Crossroads von lunalinn (decisions are never easy) ================================================================================ Kapitel 16: Der Trunk des Friedens ---------------------------------- Etwas hatte sich verändert. Insgeheim wusste er das auch und vielleicht war es unsinnig gewesen, dies vor Lupin zu leugnen. Nein…ganz sicher war es das. Jedoch hatte Severus schon immer die Angewohnheit gehabt, offensichtliche Dinge auszublenden – zumindest, wenn sie ihm missfielen. Allerdings stellte sich da die Frage, was ihm überhaupt daran missfiel, dass Lupin ihn angeblich leiden konnte. Zuerst einmal war er mit Potter, Black und ihrem kleinen Speichellecker befreundet; das sollte eigentlich als Begründung reichen. Seit Lupin sich jedoch auf seine Seite gestellt hatte, reichte die Tatsache eben nicht mehr aus. Punkt zwei: Lupin war ein Werwolf und hätte ihn beinahe gefressen. Doch auch wenn das einen triftigen Grund darstellte, so konnte er nicht gänzlich ignorieren, dass Lupin daran wenig Schuld traf. Wenn er die Wahrheit sagte, hatte er nicht mal davon gewusst – er konnte also nur Black dafür hassen. Na ja und Potter, der den Helden gespielt hatte…vermutlich um vor Lily zu glänzen. Und darüber hinaus? Möglicherweise lag es nicht mal an Lupin, dass ihn die absurde Vorstellung gegenseitiger Sympathie so sehr abstieß. Seine einzige, wirkliche Freundin hatte Severus seit jeher nur in Lily gefunden. Selbst als er eine Weile mit Avery und Mulciber umhergezogen war, hätte er die beiden nicht als Freunde bezeichnet – zu Recht, wenn er bedachte, wie sie sich jetzt bei Lestrange einschleimten, während sie ihn ihre Verachtung spüren ließen. Es hatte es eigentlich nie anders kennengelernt – er war der Außenseiter, den keiner mochte. Ob er jetzt der asoziale Snape-Junge aus dem dreckigen Industrie-Viertel, das wertlose Halbblut oder der böse, schmierige Slytherin war…es machte keinen Unterschied. Damals, in der Muggel-Schule hatten die Beschimpfungen Severus noch verletzt, doch mit der Zeit hatte er gelernt, seine Intelligenz zu nutzen, um sich dagegen zu wappnen. Das oder seine besonderen Fähigkeiten, die er in seiner Wut oftmals nicht hatte kontrollieren können. Nach ein paar kleineren Zwischenfällen hatten die anderen Kinder begonnen, ihn zu meiden und das war zwar nicht schön gewesen, aber besser als die verbalen und körperlichen Angriffe. Dann hatte er Lily getroffen und die Meinung anderer Menschen war ihm egal geworden. Solange sie ihn angelächelt und „Sev“ genannt hatte, hatte er alles halbwegs ertragen können – selbst Potter und Black. Seit er jedoch seine einzige Freundin verloren hatte und ihn sogar die Schüler aus seinem eigenen Haus mieden, hatte er sich eigentlich vorgenommen, sich von niemandem mehr abhängig zu machen. Wer brauchte schon Freunde, wenn man eine Obsession hatte? Die dunklen Künste waren weitaus treuere Freunde als Menschen. Wenn er sich geschickt genug anstellte, konnte er Großes erreichen, und war das nicht viel wichtiger als irgendwelche Bindungen, die sowieso nicht für immer hielten? Eigentlich hätte die Antwort darauf klar sein müssen, doch immer, wenn er Lily sah, sagte ihm etwas, dass es eben nicht wichtiger war. Weil nichts wichtiger war als sie. Weil er sie liebte. Immer noch…und wahrscheinlich würde das auch niemals aufhören. Lily war jedoch eine Sache, während das mit Lupin…anders war. Überhaupt nicht miteinander zu vergleichen. Warum sollte er von Lupin gemocht werden wollen? Warum sollte Lupin ihn plötzlich mögen? Niemand mochte ihn – selbst Lily hatte sich von ihm abgewandt, weil er sie so furchtbar