann doch nicht wahr sein!“, fluchte der Alchemist laut am Telefon. Havoc konnte verstehen, warum der Oberst sich aufregte, hatte der Blonde doch vor ein paar Wochen noch mit der Gutausehenden geflirtet. Und nun könnte er sich dafür in den Hintern beißen. Immerhin... Sie hatte sich auf ihn eingelassen und nun stellte sich heraus, dass sie zu den Chimären gehörte? Fest biss sich Havoc auf die Unterlippe und beobachtete die beiden Frauen weiterhin. „Was wollt ihr, verdammt?!“, Riza wirkte mehr als nur panisch. So kannte Havoc sie nicht und es bereitete nicht nur dem Oberst Sorgen. „Ich dachte James hätte es dir schon gesagt? Wir werden das Militär stürzen. Ihr habt uns zu dem gemacht, was wir jetzt sind! Ihr habt uns zu Chimären gemacht! Denkst du wirklich, dass wir das einfach so auf uns sitzen lassen?!“, die dunkelhaarige Frau trat mehr auf Riza zu, welche noch immer ihre Waffe auf sie gerichtet hatte. „Du weißt genau, dass es nichts bringt, wenn du auf mich schießt“, meinte die Krankenschwester seufzend. Für einen Moment sah der Blonde, wie Riza ihre Waffe sinken ließ und legte seine Waffe nun selber an, darauf vorbereitet auf die Krankenschwester zu schießen, sollte sie der Schützin etwas antun. „Wie sieht die Lage aus?“, hörte er Roy fragen. „Noch passiert nichts...“, meinte Havoc nur leise und visierte die junge Frau an. „Nicht wir haben das getan!“, versuchte Riza nun die Lage zu verbessern, auch wenn sie wusste, dass sie das nicht schaffen würde. Die Wut, die diese Frau verspürte, war viel zu groß. „Ob nun direkt ihr oder irgendjemand anderes! Ihr gehört zum Militär und nur dem Militär geben wir die Schuld! Ihr gehört dazu: Also seid ihr mit Schuld daran, dass wir jetzt so sind!“, fauchte die Dunkelhaarige wütend und transmutierte sich zu einem Jaguar, ehe sie auf die Blonde losging und sie angreifen wollte. Havoc war allerdings schneller und schoss mehrmals auf die Chimäre. „Was...?“, Riza drehte sich in die Richtung aus der die Schüsse kamen und biss die Zähne zusammen. Der Blonde grinste sie breit an, dabei eine Zigarette im Mund habend, während er nachlud und noch einmal auf die Chimäre schoss. 20.05.2015 Kapitel 3: Reflections ---------------------- „Wieso haben Sie mir nichts gesagt?!“, Roy lief vor den Fenstern auf und ab und konnte sich einfach nicht beruhigen. Die Angst, die Chimären könnten seinen Leutnant ermorden, schnürte ihm fast die Kehle zu. Die blonde Schützin saß an ihrem Platz und hatte untypisch für sie, ihr Gesicht in ihren Händen vergraben. Auch sie hatte Angst. Angst davor, dass man ihr die Person nehmen könnte, die für sie eine wichtige Stütze in ihrem Leben war. „Ich wollte Sie nicht in unnötige Gefahr bringen.“, meinte die Blonde leise. „Aber sich selber?“, Roy verstand ihre Handlungen nicht. Er konnte sich noch gegen die Chimären wehren, aber nicht sie! Er wusste zwar mittlerweile, dass sie von den Chimären bedroht wurde und ihr Leben auf dem Spiel stand, wenn sie auch nur eine falsche Bewegung machte, die Beweggründe dafür wusste er aber noch immer nicht. Er wusste nicht, was sie gegen Riza in der Hand hatten und es machte ihn rasend. Kurz sah er zu seinem Leutnant. Sie sah müde und erschöpft aus und schien mit sich zu hadern. Ob sie ihm vielleicht doch noch etwas sagen würde? Tief ein und wieder ausatmend, um sich zu beruhigen, ging er zu ihr an den Tisch und hockte sich neben sie. „Riza, hören Sie zu. Die Chimären wissen mittlerweile sicherlich schon, dass Sie hier sind und gehen bestimmt davon aus, dass sie schon alles erzählt haben. Also... Ich bitte Sie noch ein letztes Mal: Was haben sie gegen Sie in der Hand?“, Roys Stimme war dunkel und beruhigend und in ihr schwang so viel Gefühl mit, dass Riza eine leichte Gänsehaut bekam. „Oberst... bitte...“, in diesem Augenblick wirkte sie nicht wie die starke Frau, die sie alle kannten. Jetzt sah der Schwarzhaarige eindeutig, dass auch sie ihre schwachen Momente hatte und dass sie nicht alles auf die leichte Schulter nahm. „Sie werden auch Sie umbringen, wenn ich...“, sie spürte eine leichte Berührung an ihrem Oberschenkel und sah hinab zu dem Älteren. Roy lächelte sie sanft an und strich mit dem Daumen leicht über den rauen Stoff ihrer Hose. „Ich werde nicht zulassen, dass sie Sie oder mich umbringen. Vertrauen Sie mir, Riza“, sprach er leise und die Blonde wandte ihr Gesicht von ihm. Sie konnte seinem Blick einfach nicht standhalten. Er sah sie mit so viel Sanftheit an... „Erzählen Sie mir, was Sie wissen. Nicht nur für unsere Sicherheit, auch für die Sicherheit der anderen“, versuchte er es noch ein weiteres Mal. Riza ließ die Schultern nun völlig sinken und er glaubte, dass sie nun wirklich sprechen würde. Doch Fehlanzeige. Die Schützin löste sich und stand auf. Ihr Weg führte sie direkt zur Tür, um den Raum zu verlassen. „Oberleutnant Hawkeye! Bleiben Sie hier! Das ist ein Befehl!“, er wollte nicht schroff zu ihr sein, aber er wollte sie auch nicht einfach so gehen lassen. Mit nur wenigen Schritten hatte er den Abstand zwischen ihnen überwunden und legte sanft seine Hand auf ihre Schulter, ehe er sie mit wenig Druck zu sich herum drehte. „Riza...“, besorgt betrachtete Roy seine Untergebene. „Ich kann mich gut verteidigen oder etwa nicht?“, wollte er wissen und sie nickte leicht. „Komm“, meinte er leise und legte seinen Arm um ihre Schultern ehe er sie zu seinem Platz brachte, damit sie sich setzen konnte. Riza schluckte etwas. Sie konnte sein Parfum wahrnehmen... dazu diese angenehme Wärme, die von ihm ausging. Diese Mischung beruhigte sie ungemein, wie sie sich eingestehen musste. „Setz dich und erzähl mir alles. Lass dir dabei Zeit“, er empfand es als besser sie auf einer viel persönlicheren Ebene anzusprechen. So fühlte sie sich vielleicht wohler und konnte sich besser beruhigen. Es dauerte noch eine Weile, bis Riza endlich wieder die Worte gefunden hatte. Auf die dampfende Tasse Tee schauend, welche der Oberst für sie gemacht hatte, versuchte sie ihm nun doch davon zu erzählen. „Ich vermute... dass es eine wesentlich größere Gruppe ist, als wir angenommen haben. Sie haben ihre Leute überall positioniert. Selbst im Krankenhaus. Die Schwester, die mich unter anderem behandelt hat, war auch eine der Chimären.“, erklärte die Blonde leise. „Ich weiß. Havoc hat von ihrem Angriff vorhin berichtet“, Roy erhielt einen kurzen Blick von der anderen. „Sie haben mich die ganze Zeit beschatten lassen oder?“, fragte sie leise und erhielt ein nicken zur Antwort. Sie war nicht sauer auf ihn, eher war sie ihm dafür dankbar. Wäre Jean nicht gewesen... „Einer dieser Männer sprach mich an, nachdem sie mich fort geschickt hatten“, Roy nickte wieder wissend. „Havoc und die anderen haben das Gespräch bemerkt, konnten mir aber nicht sagen, um was es ging“, äußerte er sich nachdenklich. „Er hat mich bedroht und mir ihr Ziel verraten“, Riza blickte nicht auf, der Schwarzhaarige hingegen schon. „Was ist es?“, es verwunderte ihn nicht, wenn sie die blonde Schützin derart bedrohten, wenn sie ihr Ziel wusste. „Sie wollen das Militär stürzen. Ich vermute es hängt mit dem fünften Forschungsinstitut zusammen. Die Krankenschwester... Sie hat mich angeschrien und mir deutlich gemacht, dass es unsere Schuld ist, dass sie nun ein Leben als Chimären fristen müssen...“, Roy erhob sich, hatte er doch bis vor kurzem noch mit verschränkten Armen an seinem Schreibtisch neben ihr gelehnt. „Also wollen sie alles, was mit dem Militär zu tun hat, vernichten und das Kommando übernehmen?“, ein leises Summen bestätigte Roys Vermutung. „Wir müssen Sicherheitsvorkehrungen treffen...“, meinte er nun nachdenklich und sehr ernst. „Jeder der zum Militär gehört sollte nicht mehr alleine auf der Straße sein. So lange, bis wir die Situation unter Kontrolle haben. Die Zivilisten brauchen sich keine Sorgen zu machen, nicht wahr? Wenn es diese Kreaturen nur auf uns abgesehen haben, dann ist die Bevölkerung an sich nicht in allzu großer Gefahr. Das heißt, wir müssen zusehen, dass das nicht an die große Glocke gehängt wird“, überlegte er nun weiterhin. „Diese Unruhen finden zur Zeit auch nur hier in Central statt, nicht wahr?“, dann waren Briggs und die anderen noch nicht in Gefahr. Aber hier war auch das Hauptgebäude. Hier waren die Mächtigsten versammelt. Nachdenklich biss er sich auf die Unterlippe. „Wie wollen Sie jetzt vorgehen, Oberst?“, fragte sie leise und Roy sah wieder zu ihr. „Wir müssen erst einmal für deine Sicherheit garantieren“, das war ihm ein persönliches Anliegen. Auch wenn er wusste, dass es falsch war seine persönlichen Interessen an vorderste Stelle zu rücken, so konnte er nicht zulassen, dass ihr vielleicht noch schlimmeres passierte. „Sir, es ist besser, wenn wir uns erst einmal überlegen, wie wir für die Sicherheit des gesamten Militärs sorgen können oder zumindest für die Sicherheit von Central, meinen Sie nicht auch?“, Riza verstand, dass er sie in Sicherheit wissen wollte, aber sie konnte gut auf sich selber achten. Sie brauchte niemanden, der sie beschützte. Vor allem dann nicht, wenn es wichtigeres gab. Sich durch die schwarzen Haare fahrend sah er zu ihr und seufzte leise. Sie hatte ja Recht. „Pass trotzdem auf dich auf“, forderte er bestimmt und sie nickte leicht. Sie war nicht ungeschickt und hatte Talent, aber das musste sie ihm wahrscheinlich nicht mehr sagen. Sich nun endlich wieder etwas beruhigt, stand die Blonde auf und trat vor den Schreibtisch, als Roy wieder zu ihr kam. Diese Nähe war zwar schön, aber sie sollte sich nicht zu sehr daran gewöhnen, immerhin könnte es zu Schwierigkeiten führen die weitreichende Konsequenzen mit sich zogen. Aus dem Augenwinkel heraus betrachtete sie den Älteren. Sie musste zugeben, dass seine Nähe und seine Wärme etwas sehr beruhigendes und entspannendes hatte. Zuvor war ihr dies nie aufgefallen. „Leutnant?“, Roy sah sie besorgt an. „Ja?“, hatte er etwa mit ihr gesprochen? „Ich hab dich etwas gefragt“, tatsächlich. „Es tut mir Leid, Sir. Ich habe Ihre Frage nicht vernommen“, sie salutierte vor ihm und er stieß einen Seufzer aus. „Ob es für dich okay ist, wenn ich für ein paar Nächte bei dir übernachte?“, Riza blinzelte verwirrt. „Ist das nicht... etwas zu übertrieben?“, fragte sie vorsichtig. „Möglich. Aber ich kann meine Königin unmöglich durch einen dummen Fehler verlieren“, murmelte er leise, so leise, dass Riza genau hinhören musste, um zu verstehen, was er gesagt hatte. Unwillkürlich machte ihr Herz einen kleinen Sprung, als er sie als seine Königin bezeichnete, auch wenn sie vermutete, dass es mit dem Schachspiel zu tun hatte. Dennoch. Die Königin spielte im Schach eine der wichtigsten Rollen, wenn nicht sogar die wichtigste. Nur durch sie konnte man den Gegner auch wirklich Schachmatt setzen. „Ich weiß nicht, Sir“, meinte die blonde Schützin überlegend, ehe sie seufzte, als sie seinen Blick sah. „Sie wissen, dass Sie mit diesem 'Hundeblick' nicht weit kommen?“, fragte sie ihn und er grummelte leise vor sich hin, was sie zum Schmunzeln brachte. „Ich möchte nur, dass du sicher bist und wer weiß, was diese Chimären noch machen werden. Wir müssen von allem ausgehen...“, erklärte er ihr und sie seufzte etwas. „Ich weiß. Aber..“, sie war sich unsicher und wusste nicht, ob das wirklich eine gute Idee war. „Überlege es dir“, meinte der Ältere ernst. „Ich werde dir auch nicht auf die Nerven gehen“, versprach er und lächelte sie sanft an. Riza schüttelte den Kopf. Ein klares Zeichen, dass sie das auf keinen Fall wollte. Noch war nichts passiert und somit sah sie keinen Grund ihn bei sich nächtigen zu lassen. „Sobald irgendetwas vorfällt -“, er konnte nicht weitersprechen, denn Riza salutierte verstehend. „Jawohl, Sir!“, auch wenn sie innerlich hoffte, dass nichts passierte, zumindest nichts schlimmes, so würde sie es akzeptieren, sollte er jene Bitte wirklich durchziehen wollen. „Und was machen wir jetzt?“, dunkel grollte die Stimme des Blonden durch den steinernen und nur spärlich beleuchteten Raum. „Dieser Typ hat sie einfach kaltherzig erschossen!“, verzweifelt hallten diese Worte durch jenen Raum. „Wir können nicht zulassen, dass das noch einem von uns passiert! Selbst Salvator wurde von diesem Mistkerl gegrillt!“, der Blonde konnte sich nicht beruhigen. Er war sonst immer der ruhige und besonnene Typ, aber das was diese Alchemisten mit ihren Leuten machten, das grenzte schon an Häme. „Beruhige dich, James“, grollte eine weitere dunkle Stimme aus der Ecke des Raumes. Ein großgewachsener, schwarzhaariger Mann trat aus dem Schatten. Die Arme vor der Brust verschränkt, der Blick kühn und unbeirrt auf den Blonden gerichtet. „Es gibt eine Möglichkeit, wie wir diese lästige Gruppe loswerden können. Wir haben Informationen zu jedem von ihnen. Nutzen wir sie“, der Dunkelhaarige ging zu dem Tisch in der Mitte des Raumes, über welchem auch die einzige Lampe hing. Auf dem Tisch lagen Bilder zu jedem Einzelnen aus Mustangs Team. „Sie sind so lästig und die einzigen, die uns wirklich gefährlich werden können. Selbst dieser Armstrong-Alchemist ist ein leichtes Spiel“, meinte er abfällig. „Und wie stellst du dir das vor, Ben?“, der Blonde erhielt einen Blick, der ihm deutete ruhig zu sein. Ben legte die Bilder der sechs nebeneinander in eine Reihe. „Fuery. Der Schwächste. Ihn können wir leicht durch einen Hinterhalt erledigen. Er ist genauso unwichtig wie dieser Breda und Falman. Vor den Dreien brauchen wir keinerlei Befürchtungen haben. Um die drei kümmert ihr euch“, er blickte zu einer Braunhaarigen und ihrem Partner. Beide nickten verstehend. „Havoc.“, sprach er angewidert aus. „Schütze. Gut in Undercover-Operationen. Vor ihm solltet ihr euch in Acht nehmen. Darum kümmerst du dich, James. Lass dir etwas einfallen“, James nickte zögerlich. Nun nahm der Anführer Rizas Bild in die Hand. „Um die kümmere ich mich. Sie ist am gefährlichsten neben Mustang. Und seine Schwachstelle. Wenn wir sie haben, dann haben wir auch ihn“, ein dunkles Grinsen legte sich auf seine Züge und er leckte sich leicht über die Lippen. Ja, er würde sie sich schnappen und dann konnte Mustang zusehen, wie er seine Geliebte retten konnte. Ben lachte dunkel. „Macht euch an die Arbeit! Erledigt sie oder lockt sie von hier weg! Mir egal. Ich will nur, dass dieser Mustang aus dem Weg geschafft wird. Trennt sie alle, jagt sie in unterschiedliche Teile Amestris'. Hauptsache sie können uns nicht mehr in die Quere kommen!“, befahl der Dunkelhaarige und erhielt einstimmig ein 'Jawohl!', ehe sie sich auf den Weg machten. Wenn sie es nicht schafften das Team durch die simple Bedrohung der Blonden auseinander zu bringen oder sie zu schwächen, dann mussten sie eben auf einer anderen Art und Weise versuchen den Schwarzhaarigen zum Sturz zu bringen. „Hey Leute!“, Havoc betrat grinsend das Büro. Er war regelrecht stolz auf sich, eine der Chimären alleine erledigt zu haben und das wollte er feiern. Er war sich bewusst, dass es im Moment nicht sehr angebracht war, aber allein wegen der Tatsache, dass er dieses Monster erledigt hatte, wollte er einen trinken gehen. „Ich dachte mir, einfach weil ich dieses Monster platt gemacht habe, könnten wir doch noch in eine Bar gehen~“, sein Blick richtete sich erwartend auf den Schwarzhaarigen, ehe er zu Riza sah, welcher die Skepsis ins Gesicht geschrieben stand. „Jaja, sag nichts, Hawkeye. Es ist nicht gerade angebracht im Moment. Aber komm schon! Das lenkt dich auch ein wenig ab, meinst du nicht auch?“ „Wo er Recht hat“, Roy zuckte mit den Schultern und trat dann zu dem Blonden, ehe er seinen Mantel nahm und auch den von Riza. Er konnte selber gerade etwas vertragen, da kam ihm Havoc genau richtig. Die Schützin sah zwischen den beiden Männern hin und her und schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht...“, murmelte sie. Sie war nicht der Typ, der nach der Arbeit noch in eine Bar ging und etwas trank. Der Flame Alchemist ging wieder zu ihr und legte ihr den Mantel um die Schultern. „Etwas Ablenkung schadet nicht und ich hätte dir für morgen sowieso frei gegeben“, blinzelnd sah sie zu ihm hinauf und er lächelte sanft. „Ich will nicht, dass du unnötig in Gefahr gerätst“, Riza schüttelte den Kopf, zog ihren Mantel richtig an und ging an den beiden Männern vorbei. „Tut mir Leid, aber ihr müsst wohl alleine gehen“, sie wollte ungern diejenige sein, die die beiden nach Hause fahren musste, wenn sie stockbetrunken waren. „Tja, Herr Oberst. Dann müssen Sie sich wohl alleine mit meiner Gesellschaft abfinden“, lachte Havoc triumphierend. „Oder ich suche mir einfach eine nette Dame, dann muss ich mich nicht mit dir herum schlagen“, meine Roy einfach kühl und warf Jean ein gespielt hochnäsiges Grinsen zu. Riza wollte gerade das Büro verlassen, als sie seine Worte hörte. Sie musste sich eingestehen, dass sie schmerzten. Natürlich hatte sie keinen Grund eifersüchtig zu sein oder eher sie durfte nicht eifersüchtig sein und auch nicht diesen Schmerz verspüren, wenn sie wusste, dass er mit einer anderen Frau ausgehen würde. Die Gesetze sagten ausdrücklich, dass das nicht ging. Es war verboten und sie wollte sich ungern gegen jene Gesetze stellen. Das ging einfach nicht. Zumal sie weiterhin an seiner Seite sein wollte, damit er sein Ziel endlich erreichen konnte. Würde sie eine romantische Beziehung mit ihm eingehen, dann konnte sie ihm nicht mehr zur Seite stehen, dann müsste sie ihren Posten aufgeben und das wollte sie auf keinen Fall. Sie wollte ihm so helfen, wie sie es bisher getan hatte. Da war kein Platz für solche Gefühle. Zumal sie nicht einmal sicher war, ob es überhaupt romantische Gefühle waren, die sie eben verspürte. Unbeachtet von den beiden Männern, welche noch darüber diskutierten, in welche Bar sie denn nun gehen wollten, schüttelte sie über sich selber den Kopf. „Ich werde jetzt nach Hause gehen. Gute Nacht und bis morgen“, meinte sie förmlich, salutierte noch einmal und verließ anschließend das Gebäude. Roy entfloh ein tiefer Seufzer. Bis eben war sie noch so zerbrechlich und er hatte ihre schwache Seite gesehen und kaum einen Augenblick später war sie wieder völlig die Alte. Noch zudem ignorierte sie seinen Befehl einfach, dass sie den nächsten Tag zu Hause bleiben sollte. „Jede Frau liegt Ihnen zu Füßen, nur nicht sie~“, grinste Havoc mit Arroganz auf den Gesichtszügen. „Ich mach dir gleich Feuer unter'm Hintern, Havoc!“, knurrte der Schwarzhaarige leicht säuerlich. „Vielleicht sollte ich ja mal meine Chance versuchen~“, augenblicklich zog Roy seinen Handschuh an und legte seinen Daumen auf seinen Mittelfinger. „Ganz ruhig, Mustang. Ich weiß doch. Das Gesetz“, auch wenn es Roy nicht gerade um das Gesetz ging, so nickte er leicht. Der Gedanke, dass Havoc sich an Riza heranmachen würde, war mehr als nur unangenehm. „Lass uns endlich gehen. Ich verdurste noch!“, Roy zog seinen Handschuh wieder aus und verließ nun endlich das Büro. Hätte er geahnt, was in den nächsten Tagen passieren würde, dann hätte er Riza sicher nicht gehen lassen und hätte einen Versuch gestartet sein Team besser zu schützen. So aber ging er mit dem blonden Schützen in die nächste Bar und ließ es sich gutgehen. Er flirtete hier und da mit den hübschen Damen, Havoc saß deprimiert in der Ecke und kippte einen Drink nach dem nächsten, weil er wieder keine der Frauen abbekam und alle nur bei dem großen Flame Alchemist waren. Wie er ihn dafür doch hasste. Vor allem, weil es Roy nie ernst meinte mit ihnen. Jede Frau wusste das und doch versuchten sie es immer und immer wieder. Würden sie doch nur zu ihm kommen. Er würde es auf jeden Fall ernst meinen. Er würde sich für eine der Damen den Hintern aufreißen, würde ihr die Welt zu Füßen legen und ihr das schönste Leben schenken, dass sie verdient hatte! Aber nein! Jede musste zu dem großen Roy Mustang! Jammernd kippte er einen weiteren Drink hinter. Das Leben war so unheimlich unfair! „Havoc? Wie viel hast du bitte schon getrunken?“, Roy sah seinen Untergebenen mit großen Augen an, nachdem er zu ihm gegangen war. Da standen unzählige Gläser auf dem Tisch und Havoc lag schon fast dazwischen. „Was weisch isch denn...“, lallte der Blonde betrunken und sah auf. „Wenn du die ganzen Weiber abbekommst, dann muss isch misch do voll laufe lasse!“, erklärte der Schütze und grinste Roy blöd an. Der sah auf die Uhr und schüttelte den Kopf. Es war gerade mal gegen ein Uhr Nachts und Jean war schon völlig ausgeknockt. Wie sollte er ihn denn so bitte nach Hause bekommen? Riza konnte er unmöglich um Hilfe bitten. Mit Sicherheit schlief sie schon. Ein genervtes Seufzen drang über seine Lippen und er legte seinen Arm um Havocs Hüfte, während er dessen Arm über seiner Schulter platzierte und so versuchte ihn zu seinem Auto zu schleifen. „Wie kann man denn soviel trinken...“, keuchte er erschöpft, als er den Blonden auf die Rückbank geschmissen und die Autotür geschlossen hatte. „Unmöglich. Havoc, du kommst morgen nicht zum Dienst!“, Roy sah nach hinten, aber der Blonde war schon lange eingeschlafen. Musste er ihn jetzt wirklich mit zu sich nehmen? „Kch...Dieser Idiot“, maulte Roy genervt und fuhr schließlich nach Hause. Dort angekommen schmiss er ihn auf die Couch, deckte ihn noch zu und ging dann selber schlafen. So hatte er sich den Abend mit Sicherheit nicht vorgestellt. Seufzend verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und sah betrübt aus dem Fenster. Er musste wieder an Riza denken. An ihre Reaktion, ihr Verhalten. Wie schwach sie auf einmal gewirkt hatte. So kannte er sie nicht und es tat weh sie so zu sehen. Roy streckte seinen Arm aus und betrachtete stumm seine Hand. Es war ein merkwürdiges Gefühl als er sie berührt hatte. Er hatte sich nichts anmerken lassen, aber dieses leichte kribbeln war angenehm gewesen, ihm war ganz warm geworden und dass sie ihn nicht von sich gestoßen hatte musste doch etwas bedeuten. Oder etwa nicht? Ein sanftes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Er würde sie beschützen. Mit allen Mitteln die ihm zur Verfügung standen. Er würde nicht noch einmal zulassen, dass sie verletzt wurde. Entschlossen drehte er sich auf die Seite, nickte sich noch einmal selber zu und schlief nun selber. ~ „Also, Männer!“, Roy klatschte grinsend in die Hände. Heute war er sogar eher da als Riza und auch die anderen glänzten mit ihrer frühen Anwesenheit. „Wo ist Havoc?“, Breda aß gerade noch sein Frühstück, als er mit vollem Mund nach dem Blonden fragte. „Der liegt bei mir zu Hause und schläft seinen Rausch aus“, knurrte Roy genervt, ehe er doch wieder grinste. „Wir haben eine Menge Arbeit zu erledigen“, sprach er weiter. „Wie ihr wisst greifen die Chimären noch immer unschuldige vom Militär an. Der Oberleutnant hat mir gestern endlich verraten, was diese Monster von ihr wollen und siehe da: Sie haben ihr sogar ihre Ziele verraten. Sie wollen das Militär stürzen. Wie sie das allerdings machen wollen, wissen wir nicht. Das heißt, wir müssen jede Sicherheitsvorkehrungen treffen die es zu treffen gibt“, erklärte der Flame Alchemist und die anderen nickten ihm zu, ehe sie zu ihm an den Tisch traten. Roy breitete eine Karte von Central City auf dem massiven Holz aus und betrachtete jene einen Moment. „Wir wissen zwar, was die Chimären vorhaben, aber wir wissen nicht, wo sie ihren Stützpunkt haben. Das heißt, wir müssen als erstes das herausfinden. Fuery, Breda, darum kümmert ihr euch. Falman, du findest heraus, was sie im Forschungsinstitut Nummer 5 getan haben. Hawkeye meinte, aufgrund dessen, was die Chimäre ihr gesagt hat, dass es mit diesem Institut zu tun haben könnte. Havoc wird undercover nach den Aufenthaltsorten suchen. Ich werde mich damit beschäftigen herauszufinden, wo sich diese Kreaturen überall eingenistet haben“, denn wenn sie selbst im Krankenhaus ihre Leute haben, dann würde es ihn nicht wundern, dass auch hier im Militär einige von ihnen sind. Er musste nach Neuzugängen sehen und herausfinden wo sie stationiert waren. Riza würde ihm dabei helfen müssen. Er würde sie nicht mehr alleine auf den Weg schicken und damit riskieren, dass sie wieder so schlimm, wenn nicht gar tödlich verletzt werden würde. Die Männer salutierten und ein einstimmiges 'Jawohl, Sir!' hallte durch das Büro, als Riza den Raum betrat. Verwundert sah sie die Männer an und schloss langsam die Tür hinter sich. Wieso waren sie denn alle schon da? Und vor allem früher als sie. Das irritierte die blonde Schützin nun doch sehr. Selbst der Oberst war schon da. Nur Havoc schien zu fehlen. „Ah, Oberleutnant! Sie kommen genau richtig~“, summte der Schwarzhaarige gut gelaunt, während er auf sie zutrat und seine Hand auf ihre Schulter legte. „Ihr macht euch auf den Weg und wir beide haben jetzt auch eine Menge vor. Die Büroarbeit lassen wir heute mal“, das kam den anderen auch nur recht. Sie hatten eindeutig genug davon Formulare zu unterschreiben, außerdem konnten sie dann endlich so arbeiten, wie sie es wollten und hatten dabei nicht immer den strengen Blick der Schützin auf sich ruhen. Riza blinzelte mehrmals verwundert, als der Oberst sie einfach aus dem Büro schob und mit ihr Gänge entlang ging. Nun wurde er wieder ernster. „Ich habe den Jungs aufgetragen, dass sie zunächst einmal Informationen sammeln sollen. Wir beide sehen uns die Neuankömmlinge im Militär an und überprüfen jeden. Wenn die Chimären wirklich überall ihre Augen und Ohren haben, dann würde es mich nicht wundern, wenn sich auch schon einige von ihnen im Militär breit gemacht haben“, ein tiefer Seufzer entfloh ihm. Sie hatten wahrlich schon genug damit zu tun, die Homunkuli loszuwerden und dann kamen die Chimären und forderten ebenfalls ihre Aufmerksamkeit. 