Liebesbeweise von lovelykotori ================================================================================ Kapitel 7: Glücklich sein ------------------------- Noch immer wunderte sich Vegeta was in seine Gastgeberin gefahren war, dass sie ihn derart angelogen hatte. Doch irgendwie war dies nicht der Hauptgrund seines Ärgernisses, sondern eher, weil er ihrem Geschwafel auch noch blind Glauben geschenkt hatte. Morgens hatte ihn bereits ein seltsames Gefühl beschlichen, als sie bei ihm aufgetaucht war und diese seltsame Geschichte aufgetischt hatte. Jedes gestammelte Wort, das aus ihrem Mund kam, klang irgendwie nach Blödsinn. Ja, für wahr, er hatte doch immer ein Gespür dafür gehabt, wenn jemand log oder die Wahrheit sagte. Warum hatte sein Radar nicht bei ihr angeschlagen? Auch wenn er es selbst nicht zugeben wollte - auf eine gewisse Art und Weise hatte er dieser schwachen Menschenfrau vertraut. Immerhin hatte sie ihn ohne zu zögern bei sich aufgenommen, obwohl sie wusste, was er ihren Freunden zuvor angetan hatte. Manchmal fragte er sich, was an jenem Tag in diese Onna nur gefahren war, dass sie einem Killer wie ihn, einfach eine Wohngelegenheit angeboten hatte. Einfach so. Und nicht nur das. Vegeta hatte mit einer schlichten Unterkunft und sonst nichts gerechnet. Doch er hatte so viel mehr bekommen, als er je erwartet hätte. Es hatte ihm das eine Jahr bisher an nichts gefehlt. Sie hatte ihm alle Freiheiten eingeräumt, er konnte sich in der Küche bedienen, wie er wollte. Irgendwann hatte er sich damit abgefunden und das Warum nicht weiter hinterfragt. Vielleicht hatte er ihr deshalb alles geglaubt, weil sie keinen Grund hatte, ihn anzulügen. Ja, man konnte definitiv sagen, dass er Vertrauen zu ihr aufgebaut hatte, oder sich zumindest nicht mehr fremd in ihrer Gegenwart fühlte. „Vertrauen“, grummelte er und zog sich entnervt seinen Trainingsanzug aus. Gerade zuvor hatte er das Wasser in der Dusche aufgedreht und entledigte er sich nun seiner verschwitzten Kleidung. Wie üblich legte er die gebrauchten Klamotten in den Wäschekorb, wie sie es ihm an seinem ersten Tag gezeigt hatte. Abermals kamen ihm Gedanken an die Blauhaarige in den Kopf. Sie war zwar zuvorkommend und beinahe auf eine mütterliche Weise fürsorglich, jedoch hatte sie oft einen strengen Unterton, der ihre Bitten abrundeten. Fast schon befehlsmäßig. Der Saiyajin hasste es Befehle in irgendeiner Form entgegen zu nehmen, egal ob es sich nur um solche Banalitäten drehte. Vertraut hatte der Saiyajin no Ouji schon lange niemanden mehr. Die letzte Person, die sein Vertrauen genossen hatte, war sein Mentor Nappa gewesen, den er jedoch zur Strecke gebracht hatte. Jetzt im Nachhinein tat ihm diese Tat öfters leid. Ein schlechtes Gewissen direkt verspürte er nicht, jedoch vermisste er seinen alten Rassengenossen manchmal, wenn er über diverse Dinge reden wollte. Dinge, die er mit niemand anderen besprechen konnte. Doch das Gefühl der Einsamkeit hielt meist nicht lange an und die Erinnerungen an seinen Mentor vergingen genauso schnell, wie sie gekommen waren. Nappa hatte ihm bestimmt mehr vertraut, als es umgekehrt der Fall gewesen war. Vegeta musste bei dem Gedanken schmunzeln und sich recht geben, dass Vertrauen zu gar nichts nütze war. Es konnte immer jemanden geben, der es missbrauchte oder einfach keinen Wert darauf legte, so wie er damals. Alle Wesen logen in irgendeiner Form, doch irgendwie, so dumm es nun auch war, hatte er sich von Bulma nicht erwartet, so billig hintergangen zu werden. Auf eine komische Art und Weise