Liebesbeweise von lovelykotori ================================================================================ Kapitel 18: Die Zeit, die uns bleibt ------------------------------------ Dröhnende Kopfschmerzen begleiteten ihn, als er wieder erwachte. Die Decke über ihn hatte er unweigerlich schon einmal gesehen. Es war wie ein Déjà-vu und er fühlte sich Tage zurück versetzt. Nein, er erinnerte sich. Vegeta entsann sich, dass er gegen den Erdling gekämpft hatte, bis die Auseinandersetzung schließlich unterbrochen worden war. Dunkel tauchte das bereits Geschehene wieder in seinen Kopf auf und er sah den Glatzkopf, wie sich dieser zwischen sie gestellt hatte. Daraufhin waren die beiden verschwunden und alles, was er danach gesehen hatte, war ... sie gewesen. Diese blaue besorgten Augen, die ihn geschockt angestarrt hatten. Dieses unendliche Mitleid, das er mehr als alles hasste, was von ihnen ausgegangen war. Doch er konnte nicht mehr wirklich darauf reagieren. Alles, was ihn danach umhüllte war unendliche Schwärze. Die Geräusche um ihn herum waren dumpf geworden und er wusste nicht, ob er in einem Traum gefangen war, oder ob es sich wirklich so zugetragen hatte. Immer wieder hatte er fremde Stimmen gehört und gefühlt, wie sein Körper getragen wurde, bis nun endgültig die Dunkelheit über ihn einbrach. Danach war alles nur Illusion, einfache Träume, die er geträumt hatte, bis jetzt. Wie beim ersten Mal nahm er sich dieses Plastikding von seinem Mund und atmete von selbst. Ein Piepsen ertönte im Hintergrund und die Geräte um ihn herum schienen aufhören zu arbeiten. Ja, es war genauso, wie er es schon mal erlebt hatte. Nichtsdestotrotz war etwas anders, merklich anders. Sein Blick schweifte von den Geräten zum Fuße des Bettes, wo er jemanden sah, den er sich nicht erwartet hatte. Blaues Haar lag auf der Matratze und seiner Decke. Da lag die Frau, die ihn wohl nicht in Ruhe lassen wollte. Sie hatte ihre Hände verschränkt und schlief offensichtlich darauf. Recht bequem sah das jedenfalls nicht aus. War sie etwa die ganze Zeit übe hier gewesen? Erst jetzt realisierte er, dass ihre rechte Hand eine der Seinen leicht berührte. Instinktiv schob er diese von ihr weg, ballte seine Hand zu einer Faust, die er jedoch kurz darauf wieder löste. Vegeta verstand dieses unbehagliche Gefühl nicht, das er in seinen Fingerspitzen vernahm. Es war, als würde ihn an der Stelle, die sie berührt hatte, Strom durchfließen. Diese weiche Haut von ihr hatte einfach nichts auf Seiner zu suchen. Der Saiyajin war mehr als ratlos. Nicht was seinen Zustand betraf, sondern eher wie er mit dieser Frau umgehen sollte. Was machte man mit jemandem, der so penetrant fürsorglich war? Wieso interessierte sie sich überhaupt für ihn? Was sollte das Ganze? Anfänglich hatte er ja noch gedacht, dass das alles ein Experiment, oder Spiel ihrerseits sei. Doch so langsam zweifelte er an seiner ursprünglichen Theorie. Denn auch, wenn sie hier und da seltsam war, konnte er doch eine gewisse Ehrlichkeit in ihren Augen sehen. Dass sie sich wahrlich um ihn sorgte. Was für ein dummer Mensch, dass sie dies tat. Ihr dämliches Verhalten führte nur dazu, dass er sich immer mehr Gedanken um sie machen musste. Dass er zu viel Zeit damit verschwendete, sich zu überlegen, wie er mit ihr umgehen sollte. Plötzlich bewegte sich am unteren Teil des Bettes etwas. Das Piepsen der Geräte ertönte abermals und hatte die Frau dem Anschein nach aufgeweckt. Sie schlug ihre Augen langsam auf und realisierte wohl in diesem Moment, wo sie sich eigentlich befand, denn ihr Gesichtsausdruck verriet Verwunderung, ebenso Verwirrung. Sie richtete sich auf und blickte ihn zunächst verschlafen an. Wie lange hatte sie wohl in seiner Gegenwart schon geschlafen? Nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit in sein Gesicht angestarrt hatte, fand sie endlich wieder ihre Sprache. „Vegeta ... du bist wach?