06.06.2015 Kapitel 4: On higher alert -------------------------- Fünf verschiedene Akten über fünf verschiedene Personen lagen nun auf seinem massiven Schreibtisch und Roy stieß einen genervten Seufzer aus. Diese fünf Leute waren im letzten Monat hier her gekommen. Neben ihm lag noch ein ganzer Stapel an Akten von weiteren Leuten, welche die Monate zuvor dem Militär beigetreten waren. „Das kann ewig dauern bis wir alle gecheckt haben“, jammerte der Oberst weiter und Riza trat neben ihn, um ihm einige der Akten abzunehmen. „Jammern Sie nicht, sondern setzten Sie sich an die Arbeit, Sir. So kommen wir auch nicht weiter“, ermahnte sie den Schwarzhaarigen mit einem strengen Blick, ehe sie sich an ihren Tisch setzte und eine der Akten zur Hand nahm. Roy betrachtete die Blonde einen Moment. Wie schaffte sie es nur immer wieder so diszipliniert zu sein? Ein kurzes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Sie war wahrlich beeindruckend. „Sir?“, ihre Stimme riss ihn jäh aus seinen Gedanken. „Hm?“ „Ist alles in Ordnung?“, sie hatte seinen fast schon verträumten Blick auf sich bemerkt. Roy schreckte hoch. „Natürlich“, er nahm sich eine der Akten und schlug sie schnell auf. Sein Herz hatte einen kleinen Hüpfer gemacht und ihm war ganz warm geworden. Er spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Er schüttelte den Kopf über sich selber und seufzte dann leise, ehe er sich wirklich daran machte, die Akten anzuschauen und etwas herauszufinden. Stunden vergingen und sie hatten alle Akten angesehen. Am Ende lagen nur noch zwei Akten auf seinem Schreibtisch. Zwei Verdächtige. „Samantha Kaines und Jason Riggle“, meinte Roy leise und nachdenklich. „Beide sind vor ungefähr drei Monaten dem Militär beigetreten. Zu ihrer Familie sowie Herkunft lässt sich nichts sagen. Ihre Angaben wirken zwar glaubwürdig, sind aber dennoch etwas schwammig“, erklärte Riza und der Schwarzhaarige nickte leicht. „Hm...Wir müssen sie besser prüfen“, Roy seufzte etwas. Er hatte gehofft, dass sie niemanden im Militär finden würden. „Nimm du dir die Frau vor. Ich kümmere mich um diesen Jason“, er erhob sich und reichte Riza die Akte der Frau. Die Blonde salutierte und verließ eilig das Büro. Roy sah ihr besorgt nach und hoffte inständig, dass es kein Fehler war sie alleine zu schicken. Er richtete ein Stoßgebet gen Himmel und versuchte sich keine weiteren Gedanken darum zu machen. ~ „Sir!“, Jason salutierte. „Feldwebel Jason Riggle, richtig?“ „Sir, ja, Sir!“, er betrachtete den Älteren und Ranghöheren eindringlich. „Da Sie neu im Militär sind, möchte ich mich ein wenig über Sie informieren. Reine Routine, dass die Ranghöheren das machen“, Roy lächelte ihm kurz zu und hoffte, dass Jason ihm Glauben schenken würde. Als ob sich Ranghöhere um die neuen Mitglieder scheren würden. So weit würde es wohl niemals kommen. „Setzen Sie sich doch, Feldwebel“, bot ihm Roy ein Stuhl vor seinem Schreibtisch an, ehe er die Arme auf der massiven Holzplatte stützte und seine Finger vor seinem Mund verschränkte. Der Braunhaarige nahm langsam Platz und saß dabei kerzengerade, während er abwartend zu dem Oberst sah. Roy sah ihm an, wie nervös er war und er konnte sich nicht vorstellen, dass er zu den Chimären gehören würde. „Also, Feldwebel“, Roy lehnte sich entspannt zurück und lächelte den Jüngeren beruhigend an. „Erzählen Sie mir doch ein wenig von sich. Familie, Angehörige, warum Sie dem Militär beigetreten sind“, begann der Alchemist und sah ihn abwartend an. „Na ja...“, begann Jason unruhig. „Familie... Ich habe nur noch meine Großmutter, die hier in Central lebt und ähm... Ich versuche sie mit dem Geld von der Arbeit zu unterstützen...“, versuchte er zu erklären und kratzte sich dabei verlegen am Hinterkopf. „Deswegen bin ich dem Militär auch beigetreten. Die Chance, dass ich meiner Großmutter damit unter die Arme greifen kann, ist einfach viel besser“, Roy nickte. „Du scheinst ein guter Mensch zu sein“, er konnte sich wirklich nicht vorstellen, dass er dazu gehörte. Das würde keinen Sinn machen. Der Alchemist konnte sich auch nicht vorstellen, dass sie sich einen derartigen Lebenslauf erstellten und alles drum herum perfekt machten. Das war schlichtweg zu viel Arbeit. „Na gut. Dann will ich dich nicht weiter von deiner Arbeit abhalten“, Roy erhob sich und reichte dem jungen Mann seine Hand, welcher der Jüngere fast schon ehrfürchtig entgegen nahm. „Na na, nicht so schüchtern“, der Schwarzhaarige grinste etwas. „Tut mir Leid, Sir!“, Jason verbeugte sich eilig. „Es ist mir nur eine große Ehre, mit dem Flame Alchemisten und Held von Ishbal reden zu dürfen“, seine Verbeugung wurde noch etwas tiefer und Roy kratzte sich verlegen am Hinterkopf, ehe er etwas lachte. „Na... Wenn das so ist“, er konnte nicht leugnen, dass er sich gut fühlte, auch wenn er keine guten Erinnerungen an Ishbal hatte, aber das Gefühl ignorierte er gerade. Es war schön, dass jemand so zu ihm aufsah. „Nun denn. Dann geh jetzt“, Jason schlug die Hacken zusammen und hob die Hand zur Stirn, ehe er das Büro verließ und Roy alleine zurück ließ, welcher den Kopf zur Akte drehte und seufzte. Ob Riza mehr 'Glück' hatte? „Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben“, Riza salutierte und auch Samantha salutierte. „Ich muss mich bedanken, dass Sie den Weg hier her auf sich genommen haben, Oberleutnant!“, Samantha verbeugte sich schließlich und Riza nickte nur leicht, ehe sie den Weg wieder zum HQ antrat. Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe. Das würde schwierig werden. Riza unterdrückte ein Seufzen, als sie das Büro schließlich wieder betrat. „Gibt es etwas neues, Oberleutnant?“, die Blonde sah auf und schüttelte den Kopf. „Alles unauffällig bei ihr. Wie sieht es bei Ihnen aus, Oberst?“, Riza hörte das genervte Seufzen. „Auch nichts“, meinte er leise und fuhr sich mit der Hand durch das schwarze Haar. „Bis auf die beiden haben wir keinerlei Verdächtige im Militär. Dieser Jason ist hier, weil er seine Großmutter unterstützt. So wie er es rüber gebracht hat, klang es glaubhaft. Wie sieht es mit dieser Sam aus?“, wollte er wissen und lehnte sich wieder zurück. „Wie ich bereits sagte: Alles unauffällig. Nichts verdächtiges“, Roy sah die Blonden einen Moment skeptisch an. Es passte nicht zu ihr, dass sie keine weiteren Details von sich gab. Zumal es eine sehr wichtige Angelegenheit war. „Hm.. Okay“, mehr sagte er dazu nicht. Wusste er auch gar nicht, was er hätte sagen sollen. „Nimm dir für heute frei“, immerhin war es schon spät. Er würde sich noch um einige Papiere kümmern, sobald Riza gegangen war. Sie schlug die Hacken zusammen, legte die Hand an die Stirn und verließ schließlich das Büro. Roy sah ihr nach und seufzte schwerfällig. Er hatte schon wieder das Gefühl, dass sie ihm etwas verheimlichen würde. Aber was? Nachdenklich kaute er auf seinem Stift herum, während er sich zum Fenster gewandt hatte und hinaus in den abendlichen roten Himmel starrte. Er wünschte sich wirklich, dass sie offener mit ihm reden würde. Dass sie ihm sagen würde, was sie bedrückte. Sie kannten sich schon so lange. Er hatte ihr seinen Rücken anvertraut. Roy vertraute ihr einfach blind, aber tat sie das selbe? Vertraute sie ihm genauso sehr wie er ihr? „Riza...“, murmelte er abwesend. „Sie haben ihm nichts gesagt, oder Oberleutnant Hawkeye?“, die glockenhelle Stimme drang aus einer dunklen Gasse zu ihr und Riza blieb augenblicklich stehen. „Nein“, antwortete sie monoton. „Das ist gut. Sie wissen, wann sie den Mund zu halten haben“, die Blonde spannte sich an. Ja, sie wusste, wann sie still sein sollte. Aber sie wusste auch, wie sie Roy vermitteln konnte, was los war. „Passen Sie gut auf, Oberleutnant“, die Stimme verschwand und die Schützin sackte leicht in sich zusammen. Sie waren überall... Schwer schluckte Riza. Sie würde dem Oberst mitteilen, was vor sich ging. Sie würde ihm sagen, wer sie bedrohte. Ohne dass diese Kreaturen es bemerken würden. Eiligen Schrittes ging sie nach Hause und verriegelte die Tür hinter sich, ehe sie an selbiger hinab sank und ihr Gesicht in ihren Händen vergrub. Sie mussten etwas tun. Sie mussten zusehen, wie sie diese Chimären loswerden konnten. Ob sie vielleicht Edward zu Hilfe holen sollten? Alleine schafften sie es mit Sicherheit nicht. Riza sah auf, als Hayate sie am Bein anstupste und lächelte leicht, ehe sie ihn sanft streichelte. „Du weißt auch nicht, was wir machen sollen, hm?“, fragte sie ihn, schüttelte dann aber den Kopf über sich selber. So ein Schwachsinn. Jetzt fragte sie schon ihren Hund. Als ob er ihr eine Antwort geben könnte... Hayate sah sie einfach nur mit schief gelegtem Kopf an und hechelte leise. Riza erhob sich nun endlich wieder und ging duschen, ehe sich noch einen Happen zu essen machte und dann mit dem kleinen Hund noch eine Runde hinaus ging. Er brauchte seine Bewegung immerhin auch und es war erst gegen 21.45Uhr. Es war noch nicht allzu dunkel und zum Glück auch nicht mehr allzu warm. Die Tage vergingen und im Augenblick schien alles ruhig zu sein. Auch dieser Tag schien wieder wie ein ganz normaler zu sein, so wie sie ihn alle kannten. Hawkeye war als erste im Büro und hatte jedem einen großen Stapel an Papieren zum unterzeichnen gegeben, wobei Roy den größten bekommen hatte. Nach und nach trudelten ihre Kollegen ein und nur Roy ließ auf sich warten. Es war Montag und Fuery nahm schon die Wetteinsätze entgegen. „Ich wette er hat eine heiße Braut abgeschleppt und ordentlich durchge-“, Havoc wurde jäh unterbrochen von einem Räuspern seitens Hawkeye. „Macht euch an eure Arbeit!“, sprach sie streng. Sie wollte nicht nur, dass die Männer endlich aufhörten zu reden, sie wollte auch, dass dieser unangenehme Schmerz sich endlich verzog. Sie konnte sich gut vorstellen, dass die Männer Recht hatten, aber.... „Einen wundervollen guten Morgen, Männer!“, nun wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als Mustang freudestrahlend das Büro betrat und zum Gruß die Hand hob. „Wie war Ihr Wochenende, Chef?“, Havoc stand auf und betrachtete ihn neugierig. „Haben Sie wieder eine Dame mit ihrer Anwesenheit beglückt?“, kam nun auch Breda an. Roy grinste die beiden einfach nur Gentelmanlike an und die beiden lachten vergnügt. Riza versuchte sich zusammenzureißen und das Gefühl in ihrer Brust zu ignorieren. Sie wusste nicht, was das sollte. Sie wusste nicht warum sie sich so merkwürdig fühlte und sie wollte auch nicht weiter darüber nachdenken. Dazu tat es ihr zu sehr weh. „Oberst... Wenn Sie jetzt an Ihre Arbeit gehen würden“, Riza ließ keinen Spielraum für Widerspruch und sah ihn streng an. Roy seufzte und nickte etwas, ehe er sich an seinen Schreibtisch setzte und gelangweilt die Papiere unterschrieb. Nach einer Weile fiel Riza nun aber doch etwas ein. „Sagen Sie.... Wo ist Falman?“, alle sahen sich fragend an und zuckten anschließend mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich hab ihn heute noch nicht gesehen“, Fuerys Blick ging zur Uhr. Er war schon über eine Stunde zu spät. „Er wird sich schon melden, wenn etwas ist“, kommentierte Roy das Ganze trocken und zuckte mit den Schultern. Riza nahm das nicht so hin und erhob sich, ehe sie salutierte und das Büro verließ. Sie würde bei ihm anrufen und nachfragen. Es konnte nicht angehen, dass jemand so sehr zu spät kam ohne eine Rückmeldung zu geben. Als niemand ans Telefon ging, seufzte die Blonde entnervt. „Oberleutnant!“, eilig kam einer der unteren Militärs zu ihr gerannt. „Leutnant Falman....“, sprach er erschöpft aus. „Was ist mit ihm?“ „Er liegt im Krankenhaus...“ „Was?! Ugh...Danke“, eilig rannte Riza zurück zum Büro. „Oberst? Kommen Sie bitte kurz raus, Sir!“, Roy sah verwundert auf, nickte dann aber und trat aus dem Raum. „Was ist denn?“ „Falman liegt im Krankenhaus“ „Wie bitte?!“ „Näheres weiß ich auch noch nicht. Wir sollten sofort zu ihm“, ob die Chimären damit zutun haben? Roy nickte und trat noch einmal ins Büro. „Männer! Ihr haltet hier die Stellung. Hawkeye und ich müssen weg“, damit schmiss er die Tür schon zu und Roy nickte der Blonden zu. „Er wurde ohne Bewusstsein in einer Seitengasse aufgefunden. Innere Blutungen, Schädelhirntrauma, Prellungen. Sieht ganz nach einem Kampf aus“, erläuterte der Arzt und Roy nickte bedächtig. Das waren die Chimären. Das trug eindeutig ihre Handschrift. „Verdammt...“, murmelte der Flame Alchemist leise und fuhr sich über das Gesicht. Jetzt griffen sie schon sein Team auf offener Straße an. „Was wollen Sie jetzt machen, Sir?“, fragte Riza und betrachtete ihn einen Moment. Er war wirklich besorgt. „Ich weiß es nicht, Leutnant... Ich weiß es nicht...“, Roy sah bedrückt zu ihr, lächelte dann etwas, ehe er zu dem Zimmer ging, in dem Falman lag. „Ich warte draußen, Sir“, er nickte leicht und trat schließlich ein, während sie ihre Hände auf ihren Rücken legte und sich neben die Tür stellte. Roy biss sich auf die Unterlippe, als er den anderen da liegen sah. Er sah schrecklich aus. „Scheiße...“, gab er verzweifelt von sich und schluckte schwer, ehe er die Augen aufriss. Sie griffen Falman an. Das hieß sie würden mit Sicherheit auch die anderen angreifen. Riza! Sie war genauso in Gefahr. Sein Herz begann zu rasen und er lief nervös in dem kleinen Raum auf und ab. „Was mache ich jetzt, Falman?“, murmelte er nachdenklich. Er konnte sie nicht ständig beschützen. Zumindest konnte er nicht die ganze Zeit bei ihr sein. Das ging einfach nicht. Aber was sollte er sonst machen? Wie sollte er sie beschützen? „Sir?“, nach einiger Zeit klopfte die Blonde an die Tür. „Wir sollten langsam zurück“, sie hatte Recht. Er konnte nicht die ganze Zeit hier bleiben. Noch einmal sah er zu Falman, schüttelte den Kopf und verließ das Zimmer. „Ich möchte, dass ihr nicht mehr alleine auf die Straße geht, habt ihr verstanden?“ „Und wie sollen wir das bitte anstellen? Es reicht doch, wenn wir einfach vorsichtiger sind“, warf Havoc ein und Roy seufzte genervt. „Du weißt, was mit Falman passiert ist!“, fauchte er. „Ja. Aber dennoch! Das ist einfach nicht realisierbar! Sollen wir etwa alle zusammen in einer Wohnung bleiben? Wir werden vorsichtig sein, damit uns nichts passiert, Oberst“, versprach Havoc und hoffte, dass er damit weiter kam. Roy wandte sich ab, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und biss sich auf die Unterlippe. „Na schön“, gab er sich geschlagen. Riza beobachtete die Szenerie schweigend. Sie wusste, wie sehr er sich um sie alle sorgte. Es war nur logisch, dass er sie alle in Sicherheit wissen wollte. „Dann wäre das ja geklärt. Kann ich mich schon mal aus dem Staub machen, Chefchen? Ich hab da noch eine Verabredung~“, der Blonde grinste über beide Ohren hinweg, weil er stolz war auch endlich mal jemanden an seiner Seite zu haben. Eventuell jedenfalls. „Pass aber bitte auf“, meine Roy noch, ehe Havoc schon aus dem Büro stürmte. Riza konnte seine Sorge gut erkennen. „Ihr solltet jetzt vielleicht auch gehen“ „Uhm... Boss? Sind Sie sich sicher?“, Breda sah ihn verwundert an. „Ja. Erledigt die Arbeit einfach morgen“, selbst er konnte sich jetzt nicht konzentrieren. „Okay, dann... Bis Morgen, Oberst“, Fuery und Breda salutierten und verließen nun ebenfalls das Büro. Die Scharfschützin sah ihren Chef fragend an. „Du kannst auch gehen...“, murmelte Roy etwas abwesend. Leicht runzelte sie ihre Stirn. Der Zustand des Älteren gefiel ihr nicht. „Sir. Ich muss noch etwas mit Ihnen bespre-“ „Geh bitte auch nach Hause und ruh dich aus. Die Tage werden nicht erholsamer“ „Aber, Oberst!“ „Geh! Das ist ein Befehl!“, er hörte ihr gar nicht zu. „Jawohl..“, sie salutierte und verließ nun auch das Büro. Wie sollte sie ihm denn erzählen, was sie bedrückte, wenn er ihr nicht zuhörte? Riza seufzte leise, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Mit starrer Miene ging sie die Gänge des HQ entlang und verließ das Gebäude schließlich. Irgendwie musste sie ihm doch mitteilen, was sie wusste. Ihr war bewusst, dass sie nichts mehr vor ihm verheimlichen sollte. Aber da er ihr kein Gehör schenkte... Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe. Einen Brief zu schreiben wäre zu riskant. Wobei. Niemand kannte ihren Code. Nur Roy. Unschlüssig trat sie in ihre Wohnung und besah sich den kleinen Hund, welcher auf sie zukam und mit dem Schwanz wedelte. „Na, heute bin ich sogar eher wieder Hause. Wollen wir noch ein wenig raus gehen?“, Hayate bellte glücklich und Riza lächelte sachte, ehe sie sich noch schnell umzog und mit ihm nach draußen ging. Sie verließ ihre Wohnung ohne dabei zu bemerken, dass ihr Telefon klingelte. „Scheiße!“, Roy legte wütend den Hörer auf und schnappte sich seinen Mantel, ehe er aus dem Gebäude stürmte. Kaum hatte er sie alle gehen lassen, schon passierte das nächste Unglück! Er stieg in sein Auto und fuhr wie ein Irrer die Straßen entlang. Dass er Riza dabei fast über den Haufen gefahren hätte, hatte er nicht bemerkt. Erst als er ein lautes Fluchen und dann ein Bellen hörte, hielt er an und sah nach hinten. „Oh Mist...“, er war direkt durch eine Pfütze gefahren und hatte die Blonde fast von oben bis unten dreckig gemacht. Schnell stieg der Schwarzhaarige aus seinem Wagen und rannte zu ihr. „Oberleutnant!“, rief er ihr zu. Riza sah auf und zog die Stirn in Falten.“Das tut mir Leid..“, meinte er eilig und lachte verlegen. „Ich bezahl Ihnen die Reinigung“, er kratzte sich am Hinterkopf, verfluchte sich gedanklich aber gleich wieder. „Schon okay. Aber warum rasen Sie so?“, sie hörte sein schweres Seufzen und runzelte leicht die Stirn. „Fuery... Er wird die nächsten Tage wohl auch nicht mehr zur Arbeit kommen können“, meinte Roy bedrückt. „Er wurde vorhin angegriffen... Wohl auch von diesen Chimären“, er biss sich fest auf die Unterlippe und fluchte dann laut auf, ging dabei zu seinem Wagen und trat gegen dessen Reifen. Es konnte doch nicht sein, dass er nicht in der Lage war seine Untergebenen zu schützen! Er fühlte sich so erbärmlich... „Oberst?“, Riza war neben ihn getreten und sah ihn besorgt an. „Wie geht es Fuery?“ „Ich war gerade auf dem Weg dahin. Ich habe dich angerufen, aber es ging niemand ans Telefon. Geh bitte unumgänglich nach Hause, Oberleutnant“, er wollte nicht, dass auch ihr etwas zustieß. „Jawohl“, die Blonde salutierte und machte sich dann auf den Weg nach Hause, wobei sie noch einmal zu Roy blickte und leise seufzte. Sie sollte wohl wirklich einen Brief schreiben. Anders würde sie ihm nicht mitteilen können, was vor sich ging. Unsicher, was sie schreiben sollte sah sie auf das leere Blatt Papier. Der Stift wippte zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her, ehe sie begann zu schreiben. Es war ein langer Brief, aber anders konnte sie ihre Mitteilung nicht verstecken. Sie faltete das kleine Blatt Papier und steckte es in einen Briefumschlag, welchen sie auf ihren Tisch legte. „Oberst!“, Havoc stieß außer Atem die Tür auf und fluchte, weil er gegen den Rahmen gelaufen war. Schmerzend hielt er sich die Schulter, stieß noch ein paar Flüche aus, ehe er zu dem Älteren trat, salutierte und schließlich weiter sprach. „Breda, er ist-“ „Red nicht weiter.... Sag mir bitte nicht, dass er auch verletzt ist...“, doch Havoc nickte leicht. „Doch...“, Roy fluchte nun ebenfalls, fuhr sich mit der Hand fahrig durch die schwarzen Haare und gab einen verzweifelten Laut von sich. „Das kann doch nicht wahr sein!“, wieso?! Wieso schaffte er es einfach nicht seine Leute zu schützen?! „Wo ist Hawkeye?“, Roy sah zu dem Blonden und der zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht. Ich hab sie heute noch nicht gesehen“, hoffentlich ging es wenigstens ihr gut. Das Problem an der Sache war nur, dass sie nie zu spät kam. Und im Augenblick war sie genau eine Stunde und dreizehn Minuten zu spät. „Scheiße“, murrte der Schwarzhaarige und stand auf. Er musste hier raus. Er musste nach ihr sehen. Sein Weg führte ihn eilig zu ihrer Wohnung. Erst Falman, dann Fuery und jetzt noch Breda. „Riza!“, er klopfte eindringlich an die Tür, doch außer das aufgeregte Bellen des Hundes kam keine Antwort. „Riza! Mach die Tür auf!“, weiterhin nur das Bellen. „Kch...Verdammt!“, sein Herz raste, die Angst in ihm stieg ins Unermessliche und Roy konnte sich nicht zurück halten. Er trat die Tür auf und trat in ihre Wohnung ein, während er nach seiner Dienstwaffe griff und sie bereit hielt. Es war selten, dass er sie nutzte, aber er wollte ungern ihre Wohnung anzünden. Hayate verbiss sich in seiner Hose und zerrte ihn weiter ins Innere der Wohnung. Alles war verwüstet und auf dem Boden sah er einige Bluttropfen. „Nein... Riza?“ er sah sich überall um, aber sie war nicht da. Nur das Blut auf dem Boden und auf dem Tisch. „Nein... Verdammt..“, verzweifelt stützte er sich mit den Händen auf dem Tisch ab. Erst da sah er auch den Briefumschlag, auf welchem sein Name in fein säuberlicher Handschrift stand. Vorsichtig nahm er ihn in die Hand und öffnete ihn. Oberst, richten Sie Sheska bitte aus, dass ich die ausgeliehen Bücher bald zurück bringen werde und mich mit Alphonse in Kontakt begebe, sobald ich mich mit Miles auseinander gesetzt habe. Ich habe noch vergessen Ihnen zu sagen, dass Izumi bald mit ihrem Mann vorbei kommen wollte. Sheska hat angeboten, dass die beiden bei ihr unterkommen können, falls sie nicht bei Tim Marcoh übernachten können.Natalie schwärmt auch schon ganz von ihr. Edward weiß auch schon Bescheid. Da fällt mir ein: Kennen Sie Christian noch? Einer der neuen Männer. Er hat mir angeboten, dass er auf Hayate achtet, wenn wir einen Außeneinsatz haben sollten. Ich sollte Ihnen auch noch einen schönen Gruß von Izumi ausrichten und dass sie sich freuen werden Sie zu sehen und sie sollen gefälligst das Grab von Maes besuchen gehen! Alphonse und Edward haben sich auch schon darüber beschwert, dass sie das nie machen. Zudem liegt mit Rebecca die ganze Zeit in den Ohren, dass ich ihr Edward auch endlich mal vorstelle. Grüße, Hawkeye Roy runzelte die Stirn. Der gesamte Brief ergab absolut keinen Sinn in seinen Augen. Izumi wollte nicht herkommen und hat sich auch nie beschwert, dass er nicht zum Grab von Hughes ging. Und auch Edward und Alphonse interessierten sich nicht dafür. Er las den Brief noch einmal, ehe er die Augen aufriss. Natürlich! Ihr Code. Die Namen! Eilig suchte er nach Stift und Zettel, ehe er alle Namen heraus schrieb. Sheska, Alphonse, Miles, Izumi, Sheska, Tim M., Edward, Izumi, Natalie, Edward, Christian, Hayate, Izumi, Maes, Alphonse, Edward, Rebecca, Edward. Er unterstrich alle Anfangsbuchstaben: Sam ist eine Chimaere. DAS wollte sie ihm damals mitteilen, als er sie so abgewimmelt hatte! „Verdammt...“, und nun hatten sie auch noch Riza... Roy sah sich um. Das konnte nur ihr Blut sein. Nervös verließ er die Wohnung, nachdem er Hayate auf den Arm genommen hatte und den Zettel verbrannte. Er hasste sich. Er verfluchte sich. Er fühlte sich schäbig. Unfähig. Dämlich. „Ich bin so ein Idiot!