verstand er sogar ihre Beweggründe, auch wenn er diese nur vage kannte, sondern eher vermutete. Bestimmt hatten ihre Motive mit diesem schwachen Erdling zu tun, war er sich ziemlich sicher. Zugegeben, er wusste weder über ihn, noch über ihre Beziehung wirklich viel Bescheid. Es interessierte ihn auch nur marginal bis gar nicht. Vegeta streifte sich den letzten Fetzen Stoff von seiner Haut, stieg endlich in die Duschkabine und drehte den Wasserhahn auf. Ein kalter Strahl kam ihm zunächst entgegen, der seinen Kreislauf wieder in Schwung brachte. Kurz darauf wechselte er zum heißen Wasser. Weiterhin ließ der Prinz seine Gedanken treiben. Wie konnte man nur so viel Energie in etwas stecken, das einem nur fertigmachte? Es wunderte ihn wirklich, dass diese Erdenfrau so viel aufwendete, um diese Farce aufrechtzuerhalten. Der Schwarzhaarige fragte sich, woran das nur lag. War Kakarotts zusätzliche Information daran schuld, oder hätte sie sich nichtsdestotrotz so hineingesteigert, egal was womöglich kommen würde? „Unwichtig“, knurrte der Saiyajin und schüttelte fast unbewusst seinen Kopf, um die Gedanken bezüglich dieser Dreieckssituation schnell zu verdrängen. Doch recht weit kam er nicht. Immer noch dachte er an seinen Ärger, den er ihr gegenüber noch verspürte. Doch jetzt im Nachhinein, nüchtern betrachtet, musste er sich selbst fast an der Nase nehmen. Er wusste den Grund, warum er ihre Lüge so leicht abgekauft hatte. Warum sein Gespür nicht funktioniert hatte. Es war die Herausforderung sich in einen Super Saiyajin zu verwandeln. Als er ihre Worte über diesen speziellen Trainingsort vernommen hatte, hatte er wieder einen Funken Hoffnung aufflammen gespürt, auch wenn er wusste, dass dieser minimal war oder gar nicht existierte. Zwar war der Saiyajin no Ouji noch lange nicht an seine Grenzen gestoßen, jedoch begrüßte er jegliche Informationen, die ihn in seinem Training noch weiter vorankommen lassen würden. Von daher, konnte er ihr jetzt im Nachhinein gesehen, gar nicht die Schuld geben, auch wenn sie ihm diese Schwindelei aufgetischt hatte. Für einen kurzen Moment tat es ihm sogar fast leid, dass er sie so hart angefasst hatte. Vegeta hob seine rechte Hand und betrachtete die offene Handfläche vor ihm. Es war, als ob er noch immer ihre Haut daran spüren konnte. Noch immer ihren nervösen Schweiß darauf riechen könnte. Ja, er hatte etwas überreagiert, jetzt wo er darüber noch einmal nachdachte. Dennoch hatte er seine Kräfte gut unter Kontrolle gehabt und ihr bestimmt nichts Gröberes getan. Im schlimmsten Fall würde sie einen blauen Fleck davon tragen. Unbewusst ballte er seine Hand zu einer Faust und biss sich auf die Unterlippe. „Du bist so ein Weichei“, schnauzte er sich selbst an, während seine Faust vor Anstrengung zuckte. Allein der Gedanke froh darüber zu sein, ihr nicht wehgetan zu haben, war wie Gift für ihn. Es hatte ihm noch nie leidgetan jemanden zu verletzen. Wieso sollte es jetzt plötzlich eine Ausnahme sein? ~*~ Sichtlich erfrischt stieg der Saiyajin no Ouji aus der Dusche und trocknete sich mit dem nächstgelegenen Handtuch vom Handtuchhalter ab. In gewisser Weise war der heutige Tag fast Verschwendung gewesen. Hätte er die heutigen Stunden im Gravitationsraum verbracht, wäre bestimmt mehr in seinem Training weitergegangen. Nachdem er trocken war, zog er sich eine Jogginghose und ein bequemes T-Shirt an, die er zuvor aus seinem Zimmer mitgenommen hatte. Vegeta hatte fast kein Zeitgefühl, jedoch schien es ziemlich spät schon zu sein. Als er das Badezimmer verließ und auf den Gang