“ Ihre Augen schienen wohl noch zu funktionieren, stellte er gedanklich fest. Der Saiyajin antwortete ihr nicht, sondern sah noch immer neugierig in das emotionsreiche Gesicht der Erfinderin. Abermals konnte er sehen, wie sich ihre blauen Augen weiteten und nur von Sorge überquollen. ,Verdammt Mensch, kümmere dich um deinen eigenen Scheiß!‘, hätte er am liebsten geschrien, doch irgendwie wollten die Worte nicht über seine Lippen kommen. Mit einem Schnauben dreht er sich leicht von ihr weg. „Sieht so aus, als müsstest du dich nun wirklich ausruhen“, stellte sie nüchtern fest und erhob sich von ihrem Stuhl. „Kann ich irgendetwas für dich tun? Brauchst du irgendetwas? Du weißt, dass du von mir alles haben kannst.“ Unbewusst zuckte er zusammen, als er vernahm, was sie da gerade sprach. Wie war das …. alles konnte er von ihr haben? Wie das klang, richtig vulgär. Zuzutrauen wäre es dieser eigentlich ordinären Frau ja, dass sie auf das Anspielen wollte. Aber er zeigte keinerlei Reaktion darauf. Ein weiteres verächtliches Schnauben drückte seine Teilnahmelosigkeit aus und er hoffte sie nun damit verscheucht zu haben. Doch genau in diesem Augenblick knurrte sein Magen ziemlich laut. Verdammt ja, er hatte Hunger! „Ach so, du hast Hunger“, kicherte sie und stemmte ihre Hände gegen die Hüften. „Warte hier, ich hole dir einfach was.“ „Ist ja nicht so, dass ich aufstehen könnte mit diesem ganzen Scheiß, der an mir dranhängt“, zischte er und brach damit nun endlich sein Stillschweigen. „Oh, du hast also bei deinem Zusammenbruch doch nicht deine Sprachfähigkeit verloren, oder?“, belustigte sie sich. Was bildete sich diese Frau eigentlich ein, so mit ihm zu reden? Unbewusst biss er sich auf die Zähne und sah in ihr heiteres Gesicht. „Mach doch nicht so ein Gesicht, mein Lieber.“ Mein Lieber? Seit wann hatte sich ihre Zunge derart gelockert, dass eine dämliche Meldung nach der anderen aus ihrem Mund kam? Bevor er überhaupt darauf reagieren konnte, war sie auch schon aus dem Zimmer gestürmt. Wahrlich, diese Frau hatte Nerven. ~*~ Bulma war froh, dass ihre Eltern immer etwas zu Hause hatten, in diesem Fall bereits vorgekocht. Einige Fleischknödel waren noch vom Mittag- oder Abendessen scheinbar übrig geblieben. Also portionierte sie alles auf einen entsprechend großen Teller. Eigentlich sollte man einem Kranken beziehungsweise Verletzten ja leichte Kost geben. Jedoch war bei einem Saiyajin von einer Ausnahme auszugehen. Wenn sie mit einer Suppe auch nur wagte, das Zimmer zu betreten, würde er ihr bestimmt alles gegen die Wand schmeißen. Bei der Vorstellung allein musste sie schon grinsen. Ein paar weitere Beilagen fand sie ebenfalls im Kühlschrank und erhitzte diese, mit dem Hauptgericht, in der Mikrowelle, bevor sie wieder zurückkehren würde. Wie lange hatte sie bitte schön geschlafen? Draußen war es bereits dunkel, was jedoch im Winter nicht viel hieß. Ein Gähnen entfleuchte ihrer Kehle und sie streckte dabei ihre Hände nach oben. Irgendwann musste sie eingeschlafen sein. Sie fragte sich, ob er bereits schon länger wach gewesen war. Ob