“, brüllte er aufgebracht, dabei die Blicke der Bürger ignorierend. Wie konnte er das nur zulassen?! Er hätte bei ihr bleiben sollen. Er hätte sie besser beschützen sollen. Halte durch, Riza. Ich hol dich da raus. Ich werde dich finden. Wo du auch sein magst! Ich lasse dich nicht noch einmal im Stich! 08.06.2015 Kapitel 5: I'm lost but not afraid ---------------------------------- Leises rascheln drang durch die Stille, gefolgt von einem gequälten Husten und einem leisen Würgen. Sie schmeckte und roch Blut. Vorsichtig fasste sie sich an ihre Lippe und zischte auf. Sie war aufgeplatzt und auch ihre Nase blutete leicht. Das Atmen fiel ihr unsagbar schwer und jede Bewegung tat ihr so schrecklich weh. Sie konnte sich nicht mehr an die letzten Stunden erinnern, geschweige denn wusste sie, wie sie hier her gekommen war. Riza stand auf oder besser gesagt, sie wollte aufstehen, doch der Schmerz in ihrem Knöchel ließ sie wieder zusammensacken. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte die Schmerzen zu ignorieren, doch das war kaum machbar. Erschöpft legte sie ihre Hand an ihre Stirn, doch - „Blut...? Ugh...“, sie hatte eine Platzwunde an ihrem Kopf. „Erklärt die Kopfschmerzen...“, murmelte die Blonde leise und sah sich etwas um. Sie konnte in dem dunklen Raum kaum etwas erkennen. Es brannte kein Licht und er hatte auch kein Fenster. Steinig, feucht und kalt beschrieb ihr derzeitiges Lager wohl am besten. Leicht rieb sie ihre Hände aneinander, damit sie etwas wärmer wurden. Sie zitterte leicht und die Kälte kroch immer weiter in ihre Knochen. „Na? Ist die 'Königin' endlich wach geworden, hm?“, Riza kniff die Augen zusammen, als die Tür geöffnet wurde und der helle Lichtspalt direkt auf sie traf. „Sam..?“, fragte sie, konnte sie doch nur die Silhouette der Person erkennen. „Gut geraten, Miss~ Find ich gut, dass du den Mund gehalten hast und deinem König nichts gesagt hast~ Haaach, aber was machen wir jetzt mit dir? Ich würde dich ja gerne zerfetzen und deinem Oberst ein kleines Geschenk hinterlassen, aber ich darf dich leider nicht töten. Dämlicher Ben. Nur weil er dich für sich haben will, dieser Penner. Tze“, Sam trat auf die Blonde zu und ließ dabei ihre Dienstwaffe um ihren Finger kreisen. „Dass du deine Waffe auch immer bei dir trägst“, meinte die Braunhaarige und legte den Lauf an Rizas Schulter an. „Ob das weh tut? Sicher~“, ein Schuss hallte durch den Raum, gefolgt von einem schmerzhaften Schrei. „Argh...“, Riza sackte leicht nach vorne und legte ihre Hand auf ihre blutende Schulter. Der Schmerz war unerträglich. Er brannte und zog sich fast durch ihren gesamten Oberkörper, er war sogar so stark, dass sie fast das Bewusstsein verlor. „Haha~ Das klang schön. Aber mehr darf ich dir nicht antun. Das ist nicht fair“, Sam lachte und ließ die Waffe auf den Boden fallen, ehe sie den Raum verließ und die Verletzte zurück ließ. Riza keuchte schwer. Die Wunde blutete stark und sie hatte nichts womit sie die Blutung stillen könnte. Schwer atmend lehnte sie sich zurück, kniff die Augen zusammen, dabei hielt sie noch immer ihre Schulter fest. Ihr Blick richtete sich auf die Waffe. Ob sie noch ein paar Schuss hatte? Andererseits. Das waren Chimären. Gegen sie hatte sie mit einer Handfeuerwaffe kaum eine Chance. Havoc hatte Glück gehabt. Sie hatte das nicht. Ob sie jetzt sicher wäre, wenn der Oberst ihr nicht das Wort abgeschnitten hätte? Riza schüttelte den Kopf. Sie durfte ihm keine Schuld an ihrer Situation geben. Das war nicht fair. Er konnte genauso wenig dafür, wie sie selbst. Die Blonde schloss ihre Augen und schluckte leicht, während sie versuchte tief und langsam einzuatmen, damit der Schmerz erträglicher wurde. Doch tiefes kontrolliertes Atmen gelang ihr kaum, weil ihr Brustkorb noch dazu stark schmerzte. Versuch dich zu erinnern, wie das passiert ist!, ermahnte sich die Blonde und schloss die Augen, zog dabei schmerzerfüllt die Brauen zusammen, nun versuchend flacher zu atmen. Flashback: Es war bereits dunkel, als sie mit Hayate nach Hause kam. Zwar hatte der Oberst gesagt, sie solle sofort heim gehen, aber ihr Hund brauchte immerhin auch seinen Auslauf und konnte nicht ständig alleine in der Wohnung bleiben. Der Ärmste würde noch durchdrehen. „Hier~“, lächelnd stellte sie ihm etwas zu futtern vor die Nase, ehe sie sich selber einen Tee machte und sich umzog, während das Wasser kochte. Sie zog sich ein einfaches dunkles Shirt über, ehe sie das Klopfen an der Wohnungstür aufblicken ließ. „Nanu...? Um die Uhrzeit?“, leicht runzelte die Schützin ihre Stirn, griff nach ihrer Waffe und trat an die Tür. „Wer ist da?“, wollte sie wissen und lauschte angestrengt in die Stille hinein. Als Hayate zu ihr kam, legte sie ihren Zeigefinger auf ihre Lippen, damit der Kleine ruhig blieb. „H-hier ist Feldwebel Riggle...“, sprach der junge Mann schüchtern. „I-ich bin-“ „Ich weiß wer Sie sind. Was kann ich für Sie tun?“, wollte sie wissen und ließ die Waffe sinken. Sachte öffnete sie die Tür und betrachtete den jungen Soldaten vor sich. Er zitterte leicht. „Ist alles in Ordnung, Feldwebel?“, wieder legte sie die Stirn in Falten. Jason wurde bei Seite gestoßen, Riza grob zurück in die Wohnung geschubst und die Tür geschlossen. Dann ging alles ganz schnell. Sie bekam einen kräftigen Schlag gegen den Kiefer, wodurch ihre Lippe aufplatzte und ihre Nase begann zu bluten, weil jene ebenfalls getroffen wurde. Benommen von dem plötzlichen Schmerz und der vernebelten Sicht, torkelte sie einen Schritt nach hinten. Dann bekam sie einen Tritt gegen das Schienbein, sodass sie nach vorne fiel, weil sie ihr Gleichgewicht verlor und mit dem Kopf auf dem Tisch aufschlug. „Argh!“, sich auf allen Vieren stützend, wollte sie sich wieder erheben, doch trat ihr Angreifer ihr hart gegen die Seite, wodurch ihr mit einem Schlag jegliche Luft genommen und aus ihren Lungen gepresst wurde. Sie japste, versuchte nach dem lebenserhaltenden Elixier zu schnappen, welches man ihr so ruppig genommen hatte. Noch einmal trat ihr der Angreifer gegen ihre Seite, Riza keuchte, würgte leicht, weil er ihren Magen getroffen hatte und hustete anschließend schwer, wobei sie Blut spuckte. Ihr war schlecht und unglaublich schwindlig. Zitternd blickte sie nach oben, versuchte zu erkennen, wer es war, doch genau in dem Augenblick verlor sie das Bewusstsein. Ihr Körper sackte schlaff in sich zusammen. Flashback Ende „Ugh...“, vorsichtig legte sich ihre Hand auf ihren Magen. Wenn sie an die Tritte dachte, wurde ihr nur wieder übel. Sie musste versuchen irgendwie aus diesem Raum zu entkommen. Noch einmal wagte die Blonde den Versuch aufzustehen, schaffte es aber nicht. Nicht zuletzt weil sie kaum noch Kraft hatte. Sie zitterte mittlerweile stark, noch immer war ihr schwindlig und auch die Übelkeit nahm von Sekunde zu Sekunde zu. Da half auch nicht der widerliche Schmerz in ihrer Schulter. Ob es besser wurde, wenn sie sich etwas hinlegte? Vorsichtig legte sie sich auf die unverletzte Schulter und bettete ihren Kopf auf ihrem angewinkelten Arm, damit es auf dem kalten Steinboden wenigstens etwas gemütlich wurde, wenn das überhaupt klappte. Sachte zog sie die Beine an und schloss die Augen, um den Schwindel unter Kontrolle zu bringen. Doch es half kaum. Ihre Rippen machten es ihr unmöglich lange liegen zu bleiben, weswegen sie sich unruhig wieder aufsetzte. Vorsichtig tastete sie ihren Oberkörper ab. Mit Zeige- und Mittelfinger tastete sie jede einzelne Rippe ab. „Ngh..“, gab sie schmerzlich von sich. Eine der Rippen musste entweder geprellt oder gar gebrochen sein. Riza lehnte sich erneut an die feuchte Steinwand und schloss ergeben ihre Augen. Sie sollte nicht sterben, aber man ließ sie in ihrer jetzigen Verfassung hier unten? Welch Ironie... Sie würde mit Sicherheit an der Schusswunde sterben. Sie blutete noch immer und sauber war es hier unten auch nicht. Sie würde sich eine Infektion holen und die würde sie ins Grab bringen. Tze... und sie dachte, sie würde sterben, wenn sie den Oberst beschützte und sein Leben retten würde, weil er sich wieder überschätzte und sich nass bis auf die Knochen dem Gegner stellen wollte. Fest biss sich die Blonde auf die Unterlippe und schluckte schwer. Nein.... so wollte sie auf keinen Fall sterben. Nicht so... Nicht in einem dreckigen Verlies. Nicht alleine... Ein leises Schluchzen drang durch die erdrückende Stille und zerriss sie wie ein greller Blitz. Wieso weinte sie denn jetzt? „Hör auf damit...“, mahnte sie sich selber und wischte sich die Tränen von den Augen, doch es brachte nichts. Stumm weinte die Blonde weiter. Sie schaffte es kaum sich zu beruhigen. Ob der Oberst ihr Verschwinden schon bemerkt hatte? Ob er schon nach ihr suchte? Insgeheim hoffte sie es inständig. Die Tage zogen ins Land, verstrichen schnell wie der Sand in einer Sanduhr und sie schienen dunkler und dunkler zu werden für den Flame Alchemist. Papiere über Papiere stapelten sich auf seinem Schreibtisch, Akten lagen verstreut auf dem Boden, eine riesige Karte von Central mitten drin. „Verdammt!“, wütend trat er eine der Akten weg und griff sich erschöpft in die schwarzen Haare. „Chef...?“, vorsichtig trat Havoc neben ihn und legte ihm beruhigend seine Hand auf die Schulter. „Wollen Sie nicht eine Pause machen?“ „Nein! Ich kann keine Pause machen! Ich muss sie finden! Ich muss.... Ich brauche irgendeinen Anhaltspunkt! Irgendetwas, was mir einen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort gibt! Eine Kleinigkeit. Irgendwas...“, Roy sank auf den Boden neben die Karte und strich mit den Fingerkuppen sachte über das Papier. „Es muss doch etwas geben....“, der Blonde sah zu seinem Vorgesetzten und schluckte schwer. So niedergeschlagen hatte er Roy noch nie erlebt und erst jetzt wurde ihm klar, wie wichtig Riza dem Schwarzhaarigen war. Havoc sah in seiner Reaktion eindeutig mehr als Sorge um eine Untergebene. Er sah Sorge um einen wichtigen Menschen. Wenn nicht sogar um den wichtigsten Menschen in seinem Leben. „Scheiße...“, Roy vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Ein Donner grollte über die Stadt, der Regen schlug hart gegen die Fenster. Es war schrecklich den Oberst so zu sehen. „Wissen wir, wo sich die Chimären aufhalten?“ „Nein... Sonst würde ich wohl kaum hier sitzen und weiter suchen, oder?“, fragte Roy gereizt, ehe er seufzte und sich entschuldigte. „Schon okay. Ich hol Ihnen einen Kaffee“, meinte Jean. Mustang nickte leicht und der Blonde verließ das Büro. Wieder ein grollender Donner. Ob sie noch lebte? Sie war nun schon knapp eine Woche verschwunden und von den Chimären hatten sie nichts mehr gehört. Jason hatte sich nur aufgebracht bei dem Oberst gemeldet und ihm davon berichtet, dass er bedroht wurde. Havoc verstand auf der einen Seite zwar, dass er Angst hatte, aber auf der anderen Seite war es ihm unbegreiflich, wie er sich auf die Chimären einlassen konnte. Er musste doch geahnt haben, dass sie Riza nicht mit Blumen und Nettigkeiten entgegen kamen. Havoc seufzte, ehe er die Kantine betrat und zwei Kaffee holte. „Leutnant Havoc!“, Sheska kam hektisch zu ihm gerannt. „Ich hab hier einen Brief für Oberst Mustang!“ „Was? Von wem?“ „Das weiß ich leider nicht...“, Jean nahm ihr den Brief ab, nachdem er die Tassen abgestellt hatte. Unsicher betrachtete er die Handschrift, mit welcher doch etwas krakelig 'Roy Mustang' auf den Umschlag geschrieben wurde. „Moment... Das ist doch...“, Havoc rannte los, ließ den Kaffee und Sheska stehen, welche ihm fragend hinterher blickte. „Ja... Bitte. Ich hab Ihnen den Brief gerne überreicht...“, murmelte die Braunhaarige leise. „Oberst!“, die Tür wurde hektisch aufgestoßen und krachte gegen die Wand, ehe Havoc ihm den Brief geben wollte. „Der ist von Hawkeye!“, er erkannte doch ihre Schrift. Wie von der Tarantel gestochen, sprang Mustang auf und riss den Brief förmlich aus der Hand seines Untergebenen. Oberst Mustang, hiermit gebe ich meine Stelle an Ihrer Seite und somit als Ihre Untergebene auf. Ich werde das Militär verlassen. Becca weiß Bescheid und ich habe Alphonse und Edward gebeten, dass sie mir meine Sachen holen und zu Chris bringen werden. Richten Sie Kain aus, dass er den Hund nicht mehr sehen kann, weil ich umziehen werde. Edward und Rebecca helfen mir dabei, auch wenn Sie Ed einen Klapps geben müssen, damit er mit anpackt und Izumi sucht bereits nach einer passenden Wohnung für mich. Ich bin im Augenblick verhindert und schaffe es nicht, mich selber um alles zu kümmern. Respektvoll Oberleutnant Riza Hawkeye Im ersten Augenblick sank Roy wieder auf seine Knie. Dieser Brief schien Sinn zu ergeben. Er wirkte nicht so irritierend, wie ihr erster und er wirkte wesentlich ernster. Dennoch störte ihn etwas. Die Schrift. Sie war nicht so sanft und fein wie es normalerweise der Fall war. Sie sah aus, als habe Riza gezittert. Als habe sie den Stift nicht richtig halten können, weil sie zu schwach war oder Schmerzen hatte. Außerdem klebte an der Ecke des Papiers Blut. So schien es zumindest. „Oberst? Was ist los? Sie sehen blass aus...?“, Havoc versuchte etwas von dem Brief zu lesen, schaffte es aber nicht, weil Roy auf alle Viere ging und nach einem Stift griff, der auf dem Boden neben der Karte lag. Wieder unterstrich er alle Namen, alle Anfangsbuchstaben und versuchte herauszufinden, ob sie Sinn ergaben. Und sie taten es tatsächlich. Ein Stein fiel ihm vom Herzen. Sie war noch am Leben! Es bestand Hoffnung sie zu finden! „Bäckerei... Welche meint sie...?“, er beugte sich über die Karte und suchte nach jeder die er finden konnte. Alle wurden eingekreist. Insgesamt waren es drei. „Welche der Bäckereien hat einen alten Keller oder ein altes Gewölbe, welches nicht mehr genutzt wird?“, wandte er sich an Havoc, welcher überlegend auf die Karte sah. „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber glaube es müsste die hier sein“, er hockte sich neben Roy und tippte auf die Bäckerei fast am Stadtrand. „Gut. Dann müssen wir dort hin. Vielleicht ist sie dort“, der Flame Alchemist stand auf und griff nach seinem Mantel, welchen er sich über die Schulter legte und dann schnellen Schrittes das Hauptquartier verließ. Bitte sei am Leben, wenn ich komme. Bitte Riza.... Ich flehe dich an... „Oberst!“, Havoc rannte ihm nach und trat an seine Seite. „Wollen Sie jetzt wirklich in diese Bäckerei? Sie müssen bedenken, dass dort vielleicht unschuldige Menschen arbeiten. Sie können nicht einfach so da hinein stürmen und alles auf den Kopf stellen! Sie wissen nicht, ob sich die Chimären wirklich dort aufhalten. Bitte. Sie müssen im Moment wesentlich überlegter an die Sache heran gehen!“, dass Havoc ihm einen solch vernünftigen Rat geben musste,... damit hatte Roy nie gerechnet. Dennoch hatte der Blonde Recht. Erschöpft lehnte Roy sich an die Wand des Gebäudes. Es regnete noch immer in Strömen, aber das war ihm gerade egal. Ihm war egal, ob er nass wurde oder nicht. Den Blick gen Himmel gestreckt, die Augen starr auf die dunkle Wolkendecke gerichtet, bemerkte er die schweren, kalten Regentropfen auf seinem Gesicht kaum. Vielleicht vermischten sie sich auch gerade mit seinen eigenen Tränen und flossen unbemerkt seine Wangen hinab. Wieso konnte er nicht wenigstens sie schützen? Er machte sich Vorwürfe. Er machte sich und sein Handeln dafür verantwortlich, dass Riza nun verschwunden war. Wenn sie verletzt war... er könnte es sich nie verzeihen. „Verdammt!“, wütend schlug er seine Faust gegen die Fassade und biss die Zähne zusammen, ehe er den Kopf hängen ließ. „Ich bin so erbärmlich, Havoc...“, murmelte der Oberst leise und gab ein kurzes abfälliges Schnauben von sich. „Oberst...“ „Ich kann nicht einmal ansatzweise auf eure Sicherheit achten... Ihr habt einen besseren Vorgesetzten verdient, als mich...“, vor allem Riza. Vor allem sie hatte es verdient, jemandem zur Seite zu stehen, der sie beschützen konnte. Natürlich war es ihre Aufgabe und ihr eigener Wille, dass sie an seiner Seite stand und dass sie ihn schützte, aber es war einfach unerträglich zu wissen, dass er nicht die Fähigkeit besaß auch sie zu schützen. „Hör dich bitte in den Bäckereien um, ob sie dort verlassene Katakomben oder ähnliches haben. Aber bitte.... Pass auf dich auf. Ich will dich nicht auch noch verlieren“, Roy sah nicht auf. Sein Gesicht wurde von den nassen Strähnen verdeckt, sodass Jean keine Chance hatte es zu sehen. Er machte sich wirklich Sorgen um Roy. Dennoch wollte und musste er ihm helfen. „Verstanden!“, er schlug die Hacken zusammen und machte sich dann eilig auf den Weg, während Roy zurück ins Büro ging. In seiner Verfassung war es keine gute Idee, wenn er sich auf den Weg machen würde, um sie zu suchen. Er musste bei Kräften sein, wenn er sie retten wollte. ~ „Riza...“, murmelte er erstickt, als er das Büro wieder betrat und zu ihrem leeren Platz sah. Fast ehrfürchtig strich er mit den Fingerspitzen über das kräftige Holz ihres Tisches, nachdem er an jenen getreten war. Ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er musste daran denken, wie sie ihn immer wieder von hier aus ermahnte, dass er seine Arbeit erledigen sollte und dass er das Telefon nicht immer so grob behandeln sollte, wenn er wieder aus der Haut fuhr nach einem Telefonat. Ihre kleinen, aber bestimmten Blicke, wenn er es sich doch wieder erlaubt hatte, eine Pause zu machen, weil ihn die Papierarbeit nervte, die ihm sagten, dass er gefälligst weitermachen sollte, fehlten ihm. Ihre Abwesenheit war fast schon unerträglich. Es war schrecklich. Er hielt es kaum noch aus. Roy fuhr zusammen, als ein lauter und starker Donner die Stille zerriss. Die leeren, dunklen Augen richteten sich zum Fenster. Der Himmel sprach ihm gerade aus der Seele. Grau, verhangen, regnerisch. Roy fühlte sich schwach. Er hatte das Gefühl jeden Moment einfach zusammenzubrechen. Die von Trauer gefüllten Iriden richteten sich wieder auf den Brief der Blonden. Ihre Schrift... sie war so zittrig. Das Blut... es sprach Bände. Sein Herz... es verging vor Schmerz. Sie zitterte. Die Kälte hatte jeden einzelnen Zentimeter ihres Körpers eingenommen. Die Schmerzen wurden von Tag zu Tag unerträglicher. Ihre geschundenen Rippen nahmen ihr fast jegliche Luft zum atmen. Nur knapp konnte sie das lebenserhaltende Elixier in sich aufnehmen. Die Schusswunde fühlte sich heiß an. Sie brannte, schmerzte bei jeder kleinen Bewegung. Auf ihrer Stirn stand kalter Schweiß. Ihr Blick war getrübt. Sie hatte kaum den Stift halten können, hatte kaum einen klaren Gedanken fassen können, als man sie zwang den Brief zu schreiben. Ein Abschiedsbrief, wie sie sagten. Dennoch hatte sie es geschafft dem Oberst mitzuteilen, wo sie war. Die Chimären hatten sich versprochen. Sie hatten vor ihrer Zelle viel zu laut gesprochen. Riza wusste nicht, welche Bäckerei es war. Aber es gab nicht viele und Roy würde sie schon finden. Sie vertraute ihm. Sie wusste, dass er kommen und sie hier heraus holen würde. Ein lautes Grollen hallte von draußen in den dunklen Raum. Riza hustete gequält in ihre Hand und betrachtete sie einen Moment. Wieder Blut... Erschöpft sackte sie zur Seite, schlug mit der gesunden Schulter auf den harten Steinboden auf. Sie wusste nicht, wie lange sie es noch schaffen konnte. Sie wusste nicht, wie lange sie noch durchhielt. Je länger sie hier war, je länger sie die Kälte und der Schmerz umfing, umso schwächer wurde sie und umso weniger Kraft hatte sie, sich bei Bewusstsein zu halten. Schlaf fand sie kaum und wenn sie ihn fand, dann wurde sie schnell wieder munter. Teilnahmslos sah sie zur Tür, als sie geöffnet wurde. „Dein König lässt sich aber echt 'ne Menge Zeit, hm?“, Sam hockte sich zur ihr und griff ihr grob an das Kinn, ehe sie ihre flache Hand auf ihre Stirn klatschte. „Na toll... Du hast ganz schön hohes Fieber, Weib. Lange machst du's eh nicht mehr. Da hat Ben ja was tolles angerichtet“, murrte die Chimäre und stand wieder auf. ´“Ben!“ „Was ist?“, grollte die tiefe Stimme von weiter weg zu ihnen. „Komm doch mal her!“, ein Knurren war zu hören, gefolgt von dem Geräusch schwerer Schritte. „Was ist denn jetzt?“ „Guck sie dir doch mal an. Die macht's nicht mehr lange, oder?“ „Hm... nein. Wahrscheinlich nicht. Aber dann sollten wir dem Oberst wohl mal eine kleine Karte zukommen lassen, dass er seine wertvolle Fracht abholen kann. Alleine kann er eh nicht viel ausrichten, denke ich“, Ben zuckte mit den Schultern und verließ den Raum wieder. Sam seufzte nur. „Na wenn er meint...“, sie trat vorsichtig gegen den sich nicht rührenden Körper, ging dann aber auch und ließ Riza wieder alleine. Die Blonde japste nach Luft, zog die Beine enger an den Körper. Angst lag in ihren Augen. Er war es.... Er hatte sie in ihrer Wohnung überfallen. Bis jetzt war es ihr nicht aufgefallen, aber diese Schuhe.... Ihr Angreifer hatte die selben getragen. Riza schluckte schwer, hustete aber im selben Augenblick wieder. Wahrscheinlich hatten Ben und Sam sogar Recht. Sie würde es nicht mehr lange schaffen. Ergeben schloss sie ihre Augen. „Roy...“, nur ein Flüstern schaffte es über ihre zitternden Lippen. Ein herzzerreißendes Schluchzen entfloh ihr, bereitete der Blonden Schmerzen. Wieso wurde ihr erst in einem so aussichtslosen Moment klar, was sie fühlte? Was sie schon immer empfand? Warum zu einem Zeitpunkt, an welchem es schon längst zu spät war? Dabei wollte sie nicht sterben! Sie wollte leben! Wollte weiterhin an seiner Seite sein! Sie wollte ihm helfen, damit er seinen Traum verwirklichen konnte! Scharf zog sie die Luft ein, hustete dabei stark und versuchte sich wieder aufzusetzen. Die Übelkeit stieg bei ihrem Vorhaben. Ihr Kreislauf war viel zu schwach, als dass sie diese ruckartige Bewegung verkraften könnte. Riza würgte und übergab sich gequält. Auf den Knien hockend und sich mit den Unterarmen abstützend, verfluchte sie sich für ihre eigene Schwäche, auch wenn sie sich bewusst war, dass sie nichts dafür konnte. Zitternd robbte sie sich zurück zur Wand, lehnte sich an sie und schloss ihre Augen. Wieder ein lauter Donner, der die Stille für einen Augenblick zerriss. Langsam schlief sie ein ohne dabei zu wissen, dass auch Roy an seiner Verzweiflung und an seinem Schmerz zu Grunde zu gehen drohte. 13.06.2015 Kapitel 6: I'm helpless like a child lost in the dark ----------------------------------------------------- „Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben“, Havoc verbeugte sich etwas vor dem älteren Ehepaar, welches ihn mit einer Mischung aus Trauer, Besorgnis und Hoffnung betrachtete. „Ich werde mich bei Ihnen melden, wenn wir wiederkommen werden. Nochmals vielen Dank“, der Blonde verneigte sich noch einmal und verließ die Bäckerei anschließend. Nun hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte. Aber wie konnte er den Oberst davon abbringen sofort loszustürmen, um sie zu retten? Ob sie wirklich irgendwo hier unten war? Und wie es ihr wohl ging? Wenn sie einen Brief schrieb, dann musste sie doch noch leben oder? Havoc seufzte leise. Diese ganze Situation war furchtbar. Er war froh, dass er noch kein Opfer der Chimären geworden war. Aber wer wusste schon wie lange noch? Vielleicht lauerten sie schon an der nächsten Ecke? Oder sie verfolgten jeden seiner Schritte? Kurz ließ er den Blick durch die Umgebung schweifen. Die Straßen waren wie leergefegt. Der Regen spülte keinerlei Menschen hinaus. Nur er stand hier, wie ein begossener Pudel, weil er Mustang in diesem Zustand nicht nach Riza suchen lassen wollte. Wenn er sich da mal nicht eine dicke Erkältung einfangen würde. „Los Al! Ich will nicht noch nasser werden!“ „Ich komme ja schon, Bruderherz!“, der Blonde drehte sich herum, als er das schwere Scheppern der Rüstung hörte. „Fullmetal?“ „Leutnant Havoc! Was machen Sie denn hier in dem Regen?“ „Ich musste etwas für den Oberst erledigen“ „Hat der Dreckskerl Sie wirklich dazu verdonnert im Regen rauszugehen? Na ja, bei so einem Wetter ist er ja auch echt nicht zu gebrauchen“ „Fullmetal...“ „Huh..? Was... was ist denn?“, Edward sah den Blonden fragend an, als dieser den Kopf hängen ließ und die nassen Strähnen in sein Gesicht fielen. „Wie lange bist du noch in Central?