trat, bemerkte er, dass noch immer teilweise das Licht brannte. Anscheinend mussten die beiden noch immer wach sein und sich irgendwo aufhalten. Sein Hunger hielt sich in Grenzen, er wollte sich nur schnell ein Erfrischungsgetränk aus dem Kühlschrank holen und dann auf sein Zimmer verschwinden. Zu späterer Stunde würde er sich einen Mitternachtssnack gönnen, wenn niemand mehr in dem Hause wach war. Vegeta wollte nicht wieder Gefahr laufen der Blauhaarigen über dem Weg zu laufen, wie nachts zuvor. Ohne weitere Umschweife bewegte er sich Richtung Küche, wo er den Kühlschrank öffnete und sich eine kalte Cola Dose herausholte. So schnell, wie er gekommen war, verließ er den Raum wieder und ging die Treppen zu den Schlafgemächern hoch. Gerade als er die letzten Stufen erreichte, hörte er Stimmen von dem Gang kommen. Instinktiv stoppte er seinen Schritt und lauschte, was vor ihm gesprochen wurde. „... Das ist das Letzte, was ich will. Aber ich muss jetzt gehen, sonst sage ich noch Dinge, die ich noch bereuen werde. Tue Dinge, für die ich mich hassen würde …“ Vegeta glaubte, seinen Ohren nicht ganz trauen zu können. Was redete der Schwächling da? Trennten sich die beiden jetzt wirklich auf der Stelle? Der Saiyajin vermutete an einen schlechten Scherz dahinter, jedoch glaubte er, genau dies herausgehört zu haben. Yamchu sagte noch ein paar verabschiedende Worte und schloss schließlich die Türe hinter sich. Der Kämpfer kam nun genau auf Vegeta zu. Der Saiyajin wollte dem Erdling nun wirklich nicht über den Weg laufen! In Windeseile versteckte er sich an einer Ecke am unteren Ende der Treppe und wartete, bis der ehemalige Wüstenbandit an ihm vorbei ging. „Interessant“, flüsterte er sich selbst zu und öffnete die Cola Dose um einen Schluck davon zu nehmen. Zwar redete er sich selbst ein, dass ihn dieses Gefühlchaos der beiden nicht interessiert, doch in gewisser Weise verspürte er eine aufkeimende Neugier. Nun da er bloß Fetzen von ihrem Gespräch mitbekommen hatte, ärgerte er sich doch ein wenig, nicht genau zu wissen, was da tatsächlich vorgefallen war. Doch wieso sollten sich die zwei Irren genau jetzt trennen? Nur weil sie ihn genauso angelogen hatte, wie den Saiyajin no Ouji höchstpersönlich? Es wunderte ihn wirklich, wieso Yamchu jetzt die Notbremse anscheinend zu ziehen begann. Tage zuvor hatte er noch wie ein Rockzipfel an der Erfinderin gehangen. Es war so offensichtlich, dass es ihm selbst sogar aufgefallen war. Vegeta wäre nie in den Sinn gekommen, dass dieser Schlappschwanz wirklich den Mumm hätte, sich von ihr zu trennen. Vielleicht interpretierte er auch etwas völlig Falsches in diese ganze Sache. „Was interessiert dich der Scheiss überhaupt?“, redete er mit sich selbst und musste leicht schmunzeln, als ihm abermals auffiel, dass er zu viele Gedanken an das alles verschwendete. Vegeta nahm noch einen weiteren Schluck von seinem kalten Getränk und ging endlich auf sein Zimmer. ~*~ Bulma wusste nicht, wie viele Tage bereits vergangen waren, dass ihr Freund zwecks Training abgehauen war. Nach einer Woche hatte sie aufgehört, die Tage zu zählen. Nach einigen Wochen hatte sie auch aufgegeben, sich die Wochenanzahl zu merken. Verändert hatte sich in der geraumen Zeit nicht viel. Yamchu hatte sich telefonisch nie gemeldet und sie wusste auch nicht, wie sie ihn erreichen konnte. Angeblich war er irgendwo im Gebirge und ein Feld hatte bestimmt keine Adresse, an die man schreiben konnte. Die Zeit mit Vegeta war ebenfalls ruhig verlaufen. Seltsamerweise hatte er nie wieder nach dieser einen Nacht