A long Time ago von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 62: Wie die Zeit vergeht -------------------------------- Noch fünf Tage Mimi wusste gar nicht wie ihr geschah, die Zeit raste nur noch so an ihr vorbei. Morgen würde sie beginnen sich nach und nach von ihren Freunden zu verabschieden. Eigentlich wollte Mimi das gar nicht, denn sie wusste, dass sie unheimlich traurig sein würde und ihre Tränen kaum zurückhalten konnte und dadurch, dass auch noch Matt gehen würde, würde dies der Stimmung nicht unbedingt helfen. Dennoch wollte Mimi ihre Freunde nochmal sehen, vorallem weil sie nicht genau wusste, wann sie diese das nächste Mal sehen würde. Sie war heute bei den Yagamis zu Besuch. Während nun ausgerechnet Tai immer vernünftiger wurde und sich auf das Wesentliche konzentrierte, fiel es Mimi immer schwerer. Sie lagen in seinem Bett und das Gefühl des Abschieds lag allgegenwärtig in der Luft. Tai hatte die Arme um Mimi geschlungen und sie ruhte an seiner Brust. Mimi wusste, dass ihr Freund wach war. Sie erkannte es an der gleichmäßigen Bewegung während er ihr durchs Haar strich. Mimi hob leicht ihren Kopf an und sah zu ihm hoch. Warme, braune Augen, tief und durchgehend schauten zu ihr. „Morgen“, flüsterte er. Mimi reckte den Kopf um dem Brünetten näher zu kommen und ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. „Guten Morgen.“ Dann schmiegte sich die Jüngere wieder an seine Brust und hielt ihn eine Stunde einfach nur fest. Tai drückte Mimi von Zeit zu Zeit einen Kuss aufs Haar. Mimi war sich sicher, dass das einer der geborgensten und wundervollsten Momente ihres Lebens war. Sie würde noch lange an diesen Moment denken, daher nahm sie sich vor diesen Augenblick für immer zu bewahren, ihn sorgsam zu behüten um ihn in den Momenten der schlimmsten Sehnsucht wieder abrufen zu können. Nachdem diese gefühlte schönste Zeit voller Glückseligkeit verstrichen war mussten sie sich doch dem Alltag stellen. Tai würde in einer Woche zur Uni gehen und musste dafür noch ein paar Sachen erledigen und Mimi musste sich langsam ans packen begeben. Nachdem gemeinsamen frühstücken war Tai damit beschäftigt gewesen selber Unterlagen für die Uni herauszusuchen, die er später abarbeiten wollte. Wehmütig beobachtete sie ihn dabei, er würde bald ein ganz anderes Leben leben als sie. Neue Leute kennen lernen und studieren. Sie war wirklich stolz auf ihn, dass er das machte. Sie selbst war noch Schülerin im Abschlussjahr und eigentlich hatte sie überhaupt keine Ahnung, was sie danach machen sollte. Egal was sie sich vorstellte, bei nichts hatte sie das Gefühl: Ja, das will ich für den Rest meines Lebens machen. Bei ihren Freunden sah das allerdings ganz anders aus, sie alle wussten ganz genau was sie wollten. Waren sie so viel weiter als sie? Was, wenn sie nicht mithalten konnte, vorallem mit Tai? Sie seufzte auf, als Tai sich gleich darauf zu ihr umdrehte. „Alles okay?“ Die Brünette nickte. „Ja... ich... bin nur schon gespannt was du alles so berichten wirst?“, erwähnte sie beiläufig. Und all die schönen, sportlichen und gut gebauten Sportstudentinnen, während sie am anderen Ende der Welt festsitzt fügte sie in Gedanken hinzu. Sie biss sich auf die Unterlippe, um das Brennen in ihren Augen zu unterdrücken. Mit den Rührseligkeiten wollte sie jetzt noch nicht beginnen, später würde sie noch genug Zeit für Tränen haben. „Ich denke mal so spektakulär wird das auch wieder nicht“, spielte der Brünette das Ganze runter und das wusste Mimi genau. Er war aufgeregt und er freute sich darauf. „Du wirst das sicher gut machen“, flüsterte sie leise. „Prinzessin, ist wirklich alles in Ordnung? Du bist die ganzen letzten Tage schon so angespannt?