er sie beim Schlafen gar beobachtet hatte. Unbewusst schüttelte sie ihren Kopf. Ein leicht unbehagliches Gefühl stieg in ihr hoch, wenn sie sich das nur vorstellte, jedoch war es angenehm zugleich. In seiner Gegenwart fühlte sie sich ... fast wohl. Das Piepsen der Mikrowelle holte sie wieder in die Realität zurück und sie stellte den erhitzten Teller auf das Tablett. Zusätzlich fasste sie noch nach einer Flasche Mineral. Als sie das Zimmer, in dem er lag, wieder betrat, lag er unverändert auf dem Bett. Vegeta hatte sich wirklich keinen einzigen Zentimeter gerührt. Jedoch blickte er aus dem Fenster und starrte wie versteinert vor sich hin. Sein Blick war irgendwie ... leer. Nachdenklich. Er war dem Anschein nach völlig in Gedanken, denn ihm fiel nicht trotz des Lärms ihre Anwesenheit nicht einmal auf. „Ich hab hier was für dich“, sagte sie in einem fröhlichen Ton und versuchte die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. Schließlich registrierte er sie und wendete sich mit verschränkten Armen ihr zu. Jedoch kam sonst keine Reaktion seinerseits. Bulma stellte das Tablett auf dem Beistelltisch ab und rücke sich den Stuhl etwas näher zu ihm heran. „Soll ich dich füttern, oder dir lieber ein Betttablett bringen?“, grinste sie ihn an. Ein leicht roter Schimmer bildete sich merklich in seinem Gesicht und die Blauhaarige wusste schon, wie seine Antwort ausfallen würde. „Ich lass mich doch nicht wie ein Baby füttern, Onna! Deine Frage hättest du dir sparen können!“, brummte er. „Dir macht es wohl offensichtlich Spaß, dich über mich lustig zu machen.“ Wirklich, wieso verstand er keinen Spaß? Seine Gegner verspottete er doch ebenso beim Kampf, also wieso wurde es ihr dann verwehrt ihn ein bisschen zu ärgern? Sie seufzte entnervt aus und holte das Betttablett, das neben dem Nachttisch stand. „Du verstehst aber auch keinen Spaß.“ Während sie das Ding holte und es vor ihm positionierte, war abermals kein Laut von ihm zu hören. Vegeta war nie jemand gewesen, der groß Reden schwang. Doch irgendwas hätte er ihr doch geben können. Wieso hatte sie so lange auf sein Erwachen gewartet? Richtig, sie erinnerte sich. Ihre Gefühle ihm gegenüber waren ihr klar geworden. Doch so, wie er sich verhielt, sah sie nicht den geringsten Grund diese auch mitzuteilen. Dennoch durfte sie sich nicht davon entmutigen lassen. Immerhin war es seine Art, sich so zu verhalten. Was hatte sie sich erhofft? Dass er ihr nun um den Hals fallen würde, jetzt wo Yamchu weg war? So trivial war das nun mal nicht. Gefühle brauchten Zeit, um sich zu entwickeln, beziehungsweise in seinem Fall war es eher Interesse, das es zu wecken galt. Die Situation war sowieso schwierig, wie noch nie, da er sich sichtlich wehrte. Wenn es nach seinem Gerede ging, hatte sie keinerlei Bedeutung für ihn. Doch da waren diese Blicke und jene Momente, die etwas anderes offenbarten. Ihr einen Funken Hoffnung schenkten, dass da noch mehr war. Vegeta schlang wie immer das Essen hinunter, ohne jeglichen Genierer. Währenddessen saß sie einfach da und sah ihm dabei zu. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie beobachtete, wie er energisch die Mahlzeit hinunterschlang. Diese Saiyajins konnten wirklich so viel essen, es war ihr schlicht und einfach ein Rätsel. Als er dann endlich sein Besteck zur Seite legte und angestrengt ausschnaufte, wartete sie auf ein einfaches Danke oder Ähnliches. Doch wieder mal blieb es still und sie musste unbewusst mit den Augen rollen, als sie sah, wie er sich in seinem Bett zurückfallen ließ. „Ist was, Onna?