gefragt. Es hatte ihn dem Anschein nach nicht interessiert, wieso der ehemalige Wüstenbandit nicht mehr vorzufinden war. Zugegeben, gesprochen hatte sie mit ihm ebenso wenig. Im Moment nutzte er jede freie Minute, um den Gravitationsraum auszureizen. Durch sein frühes bis extrem spätes Training bekam sie ihn einfach kaum zu Gesicht. Es gab auch nie einen Tag, an dem der außerirdische Kämpfer mal eine Pause einlegte. Der Saiyajin no Ouji war unersättlich und hatte nur dieses eine Ziel vor Augen. Wenn er sich mal etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte ihn scheinbar nichts davon ablenken. Hier und da war sie ihm schon mal über den Weg gelaufen, aber mehr als ein paar Worte über sein Training, hatten sie nicht verloren. Vielleicht lag es auch nicht nur am Gravitationsraum selbst, dass er sich so abschottete. Immer noch musste sie daran denken, wie sie Vegeta an der Nase herumgeführt hatte. Konnte es sein, dass der Prinz nachtragend war? Dass er ihr somit auch eine Lektion erteilen wollte? Bei dem Gedanken musste die Erfinderin den Kopf schütteln. So schmollend schätzte sie ihn auch wieder nicht ein. Bulma griff nach dem nächsten Kreuzschraubenzieher und öffnete die Abdeckung einer der kleinen Roboter, die der Kämpfer wieder zerstört hatte. Meist fand sie die Überreste dieser künstlichen Intelligenz im Garten der Capsule Corporation vor und sie wusste von selbst, was damit zu tun war. Wenigstens gab er ihr keine täglichen Befehle, obwohl sie dies eigentlich fast erwartet hatte. Vielleicht war er auch einfach zu ausgepowert, um seine Kraft auch noch für sie zu verschwenden. Wer wusste, was in dem Kopf des Saiyajin nur so vor sich ging. „Bulma Schätzchen, ich habe einen Brief für dich!“, platzte es plötzlich bei der Tür herein und die Erfinderin ließ vor Schreck ihr Werkzeug fallen. Nicht einmal die erste Schraube hatte sie herausziehen können, so sehr hatten ihre Gedanken sie abgelenkt. „Mama … erschreck mich bitte nicht so“, ächzte sie mit einem leicht entnervten Ton und blickte zum Türrahmen, an dem ihre Mutter noch immer stand. Tatsächlich hatte diese einen kleinen, dünnen Umschlag in der Hand. War es schon so spät, dass die Post bereits gekommen war? Sie sollte wirklich nicht immer so viel nachdenken … „Rate mal, von wem der ist“, trällerte die Blondine und kam schließlich zum Schreibtisch ihrer Tochter. Freudig wedelte sie mit dem Kuvert herum, dass sichtlich etwas verschmutzt war. Wahrscheinlich wurde es von … „Yamchu?“, fragte Bulma etwas nervös nach und schaute Mrs. Briefs erwartungsvoll an. Hatte er ihr nach all den Wochen doch endlich geschrieben? Ohne eine bestätigende Antwort abzuwarten, riss sie den Brief ihrer Mutter aus der Hand und öffnete ihn mit zittrigen Fingern. Als sie endlich einen Zettel nervös herausgenommen und ihn vor sich hingelegt hatte, blickte sie ihre Mutter genervt an. „Ich möchte vielleicht allein dabei sein?“, keifte sie und gab ihr zu verstehen das Labor wieder zu verlassen. „Dabei hätte ich zu gern gewusst, wie es ihm geht ...