Liebesbeweise von lovelykotori ================================================================================ Kapitel 6: Selbsthass --------------------- Bulma musste heftig schlucken, als sie endlich realisiert, wer vor ihnen stand. Da war er nun – der Saiyajin no Ouji höchstpersönlich. Genervt verschränkte er seine muskulösen Arme und blickte sie fordernd an. Seinem Blick nach zu urteilen, war er alles andere als gut aufgelegt und sie fühlte sich augenblicklich unfassbar schuldig. Immerhin war es ja ihr Verdienst gewesen, dass er so lange weg geblieben war. Vorsichtig wanderten ihre weit aufgerissenen Augen von Vegeta zu ihrem festen Freund, der noch immer seine Hände auf ihre Schultern gelegt hatte. Doch sie konnte Yamchus Gesichtsausdruck nicht wirklich deuten. War er geschockt oder einfach nur zornig? Sein leicht geöffneter Mund und die überraschten Augen ließen viele Gefühldeutungen zu und sie wusste einfach nicht, was sie jetzt in diesem Moment tun oder sagen sollte. „Na los, onna“, knurrte der Saiyajin abermals. „Ich hab nicht ewig Zeit. Wir können das Ganze auch vor deinem Freundchen hier besprechen.“ Noch immer starrte er sie leicht zornig an und wartete auf eine erklärende Antwort ihrerseits. Doch bevor sie auch nur annähernd reagieren konnte, kam ihr der ehemalige Wüstenbandit zuvor. „Was hast du hier überhaupt noch zu suchen? Solltest du nicht längst über alle Berge sein?“ Ein leichter Schauer umfing die Blauhaarige. Warum hatte ihr Yamchu nicht eher die Möglichkeit gegeben, ihm die Wahrheit zu sagen? Dann hätte er diese Frage nicht gestellt, auf die Vegeta alles andere als vorbereitet war. Denn der Außerirdische wusste ja nichts von ihrem nicht gelungenen Plan. „Wieso sollte ich das?“ Ihr Blick streifte wieder zu dem mürrischen Saiyajin, der nun seine Arme lockerte und stattdessen gegen die Hüften stemmte. Bulma konnte regelrecht sehen, wie der Kopf des Außerirdischen zum Arbeiten anfing und dass er eins und eins zusammenzählte. Schließlich erkannte sie den Moment, als er langsam zu begreifen schien, denn plötzlich umspielte ein leichtes Grinsen sein Gesicht. „Jetzt wird mir alles klar.“ Yamchus Hände glitten von ihren Schultern und er wendete seinen Kopf zwischen ihr und dem Saiyajin hin und her. „Kann mir einer mal sagen, was hier los ist?“ Unruhig ballte er seine rechte Hand zu einer Faust und versuchte merklich seine Wut zu unterdrücken. Jetzt in diesem Moment konnte er wahrscheinlich alles Mögliche auf das bereits Gesagte interpretieren. Sich die Dinge viel schlimmer ausmalen, als sie wirklich waren. Die Erfinderin biss sich auf die Lippen und versuchte ihren ganzen Mut zusammenzunehmen. Ja, sie hatte sich diese Situation schließlich selbst eingebrockt. Nun musste sie das Ganze auch wieder geradebiegen. „Es ist nicht so, wie du glaubst ...“, begann sie und wurde augenblicklich von ihrem Freund wieder unterbrochen. „So, du weißt wohl, was ich glaube. Was verdammt noch mal zur Hölle ist hier los? Warum sagst du mir, dass du diesen Arsch rausgeschmissen hast und dann steht er hier, als wenn nichts wäre? Was soll ich deiner Meinung nach bitteschön glauben?