“ „Ich denke ein paar Tage. Ich muss zur Bücherei und ein paar Informationen suchen. Wieso? Ist etwas vorgefallen?“ „Kommst du bitte mit ins Hauptquartier? Dann erklären wir es dir dort.“, Havoc hob den Kopf wieder und Ed legte leicht die Stirn in Falten. Was war hier los? „Klar“, sagte er verwundert und nickte etwas, ehe er Alphonse ein Zeichen gab, dass sie mit Havoc gehen würden. ~ „Oberst?“, leise betrat Jean das Büro. Mustang saß an seinem Schreibtisch, die Arme auf der schweren Holzplatte verschränkt und den Kopf darauf gebettet. Leises Schnarchen drang durch die Stille und Havoc lächelte fast schon erleichtert. „Was ist hier los?“, Edward besah das Büro mit einem kritischen Blick. Es sah unordentlich aus. Überall lagen Akten, die große Karte von Central bedeckte fast den gesamten freien Raum des Bodens, Papiere lagen ebenfalls verstreut auf jenem Boden sowie auf den Arbeitsplätzen der anderen. Es sah aus, als habe eine Bombe eingeschlagen. „Sei nicht zu laut. Kommt mit. Ich erkläre es euch bei einem Kaffee“, er nickte den beiden zu, dass sie das Büro verlassen und ihm folgen sollten. „Also? Was geht hier vor sich und wo sind die anderen?“, Edward konnte sich nicht vorstellen, dass Hawkeye es zulassen würde, dass das Büro so aussah und die anderen hatte er auch noch nicht gesehen. „Wir brauchen eure Hilfe...“, Havoc klang fast schon verzweifelt und der Langhaarige hatte immer mehr das Gefühl, dass hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. „Leutnant... Was ist denn passiert?“, unsicher hielt sich Ed an seiner Tasse fest. Auch der Ältere klammerte sich an seine eigene. „Das Militär hier in Central wird seit einigen Monaten von einer Gruppe Chimären terrorisiert.“ „Was?!“ „Lass mich bitte ausreden. Wie gesagt: Diese Chimären greifen seit Monaten Leute des Militärs an. Zunächst waren es noch kleine Fische. Bis der Oberst Hawkeye losgeschickt hat, um herauszufinden was sie vorhaben. Sie wurde bei dem Einsatz verletzt, fiel circa einen Monat aus und wurde seitdem von diesen Kreaturen bedroht. Aber nicht nur sie ist in ihr Fadenkreuz gelangt. Auch der Rest vom Team. Fuery, Breda und Falman wurden angegriffen und schwer verletzt. Die Chimären gehen jetzt systematisch vor und wollen unser Team völlig ausschalten, damit sie das Militär stürzen können. Ich denke wir sind ihnen ein gewaltiger Dorn im Auge und am gefährlichsten für sie. Im Augenblick sieht es sogar noch schlechter aus....“, Havoc senkte den Kopf und schien selber erst einmal verarbeiten zu müssen, was er gesagt hatte. „Seit knapp einer Woche ist Hawkeye verschwunden... Die Chimären haben sie entführt. Sie hat dem Oberst einen Brief zukommen lassen und ihm damit wohl irgendwie mitgeteilt, wo sie festgehalten wird. Daher war ich vorhin auch unterwegs. Ich habe die Bäckereien abgesucht nach einem alten Keller oder ähnlichen Anlagen, die nicht mehr genutzt werden. Der Laden am Stadtrand hat so einen Keller. Er scheint auch einen Zugang zur Kanalisation zu haben. Zu zweit können wir sie nicht befreien und der Oberst ist in seiner Verfassung kaum in der Lage gegen die Chimären kämpfen zu können. Daher bitte ich euch: Helft uns. Nicht im Auftrag des Militärs, nicht als Lakaien. Sondern als Freunde. Ich weiß nicht, wie lange Hawkeye noch durchhält. Ich weiß nicht, wie schlecht es ihr geht und ich weiß nicht, wie lange der Oberst diese Qual noch aushält...“, noch immer hatte der Blonde den Kopf gesenkt und sah somit nicht, wie verstört Edward ihn ansah. „Das...“, er wusste nicht, was er sagen sollte. Er war ein paar Monate nicht in Central und schon passierte so viel? „Das ist furchtbar...“, jetzt verstand er auch, warum das Büro so unordentlich war und warum Havoc den Oberst schlafen ließ. „Wisst ihr schon, wie ihr vorgehen wollt?“ „Nein. Ich lasse den Oberst lieber erst einmal etwas schlafen. Er hat die ganzen Tage kaum ein Auge zubekommen und ist fast ständig hier. Ich bin ganz froh, dass er mal etwas Schlaf findet...“, Havoc seufzte leise und trank schließlich einen Schluck von seinem Kaffee. „Wo kann ich euch beide erreichen? Ich würde mit dem Oberst alles besprechen und euch dann später hinzuziehen“ „Wir werden hier in der Nähe im Hotel unterkommen. Ihr könnt uns zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen: Wir sind sofort zur Stelle, wenn ihr uns braucht“, meinte Edward ernst und Havoc lächelte dankend. Jetzt würde er aber noch Armstrong um Hilfe bitten. Ihn konnten sie sicherlich auch gut gebrauchen. Zumal Jean den Schwarzhaarigen nicht kämpfen lassen wollte, sollte es denn zu einem Kampf kommen. Er sollte sich Riza schnappen und sie zum Krankenhaus schaffen. „Geht euch ausruhen. Ich melde mich dann“, Havoc lächelte noch einmal dankend und Edward sowie Alphonse verließen das Hauptquartier wieder. Der junge Alchemist machte sich sichtlich Sorgen um Mustang. Und nicht nur er: auch Havoc. Nachdem er die Tasse geleert hatte, ging er zurück zum Büro und sah noch einmal nach dem Oberst. „Nein... Nggh... nicht... bitte..“, murmelte der Flame Alchemist leise im Schlaf und Jean senkte bedrückt den Blick, ehe er sich abwandte und das Büro wieder verließ. Es war ein schrecklicher Anblick und ihm wurde von Minute zu Minute klarer, dass Roy mehr für Riza empfand, als er zugab oder es sogar selber wusste. Sie verstanden einander blind und es war für Havoc immer wieder erstaunlich, wie sie es schafften, sich ohne Worte verständlich zu machen. Und ohne den anderen waren diese beiden Menschen einfach nicht vollständig. Sie brauchten einander, wie sie die Luft zum atmen brauchten. Panisch hielt er sie in seinen Armen. „Wach auf! Bitte! Öffne die Augen!“, fest drückte er sie an sich, in der Hoffnung sie würde erwachen. Sie war schwer verletzt, ihr Atem ging unregelmäßig und als sie die Augen für einen Moment öffnete und ihn ansah, da lächelte sie sanft und entschuldigend. Ihre Lippen formten Worte, doch er konnte sie nicht hören. Er wusste nicht, was sie ihm sagte. Kurz darauf fiel ihr Kopf zur Seite, ihre Augen schlossen sich und noch immer lag ein Lächeln auf ihren Lippen. „RIZA!!!“, mit rasendem Herzen und stark schwitzend wurde Roy aus seinem unruhigen Schlaf gerissen. Er realisierte noch nicht ganz wo er war und was passiert war und kam nur langsam wieder zu Bewusstsein. „Ngh...“, schwach fuhr er sich mit der Hand über die Stirn und schluckte schwer. Dieser Traum hatte so real gewirkt. Sie war in seinen Armen gestorben.... Roy schluckte schwer und fuhr sich mit den Händen über sein Gesicht. Erst jetzt bemerkte er die Tränen auf seinen Wangen. Hatte er im Schlaf geweint? Scheinbar. Ein tiefes und doch kraftloses Seufzen verließ seine Lippen. Es ging ihm nicht gut und er wusste nicht, wie er sich wieder Kraft holen konnte. Kraft, um Riza aus den Fängen der Chimären zu befreien. Erschöpft fuhr er sich durch die schwarzen Haare und verließ schließlich das Büro, um zu den Sanitäranlagen zu gehen. Ein wenig Erfrischung half ihm bestimmt dabei, wieder ein wenig munterer zu werden. Mit hohlen Händen fing er ein wenig kaltes Wasser auf und klatschte es sich gleich darauf ins Gesicht. Diese Prozedur wiederholte der Schwarzhaarige einige Male, ehe er sich im Spiegel betrachtete. Dunkle Augenringe zierten sein Gesicht, rasieren musste er sich auch bald wieder. Schwach stützte er sich auf dem Waschbecken ab und senkte den Kopf. „Herr Oberst?“, Roy hatte nicht bemerkt, wie die Tür geöffnet wurde. „Major Armstrong“, er nickte ihm kurz zu, schmunzelte dann aber schwach. „Hatten wir nicht schon einmal eine ähnliche Situation?“, fragte Roy und sah wieder zum Spiegel. Armstrong summte nur zustimmend. „Sie sehen müde aus, Oberst. Ich habe von den Vorfällen gehört. Wenn Sie meine Hilfe brauchen, dann stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung“, versicherte der Größere. „Danke, Major... Ich denke, ich kann jede Hilfe gebrauchen...“, auch wenn er es sich nicht gerne eingestand, aber im Moment war er selber nutzlos. Er war zu schwach, um irgendetwas alleine ausrichten zu können. Er war zu schwach, um sie befreien zu können... Sein Griff um das weiße Porzellan wurde kräftiger. So kräftig, dass seine Knöchel weiß hervor traten. Roy biss die Zähne zusammen, bis sie leicht knirschten. Armstrong hingegen blieb still und beobachtete den inneren Kampf des Höherrangigen. Jeder bemerkte, wie schlecht es ihm ging. „Ruhen Sie sich etwas aus, Herr Oberst“, verkündete der Größere und ließ Roy seinen Raum erst einmal. Jener hob noch einmal den Kopf, sah in den Spiegel und blickte der Fratze entgegen, die ihn mit fast leeren, tiefschwarzen Augen ausdruckslos ansah. „Und du bist sicher, dass das funktioniert?“, Roy sah Jean mit fragendem und skeptischem Blick an. Er wusste nicht, was er von diesem Plan halten sollte, wenn überhaupt, ob er auch wirklich funktionieren würde. „Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen es so machen. Wie willst du es denn machen?“, fuhr ihn Jean schon fast genervt an. Diese Diskussion ging nun schon über eine halbe Stunde und langsam riss dem Blonden der Geduldsfaden. „Ich weiß es nicht.“ „Na also: da hast du deine Antwort! Und Ja, ich bin mir sicher.“, Roy sah zu ihm und konnte erkennen, dass sein Untergebener von seinem Plan überzeugt war. Er musste ihm einfach vertrauen. „Ich mag nicht die hellste Kerze auf der Torte sein, aber ich werde ja wohl noch einen Plan auf die Reihe bekommen, wenn Sie im Augenblick völlig nutzlos sind!“, scherzte Havoc und rang Roy damit wenigstens ein kleines Schmunzeln ab. „Sehr schön. Sie gehen jetzt nach Hause und schlafen noch ein paar Stunden. Heute Abend hole ich Sie ab und wir treffen uns mit den anderen. Ich rede in der Zwischenzeit mit Fullmetal und Armstrong, okay?“, abwartend sah Havoc den Schwarzhaarigen an. Ihm schien es nicht sehr zu passen, dass er alles machen musste. Roy wollte in dieser Angelegenheit nicht nur untätig herumsitzen geschweige denn sich ausruhen gehen, aber etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Er war nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu finden und ihn in die Tat umzusetzen. „Gut...“, dennoch war er froh, dass Havoc das alles für ihn tat. Er wüsste nicht, was er machen würde, wenn auch er nicht mehr an seiner Seite wäre. Dann wäre der Flame Alchemist wirklich nutzlos und könnte absolut gar nichts mehr ausrichten und die Chimären hätten ihr Ziel erreicht. Fahrig fuhr er sich durch die Haare und stand schließlich auf. „Ich verlasse mich auf dich...“, sprach Roy sein Vertrauen gegenüber Havoc noch einmal aus. Selbiger salutierte eilig und grinste. „Sie werden stolz auf mich sein, Chef!“, meinte er siegessicher und Roy lächelte sachte, ehe er das Büro verließ und den Heimweg antrat. Schlaf war im Moment sicher das Beste für ihn. Heute Abend, Riza. Sein Blick richtete sich gen Himmel. Das Unwetter hatte sich langsam verzogen und es regnete mittlerweile nur noch leicht. Hoffentlich kamen sie nicht zu spät... Der Brief hatte ihn zwar heute erreicht, aber das musste nicht bedeuten, dass sie noch am Leben war, wenn sie kommen würden. Roy schnaufte leise. Er durfte nicht daran denken! Sie würde am Leben sein, wenn sie kamen! Verletzt, damit rechnete er, aber am Leben. ~ Stumm betrat er seine Wohnung und schloss leise die Tür hinter sich. Mit einem Klirren legte er den Schlüssel in die kleine Schale auf der Kommode und trat in sein Wohnzimmer, ehe er seinen Blick schweifen ließ. Einsamkeit. Das war das erste, was ihm in den Sinn kam, wenn er seine Wohnung betrachtete. Er wusste, warum er immer viel zu lange im Büro blieb. Er wollte diese erstickende Einsamkeit in seiner Wohnung nicht spüren. Und das tat er genau in diesem Moment. Er fühlte sich schrecklich. Einsam, nutzlos, machtlos, verletzlich. Roy fuhr zusammen, als er das plötzliche kläffen neben sich hörte. Natürlich... „Hey Kumpel..“, er kniete sich zu dem kleinen Shiba Inu hinab und kraulte sanft seinen Kopf. Hayate sah ihn fast schon fragend und zugleich besorgt an und schmiegte sich sachte an den Schwarzhaarigen. Er merkte, dass es ihm nicht gutzugehen schien und wollte ihn aufheitern. „Vermisst du dein Frauchen auch so?“, fragte Roy leise und lächelte traurig, als das leise Winseln ertönte. „Natürlich tust du das....“, seine Arme um den kleinen Hund legend, drückte er ihn fest an sich und vergrub sein Gesicht leicht in dem weichen Fell. „Natürlich vermisst du sie...“, Roy schluckte schwer. Wie sollte er ein ganzes Land schützen können, wenn er es nicht einmal schaffte sein Team zu beschützen? Wenn er es nicht einmal schaffte 'sie' zu schützen...? Vier seiner Leute waren verletzt. Einer davon wahrscheinlich schwer. Er war so ein Versager. Nur widerwillig, weil er die Wärme des Hundes im Augenblick sehr schätzte, ließ er von dem Vierbeiner ab, wuschelte ihm noch einmal über den Kopf und ging dann zum Badezimmer. ~ Ruhelos lag Roy im Bett und starrte an die graue Decke. Er konnte einfach nicht schlafen. So sehr er es auch versuchte, es wollte nicht klappen. Die ganze Zeit dachte er über den kommenden Abend nach. Er hatte schreckliche Angst davor, sie zu verlieren. Eigentlich wollte er nicht darüber nachdenken, aber was wäre wenn sie wirklich nicht mehr am Leben war? Was sollte er dann machen? Sie war stets an seiner Seite gewesen. Als er Schüler ihres Vaters war, im Ishbar-Krieg und danach hatte sie sich für eine Stelle in seinem Team beworben und wachte über ihn. Sollte sie wirklich einfach so verschwinden? Roy ballte die Hände zu Fäusten, biss sich auf die Unterlippe und gab einen gequälten Laut von sich. Er war so dumm... Er war so unfassbar dumm gewesen. Wieso wurde ihm erst jetzt klar, was dieses bedrückende Gefühl in seiner Brust zu bedeuten hatte, wenn es zu spät war? Leises Winseln riss ihn aus seinen Gedanken. Hayate hatte sich vor sein Bett gesetzt und blickte zu ihm hinauf. Bei Riza hatte er das sicher nicht gedurft, aber Roy rutschte etwas rüber und hob seine Decke an, klopfte dabei neben sich, damit der Kleine hinauf hüpfen konnte. Der Shiba Inu verstand sofort und sprang herauf, kuschelte sich dabei gleich an den Schwarzhaarigen, welcher lächelnd die Decke über sie beide legte und sich selber an den Hund kuschelte. Ein treuer Begleiter und Riza war sicher froh, dass sie ihn an ihrer Seite hatte. Ein wenig eifersüchtig war Roy schon auf das Tier. Es konnte immer bei ihr sein. „Heute Abend holen wie sie da raus, Hayate...“, hatte der Flame Alchemist noch gemurmelt, ehe er in einen viel zu leichten, aber wenigstens etwas erholsamen Schlaf fiel. „Tut mir Leid, dass ich euch jetzt schon wieder hier her holen musste, Fullmetal und auch bei Ihnen entschuldige ich mich für die Störung, Major“, Havoc fühlte sich nicht sonderlich wohl dabei die drei Anwesenden wieder zu belästigen. „Wir helfen Ihnen gerne, Leutnant“, versicherte Alphonse und hätte er gekonnt, dann hätte er dem Blonden sicher aufmunternd zugelächelt. „Danke...“, Havoc lächelte dankbar. Er war den dreien wirklich dankbar, denn er wüsste nicht, wen er hier im Militär noch fragen könnte, um Hawkeye aus den Fängen der Chimären zu befreien. „Wie ist Ihr Plan?“, Edward betrachtete die provisorische Karte auf dem Boden, welche über der von Central ausgebreitet war. Sie zeigte das Gebiet rund um die Bäckerei und den Aufbau der Katakomben unterhalb des Geschäftes. „Diese Gewölbe weißen zwei Ausgänge und einige Räume auf. Ein Ausgang geht zur Kanalisation hinaus, der andere nach oben zur Bäckerei. Major Armstrong und du Fullmetal, ihr beide müsst den Ausgang in der Kanalisation bewachen und die Chimären, wenn es geht einfangen, sollten sie über diesen Weg flüchten. Alphonse wird mir und Mustang helfen. Mustang wird in seinem Zustand nicht kämpfen können. Er sorgt dafür, dass Riza befreit wird und schafft sie zum Krankenhaus. Al und ich werden uns um diesen Ausgang kümmern und dafür sorgen, dass sich niemand davonstehlen kann. Noch Fragen?“, Havoc sah sich in der Runde um, welche auf die Karte sah und sich jedes kleine Detail einprägte. „Wenn es zu einem Kampf kommt und davon gehe ich aus, was machen wir dann? Wir können dort unten nicht kämpfen, wenn Zivilisten in der Nähe sind. Vor allem weil über uns direkt der Laden und die Wohnung des alten Ehepaares sind. Die Gefahr, dass wir oder die Chimären beides zerstören ist viel zu groß.“, Edward sah auf. „Versucht die Chimären so weit weg wie möglich zu locken. Wir haben auch das Problem, dass wir nicht wissen wie viele es sind. Eine habe ich vor einigen Wochen erledigt. Als Hawkeye bei ihrem ersten Einsatz verletzt wurde, hat der Oberst auch eine der Chimären töten können. Ansonsten haben wir keinerlei Informationen...“, meinte Havoc. Edward nickte. „Gut. Holen Sie den Oberst, wir gehen auf Position. Alphonse, du gehst gleich mit Havoc mit und pass bitte auf dich auf, klar?“, es war ein gefährliches Unterfangen, aber Al würde in der Kanalisation zu sehr stören und er war sich sicher, dass er bei Havoc gut aufgehoben war. „Mach ich, Bruderherz“, Al nickte und die Vier machten sich auf den Weg. Es war bereits dunkel und Jean hoffte, dass Roy wenigstens ein bisschen geschlafen hatte. ~ Havoc klingelte an der Tür, als sie angekommen waren und das erste, was er hörte, war das aufgeregte Bellen Hayates, gefolgt von einem leisen kratzen an jener Holztür. Kurz darauf hörte man ein rumpeln, dann ein gemurrtes 'Verdammt nochmal!' und schließlich wurde die Tür geöffnet und ein verschlafener Oberst kam zum Vorschein. Havoc prustete laut los und schlug sich auf den Oberschenkel. Dieser Anblick war zu göttlich. Ihm war gerade herzlich egal, dass er seinen Vorgesetzten auslachte, aber so wie er aussah – verwuschelte Haare, in Unterhose, vollkommen verschlafen und total neben der Spur – da musste Havoc einfach lachen. Roy knurrte gefährlich. Hätte er seinen Handschuh gehabt, hätte er ihm jetzt gedroht. „Komm rein oder lass es sein. Und Hallo Alphonse“, Roy nickte die beiden herein, ließ sie aber für's erste alleine, weil er ins Bad ging und sich frisch machte. Der Schlaf hatte wirklich gut getan und Hayate hatte ihm auch wieder etwas Kraft gegeben. Ob er sich vielleicht auch einen Hund zulegen sollte? Dann hatte Hayate einen Spielgefährten und wenn Riza wieder gesund war, dann konnten sie gemeinsam mit den Hunden spazieren gehen. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen bei dem Gedanken. Das wäre wirklich schön. „Mustang! Beeilen Sie sich endlich! Wir haben nicht ewig Zeit!“, hörte er Havocs Stimme und der Schwarzhaarige seufzte etwas. „Ich komme ja schon!“, rief er und schloss sein Hemd, ehe er seine Jacke darüber zog. „Fullmetal und Armstrong sind schon auf Position. Die Betreiber der Bäckerei habe ich auch schon kontaktiert und ihnen Bescheid gegeben, dass wir heute schon zu ihnen kommen werden.“ „Sehr gut. Danke, Havoc“, Roy war unheimlich froh darüber, dass der Blonde das alles so gut geregelt hatte. „Keine Ursache, Chef“, Havoc klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und lächelte zuversichtlich. Er war sich sicher, dass sie Riza da heute rausholen konnten. „Havoc?“ „Hm?“ „Ich hab Angst...“, angespannt sah Roy zu der Tür der Bäckerei. Da unten war sie. „Wir schaffen das, verstanden? Ich rufe noch eben die Ambulanz und dann gehen wir da rein und holen sie raus. Okay? Es wird alles gut gehen, hörst du?“, versuchte Havoc ihn zu beruhigen. Er konnte Roys rasenden Puls schon fast selber spüren, als er beruhigend seine Hand auf die Schulter seines Vorgesetzten legte. „Atme noch einmal tief durch. Entspann dich. Ich bin gleich wieder hier“, Havoc ging kurz zu den Inhabern der Bäckerei, welche ihre Wohnung direkt über dem Geschäft hatten und rief von dort aus die Ambulanz. Sie würden sie bestimmt schnell brauchen. Roy nahm währenddessen den Rat seines Untergebenen und Freundes an und atmete noch einmal tief durch. Die Augen schließend sprach er sich gedanklich Mut zu. Es wird alles gut gehen. Es wird alles gut gehen. Immer wieder wiederholte er diese Worte. Wie ein Mantra hallten sie ständig in seinem Kopf. Doch noch immer raste sein Puls. Noch immer hatte er Angst. Angst vor dem, was auf ihn zukam. Wie würde sie aussehen? In welchem Zustand würde sie sein? Wie schwer waren ihre Verletzungen? Würde es vielleicht so sein, wie in seinem Traum? Nein! Daran durfte er gar nicht denken. Sie würde nicht tot sein. Roy versuchte sich immer wieder einzureden, dass sie am Leben war. „Wir können“, er fuhr zusammen, als er plötzlich Havocs Stimme hinter sich hörte. Sie mussten Riza wirklich schnell befreien. Der Blonde sah sich kurz um und atmete selber auch noch einmal tief ein und wieder aus. „Wie fühlst du dich, Chef?“, wollte er noch einmal wissen und damit die Handlungsfähigkeit des Schwarzhaarigen erfragen. „Nicht gut. Aber wir ziehen das durch. Wir können nicht noch länger warten“, sagte Roy entschlossen und Havoc grinste. „Sehr schön, Oberst! So klingt das doch schon besser!“, meinte der Blonde zufrieden. Es war wichtig, dass Roy nicht gänzlich seine Kampfkraft verlor und völlig nutzlos wurde. „Dann mal auf in den Kampf, Oberst!“, Havoc lud seine Waffe durch und grinste. „Jetzt geht’s euch an den Kragen, ihr dreckigen Biester!“ 03.07.2015 Kapitel 7: If I gonna die bury me alive --------------------------------------- „Wie bescheuert bist du eigentlich?! Wieso – um Gottes Willen – hast du ihn nicht erledigt, wie ich es dir gesagt habe?! Wie kann man denn nur so inkompetent sein!?“, Ben fuhr wütend herum und klatschte James die flache Hand auf den Hinterkopf. Dieser zuckte zusammen und hielt sich die schmerzende Stelle. „Tut mir Leid, Boss... Aber -“ „Nichts 'Aber'! Du hast versagt, du Idiot!“, der Dunkelhaarige fauchte wütend. Er hatte den Geruch verschiedener Personen in der nahen Umgebung wahrgenommen und es war klar, dass sie nicht mehr viel Zeit haben würden, um zu verschwinden. „Was machen wir mit der Frau?“, Sam verschränkte die Arme vor der Brust und zog eine Braue hoch. „Grgh... Lasst sie hier liegen. Sie bringt uns nichts mehr. Außerdem ist sie eh schon halb tot und kaum noch zu retten. Zudem... Wenn sie nicht mehr ist, dann ist der Typ sowieso völlig am Ende. Havoc hat in letzter Zeit alles geplant, wie ich es mitbekommen konnte. Hätte James ihn erledigt, dann wären wir jetzt auch nicht in dieser misslichen Lage!“, James senkte den Blick und biss sich leicht auf die Unterlippe. Er hatte es nicht gekonnt. Klar, gegenüber Riza war er der Coole und hatte sich stark gegeben. Aber ein wenig drohen und ihr Angst machen... Das konnte jeder. Doch Havoc erledigen? Er hatte eine ihrer Verbündeten eiskalt abgeknallt. James wollte nicht auch so enden! Ja, er hatte tierische Angst vor dem Blonden und seiner Knarre. Er war gut. Fast schon so gut wie das Falkenauge. Selbst mit ihr hätte er sich nicht hinsichtlich eines Kampfes angelegt! „Es tut mir Leid“ „Das bringt uns jetzt auch nichts mehr. Wir müssen zusehen, wie wir hier raus kommen“, Ben besah sich selber die Karte, die auf dem kleinen Holztisch lag, noch einmal. Beide Eingänge waren mit Sicherheit umstellt. Fragte sich nur, wen sie auf sie angesetzt hatten. „James, du gehst vor und schaust, wer in der Kanalisation auf uns wartet!“, befahl Ben. „Was?! Wieso ich?“ „Weil du ein Idiot bist!“, war seine einzige Erklärung dazu. James fluchte leise und verließ schließlich den kleinen Raum, um zu dem Ausgang zu gehen, welcher zur Kanalisation führte. Vorher sah er noch einmal in dem Raum vorbei, in welchem Riza festgehalten wurde. Er schloss die Tür leise auf und trat schließlich ein. Der Geruch war unangenehm und die feuchte Kälte hier unten war auch widerlich. Vorsichtig schloss er die Tür hinter sich und trat zu der Blonden, neben welche er sich kniete. „Hey...