You gotta make me move von abgemeldet ((Royai)) ================================================================================ Kapitel 5: I'm lost but not afraid ---------------------------------- Leises rascheln drang durch die Stille, gefolgt von einem gequälten Husten und einem leisen Würgen. Sie schmeckte und roch Blut. Vorsichtig fasste sie sich an ihre Lippe und zischte auf. Sie war aufgeplatzt und auch ihre Nase blutete leicht. Das Atmen fiel ihr unsagbar schwer und jede Bewegung tat ihr so schrecklich weh. Sie konnte sich nicht mehr an die letzten Stunden erinnern, geschweige denn wusste sie, wie sie hier her gekommen war. Riza stand auf oder besser gesagt, sie wollte aufstehen, doch der Schmerz in ihrem Knöchel ließ sie wieder zusammensacken. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte die Schmerzen zu ignorieren, doch das war kaum machbar. Erschöpft legte sie ihre Hand an ihre Stirn, doch - „Blut...? Ugh...“, sie hatte eine Platzwunde an ihrem Kopf. „Erklärt die Kopfschmerzen...“, murmelte die Blonde leise und sah sich etwas um. Sie konnte in dem dunklen Raum kaum etwas erkennen. Es brannte kein Licht und er hatte auch kein Fenster. Steinig, feucht und kalt beschrieb ihr derzeitiges Lager wohl am besten. Leicht rieb sie ihre Hände aneinander, damit sie etwas wärmer wurden. Sie zitterte leicht und die Kälte kroch immer weiter in ihre Knochen. „Na? Ist die 'Königin' endlich wach geworden, hm?“, Riza kniff die Augen zusammen, als die Tür geöffnet wurde und der helle Lichtspalt direkt auf sie traf. „Sam..?“, fragte sie, konnte sie doch nur die Silhouette der Person erkennen. „Gut geraten, Miss~ Find ich gut, dass du den Mund gehalten hast und deinem König nichts gesagt hast~ Haaach, aber was machen wir jetzt mit dir? Ich würde dich ja gerne zerfetzen und deinem Oberst ein kleines Geschenk hinterlassen, aber ich darf dich leider nicht töten. Dämlicher Ben. Nur weil er dich für sich haben will, dieser Penner. Tze“, Sam trat auf die Blonde zu und ließ dabei ihre Dienstwaffe um ihren Finger kreisen. „Dass du deine Waffe auch immer bei dir trägst“, meinte die Braunhaarige und legte den Lauf an Rizas Schulter an. „Ob das weh tut? Sicher~“, ein Schuss hallte durch den Raum, gefolgt von einem schmerzhaften Schrei. „Argh...“, Riza sackte leicht nach vorne und legte ihre Hand auf ihre blutende Schulter. Der Schmerz war unerträglich. Er brannte und zog sich fast durch ihren gesamten Oberkörper, er war sogar so stark, dass sie fast das Bewusstsein verlor. „Haha~ Das klang schön. Aber mehr darf ich dir nicht antun. Das ist nicht fair“, Sam lachte und ließ die Waffe auf den Boden fallen, ehe sie den Raum verließ und die Verletzte zurück ließ. Riza keuchte schwer. Die Wunde blutete stark und sie hatte nichts womit sie die Blutung stillen könnte. Schwer atmend lehnte sie sich zurück, kniff die Augen zusammen, dabei hielt sie noch immer ihre Schulter fest. Ihr Blick richtete sich auf die Waffe. Ob sie noch ein paar Schuss hatte? Andererseits. Das waren Chimären. Gegen sie hatte sie mit einer Handfeuerwaffe kaum eine Chance. Havoc hatte Glück gehabt. Sie hatte das nicht. Ob sie jetzt sicher wäre, wenn der Oberst ihr nicht das Wort abgeschnitten hätte? Riza schüttelte den Kopf. Sie durfte ihm keine Schuld an ihrer Situation geben. Das war nicht fair. Er konnte genauso wenig dafür, wie sie selbst. Die Blonde schloss ihre Augen und schluckte leicht, während sie versuchte tief und langsam einzuatmen, damit der Schmerz erträglicher wurde. Doch tiefes kontrolliertes Atmen gelang ihr kaum, weil ihr Brustkorb noch dazu stark schmerzte. Versuch dich zu erinnern, wie das passiert ist!, ermahnte sich die