“ „Verdammt, das wollte ich dir vorher erklären, bevor du mich mit dem Kuss unterbrochen hast. Ich konnte es einfach nicht! Außerdem finde ich, dass du all unsere Probleme auf ihn abwälzt. Unsere Probleme verschwinden nicht von heute auf morgen, nur weil seine Hoheit nicht mehr auf diesem Anwesen herumstolziert!“ Darüber hatte sie eigentlich noch nie wirklich nachgedacht. Doch jetzt, wo sie es ausgesprochen hatte, musste sie sich selbst eingestehen, dass sie im Recht war. Vegeta war nichts anderes als ein Platzhalter für ihren Freund. Jemand, dem man alle Schuld in die Schuhe schieben konnte. Dabei hatte er nichts getan. Noch nicht. Immerhin hatte er keine Annäherungsversuche oder etwas Ähnliches gemacht. Im Gegenteil. Distanziert hielt er sich von ihr fern und ging seinen eigenen Dingen nach. Er war durchwegs der einsame Kämpfer, für den sie ihn alle hielten. Nur wenn es für sein Training notwendig war, hatte er sie aufgesucht, um sie um Hilfe zu bitten. Wenn man es genau nahm, hatte er nicht direkt darum gebeten, sondern ihr eher Dinge befohlen. Ja, Probleme hatten sie bereits zuvor. Bevor sie diese essenzielle Information von der Zukunft erhalten hatten, war es immer schon ein Auf und Ab gewesen. Aus den verschiedensten Gründen hatten sie hier und da Beziehungspausen eingelegt. Mal waren sie zu jung gewesen, um sich gegenseitig richtig treu zu sein. Dann war da diese Problematik mit den eigentlich unterschiedlichen Interessen, und so weiter. Es war eine endlos lange Liste. Auch wenn sie sich immer wieder zusammengerauft hatten und es gerade in dem letzten Jahr besser gelaufen war, gab es doch immer diese Probleme, die nicht immer zutage kamen. Vielleicht konnte sie gerade deswegen Vegeta nicht einfach rauswerfen. Bulma wollte und konnte nicht einsehen, dass er für ihre ganzen Konflikte verantwortlich gemacht wurde. So trivial, wie es sich ihr Freund vorstellte, war es nun mal nicht. „Aber er ist ein Problem, ich dachte, da wären wir uns einig? Und ich habe geglaubt, dass du es diesmal richtig ernst mit uns meinst. Unsere gemeinsame Zukunft, über die wir heute gesprochen haben ...“ Das hatte er entschieden. Nie hatte sie ihm zugestimmt, dass Vegeta das Problem sei. Ihr Freund hatte die nur immer wild behauptet und sie nicht wirklich um ihre Meinung gefragt. Das, worüber sie sich eindeutig einig waren, war die Zukunft. Ja, sie hatte sich entschieden, sich zu bemühen. Noch immer Energie in diese lang andauernde Beziehung zu stecken. Das war das Einzige, wo sie übereingestimmt hatten. „Ich meinte es auch ernst! Aber ich habe dir nicht überall zugestimmt! Du verdrehst die Tatsachen ein wenig! Verdammt noch mal ...“ „Warum hast du dann nicht eher etwas gesagt, bevor du da so eine Show abziehst ...“ „Ich wollte dich nicht verletzten ...“ „Dieses Vorhaben ist dir aber nicht gerade gelungen“, erwiderte er mit einem leicht traurigen Unterton und fuhr sich mit seiner rechten Hand über das Gesicht. Er schien extrem angespannt zu sein und schnaufte nervös aus. Bulma konnte ihm seine Reaktion nicht verübeln. Was sollte sie jetzt noch darauf sagen? Sie hatte ihn wirklich nicht verletzen wollen, denn er war ihr mehr als wichtig. Dennoch bereute sie nicht die Tatsache, dass sie Vegeta nicht rausgeworfen hatte. Nein, es war eher diese Notlügerei, mit der sie versuchte es jedem Recht zu machen. Versuchte Yamchu nicht zu verletzen und dem Saiyajin sein neues Zuhause nicht wegzunehmen. Doch sie hatte genau das Gegenteil erreicht. Nun war alles schlimmer gekommen, als wenn sie gleich mit der Wahrheit herausgerückt hätte. Nicht nur den ehemaligen Wüstenbandit sondern auch ihren Gast hatte sie angelogen. Was hielt der fremde Kämpfer nur von ihr? Der Saiyajin no Ouji hatte dieses emotionale Streitgespräch auch noch mit angehört und ... Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was er nun über sie dachte. Weiterhin starrte sie auf ihren verletzten Freund und wagte es nicht auch nur annähernd ihren Kopf in die Richtung des Anderen zu drehen. „War's das jetzt? Seid ihr jetzt fertig mit eurer dämlichen Konversation?“, knurrte er abermals und machte damit auf sich aufmerksam. Erneut fühlte die Blauhaarige einen Stich in ihrem Herzen. Irgendwie ahnte sie, dass es das Fass nun zum Überlaufen bringen würde und sie beobachtete die Reaktion ihres Freundes. Doch dieser reagierte nicht, wie sie zunächst erwartet hatte. „Sie gehört ganz dir“, seufzte er nur angestrengt und machte sich zum Gehen auf. Langsam schritt er Richtung Capsule Corporation und ließ eine verdatterte Frau zurück. Dem Anschein nach ging er trotz des Streits in ihr Haus, so als ob er dort auf sie warten wolle. So, als ob es ihm nichts ausmachen würde, dass sie mit seinem Konkurrenten ein Vieraugengespräch gleich führen werde. Warum hatte er so abrupt aufgegeben und dabei sie alleine zu lassen? „Warte!“, schrie sie ihm noch hinterher und ging ebenfalls ein paar Schritte in dieselbe Richtung, bis sie abermals von dem Saiyajin unterbrochen wurde. „Halt. Stehen geblieben.“ Die Worte klangen forsch und brachten sie sofort zum Stillstand. Nervös schluckte sie diesen trockenen Kloß in ihrem Hals hinunter und atmete langsam aus. „Umdrehen.“ Gemächlich drehte sie sich um und blickte aufgeregt in die dunklen Opale des Saiyajins, die sie regelrecht anfunkelten. Es herrschte eine unangenehme Stille, die zwischen ihnen herrschte. Bulma konnte ihr Herz dumpf gegen ihre Brust schlagen hören. Ihr Puls raste umso mehr, als ihr Gegenüber plötzlich immer näher kam, bis er schließlich genau vor ihr zum Stehen kam. Abermals blickte sie in seine dunklen Augen, die sie bei dieser geringen Entfernung noch besser sehen konnte. In der Tat war der Saiyajin no Ouji nicht so groß wie Yamchu, denn sie waren beinahe auf Augenhöhe. Die Blauhaarige war sogar fast ein Stück größer, was aber vor allem an den hohen Schuhen lag, die sie für heute Abend angezogen hatte. Dennoch machte seine Anwesenheit sie mehr als nervös und erst jetzt fiel der Erfinderin erneut ein, dass sie noch immer dieses rote Abendkleid anhatte, das einen tief geschnittenen Ausschnitt hatte. Nervös verschränkte sie ihre Arme und verdeckte somit so gut es ging ihre nackte Haut. Doch der Kämpfer würdigte den Rest ihres Körpers keinen einzigen Blick. Noch immer starrte er in ihre blauen Augen und wirkte nicht gerade überglücklich sie zu sehen. „Kannst du mir erklären, wieso du mich Tausende Kilometer weit weg zum Trainieren schickst, weil mit dem Gravitationsraum etwas nicht stimmen soll? War das Ding überhaupt jemals defekt?