“, sachte stupste er sie an, bekam aber keine sonderliche Reaktion. Nur ein leises, kratziges und schwaches Grummeln. „Ich glaub deine Leute sind hier, um dich zu befreien. Halt noch etwas durch, okay? Tut mir Leid, dass das alles so enden musste... Hätte ich geahnt, wie sie dich zurichten... Dann hätte ich sicher etwas dagegen gemacht. Aber ich hab wenigsten Havoc in Ruhe gelassen. Damit ihr wenigstens eine kleine Chance habt“, er wusste nicht, ob Riza seine Worte überhaupt noch wahrnehmen konnte oder sie verstand. „Ich hab mich ihnen doch nur angeschlossen, weil ich gehofft habe, etwas ändern zu können. Ich wusste nicht, dass sie zu solchen Mitteln greifen würden. Ich wollte nur ein paar mehr Rechte und versuchen, dass diese Wissenschaftler nicht noch mehr von uns erschaffen... Es tut mir wirklich unendlich Leid, Leutnant... Verzeihen Sie mir und versprechen Sie mir, dass Sie durchhalten“, James stand auf, sah noch einmal zu ihr hinab und verließ den Raum schließlich wieder. Stumpfe Augen richteten sich auf die Tür, welche einen Spalt angelehnt blieb und so etwas Licht hinein ließ. Sie zitterte noch immer stark, aber die Schmerzen spürte sie kaum noch. Ihr Körper war schon so sehr ausgekühlt, dass sie sie nur noch erahnen konnte. Wäre sie nicht zu schwach, könnte sie jetzt fliehen. Nervös lief James zu dem Ausgang. Er schluckte schwer und öffnete dann vorsichtig die Tür und trat hinaus. Es stank widerlich. „Los!“, hörte er vor sich und schon wurde er von einer Steinhand umklammert. „Halt!! Bitte!!“, rief der Dunkelhaarige ängstlich. „Hä?“, verwundert trat Edward auf den anderen zu und zog eine Braue in die Höhe. „Wie? Halt?“ „Tu mir bitte nichts...“, James senkte flehend den Blick. „Ich hab die Tür zu ihrem Zimmer aufgelassen... Ihr müsst euch beeilen sie dort rauszuholen, bevor sie es merken... Bitte... Sie schwebt in Lebensgefahr!“, er sah wieder hinauf und in die fragenden goldenen Augen des Blonden. „Ich heiß es nicht gut, was meine Freunde da machen. Ich wollte nie so brutal vorgehen... Ich war es auch der Havoc erledigen sollte. Aber ich hab es nicht, damit ihr es schaffen könnt. Bitte. Ich wollte das alles doch nicht...“, Edward sah die Chimäre skeptisch an. Ob sie ihm trauen konnten? „Wie viele von euch sind da noch drinnen?“ „Nur zwei.... Sam und Ben. Ben ist der Wichtige. Er zieht alle Fäden bei uns und hat alles geplant...“, gestand James mit gesenktem Kopf. „Ihr müsst ihn bekommen“, Edward sah mit hochgezogener Braue zu Armstrong, welcher leicht nickte. „Wir müssen Havoc und Al Bescheid geben“ „Und was machen wir mit ihm hier?“, wieder sah Ed zu ihrem Gefangenen. „Ich behalte ihn im Auge und du gehst den anderen Bescheid sagen“, schlug der Muskelprotz vor und der Jüngere nickte entschlossen. „Mach bloß keinen Mist!“, warnte Edward den Fremden, welcher hastig nickte, bevor sich der Blonde auf den Weg machte. ~ „Havoc!“ „Fullmetal? Was soll das?!“ „Ich muss euch etwas berichten! Einer ihrer Leute hat geredet! Er ist uns in die Arme gelaufen und ein ziemliches Weichei. Er hat gesagt, er hat die Tür zum Zimmer, in dem sie den Oberleutnant gefangen halten, offen gelassen. Oberst, Sie müssen sie so schnell wie möglich dort rausholen. Diese Chimäre meinte, sie würde in Lebensgefahr schweben!“ „Was?!“, Havoc legte sofort seine Hand auf die Schulter des Schwarzhaarigen und zog ihn ein wenig zu sich, damit er nicht unüberlegt losstürmte. „Es sind insgesamt nur noch zwei von ihnen dort drinnen. Ben und Sam. Ben ist ihr Anführer. Er ist der wichtigere“ „Gut. Danke. Mach dich wieder auf deine Position. Wir werden jetzt auch rein gehen“, befahl Havoc streng, auch wenn Edward im Rang eigentlich der Höhere war. „Heizt denen ordentlich ein!“, rief der Junge noch, ehe er zurück in die Kanalisation eilte. „Also Chef. Sie laufen einfach. Machen Sie sich keine Gedanken um uns andere. Wir sind gesund. Kümmern Sie sich um Hawkeye. Klar?“, Roy nickte, zog noch ein letztes Mal die kalte Abendluft in seine Lungen und trat schließlich mit dem Blonden und Alphonse in den Laden hinein. „Alphonse. Bleib hier oben und pass auf, dass die Chimären nicht entkommen können, sollten sie mir durch die Lappen gehen“, befahl Havoc und Al nickte. „Verstanden. Passen Sie auf sich auf“, riet er den beiden Soldaten, welche sachte nickten. Die Waffe eng an den Körper gepresst, öffnete Jean die Tür ein Stück und sah sich kurz um. Eine Treppe führte nach unten zu einem Gang, welcher nur von spärlichem Licht beleuchtet wurde. Kühle, abgestandene Luft, wie es bei Kellern und ähnlichen Gemäuern üblich war, stieg den beiden jungen Männern in die Nase. Der Blonde nickte dem Oberst zu, dass er jeden der Kellerräume absuchen sollte, während er sich um die Chimären kümmerte. Noch würde Havoc keinen Aufstand vom Zaun brechen. Er würde warten bis Roy ihm grünes Licht gab und mit Riza verschwunden war. Leise stahl sich der Blonde vor und lehnte sich mit dem Rücken, die Waffe noch immer eng an seinen Körper gepresst, an die Wand, sah dabei aus dem Augenwinkel etwas in den beleuchteten Raum. „James kommt nicht wieder.“ „Dann werden sie ihn wohl geschnappt haben. Aber das heißt auch, dass der Weg durch die Kanalisation damit abgeschnitten ist. Also müssen wir oben raus.“ „Aber da werden doch mit Sicherheit auch Leute sein.“ „Die werden uns nicht aufhalten können.“ „Sollen wir die Frau hier wirklich einfach liegen lassen, Ben? Vielleicht sollten wir sie doch mitnehmen und zu einem Arzt schaffen für's Erste. Sie kann uns immerhin noch hilfreich sein. Du hättest sie wirklich nicht so zurichten dürfen...“, Sam senkte den Blick und trat neben den großen dunkelhaarigen Mann. „Nein. Sie bleibt hier. Ich glaube kaum, dass man ihr noch helfen kann... Dazu ist sie viel zu schwach“, Havoc biss sich auf die Unterlippe und lehnte den Kopf an die Wand, unterdrückte dabei einen Fluch und sah den Gang entlang. Hoffentlich war es nicht wirklich schon zu spät. Wenn er den Worten der Chimären Glauben schenkte, dann würde Riza wohl wirklich nicht mehr lange durchhalten. Wären sie später gekommen, dann wäre sie bestimmt tot gewesen. Plötzlich musste sich Havoc fragen, wie es weitergehen würde, wenn Roy die Blonde verlieren würde. Würde er sein Ziel dennoch erreichen wollen oder würde er einfach aufgeben und sich seiner Trauer hingeben? Er konnte ihn in dieser Hinsicht schlecht einschätzen, aber so wie er ihn die vergangene Woche erlebt hatte,... Jean wusste einfach, dass da wesentlich mehr zwischen den beiden war, als sie zugaben. Sie waren mehr als nur Oberst und Oberleutnant. Seine Konzentration richtete sich wieder auf die Kreaturen. Er musste aufpassen, dass sie nicht einfach hinaus traten und ihnen somit ein Hindernis wurden. Während Havoc die Chimären observierte, lief Roy langsam, einen Fuß vor den anderen setzend, den dunklen Gang entlang, welchen er mit einer kleinen Lampe etwas ausleuchtete. Sein Herz raste. Er hatte Angst und je näher er der ersten Tür kam, um so schlechter wurde ihm. Vorsichtig drückte er die Klinke hinunter, aber sie öffnete sich nicht. Nicht wissend, ob er erleichtert sein sollte oder nicht, wiederholte er diese Prozedur bei jeder Tür die er fand. Nach jeder verschlossenen Tür ging es ihm immer schlechter. Er musste sie endlich finden. Und wenn er alles auf den Kopf stellen würde dafür. Für ihn war es fast eine Ewigkeit, bis er die Tür fand, die diese jämmerliche Chimäre gemeint hatte. Sie war offen. Roy schluckte schwer. Ein unangenehmer Geruch kam ihm entgegen und er wollte überhaupt nicht darüber nachdenken um was es sich handelte, weswegen er seine Hand vor Nase und Mund hielt, um nicht weiterhin diesen Geruch wahrnehmen zu müssen. Leise trat er in den kalten, dunklen Raum ein, schloss die Tür geräuschlos hinter sich und hielt die Lampe vor sich, um etwas zu erkennen. Und tatsächlich: da lag sie. „Riza...“, flüsterte er und das Gefühl in seiner Brust, zunächst Erleichterung, schlug rapide in Besorgnis und Wut um. Wut auf sich selber, weil er es einfach nicht geschafft hatte, sie zu beschützen. Er war so ein Versager. Ausgerechnet die Frau, die für ihn am wichtigsten war; die Frau, die er immer an seiner Seite hatte und immer an seiner Seite haben wollte; jene Frau hatte er so sehr im Stich gelassen. Roy ging zu ihr und sank mit den Knien auf den schmutzigen Boden. Die Lampe stellte er neben sich ab, ehe er sich leicht über die Blonde beugte. Sie hatte die Augen geschlossen und das erste, was der Alchemist tat, war es ihren Puls zu fühlen. Vorsichtig griff er nach ihrem Arm, welcher angewinkelt neben ihrem Kopf lag und legte Zeige-, Mittel- und Ringfinger auf die Stelle unter ihrem Daumen. Der leichte Schlag ihres Herzens pochte gegen seine Fingerkuppen und die kurzzeitige Erleichterung kam erneut zurück, ehe sie wieder in Besorgnis umschlug. Sachte legte er ihren Arm wieder ab. Sie reagierte nicht auf seine Berührungen. Ob sie überhaupt noch bei Bewusstsein war? „Riza...?“, fragte er leise, doch es kam noch immer keine Reaktion. Er sah ihren Körper entlang, wobei sein Blick an der Schusswunde hängen blieb. In dem spärlichen Licht konnte er nicht erkennen, wie schwer die Verletzung war. Aber das, was er hier erkennen konnte, war genug, um ihn noch wütender werden zu lassen. Wie hatte er das zulassen können? „Roy....?“ „Huh?“, sein Blick richtete sich auf ihr Gesicht und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Ich bin hier“, wieder griff er nach ihrer Hand, um ihr zu zeigen, dass er wirklich da war. Riza lächelte sanft, schien aber nicht wirklich zu begreifen, dass er tatsächlich hier bei ihr war. Sie hatte das Gefühl schon Ewigkeiten hier unten zu sein und wusste nicht, ob sie sich das nur einbildete oder es die Wirklichkeit war. Aber seine Wärme war so angenehm. Sanft strich Roy ihr eine der stumpfen Strähnen aus der Stirn. „Ich bringe dich gleich hier raus“, sprach er leise, aber so dass sie ihn verstehen konnte. Da er aber nicht wusste, wie schwer ihre Wunden und anderen Verletzungen waren, immerhin konnte es gut möglich sein, dass sie innere hatte, hatte er etwas Angst sie hochzuheben und ihr damit noch mehr Schmerzen zuzufügen. Allerdings wusste er auch nicht, wie er sie fragen sollte und ob sie ihm darauf überhaupt antworten konnte. Es musste sie unheimlich anstrengen nur seinen Namen zu sagen, denn sie schloss wieder erschöpft ihre Augen, nachdem sie ihn mit ihren traurigen braunen Iriden angesehen hatte. „Riza... Kannst du mir sagen, wo deine Schmerzen sind? Ich muss dich hier raus tragen und will dir nicht mehr wehtun als nötig“, versuchte der Schwarzhaarige zu erklären, doch die Blonde reagierte darauf kaum. Wahrscheinlich nahm sie ihn doch nicht richtig wahr. Aber wer verübelte es ihr schon? „Riza?“, fragte er leise, aber sie reagierte weiterhin nicht. Ganz sanft schlug er ihr gegen die Wange, damit sie wieder wach wurde. „Hey, komm schon. Wach wieder auf!“, Unbehagen wuchs in ihm und sein Herz fing wieder an zu rasen. „Riza!“, ein weiteres Mal schlug er sanft auf ihre Wange, bis ein leises Murren ertönte. „Bleib bei mir!“, er griff nach ihrem Kinn und hob ihren Kopf ein wenig an. „Du musst wach bleiben, hörst du?“, Riza versuchte ihren Kopf aus seinem Griff zu befreien und ihr Gesicht von ihm zu wenden, wobei sie wieder einen gequälten Laut von sich gab. Ihr war schwindlig, sie war müde und hatte kaum Kraft. Sie wollte doch nur ihre Augen schließen und schlafen. „Hey, hey. Nicht einschlafen. Lass das!“ „Roy... es.... tut mir.... Leid...“, flüsterte sie kaum verständlich. Erschöpft und unter Anstrengung versuchte sie ihre Augen zu öffnen. Sie verstand noch immer nicht richtig, dass Roy wirklich bei ihr war und so lächelte sie abwesend. Nur verschwommen konnte sie seine Umrisse erkennen. „Hör auf zu sprechen! Schone dich. Es ist alles okay, verstanden? Ich bring dich hier raus, okay?“, versuchte er auf sie einzureden, damit sie wach blieb. Vorsichtig drehte er sie auf den Rücken, damit er sie hochheben konnte. Riza schloss ihre Augen wieder und lächelte sanft. Roy bemerkte, dass sie völlig neben der Spur war. „Ich...“, begann sie wieder flüsternd. „Lie-“, doch sie kam nicht weiter, denn die bedrohliche und dennoch sanfte Dunkelheit griff nach ihr. Ihr Kopf sank zur Seite und Roy wurde panisch. „Riza? Riza!“, er konnte sich gar nicht darauf konzentrieren was sie sagen wollte. Hektisch griff er unter ihren Nacken und ihre Beine und hob sie anschließend hoch, um sie, wie eine Braut aus den Kellerräumen tragen. „Du darfst nicht sterben, hörst du?!“, gerade war es ihm egal, wenn er die Aufmerksamkeit der Chimären auf sich zog. „Riza!“, Roy schluckte schwer und rannte den langen Gang entlang. Ein Kloß bildetet sich seinem Hals und er spürte das leichte Kribbeln in seinen Nase, welches er ständig verspürte, wenn er den Tränen nahe war. „Halte durch, verstanden?! Das ist ein Befehl, verdammt!“, dieses beengende Gefühl in der Brust wurde stärker und er konnte nicht mehr verhindern, dass Tränen ihren Weg über seine Wangen fanden. Die Kellertreppe hinauf eilend versuchte er sich unter Kontrolle zu bringen. Die Tür aufreißend rief er um Hilfe, welche von draußen auch gleich in Form von Krankenpflegern und Ärzten kam. Man nahm ihm die Schwerverletzte ab und brachte sie zum Krankenwagen. „Ihr Name?“ „Oberleutnant Riza Hawkeye“, der Pfleger nickte. „Kommen Sie dann nach?“ „Ja... Ja, ich komme nach... Oberst Mustang... Ich...“, Roy schluckte wieder schwer und strich sich seinen Pony aus dem Gesicht. „Kümmern Sie sich gut um sie..., Sie darf nicht sterben....“, sprach er mit zitternder aber auch flehender Stimme. Der Pfleger nickte und stieg schließlich in den Wagen, wo man sich schon um Riza kümmerte. Noch immer mit Trauer erfüllt, stieg die Wut in ihm langsam auf. Von unten hörte man bereits Schüsse und Kampfgeräusche. Roy drehte sich herum, eilte zurück in das Haus und hinab in den Keller. „Ihr miesen, dreckigen Chimären....“, knurrte er dunkel und gefährlich. „Was.... habt ihr mit ihr gemacht...?!“, seine Stimme wurde lauter, Roy schnipste und steckte die beiden Kreaturen hasserfüllt in Brand. „Das werdet ihr mir büßen! Ihr werdet dafür in der Hölle schmoren!!“ „Oberst!“, Havoc packte ihn an der Schulter und zerrte ihn zu sich, nachdem er eine weitere Feuersalve losgeschickt hatte. „Beruhigen Sie sich!! Sie legen noch das ganze Haus in Schutt und Asche!“, rief der Blonde. Die Chimären schrien um ihr Leben und Sam versuchte sich von den Flammen zu befreien indem sie auf dem Boden herumrollte. „NEIN! DU hast ihren Zustand nicht gesehen! Also sei verdammt nochmal still, Havoc!!“, brüllte Roy ihn voller Hass an und wandte sich wieder an die Kreaturen. „Ihr sollt brennen dafür. Wie konntet ihr es wagen sie anzufassen?!“, zischte der Flame Alchemist finster. Er war so unfassbar wütend. Auf die Chimären, auf sich selber, auf die ganze Welt. Würde sie sterben.... Würde seine Riza sterben.... „Aaaahhh!!“, wieder schnipste er, wieder standen die hilflosen Chimären in Flammen und verbrannten bei lebendigem Leibe. Die Schmerzensschreie ignorierte der Schwarzhaarige. Viel zu sehr war er von seiner Wut eingenommen. Havoc hielt sich die Hand vor Nase und Mund. Der Geruch von verbranntem Fleisch war unerträglich, aber Roy schien das kaum zu stören. Wahrscheinlich hatte er sich in Ishbar daran gewöhnt... Oder den Geruch schon völlig ignoriert. Als die Schreie langsam abklangen, kamen auch Edward und Armstrong zu ihnen. „Oh Gott...“, murmelte der Blonde und tat es Havoc gleich. „Oberst....“, er konnte nicht fassen, was er da sah. Edward schluckte hart. Er hatte noch nie eine derartig verbrannte Leiche gesehen. Maria Ross' 'Leiche' war dagegen noch ein Witz gewesen... Roy atmete schwer und noch immer sah man ihm die Wut an. Er hasste diese Chimären dafür, was sie mit Riza getan hatten. Er hasste sie so sehr dafür. „Fahren Sie ins Krankenhaus, Oberst. Wir... kümmern uns um den Rest...“, meinte Havoc leise, während im Hintergrund noch immer das leise Knistern der Flammen zu hören war. Leicht nickte der Oberst und wandte sich von dem Anblick ab, ehe er den Raum und auch das Gebäude verließ. Edward sah noch immer zu den brennenden Leichen. „Sie hatten keinerlei Chance etwas zu machen...“, murmelte Havoc noch immer fassungslos. „Das ist furchtbar...“, Armstrong wandte den Blick ab und trat aus dem Raum. „Ich gehe Verstärkung holen...“, meinte er noch und verschwand. Die Militärpolizei war sicherlich schnell da und kümmerte sich um alles. Havoc war nur froh, dass der ganze Spuk nun ein Ende hatte. Nun galt es nur noch zu hoffen, dass Hawkeye es schaffte. Wenn Roy so außer sich war, dann musste sie wirklich sehr schwer verletzt gewesen sein. Jean atmete tief ein und wieder aus. „Wir müssen das Feuer löschen..“, er wusste gar nicht, wie ihm geschehen war. Er war wie in einer Art Schockzustand. „Ich kümmere mich drum, Leutnant. Gehen Sie lieber mit ins Krankenhaus“, Edward legte ihm eine Hand auf den Oberarm und stieß ihn leicht zum Ausgang. „Okay... Danke“, der junge Alchemist nickte und Havoc verließ nun ebenfalls das Gebäude, um in die Krankeneinrichtung zu fahren. Roy lief die Straßen entlang. In Gedanken war er noch immer bei seiner Adjutantin. „Bitte stirb nicht...“, murmelte er leise. Tränen stiegen wieder in ihm auf und das bedrückende Gefühl in seiner Brust wuchs. Er konnte sie nicht verlieren. Er konnte nicht... Er wusste nicht, was er dann machen sollte. Sie war der Grund warum er standhaft blieb. Sie war der Grund, weshalb er noch nicht aufgegeben hatte. Sie alleine schaffte es immer wieder ihn aufzuheitern und zu ermutigen. Sein Licht durfte nicht einfach erlöschen. Niemals. „Oh Gott bitte überlebe...“, scharf zog er die Luft ein und legte seinen Handrücken auf seine Augen, um drüber zu wischen. Die Tränen verwischten seine Sicht und machten es ihm kaum möglich noch etwas zu sehen. Als er vor dem Krankenhaus stand schluckte er noch ein weiteres Mal hart, ehe er es langsamen Schrittes betrat. „Mustang..“ „Huh? Dr. Knox...“ „Sie sehen erschöpft aus“ „Wissen Sie etwas von Hawkeye?“ „Sie wurde übel zugerichtet. Man kümmert sich noch um ihre Wunden. Ich glaube sie muss sogar operiert werden. Ich kann nicht viel sagen“, Knox sah den Schwarzhaarigen skeptisch an, welcher betrübt den Kopf hängen ließ. „Verstehe... Huh... Verdammt...“, Roy ließ sich auf einen der Stühle sinken und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Ich werde Ihnen Bescheid sagen, wenn ich mehr weiß, in Ordnung?“, Knox erhielt nur ein leichtes Nicken und ein geflüstertes 'Danke'. Mit Roy war im Moment nicht viel anzufangen. Er machte sich Vorwürfe. Bald betrat auch Havoc das Krankenhaus. Er setzte sich wortlos zu Roy und legte ihm die Hand auf die Schulter. Wenn der Schwarzhaarige etwas sagen wollte, dann würde er sicher reden, so aber schwiegen sie beide und hofften einfach nur darauf, dass alles gut gehen würde. Roy hatte panische Angst, dass sie es nicht schaffen würde. Ihre Entschuldigung... „Havoc...?“ „Hm?“ „Sie hat sich bei mir entschuldigt...“, Roy gab ein kurzes Schnaufen von sich. „Als wäre es ihre Schuld... und sie klang dabei so endgültig... Als habe sie mit der Welt abgeschlossen und ihren Tod akzeptiert... Havoc... Sie darf nicht sterben...“, der Blonde sah seinen Vorgesetzten an und ballte die Hände zu Fäusten. So hatte er ihn noch nie erlebt. Er hatte gedacht, dass sein Verhalten im Büro schon schlimm war, aber nun? Nun war er völlig am Ende. „Sie wird überleben“, versicherte er seinem Freund und drückte leicht seine Schulter. „Kommen Sie. Lassen Sie uns einen Kaffee trinken und etwas essen. Wenn wir hier rumsitzen, dann helfen wir ihr auch bloß nicht“, Havoc stand auf und reichte Roy seine Hand, welcher sie nach kurzem zögern griff und ebenfalls aufstand. „Danke, Havoc“, meinte der Schwarzhaarige leise und bekam ein leichtes Lächeln. „Immer doch, Roy“, Havoc würde an seiner Seite sein, damit er nicht völlig zusammenbrach. Er konnte sich auf ihn verlassen. 13.07.2015 Kapitel 8: Tonight, this war is easily lost ------------------------------------------- Die Zeit schien nicht vergehen zu wollen. Roy klammerte sich an seine Tasse, hatte dabei den Blick gesenkt und kaute angestrengt auf seiner Unterlippe herum, welche schon leicht wund war. Mit dem Zeigefinger der anderen Hand trommelte er nervös auf der Tischplatte herum, was den Blonden noch wahnsinnig machen würde. „Chef. Jetzt lass das doch bitte. Dadurch wirst du auch nicht schneller erfahren wie es ihr geht“, versuchte Havoc auf ihn einzureden, wofür er nur ein leises Seufzen und eine kleine Pause der nervösen Leiden bekam. Jene Leiden begannen nach wenigen Minuten ein weiteres Mal. „Ich geh eine rauchen“, gab Havoc genervt von sich, während er aufstand und die Kantine verließ. Der Flame Alchemist sah das ganze nicht so eng und tippte einfach weiter auf dem Tisch herum. Er wollte endlich wissen wie es ihr ging. Er wollte wissen wie schlimm ihre Verletzungen waren und ob sie lebte. Ihr Gesicht war ganz heiß, als er sie berührt hatte. Sie musste unheimlich starkes Fieber haben. Wieder der stechende Schmerz in seiner Lippe, als er fester darauf biss und das erdrückende Gefühl in seiner Brust, während er die Minuten dort unten in dem kleinen dreckigen Raum Revue passieren ließ. Er hätte es ihr sagen sollen. „Verdammt...“, vielleicht hatte er nicht mehr die Chance dazu. Roy legte den Kopf in den Nacken und schluckte schwer, ehe er den Blick schweifen ließ. Es war kaum noch jemand hier, kein Wunder, immerhin war es schon fast Mitternacht. Ein greller Blitz erhellte die Kantine für den Bruchteil einer Sekunde, was den Flame Alchemist zusammenzucken ließ. Entkräftet fuhr er sich über sein Gesicht und schluckte schwer. Er fühlte sich unwohl. Er konnte den Anblick seiner Untergebenen nicht verdrängen. Wie schwach sie war, wie fiebrig, all die Verletzungen, ihr vergeblicher Versuch ihm etwas zu sagen. Leicht runzelte Roy die Stirn. „Stimmt.., sie wollte mir etwas mitteilen, bevor sie bewusstlos wurde... Aber was...?“, unschlüssig blickte er zum Fenster, gegen welches der starke Regen prasselte, den der heftige Wind dagegen preschte. Hoffentlich konnte er sie noch danach fragen und es war nicht zu spät dafür. Den Kopf an die kalte Hauswand gelehnt, den Blick starr gen Himmel gerichtet, zog der Blonde an seiner Zigarette, ehe er den Qualm zwischen den Lippen hervor blies. Seine freie Hand hatte er in seiner Hosentasche vergraben, das linke Bein angewinkelt an die Wand gedrückt. „Wehe du überlebst nicht, Hawkeye. Damit würdest du ihn vollends in den Abgrund stoßen...“, Jean senkte den Blick, sodass seine Haare sein Gesicht verdeckten. Fest biss auch er sich nun auf die Unterlippe und schluckte schwer. Er hatte nie vermutet, dass es ihm so nahe gehen würde. Aber sie war nicht nur eine Kollegin für ihn. Sie war seine Freundin. Die beiden hatten schon eine Menge mitmachen müssen, wenn es um den Oberst ging. Sie verstanden sich, auch wenn hin und wieder Unstimmigkeiten herrschten und sie ihn genauso oft wie den Schwarzhaarigen ermahnen musste seine Arbeit zu machen. Es wäre nicht verkraftbar, würde sie sterben. „Havoc!!“ „Huh?“, mit in falten gezogener Stirn sah er auf. „Catalina? Was machst du hier? Wieso bist du nicht im East Hauptquartier?“ „Ich hab das von Riza gehört... Wie geht es ihr?“, die Dunkelhaarige war völlig durchgefroren und bis auf die Knochen durchnässt von dem Regen. Sie zitterte leicht, doch nicht nur weil ihr kalt war. Sie machte sich unglaubliche Sorgen um die Blonde. „Komm erstmal mit rein. Ich geb dir einen Kaffee aus“, Havoc legte sachte seinen Arm um ihre Schulter, damit er sie in das Gebäude bringen konnte. Rebecca dankte ihm mit einem kurzen Nicken. „Wir wissen leider noch gar nichts. Weder wie es ihr geht, noch was sie im Augenblick mit ihr machen. Nur, dass sie vielleicht operiert wird. Aber selbst das wissen wir nicht genau...“, erklärte der Blonde leise und sah zu der Kleineren. „Verstehe... Wie konnte das eigentlich passieren? Ich meine.... Sie ist doch so stark. Wie kann sie da... Ich verstehe es nicht...“, Jean konnte ihr ansehen, wie sehr sie sich um ihre Freundin sorgte. „Setz dich erstmal“, meinte er schließlich, als sie wieder in der Kantine waren. Für einen Moment legte sich sein Blick auf den Oberst, welcher wie in Trance aus dem Fenster blickte. Er schien sie nicht einmal zu bemerken. „Warte hier, ja?“, Havoc ging zu dem kleinen Automaten und holte für Rebecca und den Oberst einen Kaffee. Den ersten brachte er zu ihr und den anderen zu ihm. „Hier“, er stellte den Becher auf den Tisch und besah sich den Älteren. Wortlos griff er an seine Schulter, drückte sie aufmunternd und ging wieder zu der Dunkelhaarigen. „Hat Grumman dich einfach gehen lassen?