“ „Klar, ich will nur nicht gehen und von dir getrennt sein...“, murmelte sie niedergeschlagen. Tai setzte sich zu ihr und zog sie zu sich. „Ich weiß, ich finde das auch blöd. Ich will da gar nicht dran denken, aber wir kriegen das schon hin.“ Wie immer blieb Tai optimistisch, während Mimi nur monoton mit dem Kopf nicken konnte. Was blieb ihr auch sonst übrig? Sie verabschiedete sich von Tai, damit er seine Sachen in Ruhe und ohne Ablenkung erledigen konnte und sie etwas Zeit mit ihrer Großmutter verbringen konnte, die sie auch vermissen würde. Nachdem Tai seine Unterlagen für die Uni soweit fertig hatte, legte er sich aufs Bett, er nahm seinen Fußball in die Hand und schmiss ihn immer mal wieder an die Decke um ihn kurz darauf wieder aufzufangen. Er seufzte laut, als er den Ball zum wiederholten mal auffing. Er war alleine und hatte und brauchte die Zeit für sich um nachzudenken. In ein paar Tagen würde er Mimi zum Flughafen bringen und sie würde nach Amerika fliegen, ob sie es wollten oder nicht. Sie würden sich trennen zumindest räumlich, aber was genau würde das für sie bedeuten? „Tai?“ Er wusste genau was er für Mimi empfand. Er liebte sie und wollte kein anderes Mädchen an seiner Seite haben und er war sich sicher, dass es andersherum genauso war, aber reichte das auch? Schmerzlich biss er sich auf die Unterlippe. Wieso bekam er denn jetzt Zweifel? „Tai?“ Er wollte diese negativen Stimmen in seinem Kopf gar nicht die Oberhand gewinnen lassen, er wollte sie weiterhin ignorieren, optimistisch bleiben. Sie liebten sich, das war doch alles was zählte. Er brauchte sie und sie machte ihn glücklich. Sie hatten eine Chance und es war doch nur ein Jahr und das würde doch schließlich schnell vergehen, oder? „TAICHI!!!!!“ Erschrocken weiteten sich die Augen des Brünetten, der kurz zuvor den Ball wieder in die Höhe warf. Von dem Aufschrei war er so abgelenkt, dass er den Ball vergaß, der prompt in seinem Gesicht landete. Verärgert warf er diesen zur Seite und musterte seine Schwester. „Warum schreist du denn so laut? Bist du wahnsinnig?“, fragte er sie aufgebracht. „Ich habe dich schon zweimal gerufen, du reagierst ja wieder einmal nicht“, argumentierte sie sachlich. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt nach und trat ganz in sein Zimmer ein. Tai versuchte seiner Schwester ein unbekümmertes Lächeln zu schenken und nickte, doch sie durchschaute es und setzte sich neben ihn aufs Bett. „Was ist los?“ Tai seufzte, warum musste seine Schwester ihn auch so gut kennen? „Ach...ich hab nur daran gedacht, dass Mimi bald weg ist und ich... ich hab Angst, weil ich...“ Er brach seinen Satz ab. Er zog seine Beine an und legte seinen Kopf auf seinen Knien ab. „Was ist, wenn wir es nicht schaffen?“ Überrascht sah die Jüngere ihren Bruder an. Die ganze Zeit wirkte Tai so positiv, er beteuerte immer, dass sie es auf jeden Fall schaffen würden, dass es doch nur ein Jahr war und auf einmal kamen ihm Zweifel? „Warum solltet ihr es denn nicht schaffen, Tai? Ihr liebt euch doch.“ „Es wird einfach komisch sein, wenn sie nicht mehr hier ist. Ich will dass sie hier bleibt dann wüsste ich ganz genau, dass es klappt. Ich meine... ich weiß nicht mal was Mimi in Amerika eigentlich macht. Ich kenne ihre Freunde dort drüben nicht. Ich weiß nicht mal mit wem sie ihre Freizeit verbringt ist das nicht traurig?“, richtete er seine Frage an Kari. Die Braunhaarige biss sich auf ihren Daumennagel. Etwas verzwickt war die Situation schon, aber ihr war klar, die Beiden würden getrennt totunglücklich sein und sie wollte doch, dass sie glücklich waren und das zusammen. „Aber Mimi geht es da doch sicher nicht anders als dir. Ich meine, auch du lernst neue Leute kennen, die Mimi nicht kennt. Ihr müsst euch eben vertrauen“, murmelte die Jüngere und lehnte ihren Kopf an seine Schulter an. „Ich weiß, dass das ganz einfach klingt, aber das ist es nicht. Wir sind beide eifersüchtig.