Blonde und schloss die Augen, zog dabei schmerzerfüllt die Brauen zusammen, nun versuchend flacher zu atmen. Flashback: Es war bereits dunkel, als sie mit Hayate nach Hause kam. Zwar hatte der Oberst gesagt, sie solle sofort heim gehen, aber ihr Hund brauchte immerhin auch seinen Auslauf und konnte nicht ständig alleine in der Wohnung bleiben. Der Ärmste würde noch durchdrehen. „Hier~“, lächelnd stellte sie ihm etwas zu futtern vor die Nase, ehe sie sich selber einen Tee machte und sich umzog, während das Wasser kochte. Sie zog sich ein einfaches dunkles Shirt über, ehe sie das Klopfen an der Wohnungstür aufblicken ließ. „Nanu...? Um die Uhrzeit?“, leicht runzelte die Schützin ihre Stirn, griff nach ihrer Waffe und trat an die Tür. „Wer ist da?“, wollte sie wissen und lauschte angestrengt in die Stille hinein. Als Hayate zu ihr kam, legte sie ihren Zeigefinger auf ihre Lippen, damit der Kleine ruhig blieb. „H-hier ist Feldwebel Riggle...“, sprach der junge Mann schüchtern. „I-ich bin-“ „Ich weiß wer Sie sind. Was kann ich für Sie tun?“, wollte sie wissen und ließ die Waffe sinken. Sachte öffnete sie die Tür und betrachtete den jungen Soldaten vor sich. Er zitterte leicht. „Ist alles in Ordnung, Feldwebel?“, wieder legte sie die Stirn in Falten. Jason wurde bei Seite gestoßen, Riza grob zurück in die Wohnung geschubst und die Tür geschlossen. Dann ging alles ganz schnell. Sie bekam einen kräftigen Schlag gegen den Kiefer, wodurch ihre Lippe aufplatzte und ihre Nase begann zu bluten, weil jene ebenfalls getroffen wurde. Benommen von dem plötzlichen Schmerz und der vernebelten Sicht, torkelte sie einen Schritt nach hinten. Dann bekam sie einen Tritt gegen das Schienbein, sodass sie nach vorne fiel, weil sie ihr Gleichgewicht verlor und mit dem Kopf auf dem Tisch aufschlug. „Argh!“, sich auf allen Vieren stützend, wollte sie sich wieder erheben, doch trat ihr Angreifer ihr hart gegen die Seite, wodurch ihr mit einem Schlag jegliche Luft genommen und aus ihren Lungen gepresst wurde. Sie japste, versuchte nach dem lebenserhaltenden Elixier zu schnappen, welches man ihr so ruppig genommen hatte. Noch einmal trat ihr der Angreifer gegen ihre Seite, Riza keuchte, würgte leicht, weil er ihren Magen getroffen hatte und hustete anschließend schwer, wobei sie Blut spuckte. Ihr war schlecht und unglaublich schwindlig. Zitternd blickte sie nach oben, versuchte zu erkennen, wer es war, doch genau in dem Augenblick verlor sie das Bewusstsein. Ihr Körper sackte schlaff in sich zusammen. Flashback Ende „Ugh...“, vorsichtig legte sich ihre Hand auf ihren Magen. Wenn sie an die Tritte dachte, wurde ihr nur wieder übel. Sie musste versuchen irgendwie aus diesem Raum zu entkommen. Noch einmal wagte die Blonde den Versuch aufzustehen, schaffte es aber nicht. Nicht zuletzt weil sie kaum noch Kraft hatte. Sie zitterte mittlerweile stark, noch immer war ihr schwindlig und auch die Übelkeit nahm von Sekunde zu Sekunde zu. Da half auch nicht der widerliche Schmerz in ihrer Schulter. Ob es besser wurde, wenn sie sich etwas hinlegte? Vorsichtig legte sie sich auf die unverletzte Schulter und bettete ihren Kopf auf ihrem angewinkelten Arm, damit es auf dem kalten Steinboden wenigstens etwas gemütlich wurde, wenn das überhaupt klappte. Sachte zog sie die Beine an und schloss die Augen, um den Schwindel unter Kontrolle zu bringen. Doch es half kaum. Ihre Rippen machten es ihr unmöglich lange liegen zu bleiben, weswegen sie sich unruhig wieder aufsetzte. Vorsichtig tastete sie ihren Oberkörper ab. Mit Zeige- und Mittelfinger tastete sie jede einzelne Rippe ab. „Ngh..