“, Rebecca schüttelte leicht lachend den Kopf, als Havoc sie das fragte, nachdem er sich gesetzt hatte. „Nein... Ich war ihm wohl keine große Hilfe im Moment. Er hat erfahren, was hier vor sich geht und hat uns davon berichtet. Er meinte, falls ihr es alleine nicht schafft, dann sollen wir uns bereit machen, um euch zu helfen. Na ja... Als ich schließlich gehört hab, dass Riza schon seit ein paar Tagen vermisst wurde und es unklar ist ob sie noch lebt, da... Ich weiß auch nicht... Ich hab nicht mehr funktioniert und hab mir ständig Sorgen gemacht. Das hat den alten Herrn wohl etwas genervt“, wieder lachte sie, jedoch nur um ihre Trauer zu vertuschen. „Er hat mich dann hier her geschickt, damit ich endlich etwas zur Ruhe komme und gleich bei ihr sein kann“, erklärte sie leise und trank einen Schluck von dem Kaffee. „Aber... wie geht es ihm?“, ihr Blick huschte hinüber zu dem Oberst, welcher mittlerweile nach dem Becher gegriffen hatte und noch immer dem Unwetter zuschaute. „Ich würde lügen, würde ich sagen er ist am Boden...“, er war mehr als das. „Es geht ihm nicht gut. Er macht sich Vorwürfe...“, Jean senkte den Blick und sah auf seine Hände. „Aber wir konnten nichts machen. Jedenfalls nicht früher. Wir hatten keinen Anhaltspunkt, an dem wir hätten suchen können...“, erklärte der Blonde und senkte den Blick, vorsichtig legte er Daumen und Zeigefinger an seine Augen und strich sich darüber, um die aufkommenden Tränen zu verbergen und zu verscheuchen. „Ich hätte nie gedacht, dass mir das ganze so nahe geht...“, meinte er mit einem leisen Schnaufen. „Jean... Sie ist unsere Freundin. Natürlich geht uns das nahe“, versuchte Rebecca ihn zu beruhigen. „Hu...scheiße...“, er schniefte und wischte sich nun mit dem Handrücken über die Augen. „Sorry. Ich sollte dich eher aufmuntern, anstatt selber zu heulen“, die Dunkelhaarige schenkte ihm ein sanftes Lächeln. „Schon okay. Du kannst nichts dafür“, zärtlich streichelte sie über seine Hand. „Was... Was ist wenn sie es wirklich nicht überlebt? Ich weiß nicht wie schwer ihre Verletzungen sind, aber... Wenn ich sehe wie sehr Mustang leidet... Es muss schlimm sein...“, Havoc wollte nicht daran denken, was wäre wenn Riza wirklich sterben würde, aber er konnte nicht anders. Er wüsste nicht, wie er Roy je wieder aufbauen konnte, wenn dieser Fall wirklich eintreten sollte. „Jean Havoc! Sie wird nicht sterben! Verstanden? Wage es dir ja nicht noch einmal daran zu denken, du Idiot!“, Rebecca schluckte schwer, brach aber dennoch in Tränen aus. Schwere Schluchzer verließen ihre Kehle. Um ihr Gesicht zu verstecken legte sie ihre Hände darüber und weinte stumm weiter. Jean stand schweigend auf und setzte sich neben sie, ehe er seine Arme um sie legte und sie bestimmend und tröstend an sich zog. „Scchh...“, sanft wiegte er sie hin und her, versuchte so sie wieder zu beruhigen. „Es wird alles wieder gut... Alles wird gut... Sie schafft das. Hörst du? Sie wird überleben. Sie ist stark... Stärker als wir alle zusammen...“, Havoc drückte ihren Kopf fest an seine Brust und sah zu Roy. Er schien gar nichts mitzubekommen, dabei war Rebeccas weinen laut und herzzerreißend, weil sie es nicht schaffte weiterhin leise zu sein. Es nahm sie schrecklich mit zu wissen, dass sie nichts weiter tun konnte als warten und beten. Riza war ihre beste Freundin... Sie durfte einfach nicht sterben. „Mustang!“, drang nach einer Weile die Stimme von Knox durch die Kantine. Sie klang nicht sonderlich vielversprechend und als Roy aufsah lag pure Verzweiflung auf seinen Gesichtszügen, weil die Stimme des Arztes in seinen Ohren vernichtend klang. „Knox...“, schwach erhob sich der Schwarzhaarige und trat zu dem Arzt. „Wissen Sie etwas?“ „Nicht viel. Die Ärzte wollen mir nichts sagen. Aber ich konnte eine der Schwestern fragen“, der Ältere schien nicht mit der Sprache herauszurücken, was Roy fast wahnsinnig machte. „Nun sagen Sie schon etwas!“, herrschte er den Arzt verzweifelt an, welcher den Kopf kurz senkte. Er war nicht der Typ, der etwas schwer nahm und selber ein wenig traurig wurde, wenn es einer Patientin nicht gut ging und sie schwer verwundet war, aber in diesem Fall nahm es auch ihn ein klein wenig mit. „Sie... liegt noch im OP. Die Schwester wirkte sehr hektisch und hat angedeutet, dass Hawkeye es wohl... nicht schafft...“, beendete er nach einer kurzen Pause seinen Satz. Roy wurde blass. „Nein.... nein... das... das geht nicht.... sie... sie kann nicht...“, wie in Trance lief er an Knox vorbei und aus der Kantine. Er musste zum OP. Riza... Riza.... du musst überleben.... tu mir das nicht an... Oh Gott, bitte nicht.... das darf nicht sein! Roy rannte. Seine Füße trugen ihn einfach nur. So lange bis er vor der großen Flügeltür stehen blieb, welche zum Operationssaal führte. „Riza!“, schrie er, in der Hoffnung sie könnte ihn hören. „Bitte stirb nicht! Ich muss.... Ich muss dir doch noch etwas sagen..! Tu mir das nicht an, verstanden?! Das ist ein Befehl, verdammt!!!“, Roy sank auf die Knie. Er fühlte sich so schrecklich hilflos. Wäre Hughes doch nur hier... Er brauchte ihn so sehr an seiner Seite. Ein tiefer Schluchzer drang über seine Lippen und der Schwarzhaarige weinte bitterliche Tränen. „Beeil dich!“, hört er aus dem OP und eine der Schwestern rannte an ihm vorbei. „Was ist los?!“, verzweifelt sah er ihr nach. Wenig später kam sie mit mehreren Blutkonserven wieder. Roys Sorge wurde schlimmer. Er ahnte schreckliches. „Bitte nicht...“, sprach er erstickt, ehe er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Schweigend setzte sich Havoc vor ihn auf den Boden und zog ihn wortlos an sich und in seine Arme. Eine Hand ruhte auf Roys Rücken, die andere lag auf seinem Hinterkopf und drückte ihn an seine Schulter. Der Schwarzhaarige ließ es einfach geschehen, vergrub dabei sein Gesicht an seiner Halsbeuge und ließ seinen Tränen freien Lauf, während er sich eng an ihm festhielt, seine Finger dabei so sehr in sein Oberteil krallte, bis seine Knöchel weiß hervor traten. Wortlos wiegte er ihn ein kleines bisschen hin und her und versuchte ihn irgendwie zu beruhigen. Blaue Augen sahen auf, als sich ein Schatten über die beiden Männer legte. Rebecca versuchte irgendwie aufmunternd zu lächeln, schaffte es aber selber kaum. Nach einigen Minuten rutschte Jean mit Roy im Arm an die Wand, um sich anzulehnen. Er wollte ihn nicht loslassen, er wollte ihm zeigen, dass er nicht alleine war, weswegen er ihn noch ein wenig enger an sich drückte. Roys Tränen versiegten nicht, aber sein schluchzen wurde leiser, bis er irgendwann tatsächlich vor Erschöpfung in Jeans Armen eingeschlafen war. Die Schwarzhaarige setzte sich schließlich neben den Blonden und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Das warten machte sie ganz nervös und sie wusste nicht, wie lange sie es noch aushalten würde. „Warum dauert das denn nur so lange?“, unsicher sah sie auf ihre Hände, eine davon hatte sich krampfhaft in Jeans Hose festgekrallt. „Versuch ruhig zu bleiben... sie sagen uns sicher bald Bescheid. Wir können im Augenblick eh nichts machen..“, versuchte Havoc sie zu beruhigen. „Ich weiß... aber sie ist nun schon mehrere Stunden dort drinnen und wir wissen immer noch nichts. Ich will mich nicht auf die Worte von Dr. Knox verlassen... Ich will nicht... Sie kann nicht einfach so sterben..“, Rebacca schluckte schwer und stand wieder auf. Einen Arm legte sie über ihren Bauch, weil ihr unangenehm schlecht wurde, den anderen Arm stützte sie mit dem Ellenbogen auf ihm ab und legte ihre Hand vor ihren Mund, während sie nervös auf und ab lief. Havoc versuchte das ganze zu ignorieren. Wenigstens er wollte einen gewissen Ruhepol für die beiden bilden. Roy schlief noch immer und wurde auch die ganze Zeit nicht munter. Sein Kopf lag mittlerweile auf Jeans Schoß und dessen Arm lag schützend auf seiner Taille. Jeans Blick war auf einen unbestimmten Punkt auf der Wand vor ihm gerichtet. Er versuchte sich selber zu beruhigen, dass alles gut gehen würde und dass Riza alles überstand und bald wieder fit war. Nach ein paar Wochen würde sie wieder im Dienst sein und ihnen drohen, wenn sie ihre Arbeit nicht machten oder wenn wieder ein paar Stapel Papiere liegen blieben, weil sie zu faul waren und lieber schnell ins Wochenende entschwinden wollten. Bald hätten sie wieder die wachsamen Augen des Falken über sich und brauchten sich keine Sorgen mehr machen. Alles würde gut werden und auch Roy würde es wieder besser gehen. Er wäre wieder ihr Oberst und würde vor allem ihn, Havoc, wieder eifersüchtig machen, weil er wieder wie jedes Wochenende eine hübsche junge Dame bei sich hatte und er nicht. „Scheiße...“, murmelte er leise und wischte sich über die Augen. Das alles war zu viel für ihn. Zu viel für sie alle. Weitere Stunden vergingen und noch immer saßen sie mitten im Gang und warteten auf die erlösende Nachricht. Doch die kam nicht. Roy war mittlerweile wieder munter, sprach aber kein einziges Wort. Er hatte sich neben Havoc an die Wand gelehnt, ein Bein stand angewinkelt, das andere lag ausgestreckt daneben. Den Kopf hatte er in den Nacken gelegt und so starrte er schweigend an die Decke. Er wusste ohnehin nicht, was er sagen sollte. Rebecca hatte ihnen in den vergangenen Stunden mehrere Male einen Becher Kaffee gebracht, damit sie einigermaßen munter blieben und nicht verpassten, wenn sie Riza aus dem OP brachten. Doch dieser Augenblick schien Äonen entfernt zu sein, so fühlte es sich jedenfalls für die drei Sorgenden an. „Ich halte das nicht mehr aus...“, murmelte Rebecca nervös und lief auf und ab. Havoc seufzte nur leise und Roy ging gar nicht erst darauf ein. Er war in seiner eigenen Welt und ging noch einmal alles durch, was in der letzten Zeit passiert war. Erst griff man sie an und verletzte sie schwer, weil er so von sich überzeugt war, dass sie das schaffen würde und dass es ein Kinderspiel für die junge Frau war, sich diesen Monstern zu stellen. Dann bedrohte man sie und er konnte nichts weiter machen außer darauf zu hoffen, dass nichts passierte, während Havoc und die anderen auf sie aufpassten und dennoch konnten sie es nicht schaffen sie zu schützen. Rizas Entführung und ihr derzeitiger Zustand, ihr schrecklicher Zustand, machten Roy fertig. Seine Nerven waren am Ende, genauso wie er selber. Er konnte nicht mehr. Er wusste einfach nicht mehr weiter. Wieder einmal machte er sich Vorwürfe, dass er sie nicht beschützen konnte, auch wenn er wusste, dass es nicht seine Schuld war. Vielleicht aber hätte er sie beschützen können, wenn er an ihrer Seite geblieben wäre. Ein schweres Seufzen verließ seine Lippen und er dachte über die Worte nach, die sie ihm sagen wollte. 'Ich Lie-'? Was wollte sie damit sagen? Der Alchemist dachte nicht im entferntesten daran, dass sie ihm diese drei magischen Worte sagen würde. Auch wenn er sich eingestehen musste, dass es ihn freuen würde sie aus ihrem Mund zu hören. Nicht nur das. Roy stand auf und lief zum anderen Ende des Ganges, stellte sich ans Fenster und lehnte seine Stirn gegen die kühle Scheibe, an welche noch immer der unaufhörliche Regen prasselte. Ihm war schon lange klar, was er für diese eine Frau empfand. Natürlich hatte er sich mit anderen Frauen getroffen, doch daraus war nie etwas ernstes geworden und zudem versuchte er damit seinen eigenen Schmerz zu überdecken. Wenigstens für die Nacht wollte er nicht immerzu an Riza denken müssen. An ihr goldenes Haar, welches in der Sonne schimmerte wie süßer Honig. An ihre kirschholzfarbenen Augen, die ihn mit einem einzigen Blick aus der Fassung bringen konnten. An ihre zarten Hände, die schon so vielen Menschen das Leben genommen hatten. An ihre Stimme, die in seinen Ohren klang, wie das sanfte Vogelgezwitscher an einem schönen Sommermorgen. Doch war es ihm nicht erlaubt einen Kameraden zu lieben. Die Gesetzte verboten es ihnen, machten es ihnen unmöglich eine Beziehung zu führen. Ergeben schloss er seine Augen und schluckte die aufkommenden Tränen hinab. Er wollte sie nicht verlieren... Er konnte sie nicht verlieren. Roy würde alles tun, damit sie überleben würde. Er würde sich selber opfern, nur damit sie weiterleben durfte. Schon wieder kramte er in seinen Erinnerungen nach der Formel einer menschlichen Transmutation, wie zu Hughes Beerdigung. Nein. „Tu mir das nicht an...“, schluchzte er leise, ehe er die Luft scharf einzog und sie geräuschvoll wieder aus seinen Lungen und zwischen seinen Lippen hervor presste. Mit der Faust schlug er verzweifelt gegen die kalte Fensterscheibe und senkte den Blick, sodass sein Pony seine Augen verdeckte. Havoc stand sofort auf, als er es hörte und sah wie die Verzweiflung erneut in dem Schwarzhaarigen aufstieg. Mit festen Schritten eilte er zu ihm und zog ihn in eine feste Umarmung, um ihm zu zeigen, dass er da war. Wie ein Ertrinkender krallte sich Roy an ihm fest und weinte erneut herzzerreißend. „Sie darf nicht sterben...“, jammerte er. Havoc strich ihm beruhigend über den Rücken. „Das wird sie nicht. Sie wird nicht sterben“, versuchte er ihm klarzumachen, auch wenn er selber die Befürchtung hatte, dass sie sterben könnte. Sie war schon viel zu lange in dem Operationssaal und schon viel zu oft kam eine der Schwestern hinaus gestürmt, um eine weitere Blutkonserve zu holen. Rebecca stand etwas entfernt hilflos im Gang und wusste nicht, was sie tun sollte. Roys Verzweiflung nagte an ihr und ihre Sorge um Riza wurde immer größer. In seinem Verhalten sah sie eindeutig, was er für sie empfand und die Blonde konnte froh sein, einen solchen Mann an ihrer Seite zu haben, auch wenn sie nicht durch eine Beziehung verbunden waren. Ihre Herzen gehörten schon längst einander und Rebecca wusste, dass ihre Freundin mit Sicherheit keinen anderen Mann in ihr Herz lassen würde, als Roy. Niemand anderes würde es je schaffen ihr Herz zu erobern. Sie wusste um das Versprechen ihrer Kameradin und sie wusste auch, dass Riza schon längst hätte im Rang aufsteigen können. Doch Roy zu Liebe und wegen dem Versprechen, ihn zu schützen, blieb sie in ihrer derzeitigen Position, nur damit sie bei ihm bleiben konnte. Für Becca war dies eindeutig Liebe. Tiefe, innige Liebe. Und auch Havoc war sich dem nun bewusst. Jeder der Roy im Augenblick erlebte, wusste oder ahnte zumindest, wie es um seine Gefühle stand. „Na komm. Setz dich...“, er legte seinen Arm um seine Schultern und führte ihn zu den Stühlen vor dem OP. Nur langsam folgte Roy ihm und setzte sich schließlich. Wie ein nasser Sack ließ er sich auf die Sitzfläche fallen und blickte wie in Trance irgendeinen Punkt auf dem Boden an, während ihm unaufhörlich Tränen über die Wangen liefen. Zwei weitere Stunden waren vergangen, in denen der Oberst sich zwar beruhigt hatte, aber dennoch immer wieder in Tränen ausbrach und verzweifelte. Hundertzwanzig Minuten in denen der Blonde immer wieder auf's Neue versuchte ihn zu beruhigen. Hundertzwanzig Minuten in denen Rebecca immer klarer wurde, was Roy empfand. Und dann – endlich – wurde sie aus dem Saal gebracht. Hektisch stand Roy auf und wollte zu ihr, doch der Arzt hielt ihn mit einem leichten Kopfschütteln auf. Augenblicklich blieb er stehen und mehr Verzweiflung als jemals zuvor schimmerte in seinen Augen. „Was... Wie... wie geht es... ihr?“, fragte er vorsichtig nach. Er wollte nicht hören, dass sie es nicht geschafft hatte. Er wollte das nicht. Weder Roy, noch Havoc oder Rebecca hatten einen Blick auf die Blonde werfen können, weil der Arzt ihnen den Weg versperrt hatte, während man ihr Bett wegfuhr. „Setzen Sie sich bitte“, sprach der ältere Herr mit ruhiger, tiefer Stimme. Nur ungern kam Roy der Aufforderung nach, doch Havoc zog ihn mit sich nach unten. Der Arzt setzte sich ihnen gegenüber. „Es sieht schlecht aus. Wir haben getan was wir konnten, aber ihre Verletzungen sind sehr schwer. Eine Milzruptur, mehrere innere Blutungen, ein paar gebrochene Rippen, die Schusswunde an der Schulter hat sich infiziert, weswegen sie sehr hohes Fieber hat, welches ihren Körper zusätzlich schwächt. Wir wissen nicht, ob sie die nächsten 24 Stunden überlebt“, erklärte der Ältere ruhig. Roy schüttelte leicht den Kopf. „Kann.... kann ich zu ihr? Ich.... ich will... will bei ihr... sein... Bitte..“, ein Seufzen drang über die Lippen des Arztes, ehe er nickte. „Schön. Aber nur Sie. Es wäre nicht förderlich, wenn zu viele Personen bei ihr wären“, Roy sah zu Havoc und Rebecca, welche beide nickten. „Geh nur“, sie brauchte ihn jetzt bei sich. Mit einem dankenden Blick stand Roy auf und ließ sich zu ihrem Zimmer bringen. Leise, andachtsvoll und vorsichtig betrat er es. Sie sah schrecklich aus. Ein großes Pflaster zierte ihre Schläfe, sowie ein kleineres ihre Unterlippe. Blutergüsse wohin das Auge reichte. Der Verband um ihre Schulter war noch sichtbar. Den Rest konnte und wollte Roy nicht sehen. Er schluckte schwer und setzte sich an ihr Bett. Ganz vorsichtig, als würde sie jeden Augenblick einfach verschwinden, nahm er ihre Hand in seine und streichelte leicht über ihren Handrücken. „Riza?“, sprach er mit erstickter Stimme. „Kannst du mich hören?“, fragte er leise und schüttelte den Kopf. „Sicher nicht... Aber... Bitte stirb nicht. Ich.. würde es nicht ertragen... wenn du nicht mehr bei mir wärst. Ich weiß, dass ich vielleicht gerade ziemlich verweichlicht klinge, aber... ich will dich nicht verlieren... Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen soll. Ich... Riza... Bitte... Es gibt noch etwas so wichtiges, was ich dir sagen will... Bitte bleib bei mir, damit ich es dir sagen kann... Ich würde mich hassen, wenn ich keine Chance mehr dazu habe... Ich bitte dich inständig“, zärtlich hauchte er ihr einen Kuss auf die Hand und sah zu ihr hinauf. Sie sah aus, als würde sie einfach nur schlafen und nicht als würde sie am Abgrund zum Tod stehen. Erneut stiegen die Tränen in ihm hoch und er weinte stumm. Es war fürchterlich sie so zu sehen. Sie war so stark und nun... ihre Haut war so weiß wie zerbrechliches Porzellan und fast auch so kühl. Roy versuchte wenigstens ihre Hand zu wärmen, versuchte ihr etwas von seiner eigenen Wärme abzugeben, nur damit sie überlebte. Nur damit sie nicht starb. Bald war er eingeschlafen, noch immer hielt er ihre Hand in seiner. Er wollte sie nicht loslassen, aus Angst sie würde wirklich einfach weg sein, wenn er wieder aufwachte. Noch immer wütete das Unwetter, als wollte es Roys momentane Stimmung einfangen. Getrübt, schwach, verzweifelt. „Meinst du sie schafft es?“, Rebecca hatte sich vorsichtig an Jeans Schulter gelehnt und sah stumpf aus dem Fenster. „Mit Sicherheit. Du weißt doch wie stark sie ist. Sie wird nicht einfach sterben“, versuchte er sie zu beruhigen, auch wenn er selber Zweifel hatte. Wenn sie die nächsten 24 Stunden überlebte... dann würde sie wieder gesund werden. Einen ganzen Tag mussten sie noch warten und bangen und vor allem hoffen. Darauf hoffen, dass sie es schafft und darauf, dass sie nicht auch noch den Oberst verlieren würden. Denn da war sich Havoc sicher: Würde Riza sterben, dann würden sie auch Roy verlieren. Seine Liebe würde über den Tod hinaus gehen. Jean schluckte schwer. „Ich hab Angst,...“, flüsterte er leise und spürte ein sanftes Nicken an seiner Schulter. „Ich auch... Ich habe auch schreckliche Angst, dass sie es nicht schafft. Wie gern würde ich bei ihr sein, damit sie weiß, dass sie nicht alleine ist“, doch überließ sie viel lieber Roy diesen Platz. Nur er sollte jetzt bei ihr sein. „Er liebt sie, nicht wahr?“, flüsterte sie leise. „Über alles...“, das hatten sie beide sehen können. Seine Verzweiflung, sein Flehen, dass sie überleben sollte, seine unendliche Trauer, als der Arzt kam und ihnen sagte, dass sie nur noch hoffen und beten konnten. All das zeigte ihnen deutlich, wie sehr er sie liebte. Stunde um Stunde verging. Rizas Zustand besserte sich nicht, verschlechterte sich aber auch nicht. Niemand wusste so recht, was sie machen sollten. Hin und wieder kam eine Schwester in ihr Zimmer, kontrollierte ihre Werte und ging wieder. Roy hielt die ganze Zeit ihre Hand, streichelte sie, redete mit ihr und versuchte sich irgendwie aufzumuntern. Er erzählte ihr Geschichten, die er damals mit Hughes erlebt hatte, wenn er seinen Geburtstag mit ihm gefeiert hatte. Er erzählte ihr davon, wie er Havoc immer wieder ausgelacht hatte, wenn eine der Frauen ihn einfach hat sitzen lassen und wie der Blonde ihn dafür verantwortlich gemacht hatte, obwohl er gar nichts dafür konnte. Oder wie es drunter und drüber ging, wenn sie einmal nicht im Büro war und ihren freien Tag hatte. „Der Papierkram bleibt nun einmal einfach immer liegen, wenn du nicht da bist~“, lachte er amüsiert, doch sein Blick wurde gleich wieder traurig. „Wahrscheinlich bleibt er auch eine ganze Weile liegen, wenn du...“, er wollte es nicht aussprechen. „Wenn du hier bist und dich wieder erholst. Das Team und ich sind dann jeden Tag bei dir und gehen dir auf die Nerven~“, schmunzelte er, wobei sich wieder Tränen in seinen Augen bildeten und schließlich schwer geworden, seine Wangen hinunter liefen. „Du bist stark. Du schaffst das, nicht war? Du hast bisher alles geschafft, was du wolltest“, versuchte er sich wieder zu beruhigen. Sie war die stärkste Frau, die er je kennengelernt hatte. Schon seit er sie damals das erste Mal gesehen hatte, hatte er etwas für sie empfunden, es jedoch aus Angst vor ihrem Vater nie zugegeben und auch danach nicht. Bis zu diesem Augenblick hatte er seine Gefühle irgendwie unter Kontrolle bringen können. Doch nun, da er vielleicht keine Chance mehr hatte, ihr zu sagen, was er empfand... Da fühlte er sich noch schlechter als zuvor und machte sich Vorwürfe. Er hätte ihr schon viel eher sagen sollen, wie er fühlte. Aber erst in Momenten, in denen man Angst hatte, dass man eine geliebte und wichtige Person verlieren konnte, wurde einem klar, wie viel einem an eben dieser Person lag. Und ihm lag so unendlich viel an Riza. Wenn sie wach war, wenn sie das hier überlebte, wusste er genau, was er zu machen hatte und er würde keinen Moment zögern. Keinen einzigen Moment mehr würde er seine Gefühle zurückhalten. Er würde einen Schritt gehen, zu dem er noch nie bereit gewesen war. Ein Schritt, der sein gesamtes Leben und das ihre verändern würde. Noch einmal küsste er ihre Hand. „Ich weiß, dass du es schaffst. Ich bin mir sicher, dass du überleben wirst“, flüsterte er ihr leise entgegen. Nur noch wenige Stunden und es würde sich entscheiden, ob sie es schaffte oder nicht, doch Roy war sich sicher: Sie überlebte. 21.08.2015 Kapitel 9: If you searching for us... (1) ----------------------------------------- „Ngh... Ha... Mh..“, das grelle Licht blendete die empfindlichen Augen, welche sich schnell wieder schlossen, nachdem sie kurz ihre Lider gehoben hatten. Ihre Lider flackerten etwas, versuchten sich offen zu halten, doch der Schwindel und das helle Licht machten es ihr schwer. „Ah...“, zudem bekam sie kaum ein Wort über die Lippen. Ihr Hals war trocken und tat weh wenn sie versuchte zu sprechen. Sie wusste nicht wo sie war und fühlte sich kraftlos. Nur ganz leicht konnte sie ihre Finger bewegen. Riza versuchte noch ein weiteres Mal ihre Augen zu öffnen, damit sie sich umsehen konnte. Nur langsam gewöhnten sich ihre Pupillen an die Helligkeit und nur mit viel Mühe konnte sie ihren Kopf bewegen. Doch das alles strengte sie fürchterlich an. Als sie ihre rechte Hand ebenfalls bewegen wollte, spürte sie einen Widerstand, weswegen sie versuchte ihren Kopf nach rechts zu drehen. Sie schluckte schwer und presste ihre Lippen aufeinander. Da auf der Bettkante... „Roy..“, krächzte sie so leise, dass man es kaum hören konnte. War er etwa die ganze Zeit bei ihr gewesen? Hatte er die ganze Zeit über auf sie acht gegeben? Nun schlief er an ihrem Bett. Erschöpft von der Warterei. In ihr kamen Tränen hinauf. Tränen der Erleichterung. Sie war nicht dort unten in diesem dreckigen Keller verreckt. Roy hatte sie aus ihrer eigenen kleinen Hölle befreit. Erleichtert schloss sie ihre Augen wieder. Ein leichtes Lächeln zierte die geschundenen Lippen, während sie versuchte irgendwie nach seiner Hand zu greifen. Nach einigen Anläufen schaffte sie es wirklich, doch strengte diese kleine Tätigkeit ihren Körper so sehr an, dass sie wieder in einen leichten Schlaf zurückfiel und so nicht mehr mitbekam, wie Roy nach einiger Zeit nun selber wach wurde, in der Hoffnung, dass sie endlich erwacht war. „Riza...