“, seufzte die Blondine und ging ohne weitere Widerworte aus dem Raum wieder hinaus. Bulma wartete noch ein paar Minuten ab, bis sie wirklich keine Schritte mehr draußen am Gang hörte und die Sicherheit hatte, alleine zu sein. Noch einmal atmete sie aufgeregt aus, bevor sie das Briefpapier vor sich gut sichtbar hinlegte, und begann die Worte zu lesen, die ihr Yamchu geschrieben hatte. Zeile für Zeile prägte sie sich ein und schon nach kurzer Zeit war sie am Ende des Briefes angekommen. Irgendwie wusste sie nicht, wie sie auf sein Schreiben reagieren sollte. Vielleicht hatte sie sich einfach mehr erwartet. Doch der ehemalige Wüstenbandit hatte nach so einer langen Zeit ernsthaft nur vier bis fünf kurze Sätze geschrieben, die beinhalteten, dass sein Training voranginge und er sich wieder melden würde. Ach ja, im PS stand noch, dass er sie vermisste. Das war es dann aber gewesen. War das wirklich sein ernst? Die Blauhaarige hatte sich einen endlos langen Brief erwartet, der beschreiben würde, wie der Schwarzhaarige die letzten Wochen ohne sie empfand oder sonst irgendeine Gefühlsregung seinerseits enthielt. Doch nein, gar nichts. Wütend knüllte sie den Zettel zusammen und warf ihn Richtung nächstgelegenen Mistkübel nahe der Tür. „Dieser Idiot ...“, keifte sie und biss sich ziemlich enttäuscht auf die Unterlippe. Gedankenverloren blickte sie auf den Papierknäuel, der es nur neben den Mülleimer geschafft hatte. „Was bildet der sich ein?“ Sie fragte sich, was er sich bei diesem Schreiben nur gedacht hatte? Warum er überhaupt etwas schrieb, wenn es nur karge Worte enthielt, die nichts besonders aussagten. Klar, es ging ihm gut. Aber wann ging es ihm bitteschön schlecht? Bulma blickte wieder auf ihre Arbeit, die vor ihr am Schreibtisch lag. Langsam aber doch verwandelte sich die anfängliche Wut in Trauer. Unbewusst legte sie ihr Gesicht in ihre Hände und versuchte die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken. Wahrlich, ihr Freund wusste wirklich nicht, wie sehr er ihr damit einen Hieb versetzte. Wieso machte sie sich um alles so viele Gedanken, wenn er anscheinend einen Scheiß darauf gab? Feuchte Perlen kullerten ihr über die Wangen und befeuchteten ihre Hände, in denen noch immer ihr Gesicht lag. Vorsichtig löste sie die Verschränkung ihrer Arme und ohne zu wissen warum, wendete sie ihren Körper nach rechts, um die nächstgelegene Schublade zu öffnen. Schluchzend kramte sie darin herum, bis sie ein Blatt Papier nach herausholte, das sie schon länger nicht mehr betrachtet hatte. Es war ihre Zeitlinie, die sie vor Wochen oder gar Monaten angefangen hatte zu zeichnen. Das Ding war eigentlich schon fast in Vergessenheit geraten, so sehr war sie in ihren Gedanken mit Yamchu beschäftigt. Sie hatte überhaupt keine Zeit an ihren eigentlichen Mitbewohner zu denken, oder diese vermeintliche Zukunft. War es vielleicht die Trauer und Wut auf ihren Freund, die sie wieder in diese Richtung lenkte? Interessiert beäugte sie ihre Zeichnung, die ihr schon fast unbekannt war. „Vielleicht sollte ich mich lieber daran halten, wenn Yamchu andere Prioritäten hat“, sagte sie in einem fast sarkastischen Unterton und musste dabei schmunzeln. Das klang so grotesk, dass sie beinahe in schallendes Gelächter ausgebrochen wäre. Noch immer musste sie grinsen, obwohl noch einige Tränen flossen. „Was ist denn so komisch?“, wurden ihre amüsierenden Gedanken plötzlich unterbrochen. Bulma erschrak, denn die Stimme, die sie in die Realität zurückholte, war keine andere, als die des Saiyajin no Ouji. Gemächlich bewegte sie ihren Kopf Richtung Tür und sah Vegeta, wie er in seiner verschwitzten Trainingskleidung vor ihr stand. Neugierig musterte er ihr Gesicht, das noch immer feucht von ihrem Geheul war. ~*~ Vegeta fand es seltsam, sie so zu sehen. Verheulte Augen aber dennoch kein unglückliches Gesicht. Was war in diese Frau nur gefahren? Auf seine Frage hin hatte sie noch immer nicht geantwortet, sondern blickte ihn nur entgeistert an. Sollte er die Frage wiederholen? War sie so unter Schock? „Was hast du da in der Hand?