“, gab sie schmerzlich von sich. Eine der Rippen musste entweder geprellt oder gar gebrochen sein. Riza lehnte sich erneut an die feuchte Steinwand und schloss ergeben ihre Augen. Sie sollte nicht sterben, aber man ließ sie in ihrer jetzigen Verfassung hier unten? Welch Ironie... Sie würde mit Sicherheit an der Schusswunde sterben. Sie blutete noch immer und sauber war es hier unten auch nicht. Sie würde sich eine Infektion holen und die würde sie ins Grab bringen. Tze... und sie dachte, sie würde sterben, wenn sie den Oberst beschützte und sein Leben retten würde, weil er sich wieder überschätzte und sich nass bis auf die Knochen dem Gegner stellen wollte. Fest biss sich die Blonde auf die Unterlippe und schluckte schwer. Nein.... so wollte sie auf keinen Fall sterben. Nicht so... Nicht in einem dreckigen Verlies. Nicht alleine... Ein leises Schluchzen drang durch die erdrückende Stille und zerriss sie wie ein greller Blitz. Wieso weinte sie denn jetzt? „Hör auf damit...“, mahnte sie sich selber und wischte sich die Tränen von den Augen, doch es brachte nichts. Stumm weinte die Blonde weiter. Sie schaffte es kaum sich zu beruhigen. Ob der Oberst ihr Verschwinden schon bemerkt hatte? Ob er schon nach ihr suchte? Insgeheim hoffte sie es inständig. Die Tage zogen ins Land, verstrichen schnell wie der Sand in einer Sanduhr und sie schienen dunkler und dunkler zu werden für den Flame Alchemist. Papiere über Papiere stapelten sich auf seinem Schreibtisch, Akten lagen verstreut auf dem Boden, eine riesige Karte von Central mitten drin. „Verdammt!“, wütend trat er eine der Akten weg und griff sich erschöpft in die schwarzen Haare. „Chef...?“, vorsichtig trat Havoc neben ihn und legte ihm beruhigend seine Hand auf die Schulter. „Wollen Sie nicht eine Pause machen?“ „Nein! Ich kann keine Pause machen! Ich muss sie finden! Ich muss.... Ich brauche irgendeinen Anhaltspunkt! Irgendetwas, was mir einen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort gibt! Eine Kleinigkeit. Irgendwas...“, Roy sank auf den Boden neben die Karte und strich mit den Fingerkuppen sachte über das Papier. „Es muss doch etwas geben....“, der Blonde sah zu seinem Vorgesetzten und schluckte schwer. So niedergeschlagen hatte er Roy noch nie erlebt und erst jetzt wurde ihm klar, wie wichtig Riza dem Schwarzhaarigen war. Havoc sah in seiner Reaktion eindeutig mehr als Sorge um eine Untergebene. Er sah Sorge um einen wichtigen Menschen. Wenn nicht sogar um den wichtigsten Menschen in seinem Leben. „Scheiße...“, Roy vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Ein Donner grollte über die Stadt, der Regen schlug hart gegen die Fenster. Es war schrecklich den Oberst so zu sehen. „Wissen wir, wo sich die Chimären aufhalten?“ „Nein... Sonst würde ich wohl kaum hier sitzen und weiter suchen, oder?“, fragte Roy gereizt, ehe er seufzte und sich entschuldigte. „Schon okay. Ich hol Ihnen einen Kaffee“, meinte Jean. Mustang nickte leicht und der Blonde verließ das Büro. Wieder ein grollender Donner. Ob sie noch lebte? Sie war nun schon knapp eine Woche verschwunden und von den Chimären hatten sie nichts mehr gehört. Jason hatte sich nur aufgebracht bei dem Oberst gemeldet und ihm davon berichtet, dass er bedroht wurde. Havoc verstand auf der einen Seite zwar, dass er Angst hatte, aber auf der anderen Seite war es ihm unbegreiflich, wie er sich auf die Chimären einlassen konnte. Er musste doch geahnt haben, dass sie Riza nicht mit Blumen und Nettigkeiten entgegen kamen. Havoc seufzte, ehe er die Kantine betrat und zwei Kaffee holte. „Leutnant Havoc!“, Sheska kam hektisch zu ihm gerannt. „Ich hab hier einen Brief für Oberst Mustang!“ „Was? Von wem?“ „Das weiß ich leider nicht...