beleidigt hatte. Er war niemand, der einfach so gemocht wurde. Nicht, dass es ihn noch stören würde. Er konnte damit leben, dass niemand etwas mit ihm zu tun haben wollte. Womit er nicht leben konnte, war, zum Gespött gemacht zu werden. Doch traute er Lupin das noch zu? Er hatte sich noch nie aktiv an dem Mobbing seiner Freunde beteiligt, das musste er zugeben. Er hatte sich gegen diese gestellt, ihn nicht bei McGonagall verpfiffen…meinte er das tatsächlich ernst? Wenn dem so war, stellte sich immer noch die Frage, was er selbst wollte. Er brauchte Lupin nicht. Er brauchte niemanden. Dennoch…war Lupin angenehme Gesellschaft, nicht zu aufdringlich, nicht zu laut…er war kein Dummkopf. Severus hasste ihn nicht mal mehr. Es war zum verrückt Werden! Wie konnten Jahre des Hasses so schnell in Vergessenheit geraten? Nur weil Lupin plötzlich meinte, den Samariter spielen zu müssen? Es erschien ihm zu einfach und trotzdem erwischte er sich bei dem Gedanken, es drauf ankommen zu lassen. Der Frieden zwischen ihnen würde sowieso nicht lange anhalten, geschweige denn, dass sich eine Freundschaft daraus entwickeln könnte. Freundschaft…was für ein absurder Gedanke. Lupin war seinen Freunden vielleicht nicht mehr hörig, doch er würde es für jemanden wie ihn nicht riskieren, sie zu verlieren. Irgendwann würde er sich entscheiden müssen und Severus wusste schon jetzt, wie diese Entscheidung ausfallen würde. Er warf einen kurzen, verbitterten Blick in die Richtung des Werwolfs, der dort mit den anderen Rumtreibern saß und Potters Reden mit einem müden Lächeln lauschte. Zumindest bis Slughorn den Raum betrat und um Ruhe bat, da der Unterricht nun beginnen würde. Severus wandte sich zu spät ab – sein Blick traf Lupins und dieser lächelte ihm freundlich zu. Das tat er in letzter Zeit häufiger. Mit finsterer Miene und ohne das Lächeln zu erwidern, schaute er nach vorn, wo Slughorn damit begann, Buchstaben an die Tafel zu zaubern. „Wir werden heute den Trunk des Friedens brauen. Richtig hergestellt kann dieser Trank Ängste und Aufregung lindern – doch allen, die nun gedenken, ihn vor den Prüfungen einzunehmen, rate ich zu äußerster Vorsicht! Dieser Trank ist nicht nur bei der kleinsten Abweichung wirkungslos, er kann im schlimmsten Falle sogar zum Tode führen! Schon manch einer ist eingeschlafen und nie wieder aufgewacht…ich bitte Sie also, sehr sorgfältig zu arbeiten!“ Ein strenger Blick aus stachelbeerfarbenen Augen glitt durch die Klasse, doch Severus konnte das nicht beunruhigen. Er hatte den Trank bereits in der fünften Klasse ausprobiert und sich alles Wichtige notiert, so dass er keine Probleme haben sollte. „…da einige von Ihnen nicht ganz so talentiert sind, wie andere“, sprach Slughorn weiter, wobei sein Blick einen kurzen Moment an Pettigrew hängen blieb. „…werden Sie bei diesem Trank erneut zu zweit arbeiten. Um das Ganze zu beschleunigen, finden Sie sich bitte in derselben Konstellation wie beim Sud der lebenden Toten zusammen!“ Ein entschuldigendes Lächeln traf Lily, die alle Mühe hatte, dieses zu erwidern; kein Wunder, denn das bedeutete, dass sie schon wieder mit diesem dummen Nichtsnutz zusammenarbeiten musste. „Sehr schön…ja, genau, Mr Lupin bitte zu Mr Snape – Ihre Zusammenarbeit war ja bereits beim letzten Mal sehr vorbildlich!