“, fragte er stattdessen. Sie hielt ein riesiges Blatt Papier in ihren Händen, fast schon beschützend. Dabei sah es nur nach einem Bauplan oder Ähnlichem aus. Unbewusst ging der Saiyajin ein paar Schritte auf sie zu, als sie plötzlich nervös zusammenzuckte. „Da ... das ist gar nichts. Nur Arbeit“, erklärte sie in einem hektischen, fast nervösen Ton und drehte das Blatt reflexartig um, sodass er keinen Blick mehr darauf werfen konnte. Erneut beschlich ihn das Gefühl, dass sie etwas verheimlichte. Doch das war ihm jetzt egal. Deswegen war er nicht gekommen. Abermals musterte er ihr Gesicht und sah, wie sie sich die restlichen Tränen aus den Augen wischte. Hatte sie etwa geweint? Bulma schien seine Blicke zu spüren, denn ohne eine Frage seinerseits zu vernehmen, holte sie weiter aus. „Das ist nur eine Allergie.“ Aja? Lügen war wahrlich nicht ihre Stärke. Dennoch sah er darüber hinweg und hinterfragte nicht, was los sei. Es interessiert ihn auch gar nicht. „Ihr Menschen immer mit euren Gefühlen, die ihr anderen aufzwängen und erklären müsst. Sehe ich so aus, als ob mich dein Befinden interessiert?“, zischte er sie an. Ihr zunächst freundliches Gesicht wurde merklich genervt, fast sogar böse. „Du könntest dir ein bisschen Taktgefühl mal aneignen. Hast du das nirgendwo im Weltall da draußen gelernt?“, konterte sie und verschränkte ihre Arme. „Wieso Taktgefühl? Wenn laut deiner Aussage alles okay ist, wieso muss ich dann an meiner Redensweise oder meiner Wortwahl arbeiten?“ Kurz konnte er sehen, wie ihre Stirn bei dieser Aussage zuckte. Sie schien sich dabei ertappt zu fühlen, dass eben nicht alles okay sei. Waren es nur die Menschen, oder waren es alle Frauen, die so drauf waren? Der Saiyajin konnte sich nicht entsinnen solch seltsame weibliche Wesen je gesehen zu gehaben... „Dir kann man auch gar nichts vormachen“, grinste sie ihn nun an. Ihre Miene entspannte sich und sie löste die Verschränkung ihrer Arme. Weiterhin starrten sich die beiden nur an und ein längeres Schweigen herrschte zwischen ihnen. Weshalb war er eigentlich noch mal hergekommen? Diese Frau warf ihn völlig aus der Bahn. Bevor er jedoch seine Gedanken neu ordnen konnte, unterbrach sie ihn abermals mit ihrem Gefühlgequatsche. „Falls es dich interessiert, Yamchu hat mir geschrieben und ich habe mich nur so gefreut von ihm zu hören.“ Bitte? Wann wollte er diese Informationen von ihr wissen? Hatte er jemals Interesse gezeigt? Oder führte diese Frau einfach nur Selbstgespräche? „Nach Freude hat das aber nicht sehr ausgesehen“, musste er ehrlich feststellen und ärgerte sich wieder einmal, wieso er auf die Worte der Blauhaarigen einging. Sie schaffte es immer öfters ihn in ein Gespräch zu verwickeln, was normalerweise nicht gerade seine Thematik enthielt. Ihr Blick senkte sich leicht nach unten nach seiner Aussage. Was war denn jetzt schon wieder? Wo war die selbstbewusste Frau, die ihm den Marsch blies? „Das ist ... kompliziert. Du verstehst das sowieso nicht“, wollte sie das Gespräch schon fast beenden. Doch jetzt konnte sie nicht fliehen, nun hatte sie doch sein Interesse geweckt. Er und etwas nicht verstehen? Mit solchen Aussagen brauchte sie wirklich nicht antanzen! „Dann erklär es mir“, kam es wie von selbst über seine Lippen und er beobachte ihre Pupillen, die nun in seine dunklen Opale starrten. „Du hast keine Ahnung von Gefühlen!“, kam es schnippisch aus ihrem Mund und abermals verschränkte sie ihre Arme. „Onna, da liegst du völlig falsch. Zorn und Stolz zum Beispiel sind auch Gefühle. Diese beherrsche ich ziemlich gut.