“, fragte er sie barsch. Wie hatte er bloß ihr Augenrollen vernommen? Es war ihr nicht einmal aufgefallen, dass er sie angesehen hatte. „Meinst du nicht, dass ein Dank angebracht wäre. Oder hast du das von deinen Eltern nicht gelernt, dass man das immer sagt?“, rügte sie ihn und stellte trotz seines mangelnden höflichen Verhaltens das Betttablett wieder weg. Erneut setzte sie sich hin und betrachtete den Saiyajin, wie er wohlgenährt nun dalag. „Ich habe keine Zeit meine Zeit mit so etwas Belanglosem zu verschwenden“, erklärte er dürftig und abermals schnaufte sie entnervt aus. Dem war wirklich nicht zu helfen. „Erklär mir lieber, wann ich wieder kämpfen kann.“ Bulma war erstaunt darüber, dass er diesmal nicht sofort forsch beschloss, dass er an einem bestimmten Tag wieder trainieren müsste. Nein, er wollte wissen, was das Beste für ihn war. Vielleicht war ihm dieser Zusammenbruch doch eine Lehre gewesen. „Ganze vierzehn Tage, keinen Tag mehr oder weniger.“ Sofort merkte sie, wie er seine Zähne zusammenbiss und seine Hände zu Fäusten ballte. Bestimmt war es ihm ein Gräuel, dass er sich überschätzt hatte und ihn somit noch weiter zurückwarf. War es das, was er dachte? War er wütend darüber, dass ihm Zeit gestohlen wurde? „Ich weiß“, fuhr sie weiter fort. „Das ist schwer für dich. Aber ich könnte dich, wenn du willst, die nächsten zwei Wochen unterhalten. Immerhin sitzen wir im selben Boot.“ „Baka Onna …“, knurrte er und schenkte ihr einen verächtlichen Blick. „Ich brauche niemanden, der mich unterhält. Sondern etwas, das mich sofort wieder kämpfen lässt.“ „Ich weiß, wie du dich fühlst ...“, versuchte sie Verständnis auszudrücken, jedoch wurde sie mitten im Satz von ihm unterbrochen. „Du weißt, wie ich mich fühle? Solch Empathie hätte ich mir nie erwartet. Grandios! Dann sag mir, wie fühlt es sich an, sich in mich hineinzuversetzen?“, wurde nun seine Stimme merklich lauter. Bulma zuckte zusammen, jedoch beschloss sie, nicht nachzugeben. Alles, was er sagte, war heiße Luft. Mehr nicht. „Ich verstehe, dass du dich schlecht fühlst, weil du nicht trainieren kannst. Dass du glaubst, nicht weiterzukommen und ...“ „Falsch!“, stoppte er ihren Redefluss zum zweiten Mal. „Ich fühle mich nicht schlecht. Alles, was ich ihn mir spüre, ist Hass und Zorn. Wut. Ich bin wütend darüber, dass ich hier liegen muss, während Kakarott seinen dämlichen Super Saiyajin heraushängen lässt und mit jedem Tag noch besser wird. Und ich sitze hier und versauere! Aber warte, laut deinen Worten habe ich ja dich, die mich unterhalten kann. Das bringt mich natürlich sehr weiter und spendet mir massig Trost." Den Sarkasmus in seiner Aussage war nicht zur überhören. Er drang regelrecht an ihr Ohr. Ja, gut. Er hatte recht. Sie konnte sich nicht in ihn hineinversetzen. „Es tut mir leid. Du hast recht, ich war ... töricht“, entschuldigte sie sich. „Ich habe nur versucht, dir irgendwie zu helfen. Hilf mir dich zu verstehen. Erzähl mir mehr über dich und das, was du brauchst. Ich bin die Letzte, die dir Steine in den Weg stellt.“ Vegeta schenkte ihr verwunderte Blicke. Hörte er ihr diesmal zu? Es herrschte eine längere Stille zwischen ihnen, bevor sie ihre nächsten Worte sagte. „Also behandle mich nicht so, als wäre ich dein Feind. Denn das bin ich sicher nicht. Erzähl mir etwas ... Wahres.