“, Jean nahm ihr den Brief ab, nachdem er die Tassen abgestellt hatte. Unsicher betrachtete er die Handschrift, mit welcher doch etwas krakelig 'Roy Mustang' auf den Umschlag geschrieben wurde. „Moment... Das ist doch...“, Havoc rannte los, ließ den Kaffee und Sheska stehen, welche ihm fragend hinterher blickte. „Ja... Bitte. Ich hab Ihnen den Brief gerne überreicht...“, murmelte die Braunhaarige leise. „Oberst!“, die Tür wurde hektisch aufgestoßen und krachte gegen die Wand, ehe Havoc ihm den Brief geben wollte. „Der ist von Hawkeye!“, er erkannte doch ihre Schrift. Wie von der Tarantel gestochen, sprang Mustang auf und riss den Brief förmlich aus der Hand seines Untergebenen. Oberst Mustang, hiermit gebe ich meine Stelle an Ihrer Seite und somit als Ihre Untergebene auf. Ich werde das Militär verlassen. Becca weiß Bescheid und ich habe Alphonse und Edward gebeten, dass sie mir meine Sachen holen und zu Chris bringen werden. Richten Sie Kain aus, dass er den Hund nicht mehr sehen kann, weil ich umziehen werde. Edward und Rebecca helfen mir dabei, auch wenn Sie Ed einen Klapps geben müssen, damit er mit anpackt und Izumi sucht bereits nach einer passenden Wohnung für mich. Ich bin im Augenblick verhindert und schaffe es nicht, mich selber um alles zu kümmern. Respektvoll Oberleutnant Riza Hawkeye Im ersten Augenblick sank Roy wieder auf seine Knie. Dieser Brief schien Sinn zu ergeben. Er wirkte nicht so irritierend, wie ihr erster und er wirkte wesentlich ernster. Dennoch störte ihn etwas. Die Schrift. Sie war nicht so sanft und fein wie es normalerweise der Fall war. Sie sah aus, als habe Riza gezittert. Als habe sie den Stift nicht richtig halten können, weil sie zu schwach war oder Schmerzen hatte. Außerdem klebte an der Ecke des Papiers Blut. So schien es zumindest. „Oberst? Was ist los? Sie sehen blass aus...?“, Havoc versuchte etwas von dem Brief zu lesen, schaffte es aber nicht, weil Roy auf alle Viere ging und nach einem Stift griff, der auf dem Boden neben der Karte lag. Wieder unterstrich er alle Namen, alle Anfangsbuchstaben und versuchte herauszufinden, ob sie Sinn ergaben. Und sie taten es tatsächlich. Ein Stein fiel ihm vom Herzen. Sie war noch am Leben! Es bestand Hoffnung sie zu finden! „Bäckerei... Welche meint sie...?“, er beugte sich über die Karte und suchte nach jeder die er finden konnte. Alle wurden eingekreist. Insgesamt waren es drei. „Welche der Bäckereien hat einen alten Keller oder ein altes Gewölbe, welches nicht mehr genutzt wird?“, wandte er sich an Havoc, welcher überlegend auf die Karte sah. „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber glaube es müsste die hier sein“, er hockte sich neben Roy und tippte auf die Bäckerei fast am Stadtrand. „Gut. Dann müssen wir dort hin. Vielleicht ist sie dort“, der Flame Alchemist stand auf und griff nach seinem Mantel, welchen er sich über die Schulter legte und dann schnellen Schrittes das Hauptquartier verließ. Bitte sei am Leben, wenn ich komme. Bitte Riza.... Ich flehe dich an... „Oberst!“, Havoc rannte ihm nach und trat an seine Seite. „Wollen Sie jetzt wirklich in diese Bäckerei? Sie müssen bedenken, dass dort vielleicht unschuldige Menschen arbeiten. Sie können nicht einfach so da hinein stürmen und alles auf den Kopf stellen! Sie wissen nicht, ob sich die Chimären wirklich dort aufhalten. Bitte. Sie müssen im Moment wesentlich überlegter an die Sache heran gehen!