“ Weiterhin herrschte betretenes Schweigen Seiten Bulmas. Vorsichtig schüttelte sie den Kopf, um ihm zu signalisieren, dass der Gravitationsraum noch immer einwandfrei funktionierte. „Dachte ich es mir doch, dass du mich umsonst an den Arsch der Welt geschickt hast.“ „Es hat dich ja keiner gezwungen Tausende Kilometer zu reisen ...“, erwiderte sie fast amüsiert. Wirklich - wieso hatte er das getan? Vielleicht hatte sie etwas übertrieben, als sie erwähnt hatte, dass an einem bestimmten Punkt der Erde der perfekte Ort für sein Training sei. Dass Son Goku dort bereits unglaubliche Kräfte in sich geweckt hatte ... „Hör zu“, fauchte er sie an. „Das ist kein Spiel.“ Bulma löste die Verschränkung ihrer Arme und seufzte angestrengt aus. „Okay, okay. Es tut mir leid. Ich werde dich nicht mehr belügen, was das angeht. Es ist nur so, dass ... dass ...“ Plötzlich spürte sie einen durchdringenden Schmerz in ihrem linken Arm. Der Saiyajin no Ouji hatte sie wider Erwarten gepackt und drückte kräftig mit seiner Hand zu. Für seine Verhältnisse wohl kaum, aber für sie war es, als ob gleich ihr Oberarm zerquetscht werden würde. Ein brennender Schmerz entfachte sich in ihrem Körper und ließ sie quälend aufschreien. „Es ist mir egal, was du für Spielchen mit deinem kleinen Freund abziehst“, keifte er sie an und verstärkte noch etwas seinen Druck um ihren Arm. Langsam verlor sie jegliches Gefühl in ihrer linken Körperhälfte. Er schnürte ihr regelrecht das Blut ab und das Atmen fiel ihr mit jedem Moment immer schwerer. „Hör auf ... das tut weh ... „, keuchte sie. Ihre Kräfte verließen sie und eigentlich wäre sie schon längst gen Boden gesackt, wäre da nicht seine unbändige Kraft, die sie noch immer zum Stehen zwang. Sie blickte in seine Augen und erkannte, dass er es ernst meinte. Todernst. Langsam kam er nahe zu ihrem Gesicht und seine Bewegung ließ sie noch mehr erschauern. „Keine Angst, kleine Onna“, hauchte er ihr an ihr linkes Ohr und sein kalter Atem an ihrer Haut erinnerte sie augenblicklich an dem Moment im Gravitationsraum zurück. Dort wo er behauptet hatte, sich entschieden zu haben. Doch zu jenem Zeitpunkt hatte sie nicht diese Angst gefühlt, die sie jetzt durchfuhr. „Ich tue dir nichts. Doch wenn du mich noch einmal für deine Beziehungsprobleme so verarschst, kannst du was erleben. Hast du mich verstanden?“ Ihr Atem stockte noch immer und sie konnte nichts anderes tun, als einfach mit geöffnetem Mund zu nicken. „Gut“, sagte er in einem fast erfreuten Ton und ließ sie augenblicklich wieder los. Trotz des Schocks konnte sie noch halbwegs geradestehen und fasste reflexartig nach ihrem schmerzenden Arm. Die Blauhaarige musste feststellen, dass er seine Kräfte in der Tat gut einschätzen konnte. Hätte er noch um eine Spur mehr zugedrückt, wäre vielleicht ... wäre vielleicht etwas Schlimmes passiert. Sie wollte gar nicht daran denken, was hätte passieren können. Alles, was sie wusste, war, dass ihr Arm ziemlich weh tat und ein Blick darauf verriet, dass er sie wirklich ernsthaft hätte verletzen können. Seine Abdrücke waren noch immer sichtbar auf ihrer Haut aufgezeichnet und Bulma war sich sicher, dass daraus einige blaue Flecken entstehen würden. „Damit wäre ja dann alles geklärt“, gab er zufrieden zurück und ging schließlich Richtung Capsule