“ Da sprach sie jene Worte, die wieder einen kurzen Augenblick auslösten, in der Vegeta zu vergessen schien, dass er eigentlich seine arrogante Attitüde aufrechterhalten musste. Dass er vergaß, mit wem er da eigentlich sprach. Nur mit einem simplen Menschen. „Etwas Wahres?“, fragte er neugierig nach und sah sie eingängig an. Der Saiyajin no Ouji schien zu überlegen, sich gar ihre Worte zu Herzen zu nehmen. „Der einzige Gedanke, der mich tagtäglich in den Wahnsinn treibt ist nicht diese Zukunft. Nicht die Tatsache, dass wir von Cyborgs getötet werden“, hauchte er und blickte sie mit seinen durchdringenden Opalen an. „Der einzige Grauen, der mich wirklich erstarren lässt, ist der, dass Kakarott jeden Tag sterben könnte. Dass er an diesem verdammten Virus stirbt und mir somit alles nimmt.“ Aufmerksam folgte sie seiner Erzählung. War ihm diese Rivalität seinem Rassengenossen gegenüber so extrem wichtig? So bedeutend, dass ihm alles andere egal war? Selbst ... ihre ... gemeinsame Zukunft? „Ein echter Kämpfer sollte nicht krank in einem Bett sterben, sondern im Kampf. Ehrenvoll und stolz, wie es sich geziemt. Dieser eine Kampf sollte der gegen mich sein. Gegen mich allein!! Das war also seine Angst? Die Furcht, dass ihm seine Rache genommen werden würde? Dass Son-kun das erreicht hatte, was ihm bis jetzt verwehrt blieb. Vegeta wollte gleichauf mit ihrem besten Freund sein, so viel verstand sie. Bulma selbst hatte auch die Angst, dass Son Goku sterben könnte, jedoch aus völlig anderen Gründen. Doch sie verstand so langsam ihren Gast, der vor ihr lag. Verstand, dass Stolz wirklich etwas war, dass ihn völlig und gänzlich ... ... ausmachte. ~*~ Auch wenn es anfangs nicht so rosig ausgesehen hatte, geschahen tatsächlich öfter solche Momente mit Vegeta und ihr. In den folgenden zwei Wochen unterhielten sie sich hier und da über dieses und jenes. Natürlich war es eher sie, die die Gespräche begann, beziehungsweise führte. Diese Augenblicke zu zweit waren selten, aber doch einzigartig. Dennoch war es so, dass er sich genauso schnell wieder verschloss, wie er sich geöffnet hatte. Mit der Zeit war sie über jeden Moment einfach nur dankbar und hinterfragte nicht zu viel. Manchmal hatte sie sogar das Gefühl, dass er sich beinahe wohl fühlte, wenn sie sich gegenübersaßen und über etwas redeten, was ihm durch den Kopf ging. Das Hauptgesprächsthema war und blieb sein Training und Dinge, die Bulma wissen wollte, um den neuen Gravitationsraum noch besser zu designen. Das Gespräch schwankte minimal ab zu anderen Bereichen. Wenn es dem Saiyajin wieder zu viel wurde, hüllte er sich jedoch erneut in Schweigen. Die meiste Zeit des Tages verbrachte er weiterhin mit sich selbst. Auch wenn er nicht trainieren konnte, wollte er nicht zu viel Zeit mit den Menschen um sich herum verbringen. So war er einfach nun mal. Die Blauhaarige erholte sich langsam aber stetig und konnte gemächlich ihrer Arbeit wieder nachgehen. Zwar führte sie keine handwerklichen Tätigkeiten durch, dennoch beschäftigte sie sich mit der Skizzierung eines neuen Bauplanes. Wenigstens in der Theorie sollte das neue Raumschiff mal fertig sein. Am liebsten hätte sie einen Gravitationsraum im Haus eingebaut, um den Saiyajin immer in ihrer Nähe zu wissen. Jedoch wusste sie, dass er etwas brauchte, um notfalls diesen Planeten zu verlassen. Auch wenn es sie vehement störte, konnte sie nichts gegen das Anliegen von Vegeta tun. Bulma glaubte sogar einen Durchbruch in ihrer Beziehung zu dem Saiyajin no Ouji erreicht zu haben. Doch sie wurde schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, als