“, dass Havoc ihm einen solch vernünftigen Rat geben musste,... damit hatte Roy nie gerechnet. Dennoch hatte der Blonde Recht. Erschöpft lehnte Roy sich an die Wand des Gebäudes. Es regnete noch immer in Strömen, aber das war ihm gerade egal. Ihm war egal, ob er nass wurde oder nicht. Den Blick gen Himmel gestreckt, die Augen starr auf die dunkle Wolkendecke gerichtet, bemerkte er die schweren, kalten Regentropfen auf seinem Gesicht kaum. Vielleicht vermischten sie sich auch gerade mit seinen eigenen Tränen und flossen unbemerkt seine Wangen hinab. Wieso konnte er nicht wenigstens sie schützen? Er machte sich Vorwürfe. Er machte sich und sein Handeln dafür verantwortlich, dass Riza nun verschwunden war. Wenn sie verletzt war... er könnte es sich nie verzeihen. „Verdammt!“, wütend schlug er seine Faust gegen die Fassade und biss die Zähne zusammen, ehe er den Kopf hängen ließ. „Ich bin so erbärmlich, Havoc...“, murmelte der Oberst leise und gab ein kurzes abfälliges Schnauben von sich. „Oberst...“ „Ich kann nicht einmal ansatzweise auf eure Sicherheit achten... Ihr habt einen besseren Vorgesetzten verdient, als mich...“, vor allem Riza. Vor allem sie hatte es verdient, jemandem zur Seite zu stehen, der sie beschützen konnte. Natürlich war es ihre Aufgabe und ihr eigener Wille, dass sie an seiner Seite stand und dass sie ihn schützte, aber es war einfach unerträglich zu wissen, dass er nicht die Fähigkeit besaß auch sie zu schützen. „Hör dich bitte in den Bäckereien um, ob sie dort verlassene Katakomben oder ähnliches haben. Aber bitte.... Pass auf dich auf. Ich will dich nicht auch noch verlieren“, Roy sah nicht auf. Sein Gesicht wurde von den nassen Strähnen verdeckt, sodass Jean keine Chance hatte es zu sehen. Er machte sich wirklich Sorgen um Roy. Dennoch wollte und musste er ihm helfen. „Verstanden!“, er schlug die Hacken zusammen und machte sich dann eilig auf den Weg, während Roy zurück ins Büro ging. In seiner Verfassung war es keine gute Idee, wenn er sich auf den Weg machen würde, um sie zu suchen. Er musste bei Kräften sein, wenn er sie retten wollte. ~ „Riza...“, murmelte er erstickt, als er das Büro wieder betrat und zu ihrem leeren Platz sah. Fast ehrfürchtig strich er mit den Fingerspitzen über das kräftige Holz ihres Tisches, nachdem er an jenen getreten war. Ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er musste daran denken, wie sie ihn immer wieder von hier aus ermahnte, dass er seine Arbeit erledigen sollte und dass er das Telefon nicht immer so grob behandeln sollte, wenn er wieder aus der Haut fuhr nach einem Telefonat. Ihre kleinen, aber bestimmten Blicke, wenn er es sich doch wieder erlaubt hatte, eine Pause zu machen, weil ihn die Papierarbeit nervte, die ihm sagten, dass er gefälligst weitermachen sollte, fehlten ihm. Ihre Abwesenheit war fast schon unerträglich. Es war schrecklich. Er hielt es kaum noch aus. Roy fuhr zusammen, als ein lauter und starker Donner die Stille zerriss. Die leeren, dunklen Augen richteten sich zum Fenster. Der Himmel sprach ihm gerade aus der Seele. Grau, verhangen, regnerisch. Roy fühlte sich schwach. Er hatte das Gefühl jeden Moment einfach zusammenzubrechen. Die von Trauer gefüllten Iriden richteten sich wieder auf den Brief der Blonden. Ihre Schrift... sie war so zittrig. Das Blut... es sprach Bände. Sein Herz... es verging vor Schmerz. Sie zitterte. Die Kälte hatte jeden einzelnen Zentimeter ihres Körpers eingenommen. Die Schmerzen wurden von Tag zu Tag unerträglicher. Ihre geschundenen Rippen nahmen ihr fast jegliche Luft zum atmen. Nur knapp konnte sie das lebenserhaltende Elixier in sich aufnehmen. Die Schusswunde fühlte sich heiß an. Sie brannte, schmerzte bei jeder kleinen Bewegung. Auf ihrer Stirn stand kalter Schweiß. Ihr Blick war getrübt. Sie hatte kaum den Stift halten können, hatte kaum einen klaren Gedanken fassen können, als man sie zwang den Brief zu schreiben. Ein Abschiedsbrief, wie sie