Corporation an ihr vorbei. Noch immer hielt sie sich ihren Arm, als sie seine Schritte hinter sich vernahm. Sie musste sich erst wieder fassen und beruhigen, bevor sie sich auch in das Haus begeben konnte. Die Konfrontation mit Vegeta hatte sie alles andere als vorhersehen können. Vor allem seine Reaktion, die ihr das Blut in den Adern zum Gefrieren brachte. Plötzlich stoppten die Schritte des Saiyajins für einen Moment. „Übrigens, nettes Kleid“, fügte er abschließend noch hinzu und setzte seinen weiteren Weg fort. ~*~ Es waren bestimmt mehrere Minuten vergangen, doch Bulma konnte sich noch immer nicht von der Stelle rühren. Hatte er ihr gerade gesagt, dass sie ein nettes Kleid anhatte? Zuvor hatte er noch mit ihrem Leben gespielt, als wäre es ein Hauch von Nichts. Doch dann diese abschließende Bemerkung ... Es machte sie mehr als nervös. Verwirrte sie regelrecht. Sie konnte dem Saiyajin einfach nicht in die Karten schauen. Langsam kam wieder etwas Gefühl in ihrem Arm wieder und sie versuchte ihn zu bewegen. Es funktionierte, aber schmerzte dennoch etwas. Sie war sich sicher, dass er sie nie ernsthaft verletzen wollte. Dass er sie nur forsch warnte. Bulma machte ihrem außerirdischen Gast keinen Vorwurf, dass er sie so hart angefasst hatte. Es war immerhin ihre eigene Schuld gewesen. In gewisser Weise hatte sie es verdient, dass er sie so gerügt hatte. Vielleicht hatte sie dies gebraucht, um aufzuwachen und zu verstehen, dass sie wirklich ehrlich mit sich, mit ihm und vor allem Yamchu sein sollte. „Yamchu“, seufzte sie. Der wartete bestimmt noch immer im Haus auf sie und würde ihr den nächsten Dämpfer geben. Angestrengt atmete sie aus und befand, dass sie nun bereit dafür war. Auch wenn sie ehrlich sein wollte - ihr Freund durfte auf keinen Fall wissen, was gerade passiert war. Wenn er wüsste, dass Vegeta sie so hart angefasst hatte, würde er noch mehr durchdrehen. Dann würde der ehemalige Wüstenbandit Dinge tun, die er später bereuen würde. Vielleicht würde er den Saiyajin angreifen und sie alle wussten, wie diese Begegnung ausgehen würde ... Ein letztes Mal schnappte sie nach ein bisschen Luft und begab sich schließlich in ihr Haus. ~*~ Als sie die Haustüre hinter sich schloss, bemerkte sie, dass kein Licht mehr im Haus brannte. Wahrscheinlich hatte Vegeta sich bereits zurückgezogen und Yamchu ... Ja, wo war er? Ohne lautere Geräusche zu machen, zog sie sich ihre Schuhe aus und stellte diese in die nächstgelegene Ecke. Sie beschloss sich zunächst in ihr Zimmer zu bewegen, um sich umzuziehen. Die Nacht hatte schon zu lange gedauert und sie war wirklich mehr als erledigt. Mit leisen Schritten bewegte sie sich die Treppen hinauf, bis sie den Gang erreichte, der zu ihrem Schlafzimmer führte. Genauso so leise, wie sie in das Haus hineingekommen war, öffnete sie ihre Zimmertüre. Sofort bemerkt sie das Licht in ihrem Zimmer, das von niemand anderen als Yamchu eingeschaltet worden war. Als sie die Türe hinter sich zumachte, erblickte sie bereits ihren Freund, der noch immer im Anzug angekleidet auf ihrem Bett saß. Die Arme hatte er abgestützt auf seinen Knien und die Hände leicht zusammengefaltet, die sein Gesicht verdeckten. Bulmas Herz klopfte erneut, als sie ihren Freund so einsam dasitzen