“, flüsterte er vergebens. Für einen Augenblick hatte er die Hoffnung aufgegeben, doch als er sah, dass sie nach seiner Hand gegriffen hatte und sich an ihr festhielt, da leuchteten seine Augen auf und er sah sie mit einem breiten Lächeln an. Sofort sprang der Flame Alchemist auf, rannte aus dem Zimmer, um den Arzt zu rufen. Voller Freude rannte er den Gang entlang. Havoc zuckte zusammen, als er den leichten Windzug spürte, den Roy hinter sich her zog. „Havoc!! Sie war wach! Sie hat nach meiner Hand gegriffen!! Sie lebt!“, schrie er ihm lachend entgegen und rannte weiter. Jeans Gesichtszüge erhellten sich und auch Rebecca lachte fröhlich und sprang dem Blonden sogleich in die Arme. „Sie schafft es! Sie schafft es!“, rief sie jubelnd. Sie musste Riza nicht sehen, um den Worten des Schwarzhaarigen zu glauben. Das tat sie auch so und es freute sie unheimlich, dass Riza es geschafft hatte. Roy fand währenddessen den Arzt und berichtete ihm von seiner Entdeckung. Der ältere Mann ging mit ihm zurück zum Zimmer und untersuchte die Blonde. Jene wurde während der Untersuchung munter und sah sich verschlafen und noch immer erschöpft um. „Riza!“, Roy strahlte über beide Ohren und Erleichterung machte sich in ihm breit. Der Arzt nickte zufrieden. „Sie wird aber noch einige Zeit hier bleiben müssen. Sie braucht jetzt viel Ruhe und Erholung“, der Alchemist nickte und kaum dass der Arzt gegangen war, setzte er sich wieder zu ihr ans Bett und nahm zärtlich ihre Hand in seine. Riza lächelte sanft und verlor sich in den schwarzen Iriden, welche sie voller Glück ansahen. „Ich bin ja so froh... Du glaubst gar nicht, was für eine Angst ich um dich hatte... Gott... Ich..“, Roy schluckte schwer und Tränen traten in seine Augen, die er nicht mehr zurückhalten konnte. „Tut mir Leid... Ich hab mir nur solche Sorgen und Vorwürfe gemacht. Ich hätte es mir nie verzeihen können, wenn du gestorben wärst, nur weil ich dich nicht beschützen konnte. Es tut mir so unendlich Leid, Riza. Ich wollte das alles nicht. Bitte verzeih mir...“, den Blick gesenkt schluckte er schwer und spürte einen leichten Druck an seiner Hand. Er sah wieder auf und blickte direkt in das sanfte Gesicht der Blonden. Sie lächelte ihn zärtlich an, voller Verständnis. Sie verzieh ihm nicht, weil es nichts zu verzeihen gab. Sie zeigte ihm nur, dass sie unendlich froh darüber war überlebt zu haben. „Danke..“, flüsterte sie leise und rau. Ihre Stimme war noch immer nicht richtig zurückgekehrt, da sie so lange nicht wirklich gesprochen hatte. Der Schwarzhaarige lächelte sachte, wenn auch etwas traurig und nickte leicht. Er war so unfassbar glücklich, dass es ihr bald wieder besser gehen würde. Roy saß noch eine ganze Weile bei ihr, bis eine der Schwestern in das Zimmer kam, um die Medikamente wieder aufzufrischen. „Sie sollten jetzt auch nach Hause gehen, Sir. Ich habe ihre Freunde schon heim geschickt. Sie brauchen alle etwas Ruhe“, riet ihm die Schwester und sah Roy sanft an. Nur widerwillig stand er auf und nickte etwas. „Ich werde morgen wieder da sein“, versprach er seiner Untergebenen, welche nur schwach und müde nickte. Wenn er sie genau ansah, dann sah er, dass sie noch immer sehr geschwächt war. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen, das blonde Haar hing ihr kraftlos in die Stirn und sie war noch immer sehr blass. Sie brauchte ebenfalls ihre Ruhe. Der Oberst salutierte vor ihr und auch Riza hob, wenn auch nur mit viel Mühe, ihren gesunden Arm und legte ihre Hand an ihre Stirn zum Abschied. Mit einem kaum sichtbaren Lächeln verließ er das Krankenzimmer sowie das Krankenhaus. Ausruhen würde er sich aber nicht können. Zwar war es schon wieder recht spät, doch Roy wollte mehr über die Chimären in Erfahrung bringen. Er war müde und erschöpft, hatte Hunger und brauchte seinen Schlaf, doch er konnte nicht nach Hause. Ruhe würde er nicht finden können. Nicht so lange er sich nicht wirklich sicher sein konnte, dass es keine der noch übrigen Chimären es auf Riza oder ihn abgesehen hatten. Sein Weg führte ihn direkt in das Hauptquartier und zu dem Zellentrakt, in welchem die Gefangenen einsaßen, bis sie ihr Verfahren bekommen würden. In einer dieser Zellen war auch James. Er saß eingesunken in sich selbst auf dem schmalen Bett, mit hängendem Kopf, die Finger miteinander verschränkt und tief in seine eigenen Gedanken versunken. Vor der Zelle befanden sich zwei Wachen, welche, wenn Roy ehrlich sein musste, ziemlich sinnlos waren. Wenn diese Chimäre wollte, dann könnte sie sich locker befreien und flüchten. Doch davon schien man nicht auszugehen. Der Oberst straffte seine Schultern, sein Blick wurde härter. Nichts war mehr von seiner Sorge zu sehen. Die beiden Wachen salutierten, als sie ihn erblickten. „Sir!“, Roy nickte leicht. „Ich will mit dem Gefangenen sprechen“, die beiden Männer sahen sich kurz verwundert an. „Um diese Uhrzeit?“, es war fast mitten in der Nacht. „Lasst ihn aus der Zelle und bringt ihn mit zum Verhörraum. Das ist ein Befehl“, die beiden Soldaten salutierten und ließen James frei, welcher schier verwundert zu Roy blickte. Jener lief vor und betrat alsbald den Raum, in welchem er sich auf einen der Stühle sinken ließ. Legere überschlug er die Beine. Die Ellenbogen stellte er auf dem hölzernen Tisch ab und verschränkte seine Finger miteinander, sodass er sein Kinn auf ihnen stützen konnte. James setzte sich ihm gegenüber, bemerkte dabei nur aus dem Augenwinkel wie die beiden Soldaten auf einen Fingerzeig des Oberst hin das Zimmer wieder verließen. Roy merkte die Unsicherheit seines Gegenübers. Er war absolut keine Gefahr für sie. Wahrscheinlich war er das nie gewesen. Er sah ängstlich aus, schien unter den anderen Chimären keine große Rolle gespielt zu haben und war mit Sicherheit für die Drecksarbeit verantwortlich gewesen. „Wie ist dein Name?“ „James...“ „Okay James. Ich will, dass du mir alles erzählst. Über dich, über eure Gruppe, eure Pläne, Ziele, einfach alles, was es zu berichten gibt. Und ich will nicht, dass du irgendetwas auslässt. Möglicherweise kann dir eine Kooperation behilflich sein und deine Strafe wird etwas milder ausfallen“, erklärte Roy ihm, bekam dafür aber nur ein leichtes, schwaches nicken. „Es... fing alles damit an, dass wir mitten in den Vorbereitungen waren. Ben, unser Anführer, er hatte die Idee dazu. Er war sauer und frustriert, dass es noch immer Menschen gab, die Chimären erschufen. Er hatte vor allem einen Groll auf … Uh... Tucker? Als er von dem Vorfall gehört hatte, dass ein Staatsalchemist seine eigene Tochter geopfert hatte, da wurde er wütend und meinte, er würde dem Militär zeigen, was es bedeutete, sich so zu verhalten und Menschenleben auf's Spiel zu setzen. Er war doch aber nicht besser als die Menschen vom Militär, die so schreckliches getan haben...“, James schluckte schwer. „Er suchte sich ein paar Leute zusammen. Nicht viele. Sam, Salvator, die junge Krankenschwester, die von Havoc erschossen wurde. Ich kannte ihren Namen nicht. Jedenfalls waren noch ein paar kleine Fische dabei, aber die sind schnell abgesprungen und wollten damit nichts mehr zu tun haben. Sie wollten nicht so radikal vorgehen und haben sich von Ben distanziert“ „Und warum hast du dich dann nicht von ihnen losgesagt?“, fuhr Roy harsch dazwischen. „Hätte ich das getan, dann hätten sie jemand anderen auf Havoc angesetzt und ihr hättet euren Oberleutnant nicht mehr wiedergesehen... Ich sollte Havoc erledigen... Ich bin ihm gefolgt, habe ihn beobachtet und dabei wurde mir immer mehr bewusst, dass ich es nicht konnte. Ich konnte ihn nicht umlegen. Mir war das zu grausam. Bens Mittel und Wege waren zu radikal. Ich wollte das nicht. Ich bin ihm also weiterhin gefolgt, ich habe dabei auch Sie beobachtet und wie... Niedergeschlagen Sie waren, weil sie den Oberleutnant nicht finden konnten. Somit habe ich zugesehen, dass Havoc nichts passieren konnte.. Ich hatte die Hoffnung, er würde ihnen helfen können und das hatte er schließlich auch. Nachdem Sie Hawkeye auf Salvator angesetzt hatten und ihn schließlich... ermordeten, wollte Ben nur noch radikaler gegen Sie und Ihr Team vorgehen. Er ließ alle ausschalten und weil er wusste, dass Hawkeye ein wunder Punkt für Sie war, hat er sie schließlich entführt. Er war es auch, der sie so schlimm zugerichtet hatte. Ich dachte wirklich, er würde sie umbringen. Zunächst ließ er sie überwachen. Er ließ sie wissen, dass er sie im Auge hatte und dass er jederzeit bestimmen konnte, wann er sie mitnehmen oder töten würde... Auch uns ließ er das wissen. Er hatte uns in der Hand. Ich wollte niemals so weit gehen... Ich hatte schreckliche Angst, dass ich wirklich sterben könnte, würde ich mich gegen ihn stellen. Also musste ich es irgendwie subtil anstellen. Als ich schließlich hörte, dass Sie gekommen waren, da lief ich zu ihrer Zelle und öffnete die Tür, damit Sie sie dort hinaus holen konnten. Ben wollte das gesamte Militär stürzen. Ich weiß nicht, wie er sich das vorgestellt hatte... Wir waren zu wenige Leute, die es hätten schaffen können. Früher oder später wären wir so oder so aufgeflogen. Es war schrecklich unter ihm. Er wollte die Macht an sich reißen und selber über das Land herrschen... Ein alberner Traum.. jedenfalls für einen wie uns... Wir haben ein Leben, dass nicht lohnt gelebt zu werden. Wir sind Opfer einiger Alchemisten... werden aber nicht als Opfer angesehen. Wir sind nur schreckliche Biester die es nicht mehr verdient haben zu leben. Er wollte, dass es uns allen besser ging... Aber mit den falschen Mitteln und Wegen wollte er dieses Ziel erreichen. So wäre er nie weit gekommen....“, James vergrub sein Gesicht in seinen Händen und schüttelte sachte den Kopf. Roy lehnte sich mit verschränkten Armen zurück und seufzte tonlos. Dieser Mann hier vor ihm war alles andere als ein Verbrecher. Indirekt hatte er ihm sogar geholfen, damit sie Riza finden konnten. Hätte er Havoc ausgeknockt, dann wäre sie nun vielleicht - „Was ist mit dem Brief den der Leutnant geschrieben hatte?“, wollte er wissen. „Ben war der Meinung, dass sie einen schreiben sollte... Ich weiß nicht weshalb“, er zuckte leicht mit den Schultern und senkte den Blick wieder. „Vielleicht wollte er Sie damit provozieren... Was... haben Sie eigentlich mit ihm gemacht..?“, fragte James vorsichtig und sah hinauf. „Er und Sam sind tot“, mehr sagte Roy nicht dazu. Hätte Riza gesehen, was er mit ihnen getan hatte... Sie hätte es zu verhindern gewusst. Sie hätte ihn niemals diesen dunklen Weg gehen lassen. Sie hätte ihn aus der Dunkelheit gezogen. Aber nun... hatte er zwei weitere Morde begangen. Aus Hass. Roy schämte sich nicht dafür. Nicht gegenüber den anderen, nicht gegenüber sich selber. Gegenüber Hawkeye allerdings schon. Sie wäre sauer auf ihn, mit Sicherheit. „Gut. Kooperiere mit den anderen vom Militär, damit wir den Rest der Chimären finden können, die euch beigewohnt haben. Ich will sicher sein, dass es keinen mehr von euch gibt, der sich ein Beispiel an diesem Ben nimmt“, somit stand der Schwarzhaarige auf und verließ den Raum. Er gab den Männern draußen den Befehl James zurückzubringen und verließ nun selber endgültig das Hauptquartier, um nach Hause zu gehen. Er hätte Riza schützen können. Mit gesenktem Blick trat er den Heimweg an. Er musste duschen und etwas Schlaf finden... „mh... nicht... lass das...“, murmelte Roy verschlafen und wedelte unkoordiniert mit dem Arm umher. Hayate bellte und leckte ihm über das ganze Gesicht. Er musste raus und zudem hatte er Hunger und wollte, dass Roy ihm endlich gab, was er wollte. Der schwarzhaarige murrte leise. Er blinzelte etwas und scheuchte den kleinen Hund von seinem Bett. „Warte doch...“, verschlafen richtete er sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Ein herzhaftes Gähnen verließ seine Lippen und er streckte sich, um etwas munterer zu werden. Er hatte sich noch immer nicht ganz daran gewöhnt früher aufzustehen, damit Hayate etwas zu essen und Auslauf bekam. Es war noch immer ungewohnt. Aber bald würde er sein Frauchen ja wiederhaben. Kurz sah Roy zu dem schwanzwedelnden Hund und lächelte sanft. Sie hatten sie wirklich wiedergefunden. Sie war am Leben... Es hätte alles so anders ablaufen können. Sie hätte jetzt auch tot sein können... Roy schluckte schwer. Es bestätigte sein Vorhaben. Es festigte seinen Willen diesen einen Schritt zu gehen. Und er würde dafür Berge versetzen, um eben jenen Schritt auch wirklich gehen zu können und egal, wie viele dagegen sein würden, egal wie viele Militärs sein Vorhaben für eine dumme und kindische Idee halten würden: Er würde es tun. „Waff!“, ein Bellen riss ihn aus seinen Gedanken. „Ja, ja. Nun stress mich doch nicht, Hayate!“, grollte der junge Mann und zog sich eilig an, damit er mit dem Hund nach draußen konnte. Während sie durch die schon befüllten Straßen liefen, blieb der Schwarzhaarige vor einem Geschäft stehen und betrachtete die Schaufenster. Der Hauch eines Lächelns legte sich auf seine Lippen. Er band Hayate an einer Laterne an und betrat den kleinen feinen Laden. Alles glänzte und sah edel aus. Vielleicht war es etwas zu übertrieben, aber für jenes Vorhaben war ihm nichts zu teuer. Mit einem motivierten und entschlossenen Grinsen im Gesicht verließ er das kleine Geschäft wieder und brachte Hayate nach Hause, wo er ihm etwas zu essen und zu trinken gab und sich dann wieder auf den Weg zum Krankenhaus machte. Er wollte bei Riza sein und ihr Gesellschaft leisten. Auf dem Weg dort hin ging er allerdings noch einmal ins Büro. Als er dort Havoc erblickte schüttelte er leicht den Kopf. „Du solltest dir besser ein paar Tage frei nehmen, Havoc. Die anderen sind auch noch zu Hause“, Jean sah von seiner Arbeit auf und seufzte etwas. Er war nicht der Typ, der sich um Arbeit scherte, aber sie hatten vieles liegen lassen und das wollte er nun abarbeiten. „Wir haben noch so viele Papier zu unterzeichnen... Ich will nicht, dass Hawkeye einen Schreck bekommt, wenn sie wieder her kommt. Schauen Sie sich doch mal den Stapel an“, der Blick des Oberst heftete sich an jenen Stapel und er schluckte schwer. Sie hatten wirklich vieles liegen lassen. Aber es war nun einmal wichtiger gewesen Riza zu finden und die Sicherheit der Stadt wieder herzustellen. „Ist schon in Ordnung. Sie wird sicher noch eine Weile brauchen, bis sie wieder her kommt. Bis dahin haben wir die Arbeit getan. Also: Nimm dir frei“, meinte Roy noch und drehte ihm schließlich den Rücken zu. Die eine Hand am Türrahmen ruhend, sah er noch einmal etwas über seine Schulter hinter zu dem Blonden. „Und Havoc... Danke...“, murmelte er noch leise. „Kein Ding, Chef“, er hatte ihm gerne geholfen und würde es wieder tun. Jederzeit. Roy nickte und ging nun endlich. Dieses Mal führte ihn sein Weg direkt in das Krankenhaus und zu ihrem Zimmer. Was er dort allerdings vorfand traf ihn wie ein harter Schlag in den Magen. Ihm wurde übel und er musste sich am Türrahmen festhalten. Um Rizas Bett herum standen fünf oder sechs Krankenschwestern, welche versuchten die Blonde zu beruhigen. Roy selbst wurde von einem Arzt bei Seite geschoben, damit er zu ihr und sie untersuchen konnte. Der Schwarzhaarige konnte nur matt erkennen, wie man ihre eine durchsichtige Flüssigkeit spritzte. Er wusste nicht, ob es sich um Schmerzmittel oder Beruhigungsmittel handelte. „Was ist los...?“, fragte er erstickt, doch keiner wollte ihm eine Antwort geben. Rizas Hemd war vollgesogen mit Blut. Noch immer wehrte sie sich gegen die Griffe der Schwestern, welche sie versuchten an das Bett zu pinnen. „Was ist hier verdammt nochmal los?!“, wurde Roy lauter. Doch noch immer schien man ihn nicht zu beachten. Er fühlte sich so hilflos und schwach und wusste nicht, was er tun sollte. Wenige Minuten später wurde Rizas Gegenwehr immer weniger. Nachdem sie gänzlich eingeschlafen war, wurde ihr Verband entfernt und die Naht erneuert. „Was ist mit ihr?“, versuchte Roy es noch ein letztes Mal. Dieses mal kam der Arzt zu ihm, legte ihm die Hand auf die Schulter und führte ihn nach draußen und zu seinem Büro. Der ältere Mann setzte sich hinter den Schreibtisch und Roy davor. „Miss Hawkeye hat über Nacht wieder sehr hohes Fieber bekommen. Die Infektion ist schlimmer als wir angenommen hatten. Sie hatte zuvor schon Fieber, aber nun ist es wesentlich schlimmer. Bis eben schlief sie ruhig, doch ein Fiebertraum scheint sie aufgeregt zu haben. Durch die ruckartigen Bewegungen ist die Wunde wieder aufgerissen, daher auch die schlimmen Blutungen. Aber Sie müssen sich keine Sorgen machen. Wir haben ihr ein starkes Mittel gegen die erhöhte Temperatur gegeben. In ein paar Tagen müsste es sich wieder verbessert haben“, erklärte ihm der Grauhaarige ruhig. Roy nickte abwesend. „Kann ich zu ihr?“ „Aber nicht zu lange. Sie braucht viel Ruhe“, wieder ein Nicken seitens Roy. Langsam erhob er sich aus seinem Stuhl und ging zurück zu ihrem Zimmer. Und er dachte wirklich, er könnte ihr heute das wichtigste sagen, was er je sagen könnte. Leise setzte er sich an ihr Bett und nahm ihre Hand in seine. Sie war ganz blass, schlief aber ruhig. Ihr Atem ging tief und gleichmäßig. Nichts deutete auf ihren Traum hin. Wovon sie wohl geträumt hatte, dass es so schlimm war? Stumm betrachtete er sie. Er hätte sie viel früher dort rausholen sollen... Es war 'nur' eine Woche, aber in dieser einen Woche hatte man sie so schlimm zugerichtet. Sanft strich er ihr die Strähnen aus der Stirn. Und tatsächlich - Ihre Stirn war ganz heiß. Er war zu euphorisch gewesen. Nur weil sie aufgewacht war, hieß das doch noch lange nicht, dass es ihr auch wieder besser ging. Sie war verletzt und so schnell heilten ihre Wunden nicht. Ein leises husten riss ihn aus seinen Gedanken. Sein Blick richtete sich wieder auf die Blonde und er strich ihr sanft über die Wange. Hatte sie sich auch noch erkältet? Selbst eine kleine Erkältung konnte für ihren derzeitigen Zustand schon zu viel sein. Schnell stand Roy auf und holte den Arzt wieder zu sich. „Sie hat gehustet. Ich will nur sicher gehen, dass es ihr bald wieder gut geht. In ihrem Zustand kann eine Erkältung doch schon lebensbedrohlich sein oder nicht?“, er war aufgewühlt. Er wollte nicht noch eine weitere Chance verpasst haben. „Machen Sie sich keine Sorgen. Wir sind hier und passen auf, dass nichts schlimmes passiert. Ein kleiner Huster sagt nicht aus, dass sie wirklich erkältet ist. Das Fieber stammt wirklich nur von der Infektion. Machen Sie sich keinerlei Gedanken. Sie sollten nun aber auch wieder gehen. Sie braucht ihre Ruhe“, Roy nickte nur langsam. Noch einmal trat er an ihr Bett und streichelte ihre Hand sanft. „Ich komme morgen wieder“, hauchte er leise, eher zu Riza als zu dem Arzt. Schließlich ging Roy und ließ sie alleine. Vorsichtig spielte er mit dem kleinen Gegenstand in seiner Jackentasche. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Ins Büro zu gehen erschien ihm als sinnlos. Ob er vielleicht...? Roys Weg führte ihn direkt zum Lokal von Madame Christmas. Die ältere Frau sah ihn mit leicht gerunzelter Stirn an und schob ihm ein Glas Whisky rüber. Er schaute aus, als ob er eines gebrauchen konnte. „Was ist los, Roy Boy?“, fragte sie ihren Neffen mit leichter Besorgnis in der rauen Stimme. Jener nahm einen kräftigen Schluck der hellbraunen Flüssigkeit zu sich, verzog kurz das Gesicht aufgrund des leichten Brennens in seinem Rachen, ehe er sprach. „Elizabeth... Sie -“ „Ah, das reicht schon. Du solltest ihr wirklich endlich etwas wichtiges mitteilen, findest du nicht auch?“, fragte die Ältere den Schwarzhaarigen, welcher leicht schnaufte. „Du weißt doch wie es bei uns abläuft. Kameraden die eine Beziehung führen? Nie im Leben“, murmelte Roy leise. Die Madame sagte nichts dazu, stattdessen schüttelte sie nur den Kopf, während sie eines der Gläser trocknete. „Komm nur schnell an die Spitze, Roy Boy“, meinte sie dazu. Er sollte an die Spitze und die Regeln ändern. Chris verstand sowieso nicht, wieso sie sein mussten. Sie konnte ja nicht einmal den Namen des Gesetzes aussprechen. Der Schwarzhaarige nickte leicht. Das war sein Ziel. Er wollte an den Platz, an welchem sich noch immer King Bradley befand. Und er wollte die Demokratie zurück bringen. Das waren seine Ziele. Und jene Ziele konnte er nicht erreichen, wenn er Riza nicht an seiner Seite hatte. Der Schwarzhaarige trank ein Glas nach dem anderen, bis es Madame zu viel wurde und sie ihm ein weiteres Glas verwehrte. Roy lallte etwas unverständliches und legte erschöpft seinen Kopf auf die Tischplatte. „Iiich... mag sie doch so...“, murmelte der Flame Alchemist betrunken und schniefte leise. „Könnt ihr ihn nach Hause bringen?“, die Ältere schüttelte sachte den Kopf über Roys Verhalten. Sie verstand ja, dass es ihm selbst im Moment nicht gut ging, aber sich gleich so zu betrinken... Ein Seufzen verließ ihre Lippen, während ihre Mädchen den jungen Mann zu einem Wagen brachten und ihn nach Hause fuhren. Sachte und mit viel Mühe hatten es die beiden Mädchen geschafft ihn in seine Wohnung zu bringen und ihn in sein Bett zu legen. Mit einem sanften Lächeln deckten sie ihn zu und ließen ihn seinen Rausch ausschlafen. Hayate besah die Fremden mit fragendem Blick und hüpfte anschließend auf das Bett des Schwarzhaarigen, um sich an ihn zu kuscheln. Roy legte seine Arme um den Hund und drückte ihn fest an sich. „Mh... Riza...“, murmelte er im Schlaf noch leise. „Hey, guten Morgen~“, leise betrat der Blonde das Zimmer der Verletzten und setzte sich an ihr Bett. Riza blinzelte müde und versuchte dadurch ihre leicht verschwommene Sicht wieder etwas klarer zu machen. „Havoc..“, murmelte sie leise, ein schwaches Lächeln auf den Lippen. „Wie geht es dir?“, vielleicht war die Frage schwachsinnig, immerhin sah Riza doch ziemlich schlecht aus. Sie war blass, hatte ein paar Blutergüsse im Gesicht und auch den Verband konnte er ein Stück weit ausmachen. Noch dazu klang ihre Stimme sehr brüchig und rau. Es musste sie anstrengen zu sprechen. „Es geht... Ich... Mh... bin ziemlich müde...“, ihre Stimme war nur noch ein leises Flüstern am Ende. Sie hatte ihre Augen wieder geschlossen und Havoc senkte für einen Moment den Blick auf seine Hände. „Was ist los...?“, fragte sie leise. Der Blonde sah wieder auf und lächelte beruhigend. „Nichts. Ich... bin nur froh, dass du lebst“, er konnte und wollte ihr nicht sagen, wie sehr Roy unter ihrem Verschwinden gelitten hatte. Mit Sicherheit würde er das auch nicht wollen. Riza versuchte wieder etwas zu lächeln. Sie ahnte, dass etwas nicht in Ordnung war, aber sie war zu schwach, um sich darüber Gedanken machen zu können. Jean blieb noch ein Weilchen da und sprach einfach über die kleinen Dinge. Er erzählte ihr, dass die anderen des Teams wieder zu Hause waren und sich von den Angriffen bestens erholten und dass er hoffe, dass auch sie bald wieder da war. „Es fehlt etwas, wenn du nicht da bist, Hawkeye~“, scherzte der Schütze und lachte amüsiert. Auf ihre Lippen stahl sich nicht mehr als ein ganz sanftes Lächeln. Sie war müde und es strengte fürchterlich an zuzuhören. „Ich werd dann wohl besser mal gehen. Ruh dich ordentlich aus. Ich bin sicher der Oberst kommt heute auch noch vorbei. Also... wir sehen uns“, Riza nickte leicht und sah dem Blonden hinterher. Er lächelte ihr noch einmal zu und verschwand anschließend aus dem Raum. „Mh...“, sie lehnte sich zurück und schloss ihre Augen für einen Moment. Die Medikamente ließen ihren Kreislauf und dadurch auch ihren Magen verrückt spielen. Ihr war ganz übel und alles drehte sich. Dafür waren die Schmerzen nichts weiter als ein dumpfes Drücken an ihrer Schulter. Für einen Moment wünschte sie sich, die Schwestern würden ihr ein stärkeres Schlafmittel geben, aber sie wollte nicht verpassen, wenn Roy kam. Stunde um Stunde verging, in welcher Riza immer wieder für eine Weile schlief. Doch jedes Mal schreckte sie wieder auf, aus Angst, dass er schon da war. Die Ernüchterung kam aber am späten Nachmittag. Er tauchte nicht auf. Sie begann sich Sorgen zu machen. Sie wusste nicht, was mit den Chimären war. Sie wusste nicht, dass sie tot waren und keine Gefahr mehr darstellten. Vielleicht war ihm etwas passiert? Sorge breitete sich in ihr aus und sie versuchte sich gerade hinzusetzen, doch der Schwindel nahm überhand und sie musste sich wieder zurücklegen. Als sie es nach mehreren Anläufen endlich geschafft hatte, wenigstens ihre Beine über die Bettkante zu schwingen, kam eine der Schwestern zu ihr ins Zimmer. „Was machen Sie denn da, Miss Hawkeye? Sie müssen liegen bleiben“, die junge Frau kam zu ihr geeilt und wollte sie zurück ins Bett legen. „Ich muss... zu ihm..Er ist sicher... in Gefahr..