“ Severus ächzte innerlich, als er die Worte seines Hauslehrers vernahm; konnte der nicht einfach mal den Mund halten? Er versuchte das spöttische Geflüster der anderen Slytherins zu ignorieren, ebenso wie Black, der so tat, als müsste er in seinen Kessel kotzen. Lupin dagegen schien das gar nicht so tragisch zu finden, denn er begab sich kommentarlos zu seinem Tisch und lächelte dabei so unbeschwert, als würde es ihn tatsächlich nicht stören. Vielleicht tat es das ja wirklich nicht…und Severus konnte nicht verhehlen, dass auch er weit weniger Probleme mit ihrer Zusammenarbeit hatte, als beim letzten Mal. „Hätte uns schlimmer treffen können oder?“, brummte Lupin, zwinkerte ihm im selben Moment jedoch zu. Severus schnaubte leise, ehe er ein grimmiges Nicken von sich gab. „Wenn du damit andeuten willst, dass es innerhalb dieses Raums einige inkompetente Dummköpfe gibt, kann ich dem zustimmen.“ Lupin blinzelte verdutzt. „Eigentlich wollte ich damit andeuten, dass ich die Zusammenarbeit mit dir recht angenehm finde.“ Severus hätte ihn am liebsten durchgeschüttelt und ihn angezischt, dass er die Klappe halten sollte. Warum wurde Lupin neuerdings ständig so verdammt…ach, er hatte nicht mal Worte dafür! Mit dieser aufdringlichen Freundlichkeit konnte er weniger umgehen als mit den Beleidigungen von Black – da wusste man wenigstens, woran man war. „…danke“, quetschte er hervor und Lupin wagte es doch tatsächlich zu schmunzeln. „Du hast wirklich ein Problem damit, einfach mal nett zu sein, oder?“ Severus sandte ihm einen genervten Seitenblick zu. „Würdest du aufhören, mich voll zu quatschen und dich stattdessen an die Arbeit machen?“, murrte er leise und begann die nötigen Utensilien auf dem Tisch auszubreiten. „Ich will deinetwegen keine schlechte Bewertung bekommen.“ Lupin rollte mit den Augen, jedoch folgte er dann seiner Anweisung, sich auf den Trank zu konzentrieren. Wiederholt musste Severus feststellen, dass der Werwolf wirklich nicht unfähig war. Nun gut, er hielt sich etwas zu sehr an die Anweisungen des Buches, aber man konnte nicht von ihm erwarten, ein ähnliches Talent wie er selbst für dieses Fach aufzuweisen. Im gleichen Moment fragte er sich, seit wann er so positiv von Lupin dachte…wenn er nicht aufpasste, wurde das noch zur Gewohnheit. Sie sprachen wenig miteinander, was Severus auch ganz recht war, denn wie Slughorn bereits erwähnt hatte, musste man bei diesem Trank besonders konzentriert arbeiten. Nachdem Lupin das Mondsteinpulver eingerührt hatte, mussten sie das Gebräu genau sieben Minuten lang sieden lassen. „…bist du nachher wieder in der Bibliothek?“ Severus warf dem Gryffindor einen Blick zu. „Möglich“, erwiderte er langsam und Lupin lächelte ihn an. „Ich wollte nachher auch hin…die anderen gehen lieber mit James zum Quidditch-Training, aber ich-“ „Verstehe“, unterbrach er ihn kühl und richtete die schwarzen Augen wieder auf die Sanduhr neben dem Kessel. „Weil Potter und sein Fanclub keine Zeit für dich haben, bin ich die Notlösung.“ Erst als er die Worte ausgesprochen hatte, fiel ihm auf, wie albern sie klangen; beinahe, als wünschte er sich, Lupins erste Wahl zu sein. Allein der Gedanke war so absurd, dass er sich etwas mehr über den Kessel beugte, wobei ihm die dunklen Haare ins Gesicht fielen. „Bitte?“ Am liebsten hätte er seine Worte zurückgenommen, aber das wäre noch peinlicher gewesen, weswegen er stur in die weiße Flüssigkeit schaute. „Also…so habe ich das eigentlich gar nicht gemeint“, sprach Lupin weiter und Severus hoffte, dass ihnen niemand zuhörte. „Ich habe nicht so viel Interesse an James‘ Training und wollte die Zeit lieber zum Lernen investieren…und da du auch oft in der Bibliothek bist…wir können uns gut ergänzen und…na ja…“ Lupin pausierte kurz, schien nachzudenken, wie er sich ausdrücken sollte. „…ich würde halt lieber mit dir zusammen lernen. Das hat wirklich nichts mit Notlösung zu tun.