saß. Gott, wie sie sich hasste und schuldig fühlte. Was würde sie nicht alles dafür geben ihm gleich reinen Wein eingeschenkt zu haben? „Yamchu ich …“, versuchte sie ein Gespräch zu beginnen und ging ein paar Schritte auf ihm zu. „Sag mir … sag mir eines“, klang er fast verzweifelt und legte seine Hände auf das Bett ab. Endlich konnte sie in sein ernstes aber dennoch trauriges Gesicht blicken, das widerspiegelte, was sie angerichtet hatte. Ihr schlechtes Gewissen wurde mit jeder Sekunde, die verging, immer schlimmer. „Denkst du über diesen Jungen nach?“ Die Blauhaarige horchte überrascht auf. „Welchen Jungen meinst du? Den aus der Zukunft?“ Wieso begann er plötzlich mit diesem Thema? Was hatte das jetzt mit Vegeta genau zu tun? „Ich würde nur gerne wissen, ob du dich leid siehst, dass du ihn … ihn nie bekommen wirst. Jetzt wo du meinst, dich für mich entschieden zu haben. Tut es dir leid, dass es ihn hier nie geben wird? Hier in dieser Zeit.“ Instinktiv biss sich Bulma auf die Unterlippe und verkrampfte regelrecht bei dieser Frage. Natürlich sah sie sich in gewisser Weise leid, niemals diesen netten Jungen zu bekommen. Nächtelang war sie wach gewesen und hatte eine Zeitlinie erstellt, um herauszufinden, wann er gezeugt werden müsse, um zu existieren. Nicht nur weil es sie interessierte, wann dies geschah, sondern auch, wie man die Zeit selbst manipulieren konnte. Inwiefern sie diese verändern wollte, war sie sich selbst nicht einmal bewusst. Wollte sie diese Informationen wissen, um genauestens zu wissen, wann sie sich von Vegeta fernhalten sollte? Oder um zu wissen, wann sie sich ihm nähern sollte? „Ich weiß es nicht …“, antwortete sie bloß. Es war die Wahrheit. Im Endeffekt brachte es nichts ihn in dieser Sache anzulügen. Nicht schon wieder. Abermals ging sie auf Yamchu zu, bis sie direkt vor ihm stand und sich zu ihm niederkniete. Sie umfasste seine Hände und sah ihn bei ihren nächsten Worten tief in die Augen. „Doch eines weiß ich genau. Dass ich dich nicht verlieren möchte. Das musst du mir glauben.“ „Das weiß ich. Ich weiß auch, dass ich überreagiert habe, jetzt wo ich so darüber nachgedacht hatte. Eigentlich hätte ich dich nie um so etwas bitten sollen. Also ihn rauszuschmeißen. Ich muss einfach wieder einen klaren Kopf bekommen und nicht alle Probleme ihm zuschieben …“ Seine Hände umfassten nun die Ihren und er blickte ihr irgendwie enttäuscht in die Augen. Es war eine unfassbare Leere, die sie darin sah. So als wüsste er nicht, was er tun oder denken sollte. „Und was machen wir jetzt?“, fragte sie nach. „Ich werde wie geplant morgen außerhalb trainieren.“ „Für wie lange?“ „Ich … weiß es nicht.“ Diese Zeitangabe war wirklich mehr als schwammig. Was hatte dies zu bedeuten? „Ich verstehe nicht ganz“, hauchte sie und musste dabei ein leichtes Schluchzen unterdrücken. Das Blut in ihren Adern schien immer schneller zu pulsieren. „Was heißt das für uns?“ Yamchu ließ ihre Hände los und erhob sich schließlich. Seinen Körper bewegte er Richtung Zimmertüre und mit dem Rücken ihr zugewandt erklärte er seine weitere Vorgehensweise. „Ich auch nicht. Aber ich muss einfach mal weg. Eigentlich hasse ich mich selbst dafür, dich hier jetzt mit ihm allein zu lassen. Dennoch glaube ich, dass ich das brauche, sonst mache ich mich noch verrückt.