die zwei Wochen um waren. Wie zuvor ging er seinem Training nach, verließ das Haus so früh wie möglich und kam spät abends wieder zurück. Dabei hatte doch alles so gut ausgesehen! Natürlich verstand sie es, dass er die verloren geglaubte Zeit wieder einholen musste. Sie musste sich ebenfalls beeilen. Nach den Weihnachtsfeiertagen würde sie sich sofort an die Arbeit machen und wenigstens die inneren Komponenten soweit es ging herstellen. Es war unbegreiflich für sie, wieso er sie wieder links liegen ließ. Dabei hatte sie doch einen Draht zu ihm gehabt, glaubte sie zumindest. Aber die Denkweise des Saiyajins schien noch verworrener zu sein, als sie bisher angenommen hatte. Wahrlich, er war somit selbst beschäftigt, dass er nicht einmal mitbekam, dass im Hause Briefs Weihnachten gefeiert wurde. Innerlich hatte sie gehofft, dass er wenigstens nachfragen würde, wieso auf einmal ein riesiger Baum im Wohnzimmer stand. Doch von seiner Seite kam keine Reaktion, einfach null Interesse. So naiv, wie sie war, hatte sie ihm sogar ein Paket geschenkt, in dem eine Schachtel mit Hoi-Poi Kapseln in Geschenkpapier eingewickelt war. Doch so erdenfremd, wie er nun mal war, hatte er die schöne Verpackung ignoriert und ohne ein Wort der Dankbarkeit das Präsent an sich genommen. Sie konnte es ihm irgendwie nicht einmal verübeln, dass er so reagierte, wenn jemand so was noch nie erlebt hatte. Irgendwann waren sie beisammengesessen und sie hatte ihm den Sinn der Verpackung und des Festes erklärt, jedoch war sie auf kein Verständnis gestoßen, wie denn auch. Ein Fest der Liebe? Der Kämpfer kannte wohl eher nur das Fest der Hiebe. Bei seinem Training störte ihn das kalte Wetter außerhalb überhaupt nicht. Eher im Gegenteil. Er nutzte es, um sich abzuhärten. Hier und da bekam sie mit, wie er halb verfroren wieder zurückkehrte und sich eine heiße Dusche genehmigte. Ob er wohl schon ein Super Saiyajin geworden war? Wahrscheinlich nicht. Bestimmt hätte er damit geprahlt. Der Bau des Raumschiffes verzögerte sich immer mehr aufgrund der Wetterlage. Schließlich hatten sie dann schon März und es war nichts Nennenswertes vorangegangen. Nur der übliche Alltag mit ihm, falls man das so nennen konnte. Die Erfinderin bekam ihn immer seltener zu Gesicht. Manchmal begrüßte sie ihn am Gang. Von ihm kam meist ein stummes Nicken nur entgegen. Was ging nur in ihm vor? Sie waren doch so kurz davor gewesen, dass sich etwas entwickelt hätte, zumindest hatte sie es sich eingebildet. Oder war er so mit seinem Frust beschäftigt, nicht diese eine Grenze überwunden zu haben? Dass er sich immer mehr verkroch und die Scham, die er fühlte, niemanden offenbaren wollte? Schließlich ließ es das Wetter zu, dass sie endlich mit dem Bau außerhalb beginnen konnten. Die Teile waren leider schwer nachzuproduzieren, was die Arbeit weiter hinauszögerte. Manchmal fürchtete sie schon den Zorn des großen Vegetas, doch es blieb weiterhin ruhig. Die Außenhülle stand im Mai dann doch endlich fertig auf dem Gelände und die Erfinderin war mit ihrem Vater fast nur mehr damit beschäftigt, die inneren Komponenten einzubauen und nacheinander genauestens zu testen. Vegeta hatte dies ohne ein Wort ihrerseits bereits mitbekommen. Einmal hatte sie ihn beobachtet, wie er davor gestanden war und es interessiert begutachtet hatte, kurz bevor er wieder in die Berge flog. Trotzdem redete er sie kein einziges Mal darauf an. Irgendwas schien mit ihm nicht zu stimmen. ~*~ Unglaublich eigentlich, wie die Zeit