sagten. Dennoch hatte sie es geschafft dem Oberst mitzuteilen, wo sie war. Die Chimären hatten sich versprochen. Sie hatten vor ihrer Zelle viel zu laut gesprochen. Riza wusste nicht, welche Bäckerei es war. Aber es gab nicht viele und Roy würde sie schon finden. Sie vertraute ihm. Sie wusste, dass er kommen und sie hier heraus holen würde. Ein lautes Grollen hallte von draußen in den dunklen Raum. Riza hustete gequält in ihre Hand und betrachtete sie einen Moment. Wieder Blut... Erschöpft sackte sie zur Seite, schlug mit der gesunden Schulter auf den harten Steinboden auf. Sie wusste nicht, wie lange sie es noch schaffen konnte. Sie wusste nicht, wie lange sie noch durchhielt. Je länger sie hier war, je länger sie die Kälte und der Schmerz umfing, umso schwächer wurde sie und umso weniger Kraft hatte sie, sich bei Bewusstsein zu halten. Schlaf fand sie kaum und wenn sie ihn fand, dann wurde sie schnell wieder munter. Teilnahmslos sah sie zur Tür, als sie geöffnet wurde. „Dein König lässt sich aber echt 'ne Menge Zeit, hm?“, Sam hockte sich zur ihr und griff ihr grob an das Kinn, ehe sie ihre flache Hand auf ihre Stirn klatschte. „Na toll... Du hast ganz schön hohes Fieber, Weib. Lange machst du's eh nicht mehr. Da hat Ben ja was tolles angerichtet“, murrte die Chimäre und stand wieder auf. ´“Ben!“ „Was ist?“, grollte die tiefe Stimme von weiter weg zu ihnen. „Komm doch mal her!“, ein Knurren war zu hören, gefolgt von dem Geräusch schwerer Schritte. „Was ist denn jetzt?“ „Guck sie dir doch mal an. Die macht's nicht mehr lange, oder?“ „Hm... nein. Wahrscheinlich nicht. Aber dann sollten wir dem Oberst wohl mal eine kleine Karte zukommen lassen, dass er seine wertvolle Fracht abholen kann. Alleine kann er eh nicht viel ausrichten, denke ich“, Ben zuckte mit den Schultern und verließ den Raum wieder. Sam seufzte nur. „Na wenn er meint...“, sie trat vorsichtig gegen den sich nicht rührenden Körper, ging dann aber auch und ließ Riza wieder alleine. Die Blonde japste nach Luft, zog die Beine enger an den Körper. Angst lag in ihren Augen. Er war es.... Er hatte sie in ihrer Wohnung überfallen. Bis jetzt war es ihr nicht aufgefallen, aber diese Schuhe.... Ihr Angreifer hatte die selben getragen. Riza schluckte schwer, hustete aber im selben Augenblick wieder. Wahrscheinlich hatten Ben und Sam sogar Recht. Sie würde es nicht mehr lange schaffen. Ergeben schloss sie ihre Augen. „Roy...“, nur ein Flüstern schaffte es über ihre zitternden Lippen. Ein herzzerreißendes Schluchzen entfloh ihr, bereitete der Blonden Schmerzen. Wieso wurde ihr erst in einem so aussichtslosen Moment klar, was sie fühlte? Was sie schon immer empfand? Warum zu einem Zeitpunkt, an welchem es schon längst zu spät war? Dabei wollte sie nicht sterben! Sie wollte leben! Wollte weiterhin an seiner Seite sein! Sie wollte ihm helfen, damit er seinen Traum verwirklichen konnte! Scharf zog sie die Luft ein, hustete dabei stark und versuchte sich wieder aufzusetzen. Die Übelkeit stieg bei ihrem Vorhaben. Ihr Kreislauf war viel zu schwach, als dass sie diese ruckartige Bewegung verkraften könnte. Riza würgte und übergab sich gequält. Auf den Knien hockend und sich mit den Unterarmen abstützend, verfluchte sie sich für ihre eigene Schwäche, auch wenn sie sich bewusst war, dass sie nichts dafür konnte. Zitternd robbte sie sich zurück zur Wand, lehnte sich an sie und schloss ihre Augen. Wieder ein lauter Donner, der die Stille für einen Augenblick zerriss. Langsam schlief sie ein ohne dabei zu wissen, dass auch Roy an seiner Verzweiflung und an seinem Schmerz zu Grunde zu gehen drohte. 13.06.2015 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)