“ „Hast du mit ihr mal über deine Zweifel geredet?“ Sofort schüttelte der Ältere seinen Kopf. „Ich will sie nicht verunsichern.“ „Aber das bringt nichts, du musst mit ihr reden. Vielleicht hat sie die gleichen Zweifel. Ihr müsst ehrlich sein, das ist das Wichtigste, gerade in einer Fernbeziehung.“ Kari nahm ihren Kopf von der Schulter ihres Bruders „Du liebst sie doch, oder?“ „Mehr als alles andere auf der Welt und genau das macht mir so eine Angst, wenn sie weg ist... und wir es nicht schaffen...boah da will ich gar nicht drüber nachdenken“, murmelte er und ließ sein Gesicht in seinen Handflächen verschwinden. „Dann tue es auch nicht. Ich meine, natürlich werdet ihr euch sehr vermissen und es wird nicht leicht, weil ihr euch nicht so oft sehen könnt und die Zeitverschiebung, das ist alles blöd, aber das haben doch schon andere geschafft und die hießen nicht Taichi Yagami und Mimi Tachikawa“, grinste die Jüngere und boxte ihren Bruder gegen seinen Oberarm. „Aua!“, protestierte er. „Jammer nicht so! Ihr schafft das schon.“ „Und kannst du mir das auch garantieren?“, fragte er leise nach und lächelte. „Du weißt doch am besten, dass es für nichts auf der Welt eine Garantie gibt“, murmelte Kari bedrückt. Tai drehte seinen Kopf zu seiner Schwester um und legte einen Arm um sie. „Du bist stark Tai, viel stärker als Papa. Glaube einfach an eure Liebe, dass sie stark genug ist und wenn ihr das schafft, dann könnt ihr alles schaffen. Ihr habt doch schon so manche Herausforderungen gemeistert, auch in der kurzen Zeit die ihr zusammen seid und obwohl es nicht immer leicht war und ihr Beide viel durchgemacht habt. Ihr habt es überstanden. Gemeinsam und darum geht es doch.“ Beeindruckend sah der Ältere zu seiner kleinen Schwester und zog sie näher in seine Arme. Sie hatte Recht, wie konnte er nur daran zweifeln? Sie waren stark zusammen und füreinander da. Verdammt es war ein Jahr, das würden sie doch schaffen. Sie mussten es einfach. „Wann bist du eigentlich so erwachsen geworden? Du wirkst gerade viel reifer als ich“, grinste der Ältere. „Ich bin ja auch viel reifer, als du!“, neckte sie ihren Bruder. „Hmm... muss ich dich an die letzte Party erinnern? Miss mein Freund betrügt mich mit meiner besten Freundin?“, lachte der junge Mann. Sofort wurde Kari rot im Gesicht. „Hör auf, das ist gar nicht lustig. Oh Gott, das war mir so peinlich. Ich werde nie wieder Alkohol trinken. Ich kann mich gar nicht oft genug bei Takeru und Yolei entschuldigen“, kam es reumütig aus der Braunhaarigen. Tai lachte weiter. „Ich werde bestimmt nie wieder die Erlaubnis von dir bekommen deinen Liebsten zu verprügeln. Vielleicht hätte ich die Chance nutzen sollen. Immerhin hat er dich besudelt“, sprach Tai drauf los und musterte seine Schwester. Immerhin wusste er nicht, ob Kari und Takeru tatsächlich schon ihr erstes Mal miteinander hatten, doch als Kari misstrauisch einen Schmollmund zog und ihren Bruder ansah gefror sein Gesicht. „Ernsthaft jetzt?“, fragte er erbost nach. „Sei nicht sauer. Wir lieben uns...und...“ „bla, bla“, unterbrach Tai sie. „Ich hätte ihn wirklich verprügeln sollen, als ich die Möglichkeit hatte“, knurrte der Ältere. „Tai lass gefälligst T.K in Ruhe!“ „Ja, ist ja gut, aber nur weil ich dich viel zu lieb hab, auch wenn du jetzt besudelst bist.