verging, dachte sie sich an einem lauen Maiabend. Wie war bitte schön ein halbes Jahr verstrichen? Manchmal wünschte sie sich, dass ihr die Arbeit nicht so viel von ihrer Freizeit wegnehmen würde. Angenommen, sie würden alle sterben, in weniger als zwei Jahren, dann hatte sie ihre restliche Lebenszeit nur mit Arbeit vergeudet. Wo waren die Weltreisen, die sie sich noch vorgenommen hatte? Die Familie, die sie eigentlich gründen wollte? Ja, dieses Thema war ebenfalls irgendwann in Vergessenheit geraten. Yamchu war schon lange Geschichte. Das letzte Mal, als sie was von ihm gehört beziehungsweise gelesen hatte, war auf einer Karte gewesen, wo er ihr und ihrer Familie fröhliche Weihnachten gewünscht hatte. Würde sie denn wirklich noch Mutter werden? Sie verinnerlichte sich die Timeline, die sie beinahe schon verdrängt aufgrund der Ereignisse, verdrängt hatte. Dieses Ding hatte sie wirklich eine Ewigkeit nicht mehr angesehen. Es lag noch immer in einer ihrer Schubladen und rottete regelrecht vor sich hin. Angestrengt nahm sie den Lötkolben in die Hand und lötete einen Teil des neuen Schaltpultes. Es war bestimmt schon fast Mitternacht, aber wenigstens diesen Bereich wollte sie noch abschließen. Sie würde sowieso länger schlafen und ... es wartete ja sowieso keiner auf sie. Wenn sie sich richtig erinnerte, hatte sie noch massig Zeit eine Beziehung zu dem Prinzen aufzubauen. Aber irgendwie schien die Chemie verloren zu sein. Alles, was ihn interessierte, war sein dämliches Training. Sein Ziel Super Saiyajin zu werden. Das war doch zum verrückt werden! Hatte er sie völlig vergessen? War die Rivalität mit Son-kun einfach das Einzige? Genervt ließ sie den Lötkolben fallen, nachdem sie fertig war. Ein Magenknurren erinnerte sie daran, dass sie seit Stunden nichts mehr gegessen hatte. Sie hoffte, dass Vegeta nicht alles, was in der Küche war, aufgegessen hatte. Doch das war auch nur Wunschdenken, schließlich war der Magen eines Saiyajins grenzenlos. Bulma dunkelte, wie gewohnt, alles ab und stieg nach einem anstrengenden Arbeitstag aus dem fast fertigen Raumschiff. Ein weiteres Gähnen entfleuchte ihrer Kehle und sie ging Richtung Haus. Plötzlich stoppte sie mitten in ihrem Gang, denn es fiel ihr auf, dass sie nicht alleine war. Trotz der Dunkelheit konnte sie dank ein paar Lichtern, die noch im Haus brannten, den Saiyajin no Ouji erblicken. Diesmal saß er nicht, wie üblich, am Dach, sondern saß auf dem Betongeländer, und schien zu ihr hinunter zu blicken. Hatte er sie die ganze Zeit über beobachtet? Vielleicht wollte er auch nur sehen, ob sie mit dem Bau auch rapide weitermachte, und es nicht absichtlich hinaus zögerte. Dunkle Opale begutachteten sie und sie wusste nicht, was sie machen sollte. Die Erfinderin schluckte einen trockenen Kloß ihre Kehle hinunter und fühlte, wie ihr Herz zu Klopfen begann. Noch immer hatte er seinen Blick nicht von ihr abgewandt und durchbohrte sie regelrecht mit seinen dunklen Augen. Was ging nur in ihm vor? Was? Sollte sie vielleicht endlich die Initiative ergreifen und … sie wusste auch nicht genau, was das bringen sollte. Wahrscheinlich starrte er sie grundlos an. Abermals ärgerte sie sich, dass sie über so etwas überhaupt nachdachte. Es war einfach schon zu spät, und wirre Gedanken kreisten in ihrem Kopf herum. Um die Uhrzeit sollte sie wohl lieber nicht unüberlegte Dinge tun. Denn sonst würden diese vielleicht ihr Leben … … zu sehr verändern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)