“ „Ich würde das bei dir eher Charaktereigenschaften nennen, so wie dich diese Wörter schon ausmachen. Oder zwei Todsünden, die wie für dich gemacht sind.“ Da war sie wieder, die schlagfertige Frau, die sich kein Blatt vor dem Mund nahm. Erneut huschte ein Grinsen über sein Gesicht. Vor allem als er sah, dass ihr diese Auseinandersetzung ebenfalls so eine Freude machte. Jedoch lenkte sie dann schließlich wieder zum eigentlichen Thema ein. „Kennst du das nicht“, begann sie und faltete ihre Hände vor ihr Gesicht. „Wenn du an jemanden denkst, dich immer fragst, was diese Person macht. Ob es ihr gut geht. So ähnlich geht es mir jedenfalls gerade ... nur, dass ich nicht nur das von Yamchu wissen möchte. Es ist ...“ Plötzlich stoppte sie in ihrer Erzählung. Vielleicht fiel es ihr selbst auf, dass sie über Dinge sprach, wo sie doch wissen müsste, dass es ihn einen feuchten Dreck interessiert. „Was rede ich da. Vergiss es.“ „Verstehe“, gab er nur knapp zurück und holte schließlich weiter aus. „Was ich nicht verstehe seid ihr Menschen mit euren Gefühlen. Wenn diese dir nur Schmerz und Leid bescheren, warum schließt du dann nicht einfach damit ab. Warum das ganze Theater, wenn es doch so simpel sein kann.“ Vegeta erntete entgeisterte Blicke und er beobachtete, wie sie nervös an ihrem Stuhl herumfummelte. Ihr Kopf schien seinen Denkanstoß zu verarbeiten. Schließlich hatte sie nach einer passenden Antwort gefunden. „Das ist nicht so einfach, wie du dir das vorstellst. Auch wenn so etwas viel Leid und Kummer verursachen kann... kann es genauso schöne Gefühle hervorrufen. Hast du denn nie so etwas wie eine ... Beziehung geführt?“ Hatte sie tatsächlich das gefragt, was er gerade mit seinen Ohren vernommen hatte? Diese Frau war wirklich mehr als unverschämt solche intimen Details von ihm einzufordern. Irgendwie machte ihm die Tatsache, dass ihn bis jetzt noch nie jemand so etwas gefragt hatte, fast noch mehr zu schaffen, als dass die Frage an sich überhaupt gestellt worden war. „Hast du ...?“, vernahm er abermals ihren Redefluss, der abrupt von ihm unterbrochen wurde. „Das geht dich nichts an.“ „Es tut mir leid. Es steht mir nicht zu...“, entschuldigte sie sich sofort, doch dem Saiyajin reichte es. „Ich habe keine Zeit für den Blödsinn. Schließlich habe ich genug andere Dinge, die mich beschäftigen und meine Aufmerksamkeit erfordern ...“ Der Kämpfer drehte sich ruckartig um, und wollte das Labor verlassen. Er hatte doch tatsächlich vergessen, weshalb er zu ihr gegangen war. Was war nur mit ihm los? „Vielleicht willst du ja mit mir drüber reden, was dir so durch den Kopf geht. Wenn man nämlich jemanden hat, kommt man mit seinen Problemen besser zurande und ist am Ende glücklicher und befreiter“, sprudelte es aus ihrem redseligen Mund. Dass diese Frau auch niemals die Klappe halten konnte? „Kümmere dich lieber um deine Angelegenheit, Onna“, knurrte er und ging weitere Schritte Richtung Türrahmen, bis er schließlich noch ein letztes Mal stehen blieb und zu ihr blickte. „Was redest du von glücklich sein, wenn du es selbst nicht bist? Du kannst mir nicht erzählen, dass du dieses Gefühl in seiner Gegenwart verspürst. Oder du hast eine seltsame Art dies zum Ausdruck zu bringen.“ Ja, das stimmte. Die Frau hatte er selten befreit oder freudig mit ihrem Freund gesehen. Woher nahm sie sich also das Recht ihm zu sagen, wie man glücklich sein kann? Der Saiyajin no Ouji wusste selbst am besten, wann er es war. Doch diese Emotion hatte er schon lange nicht mehr verspürt. Zu lange. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)