“ Wie konnte er dabei auch noch so ehrlich klingen? Eigentlich hätte er ihn jetzt ziemlich garstig abweisen müssen, doch irgendwas hielt ihn davon ab – vielleicht dieser ernste Blick. Lupin trieb ihn noch in den Wahnsinn. „Ist ja gut“, fuhr er ihm dazwischen, als er schon wieder den Mund aufmachte. „Ich habe es verstanden…meinetwegen treffen wir uns nachher dort.“ Hauptsache, er ließ dieses überflüssige Gerede endlich sein, das wurde ja immer unangenehmer. Lupin dagegen lächelte wie ein Honigkuchenpferd…und Severus stellte fest, dass er diesmal keinen Ekel empfand. Vielleicht lag es gar nicht an Lupin, sondern an ihm selbst? Irgendwas stimmte definitiv nicht mit ihm. „Ähm, Snape?“ „Was denn jetzt wieder?“ „Ich glaube, die sieben Minuten sind um…“ Er fuhr herum und tatsächlich hatte Lupin Recht – verdammt noch mal! Hastig gab er die zwei Tropfen Nieswurzsirup dazu – anscheinend war es noch nicht zu spät gewesen. Zumindest wurde der Trank nicht dunkler, was ein gutes Zeichen war. „Vortrefflich, vortrefflich!“ Das Schicksal hatte sich wohl vorgenommen, ihn zu bestrafen. Mit freudigem Gesichtsausdruck kam Slughorn auf sie zugeeilt, besah sich ihren Trank genauestens und nickte dann zufrieden. „Von Ihnen beiden können sich einige eine Scheibe abschneiden!“, verkündete er, wobei sein Blick kurz zu Pettigrew schwebte, der Lilys Arbeit sichtlich behinderte. Severus fiel auf, dass er bislang kaum auf sie geachtet hatte – daran war nur Lupin und sein irreführendes Gequatsche schuld. Lily wirkte gestresst und schüttelte immer wieder hoffnungslos den Kopf, was darauf schließen ließ, dass ihr Trank nicht mehr zu retten war. Er an ihrer Stelle hätte diesen Vollidioten schon längst im Kessel ertränkt. Bevor Slughorn sie beide noch weiter loben konnte, öffnete sich die Tür und McGonagall rauschte hinein. Es war eines der wenigen Male, bei denen Severus erleichtert war, sie zu sehen, denn so ließ Slughorn sie zumindest in Ruhe. „Horace, ich habe eine Nachricht von-“ „Ah Minerva, komm nur herein!“, fuhr er ihr über den Mund, was sie pikiert zur Kenntnis nahm. Zu seinem Entsetzen trat Slughorn mit offensichtlicher Begeisterung zwischen Lupin und ihn, legte dabei jeweils einen Arm um sie beide. „Sieh dir nur das hervorragende Ergebnis von Mr Snape und Mr Lupin an!“ Severus war wie erstarrt, während er die übrigen Schüler kichern hörte, wohingegen McGonagall kritisch die Brauen zusammenzog. Kurz sah sie zu dem Inhalt des Kessels, in dem die weiße Flüssigkeit waberte, ehe sie wieder ihren Kollegen ins Auge fasste. „Sehr beeindruckend“, erwiderte sie trocken, doch das trübte Slughorns Euphorie leider kein bisschen. „Nicht wahr?“, gab er zurück und klang wie ein stolzer Vater. „Sind die beiden nicht ein wunderbares Beispiel dafür, dass zwischen unseren Häusern keineswegs Feindschaft herrschen muss?“ Severus spürte, wie sich sein Magen umstülpte, doch er presste lediglich die Lippen fester zusammen. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Potter und Black angewidert zu ihnen herüber sahen – und sie waren nicht die Einzigen. Gryffindor und Slytherin waren so etwas wie Todfeinde…Slughorn machte sie mit seinem unbedachten Gefasel zum Gespött der Schule. „Nun“, begann McGonagall zögerlich. „…mir scheint, dass zumindest zwei etwas aus der Strafarbeit gelernt haben.“ Dabei streifte ihr strenger Blick Potter und Black, die hastig so taten, als würden sie an ihrem Trank arbeiten. „Wie dem auch sei…der Schulleiter möchte dich nach der Stunde sehen. Er hat alle Hauslehrer in sein Büro beordert.“ Slughorn entließ sie endlich aus dem unangenehmen Griff und nickte mit wichtigtuerischer Miene. „Natürlich, natürlich…ich komme sofort!