“ „Du brauchst dich doch nicht verrückt machen“, erwiderte sie und erhob sie wieder vom Boden. Verzweifelt starrte sie auf den Rücken des Kämpfers und erkannte die enttäuschte Haltung, die er einnahm. Es war ihm wirklich ernst zu gehen, auch wenn es ihm mehr als schwerfiel. Sie konnte nicht glauben, dass er dies wirklich tun wollte. Wo er doch zuerst gemeint hatte, sie nicht mit Vegeta allein lassen zu können. „Ich weiß es. In der Theorie weiß ich das alles. Aber ich kann nichts gegen meine Gefühle machen. Ich muss einfach weg von hier, meinen Geist befreien und alles klar überdenken“, erklärte er ihr besonnen weiter. „Heißt das, dass … was ist mit uns … jetzt?“ „Das soll keine Trennung sein. Wirklich nicht! Das ist das Letzte, was ich will. Aber ich muss jetzt gehen, sonst sage ich noch Dinge, die ich noch bereuen werde. Tue Dinge, für die ich mich hassen würde …“ Dinge, für die er sich hassen könnte? Was sollte das nur heißen? Schließlich würde er nie handgreiflich werden. So schätzte sie ihn auf keinen Fall ein. „Aber …“, wimmerte sie und langsam aber sicher füllten sich ihre Augen mit Tränen. Ein Brennen durchfuhr sie und ließ sie leicht erzittern. Warum tat er ihr das jetzt an? „Bis bald. Ich komme wieder. Versprochen“, waren seine letzten Worte. Nach seiner Verabschiedung öffnete er die Zimmertüre und verschwand dahinter, ohne auch seinen Kopf erneut zu ihr umzudrehen. Es war, als ob er es nicht konnte. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen. Wahrscheinlich wollte er nicht ihre Tränen sehen, die ihr jetzt die Wangen hinunter liefen. Ihr Weinen, das nicht aufhören wollte. Vielleicht hätte er nicht die Kraft aufgebracht wirklich zu gehen, wenn er dieses traurige Gesicht gesehen hätte. Bulma machte nun keinen Aufstand mehr ihre Tränen zurückzuhalten. Abermals ging sie zu Boden und ließ sich mit dem Rücken an ihre Bettkante nach hinten fallen. Sie zog ihre Füße ganz nahe an sich heran und umschloss diese. Das feuchte Augenwasser quoll nur so über und tropfte auf ihre Knie herab. Es gab nicht viele Momente, in denen sie etwas bereute, oder sich hasste. Doch nun war so ein Augenblick gekommen. Einer, in dem sie sich selbst verfluchte. Sich ärgerte, dass sie gelogen und andere verletzt hatte. Es reichte schon die Wut des Saiyajins auf sich gezogen zu haben. Sein Vertrauen in gewisser Weise auch missbraucht zu haben. Doch das war nichts im Vergleich dazu, wie sie Yamchu gekränkt hatte. Ihrem langjährigen Freund, dem sie Treue und Ehrlichkeit schuldig war. Mehr denn je, in solchen Zeiten. Doch ihre Trauer führte sie nicht nur so weit, sich selbst zu hassen oder ihr eigenes Verhalten. Nein, es war vielmehr die Zukunft, die sie hasste. Es kam ihr vor, als ob diese sie regelrecht verhöhnte. Ja, das was sie am meisten hasste in diesem Moment, war die Kenntnis, die sie über die Zukunft hatte. Wie einfach wäre denn nicht alles, wenn alles so blieb, wie es war. Wenn niemand etwas wüsste. Niemand auch nur ahnen würde, wer der junge Saiyajin aus der Zukunft war. Niemand wüsste, dass sie und Vegeta … Gab es denn keinen Weg das rückgängig zu machen? Nichts zu wissen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)