“, murmelte Riza leise. Sie konnte nur wenig Widerstand aufbringen, dafür war sie viel zu schwach. „Sie haben noch immer hohes Fieber. Sie müssen liegen und sich erholen. Wenn Sie wollen, dann rufe ich die Person an, zu der Sie wollen“, Hauptsache sie blieb liegen und ging nicht das Risiko ein, ihre Genesung hinauszuzögern. Schwach nickte die Blonde. Es war schwachsinnig in ihrem Zustand zu ihm zu wollen. Sie war viel zu schwach, um überhaupt zur Toilette zu kommen, wie wollte sie da zu Roy gehen? Doch ihre Sorge war groß. Was wäre, wenn er wirklich in Schwierigkeiten war? Wenn eine der Chimären angreifen würde? Braune Augen glitten hinüber zum Fenster. Der kalte Regen prasselte sanft an die Fensterscheibe und gab der Blonden nur noch mehr Sorge. Er war nutzlos, wenn es regnete. Er konnte sich nicht verteidigen und war schutzlos. Mahagonifarbene Augen huschten hinüber zu der jungen Schwester, welche ihre Werte checkte und ihr gerade noch eine, für Riza nur durchsichtige unbestimmte Flüssigkeit, injizieren wollte. „Nicht... Können Sie... anrufen...?“, fragte sie schwach, mit brüchiger Stimme. Die junge Frau nickte, ließ sich die Nummer geben und verließ für einen Moment das Zimmer. Sie tat es nicht gerne, aber sie wusste auch um den Oberst, welcher ihnen allen die Hölle heißer machen würde, würden sie nicht aufpassen, dass es ihr gut ging und sie sich erholte. Das stetige Klingeln des Telefons sowie das laute Gebell Hayates weckten jenen schwarzhaarigen Oberst unsanft auf. Ein genervtes Grummeln brach durch den Raum und er hievte sich gequält und mit Kopfschmerzen aus dem Bett. „Mustang hier. Was gibt’s? Ah.. Was?“, sein Blick fiel auf die Uhr und er unterdrückte ein Fluchen. „Ich komme sofort!“, mit einem Krachen flog der Hörer zurück und Roy fauchte. „Kch. Verdammter Mist!“, es war schon später Nachmittag. Wie konnte er nur so verschlafen?! Im Eiltempo sprang er unter die Dusche und zog sich schließlich an. Mit feuchten Haaren kam er schließlich am Krankenhaus an. Roy strich sich einige der widerspenstigen, nassen Strähnen aus dem Gesicht und betrat die Einrichtung. Sein Weg führte ihn schnell zu Rizas Zimmer. Vor ihrer Tür blieb er kurz stehen und zupfte seine Jacke zurecht, ehe er die Schultern straffte und schließlich hinein ging. Riza lag in ihrem Bett und schlief. Sie sah blass aus und ihr blondes, sonst so kräftiges Haar war noch immer ganz stumpf und glanzlos. Roy trat näher an ihr Bett. Ihre Lippen waren von einem tiefen Riss durchzogen und spröde. Und auch ihre Wange war noch immer dunkelblau gefärbt. Sanft strich er ihr den Pony aus den Augen und über ihre gesunde Wange. Ihre Lider flackerten leicht und einen Moment später öffnete sie ihre Augen. „Ngh...“, sie lächelte sanft und leicht abwesend. „Es tut mir Leid. Ich...“, Riza unterbrach ihn mit einem leichten Kopfschütteln. Sie brauchte keine Erklärung dafür, dass er erst jetzt kam. Doch Roy fühlte sich schlecht. Er schlug hier auf mit einem Kater und wollte sich entschuldigen und sie nahm es einfach so hin. Sie wollte keine Entschuldigung und war nur froh, dass er hier war. Er war ein mieser Idiot. Vorsichtig zog er seinen Stuhl zu dem Bett und setzte sich. „Was... ist mit den... Chimären?“, fragte sie leise und Roy senkte leicht den Blick. Sie würde es nicht gutheißen, was er getan hat. „Sie sind tot“, gab er ohne eine weitere Erklärung von sich und Riza nickte verstehend. Sie wusste, dass er es ihr nicht erklären konnte und das akzeptierte sie. Auch wenn ihr doch etwas unwohl wurde. Sie wollte nicht weiter darüber nachdenken und schloss für einen Moment ihre Augen. „Schlaf ruhig“, Riza öffnete ihre Augen wieder und blickte zu ihm. „Ist schon okay. Du brauchst die Ruhe“, er lächelte verständnisvoll und sie nickte leicht. Die Müdigkeit übermannte sie alsbald und es brauchte nicht lange da schlief sie schon. Roy tat es noch immer Leid, dass er erst so spät gekommen war. Doch nun war er bei ihr und sie konnte in Ruhe schlafen ohne sich Sorgen machen zu müssen. Zwei Wochen waren vergangen in denen Riza sich wieder etwas erholt hatte und endlich zurück in ein normales Zimmer konnte. Das Fieber hatte sie stärker erwischt als man vermutet hatte und sie musste in einen sterileren Raum verlagert werden, damit sie nicht von einer einfachen Erkältung niedergestreckt werden konnte. Somit waren Roys Besuche stark eingeschränkt und er sank ein weiteres Mal in ein tiefes Loch, aus welchem Havoc ihn nur schwer herausziehen konnte. Roy hatte einfach so unfassbare Angst, dass sie es vielleicht doch nicht schaffen konnte und er fand einfach nie den richtigen Zeitpunkt, um mit ihr zu reden und ihr das zu sagen, was ihm schon so lange auf dem Herzen lag. Doch heute, knapp drei Wochen später, konnte sie endlich das Zimmer verlassen und hinaus in den angrenzenden Garten des Krankenhauses gehen. Mit Begleitung verstand sich, aber sie durfte raus. Draußen schien die Sonne, es war angenehm warm und Blumen blühten in ihren stärksten Farben. Riza saß in einem Rollstuhl, eine Decke über ihren Schoß ausgebreitet, damit sie nicht zu schnell fror. Roy schob sie langsam über den Kiesweg und hin zu einem kleinen Teich, der umgeben war von Buschwerk, bunten Blumen und einer Trauerweide, welche ihre Blätter leicht über das Wasser hängen ließ. Der Schwarzhaarige hielt vor dem Teich und neben einer Bank und setzte sich dann zu der Blonden. Es war ruhig hier und niemand war in ihrer Nähe. Roys Herz schlug schnell und kräftig in seiner Brust. Er war nervös und wusste nicht, wie er anfangen sollte. „Es ist schön hier~“, hauchte die Blonde leise und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Der Flammenalchemist stimmte ihr mit einem tiefen summen zu. Es war wirklich wunderschön hier. Aus dem Augenwinkel heraus blickte er verstohlen zu ihr und musste nun selber leicht lächeln. Sie war noch immer etwas blass, aber die Verletzungen in ihrem Gesicht waren weitestgehend geheilt. „Leutnant...?“, begann er leise, wobei er den Blick senkte und so nicht bemerkte, wie sie fragend zu ihm schaute. Roy nestelte in seiner Jackentasche herum und erhob sich ehe er vor sie trat. Riza folgte ihm mit ihrem Blick. Mahagonifarbene Augen blieben auf dem Gesicht des anderen hängen und betrachteten ihn mit leichter Besorgnis. „Was ist denn los?“, fragte sie leise und einen Moment später ging Roy vor ihr auf die Knie. Ihr Herz machte einen kleinen Aussetzer, schlug anschließend aber schneller in ihrer Brust weiter. Ihr Mund wurde trocken und sie schüttelte leicht den Kopf. Das konnte nie im Leben das sein, woran sie im Moment dachte. Doch Roy zog eine kleine dunkelblaue Schatulle hervor, öffnete sie und sah hinauf zu Riza. „Oberleutnant... Ich weiß es ist schwachsinnig und ich weiß, dass es nicht sein darf. Nicht solange diese Gesetze herrschen, nicht so lange wir in diesen Positionen sind, aber... Ich hatte die letzten Monate schreckliche Angst, ich könnte dich verlieren. Diese Zeit hat mir klar gemacht, dass ich so viel mehr empfinde. Ich liebe dich. Ich liebe dich von ganzem Herzen. Mehr als alles andere auf dieser Welt und deshalb frage ich dich: Oberleutnant Riza Hawkeye... Willst du meine Frau werden?“ 03.10.2015 Kapitel 10: ...go find us side by side (2) ------------------------------------------ „Oberleutnant... Ich weiß es ist schwachsinnig und ich weiß, dass es nicht sein darf. Nicht solange diese Gesetze herrschen, nicht so lange wir in diesen Positionen sind, aber... Ich hatte die letzten Monate schreckliche Angst, ich könnte dich verlieren. Diese Zeit hat mir klar gemacht, dass ich so viel mehr empfinde. Ich liebe dich. Ich liebe dich von ganzem Herzen. Mehr als alles andere auf dieser Welt und deshalb frage ich dich: Oberleutnant Riza Hawkeye... Willst du meine Frau werden?“ Rizas Herz schlug schnell und laut in ihrer Brust. Das Blut rauschte in ihren Ohren. Sie war für einen Augenblick wie betäubt. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und Erstaunen lag in ihren Gesichtszügen. Sie wirkte wie versteinert und wusste nicht, wie sie handeln sollte. Wohl das erste Mal in ihrem Leben war sie wirklich sprachlos. Sie sah auf den feinen, nicht auffälligen silbernen Ring in der Schatulle und schluckte schwer. „S-sir...“, krampfhaft versuchte sie die Professionalität aufrechtzuerhalten, die sie zu beherrschen wusste, doch das wollte ihr nicht gelingen. Sie konnte einfach nicht festhalten, dass er eben tatsächlich um ihre Hand angehalten hatte. Sie brauchte eine ganze Weile, bis sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. Dabei sah sie, wie die Erwartung in Roys Gesicht immer weiter schwand mit jeder Sekunde, die sie schwieg. „Wir können das nicht tun. Nicht jetzt. Nicht in unseren Positionen“, versuchte sie zu erklären. Ihre Worte schienen vernichtend zu wirken. Roy erhob sich langsam wieder und setzte sich schweigend neben sie. „Natürlich“, sprach er nach einigen Momenten des Schweigens langsam aus. Ob es half, wenn er ihr sagte, dass sie den Segen ihres Großvaters hatten? Würde es ihr ihre Antwort erleichtern? Sie haderte mit sich. Sie kämpfte in ihrem Inneren. Er wusste, dass sie eine andere Antwort geben wollte. Doch sie konnte und durfte nicht. Es war ihnen nicht erlaubt ein derartiges Bündnis einzugehen. Es war verboten und würde ihn daran hindern, seinen Traum zu verwirklichen, sollte diese Information in falsche Hände geraten. Riza senkte den Blick. Sie fühlte sich unwohl. „Hören Sie...“, versuchte sie weiterhin die Professionalität zu wahren. „So lange wir dem Militär unterstellt sind, haben wir den Gesetzen zu gehorchen. Die Fraternisierung erlaubt es uns nicht ein derartiges Bündnis einzugehen. Weder die Verbrüderung mit dem Feind, noch mit den eigenen Leuten ist gestattet. Sie kennen dieses Gesetz genauso gut wie ich. Zudem bin ich dem Militär beigetreten, um Sie zu unterstützen. Ich habe Ihnen meinen Rücken anvertraut, damit Sie es schaffen, dieses Land zu verändern. Ich bewundere Ihren Traum von ganzem Herzen und ich möchte nicht der Grund sein, weswegen Sie nicht mehr die Möglichkeit haben, dieses Land zu einem besseren zu machen. Viele zählen auf Sie. Viele glauben an Sie und Ihren Traum. Zerstören Sie nicht die Hoffnung unzähliger Menschen, nur wegen einem egoistischen Grund. Sie müssen es an die Spitze des Landes schaffen, um die Demokratie wieder einzuführen. Das und nichts anderes sollte Ihr Ziel sein.“ Mit einem leichten Druck auf dem Herzen, atmete der Schwarzhaarige tief ein und wieder aus. Ihre Worte klangen endgültig und ließen keinen Platz für Hoffnung. „Wenn einer von uns aus dem Militär austritt können wir zusammen sein... Ich könnte dir einfach kündigen und dich dem Dienst entziehen...“, sprach er den wohl egoistischsten Gedanken aus, den er je hatte. „Colonel...“, Riza schüttelte leicht den Kopf. „Wir müssen durch einen Fluss aus Blut waten, wenn die folgende Generation Glück und Wohlergehen genießen soll. Das habe ich Ihnen schon zu Beginn gesagt“, zudem glaubte sie nicht, es verdient zu haben je so glücklich sein zu dürfen. „Wir haben so vielen Menschen das Leben genommen. Wir haben Familien zerstört. Ich denke nicht, dass es uns vergönnt ist selber das Glück einer Familie zu besitzen“, erklärte sie weiter. „Doch ist es nicht ein schöner Gedanke, Leben zu schenken, Riza? Wir können gemeinsam Ishval wieder aufbauen. Wir können unsere Fehler nicht ungeschehen machen, aber wir können gemeinsam, Seite an Seite, dafür sorgen, dass die Zukunft dieses Landes erblühen kann. Ohne Kriege und ohne Hass. Wir beide gemeinsam. Denk doch nur daran, wie es wäre, wenn du selbst ein kleines Mädchen oder einen Jungen auf deinen Armen halten kannst, wenn es dich Mama nennt...“, versuchte er sie umzustimmen. Roy empfand diesen Gedanken als wundervoll. Die Vorstellung, dass sie sein Kind unter ihrem Herzen trug und sie es gemeinsam großzogen, ließ ihm ganz warm ums Herz werden. Auch Riza schien in ihren Gedanken verloren zu sein. Sie lächelte sanft. „Würde ich egoistisch handeln, so würde ich nichts lieber als Ja sagen. Doch es geht nicht“, ihr Lächeln wurde trauriger. Roy legte sanft seine Hand auf ihre Schulter, strich zärtlich darüber. „Wenn ich es schaffe an die Spitze des Landes zu gelangen, wenn ich es schaffe die Demokratie zurückzubringen, dann möchte – nein, dann will ich dich als meine Frau an meiner Seite wissen. Und wenn es noch Jahre dauert. Ich will keine andere Frau an meiner Seite haben, als dich. Schon seit ich dich damals, als naives, unschuldiges Mädchen kennengelernt habe, das sich um seinen Vater kümmerte und völlig selbstlos alles getan hatte, damit er seine Forschungen vorantreiben konnte, habe ich mich in dich verliebt. Ich hatte geglaubt, dich nicht mehr wiederzusehen, nachdem ich dich verlassen hatte und zum Militär gegangen bin. Doch als wir uns auf dem Schlachtfeld begegnet sind.. Es hat mir das Herz zerrissen, dich in Ishval zu sehen. Deine Augen... Die eines Mörders... Und es ist meine Schuld. Ich will es wieder gutmachen. Ich will dich glücklich machen und dir das schenken, was dir so lange verwehrt blieb. Ich will dir eine Familie schenken. Ich fände es so wundervoll, dich als liebende Mutter zu sehen, die sich um meine Kinder kümmert, die mich unterstützt und mit der ich gemeinsam dafür sorgen kann, dass es Amestris wieder gut geht. Es würde mich freuen, wenn du den Ring annimmst. Ich würde dir eine Kette besorgen, damit du ihn nahe an deinem Herzen tragen kannst“, wenn sie ihn nicht öffentlich tragen konnte, dann wäre dies doch eine schöne Lösung oder? Die Blonde schien diese Idee auch für gut zu befinden, denn sie nickte und nahm den Vorschlag gerne an. Roys Augen strahlten vor Freude und sein Herz machte einige schnelle Hüpfer in seiner Brust. Ganz ohne große Worte hatte sie seinen Antrag angenommen. Nun wollte er sein Ziel noch schneller erreichen. Jetzt war er noch mehr darauf erpicht Bradley von seinem mit Blut besudelten Thron zu stoßen und selber an die Spitze des Landes zu gelangen. Doch bis sich dieser Traum erfüllt hatte, würde es wirklich noch einige Jahre dauern. Solange musste er sich auch damit abfinden, dass er sich mit Riza nicht in der Öffentlichkeit zeigen konnte. Am liebsten würde er sie nun küssen, sie in seine Arme schließen und nie wieder loslassen. Doch mit Sicherheit würde sie das nicht wollen. Sie war immer sehr darauf bedacht, keinen falschen Schritt zu gehen, wenn sie in der Öffentlichkeit agierte. Zudem war sein Antrag schon sehr auffällig. „Lass uns wieder zurück gehen“, schlug der Schwarzhaarige vor und erhob sich. Er legte die kleine Schatulle in Rizas Hände und sie umschloss sie mit festem Griff. Einige Tage vergingen, in denen sich die Blonde erstaunlich gut erholte. So gut, dass sie nach knapp zwei Wochen endlich das Krankenhaus verlassen durfte. Ihre Wunden waren weitestgehend verheilt und nur ihre Verletzung an der Schulter musste sie noch umfassend versorgen. Die Infektion hatte sie ziemlich mitgenommen und bis die Verletzung gänzlich verheilt war, würde es sicher noch einiges an Zeit beanspruchen. Roys nicht ganz so offizieller Antrag hatte sie wieder auf die Beine gebracht und nun war auch ihr Ziel, so schnell wie es irgendwie möglich war, die Demokratie wieder in dieses Land zu bringen und dem Militär seinen viel zu großen Einfluss zu nehmen und dem Parlament wieder die Macht in die Hände zu geben. Doch bis dahin würde es noch ein weiter und anstrengender Weg sein. Bis dahin musste die Crew erst einmal den ganzen Papierkram erledigen, den sie die letzten Wochen notgedrungen liegen gelassen hatten. Als Riza nun endlich wieder in das Büro kam, wurde sie von einer großen Unordnung erschlagen. Hatte man geglaubt, die Jungs hätten das Büro wieder in Ordnung gebracht in ihrer Abwesenheit, so hatte man sich sehr stark geirrt. Noch immer lag die Karte von Central auf dem Boden ausgebreitet, Ordner und massenhaft Papiere lagen um sie herum verteilt. Einzig und allein die Schreibtische waren wieder aufgeräumt. Ihr Blick legte sich auf die Karte. Auf ihr waren einige Orte eingekreist, einer war mit einem großen roten X markiert. Die Bäckerei. „Hawkeye!“, Jean grinste breit, legte aber verlegen die Hand an den Hinterkopf und kratzte sich leicht, als er das Büro ebenfalls betrat, während auch er das Chaos betrachtete. „Ähm... Ja. Die Unordnung, hm? Tja, wir hatten keine Zeit, um-“ „Ich will's gar nicht wissen, Havoc. Hauptsache ihr räumt hier auf.“ Sie war einige Wochen nicht hier und schon versank der Rest des Teams im Chaos. „Jawohl!“, er salutierte und machte sich gleich daran die Arbeit zu erledigen und die Papiere einzusammeln. „Wo ist der Oberst?“, wollte sie wissen und erhielt nur ein Schulterzucken. Doch wenig später: „WEN NENNEN SIE HIER EINEN SO KLEINEN GARTENZWERG, DASS ER ZWISCHEN DIE RITZEN IHRER SCHUHSOHLE PASST?!!“, hallte es durch die Gänge des Hauptquartiers und ein wütender Edward riss die Tür auf. „Sehen Sie lieber zu, dass sie hier aufräumen, ehe Hawkeye kommt und Ihnen den Schädel abreißt, Sie arroganter Fatzke!“, brüllte er weiterhin. Ed achtete nicht auf seinen Weg und lief direkt in Rizas Arme. „Oberleutnant!“, rief er überrascht aus. „Hallo Edward“, Riza lächelte ihn begrüßend an, ehe sich ihr Blick auf Roy legte, welcher gleich ganz blass wurde. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie heute schon wieder im Büro auftauchte und hatte gehofft noch ein paar Tage Zeit zu haben, die Unordnung aufzuräumen. „Ehm... Ehehehe..:“, er lachte verlegen und tat es Havoc gleich, indem er sich am Hinterkopf kratzte und nach einer Erklärung suchte, doch wie auch bei dem Blonden, wollte sie auch von Roy keine Erklärung haben und würgte ihn ab. Edward grinste ihm hinter Rizas schützenden Rücken frech zu und streckte ihm die Zunge raus. Nur gut, dass sie nicht unter sich waren, ansonsten hätte sich der Fullmetal etwas anhören können! „Erstatte mir lieber endlich Bericht!“, verlangte der Oberst streng. Während Riza im Krankenhaus war, waren sie immerhin nicht völlig untätig gewesen und da Edward sowieso schon mal in Central war, hatte der Schwarzhaarige ihm gleich ein paar Aufgaben aufgedrückt~ Er hatte ihn noch einmal in den Untergrund geschickt, um sicherzugehen, dass auch wirklich keine der Chimären mehr aktiv gegen das Militär vorging. Und weil genau das dem Blonden so gegen den Strich ging, war er auch alles andere als gut auf den Oberst zu sprechen. Ed zog sich einen der Stühle vor den Tisch des Oberst und ließ sich darauf fallen. Um den Älteren noch etwas zu ärgern, legte er einfach seine Füße auf seinen Tisch und machte es sich gemütlich. „Ich hab nochmal mit James gesprochen, damit er mir ihre ganzen Aufenthaltsorte nennen kann. Ja, ich hab sie alle abgeklappert, keine Sorge“, fügte er genervt hinzu. „Ziemlich viele davon in der Nähe des Hauptquartiers. Aber mehr als einige Unterlagen über die betroffenen Personen, die sie angegriffen haben, haben wir dort nicht finden können. Ich muss aber zugeben, dass sie sich wirklich darüber Gedanken gemacht haben, wen sie angreifen und wie diese Personen ihren Alltag gestalten. Ziemlich unheimlich, wenn Sie mich fragen“, erklärte er. Roy hatte sich ebenfalls gesetzt. Die Ellenbogen hatte er auf dem Tisch abgestellt und die Finger verschränkt, damit er sein Kinn auf ihnen ablegen konnte. „Also haben sie alle akribisch beobachtet“, das war beunruhigend. „Japp. Ich hab auch viel über Ihr Team gefunden. Zu jedem haben sie eine dicke Akte angelegt... Tagesablauf, Position, Freizeit, wirklich jede Kleinigkeit. Beziehungen untereinander ebenfalls.“ „Wo sind die Akten?“, wollte Roy wissen. „Als Beweismittel sichergestellt“, meinte Edward. Mit Sicherheit würde sich der Schwarzhaarige diese Akten noch einmal anschauen. Vor allem die von Riza interessierte ihn. Es war in seinen Augen schockierend, wie genau diese Personen vorgegangen waren und er war sich sicher, dass dies nicht die letzten waren, die ihnen solche Schwierigkeiten bereiten würden. Sollte er wirklich der Führer dieses Landes werden, würden mit Sicherheit Stimmen laut werden, die dagegen waren. Er musste sich gegen sie beweisen und ihnen klar machen, dass er keinen weiteren Krieg in diesem Land wollte. Edward war gegangen, das Büro endlich wieder sauber und aufgeräumt. Roy hatte sich die Akten aushändigen lassen, damit er sie noch einmal durchgehen konnte. Je mehr er sich damit beschäftigte, umso besser könnte er sich auf weitere, ähnliche Angriffe vorbereiten. Mit Sicherheit wären diese Chimären nicht die letzten gewesen, die sich Informationen sammelten, um besser gegen das Militär vorzugehen. Den restlichen Tag arbeitete der Schwarzhaarige Akte für Akte durch und machte sich Notizen, während die anderen die anfallenden Papiere durchsahen. Bald waren nur noch er und Riza im Büro. Mit einem tiefen Seufzen lehnte er sich zurück und fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht. Er war erschöpft, musste aber noch den Ordner der Blonden durchgehen. Genüsslich gähnte er und streckte sich, ehe er sich erhob und zu Riza ging. Sie waren alleine, es war fast Mitternacht und niemand würde sie stören. Er stellte sich hinter sie und legte vorsichtig seine Hände auf ihre Schultern, begann sie zu massieren. Riza verspannte sich einen Moment, als er seine Hände auf ihrer Schulter bettete. Für einen kleinen Moment schmerzte ihre Verletzung, doch der leichte Schmerz verging wieder. Schließlich gab sie einen wohligen Seufzer von sich und schloss einen Moment die Augen, um zu entspannen. „Du solltest nicht so lange im Büro bleiben“, murmelte Roy leise. Sie war doch gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden. „Ist schon okay“, erwiderte sie. Wenn sie nicht da war, versank hier alles im Chaos. Und die Papiere, die sie bearbeitet hatte, waren schon ein paar Tage alt und mussten dringend abgegeben werden. Es warf kein gutes Licht auf Roy, wenn sie nicht rechtzeitig fertig waren. Also musste sie so lange hier bleiben. „Überarbeite dich nicht“, sagte er sanft und hauchte ihr einen leichten Kuss unter die Stelle an ihrem Ohr. „Keine Sorge“, versprach sie. Roy drückte leicht ihre Schulter und ging wieder zu seinem Platz. Nach einer Weile bemerkte er, wie sie plötzlich inne hielt und leicht die Stirn runzelte. Hatte sie endlich den Bericht gefunden, den er extra für sie geschrieben hatte? Ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. Sie ging den Bericht noch einmal durch, sah aus dem Augenwinkel zu Roy und schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie unterschrieb und schien nichts weiter zu unternehmen, was den Schwarzhaarigen etwas schmollen ließ. Warum sagte oder machte sie denn nichts? Er machte mit seiner Arbeit weiter, doch wenig später stand die Blonde auf, nahm ihren Mantel und zog ihn über. Sie nahm den Stapel Papiere unter den Arm, ging zu seinem Schreibtisch und legte einen einzigen Zettel vor seine Nase. Roy sah verwundert auf, sie salutierte und verabschiedete sich für den heutigen Abend, ehe sie das Büro verließ. Stutzig nahm er das Papier in die Hand, las es einmal durch und sein Herz machte einen kleinen Sprung. Sie hatte seine Botschaft also doch entschlüsselt und ihm ebenfalls eine Nachricht hinterlassen. Mit ihrem kleinen speziellem Code: „Ich liebe dich auch.“ Für diesen Augenblick zufrieden mit sich und der Welt, verschloss er das Papier in der obersten Schublade seines Tisches und machte mit neuer Motivation seine Arbeit weiter. Alles war er nun tat, alles was er erreichen wollte und erreichen würde, würde er für sie tun. 10.01.2016 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)