“ Während McGonagall das Klassenzimmer verließ, stellte sich Slughorn wieder ans Pult und wedelte mit den Händen herum. „Bitte füllen Sie Ihre Tränke ab und beschriften Sie Ihre Proben, bevor Sie sie abgeben! Ich werde Ihre Arbeit entsprechend benoten.“ Severus‘ Kiefer malmte, doch er holte nur stumm seine Phiole heraus – bis er Lupins Blick auffing. „Kein Wort“, warnte er diesen und Lupin schloss seinen Mund sofort wieder. Wenigstens das…doch schon bald wurde ihm klar, dass der Werwolf sein geringstes Problem darstellte…spätestens, als Avery vor ihren Tisch trat. Severus spannte sich an, hielt dem Blick, der voller Verachtung funkelte, stand. „Du bist echt ne Schande für unser Haus, Snape!“, zischte er ihm zu und er sah kurz zu Lupin, der anscheinend sprachlos vor Empörung war. „Warte, bis Rabastan erfährt, mit welchem Abschaum du dich verbrüderst.“ „Als ob Moony der Abschaum von den beiden wäre…“, hörte er Blacks Stimme, noch bevor er sich verteidigen konnte. Aus Reflex fuhr seine Hand direkt in seinen Umhang, umklammerte den Stab darin. Sein Blick traf Blacks graue Augen, die ihn unablässig fixierten, und natürlich stand Potter direkt daneben. „Slughorn hat die zwei zusammengesteckt, klar?“, mischte er sich ein und blickte Avery warnend an. „Und jetzt mach, dass du verschwindest!“ Mulciber, der ebenfalls dazu gekommen war, tauschte einen Blick mit seinem Freund, ehe sie beide Severus ins Auge fassten. „Gehört Potter jetzt auch zu deinem Freundeskreis, Snape? Gut zu wissen…“ Der Angesprochene erzitterte vor Wut, verengte die schwarzen Augen und seine Finger krampften sich um seinen Zauberstab. „Bevor der und ich Freunde werden, trinke ich freiwillig Pettigrews verpfuschten Trank!“, spie er aus. „Und bevor wir dich auch nur eine Sekunde freiwillig in der Nähe haben wollen, schmeißen wir dich in den Schwarzen See, Schniefelus…die Dusche hätten deine fettigen Haare mal nötig!“, bellte Black und Severus zog seinen Stab. Black tat es ihm ohne das geringste Zögern nach und hasserfüllt starrten sie einander an, einen Fluch auf den Lippen. Allerdings schien Potter mal wieder Lily beeindrucken zu wollen, die mit gerunzelter Stirn zu ihnen herübersah, denn er drückte Blacks Zauberstab herunter. „Hör auf damit, Tatze…Slughorn steht da noch und wenn der das mitbekommt, kriegen wir schon wieder eine Strafarbeit.“ „Aber…Krone, er-“ „Der ist es nicht wert, Mann!“ Severus lächelte höhnisch und der passende Spruch lag ihm auf den Lippen, als ihn der plötzliche Griff um seine Schulter innehalten ließ. Als er herumfuhr, sah er Lupin, der ihn ernst anblickte. „Sei vernünftig, Snape…das bringt nur Ärger.“ „Nimm deine Pfoten weg!“, herrschte er den Werwolf an, der ihn daraufhin mit einem undefinierbaren Blick ansah, aber schließlich die Hand zurückzog. Als er sich wieder seinem Widersacher zuwandte, diskutierte dieser immer noch mit Potter, während Avery und Mulciber mit einem letzten, verächtlichen Blick verschwanden. Sie würden nicht die Klappe halten, das war sicher. Lestrange würde ihn umbringen, wenn er davon erfuhr. Ohne Lupin noch in irgendeiner Form Beachtung zu schenken oder sich weiter um den Trank zu kümmern, schnappte er sich seine Sachen und verließ den Raum. So viel dazu, Lupin und er könnten Freunde werden. Wie absurd…wie verdammt lächerlich. Selbst in dem unwahrscheinlichen Fall, dass er gewollt hätte – und Severus wollte auf keinen Fall –, wäre es unmöglich. Allein schon wegen der Fehde zwischen ihren Häusern…und der Tatsache, dass er Potter, Black und auch Pettigrew die