“ „Hör auf dieses Wort zu sagen“, schimpfte sie beleidigt „Außerdem bist du das schon sehr viel länger als ich“, erinnerte sie ihren Bruder mit Nachdruck. Tai winkte nur unbeeindruckt ab. „Ach bei mir war es klar, dass ich in die Hölle komme, also konnte ich mich ruhig so richtig schmutzig machen, aber du bist doch immer ein Engel gewesen“, grinste er. Kari verdrehte die Augen. „Ja und? Vielleicht bin ich gar nicht so ein Engel wie du immer meinst, sondern ein kleiner Teufel“, kicherte die Jüngere. Sprachlos sah Tai die Jüngere an. „Nimm das sofort zurück.“ „Ich denk nicht dran“, lachte sie, als sie das erstarrte Gesicht ihres Bruders sah. Kari nahm ein Kissen und schmiss es Tai ins Gesicht. „Also das bedeutet Krieg!“, wehrte sich der Brünette und bewarf sie ebenso mit einem Kissen. „Krieg und Vernichtung“, schrie Kari schrill auf und nahm sich alles was sie in die Hände bekam um Tai zu bewerfen, doch der reagierte schnell. Kari ergriff die Flucht und rannte aus dem Zimmer. „Das wird dir nicht helfen“, rief Tai ihr lachend hinterher. Noch vier Tage Und schon wieder raste ein Tag an Mimi vorbei. Je näher der Tag der Abreise bevorstand umso schneller schien die Zeit zu vergehen. Was sollte das? Das war doch echt ein schlechter Scherz. Sie wünschte sie könnte die Zeit anhalten oder einfach zurückdrehen und gerade ihren Koffer packen um nach Japan zu fliegen und nicht ihren dämlichen Koffer für die Heimreise packen. Natürlich hatte sie auch Freunde in Amerika, die sie auch ins Herz geschlossen hatte und sie hatte sich in ihrem Urlaub nicht einmal bei ihnen gemeldet. Sie war sich sicher, dass auch das noch ein Nachspiel hatte, wenn sie überhaupt noch mit ihr reden würden. Aber wann hätte sie sich auch melden sollen? Es war hier so viel los und so viel passiert. Augenblicklich wurde ihr wieder schlecht, was wenn es andersherum auch so war. Was wenn Tai keine Zeit hatte sich zu melden oder sie? Und dann die Zeitverschiebung. Wütend schmiss sie ein paar Hosen in den Koffer, schmiss den Koffer zu und trat ihn ans ende des Zimmers. „Na, was hat der Koffer dir denn getan?“, fragte Tai amüsiert nach, der gerade das Zimmer betreten hatte. Tai kam an Vorabend wie vereinbart bei Mimi an. Sie aßen gemeinsam mit Riku zu Abend, doch so ganz konnte Tai von seinen Gedanken nichts erzählen. „Tai? Nichts... der Koffer ist doof.“ „Bekommst du ihn nicht zu? Soll ich dir helfen?“, fragte er nach. „Nein, ich bin noch nicht fertig. Ich brauche eine Pause“, brummte sie verärgert. Tai ging zu ihr und umarmte sie von hinten. „Lass dich doch nicht so runter ziehen. Du bist doch noch hier“, versuchte der Ältere seine Freundin aufzumuntern, auch wenn er selbst wusste wie fad die Worte in seinem Mund klangen, die Jüngere nahm das Ganze genauso mit, aber er wollte sie nicht traurig sehen. Er wollten sie Lächeln sehen. „Ich kann die Tage mittlerweile an einer Hand abzählen“, erwiderte sie traurig. „Solange man von Wochen sprechen konnte, klang das alles so weit weg, aber jetzt sehe ich schon wie das blöde Flugzeug auf mich wartet.“ „Dann bestellt dem Flugzeug schöne Grüße und sag: Heute noch nicht!“, widersprach er lächelnd. Mimi erwiderte sein Lächeln und konnte nicht länger schmollen. Er schaffte es immer wieder sie zum lachen zu bringen und sein Lächeln machte sie ohnehin ganz schwach. Gott wie sie dieses Lächeln liebte und sich darin vergaß. Das würde ihr genauso fehlen. Verdammt schon wieder wurde sie traurig. Sie schüttelte ihren Kopf und schluckte den Kloß im Hals runter. „Wir schaffen das doch, oder?“, fragte Mimi flüsternd. „Natürlich schaffen wir das Prinzessin“, erwiderte er wie immer optimistisch und gab Mimi einen Kuss auf die Wange. Sie drehte sich zu ihrem Freund um, zog den Älteren am Nacken zu sich runter. „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)