Pest an den Hals wünschte. Er hatte sie doch nicht mehr alle beisammen, Lupin auch nur einen Funken Sympathie entgegen zu bringen. Nur weil der Werwolf so hartnäckig daran festhielt, dass sie sich verstehen…oder mögen könnten. Nur weil er ihm einmal geholfen und sich gegen seine Freunde gestellt hatte. Gerade eben hatte er ihn schließlich davon abgehalten, einen seiner Todfeinde zu verfluchen. Andererseits hatte er ihn auch davon abgehalten, ziemlichen Ärger zu bekommen und Lily Zeuge eines Duells werden zu lassen. Sicher hätte sie es ihm übel genommen, wenn er Black einen Fluch auf den Hals gehetzt hätte. Er blieb mitten auf dem Gang stehen, ignorierte die anderen Schüler um sich herum und starrte stattdessen die Wand an. Ein paar Sekunden regte er sich nicht…dann seufzte er genervt, schloss kurz die Augen und schlussendlich…schlug er den Weg in Richtung der Bibliothek ein. Nach über einer Stunde, die er allein unter Madam Pinces strenger Aufsicht verbracht hatte, rechnete er nicht mehr mit Lupin. Na ja, wenigstens hatte er seinen Aufsatz für Verwandlung fast fertig, auch wenn er ihn noch einmal überarbeiten müsste. McGonagall war da sehr genau und er wollte der alten Schabracke keine Gelegenheit geben, ihn zu kritisieren. Also legte er die Feder beiseite und beugte sich tief über die vollgekritzelte Rolle Pergament. Er war so konzentriert, dass er die Schritte, die sich ihm näherten, erst wahrnahm, als die Person schon vor seinem Tisch stand. Ein paar Bücher wurden auf die Holzplatte fallen gelassen und Madam Pince ließ ein verärgertes Fauchen verlauten, welches an Mrs Norris erinnerte. Severus fuhr hoch, starrte in Lupins bernsteinfarbene Augen, die ihn regelrecht strafend ansahen. „Damit du es weißt“, fing er an und zog sich einen Stuhl heran. „Ich habe Sirius gesagt, dass seine Worte abscheulich waren.“ Severus wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, weshalb er still blieb. „…und ich habe dich zurückgehalten, weil ich nicht wollte, dass einer von euch verletzt wird oder Ärger bekommt.“ Immer noch brachte er keinen Ton raus; alles erschien ihm unpassend zu sein. „Und ich bin hier, weil ich es möchte.“ Lupin blickte ihn ernst an. „Können wir also in Frieden zusammen lernen? Das ist nämlich der Grund, wegen dem ich hier bin…oder erträgst du einen Gryffindor nicht in deiner Nähe?“ Lupin benutzte so selten Sarkasmus…es fehlte immer noch das Gift in seinen Worten…ebenso wie sein Ausdruck zu weich war. Aber gut. Nicht jeder konnte ihm diesbezüglich das Wasser reichen; er hatte seinen Zynismus lange trainiert. „Eigentlich nicht…aber für dich mache ich eine Ausnahme“, brummte er und auch, wenn er es niemals zugegeben hätte, war er erleichtert, als sich Lupins Miene endlich aufhellte. „Manchmal glaube ich, dass es doch noch Hoffnung für dich gibt, Snape“, meinte er schmunzelnd und Severus schnaubte. „Beschäftige dich mit meinem Aufsatz, wenn du unbedingt kluge Sprüche von dir geben willst…“ Und damit schob er ihm das Pergament zu, beobachtete Lupin, der ihn ungläubig anschaute. „Du willst meine Meinung wissen?“ „Sonst würde ich dir meine Arbeit nicht geben.“ „Okay…“ Lupin lächelte noch einmal flüchtig und man merkte ihm an, dass ihn seine Antwort zu freuen schien. Dass er so eine große Sache daraus machen musste…nur weil Severus einmal anerkannte, dass er etwas im Kopf hatte und aus diesem Grund eine Hilfe sein konnte. Nur weil er einmal Lupins Meinung schätzte…na gut, es hatte sich definitiv etwas zwischen ihnen verändert. Anscheinend zum Positiven…und Severus hatte keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)